Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der
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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der
Ausgabe 4/2006 Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Deutschen Olympischen Gesellschaft aaaWas wäre, wenn sich ein Partner auf den anderen verlassen könnte? Gewinner erkennt man am Partner Die Zurich ist exklusiver Versicherer und Co-Partner der deutschen Olympiamannschaft. Mit der Zurich sind unsere Athleten rundum abgesichert und bestens darauf vorbereitet, alles zu geben. Profitieren auch Sie von der Partnerschaft der Besten – nutzen Sie unser umfassendes Know-how zu Risikoabsicherung, Vorsorge und Vermögensaufbau. Peking 2008 www.zurich.de Freundliche Grüße aus der OF-Redaktion er Sport des ausklingenden Sommers ist auf den ersten Blick ein farbenprächtiger Rausch der Ereignisse. Zugegeben: Die Titel-Illustration dieser OF-Ausgabe lässt erst auf dem zweiten Blick das Zentralthema erahnen. Hans Borchert, unser Künstler vom Dienst, hat mit dem Blutbeutel des Radsports die Doping-Problematik nur suchbildartig auf den Punkt gebracht. Im Innern des Heftes allerdings wird daraus ein Kompaktprogramm versuchter Problemannäherung. Wer wagt es, hier an Bewältigung auch nur zu denken? D Die Geißel Doping rückt, liebe Leserinnen und Leser, wie kaum jemals zuvor ins Rampenlicht. Vor dem Hintergrund breitester öffentlicher Empörung, national wie international, gewinnt man den Eindruck, dass sich jetzt endlich Entscheidendes tun könnte. Sicher war man schon seit Jahren an die tägliche Dopingnotiz im Sportteil der Zeitung gewöhnt. Aber das ging doch, von gelegentlichen markanten Ausnahmen abgesehen, im Eventund Ergebnistaumel unter. Diesmal haben die skandalgeschwängerte Tour, diverse Leichtathletik-Exzesse, vor allem aber auch entlarvte Netzwerke dubioser Helfershelfer das Unsägliche sogar im öffentlichen Meinungsbildungsprozess auf die Spitze getrieben. Inzwischen scheint der Seuchenalarm den gesamten Sport zu erfassen. Nicht nur, dass die Hochleistung jedweder Sparte mit einem Fragezeichen versehen wird. Selbst bisherige Befürchtungen oder Vermutungen auf manchen Ebenen des Breiten- und Freizeitsports werden plötzlich mit Fakten belegt. Der sportliche Supergau hat begonnen. Diese Erkenntnis verbreitet sich - in jeder Katastrophe liegt schließlich auch eine Chance - jetzt sehr massiv. Ob bei Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: die Alarmsignale sind mittlerweile in einer Lautstärke zu vernehmen, die keinen Aufschub im Handeln mehr duldet. Und weil die Glaubwürdigkeit sportlichen Geschehens insgesamt auf dem Spiel steht, darf man auf die bitter notwendigen konzertierten Aktionen, vor der eigenen Haustür und weltweit, gespannt sein. Dazu in diesem Heft ein paar Orientierungshilfen. Gibt es also vielleicht doch noch eine tiefgreifende Werte-Revolution? Die Richtung zumindest ist angezeigt. Und das sollte man in Katastrophenzeiten nicht gering schätzen. Ihr Harald Pieper Inhalt OF Mosaik 4 OF-Podium: Richard Pound 6 Der galoppierende Dopianismus verlangt die Humanisierung des Leistungsprinzips 8 Prof. Dr. Hans Lenk Schwarzer Freitag und schwarzer Bildschirm: Der Kampf gegen Doping als Glaubenskrieg 12 Dieter Hennig Wenn der Grenzwert überschritten ist 14 Michael Gernandt Endlich muss Radikales passieren 15 Wolfgang Avenarius Doping-Prävention - eine gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe 16 Walter Mirwald OF-Interview mit Karl Honz 18 Michael Gernandt In Sachen Sportwetten oder Überlebenskampf im Glücksspiel-Dschungel 20 Andreas Müller WM-Nachlese oder Wie die Deutschen der Welt sympathisch wurden 24 Steffen Haffner Was ist los mit der veröffentlichten Meinung? 26 Prof. Dr. Günther von Lojewski Deutsche feiern Sportfeste weltmeisterlich 28 Michael Burau Zwischen Design und Bewusstsein Bewegende Spurensuche nach Schwarz-Rot-Gold 30 Dr. Hans-Jürgen Schulke Nach der WM ist vor der WM - Hoffnungen auf Erfolg in Sport und Wirtschaft auch für Südafrika 2010 32 Prof. Dr. Wolfgang Maennig Für Demokratie, Frieden und Stabilität - Deutsche Sportexperten leisten seit vierzig Jahren weltweit Entwicklungshilfe 35 Dr. Stefan Volknant Russland - ein Land und sein Spitzensport im Umbruch 38 Dr. Verena Burk Die Aufarbeitung des Stasi-Erbes bleibt ein Auftrag auch für den Sport 42 Holger Schück OF-Kommentare 46 Dr. Karlheinz Gieseler, Dr. Hans-Dieter Krebs, Harald Pieper Was macht eigentlich ...? Rosemarie Ackermann 48 Jochen Frank Schiller - ein bekennender „Olympier“ 50 Prof. Dr. Ommo Grupe Joseph Boulogne Chevalier de Saint-Georg: Mozarts schwarzer Fechtbruder 52 Dr. Hans Jägemann OF-Galerie: Rasenballett eine Kunstausstellung besonderer Art 56 Prof. Dr. Günter Witt Nachrichten des Deutschen Olympischen Sportbundes 59 Impressum 69 Nachrichten der Deutschen Olympischen Gesellschaft 71 Nachrichten des Deutschen Olympischen Instituts 83 Deutsches Sport & Olympia Museum 87 3 Notstandsgebiet Schwimmbäder Olympische Geschlossenheit ach einer aktuellen Statistik der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) kann jeder vierte Bundesbürger nicht schwimmen. Besonders bedenklich sei die Situation bei Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre: In dieser Altersgruppe sei jeder Dritte Nichtschwimmer, heißt es. "20 Prozent aller Schulen bekommen keinen Zugang zu Schwimmhallen - das Schulschwimmen findet also gar nicht statt", erklärte DLRG-Präsident Klaus Wilkens. Hinzu komme, dass immer mehr Schwimmbäder geschlossen werden: allein in den letzten 15 Jahren 1.500 Einrichtungen. Derzeit gebe es bundesweit noch rund 6.800 Frei- und Hallenbäder. inter-Paralympics und Paralympics finden auch weiterhin dort statt, wo auch die Olympischen Spiele durchgeführt werden. Eine diesbezügliche Kooperationsverein-barung, die darüber hinaus auch wieder die unmittelbare zeitliche Abfolge von Paralympics und Olympischen Spielen bis in das Jahr 2016 festlegt, haben das Internationale Olympische Komitee (IOC) und das Internationale Paralympics Komitee (IPC) fortgeschrieben. Damit wurde ein Agreement aus dem Jahr 2001 weitergeführt. Mit Hilfe des IOC soll die Zukunft der Paralympics mittel- und langfristig gesichert werden. "Das IOC arbeitet seit langem gut und konstruktiv mit dem IPC zusammen. Wir sind stolz darauf, diese N W Anti-Doping-Strategie: Sport und Staat nicht Staat statt Sport Von DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach ie neuerlichen Skandale haben die Diskussion um den Kampf gegen Doping neu entfacht. Dies begrüße ich im Sinne der vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) verfolgten Null-ToleranzPolitik ausdrücklich. Die erste Empörung hat D dabei allerdings zu einer Verkürzung der Argumente auf die Frage geführt, ob man ein "Anti-Doping-Gesetz" brauche oder 4 nicht. Wir sollten uns jedoch zunächst der Frage nach den Inhalten zuwenden und dann die notwendigen Formen schaffen. Es ist allgemeine Ansicht, dass weder Sport noch Staat den Kampf gegen Doping alleine führen können. Beide müssen zusammenwirken, um möglichst hohe Effektivität und Abschreckung zu erreichen. Dies führt sinnvoller Weise zu einer koordinierten Arbeitsteilung. Das bedeutet, dass Sport und Staat jeweils das tun, was sie effektiver können und sich durch Zusammenarbeit gegenseitig in die Lage versetzen, tätig zu werden. Es ist einsichtig, die Bereiche Prävention und Doping-Tests dem Sport und den unabhängigen nationalen und internationalen Anti-Doping-Agenturen zuzuweisen. Strittig ist in Deutschland die Frage der Sanktionierung der Athleten. Einige fordern diesbezüglich staatliche Maßnahmen, das heißt Gefängnisstrafen für Athleten. Diese auf den ersten Blick durchaus nachvollziehbare Forderung würde sich jedoch als Bumerang erweisen, da sie die Sanktionierung von Athleten nicht erleichtern, sondern erschweren würde. Eine staatliche Strafe kann nämlich in jedem Fall nur Vereinbarung mit dem IPC fortführen zu können und auf diese Weise die Organisation der Paralympics am Schauplatz Olympischer Spiele bis ins Jahr 2016 gewährleisten zu können", kommentierte IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge die Unterzeichnung der Vereinbarung. Die finanzielle Unterstützung der Paralympics sei ein Beleg für die Universalität der Olympischen Bewegung. Mehr Mittel für den Spitzensport D er Sportausschuss des Deutschen Bundestages wird am 18. Oktober über die Sportfördermittel des Bundesinnenministeriums für 2007 beraten. Ende November soll dann der Deutsche Bundestag den ausgesprochen werden nach der Feststellung der individuellen Schuld. Damit werden allen möglichen Ausreden, die wir aus den Anhörungen von Doping-Betrügern kennen, Tür und Tor geöffnet. Die Sportorganisationen brauchen sich dagegen auf diese Ausreden nicht einzulassen. Sie können nach den von allen Gerichtsentscheidungen anerkannten Grundsätzen sofort Sanktionen allein auf Grund eines positiven Doping-Tests verhängen, ohne Diskussionen über individuelle Schuld führen zu müssen. Sanktionen gegen Athleten sind aber nur dann effektiv, wenn sie international durchsetzbar sind. Das Urteil eines deutschen Amtsgerichts, gefällt nach langwierigen Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft, gefällt erfahrungsgemäß viele Monate, wenn nicht Jahre nach der Tat, ist jedoch international - wenn überhaupt nur sehr schwer durchsetzbar. Das hieße, dass ein Athlet, der heute durch ein deutsches Urteil schuldig gesprochen wird, morgen in den meisten Ländern dieser Erde unbehelligt an den Start gehen könnte. Die Sanktionen internationaler Sportverbände und Urteile des Internationalen Sportschiedsgerichtshofs (CAS) können jedoch sofort weltweit durchgesetzt werden. Diese sportlichen Sanktionen bedeuten im Regelfall im Übrigen ein zweijähriges Start- OF-MOS AIK Haushaltsplan für das kommende Jahr in zweiter und dritter Lesung beraten und beschließen. Bereits Anfang Juli hatte das Bundeskabinett den Etatentwurf gebilligt. Für "Zentrale Maßnahmen auf dem Gebiet des Sports", Kernansatz der Spitzensportförderung, sollen im kommenden Jahr 70,921 Millionen Euro Bundesmittel bereitgestellt werden. Das sind 536.000 Euro mehr als 2006. Leicht erhöht wurde auch der Ansatz für Anti-Doping-Projekte von 1,1 Millionen Euro auf 1,17 Millionen Euro. Genau wie im Vorjahr wird das Sonderförderprogramm "Goldener Plan Ost" mit zwei Millionen Euro Bundesanteil fortgeführt. Weiterlaufen soll zudem die Förderung von internationalen Sportprojekten: Nach 634.000 Euro ausgegebenen Bundesmitteln für deutsche Projekte zum UN-Jahr des Sports 2005 werden nach dem Etatentwurf 2007 für Sonderprogramme dieser Art 530.000 Euro bereitgestellt. (Berufs-)-Verbot und treffen damit härter als eine von einem Gericht zu erwartende auf Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafe. Deshalb kann man die juristisch delikate Frage, ob man den Tatbestand eines "Sportbetrugs" überhaupt fassen kann, außer Acht lassen. Gleiches gilt für die praktische Unmöglichkeit, in allen Staaten dieser Erde jederzeit gleiche Verbotsgesetze, gleiche gesetzliche Listen von verbotenen Substanzen und Methoden zu haben. Deshalb sollte im Sinne einer wirklich durchgreifenden Sanktionierung diese Aufgabe dem Sport zugeteilt werden. Diese hier skizzierte effektive und koordinierte Arbeitsteilung zwischen Sport und Staat ist im Übrigen auf internationaler Ebene äußerst erfolgreich. Sie liegt sowohl dem gegenwärtig oft zitierten spanischen Anti-Doping-Gesetz zu Grunde als auch dem Entwurf des österreichischen AntiDoping-Gesetzes. Lediglich in Italien unterliegt ein Athlet staatlicher Strafgewalt. Allerdings gibt es bis heute noch keine Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe. Selbst in Italien ist es aber auf Grund einer entsprechenden Übereinkunft zwischen dem IOC und den italienischen Behörden während der Olympischen Winterspiele in Turin zu dieser Arbeitsteilung gekommen - mit durchgreifendem Ergebnis. Die Sanktionierung der Athleten ist jedoch nur ein Baustein im Kampf gegen Doping, Ältester deutscher Olympiasieger verstorben 70 Prozent wollen sich im Alter engagieren M it Walter Steffens verstarb am 23. August in Barnstorf, Kreis Diepholz, der älteste deutsche Olympiasieger und Medaillengewinner. Der studierte Turn- und Sportlehrer aus Hamm/Westfalen, der 97 Jahre alt wurde, gewann die Goldmedaille 1936 in Berlin mit der deutschen Turnmannschaft. ehr als zwei Drittel der derzeitigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zwischen 35 und 55 Jahren wollen sich nach dem Eintritt ins Rentenalter gesellschaftlich engagieren. Das ergab eine repräsentative Studie im Auftrag der "Bertelsmann Stiftung". In der Berufsgruppe der Beamten wurde dieser Wunsch gar von 85 Prozent geäußert. Die Autoren der Studie fordern, das derzeitige negative Altenbild zu korrigieren und Maßnahmen zu unterstützen, die zu einer besseren Integration von alten Menschen in das gesellschaftliche und berufliche Leben führen. wenn auch ein wichtiger. Aus meiner IOCTätigkeit als Vorsitzender zahlreicher AntiDoping-Disziplinarkommissionen weiß ich, dass der gedopte Athlet in den meisten Fällen in ein Netzwerk von Helfern eingebunden ist. Dieses sind Trainer, sogenannte Manager oder - besonders abstoßend sogar Ärzte. Gegenüber diesen gewissenlosen Drahtziehern fehlen jedoch dem Sport die Aufdeckungs- und Sanktionsmöglichkeiten. punkt-Staatsanwaltschaft verständigen. Dies wäre ein erster wichtiger Schritt zur erhöhten Abschreckung. Parallel dazu sollten weitere gesetzliche Maßnahmen geprüft werden, wie sie im Bericht der "Rechtskommission des Sports gegen Doping" niedergelegt sind. Dazu zählen z. B. die Einführung von Kennzeichnungspflichten für verbotene Substanzen, die Aufhebung der Warenverkehrsfreiheit für Dopingmittel, das Verbot des Versandhandels mit Dopingmitteln, die Verschärfung der Strafbarkeit bei gewerbs- oder bandenmäßigen Aktivitäten. Ob der Staat diese Verschärfung der gesetzlichen Regelungen im Arzneimittelgesetz, in einem sogenannten Artikel-Gesetz oder in einem eigenen Anti-Doping-Gesetz regelt, ist von untergeordneter und höchstens symbolischer Bedeutung. Der Sport kann keine Durchsuchungen von Labors oder Praxen durchführen. Die Entziehung einer Akkreditierung für Olympische Spiele schreckt einen Doping-Arzt nicht, der dann nämlich zu Hause dennoch ungestört weiter seiner "ärztlichen Tätigkeit" nachgehen kann. Mit der Trockenlegung dieses Sumpfes im Umfeld der Athleten, mit der Zerstörung dieser Netzwerke kann der Staat seinen wirksamen Beitrag zu einem effektiven Kampf gegen Doping leisten. Dafür braucht der Staat gesetzliche Grundlagen. In Deutschland dient dazu derzeit das Arzneimittelgesetz. Dieses wird jedoch leider nur unzureichend angewendet. Bisher ist es lediglich in einem einzigen Fall zu einer Verurteilung, nämlich im Fall Springstein, gekommen. Dieses schon lange beklagte Vollzugsdefizit sollte jetzt endlich beseitigt werden. Die Länder sollten sich umgehend auf die Einrichtung einer Anti-Doping-Schwer- OF-MOS AIK M Verbessert werden muss auch die Zusammenarbeit zwischen Sport und Staat. Die Sportverbände sind aufgefordert, den Staatsanwaltschaften Informationen über Verdachtsmomente sofort und umfassend zukommen zu lassen. Die staatlichen Stellen wiederum müssen, gegebenenfalls gesetzlich, verpflichtet werden, den Sportverbänden Ermittlungsergebnisse zukommen zu lassen, damit diese die entsprechenden Sanktionen gegen Athleten verhängen können. Was wir brauchen im Anti-DopingKampf ist nicht Staat statt Sport, sondern Sport und Staat. 5 ie jüngste Welle spektakulärer Dopingfälle und Ermittlungen in verschiedenen Sportarten und Ländern unterstreicht die Tatsache, dass keine Sportart und kein Land gegen die Dopinggefahr immun ist. Die gemeinsamen Anstrengungen bestimmter Sportarten und staatlicher Behörden im Zusammenhang mit diesen Vorfällen vermitteln zwei mächtige Botschaften: Wer betrügt wird erwischt! Und: Wenn Sport und Staat ihre Bemühungen koordinieren, wird der Kampf gegen Doping effizienter! D Die Flut an Dopingfällen mag zwar einen Fortschritt bei der Entdeckung von Dopingsündern bedeuten, sie zeigt jedoch auch, dass noch viel getan werden muss. Doping ist vorsätzlicher Betrug, der die Werte des Sports und die Gesundheit der Athleten gefährdet. Angesichts der jüngsten Fälle sehen wir möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs. Die Bekämpfung des Dopings ist daher ein ständiger Kampf, bei dem Sport und Staat gefordert sind, ihren Verpflichtungen zur Koordinierung von Antidopingaktivitäten nachzukommen und das Spielfeld für saubere Athleten weltweit zu ebnen. Es ist jetzt Zeit für die Sportbewegung und die Regierungen in der Welt, auf dem bisherigen Fortschritt aufzubauen und ihren Schwung durch vermehrte Koordinierungsaktivitäten zu intensivieren. Auf Grund ihrer Struktur - einer gleichberechtigten Partnerschaft zwischen der Sportbewegung und den Regierungen auf der Welt - ist die Welt-AntidopingAgentur (WADA) in einer einzigartigen Position, um die Stärken und die Ressourcen dieser Akteure zusammen zu bringen, und sie hat dies seit ihrer Gründung Ende 1999 als internationales Gremium für die Förderung, Koordinierung und Überwachung des globalen Kampfs gegen alle Formen des Dopings auch getan. Es ist von Bedeutung, dass die Sportbewegung sich der Notwendigkeit einer Partnerschaft mit dem Staat in diesem Kampf bewusst ist. Die Rolle der WADA besteht darin, sicher zu stellen, dass Sport und Staat ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen gerecht werden, damit diese Partnerschaft funktioniert. Und die diesbezüglichen Bemühungen der Agentur waren seit ihrer Gründung recht beträchtlich. Aus perspektivischer Sicht wurde vor sechs Jahren, nach der Erkenntnis der Notwendigkeit für eine weltweite konzertierte und koordinierte Anstrengung zur Ausmerzung des Dopings im Sport, von den Beteiligten die WADA gegründet, die sich dann an die Erarbeitung eines Konsensdokuments machte, das zum Welt-Antidoping-Kodex werden sollte, dem grundlegenden Regelwerk zur Harmonisierung des globalen Kampfes gegen Doping. Der Kodex ist das Ergebnis eines umfangreichen und erschöpfenden Konsultationsprozesses, der über drei Jahre verlief und 2003 seinen Höhepunkt fand, als alle größeren Sportverbände und fast 80 Regierungen ihre Zustimmung gaben. 2004 fanden dann die ersten Olympischen und Paralympischen Spiele unter Anwendung des Kodex statt. Als internationales Gremium, das für die Koordinierung und Überwachung der Dopingbekämpfung weltweit zuständig ist, konzentriert sich die WADA, auf Grund ihrer Natur und des Bedarfs, auf die globale Ebene bei Ihrer Zusammenarbeit mit Staat und Sport. Daher haben für die Agentur die Aktivitäten in Schlüsselbereichen Vorrang, die weltweit und umfassend die Dopingbekämpfung vorantreiben. Dazu gehören folgende Prioritäten: - Annahme, Anwendung und Einhaltung des Kodex: Förderung der Akzeptanz des Welt-Antidoping-Kodex und seiner Prinzipien, um einen harmonisierten Ansatz der Dopingbekämpfung in allen Sportarten und Ländern sicher zu stellen; Überwachung der Anwendung und Einhaltung des Kodex; und die Bemühung um eine richtige Zuordnung der Ergebnisse. 6 - Wissenschaft und Medizin: Förderung der globalen Forschung zur Identifizierung und Aufdeckung von Dopingsubstanzen und -methoden; Entwicklung und Führung der jährlichen Liste der verbotenen Substanzen und Methoden; Akkreditierung von Antidoping-Laboren weltweit; Überwachung von Ausnahmen wegen therapeutischer Verwendung, die von den beteiligten Seiten zugelassen wurden. - Antidoping-Koordinierung: Entwicklung und Weiterführung des Antidoping-Management-Systems (ADAMS), des webgestützten Datenbanksystems, das zur Unterstützung der Beteiligten bei der Koordinierung und der Einhaltung des Kodex dient. - Antidoping-Entwicklung: Erleichterung der Koordinierung regionaler Antidoping-Organisationen, indem Länder zu Regionen zusammengefasst werden, wo es keine oder nur begrenzte Antidoping-Aktivitäten gibt, um ihre Ressourcen zur Durchführung von Dopingkontrollen und zur Antidoping-Erziehung zusammenzulegen. - Erziehung: Leitung und Koordinierung effektiver Dopingpräventionsstrategien und Erziehung; Unterstützung von Partnern bei der Umsetzung von Antidoping-Erziehungsprogrammen. - Unterstützung der Athleten: Erziehung von Sportlern bei größeren internationalen Multisportveranstaltungen durch direkte Eins-zu-Eins Interaktion mit AntidopingExperten; Beantwortung ihrer Fragen über Gefahren und Folgen von Doping; Stärkung von Partnern bei der Umsetzung von hoch wirksamen Programmen für Athleten im Feld. - Trainingskontrollen: vertragliche Vereinbarungen mit Partnern, um diese bei der Wahrnehmung ihrer Verantwortung für unangekündigte Trainingskontrollen zu unterstützen. Wie bereits erwähnt, kommt der Sportbewegung und den Regierungen der Welt eine entscheidende Rolle beim Kampf für einen sauberen Sport zu. Obwohl jede Seite wichtige Schritte in die richtige Richtung gemacht hat, ist es jetzt an der Zeit, dass sie Tempo aufnehmen. Sollten wir Gefahr laufen, uns mit Teilerfolgen zu begnügen, oder zulassen, dass wir unseren gemeinsamen Fortschritt durch Aufsplitterung gefährden, dann sollten wir uns daran erinnern, dass Doping selten - sehr selten - aus Versehen passiert. Die meisten Dopingverstöße werden sorgfältig und vorsätzlich geplant und durchgeführt, oft mit Unterstützung der Ärzte, Wissenschaftler, Trainer und Anderen, von denen alle wissen, dass das, was sie tun, ihrer berufsethischen Verantwortung zuwiderläuft, dass es Betrug ist, und dass der Betrug durchaus gesundheitsgefährdend für die betroffenen Athleten sein kann. Die Sportbewegung muss nun ihre Anstrengungen verstärken, indem sie den Kodex rigoros umsetzt und einhält. Während man sich in den meisten Sportarten für eine vollständige Anwendung und Einhaltung des Kodex einsetzt, sind immer noch einige Sportdisziplinen im Verzug und tragen die Dopingbekämpfung vielleicht nur auf den Lippen. Es ist an der Zeit, dass diese Sportorganisationen sich der übrigen Sportbewegung bei der Umsetzung global akzeptierter und harmonisierter Regeln anschließen. Die Regierungen müssen ihrerseits unverzüglich bei der individuellen Ratifizierung der Internationalen Antidoping-Konvention der UNESCO voran kommen, damit die jeweilige nationale Politik mit dem Kodex auf eine Linie gebracht werden kann. Es ist wichtig, die Bedeutung der Regierungsseite bei der AntidopingGleichung im Lichte der jüngsten Ereignisse zu verstehen. Echter Fortschritt findet statt, wenn diejenigen, die Doping möglich machen oder im Dopingsog mitmachen, gezielt verantwortlich gemacht werden seien sie Trainer, Ärzte, Agenten, Lieferanten, Hersteller oder "Apotheker". Der Sport kann zwar eine Menge für die Dopingbekämpfung durch Letztes Jahr Im Oktober nahm ich an einer Pressekonferenz in Paris teil, bei der die Regierungen zu einem wichtigen Schritt beglückwünscht wurden, den 191 von ihnen mit der einstimmigen Annahme der Internationalen Konvention gegen Doping im Sport, dem ersten universellen Vertrag, der Doping im Sport anspricht, am 19. Oktober 2005 vollzogen hatten. Ich merkte an, dass die einstimmige Annahme der UNESCOKonvention einen bedeutenden Meilenstein darstelle. Aber ich machte auch darauf aufmerksam, dass dieser Meilenstein die Regierungen an einen kritischen Scheideweg führe und die Zukunft des dopingfreien Sports beträchtlich von ihrer Wahl des künftigen Weges abhängen würde. Ich forderte die Regierungen daher dringend auf, den Weg des Handelns zu wählen - um den Impuls zu erhalten, der 148 Staaten zur Unterzeichnung der Erklärung von Kopenhagen und dann 191 zur Annahme der Konvention bewogen hatte. Dreißig einzelne Ratifizierungen sind erforderlich, damit der Vertrag in Kraft tritt, und bisher haben wir siebzehn erhalten (Mauritius, Nigeria, die Seychellen, Kanada, Jamaika, Dänemark, Island, Lettland, Litauen, Monako, Norwegen, Schweden, Vereinigtes Königreich von Großbritannien, Australien, die Cook-Inseln, Nauru und Neuseeland). Angesichts der jüngsten Welle spektakulärer Dopingfälle und der laufenden Ermittlungen zur Frage des organisierten Dopings und des Handels mit OF-PODIUM Sport und Regierungen müssen ihre Anstrengungen im Kampf gegen Doping verdoppeln von Richard Pound, IOC-Mitglied und Vorsitzender der Welt-Antidoping-Agentur Einbindung des Kodex in die nationalen Regeln tun, die Regierungen haben jedoch die zugehörige Jurisdiktion und die Pflicht, gesellschaftliche Bezüge so zu leiten und zu beeinflussen, dass sie sich nachhaltig auf den Kampf für einen sicheren und fairen Sport auswirken. Die Regierungen können zum Beispiel Maßnahmen gegen den Handel mit Dopingmitteln ergreifen, Dopingkontrollen erleichtern und nationale Kontrollprogramme unterstützen, den Athleten und dem Sportler-Unterstützungsstab, die gegen Antidoping-Regeln verstoßen, die finanziellen Hilfen entziehen und viele andere Maßnahmen in diesem Sinne einführen. Dies wird auch in der von der UNESCO inspirierten Konvention bestätigt: dass Regierungen ermächtigt und verpflichtet sind, solche Schritte zu ergreifen, um den Sport vom Doping zu befreien. Dopingsubstanzen sollten die Regierungen den dringenden Handlungsbedarf erkennen und die Ratifizierung der Konvention zu einer Priorität erheben. Wie gesagt, die europäischen Länder befinden sich in einer besonders günstigen Situation. Sie haben die Gelegenheit, nach Ende der Sommerpause und noch vor dem Zusammentreffen der europäischen Sportminister im Oktober in Moskau, die UNESCO-Konvention zu ratifizieren. Ich hoffe aufrichtig, dass sie ihre Verantwortung erkennen und diese Gelegenheit ein für alle Mal ergreifen, damit dieses internationale Abkommen den staatlichen Bemühungen zur Dopingbekämpfung volle Wirksamkeit verleiht. 7 Der galoppierende Dopianismus verlangt die Humanisierung des Leistungsprinzips Von Hans Lenk ieder einmal eine Dopio-Radel-Tour de France: Selbst der "Sieger" hatte gedopt - und im Vorfeld wurden gerade die Favoriten ausgesperrt. Mehrere Weltrekordler im Sprint der Leichtathleten wurden "erwischt"; ein Ex-"Dopionike" gewann nach Verbüßung seiner zwei Jahre Europagold in der Sprintstaffel. Fast scheint die Sportöffentlichkeit sich daran zu gewöhnen. Gibt es kein wirksames Verfahren gegen die pharmakologisch-biochemische Optimierung der Leistungsbedingungen außer der Totalkontrolle? Das Problem gehört zu den dringlichsten des Hochleistungssports, aber zunehmend auch der "Sport-Studios"! Der Dopingsport greift über auf den Breitensport. Dopium scheint Opium - vermehrt nun auch fürs Volk. Die detaillierten Dopingbestimmungen sind heute abhängig von Dopinglisten und Analysetechnik, jedenfalls sind sie konventionell festgelegt. Die Grenzziehungen freilich sind problematisch. W Das Höhentraining für Ausdauerdisziplinen, eine heute vielfach übliche erweiterte Trainingsmethode, die Vorteile verschafft, ist auf Grund der sportlichen Grundintuition zulässig. Wie steht es dann mit dem sicherlich intelligent erfundenen Blutdoping mit beim Höhentraining abgezapften erythrozytenreichem Eigenblut? Wäre ein gesundheitlich unschädliches Doping - falls es ein solches gäbe oder gar gibt (z. B. das Eigenblutdoping) - nicht eigentlich vertretbar, wenn es das Höhentraining ist? Und wie steht es mit Techniken des mentalen Trainings oder gar der Hypnose, kürzlich sogar bei der Skiweltmeisterschaft öffentlich erwähnt? Zweifellos: Grenzen müssen sein, gezogen werden - und auch gezogen werden können, d. h. in kontrollierbarer Weise. Das ist freilich sehr viel schwieriger getan als leichthin gesagt. Inzwischen haben wir fast flächendeckend den Doping-Sumpf. An der "Kröte" des Dopings scheint sich der Sport derzeit in der Tat verschluckt zu haben: Selbstheilungskräfte und Strategien dürften nur begrenzt wirksam sein (obwohl der Ost-West-Sportkrieg nicht mehr besteht). Könnten staatliche Eingriffe und Dopinggesetze das Problem lösen? Dieses gewinnt nicht nur eine dramatische Zuspitzung hinsichtlich der Glaubwürdigkeit 8 des Spitzensports, sondern zunehmend auch hinsichtlich der Momente Faszination und Sponsorschaft. Der Dopingskandal der Tour de France 1998 hatte - frei nach Karl Kraus - erst dann begonnen, als ihm die Polizei ein Ende zu machen suchte. "Bei den Profis", so bekannten solche bereits in den 80er Jahren, "entkommst du dem Doping nicht": "…jeden Tag dasselbe: eine Injektion morgens und abends die Pille". Hatte man nicht schon 1987 8 % "positive" Dopingproben bei fast 4400 Proben der Flandernrundfahrt festgestellt? Das riss damals niemanden in der Öffentlichkeit vom Hocker: Ein Skandal war noch nicht "öffentlich gemacht", was nach der neuen Rechtschreibung doppeldeutig ist und hier auch so verstanden werden soll. Der real existierende Dopianismus galoppiert. Waren es vor 6 Jahren noch die Genossin Do Ping und einige Kolleginnen, die nicht olympisch antraten, und die vielen australischen und amerikanischen Asthmatiker in den Olympiamannschaften, über die man sich wunderte; entlarvten sich bei der vorletzten Winterolympiade derb EPO-schal die (von Darbepoietin unterstützen) "epochalen" olympischen Langlaufsiege eines spanischen Skisöldners aus dem Allgäu als Schneeblindheit von gestern, so hatten wir es inzwischen mit Modafinilistinnen und verbreitetem THG-Genuss von US-Spitzenathleten zu tun. Neuerdings bestellt man sich problemlos per Internet EPO über Ebay, setzt es rechtzeitig vor dem Wettkampf ab, überdeckt es durch Blutverdünnungsmittel oder (z. Zt. nicht nachweisbare) Epomimetika oder steigt kurzfristig auf ein teueres Erythrozyten erhaltendes natürliches EPOPräparat um. Alt-Tour-Idol Merckx schon hatte gemeint: "In den Laboratorien hat man immer das eine Produkt Vorsprung vor dem Reglement." Das gilt auch heute noch. Gen-Doping ist bereits angesagt: Neuerdings greift WachstumhormonDoping um sich und droht somatisches Gen-Doping: Das synthetisch Wachstumspräparat IGF-1 wird per "Gen-Fähre" (AVV) in die Muskeln geschleust! Und die Athleten? "Du sollst dich nicht erwischen lassen!" Geradezu treuherzig nahm der Winterathlet Hugo Schösser dieses bissig-ironisch so genannte Elfte Gebot als allzu eingängige Strategie des Hochleistungssports in Anspruch, als er, des Dopings nachträglich überführt, meinte: "Man denkt halt, dass man selber nicht erwischt wird!" Dopingliste steht. So ist man offiziell erst einmal fein heraus. Hypnose z. B. steht (noch) nicht darin, ist ja auch keine Substanz, aber äußerst wirksam. Die Kontrolleure hinken den listenreichen Doping-Alchemisten vielfach hinterher. Es Hatte der einstige Hammerwurfolympiasieger Harold Conolly nicht schon 1956 treffend die Mentalität der Athleten beschrieben? Ein Athlet im Vorbereitungsstress auf dem Wege zur Höchstleistung "nimmt alles, was ihn nicht gerade umbringt". Fast zwei Drittel (nicht-repräsentativ) befragter Olympia-Athleten in Seoul 1988 und über die Hälfte bei einer anonymen Umfrage unter US-Athleten 1997 (Sports llustrated) haben angesichts der erfragten Alternative, zu scheitern oder Gold zu gewinnen mit einem unentdeckbaren Dopingmittel, nach dessen länger nötiger Einnahme sie nur noch ca. fünf Jahre zu leben hätten, sich für die letztere Option ausgesprochen! Für ein unentdeckbares Dopingmittel ohne die fatalen Folgen sprachen sich sogar 90 Prozent aus! Der Heidelberger Dopingexperte Werner Franke behauptete, nur von drei Tour-de-FranceSiegern in Jahrzehnten habe man keine Dopinbelege, und er sprach von 19 Dopingtoten im Umfeld der Tour in den letzten Jahrzehnten! Und wir hatten ja schon einige Doping-Opfer bei Radfahrern und Leichtathleten auch in Deutschland! In der Tat scheint es in manchen Sportarten kaum noch möglich, ohne Doping olympische Medaillen, Weltrekorde, Toursiege zu erreichen - oder Höchstleistungsfähigkeit auf längere Dauer zu sichern. Also gilt im real existierenden Dopianismus nun doch die alte USAthleten-"Weisheit": "No dope, no hope"? Heute weicht die Ironie dem Bitterernst des Geschäfts: Die Profis kämpfen mit harten Drogen - Verzeihung: Bandagen -, die Profis des Sports, des Geschäfts, der Dopingmafia. Das Dilemma der Definitionen und Listen ist bekannt: In der Praxis gilt Doping als Einnahme dessen, was in der offiziellen bleiben Vagheiten - trotz definitiver Negativlisten. Selbst die offizielle deutsche Dopinganalytik definierte (Donike/Rauth 1996) die durchaus zulässige "Substitution im medizinischen Sinne" als den "Ersatz von für den Körper unbedingt notwendigen Substanzen ..., die für den Energie- und Baustoffwechsel benötigt werden, die vom Organismus selbst nicht (genü- 9 gend?) synthetisiert werden können und deren ungenügende Zufuhr die sportliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt". Diese fast medizynische Bestimmung des Deutschen Sportärztebundes ist sträflich unklar. Was heißt "unbedingt notwendig" oder "deren ungenügende Zufuhr die sportliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt"? Welche leistungsfördernde oder Leistung ermöglichende Dopingsubstanz fiele nicht darunter, produzierten) Energie liefernden und leistungsförderlichen Substanzen werden aber vermehrt und raffinierter benutzt werden - trotz und vielleicht gerade wegen der möglichen Grauzonen in den Grenzbereichen zum Doping. Placeboeffekte und vielleicht hypnotische oder andere mentale Strategien wie Leistungssteigerung werden stärker ausgeschöpft werden. Auch international verbesserte oder gar flächendeckende Dopingkontrollen werden das Doping nicht ganz verhindern können. Die "Trickser" und neuen Doping-Alchemisten (Balco, die THG"Erfinder" u. a.) werden auch künftig den Kontrolleuren meistens um ein Präparat oder einen Verdeckungsmechanismus voraus sein. Hier helfen nur international organisierte, z. B. politisch beaufsichtigte, aber vor allem auch unabhängige Kontrollen, die nicht von den am Erfolg interessierten Verbänden selbst vorgenommen werden oder beaufsichtigt werden können. Eher willkürlich festgesetzt sind Quoten von Epitestosteron und Testosteron (auch natürlich im Körper vorhanden). Die seit 2000 möglichen EPO-Kontrollen sind teuer und finden bisher nur bei hochrangigen Wettkämpfen statt. (Neuerdings erst lässt sich künstliches EPO als solches identifizieren. Einige "erwischte" Athleten pochten auf ihre "natürliche Abweichung". Wo bleiben Klarheit und Wahrheit? Auch bloße Medikamenten-Listen - so nötig sie sind - dürften den Listenreichen weiterhin Anlässe und Anreize bieten, die Listenforderungen zu überlisten. "Definitions-Lücken" belohnen "die Pfiffigen". Kontroll-Lücken auch. Außerdem kann man niemals alles kontrollieren und nie alles definieren. Werden also die Sauberen die Letzten sein, die Fairen stets die Dummen? Wie heißt es so lakonisch in den USA? "Nice guys finish last", clean guys too? wenn man die mögliche (mit Mitteln mögliche?) Leistungsfähigkeit oder die exorbitanten Olympianormen als Meßlatten nähme? Die Sportärzte hätten einen Logiker oder Philosophen befragen sollen ... . Sogenannte "Substitutionen" von zur Leistungssteigerung "unbedingt nötigen" (weil vom Körper selbst nicht genügend 10 Könnte der frühere Vorschlag von Prof. Gert Wagner das Problem lösen? Danach sollen Athleten verpflichtet werden oder sich freiwillig bereit erklären, alle genommenen Medikamente anzugeben. Umfassende Durchsicht und Übersicht soll den Reiz, zu betrügen, den Anreiz, neue Dopikamente zu "erproben", zerstören. Soll nun schon der bestraft werden, der sein Aspirin anzugeben vergaß? (Wann) sind Körperhormone, -enzyme usw. "Medikamente"? Zwei Tassen Kaffee oder ein Mohnbrötchen sind normal, sieben jedoch Doping? Professor Klaus Müller, der Leiter des Instituts für Dopinganalytik in Kreischa verwies zu Recht auf die erreichte Präzision der Nachweise. Er verspricht sogar: "Die Dopinganalytiker sind durchaus in der Lage, sogar bis dato unbekannte Stoffe nachzuweisen." Wie sie das wohl machen? Durch "produktive" biochemische Forschung an der präparativen Front, durch eigene Synthesen? Durch "kreative" Überholung der eigenen Präzisionsfortschritte? Jedenfalls in der Praxis gilt nach wie vor: Auch nach dem Abtreten der berühmten Mittelstrecklerin Ana Bolika ist das Doping-Dilemma geblieben: diabolische Anabolismen auch ohne Ana und Diana(bol). Die Teufelskreise sind keineswegs durchbrochen ... Der zitierte Leiter der Dopinganalytik weist ebenfalls zu Recht darauf hin, dass noch viel wesentlichere Mängel "in Gestalt" der "Diskrepanzen in der Kontrollintensität zwischen verschiedenen Ländern und Sportarten" ("bis zu zeitweilig fehlenden Kontrollen" zu beklagen sind. Wie reagierten und taktierten Offizielle? Verlegen oder verlogen, doppelbödig oder doppelzüngig? Beides jeweils findet sich. Leistungsnotstand oder inoffiziell gehätschelte Doppelmoral? Was für die internationalen Kontrollorgane gilt, müsste für nationale Verbände und Kontrollverfahren ebenfalls eingerichtet werden. Generell müsste dringlich die institutionelle und die der Praxis zugewandte, angewandte (wirksame, "operationale") Sportethik weiterentwickelt und eben kontrollwirksam gemacht ("institutionalisiert") werden. Es gilt die institutionelle Ethik samt Verfahren und Kontrollen auszubauen. Nicht nur einzelne Athleten sollten zur Verantwortung gezogen werden, sondern auch verantwortliche Betreuer, Trainer, Ärzte und Verbandsoffizielle, die für die strukturellen Zwänge zur Unfairness und die Spaltung der Moral mitverantwortlich sind. Sicher gibt es derzeit bereits erheblich Fortschritte (NADA-, WADA-Kontrollen), obwohl der "Sumpf", der durch Enthüllungen und Skandalfälle öffentlich wurde, scheinbar erst einmal noch tiefer wurde und keineswegs leicht trocken zu legen ist. Immerhin: Seit 2005 hat der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in mehreren Fällen auch auf Grund erdrückender Indizien auf Sperren und Titelbzw. Medaillen-Aberkennung erkannt. Auch in Fällen von in Unfairness involvierten Funktionären müssten unabhängige, Interessen-ungebundene, zum Teil ausländische Gutachter und ehrenamtliche Beurteiler mitwirken. Aber auch diese Regelungsform ist nicht stets "idiotensicher". Eine Hochleistung ist heutzutage nur zu erreichen, wenn das ganze Leben strikt darauf abgestellt ist und diese Höchstleistung bzw. der höchste Erfolg motivational gleichsam als "die wichtigste Sache der Welt" angesehen und verfolgt wird. Für eine Höchstleistung muss man eben nahezu "Alles" einsetzen bzw. auf die Karte setzen. Sport also keineswegs mehr nur "die wichtigste Nebensache der Welt"? Es ist wohl in erster Linie die Öffentlichkeit mit ihrer absoluten Herausstellung einzig und allein des Siegers, die diese Motivationsdramatik, wenn nicht erzeugt, so doch außerordentlich verstärkt. Verführungen zur Unfairness, zum "Tricksen", zum Unterlaufen der Chancengleichheitsregel durch extreme, evtl. Grenznutzen-Vorteile ausschöpfenden Technisierung und Technologisierung, wie etwa auch Doping, sind natürlich in dieser Situation verständlich - um so mehr, je stärker sich auch ein sportlicher Erfolg in barer Münze auszahlt. Durch verschärfte Kontrollen allein werden sich z. B. das Technisierungs- und das Doping-Problem nicht lösen lassen. Der Erfindungsreichtum der intelligenten "Trickser" geht noch dem allemal mühsamen bürokratischen Kontrollieren und Standardsetzen voraus - wenn auch unter dem Grenznutzen-Gesetz der schwindenden marginalen Nutzenzuwächse. Letztlich spricht im Höchstleistungssport nur eine Entdramatisierung der Singulärsiegerorientierung und eine Rückkehr zur Humanisierung. Erfolg in diesem Problembereich. Humanes und ethisches Predigen allein nützt dabei allerdings nichts, wenn man nicht das System und zumal das auch der öffentlichen Bewertung und materiellen Förderung oder leistungsabhängigen Prämien-Entlohnung humanisiert. Die Humanisierung des Leistungsprinzips und auch die der überzogenen Selbstausbeutung stehen heute auch im Sport drastisch verstärkt auf der Tagesordnung. Verwirklichen wir hier endlich und praxisnah, kontrolliert und regelwirksam konkrete Humanität! Dann kann der Sport seinen Vorbildcharakter wiedergeOF winnen. 11 Schwarzer Freitag und schwarzer Bildschirm: Der Kampf gegen Doping als Glaubenskrieg Von Dieter Hennig ie Uhren an diesem 30. Juni zeigten 9:35 Uhr, als sich im Golfhotel vor den Toren von Straßburg ein strahlender ommermorgen über dem Elsass plötzlich in einen schwarzen Freitag verwandelte. Der Bonner Radrennstall T-Mobile gab die Suspendierung seines Superstars Jan Ullrich bekannt und nahm den 32-jährigen Kapitän einen Tag vor dem Start zur Tour de France aus seiner Mannschaft. Die Beweislast der Ermittlungen in der spanischen Dopingaffäre hatte sich als zu erdrückend erwiesen. D Der Super-Gau für den deutschen Sport war eingetroffen. Und der Kampf gegen Doping von diesem Augenblick an in Deutschland zum Glaubenskrieg geworden, in dem Selbstgerechtigkeit und Fanatismus Hochkonjunktur hatten. Endlich sahen sich die Verfechter der reinen Lehre bestätigt. Seitdem strömen alle zu den Fahnen, sehen sich Konvertiten nicht als Nachhut, sondern in der ersten Reihe. Was im Lager der Öffentlich-Rechtlichen fast schon tragikomische Züge annahm. Keine Liveübertragung in ARD und ZDF ging mehr über den Sender, ohne "dass wir uns natürlich mit diesem Thema ausführlich beschäftigen". Es fehlte nur noch die Geißel in der Hand der Moderatoren. Würde dem schwarzen Freitag der schwarze Bildschirm folgen? Täglich wurde das Gespenst des TV-Ausstiegs im Radsport in den Raum gestellt. Kreuzzüge sind nicht dazu da, um über den Tag hinaus zu denken. Weil das Fernsehen zur Überlebensgarantie so manchen Sports geworden ist, mussten die Drohgebärden Wirkung zeigen. Rennställe und Verbände wurden zu neugeborenen Saubermännern, kündigten eine Flut von Maßnahmen an und setzten sie zum Teil schneller um, als sich die Räder drehen konnten. Die Tour ging ohne die Topfavoriten Ullrich und Ivan Basso auf die Reise, auch ohne Jörg Jaksche, und keiner der unter Dopingverdacht Stehenden wird in der ProTour fahren, so lange Ermittlungen gegen ihn laufen. 12 Wen konnte es verwundern, dass so mancher Verbesserungsvorschlag nicht sehr weit gedacht war: Weniger Renntage, kürzere Etappen, kürzere Rundfahrten? Das würde zwar nichts im Kampf gegen Doping bringen, war aber für lebhafte Zustimmung gut. Trotz der zaghaften Nachfrage, ob man nicht gleich auch den 100-m-Sprint auf 90 Meter reduzieren wolle. Vier Tage nach dem Finale auf den Champs-Elysees platzte die nächste Zeitbombe: Toursieger Floyd Landis war bei seinem "unglaublichen" Ritt durch die Alpen gedopt. Auf seinen Platz würde der Spanier Oscar Pereiro rücken, den man irgendwann hatte ziehen lassen, weil ihn niemand auf der Rechnung hatte. Wer konnte den Radsport jetzt noch retten? Im Jahr eins nach Lance Armstrong stand er endgültig als größtes Schmuddelkind da. Bis ihm in höchster Bedrängnis die Leichtathleten zu Hilfe kamen. Erst 100-m-Weltrekordler Justin Gatlin, dann Starsprinterin Marion Jones wurden in den USA überführt. Es folgten dubiose Berichte über britische Athleten, die dutzendweise nicht zu Dopingkontrollen angetroffen, aber nicht aus dem Verkehr gezogen worden waren. Nun wurde manchem wieder klar, dass Radprofis wohl doch nicht die schwarzen Schafe sind, eher ganz normale Mitglieder der großen Herde. Erste Auswirkungen waren zu spüren, als die Explosion der deutschen Schwimmdamen, angeführt von Britta Steffen, bei der EM in Budapest keine Euphoriewelle auslöste, sondern eher ungute Erinnerungen an einstige DDR-Fräuleinwunder. Und im Verband nur kurz gefeiert, aber ausgiebig beraten wurde, wie das Kontrollsystem zu verfeinern sei. Damit rannte man offene Türen ein. Vor allem bei den Testlabors und Antidoping-Agenturen, die sich geschickt selbst aus der Schusslinie brachten. Wie viele Millionen hat das Kontrollsystem in den letzten Jahren verschlungen - und sein nachhaltigstes Resultat war, dass es alle ruhig schlafen ließ. An der Zahl der Tests hat es nicht gefehlt, erst recht nicht im Radsport, aber Aufwand und Ertrag standen in keinem Verhältnis. Das weltweite Netz der Dopingjäger hat sich als BürokratieMoloch entpuppt. Jede Großveranstaltung sonnte sich zuerst mit Rekordzahlen an Kontrollen, dann mit Persilscheinen. Natürlich hatten Fußball-WM, Schwimm-EM und Leichtathletik-EM keinen einzigen positiven Fall zu verzeichnen. Gut zu wissen, dass sich dort die Heiligen versammelt hatten. Wer jetzt in noch größeren Aktivismus verfällt, ohne das System unter die Lupe zu nehmen, wer mehr Geld fordert, ohne es sinnvoller einsetzen zu können, sucht nur Schlagzeilen oder will weiter Sand in die Augen streuen. Wer es ernst meint, muss Worten nun Taten folgen lassen. Die Null-Toleranz-Politik ist nicht zum Nulltarif zu haben, Blutuntersuchungen kosten das zigfache von Urintests. Seit Jahren hat die NADA den Großkonzernen vergeblich die Tür eingerannt, um ihren Etat aufzustocken. Man darf gespannt sein, was aus den vielen vollmundigen Ankündigungen der letzten Wochen wird. Auch aus der Politik. Da konnte so mancher der Versuchung nicht widerstehen, sich mit der Forderung "Dopingsünder hinter Gitter" ins Gespräch zu bringen. Das war zumindest von jenen reine Schaumschlägerei, die seit Jahren Verantwortung tragen und kaum dazu beitrugen, dass bestehende Möglichkeiten verbessert oder zumindest konsequent genutzt wurden. Verschärftes Arzneimittelgesetz oder eigenes AntidopingGesetz? Das DOSB-Präsidium hat sich unter Thomas Bach auf die erste Variante festgelegt, "weil es um die Effektivität geht". Die Gegenposition vertritt der DLVPräsident Clemens Prokop, der damit im Sport aber nur wenige Mitstreiter fand. In den kommenden Wochen wird in Berlin die Entscheidung fallen. Ob die vom Sportausschuss-Vorsitzenden Peter Danckert, heftiger Befürworter eines neuen Gesetzes, organisierte Anhörung am 27. September noch Einfluss hat, ist fraglich. Denn WADA-Chef Dick Pound und Arne Ljungqvist, Leiter der Medizinischen IOC-Kommission, können zum deutschen Rechtsweg kaum neue Sachargumente liefern. Die Einladung an sie lässt eher eine Schauveranstaltung vermuten. Der heiße Sommer wurde durch einen kalten August abgelöst, und auch in der Diskussion um den Radsport ist das Klima erträglicher geworden. Ein Mann wie Jens Voigt ließ selbst die Schwarzweiß-Maler nicht unbeeindruckt. Bei der Deutschland-Tour säumten Hunderttausende die Straßen, die Fernsehquoten blieben achtbar. Ein Markus Fothen, der Platz 15 bei der Großen Schleife belegte, wird von den Fans als "Nachfolger" Ullrichs wahr- und angenommen. Das macht Mut. Wohin führt der Weg? Ende August brachten ARD und ZDF erstmals eine "Doping-Klausel" in die Übertragungsverträge ein. Ist sie auch für den Fußball geplant? Man darf doch wohl noch Scherzfragen stellen. Wenn auch mit ernsthaftem Hintergrund. Denn zumindest in einem anderen Bereich ist die Sportart Nummer eins das traurige Beispiel für eine Fehlentwicklung, die - mehr als das Doping - zur wichtigsten Zukunftsfrage werden kann. Der ständige massive Verstoß gegen Fairplay durch Schwalben und versteckte Fouls hat weitaus tiefere Auswirkungen als jeder Dopingfall. Denn er gibt Millionen von Jugendlichen das Gefühl, dass sich das Brechen von Regeln bezahlt macht. Wie wäre es also mit der Erweiterung der Doping-Klausel auf das Feld "vorsätzlicher Sportbetrug in Serie"? In nicht zu ferner Zeit gehört das Thema auf die Tagesordnung, bei Medien, Sportführern und Sponsoren, und zwar nachhaltig. Weil es dabei wirklich um die Gretchenfrage geht, wohin der Sport eigentlich will. Wird sie nicht gelöst, bleiben am Ende nur noch das "Spiel ohne Grenzen" oder die Wok-WM von Stefan Raab, wechselweise live übertragen von ARD und ZDF. Ob mit oder ohne Dopingkontrollen, mögen die Sonntagsredner entOF scheiden. 13 Wenn der Grenzwert überschritten ist Von Michael Gernandt at ja kräftig gestunken in diesem Sommer; als hätten sie mit Schwefel hantiert in den Giftküchen des Spitzensports. Hier zu Lande halten sich nun auch jene die Nase zu, die bisher unempfindlich zu sein schienen gegen den Gestank, den die Pestbeule Doping absondert. Oder zumindest so taten, als gäbe es unangenehmere Gerüche. Es fehlten offenbar nur noch die Ausdünstungen der Herren Landis und Gatlin, um die Hilferufe nach Frischluft endlich wahrzunehmen. Der Grenzwert, ein biochemisches Reizwort der Manipulationsproblematik, des ethisch und ökonomisch Zumutbaren ist überschritten. Und das Rot der Linie, die Juristen zwischen einem Unrecht erster Klasse und einem der zweiten gezogen haben, verliert seine Leuchtkraft. Will heißen: Die Zweifel an der Vergleichbarkeit eines willentlich betrügenden Sportlers mit einem Wirtschaftskriminellen sollten im Sinn einer resoluten Problembewältigung verschwinden. H Das könnte bedeuten: Sportrecht gleich Strafrecht. Und, salopp formuliert, Sanktionen müssen vor allem dort treffen, wo es den zum Betrug Entschlossenen am meisten weh tut. Am Geldbeutel. Das wäre zum Beispiel so zu bewerkstelligen. Die öffentlichrechtlichen Sender lassen ihren Skrupeln, von denen sie vor und während der Tour 2006 beschlichen wurden, Taten folgen: Kein TV-Signal mehr von Veranstaltungen der am meisten verseuchten Sportarten, auch wenn`s der schönen Quoten wegen weh tut. Der Dreisatz heißt dann: Keine bewegten Bilder, keine Sponsoren, kein Geld. Das erscheint wirkungsvoller als alle Maßnahmen, die der Sport selbst beschließen kann. Naiv? Utopisch? Mag schon sein, ins Zentrum des Manipulationsanreizes zielt der Vorschlag allemal. 14 Wenn der Eindruck nicht trügt, ist in diesem Dopingsommer die Erkenntnis endlich vorangekommen, der zu Folge der Sport allein den Betrug nicht eindämmen kann. Je mehr Hilfen er von außen erfährt, desto leichter tut er sich. Allerdings ist nicht alles hilfreich, was wie Hilfe aussieht. Selbst wenn die Unterstützung von der Weltantidoping-Agentur WADA kommt. Das Unternehmen befindet sich auf Klettertour und meint, unterhalb der Baumgrenze Grenzverletzer entdeckt zu haben. WADA sagt: Sportler, die im Tal in sogenannten Höhenzelten oder zu Unterdruckkammern umgebauten Schlafzimmern in Ruhestellung die leistungsfördernden Bedingungen des Berggipfels simulieren, verstoßen gegen den Geist des Sports. Deshalb will sie derartige Hilfsmittel 2007 auf die Liste der verbotenen Methoden setzen. Drogen, Steroide und Hormone bekommen Gesellschaft. Über die Frage, ob "passive Aktivität" Leistungsmanipulation ist, wie die Ethikkommission der WADA behauptet, oder die Passivität des Schlafs, also Ruhe und Erholung, die einfach nur notwendige biologische Antwort auf Training, wie Medizinwissenschaftler kontern, entstand ein Streit, den die WADA verlieren muss - weil Sportler, denen das Höhenzelt genommen wird, den Nachteil gegenüber in natürlicher Höhenluft lebenden Konkurrenten mit illegalen Drogen auszugleichen versuchen. Das kann die WADA kaum wollen. Grenzziehungen im Spitzensport sind ein riskantes, aber notwendiges Geschäft. Doch vor neuen Markierungen sollten die existierenden eingehalten werden. Wenn das der Welt des Sports nicht gelingt, muss sie sich helfen lassen. Sonst wird sie eines Tages grenzenlos OF überrannt. Endlich muss Radikales passieren Von Wolfgang Avenarius pätestens nach Bekanntwerden des flächendeckenden, staatlich verordneten und organisierten Dopings in DDRZeiten weiß auch die Öffentlichkeit, was Insider schon viel früher nicht nur vermuteten: Im Spitzensport wird im großen Stil zu unerlaubten Mitteln gegriffen! S Mit katastrophalen Auswirkungen: Im Jugendbereich und Breiten- sowie Senioren- und mittlerweile auch Behindertensport droht eine ähnliche Entwicklung. Entrüstete vordergründige Proteste sowie vielfach unwirksame Aktionen und Sanktionen gab und gibt es zeitbegrenzt immer nur dann, wenn es spektakuläre "Fälle" publikumswirksam geradezu erfordern und notwendig machen, wenn populäre Dopingsünder ertappt und entlarvt werden. Und zwar ausschließlich aus Dummheit und Leichtsinn, denn mittlerweile gibt es über 70 Substanzen, die mit den gängigen Kontrollmöglichkeiten nicht mehr nachweisbar sind. Außer ein paar besorgten Eltern scheint - bösartig formuliert - kaum jemand ernsthaft an einer wirklichen Aufklärung und Transparenz der tatsächlichen Situation interessiert zu sein. Zuschauer, Funktionäre, Trainer, Sportmediziner, Politiker und vor allem auch die Medien sind an einem erfolgreichen Athleten interessiert, mit allen positiven (materiellen) Konsequenzen und jeweils eigenen Interessen und Vorteilen! Im Zeitalter der Extreme zählt schon ein zweiter Platz oft nicht mehr, von einem 12. gar nicht zu reden, ob gedopt oder nicht! Die Globalisierung hat, wie in allen Bereichen des Lebens (Umweltschutz!), jetzt auch im Sport eine gefährliche Entwicklung eingeleitet. Exzessiver Egoismus und Erfolg um jeden Preis, oder moralische Genugtuung nur noch unter ferner liefen! Dazu kommt, dass Unrechts- bewusstsein offensichtlich nicht mehr vorhanden oder nicht mehr gefragt ist. "Nicht erwischen lassen" ist clever und die moderne Alternative! Da schreckt offensichtlich auch die Gefahr gravierender gesundheitlicher Risiken und verheerender Folgeschäden nicht ab, wobei auch die entsprechende Aufklärung nach neusten medizinischen Erkenntnissen völlig unzureichend ist. Wir haben vor allem ein gesellschaftspolitisches, kein rein sportliches Problem, das den Sport allerdings in seiner existenziellen Grundlage erschüttert und in seine größte und folgenschwerste Krise stürzt! Der Sport schlechthin steht am Scheideweg. So richtig begriffen haben es wohl noch nicht alle. Verliert der Sport auch in der Öffentlichkeit seine Glaubwürdigkeit, seine soziale und positive Ausstrahlung und Vorbildfunktion, verliert er folgerichtig und automatisch seine Attraktivität und Werbewirksamkeit für potenzielle Sponsoren und Geldgeber. Mit noch gar nicht auszudenkenden Konsequenzen! Denn leider hat sich der gesamte - mittlerweile zwangläufig auch der Breitensport - in eine totale finanzielle Abhängigkeit von Sponsoren und staatlichen Zuschüssen begeben! Was vor 50 Jahren noch eigeninitiativ möglich war, ist heute eine Illusion! Dass die internationale Dopingszene weltweit ein Millionen- vielleicht sogar ein Milliardengeschäft, vor allem für die natürlich völlig unschuldige und unwissende Pharmaindustrie geworden ist, sei nur am Rande erwähnt, macht aber die Problematik bestimmt nicht einfacher. Wenn in grundsätzlicher Einstellung und konsequenter Ausführung jetzt nicht endlich Radikales passiert, wird der Sport zum reinen Gladiatorentum mutieren und pervertieren - mit allen OF Konsequenzen! 15 Doping-Prävention - eine gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe Von Walter Mirwald as Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes hat im August 2006 noch einmal seine "Null-ToleranzPolitik" im Kampf gegen Doping im Sport bekräftigt und einen zwölf Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog verabschiedet. Dabei lautet der erste Satz unter Punkt eins: "Der Anti-Doping-Kampf beginnt mit gezielter Prävention, die sich auf die Sportlerinnen und Sportler selbst, aber auch auf junge Menschen insgesamt bezieht." Doping-Prävention ist also mehr als eine sportspezifische Sache, Doping-Prävention ist längst zu einer gesamtgesellschaftlichen Querschnittsaufgabe geworden. D Eine große Illustrierte hat kürzlich in einer Schlagzeile von der "Gedopten Gesellschaft" gesprochen und lag damit genau richtig. Mit wie viel Tabletten und Mittelchen halten sich Manager fit, um den Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden? Wie oft geben sich Künstler die Dröhnung mit Drogen und/oder Alkohol, um Dinge und Werke zu schaffen, die weltweit höchste Anerkennung finden? Und wie häufig stimulieren Eltern ihre Kinder mit gefährlich bunten Kügelchen vor der Klassenarbeit oder der Prüfung? Jeder beamt sich hoch, so wie er es gerade braucht, um den Alltag meistern zu können. Keiner fragt nach, keiner kontrolliert. Nur im Sport ist das anders. Der nimmt eine 16 Sonderstellung ein. Er ist zwar ein Teil der "Gedopten Gesellschaft". Aber im Sport ist Doping ausdrücklich verboten. "Saubere" Siege, Rekorde und Leistungen sind gefragt. Aber die Gefahren lauern an jeder Ecke. Junge Athletinnen und Athleten sind gefährdet. Die Doping-Mentalität ist vorhanden, Prävention so wichtig wie niemals zuvor. Internationale Studien in den USA, Kanada und einigen europäischen Ländern - so Prof. Gerhard Treutlein von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg - zeigen auf, dass das Problem mittlerweile weit über den organisierten Sport hinaus geht. Nach diesen Studien verwenden etwa fünf Prozent der Jungen zwischen 14 und 18 Jahren Anabolika und etwa 2,5 Prozent der Mädchen, wohlgemerkt auch nicht Leistungssport treibende Jugendliche. Treutlein weist weiter darauf hin, dass nach einer Studie der französischen DopingHotline in Montpellier die Kontaktaufnahme von Jugendlichen nahezu "explodiert", die anabole Steroide zur Verbesserung ihres Aussehens verwenden. Und nach Erkenntnissen aus Rom sollen 18 Prozent der 13-jährigen Jungen Kreatin verwenden, wie Treutlein meint, "ein erster Schritt auf der Treppe der Versuchung und Verführung". Treutleins Fazit aus diesen Erkenntnissen: "Das Problem einschließlich des dazugehörenden Schwarz- markts ist in der Zwischenzeit so weit ausgebreitet, dass sich Prävention deshalb nicht auf den Spitzensport als Aufgabenfeld beschränken darf. Sie muss heute angesichts der in der Gesellschaft allgemein gegebenen Versuchung zum Medikamentenmissbrauch weit über den organisierten Sport hinausreichen." Prof. Gerhard Treutlein und sein Team haben mit der Deutschen Sportjugend (dsj) den idealen Partner für eine gemeinsame Offensive zur Doping-Prävention gefunden. Seit 1990 befasst sich die dsj mit diesem Thema. Damals wurde ein Faltblatt herausgegeben, das jungen Sportlerinnen und Sportlern Informationen zu diesem Themenbereich lieferte und in dem ausdrücklich vor den Gefahren von Doping und Medikamentenmissbrauch gewarnt wurde. Im Jahre 2004 erschien in enger Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg die Broschüre "Sport ohne Doping". Jetzt folgte ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Team um Gerhard Treutlein - die Arbeitsmappe "Sport ohne Doping ein Fortbildungsmodul zur Doping-Prävention". Der Zeitpunkt dazu hätte angesichts der sich überschlagenden Meldungen von verdächtigten und überführten DopingSündern aus dem Spitzensport und der andauernden Diskussion um die Anti-Doping-Gesetzgebung nicht günstiger sein können. "Die Deutsche Sportjugend will in engem Schulterschluss mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und der Nationalen Anti-Doping-Agentur Zeichen setzen, um Kinder und Jugendliche über die Doping-Problematik aufzuklären und Hilfen anzubieten", unterstreicht der dsj-Vorsitzende Ingo Weiss. Ziel der dsj sei, auf diesem sensiblen Gebiet eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Weiss erläutert, dass das Ende Juli in Hamburg vorgestellte PräventionsModul ein Instrument für Lehrkräfte darstellen soll, die Fortbildungen für Übungsleiter und Trainer durchführen. Weiss: "Denjenigen, die direkt mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, soll die Möglichkeit gegeben werden, das Thema Dopingprävention in kompetenter Weise in ihren Übungs- und Trainingsalltag einzubringen." Es soll aber auch eine Transferleistung in den Alltag der jungen Menschen ermöglicht werden, zum Beispiel zu Fragen der Gerechtigkeit, des sorgsamen Umgangs mit dem eigenen Körper und der Grenzen des persönlichen Leistungsvermögens in Situationen außerhalb des Sports. Die konzertierte Aktion von Deutscher Sportjugend und der Heidelberger Fachhochschule mit der Argumentationskette gegen Doping soll möglichst flächendeckend verteilt werden und viele Übungsleiterinnen und Übungsleiter erreichen. Dass derartige Hilfen nötig sind, macht auch ein Satz deutlich, den Holger Gabriel, Professor für Sportmedizin an der Universität Jena, beim ersten Thüringentag "Medien und Ethik" sagte: "Auch die Sportverbände bis hin zu den Eltern müssen ihrer Verantwortung noch deutlicher gerecht werden und den Jugendlichen ein klares Wertesystem vermitteln." Hilfestellungen will auch das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes geben, dass die Einsetzung von DopingVertrauensleuten beschlossen hat, die als unabhängige Sportlerinnen und Sportler Anlaufstelle für Athletinnen und Athleten sein sollen, die noch nicht auf dem Höhepunkt ihrer Karriere sind und Diskussionsbedarf haben. Für diese wichtige Aufgabe konnten die Doppel-Olympiasiegerin im Rudern, Meike Evers, die mehrfache Weltmeisterin und Medaillengewinnerin bei Olympischen Spielen im Eisschnelllauf, Monique Garbrecht-Enfeld, und der Zehnkampf-Olympiazweite von Atlanta 1996, Frank Busemann, gewonnen werden. Diese Vertrauensleute sollen Besuche in den Olympiastützpunkten und in Schulen vornehmen und den Kontakt zu den Aktiven suchen, auch in Kooperation mit der NADA. Wenn das gut angenommen wird, soll die Zahl der Vertrauensleute noch erhöht werden. "Doping ist auch ein Alarmzeichen für den Zustand einer Gesellschaft", hat Eberhard Gienger, der Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes und frühere Reck-Weltmeister kürzlich gesagt. Der Alarm ist ausgelöst. Aber der Sport hat längst Gegenmaßnahmen eingeleitet. OF 17 N ur sechs Jahre (1971-1976) hat der Schwabe Karl Honz Hochleistungssport betrieben. In diesem kurzen Zeitabschnitt gelang ihm 1972 der Einzug in zwei Olympiafinals (400 m/4x400 m), der Europarekord über 400 m (44,70), die 400m-Europameisterschaft (1974) und 1976 noch einmal die Olympia-Qualifikation. Fün Mal wurde er deutscher Meister. Nach der Zeit als Aktiver fiel der gelernte Kaufmann auch als nachdenklicher Publizist auf. In renommierten Blättern wie der Zeit, der FAZ und der Süddeutschen machte sich Honz Gedanken über den Leistungssport. Auch in der Olympischen Jugend und im Olympischen Feuer (OF) veröffentlichte er. Danach konzentrierte sich Honz: Die Frage habe ich erwartet. Ich habe mich gefragt, woran liegt es, dass wir im deutschen Team niemand haben, der so schnell laufen kann wie wir damals. Unvorstellbar, dass die heute weniger trainieren, mehr als fünf Mal in der Woche waren es bei mir nicht. OF: Hattet ihr mehr Talent? Honz: Das kann ich mir nicht vorstellen. Auch an Trainingseifer und Umfang kann es nicht liegen, da ist jetzt mehr vorhanden, die Betreuung insgesamt ist intensiver als damals, weil einfach "Wenn weniger Geld im Spiel ist, reduziert sich der Anreiz zu dopen“ Karl Honz, Ex-Europameister der Leichtathleten Honz auf seinen beruflichen Werdegang: Angestellter einer Sportartikelfirma, an der Seite des letzten NOK-Präsidenten Klaus Steinbach Leiter einer Reha-Klinik in Bad Urach und jetzt Geschäftsführer des Heilbads Krumbad im bayerischen Schwaben. Nach zwei Jahrzehnten meldet sich Honz jetzt wieder zu Wort. Am Tag nach dem Ende der Leichtathletik-EM in Göteborg sprach OF mit dem 55-Jährigen. OF: Hatten Sie Zeit, die EM zu verfolgen, interessiert Sie eine solche Veranstaltung überhaupt noch, oder gehören Sie zu der Gruppe Ehemaliger, die sich vermehrt abwendet, weil das Vertrauen in einen integren Spitzensport nicht mehr vorhanden ist? Honz: Ich interessiere mich nach wie vor sehr stark für den Sport, natürlich für die Leichtathletik, die Fußball-WM habe ich ganz intensiv verfolgt, im Gegensatz zu früher dagegen weniger die Tour de France. Nach außen ist mein Interesse nicht bemerkbar. Man nimmt mich nicht wahr, das liegt auch daran, dass es mich nie in ein Amt des Sport drängte, weder als Trainer noch als Funktionär. Aber innerlich ist es eine starke Herausforderung, wenn so eine internationale Meisterschaft wie jetzt die in Göteborg stattfindet. Ich spüre, dass ich intensiv mitgehe, bei den Sprintdisziplinen, den Läufen insgesamt, die faszinieren mich immer noch. OF: Was sagen Sie denn dazu, dass der Europameister 2006 über 400 m nicht schneller lief als Sie beim EM-Sieg vor 32 Jahren, 45,04 Sekunden? 18 30 Jahre mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber gegangen sind. Was bleibt ist die Motivation. Aber warum sollten die heute weniger motiviert sein als wir. Zumal wir weniger Anreize hatten, zumindest finanzieller Art. Stichwort Kampfgeist. Das könnte ein Faktor gewesen sein, wenn ich mir das so angucke. Andererseits wäre es dumm von mir, das jetzt auf diese Ebene zu bringen. Ich habe ja gesehen, wie gekämpft wurde, die Speerwerferin Nerius zum Beispiel. Es ist halt schwer zu erklären, wo der Unterschied sein soll. OF: Es bleibt also Klärungsbedarf. Oder kann es damit zu tun haben, dass der bundesdeutsche Sportler heutzutage sozial zu stark abgesichert ist, wie man zuweilen hören kann, und deshalb der Anreiz zu Mehraufwand fehlt? Honz: Tatsache ist, dass wir schlechtere Voraussetzungen hatten, in den ganzen Strukturen des Trainings, der Mobilität und der Information/Kommunikation. Tatsache ist aber auch, dass diese Verbesserungen und der soziale Anreiz eben nicht zu besseren Leistungen (über 400 m) geführt haben. OF: Wie ist Ihre Sicht auf die Trainer anno 2006, gibt es in dem Bereich Defizite? Honz: (lacht) Den Klinsmann-Effekt? Wenn Sie diesen Punkt ansprechen, fällt mir ein, dass ich früher zu Hause kaum mit Trainern gearbeitet habe, die Bundestrainer waren weit weg. Ein ganz wichtiger Aspekt scheint mir aber doch zu sein: Man hat Trainer, die sehr gute Fachleute sind, aber sind sie auch gute Motivatoren, können sie die Athleten führen? OF-INTERVIEW OF: Was ist der wesentliche Unterschied zwischen dem deutschen Spitzensport von heute und dem Ihrer Zeit? Ist es die Einflussnahme des Kommerzes? Sie haben sich Mitte der Siebziger Jahre wohl doch kaum vorstellen können, wie das Geld den Sport verändern würde. Honz: Noch bei der Leichtathletik-EM 1974 mussten wir alle Firmenzeichen auf Taschen und Kleidung verkleben. Was dann passierte, die Kommerzialisierung der Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles und was daraus folgerte, war für mich nicht vorstellbar. Die Gefahr war jedenfalls groß, die Ziele falsch zu setzen. Und wenn man die vergangenen 30 Jahre passieren lässt, habe ich die Befürchtung, dass sie tatsächlich verrutscht sind. Wir wollten einfach nur schnell laufen. Dabei waren die inneren Antriebe, losgelöst von der finanziellen Komponente, oft stärker als sie heute angesichts der finanziellen Voraussetzungen sind. Mit der Motivation "Geld" schneller zu laufen als wir - das kann nicht funktionieren ... OF: ... es sei denn, man betrügt. Will heißen: Wer über Geld im Sport redet, wird direkt auf den Weg zum Thema Doping geführt. Es in den Griff zu bekommen, fällt unendlich schwer. Was läuft aus Ihrer Sicht da schief? Honz: Wenn man die Diskussionen nach der Tour de France verfolgt, kann ich den Bemerkungen von Thomas Bach nur zustimmen, der Sport müsse die Angelegenheit selber regeln. Ich finde es nach wie vor falsch, wenn man versucht, Doping auf Staat und Paragrafen abzuschieben. Es geht um Geld, es ist ein wirtschaftliches Problem, auf dieser Ebene muss die Lösung gesucht werden. Wenn weniger Geld im Spiel ist, reduziert sich der Anreiz zu dopen. OF: Seit Jahren tritt der Sport bei der Dopingbekämpfung gleichsam auf der Stelle. Hilft eine Radikalisierung der Sanktionsmaßnahmen weiter, indem zum Beispiel der Sportbetrug unter das Strafgesetz gestellt wird? Honz: Wer will einem Sportler genau nachweisen, ob er illegale Mittel voll absichtlich genommen hat oder ob vielleicht Sabotage oder andere Dinge dahinter stecken. Solange die Staatsanwaltschaften das nicht sauber klären können, kann ein Sportler nicht verurteilt werden. Die Grauzone zwischen Ehrlichkeit und Betrug hindert doch wohl, Dopingvergehen auf das strafrechtliche Feld zu schieben. Das Wirksamste ist für mich zunächst die wirtschaftliche Ebene ... OF: ... deren Katalysator die Medien sind. Honz: Profisport und dessen Veranstaltungen sind der Unterhaltungsbranche zuzurechnen. Geht es dabei nicht ehrlich zu, wird ihnen das Interesse entzogen, von den Medien zum Beispiel. Das heißt aber: Weniger Geld für TV-Rechte. Dann wird es auch für andere Beteiligte uninteressanter, für die Sportartikelindustrie. Auf diese Weise könnte dem Doping der Boden entzogen werden. Geht das Fernsehen raus aus der Tour oder anderen Großveranstaltungen, berichten Zeitungen nur noch in einer Spalte, lässt das öffentliche Interesse nach. Dann heißt es: Macht euch erst mal sauber, dann kommen wir wieder. OF: Sie waren und sind in Kliniken und Heilbädern in Verwaltungspositionen, also nicht unweit von der Medizin tätig. Kam es je zu Kontakten mit dem Thema Doping? Honz: Das spielte in meinem Leben nie eine Rolle, nicht im Beruf und im Sport sowieso nicht. Ich war als Athlet nie der Versuchung ausgesetzt. Wenn damals von Doping die Rede war, ging es um Anabolika, und das war etwas für die Schwerathleten unter den Leichtathleten. Dass beim Sprint mit Doping etwas auszurichten ist, wurde mir erst 1988 durch den Fall Ben Johnson klar. OF: Ist der Spitzensport, so wie er sich zurzeit darstellt, noch in einer Vorbildrolle für junge Menschen? Honz: Wir müssen da differenzieren. Was den Fußball betrifft und die WM in Deutschland, ist genau dieser Effekt eingetreten. Für Leichtathletik oder Schwimmen kann ich es mir nicht vorstellen. Die Frage ist interessant: Wie viele junge Leute haben den Marathonlauf der Europameisterin Ulrike Maisch gesehen? Ich fürchte, es waren wenige, die sich von ihr haben motivieren lassen, es einfach mal mit dem Laufen zu versuchen. Die Mannschaftssportarten haben die wesentlich besseren Chancen bei der Jugend, dem gegenüber haben Leichtathletik und Schwimmen verloren. OF: Erlauben Sie noch einen Schwenk auf ein ganz anderes Gebiet: den neuen deutschen Dachverband DOSB. Worauf sollte der künftig vorrangig sein Augenmerk richten? Honz: Ich bin zu wenig im Thema drin, um darüber urteilen zu können, würde aber auf weichere Faktoren verweisen: Führungsqualitäten, die Qualität des Einwirkens auf junge Menschen im Sport, die Qualität der Begegnung zweier Menschen, zum Beispiel Trainer und Athlet. Ich weiß aus eigener, langer beruflicher Erfahrung, dass man sich da nicht genügend verbessern kann. Daran kann immer angesetzt werden. Es geht um das, was nur der Mensch selber leisten kann. OF: Hat auch Ihre Zeit im Leistungssport zu dieser Erkenntnis verholfen? Honz: Ja, was ich in den sehr intensiven Jahren zwischen 20 und 25 an Erfahrung gewonnen habe, kann ich jetzt sehr gut umsetzen: leistungsorientiertes Arbeiten, der physische Umgang der Leistungserbringung, Mut entwickeln für Experimente, mit der Niederlage leben, sie einstecken können, miteinander umgehen, reden. Das alles ist ja auch in der Wirtschaft notwendig. OF: Sie haben anfangs schon erwähnt, dass es Sie nie in ein Sportamt gedrängt hat. Warum ist einer wie Sie diesen Weg nicht gegangen? Honz: Es war in meinem Kopf eben drin, dass der Sport in meinem Leben ein endliches Kapitel ist. Mit 25 Jahren habe ich es abgehakt, weil ich glaubte, der Sport sei nichts fürs ganze Leben, zumal auch keine finanziellen Anreize da waren. Eine innere Nähe zu einem Amt als Funktionär oder Trainer habe ich nicht verspürt, zum Funktionärsamt bis heute nicht. Aber jetzt bei der EM habe ich beim Fernsehen kurz darüber nachgedacht, was würdest du ihm erzählen, wenn du Trainer von Kamghe Gaba (deutscher 400-m-Meister/Anm. d. Aut.) wärst. Der Reiz ist da, aber ich unterliege nicht der Versuchung, wieder ins Gespräch zu kommen. Das Interview führte: Michael Gernandt OF-INTERVIEW 19 In Sachen Sportwetten oder Überlebenskampf im Glücksspiel-Dschungel Von Andreas Müller ast täglich jagt eine Meldung in der Presse die nächste. Manche Verwaltungsgerichte erfüllen den Wunsch der Politik nach Aufrechterhaltung und konsequenter Durchsetzung des staatlichen Monopols auf Sportwetten, andere entscheiden genau anders herum und gestehen privaten Wettanbietern das Geschäft zu, erlauben die Werbung im Fernsehen oder das Logo auf dem Fußball-Trikot. Das juristische Wirrwarr ist die typische wie unerlässliche Begleitmusik in dem Bemühen des Staates, sein seit Jahren reichlich durchlöchertes und von einem "grauen Markt" unterwandertes Glücksspiel-Monopol zu verteidigen und die schon mächtig gewordenen privaten Wettanbieter zurückzudrängen bzw. am besten gänzlich auszuschalten und ein staatliches Monopol in Reinkultur wiederherzustellen. Ein Unterfangen, das angesichts der Begehrlichkeiten eines allein in Deutschland auf rund vier Milliarden Euro Umsatz geschätzten Marktes und in Zeiten von moderner Kommunikation über Ländergrenzen hinweg schier aussichtslos scheint. Der Sport kann sich diesem Gerangel nicht entziehen, er ist mittendrin im teilweise völlig unübersichtlichen Getümmel statt nur dabei. Im Glücksspiel-Dschungel die Orientierung zu behalten, ist für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) just eine Überlebensfrage. Schließlich profitierte der organisierte Sport zuletzt mit insgesamt rund 544 Millionen Euro von den Erlösen des staatlichen Lotto- und F 20 Toto-Blocks und den Oddset-Sportwetten der Länder und könnte ohne diese Zuweisungen unmöglich in seiner momentanen Gestalt als gesellschaftlich bedeutsame Größe überleben. "Die Mittel zur Förderung des Sports aus Umsätzen der staatlichen Lotterien und Sportwetten betrugen im Jahr 2004 deutschlandweit 529,978 Millionen Euro", berichtet Oliver Fisch vom Referat Marketing und Sportwetten bei Oddset. Der überwiegende Teil dieser Summe, in der die OddsetZuschüsse schätzungsweise knapp zehn Prozent ausmachen - genaue Angaben existieren wegen deren komplizierter und unterschiedlicher Verteilung in den einzelnen Bundesländern nicht - floss in die Kassen der Landessportbünde (LSB). Ausgeschüttet wurden 2004 außerdem 14,238 Millionen Euro aus den Erlösen der Glücksspirale, die der Zentrale des Deutschen Sportbundes (DSB), dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) und der Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH) zugute kamen. Zahlen für das Jahr 2005 liegen zwar noch nicht vor, aber eines bleibt unbestritten: Auch die Einheitsorganisation ist nach der Fusion von DSB und NOK existenziell auf das bewährte Instrument der Sportförderung aus staatlichen Lotto- und SportwettenMitteln angewiesen. DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach und die kommissarischen Generaldirektoren Dr. Andreas Eichler und Bernhard Schwank haben das wiederholt unterstrichen. Doch nicht nur für den Sport sind diese Zuflüsse die wichtigste Lebensader, sondern ebenso für viele Wohlfahrtsorganisationen in Deutschland, den Denkmalschutz und andere Bereiche, die auf die so genannte Zweckabgaben des staatlichen Glücksspiels unmöglich verzichten können. Beim Sportwetten-Anbieter Oddset beträgt diese Konzessionsabgabe je nach Bundesland zwischen 15 und 20 Prozent. Hinzu kommen 16,6 Prozent Lotteriesteuer. Abgaben, wie sie kein anderer Wettanbieter leitstet(e) und die nach dem Willen der Politik nach einem einzigen Motto geschützt werden sollen: Es lebe das Monopol! Interessen-Konglomerat unterm DOSB-Dach Nicht zu unterschätzen ist die Wirkung des Geldsegens, den vor allem die Profiligen aus den Werbe- und SponsorenBudgets der privaten Anbieter erhalten. Allein betandwin als größter von vier Anbietern, die sich auf eine Gewerbeerlaubnis aus den letzten Tagen der DDR berufen, beziffert sein Marketing-Budget in diesem Jahr auf 56 Millionen Euro. Daraus werden Sponsorenverträge mit Fußball-Bundesligisten wie Werder Bremen und dem VfB Stuttgart oder Zuwendungen an die Profiligen im Basketball, Eishockey und Handball sowie wichtige Werbeeinnahmen zum Beispiel für das Deutsche Sportfernsehen gespeist. Was zur logischen Folge hat, dass bei den Partnern im Sport für Freude über den Sponsor gesorgt wird und im Gegenzug Abhängigkeiten und separate, dem SportwettenMonopol des Staates geradezu entgegengesetzte Interessenlagen entstehen. Hinzu kommt beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) und bei Deutschen FußballLiga (DFL) der ausgeprägte Wille, als Veranstalter und Ausrichter der für Sportwetten wichtigsten sportlichen Ereignisse eine eigene Sportwetten-Lizenz zu bekommen und das Produkt auf diese Weise sportwettentechnisch optimal auszuwerten. Aus diesem Wunsch und dem damit zwangsläufig verbundenen Ruf nach einer Teilliberalisierung der Sportwetten und der Zulassung privater Anbieter unter strengen Lizenzauflagen macht zum Beispiel der Geschäftsführende DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger kein Hehl. "Natürlich wollen alle ihre Pfründe gesichert haben. Das gilt für die Fußballvereine und für die Ligen im Handball, Basketball und Eishockey, die Verträge mit privaten Sportwettenan- bietern haben. Das gilt darüber hinaus für den gesamten Sport, der auf die Mittel aus den staatlichen Lotto- und Toto-Mitteln existenziell angewiesen ist. Alle wollen ihre Zuwendungen gesichert sehen. "Es gibt keinen Konfrontationskurs, sondern ein gemeinsames pragmatisches Ziel innerhalb des Sports: Alle müssen sehen, dass ihr Haushalt steht", weißt Dr. Christa Thiel als Sprecherin der Spitzenverbände auf die vielfältige Interessenlage hin, während LSB-Sprecher Dr. Ekkehard Wienholtz die Relationen zwischen allgemeinen und individuellen Bedürfnissen im Sport gewahrt wissen will: "Alles ist derzeit auf kurzfristige Millionen von betandwin fixiert, die in einige Klubs und Ligen fließen. Wir müssen uns jedoch von der aktuellen Debatte lösen und die Einnahmen für den gesamten Sport dauerhaft sichern", plädiert der Präsident des Landessportverbandes Schleswig-Holstein dafür, das bewährte Instrument des Monopols nicht leichtfertig über Bord zu werfen. Genau diesen Intentionen folgen die Ministerpräsidenten der Länder mit einem neuen, für 2007 erwarteten Staatsvertrag. Mit dem Dokument soll das Monopol zunächst für vier Jahre bis 2011 sozusagen "auf Bewährung" festgeschrieben werden, um bis dahin Erfahrungen zu sammeln und dann erneut zu entschieden, ob es beim Monopol bleiben kann oder eine Liberalisierung unumgänglich ist. Wobei für alle Experten klar ist: Fällt das Monopol bei den Sportwetten, wird es auch beim Lotto- und TotoGeschäft nicht zu halten sein. Das Feld der Sportwetten ist für die Privatanbieter gewissermaßen die Probebühne für den Sturm aufs Eigentliche. Deswegen wird so verbissen gekämpft. 21 Gespräch mit der Politik über eine halbe Milliarde Euro Vor diesem Hintergrund stellt für den Fußball und insbesondere für die DFL die auf dem Sportwetten-Gipfel vom 22. August vereinbarte gemeinsame Positionierung des DOSB im Glücksspiel-Dickicht einen Kompromiss dar, der angesichts der politischen Rahmenbedingungen als "realpolitisches Zeitspiel" bezeichnet werden könnte. Es ist ein Solidarpakt für die nächsten vier Jahre. Über die Strategie, auf die sich der organisierte Sport bei dem Spitzengespräch als "kleinsten gemeinsamen Nenner" einigen konnte, will DOSB-Präsident Thomas Bach nun mit den politischen Entscheidungsträgern der Länder so bald wie möglich in Gespräche eintreten und dabei die Wünsche des Sports deutlich artikulieren. Erster Ansprechpartner ist der NRW-Regierungs-Chef Jürgen Rüttgers (CDU) als amtierender Vorsitzender der Ministerpräsidenten-Konferenz der Länder. Jenes Gremiums also, das den neuen Sportwettenstaatsvertrag Ende dieses Jahres verabschieden soll, bevor er von den 16 Länderparlamenten gebilligt werden muss und 2007 in Kraft treten kann. Der "DOSB-Masterplan" sieht vor, dass dem Sport bei der künftigen Gestaltung des Glücksspielrechts eine Summe von annähernd 500 Millionen Euro pro Jahr aus Lotto- und Toto-Mitteln vorrangig für den gemeinnützigen Sport sichergestellt werden müsse. Knapp 50 Millionen Euro jährlich erhoffen sich DOSB und DFB vornehmlich für die Profiligen aus Umsätzen der Oddset-Sportwette und einer speziellen "Sportförderungsgesellschaft", die man gemeinsam mit dem staatlichen Anbieter gründen möchte. In der Addition wäre das erklärte Ziel des Sports erreicht, dass es beim bisherigen Gesamt-Fördervolumen von gut 530 Millionen Euro pro Jahr bleiben muss. 5:1 - ein Zugeständnis an den Fußball Vorgesehen ist, dass DOSB und DFB mit dem Anbieter Oddset eine "Sportförderungsgesellschaft" gründen, um einen noch genau zu verhandelnden Prozentsatz aus dem SportwettenGeschäft nach dem Schlüssel 5:1 für den Fußball zu verteilen. Bei ihrem Modell gingen die Gesprächsteilnehmer des Wettgipfels von geschätzten Oddset-Überweisungen in Höhe von 48 Millionen Euro pro Jahr aus. Bei einem Verteilerschlüssel von 5:1 zu Gunsten der Kicker würde der Fußballbereich mit 40 Millionen und die Profiligen im Basketball, Handball und Eishockey zusammen mit maximal acht Millionen Euro profitieren. Damit sollen Klubs wie Ligen die Ausfälle von Sponsoren wie betandwin kompensieren. "Das ist eine praktikable Kompromisslinie, den Interessen der Profis gerecht zu werden, ohne dass der gemeinnützige Sport schlechter gestellt wäre. Denn klar ist, dass die Landessportbünde und die Verbände bei der Finanzierung nicht herunterfallen dürfen", stimmte LSB- 22 Sprecher Ekkehard Wienholtz der Vereinbarung mit Blick auf die Lotto- und Totomittel von annähernd 500 Millionen für die Nichtprofis und den Breitensport zu. Die ins Auge gefasste "Sportförderungsgesellschaft" ist nicht nur ein Zugeständnis an den Profisport und insbesondere die Fußball-Bundesliga als elementare Grundlage und Voraussetzung jedes Sportwettengeschäfts. Zugleich deckt sich die Lösung mit den bereits seit Monaten laufenden Bemühungen der Ligen, Wettanbietern mit dem Hinweis auf den so genannten Veranstalterschutz auf juristischem Wege Abgaben abzutrotzen. "Der Sport liefert den Content, und zwar nicht nur wir im Fußball, sondern ebenfalls die Handballer, Basketballer, Eishockeyspieler und alle anderen, auf die gewettet werden kann. Sie alle betrifft das Problem im gleichen Maße, wenngleich wir wissen, dass die Fußballwetten mit 80 bis 85 Prozent den größten Anteil ausmachen", hatte der DFB-Sportwetten-Beauftragte Wilfried Straub schon vor Monaten geäußert, woraus DFL-Chef-Justitiar Thomas Summerer rechtliche Konsequenzen und finanzielle Forderungen gegenüber den Sportwetten-Anbietern ableitete. "Die unentgeltliche und systematische Nutzung der Spielpläne und Ergebnislisten sehen wir als Missbrauch an. Unsere Rechtsauffassung war immer, dass es ein Recht des Veranstalters geben muss, seine Veranstaltung umfassend auszuwerten", hatte der Jurist erklärt. Ein Gutachten zum "Veranstalterschutz", das vom Max-Planck-Institut für Wettbewerbsrecht in München erstellt wird, soll im Interesse der Klubs weitere Klarheit bringen. Mit dem Einstieg des Sports bei Oddset, der vornehmlich für die Profis von Nutzen sein soll, käme man juristischen Reibereien zwischen Klubs und Ligen sowie dem Wettanbieter geschickt zuvor. Staatsvertrag soll Verfassungsmäßigkeit garantieren "Das ist ein Vorschlag an die Politik und an die verschiedenen Oddset-Gesellschafter in den Bundsländern. Dort muss letztendlich die Entscheidung über ein solches Modell getroffen werden. Mit Sicherheit wird es noch einige steuerrechtliche Probleme geben, denn unsere Zuwendungen an den Sport sind an gemeinnützige Zwecke gekoppelt", kommentierte Oddset-Chef Erwin Horak den Plan, während sich die politische Ebene vorerst bedeckt hält. Rüttgers sei gegenüber dem Sport zwar "grundsätzlich gesprächsbereit", hieß es aus dessen Staatskanzlei in Düsseldorf. "Grundlage muss aber der Beschluss der Ministerpräsidenten vom Juni sein." Das heißt: das klare Bekenntnis zum Monopol, auf das sich die Länderchefs im Juni grundsätzlich geeinigt hatten. Während 13 Bundesländer für ein komplettes Verbot von privaten Anbietern votierten, vertraten Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein jedoch die Auffassung, dass langfristig die Vergabe einer begrenzten Anzahl von Konzessionen ratsam sei. In dem neuen Staatsvertrag sollen die derzeit geltenden Bestimmungen für die staatlichen Oddset-Wetten auf der Grundlage einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVG) vom 28. März weiterentwickelt werden. Die Karlsruher Richter hatten vor allem klargestellt, dass eine staatliche Wette unter keinen Umständen zum Glücksspiel animieren darf, wenn sie den Grundsatz der Verfassungsmäßigkeit erfüllen will. Ihr Einverständnis mit dem Noch-Monopol des Staates koppelten die Karlsruher Richter an die Forderung, Oddset solle aufhören, die Kundschaft zum Glücksspiel zu animieren. "Das haben wir umgehend befolgt. Zum Beispiel wird es in der Ersten und Zweiten Bundesliga keine Bandenwerbung mehr von uns geben", berichtet Horak. Tabu sind inzwischen auch Wettenangebote per SMS, die Werbung im Fernsehen wurde eingestellt, und es soll auch keine RadioSpots mehr geben. In den Annahmestellen und auf den Tippscheinen wird neuerdings darauf hingewiesen, dass Wetten süchtig machen kann. Nicht einmal der Berliner Fußball-Pokal darf noch den Namen des staatlichen Anbieters tragen. Restriktiv wie der Staat auf der anderen Seite gegen private Unternehmen vorgeht, zwingt er seinen eigenen Favoriten in ein enges Korsett. In der Konsequenz und natürlich wegen der Konkurrenzsituation - brach der Umsatz der acht Jahre alten Oddset-Wette zwischen Januar und April 2006 gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent ein. Im Spitzenjahr 2002 lag der Umsatz noch bei 530 Millionen Euro. Hält der Trend an, werden es in diesem Jahr gerade einmal noch 350 Millionen Euro sein. Nur "echtes Monopol" hat vor EU-Recht Bestand Sinkende Einnahmen sind womöglich der Preis, den Oddset für seine Verfassungs-Konformität zahlen muss, ohne die der Monopolstatus mit Blick nach Europa rechtlich von vornherein zum Scheitern verurteilt wäre. Wenn der Staat das Glücksspiel-Geschäft unbedingt allein machen will, hatten die Karlsruher BVG-Richter den Ländern unmissverständlich aufgetragen, dann dürfe ihr Bestreben nach Einnahmen auf keinen Fall die Priorität genießen. Dann müsse alles unterlassen werden, was zum Spiel verleite und den Umsatz ankurbelt. "Diese absolut glaubhafte Umsetzung des Monopols" sei der einzige Weg zu seiner Aufrechterhaltung, ist Norbert Skowronek, der Direktor des LSB Berlin, als Kenner der komplizierten, komplexen Materie überzeugt. "Das primäre Ziel dürfen nicht die Einnahmen sein, auch wenn sie gesellschaftlich guten Zwecken zugute kommen. Im Vordergrund muss das übergeordnete staatliche Interesse an der Eindämmung der Spielsucht stehen. Wenn sich die deutschen LotterieGesellschaften korrekt verhalten und zum Beispiel nicht werben oder anderweitig zum Glücksspiel animieren, dann gerät dieses Monopol keineswegs in Konflikt mit dem EUWettbewerbsrecht", ist Skowronek überzeugt. Auch Länder wie Belgien und Finnland könnten dem LSB-Direktor zufolge als Vorbilder für das funktionierende Monopol dienen, wie es die Ministerpräsidenten in ihrem Staatsvertrag wasserdicht festschreiben wollen. Ein Mutmacher für die Verteidiger des Monopols ist ebenso, dass im Entwurf zur neuen EU-Dienstleistungsrichtlinie das Glücksspiel ausdrücklich ausgenommen wurde, um auf diesem Sektor nicht das Recht der einzelnen europäischen Staaten zu beschneiden. Trotzdem oder gerade deshalb wird es von privaten Anbietern weiterhin Klagen und rechtliche Vorstöße hageln. Es wird garantiert weiterhin mit allen erdenklichen Mitteln gerungen, um bei dem Milliardengeschäft nicht leer auszugehen. An der mitunter verwirrenden Nachrichten-Lage in den Medien wird sich vorerst kaum etwas ändern. Und schon gar nicht an den Zwängen für den Sport, im finanziellen Überlebenskampf auf der Hut zu bleiOF ben. 23 WM-Nachlese oder Wie die Deutschen der Welt sympathisch wurden Von Steffen Haffner 24 N och wehen schwarzrotgoldene Fahnen im Sommerwind. So als wollten sich die Menschen nicht trennen von dem Stoff, aus dem die Träume sind. Und das, obwohl Jürgen Klinsmanns Anspruch, Fußball-Weltmeister zu werden, an der Wirklichkeit ausgebuffter Profis aus Italien scheiterte. Doch zur Verblüffung der Welt und zum eigenen Erstaunen entpuppten sich die Deutschen als Meister im entspannten Feiern. Nicht einmal nach dem Aus im Halbfinale wurden die Fahnen eingerollt. André Heller stieß im Ausland wiederholt auf Aussagen wie diese: "Wir stehen regelrecht unter Schock. Die Deutschen sind uns plötzlich sympathisch." Und Sportfreund Wolfgang Schäuble konstatierte erfreut: "Wir fangen fast schon an, uns selbst zu mögen." Der hoch gegriffene Slogan "Die Welt zu Gast bei Freunden" füllte sich in ungeahnter Weise mit Leben. Die Fanmeilen mit ihren Großbildschirmen wurden Feiermeilen friedlichen Miteinanders. Bilder von Deutschen und Türken, die Arm in Arm die Erfolge der Heimmannschaft bejubelten, zeigten beiläufig die Integrationskraft des Fußballs. Afrikaner, die vor ihrer Reise zur WM vor den rassistischen Gefahren gewarnt worden waren, stießen statt auf No-go-Areas" auf "TogoAreas", in denen sie herzlich willkommen waren. 11,7 Millionen Menschen hatten beim "Public Viewing" ihr spezielles WM-Erlebnis, das dem in den zwölf hochmodernen Arenen in nichts nachstand. Bedrohlicher Frust, nicht in den Besitz von WM-Tickets gekommen zu sein, wurde so der Boden entzogen. Vorfälle, die sich angesichts der Heerscharen trinkfreudiger Fans kaum vermeiden ließen, blieben überschaubar und wurden von der eher besänftigend auftretenden Polizei im Handumdrehen entschärft. Die Jugend, nicht zuletzt die weibliche, fasste die WM als rauschende Party auf. Und das Wetter zeigte sich durchgängig mediterran. Da muss der "Kaiser" seine Beziehungen nach oben genutzt haben. Die so genannte Lichtgestalt war ohnehin in seinem Hubschrauber dem Himmel am nächsten und demonstrierte die Kunst der Allgegenwart. Dass Franz Beckenbauer nebenbei noch diskret heiratete, zeigt seine Gabe, wie einst als Libero über das Spielfeld des Lebens zu tänzeln. Die Begeisterung der Massen entzündete sich an der mitreißenden Spielweise der Klinsmänner, die so gar nichts mehr mit der Ballschieberei von ehedem gemein hatte und verdient im kleinen Happy End des dritten Platzes mündete. Vielleicht wäre die Hürde Italien sogar zu überspringen gewesen, hätte sich Torsten Frings im Getümmel mit den ausflippenden Argentiniern nicht zu einer schlagfertigen Reaktion provozieren lassen. Dass italienische Medien die Fifa zur Sperre für den Bremer veranlassten, führte nach entsprechenden Schlagzeilen auf dem deutschen Boulevard zu weniger schönen Verbalattacken gegen "die Pizzabäcker" aus dem Süden und gegen unfaire Pfiffe bei der italienischen Nationalhymne. Schade, dass ausgerechnet Zinedine Zidane, der beste Spieler des Turniers, im Endspiel nach schlimmen Beleidigungen durch den Italiener Marco Materazzi ausrastete und so die Fußballwelt vor den Kopf stieß. Da blieb es müßiger Spekulation vorbehalten, sich auszumalen, wie das Finale im Elfmeterschießen ohne den Platzverweis für "Zizou" ausgegangen wäre. Hatte der Franzose doch in der regulären Spielzeit einen Strafstoß, wie der Reporter meinte, so genial an die Querlatte gezirkelt, dass der Ball hinter der Torlinie aufspringen musste. Oder war es nicht doch eher Glück? In der Endphase wurde die WM zu einer Art Europameisterschaft, die vier Mannschaften vom alten Kontinent unter sich ausmachten. Die Afrikaner ließen mit Ghana und der Elfenbeinküste ihre Talente aufblitzen, ohne effektiv genug zu spielen. Die bravourös kämpfenden Australier scheiterten an einem Schiedsrichter, der ihnen kurz vor dem Abpfiff mit einem unberechtigten Elfmeter für den späteren Weltmeister Italien ihre Chance nahm. Die Brasilianer fielen aus allen Wolken, dass ihre Spielkunst, die ihr Trainer Carlos Alberto Parreira in ein taktisches Korsett gezwängt hatte, nicht zum Erfolg genügte. Der übergewichtige Ronaldo löste zwar Gerd Müller als WM-Rekordtorschützen ab, vermochte aber nicht zu brillieren. Und auch der hoch gelobte Ronaldinho deutete mit einigen genialen Anspielen nur selten sein Können an. Die Rückkehr der alten Herren aus Frankreich und der Auftritt der technisch versierten, mit allen Wassern gewaschenen Italiener, die sich nicht einmal von ihrem Skandal unterkriegen ließen, setzten die stärksten Akzente. Die größte Freude aber lösten die jungen Deutschen mit ihrem erfrischenden Fußball aus, der sie zu Weltmeistern der Herzen machte. Mehr war möglich, wenn nur Michael Ballack nicht zu sehr mit Defensivaufgaben beschäftigt gewesen wäre, wenn "der Brasilianer" Bernd Schneider nicht unter der Angst des Spielers vor dem Torschuss 25 gelitten hätte und wenn Standards und Schusschancen besser genutzt worden wären... Stärker im Gedächtnis als die Torproduktion von Miroslav Klose und Lukas Podolski wird die menschliche Geste von Oliver Kahn bleiben, mit der er seinen Rivalen Jens Lehmann vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien ermutigte. Ein versöhnlicher, anrührender Abschied seiner Karriere in der Nationalmannschaft. "Im Fußball nichts Neues", hieß ansonsten die Erkenntnis der vier Wochen. Dass sie als schönste Weltmeisterschaft in die Annalen eingeht, hatte weniger mit dem Inhalt als mit dem glanzvollen Drum und Dran zu tun. Es war, als verharrte das öffentliche Leben in einem Schwebezustand. Selbst die Bundeskanzlerin, die im Vergleich zu Gerhard "Acker" Schröder eher als ahnungslose Amateurin galt, entwickelte sich zur begeistert mitgehenden Fußballanhängerin. Vielleicht jubelte "Angie" auf der Tribüne auch deshalb so freudig erregt, weil Angela Merkel im Windschatten der WM Was ist los mit der veröffentlichten E rinnern Sie sich, wie Deutschlands Fußballmannschaft 2004 unter dem neuen Bundestrainer Jürgen Klinsmann startete: 3:1 gegen Österreich, 1:1 gegen Brasilien, Confederations-Cup? Die Medien waren hingerissen von dem ungewohnt offensiven, aggressiven und risikofreudigen Spiel, wie Klinsmann es versprochen hatte. Erinnern Sie sich, wie Deutschlands Fußballer im Frühjahr 2006 gegen Italien 1:4 verloren? Sie spielten, waren sich die Journalisten einig, grottenschlecht und grausam und waren allemal "RumpelFußballer" und in der Weltmeisterschaft ohne Chance. Überhaupt gehöre der Bundestrainer, "Grinsi-Klinsi", nicht zu seiner Familie nach Kalifornien, sondern zu seinem Team nach Deutschland; "unprofessionell" sei sein Verhalten und "unverschämt". Erinnern Sie sich, wie dann die nächsten Vorbereitungsspiele (gegen zum Teil zweitklassige Gegner) gestolpert wurde und der Start ins Turnier nur mühevoll gelang? Die Deutschen, schrieben die Herren über die veröffentlichte Meinung nun wieder, gehörten zweifellos zu den Favoriten; die "Euphorie" im Land (tatsächlich ist "Euphorie" das letzte Aufbäumen des Menschen vor dem Tod) werde sie wie von selbst von Sieg zu Sieg tragen. Bis Italien in der 118. Minute des Halbfinales allem Überschwang ein jähes, eiskaltes Ende machte. Da sparten die Medien zwar nicht mit Lob und Dank, "trotz" der Niederlage, aber sie machten auch "Enttäuschung", "Niedergeschlagenheit" und "Trauer" aus - 26 bevor sich die Mannschaft den dritten Platz holte und von Millionen auf den Straßen gefeiert wurde. Zugleich forderten die, die ihn unlängst noch verteufelt hatten, "alle kämpfen um Klinsi". Und die "Tifosi"? Erinnern Sie sich, wie sie nach dem 4:1 zur Übermannschaft hoch- und, nur wenige Wochen später, niedergeschrieben wurden, weil die Manipulationen der Clubs in ihrer Heimat bekannt wurden und die Köpfe der Spieler deshalb nicht frei seien für den Turniersieg in Deutschland? Am Ende wurde Italien dennoch Weltmeister, ausgerechnet Italien. Wir müssen uns erinnern, weil die, die die veröffentlichte Meinung machen und die öffentliche Meinung bestimmen, sich immer seltener erinnern, immer weniger erinnern wollen. Viel lieber treiben sie jeden Tag eine andere Sau durchs Dorf, als ihr "dummes Geschwätz von gestern" zu erklären oder gar sich zu entschuldigen. Soviel Opportunismus darf nicht sein. Es muss Nachhaltigkeit geben, auch wo Journalisten auf Quote und Auflage schauen, um ihr Publikum buhlen müssen, das seinerseits nach immer neuen Schlagzeilen giert, "immer schneller, immer greller, immer lauter, immer geiler". Was denn gilt nun? Was sollen Leser, Hörer, Seher glauben? Wie kann ein "Rumpel-Fußballer" über Nacht "begeisternden" Fußball spielen? Wie ein "unprofessioneller" Trainer seine schmerzhafte Reformen und Steuererhöhungen auf den Weg bringen konnte. Mittlerweile ist die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land eine schöne, nachvibrierende Erinnerung. Der mediale Overkill ist vorbei. Knappere Sportteile sind wieder an die Stelle der ausladenden, ambitionierten WM-Beilagen getreten. Das Fernsehen richtet den Fokus auch auf die Weltreiterspiele in Aachen und die Hockey-Weltmeisterschaft in Mönchengladbach. Berlin und Hamburg träumen mit Verweis auf die WM von Olympischen Spielen. Die Bundesliga zieht wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Die Nationalmannschaft rüstet für neue Kraftproben. Die WM setzte einen leichten Impuls für die Wirtschaft, nicht nur durch den Verkauf von Fahnen und sonstigen Devotionalien und den Strömen von Bier und sonstigen Getränken, die den Durst der Fans löschten. Ein Wirtschaftswunder blieb aus, aber, so sagen Experten, das Konsumklima Meinung? Mannschaft zum dritten Platz in der Welt führen? Wie eine Truppe, deren Köpfe "nicht frei" sind, Weltmeister werden? Was also ist los mit der veröffentlichten Meinung? Sind Schreiberlinge und Sendungsmacher womöglich gar nicht die Experten, die mehr wissen als wir alle am Stammtisch? Oder haben sie das Gespür verloren für das, was um sie herum vorgeht? Oder sind sie selbst Teil des Systems geworden und wollen, statt aus der Distanz zu berichten, selbst Einfluss nehmen? Oder basteln sie sich am Ende gar ihre eigene "fiktionale Wirklichkeit", an der sie selbst dann wiederum die tatsächliche Wirklichkeit messen? Nach dem Motto: Ob die Deutschen "Rumpel-Fußballer" sind, Klinsmann nach Deutschland gehört oder Italien bei der Weltmeisterschaft an seinen Skandalen scheitert, wir wissen zwar auch nicht mehr als Sie, aber wir sagen es schon einmal voraus, und wenn die Wirklichkeit sich daran nicht hält, ist sie selbst schuld, und wir vergessen es? Gerhard Schröder und Otto Schily haben vor einem Jahr, nachdem sie die Bundestagswahl verloren hatten, öffentlich die Frage gestellt, ob in unserer Zeit etwa "die Medien der Souverän" im Land seien. Sie kannten die Antwort, die Frage war nur rhetorisch gemeint. Dennoch könnte sie die Journalisten einholen, und kein Verweis wird sie dann retten, dass sie beim Bau ihrer Scheinwelt auf willige Helfer getroffen hellte sich auf, und "Made in Germany" wurde langfristig als Marke gestärkt. Erstmals konnte ein sichtbarer Rückgang der Arbeitslosigkeit verkündet werden. Derweil macht die Allianz 7.500 Stellen platt. Und die Große Koalition zerreibt sich im Kleinklein parteipolitischer Scharmützel. Alltag im WM-Land. Jürgen Klinsmann, der sich zum Leidwesen der meisten Deutschen endgültig zu seiner Familie in sein kalifornisches Domizil zurückzog, wird mit seinem Namen dauerhaft für einen stürmischen Aufbruch im deutschen Fußball stehen, und hoffentlich darüber hinaus. Joachim Löw führt nun den Marsch durch die Ebene an. Ein Mann, der von Klinsmann inspiriert ist. Kann er auch der große Inspirator sein? Die WM 2006 wird ihn als Maßstab begleiten, auf dem Weg zur EM 2008 in Österreich und der Schweiz und zur WM 2010 in Südafrika. Nun muss die Devise gelten: nicht zurückblicken, sondern in die Zukunft schauen und weiter mutig OF nach vorne spielen. Günther von Lojewski seien, "Experten" wie Wahlforscher, Fußballtrainer oder jene Promis selbst, die die Medien erst für ihre eigenen Interessen zu instrumentalisieren versuchen und dann in der Öffentlichkeit für die Folgen anklagen. Wer im Bemühen, schneller und geiler zu sein als die Konkurrenz, am liebsten nur vorab berichtet, was er selbst erwartet, um danach, was tatsächlich geschieht, wiederum nur an der eigenen Erwartung zu messen, der verstößt gegen eherne Gesetze der journalistischen Zunft, gegen die Wahrheit und die Verpflichtung auf Unparteilichkeit und Sorgfalt in einem. Dem glaubt am Ende kein Publikum mehr, und wenn es nicht mehr glaubt, dann kauft es langfristig das Produkt nicht mehr. Und nimmt konsequenterweise den, der nicht mehr Reporter des Geschehens ist, sondern selber Akteur, auch in die Verantwortung für die Folgen seines Tuns. Dafür ist das Grundrecht der Freiheit von Information und Meinung nicht gedacht. Zuletzt hat Jürgen Klinsmann den Bettel hingeschmissen. Auch wenn er es nicht ausgesprochen hat, haben ihn gewiss auch seine Erfahrungen mit der veröffentlichten Meinung in Deutschland geleitet. Die Zunft, hat Gerhard Schröder noch gesagt, "muss aufpassen". Sie machte es sich in der Tat zu einfach, wenn sie dies nur empört als Nötigung von sich wiese und nicht selbstkritisch die Entwicklung ihres Berufes OF korrigierte. 27 M " ir ist nicht bange, dass Deutschland nicht eins werde", sagte J.W. Goethe vor gut 200 Jahren der große Olympier hätte, sportlicher Weltbürger, der er stets war, seine helle Freude am fröhlichen Treiben seiner Landsleute im Frühsommer 2006 gehabt. Mit anderen Worten Goethes: "Weißt Du, worin der Spaß des Lebens liegt ? Sei lustig -geht es nicht, so sei vergnügt!" Sehr lustig-vergnügt waren die Deutschen gemeinsam mit ihren höchst willkommenen Gästen aus allen Kontinenten, einen großartigen Monat lang. Deutschland und die WM: das war weitaus mehr als Fußball. Mit der immens medienwirksamen Megaveranstaltung - die weltweit Fernsehrekorde brach - hat das ganze Land an Im fabelhaften Olympischen Dorf, in den nahen, miteinander verbundenen Stadien, der am Wasser gelegenen "Spielstraße" entstand ein epochemachendes Gesamtkunstwerk, mit einer davor nicht gekannten heiteren, gelassen-Iockeren, kosmopolitischen Stimmung - die in den Deutschen geschlummert hatte und nun geweckt worden war. Man hätte sie nur zu gerne um Jahre verlängern wollen - ehe am 5. September das grauenvolle Attentat auf israelische Olympioniken einen jähen Einschnitt in die eben noch freudige, fröhliche, friedliche olympische Welt auslöste. Die zehn Tage lang herrlich beschwingte Insel der Seligen geriet plötzlich in einen Schockzustand, dem IOC-Präsident Brundage pragmatisch begegnete: "The Games must go on!" Damit war diesen (und etwaigen künftigen) Terroristen das eindeutige Zeichen gesetzt worden, dass die Olympische Idee weiterleben wird, was immer geschieht. Mochte das Olympische Feuer in München auch weiter lodern, die wunderbare Leuchtkraft dieser zuvor einzigartigen Sommerspiele war gleichwohl erloschen. Deutsche feiern Sport-Feste weltmeisterlich Von Michael Burau Ansehen gewonnen, über den Sport hinaus. In wenigen Wochen verpassten sich die Menschen in diesem Land ein neues, positiveres Image. Als eine Art "Vorläufer" bewirkten die glanzvollen Olympischen Sommerspiele 1972 in München einen ähnlich positiven Effekt auf das Ausland. Der damalige Chef-Organisator, NOK-Präsident Willi Daume, setzte mit den berühmten "heiteren Spielen" seine Vision sehr erfolgreich um, ein besseres, neues Bild von Deutschland und seinen (erwiesen sportfreundlichen) Menschen nach außen zu schaffen. Das olympische Zeltdach sowie die leichten Farben bildeten einen äußeren Rahmen sui generis für großen Sport mit rund 7.900 Aktiven aus 123 Ländern. Die Medien bemühten sich eifrig es gab damals gerade mal zwei deutsche Fernsehsender... 28 Die allseits bekannten hervorragenden deutschen Organisatoren wurden, erst recht seit München 1972, vermehrt mit der Austragung bedeutender Sportveranstaltungen betraut. Das Organisationskomitee unter der Leitung von Willi Daume hatte Maßstäbe gesetzt. Die folgende Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in deutschen Landen war logistisch höchst effektiv, konnte allerdings von der Grundstimmung her trotz des Gewinns des WM-Titels das olympische Flair nicht erreichen. Von den 38 WM-Spielen waren nur 15 ausverkauft, insgesamt konnten lediglich knapp 70 Prozent der Tickets abgesetzt werden - an einigen Spielorten schien die WM bestenfalls nicht weiter gestört zu haben. Das hat sich gut drei Jahrzehnte später grundlegend geändert. Die olympische Kernsportart Leichtathletik ist mit ihren wichtigsten Veranstaltungen stets bestens in Deutschland aufgehoben gewesen. Europapokal-Finals sowie der erste Weltpokal 1977 in Düsseldorf, einst als Vorläufer für die Weltmeisterschaften 1983 gedacht, erfreuten sich über Erwarten großen Zuspruchs bei Athleten wie Zuschauern. Die Europameisterschaften 1986 in Stuttgart waren nicht gerade von gutem Wetter begünstigt, das schwäbische Publikum ließ sich davon jedoch nicht abhalten, Mexikos "La Ola" auch bei der Leichtathletik einzuführen. Das gastfreundliche, objektive Verhalten brachte zudem den Fair-Play-Preis 1986. Der Internationale LeichtathletikVerband erinnerte sich gerne an diese EM und vergab seine Weltmeisterschaften 1993 nach Stuttgart: ein in jeder Beziehung voller Erfolg! Im täglich ausverkauften Stadion wurde eine grandiose Woche der Leichtathletik gefeiert. "Alle Mitwirkenden... sind mit Beifall gefördert worden und haben ihn zurückgegeben. Nie zuvor war der Applaus von Athleten für ihr Publikum so groß", schrieb die F.A.Z. in ihrem Kommentar über die WM. "Die Weltmeisterschaften haben Bilder von gastfreundlichen Deutschen in aller Welt verbreitet", klang das Fazit über den Sport hinaus ähnlich wie nach der WM 2006. Im Gegensatz zur durchweg sonnigen WM 1993 herrschte bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 2002 in München oft Regenwetter, dennoch kamen in der Wettkampfwoche über 300.000 Besucher ins Olympiastadion mit Volksfeststimmung wie bei den Marathons in der Stadt mit Zehntausenden Zuschauern. Berlin begeistert jedes Jahr ein Massenpublikum mit seinem traditionellen Marathon sowie dem berühmten Istaf, das zum Jahresabschluss die besten Leichtathleten der Welt vereint, vor rund 60.000 Zuschauern, die das Beste daraus machen, dass immer weniger Deutsche der Weltklasse angehören: sie feiern Spitzenleistungen der ausländischen Athleten. Der Wintersport erfreut sich in Deutschland immer größerer Beliebtheit: man ist häufig selbst aktiv, begibt sich aber auch mit wachsender Begeisterung zu großen Veranstaltungen. Die Nordischen SkiWeltmeisterschaften 1987 und 2005 in Oberstdorf erreichten mit enormer Resonanz und großartiger Atmosphäre geradezu norwegische Dimensionen, obwohl nicht immer deutsche Teilnehmer an der Vergabe der Medaillen direkt beteiligt waren. "Die Besucher der Wettkämpfe waren Teilhaber der Weltmeisterschaft, die zu dem großen Erlebnis beitrugen", schrieb FAZ-Sportchef Steffen Haffner zum 23.2.1987. Sein Nachfolger Jörg Hahn per 28.2.2005: "Oberstdorf hat ein besonderes Skifest erlebt - nicht nur tagsüber an den Wettkampfstätten, sondern beinahe rund um die Uhr in der ganzen Gemeinde." Der Ort habe den Ehrentitel "Holmenkollen der Alpen" wirklich verdient. Im Mai dieses Jahres erhielt Garmisch-Partenkirchen im sechsten Anlauf den Zuschlag für die Austragung der alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2011, zur besonderen (Vor)Freude von Rosi Mittermaier und Christian Neureuther. Das nächste große Skifest! Neue Maßstäbe setzten auch die Biathlon-Weltmeisterschaften 2004 in Oberhof, wo insgesamt über 200.000 Zuschauer die Protagonisten der populären Sportart bejubelten. Die Eiskunstlauf-WM 2004 in Dortmund brachte weit mehr als zwei Mal Bronze für Deutsche. Deutsche Sportbegeisterung brach sich anno 2005 außerdem bei der spektakulären Beach-Volleyball-WM mitten in Berlin Bahn, natürlich auch beim traditionellen Deutschen Turnfest dortselbst, mit noch mehr Zuschauern als rund 100.000 Aktiven. Der Con-Fed-Cup gab einen Vorgeschmack auf die große WM. Die Tour de France machte Station in Karlsruhe und im Schwarzwald, mit Hunderttausenden an den Straßen, weit mehr als in Frankreich selbst! Im Frühjahr 2006 begeisterten bei der Mannschafts-WM im Tischtennis Timo Boll und Co. mit Bronze, die Asiaten in einem hochklassigen Finale (China, Korea). Großer Sport wird im Spätsommer im Westen der Republik geboten und für ausverkaufte Stadien sorgen: die Weltreiterspiele in Aachen, einer Traditionsstätte für Ross und Reiter, sowie die Hockey-WM in Mönchengladbach, in ganz moderner Arena. Am Beginn des nächsten Jahres steht in Deutschland die nächste große Weltmeisterschaft an: Handball an zwölf Spielorten vom 19.1. bis 4.2. - Auftakt in Berlin, Finale in Köln, vor 19.000 Zuschauern. Die Kanu-WM 2007 in Duisburg verspricht ebenfalls Erfolge, in jeder Beziehung. OF Begeistertes Publikum inklusive. 29 Zwischen Design Bewegende Spurensuche nach ei den erfolgreichen Länderspielen gegen Schweden und Irland, den vielbesuchten Weltreiterspielen in Aachen, demnächst bei der Hockey- und dann 2007 der Handball- und Turnweltmeisterschaft kennt die sportliche Kulisse nur drei Farben: Schwarz-Rot-Gold. Sie erinnert an einen unvergesslichen Sommer, bei dem fröhliche, weltoffene Menschen nicht nur Deutsche - diesen Farbdreiklang auf Fahnen schwenkten, er in Gesichtszügen strahlte, Ober- wie Unterbekleidung bedruckte, Autos kennzeichnete oder aus Fenstern und von Balkonen flatterte. Die Farben der deutschen Nationalfahne (übrigens auch die der belgischen) wurden und bleiben Symbol für eine bewegende Fröhlichkeit, für eine Freund-reichere Welt, für die der Sport ganz offensichtlich eine einladende Plattform bilden kann. B Die anfangs im Ausland und von einigen unbeweglichen Gewerkschaftlern formulierte historische Befürchtung, hier dränge leidvolles nationales Vormachtstreben und selbstgefälliges "Deutschland über alles" ins Bewußtsein, wurde durch die grenzenlose Fröhlichkeit der Akteure zur Belanglosigkeit. Die sportbegeisterten Fans feierten unbekümmert sich und das Jetzt. Das spontane, weitgehend selbstorganisierte Deutschland-Design geriet in jener Presse, die Bildung durch Bilder und Schlagzeilen ersetzen will, zum "Schwarz-Rot-Geil", die Konsumgüterindustrie will die Verkaufsförderung für das Weihnachtsgeschäft in eben diesen Farben promoten. bewusste Empfindungen und Orientierungen sucht, stößt auf merkwürdige Spuren. Die deutschen Farben entstehen als Kleidungskennzeichen bei den Befreiungskriegen in Lützows Freikorps 1813, werden erstmals beim Treffen demokratischer Burschenschaftler auf der Wartburg gezeigt, prägen das Bild des Hambacher Festes, werden von demokratischen Republikanern im Vormärz 1833 und 1848 auf den Barrikaden hochgehalten, stehen für die erste Nationalversammlung in der Paulskirche, werden zur Nationalflagge der ersten deutschen Demokratie in der Weimarer Republik und prägen das Bild beim Mauerfall 1989. Es ist eine Fahne, die im Gegensatz zum Schwarz-Weiß-Rot Preußens und des Kaiserreichs oder der Hakenkreuzfahne stets für Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit gestanden hat. Sie ist in Deutschland von der Reaktion immer wieder heftig bekämpft und verboten worden, nicht wenige ihrer Träger haben für ihre Prinzipien mit dem Leben bezahlt. Bis heute wohlbekannte Ist also Schwarz-Rot-Gold nur die Farbe einer Saison, wird es bei neuen Erfolgen von Michael Schumacher im nächsten Jahr vielleicht Ferrari-Rot? Wer in kollektiven Manifestationen nicht nur Beliebigkeit und oberflächlich-kurzweiligen Schein sieht, sondern Zusammenhänge mit historischen Artefakten und durch sie ausgelöste, zunächst vielleicht nicht Frankfurter Paulskirche 1848 30 und Bewusstsein Schwarz-Rot-Gold Dichter, Wissenschaftler und Politiker haben sich zu ihr bekannt. Wenn heute Menschen ohne Ansehen von Religion, Rasse, Einkunft und Geschlecht unbeschwert miteinander feiern können, dann haben die Vorläufer unter der schwarz-rot-goldenen Fahne dazu beigetragen. Und die fröhlich-sportlichen Fähnchenschwenker von heute haben keinerlei Anlass, sich für ihre Farben zu rechtfertigen. Im Gegenteil: Ein demokratisches Selbstbewusstsein ist hinter allem farbigen Design durchaus angebracht. Das auch deshalb, weil der heutige Sport nicht nur Nutznießer demokratischer Vorfahren ist. Turnen, Sport und Spiel waren wichtige Akteure in dem historischen Prozess unserer Nationalfahne. Der Initiator von Schwarz-Rot-Gold war offensichtlich Friedrich Ludwig Jahn - ja, der Turnvater, der sich selbst wohl eher als Turnbruder gesehen hat und zeitweilig Bataillonskommandeur bei Lützows Jägern war. Sein engster Freund Friesen war Adjudant von Lützow; noch heute werden nach ihnen Wettkämpfe bei den inzwischen internationalen Deutschen Turnfesten benannt. Noch als Vizepräsident der Nationalver- Von Hans-Jürgen Schulke sammlung 1849 hat Jahn - nicht ohne Eitelkeit - auf seinen Anteil an der Farbfindung verwiesen und für sie als Nationalflagge plädiert. Auf dem von Jahn initiierten und durch das gemeinsame Turnen von Schülern und Studenten auf den Turnplätzen vorbereitete Burschenschaftlertreffen 1816 auf der Wartburg waren es insbesondere Turner, die sich mit diesen Farben schmückten. In der Metternichschen Restaurationszeit, die vielen Demokraten und demzufolge auch Turnern wie Jahn - Verfolgung, Haft, Verbannung und Flucht brachten, waren diese Farben zwangsläufig verboten. Beim Hambacher Fest waren es insbesondere viele Turnvereine, die die neue Fahne mit sich trugen. Die Farben finden sich seit dem in vielen Vereinsfahnen. Badische Turner trugen sie an vorderster Front bei den blutigen Kämpfen um den Erhalt der demokratischen Verfassung 1849. Noch 1880 beschloss die Deutsche Turnerschaft - abweichend von den herrschenden Reichsfarben - Schwarz-Rot-Gold als Nationalflagge zu vertreten. Es hat Erinnerung verdient, dass seit diesen Zeiten und bis heute die Vereine ein einzigartiges demokratisches Netzwerk in unserer Gesellschaft bilden: Hier kann Jeder und Jede ohne Ansehen der Person Mitglied werden, hat jedes Mitglied bei Entscheidungen eine Stimme und wird Macht nur auf Zeit und kontrolliert vergeben. In einem solchen Gefüge kann vertautes Du entstehen, darf turnerische Brüderlichkeit und sportliche Freundschaft nachhaltig erwachsen. Und vielleicht ist es auch der Erinnerung wert, dass die während der Demokratenverfolgung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandenen Turn- und Sängerfeste oft die einzige Möglichkeit zum ungehemmten politischen Meinungs- und Erfahrungsaustausch bildeten. Bei aller unendlichen Leichtigkeit des Bewegtseins bei den derzeitigen Sportfesten gilt über das Hier und Jetzt hinaus die Vergewisserung: Wer nichts hinter sich hat, hat auch nichts OF vor sich. 31 D ie südafrikanische Fußball-Mannschaft konnte sich nicht für die WM 2006 in Deutschland qualifizieren. Für die WM 2010 im eigenen Land ist sie als Gastgeber hingegen "gesetzt". Dies allein führt zu großen Hoffnungen in einem Land, indem für über 90% der Bevölkerung dies entspricht dem Anteil der Nicht-Weißen - Fußball mit großem Abstand der Sport Nummer Eins ist. Spielerische und technische Fortschritte für die eigene Mannschaft sind nur eine der Hoffnungen. Die besten Spieler der Welt nun live erleben zu können, ist sicherlich von ähnlicher Wichtigkeit. Deren Länderund Clubspiele werden von den Südafrikanern am Fernsehen begierig verfolgt, so dass ihre Namen nicht nur von jungen Fans mühelos heruntergerasselt werden können. Bei den Führungspersonen bestehen zudem große Hoffnungen auf zusätzliche politische Anerkennung und ein weltweit verbessertes Image. Die Hoffnung auf erhebliche wirtschaftliche Vorteile ist allerdings sowohl bei den Fans als auch bei den Entscheidungsträgern im Schwinden begriffen. Kurz nach dem Zuschlag der WM wurden Berechnungen gefertigt, nach denen über 230.000 internationale Touristen für jeweils zwei Wochen nach Südafrika zu Besuch kommen würden. 160.000 Jobs sollten geschaffen werden. Dies hätte insbesondere für die nicht-weiße Bevölkerung, bei der die Arbeitslosigkeit über 50% beträgt, Einkommensquellen gebracht. chen werden können. Die Kapstädter Zeitung "Weekend Argus" fasst bereits auf Grund dieser Verträge zusammen: "Nach dem Vertrag scheint es, dass die potenziellen wirtschaftlichen Nutzen nicht den Ausrichtungsstädten zugute kommen und dass das lokale Business nicht profitieren wird." Die (Finanz-)Probleme mit den Stadienbauten sind hierbei noch nicht einmal berücksichtigt. Aus der Bauindustrie vernommen wird, dass sie an der WM nicht besonders interes- Nach der WM ist vor der WM Hoffnungen auf Erfolg in Sport und Wirtschaft auch für Südafrika 2010 Inzwischen wird den Südafrikanern jedoch klar, dass mit der Organisation der WM nur bedingt Geld zu verdienen ist. Die "Host-City"-Verträge mit der FIFA, welche den deutschen Host-City-Verträgen ähnlich sind und auch dort für Verstimmung gesorgt haben, sind voller Haken: Werbung im Umkreis von einem Kilometer um das Stadion und an allen wichtigen Zufahrtsstraßen ist nur für FIFA-bestätigte Unternehmen zulässig - und die Erlöse gehen an die FIFA. Die Städte haben (umzäunte) Fan-Parks einzurichten, in denen die gleichen Werbebedingungen gelten. Dort und in den Stadien darf nur Budweiser, der offizielle FIFA-Partner, Bier verkaufen. Sonder-Fahrspuren für die Mannschaften und die Offiziellen, Büroräume mit unbegrenzten Telefon-, Internet- und sonstigem Kommunikationsequipment sowie Verpflegung sind kostenfrei für die FIFA einzurichten. Von besonderer Problematik im dynamischen Südafrika sind jedoch zwei weitere Bedingungen: Während der gesamten Dauer der Wettkämpfe sind in den Städten keine Baumaßnahmen zulässig. Und: Die Städte haben Ersatzkapazitäten für die Stromerzeugung bereitzustellen, mit denen (in Südafrika nicht ungewöhnliche) Kapazitätsengpässe ausgegli- Von Wolfgang Maennig 32 siert sei. Angesichts einer Wachstumsrate des südafrikanischen Bruttoinlandsproduktes von über fünf Prozent und einer Vollauslastung der Produktionskapazitäten könnte sie die Stadien nur bauen, wenn sie auf andere Projekte verzichtet. Zusätzliche Einkommens- und Beschäftigungseffekte im südafrikanischen Baugewerbe kann es so kaum geben. Dabei sind die notwendigen Investitionen deutlich umfangreicher als zunächst gedacht. Entgegen der erfolgreichen Bewerbungsunterlagen hat man sich inzwischen entschlossen, nicht einfach zehn Stadien zu modernisieren, sondern fünf neue zu bauen und fünf zu modernisieren. Hintergrund ist, dass ein Teil der Stadien, die modernisiert werden sollten, "weißen" Rugby-Clubs gehören. Die "schwarze" ANC-Staats- regierung verspürt jedoch nur wenig Neigung, öffentliche Gelder für solche Stadien zu investieren. Die Gelder sollen lieber für eine nachhaltige Verbesserung für den schwarzen Fußballsport eingesetzt werden. Hierzu ist wichtig zu wissen, dass Rugby und Cricket mit Abstand die beliebtesten Sportarten der Weißen sind. Fußball interessiert die Weißen hingegen kaum. Der Verfasser hat ein ausverkauftes Pokal-Viertelfinalspiel mit rund 15.000 Zuschauern in Kapstadt besucht. Er und Begleitung schienen die beiden einzigen Weißen zu sein. Mit den Zuschauerzahlen ist ein weiteres Problem angesprochen: Die neuen und modernisierten Stadien müssen nach FIFA-Richtlinien mit Kapazitäten von rund 40.000 und mehr Zuschauern ausgestattet werden. Für derartig große Fußballstadien wird die Nutzung nach der WM jedoch schwierig. Zu normalen Erstliga-Spielen kommen in der Regel kaum mehr als 5.000 Zuschauer. Dies liegt zum Einen daran, dass die Ligamannschaften nur bedingt hochklassigen Sport bieten. Die besten Südafrikaner spielen in europäischen Ligen. Zum Anderen sind die Eintrittspreise vielen Schwarzen zu hoch. Zwar kosten die Spiele meistens um die zwanzig Rand (rund 2,7 Euro), aber der staatliche Mindestlohn beträgt zurzeit noch weniger als tausend Rand (135 Euro). Und die Arbeitslosen haben noch nicht einmal dieses Einkommen. Mag die Nachnutzung der Stadien bereits problematisch sein - die Kostenbelastung ist es allemal. Die zehn modernisierten Stadien sollten zunächst umgerechnet nur rund 245 Mio. Euro kosten. Für die Verkehrsinfrastruktur wurden 68 Mio. Euro veranschlagt. Angesichts der deutschen Erfahrungen mit der WM 2006 erschienen die geplanten Investitionen von Anfang verblüffend gering. Die 12 deutschen modernisierten bzw. neu gebauten Stadien kosteten 1,4 Mrd. Euro. Für die Verkehrsinfrastruktur stellte das Bundesministerium des Innern 2004 in seinem dritten Fortschrittsbericht zur WM fest, dass allein in Ausbauund Erweiterungsmaßnahmen für das Bundesfernstraßennetz etwa 3,4 Mrd. Euro investiert wurden. Hinzu kamen inzwischen weitere Ausbauund Erweiterungsmaßnahmen, auch im Schienenverkehr. Unter Einschluss dieser weiteren Maßnahmen ergeben sich insgesamt rund 7 Mrd. Euro. Allerdings sind in dieser Summe beispielsweise auch der Neubau des Berliner Hauptbahnhofes und der Bau der vierten Hamburger Elbtunnelröhre beinhaltet, die bereits lange vor dem Zuschlages für die WM 2006 geplant und in Angriff genommen wurden. Unter Herausrechnung derartiger Projekte verbleiben nach einer Studie der Universität Hamburg rund 1,6 Mrd. Euro bundesdeutsche Kosten für die WM-bedingte Verkehrsinfrastruktur. Die Infrastrukturmaßnahmen waren also teurer als die Stadionbauten. Kostenerhöhungen für Stadien und Infrastruktur in Südafrika waren zu erwarten - allerdings zeigen sich die südafrikani- 33 schen Behörden angesichts der bislang erfolgten Anpassungen ziemlich geschockt. Das neue Stadion in Port Elisabeth soll fast 100 Mio. Euro kosten, Durban soll mehr als doppelt so teuer werden und für den Neubau in Kapstadt belaufen sich die Schätzungen auf 160 bis 200 Mio. Euro. Die drei Stadien, für welche die Wettbewerbe übrigens allesamt von den Berlin/Hamburger Architekten Gerkan, Marg und Partner gewonnen wurden, kosten somit bereits mehr, als für alle 10 Stadien geplant war. So hat die südafrikanische Regierung inzwischen erklärt, dass sie mehr als 560 Mio. Euro veranschlagt hat. Eine langfristige (Re-)Finanzierung über Eintrittspreise ist ausgeschlossen. Und die Schätzungen für die Infrastruktur wurden auf 1,6 Mrd. Euro erhöht. Wenngleich diese Kostenschätzungen nun mit den deutschen Erfahrungswerten Ähnlichkeit erhalten, muss angemerkt werden, dass die Stadien bislang allenfalls nur im Planungsstadium sind. Die weltweiten Erfahrungen mit öffentlichen Baumaßnahmen zeigen, dass in der Bauphase weitere Kostensteigerungen auftreten können. Für Kapstadt beziehen sich die Kostenplanungen übrigens auf den Standort Green Point an der Waterfront. Dieser Standort inmitten exklusiver "weißer" Lagen wurde von der früheren ANC-Stadtregierung festgelegt. Die jetzige Kapstädter Stadtregierung unter Bürgermeisterin Zille (übrigens Nachfahrin des gleichnamigen Berliner Künstlers) hatte, mit dem Argument, dass die Finanzierung nicht gesichert sei, alle Planungsaufträge auf Eis 34 gelegt. Sie wurde hierfür von Politikern aus den übergeordneten Gebietskörperschaften kritisiert, da die Zeit bis zur - der FIFA versprochenen - Fertigstellung 2008 ohnehin kaum erreichbar ist. Die Finanzierung über die Zentralregierung wurde ihr zugesichert. Konsequenter Weise gehen die Überlegungen teilweise nun auch - durchaus mit Wohlwollen der FIFA - in die Richtung, statt der fünf Neubauten doch lieber alte Stadien zu modernisieren. Allerdings geht dabei die Idee verloren, dass die südafrikanischen Neubauten "ikonische" Bauten werden sollten. Vorbilder für solche "ikonischen" Bauten hätten das Opernhaus in Sydney und die Guggenheim-Museen in Bilbao und New York sein können, mit denen Touristen magisch angezogen werden. Von den deutschen Stadien weist die Münchener Allianz-Arena eine vergleichbare architektonische Innovationskraft auf. Allerdings fehlt ihr eine wesentliche Eigenschaft anderer ikonischer Bauten: eine zentrale Lage. Kapstadt mit dem exponierten Standort Greenpoint neben der Waterfront, sowie Port Elisabeth und Durban mit den vorgesehenen Flächen direkt an Hafen, Strand und Stadtzentrum können hingegen solche Lagen bieten. Es ist den Südafrikanern zu wünschen, dass sie ihre mutigen, nicht risikolosen Pläne jedenfalls teilweise realisieren können - und dass ihre Hoffnungen auf zumindest langfristig positive wirtOF schaftliche Wirkungen der WM 2010 tragen werden. I n Botsuana, Namibia, Vietnam und Georgien waren im Juli und August 2006 wieder deutsche Sportexperten im Einsatz. Ihre Maßnahmen zielten auf die Didaktik und Methodik der Sportarten Fußball, Tischtennis, Leichtathletik und Handball. Doch der "heimliche Lehrplan" führte wie immer weit über diese Themen hinaus. Wenn der deutsche Sport Trainer und Betreuer in die Dritte Welt schickt, dann geht es seit mehr als vierzig Jahren nicht nur um Elfmeter oder Eckball, Staffelholz, Tischtennisplatte oder Tornetz, sondern meist auch um die Förderung von Demokratie, Frieden und Stabilität, um sozialen Zusammenhalt, die Emanzipation von Mädchen und Frauen oder um Hilfe für kriegs- und katastrophengeschädigte Kinder und Jugendliche. "Beeindruckt hat uns immer, wie entschlossen und unerschrocken Sie auch in Krisengebieten im Einsatz waren; insbesondere in Afghanistan, wo Sie nach dem Ende des Taliban-Regimes Unterstützung geleistet haben", wurde Holger Obermann kürzlich an prominenter Stelle von DOSB-Mitglied Klaus Steinbach für seine Verdienste geehrt. In diesem Jahr wird Obermann 70 Jahre alt. Die sportliche Entwicklungshilfe hat ihm langfristig mehr gegeben als seine Tätigkeit als ARD-Sportschau-Moderator. Ob man seinem Vorhaben, nun kürzer treten zu wollen, Glauben schenken darf, bleibt abzuwarten. Auch Rudi Gutendorf oder Otto Pfister sind als Pioniere des Sports in der Dritten Welt noch in höherem Alter beseelt von ihrer Aufgabe, die sie als Berufung empfinden. Einen besonderen Stellenwert in der Ahnengalerie nimmt Bernd Trautmann ein. Den älteren Lesern und Fußballfreunden ist bekannt, wie ihm nach Weltkrieg und Kriegsgefangenschaft der Sprung in die Mannschaft von Manchester City gelungen war, für die er im englischen Pokalfinale 1956 trotz gebrochenen Halswirbels mit großartigen Paraden zur Legende wurde. Nur wenige wissen, dass Bernd Trautmann als Botschafter des deutschen Sports und im Auftrag der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Ländern wie Malta, Jemen, Pakistan, Liberia, Tansania oder Burma tätig war. ten, gemeinsamen Festen, von Riten, Kulten und Tänzen, großartigen Naturerlebnissen und von internationaler Solidarität. Sehr eindrucksvoll stimmen die Erfahrungsberichte mit offiziellen Aussagen und Annahmen zum integrativen und erzieherischen Wert des Sports überein. Es überrascht nicht, wie einmütig Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes, der im Deutschen Bundestag Für Demokratie, Frieden und Stabilität Deutsche Sportexperten leisten seit vierzig Jahren weltweit Entwicklungshilfe Von Stefan Volknant Zahlreiche Qualifikationen, Platzierungen und Titel bei Kontinentalmeisterschaften, Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen gehen auf die Arbeit deutscher Sport-Experten zurück. Die Geschichten und Anekdoten, die sie zu erzählen wissen, weisen weit über den Sport hinaus. Da ist von Jugendzentren im Himalaya die Rede, von Minenfeldern und Kriegsversehrten in Kambodscha, von Bürgerkriegen in OstTimor, von Naturkatastrophen in Südostasien, von großen Gefahren für Leib und Leben, aber auch und allenthalben von Herzlichkeit und Dankbarkeit, von gewachsenen Freundschaf- vertretenen Parteien und der Sportwissenschaft den Wert des Sports in der Entwicklungszusammenarbeit würdigen, wie wortreich dem deutschen Sport Anerkennung zuteil wird und wie groß der Eifer anderer Industrie-Nationen geworden ist, es ihm nach zu tun. "Wegen seiner sozialen Kraft und seinem hohen Mobilisierungsanspruch steht der Sport für soziales Miteinander, Teamgeist und Einsatzwillen und trägt zur Integration benachteiligter Gruppen bei", erklärte DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-Melchers Anfang Juli 2006 im Sportausschuss des Deutschen Bundestages. 35 Den unbestrittenen Potenzialen laufen allerdings seit Anfang der 90er Jahre umfangreiche Mittelkürzungen diametral entgegen. Während die Sportförderung im Rahmen der Kulturpolitik des Auswärtigen Amtes Bestand hatte, hat sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zunächst mehr und mehr und zuletzt vollständig aus dem Kreis der öffentlichen Förderer zurückgezogen. Seit dem Jahr 2005 steht dort kein Etat mehr für sportliche Entwicklungshilfe zur Verfügung. "Das ist keine Schelte, aber ein wichtiger Hinweis", betont Ilse Ridder Melchers. Bereits im vergangenen Jahr hatten Holger Obermann, Klaus Schlappner und Björn Wangemann Bedeutung und Stellenwert der sportlichen Entwicklungszusammenarbeit im Sportausschuss unterstrichen. Ihre Berichte aus Kambodscha, Indonesien, Nepal und Afghanistan beschrieben den Sport als Motor der Entwicklung, der mit vergleichsweise geringen Mitteln viel erreichen und nicht zuletzt das Bild der Industrienationen in der Dritten Welt verbessern kann. Die Summe, die das Auswärtige Amt dafür derzeit zur Verfügung stellt, beträgt im Jahr 2006 wieder etwa 2,7 Millionen Euro. Davon profitieren vier Langzeitsportprojekte in Nepal, 36 China, Uruguay und Afghanistan sowie ca. 30 Kurzzeitmaßnahmen in etwa ebenso vielen Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Osteuropas. Darüber hinaus werden Trainerinnen und Trainer aus der Dritten Welt in Leipzig, Mainz und Bad Hennef ausgebildet. Aus einem Sondertopf des Bundesministeriums des Innern konnten im UN-Jahr des Sports und der Leibeserziehung 2005 zusätzliche Maßnahmen durchgeführt werden. Sie zielten auf den Wiederaufbau von Tsunami-Regionen in Südostasien und die Beteiligung von afghanischen Frauen im Sport. Trotz allem: Die Leistungen des Sports sollten nicht überschätzt werden. Sport wird nicht allein zu einer besseren Welt führen, von ihm wird letztlich auch niemand satt, aber im Rahmen seiner Möglichkeiten kann er sich globalen Herausforderungen und Risiken zuwenden und versuchen, ihnen zu begegnen. Die Überwindung der Armut, der rapide Anstieg der Weltbevölkerung, die wachsende Umweltzerstörung, zunehmende Flüchtlings- und Wanderungsbewegungen sind derartige Herausforderungen. Der Sport sieht sich mit ihnen zum Teil auch sehr direkt konfrontiert. Armut, ungleiche Verteilung und fehlende Gerechtigkeit sind es, die die Bereitschaft zu Rassismus, Gewalt und Auseinandersetzungen in Stadien wachsen lassen, zum raschen Wechsel von Staatsan- gehörigkeiten führen und einen Teil unserer Welt als Teilnehmer und Veranstalter von Sportereignissen ausschließen. Der Sport ist deshalb doppelt gefordert, zu einer Politik der Integration und Zukunftssicherung in einer enger zusammenwachsenden Welt und im Sinne einer weltweiten Verantwortungsgemeinschaft beizutragen. Seine Projekte sind nicht allein humanitäre Hilfe, sondern auch im Interesse der Sicherung der eigenen Zukunft zu sehen. Bei seinen beiden Vorträgen in Deutschland hat IOC-Präsident Rogge in den Jahren 2005 und 2006 auf notwendige Solidarleistungen hingewiesen. Sie dienen nicht allein der Sportentwicklung und der Verbreitung der Olympischen Idee, sondern auch der globalen Friedenssicherung, die nicht nur auf finanzielle Transfers, sondern auf eine gemeinsame Verantwortung von Industrie- und Entwicklungsländern setzt. Persönlichkeitsentwicklung, Nation Building, Integration, Identifikation, Gesundheit, Chancengleichheit, Emanzipation und Grundbedürfnisbefriedigung sind inhaltliche Bezugspunkte dieser Politik. Lag der Schwerpunkt des IOC-Förder-Programms Olympic Solidarity ursprünglich auf dem Training von Leistungssport- lern und wurden dabei vorrangig olympische Sportarten gefördert, so ist heute eine Ausweitung des Mandats unverkennbar. Nicht zuletzt auf Grund von Anregungen der UNESCO hat das IOC in den letzten Jahren die Weichen im Hinblick auf eine Diversifizierung seiner Förderung gestellt. Management, Informationstechnologie, medizinische Betreuung, Umwelt, Konflikt- und Krisenintervention, Emanzipation, Frauen sowie Erziehung stehen nun ebenfalls auf der Agenda. Der größte Teil der dafür verwendeten IOC-Mittel resultiert aus dem Verkauf von Fernsehrechten für die Olympischen Spiele. Der deutsche Sport kann selbstverständlich nicht annähernd in gleichem Maße über Vermarktungserlöse verfügen, sondern ist in diesem Punkt ganz besonders auf die subsidiäre Unterstützung des Staates und ein Stück weit auch auf den Idealismus von Sportexperten angewiesen. Folgt man den Sportpolitikern, so sind Investitionen in die Entwicklungszusammenarbeit mehr als gerechtfertigt. Und man müsste gewiss nicht allein auf die Pioniere zurückgreifen, um sie zu verwirklichen. Zahlreiche gut ausgebildete deutsche Sportlehrerinnen und Sportlehrer wandeln in ihren Fußstapfen. Zu dem einen oder anderen guten Ratschlag wären Holger Obermann, Rudi Gutendorf und Otto Pfister aber gewiss OF bereit. Und wer weiß? … vielleicht auch zu mehr. 37 D er Zerfall der ehemaligen Sowjetunion führt nach wie vor zu einschneidenden Veränderungen in allen Bereichen der russischen Gesellschaft. Auch heute noch ist Russland als ein Land im Umbruch zu bezeichnen. Die Aufweichung der zentralistischen Strukturen brachte den Menschen auf den ersten Blick zwar mehr Rechte und Freiheiten, doch die freien Wahlen und die zunehmende Privatisierung der Wirtschaft verbesserten nicht zwangsläufig die Lebensumstände des Großteils der russischen Bevölkerung. Zunehmende Korruption und fehlende Erfahrung im marktwirtschaftlichen bzw. eigenverantwortlichen Handeln haben zur Folge, dass die Schere zwischen Arm und Reich größer wird. So zeichnet sich die russische Gesellschaft durch eine ausgeprägte Polarisierung aus, bei der sich die armen Bevöl- sie heute nur noch als Träger von Sportschulen im russischen Hochleistungssport in Erscheinung. Die formal vom Staat unabhängigen Sportorganisationen, wie das Nationale Olympische Komitee und die Sportfachverbände, erlangten zwar faktisch Eigenständigkeit und sollten vom Staat losgelöst agieren. Unzureichende alternative Finanzierungsmöglichkeiten, wie z. B. über Sponsoring oder Fernsehübertragungsrechte, führen allerdings dazu, dass der Staat auch weiterhin als wichtigster Geldgeber für den Sport fungiert. Allein durch die finanzielle Abhängigkeit ist ein deutlicher Einfluss des Staates auf den Hochleistungssport nach wie vor gegeben. Auch ist in den vergangenen Jahren eine zunehmende staatliche Lenkung des Sports festzustellen, bei der die "Föderale Agentur für Körperkultur und Sport" eine bedeutende Rolle spielt. Russland - ein Land und sein Spitzensport im Umbruch Von Verena Burk kerungsgruppen weiter von der Macht entfernen und die Wohlhabenden des Landes die politische Elite bilden. Die dramatische Verschlechterung der Lebenssituation - bedingt durch den Wegfall eines sicheren Einkommens und einer sozialen Absicherung - betrifft vor allem die jüngeren und älteren Bevölkerungsgruppen des Landes. Während bei der großen Mehrheit der russischen Rentner eine rapide Verarmung beobachtet werden kann, ist die Situation der Kinder und Jugendlichen durch eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes, eine zunehmende Arbeitslosigkeit, vermehrten Alkohol- und Drogenkonsum sowie eine steigende Kriminalität gekennzeichnet. Die politischen und sozialen Veränderungen in Russland haben auch Folgen in den Strukturen des Sports hinterlassen. Die ehemals wichtigen Sportgemeinschaften und -vereinigungen der Gewerkschaften und der staatlichen Industriekonzerne wurden aufgelöst oder verloren weitgehend an Bedeutung und Einfluss. Während sie früher als eine der wichtigsten Säulen im russischen Sportsystem galten, treten 38 Die offensive Sportpolitik des amtierenden Präsidenten Wladimir Putin wird vor allem in den zahlreichen Reformen der staatlichen Sportstrukturen deutlich, u. a. durch die Gründung des "Rates für Körperkultur und Sport" unter der direkten Führung des Präsidenten. Als besonders bedeutsam für den russischen Sport kann das System der Sportschulen bezeichnet werden, das sich trotz der politischen Umwälzungen seine Rolle als Talentschmiede für den russischen Hochleistungssport bewahren konnte. Der Freizeit- und Breitensport hat hingegen nach wie vor keine besondere Bedeutung in der russischen Gesellschaft, zumal sich bis heute keine flächendeckende Sportvereinsstruktur etablieren konnte. Das weit verzweigte Netz von aktuell rund 4.500 Sportschulen bietet somit für die meisten sportinteressierten Jugendlichen die einzige Möglichkeit zur organisierten Sportausübung. Angesichts der teilweise sehr angespannten finanziellen Lage in den Familien ist besonders von Bedeutung, dass das Training an den Sportschulen in der Regel kostenfrei ist. Weitere Vorteile liegen in der sportfachlichen Qualifikation der Trainer, in der Ausstattung mit Sportanlagen sowie in der flächendeckenden Verbreitung über das gesamte russische Gebiet. Auch wird die Talentsuche in enger Zusammenarbeit zwischen den Trainern an den Sportschulen und den Lehrern an den Regelschulen durchgeführt. Talentierten Athleten wird somit in dem aufeinander aufbauenden System von Sportschulen eine umfangreiche Unterstützung und Förderung bis hin zum Nationalkader geboten. Die erste Jugendsportschule der ehemaligen UdSSR wurde bereits 1934 in Tiblissi (Georgische SSR) gegründet. Anfang der 70er Jahre existierten bereits über 3.300 Kinder- und Jugendsportschulen. Heute trainieren rund drei Millionen Sportlerinnen und Sportler unterschiedlicher Altersgruppen in den fünf aufeinander aufbauenden Stufen. Die Basis bilden die so genannten "Kinder- und Jugendclubs für die körperliche Vorbereitung", die die Aufgabe haben, über vielfältige Sportangebote möglichst viele Kinder und Jugendliche zum Sporttreiben zu veranlassen und ihnen somit eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu ermöglichen. Besonders talentierte und sportbegeisterte Kinder und Jugendliche werden an die "Kinder- und Jugendsportschulen" vermittelt, die die sportliche Grundlagenausbildung in den verschiedenen Sportarten und Disziplinen übernehmen. Die darauf aufbauenden "Spezialisierten Kinderund Jugendsportschulen der Olympischen Reserve" widmen sich der Ausbildung des hochqualifizierten Nachwuchses, d.h. den potenziellen Kandidaten für die zukünftigen russischen Auswahlmannschaften. Eine zunehmende Spezialisierung der Athleten in einzelnen Disziplinen ist dabei zu erkennen. Einen besonderen Status im russischen Schulsportsystem haben die "Fachschulen der Olympischen Reserve", da sie einen eigenen Internatsbetrieb aufweisen. Es wird an diesen Schulen ein besonderes Augenmerk auf die Vereinbarkeit von schulischem Unterricht, Training und Wettkampf gelegt, und so sind Kleingruppen- und Einzelunterricht, die Modifizierung des Curriculums sowie speziell entwickelte Materialien zur Aufarbeitung des versäumten Unterrichtsstoffs an der Tagesordnung. Die höchste Leistungsstufe des russischen Schulsportsystems stellen die "Schulen des höchsten sportlichen Kön- nens" dar. Voraussetzungen für die Aufnahme an eine derartige Schule sind sehr gute sportliche Leistungen und eine Empfehlung des nationalen Spitzenfachverbands. Liegen diese vor, so können die Sportler ab dem 16. Lebensjahr in diese Ausbildungszentren eintreten, an denen vorwiegend die Mitglieder der russischen Nationalmannschaften trainieren. Neben den Sportschulen konnten weitere Einrichtungen des sowjetischen Sports erhalten bleiben. So hat das Klassifikationssystem für Sportler und Trainer heute noch Bestand und dient weiterhin der Leistungsbewertung und -einteilung sowie der Auswahl von Athleten für die speziellen Förderprogramme bzw. für die Bestimmung der Gehaltsstufen von Trainern. Um dem Rückgang an Wettkämpfen entgegenzu- wirken, wurde die Durchführung der Spartakiaden 2003 wieder aufgenommen, und auch auf schulischer Ebene wurden einige der einst eingestellten Wettkampfformen und Sportabzeichen wieder eingeführt. Nach wie vor trainieren die russischen Hochleistungssportler an speziellen Trainingszentren des Russischen Olympischen Komitees und werden dort systematisch über längere Zeiträume auf internationale Sportereignisse wie Olympische Spiele und Weltmeisterschaften vorbereitet. Die Ausbildung der Trainer in Russland findet immer noch ausschließlich an staatlichen Institutionen wie Sporthochschulen, Sportfachhochschulen, Fachschulen für Körpererziehung und Fachschulen der Olympischen Reserve statt. Die Fachverbände sind hingegen nicht in die Trainerausbildung involviert. Somit scheint eine einheitliche Ausbildung mit hohem Qualitätsstandard für die russischen Trainer auch zukünftig gesichert. Und auch die bereits im sowjetischen Sport sehr bedeutsamen und erfolgreichen Militärsportgruppen erfahren nun wieder mehr Beachtung und finanzielle Unterstützung seitens der Regierung, nachdem drei Viertel der Medaillengewinner bei den Olympischen 39 Spielen 2004 in Athen - trotz Kürzung der Sportförderung aus den Reihen des russischen Militärs kamen. Allerdings kann die Rückbesinnung auf Altbewährtes nicht alle aktuellen Probleme des russischen Sports lösen. Das größte Problem in allen Bereichen des Sports stellen die fehlenden finanziellen Mittel dar. Auf Grund der unzureichenden Bezahlung wandern immer häufiger Athleten und Fachkräfte des Sports (z. B. Wissenschaftler und Trainer) ins Ausland ab. Außerhalb der großstädtischen Zentren ist weder der Bedarf an Sportstätten gedeckt noch genügen die vorhandenen Sportanlagen dem internationalen technischen Standard. Hiervon ist nicht nur das Training der Nachwuchsund Hochleistungssportler betroffen, sondern auch die Ausrichtung nationaler und internationaler Sportveranstaltungen. Ein weiteres Problem stellt die Zweckentfremdung der Sportanlagen dar. Viele Fußball- und Leichtathletikstadien, wie z.B. der berühmte Lu niki-Sportpark in Moskau, werden regelmäßig für privatwirtschaftliche Tages- und Wochenmärkte genutzt. Dieser Verlagerung möchte nun die russische Regierung mit jüngst verabschiedeten Sportstättenentwicklungsplänen entgegentreten. Auch die Zukunft des Sportschulsystems war lange Zeit ungewiss. In zahlreichen Schulen konnten dringende Investitionen nicht getätigt werden, andere Sportschulen wurden geschlossen. Ebenso weist die bereits zu Zeiten der Sowjetunion stark ausgeprägte Unterstützung des Hochleistungssports durch die russische Wissenschaft heute Schwächen auf, was insbesondere mit einer 40 defizitären Finanzierung erklärt werden kann. So ist die Ausstattung der staatlichen Forschungsinstitute veraltet und entspricht heute nur noch selten dem internationalen Standard. Auch die Anschaffung entsprechender wissenschaftlicher Literatur ist aus finanziellen Gründen stark eingeschränkt. Ein besonders gravierendes Problem stellt die personelle Situation an den Instituten dar: Die Mehrzahl der Wissenschaftler wurde entlassen, andere nahmen lukrative Angebote aus dem Ausland wahr. Auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs sind nur noch wenige Qualifikationsstellen vorhanden. Das Ansehen des Sports im In- und Ausland wurde aber auch durch die unzureichenden Anti-DopingMaßnahmen des russischen Spitzensportsystems beschädigt. Um jedoch in einem Land dieser Größe ein funktionierendes Kontrollsystem aufbauen und aufrechterhalten zu können, wird ein deutlich höheres Budget benötigt. Eine entsprechende Prioritätensetzung in der russischen Sportpolitik ist derzeit noch nicht zu erkennen. Trotz der teilweise sehr schwierigen finanziellen und organisatorischen Verhältnisse, die derzeit den russischen Hochleistungssport prägen, gehören russische Athletinnen und Athleten in vielen Sportarten nach wie vor zur Weltspitze. In den vergangenen Jahren konnte sogar wieder vermehrt an die Erfolge der Vergangenheit angeknüpft werden. Die Gründe dafür sind vielfältig. So zeigt z. B. das hohe Durchschnittsalter der Olympiamannschaft und der Medaillengewinner von Athen 2004, dass noch viele Sportler von den Leistungen des ehemaligen sowjetischen Systems profitieren. Es sind aber auch die sozialen Aufstiegschancen zu beachten, die der Sport in Russland für viele Kinder und Jugendliche bietet. Solange also die ökonomischen Bedingungen eine Sportpartizipation und ein Engagement im Hochleistungssport begünstigen, werden auch weiterhin junge russische Menschen den Weg in den Spitzensport finden. Zusätzlich erleichtert die staatliche Steuerung die Zusammenarbeit zwischen dem Schul- und dem Sportsystem. Auf diese Weise verfügt der russische Sport über ein Fundament, das ihm auch zukünftig eine erfolgreiche und konkurrenzfähige Teilhabe am internaOF tionalen Hochleistungssport eröffnen kann. Die dargestellten Untersuchungsergebnisse stammen aus dem Forschungsprojekt "Hochleistungssport im internationalen Vergleich", das am Institut für Sportwissenschaft der Universität Tübingen unter der Leitung von Prof. Dr. Helmut Digel und mit Hilfe der Förderung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft seit 1999 durchgeführt wird. Detaillierte Informationen zum Hochleistungssport in Russland sind Band 7 der Edition "sport international" zu entnehmen: Digel, H., Burk, V. & Sloboda, H. (2006). Hochleistungssport in Russland. Weilheim/Teck: Bäuer. SHANGHAI DGM Die Wüste. Bald auch bei uns? Jeden Tag breitet sie sich weiter aus. Weltweit, auch in Europa. Jahr für Jahr verschwinden zwölf Millionen Hektar fruchtbares Land – dies entspricht einem Drittel der Fläche Deutschlands. Desertifikation (so das Fachwort) ist Folge von Raubbau an der Natur: weil Böden übernutzt und Wälder abgeholzt werden. Die Lebensgrundlage einer Milliarde Menschen und unzähliger Tier- und Pflanzenarten ist bedroht. Armut, Hunger, Konflikte sind die Folgen. Aber wir können etwas dagegen tun: mit unseren natürlichen Ressourcen nachhaltig umgehen. Die Vereinten Nationen haben 2006 zum Internationalen Jahr der Wüsten und Desertifikation erklärt. Infos darüber und was nötig ist, damit wir nicht noch mehr an Boden verlieren: www.iydd2006.de. Die Aufarbeitung des Stasi-Erbes bleibt ein Auftrag auch für den Sport Von Holger Schück 42 M " enschen bei Maischberger" thematisierte im Mai den Dauerbrenner "Stasi" und brachte neben dem üblichen Einheitsbrei der Beliebigkeit durchaus neue Argumente. Der 85 Jahre alte Historiker Wolfgang Leonhard, eine untadelige wissenschaftliche wie menschliche Respektperson, rief mehrfach: "Anstatt uns um die wirklichen Verbrechen zu kümmern, reden wir hier über Eislauftrainer. Eislauftrainer!" Der so angesprochene Chemnitzer Coach Ingo Steuer saß denn auch verschüchtert in der Runde. Sein Fall hatte unmittelbar vor den Olympischen Winterspielen in Turin das Landgericht Berlin beschäftigt, das ihm wegen "Ermessensfehlgebrauchs" die Akkreditierung zusprach. Leonhard führte weiter aus, alle ehemaligen Machtwalter im DDR-Geheimdienst erhielten heute hohe staatliche Renten und seien nicht zur Verantwortung gezogen worden. Deshalb sei es wohl unverhältnismäßig, einem kleinen Mitläufer-IM wie Ingo Steuer nunmehr berufliche Chancen zu nehmen und ihn ins gesellschaftliche und soziale Abseits zu stellen. Hatte der Belastete im TV-Studio über sich selbst durchaus kleinlaut angemerkt, er hätte doch noch ganz andere Sachen melden können, so dass Bespitzelte ins Gefängnis gekommen wären. Eine geschickte Rechtfertigung aus rhetorischen Trickkisten? Eine solche Interpretation liegt nahe, wenn nicht dieser Umstand Entlastungswirkung entfaltete: Ingo Steuer will, so betonte er, bewusst nur Beiläufiges zum Besten gegeben haben. Ja, zugegebenermaßen geschmacklos. Bei den Bespitzelten habe er sich entschuldigt; einige hätten ihm verziehen. Reicht dies, weil er Leidtragender anonymer Systemzwänge war und die Verhältnisse nicht so richtig durchschauen konnte? Oder ist die Eloquenz der Entrüstung stärker, die Verwerfungen und Willkür von Moral akzentuiert sowie Niedertracht und Ruchlosigkeit hineindeutet? Suspekt sollten die gängigen stereotypischen Versuche sein, mit Übergewissheit alle Bußbereitschaft durch Wegreden und Übertönung abzutun und nach einem ausgrenzenden Berufsverbot zu rufen. Verdient nicht jeder eine zweite Chance? Der Fall Ingo Steuer offenbarte einmal mehr übliche Muster: Mit pharisäerhaft-aufklärerischer Attitüde interpretierten Teile der Medien die Aktenfunde anders als unmittelbar Betroffene. Diesmal votierte allerdings auch die unabhängige Stasi-Kommission des deutschen Sports unter Leitung der ehemaligen CDU-Politikerin Hanna-Renate Laurien für ein rigoroses Vorgehen. Dennoch verbleibt ein fader Beigeschmack: Es ist nun einmal die typisch deutsch-deutsche Aufarbeitungsmentalität, sich an Fällen von geringerem Wert, an Bauernopfern, abzuplacken und dabei verbissen und verstiegen moralische Vorhaltungen zu machen. Schwerwiegendere Stasi-Vergehen, die in der Rechtsfolgenabschätzung komplizierter sind, werden indes auf die lange Bank geschoben. So funktioniert das Verdrängen. kussion der Stasi-Unterlagenbehörde im September 2004 in einer sogenannten "Berliner Erklärung" gefordert wurde, ist nicht mehr aktuell. Wobei schon damals verschwiegen wurde, dass der vorgelegte Ergebnisband der ÖffentlichRechtlichen nicht den kompletten Sachstand widerspiegelte und bestimmte Teile nicht veröffentlicht oder erhoben wurden. Ein derartiger Forschungsansatz zur Aufarbeitung der Vergangenheit kann mit Sicherheit als längst überholt gelten, er lieferte heute allenfalls Energiezufuhr für ideologische Nebelwerfer. Denn interessierte Sporthistoriker haben längst Aktenmaterial zuhauf vorgelegt, und der unabhängigen Stasi-Kommission des Sports wurden Nicht vergessen werden darf: Es waren die Ostdeutschen selbst, die ihre Stasi-Opferakten sehen und wissen wollten, wer sie bespitzelt hatte. Daraus resultiert die Konzentration auf die Inoffiziellen Mitarbeiter (IM), die dem gewaltigen Anpassungsdruck im totalitären System nicht widerstehen konnten. Ausgeblendet wird auf der nächsten Ebene auch, dass die DDR-Geheimpolizei als Machtinstrument zur Herrschaftsabsicherung der SED diente, Schwert und Schild der Partei der Arbeiterklasse, um die kleinbürgerlich-feudale Struktur mit ihren saftigen Vorteilen für Polit-Bonzen abzusichern. Kaum geforscht wurde im Sport bisher zu den eigentlichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von der SED gewollt und befohlen wurden - auch deshalb wurden weder Drahtzieher noch Hintermänner der alltäglichen Unterdrückung angemessen bestraft. Die Dopingprozesse bis Oktober 2000, die nur einige Fälle exemplarisch behandelten - ein wenig mehr wurde mit Strafbefehlen geregelt -, dokumentieren dies eindeutig. Ohnehin erwecken alle medial inszenierten Stasi-Enthüllungen potenziell den Eindruck, der Westen zeige mit dem Finger auf die Ostdeutschen, was mit einer Überheblichkeits-Haltung interpretiert wird. Die wahren Strukturen aufzuschnüren und eine komplexe Aufarbeitung anzugehen - war und ist das zu kompliziert? Die meisten Sporthistoriker, allesamt westorientiert, haben diese Dimension wohl unzureichend berücksichtigt. Auch der DOSB wird sich nach Abschluss des Verschmelzungsprozesses erneut mit dem schwierigen Erbe der jüngeren deutschen Sportgeschichte beschäftigen müssen. Hieß es noch im Mai 2005, der Sportausschuss des Deutschen Bundestages und der organisierte Sport wollten eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Stasi-Problematik auf den Weg bringen, so ist davon momentan keine Rede mehr aus vielerlei Gründen. Eine Aufarbeitung analog der Historischen Kommission der ARD, wie sie nach einer Podiumsdis- wesentliche Ergebnisse vorgetragen, die aber wegen fehlender Gerichtsfestigkeit nicht in allen Fällen zu Sanktionen führen konnten. 40 stasi- und dopingbelastete Mitarbeiter wurden im Rahmen der Arbeit des unabhängigen Gremiums in den letzten 15 Jahren aus ihren Funktionen entfernt. 43 Eher viel als zuwenig, eher wenig als zuviel, wie man es nimmt. Sicherlich, das schwarze Kapitel der SED-Diktatur im Sport und nicht nur das der Stasi - sollte weiterhin wissenschaftlich profund aufgearbeitet werden. Doch hierzu sind neue Forschungsschwerpunkte und -umfänge nötig. So empfahl denn auch die Bundesbeauftragte Marianne Birthler schon im Mai 2005, die Aufarbeitung nicht "auf die Stasiproblematik im Allgemeinen und auf die IM-Thematik im Besonderen zu verengen". Vielmehr sollte auch in den Blickpunkt kommen: "Wer hat widerstanden; wo hat die Stasi es nicht geschafft, Menschen zur Zusammenarbeit zu bewegen; wer hat sich dem Druck entzogen; wer war solidarisch und hat gesagt: Ich werde keine Sportkameraden bespitzeln? All diese Geschichten von Mut, von Widerstand und vom ganz alltäglichen Versuch, anständig zu bleiben, gehören auch dazu. Sie sind es wert, weitererzählt zu werden. Wenn man das tut, dann hat Aufarbeitung auch eine wertebildende Funktion." Bei einer solchen wissenschaftlichen Herangehensweise sollte gerade der ethische Aspekt fokussiert werden. Wie konnte eine flächendeckende Überwachung einer ganzen Gesellschaft funktionieren? Warum haben sich nicht gerade wenige dafür einspannen lassen, ihr näheres Umfeld auszuspähen, um dann Selektives zu melden? Wie kommt es, dass sich Mittäterschaft hinter der Einrede einer Kollektivschuld verstecken kann ("Viele sind doch irgendwie schuld, deshalb ist doch keiner so richtig schuld")? Alle diese Maßstäbe sollten auch als Beurteilungskriterien für den einst 18jährigen Ingo Steuer gelten, der sich dem Systemdruck nicht verweigern konnte/wollte, weil er mögliche Widerstände im Umfeld seiner Leistungssportkarriere neutralisieren wollte. Dass er in einem atheistischen System eher egoistisch sich selbst als den Nächsten sah, ist ihm eigentlich nicht vorzuhalten. Über den konkreten Einzelfall hinaus muss sich der deutsche Sport der Frage stellen, wie er das Stasi-Problem in Zukunft mit neuen Regularien in den Griff bekommen kann. Deutschland ging nach dem feierlichen Vollzug der Einheit nicht den Weg wie Südafrika nach dem Ende der Apartheid, in sogenannten Wahrheits- und Versöhnungskommissionen einen Täter-Opfer-Ausgleich herbeizuführen. Schuldbekenntnis, Sühneverfahren und Resozialisierung sorgten dort für einen richtigen humangeleiteten Interessensausgleich christlicher Prägung. Pate stand hier zu Lande der deutsche Formalismus mit seinem Anklage- und Untersuchungsgedanken ("Wer etwas zu melden hat, melde sich bitte"). In wenigen Einzelfällen wurde dann geprüft und entschieden. Das gilt auch für den Sport. Die Kleinen flogen auf, relevante Täter hingegen, die sich im DDR-System gegen überpositive Wertenormen versündigt hatten, waren dienstbar und konnten deshalb beruflich erfolgreich neu durchstarten. So wurde vieles verdrängt und vergessen. 44 Ab 29. Dezember 2006 wird für die schmalen Varianten formaler Vergangenheitsaufarbeitung möglicherweise ohnehin eine neue Ära anbrechen. Mit diesem Stichtag endet die im Stasiunterlagen-Gesetz genannte Frist von 15 Jahren, innerhalb derer die Verwendung des Stasi-Archivmaterials zur Überprüfung von leitenden Mitarbeitern zulässig ist. Was bedeutet: Regelanfragen werden nach den einschlägigen beamtenrechtlichen und sonstigen Überprüfungsvorschriften unzulässig. Einem ehemaligen Stasi-Mitarbeiter kann fortan dessen Tätigkeit nicht mehr vorgeworfen werden. Immerhin gibt es einen Gesetzentwurf des Freistaats Thüringen, der eine Fristverlängerung durchsetzen will. Er wird aber schwerlich die parlamentarischen Hürden nehmen können. Die Thüringer Argumentationskette besticht, ein genereller Schlussstrich sei nicht gerechtfertigt, und im übrigen sei schon lange der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit bei Einzelfallprüfungen wesentlich und damit "auch dem Umstand Rechnung getragen..., dass seit der Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst erhebliche Zeit vergangen ist". Weiter heißt es in der Begründung zum Gesetzentwurf: "In Ansehung der historisch erst kurzen Zeitdauer seit der Auflösung des Staatssicherheitsdienstes ist das Auslaufen der Überprüfungsfristen nach dem geltenden StasiunterlagenGesetz nicht hinnehmbar und würde als Signal in die falsche Richtung verstanden werden. Die dem Charakter der Staatssicherheit und damit auch einer Tätigkeit für die Staatssicherheit entsprechende moralische Bewertung und Vorwerfbarkeit bestimmter Handlungen erledigt sich nicht durch Fristablauf. Im Einzelfall hat der Zeitfaktor in Verbindung mit einer Reihe anderer Faktoren Bedeutung für eine personenbezogene Einschätzung. Der Einzelfall muss aber zunächst überhaupt noch fassbar und überprüfbar bleiben. Dem ist durch den Wegfall der 15-Jahres-Frist Rechnung zu tragen." Die Fortsetzung der Regelanfragen und die "hierauf aufbauende Einzelfallprüfung begegnen keinen verfassungsrechtlichen Bedenken und tragen dem Spannungsfeld zwischen konkreten Eignungsanforderungen für hoheitliche und andere herausgehobene Funktionen und Tätigkeiten einerseits und den Persönlichkeitsrechten und dem Resozialisierungsgedanken andererseits gleichermaßen Rechnung". All diese Aufarbeitung hat das sinnleitende Ziel, Unrecht dieser Art in Zukunft auszuschließen. Totalitäre Herrschaft ist menschenfeindlich. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die in der staatsbürgerlichen Bildung gerade in diesen Zeiten, in denen unser Steuerungsstaat an die Grenzen seines Einflusses gerät und die Kosten der Modernisierung nach unten verlagert werden, immer wieder vermittelt werden muss. Die gelebte Freiheit im Sport hat eine Wirkmächtigkeit, die Aufklärungsfähigkeit über das Unrecht zu DDR-Zeiten vermitteln kann. Dass seinerzeit das Gemeinwohl verraten wurde, dass Menschen Verfügungsmasse für machtpolitische Repräsentanz waren, dass sie bei allen kleinen Inseln der Nischengesellschaft auch zu Handlangerdiensten zwecks Systemstabilisierung benutzt wurden, die den ethischen Prinzipien des Sports Hohn sprechen, muss immer wieder betont werden. Die Deutungsmacht darf nicht an die einstigen Systemträger und ihre heute aktiven Unterstützergruppen übergehen. Es geht aber auch um ein Mehr an neuer Qualität. Dass die professionelle Vergangenheitsbewältigung der DDR fest in westdeutscher Hand liegt, wurde eindeutig festgestellt, als die "Expertenkommission zur Schaffung eines Geschichtsverbunds Aufarbeitung der SED-Diktatur" am 15. Mai 2006 ihre Empfehlungen vorgelegt hatte. Das akademikerüberfrachtete Gremium möchte neben die bisherigen Schwerpunkte "Überwachung und Verfolgung" sowie "Teilung und Grenze" einen dritten Kristallisationskern der Diktaturaufarbeitung, Titel: "Herrschaft - Gesellschaft - Widerstand", in den Vordergrund stellen; danach sollte sich die 1998 gegründete Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den Themen "Widerstand und Opposition", "Ideologie", "Alltag in der durchherrschten Gesellschaft" und "Mechanismen der Machtausübung" in Kooperation auch mit universitären Forschungseinrichtungen beschäftigen. Es wäre wichtig, auch den Alltag im DDR-Sport zu thematisieren - nicht um weichzuspülen, sondern um weitere Untertöne in der damaligen ostdeutschen Wirklichkeit aufzuspüren, die jenseits des konkreten oder abstrakten Widerstands lagen. Prof. Hans Joachim Teichler von der Universität Potsdam hat hierzu in den letzten Jahren eine Menge Details ans Licht gebracht. Wenn der Abschlussbericht von "Bindekräften" spricht, die die DDR-Gesellschaft zusammengehalten haben, von sogenannten partiellen Identifikationen, so ist es Allgemeingut, dass es diese gerade durch den Sport gab. Doch wie ist die Rückschau hierzu heute? Die sportinteressierte Öffentlichkeit zeigt mit Blick auf die Herrschaftsausübung im einstigen diktatorischen Separatstaat etliche erinnerungskulturelle Defizite. Das liegt einmal an den Netzwerken, die Gestalter und Mitläufer von einst geknüpft haben. Ihre Negierung des Diktatur-Charakters, was Fachleute als Geschichtsrevisionismus bezeichnen, und die daraus resultierende Verächtlichmachung von Opfern, gerade des flächendeckenden Zwangsdopings, dominiert in den letzten sechs Jahren immer stärker den Diskurs. Die medial übermittelte Trivialisierung des DDR-Sports leistet ein Übriges zu diesem beklagenswerten Defizit, dem die bisherige Aufarbeitungsform relativ wenig entgegenhalten konnte. Schließlich war sie weitgehend interessengeleitet und benutzte mit ihren Wahrheitsagenturen eine ideologische Deutungsfolie. Der organisierte deutsche Sport sollte sich - in welcher Weise auch immer - an der neuen Aufarbeitungsdiskussion beteili- gen. Ein ständiger Kontakt zur Sportwissenschaft, aber auch zu Institutionen wie der Bundeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Aufarbeitung wäre nötig, um mit dem Ballast aus der zweiten Diktatur auf deutschem Boden besser umzugehen. Die Defizite in der Bewältigung von Verätzungen durch die braune Diktatur im einstigen WirtschaftswunderLand wirken hierzu mahnend. Verklärende Nostalgie und Identitätstrotz sind genauso fehl am Platze wie hochnäsige Distanz aus dem ehemaligen Wohlstandsessel. Am besten wäre es, wenn eine neue Generation von unter 40Jährigen mit solcher Forschung betraut wird, damit nicht länger die Rhetorik des Anprangerns überwiegt und etwaiges Misstrauen gesteigert wird. Mitgenommen werden sollten dabei auch diejenigen Zeitzeugen aus den Tagen der Diktatur, die nicht mit ewiggestrigem Blockadesitz von Siegerjustiz faseln und geschichtliche Fakten mit dialektischer Volte umwerten, also ehemalige Zaungäste und Mitläufer, die ihre Irrtümer aufgearbeitet haben. Mitgenommen werden sollten erst recht die Opfer, die sich bisher in der Sprache ihrer Interessenvertreter nicht wiedergefunden haben und die Geschichte ihres Leids und Leidens in einem Opferdiskurs aufarbeiten wollen. Auf keinen Fall darf die Stasi-Frage, die rein biographisch noch bis mindestens 2035 immer wieder aktuell sein könnte, im Sport in die Rundablage kommen. Gemeinsam mit der unabhängigen Stasi-Kommission sollte ein neuer Modus der Aufarbeitung der skizzierten Felder, aber auch auf ethischem Gebiet gefunden werden. Auch hier wären didaktische Erkenntnisse und konkreter Schuldausgleich wichtiger als das Zusammenschreiben neuer Wälzer, die das Ausmaß des Unrechts lediglich um einige Fußnoten erweitern könnten. Allein die Archivbestände weiter zu durchforsten ist ein Anliegen, das bei diesem Etappenwechsel wenig zielführend erscheint. Und, wie geschildert, müsste ein Zugehen von einstigen Tätern auf die Opfer hartnäckig angestrebt werden. Das alles wäre sicherlich auch eine Aufgabe für die Akademiearbeit des DOSB: Sie sollte nicht nur eine "Agenda 2020" für den deutschen Spitzensport schreiben, sondern sich auch als Werkstatt mit dem unrühmlichen Kapitel deutscher Sportgeschichte beschäftigen. Die Geschichtswissenschaft beklagt den Makel, dass nicht mehr die Frage, wie es eigentlich gewesen ist, das Tun vieler Historiker bestimmt, sondern die Frage, wie es erinnert wird. Kein Zweifel: So wird die Vergangenheit unkritisch in die Gegenwart transformiert. Deutungshorizonte werden wohl nur geprägt, wenn persönliches Erinnern mit Faktizität auf der Grundlage solider historischer Quellenforschung konfrontiert wird. Auf alle Fälle sollte der ungeschriebene Aphorismus gelten: Wer nicht die richtigen Konsequenzen aus der Vergangenheit meistert, ist auch nicht für die Zukunft gewappOF net. 45 Auf der Suche nach dem Sinn M it dem stürmischen gesellschaftlichen Wandel verändert sich auch die Rolle des Sports in unserer Gesellschaft. Im Gegensatz zu früher besitzt der organisierte Sport heute kein Organisations- und Sinnmonopol mehr. Außerdem schrumpft der Einfluss des DOSB auf seine Mitgliedsorganisationen, während der der Medien vereint mit der Wirtschaft kräftig anwächst. Sie prägen inzwischen das Verständnis vom Sport nicht immer zum Vorteil des Sports, weil die Sportorganisationen auch keinen einheitlichen Wertekanon mehr vertreten und okönomische Ziele die erzieherischen, sozialen und ethischen zu überdecken beginnen. Andererseits wird der Sport für Mensch und Gesellschaft immer bedeutsamer. Sein Wert für die soziale Daseinsvorsorge, seine gesundheitlichen und pädagogischen Wirkungen und vitalen Funktionen, seine freiwillige Leistung für ein freiheitlich - demokratisches Gemeinwesen nehmen ständig zu, ohne dass der organisierte Sport dies nachdrücklich genug vertritt. Der Sport ist ein wirtschaftlicher Faktor geworden, ohne am Erfolg hinreichend beteiligt zu sein. Er wird immer politischer, ohne dass sich dies in den Parteiprogrammen, dem Grundgesetz oder in der EU-Verfassung deutlich niederschlägt. Prestige und Geld drücken mächtig aufs Ehrenamt, das einstmals die Autonomie des Sports sicherte. Diese Wirkungen beginnen die klassischen Prinzipien des Sports und seine Identität auszuhöhlen, sie immer stärker zu instrumentalisieren und für politische und wirtschaftliche Zwecke verfügbar zu machen, seine Glaubwürdigkeit und seine Prinzipientreue zu untergraben, ganz einfach - seine geistige Orientierung aufzulösen. Eine neue Politik ist mit der Neugründung der DOSB erforderlich, wofür der Sport zuerst einmal mit sich selbst ins Reine kommen muss, bevor er seine Rechte gegenüber Staat und Politik, Medien und Marketing mit Aussicht auf Erfolg anmahnen kann. Hier wird nicht für stures Festhalten an den alten Traditionen plädiert, aber für eine anhaltende Diskussion des eigenen geistigen Standpunktes in einer sich fortlaufend verändernden Welt. Für bewusstes politisches Handeln ohne ein neues Selbstverständnis wird der organisierte Sport seinen weiteren Weg in der globalisierten Welt nicht mehr selbst bestimmen können, sondern sich nur noch von den Regeln der Politik, des Marktes und der Medien leiten lassen. Turnen und Sport haben sich aber von ihren Werten und Zielen her nicht nur als einen Teil der Gesellschaft verstanden, sondern sie wollten auch eine Gegenwelt schaffen, eine "bessere Welt" für freie Menschen. 46 Der Sport ist ein Teil der Befreiungsgeschichte der Menschen. Doch was heißt das heute schon? In einer Gesellschaft, die den Menschen in die Bewegungsarmut zwingt, will er dem Körper zum Recht auf Bewegung verhelfen, die ihn in geschlossene Räume einsperrt, will er die Natur eröffnen, die nur noch Erfolge prämiert, will er die reine Leistung anbieten, die immer mehr Ellenbogen einsetzt, will er die Idee der Fairness vertreten, die einseitige Erziehungsvorstellungen vorgibt, will er die ganzheitliche Erziehung, die soziale Kälte produziert, will er in seinen Vereinen gegenseitige Hilfe praktizieren - Solidarität also! Natürlich geschieht dies alles nicht ganz ohne Fehler. Allzu Menschliches ist darunter. Wie könnte es auch anders sein? Doch wenn wir die alten Ziele übersetzt in unsere Tage nicht zu bloßen Marketing-Strategien verkommen lassen wollen, dann dürfen wir vor dem Zeitgeist nicht kapitulieren und müssen auch weiterhin in unserer Gemeinschaft versuchen, einen kleinen Streifen "bessere Welt" zu schaffen. Erst wenn wir das Streben danach aufgeben, was allgemein sein sollte, aber noch nicht ist, erst dann verlieren wir den tieferen Sinn des Sports und seine eigentliche Faszinationskraft, die weltweit Millionen bewegt - immer auf der Suche nach ihrer Freiheit und persönlichen Entfaltung! Nach ihrem Sinn. Karlheinz Gieseler Sollen Roboter den Sport ersetzen? D er Umgang mit Utopien ist zwiespältig. Manche, so die Gedankenspiele Leonardo da Vincis, sind Visionen, die erst Jahrhunderte nach dem genialen Einfall realisiert werden. Andere Visionen hingegen machen kurzzeitig Schlagzeilen und verfallen dann dem Vergessen. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Roboter, dem Robocup in Bremen, trat auch der 80jährige Marvin Minsky, einer der Väter der Künstlichen Intelligenz, auf. Der Professor am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) setzt auf Roboter als Krücken des unzulänglichen Homo sapiens. Minsky sprach in Bremen die Hoffnung aus, Roboter würden bald den Sport ersetzen, "damit sich die Menschen wieder Wichtigerem zuwenden könnten". Nun Mister Minsky: Was ist denn wichtiger - Mensch in seiner kreativen Fülle zu werden und damit aus Spiel und Sport Kultur und Freiräume zu gestalten? Oder sich als anonymes Rädchen in einer Verwertungsgesellschaft betätigen zu müssen, wo Sport und damit auch Freude und Lebenssinn in diesem redu- OF-KOMMENTARE zierten Menschenbild nur einen Platz am Rande haben? Immerhin haben die Roboter beim Robocup ihre Unzulänglichkeit augenfällig bewiesen, was nicht aufatmen lässt. Denn eine solch technokratiezentrierte, den Menschen nach seiner rationalen Vermarktbarkeit zuschneidende Einstellung ist nicht auf den Utopisten Minsky beschränkt. Die frühzeitige Einpassung von Kindern ins System ökonomischer Nutzbarkeit, die nicht mit spielendem Lernen auch des "Unnützen", sprich des Spiels, verwechselt werden darf, gehört zum immer mehr realisierten stromlinienförmigen Leitbild: Ausbildung zum homo oeconomicus, also das Gegenteil einer Erziehung zum mündigen und schöpferischen Menschen. Da wird das offenbar Unnötige, wie Kunst, Musik, Spiel und Sport, zur Randerscheinung anstatt als Lebens- und Gestaltungselement bewusst gefördert. Und im Extrem wird Sport nach Minsky an die Roboter delegiert. Wenn Lächerlichkeit töten könnte, wäre diese inhumane Vision schon längst gestorben. Dennoch ist die Lage ernster, als manche nach der FußballEuphorie des schönen Scheins sie wahr haben wollen. Das schleichende Gift der ökonomisch abgerichteten Ausbildungskonzepte muss hartnäckiger denn je von allen bekämpft werden, die sich an das Schiller-Wort halten: "Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." Hans-Dieter Krebs Gemeinnütziges Erbsenzählen it dem Begriff "Reform" verbindet sich eigentlich eine positive Botschaft. Sie signalisiert den Aufbruch zu neuen Ufern, kündigt das Abschneiden alter Zöpfe an, lässt gar die Lösung von Langzeitproblemen als möglich erscheinen. Doch wenn sich beispielsweise die Politik dieses Zauberwortes bemächtigt, dann dauert es nicht lange, um von der Reform-Hysterie bis zur Reformmüdigkeit die ganze Negativskala der Begrifflichkeiten volksnah abzuarbeiten. Zielstrebig "befördert" wird dieser Prozess von wissenschaftlichen Beratungsgremien oder anderen Expertengruppierungen und ihren unvermeidlichen Gutachten und Expertisen. M che Dimensionen annehmen. Jüngstes Beispiel: die Gemeinnützigkeitsdebatte auf der Basis eines Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesfinanzministeriums. Abschaffung von Steuerprivilegien und die Eindämmung von Förderungswildwuchs in der Vereins- und Verbandslandschaft zwecks Steuermehreinnahmen-Garantie lautete die Empfehlung ans Ministerium. Die öffentliche Entrüstung war zwar groß, und die regierungsamtlichen Dementis folgten schnell. Doch im Meinungsbild haften bleibt, dass ein flink errechneter kleiner Milliardenbetrag auf der Haushalts-Habenseite und die eine oder andere Zuwendungs-Schieflage allemal ausreichen, dem Gemeinwohl einen Tiefschlag zu versetzen. Denn nichts anderes wäre die Realisierung der ExpertenVorschläge. Mini-Sparen und Erbsenzählen um den Preis gesamtgesellschaftlicher Verunsicherung im Ehrenamt. Und das in einer Zeit, wo unter anderen politischen Hausnummern gerade das verstärkte bürgerschaftliche Engagement zur Rettung des Abendlandes propagiert wird. Man stelle sich vor: 450.000 Vereine, tausende von Verbänden und Organisationen mit über 22 Millionen ehrenamtlich engagierten Menschen sind das pulsierende Kraftfeld des Gemeinwesens mit dem Sport durchaus als Herzstück. Ihr Wirken steht für eine gesamtgesellschaftliche Wertschöpfung in MilliardenGrößenordnungen des Phantasiebereichs: nach oben keine Grenzen! Ein volkswirtschaftlicher Schatz jedenfalls, den es zu hegen und zu pflegen gilt und der nicht mit dubiosen Reformansätzen beeinträchtigt oder gar gefährdet werden sollte. Erbsenzählen ist in dem Zusammenhang ein Armutszeugnis in des Wortes doppelter Bedeutung. Harald Pieper In erster Linie sind es natürlich die Finanznotlagen der öffentlichen Haushalte, die in unregelmäßigen Abständen, aber über die Jahre konstant wiederkehrend, Reformgetöse heraufbeschwören. Und besonders fatale Wirkung ist garantiert, wenn Fragwürdigkeiten und Ungereimtheiten gesamtgesellschaftli- OF-KOMMENTARE 47 Was macht eigentlich ...? R osemarie Ack ermann Von Jochen Frank enn Rosemarie Ackermann das Berliner Olympiastadion betritt, läuft ihr ein Schauer über den Rücken. Obwohl "das alles", wie sie sagt, schon fast dreißig Jahre zurückliegt. Und mit "das alles" meint sie jenen 26. August 1977, der für immer und ewig mit dem Vermerk "sporthistorisch" versehen sein wird. W Direktor mit der für die Cottbuserin reservierten Startnummer "20" etwa schon die 2,00 Meter als Wunschtraum im Visier? "Mehr die Hoffnung, die ja nicht ganz unbegründet war", erinnert sich Thiel heute. Schließlich sei Rosi seinerzeit die einzige Hochspringerin der Welt gewesen, die diese Höhe "tatsächlich drin" hatte. Zum ersten Mal hatte eine Frau zwei Meter übersprungen. Eine magische Barriere der Leichtathletik war bezwungen worden. Vergleichbar vielleicht mit Roger Bannisters erstem Meilenlauf unter vier Minuten 1954 oder mit dem ersten Speerwurf über die 100Meter-Marke von Uwe Hohn 1984. Mit ihrem sechsten Sprung des Abends stellte Rosemarie Ackermann im Olympiastadion zunächst ihren Weltrekord von Helsinki ein. Zehn Minuten später, exakt um 20.14 Uhr Ortszeit, wie Chronisten festgehalten haben, straddelte sie ebenfalls im ersten Versuch - über die zwei Meter. Das Publikum stand Kopf. 30.000 waren Zeugen eines denkwürdigen Wettkampfes geworden. Vor dem Weltpokal in Düsseldorf hatten die DDRAthleten das obligatorische Trainingslager in Kienbaum, südöstlich von Berlin, bezogen. Das Internationale Stadionfest (Istaf) im Olympiastadion der geteilten Stadt bot Rosemarie Ackermann Gelegenheit zur letzten Formüberprüfung. Erst knapp zwei Wochen zuvor beim Europacup-Finale in Helsinki hatte sie mit ihrem Weltrekordsprung über 1,97 m ihre blendende Verfassung unterstrichen. "Ich kann mich noch ziemlich genau an Einzelheiten erinnern", kommt Rosemarie Ackermann auf den Istaf-Abend zurück. Beispielsweise an die zwei Rosen, die ihr von Rudi Thiel als Willkommensgruß überreicht wurden. Hatte der Meeting- 48 Beim Abschlussbankett, das auf einem Dampfer Athleten und Offizielle vereinte, führte der traditionelle Ehrentanz die HochsprungKönigin aus der Lausitz mit einem entthronten König zusammen. Mit Dwight Stones, dem Amerikaner, der einige Wochen zuvor seinen Weltrekord (2,32 m) an den Russen Wladimir Jaschtschenko hatte abtreten müssen. Viel Zeit zum Feiern blieb Rosemarie Ackermann an diesem Abend allerdings nicht. Am Grenzübergang wartete bereits das Taxi, das sie zurück nach Kienbaum bringen sollte. Mit Verspätung übrigens, denn der Westberliner Taxifahrer, der den ersten Teilabschnitt der Rückfahrt übernommen hatte, wollte mit einem kleinen Abstecher wenigstens den Kurfürstendamm bei Nacht gezeigt haben. Dass es diese Grenze, die Teilung und all die Schwierigkeiten, die damit verbunden waren, nicht mehr gibt, bezeichnet Rudi Thiel als "das Schönste, das ich erleben konnte". Der Kontakt zwischen Rosi und ihm sei ohnehin erhalten geblieben, erst recht nach der politischen Wende. Zumal die beiden außer jenem Istaf-Erlebnis noch eines besonders verbindet - der gemeinsame Geburtstag am 4. April. Der Vollständigkeit halber sei hinzugefügt, dass Rosemarie Ackermann wenige Tage nach dem Istaf in Düsseldorf als Weltcupsiegerin nur zwei Zentimeter unter ihrer neuen Rekordhöhe geblieben war und damit ihre glänzende Saisonbilanz abrundete. Platz zwei ging an die Italienerin Sara Simeoni, die als ewige Rivalin wieder einmal das Nachsehen hatte. In der DDR wurde Rosi zur Sportlerin des Jahres gekürt, und in der internationalen Umfrage nach dem Weltsportler des Jahres konnte sie sich als Beste gar vor dem österreichischen Formel-1-Champion Niki Lauda und Kubas Ausnahmeläufer Alberto Juantorena platzieren. Sehr zu ihrem Bedauern ging der "schöne Pokal, den ich damals bekamen habe und den ich einem Sportmuseum als Leihgabe zur Verfügung gestellt hatte", in den Nach-Wende-Wirren verloren. Ihre Medaillen und viele weitere wertvolle Erinnerungsstücke, die Rosemarie Ackermann in imposanter Menge zusammengetragen hat, sind sorgsam verpackt und verstaut. Nicht mal das olympische Gold von Montreal findet der Besucher in der Wohnung der Ackermanns in der Cottbuser Juri-Gagarin-Straße an irgendeiner Wand oder in einer Vitrine. "Warum auch", fragt sie wohl mehr rhetorisch. "Der Sport steht bei mir nicht mehr im Mittelpunkt. Anderes ist wichtiger geworden", sagt sie. Familie und Beruf setzten neue Prioritäten. Auf dem Cottbuser Sportlerball hatte Rosi 1972 Manfred Ackermann kennen gelernt, damals frisch dekorierter Junioren-Europameister im militärischen Mehrkampf (heute Sommerbiathlon). Zwei Jahre danach wurde aus Fräulein Witschas Frau Ackermann. Lars (25) und Sven (23) komplettieren mittlerweile die Familie. Rosemarie Ackermann hat Binnenhandelsökonomie studiert und arbeitete zunächst im Konsum-Bezirksverband, verantwortlich für Einkauf (Schuhe/Lederwaren). Nach der Wende fand sie in der heutigen Bundesagentur für Arbeit ein interessantes Betätigungsfeld. Als Sachbearbeiterin im Bearbeitungsbüro für Arbeitgeber kann sie 15-jährige Berufserfahrung einbringen. "Eine Arbeit, die mich voll fordert, die aber auch Freude macht, wenn man spürt, dass man etwas bewegen kann", wie sie sagt. "Freilich hat der Sport in meinem Leben einen markanten Abschnitt geprägt", greift sie das Stichwort "Prioritäten" noch einmal auf. "Er hat mir viel gegeben. Ich habe viel Schönes erlebt, neue Freunde gewonnen, viel von der Welt gesehen." Aber wertvoller als all die Trophäen, so die 54-Jährige weiter, sei das, was sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung vorangebracht habe. "Durch den Sport bin ich selbstbewusster geworden. Ich habe gelernt, Rückschläge besser zu verdauen, nicht gleich den Kopf in den Sand zu stecken, wenn mal etwas schief gegangen ist." Und möglicherweise denkt sie dabei an das kleine, schüchterne Mädchen, das als Zweitjüngste unter vier Schwestern in dem Lausitzer Ort Lohsa aufgewachsen ist, das in der Schule Hemmungen hatte, vor der Klasse ein Gedicht aufzusagen, das eigentlich lieber Balletttänzerin geworden wäre. Hätte es 1966 eben nicht diese zufällige Begegnung mit dem Sportlehrer Erhard Miek gegeben, dem auf einem Sportplatz in Hoyerswerda die nur 1,58 m große 14-Jährige aufgefallen war, "die mit explosivem Absprung und auffallender Fußstreckung für ihre Größe beachtliche Höhen bewältigte". Miek hatte das Talent erkannt. Er holte das Mädchen an die Kinder- und Jugendsportschule Forst. Mit 17 Jahren und plötzlich "ins Kraut geschossen", übersprang Rosi zum ersten Mal ihre Körpergröße von exakt 1,735 m. In einer Disziplin, in der jeder Zentimeter hart erarbeitet werden muss, führte der Weg für sie stetig nach oben. Mit 20 erlebte sie in München ihren ersten olympischen Auftritt (Platz 7 für 1,85 m). Mit 21 holte sie in Dresden den ersten von insgesamt sechs DDR-Meistertiteln (1,87 m). Mit 22 gewann sie in Rom Europameisterschafts-Gold mit Weltrekord (1,95 m). Und mit 24 stand sie in Montreal als Olympiasiegerin auf dem Podest (1,93 m). Ein Jahr vor jenem denkwürdigen Istaf, bei dem sie ihre eigene Körpergröße um sage und schreibe 26 1/2 Zentimeter überbot. Ein Rekord besonderer Art. Als die Cottbuserin 1980 nach ihrem dritten Olympiastart in Moskau und einem für sie enttäuschenden vierten Platz von der Wettkampfbühne abtrat, endete zugleich die Ära des Straddle, den Rosi so perfekt kreiert hatte, während all die anderen um sie herum längst über die Latte flopten. Zwei Meter und höher sprangen im Freien in den 29 Jahren seit jenem Berliner IstafAbend weitere 41 Frauen. Doch den Lorbeer für den Vorstoß in neue Dimensionen des Frauen-Hochsprungs kann Rosi keine streitig machen. Auf dem "Weg des Ruhmes" vor dem Alten Rathaus in Cottbus ist ihr ohnehin für alle Ewigkeit ein Platz gesichert. 49 Schiller - ein bekennender 2 005 war das Jahr der Erinnerung an den 200sten Todestag Friedrich von Schillers. Bücher erschienen dazu, es gab kaum eine Zeitschrift oder Zeitung, die sich nicht mit diesem Ereignis beschäftigte, kein Fernsehsender, der nicht darauf einging. Von Vielem war dabei die Rede, oft auch von seiner Griechenbegeisterung, die er mit Hölderlin teilte, nur nicht davon, dass es Gründe gibt, Schiller in gewissem Sinne einen "Olympier" zu nennen, der die antiken Olympischen Spiele in seine Liebe zur klassischen griechischen Kultur einschloss. Tatsächlich hatte Schiller bereits eine Vorstellung von den Olympischen Spielen. Ja, man könnte vielleicht sogar so weit gehen zu sagen, dass er zu den Wegbereitern der Spiele und der Olympischen Idee - jedenfalls in Europa - gehört. Mit seinem Werk trug er - wie auch Hölderlin - dazu bei, die große Griechenbegeisterung im 19. Jahrhundert in Deutschland (und Europa) anzufachen; und mit seinem Verweis auf die klassischen Olympischen Spiele half er mit, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Coubertins Bemühungen um die Wiederbelebung der Olympischen Spiele auf einen bereits fruchtbar gemachten Boden fallen konnten. Obwohl Schiller in Marbach am Neckar geboren wurde, rechnen die Bürger Stuttgarts ihn meistens zu den ihrigen, obwohl er in seinem späteren Leben Stuttgart nicht in guter Erinnerung gehabt haben dürfte. Wir können aber annehmen, dass er, würde er heute noch leben, souverän genug wäre, sich über seine wenig erfreulichen Stuttgarter Erfahrungen hinweg zu setzen und dass er sogar bereit gewesen wäre, als Fürsprecher und vielleicht sogar als Botschafter der seinerzeitigen Stuttgarter Olympia-Bewerbung zu wirken. Er liebte nämlich nicht nur die alten Griechen, denen wir die Olympischen 50 Spiele letztendlich verdanken; er war auch schon ein bekennender Olympia-Fan. Als solcher outete er sich in seiner Schrift: "Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen". Diese Schrift wurde vor über zweihundert Jahren und einhundert Jahre vor den ersten Olympischen Spielen in Athen 1896 im Jahr 1795 veröffentlicht. Es ging in ihr allerdings nicht primär um den Olympismus, sondern um Wesen und Sinn des Spiels. Zwar erwähnt Schiller dabei auch schon die Leibesübungen und die Gymnastik den Sport gab es ja noch nicht; dies tat er aber nur, um sie vom "richtigen" Spiel auszuschließen. Sie sind für ihn kein "richtiges" Spiel; sie sind körperliches ("physisches") Spiel und damit bestenfalls eine Vorstufe zu dem "richtigen". Zu diesem "richtigen" Spiel findet der Mensch, indem er den in ihm wirkenden Stofftrieb mit dem auch in ihm wirkenden Formtrieb zu einem "Dritten" vereint. Dieses "Dritte" ist der besagte Spieltrieb. In ihm versöhnt der Mensch seine Vernunft mit seinen Sinnen und seine Empfindungen mit seinem Verstand, und er findet damit - ohne in seinem Handeln einem Mangel oder einem Zwang folgen zu müssen - jenseits der Grenzenlosigkeit der Freiheit zur Erfüllung seiner ganzheitlichen Bestimmung. Auch wenn man - so knapp dargestellt - nicht gleich versteht, was Schiller meint, es ist genau diese (etwas komplizierte) Vorstellung vom Spiel, von der er glaubt, dass sie vor 2000 und mehr Jahren Realität in Olympia wurde, also in jener klassischen Kultstätte antiken Sports mit ihren Tempeln, profanen Bauten, unzähligen Statuen und einem großen Sportplatz, in der alle vier Jahre und fast ein Jahrtausend lang die Olympischen Spiele zu Ehren von Göttervater Zeus abgehalten wurden. Wegen der vielen Zuschauer waren dabei große organisatorische Probleme zu bewältigen, was Schlafen in der Nacht, Essen am Tag, hygienische Verrichtungen am Fluss Alpheios Tag und Nacht, Transport der Athleten, Zuschauer und Helfer, Durchführung der Wettkämpfe sowie die Umstände "Olympier"? der Tieropfer, zu denen man zwecks Speisung der Massen eine Menge an Stieren, die ja praktischerweise nicht in Gänze den Göttern überlassen wurden, benötigte - da haben es Bewerberstädte heute leichter. Allerdings sieht Schiller die klassischen Olympischen Spiele durch seine eigene (rosarote) Brille. Voll Form und Fülle vereinigen sie, so schreibt er, die Jugend der Phantasie mit der Männlichkeit der Vernunft. "Wenn sich die griechischen Völkerschaften in den Kampfspielen zu Olympia in den unblutigen Wettkämpfen der Kraft, der Schnelligkeit, der Gelenkigkeit und an dem edleren Wechselstreit der Talente ergötzen, und wenn das römische Volk an dem Todeskampf eines erlegten Gladiators oder seines lybischen Gegners sich labte, so wird es uns (...) begreiflich, warum wir die Idealgestalten einer Venus, (...) eines Apolls nicht in Rom, sondern in Griechenland aufsuchen müssen." Nicht nur die Gebildeten im 19. Jahrhundert waren von Schillers Spielidee begeistert; unter ihnen waren es vor allem die Griechisch-Lehrer, und diese natürlich besonders dann, wenn sie auch noch Turnen unterrichteten. Sie schmeichelte es, sich auf jemanden vom Rang Schillers berufen zu können, der sie darin bestärkte, mit dem Turnen etwas zu vertreten, das auf eine Tradition zurückblicken konnte, die bis weit hinein in die griechische Antike reichte welche Fächer konnten das schon von sich sagen. Allerdings kannten sie diese Tradition noch nicht so genau. Zu vorbehaltloser Begeisterung gab sie nämlich nicht immer Anlass; denn bei den Wettkämpfen in Olympia ging es manchmal ziemlich ruppig zu. Mancher Athlet ging mit schmerzhaften Blessuren Von Ommo Grupe nach Hause. Andere konnten nicht einmal mehr das, weil sie beim Kampf um den olympischen Lorbeer ums Leben kamen. Und manche zu Ehren eines Olympiasiegers errichtete Statue musste später wieder weggeräumt werden, weil der Preisträger sich doch nicht als besonders tugendhaft erwiesen hatte. Da Schiller dies alles noch nicht wissen konnte, muss man es ihm nachsehen, wenn er seiner Zeit und seiner Nachwelt die Olympischen Spiele als historischen Beleg für die Bedeutung der ästhetischen Erziehung als ganzheitliche Menschenbildung präsentierte. Zu seiner Entlastung sollte man aber auch darauf hinweisen, dass wir Späteren das Wissen darum, dass es nicht nur sanft und friedlich bei Olympischen Spielen zuging, Althistorikern und Altphilologen unserer Zeit verdanken. Bis es so weit war, durfte man der Kunde von der kulturellen Großartigkeit der klassischen Olympischen Spiele am Ufer des Alpheios und am Fuße des Kronos-Hügels Glauben schenken, auf dem Göttervater Zeus auch des öfteren residierte, wenn er nicht gerade unterwegs und hinter attraktiven Gespielinnen her war, wobei er dies gerne in Gestalt eines Tieres tat. Die Griechen haben ihm das nachgesehen und uns mit den Olympischen Spielen, mit denen sie ihren Zeus unabhängig von seinem manchmal lockeren Lebenswandel, der ihnen vermutlich sogar imponierte, verehren wollten, ein großes kulturelles Erbe hinterlassen. Die modernen Olympischen Spiele sind nicht zuletzt auf Grund dieses Erbes - auch wenn es viele Jahrzehnte gedauert hat - inzwischen zu einem wirklichen "Kulturgut" geworden, auch wenn sich in keiner Ausrichterstadt dieser Welt noch jemand finden lässt, der Zeus gleich käme und wohl auch kaum einen modernen Schriftsteller oder Dichter, der Schiller in seiner Begeisterung für die Griechen und ihre Spiele überbieten OF könnte. 51 J oseph Boulogne wurde wahrscheinlich am 25. Dezember 1745 auf Guadalupe geboren. Sein Vater war ein wohlhabender französischer Pflanzer, seine Mutter eine schwarze Sklavin senegalesischer Herkunft. Ab 1753 lebte die Familie in Paris, 1757 wurde der Vater in den Adelsstand Joseph war aber auch ein hervorragender Geiger und Cembalospieler. Sein Geigenlehrer war vermutlich der berühmte Jean-Marie Leclair. Bei Francois-Joseph Gossec studierte er Komposition. Dieser ernannte ihn zum Konzertmeister des Orchesters "Concerts des Amateurs", nach zeitgenössischen Joseph Boulogne Chevalier de Mozarts schwarzer Fechtbruder erhoben, und die Familie führte seitdem den Namenszusatz "de Saint-George". Josephs Leben mutet auch aus heutiger Sicht eher wie das einer Romanfigur oder Hollywood-Erfindung an: vielschichtig, überraschend, faszinierend und in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Seine Biographie wirkt so, als habe jemand die Lebensläufe gleich mehrerer herausragender Persönlichkeiten gleichsam übereinander gelegt und so eine Art Kunstmenschen geschaffen, ein Produkt, das einem keiner abnimmt, so unrealistisch wirkt diese Häufung unterschiedlicher Eigenschaften. Joseph Boulogne war Musiker, Komponist, Sportler, Soldat und ein politisch aktiver Mensch vor und während der Französischen Revolution, dazu noch Freimaurer und Schwarzer. Mit 13 Jahren kam er für sechs Jahre in ein - so würde man heute sagen - Fechtinternat zu dem bekannten Fechtmeister Nicolas Texier La Boëssière, mit dessen Sohn er sich anfreundete. Dieser beschrieb seinen Fechtstil später so: "Sein linker Fuß war fest und unbeweglich und sein rechtes Bein absolut gerade." Seine Attacken nannte er "so schnell wie der Blitz". Noch während seiner Ausbildung besiegte er den berühmten Fechtmeister Alexandre Picard aus Rouen. Sein Vater schenkte ihm dafür ein englisches Pferd und eine zweirädrige Kutsche. Mit 19 Jahren beendete er die Ausbildung als einer der besten Fechter Europeas und wurde zum "gendarme de la garde du roi" ernannt. Seinen berühmtesten Kampf verlor er zwar am 8. September 1766 gegen Guiseppe Faldoni, avancierte dabei aber zum Publikumsliebling. Er war außerdem Reiter, Schwimmer, Boxer, Pistolenschütze, Eisläufer und Tänzer. So soll er im Winter mit nur einem Arm durch die Seine geschwommen sein. 52 Berichten eines der besten Sinfonieorchester in Paris und wahrscheinlich auch in Europa. Es bestand aus 40 Geigen und Bratschen, zwölf Celli, acht Kontrabässen sowie Flöten, Oboen, Klarinetten, Trompeten, Hörnern und Fagotten. Joseph Boulogne debütierte 1772 in diesem Orchester mit zwei eigenen Violinkonzerten (op. 2), die ihn schlagartig als Geigenvirtuosen bekannt machten. 1773 übernahm er als Nachfolger von Gossec auch die Leitung des Orchesters. Im selben Jahr erschienen seine sechs Streichquartette (op. 1). Mit weiteren Violinkonzerten und den Symphonies concertantes op. 6 etablierte er sich 1775 auch als Komponist. 1775 wurde er als Direktor der Acadeémie royale de musique (der Pariser Oper) vorgeschlagen, erhielt die Stelle aber nicht, nachdem einige Sängerinnen und Tänzerinnen eine Petition an die Königin, Marie-Antoinette, gerichtet hatten, in der sie betonten, dass es ihnen wegen ihrer Ehre und ihres Gewissens unmöglich sei, von einem Mulatten Anweisungen entgegen zu nehmen. 1777 schrieb Saint-George seine erste Oper "Ernestine", im Jahr darauf die zweite "La Chasse". Außerdem komponierte er weitere sechs Streichquartette und drei Violinkonzerte, 1778 die Symphonies concertantes op. 10 und 1779 seine beiden Symphonien op. 11. 1778 führte die Académie royale de musique Mozarts Ballettmusik "Les Petits Riens" auf, in der gegen Ende ein Thema von Saint-George auftaucht, das Mozart vermutlich in Paris gehört hatte. Um 1777 trat Saint-Georges als "Lieutenant des Chasses de Pinci" in die Dienste des Herzogs von Orléans, wo er sich vor allem an künstlerischen Aktivitäten beteiligte. Wegen finanzieller Engpässe wurde 1781 das "Concert des amateurs" aufgegeben, bald danach aber durch das "Concert de la Loge olympique" ersetzt. Das Orchester war eine Einrichtung der Freimaurerloge "l´Olymique de la Parfait Union" und Saint- Saint-George: Von Hans Jägemann Georges, einer der ersten schwarzen Freimaurer in Frankreich, wurde zum Konzertmeister ernannt. 1778 reiste er nach Wien, um bei Joseph Haydn sechs Sinfonien in Auftrag zu geben, deren Uraufführung mit seinem Orchester in Paris unter seiner Leitung stattfand. Die Werke heißen seitdem Pariser Sinfonien. 1785, nach dem Tod seines Arbeitgebers, des Herzogs von Orléans, kam SaintGeorges aus Geldmangel auf seine sportlichen Fähigkeiten zurück und beteiligte sich an einer Reihe sensationeller Fechtwettkämpfe. Beispielsweise arrangierte der Prince of Wales eine Fechtvorführung in London, bei der der 42jährige SaintGeorges gegen eine 59 Jahre alte Französin, die Chevaliere d´Éon antrat. Saint-Georges war mit 40 die Achillessehne gerissen; er war deshalb nicht mehr so flink wie früher, konnte aber immer noch effektvoll parieren und attackieren. Die "Chevaliere" war in Wirklichkeit Charles d´Éon de Beaumont, ein Diplomat, der, als Frau verkleidet, viele Jahre lang für den französischen König im Ausland spionierte. Später diente Saint-Georges dem neuen Herzog von Orléans, der für seine revolutionäre Einstellung bekannt war, und reiste mit ihm 1789 ein weiteres Mal nach England. Bei seinen Besuchen in England kam er mit der Anti-SklavereiBewegung in Kontakt. Später half er, eine Gruppe französischer Schwarzer namens "Société des arms des noirs" zu gründen. Als im Juli 1789 die Französische Revolution ausbrach, lebte Saint-Georges in Lille. Er wurde dort Mitglied der revolutionstreuen Nationalgarde und 1790 zum Capitaine ernannt. In Lille organisierte er Konzerte und Fechtvorführungen und schrieb an einer weiteren Oper. Wegen seiner Beziehungen zum Ancien Régime und seines Adelstitels wurde er allerdings argwöhnisch beobachtet und unterschrieb fortan mit "Monsieur de Saint-Georges". Am 1. September 1791 bat eine Delegation von Farbigen die Nationalversammlung um Erlaubnis, sich unter Waffen für die Revolution und ihre egalitären Ideale einsetzen zu dürfen. Am nächsten Tag kam die Zustimmung, und es wurde ein 53 Corps aus 800 Infanteristen und 200 Kavalleristen unter Führung von Saint-Georges aufgestellt. Der offizielle Name lautete "Légion franche de cavalerie des Américains", die Truppe wurde aber rasch als "Légion Saint-Georges" bekannt. Stellvertretender Leiter war Alexandre Dumas, ebenfalls Sohn eines französischen Aristokraten und einer schwarzen Sklavin, der Vater des berühmten Romanciers Alexandre Dumas, bekannt als Autor der "Drei Musketiere". Saint-Georges und seine Truppe wehrten erfolgreich einen Angriff der Österreicher auf Lille ab. Die Behörden begannen danach dennoch, Farbige aus der Legion zu entfernen. Auch die Heldenrolle von Saint-Georges währte nicht lange. Er wurde wegen angeblicher finanzieller Unregelmäßigkeiten denunziert, am 4. November 1793 ohne Prozess eingekerkert und schließlich am 24. Oktober 1794 wieder freigelassen. Im Frühjahr 1797 kam er nach Paris zurück und übernahm wieder sein letztes Orchester. Während seiner letzten beiden Lebensjahre lebte er allein in einer kleinen Wohnung und starb am 10. Juni 1799 an einer unbehandelten Blatterninfektion. Es wird berichtet, dass alle Zeitungen seiner mit Respekt und Ergriffenheit gedachten. 54 Die Sklaverei war am 4. Februar 1794 für alle französischen Kolonien abgeschafft worden, doch das Gleichheitsideal, dem sich Saint-Georges verschrieben hatte, fiel bald in Ungnade. Napoleon Bonaparte schickte Truppen nach Guadalupe mit dem Befehl, die Sklaverei wieder einzuführen. Die Schwarzen wehrten sich heftig, unterlagen aber den Truppen unter General Antoine Richepance. Um nicht wieder Sklaven werden zu müssen, sprengten sich Hunderte mit einem Munitionsdepot in die Luft. 1804 erklärte die Kolonie ihre Unabhängigkeit und wurde so zur ersten schwarzen Republik der Welt. Im Dezember 2001 beschloss der Pariser Stadtrat, die "Rue Richepance" in "Rue du Chevalier de Saint-Georges" umzubenennen. Dies hatten Franzosen, die aus Westindien stammten, angeregt. Die Straße erinnert nun an den "Schwarzen Mozart", an ein Universalgenie, ein Multitalent, eine lebendig gewordene Figur aus einem Märchenbuch: Joseph Boulogne Chevalier de Saint-Georges. Zumindest seine Musik bleibt lebendig: Die Noten sind erhalten, und es gibt eine Reihe guter CD-Aufnahmen. Außerdem ist sein Leben 2003 verfilmt worden: "Le Mozart Noir: Reviving a Legend" (als DVD erhältOF lich; siehe: www.cbcshop.ca). „Leben nach Lust und Laune“ Mit ein bisschen Glück und einem Los der GlücksSpirale gewinnen Sie die GlücksRente von 7.500 Euro. Monat für Monat. Ein Leben lang. Auf jeden Fall aber sorgen Sie auch bei anderen für beste Kondition – denn mit jedem Los der GlücksSpirale fördern Sie den deutschen Sport. GlücksSpirale tut gut! GS_AZ_Sport190x270.indd 1 Lose nur bei 12.08.2005 12:55:08 Uhr Hans Mayer-Foreyt Rasenballett - eine Kunstausstellung besonderer Art A ls eine der Gastgeberstädte für Spiele der FIFA Weltmeisterschaft in Deutschland wartete Leipzig gleich mit drei Kunstausstellungen zum Thema Fußball auf: "Ballkünstler" im Museum der bildenden Künstler und "Herr der Regeln" im Stadtgeschichtlichen Museum. Während die eine das Phänomen Fußball unter den verschiedensten Aspekten und die andere die Rolle des Schiedsrichters in der Geschichte und Gegenwart anschaulich zur Schau stellte, überraschte die dritte im Ausstellungszentrum der Universität Leipzig mit dem Konzept ihrer Präsentation. ganzen Vielfalt des Sports auskennen. Im Mittelpunkt steht natürlich der Fußballsport auf dem Rasen. Bilder erinnern an Situationen in der Wirklichkeit, an den spielerischen Tanz mit dem Ball, um den Gegner zu irritieren, oder an das gekonnte Zuspiel der Stürmer im Angriff auf das Tor des Gegners, die manchmal einem choreographisch geübten Bewegungsablauf gleichen und dem Zuschauer ästhetischen Genuss bereiten, eben wie auch das Ballett. Die ausgestellten Werke der Malerei, Grafik und Plastik zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Vielfalt der Themen und bildkünstlerischer Sichtweisen aus. Schon der Titel "Rasenballett" lässt ahnen, dass sich die Schöpfer der ausgestellten Werke der bildenden Kunst als Fans in der So konfrontiert beispielsweise das Gemälde von Harald Metzges (1) den Betrachter mit einer stürmischen Zweikampfsze- 56 OF-G ALERIE Bernd Göbel ne, während Hans Mayer-Foreyt (2) den Jubel von Fans nach einem Tor der eigenen Mannschaft miterleben lässt. Der Grafiker Joachim Scholz (3) reflektiert mit seinen Zeichnungen eine eindrucksvolle Szene, den erfolgreichen Abschluss einer Standardsituation im Torraum. Der Linolschnitt von Helga Borisch (4) lässt mit dem Umkreisen des Balls an einen Tanz denken. Hans Ticha (5) mahnt in seiner eigenwilligen Bildsprache voller Ironie, dass bei aller Hingabe im Fußballsport die menschlich-geistige und körperliche Individualität nicht deformiert werden darf. Und die spöttische Warnung vor einem allzu übertriebenen Siegesrausch nach einem erfolgreichen Spiel nimmt durch die dreifigurige Bronzegruppe des Bildhauers Bernd Göbel (6) überzeugende Gestalt an. Die Besonderheit der Ausstellung besteht nicht zuletzt darin, dass sie sich nicht auf das Thema Fußball beschränkt, sondern sie konfrontiert den Besucher mit Werken von anderen Sport- OF-G ALERIE Manfred Schubert arten wie dem Turnen von Manfred Schubert (7) und dem Fechten von Rainer Schade (8) sowie mit Themen aus dem Radsport, der Leichtathletik und dem Wassersport. Nahezu alle ausgestellten Kunstwerke sind Schöpfungen von ostdeutschen Künstlern. Sie zählen zur Kunstsammlung der ehemaligen Deutschen Hochschule für Körperkultur und wurden 1991 von der Universität Leipzig übernommen. Der Kustodie der Universität ist zu danken, dass eine Auswahl dieser einmaligen Sammlung anlässlich der Fußballweltmeisterschaft von der Öffentlichkeit besichtigt werden konnte. Der Wunsch, dass die Sammlung "Sport in der bildenden Kunst" eines Tages wieder ständig zu besuchen sein möge, ist durch diese Ausstellung bestärkt worden. Günter Witt 57 Harald Metzges Joachim Scholz 58 Rainer Schade Helga Borisch Nachrichten des DOSB DOSB-Präsidium positioniert sich im Anti-Doping-Kampf DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach fest: "Wir plädieren gemeinsam mit unseren Mitgliedsverbänden eindringlich dafür, sich auf juristisch machbare und wirkungsvolle Maßnahmen zur Erhöhung der Effektivität des Kampfes gegen Doping zu konzentrieren." DOSB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper berichtete in diesem ZusamDas Präsidium des Deutschen Olympischen menhang über erste Aktivitäten der AntiSportbundes (DOSB) hat in seiner Sitzung Doping-Vertrauensleute des DOSB. Meike am 15. August 2006 in Frankfurt am Main Evers (Doppel-Olympiasiegerin im Rudern), seine "Null-Toleranz-Politik" im Kampf Monique Garbrecht-Enfeldt (neunfache Weltmeisterin und Medaillengewinnerin bei Olympischen Spielen im Eisschnelllauf) und Frank Busemann (Zehnkampf-Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1996) werden sich im Herbst den Olympiastützpunkten und Eliteschulen des Sports vorstellen, um möglichst bald mit ihrem Einsatz vor Ort beginnen zu können. Um der Situation zu begegnen, dass laut Ist optimistisch, das Doping-Problem im engen SchulterStasi-Unterlagengesetz dem schluss mit dem Staat lösen zu können: DOSB-Präsident Sport ab 21.12.2006 keine Dr. Thomas Bach. Überprüfungen von Mitarbeitern mehr ermöglicht werden, hat das Präsidium des DOSB den früheren Bundesbeauftragten Joachim gegen Doping im Sport bekräftigt und Gauck gebeten, dem DOSB als Beauftragter seinen festen Willen erklärt, weiterhin alle zur Verfügung zu stehen. Mittel einzusetzen, die geeignet sein können, diesen Kampf erfolgreich zu gestalten. Es ist der Überzeugung, dass dies nur mit einem komplexen Paket von Maßnahmen erreicht werden kann, das die hinter dem Doping stehenden Netzwerke wirksam bekämpft. In derartigen Strukturen sind nach Auffassung des DOSB-Präsidiums die Sportlerinnen und Sportler Opfer und Täter zugleich, in jedem Falle aber Teil des Systems, das es zu bekämpfen gilt. Das Präsidium begrüßte ausdrücklich alle neuen Aktivitäten im Anti-Doping-Kampf, wie sie Auch anlässlich eines Treffens führender beispielsweise vom Bund Deutscher Radfah- Vertreter der Länderministerien Ende Juli in rer, dem Deutschen Schwimm-Verband und Frankfurt/M brachte DOSB-Präsident Bach dem Deutschen Skiverband für ihre jeweilieinen eindringlichen Appell zur Einrichtung gen Sportarten eingeleitet werden und sieht von Schwerpunktstaatsanwaltschaften vor. sich auch durch das Votum der SprecherThema des vom Bremer Innen- und Sportsegruppe der Spitzenverbände in seiner Nullnator Thomas Röwekamp initiierten fachmiToleranz-Politik bestätigt. Als Fazit stellte nisterkonferenz-übergreifenden Spitzenge- spräches mit dem deutschen Sport war die schulische und universitäre Ausbildung von Spitzensportlern in Deutschland. "Seit Jahren gibt es in Deutschland ein Vollzugsdefizit", kritisierte Dr. Thomas Bach am Rande seines Vortrags vor den Vertretern der Sportministerkonferenz, der Kultusministerkonferenz sowie der Hochschulrektorenkonferenz und forderte sie gleichzeitig zu einem verstärkten Engagement auf. Neben dem Arzneimittelgesetzt seien die von ihm geforderten Schwerpunktstaatsanwaltschaften geeignete Instrumente um organisierte Netzwerke des Dopings zu zerstören. Die Länder sollten sich umgehend auf die Einrichtung einer Anti-DopingSchwerpunkt-Staatsanwaltschaft verständigen. Dies wäre ein erster wichtiger Schritt zur erhöhten Abschreckung. Parallel dazu sollten weitere gesetzliche Maßnahmen geprüft werden, wie sie im Bericht der "Rechtskommission des Sports gegen Doping" dargelegt sind. Indirekt reagierte der DOSB-Präsident damit auch auf die Forderungen des bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber und einzelner Fachverbandspräsidenten, die ein Anti-Doping-Gesetz anmahnten, bevor die bestehenden Möglichkeiten konsequent genutzt werden. Sportsperren sind wirksamer als staatliche Dr. Bach fordert Ländermi- Sanktionen gegen Aktive nister zur Einrichtung von Auch in einem Kommentar für die FrankfurAllgemeine Zeitung und einem ausführSchwerpunktstaatsanwalt- ter lichen Interview mit dem sportinformationsdienst hat Dr. Bach die Haltung des schaften auf DOSB dargelegt, "Es geht allein um die höchstmögliche Effektivität beim Kampf gegen Doping", sagte Dr. Bach dem sid. Ordentliche Gerichte müssten auf alle möglichen Ausreden der Athleten Rücksicht nehmen. Sportgerichte dagegen können allein auf Grund einer positiven Dopingprobe schnell, hart und international durchsetzbar bestrafen, "Ein mehrjähriges Berufsverbot trifft sie jedenfalls härter als gegebe- 59 nenfalls eine Bewährungsstrafe durch ein ordentliches Gericht", erklärte Bach. Auch zusätzliche staatliche Strafen will der DOSBPräsident nicht in Erwägung ziehen, zum einen, weil staatliche Gerichte dem Athleten in jedem Einzelfall die Schuld nachweisen müssten und dadurch Freisprüche und Verfahrenseinstellungen sehr viel wahrscheinlicher sind als bei Sportgerichten, zum andern, weil mit Berufsverbot plus Gefängnis womöglich die rechtstaatlich geforderte Verhältnismäßigkeit zwischen Tat und Strafe nicht mehr gewährleistet wäre. Erst vor wenigen Wochen habe der Europäische Gerichtshof entschieden, dass er diese Ärzte bemühen sich um das Leben des Radsportlers Tom Simpson, der am 13. Juli 1967 bei der Tour de France an den Folgen der Einnahme von Dopingmitten verstarb. Verhältnismäßigkeit bei zukünftigen Fällen beurteilen wird. In der Folge würden Sportverbände und Sportgerichte erst abwarten müssen, wie die ordentlichen Gerichte entscheiden, was Monate oder Jahre dauern könne. "Denn wenn sie zuvor Strafen aussprechen, gehen sie ein hohes Risiko ein, auf Schadenersatz verklagt zu werden, falls das Gericht zu einem anderen Urteil kommt". Gegenwärtig sei ein Urteil des Internationalen Sportschiedsgerichtshofes CAS weltweit sofort durchsetzbar und führe zu weltweitem Startverbot, was das Urteil eines nationalen Gerichtes so nicht erreichen könne", erklärte Dr. Bach. Der DOSB wolle schärfere Gesetze gegen die Hintermänner der Athleten, da der Sport diese mit seinen Mitteln nicht hart genug belangen kann. Dafür soll zum Beispiel das Strafmaß erhöht werden und neben den jetzt schon zulässigen Durchsuchungen könnten auch Abhörmaßnahmen möglich werden. "In all diesen Fragen sind wir mit Innenminister Wolfgang Schäuble seit längerem im Gespräch und ich gehe davon aus, dass sich der Bundestag im Herbst damit befasst", sagte Bach. sie die offene und konstruktive Gesprächsatmosphäre und berichteten über eine breite Zustimmung der Aktiven bei der Etablierung der Vertrauensleute. Im Herbst seien Treffen mit der Vollversammlung der Aktiven, den Leitern der Olympiastützpunkte, den Fachverbänden und der NADA vorgesehen. "Neben sportpolitischen und juristischen Weichenstellungen verlangt der Kampf gegen Doping heute verstärkt präventive Maßnahmen", sagte Meike Evers nach dem Treffen im Haus des Sports. "Wir wollen Aktiven neben Trainern, Betreuern, Medizinern und Offiziellen eine weitere Gesprächs- DOSB-Präsident traf sich mit Vertrauensleuten Die Anti-Doping-Vertrauensleute Meike Evers, Doppel-Olympiasiegerin im Rudern und Frank Busemann, Zehnkampf-Silbermedaillengewinner, haben interessierte und betroffene Spitzensportlerinnen und Spitzensportler nach einem ersten Meinungsaustausch mit DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach und Vizepräsidentin Prof. Dr. DollTepper in Frankfurt/Main ermuntert, in einen engen und vertrauensvollen Dialog mit ihnen einzutreten. Übereinstimmend lobten Meike Evers Frank Busemann Auf dem 1.909 m hohen Mont Ventoux erinnert heute ein Gedenkstein an den Engländer, dessen Tod 1967 für das IOC Anlass zur Gründung seiner Medizinischen Kommission und Auftakt zum Kampf gegen Doping war. 60 Sind im DOSB für Fragen der Dopingprävention zuständig: Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper … Monique Garbrecht-Enfeldt. Konkretes Handeln und keine überflüssigen Gesetzesdiskussionen DOSB-Präsidium verabschiedete Katalog zur "Null-Toleranz-Politik" Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) bekräftigte in seiner Sitzung am 15. August 2006 in Frankfurt am Main seine "Null-Toleranz-Politik" im Kampf gegen Doping im Sport und erklärte seinen festen Willen, weiterhin alle Mittel einzusetzen, die geeignet sein können, diesen Kampf erfolgreich zu gestalten. Es ist der Überzeugung, dass dies nur mit einem komplexen Paket von Maßnahmen erreicht werden kann, das den kriminellen Netzwerken im Doping Paroli bietet. Darin sind die Sportlerinnen und Sportler Opfer und Täter, in jedem Falle aber Teil des Systems, das es zu bekämpfen gilt. Deshalb ist ein Miteinander von Sport und Staat notwendig, das gesetzliche Maßnahmen und sportinterne Regelungen verbindet. Der Streit um ein Anti-Doping-Gesetz geht damit am Kern der Problematik vorbei. Im Einzelnen befürwortet das Präsidium - weitgehend in Übereinstimmung mit den Vorschlägen der seiner Zeit vom Deutschen Sportbund (DSB) eingerichteten Rechtskommission des Sports gegen Doping (ReSpoDo) - folgende Initiativen: 1. Der Anti-Doping-Kampf beginnt mit gezielter Prävention, die sich auf die Sportlerinnen und Sportler selbst, aber auch auf junge Menschen insgesamt bezieht. Die hierfür eingesetzten finanziellen Mittel müssen erheblich ausgeweitet werden. Gefordert wird eine Fortführung und Ausweitung durch öffentliche Mittel an die NADA, damit diese ihre Präventionsaufgaben besser wahrnehmen kann. 2. Der Doping-Prävention dient auch die Tätigkeit der "Anti-Doping-Vertrauensleute", die der DOSB vor kurzem ernannt hat und die ihre Arbeit aufgenommen haben. Der DOSB wird sie weiterhin unterstützen. 3. Das System der Doping-Kontrollen muss quantitativ mindestens im bisherigen Umfang beibehalten, qualitativ weiterentwickelt sowie finanziell abgesichert werden. 4. Medikamente mit Inhaltsstoffen, die von den Verboten des § 6a) Abs. 1 AMG erfasst werden, unterliegen bislang keiner besonderen Kennzeichnungspflicht. Es wird vorgeschlagen, solche Dopingrelevanten Arzneimittel oder Arzneimittelgruppen mit Warnhinweisen, Warnzei- chen oder Erkennungszeichen auf der Packungsbeilage zu versehen (Kennzeichnungspflicht gem. einer zu erlassenden Doping-Warnhinweisverordnung bezogen auf alle Dopingmittel i.S.d. Arzneimittelgesetzes i.V. mit der Liste des europäischen Übereinkommens gegen Doping i.V. mit § 6a) Abs. 3 AMG). 5. Der freie Warenverkehr für Medikamente, die als Dopingmittel einzustufen sind, sollte durch Ergänzung des AMG aufgehoben werden, solange die Mitnahme von medizinisch indizierten Substanzen zulässig bleibt. Neben der Einfuhr von Dopingmitteln im Reiseverkehr sollte auch deren Bezug im Postversand gesetzlich unterbunden werden. 6. Fitness-Studios und ähnliche Betriebe sollten ausdrücklich der "Regelüberwachung durch Polizei und Ordnungsbehörden unterworfen werden". Damit bestünde u.a. die Möglichkeit des Betretens von Räumlichkeiten, der Sicherstellung von Unterlagen, der Probenahme usw. Hierzu wäre eine entsprechende Ergänzung des § 64 AMG notwendig. 7. Die Strafbarkeit gem. § 6a) i.V.m. § 95 AMG sollte erweitert werden. Dies bezieht sich auf die gewerbsmäßig und zunehmend erkennbaren organisieren Strukturen des Inverkehrbringens/Handels von Dopingsubstanzen. Insofern wird vorgeschlagen, dass das bandenmäßige sowie das gewerbsmäßige Inverkehrbringen von entsprechenden Substanzen als besonders schwerer Fall des § 6a) AMG mit einer Mindeststrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bedroht wird. Damit soll vor allem erreicht werden, dass das offizielle Ermittlungsinstrumentarium (Telefonüberwachung, Durchsuchungen u.ä.) voll ausgeschöpft werden kann. 8. Die Voraussetzungen für die Einbeziehung anaboler Steroide in das Betäubungsmittelgesetz mit dem Ziel, deren Besitz für strafbar zu erklären, sind zu prüfen. Dies setzt voraus, dass anabole Steroide in ihrer Gefährlichkeit, d.h. in ihrem Abhängigkeitspotenzial oder ihrer Eignung als Einstiegsdroge zumindest vergleichbar mit Cannabinoiden und Kokain sind. Ein pharmakologisches Gutachten sollte diese Frage klären. Damit würden die Möglich- keiten staatlicher Ermittlungen ausgeweitet. Die Sanktionierung positiv getesteter Athleten muss weiterhin durch die Sportgerichtsbarkeit erfolgen, damit das Prinzip der uneingeschränkten Verantwortlichkeit ("strict liability") nicht gefährdet wird. 9. Die unverkennbaren Vollzugsdefizite bei der Ermittlung von Straftaten im Zusammenhang mit Doping müssen auch durch die Einrichtung von SchwerpunktStaatsanwaltschaften verbessert werden. Nur durch geschulte und auf Doping fokussierte Ermittlungsbehörden ist eine wirkungsvolle Bekämpfung des gesamten Dopingnetzes im konkreten Fall zu gewährleisten. 10. Der Abschlussbericht der Rechtskommission des Sports gegen Doping definiert bestimmte Mindeststandards bei der Dopingbekämpfung, deren erfolgreiche Umsetzung in den Verbänden durch Einbeziehung in die Förderrichtlinien des Bundesinnenministeriums sichergestellt werden sollte. Bei Nichteinhaltung dieser Standards sollten im Rahmen der öffentlichen Förderung finanzielle Sanktionen verhängt werden. Auch muss jede Form direkter oder indirekter finanzieller Unterstützung gedopter Sportler/-innen eingestellt werden. 11. Der DOSB begrüßt und unterstützt alle zielführenden Aktivitäten im AntiDoping-Kampf, wie sie beispielsweise vom Bund Deutscher Radfahrer, dem Deutschen Schwimm-Verband und dem Deutschen Skiverband für ihre jeweiligen Sportarten eingeleitet werden. 12. Das DOSB-Präsidium unterstützt die Bemühungen auf internationaler Ebene, den WADA-Code so zu verändern, dass die Höchststrafe von zwei Jahren auf vier Jahre schon beim Erstvergehen erhöht wird. Der DOSB plädiert erneut eindringlich dafür, sich auf juristisch machbare und wirkungsvolle Maßnahmen zur Erhöhung der Effektivität des Kampfes gegen Doping zu konzentrieren. In diesem Zusammenhang ist die Einführung eines Straftatbestandes "Sportbetrug" rechtlich problematisch und praktisch nicht zielführend. 61 alternative in der Dopingfrage anbieten", so die mittlerweile im Hauptberuf als Kriminalkommissarin tätige Meike Evers weiter. Im jetzigen Stadium sei es wichtig, Aufgaben und Anliegen der Vertrauensleute bei den Aktiven bekannt zu machen. "Den Athletinnen und Athleten muss jede erdenkliche Hilfe zuteil werden, um der Versuchung verbotener leistungsfördernder Mitteln zu widerstehen und über die Problematik und die Folgen von Doping aufgeklärt zu sein", ergänzte Zehnkämpfer Frank Busemann. Auch in Richtung Öffentlichkeit seien die Vertrauensleute ein wichtiges Signal des deutschen Sports. "Die Öffentlichkeit muss wissen, dass der Sport permanent alles in seiner Macht stehende tut, um vertrauenswürdig zu bleiben", so Frank Busemann der übereinstimmend mit Meike Evers über sehr positive Rückmeldungen zu seinem Engagement im Anti-Doping-Kampf berichtet. Neben Meike Evers und Frank Busemann war die beim aktuellen Gespräch im Haus des Sports verhinderte mehrfache Weltmeisterin und Medaillengewinnerin bei Olympischen Spielen im Eisschnelllauf, Monique Garbrecht-Enfeldt, im Juni vom DOSB-Präsidium berufen worden, um jungen Sportlerinnen und Sportlern mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen als unabhängige Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. DOSB-Präsident Dr. Bach erläuterte anlässlich des Treffens noch einmal die "Null-Toleranz"-Politik des deutschen Sportdachverbandes im Kampf gegen Doping. Er stellte zudem erneut klar, dass Sport und Staat ihre jeweiligen Möglichkeiten konsequent und in engem Schulterschluss miteinander ausschöpfen müssten. Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper unterstrich, Doping widerspreche dem Geist der Fairness und verstoße fundamental gegen die Olympische Idee. Müller sein Fazit der abschließenden Gesprächsrunde des DOSB-Präsidiums in Frankfurt auf den Punkt. Die transparente Vorgehensweise, die DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach und sein Präsidium eingeführt hätten, mache die Entscheidungsfindungen im Sport besser nachvollziehbar. Am Abend des 4. September waren neben Bach die DOSB-Vizepräsidentin Ilse RidderMelchers (Frauen und Gleichstellung) und die DOSB-Vizepräsidenten Eberhard Gienger (Leistungssport) und Walter Schneeloch (Breitensport) angereist. Einen Schwerpunkt der Diskussion bildeten Fragen der künftigen Finanzierung der umfangreichen Aufgaben und Angebote des Sports. Vereine, Verbände und Landessportbünde forderten eine deutliche Positionierung des Sports in der Frage der künftigen Verteilung von Erlösen aus Wettspielen und Lotterien. Zum Thema Anti-Doping-Kampf schilderten Dr. Christa Thiel (DSV) und Dieter Kühnle (BDR) Überlegungen, gemeinsam mit Dopinglabors Blutprofile von Athleten zu erarbeiten und über sport- und strafrechtliche Ansätze hinaus auch zivilrechtliche Hebel wie Vertragsstrafen gegen DopingTäter anzuwenden. Letzteres sei neben Wettkampfsperren die "empfindlichste Stelle", an der man Doper treffen könne, so Thiel. Für die Arbeitgemeinschaft der Wintersportverbände kündigte der Präsident des Deutschen Snowboardverbandes, Dr. Otmar Spies ein Positionspapier an, dass die Haltung von Spitzenverbänden, Landessportbünden und DOSB in dieser Frage unterstütze. LSBPräsident Müller ergänzte, auch der LSB Hessen stimme in der Frage der effektiven Bekämpfung des Dopings völlig mit der Position des DOSB überein. Anschauungsunterricht in gelebter Integration hatte das DOSB-Präsidium zuvor anlässlich des jeder Regionalkonferenz vorgeschalteten Vereinsbesuches erhalten: der Frankfurter Stadtteilverein SG Sossenheim 1878 bietet neun Sportarten für 1900 Mitglieder aus 47 Nationen an. DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach dankte im Rückblick den Teilnehmern aller sechs Regionalkonferenzen in Bremen (3.7.), Düsseldorf (4.7.), Erfurt (7.7.), Berlin (10.7.), München (20.7.) und Frankfurt für Anregungen und konstruktive Kritik: Struktur- und Finanzierungsfragen im Mittelpunkt der DOSBRegionalkonferenzen "Die Regionalkonferenzen stellen einen erfreulichen Stil in der Kommunikation zwischen DOSB und seinen Mitgliedern dar" - so brachte der Präsident des gastgebenden Landessportbundes Hessen, Dr. Rolf 62 In zentralen Regionen des Landes fanden von Juli bis September 2006 Regionalkonferenzen des DOSB statt. "Das Präsidium wollte das Arbeitsprogramm des DOSB, das im Dezember auf der Mitgliederversammlung in Dresden vorgestellt werden soll, gemeinsam mit seinen Mitgliedern erarbeiten. Wir haben den intensiven Meinungsaustausch mit Verbänden, Landessportbünden und Vereinen bewusst gesucht und freuen uns, dass unser Angebot angenommen wurde." Als Schwerpunkte hätten sich unter anderem die Mitgliederbefragung, die finanzielle Situation des DOSB, Sportwetten, die Strukturreform im Leistungssport und die Anti-Doping-Strategie herausgestellt. Zu den weiteren Eckpunkten gehörten Bildung und Olympische Erziehung, Breitensport/Sportentwicklung, dsj, Internationales, Frauen im Sport sowie die Vermarktungschancen im DOSB. Die Anregungen der Vertreter der Mitgliedsorganisationen zu den einzelnen Themenbereichen seien in einer konstruktiven Arbeitsatmosphäre entgegen genommen und beantwortet worden. Vor jeder Regionalveranstaltung hatten sich Präsidiumsmitglieder über die Entwicklung und Situation einzelner Sportvereine vor Ort informiert. Die Vereine SG Oslebshausen, Allgemeiner Rather Turnverein 77, MTV 1880 Erfurt, TV GutsMuths 1861, Post SV München und SG Sossenheim 1878 nutzten die Gelegenheit, ihre Vorstellungen und Forderungen an den Dachverband zu übermitteln. Diese sind u.a. die Entlastung des Ehrenamts durch Bürokratieabbau, keine weitere Streichung von Vereinsförderprogrammen, mehr Leistungsorientierung im Schulsport, mehr Schutz der Vereinsvorstände vor Steuer- und Rechtsproblemen und eine stärkere Förderung des Ehrenamtes. Bereich, eine große Nähe zu Oddset, die es zu nutzen gilt. 2. Die Teilnehmer/-innen sind sich darin einig, dass das Urteil des BundesverfassungsGerichts vom 28. März 2006 zur rechtlichen Gestaltung der Sportwetten für den Gesetzgeber beide Möglichkeiten offen lässt. Sowohl eine ordnungsrechtliche Regelung der Bundesländer als auch eine wirtschaftsrechtliche KonzessionieUmstritten: Die Monopolstellung der Sportwette Oddset. rung durch den Bundesgesetzgeber. Diese Möglichkeiten gelten vorbehaltlich eventueller vertreten, die Landessportbünde durch Dr. Einschränkungen durch EU-Recht. Ekkehard Wienholtz (Schleswig-Holstein). Teil der DFB-Delegation war auch der 3. Die Teilnehmer/-innen sind sich ebenPräsident des Ligaverbandes, Werner Hackfalls darin einig, dass jede Form einer mann. Zur weiteren Verfolgung ihrer geNeuregelung des Sportwettenmarktes meinsamen Interessen im Bereich der aus Sicht des Sports von folgenden Sportwetten/Glücksspiele wurden folgende Voraussetzungen ausgehen muss. Verabredungen getroffen: 3.1 Der Bereich der Sportwetten ist, unab1. Der deutsche Sport legt grundsätzlich hängig von seiner rechtlichen EinordWert auf die Feststellung, dass Sportnung, von faktischer Marktausweitung wetten ohne Sportveranstaltungen, im gesamten europäischen Bereich insbesondere des Fußballs, nicht möglich gekennzeichnet. Dies erfordert neue sind und deshalb Erträge aus diesen Strategien des Sports. Wetten bevorzugt dem Sport bzw. Fußball zugute kommen müssen. Jede 3.2 Jede Neuregelung im Marktsegment legale Sportwette muss eine Wette mit Sportwetten ist sorgfältig auf ihre dem Sport und für den Sport sein. Unter rechtlichen und faktischen Auswirkunden Beteiligten besteht aus den Erfahgen auf den "Gesamtmarkt" Glücksspiele rungen und der bisherigen Zusammenzu prüfen. arbeit, insbesondere im gemeinnützigen Spitzentreffen und Kommuniqué zum Thema Sportwetten und Glücksspiele Die Zukunft der Sportwetten war Gegenstand eines Spitzentreffens des deutschen Sports zu dem der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Dr. Thomas Bach Vertreter von Spitzenverbänden und Landessportbünden am 22. August in Frankfurt am Main begrüßte. Für den Deutschen Fußballbund nahm Präsident Dr. Theo Zwanziger teil, die Fachverbände wurden durch DSV-Präsidentin Dr. Christa Thiel Wettgipfel: Kamen in Frankfurt/Main zum Spitzengespräch zusammen: Ekkehard Wienholtz, Dr. Christa Thiel, Dr. Thomas Bach, Dr. Theo Zwanziger und Werner Hackmann. 63 3.3 Jede Neuregelung im gesamten Glücksspielbereich muss eine Ausweitung verbindlich abgesicherter Zweckerträge bzw. Einnahmen für den gesamten Sport gewährleisten. 3.4 Eine gesetzliche Neuregelung darf nicht ohne angemessene und rechtzeitige Beteiligung des Sports, d.h. in Federführung der Dachorganisation DOSB in enger Abstimmung mit DFB/DFL und unter Beteiligung der LSB und Spitzenverbände entwickelt und verabschiedet werden. Der Sport erwartet insbesondere die Möglichkeit zur erneuten Mitarbeit in der vorbereitenden Arbeitsgruppe der Länder. 4. Die Teilnehmer/-innen erwarten, dass bei einer einvernehmlichen Regelung der Bundesländer, die zur Ministerpräsidentenkonferenz am 13. Dezember 2006 erkennbar sein soll, eine Beteiligung des Sports an den Zweckerträgen der Glücksspiele mindestens in bisherigem Umfang sowie an den Umsätzen des Sportwettenbetreibers Oddset gewährleistet ist. 5. Die Teilnehmer/-innen vereinbaren, mit den Ländern unter Einbeziehung des Sportwettenanbieters Oddset in Verhandlungen mit dem Ziel einzutreten, eine "Sportförderungsgesellschaft", bestehend aus Oddset, dem Deutschen Fußball-Bund und dem DOSB zu bilden, die dem Sport gesetzlich zugewiesene Umsatzanteile aus Oddset zur Förderung des Sports einsetzt. Im Innenverhältnis soll die Aufteilung der Erträge zwischen DOSB und DFB im Verhältnis von eins zu fünf erfolgen. 6. Die Teilnehmer/-innen sind sich bewusst, dass eine schnelle Auswertung des in Auftrag gegebenen Gutachtens des Max-Planck-Instituts für Wettbewerbsrecht zum sogenannten "Veranstalterschutz" und das von der DFL intern vergebene Gutachten zu europarechtlichen Konsequenzen und Rahmenbedingungen einer eingeschränkten Konzessionierung erfolgen muss und ggf. eine Neupositionierung des Sports erforderlich macht. Sie verabreden für diesen Fall eine umgehende Zusammenkunft. 64 EU-Büro koordiniert DOSB Initiativen zur deutschen Ratspräsidentschaft daillistin der Universitäts-Weltmeisterschaften im Rudern, wird als Projektkoordinatorin erste Ansprechpartnerin für die DOSBInitiativen anlässlich des deutschen Vorsitzes. Thilo Friedmann, Leiter des EU-Büros des deutschen Sports, war im Juli Gast des DOSB-Präsidiums. Eine aktuelle Mitgliederbefragung, die noch vom Deutschen Sportbund initiiert wurde, hatte die Bedeutung und die Leistungen dieser Einrichtung eindrucksvoll bestätigt. Das EU-Büro des deutschen Sports existiert seit 1993. Seine Aufgaben lassen sich mit europapolitischer Information, Beratung und Lobbying umschreiben. Insgesamt arbeiteten fünf Kolleginnen und Kollegen in dem Büro. Als "Horchposten" und "Frühwarnsystem" für den deutschen Sport betreibt das EU-Büro des deutschen Sports ein umfangreiches Monitoring, denn zahlreiche EU-Themenfelder besitzen Relevanz für den Sport. Beispielhaft können die Themen "Binnenmarktpolitik", "Arbeit und Soziales" und die "Badegewässerrichtlinie" angeführt werden. Insbesondere bei der Beantragung von Fördermitteln geht die Einrichtung darüber hinaus einem umfangreichen Beratungsauftrag nach. Hier gilt es, die einzelnen Ressourcen wie z. B. in den Bereichen "Lebenslanges Lernen" oder "Energetische Sanierung" auf Möglichkeiten der Nutzung durch den Sport zu prüfen. Nicht zuletzt durch die Assoziierung zahlreicher europäischer Sportdachorganisationen (u.a. aus GB, NL, DEN, SWE) hat das Büro eine enorme Aufwertung erfahren. In Vorbereitung auf die deutsche EURatspräsidentschaft 2007 hat das EUBüro Verstärkung bekommen: Stephanie Primus, frischgebackene Bronzeme- Weltkongress Breitensport in Havanna Vom 31. Oktober bis zum 3. November 2006 findet in Havanna auf Kuba der 11. Weltkongress zu Fragen des Breitensports (Sport for All) statt. "Körperliche Aktivität - Nutzen und Herausforderungen", lautet das diesjährige Kongress-Thema. Organisator der "Sport for All-Kongresse" sind seit 1998 die örtlichen Nationalen Olympischen Komitees (NOK), in diesem Fall das Nationale Olympische Komitee für Kuba. Die Schirmherrschaft hat das IOC. Es arbeitet dabei mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und mit der Vereinigung der Internationalen Fachverbände (GAISF) zusammen. An der Spitze des Koordinierungs-Komitees für den Kongress steht DOSB-Präsidiumsmitglied und IOC-Mitglied Prof. Walther Tröger, der auch die IOC-Breitensportkommission leitet. "Das Ereignis bietet ein exzellentes Forum zum Austausch von Ideen und Initiativen auf dem Feld des Breitensports", erläutert Tröger. Ziel des diesjährigen Kongresses sei Analyse und Stärkung der Angebote der globalen "Sport für Alle" Bewegung. Erwartet werden etwa 1000 Delegierte aus über 100 Ländern. Unter ihnen werden voraussichtlich auch IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge und IOC-Ehrenpräsident Juan Antonio Samaranch sein. Das Programm wird von 15 Hauptrednern, fünf Plenar-Sessionen und zahlreichen parallelen Arbeitssitzungen getragen. Es ist auf der Homepage http://www.sportforallcuba2006.com einsehbar. Anmeldungen sind über das Kongress-Sekretariat des NOK für Kuba möglich. Adresse: Postal Code: Apartado Postal 6658, Habana 6. C.P.10600, Telefon: +5378328441/832 8350 /8320636, Fax: +5378343459, e-mail: secretariado@ sportforallcuba2006.com . Die Internationalen Breitensportkongresse finden seit 1986 statt. Seit 1994 arbeitet das IOC dabei mit der WHO zusammen, seit 1996 mit GAISF. Die zurückliegenden Kongresse fanden 2004 in Rom (zum Thema "Breitensport als Werkzeug von Erziehung und Entwicklung"), 2002 in Arnhem("Sport für alle und Spitzensport - Konkurrenten oder Partner"), 2000 in Quebec ("Sport für alle und die Aufgaben der Regierungen") und 1998 in Barcelona ("Sport für alle und globale Herausforderungen für die Erziehung") statt. Die Berichte dieser Kongresse sind im Internet-Portal des IOC abrufbar: http://www.olympic.org/uk/ organisation/commissions/sportforall/ congress_uk.asp Noch zwei Jahre bis zu den Olympischen Spielen in Peking Hein Verbruggen, Vorsitzender der IOCKoordinierungskommission Peking 2008 hat Mitte August 2006 eine IOC-Delegation zu einem Besuch zu den Schauplätzen der kommenden Olympischen Spiele geführt. Die aus Mitgliedern der IOC-Verwaltung und IOC-Experten bestehende Gruppe überzeugte sich vor Ort vom Fortschritt der Arbeiten. Die Koordinierungskommission selbst tagt wieder im Oktober. Der Besuch fand zeitgleich zum 1. Treffen der TV-Anstalten in Piktogramme wecken die Vorfreude auf die kommenden Olympischen Sommerspiele, die vom 8.-24. August 2008 in Peking stattfinden. 65 Peking statt. Genau zwei Jahre vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking wurden die Sportarten-Piktogramme dieser Veranstaltung veröffentlicht. Die kleinen "Ikonen", die zu jeder Ausgabe der Olympischen Spiele neu gestaltet werden, müssen vom IOC und den Internationalen Fachverbänden genehmigt werden und finden umfassende Anwendung vor und während der Olympischen Spiele. So erscheinen sie auf offiziellen Publikationen, Souvenirs, in TV-Sendungen und vielen weiteren Formen der visuellen Kommunikation bis hin zu den Hinweistafeln an den Olympischen Sportstätten. Die insgesamt 35 Piktogramme präsentieren Disziplinen aller 28 Olympischen Sommersportarten. Sie vereinen traditionelle chinesische Linien mit modernen Gestaltungselementen. Patrick Hickey neuer EOC-Präsident Der Ire Patrick Hickey, wurde Anfang am 29. Juli 2006 zum neuen Präsidenten der Vereinigung Europäischer Olympischer Komitees (EOC) gewählt. Er folgte dem Italiener Mario Pescante, der das EOC seit 2001 angeführt hatte und nun zum EOCEhrenpräsident ernannt wurde. Zum neuen Generalsekretär wurde Raffaele Pagnozzi gewählt. Der gebürtige Dubliner Hickey ist als ehemals international aktiver Judoka und Träger des schwarzen Gürtels dieser Sportart Ehrenpräsident der Irischen Judo-Vereinigung und Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Irland. Dem EOC hat er von 1997 bis 2001 als Vizepräsident und ab 2001 als Generalsekretär gedient. Unter den Teilnehmern der EOC-Mitgliederversammlung war neben Repräsentanten von insgesamt 48 europäischen Nationalen Olympischen Komitees auch IOC-Chef Dr. Jacques Rogge, der das Amt des EOC-Präsidenten von 1989 bis 2001 bekleidet hatte. Verfolgen eine Linie im Kampf gegen Doping: IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge und IOCVizepräsident und DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach Kampf gegen Doping und Arzneimittelmissbrauch zur größten Herausforderung des Sports wird. "Der Kampf gegen Doping besitzt für uns erste Priorität und seit vier Jahren betreiben wir ihn konsequent mit Null-Toleranz und allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln", erklärte IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge. Die Ereignisse dieses Sommers seien in vielerlei Hinsicht sehr enttäuschend, aber sie sollten nicht dazu führen in den Anstrengungen zugunsten eines sauberen Sports nachzulassen, meinte Rogge. Rogge wies auf die Notwendigkeit intensivierter Kontrollen aber auch verstärkte Anstrengungen im Hinblick auf die Prävention hin. In dem aktuellen Statement erinnert die Dachorganisation der olympi- schen Bewegung daran, dass Doping nicht nur Betrug ist, sondern auch enorme gesundheitliche Folgen und Konsequenzen hat. Gleichzeitig unterstreicht das IOC, dass es dem Problem während Olympischer Spiele durch eine erhöhte Kontrolldichte und eine Erweiterung des Kontrollzeitraums begegnet. Ergänzend zu den obligaten Tests der fünf Erstplazierten wurden die Zufallskontrollen bei Olympischen Spielen erheblich ausgeweitet. Die Disziplinarkommission unter der Leitung von DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach führt ggf. eigene Untersuchungen durch, arbeitet wie während der Olympischen Winterspiele Turin 2006 wenn nötig mit staatlichen Behörden zusammen und unterstützt die Arbeit der Welt-Anti-DopingAgentur WADA. Arbeitsgruppen der IOCDisziplinarkommission sind derzeit mit der Aufarbeitung der Fälle Balco sowie Walter Mayer beschäftigt. Neuer Look der IOC-Website Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Anfang August eine neue Website publiziert. Sie soll allen Olympiafans und insbesondere auch den Medien in aller Welt einen noch besseren Zugriff auf olympisches Wissen gewährleisten und setzt dabei Auch für das IOC besitzt der Kampf gegen Doping erste Priorität Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat angesichts der spektakulären Dopingfälle im Sommer 2008 daran erinnert, das der 66 Eine der am häufigsten besuchten Seiten im Internet ist die Seite www.olympic.org des Internationalen Olympischen Komitees. nicht nur auf Textinformationen, sondern auch auf vielfältige audiovisuelle Darstellungselemente. In einer aktuellen Mitteilung hat das IOC einige Zugriffsdaten für seinen Internetauftritt veröffentlicht. So ist das am meisten aufgesuchte Aktiven-Porträt das von Nadia Comaneci. Die durchschnittliche Verweildauer von Besuchern der Homepage während der Olympischen Spiele beträgt 24 Minuten. Mehr als 1.000 Videos befineen sich auf olympic.org, sie wurden in den letzten acht Monaten mehr als 1 Million mal aufgerufen. Während der Olympischen Spiele vom 10. bis 26. Februar wurde die Seite insgesamt mehr als 5 Millionen, während er ersten acht Monate 2006 mehr als 9 Millionen mal aufgerufen. Bewegung im deutsch-uruguayischen Leichtathletik-Projekt Das vom Auswärtigen Amt in Berlin aus Mitteln des Auswärtigen Kulturfonds geförderte deutsche Leichtathletik-Langzeitprojekt in Uruguay kann weitere Erfolge verbuchen. Zum ersten Mal in seiner fast neunzigjährigen Geschichte veröffentlicht der Uruguayische Leichtathletik-Verband, in Kooperation mit dem Projekt, eine eigene offizielle Verbandszeitschrift mit dem Titel "Atletismo Uruguay". "Ich verstehe die Publikation dieser Zeitschrift als ein weiteres Zeichen der fortschreitenden Entwicklung und Modernisierung der Leichtathletik in Uruguay", sagt Projektleiter Björn Wangemann. Bis zum voraussichtlichen Abschluss des Projekts Ende 2007 wird "Atletismo Uruguayo" als eine Gemeinschaftspublikation des deutschen Projekts und desnationalen Leichtathletik-Verbandes Verbandes erscheinen. "Ich werde mich in der Zukunft Schritt für Schritt aus der Redaktion zurückziehen, so dass die lokalen Mitarbeiter die Zeitschrift dann nach Projektende selbstständig und ohne die Hilfe des Projekts herausgeben können. Neben der redaktionellen Mitarbeit unterstützt das Projekt "Atletismo Uruguay" im Moment auch finanziell. Wir werden daher schon jetzt, auch mit Hilfe der Deutschen Botschaft, beginnen, Sponsoren zu finden, damit die finanzielle Basis für die weitere Publikation über 2007 hinaus gesichert ist." Es ist dem Projekt bereits gelungen, für die Publikation die deutsche Sportbelagfirma Polytan, die insgesamt drei Kunststoffbahnen in Uruguay verlegt hat, als Hauptsponsor zu gewinnen. Daneben unterstützen auch die Firmen Schenker und Schering die Herausgabe der Zeitschrift. Die erste Nummer enthält neben News und technischen Informationen auch Geleitworte des Deutschen Botschafters in Uruguay, Dr. Volker Anding, sowie des Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees von Uruguay und IOC Mitglieds, Dr, Julio Magglione. Mit deutscher Unterstützung: Informationen für Leichtathletik-Fans in Uruguay Auch mit der kürzlich erfolgten Gründung eines weiteren regionalen Leichtathletik-Verbandes im Norden des Landes konnte das Projekt auch in diesem Bereich sichtbare Fortschritte machen. Damit wurden seit Aufnahme der deutschuruguayischen Entwicklungszusammenarbeit in der Leichtathletik im September 2004 unter maßgeblicher Mitwirkung des Projekts insgesamt sechs neue Verbände gegründet, die nunmehr Anspruch auf ein Förderpaket des Projekts haben, dass die Durchführung von Ausbildungsmaßnahmen und Ausstattung mit Fachliteratur und Trainingsgeräten zum Ziel hat. "Im DOSB freuen wir uns natürlich über die Fortschritte unseres Projekts in Uruguay und besonders die neuen Wege, die mit der Herausgabe einer Verbandszeitschrift sowie der Verbesserung der leichtathletischen Organisationsstrukturen im Landesinneren beschritten werden", unterstreicht die Leiterin der Abteilung Internationale Zusammenarbeit des DOSB, Katrin Merkel. Im Rahmen des deutschen Leichtathletik-Langzeitprojekts in Uruguay werden schließlich in enger Abstimmung mit der Deutschen Botschaft Montevideo zwei weitere uruguayische Stipendiaten, die Sportlehrer und Trainer Lionel de Melo und Bruno Perez Ende August 2006 nach Deutschland reisen, um sich an der Universität Leipzig im Bereich Die beiden Stipendiaten bei der offiziellen Verabschiedung am 21. August in der Deutschen Botschaft durch die Kanzlerin Rosemarie Sperr-Lohner und die Vertreterin des Kulturbereichs, Frau Annette Madest. 67 des Allgemeinen Konditionstrainings fortzubilden. Der Kurs, der vom Auswärtigen Amt im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland finanziert wird, beginnt am 1. September 2006 und endet am 31. Januar 2007. Die beiden Teilnehmer werden nach ihrer Fortbildung in Deutschland Aufgaben im Programm des Leichtathletik-Projekts in Uruguay übernehmen, dass seit September 2004 in diesem südamerikanischen Land vom Entwicklungsexperten Björn Wangemann durchgeführt wird. "Wir haben bisher sehr gute Erfahrungen mit in Deutschland fortgebildeten Stipendiaten gemacht, die nach ihrer Rückkehr in die Arbeit des Projekts integriert werden konnten. Damit setzen wir das Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" in die Praxis um", meint Wangemann. Derzeit studieren auch zwei uruguayische Leichtathletiktrainer an der Ausländertrainerschule des DLV an der Universität Mainz. Auch diese Trainer werden im Rahmen der Projektaktivitäten eingesetzt werden. Deutsche Experten in Kambodscha und Sri Lanka Eine Sportwissenschaftlerin und zwei Sportstättenbauer aus Deutschland reisten im August nach Kambodscha und Sri Lanka, um den Sport in diesen Ländern im Auftrag des Deutschen Olympischen Sportbundes mit deutschem know-how zu unterstützen. Ihre Arbeit wird durch Mittel des Auswärtigen Amtes ermöglicht, die zum Einsatz kommen, um Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten Welt im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik zu fördern. Bestandteil der Projekthilfe sind Gerätespenden an die Projektpartner vor Ort. Romy Mäuslein aus Freiburg bildet in enger Zusammenarbeit mit dem NOK für Kambodscha und dem kambodschanischen Volleyballverband für Behinderte vom 01. August bis zum 15.12.2006 in Phnom Penh und weiteren Städten Trainer- und Übungsleiter aus- und fort. Darüber hinaus engagiert sie sich für den Aufbau von Sportstrukturen und die Lehrerfortbildung. Gleichzeitig wird Romy Mäuslein prüfen, ob die von ihr bei ihrem vorangegangenen Projekteinsatz im Jahr 2005 aufgebauten noch bestehen und weitergeführt wurden. Dabei liegen ihr insbesondere der Rennrollstuhlsport, der Behindertensport von Frauen, die Lehreraus- 68 Wurden mit Hilfe deutscher Unterstützung und aus einfachsten Mitteln hergestellt: Basketballkörbe in Sri Lanka bildung und der Sport mit behinderten Kindern am Herzen. Romy Mäuslein ist Referentin im Lehrteam des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes, bringt umfangreiche praktische Erfahrungen im Gesundheits-und Rehabilitationssport mit und hat ihre Diplomarbeit dem Thema "Rehabilitatives Interventionsprogramm für Rollstuhlfahrer" gewidmet. Darüber hinaus kann sie auf den Aufbau von Rollstuhlsportgruppen im Kinder- und Erwachsenenbereich und zahlreiche Praktika in Kliniken und Einrichtungen für Querschnittsgelähmte verweisen Wo Klaus Blessing aus Frankfurt am Main im Auftrag des DOSB unterwegs ist, da geht es meist um Sportgeräte und Sportstätten. Vom 5. bis 20. August setzt auch er zusammen mit Dr. Marcus Scherer (Stuttgart) in Sri Lanka ein Projekt fort, das bereits im Oktober 2005 begonnen hat. Wegen der Tsunami-Katastrophe waren dort viele Familien ins Landesinnere umgesiedelt worden. In den neu entstandenen Siedlungen von Kalutara und Payagala wurden Vereine und Schulen mit einfachen Sportanlagen und Sportgeräten versorgt. In diesem August wurden vier weitere Sportanlagen für Fußball, Handball und Hockey in den durch den Tsunami beeinträchtigten Regionen geschaffen werden. Dazu werden in enger Zusammenarbeit mit den Projekt- partnern vor Ort Kleinfeld-Tore gefertigt. Speziell für das bei Mädchen beliebte Netball-Spiel (eine Art Korbball) werden Korbballständer und Netze gefertigt. Klaus Blessing ist als Experte für Sportplatzbauten seit vielen Jahren für deutsche Sportorganisationen und soziale Einrichtungen wie u.a. die SOS-Kinderdörfer tätig. "Eine Stadt für eine Welt" Baunatal spendete Bälle und Trikots für Afghanistan Unter dem Motto "Eine Stadt für eine Welt" haben Bürger und Vereine der Stadt Baunatal Trikots und Fußbälle für Afghanistan gesammelt. Die Übergabe der Spende durch Bürgermeister Manfred Schaub an die Leiterin der Abteilung Internationales des Deutschen Olympischen Sportbundes Katrin Merkel erfolgte am 27. Juli.2006 in der DOSBGeschäftsstelle in Frankfurt am Main. Die Aktion geht zurück auf eine Talkshow zu Fragen der Entwicklungshilfe mit dem bekannten Experten Holger Obermann im Dezember in Baunatal zurück. Obermann hatte damals statt eines Honorars eine Ballspende erbeten. "Mit 30 Bällen macht Impressum Olympisches Feuer Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Deutschen Olympischen Gesellschaft Herausgeberkollegium: Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG), Steffen Haffner, Michael Gernandt Chefredakteur: Harald Pieper Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer, Kerstin Rehhahn Redaktionsanschrift: Dr. Stefan Volknant Deutscher Olympischer Sportbund Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27 E-Mail: [email protected] DOSB-Abteilungsleiterin Katrin Merkel mit Baunatals Bürgermeister Manfred Schaub (r.) und Entwicklungs-Experte Holger Obermann. man in Afghanistan 300 Kinder glücklich" erklärte der ehemalige TV-Mann seinem Publikum. Baunatal hat diese Aussage als Herausforderung betrachtet zur Ballspende noch 300 gut erhaltene Trikots hinzuzufügen. "14.000 der 18.000 Baunataler sind Mitglied in unseren Sportvereinen. Unsere gute Sportinfrastruktur wird wie selbstverständlich vorausgesetzt. Da war es doch sinnvoll, sich einmal damit auseinanderzusetzen wie viel Freude ein Ball oder ein Trikot in anderen Teilen der Welt auslösen können", sagt Bürgermeister Schaub. Abteilungsleiterin Merkel dankte Schaub für das Engagement der Baunataler Vereine und Holger Obermann für Vermittlungstätigkeit und unermüdlichen Einsatz. "Derartige private Spenden entlasten das schmale DOSB-Budget für Sportgeräte in Ländern der Dritten Welt und damit auch das Auswärtige Amt, das unsere Projekte finanziert", sagte Katrin Merkel und versprach die Sportausrüstung umgehend nach Afghanistan zu transportieren. Dort läuft seit 2003 unter deutscher Federführung eine Maßnahme zum Wiederaufbau des afghanischen Fußballs. 5. Sportwissenschaftliches Olympiaseminar In Fortführung einer vom NOK für Deutschland 1998 erstmalig initiierten und erfolgreich fortgeführten Veranstaltung für Hochschulen bereitet der Deutsche Olympische Sportbund gegenwärtig das im September 2006 stattfindende 5. Sportwissenschaftliche Olympiaseminar vor. Veranstaltungsort ist die Internationale Olympische Akademie (IOA) in Olympia/Griechenland. Anliegen des Seminars ist es, in Verbindung mit dem Erlebnis von Olympia einen facettenreichen interdisziplinären Diskurs über historische, gegenwärtige und zukünftige Aspekte olympischer Entwicklung zu führen. Das Seminar bietet die Möglichkeit des Austausches zwischen Studierenden und Dozenten sowie Dozentinnen aus unterschiedlichen akademischen Einrichtungen. Die Vorbereitung der Teilnehmer erfolgte durch eine entsprechende fach- und themenorientierte, auf die olympische Problematik im engeren wie im weiteren Sinne bezogene Lehrveranstaltung am Heimatort als Hauptseminar, Projektkurs o. ä. Als teilnehmende Einrichtungen/Inland sind bestätigt (Dozenten/studentische Teilnehmer): Univ. Augsburg (1/7), TU Darmstadt (1/7), Univ. Duisburg-Essen (1/7), Univ. Flensburg(1/7), Univ. Greifswald (0/5), Univ. Hamburg (1/7), Univ. Hannover (1/7), TH/Univ. Heidelberg (1/7), Univ. Leipzig (1/7), Univ. Mainz (1/7), TU München (1/4), Univ. Osnabrück (1/7). Von den Universitäten Wien und. Lubljana (nehmen je ein Dozent und vier Studenten teil). Der Tagesablauf der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird durch eine Ringvorlesung, Seminare, Praxis und Besichtigungen bestimmt. Harald Pieper Stieglitzstraße 2 63263 Neu-Isenburg Telefon: 0 61 02 / 5 22 62 Herstellung, Vertrieb & Verlag: Peter Kühne Verlag Theodor-Heuss-Straße 11 63303 Dreieich Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70, Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71 E-Mail: [email protected] Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich. Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der Deutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten. Druck: HMS-Druckhaus GmbH Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich Telefon: 0 61 03 / 93 39-0. Das Olympische Feuer ist zu beziehen durch: Geschäftsstelle der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II, 60528 Frankfurt am Main, Telefon: 0 69 / 69 50 16-0, Telefax: 0 69 / 6 77 18 26, E-Mail: [email protected], Frankfurter Sparkasse, Kontonummer 200313592, Bankleitzahl: 500 502 01 Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum. Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB bzw. der DOG entsprechen. Titelgrafik: Hans Borchert Fotos, Illustrationen, Karikaturen: Hans Borchert Steffi Brachmann Uli Gasper Hans Haberzettl picture-alliance/dpa Markus Stegner 69 Sportförderung in Ländern der 3. Welt in 2007 Auch im Jahr 2007 wird das Auswärtige Amt aus Mitteln der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik wiederum die Sportförderung in Ländern der Dritten Welt, China sowie Mittelund Osteuropa mit finanzieren. Gefördert wird in erster Linie die Entsendung deutscher Trainer zur Ausbildung von Multiplikatoren in den Partnerländern. Die Projektdauer kann sich auf 2 Wochen, aber auch auf bis zu 4 Jahre belaufen. Traditionell werden auch wieder sportliche Begegnungsmaßnahmen der deutschen Spitzenverbände mit der VR China unterstützt. Darüber hinaus können ausländische Trainer zu den Lehrgängen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes nach Mainz bzw. des Deutschen Fußball-Bundes nach Hennef, aber auch an die Universität Leipzig eingeladen werden. Antragsberechtigt sind die deutschen Spitzenverbände sowie deren ausländische Partnerorganisationen, inkl. deren NOKs und Sportdachorganisationen. Die Anträge sollten mit einem detaillierten Kostenplan sowie einer ausführlichen Projektbeschreibung bis spätestens zum 15. Oktober 2006 an den Deutschen Olympischen Sportbund z.Hd. Frau Katrin Merkel Abteilung Internationale Zusammenarbeit Otto-Fleck-Schneise 12 60528 Frankfurt/Main Tel.: 069 - 6700 213 Fax : 069 - 6771229 E-Mail : [email protected] erfolgen. 70 Nachrichten der DOG Ehrung für Dieter Krickow Anlässlich seines 70. Geburtstags am 8. Juli erwartete Dieter Krickow, den Vizepräsidenten der Deutschen Olympischen Gesellschaft, neben zahlreichen persönlichen Gratulanten und Glückwunschschreiben noch eine besondere Überraschung. Im Namen des Bundespräsidiums überreichte der Berliner DOG-Vorsitzende Hans-Jürgen Bartsch dem Jubilar die Silberne Ehrenplakette der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Damit würdigt die Deutsche Olympische Gesellschaft Dieter Krickow für sein außergewöhnliches Engagement für die Olympische Idee und die Organisation im Besonderen. In der Begründung des Präsidiums heißt es: "Dieter Krickow ist seit dem Jahr 2000 Präsidiumsmitglied. Er hat das Amt in einer Zeit übernommen, in der die Deutsche Olympische Gesellschaft in einer prekären wirtschaftlichen Lage war. Mit seinem Sachverstand und seinem Engagement hat er dazu beigetragen, dass die Krise abgewendet werden konnte und die Deutsche Olympische Gesellschaft heute mit neuen Inhalten und einer gesunden wirtschaftlichen Basis arbeiten kann." Als Vizepräsident für Kommunikation und Werbung ist Dieter Krickow verantwortlicher Mitherausgeber der Zeitschrift "Olympisches Feuer". Zudem engagiert er sich im Vorstand der Berliner DOGLandesgruppe. Neben dem ehrenamtlichen Engagement bei der Deutschen Olympischen Gesellschaft, deren Mitglied Dieter Krickow seit 1990 ist, arbeitet der Berliner als Geschäftsführer des Deutschen Olympischen Instituts. Bei all diesen Aktivitäten hilft es ihm auch, dass er selbst auf eine olympische Karriere zurückblicken kann. Bei den Spielen 1960 in Rom war er als Aktiver im Modernen Fünfkampf dabei. An den Olympischen Spielen 1972 in München nahm er dann noch einmal teil diesmal als für den Modernen Fünfkampf verantwortlicher Funktionär. Da war es für ihn selbstverständlich, dass er sein Wissen in die Berliner Olympiabewerbung für 2000 einbrachte. Gut möglich, dass Berlin die olympische Erfahrung von Dieter Krickow bald wieder benötigt, denn in der Stadt ist eine erneute Olympiabewerbung im Gespräch. Die Deutsche Olympische Gesellschaft jedenfalls kann sich auf seine weitere aktive Mitarbeit freuen, wie der Geehrte selbst versicherte. Nur für Mitglieder: Sportbücher zum Exklusiv-Preis Die großen sportlichen Höhepunkte des Jahres 2006, die Olympischen Winterspiele von Turin und die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, sind bereits Geschichte. Doch drei Publikationen der Olympischen Sportbibliothek lassen jetzt Begeisterung, Dramatik und außergewöhnliche Leistungen dieser Topereignisse noch einmal aufleben mit spannenden Berichten, eindrucksvollen Bildern und umfangreichen Statistiken. Für die Mitglieder der Deutschen Olympischen Gesellschaft besteht nun die einmalige Gelegenheit, die Bücher "Fußball WM 2006" und "Turin 2006" sowie "Sport Highlights 2005" zum Vorzugspreis von je 29,90 Euro (statt 69,90 Euro) zzgl. MwSt. und Versandkosten zu erhalten. Weitere Informationen zu den Publikationen gibt es auf der Internetseite der Olympischen Sportbi- bliothek www.olympischesportbibliothek.de. Die Mitglieder richten ihre Bestellung bitte bis spätestens 30. September 2006 an die Bundesgeschäftsstelle (Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt, Fax 069/6771826, E-Mail [email protected]). Berlin Trauer um Jürgen Kießling Die Landesgruppe Berlin der Deutschen Olympischen Gesellschaft trauert um ihr langjähriges Präsidiumsmitglied Jürgen Kießling (* 13. Juni 1941, † 13. Juli 2006). Wie in seiner äußerst erfolgreichen beruflichen Tätigkeit hat sich Jürgen Kießling auch in seinem Ehrenamt im Präsidium unserer Zweigstelle mit ganzem Herzen für den Sport mit seinen olympischen Idealen eingesetzt und sich damit besonders um die Deutsche Olympische Gesellschaft verdient gemacht. In Dankbarkeit denken wir an sein uneigennütziges und stets hilfsbereites Handeln zurück. Er wird dem Sport in Berlin und uns fehlen. In der Trauerfeier, die auf Wunsch der Hinterbliebenen in einem kleinen Rahmen gehalten wurde, hat Senator Klaus Böger im Namen der Trauergäste die letzten Grußworte gesprochen und dabei in einer bewegenden Art die Leistungen von Jürgen Kießling gewürdigt und die tiefe Trauer aller Anwesenden zum Ausdruck gebracht. Zutiefst bedauert wurde von allen Freunden und Kollegen, dass man Jürgen Kießling, der immer hilfsbereit war und der für jedes Problem Lösungen gefunden hatte, in seiner eigenen größten Not nicht helfen konnte. Auch die Möglichkeit, sich zu seinen Lebzeiten bei ihm für das bisher erreichte zu bedanken, ist uns allen versagt geblieben. Nichts beschreibt deshalb die Leistungen Jürgen Kießlings und die Situation der Betroffenen besser als wie es Klaus Böger in seinen Abschiedsworten zum Ausdruck brachte: 71 "Liebe Trauergemeinde, wir nehmen heute tief erschüttert Abschied von Jürgen Kießling. Abschied ist immer schwer, hier aber in ganz besonderer Weise: Niemand hat damit gerechnet. Jürgen Kießling hat seinem Leben selbst ein Ende gesetzt. Verstehen können wir Jürgen Kießlings Entschluss nicht. Aber wir sind gezwungen, ihn hinzunehmen. da der internationale Sportkongress SportAccord, das jährliche ISTAF, Turnfest, die Beachvolleyball WM, die Fußball WM - als der Höhepunkt seines Wirkens. Hier war Jürgen Kießling sogar zum Sprecher der WM-Städte gewählt. Wenn es dann hieß "Berlin has done a fantastic job" - so war immer auch und ganz besonders Jürgen Kießling gemeint. (…) Jürgen Kießling war beruflich außerordentlich erfolgreich. Er hat dabei sich ganz in den Dienst der Stadt Berlin gestellt - fast 50 Jahre lang! Nach der Verwaltungslehre 1957 trat er in die Berliner Verwaltung ein, zunächst im Bezirksamt Wedding, ab 1966 dann in die Senatsschulverwaltung. Dort hat Jürgen Kießling eine wirklich große Karriere gemacht: vom Mitarbeiter im gehobenen Dienst bis zu einer fachlich versierten Spitzenführungskraft. Im nun wissenden Rückblick aber fällt uns auf: Bei aller Zugewandtheit und Eloquenz Jürgen Kießling hat zumindest im beruflichen Umfeld niemanden näher an sich heran gelassen. Dies war eine atemberaubende Entwicklung - insbesondere seit 1989, als er Leiter der Sportabteilung wurde und damit Gestaltungsmöglichkeiten erhielt, die seinen Fähigkeiten und seinem Potenzial entsprachen. Die Sportabteilungsleitung war ein Aufgabenfeld, in dem er mit Herz und Verstand wirkte. Er führte den Sport der beiden Teile Berlins fruchtbar zusammen; er sorgte für eine stärkere Akzentuierung der Sportförderung in enger Zusammenarbeit mit dem Landessportbund; er entwickelte neue Betreibermodelle für die großen Mehrzweckhallen Berlins; er war der Vater der Sportmetropole Berlin. Wir, die wir mit ihm gearbeitet und die wir ihn gemocht haben, sind fassungslos, dass wir ihm nicht haben beistehen können in seiner offensichtlich schwersten Lebenskrise, ja dass wir nicht einmal davon gewusst haben. Liebe Trauergemeinde: Jürgen Kießling ist tot. Wir sind traurig. Möge Jürgen Kießling seinen Frieden finden." Das Präsidium der Landesgruppe Berlin "Olympischer" Besuch im Bundeskanzleramt Wer seine Gäste in das Bundeskanzleramt einlädt, darf sicher sein, dass fast jeder der Geladenen dabei sein möchte. So geschehen Von Anbeginn wuchsen ihm - aufgrund seiner herausragenden Fähigkeiten - über die eigentliche Zuständigkeit seiner Abteilung hinausgehende Aufgaben zu. Stellvertretend genannt seien die verantwortliche Koordination des Turnfests für den Senat und die Leitung der Projektgruppe zur Olympiabewerbung Berlins für die Sommerspiele 2000. Seine Kompetenzen und Erfahrungen ließen ihn mit den Jahren zum wichtigen Impulsgeber der Sportamtsleiter der Bundesländer werden und zu einem Mann, den man fragte, wenn es um Sportentwicklung in Deutschland ging. Jedes große Sportereignis in Berlin der letzten 10 Jahre ist auch mit seiner Hilfe zustande gekommen, wurde von ihm begleitet und mitgeprägt. Wenn wir nur die letzten 2 Jahre in den Blick nehmen, stehen 72 Die DOG Berlin im Bundeskanzleramt. Ende Mai, als die Berliner Landesgruppe der Deutschen Olympischen Gesellschaft zu Führung, Besichtigung der Ausstellung "Fußball und Zeitgeschichte" und Jubilarehrung in das politische Zentrum Berlins geladen hatte. Über hundert Mitglieder hatten sich gemeldet, so dass - den Vorgaben des Kanzleramtes folgend - einigen Interessierten leider schweren Herzens abgesagt werden musste. Nach offizieller Begrüßung durch den auch für den Sport zuständigen Leiter der Abteilung 1, Dr. Michael Wettengel, freuten sich die beiden Jubilare Elisabeth Leistikow (Jahrgang 1910!) und Klaus Dörner über ihre persönlichen Ehrungen an diesem besonderen Ort. Für ihre 40- bzw. 50jährige Mitgliedschaft in der Berliner Landesgruppe überreichten Dieter Krickow, Vizepräsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft, sowie Bettina Iwanowski und Ulrike UfertHoffmann, Präsidiumsmitglieder der Berliner DOG, den Beiden Ehrennadeln, Urkunden und bunte Blumensträuße. Die anschließenden Führungen waren spannend und interessant und hinterließen bei allen Beteiligten die fast einhellige Auffassung, dass - möge man über die äußere Architektur des Kanzleramtes noch geteilter Meinung sein - spätestens der Innenraum mit all seinen Facetten äußerst gelungen und der Bedeutung des Bauwerks angemessen sei. Beim anschließenden erfrischenden Bier im gegenüberliegenden "Zollpackhof", auch "Kanzlerbiergarten" genannt, endete dieser Ausflug kurz vor Beginn der Fußball-WM in entspannter Runde. Für alle Zweigstellen, die vielleicht auch gern das Kanzleramt in Berlin besuchen möchten, hier die Kontaktdaten: Bundeskanzleramt, Referat "Besucherdienst", Frau Kim Urbscheit, Tel 01888 4002188 oder E-Mail [email protected]. Mit Sport und Spiel sprachliche Hürden überwinden Voller Freude reckten die Kinder der "Kinder bewegen"-Modellkita "Emdener Straße" ihre leuchtenden Urkunden in die Höhe; eine Auszeichnung für ein couragiertes Miteinander bei Sport und Spiel, die der SportÜbungsleiter Jürgen Praechter vom TC RotWeiss Berlin-Mitte im Namen der Deutschen Olympischen Gesellschaft und aller weiteren Projektpartner überreichte. "Es ist wunderbar anzusehen, wie die Kinder spielerisch miteinander umgehen", lobt Praechter seine Schützlinge, die er von Beginn an mit Sportund Bewegungsstunden betreut. Die Einrichtung im Berliner Stadtteil Moabit umfasst gut 200 Kinder, die aus insgesamt 23 verschiedenen Nationen kommen. "Da erfüllt es uns mit enormen Stolz, dass der Sport die sprachlichen Hürden überwindet", so Leiterin Helga Tschitschke-Neufindt, zumal die neuesten Untersuchungsergebnisse des Moabiter Schularztes einen deutlichen Bewegungsvorsprung der SchulErstklässler der Kita "Emdener Straße" zeigen. Beim diesjährigen Sommerfest stand das runde Leder im Mittelpunkt und lockte erfreulicherweise viele Eltern in die mit Landesfahnen der teilnehmenden FIFA WMMannschaften geschmückte Außenanlage im Berliner Kiez. Gemeinsam mit ihren Kindern beteiligten sie sich an verschiedenen Sportund Spielaktivitäten und auch der Präsident der DOG-Landesgruppe Berlin, Hans Jürgen Bartsch, nahm beim Schaukeln mit seinem Enkel Philipp kräftig Fahrt auf. Coburg Doppelte Ehrenplakette vergeben Anlässlich einer Tagung des Coburger Arbeitskreises "Sport in Schule und Verein" zeichnete die Zweigstelle Coburg der Deutschen Olympischen Gesellschaft die in diesem Jahr erfolgreichsten heimischen Schulmannschaften im Schulsportwettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" aus. Mit der Ehrenplakette wurden die Gerättur- Die wissenschaftliche Begleitung, ein weiterer wichtiger Bestandteil des von O2 gesponserten Modellprojekts "Kinder bewegen", stand in diesem Jahr unter fachkundiger Leitung des Sportwissenschaftlers Martin Holzweg. Drei Studenten der Humboldt-Universität Berlin hatten viel Freude mit den Kindern bei den sportmotorischen Untersuchungen, die durch die Universität Karlsruhe als bundesweiter Projektpartner evaluiert werden. "BemerErfolgreichere Gerätturnerinnen des Coburger Gymnasiums Alekenswert, welche xandrinum (v. l.): Sparkassen-Marketingleiter Rainer Engelhardt, koordinativen Studienrätin Diana Atzpodien, Elisabeth Härtel, Stefanie Gleißner, Fähigkeiten die Lena Schuster, Anna-Sophie Schindler, DOG-Geschäftsführer Klaus Kinder aufweisen", Anderlik, Lena Schmidt, Vorsitzende Susanne Berger vom Arbeitsso Holzweg, der kreis Schulsport. Es fehlt Stefanie Hüttner. bereits für die Kieler Modellkita "Hansastraße" die Tests leitete. Der Lohn für ein Kindergartenjahr voller Bewegung. Erfolgreiche Tischtennisdamen aus Ebersdorf (v. l.): Rektor Werner Schumann, Daniela Eckardt, Madeleine Karl, Sparkassen-Marketingleiter Rainer Engelhardt, Lena Nicklasch, DOG-Geschäftsführer Klaus Anderlik, Melanie Eckardt, Franziska Finsel, Alina Hofmann und Vorsitzende Susanne Berger vom Arbeitskreis Schulsport. 73 nerinnen des Gymnasiums Alexandrinum geehrt, die in der Wettkampfklasse II der Jahrgänge 1989 bis 1991 das Bundesfinale in Berlin erreichten.Zunächst gewann das Alexandrinum den Kreis-, dann den Regional- und den Bezirksentscheid. Über Siege im Nordbayern- und im Bayernfinale qualifizierte sich das Team von Studienrätin Diana Atzpodien für das Bundesfinale. Vom 2. bis zum 6. Mai dieses Jahres in Berlin wurde unter den Landessiegern der 16 Bundesländer ein hervorragender achter Platz erturnt. DOG-Geschäftsführer Klaus Anderlik wertete in seiner Laudatio die Turnriege des Alexandrinums, die auf Vereinsebene beim TV Ketschendorf vom Turngau-Vorsitzenden Ernst Weitl geformt wurde, als Aushängeschild für die heimische Sportszene. Die gleiche Auszeichnung ging an die Tischtennisspielerinnen der Volksschule Ebersdorf. In der Wettkampfklasse III/2 der Jahrgänge 1990 bis 1993 kämpfte sich die Truppe von Rektor Werner Schumann überraschend bis ins Bayernfinale in Burglengenfeld durch. Hier verloren die Ebersdorferinnen, die verletzungsbedingt auf eine Leistungsträgerin verzichten mussten gegen die Gastgeberinnen nur knapp. Die bayerische Vizemeisterschaft stellt den bislang größten Triumph der Ebersdorfer Schule in Schulsportwettbewerben dar. Hans Haberzettl Darmstadt Starke Bilder - kitzlige Fragen Ausdruckstarke Groß-Fotos aus Athen anlässlich der Paralympics von Uli Gasper markierten den Infostand der DOG Darmstadt beim 28. Sport- und Spielfest im Darmstädter Herrngarten diesmal wesentlich attraktiverer als in den Vorjahren. Wer nach oder zwischen den über 80 Spielstationen einmal zur Ruhe kommen wollte, konnte am Zelt der Deutschen Olympischen Gesellschaft sein olympisches Wissen testen. Unterschiedliche Quizfragen für Kinder und Erwachsene sorgten für angeregte Diskussionen, auch unter den Besuchern. "Ist Fußball olympisch? Gehört Tennis zum Olympischen Programm? Wie heißen die Spiele für behinderte Sportler? Wie oft finden die Spiele statt und wo die nächsten 74 Attraktiver Anziehungspunkt beim 28. Darmstädter Sport- und Spielfest: der mit Bildern des Fotografen Uli Gasper gestaltete Infostand der DOG Darmstadt. Male? Wie viele Nationen nehmen teil? und Ist der Sport in Grundgesetz verankert?" So und so ähnlich lauteten die Quizfragen, mit denen sich viele Spielfestbesucher einige Minuten fesseln ließen und anschließend ihre Anstrengung mit einem bunten Jo-JoSpiel versüßt bekamen. Ehemalige Sportgrößen verweilten ebenso am DOG-Stand wie die politische Prominenz. Mehr als 300 Quizbogen wurden ausgefüllt, großzügig bewertet und wieder mitgegeben ("Testet morgen mal eure Freunde zu Hause"). Wie viele der mitgenommenen Beitrittserklärungen zurückkommen, bleibt abzuwarten, aber das Ziel, nicht nur während der Spiele einmal über Fair Play und Leistungsbereitschaft nachzudenken, konnte gut vermittelt werden. Das Darmstädter Sport- und Spielfest wird vom Sportamt der Stadt, von fast 100 Vereinen des Sportkreises und dem PharmaUnternehmen Merck organisiert. Einmal im Jahr animiert die Veranstaltung einige tausend Menschen zu mehr Bewegung und zur besseren Wahrnehmung des Sportes in seiner Vielfalt. Walter Schwebel Hessen Sport spielt fair: Sieger gekürt Der Wettbewerb "Jugend in Bewegung Sport spielt fair" ist entschieden. Um in den Schuljahresrhythmus zu kommen, lief das diesjährige Leitthema "Sport spielt fair", das auch im Hinblick auf die Fußball WM 2006 gewählt worden war, nur im 1. Halbjahr. Dennoch nahmen über 12.000 Kinder in 71 Teams mit 290 Partnern an dem Wettbewerb teil, den das Hessische Kultusministerium federführend betreut, an dem aber auch das Hessische Ministerium des Innern und für Sport, das Hessisches Sozialministerium, der Landessportbund Hessen und die Deutsche Olympische Gesellschaft beteiligt sind. Weiterhin machen inzwischen auch die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg mit. Groß und Klein tüftelten über dem kniffligen Olympia-Quiz, das Zweigstellenvorsitzender Walther Schwebel (links) und sein Team zusammengestellt hatten. Für die Hessischen Teilnehmer fand die Siegerehrung am 3. Juli in Anwesenheit von Joachim Jacobi, Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium, Prof. Motto "Jugend in Bewegung Sport beGEISTert" startet nach den Sommerferien. Dann steht insbesondere die Wechselwirkung zwischen Bewegung und Bildung im Mittelpunkt. So sehen Sieger aus: das Team aus Wiesbaden-Breckenheim. Heinz Zielinski, Abteilungsleiter Sport im Hessischen Ministerium des Innern, und Gerd Krämer, Staatssekretär im Hessischen Sozialministerium, im Musiksaal des Hessischen Landtags statt. Die Repräsentanten des Landtags waren sich einig, dass dieser Wettbewerb einen wichtigen Beitrag für mehr Bewegung und einen rücksichtsvollen Umgang miteinander leistet. Gesamtsieger im Bewegungswettbewerb wurde das Team aus Koblenz, für das die Siegerehrung am 13. Juli im RheinlandPfälzischen Landtag stattfand. Den KreativTeil des Wettbewerbs gewann das Team aus Wiesbaden-Breckenheim. Hier hatten Kinder der Kindertagesstätte, der Grundschule und des Turnverein Breckenheim eine Schrittzähler-Aktion durchgeführt und über 24 Stunden die Anzahl ihrer Schritte aufgezeichnet - mit erstaunlichen Durchschnittwerten von bis zu 11,4 km. Zusätzlich hatten sie Testbögen mit 10 Fragen zum Thema "Bin ich fair beim Sport" ausgefüllt, die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen mit Wörtern verbunden, die etwas mit Fair Play zu tun haben, und Gedichte zum Thema Fairness geschrieben. Außerdem wurde ein Hochsprung durchgeführt, bei dem nicht die absolute Leitung sondern die Differenz zwischen Körpergröße und Sprunghöhe ausschlaggebend für die Platzierung war, sodass auch die Kleinen eine Chance hatten. Groß war dann die Begeisterung, als die Breckenheimer Mädchen und Jungen das Siegerbanner entgegen nehmen durften. Der neue Wettbewerb 2006/2007 unter dem Hochstift Paderborn "Leistung macht Spaß" ist Programm "Unsere Mitgliederzahlen wachsen kontinuierlich", freute sich Margit Budde, die neu gewählte Vorsitzende der Deutschen Olympischen Gesellschaft Hochstift Paderborn auf der Mitgliederversammlung am 19. Juni im Paderborner Ahornsportpark. Mit ihrem neuen Vorstandsteam will die Zweigstelle unter dem Motto "Leistung macht Spaß" die Olympische Idee mit vielfältigen Aktivitäten in der Region verbreiten. Verfügung", versicherte Rasch. Ebenso erhielten die ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder Heiko Appelbaum und Mathias Hornberger ein Geschenk als Dankeschön für ihr Engagement. Geehrt wurde auch die Stadt Salzkotten für 50jährige Mitgliedschaft in der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Groß war die Freude bei Norbert Schulte, der als Vertreter des Bürgermeisters der Stadt die goldene Ehrennadel und Urkunde entgegennehmen konnte. Bei der anschließenden Wahl wurden alle Mitglieder des Vorstands sowie des Beirats einstimmig gewählt. Bedingt durch die Fülle der Aufgaben wurde der Vorstand etwas anders aufgestellt. Neu ist die Unterteilung in Pressearbeit und in Öffentlichkeitsarbeit. Zur neuen Vorsitzenden wurde Margit Budde bestimmt. Als ihre Stellvertreter fungieren Heiner Kortebusch, zugleich Schatzmeister, und Günther Ruthemeyer, der den neu installierten Bereich Öffentlichkeitsarbeit übernehmen wird. Neuer Geschäftsführer ist Dr. Norbert Börste. Der neue Jugendwart Willi Schluer kann für sein Amt auf seine Erfahrungen als Sportlehrer und langjähriger Leiter der ÜbungsleiterAusbildung Breitensport zurückgreifen. Die junge Journalistin Julia Hollwedel freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Presse und den Medien. Zur Unterstützung des Vorstands arbeitet ein prominent besetzter Beirat. Die Verbundenheit mit dem Kreis Höxter wird durch die Mitarbeit von Landrat Backhaus dokumen- Durch den Tod des langjährigen Vorsitzenden Wolfgang Helle wurde die vorgezogene Mitgliederversammlung erforderlich. Außerdem traten einige Vorstandsmitglieder von ihrem Amt zurück. Sportamtsleiter Reinhard Rasch, der über vierzehn Jahre die Geschäfte der Zweigstelle vorbildlich geführt hat, wurde mit einem Präsent für seinen großen Einsatz für die Deutsche OlymDer neue Vorstand mit dem eingeladenen Referenten: (von rechts) pische Gesellschaft Heiner Kortebusch, Dr. Norbert Börste, Günther Ruthemeyer, Margit gedankt. "Ich stehe Budde, Referent Prof. Dr. Roland Naul, Willi Schluer und Julia aber weiterhin mit Hollwedel. Rat und Tat zur 75 tiert. Mit Kurt Bendlin wurde ein Olympiateilnehmer und Bronzemedaillengewinner neu in den Beirat gewählt. Das dritte neue Gesicht im Beirat ist der Präsident des Westfälischen Turnerbundes, Michael Buschmeyer. Bestätigt wurden die Beiratsmitglieder Eva Kremliczek, Vorsitzende des Stadtsportverbandes, und Detlef Klaholt-Heiermeyer, Vorsitzender des Sportausschusses der Stadt Paderborn. Das DOG-Urgestein Werner Henke, Oberkreisdirektor a. D. steht als Beisitzer weiterhin zur Verfügung ebenso wie Professor Dr. Sebastian Braun vom Sportdepartement der Universität Paderborn. Nach dem offiziellen Teil kam mit dem praxisnahen Vortrag "Olympische Erziehung - eine Herausforderung für Alle in Schule und Verein" des Sportwissenschaftlers und -pädagogen Professor Roland Naul der Höhepunkt des Abends. Die Integration Olympischer Werte wie Fairness, Leistungsbereitschaft, Integration und Teamgeist in der Erziehung spielte dabei eine zentrale Rolle. "Leider gibt es immer noch viele Vorurteile gegenüber dem Olympischen Gedanken", bedauerte Professor Naul. "Es geht hier nicht um Leistungssport. Die Integration der olympischen Idee findet in der Schule, im Verein und in der Familie statt", betonte Professor Naul in seinem Referat. Schließlich sollten innere Werte in der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen verwurzelt werden. Deswegen seien die oben genannten vier Bausteine von gleichbedeutender Wichtigkeit. In der anschließenden Diskussion berichtete ein Lehrer aus seiner Praxiserfahrung. "Dank neuer Richtlinien an den Schulen ist die olympische Erziehung teilweise schon ein Stück Realität geworden. Aber es ist noch viel zu tun". "Im Moment sind passende Seminare noch Mangelware, aber wir werden hochkarätige Referenten zu uns nach Paderborn einladen," ergänzte Margit Budde. Zu den Perspektiven der Zweigstelle Hochstift Paderborn sagte der stellvertretende Vorsitzende Heiner Kortebusch: "Das neue Motto "Leistung macht Spaß" möchten wir mit neuer Energie und vielen guten Ideen umsetzen. Der Erfolg der vergangenen Jahre zeigt, dass sich die Deutsche Olympische Gesellschaft schon auf dem richtigen Weg befindet." Seit 2004 gebe es beispielsweise das Projekt "Kinder bewegen" im Kindergarten "Römerstraße", in dem Siebenkampf- 76 Olympiateilnehmerin Claudia Tonn als Patin fungiert, so Kortebusch. "Dieses Projekt läuft sehr erfolgreich. Solche Erfolge wollen wir weiter ausbauen. Der bekannte Künstler Joan Sofron hat uns seine Mitarbeit zugesagt. Kurt Bendlin plant mit uns ein Abenteuercamp für Kinder. Natürlich ist die Mitgliedergewinnung ein großes Thema. Wir möchten besonders Unternehmen, Schulen und Vereine ansprechen, aber auch Familien. Und wir planen Ausstellungen, einen Olympischen Tag und auf jeden Fall 2007 einen zweiten Olympischen Abend", erläuterte er die Vorhaben der nächsten Zukunft. Karlsruhe In Karlsruhe-Neureuth läuft was! Seitdem jedes der Vorschulkinder des Katholischen Kindergartens St. Judas Thaddäus sein eigenes "Bewegungsbuch" besitzt, ist noch mehr Bewegung in die von der Deutschen Olympischen Gesellschaft und Opel im Rahmen des Projekts "Kinder bewegen" geförderte Einrichtung gekommen. In diesem Sommer hatten es den Mädchen und Jungen insbesondere die Ausdauer- und Laufeinheiten angetan: Ein lustiges Lauftraining im Stadion, die Teilnahme von Kindern und Eltern beim "Karlsruher 24-h-Lauf" mit ihrem Paten Jens Lukas sowie zum Abschluss eine Fahrradtour in das Waldklassenzimmer. So sind die Vorschulkinder Anfang Juni verbunden mit einem Indianer-Motto - zum benachbarten Schulsportzentrum gewandert. Dort im Stadion gab es lustige Einheiten zur Ausdauer mit "Lauftraining" und Spielen wie Kettenfangen und Wasserbecher-Staffeln. Es war bei schönstem Wetter ein wirklich prima sportlicher Vormittag und gut dass wieder ein kleiner Leiterwagen mit Utensilien und Getränken mitgenommen wurde. Der Ausflug brachte nicht nur alle Vorschulkinder aus drei Kindergartengruppen wieder einmal zusammen, sondern war zugleich auch die Vorbereitung und Einstimmung zu einem größeren Lauf-Event, dem "24-Stunden-Lauf". Ganz besonders gefreut haben sich die Eltern und Kinder, dass ihr Pate Jens Lukas sie beim " 24-Stunden-Lauf" am 15. und 16. Juli unterstützt hatte. Zusammen in einem Team mit einer Ministrantengruppe waren eine große Gruppe von Eltern und Kinder sowie Betreuerinnen begeistert über die 24 Stunden im Beiertheimer Stadion im Einsatz. Vor allem am Sonntagnachmittag sind die Eltern und Kids - mit "Kinder bewegen"T-Shirt als besonderem Kennzeichen - ihre Runden gelaufen. Besonders gern gingen die Kinder mit Jens Lukas auf die Runde, war doch in den Wochen zuvor vielfach angekündigt und auch besprochen worden, dass er oft mit seinem Husky trainiert. Der Langstreckenläufer selbst kam gerade vom "Swiss-Jura-Marathon" (einem Etappenlauf in der Schweiz über 323 km und 8000 Höhenmeter) und ist bekannt als mehrfacher Deutscher Meister im "24-StundenLauf". An die europäische Spitze kam er mit der Goldmedaille im September 2002 bei den European Challange "24-Stunden-Lauf" Ausgangspunkt war ein Konzept des Schulund Sportamts der Stadt Karlsruhe und der BARMER Ersatzkasse, die das "Bewegungsbuch" mit bebilderten Übungen entwickelt haben. Seit Februar haben die Vorschulkinder aus Karlsruhe-Neureuth fleißig Stempel gesammelt, die es für jede absolvierte Bewegungsstunde gibt. Umringt von Kindern und Eltern: Langstreckenläufer Jens Lukas, der Sportpate des DOG-Modellkindergartens. in Gravigny / Frankreich mit dem Resultat von 267 km und 294 m. Natürlich hatte er sich im Tempo jedem der Kids angepasst (er war nach einer Woche in der Schweiz auch froh darum) und machte selbstverständlich auch die Demonstration der Gymnastikund Tanzrunden zwischen seinen Patenkindern mit. Zum Abschluss der ereignisreichen Wochen vor den Sommerferien und zur Verabschiedung in die Schule wurden alle Vorschulkinder für ihre erfolgreiche Teilnahme an der Aktion "Bewegungsbuch" ausgezeichnet. Beim Fahrradausflug in das Waldklassenzimmer im Hardtwald am 3. August überreichte Karlsruhes Sportbürgermeister Harald Denecken den kleinen Athletinnen und Athleten im Beisein der Eltern eine Urkunde. Bernd Budig Ehrung für besondere Verdienste Bereits im Rahmen der städtischen Sportlerehrung im Jahr 2002 wurde Dieter Moll für seine besonderen Verdienste um den Karlsruher Sport seitens der Stadt Karlsruhe mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Für seine 40jährige Mitgliedschaft in der Deutschen Olympischen Gesellschaft zeichnete der stellvertretende Landesvorsitzende der Deutschen Olympischen Gesellschaft BadenWürttemberg und Sportbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Harald Denecken, Dieter Moll nun im Rahmen der diesjährigen Sportlerehrung im Kreis von über 339 Karlsruher Leistungsträgern aus. Dieter Moll (links) mit Harald Denecken. Von Dieter Moll zu behaupten, er wäre in diesen 40 Jahren lediglich ein "zahlendes Mitglied der DOG" gewesen, wäre absurd. Dieter Moll ist in Karlsruhe sowohl als sportlicher Leistungsträger als auch als langjähriger ehrenamtlich Aktiver und "Leichtathletikpapst" bestens bekannt. In seiner sportlichen Glanzzeit war er einer der besten und bekanntesten Leichtathleten der Fächerstadt und weit darüber hinaus. Zwischen 1956 und 1966 gehörte er sowohl über 100 m Hürden als auch im Zehnkampf zu den besten deutschen Leichtathleten. Aber auch in anderen Sportarten war er aktiv. So im Basketball (12 Jahre bei der DJK Karlsruhe-Ost) und im Handball (14 Jahre beim Männerturnverein Karlsruhe, Kreisauswahl, Studenten-Nationalmannschaft). Seit 1943 bis heute ist er Mitglied beim Männerturnverein Karlsruhe, nahezu 40 Jahre Übungsleiter in der Leichtathletik, langjähriger Sport- und Lehrwart beim Badischen Leichtathletikverband sowie beim Leichtathletikkreis und bis heute Vorstandsmitglied der LG Karlsruhe. Die Deutsche Olympische Gesellschaft in Karlsruhe ist stolz darauf, einen so erfolgreichen und außergewöhnlichen Sportler seit 40 Jahren in ihren Reihen zu haben. Im Wintersport ist die Region dagegen nur mit sehr wenigen Teilnehmern vertreten. Da kam der Besuch der ehemaligen Torfrau Aurelia Vonderstrass, Teamleiterin der Frauen-Eishockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Winterspielen in Turin, und des Assistenz-Bundestrainers Dieter Reinartz aus Köln Anfang Juli wie gerufen. Als erstes zeigten die beiden einen Film über die Eindrücke der Eröffnungsfeier und die Sportstätten in Turin, die so im Fernsehen natürlich nicht zu sehen waren. Außerdem hatten sie mehrere Sportgeräte dabei, so dass die Kleinen einen Schläger, eine Torwartstockhand, einen Torwartschläger usw. einmal im Original anfassen konnten. Dann hieß es, selbst aktiv zu werden. Da die Leitung des Kindergartens natürlich vorbereitet war, hatte man sich für den prominenten Besuch beim Leverkusener Hockey Club einige Schläger ausgeliehen. Aurelia Vonderstrass schlüpfte noch einmal in einige Teile ihrer Ausrüstung und die kleine Trainingseinheit ("mit viel, viel Spaß) mit "Trockenübungen" in der Turnhalle konnte beginnen. Zum Ende durften die Kinder das Erlernte ausprobieren und jeder drei Schüsse auf das Tor abgeben. Zum Abschied gab es für die Mädchen und Köln-Leverkusen Spaß mit Olympiateilnehmern Eishockey im Sommer? Für die Kinder des Montessori-Kindergartens in Leverkusen wurde dies jetzt möglich gemacht. Vermittelt durch die DOG-Zweigstelle KölnLeverkusen besuchten die Olympiateilnehmer von Turin 2006, Aurelia Vonderstrass und Dieter Reinartz, die Einrichtung. Seit zweieinhalb Jahren ist der Leverkusener Montessori-Kindergarten Modelleinrichtung dieser Initiative für mehr Bewegung im Kindergarten der Deutschen Olympischen Gesellschaft und ihrer Partner Opel und O2. Im Rahmen von "Kinder bewegen" lernen bereits die Kleinsten durch Besuche von Spielern oder Trainern verschiedenen Sportarten kennen. So hatten aus der Leichtathletik bereits mehrere SommerOlympiateilnehmer aus Leverkusen den Kindergarten besucht. Aurelia Vonderstrass und Dieter Reinartz. Jungen Autogrammkarten der Olympiateilnehmer und das einhellige Fazit, dass sowohl die Kinder, als auch die Erwachsenen über zwei Stunden lang großen Spaß hatten. 77 Im Herbst soll ein weiterer Kindergarten hinzukommen. Mit dem Ziel, den Olympischen Gedanken in die Breite des öffentlichen Lebens zu bringen, veranstaltet die Gemeinde Fränkisch-Crumbach auf Anregung der DOG Odenwald einen Olympischen Tag für Jung und Alt. Der Jugendobmann Florian Keil plant am 6. November ein Jugendkegeln in der Mümlingtalhalle in Sandbach. Das Jahr wird wie stets seit zwölf Jahren mit der Förderaktion "Junge Könner brauchen Gönner" auslaufen. Der Sportförderkreis Olympia Odenwald e.V. besteht inzwischen seit sechs Jahren und stellt eine vorzügliche Ergänzung zur Talentförderung der DOG Odenwald dar. Zur Unterstützung steht dem Vorstand mit Christina Schuller zukünftig eine Geschäftsführungshilfe zur Verfügung. Auch ohne den kalten Untergrund hatten die Kids viel Spaß bei ihrer sommerlichen Eishockeystunde. Odenwald Viel geschafft und noch viel vor Odenwald mit ihren Patenschaften für die Kindergärten in Erbach, Reicheisheim, Michelstadt und Höchst genau am Puls der Zeit. Hey bilanzierte, dass die Akzeptanz der Deutschen Olympischen Gesellschaft im Odenwald weiter gestiegen sei. 40 Termine in der ersten Jahreshälfte 2006 sprächen Bände. Die Zweigstelle wird mehr und mehr in Festlichkeiten von Vereinen eingebunden und ist als Schirmherr zunehmend gefragt. 78 Zu Gast beim PITT Zu einem großartigen Ereignis für den Odenwälder Tischtennissport wurde auch in diesem Jahr das nunmehr 3. PITT Tischtennis-Gedächtnisturnier am 27. und 28. Mai in der großen Sporthalle in Höchst/Odenwald. In der jüngsten gemeinsamen Vorstandssitzung der DOG-Zweigstelle Odenwald ließ der erste Vorsitzende Hubert Hey die bisherigen Aktivitäten des Jahres 2006 Revue passieren und blickte auf das zweite Halbjahr voraus. Der stellvertretende Vorsitzende Horst Neff vertritt die DOG Odenwald in der Kreissportkommission. Vorstandsmitglied Philipp Schmitt konnte vom Bundeszweigstellentreffen in Ettlingen berichten, dass die Sport- und Bewegungsförderung im Kindesund Jugendalter weiterhin einen hohen Stellenwert im Engagement der Deutschen Olympischen Gesellschaft hat. Somit liegen die Deutsche Olympische Gesellschaft Hey betonte, dass bei allen Aktivitäten die Mitgliederwerbung ein wichtiges Thema bleibe. Derzeit zählt die Zweigstelle Odenwald 100 Mitglieder, dazu kommen noch 30 Mitglieder des Sportförderkreises Olympia Odenwald. DOG-Vorsitzender Hubert Hey begrüßt Christina Schuller als neue Geschäftsführungshilfe. Diese Veranstaltung gilt mittlerweile als zweitgrößtes Schüler- und Jugend-Tischtennisturnier in Deutschland. Mehr als 500 Kinder und Jugendliche aus den verschiedenen Bundesländern beteiligten sich - eine gewaltige organisatorische Leistung, die der Odenwälder Kreiswart Horst Bitsch mit seiner Mannschaft vollbracht hat. Unter den zahlreichen Ehrengästen war neben der Hessischen Sozialministerin Silke Lautenschläger, Landrat Horst Schnur und weiterer Prominenz auch Timo Boll, einer der weltbesten Tischtennisspieler und derzeit 2. der Weltrangliste, gekommen. Er hatte sich sehr zur Freude der Anwesenden in seiner Wettkampfpause Zeit für ein Grußwort bei der Eröffnung des Turniers genommen. Mit dem Erklingen der Nationalhymne zum Höhepunkt der Eröffnungsveranstaltung vereins fungiert, bedankte sich mit seinen Worten sehr herzlich. Er stellte die Deutsche Olympische Gesellschaft als einen hilfreichen Partner für die Vereine heraus. die Hessen-Trophy mit Laufstrecken von 2,5 km, 3 km und 5 km austrugen. Ein wahres Volksfest und ein voller Erfolg für die Initiatoren. Verdienstkreuz für Gerd Wassner Hubert Hey, Vorsitzender der DOG Odenwald, lobte die guten Kontakte, die nützlich für die Zusammenarbeit seien. Überhaupt sei die Beziehungspflege Mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande zu den Vereinen für die Zweigwurde der Sportredakteur Gerd Wassner stelle unentbehrlich, denn ausgezeichnet. Der gute Geist der sportligerade Vereine sind treue chen Szene im Odenwald unterstützt seit Mitglieder, und es geht darum, Jahren in Sachen Pressearbeit auch das Horst Bitsch (rechts) erhält die Leistungsplakette aus das Bewusstsein zu unterstütEngagement der Deutschen Olympischen den Händen von Hubert Hey. zen, dass die Deutsche OlympiGesellschaft vor Ort. Stets kompetent und sche Gesellschaft als Freund und verständlich sind seine Berichte über die wurde die Bedeutung der verbindenden Helfer einfach dazu gehört. Aus Dankbarkeit Zweigstellenaktivitäten im Odenwald und in Kraft des Sports, die alle Nationen und für die Unterstützung konnte Hubert Hey der regionalen Presse. Kulturen zum fairen Wettstreit zusammen als Vertreter der Deutschen Olympischen führt, ins Bewusstsein gerufen. Gesellschaft die goldene Ehrennadel des "Gerd Wassner engagiert sich mit voller Schützenkreises Odenwald aus den Händen Kraft", so der Sprecher der Landesregierung, Den Olympischen Charakter des Turniers von Kreisschützenmeister Dieter Groll Dirk Merz, der die Ehrung persönlich vorlobte auch Hubert Hey, Vorsitzender der entgegennehmen. nahm. Insbesondere im Fußballsport, als DOG Odenwald, der das Schlusswort zur Die Schützenvereine des Odenwaldes Pressewart des Sportkreises Odenwald sowie Eröffnung sprach. Kurz ging er auf die arbeiten untereinander eng zusammen und im kommunalpolitischen Leben habe sich Geschichte des Tischtennissports im Odenhaben bei der Jugend wegen ihres familiäWassner große Verdienste erworben. Unter wald ein, der seit 1983 unter Leitung des ren Charakters einen hohen Stellenwert. Hey den Gratulanten waren neben dem Landrat damaligen Kreiswartes Peter llnyzckyj einen wies abschließend auf die steten Aufstieg nahm. Nach dem frühen Tod wichtige Rolle des Sports bei der des großen Idealisten in 2001 übernahm Integration hin. "Die Vereine Horst Bitsch den Vorsitz des Vorstandes. Seit können unseren ausländischen dieser Zeit ist eine enorme Aufbauarbeit Mitbürgern bewusst machen, geleistet worden, und der Tischtennissport dass sie willkommen sind", so hat sich auch unter dem Vorbild von Timo Hey. Boll im Odenwald zur vollen Blüte entwickelt. Die gute Verbindung der Odenwälder DOG zum Schützensport Für sein außergewöhnliches Engagement wurde einmal mehr auch bei der überreichte Hubert Hey Horst Bitsch die Eröffnung der SommerbiathlonPlakette für besondere Leistungen der anlage an der Mossautalhalle in Deutschen Olympischen Gesellschaft. Hüttenthal deutlich. In seinem Sichtlich bewegt nahm dieser die AuszeichGrußwort stellte Hubert Hey nung entgegen. heraus, dass dies ein Schritt in die richtige Richtung und eine Verdienstkreuzträger Gerd Wassner mit Dirk Merz, dem Bereicherung für die interessierSprecher der Landesregierung. te Jugend sei. In vorbildlicher Zusammenarbeit zwischen Schützenverein, Gemeinde sowie Sponsoren, des Odenwaldkreises, Horst Schnur, auch Freunden und Förderern, konnten die Michelstadts Bürgermeister Reinhold Ruhr Anlage für eine neue, moderne Variante des und der Sportkreisvorsitzende Wolfgang Auf Einladung des SV Erlenbach nahm die Schützensports aus eigener Hand geschafSchmucker. DOG Odenwald am Schützenball 2006 teil. fen werden. Diese war auch Anlass für die Auszeichnung DOG-Vorsitzender Hubert Hey würdigte des Vereins mit Urkunde und goldener Schon bei der Eröffnungsfeier kam auch Gerd Wassner als Freund und Helfer von der Ehrennadel der Deutschen Olympischen Bewegung in die Anlage als Bambinis, ersten Stunde an. Durch seine Mithilfe sei es Gesellschaft. Ernst-Ludwig Meyer, der seit Schüler und Jugendliche sich beim Jederim September 2000 gelungen, den Sportförsechs Jahren als Vorsitzender des Schützenmann-Wettkampf maßen und die Großen derkreis Olympia Odenwald e.V. zu gründen Partnerschaft mit dem Schützensport 79 und eine kontinuierliche TaIentförderung des Sports im Odenwald aufzubauen. Jährlich können durch die Hilfe von Freunden und Gönnern sowie Sponsoren über 30 junge Talente gefördert werden. Hubert Hey bezeichnete Wassner als "stillen, charmanten Bub seiner Heimatgemeinde Steinbach", als "einen unauffälligen Mann der Tat". Das schönste an ihm sei, dass man mit ihm auch einmal herzlich lachen könne. Der Geehrte möge wie bisher ein hilfreicher Freund und Kamerad der Deutschen Olympischen Gesellschaft bleiben, ein Mann, auf den man sich stets verlassen könne. Ehrenbrief für verdienten Initiator Mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen wurde Hans-Joachim Schmidt, 1. Vorsitzender des Ski-Clubs Güttersbach, geehrt. Der Ski-Club ist seit einiger Zeit Mitglied der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Hans-Joachim Schmidt ist Begründer des Volkslaufs Güttersbach, einer jährlichen Wettkampfveranstaltung, die mittlerweile eine beachtliche Dimension erreicht hat. Dank dieser Idee, die Schmidt mit seinen Von links: Landrat Horst Schnur, Hubert Hey, Ehrenbrief-Preisträger Hans-Joachim Schmidt und Willi Keil, Bürgermeister der Gemeinde Güttersbach zahlreichen Helfern konsequent in die Tat umgesetzt hat, wurde die schöne Odenwaldgemeinde zu einem Mittelpunkt des Leichathletik-Sports. Lauffreunde aus nah und fern finden sich Jahr für Jahr in großer Zahl ein, um ihre Kräfte in einer der schönsten Landschaften der Region zu messen. Und ständig ist die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Volklaufs gestiegen. Kurzum: eine hohe Auszeichnung für einen verdienten Initiator. 80 Odenwald-Tauber Olympisches Flair in Neckargerach Altersstufe ein- bis fünfmal zu durchlaufen war. Die Freude am Dabeisein war den Gesichtern deutlich zu entnehmen. Das "i"-Tüpfelchen war der Besuch vom Olympiateilnehmer im Gewichtheben, Oliver Caruso, zur Urkundenübergabe. Recht interessant war dabei aber für die Kinder auch, aus dem Munde eines großen und erfolgreichen Sportlers zu erfahren, wie wichtig und hilfreich Sport für die körperliche und geistige Entwicklung ist, wie gerade ihm der Sport schon während seiner Schulzeit sehr von Nutzen war. Olympisches Flair im wahren Sinn des Wortes herrschte am 23. Juni in Neckargerach beim Olympic Day Run der DOG Odenwald-Tauber. Hier galt ausschließlich das Motto "Dabei sein ist alles - die Teilnahme ist wichtiger als der Sieg!". Nicht Gewinnen oder Bestzeit zählten, sondern einfach Spaß und Freude am Laufen und Bewegen. Und das hatten die Mädchen und Jungen der Die vom IOC-Präsidenten unterschriebene Grund- und Hauptschule Neckargerach Teilnehmerurkunde wird für alle Starter eine ganz ohne Frage. Über 200 Schülerinnen bleibende Erinnerung sein. Und ganz sicher und Schüler aus den Gemeinden Neckarger- auch das anschließend noch persönlich von ach, Binau, Guttenbach und Zwingenberg Oliver Caruso ergatterte Autogramm. Dieser stellten sich dem Starter und genossen ganz konnte sich des Ansturms kaum erwehren. offensichtlich dieses besondere Gemeinschaftserlebnis - nicht wenige liefen aus Freude und Spaß gleich einige Runden mehr als vorgegeben. Gibt es einen deutlicheren Beweis für die dabei erlebte Freude der Kinder? Der seit nunmehr 20 Jahren Olympic Day Run 2006 in Neckargerach: Begeisterung an und auf der an die Gründung Strecke des IOC am 23. Juni 1894 erinnernde Olympic Day Run fand bereits zum dritten Fleißig aber schrieb er Autogramme auf Male auch bei der Zweigstelle OdenwaldKarten, Laufpass, Urkunde oder T-Shirt, bis Tauber statt. Bürgermeister Schnörr und auch der letzte Wunsch erfüllt war. Schuldirektor Frey hießen die Teilnehmer Abschließend darf resümiert werden: Nicht willkommen, erläuterten den Ablaufmodus nur die Kinder waren hellauf begeistert, mit und zeigten sich erfreut über das ZuschauVerlauf und Ergebnis dürfen auch die Veranterinteresse. Grüße entbot auch der Vorsitwortlichen des kleinen "Olympia-Tages" zende der DOG Odenwald-Tauber, Michael rundum zufrieden sein. Direktor Frey dankte Knaus, der die Beweg- und Hintergründe für den Teilnehmern für ihr diszipliniertes diese Veranstaltung sowie die Ziele der Verhalten, während Bürgermeister Schnörr Deutschen Olympischen Gesellschaft kurz allen bei der Organisation Mitwirkenden umriss und allen Startern Spaß wünschte. Anerkennung zollte. Mit dem Dank an Neckargerach für die vorzügliche OrganisatiUnd die Mädchen und Buben in ihren on beschloss Zweigstellenvorsitzender eigens für diesen Lauf kreierten T-Shirts Michael Knaus den gelungenen Olympic Day konnten den Start kaum noch erwarten. Mit Run 2006. Begeisterung ging es auf den Parcours, der von den fünf Startergruppen je nach Walter Jaufmann Pfalz Olympic Day Run in Katzweiler Zum krönenden Abschluss der Veranstaltung gab es für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein mit Musik untermaltes, begeisterndes Showprogramm der WestpfalzWerkstätten Landstuhl. Wolfgang Ziegler Der Olympic Day Run der DOG Pfalz fand in diesem Jahr am 17. Juni anlässlich des 100jährigen Bestehens des SV Katzweiler 1906 im gleichnamigen idyllisch gelegenen Dorf im Lautertal statt. Trotz des Fußball-WM-Spieles USA - Italien im nahen Kaiserslautern fanden bei schönstem Sommerwetter 150 Laufbegeisterte den Weg zum Sportgelände an der Lautertalhalle. Jürgen Loepp und Verbandsbürgermeister Heinz Christmann waren die Organisatoren der gelungenen Veranstaltung. Schon am Vormittag fiel der Startschuss zum Erwerb verschiedener Sportabzeichen. Um 13 Uhr begrüßte dann der Vorsitzende der DOG Pfalz, Carlo von Opel, die Teilnehmer und wies in seiner Rede auf die Bedeutung des Olympic Day Runs hin. Nach einem kurzen allgemeinen Aufwärmprogramm gingen zuerst die Kinder und Schüler auf ihre 1 km lange Strecke. In kurzen Zeitabständen wurden dann die Nordic Walker und Wanderer sowie die Teilnehmer des Olympic Day Run, an dem auch Carlo von Opel teilnahm, auf die 10,5 km lange Strecke rund um den Ort geschickt. Auch eine Gruppe von Mountain-Bikern meisterte eine anspruchsvolle Strecke von 34 Kilometern. Reutlingen Sommerfest "Rund um den Ball" Im November 2005 wurde der BruckbergKindergarten Eningen in das Modellprojekt "Kinder bewegen" der Deutschen Olympischen Gesellschaft und O2 aufgenommen. Ihre große Begeisterung an Sport und Spiel zeigten die Kinder nun auch beim Sommerfest unter dem Motto "Rund um den Ball". Fünf Bewegungsstationen waren für sie aufgebaut: eine Torwand, ein Handtuchlauf, ein Ball-Glockenspiel, ein Minigolf-Parcours und eine Überraschungsstation. Bei einer zusätzlichen Station war dann allerdings Stillhalten gefragt, nämlich bei der Schminkecke. Ein ausgetüfteltes Quizspiel wurde für die Gäste angeboten. Unter denen befanden sich unter anderem Jochen Zeller und Arno Leis von der Reutlinger Kreisgruppe der Im Start- und Zielbereich gab es Tipps und Informationen von einem Sanitätshaus, dem "Club Aktiv" für Behinderte und nicht Behinderte sowie der Deutsche Angestellten Krankenkasse. Wolfgang Ziegler, früherer 10,3 Sprinter über 100 Meter und ehemaliger Bundestrainer des Sprintnachwuchses und der Junioren, erläuterte am DOG-Stand den Besuchern die Aufgaben und die Aktivitäten der DOG Pfalz. Zu den Ehrengästen zählte der dreimalige Olympiateilnehmer und Bronzemedaillengewinner im Fechten, Jürgen Brecht, der über seine Wettkämpfe in Rom, Tokio und Mexiko in den 60er Jahren berichtete. Begeistert aufgenommen wurden auch die FCKJungfußballer Matthias Henn und Michael Lehmann, die fleißig Autogramme geben mussten. Beim Handtuchlauf war vor allem Teamgeist gefragt. Deutschen Olympischen Gesellschaft, HansManfred Moersch, stellvertretender Vorsitzender des Reutlinger Sportkreises, und die Eninger Bürgermeisterin Margarete Krug. Ein weiterer prominenter Gast war Eckhard Nothdurft, Ex-Trainer der VfL-Handballer Pfullingen. Er hatte als Pate des Eninger Modellkindergartens eine Station entworfen und sie selbst betreut. Natürlich gab er den aufgeregten Kindern fachmännische Tipps zum Balancieren über die Halbkugeln und den schmalen Balken. Mit Beginn des Modellprojekts wurden die Bewegungszeiten im Kindergarten ausgeweitet; die sechs Erzieherinnen bieten ihren Kindern seither noch mehr Gelegenheit zu vielseitiger Bewegung. Dabei wird die sportliche Betätigung immer spielerisch eingebunden, damit die Freude daran für alle erhalten bleibt. Bei speziellen motorischen Übungen kann das ErzieherinnenTeam regelmäßig die Resultate kontrollieren. Und das Ziel dieser Initiative? Bewegungsfreudige Kinder sind gesünder und meistern später auch die schulischen Anforderungen besser. Wiesbaden Mein coolstes Fußballerlebnis Eine Balanceakt war die Station des Kindergarten-Paten Eckard Nothdurft (links). Auf dem Poster "Hessen - Tooor zur Welt", das anlässlich der Fußball-WM 2006 an alle 81 Hessische Schulämter und von dort an die Schulen verteilt wurde, hatte die Deutsche Olympische Gesellschaft die Schülerinnen und Schüler aufgerufen, über ihr "coolstes Fußballerlebnis" zu berichten. me eine schön gestaltete Urkunde, zehn Kinder werden für ihre besonders gut gelungene Erzählung mit dem Buch "Olympische Spiele" aus der beliebten Sachbuchreihe "Was ist was" belohnt. Mehr als 150 Kinder haben inzwischen ihre Geschichte eingereicht, darunter auch 9 Schulklassen von Schulen, die das Geschichteschreiben zu einem Thema ihrer Projektwoche gemacht hatten. Die Einsendungen kamen aus ganz Hessen. Die Schulklassen bekommen nach den Sommerferien noch einen gravierten Pokal, der sie an die tolle Projektwoche erinnern wird und ein Fußballgeschichtenbuch zum Vorlesen. Einige Pokale werden gleich in der ersten Schulwoche persönlich überreicht. Sportabzeichenehrung Zur alljährlichen Ehrungsfeier für den Sportabzeichenwettbewerb hatte die Stadtgruppe Wiesbaden der Deutschen Olympischen Gesellschaft am 12. Juni in den Festsaal des Rathauses der hessischen Landeshauptstadt eingeladen. Vertreter der Schulen, Schulklassen und Vereine saßen dicht an dicht, um die Pokale und Urkunden der Deutschen Olympischen Gesellschaft in Empfang zu nehmen. Diese Urkunde stiftete die DOG Wiesbaden für die "coolsten" Fußballgeschichten. Initiator Prof. Hans-Jürgen Portmann von der Deutschen Olympischen Gesellschaft betont: "Es sind viele schöne Geschichten eingereicht worden, sodass es schwer fällt, hiervon eine Auswahl für besondere Preise zu treffen." Eine dieser schönen Geschichten schrieb Sofia Donskich aus der Opelstadt Rüsselsheim: "Mein tollstes Fußballerlebnis: In unserer Schule war ein Fußballfest. Alle Klassen haben miteinander gespielt. Unsere Klasse hatte zwei Mannschaften und ich spielte in der 2. Mannschaft. Ich war zuerst Torwärtin und dann habe ich einem Jungen das Tor übergeben. Aber ich habe ihm geholfen das Tor zu verteidigen, und ich habe den Ball mit meinem Bauch abgeworfen. Aber dieses Fußballspiel war unentschieden ausgegangen. Mir hat gefallen, dass es in unserer Mannschaft freundschaftlich zuging." Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten jetzt für ihre erfolgreiche Teilnah- 82 In einer kurzen Einleitung stellte der DOGVorsitzende Hans-Jürgen Portmann erfreut fest, dass im Jahr 2005 die Schulen rund 200 Erwerbungen mehr melden konnten als im Vorjahr, während diese Zahl bei den Vereinen um ca. 150 zurückging, sodass es aber immerhin einen Zuwachs auf 1857 Sportabzeichen gegeben hat. Da sich diese aber nur auf 12 Schulen von ca. 80 und 14 Vereine von rund 240 verteilen, wies er darauf hin, welche Möglichkeiten noch gegeben sind. kritisch gegenüber stehende frühere DSBPräsident von Richthofen hat hier von einer wohltuenden Nachricht gesprochen. Der Beauftragte des DOSB für das Sportabzeichen, Klaus Witt, bezeichnet übrigens den Sportorden als "Gesundheitsbarometer, an dem man Fitness messen kann" und stellte auch fest: "das größte Beteiligungspotenzial schlummert in den Vereinen", eine Anmerkung, der man in Wiesbaden nur beipflichten kann. Hans-Jürgen Portmann ergänzte dazu noch: "Fitness, wie wir sie meinen, erwirbt man nicht auf dem Laufband oder einer Kraftmaschine in einem Fitnessstudio, sondern in der sportlichen Gemeinschaft unserer Schulen und Vereine." Weiterhin fehlte angesichts der WM 2006 auch nicht der Hinweis, dass das Sportabzeichen Sportlerinnen und Sportlern aller Nationen offen steht und bei der Sportabzeichenaktion die Welt nicht nur Gast bei Freunden sondern bei Freunden zu Hause ist. Als erfreuliche Initiative nannte er noch abschließend die Initiative des DOSB, ein Minisportabzeichen zu schaffen. Mit dem Ausblick, dass vielleicht schon im kommenden Jahr der erste Kindergarten ausgezeichnet werden könnte, ging es dann an die Übergabe der Pokale und Urkunden, die für alle Schulen und die erfolgreichsten Vereine bereit standen. Auch die drei Schulklassen, die einen hundertprozentigen Erwerb meldeten, wurden geehrt. Bei einer entsprechenden Steigerung könnte dann vielleicht auch der bundesweite Rekord, der 2005 mit 918000 Abzeichen erzielt wurde, die Schallmauer von 1 Million durchbrechen. Die Zunahme bei den Schulen entspricht einem bundesweiten Trend. Selbst der der Schulsportentwicklung eher Dicht an dicht zeigen sich die erfolgreichen Schülerinnen und Schüler mit ihren Urkunden bei der Sportabzeichenehrung Nachrichten des DOI Auf den Spuren Willi Daumes DOI bearbeitet wertvollen Archivbestand Am Anfang war Willi Daume. So vieles hat er vorgedacht und auf den Weg gebracht. Ein Visionär und Macher, wie er - leider noch nicht - im Buche steht. Lang ist die Liste seiner bleibenden Verdienste, und ohne ihn, seine spezifische Persönlichkeit, namentlich sein Faible für Kunst, Kultur und Wissenschaft, wäre es womöglich auch nie zur Gründung des Deutschen Olympischen Instituts gekommen. So ist es kein Zufall, wenn selbiges den zehnten Jahrestag seiner Eröffnung am Kleinen Wannsee in Berlin am 24. Mai 2003, eben an jenem Tag beging, an dem sein geistiger Vater neunzig Jahre alt geworden wäre. Vor diesem Hintergrund versteht sich auch, dass sich das DOI in besonderer Weise dem Erbe Daumes verpflichtet fühlt. So stellte das Institut sein Jubiläum in den Dienst einer kritischen Würdigung Daumes und seines Lebenswerkes und zwar in Form eines Symposiums, dessen Titel - "Olympische Dimensionen“ - den Charakter und die Bedeutung dieser herausragenden Persönlichkeit der Zeitgeschichte vielleicht ganz treffend einzufangen vermochte. Freilich konnte es sich angesichts einer solch schaffens- und erfolgreichen Karriere allenfalls um eine Annäherung handeln, an deren Ende bei allen Beteiligten Einigkeit dahingehend bestand, dass bis zu einer (wissenschaftlich) hinreichenden Aufarbeitung noch viel zu leisten sein wird. Im Sinne dieser (Selbst-)Vergewisserung hat sich das DOI eines umfänglichen Aktenbestandes aus dem Nachlass Daumes angenommen, um diesen zu dokumentieren und in Form eines Findbuches zugänglich zu machen. Die Sammlung umfasst nicht weniger als rund 550, teils prall gefüllte Ordner, die wiederum Dokumente verschiedenster Art aus den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern Daumes und dem Zeitraum von 1961 bis 1995 enthalten. Der Wert des Materials ergibt sich bereits aus Daumes Lebenslauf und seiner einzigartigen Karriere als national und international bedeutsamer Sportfunktionär - ein Begriff, der in diesem Fall ein gewisses Unbehagen bereitet, im übrigen dem Selbstverständnis des Gemeinten kaum entsprochen haben dürfte. Ohnehin würde man der exponierten Persönlichkeit nicht gerecht, wenn man sie auf nur eine, seine öffentliche beziehungsweise öffentlich am stärksten wirksame und rezipierte Rolle reduzieren würde. Daumes Engagement galt nämlich nicht allein dem Sport, schon gar nicht dessen Verwaltung und Organisation. Vielmehr begegnet er uns unter anderem auch als ein großer Freund und Förderer der Künste und Künstler, von denen er sich gerne inspirieren ließ. Denkt man etwa an die von namhaften Meistern ihres Faches gestalteten Plakate, die Kom- 83 position der Farben, die architektonischen Innovationen oder an Qualität und Ausrichtung des kulturellen Rahmenprogramms, gerät eine seiner großen Visionen, nämlich die "Versöhnung von Sport und Kunst" in den Blick, die er 1972 mit der Gestaltung der Olympischen Spiele von München als eine Art "Gesamtkunstwerk" meisterhaft zum Ausdruck brachte. Daume war ein Ästhet und dabei stets Perfektionist, dem das Beste gerade gut genug erschien, während ihm das Durchschnittliche und Gewöhnliche zuwider war. So ließ sich Daume gerne begeistern, doch seine große Kunst bestand darin, andere mit seiner Begeisterung anstecken und für die von ihm vertretene Sache, mochte sie zunächst auch noch so utopisch erscheinen, gewinnen zu können. Um es ein wenig pathetisch zu formulieren: Willi Daume war ein Beweis für die Machbarkeit der Utopie. Für einen Funktionsträger keineswegs selbstverständlich, war der 1913 im bergischen Hückeswagen geborene Daume auch als ein aktiver, durchaus vielseitig talentierter Sportler in Erscheinung getreten. Als Sechsjähriger im Turnverein Eintracht Dortmund angemeldet, erwarb er sich erste Meriten als Leichtathlet - im Hochsprung standen immerhin 1,83 Meter zu Buche sowie als Handballer, genauer als Torhüter verschiedener Auswahlmannschaften. Dass er 1936 sogar zu olympischen Ehren kam, war insofern kurios, als er nicht in seiner Sportart nominiert wurde, sondern als Mitglied der deutschen Basketball-Auswahl firmierte, für die kurzfristig, fast händeringend brauchbare Spieler gesucht worden waren. Zum Einsatz kam Daume - im Basketball-Sinne wahrlich kein Großer allerdings nicht. Bei Kriegsende nicht einmal 32 Jahre alt, zudem als politisch "unbelastet" eingestuft, schien er kraft seiner Persönlichkeit dazu prädestiniert, am Neuaufbau des Sports im besetzten und geteilten Deutschland maßgeblich mitzuwirken, zumal er als Jungunternehmer - nach dem Tod des Vaters hatte er die familieneigene Eisengießerei übernommen - finanziell unabhängig war. Nachdem man ihm zunächst die Führung des Deutschen Handball-Bundes überantwortet hatte, wurde er im Dezember 1950, für manche überraschend, der Gründungspräsident des Deutschen Sportbundes (DSB). Als man ihn 1961 auch an die Spitze des NOKs wählte, vereinigte er für neun Jahre die beiden wichtigsten 84 Aufgaben in seiner Person. Letzteres hielt er bis 1992 inne, ersteres hatte er 1970 aus arbeitstechnischen Gründen aufgegeben. Wenn man ihn zudem als einen der Initiatoren der Stiftung Deutsche Sporthilfe oder als Präsidenten der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) ausweist, sind nur einige seiner wichtigsten Ämter genannt. In diesem Sinne hat er sich mit den Münchner Spielen gleichsam selbst ein Denkmal gesetzt. Es war wohl sein "Instinkt für günstige Konstellationen und willkommene Gelegenheiten" (Otl Aicher), der ihn Ende Oktober 1965 ins Büro des Stadtoberhauptes Jochen Vogel führte, um seinen verwegenen Gedanken vorzutragen. Kaum einen Monat zuvor hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) bei seiner Session in Madrid dem westdeutschen Sport eine schmerzliche Niederlage bereitet und nach schier uferlosen Querelen dem NOK der DDR die vollgültige Anerkennung verliehen sowie das Recht zur Entsendung einer eigenen Olympiamannschaft eingeräumt. Doch statt in Depression zu verfallen, ergriff Daume die Flucht nach vorn, um das Unmögliche möglich zu machen: Olympische Spiele in der - von der Weltgemeinschaft noch mit vielen Vorbehalten bedachten - Bundesrepublik. Dies mag sein größter Triumph gewesen sein. Natürlich galt es, deutsche Maßarbeit zu liefern, doch in der Intention Daumes sollte diese ganz ungezwungen und leicht daherkommen. Das Spielerische, also, nach Schiller, das genuin Menschliche sollte im Vordergrund stehen. Mit anderen Worten: "Heitere Spiele" sollten es sein. Und eben solche sind es auch gewesen, bis der folgenschwere Terroranschlag auf die israelische Mannschaft die Fratze der Unmenschlichkeit in den Fokus rückte und das Treffen der "Jugend der Welt" urplötzlich, wie aus "heiterem Himmel", in eine "todernste" Angelegenheit verwandelte. "The Games must go on!", verkündete der scheidende IOC-Präsident Brundage, doch es stand auf der Kippe. Die Wunde ging tief, und die Narbe hat das Gesicht der Spiele für immer verändert. Wieder fand Daume eindringliche Worte: Man sei aus dem Paradies vertrieben worden, und nie wieder werde man dorthin zurückkehren können. So groß der Schock auch war, die größte Enttäuschung seines sportpolitischen Wirkens sollte ihm noch bevorstehen. Es war die Entscheidung "seines" NOK, gegen seine ausdrückliche Empfehlung dem Vorbild der USA und einer Forderung der von Helmut Schmidt geführten Bundesregierung zu entsprechen und als Reaktion auf den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan einen Boykott der Olympischen Spiele von Moskau zu beschließen. Für Daume bedeutete die Entscheidung vom 15. Mai 1980 auch einen persönlichen Karriereknick. Jedenfalls hatte seine - vielleicht ohnehin nicht allzu aussichtsreiche - Kandidatur um die Präsidentschaft im IOC alle Chancen eingebüßt. Statt seiner wurde ein Spanier namens Juan Antonio Samaranch gewählt. Ein großer Auftritt auf der internationalen Bühne des olympischen Sports, ein letztes Highlight seiner glanzvollen Laufbahn, war Daume allerdings noch beschieden: Der Olympische Kongress 1981 in Baden-Baden. Hier konnte er sich noch einmal als großer Gestalter in Szene setzen. Mit der Neufassung der Zulassungsregeln, dem endgültigen Abschied vom olympischen Amateurideal, wurde der Weg hin zu "offenen Spielen" geebnet und eine Entwicklung beschleunigt, die nicht wenige als einen "Abschied von der Idee" beklagten und mit Begriffen wie "Gigantismus" und "Kommerz" brandmarkten. Dieses könnte dann, gleichsam als Vermächtnis und Auftrag, in die neue Einrichtung, die Deutsche Olympische Akademie eingebracht werden, die aus gutem Grund den Namen "Willi Daume" tragen soll. Olympische Hymnen in Schwetzingen Auch in Zeiten des Fußballs fand ein olympisches Thema sein Publikum. Schließlich war es ein besonderes Angebot, das an einem spielfreien, dennoch extrem heißen Sonntag Vormittag im Kulturzentrum der Stadt Schwetzingen eine hochkarätige Ablenkung vom Stress der Weltmeisterschaft gewährleistete: Am 2. Juli ließ die Deutsch-Griechische Akademiker-Gesell- Dr. Elisabeth Leckie-Schüssel auch die gemeinhin unbekannten historischen Hintergründe aufgezeigt wurden. Die Olympische Hymne hat seit 1932 einen festen Platz im Zeremoniell der Spiele, und zwar beim Hissen beziehungsweise Einholen der Olympischen Fahne im Rahmen der Eröffnungs- beziehungsweise Schlussfeier. Die erste, "La cantate des Jeux Olympiques", stammt aus der Feder des großen griechischen Komponisten Spyros Samaras und war eine Auftragsarbeit für die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, 1896 in Athen. 1960 erklärte das Internationale Olympische Komitee sie zu seinem offiziellen akustischen Erkennungszeichen. Freilich ist nur wenigen Experten bekannt, dass es in der Zwischenzeit fünf andere Olympische Hymnen gab. Allein das von Richard Strauss geschaffene Werk von 1936 kommt gele- In dieser schattenrissartigen Skizze der Persönlichkeit und des Wirkungsbereichs Willi Daumes spiegelt sich die thematische Breite des in Rede Archivbestandes sowie seine Relevanz für die Beseitigung einer sporthistorischen Leerstelle. Zugleich versteht sich die Motivation des DOI, mit der Erstellung eines Findbuches einen wichtigen Beitrag zur Erschließung des Menschen Willi Daume und seiner Bedeutung für die Entwicklung des Sports in der Nachkriegszeit zu leisten. Unter anderem mit Mitteln des hessischen Wissenschaftsministeriums wird unter der Federführung der DOI-Mitarbeiterin Anna Papadopoulos die umfängliche Korrespondenz Daumes sowie die übrigen Dokumente, in der Hauptsache Redetexte, Entwürfe und Manuskripte, Rundschreiben, Protokolle, Interviews, Zeitungsartikel und anderes mehr, nach allen Regeln archivwissenschaftlicher Gepflogenheiten aufgelistet, charakterisiert und nummeriert und damit dem interessierten Benutzer zugänglich gemacht. Bisher wurden bereits mehr als 46.500 einzelne Dokumente erfasst, über 7.000 relevante Personen in einem Glossar aufgelistet. Zielsetzung ist es, die Erfassung des Materials bis Ende September abzuschließen, um dieses dann, nach einem notwendigen Korrekturgang, komplett in einer Datenbank verfügbar zu machen. Bis Jahresende soll auch ein entsprechendes Findbuch vorgelegt werden. schaft in Verbindung mit dem DOI und der ortsansässigen Volkshochschule in einer wunderbaren Matinee die Olympischen Hymnen zu Gehör bringen. Nun bereits zum dritten Mal - nach der Premiere im Vorfeld der Olympischen Spiele von Athen und einer ersten Wiederholung im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln Ende 2005 - bezauberten die ansonsten weitgehend vergessenen Kleinode der Musik- und olympischen Geschichte die Zuhörer, zumal in der ebenso charmanten wie kompetenten Moderation von gentlich zur Aufführung. Dabei sind auch die anderen Stücke Arbeitsproben großer Komponisten, wobei die Texte ebenfalls berühmte Urheber haben, zum Beispiel Rudyard Kipling, Nobelpreisträger für Literatur und Autor des "Dschungelbuchs". Nach einer Einführung durch Dr. Andreas Höfer, "Olympia ist auch Musik", stellte Leckie-Schlüssel, die 2001, durch das WilliDaume-Stipendium gefördert, mit einer Arbeit über die "Rolle der Musik bei den Olympischen Spiele" an der Deutschen Sporthochschule Köln promovierte, nicht 85 nur die sechs Hymnen, sondern auch die beiden Hauptdarsteller der Veranstaltung vor: Die Sopranistin Rosemarie Kipreou und den Pianisten Demosthenes Stephanidis. Wie gewohnt bürgten die wunderbaren griechischen Künstler für höchsten Hörgenuss. Ihre Darbietung sowie die Resonanz des Publikums bestärkten das DOI in seinem Vorhaben, die speziellen Musikstücke, dann freilich mit Orchester und Chor, in größerem Maßstab aufzuführen und als Tondokument einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Entsprechende Schritte mit Blickrichtung Peking 2008 wurden bereits unternommen. Internationaler Fair Play-Kongress 2007 Wie vor längerem gemeldet, hat die International Fair Play Movement (IFPM) im September vergangenen Jahres die Aus- richtung ihres Jahreskongresses 2007 dem NOK für Deutschland übertragen. Diesen Auftrag hat sich inzwischen der Deutsche Olympische Sportbund zu eigen gemacht und mit der Einberufung einer Arbeitsgruppe weitere Maßnahmen in die Wege geleitet. Da neben der Deutschen Sportjugend sowie anderen Einrichtungen auch das DOI an der Vorbereitung und Durchführung des Kongresses beteiligt ist, wurde sein Wissenschaftlicher Leiter, Dr. Andreas Höfer, in die Arbeitsgruppe aufgenommen. Deren Aufgabe ist es, neben organisatorischen Details auch die inhaltliche Ausrichtung der 86 Veranstaltung in den Blick zu nehmen und entsprechende Vorschläge zu erarbeiten. telbaren Vorfeld der Fußball-WM erschienen ist. Einigkeit bei allen Beteiligten besteht dahingehend, dass sich der Kongress durch eine breit angelegte Thematik sowie ein hochkarätiges Programm auszeichnen soll, um dem wichtigen Thema wieder zu mehr Geltung und Aufmerksamkeit im öffentlichen Diskurs zu verhelfen. Bei diesem, vom DOI gemeinsam mit dem Deutschen Filmmuseum herausgegebenen Band handelt es sich um eine erweiterte Dokumentation des "Frankfurter FußballFilm-Festivals", die im übrigen die gesamte Die diesbezüglichen Vorüberlegungen stießen auf weitgehende Zustimmung des portugiesischen Präsidenten der EFPM, Prof. Dr. Carlos Goncalves, der sich am 25./26. Juli zu einem Arbeitsbesuch in Frankfurt am Main aufhielt. In Gesprächen mit Andreas Höfer, dem EFPMVizepräsidenten Prof. Dr. Manfred Lämmer (Deutsche Sporthochschule Köln), dem zuständigen DOSBAbteilungsleiter Achim Bueble sowie dem Geschäftsführenden Direktor des DOSB, Bernhard Schwank, wurde die Ausrichtung der weiteren Vorbereitung festgelegt sowie entsprechende Arbeitsaufträge verteilt. Ein erstes Konzept soll im Rahmen des diesjährigen EFPM-Kongresses, vom 27. bis 30. September im italienischen Udine, vorgestellt werden. "Doppelpass": Das Buch zu Fußball und Film Nach dem Spiel - ist Zeit zur Reflexion. In diesem Sinne soll an dieser Stelle noch einmal eine Publikation empfohlen werden, die unter dem Titel "Doppelpass" im unmit- Bandbreite des Themenfeldes beleuchtet und insofern sowohl für Freunde des Fußball als auch für Cineasten von Interesse sein dürfte. Das Buch, das neben einigen "Streifzügen durch die Welt des Fußballfilms", unter anderem auch ein Interview mit Sönke Wortmann, dem Regisseur des "Wunders von Bern", einen Beitrag über Fußball in den Kino-Wochenschauen, "Notizen zu Kinoeffekten beim Fernsehfußball", eine Filmographie und Literaturliste enthält, zudem sehr reich bebildert ist, kann übers DOI bestellt und bezogen werden. Der Preis beträgt 19,90 Euro. Deutsches Sport & Olympia Museum Herausgeber: Stiftung Deutsches Sport & Olympia Museum Rheinauhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0 Redaktion: Ansgar Molzberger Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen Internet: www.sportmuseum-koeln.de Jahrgang 26 - Heft 4/2006 MAX SCHMELING Ausstellung im Deutschen Sport & Olympia Museum vom 25. August bis 26. November 2006 "Manchmal komme ich mir wie ein wandelndes Monument vor" - so beginnt Max Schmeling seine im Jahr 1977 erschienenen "Erinnerungen". Zum damaligen Zeitpunkt ist er "gerade einmal" 72 Jahre alt. Dass er dank bemerkenswert guter Konstitution noch einen Lebensweg von mehr als 25 Jahren vor sich hat, kann er 1977 noch nicht wissen. der NS-Diktatur sportlichen - und auch gesellschaftlichen - Ruhm, ehe er dann in der jungen Bundesrepublik Deutschland eine steile Wirtschaftskarriere beginnt und endgültig zu einer deutschen (Sport-)Legende wird. Dem Leben Max Schmelings widmet nun das Deutsche Sport & Olympia Museum, dem der sportliche Nachlass des Boxers durch die Max-Schmeling-Stiftung übereignet wird, Als Schmeling dann am 2. Februar 2005 im Alter von 99 Jahren in seinem Haus in Hollenstedt stirbt, geht eine einmalige Karriere zu Ende. Nahezu Max Schmeling siegt 1936 über Joe Louis hundert Jahre deutscher Geschichdie große Ausstellung "Max Schmeling", die te hat Max Schmeling erlebt. Nach der vom 25. August bis zum 26. November 2006 Kindheit im Kaiserreich erboxt er sich wähin Köln zu sehen ist und in Kooperation mit rend der Weimarer Republik und den Jahren dem Hamburger Helms-Museum präsentiert wird. Gezeigt werden Objekte und Dokumente, die bislang noch nicht museal präsentiert worden sind. Briefe an Schmeling belegen beispielsweise, welch großen Anteil viele Deutsche am Leben "ihres" Max' nahmen: So finden sich im Nachlass Schreiben mit wüsten Schimpfkanonaden und unflätigen Beleidigungen der ihm nicht Wohlgesonnenen - Schmeling bewahrte auch solche Briefe auf sowie Fanbriefe wie der einer Frau Bötticher an Schmelings Trainer Max Machon: Verfasst 1948 im Auftrag ihres noch in russischer Kriegsgefangenschaft sitzenden Mannes, erhält Machon den "streng vertraulichen" Rat, Schmeling den anstehenden Kampf gegen Walter Neusel mit Hilfe eines genau dosierten Mixgetränks aus Cola, Koffein und Kokain zu erleichtern. Machons galante Antwort: "Herzlichen Dank für Ihren Brief […]. Zum gut gemeinten Vorschlag Ihres Mannes kann ich sagen, daß so etwas bei Max nicht notwen- 87 dig ist, weil er eben eine Ausnahme ist." Hier irrte sich Machon: der ungedopte Schmeling verlor seinen drittletzten Kampf am 29. Mai 1948 gegen Walter Neusel nach Punkten. Weiterhin zeigt die Ausstellung attraktive Objekte wie den original goldenen Weltmeisterring von 1930 oder den Gürtel zur Deutschen Meisterschaft im Halbschwergewicht 1927, die Schmeling gegen den Kölner Hein Domgörgen gewann. In Wort und Bild behandelt werden natürlich auch die bekannten sportlichen Eckpunkte der Schmeling'schen Karriere - Beginn der Boxlaufbahn in Köln, Profi-Karriere in Amerika, Schwergewichts-Weltmeister 1930-32 , K.o.-Sieg über Joe Louis 1936 und die vernichtende Niederlage gegen Louis im WM-Kampf 1938 sowie das kurze Nachkriegs-Comeback. Darüber hinaus die wichtigen privaten Stationen wie die Ehe mit Filmschauspielerin Anny Ondra, die Nachkriegskarriere als Geschäftsmann, Schmelings Leidenschaft für die Jagd und das große soziale Engagement, das 1991 in der Gründung der "Max-Schmeling-Stiftung" gipfelte. Ebenfalls dargestellt wird die "Legende" Max Schmeling, unzählige Auszeichnungen und Ehrungen belegen dessen lebenslang andauernde Popularität. Ganz Profi, der das boxerische Ballyhoo von der Pike auf gelernt hatte, verstand es Schmeling stets, sich gut in Szene zu setzen. Als sportlicher Partner der Ausstellung fungiert der S.C. Colonia 06, der als Deutsch- Lars Käker: Boxer XXL, Max Schmeling 88 lands ältester Boxclub mit einem Festakt im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 24. August 2006 im Deutschen Sport & Olympia Museum sein hundertjähriges Jubiläum feiert. Die Darstellung der Clubgeschichte ist in die Ausstellung "Max Schmeling" integriert, war doch Schmeling im Jahr 1924 bis zu seinem Profidebut am 2. August 1924 in Düsseldorf Mitglied im S.C. Colonia 06. Künstlerisch begleitet wird die Ausstellung von Lars Käker, der mit "Boxer XXL" eine fünfteilige Serie großformatiger Boxerportraits - neben Schmeling die Box-Brüder Vitali und Wladimir Klitschko sowie Rüdiger und Torsten May - geschaffen hat und diese Serie während der Dauer der Ausstellung noch um ein Portrait von Boxweltmeister Henry Maske ergänzen wird. Jubiläums- und Eröffnungsgala Der S.C. Colonia 06 Köln legt Wert darauf, jung geblieben zu sein. Trotz seines stattlichen Alters von 100 Jahren. Entsprechend gebührend fiel der Auftritt aus, den die Aktiven des Klubs im Rahmen der Jubiläumsfeier im Deutschen Sport & Olympia Museum erhielten: Zu den Klängen von Vangelis, der einstigen Einmarschmusik des ehemaligen Halbschwergewichts-Weltmeisters Henry Maske, betraten sie einzeln den Festsaal, um anschließend eine Kostprobe ihres Könnens abzuliefern. Gymnastik, Schattenboxen und Sparring umgeben von geschichtsträchtigen Exponaten - schöner lässt sich ein 100jähriger Kreis kaum schließen. Eröffnet wurde der Abend durch die Begrüßung von Professor Walther Tröger, er zeigte sich sehr erfreut über die bevorstehende Aufnahme der Schmeling Objekte in den Bestand des Museums und dankte der MaxSchmeling-Stiftung aus Hamburg, welche durch ihr Vorstandsmitglied Dr. Florian Asche vertreten war, ausdrücklich für das Vertrauen. Paul Forschbach, der Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes, betonte in seiner Ansprache die Bedeutung des Boxsportes in der Jungendarbeit und für die Integration von Jugendlichen verschiedener Kulturen. Anschließend führte Museumsdirektor Dr. Christian Wacker in die Ausstellung ein und lenkte die Aufmerksamkeit der Besucher auf über 100 Jahre Boxgeschichte. Reichlich Boxprominenz befand sich unter den Gästen. Zahlreiche Westdeutsche, Deutsche, Europa- und Weltmeister, unter anderem auch Box-Olympiasieger Torsten May und sein Bruder Rüdiger sowie der ehemalige Profiweltmeister Henry Maske, der erst kürzlich sein für Anfang 2007 geplantes Comeback bekannt gab. "Ich befinde mich zurzeit auch noch in der Phase des Schattenboxens" war sein Kommentar, als er die Präsentation der Nachwuchsboxer sah. Ein Gentlemen eröffneten die Ausstellung: Professor Walther Tröger, Henry Maske weiteres Statement zum bevorstehenden Kampf gab er nicht ab. Maske verband über Jahre eine enge Freundschaft mit Max Schmeling, dieser verdankte er auch seinen Kampfnamen "Gentleman". Flip & Tip Maskottchen ziehen ins Museum ein! Das Deutsche Sport & Olympia Museum hat zwei neue "Mitarbeiter", seit neustem gehö- werden zu ausgewählten Anlässen auch in gedruckter Form herausgegeben. "Flip & Tip" beantworten auf Wunsch auch die Fragen der Besucher des Museums und der Leser der DSOM-Nachrichten, sie sind unter [email protected] zu erreichen. 26. Kölner Brückenlauf startete am Deutschen Sport & Olympia Museum Für die 26. Auflage des Brückenlaufs am 10. September waren 6000 Läufer gemeldet. ren "Flip & Tip" als Maskottchen zum Team. Die zwei pfiffig-sportlichen Figuren sind demnächst immer dabei, wenn sich etwas tut im Museum. Sie werden Sportgeschichte erklären, Streiche spielen, Sportler und Sportereignisse begleiten. Genau dann, wenn es spannend wird, Der "Kölner Brückenlauf" ist um eine Brücke reicher geworden: Durch die Verlegung des Starts und Ziels vor das Deutsche Sport & Olympia Museum war nun auch die Drehbrücke am Schokoladenmuseum im Kölner Rheinauhafen hinzugekommen. Bislang wurde der Lauf in der Innenstadt an der Oper gestartet. "Wir haben mit dem Deutschen Sport & Olympia Museum einen Partner gefunden, der 100%ig zu uns passt und mit dem wir auch in den nächsten Jahren zusammenarbeiten wollen", so ASV-Geschäftsführer Andreas Plath. Im DSOM fand auch die Startnummernausgabe am Tag vor dem Lauf statt und die große Fläche vor dem Museum war bestens für das Begleitprogramm und die Anfeuerungen beim Schlußsprint der Läufer durch das Publikum geeignet. Durch die Verlegung von Start und Ziel veränderte sich die Länge der Laufstrecke. Betrug sie in den Vorjahren noch 16,1 Kilometer, so waren die Läuferinnen und Läufer diesmal schon nach 15,2 Kilometern am Ziel. Die Route ging vom Rheinauhafen über die Drehbrücke, dann nach einer Schleife über die Severinsbrücke, die Hohenzollernbrücke und entlang der Rheinuferpromenade zur Mülheimer Brücke. Wieder auf der Rheinuferpromenade angekommen, liefen die Teilnehmer zur Deutzer Brücke und schließlich zum Ziel am Deutschen Sport & Olympia Museum. Zeitgleich mit diesem Lauf wurde ein Kinderund Jugendlauf gestartet, der maximal 1000 Teilnehmern zwischen zehn und 18 Jahren vorbehalten war und über 5,4 Kilometer ging. Das Besondere an diesem Lauf: Vom Startgeld in Höhe von acht Euro wurde die Hälfte an die Kinderkardiologie der Uni-Klinik gespendet. Weitere Informationen und eine Rückblick auf den Lauf sind unter: www.asv-koeln.de zu finden. Von Fallrückziehern und Purzelbäume: Klaus Fischer, Horst Köppel und Walter Eschweiler zu Gast bei TORWORT Am 1. Bundesliga-Spieltag ging im Deutschen Sport & Olympia Museum die 15. werden sie auftauchen und insbesondere die jüngeren Besucher ansprechen. Ihre Geschichten sind zukünftig auf der Homepage des Museums zu finden und Machen sich für den Brückenlauf stark:.v.l.n.r: Oliver Becker und Franz-Xaver Corneth (Hafen- und Güterverkehr Köln), Christian Heinrich (DKV), Andreas Plath (ASV Köln), Maria Mrachacz (Museumsdirektorin Schokoladenmuseum), Klau H. Schopen (Deutsches Sport & Olympia Museum) und Michael Trabler (ASV Köln Veranstaltungsmanager). Von Purzelbäumen … Walter Eschweiler 1982 bei der Fußball-WM in Spanien 89 mehr stand auf dem Sportparcours zur Auswahl. Im Rheinauhafen gegenüber dem Deutschen Sport & Olympia Museum hatte das Ausstellungsschiff des „MS Wissenschaft“ angelegt und informierte in einer Ausstellung, welchen Stellenwert Informatik mittlerweile im Sport einnimmt. Hier konnte man erfahren, dass ein Chip in einem Speer dem Athleten genau verrät, ob der Abwurfwinkel optimal war und genügend Kraft im Wurf steckte. Die Daten werden direkt auf das Notebook des Von Fallrückziehern… Klaus Fischer 2005 bei einem Benefizspiel in Hamburg Gnadenlos: der Mikrochip im Speer gibt dem Athleten Aufschluss TORWORT-Lesung an den Start. Dieses Mal im Kader: Der Urheber des WM-Purzelbaums Walter Eschweiler, der Meister des gepflegten Fallrückziehers Klaus Fischer sowie Bundesliga-Trainer Horst Köppel. Launigen Enthüllungen aus grandiosen Karrieren stand nichts im Wege. Komplettiert wurde die Aufstellung durch die grandiosen Fanzine-Autoren Melanie Kaltenbach ("In der Pratsch"), Henrik Grotjahn ("Fußballperspektiven") sowie WDR 2 - Fußballreporter Burkhard Hupe. Sportlers übermittelt, der damit sein Training optimieren kann. Das Ausstellungsschiff lag vom 11. bis 15. Juli vor dem Museum im Rheinauhafen und setzte anschließend seine Tour durch weitere 18 Städte Deutschlands fort. "Als Kind habe ich den typischen FischerFallrückzieher täglich auf der heimischen Couch trainiert - nun sitzt Klaus Fischer auf dem TORWORT-Podium neben mir. Das ist wahrlich großer Sport!" so Sascha Theisen, Erfinder der Kölner Lesereihe. MS Wissenschaft und Festival des Sports vor dem Museum In vielen Städten Deutschlands findet jedes Jahr das "Festival des Sports" statt. Diesmal wurde auch am Deutschen Sport & Olympia Museum die bunte Vielfalt des Sports präsentiert. Auf dem Gelände vor dem 90 Museum konnten am 14. Juli 2006 die Besucher über 40 Sportarten kostenlos ausprobieren. Da bot sich Gelegenheit, sich im Bogenschießen zu erproben oder im Skate-Contest mitzumachen. Am Stand des Fecht-Clubs Leverkusen konnten sich Mutige mit der Olympiamedaillengewinnerin Britta Heidemann messen. Die Fechterin, die mit der deutschen Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 Silber geholt hatte, ging ohne Berührungsangst mit vielen Kindern und Erwachsenen in die Runden. An einem anderen Stand konnten Besucher in einem Rollstuhl einen Parcours mit Hindernissen befahren. Marvin (9) aus Hessen wurde "Rollstuhlfahrer der Spitzenklasse". "Sehr schwer war es eigentlich nicht.", meinte er, "aber jetzt weiß ich ein bisschen, wie es für einen Rollstuhlfahrer ist." Ziel des Festivals des Sports, das in Kooperation mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und dem Stadtsportbund Köln durchgeführt wurde, ist es Erwachsene, Kinder und Jugendliche spielerisch an Sport und Bewegung heranzuführen. Sportvereine aus Köln und Umgebung boten hierzu auf dem Museumsgelände Gelegenheit. Judo, Inline, Basketball, Viererbungee und vieles Aktiv beim Festival des Sports: Fechter und Judokas