Wirkungsorientierung
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Wirkungsorientierung
KVJS Wirkungsorientierung Info Was ist „Wirkungsorientierung“ und was bringt sie? Seite 3 Wirkungsorientierung in der Praxis der sozialen Arbeit Seite 4 Wirkungsorientierung als Thema bei KVJS-Fachtagungen und Projekten Seite 5 Hinweise zu weiteren Infos Seite 6 1/09 Wirkungsorientierung-Info September 2009 Herausgeber: Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg Verantwortlich: Irmgard Fischer-Orthwein Lindenspürstraße 39 70176 Stuttgart Kontakt: Telefon 0711 6375-445 www.kvjs.de KVJSWirk-Info 1/2009 Wirkungsorientierung in der Praxis der sozialen Arbeit Wirkungsorientierung wird in den sozialen Arbeitsfeldern der Jugendhilfe, Sozialhilfe und Integration zunehmend diskutiert, und betrifft die Arbeit der öffentlichen und freien Träger. Hintergrund der aktuellen Debatte ist das Anliegen, die Ressourcen möglichst wirkungsvoll und zielgerichtet einzusetzen. Bei der Ausgestaltung der sozialen Arbeit hat die angestrebte Wirkung schon immer eine Bedeutung. Neu ist, dass die Wirkung präziser ermittelt und konkret nachgewiesen werden soll. Dialog mit den örtlichen Partnern auf, bündelt die aktuellen Ergebnisse der Fachdiskussion und aus Projekten, und stellt sie der Praxis bei Fachtagungen, Jahrestagungen und Fortbildungen zur Verfügung. Diese Handreichung bietet einen Überblick über das wichtige Thema Wirkungsorientierung, den praktischen Nutzen sowie aktuelle Praxisbeispiele. Der KVJS greift das Thema Wirkungsorientierung verstärkt in allen Dezernaten und im Was ist „Wirkungsorientierung“ und was bringt sie? Die Frage nach der Wirkung ist die Frage nach dem unmittelbaren, kausalen Zusammenhang von Ursache und Wirkung, den Wirkfaktoren und möglichen Nebenwirkungen. So können zum Beispiel für die Integration eines Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt sowohl die eingeleitete Maßnahme, als auch sich verändernde gesellschaftliche Bedingungen oder Veränderungen im persönlichen Umfeld ausschlaggebend sein. Für die Wirkungsorientierung der sozialen Arbeit stehen deshalb folgende Fragen im Mittelpunkt: • Wie können die Ergebnisse von Maßnahmen im jeweiligen Fall konkret überprüft und nachgewiesen werden? • Welche Wirkungen und Nebenwirkungen kann man grundsätzlich von einer Maßnahme erwarten? • Was sind die entscheidenden Wirkfaktoren? Wissen was wirkt – das ist ein zentrales Anliegen für alle Beteiligte! Eltern, Kinder, Jugendliche und Erwachsene wollen über die Ziele und die beabsichtige Wirkung einer Maßnahme mit entscheiden, und wollen über eventuelle Nebenwirkungen informiert werden. Jede Fachkraft hat das Interesse, möglichst wirkungsvoll zu arbeiten. Leistungsträger wollen ihr Geld möglichst wirkungsvoll einsetzen. Leistungserbringer und Fachpolitiker benötigen konkrete Hinweise über die Wirkfaktoren, um die Angebote fachlich und effizient weiter zu entwickeln, und die Zukunftsfähigkeit der Leistungen zu sichern. Durch Wirkungsorientierung erhält man eine direktere und genauere Rückmeldung über die erzielten Ergebnisse und eine engere Verzahnung mit der fachlichen Weiterentwicklung. Wirkungsorientierung schafft mehr Klarheit und Transparenz. 3 1/2009 KVJSWirk-Info Wirkung ist Koproduktion und Ergebnis einer Wirkungskette Im sozialen Bereich ist die Wirkung einer Maßnahme meist umso effektiver, je stärker es gelingt, Betroffene aktiv zu beteiligen und somit zu Mitwirkenden zu machen. Außerdem sind meistens weitere Akteure an der Maßnahme für eine Person beteiligt, zum Beispiel im Wohnbereich, in Schule oder Arbeitswelt, die auf die „Koproduktion“ des Betroffenen und den anderen Beteiligten angewiesen sind. Ob die erzielte Wirkung durch die Maßnahme erreicht wurde, kann nur gemeinsam mit allen Beteiligten festgestellt werden. Oft ist nicht nur ein Wirkfaktor maßgeblich. Diagnose, Hilfeplanung, Fallmanagement und Umsetzung der Maßnahme bilden zusammen eine komplexe Wirkungskette. Wirkungsorientierung in der Praxis der sozialen Arbeit 4 Auf örtlicher Ebene gehört die Frage nach der Wirksamkeit zum Alltagsgeschäft der sozialen Arbeit. Im Rahmen von Hilfeplangesprächen wird gemeinsam Bilanz gezogen und über die Fortführung oder mögliche Beendigung von Maßnahmen entschieden, Fachkräfte dokumentieren die Entwicklungsfortschritte. Jahres- und Projektberichte geben Rechenschaft über die Ergebnisse von Hilfen. Bei der Fortschreibung von Hilfeplänen werden zwar die erreichten Ziele festgestellt und bewertet. Dies ist jedoch nicht mit wissenschaftlichen Wirksamkeitsstudien gleichzusetzen. Die Praxis der sozialen Arbeit hat ein originäres Interesse an der fachlichen Selbstvergewisserung. Angesichts knapper Kassen wird diese Erwartung zunehmend auch von außen gestellt. Wirkungsorientierung umfasst das systematische Messen, wie weit die im individuellen Hilfeplan vereinbarten Ziele erreicht wurden, wie gut die Maßnahmen wirken, und welche Wirkfaktoren und Hemmfaktoren von zentraler Bedeutung sind. Außerdem können Maßnahmen verglichen und ihre Auswirkungen gezielt verfolgt werden, zum Beispiel wie sich das Fallmanagement auf die Angebotslandschaft auswirkt und wie die Ambulantisierung, Deinstitutionalisierung und Inklusion vorankommt und sich die Selbständigkeit und Selbstverantwortung der betroffenen Menschen und ihrer Familien erhöht. Bei Leistungs-, Qualitäts- und Entgeltvereinbarungen ist die Wirkungsorientierung ein wichtiger Faktor. Denn sie umfassen nicht nur die Struktur- und Prozessqualität, sondern auch die Ergebnisqualität sowie die Vereinbarung von Grundsätzen und Maßstäben für die Bewertung der Qualität, damit die Leistungsangebote wirkungsorientiert gestaltet und gesteuert werden können. Aspekte der Wirkungsorientierung spielen auch bei der Umstellung des kommunalen Haushalts- und Rechnungswesens eine Rolle. Durch eine ressourcenorientierte Outputsteuerung mit Vorgabe von Zielen ergeben sich neue Ansätze und Ausrichtungen. Hierdurch wird das Berichtswesen wichtiger. Es soll die Entscheidungsträger bei der Überwachung der Zielerreichungsgrade unterstützen und ist ein wichtiges Instrument bei der Übertragung von Verantwortung auf dezentrale Organisationseinheiten. Letztlich soll das zielorientierte Berichtswesen Maßnahmen anregen, um die Wirtschaftlichkeit und Effektivität zu verbessern. Bei der Entwicklung von aussagekräftigen Kennzahlen stehen im Produkthaushalt die Leistungsziele im Vordergrund. Wirkungsziele werden dann aufgenommen, wenn sie auch tatsächlich messbar sind. KVJSWirk-Info 1/2009 Der KVJS stellt die aktuellen Entwicklungen zur Wirkungsorientierung 2009 in den Mittelpunkt von Fachtagungen Die Wirkungsorientierung ist 2009 ein Schwerpunktthema bei verschiedenen Fachtagungen: • Die Jugendamtsleiter/innen befassten sich vom 2. bis 3. Februar 2009 bei der KVJS-Jahrestagung mit dem Wirkungsverständnis in der Jugendhilfe und Effekte für die Hilfeplanung. http://www.kvjs.de/979.0.html • Bei der Jahrestagung der Sozialdezernent/innen vom 09.03. bis 10.03.2009 bot Prof. Dr. Merchel einen fundierten Überblick zum aktuellen Stand von „Wirkungsnachweis und wirkungsorientierte Steuerung in der Sozialen Arbeit: Anforderungen, Umsetzungsprobleme und Nebenwirkungen“ http://www.kvjs.de/fileadmin/user_upload/ fachspezifisch/tagung_sozialdezernenten/ beitrag-merchel.pdf • Bei der Fachtagung am 6. Juli 2009 stellte der KVJS die aktuellen Ergebnisse des Bundesmodellprojekts WOJ „Wirkungsorientierte Qualifizierung der Hilfen zur Erziehung“ vor. Den Tagungsteilnehmer/ innen wurden interessante Forschungshinweise über die Wirkfaktoren sowie einige überzeugende praktische Ergebnisse der Projektstandorte im Landkreis Böblingen und Vogelsbergkreis präsentiert. http://www.kvjs.de/902.0.html • Bei der Fachtagung „Anstöße zum Fallmanagement in der Eingliederungshilfe“ am 13.10.2009 wird u.a. die Übertragbarkeit der Erfahrungen aus dem Bundesmodellprojekt WOJ auf die Eingliederungshilfe diskutiert unter der Fragestellung „Wirkungsorientierung – eine neue Qualität im Fallmanagement?!“ http://www.kvjs.de/fileadmin/user_upload/ fachspezifisch/newsletter_sozialhilfe/ 2009/anmeldung-13102009.pdf • Die Werkstattberichte aus dem KVJSModellprojekt „Praxiserprobte Verfahren zur Erfassung der Wirkungen von Kooperationsformen der Jugendhilfe (WiKo)“ werden bei einem Fachtag am 23.11.2009 vorgestellt. http://www.kvjs.de/902.0.htm 5 1/2009 KVJSWirk-Info Der KVJS ist mit eigenen Modellvorhaben und Projekten am Ball In Projekten des KVJS werden Ansätze und Instrumente der Wirkungsorientierung entwickelt und erprobt. In der Jugendhilfe werden im Projekt „WiKo“ praxistaugliche Verfahren zur Erfassung der Wirkungen von Kooperationsformen in den Arbeitsfeldern „Kinderschutz“ und „Jugendhilfe und Schule“ entwickelt. http://www.kvjs.de/902.0.html Im Fallmanagement in der Eingliederungshilfe werden Aspekte der Wirkungsorientierung und Qualitätssicherung im Gesamtplan nach Vorschlägen des KVJS einbezogen und die Kreise bei der Umsetzung durch Beratung und Schulungen unterstützt. 6 Im Rahmen von Erprobungsprojekten entwickelt der KVJS zusammen mit Stadt- und Landkreisen neue Bausteine in der Eingliederungshilfe und erprobt sie modellhaft in der Praxis. Durch eine wissenschaftliche Begleitung und Evaluation soll belegt werden, ob und gegebenenfalls welche Wirkfaktoren zu einer verbesserten Teilhabe der Menschen mit Behinderung führen und ob eine individualisierte Hilfe auch wirtschaftlicher erbracht werden kann. Dabei müssen auch negativen Wirkfaktoren in Form von Ängsten, Unwissenheit und Vorurteilen bei den Menschen ohne Behinderung berücksichtigt werden. „Aktion 1000 Plus“ baut auf der erfolgreichen „Aktion 1000“ auf und wird ab Sommer 2009 – nach Abstimmung auf Landesebene – vom KVJS-Integrationsamt gestartet. Ziel ist die Verknüpfung, Weiterentwicklung und Evaluation der Projekte • Berufsvorbereitenden Einrichtungen (BVE) • Kooperative berufliche Bildung und Vorbereitung (KoBV) • Unterstützte Beschäftigung/innerbetriebliche Qualifizierung (InbeQ) um dadurch eine noch bessere Wirksamkeit und Nachhaltigkeit bei der Vermittlung wesentlich behinderter Menschen beim Übergang von Sonderschulen und WfbM auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu erzielen. Hinweise zu weiteren Infos • Einen Überblick über internationale Ansätze zur Wirkungsmessung in der sozialpädagogischen Arbeitet bietet die von der AGJ in Auftrag gegebene Expertise: Hans-Uwe Otto, „Zum aktuellen Diskurs um Ergebnisse und Wirkungen im Feld der Sozialpädagogik und Sozialarbeit – Literaturvergleich nationaler und internationaler Diskussion“, 2007 KVJSWirk-Info 1/2009 Wirkungsorientierung in der Jugendhilfe • Die interessanten Projektergebnisse des Bundesmodellprogramms „Wirkungsorientierte Jugendhilfe WOJ“ sind ausführlich dokumentiert. Die Auswertungen der wissenschaftlichen Begleitung und die praktischen Beispiele zeigen eindrucksvoll die Möglichkeiten und Grenzen, wie der pädagogische Auftrag und die Finanzierungsstruktur der Hilfen zur Erziehung besser als bisher miteinander in Einklang gebracht und die Leistungserbringung noch stärker auf die beabsichtigte Wirkung ausgerichtet werden kann. http://www.wirkungsorientiertejugendhilfe.de/ • „Wirkungen von Erziehung messen WIMES“ des Instituts für Qualitätsentwicklung sozialer Dienstleistungen bietet eine gesamtsummarische Übersicht über die Wirkungen der Hilfearten und den Vergleich der teilnehmenden Einrichtungen. http://www.els-institut.de/aktivitaeten_ liste.php?gruppe=20 • „Wirkungsorientierte Steuerung WOS“ des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe Mainz ist ein dialogisches Verfahren zur wirkungsorientierten Steuerung der Hilfen zur Erziehung. http://www.ikj-mainz.de/ • „Die Evaluation der Jugendhilfe EVAS“ des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe ist ein Instrument zur Diagnostik und Evaluation erzieherischer Hilfen. Es unterstützt die wirkungsorientierte Dokumentation der pädagogischen Arbeit. http://www.ikj-mainz.de/ • Pädagogische Zielerreichung „PädZi“ wurde von der Uni Ulm/Prof. Dr. Fegert zusammen mit dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland e. V. entwickelt zur wirkungsorientierten Steuerung der pädagogischen Prozesse und der individuellen Zielerreichung. Es erfasst anschaulich und altersgerecht auch die Sichtweise und Einschätzung der Betroffenen zur Wirkung. http://www.cjd.de/public/unsere_ angebote/kinder_und_jugendhilfe/paedzi/ index.php 7 • „Qualität und Wirkung der kommunalen Jugendarbeit in Baden-Württemberg QuE-Manual“ wurde als Modellprojekt des KVJS Baden-Württemberg gefördert. Neun Landkreise befassten sich gemeinsam mit der Qualität, der Wirkung und der Evaluation der Jugendarbeit. http://www.kvjs.de/172.0.html • Zwei große Praxisforschungsprojekte befassten sich bereits in den 1990er Jahren mit den Leistungen und Grenzen von Heimerziehung (JULE) und den Effekten (Jugendhilfe-Effekte-Studie JES). 1/2009 KVJSWirk-Info Wirkungsorientierung in der Eingliederungshilfe • „Behindertenhilfe-Effekte-Studie BEST“ des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe Mainz ist ein Verfahren zur Qualitätsentwicklung, Zielformulierung und Prozessdokumentation. http://www.ikj-mainz.de/ Rheinland-Pfälzischen Sozialministeriums. Die Software unterstützt die Dokumentation des Fallmanagements mit Anamnese, Ziel- und Hilfeplanung und ermöglicht ein Benchmarking. http://www.hfp.de • EWAS – Elektronische Wirkungsanalyse in der Sozialhilfe – ist ein Pilotprojekt des Wirkungsorientierung im Bereich Integration 8 • Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat in seiner Verbleibstudie „Projekt Integration 8 Jahre danach“ die Nachhaltigkeit der Vermittlung von Menschen mit Lernschwierigkeiten beziehungsweise geistiger Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt durch die Integrationsfachdienste (IFD) untersucht. Die Studie gibt Hinweise zu den Voraussetzungen für den Verbleib in Arbeit, und wie die Sozialpolitik die Nachhaltigkeit fördern kann. http://www.lwl.org/abt61-download/PDF/ broschueren/Verbleibstudie_Endbericht. pdf • Stefan Doose „Unterstützte Beschäftigung: Berufliche Integration auf lange Sicht“ fasst die Ergebnisse einer bundesweiten Verbleibs- und Verlaufsstudie 2007 zur nachhaltigen Vermittlung von geistig bzw. mehrfach behinderten Menschen aus WfbM zusammen, die mit Unterstützung von Integrationsfachdiensten ein Arbeitsverhältnis auf den allgemeinen Arbeitsmarkt erreichen konnten. Die Studie gibt konkrete Hinweise zu den Faktoren, die eine nachhaltige Integration entscheidend beeinflussen. http://www.inklusion-online.net/index.php/ inklusion/article/view/5/5