Meine Mäuse haben Läuse, meine Biber Fieber

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Meine Mäuse haben Läuse, meine Biber Fieber
"Meine Mäuse haben Läuse, meine Biber Fieber"
http://mmv-ib.de/code/mmv_window_presse_meersburg_sz_2007.html
Aus der
Meersburg
kommen die
Ritter gestapft,
um im
Theaterspiel den
Bürgermeister zu
verhaften.
"Na, wo ist das Ei?"
Erstaunt stellen die
Besucher des
Mittelaltermarktes in
Meersburg fest: Die Hände
sind leer. Hat es der
Gaukler wirklich
weggezaubert?
"Meine Mäuse haben Läuse, meine Biber Fieber"
am Gürtel, darüber ein warmes
Fellwams, dazu ein langer Umhang
und Zipfelmützen aller Art, auch mal
MEERSBURG - Feuerzauber,
ein buntes Häubchen oder ein
Musik und Gaukelei, Theater und
Jungfernkranz:
viel Volk in mittelalterlichen
Die Freunde des Mittelalters
Gewändern: Mit dem Schlossplatz
bewegen sich in ihrer historischen
als Kulisse wirkte das historische
Kleidung so selbstverständlich, als
Markttrei-ben am Wochenende, als
würden sie nichts anderes kennen.
wäre in Meersburg im Mittelalter
Den Eindruck hat auch ein kleiner
die Zeit stehen geblieben.
Junge, der an der Hand seiner Mutter
den Schlossplatz überquert.
Aber die Mama erklärt: "Die wohnen
Lederne Stiefel mit weit
ganz normal zu Hause. Nur
hochgebogenen Spitzen,
manchmal ziehen sie sich um und
verschiedenfarbige Hosenbeine,
treffen sich -das ist wie beim
Schwert und Lederbeutel
Narrenverein." In der Vorburggasse
haben die Handwerker ihre Stände
aufgebaut:
1 von 2
Gerber, Laternenmacher, Scherenschleifer, Goldschmied und Weber
zeigen ihre Kunst. Der Bioladen
verkauft Emmerbier, auf dem
Schlossplatz gibt es
Drachengrillwurst und Dinkelsuppe.
Auch eine mittelalterliche
Ab-ordnung aus San Gimignano
bietet ihre Spezialitäten an.
kann sich beim Sterndeuter von der
Zukunft erzählen lassen. TarotHandlesen gehört ebenso zum
Angebot, wie Informationen zu
Ursprung und Geschichte der
Namen. Eine Kräuterfrau erklärt, wie
sie mit Krappwurzel, Kamille,
Blauholz und Bir-kenblättern ihre
Seidentücher färbt. Passend zur
Mittelaltermode werden Ritterhelme,
Den König in sich entdecken
Holzschwerter, Wappen und
Wikingerstühle verkauft. Gegen-über
Kinder poltern in hölzernen
vom Schloss spielt das große
Panti-nen übers Pflaster und tröten in Thea-ter: Simon Weinzürn, im 15.
Kuh-hörner, ein pelzgepolsterter
Jahrhun-dert Bürgermeister von
Thron mit Baldachin wartet auf
Meersburg, wird vom Vogt des
Neugierige, die den König in sich
Bischofs als Rädels-führer des
entdecken wollen. Wer seine genaue Widerstands zum Tod verur-teilt
Geburtszeit kennt,
(siehe unten). Wenige Meter wei-ter
gibt es Theater für die armen Leute:
Sie verspielen ihre Taler im
Mäuseroulette. Meine Hasen haben
Blasen vom vielen Grasen auf dem
Rasen", hört man zwei Musikanten
mal aus der Weinstube, mal vom
Schlossplatz singen. "Meine Biber
haben Fieber, meine Mäuse haben
Läuse..."
Inmitten der mittelalterlichen
Feststimmung könnte man die
Gegenwart fast vergessen - wäre da
nicht der Kapuzenmann in der langen
Kutte, der auf dem Festgelände
verzweifelt einen Geldautomaten
sucht, oder das Ritterfräulein, das
plötzlich hektisch unter seinen
Gewändern wühlt, weil das Handy
klingelt...
12.02.2016 17:46
"Meine Mäuse haben Läuse, meine Biber Fieber"
http://mmv-ib.de/code/mmv_window_presse_meersburg_sz_2007.html
Schauspiel: Schultes findet ein nasses Grab
MEERSBURG - "Gesteht Ihr Euer
Vergehen? Denkt an Euer Seelenheil!" Der so droht, ist der Vogt des
Bischofs, der Angeklagte Simon
Weinzürn, Bürgermeister zu "Meerspurg". Rund 500 Jahre ist es her,
dass dieser zum Tode verurteilt
wurde. Ein Theaterstück ließ diese
alte Episode aus der Meersburger
Geschichte wieder aufleben.
Dr. Zürn, eine Historikerin aus dem
Raum Baden-Baden, forschte im
Meersburger Archiv und goss die
Ge-schichte von Simon Weinzürn, zu
Wie im Historienspiel mit Hilfe der Lädine nachgestellt, wurde des-sen Erinnerung vor 50 Jahren in
der Meers-burger Bürgermeister Simon Weinzürn vor 500
Meers-burg eine Straße benannt wurde,
Jahren auf den Bodensee hi-nausgefahren und dort wegen
in Schauspielszenen. Anlässlich des
Hochverrats ertränkt.
Mit-telaltermarkts kam das Stück über
den
2 von 2
Tod des unbeugsamen Meersburger
Bürgermeister durch eine Stuttgarter
Gruppe zur Aufführung. Bürgermeister
Simon Weinzürn schlug sich damals auf
die Seite der ausgebeuteten Bürger und
heuerte Soldaten aus der Schweiz an, der
Si-cherheit wegen. Doch seine
Uner-schrockenheit und seine
Selbstherr-lichkeit missfielen dem Vogt.
Erließ Si-mon Weinzürn knebeln, um ein
Ge-ständnis zu erpressen. Doch
verge-bens! Der Rebell hatte seinen
Stolz und war sich sicher, nichts
Unrechtes getan zu haben. Die
Rahmenerzählung zu dem Schauspiel
legte die Verfasserin einer Bäuerin in
den Mund. Sie brachte als erste die
Kunde, dass Soldaten nah-ten, um den
Bürgermeister festzu-nehmen. Simon
Weinzürns ange-traute Frau erschien
flehend auf der Bühne - überzeugt, dass
man ihrem Simon nichts Unrechtes
vorwerfen
könne. Doch die Männer vertrieben sie.
Zitternd stand die Frau am Rand der
Bühne. Ins Exil wolle man ihn
schi-cken, in ein Exil, aus dem er nie
zu-rückkäme. Jetzt erst wurde der Frau
klar, was das zu bedeuten hatte:
Um-bringen wollte man ihren "rechtschaffenen" Simon. Die Arme mußte
zusehen, wie man ihren Angetrauten
sogar knebelte. Da fiel sie in Ohn-macht.
Schließlich wurde Bürgermeister Simon
Weinzürn von den Soldaten ab-geführt.
Unten am See beim "Wilden Mann"
wartete bereits die Lädine, ein Nachbau
eines historische Segel-schiffs. Der
Festgenommene wurde von den Soldaten
an Bord geschafft.- Die Geschichte
erzählt, er sei im See er-tränkt worden.
Im Schauspiel ging wohl nur ein
Stuntman (Taucher) über Bord. Die
Sensationsgier des Publi-kums am Ufer
war durch diese Stunt-einlage aber
allemal befriedigt.
12.02.2016 17:46