Paris Eine literarische- musikalische Soirée Paris ist ein Kosmos
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Paris Eine literarische- musikalische Soirée Paris ist ein Kosmos
Paris Eine literarische- musikalische Soirée Paris ist ein Kosmos, ein städtisches Fluidum, das sich nur schwer fassen lässt. Schon Victor Hugo beschreibt im vierten Buch seines „Notre Dame de Paris“ die dynamische Entwicklung der städtischen Topografie im späten Mittelalter, die jede Grenze und Stadtmauer sprengt, überschreitet und permanente Wandlungsprozesse in Gang setzt. Dieses urbane Kraftzentrum hat zum einen eine Vielzahl an literarischen Verarbeitungen hervorgebracht, die im Programm den Bogen vom 19. Jahrhundert über die frühe Moderne des 20. Jahrhunderts und die geistigen Aufbrüche der Nachkriegszeit bis hin zu den sozialgeschichtlichen Entwicklungen des neuen Jahrhunderts spannt. Zum anderen spiegelt diese Stadt ein breites Spektrum an Erlebnisräumen, denen filmisch, zeichnerisch, musikalisch und literarisch nachgespürt wird, ein Gang durch eine Auswahl von Stadtvierteln, die ihren Facettenreichtum und den Blick hinter die Kulisse sucht. Dabei sind die Filmszenen, die in den Tagen meines letzten Aufenthalts gedreht wurden, oft sehr spontan und zufällig entstanden und haben die Verbindung mit den Texten nach sich gezogen bzw. erzeugt. Die Kompositionen und musikalischen Bearbeitungen wurden wiederum durch die Textimpulse generiert, sie fokussieren Stimmungen, Assoziationen und dauerhafte Eindrücke, die nicht den Anspruch von Vollständigkeit erfüllen können und wollen. Dennoch erzeugen Details und der schweifende Blick einen subjektiven Gesamteindruck, den der Hörer und Zuschauer gerne mit seinen eigenen Erfahrungen abgleichen und sich zu ihnen in Beziehung setzen kann. Ich möchte mich für wertvolle Anregungen bei der Entstehung dieses Projektes bei Madeleine Schumacher, für die kreative Bearbeitung und den Schnitt des Filmes bei Dominik Prager und die Beisteuerung der Komposition aus seinem eigenen Paris-Album bei Sebastian Sternal bedanken. Mein Dank gilt auch meinen Mitstreitern, die die Realisierung des letzten Städteporträts zum Thema Rom ermöglicht haben: Alexander Gelhausen als Sprecher und Vokalist, Thomas Humm am Klavier, Florian Werther am Kontrabass und Axel Pape am Schlagzeug. Axel Grote 1. Blick auf Paris Notre Dame de Paris (Victor Hugo) (Auszüge aus dem 4.Buch) Paris-Concert (Keith Jarrett) 2. Die Seine /Inseln Morgengrauen (Charles Baudelaire) Gare de Lyon – Familie Perrichon (Eugène Labiche) Le bouquiniste (Grote) Au point du jour (A. Grote) C´est ci bon (Henri Betti) Filmsequenz Gare de Lyon Filmsequenz bouquiniste 3. Canal St. Martin L´écluse du temple (Grote) Filmsequenz l´écluse du temple 4. Saint Germain des Prés Der Horizont (Patrick Modiano) (Auszug) April in Paris (Vernon Duke) Filmsequenz Café de Flore 5. Les Jardins Der Panther (Rainer Maria Rilke) (Jardin des Plantes) Jardin de Luxembourg (Grote) Der Löwe (Grote) Palais Royal (Denis Diderot) Klavierimprovisation (Thomas Humm) Prélude (Sebastian Sternal) Filmsequenz Kinder Valse pour un enfant amoreux (A.Grote) Filmsequenz Zeitungsleser am Palais Royal Sous le ciel de Paris (Jean Wiener) 6. Métropolitain Métropolis (Walter Mehring) Filmsequenz Métro Métropolitain (A. Grote) Der Tunnel der Verliebten (Ph. Soupault) Filmsequenz Metromusiker Tagebuchaufzeichnung 1911 (Franz Kafka) Klangcollage 7. Marais Place des Vosges (Grote) Aus der Chronik der Rosengasse (Glaser) 8. Belleville Verlorene Illusionen (FAZ-Artikel) 9. Scène Musée Grevin Vom Leben der Puppen (Joseph Roth) Cinema (Jean Amery) 10. Seine Angeln (Ernest Hemingway) Seine, abends (Grote) Das Paris vor 350 Jahren, das Paris des 15. Jahrhunderts war schon eine riesige Stadt. Es ist bekannt, dass es auf einer großen Seine-Insel geboren wurde, die die Form einer Wiege hat. Das sandige Ufer der Insel war seine erste Umfriedung. Sie blieb mehrere Jahrhunderte auf diese Insel beschränkt hat zwei Brücken mit befestigten Filmsequenz Place des Vosges/Marais Joshi (Lydie Auvray) Filmsequenz Belleville Belleville (A.Grote) Musée Grevin (A.Grote) Filmsequenz Model/Brautpaare Ces petits riens (Serge Gainsbourg) Filmsequenz Vert Galant Feuilles Mortes (Lydie Auvray) Victor Hugo, Notre Dame de Paris (1831) Paris aus der Vogelschau im Jahre 1482 Wahrlich ein herrliches Bild überraschte den, der nach langem Tappen im Düster des Turmes steil aufsteigenden Wendeltreppe plötzlich auf eine der hohen lichtüberfluteten Plattformen hinaustrat: ein Schauspiel ganz eigener Art, von dem sich der ein Bild machen kann, wer je das Glück gehabt hat, eine von den wenigen vorhandenen Städten rein gotischen Charakters zu sehen, wie Nürnberg in Bayern oder Vittoria in Spanien. Brückenköpfen, die zugleich ihre Stadttore waren. Später wurde es ihr auf der Insel zu eng und sie streckte sich übers Wasser hinüber. Ein Jahrhundert lang drückten sich die Häuser eng zusammen, häuften sich und stiegen in die Höhe wie Wasser in einem Sammelbecken. Jedes wollte den Kopf über seinen Nachbarn erheben, um etwas Luft und Licht zu erhaschen. Die Straßen zogen sich immer enger zusammen, die Plätze wurden bebaut und verschwanden. Endlich sprangen die Häuser über die Mauer Phillip Augusts hinweg, gebärdeten sich fröhlich wie entsprungene Gefangene und zerstreuten sich ohne Plan und Ordnung in der Ebene. Im 15. Jahrhundert zerfiel Paris in drei deutlich getrennte Städte: die Altstadt, die Universitätsstadt und die Neustadt, jede mit eigenen Sitten, Vorrechten und eigener Geschichte. Die Altstadt auf der Insel gelegen war die älteste und geringste unter den dreien, die Mutter der beiden anderen. In ihr wimmelte es von Kirchen, in der Neustadt von Palästen und in der Universitätsstadt von Lehranstalten. Die Altstadt hatte Notre-Dame und das große Hospital die Neustadt den Louvre, das Stadthaus und die Markthallen und die Unversitätsstadt die Sorbonne und die Scholarenwiese.