sathya sai baba - beim Rosenkreis

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sathya sai baba - beim Rosenkreis
SATHYA SAI BABA
Mein geliebter Sathya Saayine
Annrose
ISBN 3-9522528-5-9
Copyright © 2001 by Rosenkreis-Verlag, Reinertstr. 6, 4515 Oberdorf, Schweiz.
Alle Rechte vorbehalten. Website: http://www.rosenkreis.ch.
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MEIN WEG ZU SATHYA SAAYINE
"Sathya Saayine ist dein Führer", sagte er mir eines Morgens in der
Meditation.
Sathya Saayine ist der Name, den ich ihm vor langer Zeit gab, nachdem ich erkannt hatte, dass er die Instanz ist, die im September
1976 in Liebe ganz und gar von mir Besitz genommen hat. In der
Rückschau erkannte ich auch, dass immer er es war, der mir in irgendeiner Form, die mir in dieser Zeit besonders wichtig war, den
Weg gewiesen, Antwort gegeben, mich geheilt und getröstet hat.
Von diesem gemeinsamen Weg erzähle ich nun. Es ist eine Liebesgeschichte zwischen Mensch und Gott.
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MEINE JUGENDZEIT
Mein Elternhaus steht im Gürbetal, mitten in landwirtschaftlichem
Land. Da meine Mutter eine Bauerntochter war, entstand durch sie
eine enge Verbundenheit zu den Bauern und ihren Arbeiten auf
dem Feld. Sie konnte nicht anders, als zu Hilfe zu eilen, wann immer es nötig war. Wir hatten eine eigene Quelle mit wunderbarem
Wasser, und am Brunnen trafen sich alle.
So hatte ich schon früh eine tiefe Beziehung zur Natur und vor allem
zum Wasser. Einesteils zu der Gürbe, die nicht weit von unserem
Haus vorüberfliesst, und dann zum Kanal, der sich zwischen beiden
befand. Heute ist dieser zugedeckt, und die Primeln, Dotterblumen,
all die kleineren Blumen, das Moos, in dem sie blühten, und der eigentümliche Duft sind verschwunden. Die Gürbe vereinigt sich
nicht weit von unserem Haus mit dem kalten Wasser des Fallbachs.
Oberhalb davon ist die "Ausschütte" der Gürbe. Das ist eine weite
Fläche, in der sich die Steine, das Geröll, manchmal weggeschwemmte Bäume und Gestrüpp ablagern können. Die Gürbe
entspringt im Gantristgebiet, fliesst immer bergab bis zu dieser
Möglichkeit der Reinigung und Säuberung, bevor sie ihren Weg
durchs Gürbetal nimmt. Dadurch, dass das Wasser der Gürbe über
dieses Steingebiet fliesst, erwärmt es sich im Sommer auch, so
dass man in der Gürbe ein warmes Bad nehmen und sich im kalten
Fallbach abkühlen kann. Trotz der hohen Dämme und der künstlichen Überfälle zur Bremsung des Wassers bescherte uns die Gürbe nach einem Unwetter einmal eine grosse Überschwemmung.
Das Land im Breitmoos, unserem Wohnort, war unter Wasser. Die
ganze Schweiz hat damals daran Anteil genommen und die Bauern
bekamen von überall her neue Pflanzen, Samen, Kartoffeln und andere Hilfe.
Zu jener Zeit wurde ein Teil des Fallbachs, vor dem Zusammenfluss
mit der Gürbe, zum Betrieb eines Sägewerks benutzt. Eine der
Töchter des Besitzers war vom Kindergarten bis zur vierten Klasse
meine Freundin. Wir waren unzertrennlich und dieses ganze herrliche Wasser- und Steingebiet mit Wasserrädern, Durchflussröhren, Überfällen, Pflanzen und Tieren war unser Paradies. Im Frühling nisteten unter den Wasserfällen kleine Vögel, die von uns jedesmal von Anfang an begutachtet wurden. Es war für uns
erstaunlich, dass die Vögel durch das tosende Wasser des Was5
serfalls stiessen, um zu nisten und zu füttern. Der Raum unter den
Wasserfällen war auch eines unserer vielen Geheimnisse und unserer Verstecke, wenn wir nicht gerufen werden wollten. Das Sägewerk steht auf einem Gebiet, das zu einer anderen Gemeinde gehört. So kam es, dass nach dem Übertritt in die höheren Klassen
dieses Mädchen eine ganz andere Schule besuchen musste.
Das war meine erste schmerzliche Trennung. Und sie war so tief,
dass sich der Lehrer mit den Eltern beraten musste. Ich hatte jegliches Interesse an der Natur, der Schule und an anderen Menschen verloren. Dieser Lehrer lud mich in der Folge einmal zu sich
nach Hause ein. So lernte ich seine Familie kennen. Da war seine
Frau, ganz anders als alle übrigen, die ich kannte. Sie war Luxemburgerin, ehemalige Bewegungstherapeutin für verunfallte Kinder.
Ihre Haare waren kurz geschnitten und wenn sie im Haushalt arbeitete, schützte sie ihre Kleider mit einer kleinen Schürze, die
meistens schräg um die Hüfte geschlungen war. Nichts an ihr war
alltäglich. Um sie war Fröhlichkeit, Bewegung, Temperament. Als
junge Frau machte es ihr Spass, verrückte Dinge zu tun, wie zum
Beispiel von der Laube im ersten Stock auf die Terrasse darunter
zu springen.
Drei Kinder tummelten sich im Haus, und mit einem Blick sah ich,
dass da bald ein viertes kommen würde. Als ich gefragt wurde, ob
ich nicht Lust hätte, der Frau nach der Schule ein wenig zu helfen,
brauchte ich mir das gar nicht erst zu überlegen. Mit Freude sagte
ich zu.
So kam es, dass ich von da an zwei Elternpaare hatte, meine leiblichen, die mir die Naturverbundenheit und die unverwüstliche Gesundheit schenkten, und die erwählten, die mir den Zugang zu Musik, Malerei, Literatur, Kinderpflege und vielem mehr vermittelten.
Der Lehrer hatte als junger Mann erst Gärtner gelernt und sich so
das Studium für das Seminar verdient. Damals war es noch üblich,
dass die Lehrer einen Teil ihres Gehalts als Land, das sie benutzen
konnten, erhielten. Die anderen Lehrer waren nicht an diesem interessiert und überliessen gerne ihren Anteil dem "Gärtner". Bald
hatte ich auch da mitzuhelfen und lernte so mit Pflanzen umzugehen, was in meinem Leben immer noch einen hohen Stellenwert
hat. Wir waren die Ersten in der Gemeinde, die Spargeln züchteten,
Dahlien vermehrten, Rosen veredelten, Buschbohnen importierten,
neue Gemüse ausprobierten und anderes mehr. Das gefiel mir aus6
serordentlich und ich realisierte überhaupt nicht, wie schwer ich eigentlich arbeitete und dass ich damals, als ich "Ja" gesagt hatte,
meine Kindheit bewusst beendete und Verantwortung übernahm.
Als ich aus der Schule austrat, war Krieg. Meine beruflichen Pläne,
in Genf Säuglingsschwester zu lernen, weil die Absolventinnen an
reiche Familien im Ausland vermittelt wurden, was mich besonders
faszinierte, scheiterten am harten Nein meines Vaters. Er, der mich
bis dahin nie behindert hatte, mich in allen Entscheidungen absolut
frei liess, erklärte, nach Genf würde er mich nie und nimmer gehen
lassen, das sei in der Kriegssituation schon fast Ausland, und Genf
würde als Erstes fallengelassen und, überhaupt könne ich diesen
Beruf ja auch in Bern lernen. Das Problem war nur, in Bern wurden
die Schwestern braun eingekleidet, und ich konnte und wollte nicht
ein Leben lang in Braun herumlaufen; das ist eine Farbe, die ich
auch heute noch nicht ausstehen kann.
Ich ging in Opposition und absolvierte zuerst ein Haushaltungslehrjahr in Thun, um von zu Hause wegzukommen.
Und dann, nach diesem Jahr, konnte mich mein Vater nicht mehr
halten. Ich fand eine Stelle als Zimmermädchen in einem vornehmen Haus in Lausanne, und Genf war nun in Reichweite gekommen.
Als ich jedoch meine Ferien zu Hause verbrachte und meine zweiten Eltern besuchte, nahm mich die Frau in die Zange. Sie forderte
mich auf, die Pläne mit Genf aufzugeben und statt dessen Handarbeitslehrerin zu werden. Was mein Vater nicht bewirken konnte,
das gelang ihr schliesslich, weil sie mich davon überzeugen konnte,
dass die Arbeit mit grösseren Kindern und Erwachsenen viel interessanter sei.
Ich ging vorerst noch einmal für ein Jahr nach Lausanne zurück,
weil ich für den Eintritt ins Seminar noch nicht alt genug war.
In Lausanne traf ich mich regelmässig mit den anderen Deutschschweizer Mädchen. Wir verbrachten jeden schönen Sonntag mit
Rudern auf dem See. Als jedoch der Herbst nahte, verlegten die anderen Mädchen ihre Treffen in die Dancings und tanzten auch gerne am Samstagabend. Da begannen für mich neue Schwierigkeiten. Ich und die Köchin, eine ehemalige Schulkollegin, konnten gut
und gerne bis um zehn Uhr abends arbeiten, aber tanzen? Die Madame schrieb meinen Eltern, und wie erwartet, übertrugen diese die
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Verantwortung auf die Arbeitgeber. Sie versprachen jedoch, wenn
ich siebzehn Jahre alt geworden sei, könne ich bis um 21 Uhr tanzen gehen. Wir freuten uns nun auf diese Zeit. Als dann aber mein
Geburtstag nahte, kam von den Eltern eine neue Weisung, in der
sie mir das Tanzen schlicht verboten.
"Wir werden bei der nächsten besten Gelegenheit abhauen und
eine ganze Nacht durchtanzen, und dann werde ich ganz bestimmt
das tun, vor dem sich alle zu fürchten scheinen!" eröffnete ich meiner Kollegin erbost.
Und einmal in einer wundervollen Vollmondnacht schlichen wir uns
nach getaner Arbeit aus dem Haus. Damit uns niemand verraten
konnte, fuhren wir mit dem Tram in ein Nachbardorf, in dem sich ein
Dancing befand.
An einem langen Tisch fanden wir noch ein Plätzchen und warteten
gespannt auf die Musik.
Aber da setzte sich plötzlich ein "Erwachsener" auf den einzigen
freien Platz neben mir. Ich wendete ihm demonstrativ den Rücken
zu. Von Erwachsenen hatte ich die Nase voll. Auf einmal streichelte
eine Hand über meinen Nacken, und eine Stimme sagte: "Wage es
nicht, mit einem anderen Mann zu tanzen, diese Nacht gehört mir."
Voll Entrüstung wendete ich mich in seine Richtung und fauchte ihn
an. Er aber sagte lachend zu den anderen: "Schaut einmal, wie
schön sie ist, wenn sie wütend ist! Und was für einen schönen Nacken sie hat!" Wutschnaubend schaute ich ihm endlich ins Gesicht
- und verstummte augenblicklich. Diese lachenden, gütigen Augen!
Ein Gesicht, das ich kannte, das ich liebte, nach dem ich mich immerzu sehnte. Ich war verwirrt. Es war ja nicht möglich, ich sah ihn
zum ersten Mal in meinem Leben. Aber von da an erlebte ich alles
wie ein Traum. Als er sich einmal von unserem Tisch entfernte, sagte eine Tischnachbarin zu mir: "Wie bin ich froh, dass ihr euch wieder vertragt!" "Was heisst: wieder?", fragte ich, "ich sehe ihn heute
zum ersten Mal." Aber sie glaubte es nicht und berichtete, dass sie
den Mann kenne und sehr überrascht gewesen sei, ihn hier zu sehen. Er sei durch die Türe gekommen, habe sich kurz umgeschaut
und sei dann geradewegs auf mich zugekommen. "Nein! Ich glaube
es nicht", fügte sie noch einmal verwundert hinzu. Ich hatte jedoch
ganz andere Sorgen. Ich wünschte mir so sehr, dass keine Trams
mehr fahren und dass er mich auf dem langen Rückweg begleiten
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würde, dass meine Kollegin auch jemanden fände, der mit ihr zurückginge. Alle Wünsche erfüllten sich auf wundersame Weise.
So wanderten wir nun zusammen den Weg im Mondenschein. Er
hatte den Arm um mich gelegt, unter dem ich mich geborgen fühlte,
und zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich, was Glück bedeutet. Je näher wir jedoch dem Ort, wo ich wohnte, kamen, um so
schwerer wurde mein Herz. Irgendwie fühlte ich, dass da keine gemeinsame Zukunft sein würde, obschon ich ohne zu zögern jetzt mit
ihm gegangen wäre, ohne zu fragen, wohin auch immer. Mitten in
meinen Gedanken blieb er stehen und zwang mich, zu ihm und zu
dem Sternenhimmel über uns aufzuschauen. "Ja", sagte er, "du
hast recht, wir werden uns nicht mehr wiedersehen. Deine Liebe
und deine Jugend sind mir Pflicht. Aber diese Nacht soll wie einer
dieser leuchtenden Sterne über deinem Leben stehen bleiben."
Ja, diese Begegnung ist wie ein leuchtender Stern über mir stehen
geblieben, ein Leben lang.
Aber ich kehrte vorerst in den Alltag zurück und nichts war mehr wie
vorher. Wochenlang, ja monatelang war diese Sehnsucht in mir.
Ein Schmerz, der mich fast verbrannte, aber auch eine Liebe, die
mich total einhüllte und immer wieder tröstete.
Es war der zweite grosse Verlust, weit schmerzlicher und weittragender als jener in der Kindheit.
Diese Art von Liebe aber sollte mich fortan in meinem weiteren Leben noch einige Male berühren. Da war zuerst immer jemand, auf
den ich sie beziehen konnte, der mich später enttäuschte, bis ich
mehr und mehr den Irrtum einsehen konnte. Ich erkannte, dass diese Liebe nicht von dieser Welt, sondern unabhängig von ihr und
dem täglichen Geschehen war.
Nachdem ich die Zeit bis zur Vorbereitung für das Seminar in aller
Stille und Zurückgezogenheit in dieser Familie verbrachte und da
immer mehr Aufgaben übernommen hatte, kehrte ich nach Hause
zurück. Die Vorbereitungsschulen besuchte ich in Bern.
Die Jugendlichen von den Berner Schulen hatten sich organisiert.
Ich wurde mit den Schrecken des Krieges konfrontiert, als ich im
Jahr 1942 Bilder von Häftlingen in Auschwitz und Buchenwald zu
Gesicht bekam. Es war für mich klar, dass ich mit den anderen in
den Untergrund gehen würde, sollte auch die Schweiz in den Krieg
verwickelt werden.
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Ich bin in absoluter religiöser Freiheit aufgewachsen. Als Kind jedoch hatte ich Gott einmal auf seine Existenz hin geprüft. Es war
Winter. Ich schlief im oberen Stock unseres Hauses. Die Türe meines Zimmers führte auf den Estrich hinaus, wo die Stromdrähte in
einem Schaltbrett endeten. Wenn es bitter kalt war, surrten diese
Drähte markdurchdringend, und ich hasste dieses Geräusch aufs
Äusserste. Und dann, nach meinem üblichen Gebet, sprach ich
Gott darauf an. Ich forderte ihn heraus und sagte: "Wenn es dich
wirklich gibt, dann hast du sicher auch die Macht über diese Drähte!
Ich will es jetzt wissen, stell dieses Geräusch bitte ab, und ich will
fortan sicher sein, dass es dich gibt!" Ich betete so lange, bis das
Surren verstummte. Ich wollte jedoch sicher sein und schlich mich
trotz der Kälte auf den Estrich hinaus. Stille! Ich wollte ganz, ganz
sicher sein und ging auf nackten Füssen auch noch hinab und
durch den Schnee hinter das Haus, um die Drähte anzuschauen
und genau hinzuhören. Aber auch nicht ein Laut war zu hören. Eine
enorme Geborgenheit breitete sich in mir aus und eine nie gekannte
Liebe durchströmte mich. Es gab einen Gott, und er hatte die Bitte
eines kleinen Mädchens erhört. Mir konnte von nun an nichts
Schlimmes mehr passieren, er würde mich sicher immer hören und
mir helfen.
Da waren nun aber diese schrecklichen Bilder! Ich haderte mit Gott.
Ich schrie ihn an: "Wenn es dich wirklich gäbe, dann würdest du das
nicht zulassen!" Ich fiel in eine abgrundtiefe Glaubenskrise, die
mich viele Jahre lang belastete.
Hätte ich damals die Lehre über die Zeitlose Weisheit von Alice A.
Bailey und dem Tibeter schon gekannt, wie viel Gram wäre mir erspart geblieben! So aber wusste ich nichts über unsere Wiederverkörperungen und das grosse Gesetz von Ursache und Wirkung.
Hätte ich diese grossen geistigen Gesetze damals schon gekannt,
wie hätte ich Gott die Schuld geben können?
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DIE FAMILIE
Schon während meiner Ausbildungszeit lernte ich meinen zukünftigen Mann kennen und 1949 heirateten wir. Uns wurden zwei Söhne geschenkt, die durch all die Zeit und nach dem Tod meines Mannes den Weg mit mir gegangen sind. Beide haben gute Frauen geheiratet und Kinder wachsen heran. Wir lassen uns gegenseitig alle
Freiheit und wissen doch, dass wir aufeinander zählen können.
Im Jahr 1959 bauten wir unser Haus in Oberdorf, in dem wir seither
wohnen.
Nun war mir ein Stück Land anvertraut, das ich mit meinem Wissen
aus der Jugend bepflanzen konnte. Ich fühlte in mir den tiefen
Wunsch, aus diesem Flecklein Erde das Schönste zu machen, um
Gott zu ehren, der es mir gab. Die Lehren, die man mir in den Träumen übermittelt, haben oft mit Bäumen, Pflanzen und Blumen zu
tun. Mit Frühling und Herbst. Das Pflanzenreich ist mir am nächsten. Ich bewundere die schönsten Erzeugnisse, die Blumen, die
Jahr für Jahr die gleiche Schönheit entfalten, den gleichen Duft verströmen, ohne nach irgendetwas zu fragen. Und ich habe eine tiefe
Beziehung zu den Verantwortlichen des Pflanzenreichs, obschon
ich die Wesen nicht sehen kann. An einem Treffen mit Menschen,
die von diesen Dingen mehr verstehen, sprach mich eine Frau mit
den Worten an: "Oh, du hast einen schönen Garten! Viele Fliederbüsche stehen da. Weisst du, dass der Fliederelf dich so sehr liebt,
dass er dir oft sogar bis ins Haus nachläuft? Ist dir nicht aufgefallen,
dass in der Zeit, wenn der Flieder blüht, sein Duft das ganze Haus
erfüllt?" Doch, das beachtete ich wohl, aber ich hatte immer gedacht, der Duft käme vom Garten selbst herein. In die Gartenarbeit
flüchtete ich oft, wenn ich über meine Situation verzweifelt war und
keinen Ausweg sah. Auch sehr harte Arbeit machte mir nichts aus,
sie beruhigte mein Gemüt.
Einmal hatte ich ein entscheidendes Erlebnis. Es war in der Morgendämmerung. Ich lag wach im Bett, die Vögel begannen ihr Morgenkonzert. Erstaunt erkannte ich, dass da eine Ordnung war. Eine
Amsel schien die Führung übernommen zu haben, eine andere Vogelstimme setzte ein, wieder eine andere und noch eine weitere.
Wenn alle ihren Gesang zum Besten gegeben hatten, setzte die
erste Amsel wieder ein und das ganze wiederholte sich stets. Ich
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konnte ihre Standorte erkennen, die über das ganze Dorfgebiet verstreut waren. Es war ein richtiges Vogelkonzert, mit einer absoluten
Ordnung in der Darbietung. Ich dachte über diese Entdeckung und
die Schönheit der Harmonie unter den Vögeln nach und kam zum
Schluss, dass wohl alles nach einer bestimmten übergeordneten
Regie abläuft, ohne dass wir es bemerken. Mein Bewusstsein weitete sich aus. Zuerst war ich draussen in der Natur und nahm die
Weite und Freiheit in mich auf, begleitet von dem Gesang. Die Weite dehnte sich aus, auch in mir. Sie wurde zu einem riesigen Dom,
über den der Himmel ausgespannt war. Ich befand mich darin und
ein tiefer Friede erfüllte mich. Dann sah ich in weiter Ferne Gott auf
seinem Thron. Voll Sehnsucht ging ich auf ihn zu, fühlte, wie er mich
zu sich zog. Bei ihm angekommen, kniete ich vor ihm nieder. Ich
war nach Hause gekommen. Da war nichts anderes mehr, das mich
berühren konnte, alles war von mir genommen. "Danke", sagte ich
leise und legte meinen Kopf auf seine Füsse.
In einem Traum besuchte ich eine Schule in den Bergen. Auf einer
Bergkuppe standen die Schulhäuser nebeneinander. Ich wanderte
ein wenig in der Umgebung umher und kam zu einer Grotte, in der
ich Wasser rauschen hörte. Da wurden Edelsteine gewaschen. Die
Edelsteine schwebten in der Luft und sahen aus wie ganz gewöhnliche Steine. Mit einem Gartenschlauch wurden sie abgespritzt.
Merkwürdig war, dass sie gar nicht sauber zu werden schienen. Immer noch spritzte schmutziges Wasser von ihnen ab und von edel
war noch keine Spur zu sehen. Den Mann, der den Schlauch bediente, schien das nicht zu kümmern. Mit grosser Geduld und voll
Frieden tat er seine Arbeit.
Nachdem ich ein paar Jahre an öffentlichen Schulen unterrichtet
hatte, verliess ich den Schuldienst im Jahr 1962, um eine private
Schule in unserem Haus zu gründen. Es entsprach damals einem
Bedürfnis, eine Frauenfachschule zur Vorbereitung für verschiedene Berufe wie Handarbeitslehrerin, Modeschöpferin, Kunstgewerblerin, Verkäuferin in Modegeschäften usw. in der Region zu haben.
Für mich selbst war es eine interessante Zeit und eine Bereicherung, mit erwachsenen Töchtern zu arbeiten. Meine beiden Söhne
mussten nun zur Schule gehen und ich wollte im Haus sein.
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Ich war damals auch künstlerisch tätig, was sich positiv auch auf die
Schule auswirkte. Vorausgegangen waren Experimente mit Wasser- und Ölfarben. Die Ergebnisse befriedigten mich nicht. Ich vermisste die Sensibilität, die Strahlkraft und die leuchtenden Farben,
die ich von meinem Beruf her kannte. Ich begann damit, Seidenstoffe als Farbe zu benutzen. Es sollte sich herausstellen, dass ich
mit dieser Tätigkeit eine Möglichkeit hatte, meinem Sehnen, meiner
Einsamkeit Ausdruck zu geben und sie so zu bewältigen.
Ich möchte beifügen, dass ich mit meinem Mann wohl ein Karma
abzutragen hatte. Wir verstanden einander in den meisten Lebensbereichen sehr gut, aber für die Fragen, die mich am brennensten
interessierten, hatte er kein Verständnis. Ich wollte wissen, woher
wir kommen, warum wir da sind, aus was für Gründen es so viel Ungerechtigkeit und Kriege auf der Welt gibt und vor allem, was ein
Mensch in jeder Beziehung erreichen könnte, wenn er sich um das
nötige Wissen bemühte.
Ich war neugierig, immer auf Entdeckungen aus, experimentierte
viel, ging bis an den Rand des Möglichen, denn ich erkannte, dass
das Geheimnis, nach dem ich suchte, an der Grenze zwischen Leben und Tod zu finden ist. Ich wollte auch dem Geheimnis, das ich
selbst bin, auf die Spur kommen. Ich suchte und fand Bücher, die
mir weiterhalfen, bis mein Mann sich so verunsichert fühlte, dass er
mir jegliche "fragwürdige" Literatur zu verbieten versuchte. Ich fühlte mich wie eine Verdurstende. In der Folge legte ich um "meine"
Bücher unverfängliche Umschläge. Überall hatte ich sie versteckt:
im Schulraum, unter den Küchentüchern, unter der Bügeldecke, im
Keller, auf dem Estrich, unter den Gartenstuhlkissen, den Matratzen, schlichtwegs überall. Mein Tagewerk dauerte von früh bis
spät. Da sich das Geschäft meines Mannes seit 1962 ebenfalls im
Haus befand, war er immer gegenwärtig und ich übernahm Pflichten auch da. Wenn ich jedoch in die Nähe eines meiner Bücher
kam, las ich schnell ein paar Zeilen, um über diese dann während
der Arbeit nachzudenken. Später hörte ich, dass das eine Arbeit mit
Saatgedanken war. Meine Experimente machte ich in der Nacht,
während er schlief.
Er wurde für mich der "Disziplinierer", die nötige Hemmung, die zu
Konzentration führt. Er war, ohne es zu wollen, der Verstärker aller
meiner Neigungen und Fähigkeiten, also auch der Ausscheider al13
les Nebensächlichen. Ich lernte, aus allem, was ich las, das Konzentrat herauszuschälen, das Wesentliche mit anderen Erkenntnissen zu vergleichen und zu verwerfen, was nicht mit anderen Lehren
irgendwie vereinbar war oder bestätigt wurde. Meine Interessen
waren immer weit gestreut und umfassten sowohl Physik, Mystik,
Religion, Mathematik, die Natur- und alle geisteswissenschaftlichen Lehren, deren ich habhaft wurde. Ebenso aber interessierten
mich alle praktischen Bemühungen menschlicher Tätigkeit und
Umstände. Ich beobachtete mit Unbehagen die Automatisierung
und die Macht, die Maschinen über den Menschen ausüben konnten. Bis ich einmal in der Fabrik, für dessen Betrieb mein Mann damals verantwortlich war, folgendes Erlebnis hatte: Es war Freitag
und ich beobachtete einen Stanzarbeiter, der seine Maschine liebevoll putzte. Während der Arbeit vorher habe ich mich über seinen
Gesichtsausdruck gewundert. Mit einem seligen, irgendwie abwesenden Ausdruck hob er in einem rhythmischen Takt den Arm und
drückte den Hebel der mächtigen Stanzmaschine nach unten. Ich
dachte über die Worte nach, die ich einmal gehört hatte: "Die Chance der monotonen Tätigkeit." Als er mit der Reinigung fertig war,
legte er noch ein Tuch über die Maschine und entfernte sich dann.
Ich lehnte mich leicht an die Maschine, um auf meinen Mann zu
warten. Da kam der Arbeiter zurück, schaute mich vorwurfsvoll an
und sagte: "Lehnen sie sich nicht an die Maschine, ich habe sie geputzt." Als ich meinem Mann das Erlebnis berichtete, lachte er und
sagte: "Ja, ja, die Maschine bedeutet ihm alles. Sie ist ihm heilig."
Ein grosser Bahnbrecher war für mich Carl Hutter, dessen Hauptwerk ich kennenlernte, weil nur noch darin die Abhandlung über die
Psychologie der Farben erhältlich war. Dieses Werk studierte ich
während der Stunden, in denen die Schülerinnen selbständig arbeiteten. Seine Theorie, dass die Formen nicht für alle Zeiten festgelegt sind, dass sie sowohl vom inneren Leben wie durch Einflüsse von Aussen verändert werden können, überzeugte mich davon,
dass wir durch geistige Aspirationen auch die äussere Form verändern können, die ihrerseits wieder auf das innere Leben zurückwirkt. Daraufhin studierte ich unzählige Schädelformen und kam zu
der Erkenntnis, dass diese durch die innere Motivation über lange
Zeit ganz bestimmte Formen annehmen können, welche den Inhalt
der Ambitionen verraten. Heilige wie Verbrecher können mit Be14
stimmtheit an diesen Kennzeichen erkannt werden. Ich wunderte
mich darüber, dass bei der Verbrechensbekämpfung dieses Mittel
der Erkenntnis nicht eingesetzt wird. In meiner künstlerischen Tätigkeit war die Psychologie der Farben und Formen das tragende
Element. Ich schrieb einmal in mein geistiges Tagebuch: "Ich bin
überzeugt davon, dass bestimmte Formen und Farben sowohl töten wie heilen können, wenn man gezwungen wird, für längere Zeit
mit ihnen zu leben." In diesem Zusammenhang studierte ich die Architektur verschiedener Zeitalter und Kulturen und begann sie besser zu verstehen. Zeugen nicht unsere Flachdachbauten von einem
fehlenden Kopf, einem fehlenden Geist? In mir ist auch eine innige
Vertrautheit mit der Mathematik. Mit meinem kleinen Sackgeld, das
ich von der Familie bekam, kaufte ich mir schon als Kind Bücher wie
"Schneller rechnen, sicherer rechnen", "Zahlenrätsel und Rechentricks", "Zauberei mit Zahlen" und andere. Eine Rechnung, die aufging, war für mich immer eine grosse Befriedigung. Ich liebte es,
wenn ich etwas nachprüfen konnte, wenn ich etwas schwarz auf
weiss besass. Meine Bilder waren solche Rechnungen. Man konnte sie von der Form und von der Farbe her nachrechnen und nachprüfen. Die Psychologie der Farbe interessierte mich mehr als die
Farbe an sich. Die Gedankengänge eines Goethe, Runge, Carl
Hutter, Itten, Lüscher (Farbentest) waren mir vertraut. Die Physiker
betrachtete ich als die modernen Okkultisten, die bewiesen, dass
die Mystiker aller Zeiten recht hatten, die deren Erkenntnisse wissenschaftlich untermauerten. Bücher wie "Der Geist in der Materie"
von Charon, die Chaostheorie und Ähnliches erweckten in mir tiefes Verständnis. Alle hatten das rein materialistische Denken verlassen und stiessen in geistigere Bereiche vor und eröffneten eine
neue Vision für die Zukunft. Ich lernte die Energie, die alles durchdringt und die ich zu erforschen versuchte, nun besser kennen.
René Salanon, ein Franzose, der den Traum hatte, einen Universitätskomplex zu bauen, wo alle Wissenschaften, inklusive die
Grenzwissenschaften, ihren Lehrstuhl hätten, erzählte mir einmal
Folgendes: "Eine neue französische Regierung hatte das Projekt
nicht verstanden und behinderte meine Pläne dadurch, dass die
Kredite einfach gestrichen wurden. Die Universität für die Physiker
ist jedoch schon im Betrieb. Nach einigem Zögern der Physiker wurde ich einmal eingeladen, einem heimlichen Forschungsprojekt
beizuwohnen. Wir verabredeten uns für eine der folgenden Nächte.
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Im Labor standen allerlei Apparate herum und dieses unterschied
sich in nichts von einem anderen. Während wir zusammen sprachen und lachten, begannen die zum Teil sehr schweren Objekte
im Raum herumzufliegen. Ich dachte an unsere Diskussionen und
daran, dass ich jetzt sah, wovon du sprachst. Die Physiker taten
nichts Besonderes, sie waren auch nicht in Trance oder in meditativer Konzentration. Es war einfach unglaublich. Da war eine unsichtbare Kraft, von der ich keine Ahnung hatte. Mehr darf ich dir
nicht erzählen. Wenn diese Geschichte bekannt würde, im gleichen
Moment hätten sie die Kündigung."
Ich dachte daran, dass mir einmal klar geworden war, dass unsere
Schädeldecke in Verbindung mit dem Atem wie ein Magnet wirkt,
der diese Energie verdichten und anhalten kann. Es war für mich
immer ein grosses Abenteuer mitzuverfolgen, wie sich die Lücken
zwischen den einzelnen Wissenschaften und den Religionen allmählich schlossen. Synthese überall. Übergreifende Projekte sind
schon lange selbstverständlich geworden. Wir leben jetzt im Zeitalter der Synthese, der angekündigte Avatar der Synthese ist hier.
Freuen wir uns, in dieser aufregenden Zeit auf Erden zu sein! Wie
glücklich bin ich über die Erkenntnisse der Chaostheorie. Sie bestätigen die Worte des Tibeters. Er sagt: "Das Lehrthema auf diesem Planeten heisst: Harmonie durch Konflikt. Da ist ein Konflikt,
der spitzt sich zu, ein Chaos entsteht. Aber das Chaos ist die Garantie dafür, dass die Lösung nahe ist. Aus dem Chaos entsteht
eine höhere Ordnung, eine höhere Synthese."
Das Chaos wird nun also von den Wissenschaftlern erforscht. Als
ich die Apfelmännchen auf den Computern zum ersten Mal sah,
frohlockte ich. Sagte nicht der Tibeter, die Wissenschaftler würden
beweisen, dass die Mystiker aller Zeiten recht gehabt haben? In einem Chaos leben wir nun, lasst uns annehmen, dass die Lösung
nahe ist! Die Wissenschaftler beweisen uns heute auch, dass jede
Entwicklung zyklisch vor sich geht. Wir bewegen uns auf einen Höhepunkt zu, verfangen uns in einer Zersplitterung und im Spezialistentum, "wo jemand von immer weniger immer mehr weiss," wie
es heisst. Dann ist der Moment gekommen, dass wir mit allem, was
wir erfahren haben, wieder zum Ganzen, zum Geordneten zurückfinden müssen. Gisela von Frankenberg hat es einmal so ausgedrückt: "Auf dem Höhepunkt geschieht irgendetwas, das alle Lebensbereiche in eine neue Ordnung zwingt oder in eine höhere
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Ordnung übergehen lässt." Auf dieser höheren Spirale beginnt Gottes Spiel dann aufs Neue. Freuen wir uns über unsere wundervollen
Möglichkeiten, gerade in dieser Zeit des Chaos. Es ist eine grosse
Gnade, eine einmalige Chance, jetzt dabei zu sein. Fürchten wir
uns nicht vor den Konsequenzen, die diese Zeit uns bringen kann.
Auch wenn viele vertraute Formen vergehen mögen: Nirgends ist
ein Tod von Leben zu befürchten, es wird immer eine Befreiung aus
Formen sein, die für ein "Leben in grösserer Fülle" nicht mehr geeignet sind. Das ist tausendfach verkündet worden. In Verbindung
zum Thema Tod sagte der Tibeter einmal: "Es ist nicht möglich, das
Bewusstsein einer Mücke auszulöschen, auch wenn ihr sie totschlagt. Wäre das möglich, würde nicht nur auf der Erde, es würde
ein Chaos im Universum entstehen." Das heisst doch, dass jedes
Bewusstsein von ewiger Dauer ist.
Die grossen Künstler dieses Jahrhunderts wie Kandinsky, Klee und
Kupka, demonstrierten es in ihrer Kunst. Sie stellten den Verfall der
Formen dar. Sie hatten bestimmt ausserkörperliche Erfahrungen,
wo die Formen sich auflösen und z.B. ein Eiffelturm zu fliegen
scheint, wo kein Oben und Unten mehr auszumachen ist, wie auf
einem Bild von Kandinsky. Aber es war Kupka, der in seinem letzten Werk, das kein Abbild "fester" Materie mehr darstellt, zu einer
neuen, höheren Ordnung fand. Es hängt im Museum von Pompidou
in Paris neben den anderen, die ich beschrieben hatte.
Öffnen wir die Augen für Gottes Spiel! Nehmen wir teil an seinem
grossen, immerwährenden Schöpfungswerk und an seinem vollkommenen Plan für die Menschheit.
Bei einem meiner nächtlichen Experimente wollte ich wissen, ob wir
wirklich unabhängig von diesem Körper sind, und machte Übungen, um bei Bewusstsein aus ihm auszutreten. Einmal realisierte
ich, dass ich mich an der Zimmerdecke befand und auf mich hinunterblicken konnte. Mir genügte das, denn ich wollte nicht eigentlich "weggehen". Aber nun wusste ich mit Bestimmtheit, dass wir
mehr sind als dieser Körper und unabhängig von ihm bestehen. Alles, was ich als "Ich" empfand: mein Denken, mein Fühlen, mein
Wissen, mein Hören, mein Sehen, war mit mir an der Zimmerdecke.
Aber in diesem Moment wurde meinem Mann wohl etwas Ungewöhnliches bewusst, denn er langte zu meinem Körper hinüber und
fragte: "Was ist los?" In diesem Moment wurde ich abrupt und
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schmerzhaft in den Körper zurückgerissen. Dies war mir eine Warnung zu mehr Vorsicht.
Ich fühlte mich unsagbar einsam. Da war niemand, mit dem ich hätte sprechen können, der mich verstanden hätte. Da war keine sichtbare Führung und doch wurde ich zum Weiterforschen gedrängt,
als wäre irgendwo ein Magnet auf mich gerichtet, der mich mit aller
Kraft anzog und auf dessen Zug ich reagieren musste. Es war, als
müsste ich tausend Schleier von mir reissen, als hätte ich nie genug
Zeit für alles, was mir so wichtig geworden war.
Mehr und mehr entfremdete sich mir mein Mann oder ich mich ihm.
Was ihm wichtig war, bedeutete mir immer weniger. Die beiden
Söhne machten sich selbständig und die Situation spitzte sich immer mehr zu. Es kam so weit, dass ich mich immer kontrolliert fühlte. Ich war wie ein zugeschnürter Schlauch, der plötzlich platzen
konnte. Zu gleicher Zeit schien meinem Mann ausser mir nichts
mehr wichtig zu sein. Manchmal hatte ich das Gefühl, als wäre sein
Leben irgendwie abgeschlossen. Meine Bemühungen, ihn an meinen Interessen teilnehmen zu lassen, versandeten mehr und mehr.
Aus verschiedenen Gründen gab ich damals auch die Schule nach
zehn Jahren wieder auf.
Es war aber nicht so, dass mein Mann mich nicht auf seine Art liebte, im Gegenteil. Er erfüllte alle materiellen Wünsche, die er sich für
mich ausdenken konnte. Er versuchte jedoch, mehr und mehr von
mir Besitz zu ergreifen, und wollte mich immer um sich haben. Es
kam so weit, dass er es auch nicht einmal mehr duldete, dass ich
in seiner Gegenwart las oder strickte, er war auf alles, was mich von
ihm ablenkte, eifersüchtig.
Meine künstlerische Tätigkeit bedeutete mir immer mehr. Durch die
Kunst konnte ich meine Gefühle befreien. Damals arbeitete ich an
einem Bild, das meine Situation beschrieb. Da war eine blaue Kugel, darunter Liebe, rechts Liebe, links Liebe, in einem Streifen darüber Liebe. Liebe und Gefängnis für die blaue Kugel. Den Streifen
brachte ich jedoch so über der Kugel an, dass nach oben Befreiung
möglich war.
Einmal machten wir die Bekanntschaft eines Mannes, der von den
geistigen Dingen mehr zu wissen schien. Er wurde zu unserer Familie geführt, um uns in einer schwierigen Zeit beizustehen. Das
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wusste ich damals jedoch noch nicht. Ich versuchte, von ihm auf
alle Fragen eine Antwort zu bekommen.
Die ersten Worte, die er an mich persönlich richtete, waren diese:
"Mische dich nicht gefühlsmässig in das Geschehen der Zeit, die
Tiefe deines Wesens ist unberührt davon. Lass diese Stille aufsteigen und dein ganzes Wesen erfüllen. Einsam und verlassen wirst
du nie mehr sein, das weisst du ja."
Als er meine Experimente erfühlte, mahnte er: "Bemühe dich, bei
allem, was du tust, die Astralebene zu überspringen. Es ist der gleiche ....platz wie die Welt hier. Arbeite mehr mit deinen Gedanken."
Einmal kam er in der Vollmondzeit. Wir standen zusammen auf dem
Freisitz. Seine Freundin hatte mir eröffnet, dass sie das Thema meiner Verzweiflung, die langsam von mir Besitz ergriff, am Tisch zur
Sprache bringen würde, wenn ich mich dem Freund nun nicht endlich anvertraue. Ich fühlte die Gefahr für unsere ganze Familie und
mahnte sie, davon Abstand zu nehmen. Nun hatte ich die Gelegenheit, mit ihm selbst zu sprechen und ihn zu bitten, sich nicht einzumischen. "Ich weiss alles, sprich nicht", sagte er sofort. Er ergriff ein
Lorbeerblatt, hielt es einen Moment in seiner Hand und sagte: "Dies
ist dein Leben bis jetzt." Dann ergriff er ein zweites Blatt, weiter
oben am Strauch, und fuhr fort: "Und das ist das Leben, das jetzt
für dich beginnt." Es war das Jahr 1976. "Wie sollte das möglich
sein?", fragte ich mich erschüttert.
Dieser Mann beeindruckte mich so sehr, dass ich auch das kurz
darauf folgende Erlebnis auf ihn bezog.
Eines Nachts geschah etwas ganz Besonderes. Ich betete um Hilfe
und erinnerte Gott daran, dass "wenn die Not am grössten, Gott am
nächsten" sei. In diesem Moment senkte sich eine unendliche Liebe und Wärme über mich, sie erfüllte mich ganz und gar. Es war mir,
als hätte jede Zelle meines Körpers teil daran. Am Anfang gab ich
mich dieser Liebe einfach hin, sie wurde jedoch stärker und stärker,
die Wärme steigerte sich zur Hitze, bis ich innerlich aufschrie: "Nun
verbrenne ich." In diesem Moment wurde das Zuviel von mir genommen. Zurück blieb die Liebe, die ich von meinem Jugenderlebnis her so gut kannte. Ich erinnerte mich, das gleiche Erlebnis einmal in einem Traum gehabt zu haben. An diesem Morgen aber, als
ich zum Fenster hinausschaute, war die Welt nicht mehr die Gleiche. Ich betrachtete die Blätter an den Bäumen und sah jedes De19
tail. Ich schaute in den Wald hinauf und staunte sehr, als die Tannen, die Zweige, die Nadeln immer näher kamen und deutlicher
wurden. Es war, als wäre der Schleier, der seit meiner Kindheit immer über der Welt gelegen hatte, endlich gerissen, als sähe ich alles nun wieder, wie ich es von früher kannte. Über Wochen und Monate blieb diese Liebe unverändert. Sobald ich mich hinlegte, war
sie da. Ich wäre nicht ich, wenn ich mich nicht bemüht hätte, diese
Liebe und Hitze, die mit der hohen Frequenz einherging, immer länger ertragen zu lernen. Ich experimentierte mit ihr.
In meiner künstlerischen Tätigkeit war es mir ein Leichtes, in den
Collagen aus Seidenstoff eine Idee, einen Begriff, ein Gefühl oder
eine Stimmung darzustellen. Sie waren esoterischer Art, dehnten
sich über die Rahmen hinaus aus und waren nicht einzugrenzen.
Aber diesmal schaffte ich es nicht, diesem Erlebnis eine sichtbare
Form zu geben. Es war zu vielschichtig. Mein ganzes Wesen, alles
an und in mir wurde davon erfasst, durchdrungen und erfüllt. Da
reichten die Farben und Formen nicht mehr aus. Auch wenn ich
noch die Sprache dazugebe, wird es dem Erlebnis nicht gerecht.
Meine Bilder hatten immer eine innere Ordnung, sie waren auf eine
Art abstrakt, wie die Bilder der Konkreten, sie waren berechnet,
aber dazu kam immer auch ein inneres Empfinden, ein Gefühl.
Diesmal überstieg auch dieses meine Fähigkeiten.
Ich entdeckte auch, dass ich diese Liebe nicht halten konnte. Mit jedem Atemzug strömte sie weiter und ich verstand plötzlich die Worte von "der grossen Teilhabe". Ich empfand, dass die ganze Schöpfung ein Teil dieser Liebe war.
Daraus entstand der Wunsch, diese Liebe bewusst weiterzugeben;
mich einerseits zu trainieren, noch eine höhere Frequenz zu ertragen, sie jedoch nicht in mir zu konzentrieren. Ich wollte sie bewusst
über alle Menschen und über alles Lebendige weiterströmen lassen. Die Welt braucht Liebe. Ich erkannte die Einheit allen Lebens.
Ich erschuf mir viele Symbole, die dem Ausdruck gaben: eine Sonnenblume, von der ich ein Kern bin; ein Seerosenteich, von dem ich
eine Seerose bin; das Meer, von dem ich ein Tropfen bin; ein Orchester; in dem ich ein Instrument bin. Was wäre ein Orchester
ohne Dirigent? Gott ist der Dirigent! Ich habe immer wieder in Worte
gefasst, was mir wichtig schien.
Als dieser Mann das nächste Mal zu Besuch kam, sprach ich ihn
darauf an, ob er es sei, der sich mir so genähert hätte, um mit mir
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in Liebe zu wirken in der Welt; denn ich muss immer wissen, woran
ich bin. Meine Enttäuschung war gross, als er erklärte, dass er das
nicht sei, und dass ich vielleicht etwas ganz Besonderes auf die irdische Ebene herabzuziehen versuche.
Da schlichen sich nach und nach Zweifel ein. Was, wenn dem nicht
so wäre? Wenn da eine ungebetene Instanz von mir Besitz ergriffen
hätte? Wenn ich mir entfremdet würde? Wenn ich die Macht über
mich verlöre? Wenn ich mich dadurch schuldig machte. Wenn!
Wenn! Wenn!
Ich fragte nach Beweisen, dass die Liebe göttlich sei und rein, so
wie ich sie empfand. Aber weil ich darauf keine Antwort bekam, beendete ich die Experimente, so konsequent, wie nur ich es kann.
Die Liebe aber blieb seither ein Bestandteil meines Lebens, darüber hatte ich keine Macht, und ich erkannte mit der Zeit dann mit
Bestimmtheit ihre Göttlichkeit und wusste auch, dass es wirklich die
gleiche Liebe wie damals in meiner Jugend ist. Und nun weiss ich
auch, wer sie mir schenkt. Mit der Zeit begann ich auch wieder, diese Liebe einfach auf alles weiterströmen zu lassen.
Ich war prinzipiell an Energien und Kräften interessiert. Meine Bilder sollten das Übermass meiner Liebe ausstrahlen, sollten heilen,
trösten, lehren, eine Vision geben. Aber da kam ich einmal unangemeldet zu einem Besitzer eines meiner Bilder zu Besuch und
fand das Bild verkehrt stehend an der Wand. Auf die Frage nach
dem "Warum" gestand er, dass einige Menschen das Bild nicht ertrügen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Das Bild heisst: "Dort,
wo das Licht sich bricht." Es entstand nach einem wunderschönen
Sonnenuntergang, den ich in den winterlichen Bergen erlebte. Eine
Kante des Berges wirkte wie ein Prisma und ich sah, tief ergriffen,
zwei Sonnenzentren, von denen aus sich die Strahlen in leuchtenden Astralfarben kreisförmig ausdehnten. Sie schienen die ganze
Welt umarmen zu wollen. Da ich dieses Bild so über alles liebte,
nahm ich es sofort nach Hause. Aber, dass es auf Aussenstehende
anders wirken konnte, das war ein grosser Schock für mich. Ich erkannte, dass durch meine Bilder eine gewisse Beeinflussung, wenn
nicht sogar Machtausübung möglich war. Ich war mir dieser Macht
nicht bewusst und war tief verunsichert. So abrupt, wie ich die Experimente mit der Liebe beendet hatte, beendete ich auch meine
künstlerische Tätigkeit.
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Später einmal gab mir der erwähnte Freund eine Information, welche eine der Prüfungen in diesem Leben zum Thema hatte.
Viele Male hatte ich ihn gefragt: "Welches ist meine Aufgabe, welches ist mein Weg? Ich weiss, dass du mir Antwort geben könntest,
wenn du wolltest." Meistens lachte er und sagte, dass ich in diesem
Leben den Weg selber finden müsse und dass er mir keine Fragen
mehr beantworten würde.
Aber als ich einmal bei ihm zu Besuch war, traf ich ihn in einer ganz
besonderen Stimmung an. Deshalb stellte ich ihm diese Frage noch
einmal und beobachtete, dass er in sich hineinhorchte. "Der Weg
war ihr immer schon vorgezeichnet!", sagte er plötzlich. Und ich,
wie aus der Kanone geschossen, fragte weiter: "Warum bin ich ihn
denn nicht gegangen?" "Sie scheiterte immer am Besitz", war die
Antwort. Nach einer Weile sagte er noch: "Wir haben zusammen
eine schöne, wundervolle Zeit, die über das Weltliche hinausgeht.
Habe Vertrauen!" Dann kam der Mann wieder zu sich und wetterte:
"Das ist das einzige und letzte Mal, dass du mich erwischt hast! Von
jetzt an werde ich noch vorsichtiger sein."
Ich aber wusste, dass ich in diesem Leben nicht noch einmal am
Besitz scheitern würde. Ich wurde in der Krisenzeit als Arbeiterkind
geboren und nach der fünften Klasse begann ich zu dienen. Die
letzten Worte aber: "Wir haben zusammen eine schöne, wundervolle Zeit, die über das Weltliche hinausgeht. Habe Vertrauen", bezog ich auf den Mann selbst. Und dieses Missverständnis sollte für
mich eine lange Zeit der Belastung und falschen Hoffnung werden.
So lange, bis ich dann mit Sicherheit den Irrtum erkannte.
Als mein Mann 1979 starb, war es eine grosse Erlösung für mich.
- Mein eigentliches, geistiges Leben begann.
Bald darauf hatte ich folgenden Traum:
"Ich bin in meinem Elternhaus. Am runden Tisch sitzen viele Gäste.
Ich betreue sie, schaue, dass es allen gut geht, und serviere ihnen
das Essen. Über dem Tisch brennt eine Lampe und hüllt alles in einen warmen Schein. Da steht einer der Gäste auf und singt das
Lied ’Dies Bildnis ist bezaubernd schön’. In mir klingt das Lied ebenfalls und eine tiefe Liebe verbindet uns. Widerstrebend gehe ich in
die Küche hinaus. Aber der Mann folgt mir. Ich gehe in mein Jungmädchenzimmer neben der Küche. Da stellt er sich in den Türrahmen und stützt die Hände seitlich an den Türrahmen und trennt
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mich so von den anderen. Und dann singt er das Lied zu Ende, für
mich allein."
Ich erwachte mit dem Wissen, dass da jemand ist, zu dem ich gehöre seit alter Zeit. Eine tiefe Sehnsucht nahm von mir Besitz.
Der Unterricht durch Träume wurde intensiver, und seit dieser Zeit
führe ich ein Traumtagebuch.
Oft war ich im Traum in einer Schule und der Unterricht hatte immer
etwas sehr Reales an sich. Meistens verliebte ich mich in den Lehrer. Einmal brachte der Lehrer einen ganzen Berg blauer Glockenblumen in die Schule. Alle Schüler durften sich bei ihm eine holen.
Ich wollte nicht etwas, was alle anderen auch hatten. Ich war unglücklich zu sehen, dass ich für ihn gar nichts Besonderes war.
Dann dachte ich, dass es doch besser sei, wenigstens eine Blume
aus seiner Hand zu haben, und ging auch nach vorne. Als ich jedoch die verbliebenen Blumen betrachtete, die schon gar nicht
mehr so schön anzuschauen waren, verzichtete ich. Ich ging hinaus, setzte mich in mein Auto, und im Leergang liess ich dieses den
Berg hinunter rasen; ich wollte mir das Leben nehmen. Unten am
Berg prallte das Auto in eine Felswand. Ich war unverletzt und stieg
aus, um zu sehen, wie das Auto aussah. Aber auch diesem war
nichts passiert. Auf der inneren Ebene kann man eben nicht entfliehen.
Manchmal wurde ich im Traum geprüft. Einmal befand ich mich in
einem Raum, der nur von vier Wänden umgeben war. Da gab es
keine Türe und auch kein Fenster. Auf einmal wurde Wasser in den
Raum geleitet. Langsam stieg das Wasser, es reichte mir bald bis
zum Hals. Dann musste ich im Wasser schweben, um den Kopf
noch frei zu haben, und die Decke kam immer näher, so nah, dass
ich den Kopf schief halten musste, um noch atmen zu können. Ich
blieb ganz ruhig und wartete darauf, dass das Wasser die Decke
erreichen und ich ertrinken würde. In diesem Moment lief das Wasser wieder ab, genau so, wie es gekommen war.
Ein anderes Mal hörte und sah ich, dass mit schweren Maschinen
ein tiefer Graben um mein Haus ausgehoben wurde. Das Material
wurde nach aussen gekippt, so dass ich bald nur noch die Erdhügel
sehen konnte. Auf einmal hörte ich Wasser rauschen und entdeck23
te, dass dieses in den Graben geleitet wurde. Ich stand in der Mitte
des Hauses und beobachtete, wie das Wasser immer höher stieg,
die Keller mussten schon voll Wasser sein und jeden Moment würde das Haus auch überschwemmt sein, so dass ich ertrinken musste. In mir war eine grosse, innere Gelassenheit, und auch als der
Teufel in Person, mit Gabel und Schwanz ausgestattet, auf mich zurannte, schaute ich ihm in Ruhe und Frieden entgegen. Er löste sich
auf, und das Wasser verschwand.
Einmal hatte ich die Aufgabe, die Menschen in den Löwengruben
zu beschützen. Die Verliese waren mit hohen Mauern umgeben,
über die man auf der Mauerkrone gehen konnte. Ich hatte Macht
über die Löwen, aber nur für eine bestimmte Zeit. Wenn ich auf der
Mauerkrone von einer Grube zur anderen ging, musste ich am
Ende sofort wieder zur ersten zurückkehren, um die Löwen wieder
unter meine Macht zu bringen. Ich hatte gar keine Zeit, mir um die
Menschen Sorgen zu machen, ich war mit dieser Aufgabe vollends
beschäftigt. Dann war die Prüfung beendet. Mir wurde ein wundervolles weites, langes, weisses Seidenkleid angezogen, das mit
breiten hellblauen Bändern verziert war, die von oben über das ganze Kleid nach unten angenäht waren. Die Bänder waren jedoch
nicht durchgehend angenäht, in gewissen Abständen wurden Stellen freigelassen, so dass Schlaufen entstanden. Viele Menschen
waren da und freuten sich mit mir. Glücklich betrachtete ich mein
neues Kleid und fühlte, dass in den Schlaufen kleine, lebendige,
warme Löwen sich zärtlich an mich schmiegten.
Auch mein Gottvertrauen wurde in den Träumen geprüft, und ich
durfte in ihnen erleben, dass die göttliche Liebe mich und alle anderen immer umhüllt und beschützt. Mein Schutzmantra hat auch
im Traum die Macht dazu.
Einmal war ich im Traum mit Roland unterwegs. Er führte mir sein
neues, sportliches Auto vor. Am Strassenrand stand eine Gruppe
junger Burschen mit ihren schweren Motorrädern. Provokativ fuhr
Roland ganz nah an ihnen vorbei. "Ihre Motorräder sind schneller
als dein Auto", sagte ich zu ihm. Da hörten wir schon, wie sie sich
näherten. Ich schloss die Augen und betete: "Gottes Liebe umhüllt
und beschützt uns alle." Ich hörte, dass sie nun neben unserem
Auto herfuhren. Als ich die Augen öffnete, schaute ich zuerst in ein
blinkendes Messer, und als ich das Gesicht des Jungen betrachte-
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te, lächelte er, verzog sein Gesicht, wie wenn er sagen wollte: "Wir
haben ja nur Spass gemacht."
In einem anderen Traum war ich an einem Ferienort und ging eine
Treppe hoch. Da lagen auf der Treppe ein paar Brieftaschen, vollgestopft mit Geld. Touristen mussten sie verloren haben. Ich dachte, dass diese ja sicher hier danach suchen würden, und begab
mich in ein Geschäft neben der Treppe. Auf meine Bitte, die Brieftaschen den Touristen zu übergeben, wenn sie danach fragten, erwiderten sie, dass das ihre seien. Das glaubte ich nicht, nahm sie
wieder an mich und ging ins nächste Geschäft. Aber da standen
auch schon die Männer von vorher neben den Besitzern des zweiten Geschäfts. Ich fühlte eine ungeheure Bedrohung, die von all
diesen Männern ausging. Auf dem Tisch lag eine grosse, offene,
spitze Schere. Der Gedanke lag nahe, diese zu ergreifen, um mich
damit zur Wehr zu setzen. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass
mir Gott immer beistehen würde. Ich kniete nieder, schloss die Augen, erhob meine aneinandergelegten Hände zu dem Leuchter an
der Decke, dessen viele Lämpchen hell brannten, und betete inniglich: "Gottes Liebe umhüllt und beschützt uns alle." Lange hörte ich
nichts mehr, und als ich die Augen aufschlug, knieten die Männer
mit geschlossenen Augen um mich herum, hatten die Hände wie ich
erhoben und auf ihren Gesichtern lag ein unendlicher Friede.
Ich hatte immer noch viele Fragen, die mir hier niemand beantworten konnte. Einmal stand ich im Traum vor meinem Elternhaus. Am
Himmel waren Wolken zu sehen. Ich sagte flehentlich: "Oh, ihr geistigen Freunde von der anderen Seite, ich weiss, dass ihr mir Antwort geben könntet. Wie leicht ist es doch für euch, mir die Antwort
mit den Wolken an den Himmel zu schreiben." Mit grosser Freude
und Verwunderung schaute ich zu, wie die Wolken sich zu Worten
formten. Vor lauter Freude habe ich jedoch die Antwort nicht gelesen und ich war sehr traurig darüber. Ich schaute zu meinem Elternhaus, denn dort bewegte sich etwas. Ein buntfarbener Drache,
wie er in China zu sehen ist, wand sich um die Hausecke und
streckte zuletzt seinen mächtigen Kopf in den nächtlichen Himmel.
In dieser Zeit hatte ich auf den inneren Ebenen wohl auch Sterbebegleitung zur Aufgabe. Viele Träume zeugen von dieser Tätigkeit.
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Einmal musste ich Menschen auf einem Schiff begleiten. Sie wollten nicht glauben, dass sie den gleichen Weg dann auch wieder zurückkommen würden. Ich ging mit ihnen zu der Landkarte an der
Wand und zeigte ihnen die Strecke, die wir nun fuhren, und dass
von da auch eine Fahrt zurück möglich war. Da glaubten sie mir.
Musik erklang und alle tanzten übermütig auf dem Deck des Schiffes.
Ein anderes Mal befand ich mich auf einer Art Laube, von der man
auf einen Strom Wasser hinunterschauen konnte. Menschen stiegen aus dem Wasser. Jemand neben mir sagte, hier oben könnte
man doch eine Kapelle plazieren, um Musik zu machen, so könnten
die Menschen dort unten tanzen. Da hörte ich neben mir eine mahnende Stimme: "Die Menschen müssen in Würde hinüberbegleitet
werden."
Da war jedoch einmal ein Traum, der mich besonders glücklich
machte. Ich setzte "meine" Menschen auf eine Art Schiebetreppe,
die mit weichen Teppichen gepolstert war. Ich begleitete sie und wir
kamen in einen wunderschönen Garten. Zu meinem Entsetzen bekam jeder Mensch eine Spritze und fiel um. "Ich habe sie euch wohlbehalten übergeben!", schrie ich die Übeltäter an. Aber die achteten überhaupt nicht auf mich, sie schauten mich nicht einmal an und
machten weiter. Da entdeckte ich im Garten einen alten Mann mit
Bart. Ich ging zu ihm und beklagte mich aufs Heftigste. Ich fühlte,
dass er der Verantwortliche war. Aber auch er beachtete mich nicht.
Er stand ruhig und friedlich an einem grossen Tisch. Vor ihm lag ein
offenes Buch, das den Tisch fast bedeckte. Über dessen Mitte war
weicher, seidener, pastellfarbener Tüll ausgebreitet, über den er
immer wieder sanft strich. Seine Hände waren voll Zärtlichkeit und
mich hüllte eine unendliche Liebe ein. Ich betrachtete die Bilder auf
den offenen Buchseiten. Eine identische Landschaft war auf beiden
Seiten zu sehen, nur hatte sie nicht die gleiche Dimension. Dann
schaute ich zu den Menschen hinüber. Zu meiner Überraschung
stand einer nach dem anderen wieder auf, lief fröhlich in den Garten
und schaute sich neugierig um. Da begriff ich alles. Wie sanft und
liebevoll wurde ihnen der Übergang gemacht.
Nach dem Tod meines Mannes fiel ich vorerst in eine tiefe, eigenartige Depression, über die ich lange keine Macht hatte und die
auch nichts mit dem Tod meines Mannes zu tun hatte. Ich realisierte, dass, wenn ich am Morgen aufwachte, ich mich in voller Glück26
seligkeit befand. Ich kam irgendwoher, wo ich glücklich war. Erst
nachher, wenn mein Verstand tätig wurde, fiel ich in diese Depression. Nichts freute mich, nichts interessierte mich, die Welt gab mir
nichts mehr. Ich schob diese Traurigkeit auf den Umstand, dass
dieser Mann, den ich für weise hielt und den ich gerne als Führer
auf dem Weg angesehen hätte, dies für mich nicht sein konnte. Wir
schieben gerne ein Gefühl, sei es Liebe oder Traurigkeit, auf ein
Gegenüber, das uns zu lieben oder zu enttäuschen scheint. Und es
wird immer ein solcher Mensch in der Nähe sein, der uns diese Lektion erteilen kann.
Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass dieser Mann nicht eine
ganz besondere Beziehung zu mir haben sollte. Aber die Auseinandersetzung fand mehr in den Träumen als in der Aussenwelt
statt.
Einmal träumte ich, dass ich dem Meer entlang wanderte. Ich war
tieftraurig. Jede Welle, die an meine Beine klatschte, erzählte mir
von ihrer Liebe zu mir. Die Sonne schien warm auf mich herab und
es war wie Liebe. Vögel kreisten um mich und führten einen lustigen
Lufttanz vor mir auf, aber auch sie konnten mich nicht trösten. Ich
fand mich beim Brunnen vor dem Haus dieses Mannes wieder und
Tränen strömten über mein Gesicht. Da sah ich plötzlich einen alten
Mann vom Berg herunterkommen. Ich kannte ihn und wollte um keinen Preis, dass er sah, wie unglücklich ich war. Was macht man,
wenn man glücklich ist?, fragte ich mich. Tanzen! Also begann ich
um den Brunnen herum zu tanzen. Er blieb vor mir stehen, schaute
mich liebevoll an und sagte: ‘Geh nur hinauf! Er ist oben. Aus unserer Sicht verstrahlt er Himmelslicht, aus irdischer Sicht ist es Erbarmungslicht, geh nur!’"
Im Traum war ich einmal bei diesem Freund und doch nicht bei ihm.
Zwischen uns war ein Hindernis. Mein Hund kratzte an der Wand
und beschädigte die Tapete. Als ich nachsah, entdeckte ich, dass
er einen Stecker freigekratzt hatte. Da war also ein Stecker für eine
Verbindung! Eine Verbindung zu wem, zu was?
In einem anderen Traum sass ich vor seiner Türe. Vor mir stand
eine Musikanlage und ich hörte liebliche Musik. Voll Besorgnis entdeckte ich plötzlich, dass irgendwo etwas brennen musste, ein
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Räuchlein stieg daraus auf. Ich zog vorsichtigerweise den Stecker
heraus, aber die Musik spielte weiter und das Räuchlein war immer
noch da. Ich suchte nach einem anderen Kontakt, zog auch diesen
heraus, die Musik spielte weiter und auch das Räuchlein war immer
noch da. Ich geriet in Panik und drehte das Gerät. Alle Stecker, die
ich fand, zog ich heraus, aber alles blieb gleich. Da kehrte ich das
Gerät auf den Kopf, und da waren sie, Stecker! Dutzendweise!
Schweissgebadet war ich nun, aber ich zog sie alle heraus. Da,
endlich kein Räuchlein, aber auch keine Musik mehr! Erschöpft
sass ich da und bemerkte eine alte Frau, die mir die ganze Zeit ruhig
zugeschaut hatte. Sie lächelte und sagte: "Geh nur zu ihm. Die Jungen sind bei ihm." Ich überstieg einen Berg Sandalen und ging in
den Raum. Der Mann sass gemütlich auf dem Ofen und am grossen gedeckten Tisch sassen viele junge Menschen. Ich rang nach
Fassung, trat ans Fenster und weinte bitterlich. Da kamen langsam,
einer nach dem anderen, die Jungen zu mir, lächelten mich vertrauensvoll an und hängten sich bei mir ein.
Ja, ich musste erkennen, dass dieser Mann immer für alle anderen
Menschen zuerst da sein würde und dass ich das Gleiche tun sollte.
Ein anderes Mal träumte ich, dass ich mich auf meinem Boot befand. Er kam über das Aussenbord, um mich abzuholen. Schön gekleidet stieg ich mit ihm aus. Als ich auf mein Boot zurückschaute,
stellte ich fest, dass es ein ausnehmend schönes Boot war. Über
und über war es mit geschnitzten Rosen geschmückt, das Eigenartige war nur, dass es schwarz war. Wir gingen zusammen in ein
Restaurant. Dort wurde mir erneut bewusst, wie sehr er den anderen Menschen gehörte. Er lächelte hier, scherzte da, setzte sich irgendwohin, nur nicht zu mir.
In einem anderen Traum war er Arzt und bereitete eine Spritze für
mich vor. "Nein!", rief ich, "ich will nicht." Ungerührt machte er weiter
und kam dann mit der Spritze in der Hand auf mich zu. "Tu nicht so.
Du hast schon Schlimmeres erlebt", sagte er und stach zu.
Ein anderer Traum begann damit, dass ich, wie oft in den Träumen,
für viele Menschen verantwortlich war. Nach dem Essen sassen
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alle paarweise im Garten. Ich schlenderte herum und fand, dass
alle wunderschön anzusehen waren. Dann wollte ich auch für mich
ein wenig Freude haben und plante, mit diesem Freund spazierenzugehen. Das Einverständnis hatte er mir schon gegeben. Zu meiner grossen Enttäuschung war er dann schon in Begleitung von
zwei anderen Frauen, eine in braune und die andere in blaue Seide
gekleidet. Sie machten keine Anstalten wegzugehen, so dass wir
zu viert gehen mussten. Im Wald angekommen, sah ich plötzlich
Ringelnattern auf das blaue Mädchen zukommen. Laut warnte ich
sie. Aber da war auch noch eine Riesenschlange und die kam auf
mich zu. Ich nahm den Kampf auf. Ich neigte mich nicht hinab, so
dass sie sich vor mir aufbäumen musste. Da schnürte ich ihr mit einer goldenen Kette den Hals zu und hielt sie fest. Auge in Auge
stand ich vor ihr, bis sie sich kraftlos zu Boden fallen liess. Ich packte sie und schleuderte sie den Abhang hinunter. Die Kette legte ich
um die goldenen Haare des blauen Mädchens. Der Freund war verschwunden und das braune Mädchen kümmerte sich um nichts.
Der letzte Traum führte mich in seine Wohnung, in der eine gewisse
Unordnung herrschte. Ich räumte auf, wusch dass Geschirr ab und
stellte das Brot zuoberst in den Schrank. Seine Freundin war auch
da und fragte mich erstaunt: "Glaubst du, dass er das Brot dort oben
findet?" Daraufhin stieg ich die Treppe hinab und wurde auf der
Strasse von meinem Vater (nicht dem irdischen) mit folgenden
Worten barsch empfangen: "So, nun ist es genug! Jetzt gehst du in
die Stadt und holst dir endlich das grössere Bild!" Ich fuhr also mit
meinem Fahrrad in die Stadt, und mit dem Bild auf dem Pedal, das
Fahrrad schiebend, kehrte ich zurück. Dieses grössere Bild sollte
in meinem Leben noch eine bedeutende Rolle spielen. Wenn ich
damals einen Blick auf das Bild geworfen hätte, wäre mir wohl einiges erspart geblieben.
Als ich also den Irrtum endlich erkannte, blieb nur die Einsicht, dass
dieses Wesen, das von mir in Liebe Besitz genommen hat und dessen Liebe ich immerzu fühlte, auf der "anderen Seite" zu suchen
sei. Eine grosse Todessehnsucht erfasste mich. Ich wollte bei der
Instanz sein, deren Liebe ich fühlte und kannte. Nicht im entferntesten dachte ich mehr daran, dass dieses Wesen verkörpert sein
könnte. Ich wollte sterben, um bei ihm zu sein.
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Damals hatte ich viele Träume, in denen ich mit dieser Todessehnsucht konfrontiert wurde.
Einmal war ich im Traum, wie so oft, verantwortlich für viele Menschen. Ich stand neben einem grossen, weiss emaillierten Hallenbad, auf dessen Fläche ein Arbeiter mit einer Reparatur beschäftigt
war. Ich war müde und wäre gerne "hinübergegangen". Zu einer unsichtbaren Instanz sprach ich die Bitte aus, endlich von den Pflichten erlöst zu werden. Liebevoll wurde ich darauf hingewiesen, wenn
dieses Hallenbad fertig geflickt sei, dürfe ich dann gehen, bis dahin
jedoch hätte ich noch zu warten. Ich schaute über die weisse Fläche, auf der nur noch Flickstellen zu sehen waren. Wo sollten denn
da noch weitere Reparaturen Platz haben? Ich ging in die Esszimmer. Das waren grosse Räume mit langen gedeckten Tischen, und
die Menschen sassen schon daran. Alle Zimmer lagen nebeneinander. Zur Halle hinaus waren sie offen. Ich ging von Raum zu
Raum und zog die orangefarbenen Vorhänge zu. Beim letzten
Raum waren die Vorhänge nicht breit genug. Stiessen sie in der
Mitte zusammen, klaffte an den Seiten eine Lücke und umgekehrt.
"Der andere muss dann auch noch Platz haben", maulte jemand
vom Tisch her zu mir. Plötzlich schubste mich jemand zur Seite, um
abzusitzen. Das war der "Andere" und ich wusste, dass der Flick
nun fertig sein würde. Die Vorhänge waren nun breit genug. Ich begab mich wieder ins Hallenbad, um das Ergebnis zu begutachten.
Aber was ich da sah, verschlug mir den Atem, da war schon wieder
einer am Flicken und sein Loch war noch grösser als das letzte.
In einem anderen Traum war ich mit meinem Hund unterwegs (meinem Seelenbegleiter). Wir überquerten eine Brücke, und ich wusste, das war die Brücke um "hinüberzugehen". Der Hund hatte Durst.
Unter uns sah ich das Wasser. Ich ergriff eines seiner Vorderbeine
und stiess die Pfote hinunter ins Wasser, so könnte er ein wenig davon bekommen. In diesem Moment ertönte eine strenge Stimme
über mir: "Was suchst du hier? Für dich ist es noch nicht an der Zeit
und für deinen Hund auch nicht! Geh zurück!"
Ein anderes Mal stieg ich im Traum den Niesen hinauf. Er ist für
mich der heilige Berg der Schweiz. Er war über und über mit Eis be30
deckt. Um hinaufzukommen, musste ich mit meinem Absatz Stufen
einhacken. Ich war jedoch ziemlich weit vorangekommen und die
Spitze war schon in Sicht. Da ertönte eine donnernde Stimme über
mir, die mich zurückschickte.
In einem anderen Traum stieg ich auch wieder einen Berg hinan.
Stufe um Stufe erklomm ich Höhe. Da prasselte plötzlich Eisregen
auf die Welt, vor mir war eine undurchdringliche Wand. "Geh zurück!" ertönte die Stimme auch da. Ich entgegnete, die Spitze sei
doch viel näher und der Abstieg ebenso gefährlich. Aber noch einmal donnerte mir das "Zurück!" entgegen und schweren Herzens
schlug ich den Rückweg ein.
In einem ganz besonderen Traum gab man mir eine Warnung
Ich sah einen grossen Garten, in dem, soweit man schauen konnte,
wundervolle Bäume standen. Man sagte mir, dass da für jedes
Menschenkind ein Baum stehe und dass für jeden Baum ein Gärtner verantwortlich sei, dieser liebe den Baum und den Menschen,
der zu ihm gehöre. Eines aber sei allen gemeinsam: Jedesmal,
wenn ein Mensch sehr traurig sei, erblühten an seinem Baum zwei
wunderschöne weisse Blüten. Immer zwei zu gleicher Zeit! Ein
Gärtner blickte bekümmert auf das kleine Bäumchen, das ihm anvertraut war. Er betrachtete voll Sorge die Äste, die fast brachen,
und die Zweige, die sich unter der Blütenpracht bogen. Immer wieder erschienen zwei weisse Blüten auf einmal und die Last wurde
immer schwerer. Er sagte: "Dieses Mädchen dort unten in der Welt
der Menschen müsste wissen, was hier geschieht! Es darf sich
nicht einfach in die Traurigkeit ergeben! Viele schöne Blumen gibt
es an ihrem Weg, aber sie bemerkt sie nicht. Im Moment scheint die
Sonne voll Wärme auf sie herab, aber sie fühlt sie nicht. Schmetterlinge gaukeln durch die Luft, Vögel zwitschern und jubilieren zu
Ehren des Schöpfers, aber sie beachtet es nicht. Möge sie doch
aufwachen aus ihrer Traurigkeit, ihre Liebe fühlen, die sich ausbreiten möchte." Dann hatte er eine Idee und fasste einen mutigen Entschluss. Eigentlich durfte er seinen Baum nie verlassen, keiner vor
ihm hat das je gewagt, denn das Amt wurde ihnen von Gott selbst
anvertraut. Er würde nun selber zum Rechten sehen und prüfen,
wie dem Mädchen zu helfen sei, sagte er.
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Dann sah ich Folgendes: Ein kleines Mädchen lehnte an einem Stapel Holz. Es war sehr, sehr traurig. Still und unbeweglich sass es
da. Seine grossen dunklen Augen waren ohne jeden Glanz und es
war an nichts interessiert. Auf einmal kam ein grosser, grauer,
schmutziger Hund angerannt. Angstvoll versteckte es den Kopf in
den Armen. Nicht weit von ihm legte er sich flach auf den Boden.
Als es den Kopf hob, schaute er es treuherzig an und rutschte ein
wenig näher. "Nicht weit von hier ist ein Ort, dort stehen viele Bäume. Alle sind bedeckt mit weissen Blüten", sagte der Hund unvermittelt. Erstaunt fragte es: "Wie? Du kannst sprechen?" So obenhin
sagte der Hund: "Das habe ich einmal von meinem Herrn gelernt."
Dann erzählte er weiter: "Stelle dir vor, jeder Baum hat einen eigenen Gärtner, und beide, der Baum und der Gärtner, gehören zu einem Menschen hier auf der Erde." "Habe ich denn dort auch einen
Baum?", fragte es hoffnungsvoll. "Ja, natürlich! Was denkst du
denn? Jeder Mensch hat da einen Baum! Jedesmal, wenn du traurig bist, erblühen an deinem Baum zwei weisse, wundervolle Blüten", erwiderte er. "O! Dann muss ich ja dort einen herrlichen Baum
haben, voll von Blumen. - Und der Gärtner, liebt er mich?” "Natürlich, und wie!", brummte der Hund. "Aber viel wichtiger ist, dass Gott
dich liebt! Er ist es, der den Gärtner beauftragt hat, ganz besonders
auf dich aufzupassen." "Dann macht es mir von jetzt an nichts mehr
aus, traurig zu sein", sagte es freudig. "Zeichne deinen Baum doch
einmal da in den Sand", forderte er es auf. Eifrig sprang es auf und
mit blossen Händen zeichnete es Stamm, Äste, Zweige und Blüten
in den grossen Sandplatz. "Sind es nun genug Blüten?", wollte es
wissen. Aber der Hund schüttelte den Kopf und sagte: "An deinem
Baum sind viel, viel mehr!" Fleissig zeichnete die Kleine weiter. Sie
wusste bald nicht mehr, wo sie noch weitere Blumen anbringen sollte. Aber der Hund war immer noch nicht zufrieden. "Jetzt ist wirklich
kein Platz mehr! Dass es immer gleich zwei Blumen sein müssen,
das ist ein Problem!", jammerte sie. "Sag mir, warum weisst du
denn das alles, und was geschieht, wenn an einem Baum keine
Blumen mehr Platz haben?", fragte sie weiter. Aber der Hund gab
keine Antwort mehr, er hatte die Sprache wieder verloren.
Der entscheidende Traum war jedoch dieser: Wie in Wirklichkeit
einmal, war ich meinen Söhnen davongelaufen. Von diesem Ausflug kehrte ich nun zurück, und zwar in mein Elternhaus, ins Breit32
moos. Ich stieg die Treppe hoch in den oberen Stock. In diesem Moment kam Roland mit einer blonden Freundin auch die Treppe hoch
und beide waren sichtlich froh, mich wiederzusehen. Auf einmal
polterte es auf der Treppe. Ein Mann schaute herein und schimpfte:
"Da liegt ein Mann schwer verletzt am Weg und ihr helft ihm nicht
einmal!" Die Jungen sprangen sogleich hinunter. Ich ergriff das Notfalletui und folgte ihnen nach. Da lag ein Mann am Wegrand neben
unserem Garten, aber ich sah mit einem Blick, dass er nicht verletzt
war, sondern starb. "Legt ihn in mein Auto, ich bringe ihn ins Spital",
forderte ich die Jungen auf. Sie hievten ihn hinein und es erstaunte
mich nicht, dass es nun ein Cabriolet geworden war. Der Mann füllte nach und nach das ganze Auto aus, so dass ich mich verkehrtherum ans Steuer setzen musste. Ich sass also auf dem Armaturenbrett und fuhr los. Bald hatte ich mich daran gewöhnt, so dass
ich die Kurven unbeschadet nehmen konnte. Vor dem Einbiegen in
die Hauptstrasse flog uns ein Pferdegespann entgegen. Zwischen
den sechs oder acht hellbraunen Pferden schwebte ein Mädchen
von Pferd zu Pferd und gab ihnen Zucker. Was für ein Bild! Ich sollte
danach eigentlich nach rechts abbiegen, um ins Spital zu gehen,
aber ich fuhr nach links. Im Haus an der Ecke fand eine Beerdigung
statt. Ich hörte die Abdankungsrede im Haus und musste mich zwischen Zypressenkübeln durchschlängeln, die auf der Strasse standen. Aber nun hatte ich freie Fahrt. Das Wetter war wunderschön
und bald nahm eine grosse Fröhlichkeit von mir Besitz. Ich begann
zu singen. "Ich sterbe und du singst! Das ist kein Benehmen", tönte
es vorwurfsvoll im Auto unter mir. Also schwieg ich nun, aber die
Fröhlichkeit blieb. Nach langer Fahrt bog ich rechts ab und kam zu
einem Gebäude, das ich als Spital ansah. Ich begleitete den Sterbenden hinein und blieb bei ihm, als er die Anmeldung ausfüllen
musste. Die Formulare stapelten sich und bald war der Schreibtisch, dann andere Tische und noch andere Tische voll davon. Der
Mann war müde, er konnte sich kaum mehr aufrecht halten. Aber
er musste weitergehen und kam in eine andere Abteilung. Dort wurde er mit folgenden Worten sehr unwirsch empfangen: "Der, welcher das Manuskript geschrieben hat, arbeitete gut, aber nun muss
das alles gesetzt werden. Mach dich an die Arbeit!" Mit aller Kraft
raffte er sich auf und setzte das Geschriebene. Von da kam er in
die Druckerei. "Der, welcher das Manuskript geschrieben hat,
machte die Arbeit gut. Der, welcher es gesetzt hat, machte das sehr
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schön. Auf was wartest du noch, tue endlich deine Pflicht! Drucke
es jetzt!" So tönte es ihm da entgegen. Mit einer ungeheuren Kraftanstrengung machte er sich ans Drucken und kam von da von einer
Abteilung in die andere. So auch in die Packerei. Das gleiche Spiel
wiederholte sich ständig. Die von vorher wurden gerühmt, der Ankommende getadelt. Da stand er dann zuletzt in der Spedition. Die
Bücher waren fein säuberlich verpackt und stapelten sich bis an die
Decke. Mit allerletzter Kraft begann er sie zu verschicken.
Als ich später einmal das Lager von den Tibeterbüchern besuchte,
erkannte ich den Zusammenhang. Ich, der Sterbende, hatte wohl
eine Aufgabe in Verbindung mit Büchern.
Darauf wurde ich später auch einmal in Whitefield von Sai Baba hingewiesen. Unter dem Baum hatte ich eine grüne Säule zu meinem
Stammplatz erkoren, von da konnte ich Sai Baba überallhin mit meinen Augen folgen, was ich so sehr liebe. Einmal lag bei dieser Säule ein Stapel Bücher, fein säuberlich mit einem Lederriemen zusammengebunden, und daneben ein Lederbeutel. Ich betrachtete die
Bücher neugierig und fragte mich, wer wohl dazugehöre. Aber niemand setzte sich dazu. Im Moment, als Sai Baba zum Tor herauskam, stupste mich eine Inderin energisch und fragte, ob das meine
Bücher seien. Obenhin verneinte ich, denn ich wollte ja Sai Baba
sehen, ich wunderte mich jedoch darüber, dass sie mich just in diesem Moment fragte, wo doch sonst alle auf Sai Baba schauen wollen. Sai Baba kam bis zum Baum, stützte sich da auf eine andere
grüne Säule und sprach währenddessen mit einer Frau neben ihm.
Dazwischen schaute er immer wieder zu meiner Säule herüber. Ich
dachte über alles nach und fragte andere, ob sich Sai Baba oft auf
eine Säule stütze. Das wurde mit Verwunderung angehört, und
man versicherte, dass das überhaupt nicht seine Art sei, sich irgendwo aufzustützen. Auf jeden Fall wollte ich danach wissen, wer
zu diesen Büchern gehörte. Ich blieb bis zum Nachtessen dabei sitzen, aber niemand kam. Als ich aufstehen wollte, um wegzugehen,
waren die Bücher plötzlich weg. Ich musste einen Moment unaufmerksam gewesen sein, dessen war ich mir jedoch nicht bewusst.
In der Zeit danach schaute ich immer nach dem Lederbeutel aus,
aber ich sah ihn nie wieder. Sollte das für mich heissen, dass Sai
Baba sich in Beziehung zu Büchern auf mich stützt? Tatsache ist
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es heute, im Nachhinein, dass Roland und ich immer mit Büchern
beschäftigt waren. Nach dem Tod meines Mannes hatten wir uns
"Die Verbreitung der Zeitlosen Weisheit und Wahrheit" zum Ziel gesetzt. Zuerst überarbeiteten wir die Schulhefte für die Arkanschule
in Genf. Die Beiträge aus den Tibeterbüchern, die mittlerweile in
besseres Deutsch übersetzt und gedruckt waren, mussten eingescannt und die Hefte neu gedruckt werden. Später arbeiteten wir
mit der Sathya Sai Vereinigung e.V. an den Büchern von Sathya Sai
Baba.
Ich hatte noch andere Träume, die meine Traurigkeit ausdrückten
oder meine unerfüllbaren Wünsche spiegelten. Ich ging zum Beispiel einkaufen und fand meine eigenen Sachen eingepackt. Ich
wollte meine Lieblingstiere haben und musste mich mit anderen begnügen. Ich mühte mich ab und war erschöpft. Zuletzt waren da
noch zwei, ein kleiner weisser Elefant und ein weisses Pelztier. Sie
waren in einem kleinen Korb eingezwängt. Erschöpft, aber entschlossen packte ich diese und sagte zu ihnen: "Geht nun endlich
an die Sonne!" Beim Erwachen hörte ich eine Stimme, die zu jemand anderem sagte: "Nun ist sie endlich frei!" Wer sprach da? Ich
hatte nun den Beweis, dass wir auf der anderen Seite Freunde haben. Nicht nur einen, eine ganze Schar, wie ich es immer geahnt
habe. Sie nehmen Anteil an unserem Streben, Suchen, Straucheln
und Siegen.
In diese Kategorie gehört auch ein Ereignis, das sich folgendermassen zutrug: Als ich mich am Abend zu Bett legte, sagte ich zu mir
selbst: "Aus dem Loch, in dem du dich jetzt befindest, kommst du
aus eigener Kraft nicht mehr heraus." Aber um nichts in der Welt
hätte ich mich in eine Therapie begeben wollen.
Mitten in der Nacht wachte ich auf und stellte fest, dass ich die Musikanlage nicht abgeschaltet hatte. Eine einzige Art Musik ertrug ich
in dieser Zeit, die Musik von Mozart. Ich hörte mein Lieblingsstück.
Zu meiner grossen Überraschung stellte ich fest, dass die Musikanlage gar nicht eingeschaltet war. Mein erster Gedanke war: "So
hat Beethoven komponiert, er hörte die Musik also doch!" Aber das
Nächste, was ich realisierte, war, dass ich mit jedem Ton einen
massiven Box in den linken Oberarm bekam. Ich wurde förmlich
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aus meinem Loch herausgeboxt. Ich sass da, und die Tränen flossen, nach so langer Zeit, in Strömen der Dankbarkeit über mein Gesicht. Seither habe ich Freude und Leid vollends in den Griff bekommen. Es ist die gleiche Energie, und durch Experimente lernte
ich von der Glückseligkeit zu Traurigkeit und von da zurück zur
Glückseligkeit zu wechseln. Damals schrieb ich in mein geistiges
Tagebuch: "Nun sind Freude und Leid in mir Eines geworden." Danach kannte ich für eine lange Zeit weder Traurigkeit noch Depression mehr.
Zu mir kamen die Bücher von Max Freedom Long. Das waren genau die Bücher, die ich damals brauchte. Sie brachten mich dem
Geheimnis, das ich seit meiner Jugendzeit so leidenschaftlich
suchte, um vieles näher. In dieser Zeit wurde ich die Bittende. Wo
ich auch war, meine Augen waren weit offen, und mir wurde viel
Leid offenbart, an dem viele andere einfach vorübergehen. Zwei Erlebnisse machten mir meine Verantwortung jedoch bewusst.
Einmal sass ich im Zug. Eine ältere Dame stieg ein, sie war sehr
elegant gekleidet, mit Pelzmantel etc. Aber sie war offensichtlich
am Ende ihrer Kraft. Sie legte die Hände an ihr Gesicht, und man
sah, dass sie jeden Augenblick vor Schwäche umkippen konnte.
Sollte ich zu ihr gehen? Zwischen uns war noch ein Abteil und ich
konnte sie nur in schräger Richtung ein wenig sehen. Ich dachte zu
ihr: "Tu doch nicht so wehleidig. Immerhin kannst du in deinem Alter
noch allein auf Reisen gehen. Du siehst wunderbar elegant aus, sicher könntest du dir ja ein Taxi leisten, wohin auch immer. Aber du
bist eine selbständige, unternehmungslustige Frau - normalerweise. Setz dich doch anständig hin! Was sollen die Hände an deinem
Gesicht? Hörst du das Kind neben dir lachen? Schau es doch einmal an." Da setzte sie sich hoch aufgerichtet hin, brachte ihre Haare
in Ordnung, schaute das Kind an und lächelte. Ich schaute wieder
zum Fenster hinaus. Als sie nach ca. einer halben Stunde ausstieg,
musste sie an mir vorübergehen. Ich schaute sie nicht an, ich war
ein wenig verunsichert. "Auf Wiedersehen!", sagte sie fröhlich. "Ich
wünsche dir einen schönen Abend." Dieses Ereignis gab mir sehr
viel zu denken. Ich fühlte eine tiefe Verantwortung. Ich hatte mich
in das Denken eines anderen eingeschaltet und ich wusste, dass
wir dieses Recht nicht haben, nicht, solange wir selbst nicht genau
wissen, was wir tun.
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Roland wohnte nach dem Tod meines Mannes für eine gewisse Zeit
wieder in unserem Haus. Er war jedoch schon lange abgenabelt
und ich hatte keine mütterliche Verantwortung mehr für ihn. Einmal
ging er weg mit den obenhin geäusserten Worten, am Abend sei er
dann wieder da. Es wurde Abend, der nächste Tag ging vorüber,
auch der übernächste und noch einer, und ich machte mir doch
langsam Sorgen, weil er ja zurückkommen wollte. Aber dann ärgerte ich mich und fand, ein einfacher Anruf wäre ja wohl nicht zuviel
verlangt. Ich setzte mich hin und schimpfte mit ihm: "So! Nun gehst
du zum Telefon und sagst mir, was los ist! Du wohnst in unserem
Haus, ich weiss, dass du am Abend zurückkommen wolltest. Ich
weiss es eben und mache mir Sorgen. Wüsste ich nichts, würde ich
mir auch keine Sorgen machen. Eine minimale Rücksichtnahme
zwischen Freunden die zusammen wohnen, ist doch selbstverständlich, finde ich." Kurz darauf klingelte das Telefon. Es war Roland. "Weisst du eigentlich, was du da tust", schimpfte er. "Du hast
ja keine Ahnung davon, wie schmerzhaft das ist!" Ich fiel aus allen
Wolken. Es war ja gar nicht so bös gemeint. Was wäre geschehen,
wenn ich wirklich böse auf ihn gewesen wäre? Später besprachen
wir das Vorgefallene. Ich war so dankbar, dass ich wusste, wie
mächtig Gedanken sein konnten. Ich sagte ihm, wie froh ich darüber sei, dass das gerade mit ihm passiert sei und nicht mit jemand
anderem. Ich achtete von da an auf meine Gedanken, wie auf meine Worte. Wie dünn ist des "Messers Schneide"! Wie schnell ist
man auf dem falschen Pfad!
Ich experimentierte wieder viel, nun konnte ich das ja in aller Ruhe
tun.
Einmal besuchte ich ein Seminar über Kahuna-Magie. Ich wollte
wissen, was andere darüber sagten, nachdem ich mich so lange
selbst mit den Büchern befasst und verschiedene Versuche angestellt hatte. Ich erkannte, dass schon eine Streitfrage darüber entstanden war, wer nach dem Tod von Max Freedom Long der rechtmässige Vertreter dieser Lehre sei. Das Weitere interessierte mich
daher nicht mehr. Um so mehr versuchte ich mein Wissen zum
Wohl der Menschen zu benutzen. Niemand wusste jedoch um diese Bemühung. Die Geistheilung interessierte mich immer noch
sehr. Mein Gebet dafür habe ich von den Kahuna übernommen und
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es nach meinem Empfinden ergänzt, weil so keine Beeinflussung
auf der Persönlichkeitsebene stattfinden konnte. Es heisst:
"Hohes Selbst, meine lieben geistigen Freunde und Heiler auf den
inneren Ebenen, ich bitte euch um Hilfe, Schutz und Führung in
Verbindung mit dem eigenen Hohen Selbst von .......... Ich danke
euch von ganzem Herzen."
Die Leiterin des Seminars über Kahuna-Magie machte mich jedoch
auf die Nummerologie aufmerksam, und von da an analysierte ich
alle meine Träume und Erfahrungen durch eine eigene vergleichende Nummerologie. Mit der Zeit hatte ich sechs oder sieben
Ordner, angefüllt mit den entsprechenden Beispielen. Durch diese
Arbeit wurde mir bewusst, dass ich dadurch den astralen Gefühlen
entrinnen konnte, denn das war eine mentale Beschäftigung.
Einmal erwachte ich mitten in der Nacht aus einem Traum, der mich
tief aufrüttelte. Bernhard, mein älterer Sohn, war mit einer Begleiterin auf einer Geschäftsreise in Amerika. Wir erwarteten bald ihre
Rückreise.
Traum
"Ich stehe mit zwei Begleiterinnen an einem grossen Tisch. Drei
alte Frauen legen drei grosse, weisse Baumwollstoffballen vor uns
auf den Tisch. Wir erhalten den Befehl, aus diesem Stoff JumboJets zu machen. An der Wand hängt ein Bild von so einem Flugzeug, aber es ist nicht ganz auf dem Bild. Ich schaue auf das Bild
und sage, ich hätte auch einmal versucht, ein Foto von diesem
Flugzeug zu machen, und hätte es auch nicht ganz aufs Bild bekommen. Ich schaue auf die Uhr an der Wand. Sie zeigt 12 Uhr. Wir
beginnen mit der Arbeit. ’Es ist nicht so leicht, aus Stoff Flugzeuge
zu machen’, sage ich ungehalten. Ich schaue auf die Uhr. Sie ist bei
12 stehengeblieben."
Ich erwachte, setzte mich auf und wusste, Bernhard, alle im Flugzeug und das ganze Flugzeug waren in grosser Gefahr. Es war ein
Todestraum. Ich begann zu bitten, ich wickelte das ganze Flugzeug
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in Gottes Liebe ein, ich mobilisierte alle geistigen Freunde und Heiler auf der anderen Seite, bat alle Heiligen, die ich von Namen kannte. Wir wussten, wann das Flugzeug in Zürich ankommen würde.
Roland und ich fuhren hin, um sie abzuholen. Es erstaunte mich
nicht, als über Lautsprecher bekannt gemacht wurde, dass das
Flugzeug Verspätung haben werde. Niemand wollte oder konnte jedoch Auskunft geben, warum. Stunde um Stunde verging, wir sorgten uns sehr. Aber dann kam die Meldung, dass die Ankunft bald
bevorstehe. Tausend Steine fielen uns vom Herzen, als die Passagiere eintrafen. Bernhard berichtete dann, dass das Flugzeug zweimal habe enteist werden müssen. Nach dem ersten Mal seien sie
schon auf die Startbahn gerollt, hätten aber noch einmal umgekehrt, weil das Eis schon wieder zu schwer geworden sei. Als sie
zum zweiten Mal auf die Startbahn rollten, sei ein technischer Defekt entdeckt worden. Also hätten sie zum dritten Mal zurückkehren
müssen. Dieser Defekt ist wohl die Gefahr gewesen.
Bernhard teilte mir eines Tages mit, dass er grosse Probleme mit
dem Herzen habe. Dass er manchmal eine grosse Beklemmung
fühle, die mit Angstzuständen einhergehe. Ich versprach ihm, für
ihn zu beten. Um eine persönliche Beeinflussung auszuschliessen,
schlug ich ihm vor, dass ich zu irgendeiner Zeit um Heilung bitten
würde. Dass er jedoch wachsam sein und mir melden solle, wenn
irgendetwas Besonderes geschähe. Da ich die Bitten für Menschen, ohne deren Wissen, bis anhin in aller Stille übergeben hatte,
lag mir viel daran, auch einmal eine Kontrolle über meine Bemühung zu haben. In einer der folgenden Nächte um 1 Uhr bat ich also
um Heilung für ihn. Am anderen Morgen teilte er mir mit, das er um
1 Uhr nachts geweckt worden sei, dass eine unerhörte Hitze seinen
Körper erfüllt habe und dass sein Herz mit aller Kraft massiert worden sei. Danach hat er nie mehr Probleme mit dem Herzen gehabt.
Einmal experimentierte ich damit, zu erfahren, ob ich die Fähigkeit
hätte, Botschaften aus den inneren Reichen zu erhalten. Ich hätte
so gerne Zugang zum ewigen Wissen und Antwort auf meine Fragen gehabt. Ich setzte mich hin, mit Schreibzeug versehen, entspannte mich, und wartete auf die automatische Schrift. Nach einiger Zeit erkannte ich, dass ich dazu wohl zu ungeduldig war. Dann
versuchte ich es mit Gläserrücken. Dieses Experiment wurde gleich
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wieder beendet, ich hatte ein ganz ungutes Gefühl dabei. Ich hörte
von spiritistischen Zirkeln und war schockiert. Mit der Geisterwelt
wollte ich gar nichts zu tun haben. Alle Warnlampen in mir waren
erleuchtet. Trotzdem liess ich mich von einer Freundin überreden,
mit ihr die Psi-Tage in Basel zu besuchen. Das Thema war die "Wiederverkörperung" und daran war ich schon interessiert. Da waren
berühmte Medien, die Vorträge hielten und Workshops offerierten.
Ich wollte auch darüber Bescheid wissen. Ich war enttäuscht, da alles so persönlich war. Ich war nicht mehr daran interessiert, mich
um mein eigenes Selbst zu drehen. Aus diesem Grund hatte ich die
Verbindung zu Ramana Maharshi ja ein wenig verloren. Diese ewige Suche nach dem Selbst konnte doch nicht alles sein.
Dem Seminar war eine Ausstellung angeschlossen, und das war
dann die Erfahrung, die ich brauchte, um alle Versuche in dieser
Richtung einzustellen. Die Ausstellung war so angelegt, dass man
nur in einer Richtung gehen und nicht wieder zum Eingang zurückgehen konnte, ohne überall auf Widerstand zu stossen. Ein Video
gab mir den Rest. Als ich die blöden, verzerrten Gesichter der Frau
und des Mannes betrachtete, die in Trance auch noch "Gesang"
übermittelt bekamen, wurde mir übel. Es war ein Graus! Als ich zudem sah, dass mich ein Mann aus dem Hintergrund neugierig beobachtete, fühlte ich mich irgendwie bedroht und verliess fluchtartig
die Ausstellung. Seit dieser Erfahrung wollte ich von der ganzen
Mediengeschichte nichts mehr wissen. Ich war auf der Suche nach
etwas ganz anderem. Ich glaube, wir müssen uns klar entscheiden,
ob wir mit der Geisterwelt der Verstorbenen oder mit der Geisteswelt verbunden sein wollen. Wir werden nach dem Tod in die
Energieebene geführt, in der wir polarisiert sind. Sathya Sai Baba
sagt zum gleichen Thema: "Wer mit dem Wort Gottes auf den Lippen stirbt, kommt direkt zu ihm. Aber diese Verbundenheit zu Gott
muss während des ganzen Lebens geübt werden."
Die ausserkörperliche Erfahrung hatte ich gemacht und wollte eigentlich nicht mehr weggehen. Trotzdem hatte ich weitere Erlebnisse.
Einmal befand ich mich auf der Strasse vor unserem Haus. Es regnete. Ich betrachtete die Hängetsuga neben der Einfahrt. Über und
über war sie mit astralfarbenen Kügelchen behängt. Es waren die
Regentropfen, die in allen Farben schillerten. Von da sah ich, dass
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das ganze Haus hell erleuchtet war, auch der Schulraum, in dem
gar niemand war. Ich wollte die Gartentreppe hochgehen, um nachzusehen, aber meine Füsse gehorchten mir nicht. Es war, als ob sie
wie leblos an meinem Körper baumeln würden. Wie sollte ich die
Treppe hochsteigen? Da kam Roland. Ich bat ihn um Hilfe, aber er
schaute mich nicht einmal an und ging vorbei. Auf allen Vieren
kroch ich irgendwie die Treppe hoch zu unserem Hauseingang.
Menschen gingen an mir vorbei und verschwanden hinter dem
Haus. Ich ging ihnen nach, um zu schauen, wohin sie gingen. Auch
ein Hogonpriester aus Mali war dabei, ich erkannte ihn an seiner
Dyara. Sie gingen durch die Türe in meinen Schulraum. Ich selbst
ging ins Haus. In der Küche auf der Eckbank sassen drei Männer.
Erstaunt fragte ich sie: "Woher kommt ihr? Was macht ihr da?" Aber
sie schauten mich nur still an. "Wollt ihr etwas trinken?”, fragte ich
weiter. "Wollt ihr Orangensaft?" Keine Antwort. Ich stellte drei Gläser mit Orangensaft vor sie hin, aber sie rührten ihn nicht an. "Wollt
ihr Tee?", forschte ich weiter und wiederholte auf Englisch noch einmal das Wort Tee. Da nickte der eine. Ich wollte darauf in das Esszimmer gehen, um die schöne Teekanne zu holen. Ich war erstaunt,
dass die Türe nicht wie immer offen stand. Ich öffnete sie mit
Schwung und schaute ins Gesicht eines Lehrers. Streng ruhten seine Augen auf mir und er legte die Finger auf die Lippen. Er stand
oben am Tisch. Gross und würdig von Gestalt. Auf den Stühlen
rund um den Tisch sassen Menschen mit geschlossenen Augen.
Eine Frau kannte ich und es wunderte mich, dass sie dabei war. Ich
fühlte mich schuldig und zog die Türe leise wieder hinter mir zu. Die
Männer befanden sich nun im Wohnzimmer. Ich ging zu ihnen und
tadelte sie. "Wie könnt ihr einfach so herkommen, ohne etwas zu
sagen, wer hat euch überhaupt erlaubt einzutreten?" Sie schauten
mich nur verständnislos an.
Am Morgen beim Aufstehen staunte ich nicht schlecht, als ich auf
dem Küchentisch drei Gläser mit Orangensaft stehen sah. Die Teekanne vom Küchenschrank stand auch noch da. Als ich hineinschaute, war da ein Häufchen Salz darin statt Tee. Das Ganze hatte
ich als Traum empfunden.
In dieser Zeit hatte ich weitere Grenzerfahrungen.
In einer Nacht hatte ich Experimente mit hohen Frequenzen gemacht. Als ich am Morgen aufstand, bemerkte ich, dass meine
Pflanzen Durst hatten. Ich nahm eine nach der anderen, ging ins
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Badezimmer und gab ihnen eine Dusche. Ich setzte mich auf den
Rand der Badewanne, um die Farbenpracht des Wassers an den
Pflanzen besser sehen zu können. Es war wie bei meiner Hängetsuga, nur war ich diesmal hellwach. Im Korridor stand eine grosse
Mutter-Kind-Figur aus Afrika. Ich nenne sie "Die immerwährend, alles gebende Mutter" und wollte sein wie sie. Im Vorbeigehen sagte
ich zu ihr: "Du könntest ruhig einmal mit mir sprechen!" Zu meiner
grossen Verwunderung veränderte sich ihr Gesicht und sie sprach.
Ich verstand sie jedoch nicht, sie sprach so schnell. "Warte ein bisschen", bat ich sie, "ich will das Mikrophon aufstellen und deine Stimme aufnehmen, dann kann ich dir später in Ruhe zuhören." Ich
montierte das Mikrophon neben ihr und setzte mich, zudem mit
Schreibblock und Stift versehen, auf einen Stuhl vor sie hin. Ich beobachtete nun auch, dass die Astralfarben wie Wellen über sie hinwegstrichen; an der weissen Wand konnte man sie gut sehen. Die
Figur gibt dem Kind die irdische Nahrung. Sie schiebt diese mit der
Hand in den Mund des Kindes. Ihre Brüste sind jedoch auch prall
gefüllt mit ihrer eigenen Nahrung. Auf dem Kopf befindet sich ein
Chamäleon, das sein Schnäuzchen unter die Kopfhaut streckt. Sie
gibt also auch das Hohe Mana, die göttliche Speise. Nun war ich
also bereit, die Botschaft zu empfangen. Aber - ich verstand sie einfach nicht. Da fragte sie unvermittelt: "Warum füllst du eigentlich
den Champagner in die Val-Saint-Lambert-Gläser und nicht in die
Flutes? Das ist doch schade um den guten Wein." Da klingelte das
Telefon. Jener Freund war am Telefon. "Ich habe keine Zeit", sagte
ich schnell. "Der Dogon spricht zu mir!" Er hatte etwas Ungewöhnliches gefühlt, denn innerlich waren wir sehr verbunden. Ich setzte
mich wieder zu der Dogonfigur. Ich hörte ein saugendes Geräusch
des Kindes. Es schlürfte die Nahrung. Die Nahrung bestand aus
kleinsten Stäbchen in den Astralfarben. Ich betrachtete das Gesicht
der Figur und fragte mich, wie es kam, dass sie die Augen bewegen
und mit den Lippen sprechen konnte. Aber verstehen konnte ich sie
immer noch nicht. Da sagte sie, und das konnte ich wieder verstehen: "Hat Bernhard eigentlich sein 300Franken-Auto noch?" "Ja",
antwortete ich lachend. "Einmal waren wir mit ihm in Paris und zweimal in München. Es war jedesmal ein grosser Spass." Dann klingelte es an der Türe, und eine Freundin kam zu Besuch. Das passte
mir gar nicht. Sie aber verkündete, sie würde in der Küche auf mich
warten. Als sie an der Figur vorbeiging, sagte diese zu ihr: "Ja, das
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geht auch dich an! Schau doch wieder einmal nach oben!" Wieder
sitzend vor dem Dogon fragte ich ihn: "Kannst du die grossen Kugelaugen auch schliessen?" Er bemühte sich darum, und ich erkannte, dass er langsam müde wurde. Deshalb sagte ich zu ihm,
dass es wohl besser sei, für heute Schluss zu machen. Ich fragte
ihn jedoch, ob ich ihn jederzeit rufen könne. Ich sagte "ihn", weil es
eine Männerstimme war, und wollte wissen, mit welchem Namen
ich ihn denn rufen sollte. .... Ich verstand auch den Namen nicht. Ich
liess jedoch nicht locker und zuletzt wusste ich, dass er Claude
hiess.
Später fragte ich Ramana Maharshi, was ich von diesem Erlebnis
zu halten habe. Ich schlug sein Buch auf und da stand: "Früher oder
später auf dem spirituellen Weg begegnet jeder Aspirant der Gefahr, in die Gurufalle zu treten. Dabei ist es so einfach: Wenn der
Guru euch Dinge sagt, die euch jeder Mensch auch sagen kann,
dann könnt ihr ihn vergessen." Nicht ein einziges Mal habe ich danach mit Claude noch Kontakt aufgenommen.
Roland machte in dieser Zeit viele Tuschezeichnungen. Einmal
sagte er, dass Farben eigentlich überflüssig seien. Solche leuchtenden Farben wie auf seinen Bildern gebe es in Wirklichkeit gar
nicht. Ich schaute erstaunt auf die Zeichnungen und entgegnete:
"Also, ich sehe nur schwarze Zeichnungen auf weissem Grund!"
Das überraschte ihn sichtlich und er fragte, ob ich die Farben wirklich nicht sehen könne. "Nein! Ich sehe nur schwarz und weiss,"
sagte ich irritiert. Ich dachte nach. Das war wieder so eine Eröffnung, wie damals, als mir seine Freundin erzählte, wie sie als Kind
die Märchen erlebt habe. Sie erzählte es so, dass ich stutzig wurde
und fragte: "Ja, wenn du dir also einen weiss gekleideten Prinzen
hoch zu Pferd vorgestellt hast - hast du ihn dann wirklich gesehen?"
"Ja, natürlich! Kannst du die Dinge, an die du denkst, denn nicht sehen?" Nein, das konnte ich nicht. Ich konnte lebhaft darüber nachdenken, aber sehen konnte ich das Gedachte nicht. Ich wurde todunglücklich. Da war etwas, daran ich keinen Anteil hatte. Eine Erfahrung, die mir nicht zugänglich war. Ich fragte alle Menschen, die
mir begegneten: "Wenn du dir eine Rose vorstellst, mit Dornen,
Blättern und Tautropfen, kannst du diese sehen?" Von den Jungen,
geistig und irdisch orientierten, kam stets die erstaunte Gegenfrage: "Ja, natürlich! Kannst du diese denn nicht sehen?" Ich kam mir
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wie behindert, irgendwie ausgeschlossen vor. Da wurde mir bewusst, was für ein Geschenk das doch war. Immer wollte ich die
Jungen überzeugen, dass sie auf einer höheren Spirale als die Alten geboren worden seien. Nun hatte ich den Beweis, den ich ihnen
geben konnte. Von unserer Generation waren nur wenige, die diese
Fähigkeit auch hatten. Ich wäre nicht Lehrerin aus tiefster Seele,
wenn mich diese Möglichkeit nicht von Herzen gefreut hätte. Ich
wollte mich gar nicht darum bemühen, diese Fähigkeit in mir zu entwickeln, wie man mir später riet. Ich war glücklich über den Beweis,
den ich den Jungen nun geben konnte.
Aber - da war nun also wieder etwas, an dem ich nicht Anteil hatte!
Ich holte mein Prisma und schaute die Bilder durch dieses an. "Hier
ist die Farbe gelb! Und hier ist die Farbe blaugrün", verkündete ich.
Ja, Roland sah mit einem Prismablick, von dem Moment an wusste
ich das.
Nach einer weiteren Nacht, in der ich mit den Frequenzen experimentiert hatte, betrachtete ich einen Teller, der auf dem Esszimmertisch stehen geblieben war. Ich entdeckte, dass sich auf dem
Teller eine gallertartige Schicht befand, die in allen Astralfarben
leuchtete. Ich versuchte, diese zu verschieben und fuhr mit dem
Daumennagel darüber. Ich erschrak über das markdurchdringende
Geräusch. Aber die Schicht liess sich zusammenschieben und die
Astralfarben in diesem Bereich verdichteten sich. Sie wurden intensiver. Nun hatte ich entdeckt, wie bei dem Dogon die Illusion entstehen konnte, dass er die Augen und den Mund bewegte. Über allen unseren Gegenständen befindet sich diese Schicht. Ich dachte
an Seth und andere aus den geistigen Reichen, die behaupteten,
die Dimensionen würden einander durchdringen. Sie seien nicht
voneinander getrennt, wir würden sie nur nicht wahrnehmen. Ich
schaute auf das Bild von Roland, das an der Wand hing. Nun konnte ich die Farben ohne Prisma sehen. Meine Erkenntnis war jedoch
auch noch eine andere: Wie viel mehr sind doch diese so genannt
"toten Gegenstände”! Sie sind die Träger für eine andere Dimension!
Beim Tibeter las ich einmal, dass das Hungerproblem in der Welt
gelöst werden könnte, wenn die Menschen die Energie direkt aus
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dem Planetenäther, wenn nicht aus einem höheren anzapfen könnten. Ich wusste von Heiligen, die nichts assen. Ich bin eine Skeptikerin und möchte für alles Beweise haben. Und - ich wollte wissen,
ob auch ganz normale Menschen so leben können. Also nahm ich
mir vor, diese Aussage zu überprüfen. Es war Sommer, also eine
günstige Zeit. Obschon ich damals noch für die Kunst-Galerie verantwortlich war, die ich seit dem Tod meines Mannes weiterführte,
viele Einladungen hatte und auch annahm, begann ich mit dem Experiment. Ergänzend beschrieb der Tibeter einmal, dass die Energie am oberen Rücken in den Körper eintritt. Wir haben einen Garten, in den man nicht unangemeldet kommen kann. Zur Sicherheit
nahm ich jedoch mein Hündchen zu mir, das würde mich warnen.
Für das Experiment wählte ich die Zeit von 11-13 Uhr. Ich legte
mich in dieser Zeit nackt auf eine Liege im Garten. Ich ass nichts
mehr. Ich trank ein wenig Wasser, aber auch nicht sehr viel. Ich bedankte mich für das Wasser mit den Worten: "Ich danke für die
Mahlzeit. Sie ist gesegnet und enthält alles, was wir brauchen." Zuerst nahm ich 3 kg ab, aber dann blieb das Gewicht konstant. Ich
empfing eine unerhörte Energie. Der Freund überwachte mich von
Ferne und machte sich wieder einmal Sorgen um mich. Woche um
Woche verging, und ich fühlte mich pudelwohl. Ich konnte für Gäste
kochen, mit ihnen am Tisch sitzen, aber niemand bemerkte, dass
ich nichts von dem ass, was auf meinem Teller war. Das war an sich
eine eigenartige Erkenntnis. So wenig achten wir aufeinander.
Nach 11 Wochen musste ich das Experiment abbrechen, weil eine
Geschäftsreise geplant war. Später las ich von Untersuchungen an
mumifizierten Heiligen. Ihre Körper waren ausgetrocknet! Ich empfehle also niemandem, das Experiment nachzumachen. Man
müsste noch mehr darüber wissen.
Obwohl ich die Experimente, mit denen ich Antwort auf meine Fragen erhalten wollte, beendet hatte, wurde ich einmal damit überrascht, dass ich eine Stimme hören konnte, die mir eine Mitteilung
machte. Ich schrieb diese auf. Das war das Erste. Dann empfing ich
Botschaften auf telepathische Art. Dann war da nur noch ein fremdes Denken in mir. Ich schrieb auch das auf. Jedesmal, wenn sich
mein eigenes Denken dazwischenschob und ich dies realisierte
und innehielt, begann das andere Denken in mir wieder aktiv zu
werden. Aber jedesmal ging es im Text wieder zurück, damit ich er45
kennen konnte, wo mein eigenes Denken eingesetzt hatte. Alles
war enorm anstrengend und ich brauchte meine ganze Konzentration, um diese Botschaften von meinem eigenen Denken zu trennen. Sie waren eher allgemeiner Art. Trotz der Freude darüber,
dass so etwas möglich war, wusste ich jedoch nicht so recht, was
ich von dem Erlebnis zu halten hatte. Ich beliess es bei der Annahme, dass mich jemand geprüft hat.
Als ich den Büchern von Alice A. Bailey/Tibeter zum ersten Mal begegnete, musste ich erkennen, dass es wohl eine Möglichkeit gibt,
von den höheren Ebenen Nachricht zu bekommen und belehrt zu
werden. Ich nahm jedoch auch zur Kenntnis, dass, wenn die Antahkarana, die Brücke zu unserem göttlichen Selbst, noch nicht fertig gebaut ist, die Mitteilungen durch unser niederes Selbst verfälscht werden können. Ich hatte die Erfahrung mit zwei weiblichen
Pseudo-Gurus hinter mir und war gewarnt. Deshalb sagte ich ganz
bewusst zu meinen geistigen Freunden auf der anderen Seite: "Bis
ich selbst ganz sicher bin, dass die Botschaften aus höherer Quelle
stammen und ich sie rein empfangen kann, bis also meine Antahkarana fertig gebaut ist, will ich von Botschaften gar nichts wissen. Ich
will kein blinder Blindenführer sein!"
Wer jedoch den Spiritismus, Psychismus, die Medienschaft, Channeling und die verschiedenen Stufen der Telepathie bis zur höchsten, durch welche die ältesten Heiligen Bücher übermittelt wurden,
in einen Topf wirft, ist gleichermassen im Irrtum wie der Blindgläubige. Vielleicht weiss dieser Mensch nichts über die verschiedenen
Stufen und Ebenen des Seins. Es braucht eine grosse Dosis Wissen, Nüchternheit, gesunden Menschenverstand und Unterscheidungskraft, um sich in der Vielfalt von Botschaften zurechtzufinden,
genauso, wie diese Eigenschaften auch auf der irdischen Ebene
nötig sind. Es ist sicher besser, sich aus abgesicherten Quellen zu
informieren. Nie war das leichter als zu dieser Zeit. Jetzt sind wir in
der einmaligen, glücklichen Lage, von Gott selbst direkt Botschaften zu empfangen. Die Quelle sprudelt, die Lehre ist da.
Trotzdem wird Telepathie immer wichtiger werden. Ich kenne Menschen, denen schon jetzt die Gedanken anderer offenbart werden
und die sich telepathisch mit Gleichgesinnten verständigen. Der Tibeter sagt, dass die Telepathie einmal die Umgangssprache ersetzen wird. Roland ist unter anderem Erfinder. Immer wieder kommt
es vor, dass "seine" Erfindungen irgendwo auf der Welt auf dem
46
Markt erscheinen. Die Grenze zwischen den einzelnen Denkern,
die sich mit dem gleichen Problem befassen, wird immer dünner.
Es entsteht eine Gruppenarbeit auf den inneren Ebenen. "Jedem
Gedanken folgt Energie", lautet einer der grossen Lehrsätze. Man
wird bald weltweit erkennen, was für eine Macht im geeinten Denken liegt. Nichts lohnt sich mehr, als über die tiefe Bedeutung dieser
Erkenntnis nachzudenken. Viele Meditationsgruppen sind entstanden, notgedrungen von verschiedener Qualität. Heute ist Meditation Mode geworden. Meistens wird sie zur eigenen Befriedigung
ausgeübt. Da jeder ein Teil der Menschheit ist, hat jede persönliche
Bemühung jedoch auch eine Auswirkung auf die ganze Menschheit. Die Gedanken werden in Zucht genommen oder zum Schweigen gebracht, sie werden diszipliniert. Und so kann wieder eine gewisse Ruhe im Menschendenken entstehen. Unkontrolliertes Denken ist mit ein Grund für das Chaos in der Welt. Praktisch alle
Menschen haben denken gelernt und haben eine eigene Meinung,
die sie auch vertreten, und wenn es auch nur am Wirtshaustisch
wäre. Wenn wir die Macht geeinter Gedanken und Worte erkennen,
werden wir eine Ahnung davon bekommen, was es heisst und bewirkt, "... wenn einmal die Heiligen Gesänge überall auf der Welt erklingen", wie Papst Johannes der XXIII. in seinen Prophezeiungen
ankündigte. Der Tibeter sagt, dass wir weltweit gewisse grosse
Wortformeln als Gebet oder Invokation anwenden werden und so
den Kontakt zu den höheren Ebenen vertiefen können.
Eine ebenso grosse Verwirrung ist um die Worte Mystik, Esoterik
und Okkultismus entstanden. Vor allem unter dem Wort Esoterik
segelt heute so manches, was nicht dazugehört. Der Mystiker ist
der Kniende, der Hingegebene, der Gottliebende, der Gläubige, der
nichts anderes will als mit Gott eins sein. In irgendeinem Leben will
er mehr wissen. Er wird zum Esoteriker, zum Suchenden, zum Fragenden, zu einem, der die geistigen Welten und Gott verstehen und
erforschen will. Er erkennt verschiedene Energien, mit denen er experimentieren kann. Er erkennt, dass man mit Energien wirken
kann in der Welt und darüber hinaus. Er weiss um die verschiedenen Ebenen des Seins, erkennt einen Weg, der ihn zurückführt zu
Gott, zu dem Gott, den er liebt, den er nun auch zu verstehen versucht. Sobald er mit Energien, mit Gedanken wirken kann, ist er zu
einem Okkultisten geworden, der versucht, an dem Werk Gottes für
die Menschheit bewusst teilzuhaben. Der Okkultist schliesst immer
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den Mystiker mit ein, der er einmal war, und wenn er am Ziel ist,
bleibt für ihn wieder nur Gott.
Im Buch Die Wiederkunft Christi sagt der Tibeter: "Die Wissenschaft von der Invokation und Evokation wird einstens das ersetzen, was wir heute ’Gebet’ und ’Gottesdienst’ nennen. Niemand
möge sich durch die Bezeichnung ’Wissenschaft’ beunruhigt fühlen; es geht hier nicht um eine kalte und gefühllose Verstandessache, wie so oft vorgebracht wird. Gemeint ist vielmehr die intelligente und zweckmässige Heranziehung geistiger Energien und der
Kraftströme der Liebe. Sobald diese stark genug sind, werden sie
bei den geistigen Helfern eine Resonanz auslösen, so dass sie wieder offen unter Menschen wandeln können, um auf solche Weise
eine enge Beziehung und eine dauernde Verbindung zwischen der
Menschheit und der geistigen Hierarchie anzubahnen."
Als Sai Baba den Devotees empfahl, jedes Jahr über einen der fünf
menschlichen Werte nachzudenken und Studienkreise darüber zu
organisieren, war es genau das: die Arbeit an einem Saatgedanken! Auf den inneren Ebenen entsteht so eine mächtige Gedankenform über diesen Begriff und die Energie dieser Form steht danach
allen Denkern zur Verfügung.
Viele Jahre habe ich mich mit der Lehre über die Zeitlose Weisheit
von Alice A. Bailey/Tibeter befasst. Ich fragte mich: "Warum sollte
ich selbst Antwort erhalten, wenn doch eine so wundervolle Lehre
zugänglich ist?" Der Tibeter sagt, dass wir in der Nacht, zwischen
22 Uhr abends und 5 Uhr morgens unterrichtet werden. Den Beweis
lieferte mir ein Bild, das sich in einem seiner Bücher befindet. Ich
wusste, dass ich genau das gleiche Bild vor Jahren in mein Traumtagebuch gezeichnet hatte. Ich suchte also nach dem Traum und
fand ihn unter den Aufzeichnungen vom Februar 1981. Der Traum
begann mit den Worten: "Ich bin in einer Schule in den Bergen."
Zu der Zeichnung machte ich folgende Notiz: "Es scheinen verschiedene Ebenen, verschiedene Frequenzen zu sein." Und nun
konnte ich nachprüfen, dass dies stimmt. Ich durchforstete meine
Traumbücher nun auf Hinweise auf diesen nächtlichen Unterricht
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und stellte erstaunt fest, dass viele Träume mit den gleichen Worten
begannen. Ich habe in dieser Zeit mit Sicherheit erkannt, dass wir
durch Träume geführt und unter anderem während des Schlafes
unterrichtet werden. Ich war glücklich, das, wonach ich ein Leben
lang gesucht hatte, endlich schwarz auf weiss zu haben, und wollte
nichts anderes mehr, als dieses Wissen, das mir im Schlaf selbstverständlich erschien, in das Tagesbewusstsein herüberzuholen.
So begann ich bald mit der Arbeit, aus den Büchern des Tibeters
das Konzentrat herauszusuchen, was ich in den Jahren der Konzentration ja gelernt hatte. Vor mir lag schon ein Stapel handschriftlicher Notizen, als mein Sohn Roland dazukam und ausrief: "Mutter!
Das schaffst du so nicht! Es sind 24 Bücher! 17'000 Seiten! Dein Leben, mit Verlaub gesagt, reicht dazu nicht mehr aus. Du brauchst
einen Computer!" Eine Woche später hatte ich meinen ersten Computer und das Versprechen von meinem Sohn, dass er mir immer
helfen würde, wenn ich damit Schwierigkeiten bekäme. Was in der
Folge daraus entstehen würde, ahnten wir beide jedoch nicht. Es
sind nun viele Jahre vergangen. Die 24 Bücher des Tibeters sind
jetzt auf dem PC und die Lehre ist auf CD-Rom erhältlich. Die Themen können nun von jedermann nach eigenem Ermessen herausgesucht werden.
Der Tibeter selbst erklärte, dass diese Lehre der ganzen Menschheit gehört. Es ist ein grosser Fehler, dass die Lehre nur mit der Arkanschule, die Alice A. Bailey gegründet hat, in Verbindung gebracht wird. Ich selbst habe einem Vortrag im Genfer Zentrum zugehört, wo von einem ehemaligen Studenten der Arkanschule die
Meinung vertreten wurde, dass nur der, welcher die Arkanschule
besucht habe, fähig sei, die Antahkarana zu erbauen. Die Antahkarana ist das "innere Organ", wie Sathya Sai Baba sie nennt, durch
das wir mit der unfehlbaren Intuition in Kontakt treten können. Der
Tibeter nennt sie auch "die Regenbogenbrücke", die durch alle Bemühungen in spiritueller Hinsicht erbaut werden kann. Es scheint,
dass trotz der Lehre vom Tibeter viele Schüler der Arkanschule
schon kristallisiert sind und keine andere Lehre mehr akzeptieren
wollen, auch die Lehre des Welt-Avatars nicht, der doch vom Tibeter angekündigt wurde. Manchmal habe ich das Gefühl, dass auch
unter den Anhängern von Sathya Sai Baba ähnliche Tendenzen zu
finden sind. Hören sie eigentlich zu, wenn Sathya Sai Baba von der
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Einheit aller spricht? Wenn er von dem Blumenstrauss spricht, den
alle religiösen Bemühungen darstellen? Nehmen sie nicht zur
Kenntnis, dass auch er noch "andere Gemeinden" hat, wie Jesus
damals? Alle religiösen Organisationen sind seine Gemeinden,
aber auch jedes Gebiet menschlichen Bemühens ist es, sei es die
Politik, die Wissenschaft, das Bankwesen, die bildende Kunst, Musik, die Erziehung, Arbeitende auf irgendeinem Gebiet menschlichen Bemühens. Sollte irgendeine Tätigkeit auf Erden ungöttlich
sein? Sagt er nicht, dass er in jedem menschlichen Herzen anwesend ist? Warum sollte jemand von den Lehren ausgeschlossen
sein? Dieses Ausschliesslichkeitsdenken hat doch wohl genug Leid
über die Erde gebracht.
Mir wurde während der Arbeit an den Büchern des Tibeters nach
und nach bewusst, dass der Kommende, der da beschrieben wird,
nun in Form von Sathya Sai Baba unter uns weilt. An einer Stelle
im zweitletzten Buch "Die Hierarchie tritt in Erscheinung", das 1948
diktiert wurde, heisst es:
"Die Hierarchie hat alles getan, um das Erscheinen des Avatars,
des Kommenden, zu ermöglichen. Was für Massnahmen das waren, kann hier nicht gesagt werden. Nur einige Fragen sind gestattet, die auf eine Möglichkeit hinweisen. Meint oder glaubt ihr, dass
sein Manifestationskörper bereits hier auf Erden ist und darauf wartet, überschattet, inspiriert und zur gegebenen Zeit benutzt zu werden, wie seinerzeit der Meister Jesus von Christus? Es gibt Leute,
die sagen, dass er schon seit 22 Jahren wartet. (Sathya Sai Babas
Manifestationskörper wurde 1926 geboren.) Wäre es vielleicht
möglich, dass der Fürst des Lichtes und des Friedens plötzlich zu
uns herabkommt, um durch die Wirksamkeit seiner Strahlung und
seiner Botschaft die derzeitigen Zustände zu ändern? Es gibt Millionen Menschen, die sein plötzliches Erscheinen erwarten. Manche sagen sogar, dass er schon unterwegs ist."
Ehrfurchtsvoll nehme ich zur Kenntnis, dass wir nun Zeugen davon
sind, wie der Angekündigte die beschriebenen Ziele verwirklicht.
Wie er "die Vaterschaft Gottes und die Bruderschaft der Menschen"
für uns zur Gewissheit macht, wie er die "Einheit aller Menschen"
kundtut, wie er "richtige menschliche Verhältnisse auf Erden her50
stellt", wie er die "Einheit der Religionen" beweist, wie er das "Erziehungsproblem" löst, wie er die Menschen zu "Dienern an der einen Menschheit" macht und wie er so die "Rechtschaffenheit und
den Frieden unter den Völkern wiederherstellt", und sogar, wie er
die "Macht der Führerschaft" bewusst macht. Er sagt, dass er die
Studenten nicht ausbildet, damit sie in die Wälder, in die Einsamkeit
gehen, sondern, dass sie die Führer der Zukunft sein werden.
Der Tibeter sagt zum gleichen Thema: "Ihr dürft nicht mehr in die
Einsamkeit gehen. Ihr müsst mitten unter den Menschen, mitten im
Lärm der Städte eure Arbeit tun."
Vorher hatte ich Sathya Sai Baba nicht mit den Büchern des Tibeters in Beziehung gebracht und ich habe ihn auch nicht als zu mir
gehörend erkannt, im Gegenteil! Ich wehrte mich dagegen, mich
noch mit einer anderen Lehre auseinandersetzen zu müssen. An
einem indischen Guru war ich schon gar nicht interessiert. Hatte ich
denn nicht alles, was ich suchte, nun schwarz auf weiss?
Das Jahr 1983 war für mich in vieler Hinsicht ein Prüfungsjahr körperlicher Art. Am 28.7. kam Sathya Sai Baba in seinem feinstofflichen Körper zu mir.
Nach einer Augenoperation blieb ich für eine Nacht im Spital. Den
Nachmittag nach der Operation verbrachte ich bei einer Freundin
in der Nähe. Seit vielen Jahren ist sie eine Sai Devotee, und sie war
es, die mich immer wieder auf ihn hinweisen wollte. Nun, bei ihr, betrachtete ich ein Bild von ihm. Zu meiner Verwunderung hüllten
leuchtende Astralfarben nach und nach das Bild ein. Zuletzt schaute mich daraus nur noch sein Gesicht an. Ich wurde von einer inneren Aufregung erfasst, aber skeptisch, wie ich bin, führte ich das Ereignis auf meinen Augenverband zurück. Meine Freundin übergab
mir lächelnd einen Briefumschlag. Als ich hineinschaute, war da ein
weiteres Bild von Sai Baba. Das Gleiche wiederholte sich auch da.
Der Briefumschlag füllte sich mit Astralfarben und nur sein Gesicht
schaute mich an. Eigenartigerweise erinnerte mich das Gesicht an
eine Benin-Maske aus Elfenbein, die den Oba, einen Gottmenschen darstellt. Nun verlor ich meine Fassung, sprechen konnte ich
über das Gesehene nicht. Wie lange ich das Bild betrachtete, weiss
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ich auch nicht mehr. In der Erinnerung war es lebensgross. Als ich
meine Freundin später darauf ansprach, beteuerte sie, es sei nur
50 cm gross, sie habe nie ein grösseres gehabt. Damals übergab
mir die Freundin noch eine Planrolle mit den Worten, das sei ein
Geschenk für mich. Seit Monaten habe sie auf den richtigen Moment gewartet, mir dieses zu übergeben, jetzt sei ja wohl der richtige Moment dafür. Und mit dieser Rolle kehrte ich dann ins Spital
zurück. Da ich nur eine Nacht zu bleiben hatte, war da nichts zu
meiner Erbauung. Keine Blume, keine Kerze, an der Wand ein Bild
mit einer geknickten Blüte. In mir war eine tiefe Sehnsucht, eine
neue unergründliche Traurigkeit, und ich dachte, dass mich der
oben beschriebene Freund, der auch in dieser Stadt lebt, sehr wohl
hätte besuchen können. Nach einer Weile stand ich auf, nahm das
Foto von Sai Baba aus der Planrolle, zog den Sessel zu meinem
Bett und stellte das Bild darauf. Es zeigt ihn im Lotossitz, zwischen
den Fingern hält er etwas Kleines fest und spielt damit. Vom Bett
aus betrachtete ich ihn nun aufmerksam und es schien, als wäre er
wirklich da. Aber ich führte auch dieses Gefühl auf den Verband zurück. In diesem Moment klingelte das Telefon und der Freund fragte
spöttisch: "Fühlst du dich einsam, sollen wir noch ... wenn ich nicht
wüsste, dass du im Spital bist, würde ich denken, du seist irgendwo
in einem heiligen Tempel. Um dich ist eine Heiligkeit!?" - "Ja", sagte
ich, "es ist jemand da, aber nur das Bild, das Bild von Sai Baba."
"Nur das Bild!", rief er aus. "Er ist doch da! Leg den Hörer auf. Was
für ein Geschenk du bekommst!" So musste ich, die Skeptikerin, einen Beweis von ausserhalb bekommen. Nun aber war ich tief beschämt. Die Nacht verbrachte ich in Zwiesprache mit Sai Baba und
mein Leben sollte von nun an wieder einmal nie mehr das gleiche
sein.
In der Folge erkannte ich mit Gewissheit, dass immer er es war, der
mich führte, liebte, unterrichtete, tröstete - durch irgendeine Form,
die mir im Moment gerade wichtig war.
Durch irgendeine Form! Projizieren wir nicht alle unsere Wünsche,
die Liebe, die wir tief in uns fühlen, und auch Traurigkeit auf ein Gegenüber, das uns im Moment nahe zu sein scheint?
Die Jungen habe ich seither oft auf die Tatsache hingewiesen, dass
unser Glück in uns selber gefunden werden muss. Dass, wenn wir
einem Partner begegnen, wir ihn an unserem Glück teilhaben las52
sen und nicht von ihm erwarten sollten, dass er uns glücklich macht.
Wenn das beide tun, ist es ein Geben ohne Hintergedanken, es ist
kein Tauschhandel mehr in dem Sinne: "Gib mir etwas, dann gebe
ich dir auch etwas." Wenn es zu einer Trennung kommt, dann gibt
es auch keine Schuldgefühle mehr, und es scheint mir sehr wichtig
zu sein, dass wir niemanden zum Schuldigen machen. Hätte ich
das alles früher gewusst, wie viel Leid wäre mir erspart geblieben.
Die Verbindung von Sai Baba zu den Büchern des Tibeters aber erkannte ich nur nach und nach, dann aber fielen alle Schuppen von
meinen Augen.
Da war nun also Sai Baba in unser Leben getreten! Von ihm gibt
es unzählige Bücher, die ich in der Folge alle studierte. Nirgends
war ein Widerspruch zu den Büchern des Tibeters zu finden. Vieles
fand ich bestätigt, was in den Büchern am Anfang des letzten Jahrhunderts angekündigt wurde. Bald entstand der Wunsch in Roland
und mir, uns an der Arbeit mit den Büchern von Sai Baba auch zu
beteiligen. Eine Zusammenarbeit mit den deutschen Verantwortlichen begann. Als Weiteres hatten wir den Wunsch, die Lehre des
Tibeters über die Zeitlose Weisheit, die Christus für uns westliche
Menschen für diese grosse Zeit des Übergangs in Auftrag gegeben
hat und die auf den ältesten heiligen Büchern Indiens fusst, mit der
Lehre Sai Babas zusammenzuführen.
Vorerst aber musste ich mir darüber klar werden, wer Sai Baba
denn eigentlich für mich selbst ist. Da war ja dieses unbekannte
Wesen, das von mir 1976 in Liebe Besitz genommen hat. Ich fühlte
unbestimmt, dass es zwischen allem eine Verbindung geben musste. Wo war diese Instanz, zu der ich gehörte? Ich sehnte mich danach, endlich klar zu sehen.
Eines Morgens hörte ich eine Stimme: "Die Liebe deines Gurus ist
in dir, es gibt keine andere." An sich sind das wunderschöne Worte,
trotzdem war es eine Enttäuschung für mich. Dass Sai Baba mein
Guru und auch eine göttliche Verkörperung war, das wusste ich inzwischen; dass da aber niemand anderes sein sollte, das erschütterte mich. Mit diesem "Anderen" wollte ich Gott dienen.
Mir haben die Worte von Franz von Assisi immer viel bedeutet, vor
allem mit einem Gedicht von ihm befasste ich mich eingehend.
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"Nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich andere verstehe." Ja!
“Nicht, dass ich getröstet werde, sondern, dass ich andere tröste."
Ja!
“Nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich andere liebe."
Nein!
Warum eigentlich nicht? Warum sollte es auf der ganzen Welt niemanden geben, der mich liebt, mich selbst, und der den Weg mit
mir geht? Der mit mir nichts anderes sein möchte als ein Transformator für die göttliche Liebe, für seine Energien?
Ich dachte an den Traum vom anderen Bild. Da war doch ein "grösseres" Bild! Auf meine Träume kann ich mich immer verlassen. Wo
war dieses Bild? War es wirklich auf der anderen Seite des Vorhangs? Könnte es nicht sein, dass ich ihm jetzt begegnete? Aber
jetzt? - Möchte ich das überhaupt noch? Nein, ich möchte diesem
anderen Bild im nächsten Leben begegnen, wenn ich wieder jung
bin, wenn das ganze Leben vor uns stünde, nicht erst jetzt, wo ich
alt geworden bin.
54
NUN ALSO BEGANN MEIN LEBEN MIT IHM.
Ich beendete meine Experimente, ich hatte mein Ziel ja gefunden.
1984
Einige Ausschnitte aus meinem geistigen Tagebuch dieser Zeit:
Trotz der Begegnung mit Sai Baba befinde ich mich immer noch irgendwie "dazwischen". Manchmal habe ich das Gefühl, das Verlangen, dass irgendetwas geschehen müsste. Etwas, das mich
endgültig von allem irdischen Wünschen, Denken, Sollen, Wollen,
Sehnen löste, oder etwas, das mich wieder oder erstmals gerne
"Da-Sein" lässt. Ach, wann wird der Schleier denn von mir genommen, frage ich mich. Wann darf ich erkennen, wann bewusst werden?
Es ist mir, als hätten wir verschiedene "Heimaten". Eine irdische,
eine seelische und eine göttliche. Auf der irdischen geht man gemeinsam, auf der seelischen mit der geliebten Seele, in die göttliche geht man allein.
Wir müssen den Mut haben, bis an einen bestimmten Punkt zu denken, wenn wir die Schreckensbotschaften dieser Welt vernehmen.
Die Erde ist ja doch wohl der Platz im Universum, wo Wesen im
Wechselbad von Schuld und Sühne zu göttlichen Wesen heranreifen dürfen. Das setzt voraus, dass wir an die Wiederkehr der Seele
glauben. Dieses Gesetz muss von allen Menschen wieder angenommen werden. Ich bin daher bereit, jegliche karmischen Verpflichtungen auf mich zu nehmen. Die "schmutzige Wäsche" muss
hier auf Erden gewaschen werden!
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Stimme
"Und es war für uns ein grosser Trost, als wir auf ihn niederschauten, dass er nicht Jesus, sondern Gott selbst ist."
Dies war die Antwort auf mein Gebet, dass sich im neuen Jahr die
göttliche Gerechtigkeit erfülle, nicht die unsere. Dass ich mich nicht
mehr dagegen wehre, aufzuwachen, bevor alle anderen auch aufgewacht sind.
Ich habe über meine Aufgabe nachgedacht und mit schlechtem Gewissen zur Kenntnis genommen, dass mich die Verbrechen, die
Kranken und die Politik nicht in erster Linie interessieren, sondern
dass ich wohl aus tiefster Seele Lehrerin und der Menschheit als
Ganzes verpflichtet bin.
1985
Vision
“Vor mir sehe ich einen ganzen Strauss wunderschöner Vergissmeinnicht.”
Stimme
"Alle Lichter sind angezündet"
Stimme
"Grüezi"
Stimme
"Und die rechte Hand liegt nun gerne, lange und vibrierend in der
linken Hand."
Stimme
"Durchlichtung der Kräfte."
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1987
Am 11.10 liess ich im Traum, wie ich es nun täglich tat, die Liebe
Gottes durch mich strömen. Alles, was mir etwas bedeutet, muss
ich jeweils in Worte fassen, und für diese spirituelle Arbeit habe ich
ein Mantra verfasst:
"Gottes Liebe strömt durch mich über alle Menschen,
ohne Wahl und Scheidung.
Sie strömt durch mich über die Erde und all ihr Leben.
Sie ergiesst sich in alle Reiche, über alle Welten und
strahlt ins Universum wie ein Stern,
in das Universum, das du in der Hand hältst, Gott."
Traum
"Ich stehe im Traum da und fühle, wie diese mächtige Liebe durch
mich strömt. Da bemerke ich plötzlich ein himmlisches Wesen, das
ziemlich unmutig auf mich schaut. Trotzdem ist es ein strahlendes
Gesicht mit grossen blauen Augen, das von einem golden glänzenden Haarkranz umrahmt ist. Es wird mir bewusst, dass ich Gott nie
um Erlaubnis für diese Art von Tätigkeit gebeten habe. Vor diesem
göttlichen Wesen habe ich nun geradezustehen. Die Liebe strömt
jedoch weiterhin so mächtig, dass ich sie nicht unterbrechen will.
Was macht man da? Ich lächle ihn mit zu Schalen geöffneten zu
ihm erhobenen Händen einfach an. So lange, bis sich plötzlich sein
Ausdruck verändert und auch er lächelt. In diesem Moment beginnt
die Liebe in einer viel höheren Frequenz zu strömen. Hinter ihm erscheint ein Wort. Es ist das Wort ’Seva’. Dreimal steht es da, in verschiedener Grösse und Schrift. Dieses Wort ist mir nur von der Landeslotterie bekannt und ich denke verwundert: ’Mit der Lotterie wird
es ja wohl nichts zu tun haben.’ Eigenartig! Wenn er nicht blond wäre, könnte es Sai Baba selbst sein."
Heute weiss ich, dass er es war, und zwar des Wortes "Seva" wegen, das ich durch ihn kennenlernte und das "Dienst an der
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Menschheit" bedeutet. Die höhere Frequenz ist auch in Wirklichkeit
geblieben.
Sai Baba sagt: "Körper zu heilen ist wichtig, Seelen zu heilen ist
wichtiger", und ich ergänze: “Die Menschheitsseele zu heilen ist
das Wichtigste.”
In all den Jahren fühlte ich mich immer für viele Menschen verantwortlich. Verantwortlich auch für ihre grossen Feste, wie gerade
Geburtstage, Hochzeitstage, Silvester und Ähnliches. Wenn ich die
Schultische zusammenstellte, konnten gut 30 Personen daran
Platz haben. Solche Feste waren auch ganz im Sinne meines Mannes und er liebte sie sehr.
Nach seinem Tod waren da plötzlich Träume, die mich als Gastgeberin vor schwierige Situationen stellten. Ich war damals auch in
Wirklichkeit sehr mit mir selbst beschäftigt und die Lust am Feiern
war mir vergangen. Nach und nach befreiten mich die Träume von
allen eingebildeten Gastgeberpflichten.
In den Träumen wurde immer mehr von mir gefordert und die Gäste
waren nie zufrieden mit dem, was ich ihnen bot. Die Träume zogen
sich über Jahre hin, bis ich Folgendes träumte:
Ich hatte das Haus voller Gäste. Es wurde gelacht und geschwatzt.
Man fühlte sich wohl, stellte ich befriedigt fest. Ich ging in die Küche,
um abzuwaschen. Nach einiger Zeit kam ein junger Mann herein.
Er lümmelte ein wenig herum und fragte dann, wann es denn wieder etwas zu essen gebe. Er riss die Schranktüren auf und schaute
überall hinein. Unterdessen kamen auch noch andere und sie taten
ihren Unmut deutlich kund. Einer wollte das, der andere das. Da riss
mir der Geduldsfaden. Ich sagte: "Was meint ihr denn, ich habe nun
einen Ein-Frau-Haushalt, da ist eben nicht mehr alles, was ihr
wünscht, einfach da." Aber was ich hörte, verschlug mir den Atem.
Von schmutzigen Fenstern und Teppichen war da die Rede, von
ewig nicht mehr abgestaubt. Ich stellte mich kerzengerade in ihre
Mitte, nicht um mich zu rechtfertigen, sondern um sie hinauszuwerfen. Sie hörten überhaupt nicht auf mich, sie nahmen es nicht ernst.
Da kam mir eine Idee. Ich ging in die Räume zurück und schlug vor,
dass jeder Gast einen anderen Menschen auswählen sollte, um zu
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beschreiben, wie er ihn sehe. Dazu solle er aus dem Blumenarrangement auf dem Tisch eine Blume nehmen, die zu diesem passte.
Ich nahm selbst eine hellblaue Blume in die Hand, ihr Zentrum war
orangegelb, und beschrieb eine Schülerin, die zufällig vor mir
stand. "Sie ist kühl und klar. Um sie ist ein grosser Freiraum, der zu
respektieren ist, er schafft eine natürliche Distanz zu ihrer inneren
Persönlichkeit. Sie hat um sich eine sanfte Grenze gezogen und
von da aus strahlt sie ihre ganze Liebe und Wärme zu euch aus.
Aus dieser Mitte heraus wirkt sie. - So etwa stelle ich mir die Aufgabe vor und so könnten wir einander besser kennenlernen. Wir
könnten aus dem, wie die anderen uns sehen, auch selbst einiges
lernen." Aber es hatte mir überhaupt niemand zugehört, alle waren
wieder mit ihren eigenen Wünschen beschäftigt. Da öffnete ich alle
Fenster und Türen und schmiss sie alle hinaus.
Nach diesem Traum musste ich Stellung beziehen. Ich betrachtete
ganz unvoreingenommen alle meine Freunde und stellte fest, dass
die meisten von ihnen gar nicht meine, sondern immer noch die
Freunde meines Mannes waren.
In den Träumen kamen nach und nach andere Gäste in mein Haus,
was dann auch in Wirklichkeit geschah.
Lange Zeit war Ramana Maharshi mein geistiger Führer. Einmal las
ich, dass er sagte, dass unser Karma abgetragen werden müsse.
Wir hätten jedoch die Wahl, es abwechselnd mit guten Momenten
zu tun, oder den Giftbecher zuerst zu leeren, um dann nur noch
Glück zu erfahren, oder zuerst nur Glück zu haben und nachher das
Gift zu trinken. Ich wählte damals, dass ich zuerst den Giftbecher
leeren möchte, um danach von karmischen Verpflichtungen frei zu
sein. Aber es sieht so aus, als würde mir doch alles abwechselnd
beschert
Einmal las ich in einem seiner Bücher, dass er einem Devotee, der
nicht gerne wieder nach Hause ging, versicherte, er könne ruhig gehen. Er sei wie ein Löwe, und wen er einmal verschluckt habe, sei
nie mehr allein und komme nie mehr frei.
Ich hatte im Traum wieder einmal das Haus voller Menschen und
ging zwischen der Küche und dem Festraum hin und her. Als ich
auf der Treppe zum Schulraum stehen blieb, um zu schauen, ob
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alle meine Gäste gut versorgt seien, entdeckte ich, dass ein Paar
Schwierigkeiten miteinander hatte. Ich ging zu der Frau und flüsterte ihr zu: "Du kannst jederzeit hierher kommen. Die Türe zum Garten ist immer offen." Als ich wieder in den Raum zurückkehren wollte, schaute mich ein riesiger Löwenkopf, das Maul weit aufgerissen,
aus dem Rahmen der Schiebetüre an. "Gerade gross genug für die
Annrose!", rief ich fröhlich und sprang hinein, um mich fressen zu
lassen.
Von dieser Zeit an liess ich, ob ich zu Hause war oder nicht, die Türe
zum Garten offen.
Die Gastgeberträume kehrten immer wieder zurück und immer war
mein Haus voller Menschen. Nachdem Sai Baba in unser Leben getreten ist, haben die Träume jedoch eine andere Dimension angenommen. Ich werde später davon berichten.
Im Jahr 1987 lud mich die Freundin ein, an Weihnachten doch endlich einmal mit ihr zu Sai Baba zu kommen. Voll Freude sagte ich
zu, und es war eine Woche vor unserem Abflug, als dieser Freund,
von dem ich schon berichtet habe, mir telefonierte. "Ich bin nun
stundenlang im Park spazieren gegangen, um zu überlegen, ob ich
es dir sagen soll oder muss! Ich weiss, wie sehr du dich auf diese
Reise freust, aber du riskierst, dass du deiner Freundin mit einem
Kreislaufkollaps vor die Füsse fällst", eröffnete er mir ohne jegliche
Vorbereitung. Meiner Freundin Schwierigkeiten zu machen, war
das Letzte, was ich wollte. So verzichtete ich sofort auf diese Reise.
Sai Baba sagt: "Niemand kommt zu mir, den ich nicht gerufen habe." Für mich war klar, dass er mich nicht gerufen hatte. Ich sagte
zu ihm: "Wenn du willst, dass ich doch noch einmal zu dir komme,
dann musst du mich laut und deutlich rufen. Von mir aus werde ich
nie mehr zu dir kommen wollen." Dieser Entschluss war so eindeutig und klar, dass ich alle Gedanken an Indien weit von mir wies.
Vor meiner gewohnten Nachtwache am Heiligen Abend jenes Jahres setzte ich mich zu Sai Baba, um wie gewohnt Zwiesprache mit
ihm zu halten, denn eigentlich wäre ich ja nun im Ashram. Vor mir
lag das Buch von Alice A. Bailey/Tibeter "Christi Wiederkunft". "Ihr
alle, meine geistigen Freunde, Sai Baba, Christus, Buddha, Djwhal
Khul, ihr alle zusammen könnt mich nun auslachen und sagen, ich
habe immer noch nicht begriffen, dass ihr alle eins seid. Aber für
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mich sind da halt doch verschiedene Namen. Wie ist es denn mit
eurer Einheit? Gebt mir heute, am Weihnachtstag darauf eine Antwort." "Bitte" sagte ich nicht, denn ich haderte ein bisschen. Ich
schlug das Buch auf. Es war Seite 81 und ich las Folgendes:
"Wie jedermann weiss, ist die Geschichte der Menschen im Grunde
genommen die Geschichte der grossen spirituellen Sendboten, die
- von Zeit zu Zeit, in den Stunden menschlicher Krisen - die verborgene Residenz des Allerhöchsten verliessen, um zu helfen, zu inspirieren, Offenbarungen zu bringen und um die Menschheit zu führen und zu leiten. Geschichte ist also die Einführung und Darstellung neuer Ideen, auf welche die Menschheit aufmerksam gemacht
wurde, und diese Ideen entwickelten sich im Lauf der Zeit zu Zivilisationen und Kulturen. Die Not der Menschheit ist heute so gross
und die Gelegenheit so günstig, dass solch ein "Sohn Gottes" während dieser Zeit der Spannung - mit Christus zusammenzuarbeiten sucht. Zufolge der Entscheidung Christi und seiner "spirituellen Verschmelzung" mit dem göttlichen Willen wurde der Avatar
der Synthese für die gegenwärtige Epoche der enge Verbündete
Christi. Das ist ein Ereignis von allergrösster planetarischer Bedeutung. Diese enge Verbindung und die geplante Hilfe datieren von
der Zeit an, seit die Grosse Invokation verkündet wurde und von
den Menschen angewendet wird. In klarer Einschätzung der ungeheuren Aufgabe, vor der Christus steht, will der Avatar der Synthese ihm einen Rückhalt geben; der "schweigende Avatar" will ihm
helfend zur Seite stehen und wird (symbolisch gesprochen) ein
Auge auf ihn halten und den Weg ebnen, und beider Herzen werden im gleichen Takt pulsieren.
Dieses grosse Wesen steht in enger Beziehung zum göttlichen Willens-Aspekt, und sein Zusammenarbeiten mit Christus wurde dadurch möglich, dass Christus die Übereinstimmung mit dem höchsten geistigen Willen erlangt hatte. Er wirkt nach dem grossen Naturgesetz der Synthese, das "Einswerden", "Vereinigen" und
"Verschmelzen" hervorbringt. Seine Funktion besteht darin, (in Harmonie mit der Energie Christi) den spirituellen Willen in der Menschheit zu erwecken, den Willen zum Guten."
Das war ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk für mich und es
versöhnte mich mit allem.
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GROSSE INVOKATION
Aus dem Quell des Lichts im Denken Gottes
ströme Licht herab ins Menschendenken.
Es werde Licht auf Erden!
Aus dem Quell der Liebe im Herzen Gottes
ströme Liebe aus in alle Menschenherzen.
Möge Christus wiederkommen auf Erden!
Aus dem Zentrum, das den Willen Gottes kennt,
lenke plan-beseelte Kraft die kleinen Menschenwillen
zu dem Endziel, dem die Meister wissend dienen.
Durch das Zentrum, das wir Menschheit nennen,
entfalte sich der Plan der Liebe und des Lichts
und siegle zu die Tür zum Übel.
Mögen Licht und Liebe und Kraft
den Plan Gottes wieder herstellen auf Erden!
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An Ostern war ich dann doch ein wenig unglücklich. Da kannte ich
also diesen Sathya Sai Baba auf der inneren Ebene, aber warum
wollte er mich nicht auch sehen? Die Idee, zu ihm zu gehen, war
wohl doch tiefer gegangen. Ich ging schon früh am Morgen in den
Garten. Die Schneeglöckchen blühten schon überall. Bei der Gartenbank, mitten in den Blümchen, fesselte etwas Weisses meine
Aufmerksamkeit. Es sah aus wie ein Vogelei. Aber dafür war es
dann doch noch zu früh. Ich hob dieses kleine Ding auf und legte
es in meine Handfläche. Es war ein kleines ovales Steinchen. Merkwürdig war nur, dass es absolut sauber war, lag es doch auf der Erde. Ich schaute die anderen Steine an, alle waren verschmutzt von
der feuchten Erde. Auf dem Steinchen sind kleine, feine dunkle Linien. Auf der einen Seite sieht die Zeichnung wie ein Schneeglöckchen aus und die Form selbst ist ein perfektes Naturlinga. "Schneeglöckchen-Linga" habe ich es getauft. Als dieser Freund das nächste Mal zu Besuch kam, zeigte ich es auch ihm. Verwundert
bemerkte er dazu: "Was du alles findest! Es ist ein absolut reines
Ding. Eigenartig!"
Meine Verbindung zu Sai Baba vertiefte sich immer mehr. Täglich
übergab ich ihm mein Leben und versuchte, seine Lehre und diejenige vom Tibeter in die Tat umzusetzen. Ich machte mir ein Programm, nach dem ich meine spirituelle Arbeit ausrichtete. Eines
Morgens hörte ich eine streng mahnende Stimme: "Worte! Worte!
Worte!" Ich erinnerte mich daran, dass der Tibeter einmal sagte, die
geistigen Lehrer würden sich nie in unser persönliches Leben einmischen, wenn wir nicht ausdrücklich darum bitten würden. Wir hätten von Gott den freien Willen bekommen, auch den freien Willen,
das Falsche zu tun. Durch die Misserfolge würden wir lernen und
uns weiterentwickeln. Ich dachte über die Mahnung nach. Denn ich
war zu dem Schluss gekommen, dass ich den freien Willen dazu
benutzen wollte, um mich freiwillig dem Willen Gottes gleichzurichten. Was machte ich falsch? Ich konnte es nicht anders deuten, als
dass ich die Worte sorgfältiger wählen musste, um das, was ich zu
vollbringen versuchte, mit klar ausgerichteter Energie zu durchtränken. "Jedem Gedanken folgt Energie", lehrt der Tibeter. Es könnte
aber auch sein, dass ich die Worte verschwendete. Es hiess für
mich auch, noch sorgfältiger auf meine Worte zu achten. Von da an
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verfasste ich gewisse Wortformeln, die ich für die gleiche Arbeit jeweils beibehielt.
Dazu gehörte auch einmal die Mahnung: "Sprich aus, was zu glauben du begonnen hast!" Ja, da dachte ich sehr wohl darüber nach,
was ich nun zu glauben begonnen hatte.
1988
Vision
“Ich sehe eine Gruppe hellbrauner Pferde über den Himmel rennen.”
Traum
"Da ist ein junges Mädchen. Sie betrachtet aufmerksam eine Medaille. Diese ist bronzefarben und hängt an einem Band. Sie sagt
nachdenklich: ’Ich glaube, ich würde es schaffen, wenn ich nur die
Chance dazu hätte. Ich würde es schaffen!’ Ich schaue mir die Medaille nun an.
Da kommt Sai Baba. Er ist in weisse Tücher gehüllt und legt sich
still, nicht weit von uns, auf den nackten Boden. Ein wundersames
Gefühl nimmt von mir Besitz. Es ist tiefstes Mitleid und - Liebe. Ich
rufe erschüttert aus: ’Wie zart und zerbrechlich er ist! Dieses Körperchen, kaum grösser als das eines Kindes.’ Ich eile zu ihm und
decke ihn besser zu. Ich bitte ihn, seinen Körper ein bisschen zu heben, damit ich eines der Tücher unter ihn schieben kann. Dann
stopfe ich ringsum die Tücher ganz nah an seinen Körper.
Ich habe mich entschlossen, einen Wettkampf für das Mädchen zu
organisieren. Vielleicht wird sie nicht gewinnen, aber sie soll eine
Chance haben. Ich bereite alles vor. Da ist ein Hund. Ich will ihn an
die Leine nehmen, aber er entwischt mir immer wieder voll Lebensfreude. Nun ist alles für den Wettkampf bereit. Ich erschrecke ein
wenig über die vielen Anmeldungen. Mit so vielen habe ich nicht gerechnet. Die Plaketten der Kämpferinnen müssen bei der Anmeldung abgegeben werden. Sie sind alle gleich, wie die des Mäd64
chens, aber einige haben mehr Gewicht, sie fühlen sich auch stärker an. In der Halle sind die Vorbereitungen nun abgeschlossen.
Plötzlich ist auch Sai Baba da. Er kommt zu mir und legt als Dank
für den Wettkampf drei Münzen vor mich hin. Ich nehme die Münzen in die Hand, aber ich strecke sie ihm wieder hin und sage gerührt: ’Nein, Sai Baba, die kann und will ich nicht annehmen, nicht
von dir.’ Er aber will sie nicht zurücknehmen und es kommt zu einem kleinen Handgemenge zwischen uns. Aus tiefstem Herzen
möchte ich nicht, dass er mir diese Münzen gibt. Da steht er vor
mich hin in seinen weissen Tüchern und schaut mich voll Liebe an
und sagt: ’Dann gebe ich dir den Lohn halt so!’ Er schlingt die Arme
um mich und drückt mich an sich. Dann küsst er mich innig und voll
Liebe dreimal auf den Mund. Ich fühle seinen Körper. Unsere Körper pressen sich aneinander. Ich fühle eine totale, alles umfassende Liebe zwischen uns. Ich denke an den Traum von der Schöpfungskraft, dem Odem Gottes.
Da kommt jemand herbei und nur ungern lassen wir uns los. Das
Mädchen kommt auch dazu. Sie sagt: ’Es kann sein, dass ich bei
dieser grossen Konkurrenz verliere. Wird es dir dann nicht leid tun,
den Wettkampf für mich organisiert zu haben?’ Ich lache herzlich
und sage: ’Ganz bestimmt nicht! Wenn mein Mann noch lebte, würde er mit mir das Gleiche tun. Er liebte solche spontanen Aktionen
und er verstand etwas von Sport. Es ist also ganz gleich, ob du gewinnst oder nicht. Wichtig ist, dass du kämpfst.’
Sai Baba legt sich wieder auf den Boden, an den gleichen Platz wie
vorher. Voll tiefer Liebe beuge ich mich über ihn und decke ihn wieder sorgfältig zu. Ich schiebe auch das Tuch wieder unter seinen
Körper."
Traum
"Ich bin in einer Schule. Es gibt drei grosse Schulzimmer. Das, in
dem ich unterrichte, ist das äusserste. An einer Wandseite liegen
drei Götterfiguren aus weissem Marmor. Sie schmiegen sich in die
Übergänge zwischen Boden und Wand. Viele Kinder turnen und
krabbeln darauf herum. ’Lasset die Kindlein zu mir kommen.’ In einem anderen Raum haben wir Blumen gezüchtet. Wir haben die
Pflanzen immer und immer wieder geteilt. Sie gedeihen wunderbar.
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Die Vorsteherin findet, nun könne man auch Blumen auf die Zimmer
bringen. Das freut mich sehr. Ich liebe Blumen. In einem Raum
ohne Blumen fehlt etwas, auch wenn Götter darin sind."
Traum
"Roland und ich kommen zurück in eine geliebte alte Stadt. Bevor
wir noch unsere Wohnung betreten können, wankt der Boden unter
unseren Füssen. Erschrocken schauen wir über die Stadt. Die Altstadt ist unten in der Tiefe. Alles, was wir sehen, ist in Bewegung.
Hohe Häuser fallen in sich zusammen. Es ist ein Erdbeben, das die
Umgebung so weit wir sehen können erschüttert. Nach endlos langer Zeit ist es endlich still geworden. Wir wundern uns zuerst darüber, dass wir noch leben. Freunde kommen. Wir schauen nach
unserem Haus. Ein Teil der Terrasse, von der man in die verschiedenen Wohnungen kommt, ist eingestürzt. Arbeiter sind schon am
ausbessern des Schadens. Die Freunde erzählen von dem Leid in
der Stadt. So weit wir sehen können, ist alles verwüstet. Ob man
das je wieder aufbauen kann? Ich bin zuversichtlich. Neues wird
entstehen, wenn sich die Menschen vom Schock erholt haben.
Überall wird gebaut. Am Boden in meinem Zimmer liegt ein dickes
Kabel. Ich will es ein wenig zur Seite schieben, aber es ist unter
Strom und ich bleibe mit beiden Händen daran kleben. Ich weiss,
wenn ich nicht zum Stecker gehen kann, um ihn auszuziehen, sterbe ich. Ich bin allein, niemand kommt. Ich versuche, von der Wand
mit dem Stecker so weit wie möglich wegzugehen. Mit einem kurzen, schmerzhaften Ruck ziehe ich am Kabel. Der Stecker fällt zu
Boden und ich bin frei. Nun kommen auch die Freunde."
Wir stehen am Übergang vom Menschenreich zum Geistes- oder
Gottesreich, der Ebene, wo die Hierarchie lebt und wirkt, mit Christus als Oberhaupt. Wenn der Erwartete auf die physische Ebene
komme, würde er vor allem mit grossen Gruppen arbeiten, sagt der
Tibeter. Wenn ich später im Ashram jeweils über die Menschen
schaute, die sich zu Tausenden auf dem Tempelplatz drängten,
dann erkannte ich diese Wahrheit. Durch die Sathya Sai Organisation ist Sai Baba, wenn er als Christus wirkt, weltweit mit der
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Menschheit verbunden. Ja, wir müssen endlich Menschen werden,
als Menschen denken, sprechen und handeln - dann hätten die tierischen Instinkte keine Macht mehr über uns, und wir könnten den
Schritt ins nächste Naturreich tun.
Traum
"Ich gerate zwischen zwei hellbraune Pferde. Sie drängen sich aneinander, so dass ich wie gefangen bin. Ich fühle ihre Körper. Und
nun stehen sie auch noch auf ihre Hinterbeine und heben sich und
mich ein wenig vom Boden ab. Endlich bin ich wieder frei, aber da
rennt ein Hund auf mich zu. Ich verstehe, was er sagen will. Plötzlich ist eines meiner Beine in seinem Maul, er hält mich fest. Ich
sage zu Sai Baba: ’Ich habe dich ja immer darum gebeten, die Führung zu übernehmen.’
Jemand hebt meinen weiss blühenden Kaktus in die Höhe, dreht
ihn und betrachtet ihn von allen Seiten. Zwei Blüten fallen auf den
Boden, aber ich sehe, dass er immer noch über und über voller
Knospen ist. Das freut mich ungemein. Das muss ein wunderschönes Blühen sein."
Traum
"Ich bin in einem Land, wo man statt Pferde grosse Vögel vor die
Wagen spannt. Sie sind ebenso gross wie Pferde und ebenso stark.
Ich steige einen Berg hinauf und es kommen mir hin und wieder solche Gespanne entgegen. Einmal begegne ich einem fünfspännigen Team. Drei Vögel voraus, ein Wagen voll Stroh, wieder zwei
Vögel und wieder ein Wagen voll Stroh. Sie sind zusammengebunden. Das Tempo, das sie vorlegen, übersteigt das Tempo von Pferden.
Menschen begegnen mir. Plötzlich nimmt mich ein Mann an der
Hand und will, dass ich mit ihm ins Tal zurückkehre. Ich wehre mich
und schleudere ihm ins Gesicht, dass ich gerade mit ihm nie ins Tal
zurückkehren werde."
67
Traum
"Ich habe mit dem Papst eine wunderschöne Reise gemacht. An
der Kreuzung, wo der Weg zu meinem Elternhaus abbiegt, verabschieden wir uns. Die umstehenden Menschen nimmt er in die
Arme und küsst sie auf den Mund. Ich liebe ihn sehr. Ich werde sehr
glücklich heimgehen."
Traum
"Es geht um meinen geistigen Weg. Eine alte Frau redet auf mich
ein.
Ich bin auf dem Weg zu Ramana Maharshi, meinem früheren geistigen Führer. Man spricht an meiner Seite von einem anderen, einem, der die Mark hat und der deshalb der Stärkere sei. Meine Seele schwankt ein wenig, denn ich möchte schnell vorwärtskommen.
Ich bin bei Ramana. Unser Kind ist krank. Aber Ramana will es retten. Er lässt sich auf seine Fusssohle ein Zeichen einbrennen. Es
sieht aus wie ein Stab, der durch ein S hindurchgeht. Es ist, als wäre
das Zeichen in meine Seele eingebrannt worden. (Bei einem Besuch bei Sai Baba sass ich einmal vor dem Fenster seines Interviewraums. An den Gitterstäben ist dieses Symbol angebracht.)
Man will mich holen, aber ich möchte nicht weggehen. Ich will ihnen
das Kind zeigen. Ramana sagt aber entschieden: ’Nicht jetzt!’ und
versteckt das Kind hinter seinem weiten Kleid. Später lässt er alle
das Kind sehen. Aber nun fordert man mich heraus, beleidigt mich.
Auch die alte Frau ist dabei, die mir einreden wollte, was für eine
hohe Seele ich sei. Ramana legt den Arm um mich und drängt mich
in eine Ecke. Wir kehren den anderen den Rücken zu. Liebevoll lächelt er auf mich herab.
Ich werde zu einem Seminar eingeladen, an dem über 4’000 Gäste
teilnehmen werden, wie es heisst."
Ramana als Götterbote! Später erkannte ich mit Sicherheit, wer der
Grössere ist. Es ist Sathya Sai Baba, er hat die Mark.
68
Traum
"Ich bin in einer Gruft. Links und rechts, oben und unten befinden
sich Schädel in Reihen. Ich weiss, es sind die Schädel meiner früheren Leben. Mir werden einige Ausschnitte aus diesen Leben gezeigt."
Traum
"Ich befinde mich in einem fernen Land und ich ziehe bald in ein anderes Haus. Es befindet sich an einem schönen Ort, aber das Haus
ist alt. Ich gehe noch einmal zu diesem Haus. Es ist schon ein wenig
dunkel. Meine neuen Nachbarn arbeiten noch. Es sieht aus, als
würden sie alle einander helfen. Zu meiner Verwunderung sehe ich,
dass neben meinem Haus viele kleine Häuschen entstanden sind.
Um alle die Häuser, mit meinem an der äussersten Ecke, wurde zudem ein Zaun aus Bambus angebracht. Mit Lehm hat man die Bambusstämmchen zusammengefügt. Der Lehm ist noch feucht. Ich
sehe, dass auch die Häuschen mit Bambus gebaut sind. Da sind
so viele Menschen, die ich nicht kenne. Ich fürchte mich fast ein wenig. Um in mein Haus zu kommen, muss ich nun immer neben allen
vorbeigehen. Man begrüsst mich jedoch freundlich und plaudert mit
mir. Man erzählt mir von den Erlebnissen beim Bauen. Man begleitet mich dann wieder zum Tor im Bambuszaun. Ein Mann geht neben mir. Er ist jung und hat ein liebes Gesicht. Er lächelt auf mich
herab. Beim Gehen weht sein weiter Mantel ein wenig auch um
mich. Auf einmal fühle ich mich wie erhoben, ein Glücksgefühl
durchflutet mich und begleitet mich nun in den Tag."
1989
Traum
"Ich bin im Bus zu meinem Elternhaus. An der Kreuzung muss ich
aussteigen. Ich zeige dem Fahrer meinen Ausweis. Es ist ein goldener Ring. Auf der runden Fläche befindet sich ein einziseliertes
Muster. Der Ring bedeutet mir sehr viel, es ist ein kostbares Ge69
schenk und ich betrachte ihn immer wieder. Aber nun verlangt der
Fahrer den Ring als Entgelt für die Fahrt.
Ich fahre nun zum zweiten Mal diese Strecke und bezahle mit 50
Rappen. Aber an der Kreuzung finde ich nun auch meinen Ring
wieder. Er liegt am Strassenrand. Voll Freude stecke ich ihn wieder
an meinen Finger."
Traum
"Ich gehöre zu einer grossen Gruppe von Menschen. Wir sind in
den Bergen. Alle haben sich in mein Heft eingeschrieben und eine
Botschaft an Gott greichtet. Es fehlen aber noch einige Unterschriften und ich bin unterwegs, um diese einzuholen. Ich gehe über einen steinigen Weg durch eine Schlucht. Plötzlich höre ich, hören wir
alle, ein gewaltiges Donnern über uns. Es tönt, als würde der ganze
Berg zu Tal stürzen. Jemand aus der Bergwand ruft mich an, und
die Stimme passt zu dem Grollen in der Wand. Ich sehe, dass es
da nur so von Soldaten wimmelt. Eine Gruppe von ihnen, junge Burschen, stürzen sich die Wand herab. Einer von ihnen, der Rädelsführer, reisst mir das Heft aus der Hand und sagt hässlich lachend:
’Ich will mich auch eintragen. Man soll wissen, was ich denke, und
es wird etwas ganz anderes sein, als bis jetzt in deinem Heft steht!’
Ich kämpfe mit ihm und versuche, ihm das Heft zu entreissen. Aber
seiner Kraft halte ich nicht stand. Schon schreibt er mit starker Hand
in ’unser’ Heft. Da fällt plötzlich aller Groll von mir und ich sage zu
ihm: ’Es macht ja nichts. Du kannst ja nichts schreiben, was Gott
nicht schon weiss. Alle deine Gedanken sind in Gottes Hand.’ Er
reicht mir das Heft zurück. Auf zwei Seiten steht sein Name, dabei
ist auch ein Text . Aber ich schaue nur auf seinen Namen, den er
so trotzig hineingeschrieben hat, so, als wäre er eingegraben. Dann
schliesse ich ruhig das Heft und gehe den Weg weiter. Dieses ist
schwerer geworden - und wichtiger. Ich weiss, einmal werde ich es
mit allen Namen Gott übergeben."
Traum
"Ich bin an einer Schule. Wir arbeiten mit Pflanzen. Immer werden
noch neue gespendet, eine schöner als die andere. Ein älterer
Mann kommt herbei. Er möchte, dass wir sein neues Lied hören. Es
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ist ihm so wichtig und es heisst: Die Windschärfe Gottes. Wir freuen
uns sehr. Roland macht uns alle auf die Risse im Boden aufmerksam und warnt, dass der Boden ja die Decke der Menschen unter
uns ist. Wir müssen sofort nachschauen. Roland ist in einem anderen Schulzimmer. Er beklagt sich, dass es bei ihnen nicht so lustig
ist wie bei uns. Niemand würde sprechen, lachen, singen oder sich
den anderen zuwenden. Jeder denke nur an sich selbst. Ja, ich
sehe es selbst. Alle Jungen sind über ihre Aufgaben gebeugt. Sie
sind alle so ernst und arbeitsam."
Traum
"Ich bin mit einigen Freunden zusammen. Wir arbeiten für einen Basar. Jemand will die Medaillen von den SOS-Kinderdörfern sehen,
aber ich muss sie erst suchen. Ich zeige zwei von ihnen. Später will
man jedoch auch noch eine dritte sehen, auch diese muss ich erst
suchen.
Am Morgen sollen alle Herbstblätter aus unserem grossen Garten
entfernt werden. Die letzten, die an der Rotbuche noch an einem
Zweig hängen, rupfe ich von Hand noch weg. Ich sehne mich nach
einer Dusche und gehe hinauf. Aber ich kann den linken Arm nicht
heben, um das Wasser anzustellen. Ich bemühe mich, aber es geht
einfach nicht. Da entdecke ich auf dem Boden ein zerschlagenes,
feines Glas. Ein Likörglas. Wenn das Wasser gelaufen wäre, hätte
ich es nicht mehr gesehen und mich schwer verletzt. Ich sammle
die Scherben zusammen und nun kann ich auch den linken Arm
wieder heben. Ich dusche und dusche nach Herzenslust, ergiebig
und gründlich. Dann gehe ich wieder in die Halle hinab. Man übergibt mir leere, verschiedenfarbige Blätter Papier. Ich sage, dass Roland die fertigen Blätter binden werde, er habe ja nun eine Leimbindemaschine. Ich erkläre, dass die Blätter am Rücken zusammengeleimt und mit dem Deckel verbunden werden. Aber das wissen
schon alle und lachen über meinen Eifer. Nun gehe ich in den Garten. Alle Blätter sind weggefegt. Der Wind streicht durch die Bäume.
Jetzt ist Herbst. Alles ist bereit für den grossen Winterschlaf."
71
Traum
"Ich bin an einer Schule und halte einen Vortrag. Die Zeit vergeht,
es ist schon dunkel und mir wird bewusst, dass ich die Zeit überzogen habe. Ich entschuldige mich. Aber ich habe das Gefühl, dass
niemand so recht zufrieden ist. Nur eine junge Frau sagt, dass es
sehr interessant gewesen sei. Ich aber weiss, dass sie mich liebt
und immer gerne zuhört, wenn ich etwas erzähle. Da sehe ich plötzlich die Uhren in den Händen aller. Sie sind aus Leintuchstoff gemacht. Kann man da überhaupt die Zeit noch erkennen? Jemand
schlägt vor, statt der Zeiger mein Monogramm anzubringen. ’Wie
soll man dann die Zeit noch ablesen können? Lieber also nicht’,
sage ich."
1990
Traum
"Ich bin in einem grossen Bahnhof, denn ich fahre mit Freunden irgendwo hin. Neben mir stehen meine drei Koffer. Eine Frau spricht
mich an. Sie möchte von mir etwas über die geistige Welt wissen.
Ich bemühe mich, ihr Antwort zu geben. Die Zeit vergeht und ich
sehe erschrocken, dass der Zug ohne mich abgefahren ist. Auch
Roland, den ich rufe, kann mir nicht helfen, denn ich weiss gar nicht,
wohin wir gehen wollten. Wir schauen die Etiketten an den Koffern
an. Aber darauf hat jemand mit Bleistift nur meinen Namen geschrieben. Auch hier kein Hinweis auf das Ziel. Enttäuschung
macht sich in mir breit. Aber auf einmal fällt ein grosses Gewicht von
mir. Ich bin wieder einmal frei! Ich schaue mir eine Weile die Züge
an, die kommen und weiterfahren. In irgendeinem werde ich jetzt
auch wegfahren, dorthin, wohin das Schicksal mich führt. Ich werde
nicht fragen, nur einsteigen. In mir ist eine grosse Ruhe, eine tiefe,
freudige Erwartung, und ich weiss, mein Ziel ist vorbestimmt. Es
wird mich zu meinen alten Freunden bringen, und ich fahre allein
diesen Weg. Ich gehe hier den einsamen Weg, wie es immer war.
Nun wende ich mich Roland zu. Er steht einfach da. Ich sehe, was
er alles plant. Er braucht viele Räume. Sie sind alle voller Technik,
Betrieb und Freunde. Ich kann ruhig weggehen. Er hat sich eine
72
Heimat erschaffen. Noch einmal fühle ich ein überwältigendes
Freisein von allem."
Traum
"Ich packe alle meine Kleider und Utensilien und nehme Abschied
von einer Familie, bei der ich lange Zeit war. Ich habe viele Koffer
und denke, dass ich am Ziel doch einmal ein Taxi nehmen müsse.
Zwei Männer bestürmen mich mit Fragen über die geistige Welt. Sie
wollen noch so viel wie möglich erfahren. Zugleich beklagen sie
sich, dass das alles für sie so schwer verständlich sei. ’Das Wichtigste ist die Meditation, regelmässig und ernsthaft angewandt’,
tröste ich sie. Eigentlich hätten sie ja lange genug Zeit gehabt, um
mit mir über diese Dinge zu sprechen. Da kommt noch ein Besuch.
Eine Frau mit drei Augen. Das dritte sieht genau gleich aus, wie die
beiden anderen. Sie redet auf mich ein und drückt mir ein Sträusschen in die Hand, das ich jetzt nicht mehr gebrauchen kann. Was
sie sagt, enttäuscht mich sehr. Ich frage mich, ob das alles ist, was
man weiss, wenn das dritte Auge entwickelt ist."
Traum
"Am Boden sehe ich einen wunderschönen braunen Skorpion. Ich
denke, dass er aus Elfenbein ist, und greife nach ihm. Zu meinem
Entsetzen ist er lebendig und klemmt mich in die linke Hand. Ich will
ihn abschütteln, aber er packt mich nur noch fester. Ich greife nach
einer Zeitung, um ihn besser ergreifen zu können. Unter der Zeitung
befinden sich zwei weitere Skorpione. Sie sind kleiner und schwarz.
Ich rufe um Hilfe und will, dass man wenigstens diese beiden wegschafft. Ich mache alle darauf aufmerksam, dass ich den Skorpion
nicht entfernen kann, der an meiner Hand sitzt. Die beiden kleinen
entfernt man, aber niemand hilft mir. Ich packe den Giftkerl am Kopf
und biege diesen zurück, so weit ich kann. Aber sein Hals dehnt
sich ins Unendliche. ‘Feuer!’ denke ich. Ich suche nach weiteren
Zeitungen. Eine genügt wohl nicht. Ich kann nicht umhin, dem kleinen bösen Kerl in die Augen zu schauen. Er hat ein hübsches Köpfchen und ist auch sonst sehr schön. Aber diese Feststellung erlöst
mich nicht von ihm."
73
Traum
"Ich bin in meinem Haus und mache wieder einmal Ordnung. Kleider liegen herum, der Boden ist mit Gerümpel überstellt. Irgendjemand ist jetzt bei mir. Eine alte Frau wird auf ein Bett gelegt, mit den
Füssen zum Fenster. Die Füsse schauen ein wenig über das Bett
hinaus. Ich weiss, sie stirbt jetzt. Sie trägt ein türkisgrünes langes
Kleid."
Traum
"Ich sitze mit Roland am PC und wir versuchen, unsere Erlebnisse
von einer Reise in Worte zu kleiden. Nach etlichen Versuchen, das
auch stilistisch korrekt zu tun, schlage ich vor, einfach alles einmal
aufzuschreiben und dann zu überarbeiten.
Wir waren zusammen in einem fernen Land in den Bergen und gingen über einen steinigen Pfad. Bei einem kleinen Bahnhof kamen
wir an. Ein orange gekleideter Mönch stand auf dem Trittbrett eines
Zuges, ein anderer blieb da, aber er sprach noch ein paar Abschiedsworte zum anderen. Wie wohl war uns in ihrer Gegenwart.
Sie waren das Ziel unserer Reise."
Vom 19.12.1990 -30.12.1990 war ich zum ersten Mal bei Sai Baba.
Seither war mein Leben endgültig ihm geweiht.
Im Sommer eröffneten mir meine Söhne, dass sie mir zum Geburtstag das Ticket zu Sai Baba schenken wollten. Seit dem Erlebnis im
Spital hat sich meine Verbindung zu ihm stets vertieft, und ich vermisste die Form überhaupt nicht. Ich horchte in mich hinein, ob da
irgendwo ein Wunsch oder eine Freude wäre, zu ihm gehen zu dürfen. Aber da war nichts mehr.
Meinen Jungen zuliebe rief ich den Freund an. Wenn schon, dann
sollte er mir diesmal vorher sagen, was mich dort erwarten würde.
“Es hat sich seit der Zeit damals überhaupt nichts geändert. Warum
willst du denn hingehen, wenn du ihn doch in dir gefunden hast?”,
fragte er. Also nicht!
Nach einigen Wochen kam die Freundin auf Besuch, die mich mit
Sai Baba bekannt gemacht hatte. Lachend erzählte ich ihr von dem
74
geplanten Geburtstagsgeschenk und dass mich Sai Baba einfach
nicht zu sehen wünsche. Sie hörte mir nachdenklich zu und sagte
dann, dass sie das letzte Mal bei Sai Baba das Gefühl gehabt habe,
beim nächsten Mal würde ich neben ihr sitzen. Sie werde an Weihnacht wieder zu ihm gehen und sie frage jetzt zum letzten Mal, ob
ich mit ihr komme. Ich fühlte wiederum in mich hinein, und da war
halt immer noch keine Regung. “Frage euren Freund noch einmal”,
forderte sie mich energisch auf. Ich entgegnete, dass er ja zuerst
auch da sein müsse. In mir war einfach kein Wunsch mehr. Aber
zu meinem Erstaunen war die Verbindung gleich hergestellt. Sichtlich erstaunt hörte er meine schon bekannte Frage und wollte auch
gleich entgegnen, dass sich in der kurzen Zeit ja doch nichts verändert haben könne. Er kam aber nicht dazu. “Wenn du einmal zu
ihm gehen willst, dann musst du es JETZT tun, auf dieser Reise ist
ein wunderbares Licht, er wird sie segnen”, sagte er, selbst erstaunt
über diese Wendung.
So sollte ich also doch zu ihm gehen. Langsam stieg in mir die Vorfreude auf, und eines Tages landeten wir in Bangalore. Wir machten einen kleinen Bummel. Meine Freundin wollte Seidenstoff kaufen. Wir gingen in ein Sari-Geschäft. Auf dem Tisch lag ein Sari mit
rosaroten Rosen auf weissem Grund. Ich erinnerte mich, anlässlich
eines Festes in Sri Lanka von der Besitzerin eines Hotels einen Rosensari zum Anziehen bekommen zu haben. Sie hatte einfach in die
Reihe ihrer Saris gegriffen und diesen herausgezogen. Ich hatte
gefragt, ob sie denn meinen Namen kenne. Das war nicht der Fall
gewesen. Aber aus Freude darüber, dass ich Annrose heisse, hatte
sie ihn mir schenken wollen. Ich konnte das nicht annehmen, hatte
ihr aber versprochen, sollte ich einmal einem Rosensari begegnen,
ich diesen in Erinnerung an diesen Tag kaufen werde. So fragte ich
nach dem Preis. "Er ist nicht zu verkaufen, er hat Flecken!", sagte
der Besitzer. Ja, dunkelblaue Flecken, durch und durch, ich überzeugte mich selbst. Aber da war ein unvernünftiger Wunsch, diesen
Sari doch zu kaufen. Ich machte ihm den Vorschlag, das Risiko und
den Preis zu teilen. Aber er wollte nicht. Wir waren schon ein gutes
Stück weitergegangen, als er mir nachlief und zusagte. Im Ashram
war aus gewissen Gründen kein Platz für mich und so landete ich
in einem Zimmer ausserhalb. Zuerst stellte ich das Bild von Sai
Baba auf, das ich im Dörfchen gekauft hatte. Dann packte ich die
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Koffer aus. Den Sari legte ich auf das Bett vor das Bild. Beim Hinund Hergehen hatte ich das Gefühl, Sai Baba schaue mir immer
nach. Ich probierte es aus, ging von einer Ecke des Zimmers zur
anderen, aber sein Blick war immer über mir. Dann ging ich ins Bad
und wusch den Sari. Ich hatte nur kaltes Wasser, aber die Flecken
verschwanden. Damals durfte ich noch pendeln, was Sai Baba mir
später für eine gewisse Zeit vermieste. Ich sagte: "Sai Baba, ich will,
dass du mich in diesem Rosensari anschaust. Wann wird das sein?
Wann soll ich ihn anziehen?” Ich fragte für alle Tage einzeln. Aber
erst für den 24., 25. und 26. Dezember sagte er "ja".
Am nächsten Morgen war es dann soweit. Ich ging zu meinem ersten Darshan. Es war, als würden meine Fotos von ihm plötzlich lebendig werden und herumgehen. Ehrfurchtsvoll wartete ich auf den
Augenblick, in dem er mir nahe sein könnte. Innerlich ging ich ihm
entgegen. Was für ein heiliger Moment würde das sein. Endlich war
er da. "Swami, Swami, Interview!", schrie es plötzlich aus dutzenden von Kehlen neben mir. Ich erstarrte, es war ein Schock für
mich. Und - "Swami" nennt man ihn also hier? Ein Swami war er für
mich nicht! Er ging vorbei ohne einen Blick für mich. Das war meine
erste Begegnung.
Bald begann die Adventszeit. Wir erhielten den Shed 25, damit wir
uns in diesem zum Singen, zu Vorträgen, zur Vorbereitung für
Weihnachten treffen konnten. Sevaleute wurden gesucht. Ich meldete mich bei den "Flower-People" und durfte, mit einer Engländerin zusammen, die Bilder von Sai Baba mit Girlanden schmücken.
Damit wir die anderen bei ihren Aktivitäten nicht störten, gingen wir
vor dem Omkara dort hin. Wir mussten uns immer beeilen. Unter
anderen war da ein lebensgrosses Bild von ihm. Wenn ich auf meinem Stuhl vor ihm stand, um ihn zu schmücken, sagte ich manchmal übermütig zu ihm: "Ich möchte dich so gerne in aller Feierlichkeit schmücken, aber meine Kameradin hat Hunger, sie will vor
dem Darshan noch etwas essen, sie fällt uns sonst um." Es war
dann immer, als würde er schmunzeln.
Ich wurde krank. Alles, was man im Ashram bekommen kann, stellte sich ein. Ich war immer schweissgebadet, denn ich hatte wohl
auch Fieber. Aber nicht um alles in der Welt, hätte ich Minuten meines Aufenthalts zum Kranksein verschenkt. Ich nahm einfach keine
Notiz davon.
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Dann, am 23. Dezember, erwischte mich die Verantwortliche für die
Blumen noch bevor ich hinausging. "Komm morgen eine halbe
Stunde vor dem Darshan unter die Bäume", sagte sie, "die FlowerPeople treffen sich da." Ich zog am Morgen meinen Rosensari an
und ging dorthin. Zu meiner grossen Freude durften wir direkt auf
den Tempelplatz gehen und dort die erste Reihe markieren. Wir
hatten ein Bild Sai Babas zum Anstecken bekommen, das ihn auf
der Geburtstagsschaukel zeigt. Zirka alle fünf Meter mussten wir
uns aufstellen und man befahl uns, stehen zu bleiben, bis die ersten
fünf Reihen sich gesetzt hätten. Dann gingen die Sevadals hinaus,
um ihre Pflichten beim Einleinen zu erfüllen. Wir waren allein. Ich
befand mich direkt vor dem Eingang zum Tempel, wo Sai Baba herauszukommen pflegte. Ich schaute mich um. Einmal durfte ich hier
stehen, wie wunderbar! Ich erhob meine Arme und fühlte, wie ein
Windhauch wie eine Liebkosung über meinen fieberheissen Körper
strich. Hingegeben stand ich da. "Swami, Swami!" tönte es plötzlich
hinter mir. Ich schaute zum Eingang, aber da war er nicht. Ich
schaute zum Balkon hinauf, direkt in sein unmutiges Gesicht. Ja, es
war wohl nicht gerade ashramgemäss, wie ich da stand. Aber plötzlich wurde mir bewusst, dass er mich nun in meinem Rosensari, wie
ein Schmetterling ausgebreitet, sah. Da kam eine unbändige Fröhlichkeit über mich, ich streckte die Hände zu ihm auf und lachte ihn
an. Und auf einmal lachte auch er, schaute mich voll Liebe an und
auf mich herab, winkte mir zu, segnete mich, lachte auch den anderen zu und spazierte auf der Terrasse hin und her. Erst später
wurde uns allen bewusst, dass wir einen wunderschönen, ganz privaten Weihnachtsdarshan hatten empfangen dürfen.
Wir sassen dann also in der ersten Reihe und nach und nach füllte
sich der ganze Platz. Uns gegenüber hatten die Schülerinnen Platz
genommen und es blieb nur ein ganz kleines Gässchen frei. Und
dann zogen die Sängerinnen ein. Alle waren in weisse Saris gekleidet und hatten Jasminblüten im Haar. Die weiss gekleideten Sänger sassen schon auf ihren Plätzen auf der anderen Seite. Was war
das für ein wunderschönes Bild. Ein Engelchor! Unvergessen der
schöne Gesang. Sai Baba nahm danach ganz in meiner Nähe auf
einem Stuhl Platz. Als wir dann alle zusammen sangen, wiegte er
sich hin und her, klatschte mit uns in die Hände und war ganz da.
Mir wurde bewusst, dass ich nun zu Gottes Füssen sass. Was ich
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bisher gar nicht gekannt hatte, war dieses Wiegen des Körpers zu
der Musik. Alle wiegten sich mit ihm. Vorsichtig schloss ich mich ihnen an. Auf einmal ein tiefes Erschrecken! Es war mir, als hätte er
die Arme um mich gelegt und wiegte mich selbst. Ich hielt abrupt in
der Bewegung inne, sein Blick ruhte liebevoll auf mir. Danach ging
er viele Male an uns vorbei, nahm Briefe, lächelte hier, sprach dort
ein Wort, materialisierte Vibhuti (heilige Asche) für eine Devotee Darshan eben! Das heisst: Gott schauen.
Mitten in der Nacht versammelten wir uns mit brennenden Kerzen
in den Händen beim Ganesha. Singend gingen wir damit durch den
ganzen Ashram, um uns dann im Tempel unter seinem Balkon einzufinden. Heilig tönte das "Stille Nacht, heilige Nacht" zu ihm empor, als er in seinem weissen Kleid aus der silbernen Türe heraustrat, um uns seinen Segen, als Christus, zu geben. Für diesen heiligen Moment gibt es keine Worte der Beschreibung. Ich fühlte zum
ersten Mal, was es heisst, Weihnachten zu feiern.
Wir waren nur für zwei Wochen gekommen und die Tage vergingen
viel zu schnell. Zwischen Darshan und Bhajan (singen von Lobliedern) blieb ich gerne im Tempelbereich. Damals konnte man sich
entweder in den Häuschen oder unter den Palmen niederlassen, lesen, meditieren, denken oder einfach die Atmosphäre auf sich wirken lassen. Ich liebte es, meine heissen Füsse auf der Erde bei den
Palmen zu kühlen und den Tempel zu betrachten. Bald kannte ich
jedes Detail.
Einmal sass ich in einem Häuschen gegenüber dem Tempeleingang. Damals gab es noch die zwei Löwen, die in Angriffsstellung
darüber angebracht waren. Auf einmal wurde mir der Traum mit
dem Löwenkopf bewusst, in dessen aufgerissenes Maul ich gesprungen war, um mich fressen zu lassen. Da war etwas in mir, das
gab mir die Gewissheit, dass zwischen diesen Löwen und dem
Traum eine Verbindung bestand. Der Traum hatte mit Ramana zu
tun, wo war denn da die Verbindung? Zu Hause forschte ich nach
und traf auf die Frage, die Sai Baba gestellt wurde in Verbindung
zu Ramana. Sai Baba antwortete: "Ramana ist in mich eingegangen." Später las ich bei Diana Baskin, dass ihre Mutter in Indien einmal von Ramana geheilt wurde, nachdem sie ihn gerufen hatte. Sai
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Baba erklärte ihr später, dass er es gewesen sei, der sie geheilt habe. Ich selbst hatte ein ähnliches Erlebnis. Nach einem Autounfall
hatte ich Gleichgewichtsstörungen, die von einem verschobenen
Nackenwirbel herrührten. Monate nachdem ich zweimal von einem
philippinischen Heiler, dem ich mein Haus zum Heilen zur Verfügung gestellt hatte, am Nacken operiert worden war, hatte ich einen
Rückfall. Ich kam von einem Fest nach Hause und landete wieder
einmal neben dem, statt im Bett. Ich lachte und dachte zu diesem
Heiler: "Es sieht so aus, als müsstest du mich noch einmal operieren!" Dann legte ich mich ins Bett. In diesem Moment kam eine unerhörte Hitze über mich und eine unsichtbare Wesenheit massierte
mit voller Kraft meinen Nacken. Und ich wusste mit Bestimmtheit,
dass ich nun endgültig geheilt wurde. Ich dachte an die Worte dieses Heilers, der gesagt hatte, dass er aus einem Dreieck heraus
heile. Da waren sein Onkel in den Philippinen, dann der oberste
Heiler auf den inneren Ebenen und er. Bevor er mit seiner Arbeit begann, betete er immer zu Maria und legte sich das Halsband, mit
Christus am Kreuz, um den Hals. Ich weiss vom Tibeter, dass
Christus von allem der Höchste ist, auch der höchste Heiler. Ich ergab mich also voll Staunen und Ehrfurcht dieser Hilfe.
Von Ramana las ich, dass er in seinen späteren Jahren einem
Freund gestanden hat, was in dem Sterbeerlebnis damals wirklich
passiert war. Er sagte, dass eine unerhörte Kraft von ihm Besitz ergriffen habe, und danach sei er nicht mehr "der Gleiche" gewesen.
Als ich von diesem Sterbeerlebnis zum ersten Mal hörte, musste ich
lachen. Ein Sterbeerlebnis hatte auch ich in meiner frühen Jugend,
aber offenbar ohne so grosse Konsequenzen. Ich schaute damals
nach meiner Mutter aus, die wieder einmal den Bauern auf dem
Feld half. Da wurde ich von einer Wespe gestochen. Ich ging zum
Medizinschrank und malte mir ein Jodrondell auf den Stich. Ich
wusste bis dahin nichts von meiner Jodempfindlichkeit. Mein Herz
begann wie wild zu schlagen, und mein ganzer Körper war wie unter einem Hochdruck, als würde er in jedem Augenblick bersten. Ein
Gefühl von Sterbenmüssen erfüllte mich. Meine Mutter war zu weit
weg, als dass ich sie hätte rufen können, ein Telefon gab es noch
nicht. Ich fühlte mich allein, war aber absolut ohne Angst. Ich legte
mich hin, beobachtete mich und war neugierig darauf, wie es ist,
wenn man stirbt. Nach einer gewissen Zeit beruhigte sich alles wieder und ich kehrte ins Leben zurück.
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Ramana hat mich viele Jahre durch seine Bücher begleitet, geführt,
belehrt, Antwort gegeben. Als ich mit der Verantwortung für den Besitz, den mein Mann hinterliess, Mühe hatte, liess er mich die Seite
aufschlagen, wo die Worte standen: "Nicht der Besitz an sich ist
Hindernis auf dem Weg, sondern das Verhaftetsein an ihn." Ich erkannte, was für Möglichkeiten dieser Besitz bot. Viele Jahre waren
meine Söhne und ich in der Folge damit beschäftigt, mit diesem
Erbe armen Kindern eine Chance zu geben. Heute ist unser Haus
praktisch leer, von allem Ballast befreit und offen für andere Reichtümer.
Ich erkannte die Verbindung zwischen Ramana und Sai Baba und
dass immer er es war, der mich begleitete, auch als Ramana.
Da ich von den vergangenen Jahren her gewöhnt war, mit Sai Baba
telepathisch verbunden zu sein, behielt ich diese Gewohnheit auch
hier in seiner Gegenwart bei. Die Gelegenheit, mit ihm persönlich
zu sprechen, ist, wie mir die Freundin sagte, sowieso nicht mehr so
leicht möglich. Ich stellte nun fest, dass meine Gedanken wirklich
von ihm im gleichen Moment empfangen wurden, und dass er darauf sofort reagierte. Das war eine unerhörte Entdeckung, die mich
glücklich machte. Von da an würde ich also sicher sein, dass die
Verbindung wirklich besteht. Das Problem ist jedoch, dass ich
selbst seine Gedanken nicht ebenso leicht, wenn überhaupt, verstehen kann. Und diese Eingleisigkeit würde mir, wie ich nun weiss,
in Zukunft sehr schwer zu schaffen machen. Tausende von Malen
habe ich gejammert: "Ich verstehe dich nicht, Sathya Saayine, ich
verstehe dich nicht!" Die Freundin lachte über mich, wie später
auch andere, wenn ich von dieser telepathischen Verbindung
sprach, und sagte: "Was du dir alles einbildest!" Ich aber bestand
darauf, dass er alle unsere Gedanken sofort wahrnehme. Sie probierte es aus. Als wir einmal in der ersten Reihe sassen, dachte sie
zu ihm: "Wenn die Annrose Recht hat, dann schau mich jetzt einmal
richtig an." Worauf er sie sofort mit weit offenen Augen anschaute
und den Blick auch nicht von ihr nahm, als er um die Ecke ging, sondern sich im Gehen zu ihr umdrehte. Da sass sie dann da voll
Glückseligkeit und zum ersten Mal weinte sie nicht in seiner Gegenwart, weil die Verbindung nicht auf die Gefühlsebene beschränkt war.
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Der letzte Darshan war unversehens da. Meine Freundin wollte
später zurückkommen. Ich hatte dritte Reihe, aber als ich in den
Tempelhof kam, nahm mich eine Sevadal an der Hand und setzte
mich in die erste Reihe. Als ich mich von meiner Verwunderung erholte, realisierte ich, dass ich genau vis-a-vis von der Terrasse
sass, wo Sai Baba normalerweise seinen Darshan begann, wenn
er zu den Frauen kam. Die dunkle Linie, wo der Asphalt zusammenstiess, lief direkt auf mich zu und begann in der Mitte der Terrasse.
Da ergriff mich Panik. Vor mir war nur dieser grosse, freie Platz zwischen der Terrasse und mir. Eine Vorahnung von etwas Unausweichlichem, Gewaltigem erfüllte mich. Am liebsten wäre ich geflüchtet, aber ich war unfähig mich zu rühren. Da kam er auch schon
heraus, betrachtete lange die Linie und setzte dann Fuss vor Fuss
darauf und kam Auge in Auge mit mir, Schritt um Schritt langsam
auf mich zu. Eine mächtige Energie strömte durch mich. Ich schrie
ihm innerlich entgegen: "Du Ungetüm, du alles Verzehrender, alles
Verschlingender, alles Verbrennender, was machst du mit mir?"
Ungefähr einen Meter vor mir blieb er abrupt stehen, drehte sich auf
der Ferse nach rechts und gab seinen üblichen Darshan. - Und ich
erkannte, ich wusste, was er damit demonstrierte. Ich war erschüttert, ergriffen, zutiefst betroffen. Dieses Ereignis hatte mit vielen
meiner Träume zu tun, von denen ich jetzt berichten will.
Der erste Traum begann damit, dass ich einen grossen, offenen
Plattenplatz reinigte. Ich kniete auf dem Boden und der Schweiss
rann mir vom Gesicht. Es war ein Plattenplatz, so wie der Platz vor
dem Tempel jetzt aussieht. Auf einmal stand der Herr des Hauses
neben mir; das wunderte mich sehr und ich wagte nicht aufzublicken. "Ich bin so unsagbar einsam!", hörte ich ihn sagen. Das erschütterte mich. Er sollte einsam sein? Aber er wiederholte: "Ich bin
so unsagbar einsam!" Seine Stimme ging mir sehr zu Herzen. Sie
war wirklich voller Einsamkeit. Da richtete ich mich auf und schaute
ihn verwundert und fragend an. Er sprach: "Ich habe eine Kirche gebaut, dort oben auf dem Berg, wo die Menschen hinkommen können, aber niemand ist gekommen. Ich habe gedacht, der Weg ist
zu beschwerlich und habe ihn ausgeebnet. Aber niemand ist gekommen. Ich bin so unsagbar einsam." Da stand ich auf, schaute
ihn endlich richtig an und sagte voll Inbrunst: "Aber ich, ich komme
doch sofort in deine Kirche, immer wollte ich das!" Er schaute mich
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liebevoll lächelnd an und sagte, zuerst müsse ich meine Arbeit fertig
machen, und dann würden wir zusammen in seine Kirche gehen.
Dann standen wir nebeneinander und schauten zu seiner Kirche
hinauf. Zuoberst auf dem Berg thronte sie, drei goldfarbene, schlanke Bäume standen davor. Ich glaubte, dass es Pappeln seien, aber
später sah ich die heiligen schlanken Bäume um den Tempel herum
und wusste, dass es diese gewesen waren. Ich sah den ausgeebneten Weg durch den Wald, der zu dieser Kirche führte.
In einem anderen Traum befand ich mich in den Bergen. Ich sah
eine Kirche zuoberst auf dem Berg. Ich wusste, diese Kirche hatte
ich gebaut. Die Menschen strömten an mir vorbei, um in diese Kirche zu gehen, mir aber war es verwehrt. Warum? Sehnsüchtig
schaute ich hinauf.
In vielen Träumen wollte ich in eine Kirche gehen.
Einmal ging mein Geistführer neben mir her. Harmonie war zwischen uns und ich war glücklich. Da sah ich von weitem mein Haus.
Es stand in einer rechtwinkligen Kurve. Zu meiner Verwunderung
hatte man zu seinem Schutz dicke Baumstämme um das Haus und
um die Kurve angebracht. Wir standen nun davor und schauten diese an. Wovor musste man mein Haus denn schützen? Ich schaute
nach rechts den steilen Weg hinauf, der zur Kirche führte. Tief war
das Wegbett nun ausgehoben, schwere Maschinen waren da am
Werk und oben hörte man, dass sie immer noch arbeiteten. Wenn
diese Maschinen rückwärts kommen sollten, dann wäre mein Haus
geschützt. Da sagte mein Begleiter fröhlich: "Ja! Nun geht es ganz
schnell."
Und eben dieser Traum wurde wahr in dem Moment, als Sai Baba
vor mir diese abrupte Wendung nach rechts machte. Ich realisierte:
Nun bin ich in seiner Kirche!
Erfüllt von dieser Gewissheit, kehrte ich nach Hause zurück, wissend, dass ich wiederkommen durfte und dass ich nun immer in
meine ersehnte Kirche zu meinem Gott kommen kann.
Da ich zu meinem Geburtstag von Roland noch kein persönliches
Geschenk erhalten hatte, überraschte er mich nach meinem Zu82
rückkommen mit einem Paket. Ich wehrte mich und sagte, dass ich
dadurch beschenkt genug worden sei, dass ich bei Sai Baba gewesen sei. Er aber sagte: "Schau zuerst hinein, dann entscheide."
Zu meiner grossen Freude enthielt das Paket eine Collage, ein Bild
von ihm. Es zeigt Sai Baba im Christuskleid auf dem Balkon im
Tempel. Links von ihm ist ein Stapel orangefarbenes Buchenholz,
rechts von ihm orangerote Blumen. Shiva und Shakti! Sai Baba
schaut vom Balkon herab. Was für ein Geschenk! Genau um ein
solches Bild wollte ich Roland bitten, und ich hatte aus diesem
Grund auch Fotos vom Tempel mitgebracht. Nur ist dieses Bild so
viel schöner als mein geplantes. Es ist eine Tuschezeichnung ergänzt mit Fotos.
Dann begann ein eigenartiges Jahr für mich. Gott arbeitete an mir
und ich weinte viel. Ich haderte mit ihm: "Nie in meinem ganzen Leben habe ich so geweint, und ich weine über meinen Gott. Ich verstehe dich nicht. Bist du wirklich Sai Baba? Ist es nicht eine fremde
Instanz, die von mir Besitz ergreifen will? Was willst du eigentlich
von mir? Ich kenne die göttliche Liebe in ganz anderer Form." Er arbeitete an meinen unteren Chakras. Diesen "unteren Stock" hatte
ich diszipliniert, überstiegen, abgeschlossen. Ich sagte zu ihm:
"Was soll das alles? Nicht einmal für Gott werde ich wieder da hinuntersteigen. Dein Eingang ist oben! Komm von da!" Er erfüllte mir
die Bitte und ich fühlte die Energie in meinem Kopf. Ich lebte nur
noch von der Gürtellinie aufwärts. Als Roland in der Einsamkeit der
kanadischen Wälder war, zeigte man ihm noch ein schlimmeres
Bild. Er sah, dass ich nur noch aus meinem Kopf bestand. Von da
führten Kabel zu irgendwelchen Steckern. Er war so schockiert,
dass er die 25 km zum nächsten Ort zu Fuss ging, um mir einen
Brief zu senden. Er hatte Angst um mich, bat, ich solle Kerzen in
die Fenster stellen und mich auf Gott konzentrieren.
Einmal bat ich Sai Baba, mich doch einmal die wirkliche Liebe Gottes fühlen zu lassen, ohne dieses Ungestüm. Auch diesen Wunsch
erfüllte er mir und ich denke oft und dankbar an diese innige Erfahrung zurück. Ein anderes Mal forderte ich ihn auf, mich seinen Herzschlag hören zu lassen, so dass ich erkennen könne, dass es nicht
mein eigenes Herz sei, sondern seins. Ich fürchtete, mir etwas einzubilden, was nicht wahr sei. Auch den Wunsch erfüllte er mir. Als
ich jedoch immer mehr Beweise seiner Gegenwart wollte, schimpf83
te er: "Das ist kein Glaube, der Beweise will!" Manchmal verweigerte ich mich ihm. Dann vermisste ich die Liebe, die ich seit 1976 so
gut kannte und die mein Leben war. Voll Sehnsucht bat ich ihn
dann, mir seine Liebe nicht zu entziehen. Meine Tränen trocknete
ich mit einem umhäkelten Taschentuch meiner Mutter. Am Ende
des Jahres stand es vor Salz und ich verbrannte es am Altjahrabend in meinem Garten und schloss dieses Trauerjahr damit ab.
Nun schenkte mir Sai Baba viele Träume mit ihm selbst.
Zu Träumen sagt Sathya Sai Baba: "Niemand träumt von mir, wenn
ich es nicht will, und er träumt nur das, was ich will."
1991
Traum
"Ich bin mit einigen Menschen unterwegs und es ist Nacht. Alle
schlafen im gleichen Raum. Ich schaue mich in der Runde um. Mit
Erstaunen entdecke ich, dass auch Sai Baba da ist. Ich sehe sein
Gesicht. Seine Augen sind auf mich gerichtet. Voll Freude lächle ich
ihn an und erhalte ein herzliches Lächeln zurück. Ein Ausdruck ist
in seinem Gesicht, wie der eines Verschwörers. Beruhigt und glücklich schliesse ich meine Augen wieder."
Traum
"Ich bin unterwegs zu einem Kirchlein. Darin sind schon viele Leute.
Ich finde noch einen Platz hinten im Raum. Vor mir sind, wie gewohnt, grosse Frauen und sie verdecken mir die Sicht nach vorn
vollkommen und ich bin enttäuscht. Über mir ist eine Amphore. Da
sehe ich zu meiner Freude, dass sich Sathya Sai Baba dort oben
befindet. Er kommt bis zu mir, schaut streng auf mich herab und
fragt: ’Kannst du mir sagen, was du hier suchst?’ Glücklich schaue
ich ihn an und sage fröhlich: ‘Ja! Dich, Gott!’ Er lächelt auf mich herab."
84
Einmal war ich im Traum in den Bergen und fuhr Ski. Da verlor ich
sie. Ich lief (schwebte) ihnen nach, den Berg hinab. Einen erwischte
ich gerade noch, weil er in einem Felsen stecken blieb. Da stand
ich plötzlich vor einer Türe, die in einen anderen "Raum" führte. Sie
war ein wenig geöffnet. Aus diesem Raum strömte ein sanfter und
doch mächtiger Wind. Ich fühlte, wie mich dieser Wind durchdrang,
erfüllte, bis mir schwindlig wurde. Ich fühlte, wie ich hochgehoben
wurde, und wusste augenblicklich, dass ich meinen irdischen Körper verliess. Einen Augenblick zögerte ich, aber dann erfüllte mich
die Gewissheit, dass ich unter dem Schutz Sai Babas stand. Ich
schwebte davon und liess mich in die Welt tragen, die ich schon lange ersehnte.
Ich erkannte, dass immer er mein Traumführer und Begleiter war.
"Wie ist es möglich, dass ich ihn so lange nicht erkannte? Wie viele
Jahre habe ich verschenkt?”, fragte ich mich." Aber ich glaube heute, dass die Zeit, um ihn kennenzulernen, absolut richtig war. Musste ich nicht zuerst den Plattenplatz reinigen und das grosse Hallenbad flicken? War ich ihm denn nicht immer sehr nahe, ohne zu wissen, wem?
Er war immer mein Führer. Und wenn ich heute auf diese Vorbereitungszeit zurückschaue, erkenne ich, wie wahr das ist.
Worte aus meinem geistigen Tagebuch aus dieser Zeit:
"Es zieht uns dahin, wo Liebe ist. Die Liebe ist wie ein Magnet für
unsere Seele. Es kann der schönste Tag sein draussen, es zieht
mich nicht hinaus, es zieht mich hinein. Ich möchte die Augen
schliessen und da sein. Liebe finde ich nur noch in der Nacht, wenn
ich von dieser Welt abgeschieden bin. Ich bin abgeschieden von
dieser Welt! Eigentlich war ich es schon immer. Das Leben zog an
mir vorbei. In mir war immer eine unnennbare Sehnsucht. Ich konnte die härteste Arbeit tun, das Schönste anschauen, Tag und Nacht
tätig sein, immer war da dieser Schleier zwischen mir und der Welt.
Einmal nur riss dieser Schleier. Ich wähnte hier die Liebe gefunden
zu haben, die auch am Tag inwendig ist. Es war ein Irrtum. Es war
die inwendige Liebe, Tag war es nicht. Sie gehört nicht zu dieser
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Welt. Es kommt die Zeit, in der auch die Träume nicht mehr wichtig
sind. Dann werde ich noch mehr abgeschieden sein.
Ich glaube, hier auf Erden finden wir das Glück nicht. Man sucht es
erst bei einem Menschen, und wenn man dann bei ihm ist, wird alles
äusserlich. Die Unvereinbarkeit wird sicht- und fühlbar. Das höchste Glück, das wir hier haben können, ist die Sehnsucht. Es ist der
Weg zu etwas Ersehntem, der unsere Seele mit wehmütigem Glück
erfüllt. Einmal erreicht, ist es schon vorbei.
Ist der Sinn unseres Lebens überhaupt nur das Leiden? Das Nichterreichen? Damit wir immer nach Höherem streben, bis wir dorthin
kommen, wo Glück erträglich ist? Halten wir die hohe Frequenz des
Glücks hier noch nicht aus?
Das Leid braucht seine Zeit. Es kann nicht einfach weggenommen
werden, bevor es Zeit ist.
Nicht dass ich getröstet werde. Ja! Nicht dass ich verstanden werde. Ja! Nicht dass ich geliebt werde. Nein!
Nein, damit habe ich mich noch nicht abgefunden. Ist auch die
Sehnsucht nach der geliebten Seele noch Trieb? "Das Leid ist erst
überwunden, wenn die Triebe überwunden sind", lehrt Buddha. Ist
diese hohe Liebe, von der er spricht, hier zwischen Menschen nicht
möglich? Ist das der Massstab? Dass solange wir an der Liebe leiden, die Triebe noch nicht überwunden sind? Ist das Leiden der Beweis, dass ich immer noch für mich selbst etwas ersehne? Ja! Die
Zuwendung einer Seele. Dass sich meine Liebe in sie ergiessen
darf und dass wir zusammen das Paradies auf Erden erschaffen.
Ist es gerade dieser Wunsch, der noch überwunden werden muss?
Überwunden, zu welchem Zweck?
Ich bin zwischen zwei Welten. Die Erfüllung hier wird mir nicht zuteil, für die Erfüllung dort fehlt mir das Tor. Der Schleier liegt wieder
über mir.
Warum habe ich dieses Sehnen in mir? Ist es darum, weil ich dem
Geheimnis näher kommen möchte, das über der Zeit liegt, wo dieses Wesen in Liebe von mir Besitz genommen hat? Diese Seele zu
finden, die in Liebe bei mir ist? Was würde ich tun, wenn ich sie finden würde? Ich würde mit ihr gehen, in den Reichtum, in die Armut,
in den Tod. Bei ihr bin ich zu Hause, und kein Schleier läge dann
mehr zwischen ihr und mir. Das was mich hier betrübt, ist die Sehnsucht nach ihr.
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Ich muss lernen, mit hohen Frequenzen umzugehen. Glück und
Leid haben eine hohe Frequenz. Wer kann sie noch trennen?
Auf diesem Plan bin ich für das Leid zuständig. Das Glück, diese
Liebe zu empfangen, und das Leid, nicht zu wissen von wem, ist für
mich eine grosse Prüfung.
Ich erwache oft mit einem starken Glücksgefühl, bis der Verstand
mir die Tatsache der unerfüllten Sehnsucht vor Augen führt. Ich fühle in mir, wie das Glück sich wandelt in tiefstes Leid. Ich fühle in mich
hinein und beobachte aufmerksam den Moment, in dem das geschieht. Ist es tatsächlich Leid geworden? Ist es jetzt schon Leid,
ist es noch Glück? Ich weiss es nicht mehr. Glück und Leid sind tatsächlich in mir EINES geworden!
Ich lese ein Wort von Schnitzler: "Erst wenn man an niemandem
hängt, ist die Welt weit und der Himmel unendlich."
Wir suchen das Du, das uns ergänzt, den anderen Pol. Je feiner die
Gegensätze werden, desto harmonischer wird das Zusammensein.
Die Grenzen werden fliessend, bis man sich schliesslich als Einheit
empfindet. Dann aber kann es keine irdische Liebe mehr sein.
Ich habe dieses hohe Erlebnis auf jemanden projiziert, der mich genügend beeindrucken konnte, um es auf ihn zu beziehen. Er musste mich nachher enttäuschen, damit ich den Irrtum einsehen konnte. - Wie lange hat das gedauert? Wie sehr arbeite ich immer noch
daran!
Ich höre eine Stimme: "Das Liebeslicht!"
Die Liebe, die damals in mir erweckt wurde, ist aus dem Feuer geboren. Sie ist zu mächtig und zu stark für einen einzelnen Menschen. Ich habe diese Liebe geschenkt bekommen und sie ist rein.
Ich giesse sie über alle Menschen, über die Erde und all ihr Leben,
über Euch von den anderen Welten aus und strahle sie hinaus ins
Universum.
Alles, was mich trifft, wendet sich zum Guten und in Liebe und Segen für uns alle!
Das auserwählte Volk, die auserwählte Kirche gibt es nicht mehr!
Es gibt nur noch auserwählte Menschen, die erkennen, die vereinen und den Weg bereiten. Es sind Menschen, die durch irgendeine
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Richtung gelernt haben, ein Transformator zu sein für die göttlichen
Energien. Die Fähigkeit dazu jedoch hat die gleiche Quelle!
Bitterkeit überfällt mich, wenn ich daran denke, dass kein einziger
Mensch mit mir diesen Weg geht. Keiner, der das gleiche Sehnen,
das gleiche Ziel hat - nichts anderes mehr sein will als ein Transformator für die höheren Frequenzen der anderen Seite.
Ich bin nie mehr allein und verlassen, das hat man mir gesagt - aber
meine Freunde sind nicht von dieser Welt. Erschaudernd übergebe
ich mich der Einsamkeit hier!
Ich habe einen Rückfall. Im Traum war es eine Laufmasche. Ich
verhalte den Schritt. Ich will nicht loslassen, den nächsten Schritt
nicht tun in die Finsternis, weil ich nicht weiss, was drüben ist - und
weil ich für mich selbst immer noch etwas ersehne. Wie bitter ist die
Erkenntnis, dass ich dieser Seele offenbar nicht begegnen darf.
Ich bin auf einem einsamen Weg, und es ist Nacht um mich. Aber
ich habe keine andere Wahl, ich kann nur diesen einen Weg gehen.
"Ein Licht leuchtet in der Dunkelheit." Wäre es nicht dunkel, leuchtete es noch?
"Der Weg muss gegangen werden, am Ende wartet das Licht", das
sollten einmal die Titel für Bilder von mir sein.
Das Leben selbst wird zum Symbol für mich. Was ist noch Wirklichkeit, was Symbol? Was ist wirklicher, meine Träume, durch die ich
geführt werde, oder das Leben hier?
Früher waren Tieropfer üblich, um Mana für die Rituale zu bekommen. Dabei können wir Menschen das eigene Mana als Opfer bringen und wir werden erfahren, dass unsere Lebenskraft nicht weniger, sondern grösser wird.
Alle meine Gaben und Möglichkeiten sind nur Meilensteine an meinem Weg. Aus allen könnte ich eine Lebensaufgabe machen. Aber
ich kann nicht verweilen. Ich muss alles nur kennenlernen. Es ist,
als ob irgendwo ein Magnet auf mich gerichtet wäre, der mich unaufhaltsam zu sich zieht. Dort werde ich "zu Hause" sein. Es gibt
Menschen an meinem Weg, die mich lieben und die ich liebe. Aber
auch sie können mich nicht halten, auch an ihnen muss ich vorübergehen. Eine schöne Aufgabe ist die Arbeit für die Kinder in Sri Lanka. Ich tue sie im Vorübergehen, auch diese Aufgabe hält meinen
Schritt nicht auf. - Ich weiss nicht, wohin es mich zieht, ich weiss
nur, dass ich dort hingehöre.
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Alles irdische Begehren ist vor langer Zeit von mir genommen worden. Aber es gibt auch noch ein geistiges Verlangen. Ich möchte die
Seele, die mich liebt, sehen, hören und berühren, möchte an ihrem
Leben teilhaben. Aber auch das ist wohl nicht die Liebe, die von uns
gefordert wird. Alles "Haben-Wollen" muss überwunden werden,
sollen wir zu einer Sonne der Liebe werden, die über alle scheint
ohne Unterschied und ohne etwas zu erwarten!
Die Frauen können sich zu Sonnen wandeln und sind dann nicht
länger dem reflektierenden Prinzip des Mondes unterstellt. Dann
werden es zwei Sonnen sein, die einander begegnen, die miteinander ein neues System der gleichgerichteten, gleichbewerteten
Partnerschaft bilden. Keiner kommt mehr in Gefahr, abhängig, unterdrückt und angepasst zu werden. Jeder nimmt "seinen" Platz ein.
Vielleicht wird es dann eintreffen, wenn unser Planet dem Sirius
nachgebaut ist, wie es angekündigt wurde. Das Sirius-System ist
ein Zweisonnen-System!
Man kann nur über etwas schweigen, was man weiss!!!
Ich glaube, ich muss in kürzester Zeit einen langen Weg der Entwicklung gehen. Das kann ich nur mit Hilfe der Prüfungen. Das Leid
zwingt zum Nachdenken. Man wird gestossen, damit man weitergeht und sich weiterentwickelt. Ich fürchte nur, dass mir wegen den
Enttäuschungen "das grössere Bild" verloren geht. Das, welches
seit Jahren das Kostbarste für mich ist.
Wenn man abhängig ist von einem anderen Menschen, um glücklich zu sein, wird man es nicht für alle Zeit und nie aus vollem Herzensgrund. Das Glück steht und fällt mit dem Tun und Lassen des
anderen. Das Glück aus uns selbst bleibt uns treu. Die Verbindung
zu einem anderen Menschen wird glücklich, wenn man den anderen am eigenen Glück teilhaben lässt, ohne jeden Anspruch an ihn.
So vielfältig wie die Gaben der Menschen sind, so vielfältig sind die
Prüfungen, die sie einander bereiten.
Je tiefer und inniger eine Liebe ist, desto unabhängiger muss sie
sein. So kann der andere nicht enttäuscht und auch nicht schuldig
werden. Jeder ist in sich selbst geborgen und frei. Er ist Teil dieser
Liebe und hat Teil daran. So ist die Last von der Liebe genommen
- und aus dem Wörtchen ICH wird WIR.
Es ist eigentlich ganz einfach, glücklich zu leben:
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Ich ersetze das Wörtchen ICH durch WIR und den Satz "Ich muss"
durch: "Ich muss das, was ich darf."
Auf meine Frage: "Was ist Liebe?" erhalte ich die Antwort: "Liebe
ist da, wo das Muster aufeinander passt." Wo ist das Muster, das
auf meines passt?
Ich glaube, unsere Aufgabe hier ist es, Transformator zu sein. Die
göttlichen Kräfte, diese höchste Frequenz durch uns fliessen zu lassen und in eine für den Menschen und die untermenschlichen Reiche erträgliche Frequenz umzuwandeln. In den letzten Jahren fühlte ich in mir den Drang, mit hohen Frequenzen umgehen zu lernen.
Sie bewirken in mir selbst Seligkeit, die sich dann ins Unerträgliche,
bis zum Schmerz steigern kann. Zuletzt ist immer ein Gefühl, innerlich zu verbrennen. Ich glaube, gerade das ist meine Aufgabe, das
ist mein Ziel. Wenn wir auf der Seelenebene alle eins sind, so bewirkt diese Arbeit eines Einzelnen in dieser Allseele eine Veränderung der Frequenz hin zur Schwingung göttlicher Liebe, welche die
Frequenz Gottes selbst ist. Nur so kann ich die Worte von Ramana
deuten: "Hilf dir selbst, dann bewirkst du für die Menschheit mehr
als alle heiligen Bücher der Welt." Als Teil dieser einen Menschheit
haben alle anderen Teile teil an allem, was wir lernen, denken und
tun.
Einmal war ich im Traum in einer Schule. Wir sassen um einen
grossen ovalen Tisch und unsere Hände hielten eine Kette. Wir
fühlten zuerst, wie unsere gemeinsame Energie durch diese Kette
strömte. Dann kam eine andere Energie hinzu, die immer mächtiger
wurde. Wir wussten, dass diese dazu benutzt wurde, bessere
menschliche Verhältnisse auf Erden herzustellen. Es war für uns
alle ein sehr beglückendes Tun in diesem Wissen. Als die Schule
zu Ende war, ging ich zum Lehrer und bat ihn, eine solche Kette mit
auf die Erde nehmen zu dürfen. Es schaute mich ernst und eindringlich an und erwiderte: "Es ist noch zu früh!" Ich war enttäuscht
und bat ihn nochmals, mir die Bitte doch zu erfüllen. Ich argumentierte, dass wir auf der Erde diese Kette dringend brauchen würden.
Da lächelte er und versprach: "Warte noch ein bisschen, später
gebe ich dir eine solche Kette mit."
90
Ich weiss, alle Liebe ist innen, alles Äussere ist ihr Feind. Es sollte
aber doch möglich sein, Himmel und Erde zu verbinden!
Beschwörung
Unsere Erde ist wunderschön! Es ist eine Freude, darauf zu leben!
Die Menschen sind schöpferisch und begegnen sich in Liebe und
Achtung!
Wir sind alle Blumen am Weg für den anderen und haben kein
Recht, ihn auf seinem Weg durch eigene Ansichten und egoistische
Wünsche zu behindern. Für alle ist der Magnet weiter weg!
Alle meine Taten müssen durch das Sieb der Hinwendung und Herwendung gehen. Die Herwendung fällt durch die Maschen und fällt
von mir.
Leitbild: Ich gebe mein Ich, mein Leben, meine Kraft, meine ganze
Liebe, alles was ich habe, den Menschen zum Opfer hin. Dann versinkt mein Ich ins Selbst, wo ich zu Hause, wo ich mit allem eins
bin."
In einem Traum wurde mir die Schöpfungskraft Gottes gezeigt: "Ich
sehe ein Gesicht und weiss, dass es dasjenige Gottes ist. Über ihm
steht Christus, seine Gestalt strahlt in allen Farben. Vor seiner Brust
erkenne ich Jesus. Das Bild hat die Form eines gotischen Bogens.
Darum herum erscheinen Gestalten: ein Mensch, Tiere, Pflanzen,
Steine, Sterne und der Mond. Gottes Mund formt sich rund und er
haucht seine Liebe aus. Christus erstrahlt, Jesus erstrahlt und alle
Dinge ringsumher werden nach und nach erleuchtet." Beim Erwachen höre ich eine mahnende Stimme: "Die Schöpfungskraft ist unten!"
Ich erkenne später, dass mein Trauerjahr nach dem ersten Besuch
bei Sai Baba gerade mit diesem Thema zu tun hatte.
Ein anderes Mal hatte ich folgenden Traum: "Ich stehe auf einer
Spirale und darf auf ihr bis an den Rand gehen. Von da muss ich
wieder zurückkehren bis zur Mitte. Dann werde ich nach oben geführt und stehe auf einer höheren Ebene. Auch auf ihr darf ich bis
an den Rand gehen und muss bis zur Mitte zurückkehren. Wieder
werde ich auf eine höhere Ebene geführt und ich werde immer
glücklicher. Alles wiederholt sich noch einige Male. Ich weiss, dass
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ich Gott nun immer näher komme. Auf einmal verliere ich den Boden unter den Füssen und sause nach unten. Da beginnt das Spiel
von neuem."
Ich erkannte, dass wir immer wieder nach unten steigen müssen.
Beim Erwachen sah ich mit geschlossenen Augen einen Brief aus
dem Ashram. In der Schrift von Sai Baba standen die Worte: "My
dear!" darauf. Ich wunderte mich, dass das Emblem rechts stand.
Ich fragte mich, ob ich den Brief seitenverkehrt sähe. (Bei einem
meiner Besuche im Ashram fand ich Schreibpapier, auf dem das
Emblem rechts steht.) Ich hörte eine Stimme: "Es ist nicht leicht,
vollkommen zu werden!"
An einem der nächsten Morgen sah ich auf die gleiche Art an meinem vierten Zehen (Ringzehen?) einen Brillantring funkeln. Es war
wie ein Licht.
Vision
"Ich bin im Ashram und sitze in der ersten Reihe. Sai Baba bleibt
vor mir stehen und hält mir seine Hand hin, Handrücken nach oben.
Ich erfasse sie sanft mit beiden Händen, küsse sie und lege dann
mein Gesicht darauf."
Während meiner geistigen Arbeit in der Nacht hatte ich das Gefühl
von einer riesigen Sammelstelle von Energien, in die meine eigenen flossen. Die einzelnen Energien konnten dann, je nach Bedarf,
angezapft werden. Gleich wie die Datenbank im Computer, von der
man abrufen kann, was eingegeben wurde. Das war nun schon das
zweite Mal, dass ich die gleiche Impression empfing. Am Tag arbeite ich an meiner "Gebetsmühle", wie ich meinen PC getauft habe, weil darin nur geistige, göttliche Daten gesammelt sind. Mir wurde bewusst, dass ich nur das abrufen kann, was ich eingespeichert
habe.
Eines Morgens hatte ich das Gefühl von einem Sich Vortasten und
es war, als ob ich immer mehr Ballast hinter mir liesse. Alles geschah jedoch zu gleicher Zeit:
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Ich will gut sein, niemanden verletzen, es allen recht machen, dienen, helfen, beten, heilen, trösten, bekehren, aufrichten, den Weg
weisen, eins-sein mit ihm, vollkommen sein etc.
Ich ordne mein Leben neu, werde zum Teil Klausnerin und behalte
alles bei, was ich erkannte, fühlte, wollte.
Ich ziehe mich von vielem und vielen zurück, arbeite immer mehr,
sehne mich immer mehr. Möchte etwas Besonderes für ihn sein,
wenn auch nur ein Blümchen auf seinem Feld. Ich mühe mich und
weine.
Ich weihe mich ihm, mit meiner ganzen Liebe, Hingabe und meinen
Gaben. Will wirken in seinem Namen.
Ich will eins sein mit ihm. Mein ganzes Leben ihm hingegeben.
Ohne irgendeinen anderen Wunsch.
Ich bin eins mit IHM.
Und ich beginne von neuem.
Stimme
"Verkaufe nun alle deine Bücher, als Eremit kauft sie dir dann niemand mehr ab."
Stimme
"In einem Büchlein steht geschrieben: ’Mache dich schön. Schmücke dich für Gott!’ Das gilt auch für dich!"
Stimme
"Nimm zur Kenntnis, dass es für den höherstrebenden Geist besser
ist, allein zu stehen als überall zu fragen."
Auf eine Bitte, mir über eine neue Traurigkeit hinwegzuhelfen:
93
Stimme
"Was für himmlische Möglichkeiten der Hilfe stehen dir zur Verfügung?"
Stimme
"Das goldene Dreieck ist nun enthüllt."
Stimme
"Ihr wisst, dass der Ring nicht vorher an den Finger gesteckt werden kann."
Stimme
"Du musst fragen, wenn du eine Antwort haben willst."
Stimme
"Wenn man das Licht über dem Wesen von Parthi studieren würde,
könnte man viel mehr erkennen."
Stimme
"Es ist Liebe, die dich zur Wahl der ersten Stunde bringt."
Ich weiss, dass meine Liebe zu Sathya Saayine nicht in diesem Leben begonnen hat. Ich weiss aber auch, dass ich zu Christus gehöre. Sathya Sai Baba ist Vishnu, ist Christus. Er war auch Rama,
er war auch Krishna, er war wohl auch andere göttliche Verkörperungen. Als Vishnu, der Sohn, verkörpert er sich immer, wenn die
Welt einen Zerfall der göttlichen Ordnung zur Schau stellt. Wann
war also diese Wahl? Wer hat wen gewählt?
Im Buch Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung las ich Folgendes:
“Die erste Gruppe in der kommenden Kirche wird aus einem Teil all
jener bestehen, die in unserer Zeit selbstlos dienen. Diese getreuen
Helfer und Mitarbeiter Christi sind mit seinem Werk schon seit Jahrhunderten verbunden. (...)
Es ist beinahe so, als ob vom Herzen Christi ein goldener Faden
oder Strahl zum Herzen des Dieners gelenkt würde, ein unzer94
brechlicher und unfassbarer Faden, der im Laufe der Inkarnationen
(...) immer stärker, klarer und strahlender wird. Dereinst, wenn der
Körper Christi, einer der sieben himmlischen Menschen auf der
zweiten (monadischen) Ebene, seine volle Wesensäusserung erreicht hat, werden alle diese Fäden wieder in ihren Ausgangspunkt
zurückgezogen werden, denn ein jeder, der mit ihm verbunden ist,
wird (in einem sehr lebendigen Sinne) zu einer Zelle in seinem Körper.”
Wie oft habe ich gelesen, dass Sai Baba nach dem Tod eines Menschen erklärte: “Er ist in mich eingegangen.” Von Ramana Maharshi sagte er, dass er bei seinem Todeserlebnis (nach dem er noch
viele Jahrzehnte lebte) in ihn eingegangen sei. Da ist also ein unzerstörbares Band, das mich mit ihm verbindet, und so empfinde ich
meine Liebe zu ihm auch.
In dem oben erwähnten Buch heisst es weiter: “Über und durch diesen Faden läuft die Kraft zu stärken, zu stimulieren, zu beleben und
zu segnen; und das ist die wahre apostolische Nachfolge. Alle wahren Jünger sind Priester des Herrn.”
Wenn ich diese Worte nun überdachte, fragte ich mich, ob ich meine Pflicht wahrgenommen habe.
Stimme
"Er kommt daher,
geht hinter dir her,
geht neben dir,
kommt jeden Tag."
Vision
“Ich sehe eine ovale Brosche aus Elfenbein. Sie ist mit einem Goldrand eingefasst. Darauf befindet sich eine goldene Rose.”
Vision
“Sathya Sai Baba erscheint mir als Shiva in einem Tempel. Sein
langes Kleid ist orangefarben, aber mit einem Kaschmirmuster be95
druckt. Ein flammendes Kleid. Er ist übermächtig und füllt nach und
nach den ganzen Tempel aus. Es ist das Gesicht von Sai Baba, umrahmt mit seinem Haar-Strahlenkranz.”
Ich erlebe es jetzt, was es heisst, im Herzen zu denken und im Kopf
zu lieben. Im Herzzentrum ist es, als ob Informationen mitgeteilt
würden, nicht als Symbol, sondern als Text, der auch erscheint, den
man aber unhörbar auch hört. Wundervoll! Mein Kopf indessen ist
erfüllt von Liebe.
Einmal schlief ich auf dem Freisitz, weil meine weissen Kaktusblüten, die in der Nacht einen betörenden Duft ausströmen, in voller
Blüte standen. Ich war tief verbunden mit Sai Baba, denn ich empfand die Blüten als Gottesblüten, als Christusblüten. Dann hatte ich
einen Traum: "Ich liege auf dem Liegestuhl und schaue in den tiefblauen nächtlichen Himmel hinauf. Da entdecke ich, dass einer dieser Blatt-Kakteen sichtbar zu wachsen beginnt. Wie eine Schlange
streckt und windet er sich, ragt in den tiefblauen Himmel hinein und
nacheinander erblühen vor diesem Blau drei wunderschöne, riesige, weisse Blüten."
1991
Ein wegweisender Traum aus der Anfangszeit, nach meinem Besuch bei Sathya Sai Baba
“Ich bin mit Freunden im Ashram von Sai Baba zu Besuch. Gegen
Abend treten wir den Rückweg an. Wir sind schon ein Stück gegangen. Aber es zieht mich mit aller Macht noch einmal zurück. ‘Wartet
nicht auf mich!’, rufe ich der Gruppe zu. Man lässt mich wieder
durch das Tor eintreten, aber hinter mir wird es endgültig geschlossen. Ich befinde mich auf einem schmalen steilen Weg. Rechts ist
eine kleine Bruchsteinmauer. Andere Frauen sind da. Ich starre auf
das verschlossene Tor und frage: ‘Wie komme ich denn nun wieder
hinaus?’ Man lacht und sagt: ‘Überhaupt nicht! Oder nur durch diese Öffnung.’ Dabei zeigt eine Frau auf das enge Muster des
schmiedeeisernen Tors. Eine andere sagt: ‘Oder so!’, und springt
über die Mauer. Ich beuge mich über die Mauer und sehe, wie die
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Frau, leicht wie eine Feder, nach unten schwebt. Unten landet sie
auf einer kleinen Wiese, einem Felsvorsprung, von dem kein Weg
weiterführt. Auf der Wiese weiden Pferde. Ein widerspenstiges
weisses Pferd wird gerade dressiert. Der Trainer zwingt das Pferd
rückwärts zu gehen, zum Abgrund hin. Kurz vor dem Ende der Wiese bäumt sich das Pferd auf und steht auf den Hinterbeinen zwischen dem Trainer und dem Abgrund. Der Trainer tut einen weiteren Schritt und bleibt vor dem Bauch des Pferdes ruhig stehen. Keiner gibt nach. Es dauert Ewigkeiten, bis das Pferd sich seitwärts
wieder auf alle vier Füsse niederfallen lässt und dann ruhig zu den
anderen Pferden geht, um zu weiden.
Es ist Abend geworden und mir wird ein Zimmer zugewiesen. Ein
Junge kommt herein und schmiegt sich an mich. Ich lache und sage: ‘Die Mutter ist immer die erste Geliebte. Bald wirst du ein Mann
sein und wirst eine Frau kennenlernen, die du dann heiratest.’ Beleidigt verzieht er sich wieder. Ich schaue zu dem grossen Fenster
hinaus und sehe in einen hell erleuchteten Raum im Nachbarhaus.
Dort ist ein flotter, sportlich anzusehender Mann eben dabei sich
auszuziehen, um schlafen zu gehen. Auch dieser Mann interessiert
mich nicht. Jetzt aber sehe ich rechts von diesem Gebäude den
Tempel von Sai Baba. Auch dieser ist hell erleuchtet. Sai Baba
steht auf dem Balkon und schaut zu mir herüber. In mir ruft alles:
‘Ja, dich liebe ich!’ Ich fühle, wie sich auch seine Liebe in mir ausbreitet.”
Traum
“Ich bin mit einem Begleiter auf einem Feldweg unterwegs. Liebe
ist zwischen uns, auch eine wunderschöne Harmonie. Da entdecke
ich, dass dem ganzen Weg entlang, am Rand, eine Schlange hingebettet ist. Soweit ich vorausschauen kann, liegt sie einfach still
da. Der Begleiter schaut mich aufmerksam an und fragt: ‘Fürchtest
du dich vor ihr?’ Ich lache und sage: ‘Überhaupt nicht!’"
Stimme
"Du bist die, die aus den Bergen kommt!"
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Traum
"Ich bin in einer leicht unwirklichen Welt. Ich kann schweben. Neben mir fällt etwas Weisses herab, wie ein Schleier. Er fällt auf eine
Föhre und sieht aus wie Schnee. Dort sehe ich zwei Meisen. Erfreut
schwebe ich auf sie zu und erwische sie beide. Sie sprechen plötzlich und sagen: ’Lies den Schluss im Buch.’" (Aber welches ist das
Buch?)
Traum
"Ich bin bei Sai Baba. Alle sitzen in einem Raum. Es sind Musikanten da. Das Konzert findet in den oberen Räumen statt. Jemand ruft
mir etwas zu. Die Umstehenden verstehen es falsch. Ich korrigiere
sie und sage: ’Es heisst Inschi oder Anschi. Es ist mein Kosename.’
Ich gehe nun hinauf und freue mich auf die Musik."
Traum
"Ich gehe durch eine Landschaft. Die Erde brennt. Überall steigt
Rauch oder Dampf empor. Ich suche mir einen geschützteren Ort."
Traum
"Ich bin an einem Ort, der wie eine Klosteranlage aussieht. In einer
Reihe stehen Gebetshäuser. Vor jedes hat man rotblätterige Bäumchen gepflanzt."
Traum
"Ich räume mein Haus aus. (Auch in Wirklichkeit ordne ich mein
Haus neu.) Ich habe nun alle Bücher entfernt. Einzig die Titel sind
noch erfasst. Durch sie kann ich den ganzen Inhalt abrufen, wie bei
einem PC. Ich kann auch mit grossen und kleinen Buchstaben spielen. Wenn der Titel gross/klein gedacht ist, erscheint der ganze Inhalt. Mit nur grossen Buchstaben erscheint das Konzentrat."
98
Traum
"Jemand drängt mich, unbedingt ein gewisses Buch zu lesen. Aber
ich kenne dieses Buch, ich habe es vor einiger Zeit auch gekauft.
Mich stören die vielen Hinweise auf die Geographie. ’Wir haben einfach keine Zeit mehr, uns mit solchen Dingen aufzuhalten. Wir müssen uns auf das Wichtigste konzentrieren’, sage ich entschieden.
Jemand legt still und leise den Arm um mich."
Traum
"Ich habe jetzt die Bücher alle gekauft. Im Dorf begegnet mir die
Frau vom Komitee. Auch sie hat das Auto voller Bücher. Diese haben mit der Schule zu tun. Sie fragt, ob ich nicht die Verteilung übernehmen könne. Ich will ablehnen und orientiere sie, dass ich die Bücher selbst alle gekauft hätte, zudem sei ich pensioniert, ich sei
nicht mehr im Amt. Aber sie findet, dass ich trotzdem die Geeignetste sei. Ich könnte doch wenigstens die Verantwortung für die Zusammenarbeit mit der Druckerei und den Vertrieb übernehmen.
Auch könnte ich den Kontakt halten. Ja, und da ist auch noch die
Serie neuer Apparate."
Traum
"Sai Baba ist bei uns zu Besuch. Auch Roland und mein leiblicher
Vater sind hier. Sai Baba spricht mit Roland über seine Lehre. Ich
passe auch auf, ich will nichts vergessen. Ich bin glücklich, dass er
bei uns ist. An der Wand hängt ein Foto von Sai Baba. Mit Erstaunen sehe ich, dass über seinem linken Auge ein dicker Verband angebracht ist. Ich frage mich, was passiert ist. Sai Baba deutet nun
selbst auf das Bild und sagt, ihm sei ein Pfeil ausgerutscht und hätte
das Bild getroffen. Ich erschrecke zutiefst, wie selbst getroffen. Ich
frage ihn: ’Das bist also du selbst gewesen?’ Ich sehe, dass das Taschentuch, das auf seinen Knien liegt, nass vor Tränen ist. (Am
5.7.2003 gesteht Sathya Sai Baba, dass er seit 9 Jahren am linken
Auge nichts mehr gesehen habe. Er wurde an diesem Auge operiert
und schaut nun wieder mit beiden Augen in die Welt.)
Wir machen zusammen einen Spaziergang. Auf einmal bleibt Sai
Baba ein wenig zurück. Ich wende mich nach ihm um. Er ist stehen
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geblieben. Seine Augen sind ernst auf mich gerichtet. Mir wird bewusst, wie sehr ich ihn liebe! Seine Augen verändern sich, werden
grösser und grösser und dann sind es Sterne. Goldene, hell leuchtende Sterne! Traumverloren stehe ich da und schaue ihn glücklich
an. Er kommt auf mich zu und ich realisiere, dass wir nun zusammen weitergehen. Niemand hat etwas von dem Erlebnis bemerkt.
Sai Baba will nach Martinique. Ich möchte so gerne, dass er noch
länger bei uns bleibt und wünsche mir, dass er den Bus oder den
Zug verpasst. Roland jedoch mahnt uns zur Eile, weil die Zeit sonst
nicht reiche. Also laufen wir miteinander zum Bus und fahren in die
Stadt. Roland sitzt mit Sai Baba auf der gegenüberliegenden Bank
und wird von ihm unterrichtet. Ich bin ein wenig neidisch, ich möchte
auch gerne zuhören. Da sehe ich zu meiner Verwunderung, dass
Sai Baba seine Beine hochzieht und sie auf die Bank legt. Er wird
kleiner und kleiner und zuletzt ist er ein armes kleines Kind, das mit
einem geflickten, armseligen Hemdchen bekleidet ist. 'Das darfst
du nicht machen', rufe ich aus, 'was denken denn die Menschen
von dir?' Ein ganz grosses Erbarmen erfüllt meine Seele. Oh, wie
liebe ich ihn! Der Zug ist abgefahren, ohne ihn. Ich habe also Zeit,
mit ihm darüber zu sprechen. Wer denkt denn an ihn? Alle wollen
etwas von ihm. Niemand scheint sich um den Vielgeliebten zu kümmern. Ich werde mich nicht hindern lassen, von nun an für ihn zu
sorgen."
Später kleiden wir die Neugeborenen in seinen Spitälern, die kleinen Sai Babas.
Traum (nach der Frage, was ich eigentlich für ihn bin)
“Es wird eine Hochzeit geben. Meine eigene. Deshalb verteile ich
Geschenke. Es sind geschmückte Ostereier. Dass es Eier sind,
sieht man aber erst, wenn man die Blumen hochhebt. Da sind auch
noch Pralinen. Ein behinderter Junge zieht die Schachtel fröhlich
hinter sich her. Jemand ist bei mir und findet die Idee der Beschenkung wunderbar. Die Stimme verändert sich plötzlich und sagt in
zärtlichem Ton:
100
"Du bist ein Kind der Liebe,
du bist ein Kind des Friedens,
du bist ein Kind der Güte,
du bist ein Kind .....
Ich werde dich begleiten, ich werde bei dir sein."
Traum
"Ich spreche am Telefon mit meinem Geliebten. Dabei ziehe ich
Bettsocken über zwei Bügeleisen. (Ich sorge mich um meinen Geliebten, der doch für das ganze Universum sorgt!) Nun entdecke
ich, dass jemand mein Gespräch mitverfolgt hat. Ich ärgere mich,
denn ich liebe es gar nicht, wenn man die Gespräche mit meinem
Geliebten mithört. Ich bitte eine geistige Instanz, um mich wieder
einmal einen Vorhang zu ziehen."
Vision
“Da sind wundervolle, grosse, türkisgrüne Schmetterlinge.”
Traum
"Ich sehe an der Wand grosse Bo-Baum-Blätter, wie diejenigen auf
den Wandbehängen der SOS-Kinder-Dörfer in Sri Lanka. Jemand
übergibt mir eine neue Aufgabe, eine schriftliche. Ich bin eingeladen, diese Arbeit in den Bergen zu tun, damit ich Ruhe habe."
Traum
"Ich erwache durch Lärm, der von dem Vorplatz des Hauses
kommt. Verschlafen und ungekämmt verlasse ich das Zimmer, um
nachzuschauen. Ich trete zuerst auf einen Boden hinaus, in dem
drei grosse Plexiglaskuppeln zu sehen sind. Unter jeder Kuppel
entdecke ich wunderschöne Kuhköpfe, die mit Gewalt gegen die
Plexiglaskuppeln drücken. Ich bewundere ihre Kraft. Aber was wollen sie eigentlich? Wollen sie hinaus? Ich gehe zum Vorplatz. Die
Sträucher sind abgeschnitten und der Platz ist mit grobem Kies bedeckt. Auf einmal wird mir bewusst, dass heute diese drei Kühe ge101
schlachtet werden sollen. Sai Baba kommt die Treppe vom Stall
herauf. Ich fühle mich unbehaglich, ungekämmt, wie ich bin. ’Muss
das denn sein?’, frage ich ihn erschüttert. ’Warum müssen sie denn
geschlachtet werden, so schön und gesund wie sie doch sind?’ Sai
Baba schaut mich nur voll Liebe an. Ich weiss, dass es nicht anders
sein kann."
1992 durfte ich zum zweiten Mal zu Sai Baba gehen. In den Tagen
vor unserer Abreise hörte ich morgens eine Stimme: "Geh nicht zu
Sai Baba! Wir beobachten dich schon lange. Wir sind eine Gruppe
auf der inneren Ebene und möchten, dass du zu uns kommst." Ich
hörte dieser Stimme erstaunt zu und antwortete dann: "Ich weiss
nicht, wer du bist. Ich weiss aber, wer Sathya Sai Baba ist. Ich werde zu ihm gehen und bin an keinen anderen Kontakten interessiert."
Ein Freund aus unserer Gruppe begleitete mich. Ich wollte einmal
für längere Zeit bei ihm bleiben, um Klarheit zu bekommen. Wir eröffneten die Sheds, er für die Männer, ich für die Frauen. In der
Ecke neben der Türe machte ich mir aus Saris ein kleines Einzelzimmer. Schon beim ersten Darshan sah ich, wie Sai Baba einem
Kind etwas auf die Tafel zeichnete. Er hielt die Tafel so, dass ich
zuschauen konnte. Damit begann eine Serie von Dreierbotschaften.
In einem Traum im Ashram wurden wir gefragt, zu welcher Gruppe
wir gehörten. Mein Freund sagte: "Zu keiner." Ich ergänzte, wir gehörten zu den Schweizern. Die anderen sprachen leise miteinander. Einer sagte: "Das ist ein Fehler von ..." Ich entgegnete lächelnd, aber mit Nachdruck: "Das ist niemandes Fehler." "Ich werde
den warnen, auf den die Waffen gerichtet sind", versprach eine
Frau. Da sah ich ein paar Typen mit Laserkanonen und fühlte zugleich, dass ich getroffen war. Ich beobachtete mich und fühlte, wie
mir die Sinne schwanden. "Jetzt komme ich endgültig zu dir, Sathya
Saayine", dachte ich innig.
Am folgenden Tag sah ich auf dem Platz 9 Krähen, sie standen und
drehten sich in Dreiergruppen.
Es war Frühling, die Blätter fielen ab und sogleich erschienen neue.
Nach und nach wurde ich krank, alles stellte sich ein wie beim letzten Mal. Ich fühlte mich so elend, dass ich meine nächtliche spirituelle Pflicht nicht mehr tat und auch den Morgen ungenutzt ver102
streichen liess. Ich schlief einfach. Zudem wurde ich von den Mücken überall gestochen, trotz dem Moskitonetz. Ich wurde von Tag
zu Tag schwächer. Es war eine harte Schule und noch eine
schmerzlichere Prüfung, zu erkennen, dass ich für Sai Baba nichts
Besonderes war, im Gegenteil! Im Shed, durch den man noch zu
einem zweiten weiter hinten gelangte, waren inzwischen ca. 200
Frauen einquartiert. Ich erkannte, was für ein gewaltiger Fehler es
gewesen war, mein Lager neben der Türe aufzuschlagen. Jedesmal, wenn jemand die Tür öffnete, drang die Hitze, der Staub und
an Shivaratri auch der Sand vom Verpflegungsplatz zu mir herein.
Unzählige Male stand ich auf, um die Türe zu schliessen.
Die Tage vergingen, ohne dass mich Sai Baba auch nur beachtet
hätte. Den Sathya Saayine, den ich fühle, und der Sathya Sai Baba,
der hier umherging und Darshan gab, wurden für mich immer mehr
zwei verschiedene Wesen. Viele Fragen drängten sich auf. Es war
eine Disziplinierung ohnegleichen. Es schien mir, als würde sich alles nur noch um Reihen, Plätze, Briefe und Interviews drehen.
Dann, eine Woche nach unserer Ankunft, nahm er die Briefe der
Jungen. Er schaute mich lange und liebevoll an und fragte sehr leise: "Where do you come from?" Ich schaute ihn nur an, verstand
ihn nicht, konnte auch nicht sprechen. Er ging langsam weiter, ohne
den Blick von mir abzuwenden, und wiederholte noch zweimal die
Frage. Als ich diese endlich verstand und Antwort geben wollte,
wendete er sich den anderen zu.
Die Tage vergingen danach ohne irgendeinen Beweis seiner Liebe,
der darauf hindeuten würde, dass er sich freute, mich bei sich zu
haben. Nichts, das mir die Gewissheit geben würde, dass er es sei,
dessen Liebe ich fühlte. Die gesundheitlichen Probleme spitzten
sich immer mehr zu. Ich, die immer eine gute Gesundheit hatte, sah
mich nun mit allem Möglichen konfrontiert. Am ganzen Körper hatte
ich nun Mückenstiche. Auch die Füsse waren voll davon, so dass
ich nur unter Schmerzen laufen konnte. Am Tag wechselte ich von
der "Granitbratpfanne" zur "Asphaltbratpfanne", wie ich die Plätze
nannte. Ich ging nicht mehr zum Omkara, ich verkraftete es einfach
nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, total ausgetrocknet zu sein, und
das in jeder Beziehung. Dann realisierte ich, dass neu Angekommene Zimmer bekamen. Ich fühlte mich vernachlässigt, ungeliebt,
unwillkommen, unbeachtet. Einmal kam ich vom Tempel zurück
und war total am Ende meiner Kraft. Ich stellte mich vor Sai Babas
103
Bild und weinte lautlos, aber aus tiefster Seele in mich hinein. "So
also empfängst du deine Freunde", sagte ich unglücklich zu ihm.
"Ich empfange meine Freunde ganz anders!" Da hörte ich plötzlich
eine liebliche Frauenstimme. Eine schöne junge Inderin in einem
rotem Sari schaute zu mir herein und zeigte mir etwas Grünes.
"Prasad von Swami", verkündete sie. Ich ging zu ihr hinaus und sah,
dass sie ein Glas in der Hand hatte, in dem ein paar grüne herzförmige Blätter im Wasser standen. Sie überreichte mir eines davon.
Es war ein Gruss, ein Trost von ihm. Mein Gärtnerauge sah mit einem Blick, dass dieses Blatt Wurzeln schlagen könnte, wenn ich es
ins Wasser stellte, denn es war noch ein kleines Stück vom Trieb
daran. Von da an begleitete mich dieses Blatt überallhin und schon
bald gab es Wurzeln und ein neues kleines Blatt. Heute zählt die
Pflanze einige hundert grüne, lebendige Herzblätter, und fünf neue
Pflanzen von einem Trieb habe ich verschenkt. Aber damals fragte
ich mich, wie es möglich war, in so kurzer Zeit einen Trieb abzuschneiden, eine Inderin zu beauftragen, mir dieses Blatt zu bringen,
und den Weg vom Tempel zu den Sheds auch noch zu gehen. Ich
war ja auf dem kürzesten Weg in den Shed zurückgegangen.
Die Prüfungen aber wurden immer schwieriger. Er gab mir keinen
einzigen Blick mehr, kein Lächeln, nichts, an dem ich mich halten
konnte. Die Form verweigerte sich mir total. Umso mehr fühlte ich
die Liebe dieses Wesens, das ich eigentlich hier zu finden hoffte,
aber immer erst, nachdem ich aus dem Tempel hinausgegangen
war. In der Nacht war sie da, aber nach und nach wurde ich so
krank, dass ich sie immer weniger realisierte. Ich fragte mich, ob
ich, wieder zu Hause, immer noch so unbelastet, so innig liebend
mit ihm verbunden sein könnte. "Ich in ihm, er in mir", wie er so oft
verkündet. Ob diese Form, die da so unnahbar an mir vorüberging,
sich nicht belastend auf alles legen würde? In mir stimmte einfach
nichts mehr, nicht nur das Körperliche, alles war durcheinander.
"Das ist kein Glaube, der Beweise will", hat er einmal zu mir gesagt.
"Der Weg des Jüngers ist hart, aber der Lohn ist angemessen", sagt
der Tibeter, der strenge Lehrer. Aber ich fand, hier bei Sai Baba sei
der Weg noch härter. Es war umso schmerzlicher für mich, weil ich
ja vorher nicht an die Form gebunden gewesen war und nichts vermisst hatte. Hier konnte man sich dieser "liebreizenden Form", wie
es heisst, eben nicht entziehen. Dazu kam, dass man ja täglich zuschauen muss, wie sich die Form in Liebe und Herzlichkeit anderen
104
zuwendet. War es ein Fehler, mich hier mit der Form auseinandersetzen zu wollen? Hatte diese Form überhaupt etwas mit dieser Liebe zu tun? Hatte ich nicht eine Bestätigung für all die letzten Jahre
erhofft? Wollte ich nicht Antwort auf meine Fragen, Klarheit? War
ich nun nicht wieder, wie schon so oft, irgendwo dazwischen? Nicht
mehr, wo ich gewesen war, noch nicht da, wo ich sein wollte? Ich
sah eine überaus glückliche westliche Mutter mit ihrem Töchterchen. Sie hatten ein Interview. Was, wer in ihm, machte sie so
glücklich? Was verhinderte, dass ich den Zugang zu ihm finden
würde? Wo war die Gewissheit, die mich nach meinem ersten Besuch erfüllte? Was war denn jetzt anders? Ich konnte die Form nicht
mit meinem Geliebten, mit meinem Gefährten, dem Gefühlten, Ersehnten in Verbindung bringen. Wie überall, waren es die Formen,
die Schwierigkeiten machten. Jetzt wurde ich gekocht, gebraten,
seziert, es gab kein Ausweichen. Was würde mir der neue Zyklus
bringen, der doch so ganz und gar ihm geweiht ist? Zum ersten Mal
"ihm allein". Wollte ich nicht ein wahrer Diener Gottes sein? Ein "Botenknabe", der für sein gesondertes Selbst nichts mehr will?
Wünschte ich mir nicht gerade hier nun Beachtung, Zuwendung für
mich selbst? Als ich vor langer Zeit mit ihm gehen wollte, wohin
auch immer, habe ich damals daran gedacht, dass er gerade das
nicht möchte? Das anzunehmen, wäre ich dazu auch bereit gewesen, war ich es nun? "Wollte ich nicht etwas ganz Besonderes für
ihn sein, immer noch?", fragte ich mich.
In der Zwischenzeit sass ich wieder einmal bei den Palmen. Ein
Windstoss wehte drei gelbe, schwertähnliche Blätter auf meinen
Schoss. Ich schaute auf diese hinunter und in dem Moment setzte
sich eine goldgelbe Libelle darauf. Sie bäumte sich auf und breitete
sich dann in ihrer ganzen Schönheit aus. Sie war gestorben. Zuerst
der Todestraum, dann das Herzblatt, jetzt wieder ein Tod - was sollte das alles denn nur bedeuten?
In einer der folgenden Nächte zeigte man mir im Traum eine Vibhutidose. Ich sagte, dass diese mir gehöre. Darauf sah ich ganz
deutlich die Zahlen 3 3 3 und es war mir klar, dass diese mit der
Dreier- und Neunerzahl, die mir hier so oft begegnet, zu tun haben
musste.
Meistens ging Sai Baba in der Zwischenzeit noch einmal zu den
Männern, um Darshan zu geben. Nach dem Darshan setzte ich
mich einmal bei praller Sonne ins Häuschen in der Nähe der Män105
ner. Ich wollte von diesem Männerdarshan ein wenig erben und Sai
Baba wieder einmal besser sehen. Aber ausgerechnet an diesem
Tag kam er nicht. Ich schloss die Augen und verband mich mit ihm.
Ich lachte wieder einmal mit ihm über mich. "Ich könnte jetzt aufstehen und unter die Palmen gehen. Aber du hast dich entschlossen, mich braten zu lassen, also bleibe ich da. Du kannst sagen,
kaum gehe es mir ein wenig besser, meckere ich schon wieder herum. Ja! Ich meckere!", dachte ich zu ihm. Der Bhajan begann. Da
erschien Sai Baba doch noch, stellte sich mit erhobenen Armen vorne auf die Terrasse, direkt mir gegenüber. War es eine Täuschung?
Wurde nicht seine Gestalt immer grösser und grösser? Füllte er
nicht zuletzt den ganzen Raum zwischen Terrasse und Balkon
aus? Danach ging er, wie erwartet, zu den Männern und gab Darshan. Entgegen seiner Gewohnheit kam er diesmal um das Rondell
herum zu der Frauenseite. Vor mir wendete er sich wieder der Terrasse zu, drehte sich so, dass ich ihn von der Seite sah, und tanzte,
wie schwebend, zur Terrasse zurück. Ich sah "den kosmischen
Tanz". Ja, da war ich wieder einmal glücklich, hatte den Himmel
über mir.
Am nächsten Morgen schaute er mich schon von weitem an. Ich
wollte ihn so gerne fragen, welches meine Aufgabe, meine Pflicht
sei. Aber war die Pflicht nicht immer ganz von selbst zu mir gekommen? Als er bei mir angekommen war, schaute er mich lächelnd an
und ging schnell vorbei.
Es folgten weitere Prüfungen. Keine besondere Beachtung mehr
für lange Zeit. Immer dieses Wechselbad von seiner Liebe in der
Nacht zu dem unnahbaren Sai Baba am Tag. Das Muster wollte am
Tag einfach nicht aufeinander passen. Was erwartete ich denn immer noch? Hatte er nicht oft gesagt, dass, wenn sich der Tropfen
in den Ozean begeben habe, nur noch der Ozean zu sehen sei, das
Grösste, nichts mehr, das getrennt wäre. Ist nicht gerade das Bekenntnis des Jüngers gerade das:
"Ich bin ein kleines Licht in einem grösseren Licht.
Ich bin ein Tropfen Liebeskraft im Strom der Gottesliebe.
Ich bin ein Funken Opferglut im Feuerwillen Gottes und so stehe
ich!"
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Wie oft war ich hier nun schon verzagt? Habe gejammert: "Ich
schaffe es nicht, Sathya Saayine, ich schaffe es nicht!" Ich fühlte
mich immer noch krank. Bei jeder kleinsten Bewegung rann mir der
Schweiss über das Gesicht. Aber ich gab nicht auf. Ich wollte die
Zeit nutzen, um auch mit der Form ins Reine zu kommen. Aber wie
hoch war der Preis? Ist der Lohn danach immer noch angemessen,
wie der Tibeter sagt?
Das Wasser im Shed wurde immer weniger und die hygienischen
Verhältnisse immer prekärer. Ich war am Ende. Ich hatte nicht mehr
die Kraft zu kämpfen und wünschte mir, Sai Baba würde früher
nach Whitefield gehen, damit ich mich im Hotel erholen könnte.
Was ich so sehr ersehnte, geschah bald danach. Eines Morgens
wurden wir damit überrascht, dass sich Sai Baba von uns allen verabschiedete und ins Auto stieg. Er fuhr nach Whitefield. Unsere
Koffer waren jedoch auch schon gepackt und eine Stunde später
fuhren auch wir weg.
Ein Hotel in Bangalore wurde mein Sanatorium. Die Fahrten nach
Whitefield und zurück waren jedoch schauderhaft. Ich hatte wohl
Staub in den Lungen und ein krampfhafter Husten peinigte mich, jeder Muskel schmerzte. Staub und Abgase vertrug ich nicht. Für die
Fahrt hatte ich immer ein nasses Taschentuch vor dem Gesicht.
Einmal sah ich Sai Baba im Traum in den Hotelgarten fahren, einfach so. Ein andermal sah ich ihn aus dem Tor treten, das im kleinen
Pavillon in Whitefield steht.
In Wirklichkeit steckte ich immer noch in einer tiefen Krise. Einmal
hatte ich Gelegenheit, Sai Baba aus der Nähe zu betrachten. Er
nahm Briefe rechts von meinem Gesicht, links von meinem Gesicht,
hinter mir, er war ganz nah, seine Hand berührte mich fast. Diesmal
gab es keinen Zweifel, dass er mich absichtlich nicht beachtete.
Das ist eine seiner Methoden, von der ich schon oft gehört hatte.
Diesmal war ich dran. An einem Sonntag setzte ich mich auf die
Treppe beim Office. Den ganzen Tag über wurden Bhajans gesungen. Dazwischen säuberten Sevadals den Sandplatz mit ihren kurzen Besen und wirbelten Staub auf. Das vertrug ich nicht und ich
bewunderte die Devotees, die bei diesem Staub noch singen konnten. Gegen Ende erwartete man Sai Baba. Kurz bevor er kam, setzte ich mich zuhinterst zu den Frauen, um ihn zu sehen, wenn auch
von weitem. Die, welche gesungen haben, sollten ihn nahe sehen,
dachte ich. Da wurde plötzlich vor mir ein Platz frei und man deutete
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mir, nach vorne zu rutschen. Das geschah so viele Male, bis ich
dann in der ersten Reihe sass. Es war die Reihe, wo die Devotees
in den Rollstühlen zu äusserst ihren Platz hatten. Vom Baum her
kommend, gab Sai Baba auf der Gegenseite Darshan. Gegenüber
mir blieb er lange stehen und schaute einfach über die Köpfe hinweg. Die Frauen zu seinen Füssen ergriffen die Gelegenheit, seine
Füsse zu berühren. Er liess einfach alles geschehen. Dann ging er
weiter, blieb lange bei einer Devotee, die im Rollstuhl sass, stehen
und neckte sie, so dass alle lachten. Bis auf einen Meter vor mir
kam er dann meiner Seite entlang, tat einen Schritt nach links, ging
in diesem Abstand mit hocherhobenem Kopf an mir vorbei, um nach
einem Meter wieder zum Darshan für unsere Reihe einzubiegen.
Beim Baum blieb er wieder eine Weile stehen, schaute zwischen
unseren Reihen durch. Das Gleiche wiederholte sich, inklusive dem
Berühren seiner Füsse vis-a-vis von mir, nur, dass die Frauen sie
jetzt auch noch küssten. Als er diesen ganzen Vorgang zum dritten
Mal wiederholte und wieder mit dem Rücken zu mir so lange stehen
blieb, wieder hocherhobenen Hauptes an mir vorüberging, dachte
ich zu ihm: "Um mich so demonstrativ zu missachten und mich
blosszustellen, musstest du mich sehr wohl beachten!" Als er dann
wieder beim Baum angelangt war, dachte ich zu ihm: "Jetzt nimmst
du aber den Brief von der weinenden Frau hinter mir, lass sie nicht
wegen mir leiden. Ich werde mich zur Seite neigen, damit du mir
nicht nahe kommen musst." Das geschah dann auch. Er kehrte unserer Reihe entlang noch einmal zurück und mit einer trotzigen Geste nahm er den Brief. Diese Geste belustigte mich sehr und ich
lachte laut. Trotzdem war es hart für mich, denn ich sehnte mich so
nach seiner Zuwendung. Wie schon oft, wünschte ich mir eine Gebrauchsanweisung für Gott.
Meine gesundheitlichen Probleme nahmen wieder zu und ich dachte einmal am Morgen voll Besorgnis an die Fahrt nach Whitefield
und die dunklen WCs dort. Mein Taxifahrer verspätete sich und als
er endlich aufkreuzte, war es für Whitefield zu spät. Ich blieb in meinem Zimmer und schlief augenblicklich wieder ein. Von diesem
Schlaf erwachte ich erst am nächsten Morgen wieder, mit dem Gefühl, vollkommen gesund zu sein. So war es. Es war ein Wunder!
In früheren Prüfungszeiten habe ich oft gebeten, dass meine Liebe
nicht durch unerfüllbare Wünsche zerstört werde. Damals entstand
in mir mein ganz persönliches Liebesmantra.
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"Ich bin eine leuchtende, wärmende, strahlende Sonne der Liebe,
ich ergiesse ihre Strahlen immerfort aus mir.
Alles, was mir nahe kommt, empfindet sie.
Alles in mir will geben, ohne von anderen zu empfangen.
In mir ist die Urfeuerkraft der Liebe.
Ich gelange in die höchste Strahlungskraft.
Sie bewirkt in mir das Geisteswunder innerer Erweckung."
War das damals nicht eine Lüge, entstanden aus Resignation?
"Ohne von anderen zu empfangen." - Entstanden diese Worte nicht
aus einer grossen Enttäuschung heraus? Resignierte ich nun nicht
wieder aufs Neue? Ja, ich hatte resigniert. Die Erfüllung hier ward
mir wieder einmal nicht zuteil, für die Erfüllung dort fehlte mir immer
noch das Tor. Da war wieder diese schmerzende Wunde. Es
schien, als ob ich in früheren Leben Ähnliches erlebt hätte. Etwas
in meinem Inneren wurde wie durch Säure weggefressen. Von Kind
an war ich bereit gewesen zu geben, ohne von anderen zu empfangen. Zwischen mir und den Menschen war jedoch immer ein
Schleier, den niemand durchdringen konnte. Ich war die Gebende!
Dies alles wurde mir in einer der Nächte bewusst und ich habe wohl
nicht viel geschlafen. Ich übergab diese ätzende Wunde dann IHM,
dem Einzigen, der die Macht hat, diese zu heilen.
Am 18.3.1992 hatte ich einen Traum:
"Ich bin auf dem Feldweg im Breitmoos, der zu meinem Elternhaus
führt. Jemand ist bei mir, aber das ist nicht von Belang. Da sehe ich
Sai Baba aus der Türe treten. ’Da kommt Sai Baba’, rufe ich freudig.
Ich sehe ihn auf die Laube treten, die Treppe hinabgehen und auf
unseren Weg kommen. Ich renne einfach los, auf ihn zu. Einen Moment scheint es, als wolle er zurückweichen, und ich bin in Sorge,
dass er das auch tun wird. Ich nähere mich ihm nun voll Demut, die
leeren Hände zu ihm erhoben. Die Macht meiner Liebe zu ihm kann
ich jedoch nicht mehr aufhalten. Diese gewaltige Energie schiesst
aus mir hinaus und prallt auf seine, die noch mächtiger ist. Ich bin
glücklich, dass er standhält und nicht zurückweicht. Ich habe nun
einen Zeichenblock in der Hand. Auf das Blatt habe ich sauber und
exakt einen Skarabäus gezeichnet. Sai Baba ergreift den Block und
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zeichnet mit sicheren Strichen ein Krokodil darauf. Den Körper betont er ganz besonders. Er sieht fast wie ein Panzer aus. Ich schaue
ihm voll Freude zu. Er wendet sich dann zum Gehen. Ich halte ihn
nicht zurück, ich bin unsagbar glücklich. Aber da wendet er sich
noch einmal zu mir um, ergreift den Block ein zweites Mal und
zeichnet ein zweites Krokodil darauf."
Ich erwachte mit dem Gefühl einer gewaltigen Kraft in mir. Was für
ein Geschenk! Im Breitmoos haben im Traum alle meine neuen Leben begonnen, alle wichtigen Ereignisse stattgefunden. Da wurde
mir einmal das Lied gesungen: "Dies Bildnis ist bezaubernd schön
....", und die Liebe, die ich empfangen durfte, kam von dem Sänger.
Es war die Liebe, die ich so gut kannte. Bei der Laube habe ich zugeschaut, wie ein struppiger, armer Hund von einer Hyäne zerfleischt wurde. Da war der Traum vom sterbenden Mann, dem dies
nicht gestattet wurde. Viele, viele Träume fanden da statt. Ich habe
einmal gelesen, dass, wenn man im Traum als Kind ins Elternhaus
zurückkehre, man noch etwas nachzuholen habe, was man in der
Kindheit versäumte. Wenn man als Erwachsener zurückkehre, beginne ein neues Leben. Ich kehrte nie als Kind in mein Elternhaus
zurück. Und nun ist Sai Baba aus diesem Haus getreten und wir
sind aufeinander zugegangen. Ein Vollmondtraum, geträumt bei
ihm selbst.
In der folgenden Nacht träumte ich
"Eine Schauspielerin erhält von ihrem Geliebten, auch einem
Schauspieler, ein Geschenk. Es ist ein seidenes Kleid, übersät mit
blauvioletten Glockenblumen. Vorne ist ein Strauss von den gleichen Blumen angebracht. Meine indigofarbene Kette mit den grossen ovalen Glaskugeln ist um diesen Strauss gelegt. Roland ist
auch da. Über allem liegt ein grosser Friede und ein Glücksgefühl
durchflutet mich."
Beim Erwachen fühlte ich dann, wie sich dieses Glücksgefühl vom
Sonnengeflecht zum Herzen und zum Scheitelchakra ausdehnte.
Am nächsten Tag, beim Einleinen, setzte sich eine smaragdgrüne
Libelle auf das wollene Tuch der Frau vor mir. Ich beobachtete sie
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wachsam. Da sie jedoch nur ausgebreitet darauf sass, freute ich
mich an ihr. In Erinnerung an die sterbende goldgelbe Libelle fragte
ich mich, was diese nun wohl zu tun gedenke. Nach langer Zeit erhob sie sich und flog direkt auf Sai Babas Haus zu. “Oh, könnte ich
doch mit ihr fliegen!”, dachte ich sehnsüchtig.
Am Abend betrachtete ich wiederum den Vollmond, Sai Babas Bild
auf den Knien. Ich sang ihm Loblieder, westliche und Bhajans, intonierte das Gayatri und die Grosse Invokation. Ich sprach mit ihm,
lachte mit ihm, liebte ihn. Und im Gegensatz zum Tag ging er nicht
vorbei, hörte mir zu, war ganz da. Mit dem Wissen, dass ich jederzeit von ihm allein Darshan haben kann, und der Erkenntnis, dass
er allen Devotees gehört, ging ich schlafen.
Am folgenden Tag musste man Sai Baba daran erinnern, dass er
auch noch auf die andere Seite zu den Männern gehen sollte. Er
war, wie es schien, nicht ganz da. Er schüttete seine Liebe jedoch
in Fülle aus, umfing die Hände eines jungen Mannes und lächelte
ihn lange an. Er ging mitten in eine Gruppe Männer hinein, liess sich
berühren, die Füsse küssen. Ich glaube, es waren Lehrer. Sie
brachten ihm Rosen, die er nahm und segnete, um sie dann den
Frauen zuzuwerfen. Nicht weit von mir blieb er lange stehen, einfach so, ohne etwas Besonderes zu tun. Später wurde mir bewusst,
dass es doch Fotos von diesem Moment geben müsste. So war es
auch, und mein Wunsch, mit ihm auf einem Bild zu sein, ging in Erfüllung.
Da es mir nun sehr gut ging, hatte ich den Wunsch, in Whitefield zu
wohnen. Ich fragte Sai Baba innerlich, ob es im Ashram Platz für
mich habe, was er bestätigte. Voll Vertrauen ging ich also am
nächsten Morgen mit meinem ganzen Gepäck dorthin. Im Office erklärten sie mir jedoch, es sei kein Platz mehr frei. Mit meinem
Freund sass ich dann im Office, meinen Pass und eine rote Rose
in den Händen, und wir überlegten, ob es für mich nicht besser wäre, wieder in Bangalore zu wohnen. Mein Freund hatte einen Platz
in einem Raum bei den Studenten bekommen. Da kam ein anderer
Herr und setzte sich an unseren Tisch. Er summte ein Liedchen vor
sich hin. Unvermittelt fragte er, was wir hier wollten. Mein Freund
erklärte ihm die Lage. Lächelnd sagte er darauf, dass ein Ashram
ja eigentlich kein Fünfsternhotel sei, im A8 sei eine Dame allein untergebracht, wir sollten sie doch fragen, ob sie mich aufnehme. Wir
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gingen also zu ihr und nach kleinen Anfangsschwierigkeiten begann eine schöne Freundschaft.
Wir hatten Gelegenheit, Vorträgen von Sai Baba und anderen zuzuhören. Das war ein wunderbares Geschenk. Einmal jedoch, als
wir direkt in die Halle gehen durften, versperrten mir die Sevadals
den Weg. Sie hatten sich an den Händen gefasst und bildeten so
eine Schranke. "Wo gehen denn die anderen durch, die jetzt alle
über den Platz rennen?", fragte ich mich. Es war sicher nicht mehr
möglich, noch einen freien Platz in der Halle zu finden. Langsam
und resigniert schlenderte ich danach über den Platz. Plötzlich waren wieder die Arme der Sevadals vor mir. "Swami, Swami!", riefen
sie. Ich befand mich nun vis-a-vis von seinem Eingangstor, und da
kam er auch schon heraus. Voller Übermut stand er eine Weile lachend direkt vor mir. Ein andermal war mein Platz zuhinterst in der
Halle. Unmöglich, ihn hinter all den Rücken zu sehen. Aber zu meiner Freude kam er bis zuhinterst in die Halle, er war ganz nah. Ein
Dozent hielt einen Vortrag über das "Liebesgedicht Gottes", wie ich
es nenne. "The bird with you ..."
“Der Vogel mit dir, der Flügel mit mir.
Der Fuss mit dir, der Weg mit mir.
Das Auge mit dir, die Form mit mir.
Die Dinge mit dir, der Traum mit mir.
Die Welt mit dir, der Himmel mit mir.
So sind wir gebunden, so sind wir frei.
So beginnen wir und so enden wir:
Du in mir und ich in dir.”
Es ist wie ein Geschenk für mich. Statt "Fuss" sagt er jedoch "Ziel".
Zusätzlich erwähnt er noch eine Stelle mit "Wind", die ich nicht kenne. Welches ist wohl der ursprüngliche Text?
Die Worte decken sich mit den Worten von Johannes: “Ich bin im
Vater und der Vater ist in mir.”
Hier durfte man dem Krishna, der unter dem Baum steht, Girlanden
schenken. Diese Gelegenheit liess ich mir nicht entgehen. Und einmal erlaubte mir die Verantwortliche sogar, dass ich ihn selbst
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schmücken durfte. Ich nahm die Flöte aus der Hand von Krishna
und drapierte die Girlande auch um seine Schultern. Er sah sehr
anmutig aus. Eigentlich wollte ich nachher auch die Füsse küssen,
aber die waren dauernd "besetzt". Liebevoll strich ich ihm über den
Arm und erschrak zutiefst. Er fühlte sich sehr lebendig und warm
an. Girlande um Girlande wurde darauf über meine gelegt und
Krishna verschwand fast darunter. Überrascht stellte ich beim Darshan jedoch fest, dass wieder meine Girlande als Einzige da war.
Da Sai Baba früher als geplant nach Whitefield kam, war noch nicht
alles für den Empfang bereit. Die Göttin Sarasvathi z.B. und der
Brunnen waren noch nicht gesäubert und die Göttin stand ohne
Schmuck da. "Sie muss geschmückt werden!", dachte ich zu Sai
Baba, "und du solltest dich ihr auch einmal zuwenden." In dem Moment kam eine Frau auf den Brunnen zu und hängte mehrere Girlanden an das Geländer rundherum. Als Sai Baba dann Darshan
gab, schaute er die Blumen und die Göttin liebevoll an.
Eines Tages geschah auch das mit den zusammengeschnürten
Büchern.
So verging die Zeit und ich muss gestehen, dass ich zwischendurch
doch noch mit einigen persönlichen Schwierigkeiten fertig werden
musste, vor allem damit, dass er mir die Form weiterhin schlicht verweigerte.
Als wir hörten, dass Sai Baba anschliessend nach Kodaikanal und
Outy gehen werde, beschlossen wir, etwas vorher wegzugehen
und auf dem Weg dahin einige Orte zu besuchen. Zuerst gingen wir
nach Outy. Als ich Sai Baba mit dem Pendel fragte, ob er zuerst
nach Outy gehe, sagte er "ja". Ich bestand also darauf, dass wir zuerst nach Outy gingen, und ich hoffte, dass wir ihn da empfangen
dürften und nicht so viele Menschen da sein würden.
In Outy stand ich vor meinem Spiegel und schämte mich. Da war
nichts für einen Empfang vorbereitet und der Priester eröffnete uns,
dass Sai Baba zuerst nach Kodaikanal gehen werde.
Auf der Fahrt nach Kodaikanal warf ich das Pendel in eine Schlucht.
Ich schämte mich auch noch in Kodaikanal, als ich die vielen Devotees betrachtete, die nach meinem Willen umsonst auf ihn hätten
warten sollen.
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Ich wollte zuerst gar nicht zum Darshan gehen, aber mein Freund
bestand darauf. Sai Baba bescherte mir eine erste Reihe zum Willkomm.
Wie oft habe ich gebetet: "Lieber Sai Baba, bereite dieses Werkzeug wohl. Durchlichte, heilige, reinige alle meine Körper, mach sie
durchlässig für dein Licht, deine Liebe und deine Kraft und dann wirke durch mich, wo immer ich bin, was immer du willst, wann immer
du willst."
Wie ist diese Bitte mit dem egoistischen Wunsch von Outy vereinbar? Zu wissen und zu tun sind immer noch zwei verschiedene Seiten. Aus der Traum vom Auserwähltsein, besonders in Besitz genommen, besonders beachtet zu sein. Der Gott mit allen Namen
hat noch viel an mir zu tun! Der Edelstein ist noch nicht einmal gewaschen, geschweige denn geschliffen!
Ich erfuhr trotz allem immer wieder neu, dass meine Gedanken von
ihm angenommen werden und dass er darauf reagiert. Für ein Fest
waren Musiker gekommen. Weil Regenzeit war, wurde die Vina,
von einem Tuch umhüllt, immer über die Terrasse in den Tempel
getragen; von draussen hörte ich die Musik. Einmal fragte ich ihn,
ob es nicht möglich sei, dass diese Vina einmal draussen für uns
alle spielen könne. Darauf ein Hin- und Herrennen auf der Terrasse.
Der Stuhl wurde herausgetragen, die Lautsprecher montiert, die Instrumente herausgebracht, und das trotz regnerisch bedecktem
Himmel. Ich hatte einen Platz genau gegenüber dem Stuhl. Immer
wieder schaute er mich lächelnd an. Es war die Antwort auf meinen
Dank und meine Freude, nun mit ihm die Musik hören zu dürfen. Ein
andermal störte eine Pflanze mit schwertähnlichen Blättern die
Sicht auf ihn. Ich bog mich nach links, ich bog mich nach rechts,
aber immer zerschnitt mir ein Blatt sein Gesicht. Ich sah, dass auch
er das Gleiche tat. Am liebsten hätte ich das Blatt geknickt. Am
nächsten Tag war die Pflanze weg, nicht einfach an einen anderen
Ort gestellt, nein, sie war nirgends mehr zu sehen.
Als wir nach einem Darshan, an dem ich von ihm kaum etwas sah,
ins Hotel zurückkehrten, fühlte ich, wie seine Liebe mich mit Macht
überströmte. "Ja, jetzt bist du wieder da!", schimpfte ich laut vor
mich hin. Mein Begleiter schaute mich überrascht an und fragte:
"Wo sollte ich denn sonst sein?" Wir lachten beide über mich.
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Einmal bemerkte ich, wie die Devotees, die immer bei Sai Baba
sein dürfen, beim Einleinen schummelten. Ausgerechnet sie, die so
viel Gnade von ihm erhalten. Es regnete und ich, mit meiner hohen
Reihe, musste mich zuhinterst in die Rinne setzen, wo das Regenwasser vom Dach herabfloss. "Sit down!", wurde ich von einer
Sevadal angeschnauzt, aber der einzige Platz war die Rinne. Statt
dass das Dach über die Terrasse hinausragt, ist da eine Abschrankung, die vom Dach herab bis etwa einen Meter auf die Terrasse
reicht, und über diese floss das Regenwasser in die Rinne, in der
ich sass. “Guillotine” habe ich diese Abschrankung getauft, weil
sich beim Aufstehen viele die Köpfe daran anschlugen. Jedesmal
gab es einen lauten Knall. Ich sass also in dem Wasser und beim
Kommen von Sai Baba dachte ich zu ihm: "Glaube nicht, dass ich
mich jetzt bemühe, dich hinter all den hohen Rücken und Frisuren
zu sehen." In diesem Moment schrie eine Devotee Sai Baba noch
etwas nach. Er wendete sich ganz freundlich um und gab ihr Antwort. "Ja", schimpfte ich weiter, "je weiter die Vögel ihre frechen
Schnäbel aufsperren und das Orange ihrer Kehlen zeigen, desto
mehr stopft die Vogelmutter hinein." Auf einmal öffnete sich vor mir
eine Gasse, Rücken und Frisuren waren verschwunden, und ich
sah direkt in das Gesicht von Sai Baba. Er hatte sich zu einer Devotee nach unten geneigt und von da schaute er nach hinten zu mir,
in seinem Gesicht eine abgrundtiefe Traurigkeit. Ich war ergriffen
und schämte mich. Ich hatte mich nicht bemüht, er aber hat sich
nach unten geneigt, um mich anzuschauen. Meine Tränen mischten sich mit dem Regenwasser, das aus der Traufe auf mich niederrann.
Ja, diese Guillotine! Innerlich schimpfte ich über den Mann, der so
etwas geplant hatte. Einmal stöberte ich im Buchladen, der sich
über dem Darshanplatz befand, nach Büchern. Da sah ich, wie die
Studenten grosse Rollen mit groben Seilen herschleppten. Sie befestigten die Seile unter der Guillotine. Am nächsten Tag musste ich
feststellen, dass die Devotees wie eh und je ihre Köpfe an der Abschrankung anschlugen.
In Whitefield kaufte ich ein Bild von Sai Baba, auf dem er liebevoll
nach unten und offenbar einen Devotee anschaut. Dieses Bild begleitete mich seither und wenn ich es betrachtete, war mir, als
schaue er mich so an, was er ja in Wirklichkeit eben nicht tat.
115
Dann kam der Karfreitag und es war zugleich Vollmond. Ich hoffte,
dass die Kreuzigungszeit nun vorbei sei und rechnete bestimmt damit, dass es für mich nun Ostern werde. Für dieses Fest hatte ich
mir einen türkisgrünen Sari gekauft. Aber in der Nacht vor Ostern
wurde der Freund ernstlich krank, so dass er einen Arzt brauchte.
Ostern am Krankenbett! Wir lauschten von weitem dem Gesang der
Devotees. Vor dem Zubettgehen fragte ich Sai Baba noch einmal
nach dem Grund dieser Disziplinierung. Wir waren nun schon drei
Monate bei ihm und in einer Woche würde der Aufenthalt bei ihm
zu Ende gehen. Am Morgen hörte ich ihn sagen: "Du sitzt in der geöffneten Lotosblume und willst zuschauen, wie sie sich öffnet."
Ja, wenn ich auf die vergangenen Wochen zurückschaute, war da
immer diese Liebe in der Nacht, die Fürsorge in allen übrigen Dingen. Warum sollte ich noch mehr bekommen? Müsste ich entscheiden, ihn zu sehen, ihn zu hören oder zu fühlen - immer würde ich
das Fühlen wählen. Aber ich weiss ebenso, der Wunsch, auch dem
wandelnden Tempel von ihm selbst nahe zu sein, wird ungeschmälert weiterbestehen. Ich hatte einfach keine Macht über die Traurigkeit, die sich immer wieder über mich senkte. Ich kaufte am See ein
Bild von ihm, das ihn selbst traurig zeigt, in der gleichen Traurigkeit,
die ich sah, als er mich nasse Maus in der Regenrinne anschaute.
Die Nacht und den Morgen vor der Abreise vergesse ich nie. Ich
fühlte seine Gegenwart, seine Liebe war voll Zärtlichkeit, so dass
ich nichts anderes mehr zum Abschied wünschte. Was ich aber völlig vergessen hatte, war meine Bitte vom Abend vorher. Ich hatte
ihn nämlich um einen ganz besonderen Darshan zum Abschied gebeten. Mein junger Freund war nun wieder genesen, aber er wollte
nicht mehr zum Darshan kommen. Ich bat ihn sehr, doch noch einmal mitzukommen. Da schlug er vor: "Wenn du den Festsari, den
du für Ostern gekauft hast und den du nie mehr zu tragen gelobtest,
anziehst, werde ich mitkommen." Das war nicht einfach für mich,
aber damit er mitkäme, willigte ich ein. Später sollte dieser Sari
noch eine Rolle spielen. Ich hatte eine der letzten Reihen und das
war mir nach dem schönen Abschied vom Morgen nur recht. Als Sai
Baba auf der Terrasse zurück zu seinem Haus ging, stehen blieb
und mich von da noch einmal von weitem anschaute und segnete,
dachte ich zu ihm: "Verabschiede dich doch auch von meinem
Freund. Er hat so gut zu mir geschaut, ich danke ihm." Ich wusste
116
nicht, wo dieser sich befand. Aber als Sai Baba die Treppe bei seinem Haus hochgestiegen war, wendete er sich zu den Blumentöpfen auf dem Sims und schaute zwischen ihnen hindurch nach unten. Er zeichnete das OM mit seiner Hand, segnete nach unten und
warf jemandem Kusshände zu. Das Schmatzen klang bis zu mir
herüber. Ich wusste mit Bestimmtheit, dass dieser Abschied meinem jungen Freund galt, und so war es auch. Der besondere Darshan hat also stattgefunden. Dieser junge Mann hat mich immer gehänselt, wenn ich von meinen Erfahrungen erzählte, und hatte oft
gesagt, ich würde mir das alles nur einbilden. Am See empfing ich
ihn mit den Worten: "Nun musst du nur sagen, dass Sai Baba dich
nicht zum Abschied geküsst hat!" Er aber lächelte selig und berichtete, dass er sich an die Mauer unter den Töpfen angelehnt und
nichts mehr erwartet habe, bis ihn wie ein elektrischer Strahl eine
Energie duchflutet habe, so dass er aufgeschaut habe - direkt in
das lächelnde Gesicht Sai Babas über ihm.
Wir machten danach eine Fahrt in den Süden und ich war froh, nicht
sofort nach Hause gehen zu müssen. Ich brauchte ein wenig Zeit,
um alles zu überdenken. Plötzlich sah ich von weitem schon Lotosblütenseen. Wir hielten an und ich rannte zur Mauer neben dem
Strassenrand, von wo man auf einen der Seen niederschauen
kann. Ich staunte sehr und mein Herz hüpfte vor Freude. Dass es
solche Lotosblumen gibt, hatte ich bis dahin gar nicht gewusst. Die
ersten Blumen des Frühlings waren schon offen. Wir stiegen zum
Ufer hinab, um Fotos zu machen. Die gefüllten, tiefrosaroten Kelche waren mehr als 30 cm gross. Im See standen noch die alten
Stängel vom letzten Jahr, 2-3 m hoch. Die Stängel der Blumen sind
kantig und messerscharf. Die Blätter so gross wie riesige Rhabarberblätter, auch sie haben scharfe Kanten, wie Sägen. Mein Freund
ging nahe an das Wasser, um Fotos zu machen. Plötzlich rutschte
er aus, und mit einem Fuss stand er im Schlamm. Wie schon so oft
in meinem Leben, lachte ich in diesem ungeeigneten Moment. Das
machte ihn zum ersten Mal in den drei Monaten wütend, denn er
konnte fast nicht mehr herauskommen und rutschte immer mehr. Er
schmiss den Fotoapparat ans Ufer. Seine weissen Hosen waren
schwarz vom Schlamm. Bald danach folgte ein Postkartensujet. Ein
See voller Lotosblüten in leuchtendem Rosa, dahinter Palmen, dahinter die Berge. Beide dachten das Gleiche, keiner sagte ein Wort.
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Erst später zog mich der Freund mit den Worten auf. "Warum wolltest du denn eigentlich vom schönsten Bild kein Foto haben?"
Auf der Rückfahrt nach Bangalore machten wir Halt im Ashram von
Ramana Maharshi. Wir stiegen auf den Hügel und besuchten die
Plätze, wo er am Anfang gewohnt hatte. In der Höhle, die von einem
Priester betreut wird, verband ich mich mit ihm und Sai Baba. Ich
hatte den Wunsch, beide für mich zusammenzubringen und ihnen
für die Führung zu danken. Es war eine beglückende tiefe Erfahrung, ich fühlte mich geliebt und umfangen von beiden. Bevor ich
wegging, legte ich drei weisse Blüten auf das Linga.
Wieder zu Hause erkannte ich, dass mir das grössere Bild den Blick
auf das grösste Bild versperrte. Ich erkannte nun: Es gibt nur ein
Bild, das grösste, und das gehört der ganzen Welt. Es gibt nur eine
Liebe, die seine. Es gibt nur ein Muster, das auf meines passt, seines. Neben der totalen Liebe, die mir Sai Baba schenkt, braucht es
nichts und niemanden sonst. Wie oft sollte ich jedoch noch mit diesen Fragen konfrontiert werden, wie oft von neuem straucheln!
Nun war da wieder die Arbeit auf den inneren Ebenen und durch
Träume wurde ich auf vieles hingewiesen. Ich erkannte einmal im
Traum, dass sich meine unteren Chakren in der falschen Richtung
drehten. Ich wunderte mich, dass die geistige Welt das zulässt. Meine Frustration nach meiner ersten Weihnacht bei Sai Baba hatte
damit zu tun. Ich musste erkennen, dass der "untere Stock" meines
Körpers für meine Aufgabe auch gebraucht, auch wichtig sei. Warum hatte ich ihn denn diszipliniert? Überwunden? Überstiegen?
Jetzt erkannte ich, dass die untermenschlichen Reiche nur über die
unteren Lichter erreichbar sind. Hat sich nicht auch Gott selbst zu
uns herabgeneigt? Wollte er nur auf seiner eigenen Ebene sein,
was für arme Tröpfe wären wir!
Als Erstes hatte ich zu Hause eine Vision: Ich sah einen Stein, in
den drei Kreuze eingemeisselt waren. Dabei standen drei Personen, eine kleinere schaute zu.
Einmal hatte ich einen Traum, der direkt nach einem Psychotherapeuten rief. Nach dem Traum begann ich mit meiner spirituellen
Nachtarbeit und bat Sai Baba darauf, mich wieder einschlafen zu
lassen, damit ich doch noch in seiner Liebe erwachen dürfe. Einige
118
Stunden später erwachte ich erneut. In mir war Sai Babas Liebe.
Sie füllte mein Inneres aus bis an den Rand. Es war, als drückte sie
rundum an "die Wand". Da hatte nichts anders mehr Platz! Da war
nichts, was wichtiger wäre, auch nicht der Traum. Da war nur Liebe.
Und ich wusste, dass dieser Traum nur ein Fingerzeig dafür war,
dass es nichts zu therapieren gibt. ER ist mein Psychotherapeut!
IHM habe ich alles übergeben. Da ist weder Vergangenheit noch
Gegenwart noch Zukunft. Da ist nur ein einziges zeitloses Sein und
die Gewissheit, dass mein Leben Dienst geworden ist und mit mir
nicht mehr so viel zu tun hat.
Nun, wieder im Alltag, fragte ich mich: Lebe ich so? Will ich nicht
immer noch auch etwas für mich selbst? Ja! Dass die Formen auch
deckungsgleich werden!
Die Suche nach dem grösseren Bild, nach dem Muster, das auf
meines passt, ist also noch nicht beendet. Was bedeuten denn die
Worte "Deine Liebe bringt dich zur Wahl der ersten Stunde"? Ist die
Suche nach dem Wesen, das 1976 in Liebe von mir Besitz genommen hat, wenigstens beendet? Nach der Enttäuschung mit dem
kleineren Bild glaubte ich, dass das Wesen, das grössere Bild, auf
der anderen Seite des Vorhangs sei. Meine Todessehnsucht hatte
damit zu tun. In den Tagen in Indien versperrte mir genau dieses
Bild den Blick auf das grösste. Ich kam nach Indien, um Klarheit zu
erhalten. Ich suchte das grössere Bild. Ich wusste mit Bestimmtheit,
dass diese Seele ein Aspekt Sai Babas ist. Um diesen Aspekt aus
dem grössten Bild herauszuschälen, war ich da. Ich wollte eine Bestätigung, dass auch ich für ihn etwas Besonderes sei, auch als
Form, als Muster, das auf seines passt. Ich haderte, war verzweifelt, denn es wurde mir klar, das grössere Bild fand ich nicht. Auch
nicht am letzten Tag. Dieses Bild war er nicht.
Im letzten Jahr hat er mich darauf hingewiesen, gewarnt: "Die Liebe
deines Gurus ist in dir, es gibt keine andere." Wie klar war diese
Aussage; wie wenig verstand ich sie. Wollte ich nicht immer ein
Transformator gerade für diese Liebe sein? Dank meinem irdischen
Körper erreicht "unsere" Liebe alle Menschen auf allen Stufen. "Alle
Lichter sind angezündet", für alle Menschen entsprechend eines,
eines, das sie über ihr eigenes Licht erreichen kann. Der Körper ist
Werkzeug und sonst nichts. Nun hat auch die Frustration von der
Zeit nach Weihnachten bei ihm ein Ende. Gerade das ist mein
119
Dienst: Immer wieder von neuem hinunterzusteigen bis zum
Schöpfungszentrum, dem Odem Gottes, auf unpersönliche Art. Ich
habe mich durch so viel Bemühen über das Irdische erhoben, und
nun gilt es, dem Licht immer wieder den Rücken zuzukehren. Wir
können nichts für uns selbst behalten, sowenig, wie wir den Atem
zurückhalten können. Dieser Lebensatem ist es, der den anderen
zuströmt und auch ihr Leben bereichert, mit allem, was wir als Einzelne erhalten und erreicht haben. Wir sind ein Teil dieses Zentrums, das wir Menschheit nennen, und was sollte ein Transformator
für die göttliche Liebe denn anderes tun? Tausendfach gesegnet
fühle ich mich, diese wundersame Liebe durch mich strömen zu lassen, teilzuhaben an dieser Liebe und meine dazuzugeben. Ich durfte erkennen, dass diese nicht für das gesonderte Selbst bestimmt
ist.
Mein nächster Schritt wird sein, ihn zu bitten, dass ich seine Stimme
ohne Fehl und Tadel in mir höre, damit ich mich seinem göttlichen
Willen jederzeit gleichrichten kann. Nun, endlich, ist er in mir EINES
geworden, nun passt das Muster aufeinander.
Am Abend sass ich, wie jeden Tag, bei seinem Bild und sang ihm
die 108 Gottesnamen. Mitten im Gesang senkte sich eine erneute
abgrundtiefe Traurigkeit über mich. Sein Foto mit den erhobenen
Armen fiel um. Dieses Foto hatte mich das letzte Mal zu ihm gerufen. Auch das grosse Bild und das Bild vom Spital begannen zu
wackeln. Eine tiefe Sehnsucht erfüllte mich, ich wäre gerne wieder
einmal zu ihm gegangen. Ich weinte nur noch. Trotz aller guten Vorsätze hatte ich immer noch nicht verzichtet.
Unsere kleine Gruppe arbeitete nun mit mir. Wir benutzten dazu
das OM, die Gayatri, die Gayatri von Sai Baba, die Grosse Invokation und Gebete. Die Grosse Invokation hatte mich jahrelang beschäftigt. Ich erkannte, dass wir über die einzelnen Strophen, die
Stanzen, mit Gott, mit der Hierarchie, den anderen Menschen und
den untermenschlichen Reichen Kontakt aufnehmen können. Dass
da eine Verbindung auf horizontaler Ebene besteht, durch die wir
die Energie, die über das göttliche Zentrum verfügbar wird, auf diese Ebenen ausströmen können. Die Grosse Invokation ist für mich
immer noch ein grosses Mysterium. Sie ist immer noch nicht aus120
geschöpft. Zudem ist es eine Möglichkeit, mit Saatgedanken zu arbeiten, wenn wir diese einschliessen.
Einmal hörte ich seine Stimme: "Sathya Saayine kann es sich nicht
leisten, eine Gruppe wie die eure ohne Arbeit zu lassen." Das war
eine Bestätigung dafür, dass unser Entschluss, in dieser Form zusammenzuarbeiten, trotz dem Widerstand aus der Sai Organisation, richtig war. Dazu kam die Erkenntnis aus dem Unterricht des Tibeters, dass die geballte Gedankenkraft einer Gruppe Energien
herabbringen und verstärken kann.
Ich habe mich oft beobachtet, was geschieht, wenn ich die göttliche
Liebe durch mich strömen fühle. Beim Einatmen strömt sie in den
Kopf. Beim Atemanhalten wird sie da konzentriert und dadurch verstärkt. Beim Ausatmen strömt sie durch alle meine Chakren auf
dem Weg nach unten überallhin, um sich dann in der unteren Zwischenpause im untersten Chakra noch einmal zu verstärken. Dabei
ist es wichtig zu wissen, dass jedes Chakra mit einer bestimmten
Ebene in horizontaler Richtung verbunden ist. Durch diese Arbeit
sind wir stets mit der göttlichen Ebene, mit Christus, der Hierarche,
der Menschheit und den untermenschlichen Reichen verbunden.
Als ich diese Möglichkeit der Energieübertragung studierte, bin ich
zutiefst erschrocken. Wenn in unserem Kopf böse Gedanken herrschen, übertragen wir auch diese. Und sie werden den Weg zu anderen bösen Gedanken finden, die in Übereinstimmung damit sind.
Wir werden also gerade diese verstärken. Deshalb ist die Charakterbildung so wichtig. Die Masse der Menschen kann so manipuliert
werden, zum Guten, aber auch zum Bösen. Die Energien sind an
sich neutral. Mir wurde die unerhörte Verantwortung tief bewusst.
Ich war froh um das Wissen, täglich die Gedanken, die Worte und
die Taten Gott übergeben zu dürfen. Mir wurde auch die Forderung
Sathya Sai Babas klar: "Sieh nur das Gute, hör nur das Gute, tu nur
das Gute; das ist der Weg zu Gott."
Der letzte Traum in diesem Jahr:
"Ich bin im Breitmoos. Es scheint Nachweihnachtszeit zu sein. Der
Weihnachtsbaum steht noch da. Eine Freundin zündet noch einmal
die Kerzen an.
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Nun scheint es nicht mehr das kleine Breitmoos zu sein. Da sind
grosse weite Räume. Alle Böden sind mit goldfarbenen Teppichen
belegt. Ich habe telefonisch einen Regenbogen bestellt. Da schrillt
das Telefon. Jemand will wissen, ob ich den Regenbogen wirklich
will. ’Ja’, sage ich entschieden, ’ich will mich einmal darauf ausstrecken.’ Nun entsteht auf dem Teppich ein wunderschöner Regenbogen in herrlichen Farben. Das Licht des Himmels scheint voll
auf ihn. Ich lege mich darauf und strecke mich der Krümmung entlang voll aus. Ich lasse das Licht genussvoll auf mich scheinen. Die
Freundin schaut belustigt von weitem zu.
Der Teppich scheint neu zu sein. Der Teppichleger ist noch einmal
da, um etwas auszubessern. Roland begleitet ihn. Verschiedene
Stellen werden geprüft. Sie gehen durch einen breiten Durchgang
zu einem anderen grossen Raum. Von hier kann man nach allen
Seiten in den Garten schauen. Aber was sehe ich denn da? Da
kniet dieser Mann in einer Lache schwarzen Öls! Ich bin entgeistert.
’Kann man das in Ordnung bringen?’, herrsche ich ihn an. Roland
zweifelt daran. In diesem Moment wird das Öl von einer Flamme erfasst. Alles wird weggebrannt, im Teppich ist ein Loch entstanden.
Ich schaue mich um. Ich betrachte die Schrankwand, die auch mit
diesem Teppich überzogen ist. Davon kann man nehmen, um den
Schaden zu flicken. Die Schränke können neu überzogen werden.
Ich schaue in das grüne weite Land hinaus. Es ist eine überaus liebliche Gegend. Einzelne schöne Bäume stehen im grünen Gras. Bewaldete Hügel rahmen das Ganze ein. Irgendwo werde ich auch
den japanischen Kirschbaum pflanzen, der zu nah am Haus steht.
Und nun sehe ich ein Bild. Es ist ein hochgestellter Rosenkranz, ein
Kranz von tiefrosaroten Rosen. Darin ist ein Liebesgedicht. Wie
könnte es anders sein?"
1993
Traum
"Ich fühle ein Kind neben mir. Es ist nackt, ein Säugling. Ich betrachte das Kind, drehe es um und um. Lege es auf den Bauch und
122
streichle ihm über den Rücken. Die Haut ist samtweich und straff,
ein vollkommenes Kind.
Ich bin in einer Schule. Einige Schulgebäude stehen in einem schönen Garten. Ich mache Pläne, Berechnungen, Einteilungen. Es
scheint irgendein Abschluss zu sein."
Ich erwache und fühle die machtvolle Präsenz Sai Babas. Seine
Energie der Liebe ist fast nicht zu ertragen. Da ist wieder nur ein einziges glückliches SEIN.
Traum
"Roland und einige spirituelle Freunde sind da. Es wird mir die Aufgabe übertragen, die Verantwortung für einen Säugling zu übernehmen. Ich werde mit ihm fliegen müssen. Man schreibt mir alles
Nötige genau auf. Jemand füllt ein Formular aus, das ich für den
Flug brauche. Ein Kind verkündet: ’Es stinkt nach Bisi!’ Ich schaue
nach. Das lange Hemdchen des Säuglings ist nass. Im Hintergrund
sagt Sai Baba: ’Ich könnte eine weitere Figur materialisieren, um zu
bestätigen ...’ Könnte, hat er gesagt, er wird es also nicht tun."
Traum
"Ich bin mit einigen Freunden in einer Lichtung im dichten Dschungel. Hier ist ein grosser Bauplatz, auf dem wir arbeiten. Auch Roland ist dabei. Da erscheint ein grüner Schlangenkopf. Langsam
kriecht die Schlange auf den Platz und windet ihren Körper so, dass
ein grosses V entsteht. An ihr und mit ihr arbeiten wir nun.
Bernhard wendet sich an mich mit den Worten: ’Dieses Textblatt
muss geändert werden!’ Ich höre erstaunt zu. ’Schau’, sagt er, ‘du
schreibst da, man soll dazu zwei Stunden Radio hören. Welche
Sendung? Welcher Sender?’ Er hat Recht, der Sender und die Sendung müssen genau bestimmt werden."
Traum
"Ich bin mit mehreren Begleitern bei der Gürbe, meinem Kinderspielplatz. Einer sagt, dass im Winter hier eine siebenspurige Ski123
piste hergestellt werde. Ein Vorfahrer müsse jeweils bei Winterbeginn in der Piste eine Spur ziehen, damit die Gäste später den Weg
der Piste nicht verfehlen würden. An gefährlichen Stellen würden
sogar Posten aufgestellt."
Traum
"Da sind drei Gruppen von Menschen. Ich gehöre zu den Kämpfern.
Man sagt mir, dass zu meiner Gruppe noch viel mehr Menschen gehören - wenn sie einmal erwacht sind."
Traum
"Im Namen des ’Chefs’ habe ich eine Ausstellung für grosse Bilder
organisiert. Und mit ihm habe ich nun eine kleine Diskussion über
den Text der Einladung. Für mich heisst es: ’Ich bin sicher. Ich empfinde das so.’ Er gibt aber nicht nach und nach langem Überlegen
merke ich endlich, dass dieses betreffende Wort, so geschrieben,
auch das Gegenteil bedeuten kann. Sein Kätzchen flitzt herum. Auf
einmal rennt es zu mir und schmiegt sich an mich."
Traum (Nach Schwierigkeiten mit Mitarbeitern aus Deutschland.)
“Ich sehe Sai Baba. Zwischen uns befindet sich allerlei Gerümpel.
Meine Hände stecken in wollenen dicken Fausthandschuhen. Ich
ziehe sie aus und strecke meine Hände Hilfe suchend zu ihm hin.
Er schaut mich nur ernst an und schüttelt den Kopf. Ich will zu ihm
gehen, aber er rennt davon. Ich sehe seine Füsse, die eilenden, die
ich auf einem Bild habe. Als Letztes hüpft ihm sein Besen hintennach, den er fallen gelassen hat.
Später finde ich meinen eigenen Besen. Dieser hat Wurzeln geschlagen. Fröhlich kehre ich ihn um und halte ihn hoch. Wie Haare
fallen die Wurzeln über den Besen herab. Dann rupfe ich einige Salat- und Kabisköpfe aus meinem Gärtchen aus, mit dem Resultat,
dass die verbleibenden sich wunderbar entfalten."
124
Traum (auf meine Bitte um Hilfe für das gleiche Problem)
"Roland und ich arbeiten im gleichen Betrieb. Soeben habe ich vom
Betriebsleiter einen bitterbösen Rüffel bekommen. Meine Aufgabe
ist Folgende: Ich muss die alten Zeitungen zählen, drei Haufen an
jedem Tag. Der Betriebsleiter behauptet, die Zahl des dritten Haufens habe noch nie gestimmt. Dieser liegt auf dem Vorplatz und jeder kann davon nehmen. Rolands Arbeit ist verantwortungsvoller.
Ich treffe ihn in der Halle und klage ihm das Problem. ’Alte Zeitungen zählen!’, rufe ich verächtlich. Roland sagt in seiner ruhigen, versöhnlichen Art: 'Was regst du dich auf? Mir geht es ebenso. Für uns
Arbeiter hat er keine Zeit. Aber warum bleibst du denn da? Warum
verschenkst du deine Zeit? Hast du nicht dein Leben lang gearbeitet? Genügt es dir denn noch nicht? Hast du nicht für dein eigenes
Leben noch viel zu tun?’ - Auf einmal mischt sich jemand ein. Ein
unbeachteter Zuhörer, der oberste Chef des Betriebs: 'Roland hat
Recht, höre auf deinen Sohn! Eine solche Arbeit in deinem Alter ist
Zeitverschwendung.'"
Ich wollte meine Energie nicht mehr zersplittern. Ich wollte leben für
Gott, mit Gott durch Gott. Ich nahm mir wieder einmal vor, mein Leben neu zu ordnen, und beendete die Mitarbeit.
Traum
"In einem Hotel ist ein hoher Gast angekommen. Er trägt ein langes,
schlichtes, türkisgrünes Kleid. Unten ist es jedoch mit einer goldenen Borte geschmückt. Ich beuge mich zu seinen Füssen, hebe das
Kleid ein wenig an und küsse die Borte. Liebe durchströmt mich.
Auf der Terrasse bleibt er stehen und segnet die Menschen vor dem
Hotel. Das wird ihm von seinen Begleitern und den hohen Herren
im Hotel sehr übel genommen. Später sehe ich im Schrank drei weitere gleiche Kleider. Sie sind sorgfältig gefaltet."
Traum
"Ich habe meinen Garten total umgestaltet. Nun entdecke ich, dass
ich eine Pflanze übersehen habe. Es ist ein junger Johannisbeerstrauch. Ich grabe ihn aus. Er hat drei kurze, kräftige Triebe. Die
125
Triebe können nur von einem veredelten Strauch sein. Wo soll ich
ihn denn pflanzen? Ich schaue mich im Garten um, aber nirgends
passt er hin. Dort oben an der Treppe hat es noch Platz. Von meinem Haus aus führt eine steile Treppe hinauf. Das Ende ist nicht
abzusehen. Ich steige mit meinem Strauch nun hinauf. Hoch oben
macht die Treppe eine Biegung, das wäre ein guter Platz. Zu meiner Freude sehe ich dort einen kleinen wilden Johannisbeerstrauch, über und über voller Früchte. Ja, hier wird meiner gedeihen. Ich grabe und stutze, da ist gar keine Erde. Die Treppe ist mit
Steinen gebaut und die Umgebung und der Hang wurden mit Steinen aufgeschichtet. Darüber wurde Erde aufgeschichtet. Ich betrachte die Steine. Was war das für eine Arbeit! Um die Umgebung
der Treppe anzupflanzen, hat es viel Erde gebraucht. Diese musste
Gefäss um Gefäss heraufgetragen werden. Ich sehe, dass die
Treppe nur mit leichtem Rankengebüsch überwachsen ist. Es ist
wie eine Tarnung anzusehen. Ich hebe die Pflanzen ein wenig hoch
und entdecke zu meinem grossen Erstaunen darunter eine breite,
schöne Treppe. Ein Auf- oder Abgang, je nachdem. Voll Ehrfurcht
schaue ich hinab zum Haus und hinauf, wo die Treppe in der Unendlichkeit verschwindet. Mutter huscht über die Treppe, und es ist
ganz natürlich, dass sie da ist."
Traum
"Roland und ich sind bei Gott zu Besuch. Roland rechts von mir,
Gott vis-a-vis an einem grossen Tisch. Auf dem Tisch steht ein TeeService in weiss, in weichen schlichten Formen. Das Service steht
für Seine Aktivitäten. Es sieht aus, als wäre es eine Art ’Mühlespiel’.
Gott ist mir sehr vertraut. Ich schaue und höre glücklich zu, wie er
die einzelnen Teile hin- und herschiebt und erklärt. Unter anderem
gibt es unter seiner Regie nun auch ein Fernsehspiel. Vor Roland
steht ein anderes Spielfeld. Auch dies erklärt uns Gott. Dabei
kommt er hin und wieder ans Tischende, wo ich bin. Er ist dann sehr
nah, sehr vertraut. Eine unendliche Zärtlichkeit schwingt von ihm zu
mir, von mir zu ihm. Ich habe den unbändigen Wunsch, die Tasse
zu bekommen. Ich schiebe diese auf dem Tisch ein wenig hin und
her und weiss doch, dass das nicht möglich ist, dass der Wunsch
unerfüllt bleiben muss, dass wir diesen heiligen Ort wieder verlassen müssen. Ich weiss, dass dieser glückliche Moment, den wir
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jetzt erleben dürfen, eine unglaubliche Gnade ist und dass er bald
zu Ende geht. Roland wird mich später damit aufziehen, wie hingegeben, wie verliebt ich jetzt bin. Verliebt wie ein junges Mädchen,
fast zerplatzend vor Zärtlichkeit, den Moment voll auskostend bis
auf den Grund. Nachher - JETZT bin ich unsagbar glücklich."
Die Zersplitterung der Kraft ist nicht mehr gestattet. Ich gehöre ihm
nun ganz.
Ein Leben mit Gott,
ein Leben für Gott,
ein Leben durch Gott.
Ich lebe mit ihm,
ich lebe für ihn,
ich lebe durch ihn.
Ich bin nun von jeglichem "Dienst" auf der äusseren Ebene entbunden worden. Auch von der Arbeit mit den "Bücherwürmern".
Traum
"Ein Freund nimmt sich unserer Bibliothek an. Sie reicht bis an die
Decke, und er braucht eine Leiter. Er ordnet die Bücher neu. Es sind
viele gleiche Bücher und alle stehen mit dem Rücken nach vorn. Es
scheint, dass mehrere Bücher des gleichen Titels in einem Fach
sind, dass es bestimmte Themen hat. Er ordnet sie nun so, dass am
Rand der Tablare die Titelbilder zu sehen sind. Ich frage ihn etwas
über die Bücher und über mich. Nur widerwillig gibt er Antwort. Über
mich sei in der Zeitung geschrieben worden, ich hätte in die Hosen
‘geschissen’, sagt er. Ich frage mich, vor was ich mich denn fürchte.
Ich möchte Näheres darüber hören, aber er sagt nur: ’So steht es!’
Da sind vor allem zwei Bücher, die eine Rolle spielen. Wie wenn es
Zusammenfassungen von den anderen wären. Sie sind mir sehr,
sehr wichtig. Ich drücke sie an mich. Im Garten geschieht auch einiges. Pflanzen werden ausgerissen, neue gepflanzt."
127
Jetzt, da ich an diesem Buch arbeite, weiss ich, dass man mir die
Bücher gezeigt hat, die durch uns verwirklicht werden sollten. Sie
füllen nun tatsächlich die Bücherregale bis zur Decke. Am Anfang
waren alle Buchrücken nach vorne gerichtet, aber jetzt ist auf jedem
Tablar eines der Bücher von vorn zu sehen.
Traum
"Roland hat ’das Buch’ gedruckt, damit ich es noch einmal durchlesen kann. Es wird ein dickes Buch werden. Der blaue Plastikdeckel rutscht immer wieder weg, wenn ich die Blätter ordnen will. Roland schlägt vor, man könne ja zwei oder drei Bücher machen.
Da ist ein Ashram, Schulhäuser und ein wundervoller Garten. Der
’Chef’, Sai Baba, packt mich an den Armen und legt die Arme um
mich. Dann schlendert er mit mir durch den Garten. ’Du bist zu impulsiv, zu gefühlvoll’, rügt er mich. Aber gerade das, was er mir vorhält, tut er nun selbst. Ich bin glücklich, schmiege mich in seine
Arme und geniesse die Nähe. Er ermahnt mich jedoch weiter, mich
zugleich tröstend, beschützend, damit die Worte mich nicht verletzen. Nun begreife ich es. 'Ja!', sage ich trotzig und herausfordernd,
'ich werde mich von jetzt an zurückziehen, einkapseln, mich nicht
mehr äussern, mich abwenden, absondern, schweigen ..... .' Wir
sind unter all den neugierigen, eifersüchtigen Blicken der anderen
umhergegangen, er hat auf niemanden geachtet, keine Rücksicht
genommen. Nun sind wir wieder bei der Schule. Er ist nun die Lehrerin, der ich die gelben Pantoffeln bringe."
Traum
"Roland und ich arbeiten in einem kleinen, durch einen Vorhang abgetrennten Raum für Sai Baba. Wir tun ganz praktische Dinge. Da
kommt Sai Baba und besichtigt alles. Beim Weggehen zieht er den
zweiteiligen Vorhang wieder zu, steht nun mit dem Rücken zu uns,
durch den Vorhang von uns getrennt. Nur seine Hände schauen zu
uns herein, die Handschalen offen, zwischen beiden Händen irgendwie den Vorhang zuhaltend. Roland schaut diese Hände an
und legt plötzlich voller Hingabe seine Hände hinein und den Kopf
darauf.
128
Wir gehen nach Hause ins Breitmoos. Ein Faden quillt mir aus dem
Mund. Ich ziehe an ihm, aber er scheint ohne Ende zu sein und
kommt aus einer unergründlichen Tiefe. Wann wird er zu Ende
sein?"
Dieser Faden hat mit meinem Karma zu tun. Verschiedene Male erlebte ich im Traum Ähnliches. Einmal schaute ich auf einen grossen
Sonnenschirm, auf den der Regen prasselte. Ich hatte plötzlich
Probleme mit dem Schlucken. Etwas füllte meinen Mund aus. Es
war Garn. Ich zog daran, zog und zog, und es war, als hätte es kein
Ende, so dass ich fast daran erstickte. Als es endlich zu Ende war,
fühlte ich den erfrischenden Regen auf meiner Haut.
Ein anderes Mal füllte Lehm meine Mundhöhle aus. Ich versuchte
ihn zu entfernen und war schockiert, als sich mit dem Lehm die ganze Innenhaut der Mundhöhle löste. Neue, rosarote Haut war zu sehen und ich fühlte eine grosse Erleichterung.
Traum
"Ich höre jemanden ums Haus schleichen und fürchte mich. Aber
dann erinnere ich mich: Angst zu haben ist das Schlechteste.
’Wau!’, rufe ich laut. Da sehe ich, wie ein Hund im Dunkeln auf mich
zukriecht. - Ja, wir müssen rufen! Aber den Richtigen, Gott!
Ich wasche ein Bild. Nun kommen die Farben wieder voll zur Geltung. Grosse Blumen sind darauf und oben auf den Blumenköpfen
liegt ein Löwe und räkelt sich."
Sai Baba sagt: "Ich habe euch viele Leben lang auf diese Inkarnation jetzt vorbereitet." Was heisst das? Was erwartet er nun von
uns? Auf was, auf welche Aufgabe hat er uns vorbereitet? Ich glaube, darüber müssen wir uns jetzt klar werden. Wir müssen es einkreisen, aufschreiben und miteinander darüber sprechen.
Mir ist bewusst, dass wir jetzt in der "Endzeit" sind, denn, wie Sai
Baba sagt, ging das Kaliyuga 1999 zu Ende. An einer anderen Stelle sagt er, dass die Kinder die jetzt geboren werden, Kinder des Sathya Yuga, des Goldenen Zeitalters seien. Wir sind schon lange in
der Übergangszeit, aber jetzt gehen wir in die Endphase. Wir sollten
mehr darüber wissen, damit wir anderen Menschen, die sich nicht
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darum gekümmert haben, helfen können. Das Chaos in der Welt
legt schon lange Zeugnis davon ab, dass die wechselnden Energien im Widerstreit sind und ihre Auswirkungen in der Menschheit
und in den anderen Naturreichen haben.
Bei diesem Übergang werden wir die Astralebene als Illusion erkennen. Diese Ebene wurde von uns Menschen erschaffen und ist
nicht wirklich. Sie hindert uns am Weitergehen. Viele unserer Prüfungen finden aber gerade auf dieser Ebene statt. Es ist eine Ebene
der Täuschung und durch diese Täuschung werden wir in die Irre
geführt. Dort befinden sich auch die dunklen Kräfte der Selbstsucht,
der Angst, des Hasses, des Neides. Gerade diese Eigenschaften
benützen die dunklen Kräfte, um uns auf dieser Ebene festzuhalten. Sie hindern uns, den Schritt auf die mentale Ebene zu tun, auf
die Ebene des Denkens, des Erkennens von Illusion und Verblendung. Jedes Mittel ist ihnen recht, um die Menschheit da festzuhalten. Diese befindet sich schon viel zu lange auf dieser Ebene und
sie ist zum grössten Teil immer noch da polarisiert.
Jetzt, Ende 2003, höre ich, dass die grösste Verführerin der Jugend
und der einfachen Menschen geadelt worden sei. Es ist die Autorin
von Harry Potter. Sie zieht nun als Baronin in die zweite Kammer
des englischen Unterhauses ein. Sie bringt viele Devisen nach
England, darum kann ich erkennen, dass da immer noch das Geld
die Welt regiert. Sieht denn niemand, dass durch ihre Bücher gerade die Jugend auf der Astralebene festgehalten wird? Dass die
Jugend, die unsere Zukunft ist, verführt wird? Dass ihre Interessen
auf die Ebene der Illusion gezogen werden, dass sie den Astralhelden imitieren wollen und gerade dadurch da festgehalten werden?
Keine Verführung auf der irdischen Ebene ist so hinderlich für die
Menschheit wie gerade das. Es ist der Punkt, an dem wir uns entscheiden müssen, damit wir weitergehen können. Es ist das zweite
Ereignis nach dem 11. September 2003, das die Welt verändern
wird. Die negativen Energien werden verstärkt, so dass sie doch
schliesslich von vielen Menschen erkannt und entlarvt werden. Ich
habe jetzt gehört, dass man in Amerika darüber diskutiert, diese Bücher deshalb zu verbieten. Wir werden eine weltweite Wirkung sehen. Denn alle, welche diese Bücher lesen, verstärken die Astralebene. Es ist Arbeit an Saatgedanken, welche die Massenreaktionen beeinflussen, nur geht sie in die falsche Richtung. Zu meiner
Freude habe ich in diesen Tagen auch davon gehört, dass das
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neue Buch nur zwei Tage nach dem Erscheinen gekauft worden
sei, und dass die vielen eingekauften Bücher schon jetzt Ladenhüter und nicht mehr gefragt seien. Dass wir die materielle Ebene
übersteigen müssen, ist inzwischen vielen Menschen klar geworden, dass wir aber vor allem die astrale Ebene der Illusion und Verblendung übersteigen müssen, wissen offensichtlich nur die Wenigsten.
Wir werden unsere Aufgabe nun ganz bewusst wahrnehmen müssen. Das Gelernte im Hinblick auf diese Zeit analysieren, einzelne
Bücher besonders beachten, wie die Bhagavadgita, von der Sai
Baba sagt, dass sie das wichtigste Buch sei. Der Kampf des Guten
gegen das Böse wird darin beschrieben. Er hat eine neue-alte Gita
geschrieben, die für unsere Zeit. Die Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse wird nun auf den äusseren Ebenen und auf der
ganzen Welt zugleich zum Ausdruck kommen. Nie in den Zeiten
vorher hat eine solche Auseinandersetzung weltweit stattgefunden.
Sai Baba sagt jedoch zu unserem Trost, dass die Bösen nicht mehr,
wie zu Krishnas Zeiten, vernichtet werden müssen, weil es keine
ganz guten und auch keine ganz bösen Menschen mehr gäbe, wir
alle müssten transformiert werden.
Wo, was, ist nun unsere Aufgabe, vor der wir nicht kneifen dürfen,
so wenig wie Arjuna damals?
Er macht uns auch bewusst, dass wir nur Ausführende sind im göttlichen Plan. Dass unser Handeln IHM gehört, ihm, der alles geplant
hat vor langer Zeit.
Wir müssen erkennen, dass es nicht möglich ist, das Bewusstsein
einer Mücke auszulöschen, weil sonst ein Chaos nicht nur auf der
Welt, sondern im Universum entstehen würde, wie der Tibeter sagt.
Denken wir auch an seine Worte, dass das Thema der Neuen Weltreligion "die Auferstehung" sein wird und dass wir die Idee des Todes ablegen werden. Der Tod ist immer eine Befreiung von einer
Form, die nicht mehr genügt. Alte Formen werden verschwinden
müssen.
Traum
"Eine Frau terrorisiert mich, sie beschimpft mich, kritisiert mich. Da
platzt mir der Kragen. Ich packe sie, werfe sie zu Boden. Fordere
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sie heraus. Sie kämpft, verteidigt sich, wird klein und hässlich, ich
prügle sie und fordere den Ring zurück. Ich entreisse ihn ihr und
kann ihn doch nicht halten. Da wirft sie mir den Ring zu und behält
das Quadrat, das untendran hing. Nun halte ich den wundervollen
Ring in meiner Hand."
Ich nehme mir vor, wieder einmal alles bewusst zu übergeben. Geschehen lassen! Nicht denken, nicht sprechen. Den Körper als Instrument zur Verfügung stellen! Nicht fragen. Die Welt nicht nach
mir greifen lassen! Auch nicht die Zeit! Übergeben! Übergeben!
Übergeben!
Ich möchte wieder einmal etwas Schönes erleben und ich bitte Sai
Baba um einen schönen Traum.
"Es ist ein kleines dörfliches Fest in Vorbereitung. Ich stehe am
Zaun und betrachte das Kommen und Gehen. Einige Leute sitzen
schon an den langen Tischen. Da sehe ich Sathya Saayine. Er sitzt
rittlings auf einem Velo. Seine nackten, sportlichen Beine sind umspielt von seinem orangen Kleid. Und er schaut mich übermütig lächelnd an. Beglückt lege ich die Hände aneinander und lächle zurück. Dann lacht er voller Übermut und ist selbst auch glücklich, wie
ich es mir immer wünsche. Und ich renne nicht einfach auf ihn zu,
wie ich es sonst immer mache und auch jetzt von Herzen wünsche.
Zu Fuss geht er zu den Menschen an den Tischen."
Ich erwache und realisiere, dass er mir meine Bitte erfüllt hat, auch
den Wunsch, dass er ungehindert unter uns Menschen wandeln
darf, ohne belästigt zu werden, einfach so, einer von uns, zu uns
gehörend. Eine mächtige Welle der Liebe erfüllt mich und strömt
durch mich.
Traum
"Ich gehöre zu ein paar Menschen und wir tun heimliche Dinge. Wir
bringen verwundete Menschen zu einem Arzt. Nun sind alle versorgt. Der Arzt legt plötzlich die Arme um mich. Ich liebe ihn. Ja,
mein Herz brennt lichterloh! Ich flüstere ihm alles Mögliche zu.
’Sprich jetzt nicht’, sagt er sanft und verschliesst mir den Mund mit
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einem Kuss. Eingepackt, umhüllt, geborgen bin ich nun. Geliebt
und innig liebend. Man fragt mich später, ob er Schokolade auch liebe. Und ich entgegne mit einem seligen Lächeln: ’Ja, ich glaube
wohl.’
Wir stehen nun am Meer. Innerhalb der Pfähle ist ein Floss mit einigen Menschen. Ein Baum von einem Mann, ein Seemann trägt
die Verantwortung. Die Menschen sind auf der Flucht und er bringt
sie irgendwohin in Sicherheit. Da, auf einmal schaut er zu mir her.
Und ich lese in diesen Augen das Unfassbare, Entsetzliche. Ich
sehe seine Verzweiflung, sein Nichtsmehr-ändern-können. Jemand hat ihm Schnaps eingeflösst. Nun merkt er die Wirkung. Wie
soll das enden? ’Nein! Nein! Nein!, schreit es ihn mir. Auf dem Floss
beginnt ein Kampf. Die Menschen werden ihn umbringen und ins
Meer werfen. Ich sehe die Wunden auf seinem Rücken. Er wehrt
sich mit allen Kräften. Nicht um seinetwillen, nein, um der Menschen willen, die er doch retten möchte. Weil er weiss, dass sie
ohne ihn verloren sind.
Todmüde versammeln wir uns am Abend noch einmal. ’Lies mir das
vor und erkläre mir das’, bittet mich ein Junge. Oh! Nur jetzt nichts
mehr denken! Aber schon streckt mir der Junge das Buch entgegen, aufgeschlagen an einer bestimmten Stelle. Ich ergreife das
Buch und schaue hinein. ’Was geschieht bei unserem Tod?’, steht
da. Ja, darüber muss er doch wohl Bescheid wissen. Aber ich bin
so unendlich müde. Ein anderer probiert die ’So ’ham-Meditation’
aus. Ich korrigiere ihn und zeige ihm, wie man die Finger richtig
hält."
Traum
"Ich bin in Indien in Begleitung eines elegant gekleideten Mannes.
Nebeneinander laufen wir über eine kleine Brücke. An einer Biegung der Brücke springt der Mann plötzlich ins Wasser. Zuerst denke ich, dass er Spass macht, aber dann erkenne ich, dass er sich
das Leben nehmen will. Ich sehe ihn tief unten im Wasser liegen.
Er schaut zu mir herauf. Verzweifelt rufe ich ihm zu, dass er heraufkommen soll. Ich winke mit beiden Armen, aber er regt sich nicht,
schaut mich nur an. Ich laufe über die Brücke, um Hilfe zu holen.
Der Brücke gegenüber sitzt ein Mann in weisser Kleidung. ’Mach
das ja nicht!’, ruft er mir eindringlich zu. Ich lehne mich an das Ge133
länder und halte mich fest. ’Mach das ja nicht, Mütterchen!’, ruft er
mir noch einmal zu. Er hat eine eigenartige Brille auf der Nase. Statt
Brillengläser leuchtet in der Mitte der Stirne ein rotes Herz. ’Hier ist
alles so eigenartig, so fremd für mich’, sage ich gequält. Ich schaue
den Mann an. Auch seine Augen ruhen auf mir. Immer noch halte
ich mich am Geländer fest, schliesse die Augen und weine lautlos
in mich hinein. Mein ganzer Körper wird geschüttelt davon. Ich fühle
das Mitleid, die Liebe und die Kraft, die von diesem Mann auf mich
ausstrahlt."
Am Morgen sehe ich mit geschlossenen Augen einen doppelten
Regenbogen. Bei beiden leuchtet der obere Teil ganz besonders in
strahlenden Farben.
Vision
"Ich gehe durch meinen Garten und giesse die reichblühenden Blumen mit warmem, fast heissem Wasser. Leute sind da und schauen
zu.
Dann gehe ich durch das Haus, da sind viele Zimmer. An den Wänden und in den Ecken stehen blühende Pflanzengruppen. Sonst
sind die Zimmer leer, sauber, gepflegt. Ich wandere von Zimmer zu
Zimmer und zähle die Betten, die da Platz haben werden. Es soll
aber kein Krankenhaus geben, dazu bin ich nicht zuständig, sondern ein Bollwerk des Lichts, der Liebe und der Kraft. Ein Energiekraftfeld von Gleichgesinnten, von gleich ausgebildeten Menschen.
Ein auch ziemlich geheimer Ort."
Traum
"Ich bin in der Schule und unterrichte die jungen Mädchen. Es mangelt jedoch an jeglicher Aufmerksamkeit. Eines turnt sogar auf dem
Stuhl herum. ’Hört!’, rufe ich laut, ’es ist mir verleidet, euch etwas
beizubringen!’ Sage es und gehe hinüber in die Schulküche. Da ist
ein grosses Durcheinander, ein reger Betrieb. Einige Frauen kommen sogleich zu mir. ’Willst du Kuchen, Kaffee, etwas zu trinken?’,
fragen sie besorgt. Roland deutet auf eine Wolldecke am Boden. Er
sagt: ’Wenn man sich da hinlegt, kann man mit Hanuman Kontakt
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aufnehmen.’ Zwei kleine Mädchen kommen herein. Sie sind
hübsch gekleidet und überbringen mir Biedermeier-Sträusschen.
Die Schülerinnen haben sie herübergeschickt, um sich zu entschuldigen. Aber, es gibt nichts zu entschuldigen, junge Menschen sind
einfach nicht immer angepasst. Ich schaue auf die Terrasse hinaus.
Da steht eine wunderschöne junge Mutter mit zwei kleinen Kindern.
Eines trägt sie auf dem Arm, das andere hält sie an der Hand. Ihr
Haar ist glatt zurückgekämmt und hinten zusammengebunden. Sie
trägt ein langes, weisses, seidenes Kleid. Jetzt erkenne ich die
Frau. Ihre grossen Augen schauen mich, um Verzeihung bittend,
an. Auch hier gibt es nichts zu verzeihen. Eine Welle unendlicher
Liebe steigt in mir auf, strömt zu ihr und den Kindern."
Auch nach dem Erwachen war diese Liebe in mir und begleitete
mich durch den Tag. Der Traum hatte mir ins Bewusstsein gebracht, dass zwischen dieser Frau und mir eine karmische Rechnung zu begleichen war. Sie hatte im Windelkoffer den unterschriebenen Kaufvertrag aus dem Haus geschmuggelt, den ich von ihr
und ihrem Mann über Ankäufe von afrikanischer Kunst besass. Ich
hatte nun keine Beweise über den Ankauf mehr und verlor eine
grosse Summe Geld, das für die Hilfe für Kinder geplant war. Nach
diesem Traum schrieb ich ihr, dass der Betrag zu Recht geschuldet
sei, aber dass ich ihnen nun die Verantwortung für die Kinder übergebe. Dass sie im Wert dieser Summe einmal in ihrem Leben armen Kindern eine Chance geben müssten.
Traum
"Sai Baba spricht zu Devotees und ich höre zu. 'Ihr fragt zu viel!
Was sollen Fragen darüber, wie ein Stein entsteht, aus was er besteht und anderes? Ihr müsst SEIN!!! Das ist alles!', sagt er."
Am Abend, während meiner Zwiesprache mit Sathya Saayine, bewegte sich sein Bild auf dem Altar, und zwar in dem Moment, als
ich sagte: "Lass die Seele die Liebe enthüllen, die dem Geschehen
zugrunde liegt, dass Kinder umgebracht, gefoltert, verschleppt, verkauft und missbraucht, in Kriege verwickelt und verstümmelt wer-
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den. Die Liebe, die hinter allem Geschehen stehen soll, wie es in
einem Mantra beim Tibeter heisst."
Das Bild bewegte sich so, als würde jemand es zwischen den Händen festhalten und nach vorne und hinten biegen. Auch das Geräusch hörte sich so an.
Wenn die Geburt des Christus in allen Menschenherzen möglich
sein soll, dann brauchen wir alle mehr Liebe. Die Christusenergie
ist nun in Sai Baba Mensch geworden. Jedesmal wenn wir uns mit
ihm verbinden, strömt die Liebe uns zu. Auch wenn wir wollten, wir
könnten sie nicht halten, denn mit unserem Ausatmen strömt sie
weiter. Wir geben so die Liebe frei und erhalten sie selbst immer
wieder neu. "Wenn einem Liebe mangelt, so hat man Liebe zu mehren an seiner Seite", lehrt uns der Baalschem. Genau das wird möglich sein.
Der Baalschem lehrt auch: "Die Quelle schüttet sich in Fülle aus,
aber der Becher setzt der Gabe die Grenze." Sai Baba sagt: "Ihr
könnt aus dem Ozean, der ich bin, nur so viel schöpfen, wie euer
Becher fasst."
Können wir irgendetwas tun, das in dieser Zeit des Übergangs
wichtiger wäre als schöpfen, schöpfen, schöpfen? Uns darum bemühen, dass unser Becher immer grösser wird oder ganz verschwindet, so dass es ein Strom werden kann?
Wir erhalten das Geschenk, um es mit anderen zu teilen. Wir können gar nicht anders, wir sind die Verteiler! Das IST Seva!
Tausendfach gesegnet sind wir doch, diese Liebe durch uns strömen zu fühlen. Je mehr wir erhalten, desto mehr hat die Welt Teil
daran.
Wer also diese Verbindung zum Göttlichen hat, muss diese Möglichkeit des Dienens freudig erfassen. Es gibt keinen grösseren
Dienst. Es ist unsere Pflicht, denn als Menschen haben wir die Aufgabe übernommen, den "kleineren Leben" zu dienen. Unser Geschenk ist das Teilhaben am Schöpfungsplan, an Gottes Plan. Die
Liebe, die wir erhalten, gehört auch uns ganz. Das Werk vollzieht
sich von selbst.
Das, was wir beitragen müssen, ist, unsere Verbindung zu Sai Baba
nicht zu unterbrechen, uns durch nichts ablenken zu lassen. So wie
er es uns vorlebt. Er verharrt auf seinem Platz - Stunde um Stunde,
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Woche um Woche, Monat um Monat, Jahr um Jahr, Jahrzehnt um
Jahrzehnt.
Wir können den Dienst dadurch verstärken, dass wir uns selbst intensiv darum bemühen, reine Übermittler zu sein.
Da wir ein Teil des "Zentrums, das wir Menschheit nennen" sind,
können wir nichts für uns allein behalten. Das ist die grosse "Teilhabe", von der es im Mantra der Gruppenverschmelzung heisst:
"Alles, was ich habe, gehört auch ihnen."
Vision
"Da sind Türen, die aufgestossen werden, Vorhänge, die geöffnet
werden; zuerst kleinere, dann immer grössere. Licht fällt herein."
Ich höre seine Stimme:
"Zum Vater, in deines Vaters neues Haus darfst jederzeit du kommen." (Anderes Leben, anderer Bewusstseinszustand, anderer
Tempel oder praktisch ein neues Haus, das Sai Baba baut?)
Eine unendliche Sehnsucht erfüllte mich. In meiner Morgenandacht
sagte ich zu ihm: "Ich kenne so viele Geschichten von Menschen,
die dir nahe sein durften und sind. Wieviel Schönes durften sie in
deiner Gegenwart erleben. Bitte, Sathya Saayine, schreibe doch
mit mir ein neues, schönes Buch, eins über uns zwei."
Traum
"Da sind viele Menschen. Es ist ein Kommen und Gehen. Auch Roland ist dabei. Im Vorbeigehen sagt er zu mir: ’Dank dir ist der junge
Mann nun wieder auf dem rechten Weg.’ Ich weiss es nicht und
zweifle auch ein wenig an seinen Worten. Aber Roland bestätigt es
noch einmal mit Nachdruck.
Ich stehe vor der Abreise nach Indien. Jemand hat mir Früchte zum
Abschied gebracht. Mit einem grossen Blatt sind sie umwickelt.
Aber wie soll ich diese denn nun noch mitnehmen? Ich habe sonst
schon so viel Gepäck. Plötzlich muss ich lachen und ich denke:
’Werden die südlichen Früchte denn nicht auch so gebracht?’ Es
gefällt mir nun sehr, dass ich unsere Früchte mitnehmen darf."
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Traum
"Es geht ums Reinemachen. Mit einem grossen Staubsauger sauge ich im Garten die Herbstblätter ein. Beim Leeren des grossen
Sackes greife ich in ein Vogelnest. Na, sowas! Ein ganzes Vogelnest, und das im Herbst. Ich betrachte das Nest und entdecke, dass
da sogar noch zwei Eier drin sind. Eins ist weissgrün, das andere
orange gesprenkelt. Während ich die Eier betrachte, fühle ich, dass
da noch Leben drin ist. Die Jungen werden bald ausschlüpfen, ich
höre sie sogar schon zwitschern. Ich bringe das Nest zu den anderen und rufe freudig: ’Schaut, da sind sogar noch Eier drin!’ Ja, lebende Eier!"
Ich bezog diesen Traum zuerst auf die Ankunft eines Paares, das
bei mir eine Zeit lang wohnen durfte. Aber das Nest kündete die Kinder von Doris und Roland an. Die Familie wohnt jetzt im Haus.
Traum
"Trotz der vielen Menschen in meinem Garten habe ich es nach langer Übung nun geschafft, mein Bewusstsein immer in Seinem Licht
zu halten."
Traum
"Ich habe das Haus voller Gäste, wie so oft im Traum. Alle sind versorgt, haben alles. Da gehe ich auf die Terrasse, um ein wenig frische Luft zu schöpfen. Zu meiner Verwunderung ist auch der Hof
mit Menschen überfüllt. Unter ihnen entdecke ich Sai Baba. Meine
Liebe strömt ihm zu. Er schaut sofort zu mir her. Ich strecke die
Arme nach ihm aus und er kommt auf mich zu. Mit erhobenen Armen steht er unter mir und winkt mit den Händen, winkt meine Hände zu sich, ergreift sie stürmisch und ruft: 'Hände! Hände! Hände!'
Dann kehrt er zu den anderen zurück. Er nimmt die Hände eines
kleinen Knaben in die seinen und lehrt ihn laufen. 'Das kannst du
schon, Lorenz! Komm nur, komm!' Wie eine Mutter geht er hinter
ihm her, ihn an den Händen haltend. Der Kleine schaut triumphierend zu mir her, als wollte er sagen, dass Sai Baba nun ihm gehöre.
Ich sehe seine zwei Zähnchen, wenn er lacht. Mein Herz strömt
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über in Liebe zu beiden. Sai Baba kommt sofort zu mir zurück. Ich
strecke ihm wieder beide Arme entgegen und rufe ihm zu: 'Ich liebe
dich! Ich liebe dich! Ich liebe dich!' Nun schaut er wieder zu mir herauf und sagt innig und ernst: 'Ich liebe dich viel, viel mehr!' Was für
ein Glück, was für ein Moment! Zwischen uns strömt die Liebe, die
ich so gut kenne. Wie sein Gesicht strahlt! Wie seine Augen funkeln! Sein Gesicht ist ein wenig schmaler als sonst."
Ob dieser Traum eine Mahnung dafür ist, dass er sich vor allem
"den Kleinen" zuwenden muss?
Traum
"Ich bin in einem öffentlichen Gebäude. Hinter mir höre ich ein Kind
weinen. Die Mutter starrt ins Leere. Ich bandle mit dem kleinen
Mädchen an, lächle ihr zu, necke sie. Auf einmal lacht sie laut auf.
Die Mutter schaut mich überrascht an, lächelt dann auch.
Jemand meldet mir, die Heizung sei ausgestiegen. Ich bestelle Öl,
denn ich weiss, dass der Tank leer ist. Unter verkrustetem Dreck
finde ich auch den Einfüllstutzen, und da ist auch schon der Tankwagen in Sicht.
Ich betrachte die Pflanzen, die überall herumstehen. Sie sind völlig
ausgetrocknet. Die Pflanzen stehen wie Fremdkörper in den Gefässen, ohne Kontakt mit diesen. Ich schleppe Wasser, schleppe
und schleppe und es wird immer noch einfach aufgesogen."
Wasser des Lebens bin ich, ausgegossen über die dürstende
Menschheit.
1994
Auf die Frage, ob es angebracht sei, in diesem Jahr noch einmal
zu Ihm zu kommen:
Stimme
"Sathya Saayine ist dein Führer."
139
Er hat den Namen, den ich ihm gegeben habe, also angenommen.
Traum
"Ich arbeite in einer grossen Fabrik, auf einem Verwaltungs- und
Verkaufsgelände. Es ist wunderschön zu sehen, wie alle Aktivitäten
ineinanderspielen. Es ist wie ein Puzzle. Alle achten einander, alle
Abteilungen versuchen mit den anderen in harmonischem Zusammenklingen zu wirken.
Auf einmal ändert sich alles. Ich fühle es, wenn ich auf dem Gelände von Halle zu Halle und in den Hallen von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz gehe. Ich, die vorher von allen geliebt und geachtet wurde, erfahre plötzlich Ablehnung und Zusammenarbeits-Verweigerung, ja,
Ablehnung. Ich weiss nicht, was eigentlich geschehen ist. Ich bekomme einfach nichts mehr in den Griff, weil man meine Anordnungen unterläuft. Ich muss zusehen, wie alles unter meinen Händen
zerfällt. Muss erkennen, wie die Menschen, die hierher gehören,
einander alles in den Weg legen, keinen Anstand, keine Achtung
voreinander mehr haben und keine Liebe mehr zueinander empfinden. Ich sehe, wie sie sich der höheren Leitung einfach entziehen.
Ich kämpfe gegen Windmühlen und muss mir zuletzt eingestehen,
dass ich irgendwie versagt habe.
Ich bin für eine grosse Reisegesellschaft verantwortlich. Einflussreiche Persönlichkeiten gehören dazu. Wenn die Gäste von ihrem
Bummel zurückkommen, sollen die Tische geschmückt, das Essen
bereit und Süssigkeiten auf dem Tisch verteilt sein. Die Vorhut der
Gäste ist jetzt da. Die Damen inspizieren die Tische. Als kleine
Überraschung, als Gag, streue ich noch ein paar Stängelchen
Weisskäse über die Schalen mit Quark. ’Nimm das sofort wieder
weg!’, sagt eine Dame in hässigem Ton. ’Mein Mann mag das gar
nicht!’, fügt sie noch hinzu."
Nach einem Gefühl des Versagens auf der ganzen Linie; nach dem
grossen Zwiespalt in der Frage, ob ich die Aufgaben erfülle, für die
mich Sai Baba viele Leben lang vorbereitet hat; nach dem Gefühl,
immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, zur falschen Zeit
das falsche Wort zu sagen, nach langem Weinen und dem letzten
Traum hielt ich Zwiesprache mit Sai Baba und bat ihn aus tiefstem
140
Herzen um Hilfe. Da erwachte ich aus einem neuen Traum und hörte an meinem linken Ohr Sai Babas Herz schlagen, das auch meines ist.
Traum
"Ich bin in einem meiner grossen Häuser. Es sind viele Gäste da.
Mit Hilfe anderer serviere ich das Essen. Ich beginne im Eckzimmer. Da sitzt ein Ehepaar. Freudestrahlend erzählen sie mir, sie
seien als erste dagewesen und hätten das Zimmer auswählen dürfen. Ich freue mich mit ihnen. Dieses Zimmer ist offen und privat zugleich, weil es sich in einer Ecke befindet. Von allen Zimmern kann
man in den Garten sehen. Alles ist vorhanden, was einen Aufenthalt
behaglich machen kann. Es scheint, als würde sich die Arbeit, die
wir hier gemeinsam tun, um die drei Säulen Ausbildung, Meditation,
Dienst am Nächsten und der Menschheit handeln. Die Frau aus
dem Eckzimmer führt uns ihr selbst genähtes Kleid vor. Es ist weit
und fliessend und geschmückt mit einer grossen Masche, die sich
wie ein Schmetterling auf das Kleid legt. Es ist perfekt in Material
und Schnitt und sie erhält viele Komplimente. Auch die Farbe könnte nicht besser passen.
Nun gibt es das Dessert. Grosse Schalen, herrlich dekoriert. Die
Freude ist gross. Alle sind überrascht, so viel Gutes empfangen zu
dürfen."
Traum
"Da ist ein grosses Haus. Es gehört Frau B. Es wurde oder wird umgebaut. Sie möchte, dass die Eingangshalle nüchtern und kahl
bleibt, weder Pflanzen, noch Teppiche, noch Möbel enthält. Mir
passt das gar nicht und Roland auch nicht. Ich versuche, sie zu
überzeugen, dass eine Gestaltung unbedingt notwendig sei. Ich
mache ihr verschiedene Vorschläge. Für mich ist auf jeden Fall klar,
dass Pflanzen und Teppiche da sein müssen. Ich weiss, dass da
die Andachten stattfinden werden. Die Leute werden in der Halle
am Boden sitzen, vor und um die Treppe, die sich breit und einladend in der Mitte des Raumes befindet.
141
Roland und ich suchen eine Frau. Wir laufen der Strasse entlang
um sie einzuholen. Roland ist schneller, aber er bleibt bei ihr stehen. Wir gehen nun mit ihr in ihr Haus. Ihr Mann spricht französisch.
Er wundert sich, dass ich ihm auf Französisch Antwort gebe, und
möchte wissen, woher ich seine Sprache kenne. ’Ich verstehe dich,
aber sprechen kann ich nicht so gut’, antworte ich. Zu meinem Erstaunen erkenne ich meine Küche. Da sind die orangen Vorhänge,
die orangen Kacheln, die Eckbank.
Zurückgekommen, stellen wir fest, dass die Eingangshalle nun bald
fertig ist. Es ist auch höchste Zeit, die Gäste werden jetzt erwartet.
Ich sause nach oben, um die Kerzen, Räucherstäbchen, Zündhölzer, das Vibhuti und ein Tablett zu holen. Ich verteile alles unter die
Leute. Blumen schmücken den Raum. Auf einer Decke in der Mitte
vor der Treppe liegt ein kleines Kind. Dieses muss ja noch ein neues Kleidchen haben. Es erstaunt mich nicht, dass ich das Kleid
schon in den Händen halte. Ich kleide das Kind neu. Nun kann das
Fest beginnen. Gemeinsam singen wir das Lied:
Sai, Sai, Sai,
Sai on Earth.
Sai, Sai, Sai for all the universe."
Und mit diesem Lied, das in mir noch klang, erwachte ich.
Traum
"Ich gehe viele Male die Stufen durch. Angefangen im Kopf, wo ich
stark die einströmenden Energien fühle. Dann das HingegebenSein, so total, so fühlbar, alles umfassend. Dann die Ausstrahlung
der empfangenen Liebe mit jedem Atemzug."
Aber dann erhielt ich für mich selbst alle Liebe, wie ich sie von IHM
kannte. Und das war nun nicht mehr Traum, sondern Wirklichkeit
in der Unwirklichkeit.
142
Traum
"Ich bin im Ashram von Sai Baba. Die Türe zu seinen Räumen steht
offen. Glücklich all jene, die da bei ihm sein dürfen! Ich habe ein
Yoch bei mir, das ich Sai Baba übergeben möchte. Es ist ein altes,
verstaubtes, ganz graues. Der Sevadal betrachtet es argwöhnisch
und sagt: ’Wenn es echt ist, muss es eine Marke haben.’ Vorne in
der Mitte wischt er mit einem nassen Finger den Staub weg. Es hat
eine Marke! Freudig betrachte ich sie. Sie sieht aus wie ein Wappen, zwei Formen sind darauf abgebildet. Ich weiss, Yoch heisst
auch Yuga, also Zeitalter. Ich bringe mein Yoch zu Sai Baba und
es ist echt, es hat eine Marke - wie mich das freut. Bald wird mein
geliebter Sathya Saayine herauskommen."
Traum
"Ich bin bei einem Weisen, dem man Fragen stellen kann. Ich frage
ihn, ob ich meinen Lebensabend bei Sai Baba verbringen werde.
’Du wirst noch einige Male zu ihm gehen’, sagt er."
Zu ihm gehen heisst ja wohl, hingehen und zurückkehren. Ich wollte
jedoch sicher sein und nahm mir vor, Sai Baba selbst zu fragen.
Beim nächsten Besuch bei ihm hatte ich einen Brief mit dieser Frage bei mir. Ich dachte zuvor zu ihm: "Nimm den Brief, wenn du das
auch möchtest. Aber gib mir eine deutliche Antwort, denn in meinem Alter ist es eine weit tragende Entscheidung." Ich sass in der
ersten Reihe und wartete auf sein Kommen. Beim Tor blieb er eine
Weile stehen, schaute zu mir her, wendete sich abrupt nach rechts
und ging direkt in seine Räume. Er gab gar keinen Darshan. Das
war eine deutliche Antwort.
Traum
"Ich bin bei Roland und seiner Gruppe. Sie ziehen um. Ich bin das
erste Mal hier. An der Wand hängt ein Bild aus meiner künstlerischen Tätigkeit. Ich hebe es ein wenig hoch und erschrecke. Ein
hässliches Gewürm windet sich herab. Dem folgen noch zwei weitere eklige Viecher, noch breitere und noch dickere. Roland schaut
aus dem Fenster und schimpft: ’Jetzt haben sie die Strasse über die
143
ich weggehen wollte, überbaut.’ Später gehe ich weg und besichtige auch die Strasse, über die man eine Art Schuppen gebaut hat.
Der Besitzer spricht mich an, er will wissen, wer ich sei. Ich erkläre
ihm, ich sei Rolands Mutter. Ich weiss, dass er Roland kennt, denn
ich sehe, dass Roland einige Möbel bei ihm eingestellt hat. Argwöhnisch und erstaunt schaut er mich an und schimpft dann: ’Was, Roland hat eine Mutter? Dich habe ich hier noch nie gesehen. Ich habe
gedacht, er sei ganz auf sich selbst gestellt.’ Er ist sehr böse. Ich
entgegne ihm, dass er auch nicht gerade Rücksicht auf Roland nehme, sonst hätte er ja nicht die Strasse verbaut, über die Roland
habe zügeln wollen. ’Ja’, schimpft er weiter,’ über diese Strasse
geht er eben jetzt nicht mehr! Er muss eine andere Strasse gehen,
darum habe ich sie überbaut.’ Ärgerlich schaut er mich an."
Traum
"Ich erhalte Pillen. Sie befinden sich in einer ovalen, mit Rosen verzierten Dose. Ich gebe meinem Arzt auch eine. Die Tablette ist flach
und im Relief befinden sich Rosen darauf, die wie ein Yin- und
Yang-Zeichen angeordnet sind.
Ich pendle zwischen Traum und Schlaf hin und her und geniesse
die Liebe Gottes die so mächtig durch mich strömt. Es fühlt sich an
wie Wellen und ich bin glücklich, nachdem ich mich in den letzten
Tagen durch innere Müdigkeit und eine gewisse Enttäuschung fast
krank fühlte. Aus dem Dunst schaute mich einmal sogar der Teufel
an, ein grässliches Bild, das jedoch bald wieder verschwand. Ich
begebe mich noch inniger in mein Seva und lasse die Liebe frei
strömen. ’Du bist eine Göttin von Merkur,’ sagt jemand zu mir (wohl
nach meiner Arbeit an den Tabellen auf der inneren Ebene). Ich
fühle mich auch so, göttlich! Zwischendurch sehe ich die Sonne in
mein Zimmer scheinen, heute ist ein strahlender Frühlingstag. Der
Arzt ist wieder da. Er betrachtet meine Bilder. ’Ich wusste gar nicht,
dass du auch Blumenbilder gemacht hast’, sagt er überrascht. Ich
habe das Gefühl von Ewigkeiten an Zeit. Aber jetzt, da ich ganz
wach bin, ist es erst 9.30."
Am 7.4.1994, dem Geburtstag von Roland, offeriere ich Roland und
Doris das Haus. Sie erwarten ein Kind.
144
Die Jungen sagen zu und ich freue mich riesig.
Wir organisieren die Handwerker. Die Galerie wird aufgelöst und
Roland bekommt den ganzen oberen Stock als Arbeitsraum. Zuerst
müssen jedoch die Galerie geräumt und Afrika-Objekte zu reduziertem Preis verkauft werden, damit wir den Umbau bezahlen können.
Auch Fenster müssen eingebaut werden.
Traum
"Ich bin im Ashram von Sai Baba in den Bergen. Viele Menschen
sitzen hier im Kreis auf der Wiese vor dem Haus. Neben mir ist noch
ein Platz frei. Wir warten alle auf Sai Baba. Da kommt er und setzt
sich neben mich. Es ist wunderschön, ihn einmal so nah bei mir zu
fühlen. Unsere Körper, unsere Arme berühren sich. Er spricht leise
zu mir, nur zu mir, wie ich glaube. Trotzdem blamiert er mich vor allen, ich fühle es. Danach steht er auf, nimmt einen kleinen Jungen
auf den Arm und setzt ihn in der Mitte des Platzes auf den Stuhl.
Ich frage die Frau neben mir, was Sai Baba denn eigentlich gesagt
habe. Er hat englisch gesprochen und ich habe wohl nicht alles verstanden. ’Lass die erotischen Gefühle!’, antwortet sie und fügt hinzu: ’Wir können es nicht verstehen, aber wenn er spricht, können
alle zuhören’, fügt sie entschuldigend, hinzu. Ein junger Mann
schickt sich an, wegzugehen. ’Folgt ihm unbemerkt’, sagt Sai Baba
zu anderen Jungen. Da sehe ich, dass mein verstorbener Mann den
Weg heraufkommt. Eine Frau erklärt, es sei keiner Seele verwehrt
hierher zu kommen. Ich stehe auf und gehe auf den steinigen Wegen spazieren. Wieder zurück, setze ich mich erneut in den Kreis,
aber es sind nur noch wenige da. Sai Baba ist im Haus. Ich ziehe
Schuhe und Strümpfe aus. Ich trage einen orangefarbenen Sari."
Traum
"Ich bin mit einigen Menschen zusammen. Es gibt Schwierigkeiten,
die überwunden werden müssen. Mich würgt etwas im Hals, würgt
und würgt, bis schliesslich eine Masse Kartoffelstock aus meinem
Munde quillt. Wo der wohl herkommt? Jetzt fühle ich mich viel leichter, bin von Ballast befreit.
145
Wir brechen auf. Auf der Strasse ist ein grosses Durcheinander. Auf
dem Trottoir scheint ein Kind geboren worden zu sein. Wir sind nun
in einer Art Halle, dort wo früher unser Wohn- und Geschäftsraum
war. Halb noch im Schlaf, halb wach, höre ich, dass man mich ans
Telefon ruft. Ich gehe zurück in die Halle und greife nach dem Hörer. Auf englisch sagt eine Stimme: ’Your destination is make.’ Aber
da fühle ich, wie man mich mit einer Flüssigkeit übergiesst und anzündet. Ich bleibe liegen, wo ich bin, und fühle die Flammen an meinem Körper. Ich rühre mich nicht, fühle auch keinen Schmerz. Dann
stehe ich auf und ohne ein Wort darüber zu sagen, gehe ich wieder
zu den anderen. Das Neugeborene ist nun bei uns."
Am 30.6.1994 kommt unser Cyrill auf die Welt. Wie mich das freut!
Traum
"Da ist ein riesiger Raum, leer! Meine nackten Füsse sinken ein wenig ein. Der Boden ist weich und goldgelb. Ich versuche zu tanzen.
Das geht nicht, weil die Füsse in dem weichen Untergrund nicht
gleiten. Ich bin bereit, wegzugehen. Ich lasse alles zurück, nehme
nichts mit. In mir ist ein Gefühl von Befreiung, von Unwiderruflichkeit auch."
Traum
"Ich bin in einer Universität. Sie ist zuoberst auf einem Hügel.
Ringsum kann man auf die Stadt hinunterschauen. Ein Mitschüler
fragt mich: ’Weisst du eigentlich, dass unten im Museum deine Bilder ausgestellt sind?’ Ich weiss es nicht, aber ich möchte sie anschauen. Ich war jedoch noch nie in der Stadt. Deshalb bitte ich ihn,
mich zu begleiten. Vor dem Eingang verabschiedet er sich. Ich treffe einen bekannten Händler mit seinem Marktkarren, wie er in Indien üblich ist. Vom Portal des Museums aus sehe ich schon meine
leuchtenden Bilder. Das Museum ist rund. Den Wänden entlang befindet sich eine Wandelhalle, die wie eine Wendeltreppe nach oben
führt. Hier hängen meine farbenfrohen Bilder. Von oben her strömt
den Wänden entlang in einem kleinen Bächlein frisches Wasser
von einem kleinen Seelein zum anderen. Manchmal sieht das Was146
ser aus wie ein Labyrinth. Aber immer strömt das Wasser einer tieferen Stelle zu. Ich tauche meine Hände ins Wasser und fühle das
Strömen. Wie gut passen meine Seerosenbilder hierher! Hier ist
Ruhe, hier ist Frieden. Da breitet neben mir eine Frau die Arme aus,
legt sie auf das Wasser, schaut auf zu den Bildern und darüber hinaus. ’Oh, Gott!’, ruft sie aus, ’take all my trouble from me!’ Das wiederholt sie inbrünstig, total hingegeben, drei Mal. Voll Mitgefühl
schaue ich auf sie, fühle und rufe mit ihr.
Draussen wartet mein Begleiter. Mit einer Selbstverständlichkeit
geht er durch die Stadt. Er kennt sich hier aus. Es ist auch so, dass
die Universität nicht von der Stadt getrennt ist. Wenn man eine der
Treppen nach unten steigt, landet man in irgendeinem Gässchen.
Ob ich mich da auch einmal so gut zurechtfinden werde?"
Traum (Ich habe Sai Baba gebeten, mir meine Aufgabe zu zeigen.)
"Meine Jungen werden mir gezeigt. Dann tue ich meine tägliche
Nachtarbeit. Ich lasse Seine Liebe durch mich strömen. Die Liebe,
die ich nicht halten kann. Die durch mich strömt, so wie ich es immer
gewünscht habe. ’Dann ströme deine Liebe also durch mich, ströme sie auch ins Universum wie ein Stern, so dass das Universum
weiss, dass du da bist. Weiss, dass dieser unheilige Planet nun der
heiligste ist, weil DU DA BIST’, so bitte ich ihn."
"Seid wie ein Leuchtfeuer am Himmel, das Liebe und Licht ausstrahlt", fordert uns Sai Baba auf. So ein Leuchtfeuer bin ich, wenn
ich seine Liebe durch mich strömen fühle. Was braucht die Welt, um
zu genesen? Ja doch vor allem Liebe. Jedes Wesen spricht positiv
auf Liebe an, hält still, damit sie dauere. Ich nehme mir vor, neben
der Nacht auch wieder den Vormittag freizuhalten, um dieses Strömen nicht selbst zu unterbrechen oder unterbrechen zu lassen.
Stimme
"Ich führe dich zu den eisernen Wänden und schalte den Strom
ein."
147
Traum
"Ich bin im Ashram von Sai Baba und schaue und höre zu, was er
die Studenten lehrt. Er sitzt mitten unter ihnen am Boden. Immer
wieder streicht er mit seinen Händen über den Boden, pudert ihn
ein (vielleicht mit Vibhuti), streicht immer wieder und wieder darüber. Nach einer Weile denke ich zu ihm: ’Das kann ich auch, diese
Arbeit kenne ich!’ Er kommt sofort zu mir. Dann steht er vor mir, ergreift meine Hände und fordert mich auf: ’Komm nachher ..... dorthin.’ Er spricht nicht aus wohin, aber ich kenne den Ort und bin
glücklich."
Traum
"Ich bin draussen im Garten meines Elternhauses. Mir war anscheinend etwas zugestossen. Meine Schuhe sind dabei verloren gegangen, mein Kleid ist zerrissen, meine Uhr liegt im Schlamm, zudem habe ich Geburtstag und eigentlich wollten wir feiern. Den Gesichtern meiner Freunde nach zu schliessen, glauben sie nicht
mehr an ein Fest. Ich aber bin fest entschlossen, meinen Geburtstag zu feiern.
Übermütig rufe ich aus: ‘Ich kenne eine Adresse, dort nimmt man
mich, wie ich bin. Wenns sein muss, auch barfuss, mit zerrissenem
Kleid - man schaut nicht darauf. Ich kenne die Telefonnummer. Ich
werde anrufen’.
Mit nackten Füssen hüpfe ich durch Schlamm und Pfützen, nachdem ich meine Uhr im Dreck gesucht, gefunden und geputzt habe.
Das Band ist weg, aber die Uhr läuft noch. Die Uhr? Ein kleines, feines, farbiges Ding ist das! Ich gehe zu der Kreuzung, wo der Weg
zu meinem Elternhaus in die Hauptstrasse mündet. Hier oder in der
Stockern muss eine Telefonkabine sein. Alles ist noch finster und
ich kann sie nicht finden. Jetzt sehe ich Licht und Leute. Dort muss
etwas Öffentliches sein. Mir wird bewusst, dass ich meine Brille
auch verloren habe. Wie soll ich das Telefonbuch lesen? Dort, die
Leute werden mir helfen.
Ich befinde mich plötzlich mitten unter ihnen, gehe mit ihnen weg,
einfach so. Unversehens sind wir in einem Haus. Das Licht wird angezündet. Man lacht, man scherzt. Es herrscht eine übermütige
Stimmung, die genau zu meiner passt. Unsere Kinder stürzen sich
148
auf zwei Kinderbetten, ziehen lachend die Schlafmützen heraus
und nehmen sie mit auf die Wiese.
Was geschieht denn nun? Ich erkenne Ärzte und Schwestern in
weissen Kitteln. Dazwischen Frauen, die den Tisch decken und
köstlich duftende Gerichte herzaubern. Einem Mann hat man Blut
abgenommen und ihn wegen seiner Besorgnis ein wenig ausgelacht. Nun geht er strahlend herum und hilft den Frauen. Da entdecken sie mich, die da mit nackten Füssen und sichtlich etwas mitgenommen mitten unter ihnen steht. Sogleich werde ich umsorgt,
befragt, angelächelt. Man versucht mir Mut zu machen. Ich frage
sie, was sie da eigentlich tun. Alle sprechen durcheinander, so dass
ich nichts verstehe. Ein Arzt zeigt mir so etwas wie abgeklemmte
Venen, gefüllt mit einer Flüssigkeit, mit Blut. Es sei wichtig, diese
zu haben, wenn jemand Hilfe brauche, behaupten sie. Es ist also
so eine Art Selbsthilfegruppe, denke ich, wo alle Fähigkeiten der
Einzelnen allen zur Verfügung stehen. Eine alles einschliessende
Gruppe, die von Liebe zueinander getragen ist. Wie eine grosse Familie, nur umfasst diese Gruppe etwa 50 Personen. Aber nun wollen sie mich behandeln, mir helfen. Ich muss meine Stimme sehr
erheben, um alle zu übertönen. ’Hört zu!,’ rufe ich. ’Ich bin nicht
krank!’ In meiner Stimme ist die gleiche Fröhlichkeit, ja Übermut.
’Das, was ihr tut, gefällt mir! Wenn ihr wollt, dann bleibe ich bei
euch.’ Vergessen ist mein Geburtstagsfest. Hier ist mein Fest!"
Es geht um eine Organisation, von der ich glaube, dass sie die Lehre vom Tibeter missbraucht, wie eine andere die Bibel. Immer mehr
wird da nun auch die Lehre Sathya Sai Babas mit hineingezogen.
Viele Sai Devotees machen in dieser Organisation mit. Als das Thema auch in unserer Gruppe aktuell wurde, bat ich Sai Baba um Antwort zu dieser Sache.
Er gab mir Antwort durch zwei Träume.
Traum 1
"Ich bin in den Bergen und wandere ein wenig herum. Der Ort muss
in grosser Höhe sein, da ist kein Strauch, kein Gras, nur Steine. Auf
einmal stehe ich vor einer Art Felsentor. Ich trete ein und befinde
149
mich in einer Grotte mit einem wundervollen Bergsee. Im Wasser
ist eine einzelne riesig grosse, hellviolette Lotosblume, neben ihr
eine Knospe. Voll Freude rufe ich Doris, die auch bei mir ist. Zusammen schauen wir nun beglückt auf dieses schöne Bild. Als ich
jedoch ins Wasser schaue, entdecke ich Grässliches: Drei mehrköpfige Polypen oder Hydras schwimmen in der Tiefe auf die Wurzeln der Lotosblume zu, das Wasser ist trüb und aufgewirbelt. Entsetzt deute ich auf sie, und zusammen starren wir in das Wasser.
Alles ist nur verschwommen zu sehen, dutzende von Fangarmen
durchwühlen das Wasser. Dann sehen wir, dass jedes Tier von einem Tiger festgehalten und so am Weiterschwimmen gehindert
wird."
Traum 2
"Ich bin in einer ehemaligen, sehr geliebten Schule. Aber nichts ist
mehr wie damals. Der wunderschöne Park, wo wir meditieren durften, ist abgeholzt und die Blumenbeete eingeebnet. Statt in den
oberen Räumen, wie damals, steht der grosse Esstisch auf einem
grossen Kiesplatz. Ich höre, dass man hier nun wieder Fleisch isst.
Ich protestiere heftig und schimpfe und schreie herum. Dann setze
ich mich an den einzigen freien Platz am Tisch. Dieser befindet sich
am Tischende gegenüber der Lehrerin. Sie verteilt dunkelblaue Tücher, mit ein paar weissen Flecken darauf. 'Es wird doch wohl nicht
von uns verlangt, dass wir nun in solchen Saris herumlaufen sollen?', frage ich mich voll Sorge. Früher waren wir alle in pastellfarbene Saris gehüllt. Die anderen Schülerinnen öffnen die Tücher. Es
sind gar keine Saris, eben nur Tücher. Ich öffne auch das meine
und entdecke darin ein Loch und ein eingeschnittenes Dreieck. Die
Nase stecke ich durch das Loch und den Zeigefinger durch das
Dreieck und rufe der Lehrerin zu: 'In meinem Tuch hat es Löcher!
Und überex ist es auch!' Es herrscht betretenes Schweigen und unter meinem Tuch fühle ich eine feindselige Schwingung. Darauf
sagt sie schnippisch: 'Ich habe sie selber gemacht. Schliesslich bin
ich nicht vom Fach.' Da ich immer noch unter dem Tuch bin, betrachte ich alles, was darunter ist. Ich entdecke unter dem Tisch drei
dicke Kabel, diese führen zum Nachbarhaus und über dieses zum
nächsten, von da zum übernächsten. 'Ah’, denke ich, dorthin geht
die Energie also!' Da sitze ich nun und das Essen wird gebracht. Ir150
gendetwas in rechteckigen Aluminiumdosen. Ich schiebe das Gefäss weit von mir. Da setzt sich plötzlich die Lehrerin zu mir. Sie
spricht mir gut zu und sagt, dass ich unbedingt davon essen müsse.
Eine Weile höre ich ihr zu. Aber dann sage ich mit zorniger Stimme:
’Gib dir keine Mühe. Ich esse nicht davon.’"
Am Sonntag danach breitete ich alle Broschüren dieser Organisation vor mir auf dem Tisch aus. Ich hatte diese von einem Mitglied
erbeten, das dort aktiv war. Innerlich sagte ich zu Sai Baba: "Ich
weiss, dass sie sich verraten! Mit irgendetwas, durch irgendetwas
verraten sie sich! Bitte, Sai Baba, lass mich die Wahrheit erkennen." Auf einem Umschlagblatt einer Broschüre ist ein Bild. "Der
rote Engel" lautet der Titel. Es ist ein rotes Gebilde auf blauem unruhigem Grund. Auf einem anderen Umschlagbild ist eine Flamme
abgebildet, daneben befinden sich drei schwarze Blätter. Ich las ein
paar Texte vom Gründer selbst, Antworten auf Fragen. Es war ganz
offensichtlich, dass er sich in ganz grundlegenden Dingen, wie dem
Namen der Organisation und ihrer Tätigkeit, selbst widersprach. In
dem Moment kam Roland. Ich erzählte ihm, um was es ging. Er
sagte nachdenklich: "Die 'Brüder' kehren oft die positiven Symbole
auf den Kopf und verwenden sie so. Diese kehren sich dann ins Gegenteil um. Spontan kehrte ich die Umschlagbilder um. Ich staunte
sehr: Aus dem roten Engel ist einer der Polypen geworden, dessen
Arme das Wasser durchwühlen, wie die drei in meinem Traum. Die
schwarzen Blätter sind zu Lanzen geworden, welche auf die Flamme gerichtet sind. Ich werde etwas dagegen tun, nahm ich mir vor.
Vision
"Ich sehe das Bild von Sai Baba, auf dem er mit erhobenen Händen
zwischen Bäumen steht. Das segnende Bild von meinem Altar."
Vision
"Ich sehe und höre Text zum 'dritten Aspekt'. Es kann sich auf das
Buch von Alice A. Bailey/Tibeter 'Jüngerschaft im Neuen Zeitalter'
beziehen, an dem ich im Moment arbeite, und ich sehe das Kreuz."
151
Im Herbst 1994 war ich wieder bei Sai Baba. Im Oktober wurde ich
70 Jahre alt und ich wollte bei ihm sein, wenn dieser neue Lebensabschnitt begann. Diesmal war eine Freundin bei mir. Zuerst waren
wir in Whitefield. Der Tibeter erwähnte in einem Buch, wir sollten
studieren, wie Jesus seine Hände gebraucht habe, wir würden daraus viel lernen. Nun hatte ich von Anfang an Gelegenheit, Gott
selbst zu beobachten, wie er seine Hände gebraucht. Es war, als
ob er mir dazu reichlich Gelegenheit geben wollte. Oft sah ich seine
Hände vor einem klaren Hintergrund. Meine inneren Fragen wurden meistens durch die Hände beantwortet. Als ich mich wieder einmal nicht besonders glücklich fühlte, erhob er sie beide und wiegte
etwas Unsichtbares, nämlich mich. Manchmal hielt er die geöffneten Finger nach oben wie einen Kelch, und richtete sie dann nach
unten zu, um etwas auszugiessen. Manchmal spickte er den Inhalt
mit dem Daumen in die Luft. Es schien, als sei die rechte Hand die
Empfangende und die linke die Verteilerin. Eine andere Art war,
dass er beide Hände nach oben hielt, die Finger zu Becher geformt,
und etwas überströmen liess. Er hob die Hände zum Segnen und
zum Schützen. Wenn er die Hände auf dem Rücken verschränkt,
dann ist er der Lehrer für mich.
Im Gegensatz zu den letzten drei Monaten bei ihm, fühlte ich vom
ersten Tag an auch im Ashram die innere Verbundenheit. Darüber
war ich sehr glücklich.
Ich hörte diesmal oft Gespräche, die er mit Devotees führte. Ich
wunderte mich oft, wie unbefangen die Inderinnen mit ihm sprechen, ihn anrufen und ihn berühren. Mein grosses Problem würde
sicher sein, dass ich nicht seine Sprache spreche und auch nicht
gut englisch kann. Auf den inneren Ebenen gibt es diese Probleme
nicht. Aber hier hatte ich oft das Gefühl, Wichtiges zu verpassen
und ausgeschlossen zu sein.
Im Übrigen arbeitete er sehr intensiv an mir, jedoch, wie gewohnt,
auf den inneren Ebenen. Trotzdem war da immer noch der Wunsch,
ihm auch auf der äusseren Ebene nahe sein zu dürfen. Warum sollten wir denn Darshan haben, wenn das nicht auch wichtig wäre?
"Alles, worauf mein Blick fällt, wird verändert. Ihr verändert euch jeden Tag", sagt er. Dass sein Blick jeden Tag auf mich fallen möge
und dass ich mich jeden Tag verändern würde, das wünschte ich
mir.
152
Ich besuchte wieder die Vorträge. Manchmal stellte ich mir vor,
dass ich nun dort sei, wo der nächtliche Unterricht stattfindet. Auch
Sai Baba selbst hielt in dieser Zeit oft Ansprachen. Ich verstand ja
kaum etwas. Er sprach in Telugu und der Text wurde ins Englische
übersetzt, was ich ja auch nicht verstand. Was mir jedoch auffiel,
war das Wort “Body”. Er brauchte es oft. Ich dachte zu ihm: “Was
hast du nur mit dem Body? Ich bemühte mich, diesen Body zu übersteigen, und nun höre ich von dir selbst dieses Wort so oft. Warum
ist er dir so wichtig?” In vielen Vorträgen wurde vom Tempel Gottes
gesprochen, der unser Körper sei. Auch Sai Baba spricht oft in diesem Sinne davon. In einem Tagesspruch nannte er ihn "Tempelcharioter". Ich dachte lachend zu ihm: "Es wird immer schöner, nun
ist dieser Körper nur noch der Charioter." Erst später wurde mir bewusst, dass er das Herz als Tempel Gottes bezeichnet und den
Körper als Charioter ansieht. Mit und dank diesem Tempel gehen
wir durch die Prüfungen, siegen und verlieren in ihm, bis wir wieder
in Gott "gelandet" sind. Alles, was uns hier Schmerzen bereitet, hat
mit diesem Körper zu tun, nicht mit dem Gott in uns. Diesen Körper
brauchen wir jedoch, um hier in der Welt unsere Aufgaben zu erfüllen.
Einmal sass ich gegenüber der Türe, wo Sai Baba herauszukommen pflegte. Ich dachte zu ihm: "Nun kommst du, wie schon so oft,
auf mich zu und ich renne dir nicht entgegen, so wie ich es mir eigentlich wünsche." Die Türe öffnete sich und Sai Baba blieb eine
Weile stehen. Dann machte er eine kleine Drehung nach links und
blieb vor dem Türpfosten noch einmal stehen. Anschliessend kam
er bis zum Geländer auf mich zu, wie ich es mir gewünscht hatte.
Ich erkannte, dass ich nicht gegenüber der Türe, sondern gegenüber dem Pfosten sass. Das sind Geschenke, wie ich sie liebe. Es
ist ein Spiel, das wir schon oft zusammen spielten und wobei seine
Liebe für mich Gestalt annimmt. Dabei bleibt er jedoch immer auf
Distanz und es war diese Distanz, die mir auch diesmal wieder zu
schaffen machte.
Die Tage in Whitefield waren vorbei und wir fuhren nach Puttaparthi.
Meinen Geburtstag verbrachte ich da. Aber mit demonstrativ abgewendetem Kopf ging Sai Baba vorbei. Ich war enttäuscht, wieder
einmal frustriert. Siebzig Jahre wird man ja nur einmal. Um an diesem Tag bei ihm zu sein, dafür kam ich her. Nichtbeachtung einmal
153
mehr! Es war nicht leicht für mich, dieses "Geschenk" anzunehmen.
Ich verstand ihn einfach nicht. Es sind jedoch immer unerfüllte Wünsche, die uns unglücklich machen. Einzig meine Lieblingsmusik
wurde zum Darshan gespielt. Das war ein besonderer Gruss, aber
ich erwartete mehr. Am Abend kam eine Frau, die im Ashram wohnte, bei mir vorbei. Sie wusste nichts von meinem Geburtstag. Es
war die gleiche Frau, die am ersten Weihnachtsfest für die Blumen
verantwortlich gewesen war und mir den Auftrag mit den Girlanden
übertragen hatte. "Immer wollte ich dieses Bild verschenken, aber
Swami hat es stets verhindert. Als ich dich sah, wusste ich, dass
das Bild dir gehört." Mit diesen Worten übergab sie mir ein Bild, das
sie von Sai Baba gemacht hatte. Es zeigt den jungen Sai Baba. Er
lächelt darauf unbeschwert jugendlich, und seine Augen lachen mit.
Umrahmt ist das Oval des Fotos mit wunderschönen Pfingstrosen
in weiss-beiger Farbe. Sie sind mit Gold verziert. Ergänzt werden
sie mit violettem Flieder, einer meiner Lieblingsblumen. Erst zu
Hause erkannte ich, dass auf meinem Geburtstagssari, den mir
eine Verkäuferin rabiat aufgedrängt hatte, genau die gleichen Blumen in der gleichen Farbe sind.
Dann kamen Schweizer Freunde und beschenkten mich mit Girlanden. Am nächsten Tag sass ich dann in der ersten Reihe und es
wurde mir bewusst, dass ich ja erst heute Geburtstag hatte. Wurde
nicht gestern mein altes Leben abgeschlossen? Ich benützte die
Gelegenheit, um Sai Baba um ein Interview für die Gruppe zu bitten. Aber erst auf die zweite Bitte gab er mir Antwort. Er schaute
mich liebevoll an und sagte: "Wait! Wait!"
Nach dem Darshan stand er auf der Terrasse und schaute zu den
Polizisten hinaus. Es regnete. Aber kurz entschlossen hob er sein
Kleid ein wenig hoch und ging in den Regen hinaus. Die Devotee
neben mir, eine Zimmergenossin, rief ihm zu: "Higher, Swami, higher!" Seine Beine waren zu sehen. Ich lachte laut. Tadelnd und lachend zugleich schaute er zu uns herüber. Beim Zurückgehen
schaute er noch einmal vorwurfsvoll zu uns, aber diesmal hielt er
die andere Seite des Kleides hoch, so dass wir wieder die Beine sehen konnten. Das ist auch Sai Baba, immer für Scherze bereit. Wie
hat doch der Tibeter gesagt: "Er ist kein ernster, stiller Mann, er ist
kein Mann der Schmerzen." Ja, an diesem Tag hatte ich Geburtstag.
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Am nächsten Tag hatten wir wieder erste Reihe und konnten ihm
endlich die Briefe geben.
An einem der Tage vor unserer Abreise sass ich gegenüber der
Terrasse. Es war Abend und ich betrachtete eine Lichterreihe am
Boden, die auf mich zulief. Das vorderste Lichtchen blinkte ein bisschen. Ich suchte die Lichtquelle, von der diese Spiegelung herkommen könnte. Aber es war keine auszumachen. "Wenn das heissen
soll, ich komme immer auf dich zu, dann, geliebter Sathya Saayine,
komm auf dieser Lichtchenstrasse wieder einmal auf mich zu",
dachte ich übermütig. Da kam er auch schon heraus, stellte sich in
die Mitte der Terrasse und erfüllte mir den Wunsch.
Am Mittag stand ich vor dem Office, um mich abzumelden. Ein Taxi
fuhr vor und die Freundin, die mich mit Sai Baba bekannt machte,
stieg aus. "Du wirst doch jetzt nicht heimgehen. Als ich hörte, dass
du bei Sai Baba bist, stieg ich ins nächste Flugzeug, um auch da
zu sein", sagte sie entschieden zu mir. Ich aber wollte nur bleiben,
wenn meine Reisegefährtin auch bleiben konnte.
An diesem Nachmittag sassen wir fast zuhinterst, aber in mir war
"ein Friede, der alles Verstehen übersteigt", wie es heisst. Ich war
glücklich, dass ich ihm zuschauen konnte, wenn er sich seinen Devotees zuwendete, Briefe nahm, sprach und als Bauherr Anordnungen gab. Am nächsten Tag hatten meine Reisekameradin und ich
erste Reihe. Von einer Bekannten wurde mir ein Brief zugespielt,
den ich Sai Baba geben sollte. Zu meiner Freude sah ich, dass in
unserer Reihe sechs Schweizerinnen sassen. Wir hatten abgemacht, dass wer vorne zu sitzen komme, für ein Interview fragen
solle. Ich war die letzte in der Reihe und sass vor dem Tempel. Da
ich bemerkte, dass die anderen nicht gefragt hatten, sprach ich ihn
an. Er gab keine Antwort. Den Brief wollte er nehmen, aber ich hielt
ihn ein wenig fest und fragte ihn noch einmal. Er schaute mich überrascht an und nickte unmerklich, aber ich wusste, es war ein Nein.
In der Zeit zwischen Darshan und Bhajan schauten wir dem japanischen Fernsehteam zu, das Sai Baba auf der Männerseite beim
Darshan begleiten durfte. Als sie bei den Studenten vor dem Tempel ankamen, dachte ich: "Schade, dass immer nur die Männerseite
gefilmt wird." Sai Baba wendete sich abrupt zu den Filmleuten um
und winkte ihnen, mit ihm zu kommen. Ja, und dann kam er strahlend, lächelnd und voll Schönheit auf mich zu, so dass alles in mir
jubelte: "O, du Strahlender, majestätischer Einer!" Links von mir
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blieb er stehen und winkte eine Mutter mit ihrem Säugling nach
vorn. Neben mir segnete er das Kind und materialisierte Vibhuti,
das er über seinen Kopf rieseln liess. Dann stellte er sich lächelnd
vor mich hin, schaute mich mit seinen Sternenaugen an und fragte:
"Wann fährst du weg?" Ich war verwirrt, wir waren noch zu keinem
Entschluss gekommen, so sagte ich spontan: "The tenth." "No, the
fifteenth", erklärte er bestimmt und schaute dabei auch meine
Nachbarin an. Also nun wusste ich, dass wir noch bleiben und zusammen heimgehen würden. Das war von Gott selbst angeordnet.
Ich dankte und streckte ihm meine Hände entgegen, dann senkte
ich sie und streichelte selbstvergessen sein rechtes Bein. Unten angekommen, traf ich auf die Hände meiner Freundin. Ich kann mir
denken, dass jemand, der von Sai Baba nichts weiss, diese Hingegebenheit nicht verstehen kann. Aber das konkrete Denken war wie
abgeschaltet. Da war nur Liebe zwischen ihm und mir. Die Quelle
aller Liebe ist er. Erst als er weiterging, realisierte ich, dass die Japaner alles gefilmt hatten.
Einmal verteilte Sai Baba Saris an die Studentinnen und ihre Lehrerinnen. Die gleichen Saris für ein paar hundert Töchter. Den Lehrerinnen teilte er die Farben persönlich zu. "Was für eine Farbe würdest du mir geben, wäre ich eine deiner Lehrerinnen?", fragte ich
ihn in Gedanken. Darauf zog er einen rosaroten Sari, der perlmuttartig schimmerte, aus dem Stapel heraus, öffnete ihn, betrachtete
ihn, faltete ihn wieder zusammen und legte ihn zurück auf den Stapel.
An unserem letzten Tag war Akandabhajan. Mit einem wunderbaren Prasad wurde die Feier beendet. Die Studenten stellten einige
grosse Töpfe auf die Veranda. In einigen hatte es Reis, in anderen
eine süsse Bananenspeise. Es ist kaum zu glauben, dass diese
Töpfe Nahrung für mehr als zehntausend Devotees enthalten sollten. Aber ich hatte schon oft erlebt, dass immer genug für alle da
war, so auch dieses Mal.
Auf dem Rückweg besuchten wir noch den Sai Tempel und sein
Haus in Bombay. Dort erhalten einige hundert Kinder aus den Armenvierteln Schulunterricht. Wir waren mit ihnen im Tempel, als sie
ihre tägliche Andacht in eigener Regie feierten.
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An der Front der Bühne befanden sich die Symbole der Religionen.
In der Mitte das OM, das Symbol des Hinduismus, links das Kreuz,
rechts das Rad des Buddhismus, je ganz aussen und kleiner die anderen. Auch hier also die Betonung der drei Religionen, die den
Übergang gemeinsam schaffen müssen.
Dann war ich wieder zu Hause und fühlte neu die Führung und Belehrung durch Träume und Hinweise.
1995
Traum
"Ich bin mit anderen im Wald unterwegs. Alles ist überschwemmt.
Bei mir ist eine Begleiterin. Wir gehen voraus und sind nun auf einem Weg, von dem man auf den Tempel hinunterschauen kann.
Neben diesem steht ein grosser Baum. Die Äste hängen fast bis auf
den Boden. Der ganze Baum leuchtet in goldenem Licht. Daneben
ist 'die Schule'. Unsere geliebte Schule! Wir schauen zusammen
auf dieses schöne Bild. Unsere Herzen jubeln und ich sage voll
Freude und leiser Wehmut: 'O! Dieses Bild, wie voll von Freude und
Glück bin ich, das zu sehen!' Dann schaue ich auf den Weg mit seinem Schlamm. Ich ergreife nun selbst einen Besen. Natürlich ist es
einer ohne Stiel, wie man ihn im Ashram benützt. Meine Begleiterin
ruft mir zu: 'Komm! Komm! Das ist nicht unsere Aufgabe, wir müssen den Weg auskundschaften.' Wir stürmen zusammen den Berg
hinauf, das Bild vom Tempel und der Schule als Antrieb in unseren
Herzen."
Am nächsten Morgen sagte Sathya Saayine zu mir: "Im Ashram
wirst du mehr Sonne haben."
Im März geschah es zum dritten Mal, dass sich die Fotos von Sai
Baba mit einem Laut bewegten, als ob sie jemand zwischen den
Händen nach vorn und hinten biegen würde. Das geschah auf meine Gedanken, dass ich ja nun weggehen könnte, da ich meine
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Pflicht als Mutter jetzt wohl getan hätte. Das letzte Mal hatte es mit
meiner Frage zu tun, ob ich wieder einmal zu ihm kommen dürfe.
Vision
"Inmitten von Menschen steht ein Stein. In der Mitte ist eine Vertiefung, in der eine goldene Flüssigkeit leuchtet. Endlich nehme ich
diesen Stein ganz wahr und erkenne den Sinn. Ich lehne mich an
ihn und lege meine beiden Hände in dieses Gold, und Glückseligkeit durchflutet mich."
Beeindruckung am Morgen
"Intoniert das Gayatri zuerst für den Körper, das zweite für die Seele, das dritte für den Gottesfunken."
Traum
"Eine Frau hat die Aufgabe, in zehn Suchschritten einen Gegenstand zu finden. Sie zählt langsam von eins bis zehn. Bei sieben
hält sie ein wenig inne. Auf zehn zieht sie aus einem Heuhaufen einen Gegenstand heraus. Es ist meine weisse Japamalakette mit
dem Kreuz daran, die ich von meinen Jungen bekommen habe. Die
Frau hat die Prüfung bestanden."
Traum
"Ich bin im Ashram und zugleich Lehrerin in einer Schule. Ich gehe
zwischen den Schultischen durch und entferne zwei Flecken aus
dem Teppich. Wir warten auf Sai Baba. Als er endlich kommt, geht
auch er zwischen den Schultischen durch und betrachtet auch den
Teppich. Lange bleibt er stehen, um von weitem mit mir zu sprechen. Er ist gar nicht zufrieden mit mir. Irgendetwas ist über mir, das
mich hindert, den Kopf aufzurichten. Dann plötzlich lächelt er herzlich, winkt mir zu und geht hinaus. Die 'Eingeweihten' des Ashrams
versichern mir, dass er nun lange nicht zurückkommen werde. Immer sei es so, wenn er winkend hinausgehe. Ich bin zutiefst traurig."
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Traum
"Ich stehe vor meiner Bücherwand. Jemand sagt, dass wir das
Buch, das von Sai Baba am meisten zitiert werde, nicht hätten. Ich
kann mir nicht vorstellen, dass wir eines der wichtigsten Bücher
nicht haben sollten. Gedankenverloren betrachte ich die Bücher
und summe ein Bhajanlied vor mich hin. Nach und nach stimmen
alle ein und nun erklingt dieses fröhliche Loblied voller Kraft."
Traum
"Es geht um eine Entscheidung für viele Menschen. Ich gehe zu
meinem Götterbild, einer Göttin, um sie um Rat zu fragen. Es
scheint mir, als hätte sie die Lippen bewegt. Es ist nicht sicher, aber
der Gedanke rührt mich sehr. Ich schmiege mein Gesicht an ihres
und flüstere: 'O, mein geliebter Sathya Saayine!' Da beisst sie mich
ganz sanft in die Wange, es war wie ein Kuss."
Traum
"Ich habe Verantwortung übernommen und mit anderen Devotees
arbeiten wir an einer Botschaft für Sai Baba. Eine Frau hat eine eigenartige Schürze angefertigt, diese hat drei Schichten und auf jeder befinden sich Taschen. In den Taschen stecken Briefchen an
Sai Baba, Zettelchen mit Versprechen, manchmal Geld. Es sind
Beträge die sie sich am Mund abgespart hat, um Sai Babas Werk
zu unterstützen.
Dann gehe ich auf das Feld, um mir die Blumen anzuschauen, die
ich vom Zimmer aus gesehen habe. Die violetten, blauen und rotvioletten herrschen vor. Ich gehe von einer Blume zur anderen und
schaue jede aufmerksam an und bin unsagbar glücklich. Ich weiss,
dass bei den 'Blümchen auf dem Feld' mein Wirkungsfeld ist."
Im Juni hatte ich einen Vollmondtraum
"Viele Sai Devotees sind in meinem Haus versammelt. Es ist ein
Kommen und Gehen und es herrscht grosse Freude, denn er ist
selbst da. Hingegeben, selbstvergessen sitze ich bei ihm auf dem
Boden, wir sind uns ganz nah. Da schaut er mich lächelnd an und
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sagt: 'Du solltest nun in dein Zimmer gehen, um zu meditieren.' Erstaunt schaue ich ihn an. Ich sollte ausgerechnet jetzt woanders
hingehen? Ich bin enttäuscht. Da legt er mir mit Nachdruck ein kleines, mit Rosen verziertes, beschnitztes Tablett in die Hand. Darauf
liegen Räucherstäbchen, Vibhuti, Kampfer mit Lampe, Zündhölzchen und alles, was man zum Arathi braucht. Nachdem ich mich in
mein Zimmer zurückgezogen habe, versammelten sich auch da einige Menschen. Da ist aber keine Freundschaft zu spüren, im Gegenteil. Alle meckern an mir herum, die Kinder tollen herum. Jemand spottet: 'Sie ist nicht einmal gekämmt!' Ich hebe etwas vom
Boden auf, worauf ein Mann lakonisch feststellt, darauf habe er
schon lange gewartet. Ich frage ihn: 'Wie lange?' 'Lange!', brummelt
er. Da platzt mir der Kragen. 'Warum hast du es denn nicht selbst
aufgehoben?' Ich sehe, der Mann ist leicht geistig behindert. Wie
soll man da meditieren, frage ich mich. Plötzlich werden alle Wände
hochgezogen und ich sehe mich mitten unter den Devotees. Alle
warten darauf, dass ich endlich mit der Andacht beginne. Alle Bedenken fallen von mir. Ich weiss, ich werde es schaffen. Zum ersten
Mal wird nun hier zu Ehren Sai Babas ein Arathi angezündet."
Ich erinnerte mich an die einmal gehörten Worte: "Die Liebe deines
Gurus ist in dir, es gibt keine andere." Gott ist mein Guru.
Verleumdungen über Sai Baba wurden mir zugetragen. Wie gewohnt lachte ich nur und wollte zur Tagesordnung übergehen. Penetrant kehrten die Gedanken daran immer wieder zurück. Nach
und nach ärgerte ich mich über den Zuträger und die Informantin
dahinter. Ich übergab das Problem Sai Baba mit den Worten: "Das
ist ja wohl deine Angelegenheit! Bitte nimm diese Gedanken von
mir." Die Verleumdung betraf sein Verhältnis zu den Studenten.
In der Nacht darauf hatte ich folgenden Traum
"Ich befinde mich in einem schönen Garten bei einem runden Brunnen. Darin fummelt ein junger Bursche herum. Er versucht, etwas
Orangefarbenes aus einer Art Schlauch herauszuziehen. Ich erschrecke zutiefst. ’Das ist gefährlich’, warne ich ihn. ’Das ist unerhört giftig! Komm heraus, mach das nicht selbst!’ Da erscheint ein
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Hohepriester in seinem weissen Gewand. Unter diesem trägt er,
wie ich bei jedem Schritt sehe, Werkzeug mit sich. Er wendet sich
zu dem Jungen, um ihm zu helfen. In dem Moment beginnt die
Brause über mir zu sprühen und wie mit warmem Regen werde ich
eingehüllt und sehe nichts mehr. Ich fühle in mir eine grosse Erleichterung und gebe mich diesem Bad genüsslich hin. Als der Regen aufhört, ist der Junge verschwunden und auch der Hohepriester ist weg. Ich sehe Männer, die mit schmutzigen Schuhen über einen orangefarbenen Teppich laufen, der zu des Hohepriesters
Haus führt. Die Flecken machen mich tief im Herzen unglücklich."
Beim Erwachen sagte jemand über mir: "Ja, schmutzige Schuhe
hinterlassen hässliche Spuren (Geschwätz).”
Ich überlegte, dass Sai Baba mir in meinem Trauerjahr keine Erklärung gegeben hatte über das, was er in mir bewirkte. So gibt er sicher auch seinen Studenten keine Erklärung ab. Wenn ich an das
Buch vom Tibeter denke: "Die Hierarchie tritt in Erscheinung", und:
"Er kommt nicht allein, die Hierarchie wird mit ihm kommen", dann
muss ich annehmen, dass gerade unter seinen Studenten viele
Hierarchen zu finden sind. Würden diese als junge Menschen ihn
verstehen? Missverstehen sie ihn nicht genau so, wie ich? Ziehen
nicht auch sie vielleicht das, was geschieht, auf die persönliche, irdische Ebene herab? Sathya Sai Baba ist für diese Jungen Vater,
Mutter und Guru. Ist er daher nicht auch verantwortlich für ihre spirituelle Entwicklung? Bestimmt wird er gerade für sie der Hohepriester sein.
Am 9.10. war ich im Ashram und hatte folgenden Traum
"Eine Freundin und ich stehen an einer Kreuzung in einem südlichen Land. Für diese Freundin habe ich lange Zeit zu Sai Baba gebetet, ohne dass sie es wusste. Ich stehe rechts von ihr und sie direkt an der Kreuzung. Da sehen wir auf der gegenüberliegenden
Strasse Sai Baba spazieren. Er bleibt hin und wieder stehen, lächelnd und scherzend. Ich bin glücklich. Hier kann er, ohne behindert zu werden, in Ruhe unter seinen Devotees umhergehen. Wie
zwei junge Mädchen dem Geliebten, so sehen wir ihm entgegen.
Da kommt er lächelnd geradewegs auf uns zu. Er streckt mir seine
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Hand entgegen und schaut mich eindringlich an. Gerne lege ich
meine Hand in die seine, und er drückt sie lange. Dann lässt der
Druck nach, aber seine Hand ist nun wie eine Schale und meine
liegt darin. Da ist eine grosse Zärtlichkeit, eine Liebe, die nur Gott
eigen ist. Ich wundere mich ein bisschen, denn er ist ja eigentlich
weitergegangen. Ich weiss, dass er uns jetzt den Rücken zukehrt
und sich anderen Menschen zuwendet. Ich betrachte unsere Hände und den Verlauf der Arme und nehme überrascht zur Kenntnis,
dass wir die ganze Zeit den Bauch meiner Freundin in unseren Armen halten. Mit dieser wundervollen Entdeckung, voll Liebe und
Freude, erwache ich zu meinem irdischen Leben."
Ich fühlte die Liebe durch mich strömen und ganz selbstverständlich liess ich diese drei Mal in alle Ebenen ausstrahlen. Ich fühlte
ganz aufmerksam in mich hinein und dachte dabei an Yogananda
und ob ich damals nicht doch hätte weitermachen sollen.
Im Herbst entschloss sich unsere Gruppe, mit mir zu Sai Baba zu
kommen. Da sich das zweite Kind von Doris und Roland genau in
diesen Tagen meldete, verzichteten sie jedoch auf die Reise. Ich
selbst wollte zum 71. Geburtstag von Sai Baba bei ihm sein.
Uns schlossen sich noch andere an, so dass wir eine Gruppe von
zwölf Personen waren, die schliesslich im Ashram landeten. Neue
Prüfungen nahmen ihren Anfang. Es dauerte nicht lange und Sai
Baba stach in diesen Gruppenballon. Der Auslöser war ein Interview.
Im Interviewraum rief er mich mit den Worten zu sich: "Come near,
sit there", und zeigte auf seine Füsse. Ich bat ihn innerlich, dass er
alle Tore, alle Türen, alle Fenster für mich öffne und alle Schleier
von meiner Seele reisse. Bei mir hatte ich das Manuskript des Amrita-Büchleins, das wir übersetzt hatten. Er segnete es. Aber ich
fragte ihn, ob es wirklich sein Wunsch und Wille sei, dass es nun
auch gedruckt werde. Das müssten wir dann "privately" besprechen, sagte er darauf. Ich wartete also auf diese Besprechung solange wie ich da war. (Jetzt, da ich diese Worte niederschreibe,
warte ich immer noch. Das Amrita ist inzwischen gedruckt und die
Auflage schon bald verkauft.)
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Er breitete seine Arme aus und sagte: "Mein Herz ist gross, so
gross! Alle haben darin Platz!" Seine Devotees seien sein Reichtum, erklärte er, einen anderen habe er nicht. Alles, was er tue, sei
für sie. Er sang für uns das Lied: "Love is my form ... "
Über die Probleme, die nachher folgten, mag ich gar nicht schreiben, denn fünf von unserer zusammengewürfelten Gruppe waren
nicht dabei.
Prüfungen! Wie oft habe ich bedauert, dass man Sai Baba nicht so
einfach fragen kann. Ich war jetzt da und hatte so viele Fragen. Diese hatten mit mir selbst, mit meiner Gruppe und mit meinen Aufgaben zu tun. In meinem Gepäck befanden sich drei Manuskripte, die
ich gerne mit ihm besprochen hätte. Wollte ich ihn durch Briefe fragen, brauchte das gut ein Dutzend Briefe. Ich zog es vor, erst gar
nicht damit anzufangen.
Ich konnte es nicht verhindern, dass auch diesmal Wünsche nach
mehr Beachtung auftauchten. Das Muster wollte immer noch nicht
ganz auf meines passen. Er liess mich aus nächster Nähe zuschauen, wie er sich anderen zuwandte, so wie ich es für mich selbst
wünschte. Einmal überfiel mich eine so abgrundtiefe Traurigkeit,
dass mir schon auf dem Tempelplatz die Tränen über das Gesicht
liefen. Da ich auch diesmal immer in Schweiss gebadet war, dachte
ich, dass man das nicht bemerken würde. Ich vergass, dass er alles, was ich fühlte, auch fühlte. Als er nach dem Bhajan über den
Platz zurückging, krampfte sich in mir alles zusammen. Ich fühlte
eine heftige Gegenreaktion von ihm, die nur noch alles verschlimmerte. Er war vor dem Tor angekommen und blieb unvermittelt stehen. Alle standen auf und drängten nach vorne, um ihm noch einmal nahe zu sein. Ein kleiner Tumult entstand. Ich trocknete mein
Gesicht, rappelte mich auf und stand einer dunklen, schlanken Inderin in braun gemustertem Sari gegenüber, die mich kopfschüttelnd und tadelnd betrachtete. Ich starrte eine ganze Weile in dieses
Gesicht, das von kurz geschnittenen Haaren umrahmt war. Ohne
ein Wort wendete ich mich zum Gehen. Dann, zur Besinnung gekommen, fragte ich mich, was diese Begegnung mich lehren sollte.
Ich dachte an den braunen Sari. Eine Farbe, die ich nicht ausstehen
kann. Sie ist so irdisch! Und dann erkannte ich die Lektion: Alles,
was mich hier so unglücklich machte, hatte mit der Welt und mit Ma163
terie zu tun. Bin ich im Himmel oder bei Gott, um mich mit irdischen
Dingen zu belasten?
Am nächsten Tag setzte ich mich wieder einmal zu den alten Inderinnen beim Mittelgang, weil ich da oft an den Aktivitäten Sai Babas
als Bauherr teilnehmen konnte. Auch diesmal ging er viele Male
zum Tor und besprach in meiner Nähe die Bauarbeiten mit dem Architekten. Manchmal ruhten seine Augen direkt auf mir. Bald danach setzte sich eine dicke Inderin schwerfällig neben mich, sie trug
einen braunem Sari, war aber nicht die Frau vom vorherigen Tag.
Während eines Festes machte ich eine eigenartige Entdeckung.
Ich sah das Bild Sai Babas immer schon, bevor er in mein eigentliches Blickfeld trat. Skeptisch wie ich bin, musste ich das mehrmals
kontrollieren. Es war sogar so, dass ich ihn manchmal ganz sah,
obschon das gar nicht möglich war. Der Tibeter sprach einmal über
die Möglichkeit, dass sich unsere körperlichen Augen verändern
können, so dass wir auf der Ätherebene sehen. Die materielle Ebene kann dann wohl nichts mehr verdecken. Er sagt auch, dass wir
die Gedanken vor anderen Menschen nicht mehr geheim halten
könnten. Ich entdeckte bei einer Überprüfung, dass ich nur Sai
Baba so sehen kann.
Meine Geduld wurde geprüft. Habe ich nicht ein Leben lang Geduld
geübt? Hier kommen alle Schwächen zum Vorschein und ich muss
gestehen, dass ich von der Geduld eines Sai Babas noch weit entfernt bin.
Einmal dachte ich zu Sai Baba: "Du hast einen Wunschbaum, einen
Meditationsbaum und hier sitzt ein Fragebaum. Auch dieser Baum
gehört dir."
Ich sagte ihm auch, dass mein Herz ihm immer entgegenfliegen
werde, auch wenn mein Körper da sitzen bleiben müsste. Dass
nichts und niemand ausser ihm Raum in mir oder Macht über mich
habe. Dass seine Worte: "Deine Liebe bringt dich zur Wahl der ersten Stunde" für mich nun wahr geworden seien, was immer sie auch
bedeuten würden, aber dass meine Sehnsucht doch nicht ganz gestillt worden sei.
Es gab viele Feste und entsprechend viele Ansprachen. Ich verstand nicht so viel, aber meine Seele jubelt immer, wenn er die Texte singt, und das war auch jetzt nicht anders. Es ist ein Vergnügen,
ihm auch nur zuzuschauen, dann "trinke ich, was die Wimper hält".
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Diesmal jedoch fühlte ich auch eine starke Reaktion im Kopf. Ich
ging dann immer sofort ins Zimmer, um "diese Energie nicht ungenutzt zu ihm zurückkehren zu lassen", wie er uns für den Darshan
lehrt. In der Nacht nach einem Vortrag hatte ich folgenden Traum:
"Einige Menschen schlendern herum, ich bin einer von ihnen. Da
sehe ich plötzlich Sai Baba kommen. Ich eile an die Kreuzung, wo
er vorbeikommen muss. Er schaut mir entgegen und kommt selbst
auf mich zu. Ich werde förmlich zu ihm hingezogen. Schweigend
und hingegeben schaue ich zu ihm auf. Da breitet er die Arme aus
und schliesst mich hinein, drückt mich sanft an sich und küsst
mich."
Es war also auch hier so, dass die Träume für mich viel wundervoller waren als das Geschehen in der äusseren Welt.
Am Tag darauf schaute er mich lächelnd an. Nicht direkt, sondern
mit einer Wendung des Kopfes, so dass kein Zweifel blieb, wem der
Blick gegolten hat. Diese Blicke kenne ich. Auch das Spiel um die
Säulen ist mir bekannt. Ein Blick kurz vor dem Verschwinden, dann
beim Wieder-Hervortreten. Viele solcher Blicke galten mir.
Es regnete in dieser Zeit. Das Plexiglasdach über dem Mittelgang
war noch nicht dicht. Immer mussten die Sevadals Wasser auftrocknen. Dem Architekten sah man an, wie er sich darüber sorgte.
Die Plexiglastafeln sind gewölbt, es ist fast nicht möglich, sie dicht
zu machen. Einmal stand Sai Baba absichtlich direkt unter eine
Stelle, wo das Wasser herunterlief. Dann beklagte er sich gestikulierend darüber, dass sein Haar und das Kleid nass geworden seien. Alle lachten und der Architekt schaute betroffen drein. Sai Baba
liebt es, durch das Spiel seiner Hände allen zu übermitteln, wovon
er gerade spricht. "Dieses Spiel kannst du immer wieder machen",
dachte ich zu Sai Baba, "die Plexiglasplatten sind gebogen, unmöglich, sie dicht zu machen! Ich kenne das von einfachen Flachdächern bei uns, ich kenne kein einziges dichtes Flachdach, und dieses hier besteht erst noch aus gebogenen Platten! Das Dach wird
nie dicht werden, das sage ich dir!"
Einmal sass ich weit vorne. Er ging vorbei, ohne mich direkt anzuschauen. Nach einem Meter ungefähr blieb er stehen und machte
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mit der Hand eine Drehbewegung, als ob er ein Rad in Schwung
bringen wollte. Sehr energisch und sehr präzise. Ich fühlte die Reaktion im Kopf. Ja, was macht er denn anderes, als im Vorübergehen unsere "Räder" anzukurbeln? Wie sagt er doch über den Darshan: "Unterschätzt nicht, wenn ich an euch vorübergehe. Alles,
worauf mein Blick fällt, wird verändert, ihr verändert euch jeden
Tag." Ich möchte jeden Tag verändert werden. Innerlich fragte ich
ihn, ob es wirklich so sei, dass er unsere Räder ankurbelte. Worauf
er noch einmal energisch die Drehbewegung wiederholte. Als er
mich einige Tage lang weit hinten sitzen liess, ergänzte ich seine
Worte und sagte trotzig: "Und alles, worauf mein Blick fällt, wird von
dir geliebt." Das hat mir auch bei meinem ewigen Vergleichen geholfen. Denn der andere, mit dem ich mich vergleiche, ist die Welt.
Statt über Gott, denke ich über den anderen nach. Ich bitte Sai
Baba oft, die Geduld mit mir nicht zu verlieren. Manchmal komme
ich mir hier so kleinkariert vor.
Ich fühlte nun täglich, wo ich auch sass, wie Sai Baba meine Räder
im Kopf bearbeitete. Danach war ich immer wie benommen, so
dass ich schleunigst ins Zimmer ging.
Einmal war das alles besonders stark und auch im Zimmer fühlte
ich die starke Verbundenheit. Wie tief erfuhr ich, dass er selbst zu
mir kam, wie es in einem Tagesspruch der vorhergehenden Tage
hiess.
Die Lektionen, die ich in den letzten Wochen zu lernen hatte, waren:
nicht vergleichen, nicht kritisieren. Wie oft kritisierte ich sogar ihn
selbst!
Der Baalschem sagt über den Hochmut: "Nur wer sich mit anderen
vergleicht, ist der Hochmütige." Er sagt aber auch: "Jedermann soll
wissen und bedenken, dass er in der Welt einzig ist in seiner Beschaffenheit, und kein ihm Gleicher war je im Leben, denn gäbe es
einen ihm Gleichen, dann brauchte er nicht zu sein." Kritik ist immer
lieblos und zerstörend.
Ich erkannte, dass es hier für mich eine einzige Aufgabe gab: mich
mit Sai Baba zu verbinden, mich einzig auf ihn zu konzentrieren.
Einmal am Morgen, als seine Liebe mächtig durch mich strömte,
dachte ich darüber nach, wieso das "Schleusentor" seiner Liebe für
mich immer wieder zugehe. Wenn doch nichts, keine Tätigkeit, kein
Wort, nicht Aufstehen, nicht Herumgehen diese Liebe stoppen
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könnte! Die Welt braucht Liebe! Es ist eine überirdische, fast unpersönliche Energie, die ich nicht zurückhalte, die unendlich seligmachend und doch nicht Besitz von mir oder für mich allein ist. Tausendmal gesegnet bin ich, dass sie durch mich strömen kann. Mitten in meinen Gedanken sah ich mich in einer Vision mit allen
anderen in den Tempel gehen. Da kam eine Sevadal auf mich zu,
nahm mich an der Hand und zog mich mit sich: "Line for starleader",
sagte sie dazu. Was war das für ein wundersames Erlebnis. Nun
musste ich aber aufstehen, um den Darshan nicht zu verpassen,
und ich wusste zu meinem grossen Bedauern, dass das Strömen
der Liebe dann unterbrochen wird. Wenn ich mir in dem Moment etwas von Sai Baba hätte wünschen können, dann das, dass nichts
und niemand dieses Strömen unterbrechen kann, auch nicht der
Darshan.
Während einer Ansprache sagte Sai Baba: "Tulsidas hatte keine
besonderen Fähigkeiten, keine besonderen Kräfte, hat weder Busse getan noch Yoga ausgeübt. Er hatte nur eines: seine Liebe. Um
Gott näher zu kommen, sind Yoga, Meditation, Bhajan, Mantrenwiederholung oder heilige Texte nicht die richtigen Mittel. Diese Aktivitäten haben alle mit der Schöpfung zu tun. Um Gott näher zu
kommen, um die Göttlichkeit zu greifen und zu halten, ist Transformation, innere Verwandlung wesentlich."
Das ist also das eine, das Wesentliche. Ist alles andere wirklich
überflüssig, fragte ich mich. Auch der Wunsch, vollkommen zu werden, zu führen, zu dienen, sich höher zu entwickeln, um noch besser dienen zu können? Für mich gibt es hier einfach keine einfachen Antworten - und mein Gott spricht wieder nicht mit mir, wie immer. Glauben und Vertrauen! Ja! Bis jetzt ging ich jedesmal ohne
konkrete Angaben nach Hause, ausser dem grünen Herzblatt.
Auch das gab er mir vielleicht nicht selbst. Ich war wieder einmal
"in den Seilen". Ich hoffte, dass auch er mit mir die Geduld nicht verliere. Warum konnten meine Seele und mein Herz nicht jubeln,
überhaupt hier sein zu dürfen? "Good girl", hatte er mich, wie ich
von anderen vernahm, im Interview genannt. Ich habe oft davon gehört, dass er nicht so gute Ehemänner "good boy" genannt hat. Ich
war also darüber nicht sehr glücklich. Ein "good girl" bin ich auch
sonst nicht. Ich bin nicht unbedingt "pflegeleicht", nicht mehr angepasst, und das dachte ich seither oft zu ihm und bat ihn um Geduld
mit der widerspenstigen Alten von Oberdorf.
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Der Tagesspruch wies mich dann darauf hin, dass Gott uns immer
näher ist als wir ihm und dass wir darum unweigerlich immer mehr
in seine Nähe kämen. Ja, da hatte ich die Antwort. Trotzdem wollen
die Formen eben noch nicht so gut aufeinander passen, obschon
doch da Liebe war. Der innere Sathya Saayine hätte näher nicht
sein können. Er ist auch mir näher als die Hände und Füsse, ja, näher als die Haut, näher als ich mir selbst.
Ramana hat gesagt: "Bis hierher ist Bemühen nötig. Dann könnt ihr
von euch aus nichts mehr tun. Alles andere ist Gnade." Und um diese Gnade bat ich dann.
An einem Tag ging Sai Baba direkt zu seinem Stuhl. Sänger und
Musikanten hatten in der Nähe ihren Platz. Ich konnte ihn gut sehen, aber was wichtiger war, ich konnte ihn von Anfang an fühlen.
Und als der Gesang und die Musik erklangen, war es, als würden
unsere Seelen miteinander schwingen und singen. Das war so beglückend, als wenn wir zusammen im Himmel wären. Waren wir
das nicht? Sass nicht Gott unter den Menschen, der himmlische Vater bei seinen Kindern? Er ist eine göttliche Verkörperung, Gott
kann uns nur aus seinen Augen anschauen, denn Gott selbst hat
keine bestimmte Form - oder alle Formen zusammen sind Gott. Einmal sagte Sai Baba: “Du musst Gott anschauen, wenn Gott dich anschauen soll.”
Eines Tages forderte die Chefsevadal alle, die nähen konnten, auf,
sich zu einem Seva für Sai Baba zu melden. Ich hörte auf einem Ohr
nicht so gut. Als ich am Office vorbeiging, hing dort eine Tafel mit
der gleichen Aufforderung. Aber ich war auf einem Auge blind. Nähen war das Letzte, was ich hier wollte, obschon es früher in meinem Beruf einen wichtigen Stellenwert gehabt hatte. Als die Aufforderung im Tempel neben mir noch einmal eindringlich ertönte, entschloss ich mich widerwillig doch dazu. Ich meldete mich im Atelier
von Parvati und vernahm, dass Sai Baba am Lichterfest, das in fünf
Wochen stattfinden würde, den Schulmädchen von Puttaparthi
zweihundertfünfzig Kleider schenken wolle, und dass wir diese anzufertigen hätten.
Da hat er mich also am Wickel gepackt. Denn dem war eine Geschichte voraus gegangen.
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Ich hatte geplant, dass ich diesmal fünf Monate bleiben wollte, um
am Leben Sai Babas über längere Zeit teilzuhaben. Nachdem ich
zwei Monate lang beobachtet hatte, wie Sai Baba die Schulmädchen seiner Schulen und auch die Studentinnen von Anantapur
ignorierte, die Boys dagegen mit Interviews verwöhnte, so dass sie
immer lauter und frecher wurden, ging ich in Opposition. Ich dachte
zu ihm, wie ungerecht das von ihm sei und dass er für mich als ehemalige Lehrerin kein gutes Vorbild sei. Dass ich nun mit eigenen
Augen sehen konnte, dass es eine Strafe sei, als Frau geboren zu
werden, sogar bei Gott. Ich schlug ihm vor, doch die beiden Gruppen zu trennen. Es sei besser, die eine am Morgen kommen zu lassen und die andere am Nachmittag, damit die Mädchen nicht zuschauen müssten. Ich tadelte die Jungen, die ja im Stadion genügend Zeit zum Schreien hätten. Einmal sass ich in der ersten Reihe
gegenüber den Mädchen. Sai Baba ging zwischen Darshan und
Bhajan noch einmal in seine Räume zurück und ich sah die Hoffnung auf den Gesichtern der Mädchen. Die VIPs hatten ja ihre Zuwendung bekommen, vielleicht würde er sich nun beim Zurückkehren den Mädchen wieder einmal zuwenden. Als er an mir vorbeiging, dachte ich energisch zu ihm: "Siehst du nicht die Hoffnung auf
den Gesichtern deiner Mädchen? Wenn du zurückkommst, dann
schau sie doch wieder einmal an, nimm ihre Briefe, die sie voll Hoffnung wieder hervorgenommen haben!" Nach kurzer Zeit kam er zurück. Die Hände wie ein Lehrer auf dem Rücken, die Nase jedoch
hoch in der Luft. Kein Blick rechts, kein Blick links. Diese Pose war
so rührend menschlich, dass ich laut lachte, als er an mir vorbeiging, was mir vorwurfsvolle Blicke von überall eintrug. Ich erkannte,
dass er mich sehr wohl verstanden hatte.
Die Situation spitzte sich jedoch immer mehr zu und eines Morgens
dachte ich zu ihm: "Nun habe ich genug! Ich bleibe nicht zum Bhajan. Ich mag die Loblieder nicht hören!" Ich trank in der "Schreihalle"
einen Tee, las den Tagesspruch und genehmigte mir noch eine Kokosnuss, bevor ich ins Hotel zurückgehen wollte. Auf dem Weg
dorthin musste ich jedoch am Tempel vorbeigehen. Beim hinteren
Eingang wollten mich meine Füsse nicht vorübergehen lassen.
"Dann werde ich mich auf den Ledge zu den Kranken setzen",
dachte ich trotzig, "ich fühle mich krank!"
169
Monatelang war Sai Baba nicht mehr bei den Kranken vorbeigegangen, wenn er in seine Räume zurückkehrte. Aber diesmal nahm
er diesen Weg. Alle vom Ledge sprangen auf und gingen nach vorne, um ihm wieder einmal nahe zu sein. Auch ich stand auf, aber
in der Mitte des Weges wurde mir bewusst, dass ich mit ihm ja haderte, ging zurück und setzte mich wieder auf den Ledge. Dort sass
ich dann, ganz allein. Über alle Köpfe hinweg sah er mich lachend
an. Ich aber dachte zu ihm: "Ich weiss, dass deine Liebe durch mich
strömt, wohin immer du willst. Ich werde mich nun auf die Stufe
beim Glacestand in die Sonne setzen, und wenn die achthundert
Studentinnen diszipliniert, anmutig und in Zweierkolonne an mir
vorübergehen, werde ich deine Liebe über sie strömen lassen und
sie in deinem Namen anlächeln." Und das tat ich auch. Vorher sah
ich jedoch noch, wie sich die Direktorin von Anantapur an der Ecke
beim Tor Sai Baba in den Weg stellte und ihn ansprach. Er reagierte, indem er gestikulierend auf den Tempel zeigte.
Darauf besuchte ich eine Devotee, die im Ashram lebt. "Die Mädchen sind heute aber fröhlich", sagte sie unvermittelt. "Die ganze
Mittagszeit über singen sie Bhajans." Die Mädchen waren in einem
Shed hinter ihrer Wohnung einquartiert.
Am Nachmittag erschien Sai Baba eine halbe Stunde früher als
sonst und ging direkt in den Tempel. Da war keine Musik, auch kein
Devotee, der mit ihm ging. Er schloss selbst die Türe und die Fenster. Einzig das Mikrophon wurde noch hineingereicht. Der Platz, auf
dem die Mädchen sonst sassen, war leer. Sie waren alle im Tempel
bei ihm. Wir hörten sie singen und dass er mit ihnen sprach. Als sie
dann aus dem Tempel kamen, diszipliniert wie immer, da strahlten
ihre Gesichter. Sai Baba stellte sich danach auf die Terrasse, lächelte sie an und segnete sie.
In den nächsten Tagen bemühte sich Sai Baba, die Boys wieder zu
anständigem Benehmen zu bringen. Einmal stellte er sich so, dass
ich sehen konnte, wie er mit dem Zeigefinger seine Lippen verschloss, wie er auf seine Augen und zu den alten Inderinnen zeigte,
bei denen ich ja auch sass. Und eines Tages waren die Boys mäuschenstill und hatten wieder wunderschöne Darshans mit ihm.
Das war also die Vorgeschichte. Da Gott, wie er selbst sagt, keine
Fehler macht, frage ich mich heute, ob der Regisseur Gott die Puppe wieder einmal am Bändel hielt und tanzen liess.
170
Nun musste ich also beweisen, ob ich für Schülerinnen auch Opfer
bringen wollte. Was jedoch aus dem allem entstehen sollte, wusste
ich damals noch nicht.
Am nächsten Tag wurde uns im Atelier verkündet, dass, wer sich
zum Vollseva entschlossen hatte, beim Bhajansingen nichts mehr
verloren habe. Wir hätten zum Darshan zu kommen und dann sofort
an die Arbeit zu gehen. Aus mit den so heiss geliebten "Zwischendarshans" beim Eingangstor!
Am Abend vor dem Lichterfest waren die zweihundertfünfzig Kleider abgeliefert und ich freute mich darauf, wieder mehr bei Sai
Baba zu sein. Da ich etwas im Atelier vergessen hatte, ging ich am
nächsten Tag noch einmal dorthin und fand die Nähmaschinen wieder in Aktion. Auf meine Frage, was sie denn jetzt noch machten,
schnauzte mich Parvati an: "Frag nicht so lange, setz dich an die
Maschine und hilf! Wir konnten nun fünf Wochen lang keine Babywäsche für das Spital mehr machen. Keine einzige Windel ist mehr
da, kein Hemdchen, kein Tuch, nichts! Die Babys werden wieder
nackt geboren, nackt in die Wiege gelegt und nackt heimgegeben!
Die Frauen sind so arm, dass sie für die Kinder nichts mitbringen
können. Geh und schau selbst!" Sie weinte fast. Für den Rest meiner Zeit war ich also wieder im Atelier.
Eine Woche, bevor ich nach Hause ging, eröffnete mir Parvarti,
dass sie die Arbeit nicht mehr weiterführen könne, sie würde nicht
mehr immer im Ashram sein.
Als ich dann dem Lichterfest zuschaute, überlegte ich mir, wie viel
Geld dieses ganze Spektakel kosten würde. Ich dachte zu Sai Baba: "Tausende von Rupien werden von den Studenten nun in den
Himmel geschleudert. Ja, ja, ich weiss um den Hintergrund dieses
Festes! Und auch die Studenten müssen ihre Freude haben! Trotzdem bin ich enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass im Spital, das deine Mutter sich wünschte, die Neugeborenen nun nicht einmal mehr
ein Hemdchen zum Anziehen bekommen." Auf einmal musste ich
lachen. Sollte Sai Baba sich etwa selbst an die Nähmaschine setzen? Sind unsere Hände nicht seine Hände? Ich versprach ihm im
Lichte des Feuerwerks, dass ich die Verantwortung dafür übernehme, dass keines der Neugeborenen aus seinem Spital mehr nackt
heimgegeben werde, dass ich mich dem Problem annehmen würde. Und so kam es, dass ich mit einer neuen Aufgabe nach Hause
zu meiner Familie und Gruppe zurückkehrte. Ich hatte keine Zeit
171
zum Überlegen. Ich wusste nur, dass in der Schweiz jede Frau nähen kann, dass in jedem Haushalt Material herumliegt und dass die
Schweizer Frauen immer zum helfen bereit waren, wenn sie die Not
erkannten.
Kurz vor meiner Abreise forderte mich Parvati auf, auch Whitefield
in das Projekt einzuschliessen, dort sei die Situation die gleiche. Ich
ging vorher also auch nach Whitefield und gab das Versprechen,
dass auch ihre Neugeborenen von nun an von Sathya Sai Baba gekleidet würden. Hat er denn nicht einmal gesagt: "Schaut auf mich.
Zuerst nähre und kleide ich die Menschen, denen ich helfen möchte."
Gott hatte also mein Versprechen, und ich war voller Vertrauen. Wir
hatten somit im Jahr 2’400 Neugeborene zu kleiden. Was das
heisst, wurde mir bewusst, als die ersten hundert Hemdchen geschnitten vor mir lagen. Jedes Kind bekam elf Wäschestücke. Ich
hatte es mir so überlegt, dass Frauen aus der Sathya Sai Organisation, zu der ich ja auch gehörte, das Projekt mittragen würden.
Die fertigen Wäschestücke könnten dann privat von allen mit nach
Prashanti Nilayam genommen werden. Da war jedoch eine Anweisung von Sai Baba, dass wir in unserem Land selbst dienen sollen.
Aus diesem Grund wurde das Projekt von den Verantwortlichen abgelehnt. Weil wir die Windeln aus neuem Stoff von einer Gruppe in
Indien machen lassen wollten, war auch Geld im Spiel. Man erklärte
mir, darum sei es auch kein Seva (Dienst), sondern Entwicklungshilfe. Später fragte ich mich, ob die Spitäler, Universitäten, Schulen,
Kindergärten, Museen und die Wasserprojekte nur von Indern finanziert würden. Als ich als junger Mensch zusehen musste, wie es
rund um unsere kleine Schweiz brannte und loderte, da verlor ich
die Autoritäts- und Obrigkeitsgläubigkeit. Seither entschied ich über
mein Leben selbst. Was Sai Baba geplant hat, ist auch von ihm gesegnet. Ich wusste jedoch, das dieses Projekt nur von vielen Händen realisiert werden konnte. Und die Hände kamen! Nicht nur unsere Solothurner Gruppe, nein, Nachbarn, Frauen aus dem Dorf
und Frauen von anderen Orten halfen mit. Frauen, die ich vorher
nicht einmal gekannt hatte. Ich war darüber tief ergriffen und dankbar. Wir waren eine Gruppe Menschen, die glücklich darüber waren, "unsere" Kinder zu kleiden. Als unsere Familie noch mit den
SOS-Kinderdörfern zusammenarbeitete, lehrte uns der Gründer
172
Hermann Gmeiner, dass alle Kinder der Welt unsere Kinder seien.
"Wir sind Menschen und alle Kinder sind Menschenkinder", sagte
er. Es war beeindruckend, was für schöne Arbeiten bei uns nun hergestellt wurden. Die Liebe, die hineingegeben wurde, war für alle
sichtbar. Wir tauften unser Projekt "Von Herz zu Herz", Worte, die
von Sai Baba oft gebraucht werden. Ein Problem war es noch, wie
wir günstig zu Material kommen könnten. Roland dachte an Brockenstuben. Die Verantwortliche der Brockenstube der Heilsarmee
in Thun war von unserem Projekt begeistert. Sie versprach uns, wir
könnten jeden Monat einige Bananenschachteln voll Material abholen. Wenn wir vom Lager etwas haben wollten, gäbe sie uns alles
zu einem reduzierten Preis. Dann kam noch eine zweite Brockenstube der Heilsarmee dazu. Von ihren Mitgliedern beteiligten sich
die älteren Frauen auch am Nähen. Ein grosses Geschenk war es,
als wir die Bekanntschaft einer Frau machten, die für eine Fabrik
Bettwäsche verkleinerte. Die Abschnitte waren gerade gross genug
für die Hemdchen. Es war immer eine Augenweide, die farbenfrohen fertigen Arbeiten zu betrachten.
Vorerst war ich jedoch noch im Ashram. Es war mir zur Gewohnheit
geworden, meine Schuhe hinter dem Tempel bei den Palmen abzustellen. Als ich einmal zurückkam, befand sich zwischen beiden
ein Objekt. Es sieht aus wie ein Berg aus dem "Urhügel MU", wo
sich das Göttliche niedergelassen hat, wie Gisela von Frankenberg
ankündigte. Dass Puttaparthi mitten in diesen Hügeln liegt, wurde
mir nun ganz klar. Ich stieg auf die Dachterrasse meines Hotels und
betrachtete die Hügelkette, in der das Dorf eingebettet ist. Es muss,
nach meinem Gefühl, eine unberührte, unbeschädigte Urlandschaft
sein. In der Mitte des Objekts ist ein duchgehendes Loch. Das ganze Objekt sieht wie eine runde Pyramide aus und die flache Standfläche hat die Form eines Herzens, wie könnte es auch anders
sein? Es ist aus Terrakotta und vielleicht hat man einmal Räucherstäbchen in das Loch gesteckt. Es sieht sehr alt aus.
Das war nun wieder ein Geschenk ganz nach meinem Sinn. Es
schien, als wollte mir Sai Baba doch wieder einmal etwas mit nach
Hause geben. Als ich dieses Objekt unserem Freund zeigte, sagte
er erstaunt, dass das aus einem alten ganz heiligen Tempel stamme. Aber wie es in Prashanti Nilayam zwischen meine Schuhe kam,
weiss ich nicht.
173
Ich habe die grosse Chance erhalten, Gott in seiner Form kennenzulernen, zu ihm zu kommen, bei ihm zu sein, an seinen Aktivitäten
teilzuhaben. Jeder Tag ist von daher ein heiliger Festtag. Gibt es
etwas anderes, das wichtiger wäre? Nein! Bin ich bereit, auf alles
andere zu verzichten und die Verheissungen der Träume als Illusion zu erkennen und anzunehmen? Ich glaube, dazu bin ich trotzdem nicht bereit.
Der Tibeter lehrt, dass immer das untere Reich für die Ernährung
des nächst höheren verantwortlich ist. Das Menschenreich ist also
für die Ernährung des Gottesreichs verantwortlich. Was ist die Nahrung, die Gott von uns braucht? Sai Baba hat einmal gesagt: "Ich
habe Hunger, Hunger nach eurer Liebe." Geben wir ihm diese Liebe? Wollen wir nicht immer viel mehr von ihm, als wir selbst zu geben bereit sind? Lassen wir ihn nicht hungern? Will nicht auch ich
immer noch mehr, als dass er mir schon so grosszügig gibt? O! Ich
habe noch viel zu lernen!
Und dann war der letzte Morgen unversehens da, und ich hoffte halt
doch wieder auf eine besondere Zuwendung zum Abschied. Es
war, als nähme er mich schon gar nicht mehr zur Kenntnis. Und allen meinen guten Vorsätzen zum Trotz wurde ich immer trauriger,
weinte in mich hinein. Ich hoffte auf den Zwischendarshan. Die ätzende Wunde brach wieder auf. Vielleicht würde er ja noch einmal
zum Tor gehen, dann könnte ich ihn, trotz der hohen Reihe, noch
einmal aus der Nähe sehen, denn ich sass zuäusserst bei den alten
Inderinnen. Zu meiner Enttäuschung lud er jedoch noch eine zweite
grosse Gruppe zum Interview ein. Nach kurzer Zeit war dieses aber
beendet und Sai Baba kam heraus. Ja, er ging zum Tor! Im Vorübergehen schaute er mich lange und innig an. "Ich liebe dich! Ich
liebe dich! Ich liebe dich!", rief ich ihm innerlich zu, voller Dankbarkeit. Ich erinnerte mich an alle die schönen Momente, die er mir gerade auf diesem Weg zum Tor schenkte. Oft hatte er direkt vor mir
seine Besprechung mit dem Architekten.
Und dann kam er zurück, neben ihm der grosse, wendige Architekt.
Sie kamen an den Platz, wo seine vielen Besprechungen stattfanden, an denen ich immer innigen Anteil hatte. Alles begann bei einem meiner letzten Besuche. Damals lief der grosse Architekt neben Sai Baba her, gebückt, mit aneinander gelegten Händen, und
sprach zu ihm. Sai Baba ging weiter, ohne von ihm Notiz zu nehmen
oder zuzuhören, wie es schien. Da dachte ich tadelnd zu Sai Baba:
174
"Bleib doch einmal stehen und höre ihm zu! Du machst ihn lächerlich, und das ist nicht sehr liebevoll!" Worauf Sai Baba wirklich, direkt vor mir, stehen blieb und ihm bedeutete, gerade zu stehen. Und
nun kamen also beide wieder an diesen Platz zurück und blieben
stehen. Sai Baba flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf der Architekt
fröhlich lachend zum Tempel rannte und die Arme schwang. Das
Plexiglasdach wurde unvermittelt geöffnet und ein gleissendes
Licht hüllte mich ein. In mir tönte es: "Ich öffne dir das Tor zum Himmel!" Hatte ich nicht im Interview gerade darum gebeten? Ich sass
in diesem Licht und sah nichts mehr sonst. Und nun weinte ich wieder, diesmal tief ergriffen in Dankbarkeit für dieses Geschenk. Das
Dach wurde dann wieder geschlossen, erst bis zur Hälfte. Nun
konnte ich wieder sehen. Das Licht schien voll und ganz auf die silberne Türe auf dem Balkon. Auf ihr befinden sich das Emblem der
Hindureligion, das OM, das Emblem der Buddhisten, das Rad, das
Kreuz der Christen und der Weltenquirl; die Symbole für den Übergang in die neue Zeit. Beim Weggehen nach dem Bhajan schaute
Sai Baba noch einmal zum Dach hinauf und ein liebevoller Blick traf
mich.
Bevor ich nach Hause ging, sagte Sai Baba in der Morgenmeditation zu mir: "Es ist wichtig, beide Zungen abzuschneiden."
Wieder zu Hause, begann der Unterricht auf den inneren Ebenen
aufs Neue.
Traum
"Ich sage zu meinen Freunden voller Freude: ich höre wieder die
Stimme! Er sagt, wenn ich die Erde reinigen will, muss ich den
Äquator reinigen. Wenn ich das Universum reinigen will, muss ich
die Milchstrasse reinigen".
Ich kam gerade zur rechten Zeit zurück, um da zu sein, als unsere
Aylin zur Welt kam. Jemand hielt sie in den Armen, als unser alter
Freund zu Besuch kam. Plötzlich sagte er: "Wie lieb sie dich hat!
Das ist direkt peinlich zu sehen." Ja, sie drehte ihr Köpfchen immer
nach mir um, auch wenn sie dieses nach hinten biegen musste.
Später sagte er noch zu mir: "Zum ersten Mal in deinem Leben wirst
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du einen Menschen haben, der dich voll und ganz versteht." Ich
aber möchte, dass sie selbst frei, ungebunden und ohne fremden
Einfluss ihr Leben leben darf. Nun sind beide angekündigten Kinder
da.
1996
Traum
"Im Ashram von Sai Baba habe ich Gastgeberpflichten. Sai Baba
übergibt mir eine ovale Schale, gefüllt mit göttlicher Speise. Sie
muss schön angeordnet werden. Ich gehe zu einem Tisch und
schichte runde und ovale Deckelchen aufeinander. Sie sind gehäkelt, kunstgestrickt und geklöppelt. Dann stelle ich die Götterspeise
darauf. Zwei andere Frauen schauen mir zu. Weil aber die ovalen
Deckelchen immer über die runden hinausragen, zupfen und rupfen sie an diesen von allen Seiten. Ich ordne alles immer wieder
neu. So geht es eine lange Zeit. Ich schaue, ob Sai Baba mir zuschaut, denn langsam wird es mir peinlich. Dazwischen sehe ich,
dass neue Gäste angekommen sind. Zu meiner Erleichterung ist er
nicht mehr auf der Terrasse. Da kommt er jedoch heraus und setzt
sich mir gegenüber an den Tisch. Zu meiner Verwunderung stellt
eine der Frauen drei Teller auf den Tisch und schmeisst einen grossen Löffel voll Hörnli an Tomatensauce auf Sai Babas Teller. Ohne
Respekt wirft sie noch einen Löffel voll göttlicher Speise dazu. Auch
mit den anderen Tellern verfährt sie so. Sai Baba lächelt spöttisch
und freut sich über meine Betroffenheit. Und um das Mass voll zu
machen, greift er mit drei Fingern in die Teller und rührt das Ganze
durcheinander, mit der gleichen Bewegung, mit der er während des
Darshans unsere Chakren in Gang bringt. Dann steht er auf, legt
tröstend den Arm um mich, und so untergehakt, eng an ihn geschmiegt, gehe ich glücklich neben ihm her. Er erzählt mir von einer
Frau, die ein Jahr gebraucht habe um ihm zu glauben, dass kein
Grund zur Furcht bestehe. 'Ich möchte, dass du deine Abneigung
gegen die göttliche Speise nun ablegst und dies sofort tust.' Ich füh-
176
le mich verstanden, geliebt, geführt, denn ich weiss, dass ich auch
diese andere Frau selbst war."
Einmal sass ich abends bei Sai Babas Bild und hielt meine gewohnte Zwiesprache mit ihm. Das Bild winkte mir zu, wie schon so oft.
Es wackelte fröhlich.
Traum
"Ich bin an einem grossen Treffen von Sai Devotees, es findet im
Freien statt. Ich mache mir über alles Wichtige Notizen. Meine
Freundin aus Moskau ist auch da. Vor uns steht ein grosser flacher
Korb. Früher hat man mit ihm die Spreu vom Weizen getrennt. Da
reisst mir ein Windstoss alle Notizblätter aus der Hand. Sie wirbeln
in Richtung Männerseite zu den ’Oberen’. Ich gehe hin und fordere
sie zurück. Aber niemand will etwas gesehen haben. Im Wassertümpel sehe ich im Zurückgehen eine kniende Dogonfigur. Ob ich
sie aus dem Wasser fischen soll? Es graust mich und ich lasse es
sein. Wieder zurück an meinen Platz ist die Feier zu Ende. Meine
Notizen sind weg. Ach was, ich weiss ja, was darauf steht, aber ’die
da oben’ brauchen sie offensichtlich, die haben ja nichts aufgeschrieben."
Traum
"Ich packe meine Koffer. Alles Mögliche ist drin, jede Ecke ausgefüllt. Da fällt mir ein, dass ich die Saris vergessen habe. Ich lege sie
oben auf das andere, auch sie haben noch Platz. Ich gehe also wieder nach Indien."
Traum
"Ich bin bei den Schweizer Sai Devotees. Eine Frau sucht nach ihrem Schweizerbändel, dem Gruppenerkennungszeichen. Er sieht
ein wenig anders aus, die Kreuze stehen weiter auseinander. Zu
meinem Schrecken entdecke ich, dass ich meinen vergessen habe.
Ich, die doch sonst immer auch für andere Bändel mitnehme. Die
Frau hilft mir aus der Patsche.
177
Ich stehe vor einem Möbelgeschäft. Da höre ich ein Kind weinen.
Ich schaue nach. Hier, in dem Stubenwagen, ganz am Rand, liegt
das Kind. Niemand ist da, der zu dem Kind gehören könnte. Ich
nehme es auf die Arme. Alles an ihm ist sauber und gepflegt. Da
kommt der Möbelhändler. Ich zeige ihm das Kind, frage, ob er etwas wisse. Das ist nicht der Fall. Da entdecke ich unten im Gestell
eine Flasche Milch und eine Flasche Tee. Es ist alles so liebevoll
vorbereitet. ’Das Kind wurde ausgesetzt’, rufe ich aus. Und zum
Händler: ’Das ist nun schon das zweite Mal, dass ich hier bei dir ein
Kind finde!’ Da liegt auch noch ein Apfel mit einer Raffel. Ich bereite
diesen Apfel nun vor. Ob ich ihn hätte schälen sollen, frage ich
mich."
Traum
"Ich sitze in einem Car, so dass ich den Fahrer sehen kann. Da
dreht sich dieser auf seinem Sitz lächelnd um und schaut mich stolz
an, als wollte er sagen: "Das kann ich eben auch." Es ist Sathya
Saayine. Die Gäste sind Sai Devotees. Er fährt mit uns in die Berge.
In einem grossen Hotel findet ein Treffen von Sai Devotees statt.
Im Hotel kommt Sai Baba auf mich zu. Er hält ein grosses Paket in
den Händen. Das Papier ist aufgerissen, ein Fetzen davon hängt
bis auf den Boden. 'Es ist kaputt, aber willst du es trotzdem haben?',
fragt er mich fröhlich. Natürlich will ich es trotzdem haben! Dann
geht er zu den Verantwortlichen der Organisation, auch der Koordinator ist dabei."
Vorangegangen war, dass ich ein Paket mit hundertfünfzig Hemdchen für unsere Neugeborenen von New Delhi per Post nach Bangalore senden liess. Das Paket ist aber, wie es schien, verloren gegangen, denn es war wochenlang nicht angekommen. Eine Woche
nach dem Traum jedoch erhielt ich die Bestätigung, dass es eingetroffen sei. Danke Sai Baba!
Ich erlebte die Begehrlichkeit der Devotees anlässlich des 70. Geburtstags von Sai Babas "Tempelcharioter". Alle wollten von ihm
beschenkt werden, auch ich. Ich wollte nichts Materielles, ich wollte
nur Antwort auf meine Fragen. Als er Saris verteilte, wollte ich den
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Shivafuss streicheln und tat es auch, während er mir den Sari über
den Kopf regnen liess. Es waren die gleichen Saris, die auch die
Studentinnen erhielten. Ob er uns sagen wollte: "Ihr seid alle meine
Schülerinnen”? Mir wurde klar, was es heisst, beschenkt zu werden. Nur das ist ein Geschenk, das man nicht gewünscht, nicht gewollt, nicht begehrt hat. Der Sari war mein Geschenk, den Shivafuss habe ich mir genommen.
Traum
"Ich bin mit Menschen zusammen und wir registrieren, was alles bei
einem Brand beschädigt wurde. Unter anderem ein Klavier. Das ist
nun schon wieder geflickt. Man hat wie eine Bordüre den oberen
Teil ersetzt. Nach näherem Hinschauen entdecke ich, dass auch
die Rückseite so geflickt wurde. Eine Frau weint. Da tritt Sai Baba
zu ihr und tröstet sie. Als sie nicht hören will, drückt er sie energisch
an sich. Eine andere Frau ist niedergeschlagen, auch sie empfängt
seine Zuwendung. In mir ist etwas, was mich gar nicht reagieren
lässt. Ich schaue allem einfach zu. Da kommt er zu mir, nimmt mich
liebevoll in die Arme und hüllt mich ein. Ich schmiege mich voll
Dankbarkeit in seine Arme und fühle seine Liebe. Fühle sie strömen
von ihm zu mir, von mir zu ihm, fühle, wie sich unsere gemeinsame
Liebe ins Unendliche ausdehnt und wie alles andere so gar nicht
mehr wichtig ist."
Ich erlebte seine Liebe neu, nachdem ich ihm wieder einmal alles
übergeben hatte. Nun musst du zu mir kommen, immer, immer wieder, wie du im Tagesspruch gesagt hast:
"Wenn du die Fähigkeit (Kapazität) hast, Gott zu dir hinzuwenden,
wird er selbst zu dir kommen und bei dir sein. Sei wie eine Flöte,
gerade, hohl und leer, ohne Substanz, die seinen Atem hindert,
dann wird er kommen und dich vom Boden aufheben. Er wird göttliche Musik durch dich atmen, er wird weich und zart auf dir spielen.
Er wird die Flöte in seine Schärpe wickeln und seine Lippen auf sie
pressen. In seiner Hand wird die Endlichkeit in die Unendlichkeit
verwandelt."
179
Ich sagte zu ihm: "Du hast es mir gezeigt, als ich draussen sass und
eigentlich keine Chance hatte, dich zu sehen. Da kamst du zu der
Mauer, vor der ich sass. Als ich zuhinterst in der Halle sass und hinter all den Rücken und Frisuren auch keine Chance hatte, kamst du
zum seitlichen Geländer. Bevor du den Draussengebliebenen deinen Segen gabst, winktest und schicktest du mir Handküsse zu.
Nun also musst du selbst mir Antwort geben wollen, selbst wollen,
dass ich auf allen Ebenen bei dir sein darf, selbst wollen, dass ich
erkenne, dass ich weiss, dass ich meine Aufgabe nun übernehme,
für die du mich viele Leben lang vorbereitet hast. Nun musst du
selbst wollen, dass ich kein blinder Blindenführer mehr bin. Du
musst selbst dafür sorgen wollen, dass ich für meine Aufgaben ‘autorisiert’ bin. Nun musst du dich selbst bemühen wollen. Als Ramana hast du gesagt: ‘Bis hierher ist Bemühen nötig, dann könnt ihr
von euch aus nichts mehr tun, alles andere ist Gnade.’ Nun musst
du selbst mir deine Gnade schenken wollen. Ich bin es müde zu
kämpfen, zu fragen, zu wollen! Wenn du mich aus dieser Resignation befreien willst, in die ich in Beziehung zu dir wieder einmal gefallen bin, wie damals, als du mich erkennen liessest, dass es das
‘kleinere Bild’ nicht ist, wenn du nicht willst, dass sich alles in Beziehung zu dir wiederholt, dann bemühe du dich jetzt selbst! Heute
hast du mich wieder einmal tief deine Liebe fühlen lassen, dafür
danke ich dir. Aber auch da musst du selbst wollen, dass das
Schleusentor nicht immer wieder zugeht. Musst selbst deine Liebe
durch mich strömen lassen wollen auf alle Menschen - mich so lieben wollen, dass du eifersüchtig auf mich bist, wie Krishna damals
auf Rhada. Wenn du es nur willst, dann wird all das geschehen!"
Wachtraum
"Ich muss mich entscheiden, ob ich Sevadaler oder Sevadialer (?)
sein will. Ich bin ein Sevadaler und fühle alle Liebe durch mich strömen."
Ich erwachte in Liebe eingehüllt und mit Sai Baba vereint. "Wehre
dich nicht gegen die Ehen. Ehen von jetzt an sind nicht mehr zu vergleichen mit Ehen von früher", sagte er.
180
Es war Juni 1996 und ich flog bald wieder zu ihm. Es war als werfe
die Reise ihre Schatten voraus.
Traum
"Ich bin im Ashram, Sai Baba ist von Rücken und Frisuren verdeckt,
wie so oft, aber ich weiss, dass er vorne sitzt. Neben mir meckert
eine Frau, dass sich Sai Baba nicht um weltliche Dinge kümmerte
und so viel Schreckliches geschehen lasse. ’Denke an die Bhagavad Gita! Sie ist ewig wahr!’, fordere ich sie auf. Da sehe ich Sai
Baba in seiner ganzen Grösse. Er trägt ein Mini-Faltenjupe und darüber eine Bluse, die nur wenig von den Falten sehen lässt. Das
schwarze Haar ist glatt und schräg über dem Kopf unordentlich gescheitelt. Halbhohe, weisse Socken und Turnschuhe runden das
Bild ab. Er schaut mich breit und spöttisch an und geht dann die
Treppe in Whitefield hinauf, das Jupe wippend bei jedem Schritt."
Traum
"Ich habe Besuch, auch Sai Baba ist dabei. ’Wo gibt es hier Lorbeer?’, fragt er mich. Ich gehe mit ihm, denn ich kenne die Orte. Auf
einem grossen Platz kommt uns ein junger Buddhist entgegen. Er
ist in das gleiche Orange gekleidet wie Sai Baba. Neckend kommt
er auf Sai Baba zu, kehrt wieder um, kommt zurück. Da packt ihn
Sai Baba hinten am Kleid und zieht ein wenig daran. Der Junge wird
immer kleiner und dann ist er ein Kind. Mit diesem Kind nun tanzt
Sai Baba fröhlich über den ganzen Platz."
Ende Juni 1996 startete ich von Oberdorf ein weiteres Mal nach
Puttaparthi, 1600 Hemdchen im Gepäck. Meine Gruppe machte ich
darauf aufmerksam, dass das Baby-Projekt von Sai Baba vielleicht
nicht angenommen würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die
Leute im Spital dieses ohne seine Zustimmung annehmen dürften.
Bernhard begleitete mich zum Flugplatz. Er war besorgt, wie ich die
125 kg Freigepäck allein durch den Zoll bringen würde, da ich keine
schweren Gewichte heben sollte. Ich aber lachte und verkündete:
"Ich habe Sai Baba gebeten, dass er mir einen anderen jungen,
starken Mann zur Hilfe schicken möge." Das war so obenhin ge181
sagt. Aber in der Folge konnte ich selbst erleben, wie sehr Sai Baba
zu uns schaut. Ich flog über London, weil ich von da die Pakete direkt bis Bangalore einchecken konnte. Kurz nachdem ich es mir an
meinem Platz bequem gemacht hatte, stand ein junger, starker
Mann neben mir und fragte: "Was hast du für eine Nummer?" "H
61", erwiderte ich. Es stellte sich heraus, dass wir die gleiche Nummer hatten und dass der junge Mann der rechtmässige Besitzer
war. Unter den verwunderten Blicken der Mitreisenden wurde ich
wieder in die Wartehalle geführt, wo man mir eine andere Platzkarte
übergab. Diesmal die Nummer A 7. So kam es, dass ich die lange
Reise in einem breiten Sessel am Fenster geniessen durfte. In
Bombay musste ich umsteigen, aber um das Gepäck musste ich
mich noch nicht kümmern. In Bangalore fasste ich ein Wägelchen.
Besorgt betrachtete ich drei Reihen Wagen beim Förderband. Wie
sollte ich an mein Gepäck kommen? "Brauchst du Hilfe?", fragte jemand hinter mir. Ich blickte in das Gesicht des jungen Mannes von
London. Ja, Hilfe brauchte ich wirklich. Zusammen gingen wir durch
den Zoll. Zum Abschied sagte er lachend: "Wir sehen uns wieder
bei Sai Baba." Und so war es auch. Nur ein einziges Mal ging ich
in das Städtchen hinaus. Ich begleitete Parvati auf ihre Bank und
setzte mich auf eine kleine Bank, um zu warten. Da stupste mich
jemand an und sagte: "Wir sitzen wieder auf dem gleichen Platz!"
Es war der junge Bekannte von der Reise. Das sind Sai Babas Geschenke.
Nach meiner Ankunft in Bangalore ging ich nach Whitefield, um die
Pakete zu übergeben. Leider waren es nicht alle, weil die Inderin,
welche die Windeln machen sollte, nicht alle fertig hatte. Bei Nacht
und in strömendem Regen fuhren wir dann nach Puttaparthi. Die
Autofahrer dort haben die eigenartige Gewohnheit, auch bei Nacht
und Regen ohne Licht zu fahren. In der Strasse waren wegen des
Monsunregens zudem tiefe Löcher entstanden. Nicht auszudenken, sollte man in eines geraten. Mehr als einmal fühlte ich die
schützende Hand Sai Babas über uns. Vor allem, wenn plötzlich ein
Auto sichtbar wurde, dort wo eigentlich keines sein sollte.
Am nächsten Tag hatte ich eine Besprechung in Benakonda über
Arbeiten für das Projekt. Auch da waren die bestellten Wäschestücke nicht fertig. Ich hatte die Pakete fertig zu machen, denn im Spital war wieder einmal keine Windel mehr vorhanden. Ein Schneider
aus Puttaparthi half mir aus der Verlegenheit und machte die Win182
deln für die nächsten paar Tage. Nach und nach breitete sich eine
grosse Müdigkeit in mir aus. Nichts ging nach Wunsch. Was versprochen war, wurde nicht gemacht und das andere schlecht. Ich
fühlte mich alt, fragte mich, ob ich mich nicht selbst überforderte. Ich
sehnte mich nach dem Ashram und nach Sai Baba, zu dem ich ja
eigentlich kommen wollte. Es ging einfach alles über meine Kraft,
und das war ich von mir selbst nicht gewohnt.
Am nächsten Tag sass ich plötzlich in der ersten Reihe. Zwischen
dem Tempel und mir lag der grosse leere Platz und ich hoffte, dass
Sai Baba wieder einmal auf mich zukommen würde. Er ging jedoch
schräg über den Platz und ich dachte zu ihm: "Du privilegierst das
Karussell." Ich nenne den mittleren Platz Karussell, weil man sich
da laufend um sich selbst drehen muss, wenn Sai Baba umhergeht.
Er schaute sofort lachend zu mir her und auch im Weitergehen liess
er den Blick auf mir ruhen. Das Spiel zwischen uns hatte also wieder begonnen. Eine Bekannte wollte später wissen, über was wir
zusammen gelacht hätten.
Am Abend traf ich eine Bekannte vom Ashram. Sie empfing mich
mit harscher Kritik darüber, dass ich das Geld für das Babyprojekt
ein halbes Jahr zum Voraus bezahlt hatte. Mit Geld will hier niemand etwas zu tun haben, das ist nicht Devotee-like. Wie man aber
2’400 Babys ohne Geld von einem Moment auf den anderen kleidet, das hat man mir nicht gesagt. Für uns selbst brauchten wir ja
eine Anlaufzeit. Ich hatte mich bemüht, das Projekt korrekt und indiengemäss zu organisieren. Ich bat Sai Baba um Hilfe und dass
er mir sage, was ich falsch machte. Ich fragte ihn zum x-ten Mal,
ob er das Projekt eigentlich segne und es durch uns tun würde, wie
wir es wünschten. In der Nacht hatte ich zwei Wachträume, in denen er mich mit den Worten tröstete: "Mach dir keine Sorgen, gräme
dich nicht, alles ist O.K."
Als ich ins Spital kam, war da zuerst eine grosse Freude der Verantwortlichen, weil sie für die Kinder nun wieder Wäsche bekamen.
Aber dann kam die Oberärztin auf mich zu und fragte: "Wie heisst
du eigentlich?" Bis jetzt waren die monatlichen Arbeiten von Benakonda für das Babyprojekt von Parvati abgegeben worden. Es war
ja ihr Projekt. Sie packte mich an der Hand und lief mit mir durch
den Korridor zum Chefarzt. Sie erzählten mir, was in der Zwischenzeit geschehen war. Als sie realisierten, dass jemand anderes nun
die Verantwortung übernommen hatte, fragten sie Sai Baba, wie ich
183
vermutet hatte, ob er das Projekt unter diesen neuen Bedingungen
auch segne. Er hätte die offenen Hände nach unten geschmissen
und fröhlich ausgerufen: "Take it!" Schön, dass er es angenommen
hat.
Am nächsten Tag fragte ich Sai Baba innerlich, ob er mir diesmal
alles selbst geben würde, was er mit einem Nicken bestätigte. So
begann diesmal meine Zeit bei ihm und in der ganzen Zeit danach
hatte ich das Gefühl, um nichts bitten zu müssen. Ein grosser Friede kam über mich.
Zu meiner Freude sagte man mir, dass Sai Baba jeden Tag einen
Vortrag halte. Darshan also in Hülle und Fülle.
Ich hatte jedoch nicht mit meiner Erschöpfung gerechnet. Am zweiten Nachmittag umhüllte mich Sai Babas Liebe, und ich schlief augenblicklich ein, um erst am anderen Morgen wieder zu erwachen.
Im Gegensatz zu den letzten Besuchen ging Sai Baba nun wieder
oft hintendurch und bei den Kranken vorbei. Einmal kam er jedoch
wieder quer über den Platz, wie am ersten Tag. Diesmal schaute
er nicht ein einziges Mal zu mir her. Wenn ich aber auf dem Karussell bin, verliere ich bei jeder Drehung mehr und mehr von meinem
Platz, darum mag ich nicht so gerne dort sitzen.
Ich nahm mir vor, keinen der Vorträge mehr zu verpassen, nicht eigentlich wegen den Worten, ich verstehe nicht viel davon. Aber ich
fühle mich ihm immer sehr verbunden und weiss, dass meine Seele
alles erfährt, was wichtig ist. Zudem kam er immer eine halbe Stunde früher und blieb in dieser Zeit in seinem Raum. Ich glaube, diese
halbe Stunde war sehr wichtig, wenn man sich innerlich auf ihn einstimmte. Ich fühlte immer seine "Behandlung" und war glücklich
darüber. Er hat noch viel an mir zu arbeiten, ich weiss es wohl. (In
dieser halben Stunde empfing er jedesmal einen Studenten. Später
erfuhr ich, dass er Sathyait, der nun immer bei Sai Baba sein darf,
in dieser Zeit bei sich empfing.)
In diesen Tagen wurde mir noch einmal meine ätzende Wunde bewusst. Ich empfand es oft so, als wäre mein ganzes Inneres mit
Säure überschüttet worden, und ich fühlte sie immer, wenn ich mich
von Sai Baba verschmäht, nicht angenommen fühlte. Diese alten
Schmerzen sind immer noch gegenwärtig.
Es war diesmal jedoch ganz anders als sonst. In mir war die ganze
Zeit "ein Friede, der alles Verstehen übersteigt", wie der Tibeter es
184
nennt. Es schien, als wollte Sai Baba nun wirklich alles selbst für
mich tun, als hätte ich mich ihm nun vollends übergeben.
Eines Nachmittags war das Thema des Vortrags "Glaube und Vertrauen". Ich hatte das Gefühl, als wäre Sai Baba mir schon während
der zwei Vorträge der Studenten besonders verbunden. Er schaute
oft lange zu mir her. Als mich am Anfang Ergriffenheit, vermischt mit
einer eigenartigen Traurigkeit quälten, schüttelte er leicht den Kopf,
und als ich ihn dann endlich anlächelte, nickte er. Seine Blicke zu
mir waren wohl so auffallend, dass sich die Sevadal vor mir zu mir
umwandte und mich erstaunt ansah. Sie schaute in ein selig lächelndes Gesicht.
Eines Tages habe ich Sathya Saayine, meinem Geliebten, Folgendes versprochen: "Ich bitte dich, von nun an immer nur deinen Willen in meinem Leben geschehen zu lassen, auch was meine Aufgabe betrifft, für die du mich viele Leben lang vorbereitet hast. Lass
es immer dein Wunsch und Wille sein, mich viel mehr zu lieben, wie
du einmal gesagt hast, und dass ich dich immer viel, viel mehr lieben darf und kann. Das verspreche ich dir als die, welche aus den
Bergen kommt, wie es einmal hiess."
Die Prüfung folgte auf dem Fuss. Zum Vortrag, den ich kaum verstehen würde, den ich aber jedesmal tief empfinde und während
dem ich meinen Geliebten gerne ohne grosse Rücken und Frisuren
und deren Pendelausschlag während der zwei Stunden betrachten,
beobachten und sehen wollte, zog ich zweitletzte Reihe. Ich setzte
mich voll Vertrauen weiter hinten hin, von wo aus ich das Pult, an
dem er sitzen und den Vortrag halten würde, gut sehen konnte. Er
kam und setzte sich auf den Stuhl und nichts war mehr zu sehen!
Wie Pilze nach einem Regen, schossen die Köpfe in die Höhe und
verdeckten alles. Dank dem Pendelausschlag gab es auch keine
Chance einer Lücke. Ich wusste, das war meine erste Prüfung. Damit ich mit den Augen nicht Löcher in die Lockenköpfe bohrte,
schloss ich die Augen und liess so alles auf mich wirken. Es war
eine lange Zeit. Zuerst kamen immer Vorträge von zwei Studenten,
dann zum Schluss seiner. Ich konnte es nicht verhindern, Traurigkeit und Enttäuschung breiteten sich wieder langsam in mir aus.
Einmal öffnete ich die Augen und betrachtete die lange Reihe von
Köpfen. Es war wie eine Mauer. Gerne schloss ich die Augen wieder. Aber in mir dachte es: "Es ist also nicht dein Wunsch und dein
Wille, deinen Blick auf mir ruhen zu lassen. Nun, heute willst du ‘an185
dere Liebste dir’ anschauen. Als ich die Augen ein nächstes Mal öffnete, war ein Wunder geschehen. Es war der Moment, als er mit
seinem eigenen Vortrag begann. Ich hatte vollkommene Sicht auf
ihn. Wie dankbar war ich dann, die Sprache seiner Hände studieren
zu dürfen. Es war wie eine Ansprache in der Ansprache. Als Erstes
hielt er die Hände sehr lange nach oben, so als hielte er etwas in
oder auf den Händen. Ich verstand so vieles, was die Hände mir
sagten, und war glücklich. Dann auf einmal spreizte er die Finger
seiner rechten Hand, die Handfläche auf mich gerichtet. Was ich
sah, war eines seiner Wunder. Die Hand wurde ganz hell, sie leuchtete wie ein Stern. Als ich am Abend nachfragte, ob es Schutz oder
Segen gewesen sei, sagte er: "Nein." Das verwirrte mich ein bisschen. Aber auf einmal wusste ich es, er zeigte mir das Muster, das
auf meines passt. In den Jahren der Suche hatte ich auf meine Frage: "Was ist Liebe?" zur Antwort bekommen: "Liebe ist da, wo das
Muster aufeinander passt." Darauf hatte ich die Finger meiner beiden Hände aufeinander gelegt. "Da geschieht nichts mehr", hatte
ein Bekannter von mir dazu bemerkt. So hatte ich die Finger der einen Hand gespreizt und die Finger der anderen dazwischen gelegt.
Wenn also die Finger des Geliebten dazwischen sind, passt das
Muster der Hände trotzdem aufeinander. Es ist eine Ergänzung innerhalb des Musters. Das also zeigte er mir.
Am folgenden Tag kam die nächste Prüfung. Ich hatte dritte Reihe,
ich sah das Pult und den Stuhl wunderbar und durfte ihm nahe sein.
Ich dachte dankbar an den Tagesspruch desselben Tages: "Frage
Gott nicht nach irgendetwas. Lass ihn dir geben, was er will."
Und dann kam er. Eine besonders gross gewachsene "Zitadelle"
richtete sich auf und ihr wiegendes Haupt deckte ihn mir vollends
zu. Gleiches Prozedere. Unmöglich, ihn zu sehen. Ich schloss wieder die Augen, um mich nicht noch mehr zu stressen. Als sein Vortrag immer näher rückte, konnte ich die Bitte jedoch nicht mehr unterdrücken, mich ihn doch sehen zu lassen. Ich gestand ihm, dass
ich die Lektion noch nicht schaffe. Da rutschte die Dame etwas zur
Seite und ich konnte ihm dankbar zuschauen und verstand auch einiges. Von selbstloser Liebe war die Rede, von der Liebe Rhadas
zu Krishna, von einem liebevollen Herzen. In der Zeit, in der die Ansprache übersetzt wurde, schaute er mich oft und lange an.
186
In einer der letzten Ansprachen verkündete er, dass er einen wahren Devotee suche, wenigstens einen! Ja, wir sind alle noch weit
davon entfernt, vollkommen zu sein.
Nach dem Arathi kam er nun immer durch die Bubenreihen zur
Frauenseite, um in seine Räume zurückzugehen. Ganz in der Nähe
nahm er ihre Briefe. Ich dachte belustigt zu ihm: "Du pflückst die
Briefe wie Früchte." Und da lächelte er, direkt vor mir, in mein eigenes lächelndes Gesicht.
Eine weitere Lektion folgte bald darauf. Wir waren elf Schweizerinnen, die zusammen "einleinten", und erhielten die 15. Reihe. Ich begab mich an meinen Lieblingsplatz zu den alten Inderinnen vor dem
Tempel, denn wir hatten abgemacht, dass wir nur bis zur dritten
Reihe zusammenbleiben würden. Im Tempelhof gibt es verschiedene Bezirke: Da ist ein Platz für die anderen alten Frauen, die
Kranken und Verletzten sind seitlich vom Tempel. Auf dem inneren
Platz, direkt vor dem Tempel, wie schon gesagt, das Karussell. Ich
gehöre nicht zu den Kranken und auch nicht mehr auf das Karussell
der Welt. Dann ist neben dem Tor, wo er hereinkommt, der Ehrenplatz für sehr wichtige Devotees. Ein anderer Platz ist dem Kantinenpersonal vorbehalten. Zu keiner dieser Gruppen gehöre ich.
Also bleibt mein Stammplatz eben bei den alten Inderinnen vor dem
Tempel unter dem Tor zum Himmel. Da Sai Baba diesmal noch
nicht ein einziges Mal zum Tor gegangen war, waren die Privilegien
von einem schönen "Zwischendarshan" nun wohl auch vorbei. Was
blieb, war die Tatsache, dass ich ihn beim Überqueren des Platzes
und dem Darshan der Männer beobachten konnte. Mit einer fünfzehnten Reihe war ich aber doch von allem weit weg. Der Darshan
war also nicht besonders dazu geeignet, meinem Geliebten nahe
zu sein. Eingedenk der Lektionen, blieb ich gelassen sitzen, wo ich
eben war. Dann, nach dem Bhajan, kam er in gerader Richtung zum
"Mittelgang", wo er in seine Räume hinübergeht. Vor mir das übliche Bild: Zitadellen und Co. Da Gott nun aber selbst zu mir kam,
lächelte er mich zwischen Köpfen durch herzlich an, ging weiter, um
bei der nächsten Lücke das Gleiche zu tun. Gott erkennt die Lücken, die mir entgehen würden, und sorgt selbst dafür, dass sein
Blick und sein Lächeln für mich erkennbar sind. Wieder einmal tief
ergriffen, ging ich in meinen Raum zurück. Am Nachmittag zum
Vortrag bester Platz. Er flüsterte dem Übersetzer etwas zu. Dann
begann der Vortrag, langsam, verständlich und ohne dem Überset187
zer das Wort abzuschneiden, wie er das oft tut. Wir waren zutiefst
verbunden, und ich hatte das Gefühl, dass dieser Vortag ganz besonders für mich gedacht war.
Konzentrat des Vortrags: "Schenkt mir nicht gekaufte Blumen.
Schenkt mir die Blumen eurer Herzen, diese wird Gott annehmen.
Die Menschen bringen Blumen und beten Gott an. Die Blumen sind
vergänglich. Es gibt eine Blume, die nicht verwelkt, diese wird von
Gott angenommen. Die Blumen eurer Herzen sind unvergänglich
und duften immer. Die Blume des Mitgefühls ist sehr wichtig. Namen und Formen sind veränderlich, aber der eine Gott ist unveränderlich. Die Blume des Mitgefühls ist sehr wertvoll. Blumen, die verwelken, sind nicht nötig. Die Blume des Mitgefühls ist unvergänglich. Wer von höchster Weisheit ist, kennt die Bedeutung dieser
Blume. (...) Gott die Blumen des Mitgefühls darzubringen, das ist
die Essenz aller heiligen Schriften."
Am nächsten Tag sass ich in der dritten Reihe. Vor mir sprach er
mit einer First-line-Devotee, aber ich fühlte eine unerhörte Energie,
die meine Räder ankurbelte. Ich nahm mir vor, diese Vielschichtigkeit seines Wirkens nie mehr zu vergessen. Auch zwischen Darshan und Bhajan fanden Lektionen statt. Er war bei seinen kleinen
Boys, überstreute sie mit Reis, scherzte mit ihnen und lächelte oft.
Als er bis zur äussersten Ecke gekommen war, traf mich mitten in
einem schönen Lächeln sein Blick. Er blieb immer dann stehen,
wenn der Blick von ihm zu mir erkennbar und frei war, und ich fühlte
eine starke Reaktion im Kopf. So lehrte er mich, ihm zuerst in den
kleinen Dingen des kleinkarierten Darshanplatzes zu vertrauen, zu
realisieren, dass er nun alles selbst wolle. Dieser Tempelplatz ist ja
auch das Spielfeld Gottes, auf dem jederzeit Wunder geschehen
können. Nie wissen wir, wer neben uns sitzt, wer uns gerade prüft.
Oft machte es mir Mühe, die Nähe anderer zu ertragen. Die Inderinnen vor allem können sehr nahe aufschliessen und plötzlich rutschen sie zurück und man hat keinen Platz mehr. Ich war mir jedoch
bewusst, dass das eine der Prüfungen ist, denen wir hier ausgesetzt sind. Als ich einmal bei den alten Inderinnen sass, näherte
sich eine kleine alte Inderin und zwängte sich zwischen mich und
die anderen. Nicht genug damit, plötzlich hob sie ihre Beine und
legte sie quer zu mir über die meinen. Das war so komisch, dass
ich innerlich lachte und sagte: “O, Sai Baba, immer wünschte ich
mir, dass du mir einmal so nahe kommst. Aber es wäre schön, wenn
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du nach Jasmin duften würdest.” In dem Moment hob die Frau ihre
Beine und setzte sich wieder anständig neben mich.
Tagesspruch: "Der Atman ist der innere Meister eines jeden, Krishna ist der personifizierte universelle Atman."
Nachdem ich noch einmal beschlossen hatte, nichts mehr zu wollen, nichts mehr zu wünschen, sondern seinen göttlichen Willen geschehen zu lassen, kam er von der Männerseite her zu uns Frauen
herüber. Die ganze Zeit des Weges lächelte er mich und ich ihn an.
Wie oft verbaute ich mir solche Geschenke durch eigenes Wollen!
Die silberne Türe auf dem Balkon des Tempels hat mir immer sehr
viel bedeutet. Diesmal fragte ich jemanden, bei welchen Gelegenheiten Sai Baba durch diese Türe trete. Dass das an Weihnachten
der Fall ist, hatte ich selbst schon erlebt. Man antwortete mir, dass
er das nur an Weihnachten tue. Mir stockte der Atem, denn ich erkannte mit aller Deutlichkeit die "Schrift an der Wand". Wie viele
denken darüber nach, was Sai Baba uns da mitteilt? Der Balkon befindet sich im Zentrum des Tempels. Auf der Silbertüre befinden
sich die Symbole der drei Religionen, die nach der Aussage des Tibeters (Alice A. Bailey) den kommenden grossen Übergang vom
Menschenreich ins Gottesreich schaffen müssen, und der Weltenquirl. Es ist die Hindureligion, aus der alle anderen Religionen hervorgegangen sind, der Buddhismus und das Christentum. "Wer Augen hat, der sehe", heisst es. Aber wie konnte ich so lange selbst
an dieser Türe vorbeisehen? Ich war innerlich aufgewühlt. Wie viele
betrachten die Grössenordnung der Bilder in den Auditorien und
Tempeln? Wer denkt über die Fassade der Poornachandrahalle
nach? Ich erneuerte das Gelübde, meine ganze Persönlichkeit aufzugeben und mich Christus, dem Gott mit allen Namen, meinem
Geliebten, ganz zu übergeben.
An diesem besonderen Tag trug Sai Baba auch für mich das pinkfarbene Kleid. Ich fühlte ihn die ganze Zeit und wusste, dass er an
jedem meiner Gedanken teilhatte. Nach dem Arathi kam er strahlend lachend wieder einmal auf mich zu und winkte. Alle Frauen in
meiner Ecke winkten zurück. War das ein Symbol? Ich fragte: "Werde ich einmal Menschen zu dir führen?" Worauf mir die alten Worte
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ins Bewusstsein kamen: "Der Weg war ihr immer schon vorgezeichnet." Es war ein wunderschöner Vormittag, wofür ich ihm aus tiefster Seele dankte.
Wieder einmal hatte ich einen ganz schlechten Platz. Doch als Sai
Baba zum Tor hereinkam, schaute ich über alle Köpfe hinweg in
sein Gesicht. Es gab keinen Zweifel, er drehte den Kopf auch im
Weitergehen zu mir. Da war eine innere Verbundenheit, für die keine Distanz mehr bestand. Ich habe es aufgegeben darüber nachzudenken und zu fragen, ob seine Blicke wirklich mir gegolten haben. Alle können sagen: "Er hat mich angeschaut." Es stimmt auch
für alle, die in der gleichen Richtung sitzen. Er sagt selbst: "Die Lokomotive fährt nie nur mit einem Wagen." Und er meint die Lokomotive, die er selbst ist. Um meinen Gedanken die Bestätigung zu
geben, geschah nach dem Bhajan Folgendes: Er stand eine Weile
auf der Terrasse und schaute in meine Richtung und dann kam er,
wie so oft, auf mich zu. Dass zwischen uns sechs oder sieben Reihen waren, spielte überhaupt keine Rolle. Ich fühlte sein Näherkommen körperlich. Und dann war es, als würde er durch alle Sitzenden hindurchgehen, um zu mir zu kommen. Das war so wirklich,
dass ich ihn anrief und warnte: "Was machst du nur?" Aber dann
realisierte ich, dass er vor einer First-line-Lady stehen geblieben
war. Das Ganze war voller Dynamik, und wieder einmal tief ergriffen
sass ich dann da, seine Kraft und Liebe fühlend.
Traum über den Mittag des 28.7.96
"Ich sitze neben Sai Baba und fühle seinen Oberschenkel fest an
meinen gepresst, fühle, wie ich an seiner Energie teilhabe. Er ist mit
seinem göttlichen Werk beschäftigt und ich möchte so gerne auch
daran teilhaben. Vor uns sitzen zwei Frauen mit einem Kind. Da
fühle ich, wie sich die Kraft über das Sonnengeflecht und die Hände
bis zum Stirnchakra ausdehnt. In den Händen entsteht eine enorme
Hitze, die von einer Hand zur anderen strömt. So sitzen wir zusammen da und lassen diese Kraft auf die Frauen ausstrahlen. Nach einer Weile gibt er ihnen auch noch Tabletten. Ich möchte auch diese
geben, aber er wehrt ab mit den Worten, das müsse er selbst tun.
Nach der zweiten oder dritten ‘Behandlung’ erlaubt er mir jedoch
auch das. Ich erwache aus dieser enorm intensiven Tätigkeit und
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das Geschehen geht ohne Übergang im Wachbewusstsein weiter.
Stundenlang bleibt diese Energie in mir."
Einmal hielt Sai Baba einen Vortrag über die Rolle des göttlichen
Gurus, des einzigen wahren Gurus. Dabei verströmte er seine Liebe fühlbar über uns alle. Er sagte noch einmal, dass er der einzige
wirklich Liebende im Universum sei, dass alle anderen "Lieben" nur
temporäre Bindungen seien, die vorher nicht bestanden hätten und
nachher wieder gelöst würden, im Gegensatz zur Liebe Gottes, die
seit Anbeginn die unsere sei und bis in alle Ewigkeit weiter besteht.
Es war, als wollte Sai Baba uns diese ganze Liebe fühlen lassen.
Er gab sich uns ganz hin. Seinem Tempo beim Schlusslied konnten
wir fast nicht folgen. Danach gab es noch einmal Prasad, Heilige
Speise, irgendeine Süssigkeit.
Sai Baba wartete nicht wie sonst noch ein bisschen. Zu meinem
grossen Erschrecken beugte er sich noch einmal zum Rednerpult
und griff nach dem Becher mit Wasser. Er verlangte nach einem Taschentuch. Zwei wurden ihm gereicht und mit beiden wischte er
sich den Schweiss vom Gesicht. Dann ging er den Mittelgang entlang, lächelnd und segnend und voll Liebe wie immer. Wie immer?
Ich fühlte wehen Herzens, dass er seinen göttlichen Tempelcharioter überfordert hatte. Wie er gesagt hatte, gab er uns einfach alles.
Er war jedoch noch nicht einmal zum Tor hinausgegangen, als viele
aufstanden und sich auf das Prasad stürzten.
"Er gibt alles und spricht die einfache Wahrheit, die einfacher ist, als
alle gesagt und geschrieben haben", verkündete Papst Johannes
XXIII in seinen Prophezeiungen, die er einmal in Trance gemacht
hatte.
Hört ihm jetzt jemand zu? Ich schäme mich. Wie lange hat es gedauert, bis ich meine persönlichen Wünsche aufgegeben habe? Bis
jetzt! Schaffe ich es diesmal, ihn einfach zu lieben und seinen Willen geschehen zu lassen? Ich traue mir nicht.
Einmal nach dem Arathi, sass ich in der ersten Reihe. Sai Baba kam
über den grossen Platz. Er änderte die Richtung und kam wieder
einmal direkt auf mich zu. Sein Gesicht war ernst, fast mürrisch. Ich
flehte ihn innerlich an: "Sathya Saayine, so darfst du nicht an mir
vorübergehen!" Voller Herzlichkeit lächelte ich ihn an. Und wie so
oft im Traum und in Wirklichkeit verzog er den Mund ein bisschen
191
und, direkt vor mir, lächelte er. Dann ging er beschwingt und fröhlich
auf die andere Seite hinüber und segnete ein Schächtelchen, das
ihm von einer Frau hingehalten wurde.
Unversehens war der Abschied da. Dass es ein Abschied war, realisierte ich erst am folgenden Tag, als sich herausstellte, dass ich
einen Tag früher weggehen musste als geplant. Ich hatte erste Reihe und Sai Baba kam von der gegenüberliegenden Seite strahlend
lächelnd direkt auf mich zu. Neben mir fragte eine Frau, ob sie seine
Füsse berühren dürfe. Sie durfte. Im gleichen Moment warfen sich
alle Frauen neben mir auf den Boden, um dasselbe auch zu tun. Ich
lachte laut. Dabei war es doch ein heiliger Augenblick für sie alle.
Sai Baba ging weiter zur anderen Seite. Und ich dachte: "Es sieht
fast wie Abschied aus." Da schaute er schräg noch einmal intensiv
zu mir her. Ob er mich wegen des Lachens tadelte? Es war jedoch
der Abschied. Ich hatte mich verrechnet, mein Rückflug war um 1
Uhr in der Nacht. Er wird gedacht haben: "Sie weiss nicht einmal,
dass sie morgen fliegen muss."
Wieder zu Hause, begannen die Träume mit ihm zu meiner Freude
aufs Neue.
Traum
"Ich bin bei Sai Baba. Er gibt Interviews. Die erste Gruppe kann
hineingehen. Die Türe ist offen, wir können zuschauen und zuhören. Ein Schulmädchen mit kurzen schwarzen Locken ist dabei.
'Geh zu ihr, sie wartet auf dich', fordert er sie auf, und er deutet auf
mich. Ja, da ist eine tiefe Liebe in mir zu diesem Kind.
Dann dürfen wir hineingehen. Ich realisiere, dass er heilt. Wer geheilt ist, geht hinaus. Unversehens bin ich an der Reihe. Mir fehlt
nichts, ich habe nur eine tiefe Sehnsucht in mir, ihm nahe zu sein.
Ich schaue ihm zu, freue mich, betrachte sein Gesicht, und es wird
mir bewusst, dass er eine andere Form angenommen hat. Er hat
grau melierte, glatte Haare, sein Gesicht ist ein wenig schmaler und
ich suche darin nach bekannten Zügen. Nun kommt er zu mir. Ich
strecke ihm meine aneinandergelegten Hände entgegen. Er ergreift sie und wiegt sie ein bisschen. 'Zu viel Gefühl', neckt er mich
und lacht. Dann lässt er meine Hände los, tippt mit seinem Zeige192
finger an meinen Zeigefinger: 'Das ist dein Interview', sagt er lächelnd.
Am nächsten Tag bereite ich den Interviewraum vor. Ich breite meinen schönsten Sari über einer weichen Unterlage aus und zupfe
daran, bis er schön im Zentrum ist."
Vollmond. Am 27.9.96 erhielten wir die Quittung, Nr. 2997, für unsere Padhugas.
Traum
"In einer Kirche findet eine Auktion statt, und es ist Sai Babas Kirche. Das Ganze wird durch das Fernsehen in die ganze Welt übertragen. Viele Objekte, vielleicht alle, haben einmal mir gehört. Ich
bin selbst mit ihm für die Auktion verantwortlich. Ich zeige hinter
mich und sage: ‘Das sind meine Bilder.’ Ein Besucher schaut erstaunt dorthin. Ich drehe mich um und sehe, dass alle meine farbigen Bilder ausgewechselt worden sind. Statt den meinen hängen
dort nun andere, Bilder von Walter Krebs, die mein Mann einmal gekauft hat. Auch sein 'Abendmahl' ist dabei. Alle Bilder sind düster,
alt.
Ich gehe nach hinten, Devotees aus Genf sind angekommen. Einer
von ihnen schaut über alle die Dinge und sagt: 'Einige haben versteckt irgendwo einen Altar im Haus und andere leben einfach in
den heiligen Dingen.'
Auch die alten Möbel aus meinem Elternhaus sind da. Der Wand
entlang stehen die Holzstühle und alle Besucher setzen sich da hin
und drängeln, um auch noch einen Stuhl zu ergattern.
Da kommt Sai Baba und erkundigt sich nach gewissen Dingen. Die
Kameras sind so gestellt, dass sie den leeren Raum mit den Stühlen zeigen und nicht die Besucher, die sich zu den alten Stühlen an
der Wand drängen. Ich wundere mich über Sai Baba. Der leere
Raum scheint ihn nicht zu stören, im Gegenteil.
Sai Baba ist mir sehr nahe und ich fühle die Verantwortung, die ich
habe. Ich schaue ihn voll Hingabe und Liebe an, sein Vertrauen berührt mich sehr.
'Eigentlich möchte ich von all den Dingen drei behalten', sage ich
zu ihm. Sofort lässt er ein Objekt nach dem anderen herbringen. Da
193
ist die sitzende Dogonfigur aus der Anfangszeit unserer Galerietätigkeit. 'Diese Figur mochte ich immer sehr', verkünde ich. 'Schau
sie dir genau an', fordert er mich auf. 'Sie erinnert dich doch an C....'
Der Unterkiefer zieht sich in die Länge, hässlich! Das nächste Objekt wird hergebracht und weggelegt. Eine ganze Weile geschieht
dies nun. Hin und wieder trifft mich ein prüfender Blick von ihm.
Aber alles ist unwichtig geworden. Da liegen auch eine Menge
orangefarbener Babyhemdchen von unserem Projekt auf einem silbernen Tablett. Auch diese lasse ich weglegen.
Mächtig strömt die Liebe nun zwischen uns, und in dieser Liebe erwache ich. Ich habe nichts gewählt."
Traum
"Ich bin bei Sai Baba, irgendwo, und bin ihm sehr nahe. Der Abschied steht wieder einmal bevor. Uns allen erklärt er, dass er sich
schon heute von uns trenne, weil er es nicht möge, morgen jeden
Devotee einzeln zu verabschieden. Seine Augen ruhen sehr ernst
auf mir. Ich schüttle den Kopf und sage enttäuscht: 'Nein!' Dann suche ich den Schlüssel zu meinem Raum auf dem Schlüsselbrett. Er
ist nicht da. Der Schlüssel ist weg, die Koffer sind weg, mein Geld
ist weg, Sai Baba geht weg. Und - ich warte einfach, auf irgendetwas."
Traum
"Ich bin mit Sathya Sai Baba, dem Gott, zusammen. Er sitzt am Boden bei einem kleinen Bub und räumt mit ihm die Spielsachen auf.
Da ist plötzlich eine Pistole. Sai Baba spielt mit ihr und ein Schuss
geht los. Das Projektil prallt auf den Boden und weiter an die Wand.
Niemand wird verletzt, aber ich klebe Sai Baba eine schallende
Ohrfeige. Ich bin über mich selbst schockiert. Ich nehme ihn in die
Arme, wiege ihn und lege meine Wange zärtlich an seine malträtierte. Er aber ist mir nicht böse, er lacht. Dann räumen die beiden
fertig auf. 'Gib mir 20 Franken für meinen Kumpel', bittet er mich.
Ich sehe im weissen Licht meines Kopfes, wie ein Rad sich dreht."
194
Am 10.12.96 reiste ich wieder zu Sathya Sai Baba. Es war so, als
wäre ich gar nicht weg gewesen. Immer finden wir ihn so, wie wir
ihn verlassen haben. Jeden Tag gibt er Darshan, lässt uns an seinen göttlichen Aktivitäten teilhaben, hört sich die Loblieder an - und
spielt mit uns.
Einmal nahm er keinen einzigen Brief. Als eine Frau ihn eindringlich
bat, ihren Brief zu nehmen, drehte er sich zu uns um, liess seine
rechte geöffnete Hand nach unten fallen und lächelte entschuldigend. Erst nachher wurde mir bewusst, was er uns dabei mitgeteilt
hatte. Er wollte nichts nehmen, er wollte geben. Es war die immerwährend gebende Hand. Denn er rief sogleich einigen Studenten
und wies sie an, die Pakete von der Terrasse zu holen. Dann verteilte er die neuen Kleider an die Schüler.
An Weihnachten, den 25.12. 1996 gab es eine wunderschöne, für
uns Christen wichtige Ansprache. Unter anderem berichtete er von
einem Buch, das in Grossbritannien, etwa um 1530 n. Chr. zusammengestellt worden war und alle Informationen über Jesus enthält,
die in den vorhergehenden Jahrhunderten gesammelt worden waren.
In Russland wurde das gesamte Material in einem kleinen Buch zusammengefasst, das an einem Ort an der Schwarzmeerküste aufbewahrt wird. Sai Baba “materialisierte” dieses kleine Buch (so
gross wie eine Zündholzschachtel) durch eine Kreisbewegung seiner rechten Hand und zeigte es den Zuhörern. Er sagte: “Dies ist
das Buch. Ihr könnt das Kreuz auf dem Buchdeckel sehen. Dieses
Buch hat die Bestimmung, die gemeinsamen Züge aller Religionen
aufzuzeigen. Was in diesem Buch enthalten ist, ist nicht einmal in
der Bibel zu finden. Es enthält eine vollkommen neue Darstellung
des Lebens von Jesus. (...)
In diesem Buch gibt es Bänder als Buchzeichen, welche auf die verschiedenen Glaubensrichtungen hinweisen, durch einen Vers
(Shloka), der sich auf den betreffenden Glauben bezieht. Dieses
Buch enthält auch die vedische Aussage: “Einer bin ich, vielfältig
will ich sein.’”
195
Traum im Ashram
"Ich gehe auf den Tempelplatz und kann als Erste hineingehen.
Hinter mir kommt unsere Gruppe. Für uns sind Plätze reserviert und
ich sehe eine lange Reihe von Plastikkissen. 'Was, wir sollen auf
Plastikkissen sitzen? In der grossen Hitze ganz ungeeignet', denke
ich. Aber da sehe ich zu meinem Erstaunen Pakete, wie wir sie zu
Hunderten für unsere Neugeborenen machen. Unsere Baby-Pakete mit dem Bild von Sai Baba darauf. Wir haben also unseren festen
Platz in Sai Babas Ashram."
1997
Ich hörte davon, dass wir in Zukunft die Schweizerfahne als Gruppenkennzeichen für die Schweizer tragen sollen. Ich war schockiert
zu hören, dass dieser Koordinations-Beschluss definitiv sei. Eine
rote Kampffahne, einzig das weisse Kreuz darauf ist positiv. Wir
würden also in Zukunft unsere Schweizerfahne mehr oder minder
zerknittert hinter uns hertragen. Enttäuscht legte ich mich in der Mittagszeit aufs Bett, schloss die Augen und dachte darüber nach.
Vision (Guruday)
"Ich gehe auf den Tempelplatz, vor mir Schweizer Devotees, hinter
mir folgen andere. Da sehe ich, dass alle, die vor mir gehen, weisse
Kreuze auf ihren roten Tüchern haben. Auch die Kreuze der vordersten sind im Dämmerlicht des Tempels noch gut zu sehen. Ich
schaue nach hinten, auch hier rote Tücher."
Ich war tief ergriffen. Ja, unser Land war im Namen Gottes gegründet worden und auf die Blutfahne das weisse Kreuz gestellt worden.
Vor vielen Jahren hatte man mir in der Morgenmeditation gesagt:
"Du gehörst zu der Gruppe der Kämpfer! Zu dieser Gruppe gehören
noch viel mehr, wenn sie einmal erwacht sind."
Also passte diese Kampffahne doch eigentlich recht gut zu mir. Ich
gelobte aufs Neue, mich an die Seite von Christus, Sai Baba, zu
196
stellen, mit ihm zu kämpfen, dass sein göttlicher wundervoller Plan
für die Menschheit endlich wahr werde.
In diesem Sinne sprach ich dann zu der Schweizer Gruppe, fügte
aber hinzu, dass ich in Zukunft zu dem Machtsymbol auf dem Rücken einen türkisgrünen Sari tragen werde, ganz bestimmt am Donnerstag, dem Sonntag von Sai Baba, und am Sonntag selbst. Ich
erinnerte sie an die Aufforderung Sai Babas an die Frauen, die
weibliche Energie der männlichen zur Seite zu stellen. Die Komplementärfarbe zu rot ist grün. Es ist das einzige Farbenpaar, das absolut gleichwertig ist in Fläche und Farbintensität, um in Harmonie
zu sein. Damit das von der Fläche her beim Sari immer noch
stimmt, muss das Grün aufgehellt werden, das heisst, der Sari
muss türkisgrün sein, um die Harmonie zwischen beiden Farben
nicht zu verletzen.
Am folgenden Tag hatte ich dann eine zweite Vision
"Ich stehe vor Christus. Meine Augen sind auf der Höhe seines spirituellen Herzens. Er trägt ein wollweisses Gewand und an der Stelle des Herzens leuchten mehrere pastellfarbene, verschieden grosse christliche Kreuze. Eine mächtige Energie und Kraft strömt von
ihm zu mir."
Also waren meine Gedanken richtig. Ich war wie neu aufgeladen.
Ich wusste nun, dass sich Sathya Sai Baba über unser Schweizertuch freute.
Am 9. Januar kehrte ich nach Hause zurück.
Traum
"Ich begegne meiner ehemaligen Gruppe. Eine Frau sagt zu mir,
diese sei auf dem Weg zu Sai Baba, wir Schweizer hätten ein Interview. Als ich zu den anderen Devotees komme, fragt man mich,
warum ich nicht bei den anderen sei, wir hätten doch ein Interview."
Ein Mitglied unserer Gruppe hatte zur gleichen Zeit einen anderen
Traum. Sie sah schlafende Kämpfer bei ihren schlafenden Pferden,
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den schlafenden Sai Baba neben seinem schlafenden Esel, dem
Reittier von Jesus. Heisst das, dass die Jesusse alle schlafen? Auf
jeden Fall beschloss unsere Gruppe, wieder vermehrt spirituell tätig
zu sein.
Traum
"Ich bin mit vielen anderen in einem grossen Gebäude (Schulhaus).
Durch ein Orakel werden Aufgaben verteilt. Einer Frau aus unserer
Gruppe fällt eine Karte vor die Füsse. Darauf ist ein schwarzes Herz
abgebildet. Mit einer schwarzen Schleife wird die Karte an ihr Kleid
geheftet. Es scheint, als ob sie sich den traurigen Herzen annehmen müsste. Als Nächstes bekommt eine ehemalige Kollegin aus
dem Seminar ihre Aufgabe. Ich mache die anderen auf den Sims
aufmerksam, wo alle Karten stehen, von da fliegen sie zu den Betreffenden. Alle Karten vibrieren in silbernem Licht, wie es die Fotos
von Sai Baba bei mir manchmal tun, wenn er mich besonders grüssen oder auf etwas aufmerksam machen will.
Eine andere Karte fällt vor die Füsse von Nelly. Sie hat die Aufgabe,
gewisse Fragen zu beantworten. Ich eile sofort zu ihr, um Fragen
zu stellen. Sie aber lacht nur und sagt: 'Morgen.' Wir gehen dann
zusammen weg, aber wir finden in dem grossen Gebäude den Ausgang nicht sofort. Unvermittelt stehen wir in einem Raum, wo die
anderen Orakelkarten aufgestellt sind. Ich betrachte sie neugierig
und überlege, welche wohl zu mir gehöre. Irgendwie haben alle mit
dem Herzen zu tun. Eine gefällt mir ganz besonders. Auf ihr ist ein
Baum. Der Wind spielt mit den hängenden Zweigen, so dass sich
alle auf eine Seite neigen. Die Zweige sind grün, sehr beweglich,
und an ihnen hängen Herzen in allen zarten, leuchtenden Farben.
'Wenn ich doch nur diese Aufgabe bekäme', denke ich sehnsüchtig.
Dann finden wir endlich den Ausgang und treten zusammen ins
Sonnenlicht."
Traum
"Ich bin mit vielen Menschen zusammen. Aufgaben werden verteilt,
und zwar so, dass irgendetwas sichtbar wird oder geschieht, das
auf die Aufgabe für jemand Bestimmtes Bezug hat, und dieser erkennt sie. Ein Militärmesser erscheint und Roland ruft aus: 'Dass
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das möglich ist!' Er geht zu dem Militärmesser, ergreift es (es ist geschlossen) und geht weg, um sich seiner Aufgabe anzunehmen.
Der Saatgedanke kommt mir in den Sinn: 'Krieger bin ich, und aus
dem Kampf gehe ich siegreich hervor.' Dieser Kampf wird zuerst mit
der eigenen Persönlichkeit geführt und dann wird man zu Arjuna,
dem Heerführer. Ich selbst gehe nun auch weg, um nach etwas Bestimmtem zu schauen. Auf dem Weg dorthin betrachte ich einen geschlossenen Wasserhahn und öffne ihn. Auf einmal sprudelt Wasser heraus. Das Wasser wird nicht in einen Brunnen geleitet, sondern strömt überallhin. Der Saatgedanke kommt mir: 'Wasser des
Lebens bin ich, ausgegossen über die dürstende Menschheit.' Ich
weiss, das ist meine Aufgabe. Dann ist da noch ein Ereignis mit
Schuhen. Es hat damit zu tun, dass es für einige Wege gute Schuhe
braucht. Aus dem Traum erwacht, fühle ich die innige Verbundenheit mit Sathya Saayine."
Traum
"Bei Sai Baba ist ein grosses mehrtägiges Fest, ähnlich dem Sportfest. Es findet auch im Stadion statt. Ich möchte so nah wie möglich
bei ihm sein. Eine Bekannte ist anderer Meinung. Sie hat einen
Händler gefunden, der eine Art Talismane herstellt. Vor uns stolziert ein junges Dromedar vorbei, das die Zähne entblösst und nach
uns schnappt. Ich aber denke nur an Sai Baba. Ich will in seiner
Nähe sein, auch wenn dort ein Gedränge herrscht, und entferne
mich von diesem gottfernen Platz."
"Der Griff nach Gott", sagte Sai Baba in der Morgenmeditation zu
mir und ich ergänzte: "Gottes Griff nach mir, den wünsche ich mir
jederzeit."
Traum
"Bei Sai Baba findet wieder ein grosses Fest statt. Auf der Tribüne
sitzen rotgekleidete Kinder mit Instrumenten. Ich suche mit ein paar
anderen einen guten Platz im Stadion und setze mich auf die Stufe
über der Mauer. Ich möchte Sai Baba ganz nahe sein. Hinter mir
befindet sich ein Sims mit Blumenstöcken. Da kommt Sai Baba zu
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unserer Freude über die Tribüne von der anderen Seite her. Er
schaut eine Pflanze nach der anderen liebevoll an. Als Letzter auf
dem Sims steht ein Kaktus. Den packt er, schaut vielsagend zu mir
her, dreht ihn, lacht herzlich, küsst ihn dann auf die langen Stacheln
und nimmt ihn gleich mit. Ich beobachte ihn aus nächster Nähe.
Keine Frage, dass ich selbst dieser Kaktus bin!"
Traum
"Mit vielen anderen bin ich bei Sai Baba. 'Rasa - von Anbeginn’,
sagt er zu mir."
Ich dachte an die Worte, die er mir einmal gesagt hatte: "Deine Liebe bringt dich zur Wahl der ersten Stunde."
Ob er das meinte? Später sah ich im Sanskritwörterbuch, dass es
dieses Wort wirklich gab. Es hiess dazu: "Saft, Flüssigkeit; Quecksilber; Genuss; Leidenschaft, Wunsch, Liebesverlangen; Freude,
Glück, Charme; Gefühl, Emotion; die Erfahrung übersinnlicher
Freude in einem Zustand ekstatischer Vereinigung mit Gott, im Erleben der Nähe zu Gott. Dieser Zustand kann nicht mit der Freude
an Sinnesobjekten verglichen werden und entzieht sich der Beschreibung durch den Verstand". (Mitwede, Sanskritwörterbuch,
Seite 200).
Traum
"Eine Freundin und ich arbeiten am Babyprojekt. Ich schaue auf die
Strasse hinaus und sehe Sai Baba daherkommen. 'Sai Baba
kommt', rufe ich freudig aus. Wir rennen auf die Terrasse hinaus.
Mit aneinandergelegten Händen rufe ich ihm entgegen: ’Hallo! Sai
Ram, Sai Ram.' Er ist ganz nah, strahlend und mächtig. Sofort
schaut er zu uns herauf, sein Blick ruht auf uns und er lacht dazu."
Traum
"Ich bin in einer Schule und bekomme die Aufgabe, alles für eine
Hochzeit vorzubereiten. Eine Mitstudentin denkt, dass sie die Braut
sei. Aber dann kommt die wirklich Auserwählte. Sie hat den Ring,
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der auf seinen passt. Einen ovalen, blauschimmernden Capuchon,
der leicht zum Violetten neigt. Sie lehnt den Ring gegen den seinen.
Dieser hat den gleichen Stein, ist aber rund, beide sind gleich geschliffen. Ich fühle die Liebe, die zwischen ihr und ihm strömt. Ich
gehe in die oberen Räume, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Da ist vor allem eine Hochzeitsmaschine, die gereinigt werden
muss. Ich betrachte das Innere. Zahnräder, die ineinander greifen,
Dutzende! Immer bin ich mir der Gegenwart des Bräutigams bewusst. Ich schneide einen Streifen Stoff in Stücke, wie ich es immer
für die Babyhemdchen mache. Jedes Stück Stoff Liebe, Dutzende!
Mir wird plötzlich die Zeit bewusst. Es ist ja schon bald soweit. 'Viertel vor', hat der Bräutigam angekündigt. Über dem Betrachten der
Maschine und dem Schneiden der Streifen habe ich die Zeit vergessen. Plötzlich werde ich gewahr, dass ich gar nicht mehr träume, sondern ins Wachbewusstsein hinübergewechselt habe. In mir
ist diese Liebe, die ich fühle bei jedem Stück Stoff, den ich immer
noch schneide. Aber ich werde mir auch eines eigenartigen
Schmerzes in meinem Herzen bewusst. Das Herz schlägt viel
schneller als sonst und in Intervallen, wie ich es manchmal fühle,
wenn das Blut zurückgehalten wird und dann plötzlich wieder
fliesst. Es wird mir aufs Neue bewusst, dass ich IHN liebe, mit jeder
Faser meines Herzens."
Traum
"Ich bin mit vielen Sai Devotees in einer Schule, wo wir auch praktische Arbeiten verrichten. Da sind Gegenstände, alte und neue.
Jeder ist mit Liebe durchtränkt. Solange, wir an ihnen arbeiten, fühlen wir Sai Babas Liebe. Er selbst sitzt mitten unter uns an einem
Tisch. Ich liebe es so sehr, wenn er bei uns ist, und bin glücklich,
dass er das tun kann, ohne belästigt zu werden. Ich betrachte ihn
glücklich. Plötzlich jedoch habe ich keine Macht mehr über mich.
Ich fühle, wie ich zu ihm hingezogen werde, die Macht seiner Liebe
zu mir in mir. Dann lege ich ganz selbstverständlich und zärtlich
meine Arme um ihn."
Am 11. Juni 1997 reiste ich mit drei Freundinnen erneut nach Puttaparthi. Zwei von ihnen kamen nur für zwei Wochen. Die andere
Freundin und ich konnten noch zwei weitere Wochen bleiben. Eines
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Morgens erzählte sie mir, dass sie uns beide im Traum auf der Terrasse beim Tempel habe sitzen sehen. Sie dachte, wir würden diesmal ein Interview bekommen. Wünschte ich mir das nicht auch? Ja,
ich wünschte das auch. Es kam jedoch ganz anders. Am Tag, nachdem wir die 600 Pakete im Spital abgeliefert hatten, sassen wir gegenüber dem Tempel in der ersten Reihe. Es war Sonntag und wir
trugen unseren türkisgrünen Sari. Als Sai Baba aus dem Interviewraum trat, in dem er eine halbe Stunde verbracht hatte, und den
Darshan begann, sah ich zu meiner grossen Enttäuschung, dass er
nirgends stehen blieb, keine Briefe nahm und eigenartig unnahbar
und ernst an allen vorüberging. Als er jedoch beim Mittelgang um
die Ecke kam, schaute er schon von weitem zu uns her und kam
dann schräg über den Weg direkt auf uns zu. Bei mir blieb er eine
Weile stehen. Ich hatte mir schon vor langer Zeit vorgenommen, ihn
um nichts mehr zu bitten, deshalb schaute ich ihn nur glücklich an.
Eine Frau hinter mir jedoch fasste sich ein Herz und bat um Vibhuti.
Er erfüllte ihr den Wunsch und gab auch mir eine gehörige Portion
in die Hand. Ich wusste, dieses Geschenk gehörte auch meiner
Freundin. Eine Mutter hinter uns schaute still und sehnsüchtig zu.
Auch sie und ihr Kind bekamen davon. Danach ging Sai Baba weiter und liess auch die anderen alle unbeachtet. Erst bei den Männern war er wieder wie sonst. Das war also ein Darshan ganz für
uns, unser Interview, und wir waren sehr glücklich und dankbar.
Trotzdem schlich sich nach und nach wieder eine gewisse Enttäuschung darüber ein, wieder ohne Antwort auf meine drängenden
Fragen heimkehren zu müssen. Fragen, die nur er kannte und beantworten konnte. Oft sagte ich zu ihm: "Sathya Saayine, Liebster,
die Stunden, die Tage rinnen durch meine Hände und bald müssen
wir wieder Abschied nehmen. Ich verstehe es einfach immer noch
nicht, dass du mich so auf Distanz hältst."
Am letzten Tag schaute ich von meinem Platz bei den alten Inderinnen zu den Kranken und Invaliden hinüber. Ich musste zwei von
ihnen noch etwas mitteilen. Auf direktem Weg ging ich dorthin, aber
als ich auf dem Podest ankam, war niemand mehr da. Gedankenverloren stand ich da und schaute zu Sai Babas Haus hinüber. In
mir war kein Wunsch wegzugehen oder irgendetwas zu tun. Verwundert betrachtete ich mich selbst, fühlte in mich hinein: Da war
nichts als eine grosse Verlorenheit, eine tiefe Resignation und eine
ebenso tiefe Traurigkeit. Wieder einmal hat mich Sai Baba nicht in
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seine Nähe gerufen und meine Fragen nicht beantwortet. Ich habe
wieder nur zugeschaut, wie er vielen anderen dieses Geschenk
gab. Da stand ich also und schaute in den Spiegel, wie so oft. Unbemerkt war eine Inderin zu mir gekommen. Sie trug den Weihnachtssari vom vorherigen Jahr. Sie strich zärtlich über meine Arme, nahm meine Hände in die ihren und wiegte sie. "Wait!" forderte
sie mich sanft und liebevoll auf und lächelte. Ich schaute ihr nicht
nach, als sie weiterging. Etwas in mir hatte sich aufgelöst. Die Tränen strömten in Dankbarkeit und Ergriffenheit über mein Gesicht.
Als ich später darüber nachdenken konnte, wurde mir bewusst, wie
in den letzten Tagen wieder eine tiefe Resignation von mir Besitz
ergriffen hatte. Täglich konnte ich sehen, wie viele Devotees zu Gesprächen mit ihm eingeladen wurden, manchmal mehrere Male
nacheinander die Gleichen. Und einmal sagte ich zu ihm: "Ich verstehe dich nicht, Sathya Saayine, ich verstehe dich nicht! Pass auf
mich auf, lass es nicht zu, dass sich alles, was sich damals in Bezug
zum ‘kleineren Bild’ zugetragen hat, wiederholt. Damals habe ich
resigniert. Es blieb nichts mehr! Resignation ist tödlich! Pass auf
mich auf, bitte, pass auf mich auf!"
Nach der Begegnung mit dieser Frau konnte ich die Nähe und die
Geschenke, die ich auf andere Art bekam, wieder freudig annehmen.
Dann nahm ich Abschied im Wissen, dass ich bald wieder zu ihm
kommen durfte, zu einem ganz bestimmten Anlass. Es war ein besonderes Jahr für unsere Familie. Meine beiden Söhne, Doris, Cyrill
und Aylin würden mit mir bei Sathya Sai Baba sein. Wir sollten Sai
Padhugas bekommen. Die Familie von Roland und ich mit Bernhard als Partner. Unsere Padhugas haben die Nummern 1232 und
1730.
Traum
"Ich bin im Ashram von Sai Baba und arbeite da. Zu meiner und aller Freude kommt er auf den grossen Platz heraus. Ich werde ihn
über den ganzen Platz gehen sehen. Wie ich es liebe, wenn ich ihm
entgegenschauen und zuschauen kann. Zu meiner grossen Enttäuschung geht er jedoch nur schräg über den Platz und direkt zu
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einem Nebengebäude. Seine Füsse sind eigenartig geschwollen,
sein Gang ist schleppend. Voller Mitgefühl betrachte ich ihn."
Vision
"Ich sehe zwei rote Kaktusblüten, die sich aneinander schmiegen,
gleich wie die zwei Rosen auf meinem Altar. Seine Liebe durchströmt mich mit Macht."
Sai Babas Stimme am Morgen: "Die neuen Gewänder der Seele."
Vision
"Ich betrachte den Ring, den ich auf Sathya Saayines Herz gelegt
habe, und sehe mit Erstaunen, wie sich aus dem Ring ein zweiter
Ring löst. Das Rot der Ringe leuchtet gleich stark. Nach einer Weile
wird der zweite wieder in den ersten aufgenommen."
Mir wurde bewusst, dass ich ein Gleichnis sah: Gott in uns. Er kann
hinaustreten aus unseren Herzen, damit wir ihn anschauen können
in einer Form (darshan), und dann kehrt er in unser Herz zurück.
Genau das hatte Sai Baba in einem der letzten Vorträge gesagt.
Resignation, enttäuschte Erwartung, die mit der Gruppe zu tun hatte. "Alles in mir will geben, ohne von anderen zu empfangen." Ich
hatte mein eigenes Liebesmantra vergessen.
Ich erwachte aus einem wichtigen Traum, in dem ich symbolisch erlebte, aus welchem Muster heraus ich so oft in diese Resignation
falle, die, wie ich fühlte, tödlich sein kann. Der Zusammenhang des
Traums war mir entfallen, aber es gab aufschlussreiche Details. Erwartungen, die sich nicht erfüllten, nicht erfüllen konnten. Liebe,
Liebe, Liebe. Und durch den ganzen Traum hindurch Sai Babas
Liebe, wie ich sie schon lange nicht mehr erleben durfte, intensiv,
alles umfassend, alles einschliessend. Der Traum hatte mit Erwartung und Nichterfüllung zu tun. Erwartete ich nicht auch bei Sai
Baba immer wieder etwas? Antwort auf innere Fragen, Antwort
über meine Beziehung zu ihm, seine zu mir? War da nicht immer
wieder diese Resignation, die ich schon so viele, viele Male erlebte
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und in den Griff zu bekommen versuchte? Die eine meines Lebens
war so tief, dass von den Erwartungen nichts mehr blieb, nichts
mehr sich in mir regte. Leere, kein Wunsch mehr, nichts. "Kein
Räuchlein mehr, aber auch keine Musik mehr!" Sagte ich nicht bei
meinem letzten Aufenthalt bei Sai Baba, bat ich ihn nicht aus tiefstem Herzen: "Pass auf mich auf, Sathya Saayine. Lass nicht über
unerfüllten Wünschen meine Liebe zu dir vergehen, wie damals
beim 'kleineren Bild'.” Mein ganzes Leben ist mit diesem Thema angefüllt. Aus dieser Resignation heraus habe ich in meinem Leben
alles ertragen, als ob ich neben mir selbst gestanden hätte: unbeteiligt und auf Distanz. Habe ich später nicht immer erklärt: "Es war,
als ob jemand gütig einen Schleier über mich gelegt hätte", oder:
"Es war, als ob eine Käseglocke über mich gestülpt worden wäre,
mir zum Schutz."
Vielleicht ist es nun so, dass diese Schleier von mir genommen worden sind, die Schleier, die gnädig verhüllten, und die mich auch, wie
ich jetzt weiss, vom Liebsten trennten. Ich muss mich nun ohne den
Schutz einer "Käseglocke" den Tatsachen stellen und muss über
vieles nachdenken. Bete ich nicht jeden Tag zu Sai Baba: "Nimm
diese Schleier von mir. Lass mich dich erkennen, erkennen, was du
für mich bist, was ich für dich bin." Wenn dies geschähe - was wäre
dann?
Traum
"Ich bin verantwortlich für viele Menschen in der Umgebung von Sai
Baba. Es sind so viele, dass fast keine Ordnung herzustellen ist. Sai
Baba ist auch da. Zum Schlafen legen sich alle einfach irgendwohin. Ich werde für Ordnung sorgen müssen. Sai Baba liegt zwischen
mir und einer anderen Frau, die ihn offenbar gut versteht. Sai Baba
dreht den Kopf auch zu mir und sagt leise etwas zu mir. Da zwischen mir und ihm ein Respektsabstand ist, verstehe ich ihn nicht.
Ich bin traurig darüber und frage die andere Frau, über ihn hinweg,
was er denn gesagt habe. Sehnsüchtig trinke ich ihre Worte, aber
auch sie verstehe ich nicht. Da legt sich eine dicke, ordinäre Frau
zwischen ihn und diese andere Frau. Weil sie aber sieht, dass zwischen ihm und mir noch mehr Platz ist, trifft sie Anstalten, über ihn
hinwegzusteigen. Das tut sie ganz ungeniert und ich bin entsetzt
darüber. Ich stehe sofort auf und Sai Baba auch. Er fragt, ob es
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denn hier nichts zu essen gäbe. Ich versichere ihm, dass ich dafür
sorgen würde. Er friert offensichtlich und ich beeile mich, für ihn einen dick gefütterten Popelinemantel zu holen, und helfe ihm hinein.
Dabei drücke ich seine Arme ein bisschen. Da wendet er sich mir
wieder zu und sagt tröstend: ’Ich werde mit dir gehen, ich werde bei
dir sein und dann wirst du mich verstehen, aber sprich nicht darüber.’”
Das Gleiche hatte er mir schon vor Jahren versprochen. Ich erwachte und dachte über diese Worte nach. Seine Liebe war unendlich und hüllte mich noch immer ein. Ich überlegte: Wenn er mit mir
spräche, auf der Ebene des Sprechens, würde ich mich nicht nach
dieser Ebene, auf der ich ihn nun fühle und mit ihm eins bin, sehnen? Kämen mir seine Worte nicht "äusserlich" vor? Befriedigten
sie meine Sehnsucht nach Einheit mit ihm? - Nein! JETZT war ich
eins mit ihm!
Ich bat Sai Baba um ein Zeichen für die junge Familie. Im Traum
war ich mit ihnen auf einer Wiese. Die Osterglocken blühten in Fülle.
Am 16. September flog ich also wieder nach Puttaparthi, diesmal
begleitet von Bernhard. Roland, Doris, Cyrill und Aylin waren schon
in Indien. Im Ashram trafen wir uns, um die Padhugas in Empfang
zu nehmen. Das Fest dauerte vier Tage. Einmal kam Sai Baba ganz
nah an uns vorbei, als wir schön aufgereiht nebeneinander im Tempel sassen, unsere Padhugas vor uns. Ich sagte zu ihm: “Nun sind
sie alle da. Ich übergebe sie dir alle, von jetzt an sind sie dein, deiner
Führung anvertraut!” Nach zwei Wochen mussten wir zurückkehren, im Gepäck zwei Paar Padhugas. "Lasst euch nicht verunsichern. Dort, wo meine Padhugas stehen, da bin ich physisch anwesend", verkündete Sai Baba in seiner Padhugarede des vorangegangenen Jahres. Noch zwei Mal gab es danach noch ein
Padhugafest. Jetzt, wo ich diese Worte schreibe, ist die ganze Padhugageschichte abgeschlossen. Der Verantwortliche, Herr Chettiar, ist gestorben. Das erste Padhugafest wurde 1993 mit 108 Sri
Sathya Sai Padhugas gefeiert. Jahr für Jahr kamen mehr Padhugas
dazu. Sathya Sai Baba hat jedes Paar dadurch gesegnet, dass er
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einen Moment seine Füsse darauf stellte. 1999 waren es weltweit
dann 4005 Paar. Jedes Fest begann damit, dass Sai Baba auf ein
Paar Padhugas stand und seine Füsse mit Blumen überstreut wurden. Bei jedem Fest waren eine kleine Zahl Priester anwesend, welche die Zeremonie leiteten. Dann begann für die Besitzer die Segnung ihrer eigenen Padhugas. Diese Zeremonie geht auf die Zeit
von Rama, der göttlichen Verkörperung Sai Babas als Rama zurück. Rama wurde für 14 Jahre in die Verbannung geschickt. Während dieser Zeit war er durch seine Sandalen (Padhugas) als Herrscher in Ayodhya vertreten, während sein geliebter Bruder die Regierungsgeschäfte leitete.
Traum nach der Rückkehr von Puttaparthi
"Ich bin bei Sai Baba und warte auf den Darshan. Er kommt und lädt
sofort die grosse Gruppe mit den rosaroten Tüchern zum Interview
ein. Ich werde traurig. Diese Gruppe wird von ihm sehr bevorzugt.
In Gedanken hadere ich wieder einmal mit ihm. Acht Jahre komme
ich nun schon hierher und hatte in dieser Zeit nur ein einziges Interview, und erst noch ein 'gestohlenes', dem unmittelbar Kurukshetra folgte. Da schaut er zu mir her. Damit ich verstehe, dass er
wirklich mich meint, reisst er seine Augen weit auf, so dass ich das
Weisse sehe. Ich spiele mit seinen Kindern."
Traum vom 7.10.1997 (Am Abend starb mein Vater)
"Ich bin mit Bernhard in einer grossen Halle. Er trägt das grosse
Darshankissen und schlendert herum und geht hinaus. Schliesslich
mache ich das Gleiche. Beim Weitergehen zieht etwas Rosarotes
meinen Blick auf sich. Es ist ein Kinderzimmer. Darin stehen zwei
Holzwiegen und daneben ein Bettchen in Weiss, das aussieht wie
eine Wiege. Darauf sind reliefartig rosarote grosse Lotosblumen
angebracht. Besonders eine dominiert, und diese war es auch, die
ich von weitem gesehen habe. Auch die anderen Möbel sind so verziert und alles sieht wundervoll aus.
(Vaters Sarg war wie eine Wiege hergerichtet, rundherum war ein
Volant angebracht. Bevor die Mutter starb, hatte ich auch einen
Traum, der mir den Abschied von ihr ankündigte: Ich war im Breitmoos auf der Laube. Plötzlich erschien ein schwarzes Pferd und
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das kam auch noch die Treppe herauf. Ich wollte ihm den Weg versperren, aber es schubste mich zur Seite und ging direkt ins Krankenzimmer meiner Mutter.)
In der Meditation machte ich Sai Baba Vorwürfe, dass er nie mit mir
über meine Arbeit spreche wie mit all den anderen, und ich fragte
ihn, ob er meine Arbeit überhaupt wolle und wünsche.
Traum
"Ich kehre an einen Ort zurück, wo ich immer gerne war, wo ich immer wieder hinkommen möchte - zu Sai Baba. Im grossen Gebäude
suche ich den Raum, in dem ich stets gerne verweile. Da ist ein
Kind! Ein Junge. Er hat braune Haut und dunkle Haare. 'Ob es Sai
Babas Kind ist?', frage ich mich. Das Gesichtchen ist schmal. Da
rennen alle auf die Terrasse. Sai Baba fährt vorbei. Ich kann ihn sehen, er sitzt hinten, wie immer. Es ist das silbergraue Auto. Eine
Welle der Liebe überströmt mich, verbindet mich mit ihm.
Man erzählt mir von den grossen Veränderungen am Berg. Eine direkte Verbindung zum Gipfel werde gebaut. Eine Freundin will,
dass ich mit ihr hinaufgehe, um mir alles anzuschauen.
Zuerst bringt mir jemand ein Kleid! Es ist zyklamenrot wie mein Ring
und es ist aus schimmernder, leuchtender Seide, raffiniert gefaltet
und drapiert. Es berührt den Boden. Es ist das schönste Kleid, das
ich je gesehen habe. Das soll mir gehören? Ja, es ist mein Kleid,
ein Geschenk von IHM.
Dann eilen wir zum Berg, die Ashramfreundin und ich. Von weitem
sieht man die schnurgerade Schneise zum Gipfel. Wir klettern über
die Steine. Geröll und Schutt tosen an uns vorüber ins Tal. Wir sind
voll Übermut und Fröhlichkeit.
Ich bin wieder in dem Gebäude. Mir wurde ein grosses Zimmer zugewiesen. Das private Gepäck wird mir nachgeschickt. Zudem
habe ich eine grosse Bestellung aufgegeben, denn ich muss arbeiten. 'Schickt mir zuerst die neun Computer, die Drucker und Scanner und das andere Material sofort danach', fordere ich den Geschäftsmann auf. Auf dem Vorplatz, der sich wie eine Laube vor
den Zimmern befindet, treffe ich eine bekannte Familie. Sie möchten das Zimmer sehen. 'Es ist die einzige Türe, die weit offen steht',
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sage ich, 'geht nur hinein.' Die privaten Dinge sind nun da und stehen und liegen herum. Ein leises Unbehagen erfüllt mich; alle konnten nun meine ganz privaten Dinge sehen. Da sind auch einige Objekte, die sich beim Betrachten laufend verändern. Ich habe ganz
vergessen, dass diese mir gehören. Sie sind wunderschön! Der
Monteur meldet mir, dass die Computer installiert seien und dass
der Rest bald eintreffen werde. Überall steht nun das Arbeitsmaterial, eingebettet zwischen den privaten Dingen. Ein eigenartiges,
aber schönes Durcheinander. Es scheint jedoch, dass da viel Arbeit
wartet. Nicht getrennt vom privaten Bereich, alles beieinander."
So ist es nun auch in Wirklichkeit. Mein Altar steht in meinem
Schlafzimmer und da arbeite ich auch an meinem PC, Scanner und
Drucker. Die Bücher sind hier entstanden. Der Wohnraum ist ein
Verlagsraum geworden.
Traum
"Jemand ist bei mir. Wir arbeiten an den Windeln und probieren ein
neues Modell aus. Beim Verlassen des Gebäudes entdecke ich,
dass man an der Fassade eine aufgerichtete Kobra als Relief angebracht hat."
Traum
"Ich schaue aus meinem Schlafzimmerfenster hinaus auf die Wiese, den Abhang hinter dem Haus. Da sehe ich, dass von ganz oben
ein grosser Stein herunterrollt. Vor meinem Fenster, hinter dem
Mäuerchen, kommt er zum Stillstand und mit einem Ruck legt er
sich auf die flache, quadratische Fläche, die er hat. 'Das ist ja ein
Phallus!', ruft eine Frau neben mir aus. Ja, fast anatomisch nachgebildet. 'Das ist ein Shivalinga', erkläre ich. 'Ein Shivalinga, mit penetrant natürlicher Umgebung', ergänze ich lachend. Ich erwache
aus einem sehr intensiven Erleben heraus und Sathya Saayine ist
mir sehr nah."
209
Traum
"Ich bin in einem Ashram von Sathya Sai Baba und schaue zum
Fenster hinaus auf eine Wiese und sehe zu, wie er 'unter den Menschen wandelt'. Zwischen der Wiese und mir ist ein unüberwindliches Hindernis. In meinem Raum steht ein Kühlschrank, worin alle
Süssigkeiten, die ich IHM zugedacht hatte, aufbewahrt sind. Der
Raum wird nun aufgeräumt, man erwartet ihn hier. Ich schreite über
Blätter und Topfpflanzen, die man ausgerissen hat. Sie sind noch
grün und ich frage mich, warum man sie wegschmeissen will. Menschen kommen in den Raum und ich erzähle ihnen von den Süssigkeiten. Einen grossen Teil davon verteile ich unter sie. Der Kühlschrank ist übervoll und auf allem hat sich eine Eisschicht gebildet.
Ein Mann, der Sai Baba 'sehr nahe steht', wie es heisst, berichtet
mir, dass dieser meinen Brief genommen habe. 'Der Brief ist von einer älteren Frau', habe Sai Baba schmunzelnd erklärt. Draussen
sehe ich eine Gruppe Männer weggehen. Sie tragen lange, braune
Halstücher über den Kleidern. Man sagt, diese hätten sie von Sai
Baba bekommen und sie hätten ein wunder-wunderschönes Interview gehabt. Man erzählt, auch Prinzessin Anne habe eines gehabt
und seither sei sie nicht ein einziges Mal mehr aus dem Haus gegangen. Man bringt nun zwei Stapel handgestrickte braune Pullover, die Sai Baba verschenken kann. (Braun ist eine irdische Farbe)."
Traum
"Ich bin im Ashram von Sai Baba und werde im Office verlangt. Da
treffe ich eine Freundin. Vor sich hat sie ein Paket mit Babyhemdchen und Pulloverchen für unser Projekt. Der Verantwortliche klettert auf eine Leiter, zieht ein Buch heraus und legt es vor uns auf
den Tisch, blättert darin und verlangt, dass wir uns hier eintragen.
Ich nehme das Buch mit auf mein Zimmer und betrachte die Abbildungen, die zwischen den Aufzeichnungen eingestreut sind. Es
sind Bilder von Bergen und schönen Landschaften."
Am Abend vor dem Einschlafen dachte ich an den "Reiter auf dem
weissen Pferd", an den "Kalki-Avatar". Ich bat Sathya Saayine:
"Wenn du dieser bist, dann schenke mir einen Traum mit dir."
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Traum
"Der Unterricht bei Sai Baba ist zu Ende und ich beginne damit, das
Schulmaterial wegzuräumen. Unter anderem sind da grosse, weisse Blätter oder Tafeln mit Texten. 'Schade, dass sie nicht kleiner
sind, dann könnte man sie mit nach Hause nehmen', sage ich ein
wenig vorwurfsvoll zu Sai Baba, der sich hingesetzt hat und mir zuschaut. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, dass es so vorwurfsvoll klang. Ich schaue ihn voller Liebe an, schaue ihm in die
Augen, die voller Licht und hellscheinend sind. Ich kann meinen
Blick nicht mehr von diesen Augen lösen. So bei ihm zu sein, ihm
in die Augen schauen zu dürfen, seine und meine Liebe zu fühlen
- wie sehr wünsche ich mir das immer! 'Du sollst mir nicht so lange
in die Augen schauen', mahnt er mich. Und ich erwidere: 'Ich möchte so gerne immer bei dir sein, deinen Worten zuhören und deine
Liebe fühlen, deine Zuwendung haben.' Er lächelt und sagt liebevoll: 'Die Pflanze entwickelt sich so wundervoll, man sollte nicht immer an den Rispen, Zweigen und Blättern zupfen und rupfen.' Ich
wende mich wieder der Arbeit zu und bin nur noch glücklich, dass
er jetzt da ist. Auf einer Mauer liegen lose, runde und ovale Steine.
Ich stütze sie ringsum mit Erdschollen, damit sie nicht herunterfallen. Am Boden finde ich einen wundervollen Herbstasternzweig.
Glücklich betrachte ich die Blüten."
Traum
"Ich reisse Stoff und Papier in Stücke, knete und rolle sie und fabriziere Lingas daraus."
Traum 29.12.1997 (vor der Abreise nach Indien)
"Ich reisse wiederum Stoff und Papier in kleine Stücke und mache
Lingas daraus."
Im Ashram
Diesmal begleitete mich Ursula, die viel für das Projekt gearbeitet
hat. Deshalb war es eine grosse Freude, als uns vom Balkon ein
ganz besonderes Plakat begrüsste. Zwei rote Herzen waren darauf
gemalt und die Worte standen darauf: "From heart to heart." So
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hiess unser Projekt. Um das Mass der Freude voll zu machen, ertönte zum Darshan "meine" Musik, die gleiche, die er mir zu meinem 70. Geburtstag geschenkt hatte und die uns mit jedem Ton innig verband. Es war die Whitefielder Musik. Zudem war der Tempel
immer noch weihnächtlich und für das neue Jahr geschmückt.
1998
Früher hatte ich so manchen schönen Zwischendarshan bei den alten Inderinnen am Tor erlebt. Hier war mein angestammter Platz,
den ganzen Tempel vor mir. Mit Bedauern dachte ich daran, dass
nun keine Baubesichtigungen vor dem Tor mehr nötig seien und
dass auch keine Studenten da seien, zu denen Sai Baba kommen
könnte. Eigentlich hätte ich meinen Stammplatz aufgeben müssen,
da Sai Baba nun auch meistens den Weg an den Kranken vorbei
nahm, um in den Tempel zu gehen oder in seine Räume zurückzukehren. Aber die Plätze neben dem Tempel waren nie die meinen,
auch jetzt lockten sie mich nicht so sehr, obschon ich sah, dass alle
ihm Nahestehenden sich nun da drängen. Da kam Sai Baba auf die
Terrasse heraus und winkte seinem Chauffeur. Er ging nun fast täglich zum Sportplatz, welcher für den grossen internationalen Kricketcup hergerichtet wurde. Einmal dachte ich zu ihm: "Ich möchte
auch einmal im Auto mit dir ausfahren." Was für eine Freude machte er mir, als er direkt auf mich zukam und sich mit leicht abstehenden Armen so hinstellte, als wollte er sagen: "Nimm alles von mir,
was du brauchst, ich gehöre dir doch." Eine ganze Weile stand er
so da, sein lächelndes Gesicht auf mich gerichtet, dann machte er
eine einladende Bewegung mit seiner Hand, die hiess: ’Steig ein’,
bevor er selbst ins Auto stieg. Eine Einladung, der ich wieder einmal
nicht folgen konnte.
Einmal fühlte ich mich schwer. Es war, als hätte ich Blei an den Füssen. Behinderung auf der ganzen Linie! Die Bekannten fragten, ob
das Projekt wohl immer noch Sai Babas Wunsch und Willen entspreche. Sie rieten mir, ihn doch in einem Brief zu fragen, aber das
widerstrebte mir sehr. Ich mochte daran gar nicht zweifeln. Unsere
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Arbeiten waren von ihm wunderbar gesegnet, das wusste ich mit
Bestimmtheit. Aber irgendetwas musste ich wohl überdenken. Etwas, das seinem Willen entsprach, müsste ja wohl auch seine ganze Unterstützung haben. Die grossen Schwierigkeiten gab es immer nur hier in Indien. Ich hatte auch noch keine Antwort auf meine
Frage erhalten, ob das Büchlein Amrita, das wir vor Jahren übersetzt hatten und zu dem er im Interview gesagt hatte: "Das müssen
wir dann noch privately besprechen", nun gedruckt werden solle.
Modi, ein Inder, der das Babyprojekt von Anfang an mitgetragen
hat, und ich waren in Madras im Hauptzollgebäude. Dort wurden wir
von Büro zu Büro geschickt, und ich sah nirgends auch nur das
kleinste Interesse an unserem Projekt, geschweige denn Hilfsbereitschaft in der Zollfrage. Die Schwierigkeiten nahmen schon am
Morgen beim Ashramtor ihren Anfang, wo man mich um keinen
Preis schon um 3 Uhr hinauslassen wollte. Ich musste eine Stunde
innerhalb des Tores warten, bis wir abfahren konnten. So kam es,
dass wir erst um die Mittagszeit im Zollgebäude ankamen, um zu
hören, dass nun 2 Stunden "Lunchtime" sei. Also warteten wir stehend in den Korridoren, ein Stuhl war auch nirgends aufzutreiben.
In den Büros herrschte ohrenbetäubender Lärm von der Strasse
her, was für mich die Verständigung noch schwieriger machte.
Ohne Ergebnis kehrten wir in der Nacht nach Puttaparthi zurück.
Das waren so meine Gedanken, die ich während des Wartens auf
das Bhajansingen an die Adresse Sai Babas sandte. Ich dachte zu
ihm: "Du müsstest wieder einmal einen Berg hochheben, oder noch
besser, die ganze Bergkette." In dem Moment kam Sai Baba auf die
Terrasse heraus, deutete in Richtung Tor, hob beide Hände, als ob
er eine schwere Last hochheben würde und kam so fast bis zum
Tor. Der "Schmetterer", wie ich den Trompeter vom letzten Weihnachtsfest nannte, und in seiner Begleitung der ebenfalls wohlbeleibte Pianist kamen auf ihn zu. Mit einem massiven Ruck streckte
Sai Baba den Zeigefinger der rechten Hand in die Höhe und liess
ihn da eine ganze Weile stehen. Lachend und plaudernd gingen
alle zur Terrasse zurück und wir konnten alle mitverfolgen, wie beide von Sai Baba wegen ihrer Körperfülle gehänselt wurden. Alle
waren äusserst fröhlich und der Trompeter blieb auch keine Antwort
schuldig. Er winkte seiner Frau, was hiess, dass sie ein Interview
bekamen. Die Frau durfte zuerst hineingehen und wie ein Elefant
folgte er ihr mit einem lustigen Hüpfer, was uns alle zum Lachen
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brachte. Auch ich wurde hochgehoben wie ein Berg, alles Schwere
fiel von mir, und mich erfüllte eine neue Zuversicht und Freude.
Ich erkannte, wie so oft, dass alle meine Gedanken auch seine Gedanken sind und mit welchen Mitteln Sai Baba an uns arbeitet und
Antwort gibt. Das bedingt jedoch eine absolute Aufmerksamkeit
und Wachsamkeit. Ewig schade um die Zeit, die wir im Gespräch
mit anderen verbringen, und das nicht nur im Tempel. Er kann uns
jederzeit Antwort geben durch das, was er mit anderen inszeniert
oder was gerade passiert.
Dann sass ich doch einmal seitlich vom Tempel in der zweiten Reihe, weil ich Sai Baba von da mit Sicherheit sehen konnte, wenn er
in seine Räume zurückgehen würde. War ich denn nicht hier, um
Darshan zu haben, um Gott anzuschauen? Wie schon so oft, kam
Sai Baba direkt auf mich zu. Wieder hielt er die Arme leicht abstehend, so als wollte er mich umfangen. Und dann, endlich, schenkte
er mir den Blick, den ich seit meinem ersten Hiersein so sehr von
ihm wünschte. Dieser heilige Moment soll in alle Ewigkeit in mir eingegraben sein, so dass ich mich jederzeit daran erinnern kann. Ruhig, ernst, voller Liebe, aber auch voll von unendlichem Vertrauen
in mich liess er es zu, dass meine Augen sich in seine versenken
durften. Er liess mir Zeit, diesen Moment festzuhalten. Mit einem
kleinen Lächeln ging er weiter. Zurück blieb ein Wesen, das von der
Unendlichkeit berührt worden war.
Ich sass wieder seitlich vom Tempel in der zweiten Reihe, nicht
ganz vis-a-vis von der Terrasse. Ich dachte: "Du könntest beinahe
wieder einmal auf mich zugehen, wie du es bei meinem ersten Besuch zum Abschied getan hast, als ich auch hier sass. Beinahe!
Schade!" Dann aber sahen wir alle mit Erstaunen, dass Sai Baba
nicht den gewohnten Weg über die weissen Platten nahm, sondern
sich nach links wendete und dann auf den schwarzen Platten ging.
Lächelnd kam er auf mich zu, um erst vor der alten Sevadal wieder
auf die weissen Platten einzubiegen. Solcherart sind seine Geschenke an mich. Wie sehr liebe ich dieses Spiel, von dem nur er
und ich wissen. Dann bin ich immer innig und voll Liebe mit ihm verbunden. Nicht nur ich, alle können so mit ihm spielen und tun es
auch.
214
In der Zeit zwischen Darshan und Bhajan setzte ich mich, ein wenig
traurig, halt doch wieder einmal zu den alten Inderinnen. Irgendetwas hinderte mich heute daran, mich seitlich vom Tempel niederzulassen, wo ich ihm doch zum Abschied entgegenschauen könnte. "Es sind keine Studenten da, die Terrassendevotees sind beim
Tee, Männer hat es auch nur ganz wenige und du wirst dich, wenn
überhaupt, wohl nicht lange draussen aufhalten, es gibt keinen
Grund dafür", dachte ich traurig. "Gestern hätte ich da sitzen sollen,
als du dich so lange mit den Studenten unterhalten hast." Ich schaute resigniert über den grossen, leeren Platz vor dem Tempel.
Und dann kam Gott doch! Dreimal ging er über die leere Terrasse
von einem Ende zum anderen. Immer wieder schaute er zu mir her,
als würde er fragen: "Schaust du mir zu? Ich bin gekommen. Ich
habe einen Grund zu kommen. Dich!" Manchmal blieb er stehen mit
Blick auf mich, beide Hände zum Segnen erhoben. Voller Liebe und
Dankbarkeit schaute ich ihm zu und fühlte schmerzhaft die innige
Verbundenheit mit ihm, die Liebe von ihm zu mir. Ja, das ist mein
Leben. Er ist mein Leben! Mit ihm, durch ihn, für ihn lebe ich. Da ist
sonst nichts, was für mich noch wichtig wäre.
Zum Abschied hatte ich wiederum die zweite Reihe. Wieder begleitete ihn meine Musik beim Darshan. Jeder Ton verband uns in inniger Harmonie. Vor mir blieb er eine Weile stehen. Er schaute mich
nicht an, ich fühlte jedoch seine Nähe, seine Liebe. Fühlte noch einmal, wie er an mir arbeitete. Ich werde wohl erst zu Hause wissen,
was alles er an mir diesmal verändert hat. "Ihr verändert euch jeden
Tag", sagt er ja.
Zu Hause bekamen wir die freudige Bestätigung, dass die Air India
von nun an 1'000 kg Freigepäck für unser Babyprojekt bewilligt habe. Zum ersten Mal erhielten wir im letzten Jahr auch alles Material
geschenkt.
Wenn ich an die letzten Jahre denke, an alle die Prüfungen in Beziehung zum Projekt, die Schwierigkeiten, die Hindernisse, die Geschenke, die Hilfe, die Zuwendung, die Abwendung, das Nichtverstandenwerden - dann kann ich erkennen, dass IHM alle Mittel
recht sind, die uns zwingen, an ihn zu denken.
215
Traum
"Ich bin bei Freunden, sie wohnen auf dem Land. Ringsum sind
herrliche Gärten. Ich will mich noch von jemanden verabschieden.
Die ganze Zeit denke ich daran, wie oft, wie lange, wie intensiv ich
mit ihnen allen über meine 'Suche' gesprochen habe. Hat mir überhaupt je einer zugehört? Nun gehe ich weg. Ich rolle meine zwei
kleinen Skarabäen in einen Waschlappen und packe auch die
Zahnbürste da hinein. Ich lege das Röllchen auf das Mäuerchen.
Beim Zurückkommen erwartet mich eine Überraschung. Da steht
ein Paket. Es scheint ein Bild zu sein und darauf sind eine Menge
kleine Geschenke befestigt. 'Das ist für deinen Ashram', verkünden
mir die Freunde. Wir gehen noch einmal durch den Garten. Wundervolle Blumen säumen den Weg, man will mir auch davon mitgeben. Da entdecke ich ein Bild von der Tochter des Hauses, Kinderköpfe sind darauf. 'Wie schön!', rufe ich freudig überrascht und
ebenso überrascht schauen ihre Eltern darauf."
Traum
"Ich bin eben erst im Ashram angekommen. Die Sarischnur ist gespannt und ich hänge die Saris auf. Es ist noch jemand bei mir. Ich
schaue auf die Winterkleider in der Ecke, die ich beim letzten Besuch dagelassen habe. Wehmütig sage ich: 'Man sollte immer hier
bleiben können.' Ich falte die Saris so, dass noch mehr Platz haben."
Traum
"Bei Sathya Sai Baba ist etwas los. Musikwettbewerbe und ein
Sportfest sind geplant. Ein riesiges Sportfeld wird vorbereitet. Puder, Paste und rotes Pulver werden auf der Wiese ausgestreut.
Ringsum sind Böschungen, bepflanzt mit blauem und violettem Immergrün. Dazwischen befinden sich allerhand blühende Blumen.
Das Gras auf der Wiese ist abgestorben, nun kann der Platz für die
Spiele vorbereitet werden.
Ich bin bei meinen Enkelkindern auf unserem Freisitz. Ich habe einen grossen türkisfarbenen Schmetterling in der Hand. Diesen lassen wir jetzt zusammen fliegen. Er steigt hoch in den Himmel hinauf
216
und gaukelt über wunderschönen Blumen und Pflanzen, die wir dort
sehen. Hell vibrierend leuchtet er zu uns herab. Ohne jede Bewegung, absolut senkrecht, lässt er sich plötzlich fallen. Er landet zu
unserer Freude wieder in meinen Händen und schmiegt sich hinein.
Ich lege vorsichtig meine Finger an ihn. Er bleibt da, und wir schauen beglückt auf dieses schillernde, zarte Wesen."
Traum
"Ich bin bei IHM. Er geht herum. Wie schon so oft, suche ich seinen
Blick. Aus einer gewissen Distanz schaut er mich sehr ernst an. Er
hat eine Technik, die Augen und sich selbst so zu stellen, dass man
den Blick, der einem gilt, auch von weitem erkennt. Da ist kein Lächeln und ich bin enttäuscht. Dann jedoch setzt er sich ganz nah
zu mir, aber noch näher ist ihm das kleine Kind, das selig auf ihn
zukrabbelt und sich ganz nah bei ihm hinlegt."
Sai Baba kennt unsere Sehnsucht, ihm nahe sein zu dürfen, sehr
genau. In einem Vortrag sagte er: "Meine Botschaft ist die Liebe, ich
lehre Liebe, ich lebe Liebe. Die Liebe ist das Höchste von allem,
was im Bereich der Möglichkeiten des Menschen liegt. Ein liebevolles Wort ist eine Erfrischung für den Ermüdeten. Ihr kommt nach
Prashanti Nilayam zu Fuss, mit der Bahn oder dem Bus. Ihr erreicht
den Vorhof des Tempels erschöpft und erwartungsvoll. Dann frage
ich: ’Wann bist du gekommen?’ Viele mögen sich wundern, warum
Baba solche Fragen stellt. Weiss er es nicht? Natürlich weiss er alles über jeden Einzelnen. Warum dann diese Fragen? Aber du, an
den ich die Frage gerichtet habe, freust dich darüber. Du sagst: ‘Baba hat mit mir gesprochen, sobald er mich sah.’ Ich möchte euch
eine Freude machen, und deshalb stelle ich diese Fragen, obwohl
ich die Antwort weiss. Wenn ich nicht frage und still vorübergehe,
fühlt ihr euch vernachlässigt und seid enttäuscht, nicht wahr? Ihr
wisst, dass ich nicht um der Antwort willen frage, die ich bereits kenne, sondern um der Freude willen, die meine Worte euch bereiten.
So mag ich auch fragen: ’Wie geht es dir?’, obwohl ich weiss, dass
es euch gut geht, sonst wäret ihr nicht hier, oder dass es euch
schlecht geht und dass das der Grund eures Hierseins ist. Es ist die
Macht der Illusion, es ist das Göttliche, das alle verzaubert. Ihr seid
beglückt, wenn es zu euch spricht, wenn es euch anschaut, wenn
217
es euch irgendwie zur Kenntnis nimmt. Ihr fühlt seine unmittelbare
Nähe, wenn ich mit euch spreche, wenn ich euch anschaue, wenn
ich euch zur Kenntnis nehme."
Im Juni flog ich erneut für einen Monat zu Sai Baba.
Ich bat ihn, dass das Versprechen wahr werde, das er mir vor Jahren gegeben hatte: "Wir haben zusammen eine schöne, wundervolle Zeit, die über das Weltliche hinausgeht." Eingedenk meiner
Prüfungen in den letzten Jahren fügte ich jedoch noch hinzu: "...
und die doch das Weltliche mit einschliesst."
Am 15. hatte ich meinen ersten Darshan in Whitefield. Zu meinem
Empfang wurde wieder die liebliche Whitefielder Musik gespielt, bei
der ich mich ihm so nahe fühle. Ich sass in einem mittleren Feld in
der ersten Reihe. Draussen hatten die Angestellten des Whitefielder Spitals einen wunderschönen Darshan mit Padamaskar (berühren der Lotosfüsse), wie mir die Ärzte später erzählten. Zu meiner grossen Freude begann Sai Baba den Darshan bei uns. Langsam kam er unserer Reihe entlang. Ich fühlte mich innig geliebt,
innig liebend selbst auch. Der ganze Baba war strahlende Liebe,
die einfach überfloss. Sehr langsam kam er auf mich zu und seine
Liebe hüllte mich vollends ein. So hatte ich ihn nur einmal erlebt, damals, als er die Invaliden beschenkt hatte und ich von dieser Liebe
auch überschüttet worden war. Geliebt und liebend sass ich da.
Während des ganzen Darshans stellte er sich so, dass ich ihn betrachten konnte, dass ich ihm zuschauen konnte. Auch am Nachmittag bei den Bhajans ruhte sein Blick oft voller Liebe auf mir. Was
für ein Empfang! Am nächsten Morgen fuhr er nach Puttaparthi.
Modi und ich brachten zuerst die Baby-Pakete ins Spital von Whitefield. Zu meiner eigensüchtigen Freude waren in Puttaparthi am
Anfang noch nicht so viele Menschen da. Das änderte sich aber
bald, da Gurupurnima immer näher rückte. Im Spital musste ich erfahren, dass die grosse Sendung nicht angekommen war. Statt
dass man mir erklärte, dass das Office die Annahme verweigerte,
weil Zoll- und Lagerkosten zu bezahlen waren, erklärte man mir umständlich, dass es sicher nicht Sai Babas Wille sei, dass ich so grosse Sorgen habe, wenn ich da sei. Nichts und niemand hätte das
Recht, sich zwischen ihn und mich zu schieben. Typisch indisch!
Sie verschweigen einfach, was unangenehm sein könnte. Warum
218
haben sie mir nicht einfach gesagt, was los ist? Ich fühlte während
des Gesprächs im Spital, dass da etwas vorgefallen war. Was?
Wusste das Office von dem Projekt nichts? Waren da plötzlich Fragen aufgetaucht? War es, weil auch Geld im Spiel war, das nicht
durch die Hände des Offices ging? Ich ahnte etwas von den internen Machtkämpfen, der Macht, des Machtmissbrauchs und der
Angst. Als Modi und ich im Office nachfragten, ob sie wüssten, wo
die Pakete seien, schickte man uns zum Warten hinaus wie Hunde.
"Go out! Wait outside!", befahl uns ein junger Mann mit harscher
Stimme.
Ich fragte mich, ob es wirklich eine Aufgabe sei, für die mir Sai Baba
die Verantwortung übergeben habe, oder ob ich einer riesengrossen Verblendung zum Opfer gefallen sei, wie schon so oft. Es
schien, als ob das Projekt doch nicht mehr von ihm gesegnet sei.
Als ich ihn in einem Brief fragte, ob ich das Projekt auslaufen lassen
solle, nahm er jedoch den Brief, trotz der ersten Reihe, nicht an. Ich
fragte mich ferner, ob es in unserer Gruppe einen einzigen Menschen gebe, der sich mit dem Projekt ernsthaft identifizierte. Im
Brief von der Air India stand nämlich ausdrücklich, dass wir uns um
die Zollformalitäten selbst zu kümmern hätten. Das wurde nicht klar
übersetzt. Das hiess, dass wir also die Sendung viel zu früh nach
Indien hatten bringen lassen, zu einer Zeit, als ich gar nicht da war.
Ich fragte mich ferner, ob ich überhaupt irgendeine Aufgabe habe
und ob nicht auch alles andere eine grosse Verblendung sei. So
sah es in mir aus, trotz der Liebe und der Zuwendung von Sai Baba.
Dr. Goldstein wurde endlich über unser Projekt informiert und bestätigte unserer Gruppe nach Rücksprache mit dem Office offiziell,
dass wir im Namen der Sathya Sai Organisation handeln dürften.
Möglichst jedoch anonym und verschwiegen, damit nicht andere
Gruppen auf die Idee kommen könnten, mitzuhelfen, statt in der
Schweiz Seva zu machen. Ob wir selbst das Projekt nun auslaufen
lassen würden, wusste ich noch nicht. Ich wusste nur, dass ich es
nicht mehr schaffen würde, täglich, auch sonntags, 10-15 Stunden
an dem Projekt zu arbeiten.
Dessen ungeachtet fühlte ich Sai Babas Liebe jeden Tag und ich
fühlte, wie er an meinen feinstofflichen Körpern arbeitete. Manchmal war mir ganz schwindlig, offensichtlich war wieder der Kopf an
der Reihe. Ich war wohl ein harter Brocken, Granit aus den Bergen,
kein Seifenstein! Wie lange müsste ich wohl noch warten, und auf
219
was? Inzwischen war auch noch eine andere Schweizerin gekommen. Wir gingen nun zu zweit in die "line" und trugen die Schweizertücher mit dem Kreuz. Bis zur 9. Reihe hatten wir alles, aber wir
erkannten, dass das überhaupt keine Rolle spielte. Sai Baba beschenkte uns mit seiner Liebe und Blicken aus allen Ecken.
Am Nachmittag des 23.6. hatten wir erste Reihe. Erste Reihe? Es
war so viel mehr! Ich hatte zwei "Schweisstücher" für Gott bei mir.
Als die Sevadal das sah, nahm sie lächelnd mein Tuch zu sich und
alle ringsum freuten sich. Es war die gleiche junge Sevadal wie damals, als ich Vibhuti bekommen hatte und deren Brief ich Sai Baba
hatte geben können. Ich dachte daran, dass ich ja nichts mehr wünschen wollte und dachte zu ihm: "Gib mir kein Vibhuti, das wäre
Wunscherfüllung." Als er jedoch näher kam, war der Wunsch nach
Vibhuti halt wieder da. Ganz in der Nähe materialisierte er Vibhuti,
mich aber lächelte er nur herzlich an.
Wir blieben sitzen und ich war sicher, dass wir auch noch einen
schönen Zwischendarshan haben würden, und so war es auch.
Dreimal machte er die Runde auf der Terrasse und immer stellte er
sich so, dass wir alles sehen konnten. Als er in den Raum zurückging, winkte er uns mit den Händen, die er auf dem Rücken hatte,
noch einmal zu. Ich war glücklich. Aber da kam er noch einmal heraus. Er kam den Studenten entlang bis zu uns Frauen, ohne die
Studenten anzuschauen. Er drehte den Kopf zu mir und schaute
mich dreimal mit einem schrägen, ganz persönlichen Blick an. Ich
dachte an meinen Raum, wo ein gutes Dutzend Fotos von ihm über
meinem Altar an der Wand befestigt waren. Das in der Mitte unten
befand sich direkt vor meinen Augen, wenn ich dort sass, und es
gefiel mir gar nicht. Ich zeichnete Sternchen auf ein Papiertaschentuch und verhängte es mit den Worten: "Du gefällst mir nicht! Du bist
ein Filou!" Genau dieser Blick traf mich nun selbst und am Abend
entfernte ich das Tuch. Ich gestand ihm, dass ich es nicht ertragen
habe, dass er jemand anderen so angeschaut habe.
Ich dachte, für heute hätte ich wohl genug Geschenke bekommen,
denn neben dem äusseren Geschehen, war da die ganze Zeit eine
Wucht von Liebe in mir. Aber das Schönste stand mir noch bevor.
Er kam noch einmal auf die Terrasse und stellte sich direkt vor mich
und wiegte sich. Ich nenne es dann immer "den kosmischen Tanz."
Darauf ging er ein wenig nach rechts. Für mich war er nun rechts
220
neben einer Säule sichtbar, ein wenig zur Seite gedreht. Mich traf
erneut eine Wucht von Liebe und Energie. Er stand unbeweglich da
und in mir drängte alles zu ihm hin. So, innig und zutiefst verbunden
mit mir, stand er eine lange Zeit da. Ich dachte zu ihm: "Nun hält die
Welt den Atem an", denn im Tempel war es mäuschenstill, so dass
man eine Stecknadel hätte auf den Boden fallen hören. Die Verbindung zu mir war so auffällig, dass ein Mann von der Terrasse sich
neugierig nach mir umschaute. Dann drehte Sai Baba sich noch
einmal ganz zu mir um und ging dann zurück in den Raum. Ich war
ganz benommen. In mir war ein einziges Schwingen und Summen.
Einmal gestand ich ihm, dass ich so gerne seine Shakti sein möchte, ihm näher als das Kleid, und dass er mir näher sei, als ich mir
selbst. "Wenn ich für dich eine Shakti bin, schau doch deine Shakti
noch einmal an", bat ich ihn. Er stand auf der Terrasse. Da nahm
er umständlich die Briefe aus seiner rechten Hand in die linke, und
mit der rechten Hand hob er sein Kleid etwas an, so dass man das
Shaktikleid darunter sehen konnte. Hell schimmerte die Goldborte
hervor und er selbst senkte den Kopf und schaute auf das Kleid hinunter.
Von dem Moment an begleitete ich ihn bewusst bei seiner göttlichen Arbeit. Gab mit ihm Darshan, fühlte mich in ihm, wenn er Vibhuti materialisierte, Briefe nahm, lächelte, plauderte, stehen blieb
und weiterging. Ich bat ihn immer, dass er uns allen einen wunderschönen Darshan geben möge und sich dazu Zeit nehme, was er
auch tat. Als ich jedoch wieder einmal in eine tiefe Krise fiel, über
die ich keine Macht hatte, verlor auch der Darshan an Fröhlichkeit.
Er ging ganz schnell vorüber, ohne viel zu tun. Ich erkannte mit einem tiefen Erschrecken aufs Neue, dass wir ihn sehr wohl während
des Darshans beeinflussen können, und dass wir uns gegenüber
den anderen schuldig machen. Beim Darshan reagiert er auf alle
unsere Gedanken und Wünsche, auch wenn tausende von Devotees anwesend sind. Mit Tausenden ist er dann in Kontakt, was für
uns unvorstellbar ist. Diese Erfahrung machte ich nicht zum ersten
Mal. Ich erinnere mich an viele ähnliche Erlebnisse. Meistens erkannte ich den Zusammenhang erst später, wenn ich darüber nachdachte. Einmal, als ich fünf Monate da war, und wieder einmal darüber todtraurig war, dass er meine Form so demonstrativ von sich
fern hielt, da gab es einen Darshan, den er in fünf Minuten absol221
vierte. Nirgends blieb er stehen, niemand wurde angeschaut. Im
Schnellschritt ging er an allen vorbei und verschwand für lange Zeit
in seinem Raum, ohne ein Interview zu geben. Aber in mir war eine
intensive Reaktion, eine Energie, die meinen Körper fast bersten
liess. Er haderte mit mir! Das war keine Täuschung und in Zukunft
bemühte ich mich, mir meiner Verantwortung bewusst zu bleiben.
Was für ein gesegneter Mensch bin ich doch, seine Liebe, ja seinen
Unwillen so stark fühlen zu dürfen. Alles kann man wohl nicht haben. Einmal, bei einem Zwischendarshan, während dem ich mit
meiner Resignation kämpfte, kam er von den Jungen her zur Frauenseite. Er strich sich etwas aus der Stirne und zeichnete daneben
ein Zeichen in die Luft. Ich hätte gerne gewusst, was er gezeichnet
habe, denn ich fühlte eine starke Reaktion in meiner eigenen Stirne.
Ich fühlte mich danach auch wieder besser.
Am Nachmittag gab es wieder einen ganz speziellen Zwischendarshan. Wie am Morgen kam er den Schülern entlang und schenkte
mir noch einmal drei dieser ganz persönlichen Blicke, ging dann
aber weiter bis zum Tor und schaute lange den Hanuman an. Eine
Botschaft besonderer Art: "Ich brauche dich, Hanuman, um mein
Werk zu tun." Ich war den ganzen Tag über tief mit ihm verbunden.
Am Abend dann Ashramklatsch, der hässliche Spuren hinterlässt,
wie er mir in einem Traum früher einmal gesagt hatte.
Am folgenden Tag hatte ich wieder einen besten Platz bei den alten
Inderinnen, meinen Lieblingsplatz. Die kleinen Jungen durften
Mangos verteilen, mit Körben voll kehrten sie jeweils wieder zum
Platz zurück. Mitten in diesem Gewühl ging Sai Baba umher und
achtete darauf, dass auch jeder eine bekam. Wieder war da diese
tiefe Verbundenheit, und ich fühlte aufs Neue, wie sich die Liebe in
mir ausbreitete. Die Energie erfasste meinen ganzen Körper, aber
vor allem manifestierte sie sich in meinem Kopf. Er arbeitete an mir
sehr intensiv und benutzte jeden Augenblick, um mir wieder einen
Schub Energie zu schicken.
Tags darauf schenkte er mir wieder diesen besonderen Blick, aber
diesmal stellte er sich frontal zu mir, der Blick ging an mir vorbei
nach rechts, war aber ebenso intensiv. Ich glaube, es war eine Botschaft, eine Lehre vielleicht. Ich werde mit diesem Blick experimentieren und darüber tief nachdenken.
222
Als wir drei anwesenden Schweizerinnen wieder einmal erste Reihe hatten, konnten wir zuschauen, wie er ein Neugeborenes mit
Vibhuti segnete. Ich bat ihn, dass nun alle Neugeborenen der Welt
auch gesegnet seien, vor allem die, welche nicht so eine edle Mutter hätten, um ihr Kind zu Gott emporzuheben. Voller Herzlichkeit
wendete er sich dann zu uns und ich wusste, dass meine Bitte angenommen war.
Wir hatten nun oft erste Reihen mit vielen schönen Zwischendarshans. In dieser Zeit schloss ich bewusst alle ein, niemanden aus,
wenn ich meine spirituelle Arbeit tat.
Eines Tages aber dachte ich im Zwischendarshan doch etwas wehmütig zu ihm: "Ja, die Studenten und halt auch diejenigen, welche
ein Interview haben, können dich noch relativ einfach fragen, was,
wie du selbst sagst, in ein paar Jahren nicht mehr möglich sein wird.
Ich aber habe doch mehr Schwierigkeiten, von dir eine Antwort zu
bekommen.” Da lehnte er sich beim Zurückgehen eine ganze Weile
über den Löwen, unseren Kontaktpunkt, und umarmte ihn. Ich
wusste, was das bedeutete: "Ich bin der Löwe, in dessen Maul du
gesprungen bist, um dich fressen zu lassen. Könntest du mir denn
näher sein?"
Als wir Schweizerinnen einmal schön aufgereiht in der ersten Reihe
im Karussell sassen, befand ich mich in einer tiefen Krise, darüberhinaus hatte das "Geschwätz" halt doch seine Wirkung getan, so
dass in meinem Gesicht kein Lächeln war. Es wurde mir einfach alles zu viel. Die Augen sahen, was sie nicht sehen sollten, die Ohren
hörten, was sie nicht hören sollten, und das Klima machte mir mehr
und mehr zu schaffen, die Sorge um die Pakete drückte mich, denn
inzwischen waren die Papiere auch noch verschwunden. So sass
ich also da. Sai Baba wendete sich uns Schweizerinnen zu. Mir gegenüber blieb er in der Mitte des Durchgangs stehen und schaute
mich sehr ernst an, auch auf seinem Gesicht war kein Lächeln und
ich schämte mich. Im Zwischendarshan bekam ich "Schimpfe". Das
heisst, eine Klasse der Boys. Sie müssen manchmal herhalten,
wenn er mit uns nicht zufrieden ist. Natürlich stimmte die Schimpferei ebenfalls für sie. Er schaute dabei sehr intensiv aber zu mir,
deutete an die Stirne und drehte die Hände hin und her; das hiess
ganz klar: "Einmal so, dann wieder so!" Ich entschuldigte mich und
bat ihn, dass er mir zeige, dass alles wieder gut sei. Da ging er vor
uns durch bis zu den Ärztinnen. Auf meiner Höhe wendete er mir
223
sein Gesicht mit einem herzlichen Lächeln zu, und wir waren versöhnt.
Einige Tage später sassen wir wieder im Karussell in der ersten
Reihe. Diesmal kam Sai Baba in Herzlichkeit zu uns herüber. Nach
dem Bhajan sass ich seitlich vom Tempel, um ihn weggehen zu sehen. Auf dem ganzen Weg, vom Tempel bis zur Kurve, schaute er
mich voller Liebe an und drehte auch noch den Kopf zu mir, nachdem er schon nach rechts gegangen war. Es gab da einfach keinen
Zweifel. Er gab mir ja alles, was auf Distanz möglich war!
Ich ging dann ganz bewusst wieder als seine Shakti zum Darshan.
Ich dachte immerzu: Nichts und niemand hat das Recht, sich zwischen ihn und mich zu stellen, niemand hat die Macht, wenn ich es
nicht zulasse. Shiva und Shakti sind Eins, was haben die anderen,
was hat die Welt damit zu tun? Es liegt in meiner Hand, ob ich das
Störende zulasse. Und genau da wartete die Prüfung, durch die ich
wohl viele Leben lang, auch in diesem Leben, gegangen bin und die
ich nie oder nur schwer bestanden habe. Ich fühlte, dass das "Geschwätz" immer noch Macht über mich haben wollte. Aber diesmal
liess ich es nicht zu. Bei allem, was ich sah, bei allem, was ich hörte,
sagte ich zu mir: “Auch ‘das’ hat nicht das Recht, mich zu beunruhigen und mich von ihm zu trennen.” Ich fühlte sein Kommen schon,
bevor die Musik erklang, wie damals beim Sportfest. Ich freute mich
darüber, dass jeder Schritt von ihm einen Widerhall in mir hatte.
Und dann lud Sai Baba sein "Geschwätz" zum x-ten Mal zum Interview ein. Vorher hatte ich so für mich gedacht: “Ohne Prüfung
nimmt er sicher keine Shakti an. Was soll er mit einer Shakti, die
auf Geschwätz hört?” Dann aber dachte ich so nebenbei: “Jetzt
fehlt nur noch, dass das zweite ‘Geschwätz’ auch noch eingeladen
wird.” Das geschah dann auch. Ich schaute nicht mehr hin, war einfach nur bei ihm. Zurückgekehrt in meinen Raum dachte ich über
das Vorgefallenen nach. In mir war eine grosse Freude darüber,
dass ich sein Kommen fühlen konnte, wie wunderbar ist doch, so
innig mit ihm verbunden zu sein.
Am Ekadasitag war der Tempel mit herrlichen frischen Blumen geschmückt. Eine Region von Indien, welche diesen Tag besonders
feiert, arrangierte das Fest .
224
Wir alle legten ein Gelübde ab. Jederzeit kann ich das, denn er allein hat die Macht, er allein hat den Raum in mir. Sathya Sai Baba
sass in seinem einfachen Stuhl auf der Terrasse und schaute und
hörte den Kindern zu, die eine alte Geschichte inszenierten. Frauen
brachten Tulsipflanzen, um sie von ihm segnen zu lassen. Ich hörte
von der Geschichte, dass sich eine Göttin (?) dazu entschlossen
habe, sich als heilige Pflanze zu verkörpern, um Gott jederzeit dienen zu können. Ein Blatt von ihr, von Rukmini, einer Gemahlin
Krishnas in Liebe auf die zweite Waagschale gelegt, habe Krishna
aufwiegen können, was mit Gold, Edelsteinen und anderen Kostbarkeiten nicht möglich gewesen sei. Ein Tulsiblatt im letzten heiligen Trank für den Grossvater Sai Babas, der ihm von Sai Baba gereicht worden sei, wurde erwähnt. Die Girlande für Krishna bestand
aus Tulsiblättern. Beim Hinausgehen schaute ich deshalb sehnsüchtig auf die Pflanzen der Frauen. In der Ecke zum Buchladen
kam plötzlich eine Inderin mit einem einzelnen Tulsiblatt auf mich
zu, übergab es mir mit dem harschen Befehl: "Eat!"
Einmal sass ich ganz weit hinten. Auf einmal entstand eine Lücke
zwischen den Köpfen und mich traf sein Blick und ein Schwall von
Energie, die meinen Kopf bearbeitete. Wenn wir es nur annehmen
könnten, dass die Distanz für ihn kein Problem ist. Zu Hause erlebe
ich das täglich, warum macht mir die Distanz hier so sehr zu schaffen?
Am Anfang habe ich mich manchmal gequält und bin bis zum Bhajan sitzen geblieben. Als ich dann aber einmal bequem auf dem
Ledge sass, nachdem ich in der Zwischenzeit in den Raum zurückgekehrt war, fühlte ich Sai Babas Gegenwart. Ich schaute zur Terrasse, aber nur die Hände der Männer, die IHN grüssten, waren zu
sehen. Dann aber erschien er bei der letzten Säule und von dort
schaute er mich lange und liebevoll an. Eine Rührung und Dankbarkeit kam über mich, die mich zum Weinen brachte. Ich realisierte
erst jetzt, wie traurig und unglücklich ich darüber war, dass ich ihn
an diesem Tag noch nicht einmal sehen konnte. Wenn sein Blick
nicht auch auf mich fiel, war ich enttäuscht. Immer noch, nach all
den Jahren, in denen ich hierher kommen darf. Einmal erklärte er
selbst: “Wenn du willst, dass der Blick Gottes auf dich fällt, dann
musst du Gott anschauen.” Es machte mich sehr glücklich zu erkennen, dass ich ihn wieder vor seinem Kommen fühlte.
225
Einmal wartete ich auf dem Randstein bei der Devi Villa auf die anderen Schweizerinnen. Ich trug den Osterfestsari von Kodaikanal,
den ich damals am Abschiedstag getragen hatte. Ich schaute auf
den Sari hinab und dachte an die grosse Enttäuschung von damals.
Da näherte sich ein stattlicher, gepflegter junger Inder in weissem
Kleid und ging ganz nah an mir vorbei. Nichts Besonderes normalerweise, und ich hätte ihn wohl nicht angeschaut, wenn er nicht so
unmögliche, viel, viel zu grosse Sandalen an den Füssen gehabt
hätte. Hinten standen schwarze, breite Riemen etwa 10 cm von den
Füssen ab und vorne schauten die Sandalen weit über die feinen
Füsse hinaus. So latschte er daher. Wie konnten sich diese Sandalen nur an den Füssen halten? Ich schaute zu ihm auf und mich
traf ein schräger, belustigter Blick, Sai Babas Blick. Nach einem
kurzen Augenblick kehrte er zurück und der gleiche spöttische Blick
fiel auf mich. Das Versprechen wurde eingelöst. Eine wunderbare
Zeit mit ihm, die über das Weltliche hinausging und doch das Weltliche mit einschloss, erlebte ich nun.
An diesem Nachmittag fand ein ganz eigenartiger Zwischendarshan statt. Sathya Sai Baba ging ganz langsam, wie in Zeitlupe bei
den Männern und Studenten vorbei. Er schaute niemanden an und
nahm keine Briefe. Keiner wagte ihn anzusprechen, wie es sonst
der Fall ist. Dass jemand so langsam gehen konnte, wunderte mich.
Auf dem Weg zum Bhajan begegnete ich einer Devotee, die ich seit
Jahren kannte und die hier lebte. Ich erschrak zutiefst. Sie war eine
relativ junge Frau. Aber etwas musste in der kurzen Zwischenzeit
geschehen sein. Sie schleppte sich dahin wie eine alte Frau. Als ich
sie ansprach, traf mich ein unendlich trauriger, resignierter Blick.
Ich fragte sie, ob sie Hilfe brauche. "Nein", sagte sie, "ich muss hier
durch, es ist noch nicht ausgestanden." Als ich dann auf dem Ledge
Platz genommen hatte, kam Sai Baba gerade von der Männerseite
her über die Terrasse. Die Frage loderte ihm entgegen: "Wie kann
ein Mensch neben Gott und seiner Liebe so zerbrechen?" Er blieb
stehen, neigte sich nach vorne, spreizte die Finger seiner rechten
Hand und legte sie auf sein Herz. Diese Antwort berührte mich so
tief, dass ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Aber ich
war sicher, dass diese Frau die Hilfe bekommen würde, die sie
brauchte.
226
Gurupurnima
Es hatten sich nun viele Menschen eingefunden und der Tempel
war wunderbar geschmückt.
Für mich war es wiederum eine Zeit der Prüfungen. Die Pakete waren immer noch nicht gefunden, niemand gab Auskunft. Im Tempel
sass ich meistens weit hinten. Die Hitze wurde immer unerträglicher, der dampfenden Körper immer mehr, und oft rutschten die Inderinnen vor mir wieder nach hinten, so dass ich manchmal kaum
mehr Platz hatte. Zum ersten Mal musste ich eine Schweizerin bitten, mir beim Zurückgehen in den Raum den Arm zu reichen, mir
war schwindlig. Ich fragte mich, ob ich es in meinem Alter überhaupt
noch lange schaffe, hierher zu kommen. Die Frage stand auch riesengross vor mir: “Wie lange muss ich noch warten, und auf was?
Es sind nun schon bald 8 Jahre, dass ich herkomme, und immer
noch hält Sai Baba meine Form von der seinen fern. Warum? Ich
verstehe ihn nicht, verstehe es nicht.” Ich wurde müde, resignierte
wieder einmal. Musste zusehen, wie trotz Gurupurnima einige Auserwählte immer wieder seine Zuwendung erhielten. Stundenlang
durften sie in seiner Nähe sein, wenn sie ein Interview bekamen,
und auch beim Darshan waren sie stets die Bevorzugten. Blei an
den Füssen, einmal mehr. Eine neue Krise bahnte sich an.
Einmal schrieb ich in mein Tagebuch:
"Hier und jetzt in North 3, B 16, stelle ich jegliches Bemühen um das
Projekt, die Bücher, die Reden, um Zusammenarbeit ein. Solange
meine Verbindung zu Dir nicht fehlerfrei ist, handle ich nicht in Deinem Namen, sondern falle immer wieder der Verblendung anheim.
Das dritte Auge muss offen, die Antahkarana fertig gebaut, die
Kundalini erweckt sein, vorher bin ich nicht fehlerlos führbar, beeindruckbar, überschattbar und brauchbar. Ich selbst werde das Projekt jetzt auslaufen lassen und kein neues mehr beginnen."
Am Abend jedoch sass ich schon wieder mit der Ashramfreundin
zusammen, um die Texte der beiden Ansprachen zu überprüfen.
Am nächsten Morgen wollte ich mit Modi nach Bangalore fahren,
um nach den Paketen zu suchen. Modi überzeugte mich jedoch,
dass ich nur wieder Zeit verschenke, die ich besser bei Sai Baba
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verbringen würde. Ganz bestimmt werde es wieder Tage dauern,
bis er irgendwo Anhaltspunkte bekäme.
Am Nachmittag hatten wir Schweizer die erste Reihe. Wir sassen
alle ganz aussen im Karussell vor dem Tempel. Ich in der dritten
Reihe zuäusserst in der Nähe der Studenten. Es machte mir nichts
aus, denn ich haderte. Ich dachte zu Sai Baba: "Ich muss aufpassen, dass ich deine Männerwelt nicht verachte. Sie passt sehr gut
in die Ashramatmosphäre von Privilegien, Macht, Machtmissbrauch, Angst, Eifersucht und Feigheit. Nichts stimmt hier mit deiner Lehre überein. Nicht der gewöhnlichste Anstand von Menschen, die guten Willens sind, ist hier zu finden. Ein arroganter junger Mann arbeitet im Office, sicher ein ehemaliger Student! Wenn
das alles ist, was sie von deiner Ausbildung mitnehmen!? Und dieser junge Mann gehört erst noch zu deinem 'Staff', ist also einer deiner favorisierten. Warum kann man mir nicht einfach Auskunft geben, wo die Pakete sind. Ich weiss, dass man das könnte."
Ich habe es oft erlebt, dass ich Sai Baba mit meinen negativen Gedanken oder durch Traurigkeit behindern konnte, dass er aber auch
fröhlich sein kann, wenn ich es bin, und dann wunderschöne Darshans für uns alle gibt. Ich fühlte diese Verantwortung immer mehr
und nach dem Geschehen, das dann folgte, war ich vollends überzeugt davon.
Zu unserer aller Verwunderung beendete Sai Baba seinen Darshan
abrupt, als er an das Ende der Frauenseite kam. Er wendete sich
nach rechts und ging direkt in den Tempel. Da ich in der dritten Reihe, aber zuäusserst sass, kam er ganz nah an mir vorbei und streifte mich mit einem ernsten Blick seiner dunklen Augen. Es gab also
keinen Männerdarshan und auch die Terrassendevotees schaute
er nicht an, sondern ging schnell vorbei und verschwand in seinem
Raum.
Modi konnte dann in umständlichen Nachforschungen die Pakete
ausfindig machen und gerade noch verhindern, dass sie in die
Schweiz zurückgeschickt wurden. In der Zwischenzeit sind die Lagerkosten täglich grösser geworden, so dass mit dem Zoll eine
grosse Summe zu bezahlen war. Ich musste das Geld von zu Hause kommen lassen, damit Modi die Sendung auslösen konnte. Einmal mehr Prüfungen ohne Ende!
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Wir Schweizer sassen dann wieder oft in den vorderen Reihen. Wir
konnten beobachten und auch selbst erleben, dass sein Blick nach
hinten schweifte, wenn er bei einer VIP stehen blieb um zu plaudern. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass er so ein Gespräch
manchmal zum Anlass nimmt, um die in den hinteren Rängen zu
bearbeiten. Ein Darshan findet immer zugleich auf verschiedenen
Ebenen statt.
Trotzdem ist es einfach schwer, wenn man immer nur Zuschauer
ist. Und einmal ging ich ganz frustriert in meinen Raum zurück,
setzte mich zu seinem Bild und gab ihm selbst ein Interview:
Ich sagte ihm, dass es für mich schwer sei mitanzusehen, dass unser geliebter Gott anscheinend gekauft werden kann. Die, welche
eine grosse Spende machen, hätten Anrecht auf einen Viertelquadratmeter heiligen Boden in der ersten Reihe oder auf der Terrasse,
Interviews, Geschenke, tägliche Zuwendung in Gesprächen während des Darshans, Segnungen aller Art und persönliche Fotos inbegriffen; während das "Fussvolk" manchmal kaum mit einem göttlichen Blick gestreift und oft auch in der ersten Reihe einfach übersehen werde. Es gebe nun wieder täglich Interview ausschliesslich
für die VIPs. Ich forderte ihn auf, einmal einen Darshan als GottMensch und nicht als Mensch gewordener Gott zu geben. Ich sagte
ihm auch, dass die verflossenen 8 Jahre für mich wahrlich nicht
leicht gewesen seien und dass ich in dieser Zeit, wie er ja wisse,
oft mit ihm gehadert und ihn manchmal nicht verstanden habe. Ich
sagte ihm aber auch, dass in der ganzen Zeit nichts und niemand
unsere Liebe habe beeinflussen können. "Liebesgeplänkel", wie
bei den Gopis. Ich sagte ihm, dass ich von der "wissenden Seite"
her zu ihm gekommen sei und deshalb nie an dem zweifelte, was
er sei, nämlich inkarnierter Gott, dass aber viele andere Menschen
zu ihm kämen, um zu sehen, zu prüfen und ihn zu testen, wie er uns
selbst auffordert. Ich fragte ihn: "Und, was sehen intelligente Menschen, die in den letzten 2'000 Jahren denken gelernt und ein
scharfes Unterscheidungsvermögen entwickelt haben? Sie sehen
einen käuflichen Gott! Wenn sie nichts über die Hintergründe wissen, dich auch nicht fühlen können, dann ist das nur verständlich."
Ich sagte ihm auch, dass ich durch den Tibeter wisse, dass er so
heilig, wie die Frommen sich ihn vorstellten, gar nicht sein könne,
aus dem einfachen Grund, weil er dann nicht in unsere "Niederungen" hätte kommen können. Dann beendete ich das Interview mit
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den Worten: "Das Interview ist zu Ende, ich komme jetzt zum Tempel, und deines wird wohl nun auch beendet sein. Ich werde mich
auf den Ledge setzen, und wenn du mich verstanden hast und mir
nicht böse bist, dann gib mir einen Blick, den ich verstehe und sehe."
Das Interview Sai Babas war gerade fertig und er ging zum Zwischendarshan der Männer. Als er über die Terrasse zum Tempel
zurückkam, gab er dem Löwen, unserem Kontaktpunkt, im Vorbeigehen einen tüchtigen Klaps auf das Maul, kehrte dann aber noch
einmal zu ihm zurück und stützte sich mit beiden Händen auf dessen Rücken. So blieb er lange Zeit, während er mit den Lehrern
sprach. Dann kam er bis zum Ende der Terrasse, den Blick und die
Energie auf mich gerichtet, so dass ich es fühlen konnte. Dann deutete er auf die Kiste mit dem restlichen Prasad für die Schüler und
sein Zeigefinger zeigte energisch auf mich, als er der Sevadal befahl, dieses an uns abzugeben. Ich bat ihn, als seine Schülerin,
mich zu autorisieren, seine Lehre und Botschaft den "Blümchen auf
dem Feld" und nicht den "Lilien und Orchideen" bringen zu dürfen.
Ich versprach ihm, dass es bei mir keine VIPs geben würde, sondern dass ich alle gleich behandeln wolle - wie ich es von meiner
Lehrtätigkeit gewohnt bin. - Beim Weggehen traf mich dann der
Blick, um den ich gebeten hatte.
Später erkannte ich, was es mit den Privilegien wirklich auf sich hat.
Von Anfang an hat er erklärt, dass er keine Geschenke annehmen
werde. Die Spenden sind ja auch nicht persönliche Geschenke an
ihn, sie sind für seine Projekte bestimmt. Trotzdem gibt er durch die
Privilegien, die kleinen Geschenke und Zuwendungen etwas von
der Spende zurück. Es ist ein Dank dafür, dass seine Projekte für
die Menschen unterstützt worden sind. Wie soll er die Werke denn
sonst verwirklichen? So einfach ist es!
Am Abend durfte ich bei der Familie Chettiar an einer PhadugaPuja teilnehmen. Entgegen den Informationen, die wir in der
Schweiz erhalten hatten, dass die Padhugas nur für den privaten
Hausaltar gedacht seien, sagte uns Herr Chettiar: "So wie jeder
Mensch zu Sathya Sai Baba kommen darf, kann auch jedermann
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die Padhugas sehen, denn dort, wo seine Padhugas sind, ist Sathya Sai Baba physisch anwesend. Das sagt er selbst."
Der letzte Sonntag in seiner Gegenwart war da. Ich dachte mit geschlossenen Augen über den Abschiedsschmerz nach, über den
ich keine Macht hatte. Ich schloss die Augen und die Welt verschwand. Ich fühlte nur seine Liebe, seine innere Nähe, seine Reaktion auf meinen Schmerz. Ich dachte darüber nach, dass wir hier
als Augenmenschen zu viel beobachten, vergleichen, urteilen und
uns so stressen. Als ich nach diesen Gedanken die Augen öffnete,
schaute ich in die Strahlen einer Lampe. "Gerangel" nur in der Nähe
des Lichts. Ein wenig vom Zentrum entfernt schienen die Strahlen
in gerader, ungestörter Linie in die Welt. Die Strahlen und das Zentrum, von wo sie ausgehen, sind immer eins.
Am nächsten Morgen verband ich mich wieder ganz bewusst mit
ihm und gab mit ihm Darshan, ihm näher als sein Kleid, und liess
ihn mit meinen Augen zuschauen. Wie immer wünschte ich für uns
alle einen wunderschönen Darshan, zu dem er sich Zeit nähme. So
geschah es auch. Es entstand eine Atmosphäre der Heiterkeit und
Freude - ich glaube, auch für ihn. Vermessen? Nein! Unverhältnismässig? Nein! Sagt er nicht immer wieder: "Du in mir! Ich in dir!"
Am Nachmittag gab er dem Löwen im Vorbeigehen einen liebevollen Klaps auf den Kopf und kam dann unvermittelt über die Terrasse bis an den Rand. Ich fühlte den Klaps, ich fühlte die Liebe, die
er auf mich strömte. Es ist keine Zeit zwischen uns, kein trennender
Raum, da ist einzig die immer währende innere Verbundenheit.
Kein Zweifel bleibt.
Ich bitte ihn: Lass mich die Lektion nie mehr vergessen, dass zwischen uns weder Zeit noch Raum besteht, sondern ewige innere
Verbundenheit. Ich bitte dich um deinen Segen, wenn ich nun in gerader Linie von dir aus wieder in die Welt scheine.
Traum, wieder zu Hause
"Ich bin in einem Hotel in den Bergen, denn Sai Baba ist da. Wie
ich gehört habe, bleibt er für längere Zeit hier. Ich gehe über Treppen, durch Korridore, an grossen Räumen vorbei und freue mich,
dass Sai Baba hier wohnen kann, wohl auch ein wenig Ferien hat.
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Ich sehe, dass er an einem Schreibtisch sitzt. Ich wähle zwei Bilder,
von den vielen aus, die ich von zu Hause mitgebracht habe. Auf
dem einen sieht man durchs Fenster des grossen Raumes, wo ich
wohne, in den Garten. Das zweite zeigt einen Ausschnitt des Gartens. Diese beiden bringe ich ihm. Er schaut mich an, nimmt die Bilder, betrachtet sie eine Weile und legt sie dann auf den Schreibtisch. Er sagt kein Wort zu mir und ich bin enttäuscht. Ein kleines
Mädchen sitzt auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch. Ob ich ihn bei
einem Gespräch mit diesem gestört habe? Ich gehe mit der Frau
des Hoteliers durch den Korridor. Ich sage ihr, wie sehr ich mich
freue, dass Sai Baba hier sein kann und dass auch wir hier wohnen
dürfen. 'Wir müssen noch 8 Räume zusätzlich bauen', entgegnet
sie.”
Traum
"Jemand hat mir ein ganzes Körbchen mit blühenden Traubenhyazinthen hingestellt. Alle haben die Zwiebelchen noch dran, sie sind
also zum Setzen bestimmt. Ich hebe sie aus dem Körbchen und sehe, dass sie zu einer Girlande zusammengebunden sind. Oben in
meinem Raum sind Berge davon, die ich von einer Freundin bekommen habe. Überall kann ich nun von ihnen pflanzen. Ich gehe
hinauf. Die Freundin ist noch da. Zusammen stehen wir vor einem
Baumstamm, der von der unteren linken Ecke des Zimmers bis zur
oberen rechten reicht. Von unten bis oben ist er von einem herrlichen Philodendron spiralförmig umwachsen. Ich betrachte ihn, und
ein grosses Glücksgefühl durchflutet mich. Cyrill und Aylin spielen
darunter. Geld liegt achtlos auf dem Boden. Sie kennen dessen
Wert noch nicht, es ist für sie ein Spielzeug wie jedes andere."
Traum
"Ich bin im Sportstadion von Sai Baba. Er kommt aus einem der
Häuschen, die an einer Seite des Feldes stehen. Sportlich, rassig
kommt er die Treppe herunter und mischt sich unter die Spieler. Ich
bereite mich gerade vor, wegzugehen. Roland ist bei mir. Ich schlage vor, dass wir einmal hintendurch gehen, um zu sehen, woher Sai
Baba eigentlich immer komme. Wir entdecken, dass es Clubhäuschen sind, die von der Strasse her zugänglich sind. So kann er also
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mit dem Auto hierher fahren, ohne belästigt zu werden. Auf den Türen sind die Embleme der Sportclubs angebracht. Da sind der
Fussballclub, der Kricketclub, der Golfclub mit Mütze und Schläger,
der Tennisclub und andere. Es scheint, als wäre Sai Baba diesmal
durch das Häuschen des Golfclubs auf das Spielfeld gekommen.
Wir gehen weiter, neben schreienden Trainern vorbei. Einer ist besonders laut, so dass ich erschrocken den Kopf zu ihm wende. Eine
Frau macht ihm darauf grosse Vorwürfe und mit einem schuldbewussten Blick schaut er zu mir her. Dann gehe ich mit Roland in
eine Bäckerei. Die Bäckersfrau habe ich vorhin in einem Blumenladen gesehen. Im Geschäft warten wir also ein bisschen. Durch
eine Art "Durchreiche" nach aussen sehe ich sie zurückkommen.
Die gekauften Blumen schiebt sie nun in die Durchreiche. Das Ganze sieht aus wie ein langes, schmales Schiffchen. Es ist voll beladen mit tiefrosaroten, grossen, gefüllten Herbstastern. In der Mitte
des Schiffchens erheben sich drei weisse Callas, dekoriert mit feinem Grün. Es ist wunderbar anzuschauen."
Ich wollte dieses Bild in den Tag herüberholen und ging zum Markt
in die Stadt, um diese Blumen zu kaufen. Zu Beginn sah ich genau
diese Astern an einem Stand. Zuerst wollte ich jedoch noch Callas
suchen und da musste ich in ein Geschäft gehen. Ich beschloss
deshalb, erst beim Zurückgehen die Astern mitzunehmen. Als ich
jedoch bei dem Stand ankam, kaufte ein Mann eine ganze Menge
davon und ich bangte darum, dass für mich keine mehr bleiben würden. Immer wieder liess er noch weitere zum Strauss legen. Ich
sagte nichts. Ich vertraute einfach darauf, dass wenigstens noch
neun Stück bleiben würden. Als der Gärtner die restlichen zählte,
waren es genau noch neun.
Kurz darauf starb Ursula, die Frau, die so viel am Babyprojekt gearbeitet hatte, in Puttaparthi an einer Gelbsucht. Ich wusste, dass
der Traum einen Tod angekündigt hatte, aber ich hatte ihn auf mich
bezogen. Die Callas, die in Indien wild wachsen, hätten mir jedoch
ein Hinweis sein sollen. Aber wie konnte ich denken, dass eine so
junge Frau sterben würde?
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Traum
"Ich bin in einem Ashram von Sai Baba. Es geht ganz frei und locker
zu. Ich komme an seinem Büro vorbei. Dort sitzt er gemütlich an einem Schreibtisch und raucht ein Pfeifchen. Als er mich sieht, nimmt
er die Pfeife in die Hand und lächelt mich herzlich an. Da ich etwas
im Zimmer vergessen habe, kehre ich noch einmal um und kann ihn
also zwei weitere Male anschauen. Ein Fest für Kinder wird vorbereitet. Ich schneide Stoff in Bänder und mache daraus Tanzkleidchen. Die Bänder schneide ich so zu, dass Stufenjupes daraus entstehen. Sai Baba schlendert herum, um bei den Vorbereitungen zuzuschauen. Einmal, beim Vorübergehen, nimmt er mich
kurzerhand in die Arme, drückt mich ein bisschen und küsst mich
auf die Stirne. Mit der Spitze seiner Zunge streichelt er mein drittes
Auge. Ich fühle eine Veränderung darin."
Traum
"Ich bin an einem Dorffest und trage im Umzug eine Anzeigetafel
vor mir her. In einem Restaurant ist der Saal festlich eingerichtet.
Dorthin gehen wir. Wir Tafelträgerinnen werden in die Mitte des
Saals gesetzt, so dass die Tafeln auch von der Obrigkeit angeschaut werden können. Mir wird heiss, ich trage immer noch den
Mantel. Jemand nimmt mir die Tafel aus der Hand. Eine andere
Frau präsentiert stolz ihre neue leuchtend-orangefarbene Satinbluse. Von der Schulter her ist diese mit Blumen übersät, es sieht festlich und wundervoll aus und mein Fachauge stellt fest, dass sie
auch perfekt verarbeitet worden ist. Beschämt betrachte ich mein
Jahre altes rosarotes Foulard. Auch mein Kleid ist schmucklos und
ebenfalls schon ziemlich alt. Ich ziehe meinen Mantel endlich aus
und weiss, dass nun alle Augen auf mich gerichtet sind. Ich schäme
mich. Der Saal ist umgeordnet worden und man führt mich zu einem
kleinen runden Tischchen. Zwei andere Frauen sitzen schon daran,
auch die mit der schönen Bluse. Elegante Sektgläser stehen vor ihnen."
Vom 25.9.1998-17.10.1998 war ich wieder bei Sai Baba.
Nach einem langen Flug mit langer Wartezeit in Mumbay überbrachten Modi und ich je 100 überzählige Babypakete in Spitäler
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rund um Bangalore. Wir übergaben sie im Namen von Sai Baba.
Wir wurden aufgefordert, den Müttern die Pakete gleich selbst zu
überreichen. Da sahen wir auch wieder Neugeborene, die nackt neben der Mutter lagen. Bei einer armen, unterernährten Mutter blieben wir stehen. Der Arzt spielte ein wenig mit den Händchen des
Kindes, es reagierte überhaupt nicht. Er forderte die Mutter auf,
dem Kind den Finger hinzuhalten, damit es danach fassen konnte.
Bei den anderen Müttern waren Angehörige zugegen, Freude war
auf ihren Gesichtern, diese Mutter aber war allein. Sie lag einfach
da, ohne ein Lächeln. Da dachte ich voll Wehmut daran, wie viele
Kinder wir kleiden könnten, wenn der Transport besser organisiert
und die Zollfrage geklärt werden könnte. “Sicher liebst du auch Blumen”, sagte der Arzt. Er führte die begleitende Gruppe und uns in
den Garten. Jeder durfte für mich eine Blume pflücken, und seither
heisst dieses Spital für mich “Blumenspital”. Die Ärzte empfangen
die Patienten in einem schlichten Raum. Ein Tisch, an dem sie sitzen, Stühle auf der anderen Seite für die Patienten, das ist die ganze Möblierung. Kein Luxus, dafür eine freundliche, herzliche Atmosphäre. Mir gefiel dieses Spital sehr und ich wünschte mir, wir könnten auch in Zukunft wieder Pakete dorthin bringen. Es war Modis
Idee, die überzähligen Pakete in andere Spitäler zu bringen, und es
wurde mir dankbar bewusst, dass das Projekt in Indien ohne seine
Mithilfe gar nicht möglich gewesen wäre. Er war die eigentliche
Seele des Projekts in Indien und organisierte alles seit dem Beginn.
Er hatte es selbst nicht leicht mit seinen vier Kindern, denen er eine
Schulausbildung ermöglichte.
Dann bezog ich einen schönen Raum im Ashram, aber dieser Aufenthalt wurde von Ursulas Tod überschattet. Es gab so viel im Namen der Mutter zu erledigen, die sich geweigert hatte, nach Indien
zu kommen.
Das Dasara-Fest hatte begonnen. Jeder Tag war einer Göttin geweiht. Vorträge jeden Tag. Ich erkannte, dass ein einzelner Kopf,
eine einzige Hand, ein Fächer, Sai Baba einfach zudecken kann.
Der übliche Stress, neben der Tatsache, dass ich die Sprache meines Gottes ja nicht verstand. Ich konnte nur mit dem Herzen hören
und zuschauen.
Einmal ging ich nach dem Darshan sofort in die PoornachandraHalle, wo die Priester jeden Tag Rituale zelebrierten. Dort dachte
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ich zu Sai Baba: “Ich werde nun wohl einen schönen Zwischendarshan verpassen. Aber ich hoffe, dass du hier durch die Priester auf
meiner ‘Festplatte’ einen ‘Crash’ verursachen kannst, mit dem alles
Negative, was da gespeichert ist, gelöscht wird. Einen ‘Teil-crash’,
der nur das Negative löscht und den Platz für Positives frei macht.
Ich setzte mich in die zweite Reihe an den Mittelgang in der Mitte
der Halle. In der ersten Reihe sassen zwei grosse Damen, die zwischen sich eine grosse Lücke brauchten. Zu meiner Freude kam
später Sai Baba genau bis zu dieser Lücke und schaute auf mich.
Alle seine Blicke, ein ganzes Feuerwerk an Blicken schenkte er mir,
von seinem göttlichen Lächeln begleitet. Seine Liebe hüllte mich
ganz und gar ein. Dann wendete er sich um, ging nach vorne und
setzte sich auf seinen Stuhl bei den Priestern. Er, das Ziel ihrer Anstrengungen. Trotz der grossen Entfernung konnte ich ihn sehen,
leuchtend aus sich selbst. Die Verbindung blieb bestehen, und ich
war glücklich. Ich dachte zu ihm: Die Liebste möchte immer den Geliebten sehen, ihm zuschauen, stolz auf ihn sein.
Dann war der letzte Dasaratag da. Das Besprenkeln mit Wasser,
das Befreiung bringt, verpasste ich, weil ich nicht rechtzeitig in die
Poornachandra-Halle ging. Der Nachmittag war dann umsoschöner. Ich sass in der zweiten Reihe. Als Sai Baba ohne den Kopf zu
wenden an mir vorüberging, dachte ich zu ihm: “Wenn ich das Wasser schon verpasst habe, hätte ich gerne einen Blick von dir gehabt.” Mit einem Ruck hob er den Kopf und schaute zum Dach, zum
Himmel hinauf.
Nun begannen die Tage für das Padhugafest. Zum Darshan war ich
oft vorne, auf der äusseren Ebene trotzdem wenig beachtet. Was
mich jedoch freute, war die Erfahrung, dass ich Sai Baba nun oft
schon fühlen durfte, bevor er kam, und dass ich seine Arbeit an mir
wieder feststellen konnte. Oft "behandelte" er mein drittes Auge
oder den ganzen Kopf. Als ich einmal auf dem Ledge war, kam Sai
Baba im Zwischendarshan bis vorne zur Terrasse, um dem Verantwortlichen Anordnungen zu geben. Diese betrafen jedoch genau
den Ort, in dessen Richtung ich sass. Es war freie Sicht von ihm zu
mir und es gab keinen Zweifel, dass da eine innere und äussere
Kommunikation zwischen uns stattfand. Das dauerte eine ganze
Weile und die Verbindung war total. Beim Weggehen schenkte er
mir noch einmal einen herzlichen Blick und sein Lächeln. Was an236
deres könnte mir hier Freude machen, wenn nicht solche Augenblicke? Um dieser Geschenke willen war ich da.
Einmal hatte ich zweimal die erste Reihe. Ich sah den majestätischen, strahlenden Einen, dessen Liebe überfloss. Ich gelobte ihm
aufs Neue, ihn, nur ihn zu lieben und zu wünschen. Die Verbindung
war seligmachend. Dann stand er lange auf der Terrasse und
schaute mich an. Mein Herz flog ihm zu. Die Tausende von Devotees waren mäuschenstill. Ich dachte zu ihm: “Die Welt hält wieder
einmal den Atem an, in diesem denkwürdigen Augenblick, in dem
wir uns aufs Neue vermählen.” Anmassung? Nein!
Die schöne Gayatridevi mit den fünf Köpfen und 10 Händen wurde
nun plaziert. Sie kam auf die kleine Wiese in der Nähe der Nordhäuser, wo wir untergebracht waren. Die meisten Devotees waren
schon dort. Ich aber blieb noch im Tempel bei ihm selbst. Auf der
Terrasse stand die Kopie oder das Modell von ihr. Sai Baba kam
heraus und schaute zu mir, stellte sich dann vor die Figur und betrachtete sie lange. Aber unvermittelt drehte er sich um und schaute
wieder zu mir. Als Nächstes ging er zum Löwen, unserem Kontaktpunkt und er stand auch da eine Weile, drehte sich wieder nach mir
um, mit einem Lächeln im Gesicht. Was sollte das heissen? Was
sagte er mir?
Im Spital eröffnete man mir, dass das Spital in Verbindung zum Projekt nicht gerne erwähnt werde. Also keine Hilfe von da.
Padhuga-Puja. Mein Partner war mein Sommerzeitsohn von Australien. Seine Eltern hatten auch Padhugas bekommen und er sass
neben ihnen beim Fest. Auf der anderen Seite von mir war meine
Freundin, die mich zu Sai Baba gebracht hatte. Von diesem Tag im
Tempel gibt es ein Bild von ihr und mir, auf dem ich mir einmal selbst
gefalle, ich trage zudem meinen Liebessari, einen pinkfarbenen.
Während der Puja ging Sai Baba herum, lächelte da, sprach dort
ein paar Worte, leider nicht mit mir. Dafür konnte ich ihn gut sehen,
wenn er auf seinem erhöhten Stuhl sass. Während des Vortrags am
Nachmittag verstand ich auch vieles, weil mir das Thema gut be237
kannt war. Er sprach von Gott, dem Liebenden und dass der kürzeste Weg zu ihm derjenige der Liebe und Hingabe sei: von Herz
zu Herz, von Liebe zu Liebe. Ich aber hatte gerade jetzt auf dieser
Ebene einen innigen Kontakt mit ihm. Manchmal gab er mir durch
die Gesten seiner Hände Antwort auf meine Fragen. Als er sagte,
dass er der einzige Liebende sei, beklagte ich mich, dass dieser
Liebende manchmal jedoch nicht einmal die Mittel benütze, die ihm
hier in der Beschränkung der Verkörperung möglich wären. Warum
er unsere Formen so strikt auf Distanz halte, fragte ich ihn. Ich bat
ihn um Nähe, Lächeln, Blicke, Freude, Glück, Wenden des Kopfes
und andere solche Dinge.
Zur Feier des Tages kaufte ich mir (von ihm, dem ja alles gehört)
am Morgen einen wunderschönen zyklamenfarbenen Seidensari
mit Gold und Silber verziert. Ob er sich den leisten konnte? Es würden ja wieder Transportkosten und Zoll auf ihn zukommen.
Als er nach dem Vortrag wieder herauskam, legte er den rechten
Arm um den Hals des Löwen und schmiegte sich an ihn. Dann
kraulte er ihm auch noch die Mähne. O, du Löwe, wie liebe ich dich!
Vision
"Sai Baba gibt mir eine Tafel Schweizerschokolade mit Nüssen und
sagt: 'Die hast du ganz vergessen!'"
Es stimmte auch in Wirklichkeit. Ich hatte die Schokolade für eine
Frau hier im Ashram mitgebracht, sie war aber noch immer hier, in
ein Frottiertuch eingewickelt, und die Ameisen hatten sich darüber
hergemacht.
Eines Abends ging ich ins Dörfchen, um Seidenstoff für Rolands Altar zu kaufen. Im ersten Geschäft offerierte man mir ein Baba-Kleid
für 600 Rupien. Ich hatte nie daran gedacht, ein solches Kleid zu
kaufen. Ich hätte gerne ein Getragenes von ihm selbst gehabt.
Glücklicherweise hatte das Kleid einen Fleck, so dass es gar nicht
in Frage kam. Zurück auf der Strasse ging das Licht aus und jemand fragte: "Was tust du denn hier in der Nacht?" Es war meine
Ashramfreundin, welche die Vorträge übersetzt. Ich erzählte ihr lachend von der Versuchung mit dem Kleid. "Ich habe eines für dich",
238
sagte sie. Eines, das von Sai Baba gesegnet sei. Sie hatte es ihm
einmal schenken wollen, er jedoch habe nur hineingekniffen und
gesagt: "Take it!" In der Zwischenzeit habe sie es vergessen, denn
sie sei ja bei ihm selbst. Ich ging also zu ihr und unter Stapeln von
Papieren fand sie es schliesslich. Es ist wirklich bei mir besser aufgehoben. Das war wieder einmal Sai Babas Spiel. Zufälle gibt es
hier nicht.
Vision
"Ich bin in einem Ashram von Sai Baba. Wir sind alle in zyklamenfarbene Saris gekleidet. Sai Baba kommt, geht frei herum und wendet sich uns allen in Liebe zu."
Ich weiss es schon lange: Auf einer anderen Ebene gibt es einen
Ashram von ihm, ich denke dort, wo meine 9 Computer stehen. Dort
lieben alle einander, und alle lieben ihn. Wunderschön!
Ich verstand, dass ich an diesem Tag das Festkleid nicht anziehen
sollte. Es ist ein Seelenkleid. Vielleicht ein anderes Mal. Ich war am
Abschliessen von allem. Resignation machte sich breit, einem Tod
gleich. Kakerlaken kamen zu mir, um zu sterben. Sie legten sich auf
den Rücken und am Anfang drehte ich sie immer wieder um, bis ich
begriff, dass sie vergiftet worden waren. Auf dem Weg vor dem
Tempel sah ich etwas schillernd Smaragdgrünes, es sah aus wie
ein ovaler Edelstein. Als ich ihn aufhob, war es ein Käfer. Ich dachte, dass er tot sei, und nahm ihn mit in den Raum, um ihn bei Licht
anzuschauen. Dort entdeckte ich, dass er sich erst jetzt zu sterben
anschickte. Auch er starb also bei mir. Dieser Aufenthalt hatte mit
dem Erledigen der Dinge von Ursuals Tod begonnen. Überall Tod!
- Abschliessen. Der Neubeginn würde später beginnen, nicht jetzt.
Jetzt gab es kein Grund zu feiern. Die Schatten des Todes lag über
mir, kein Festkleid an diesem Tag! Die Vision hatte eine tiefe Sehnsucht geweckt. Ich verglich sie mit dem, was hier möglich war. Und
wieder einmal machte sich Resignation in mir breit, tiefer als alle anderen Male, ähnlich der beim Abschied vom kleineren Bild. Ob sich
auch die Todessehnsucht wiederholen würde? Diesmal ginge ich,
aber wohin? Zu ihm!
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Meine Freundin war auch dort und erzählte mir von ihrem Autounfall, den sie in Afrika zwei Monaten zuvor gehabt hatte. Auch sie
hätte tot sein können. Und nun wurde sie krank und ich ging mit ihr
ins Spital. Sie hatte auch resigniert und würde vielleicht nicht noch
einmal herkommen. Es passt alles zusammen. Auch die erdfarbenen Saris, die Sai Baba zum Padhuga-Fest, den zweiten Tag, ausgewählt hatte. Ich hatte es ihm gesagt: "Die Weltenschlange wird
sich in deinen Ashram wälzen, wenn wir nach dem Umzug in den
Ashram kommen." Es ist keine spirituelle Farbe. Warum hatte er
gerade diese gewählt? Wenn ich nun daran dachte, dann könnte es
sein, dass er wirklich die Weltenschlange der Falschheit und der Judasse vorausgesehen hat.
An diesem Nachmittag hatte ich 1. Reihe und nach langer Zeit sass
ich wieder einmal da, von seinen Blicken umfangen und von seiner
Liebe überschüttet.
Mein letzter Tag bei ihm begann. Während des Darshans zärtliche
Muralimusik, und auch nachdem Sai Baba hineingegangen war,
spielte die Musik weiter. Niemand wusste so recht, was los war und
viele gingen weg, bevor die Musik zu Ende war. Ich aber wollte bis
dahin sitzen bleiben. Dann gab es einen Zwischendarshan, wie ich
ihn so liebe. Vor dem Krishna, der von der Puja her noch da war,
blieb Sai Baba lange stehen und schaute ihn an. Dann drehte er
sich um und stellte sich davor. Die Verbindung zu mir war total und
ich verstand die Botschaft. Darauf machte er ein paar Schritte und
blieb vor dem Löwen wieder stehen. In allem war eine unerhörte
Kraft. Es war wie vorher mit der Gayatridevi. Dann fuhren Autos vor.
Minister kamen zu Besuch. Auf sie hatte er gewartet. Ja, die Macht
der Führerschaft! Die Führer muss er lehren, wenn Bharat zur Lokomotive werden soll, welche die Wagen der anderen Länder anführt. Die menschlichen Werte müssen in der Führerschaft gelebt
werden.
Nun würde eine andere Zeit beginnen. Am Dienstag würde Neumond sein und wunderbar stand die Sichel heute am Himmel. Der
Tagesspruch sagte, dass das Karma durch ein reines Herz und
Gottes Gnade getilgt werden könne. Ob mein Giftbecher bald leer
war? Dann realisierte ich tief ergriffen, dass während dieses Aufenthalts die alte, ätzende Wunde nicht ein einziges Mal mehr aufgebrochen war.
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Wieder zu Hause
Traum
"Ich besuche eine Versammlung im Freien. Die Menschen sitzen
am Boden. Ich bin in der Nähe des Schreibtisches, an dem Sai
Baba sitzt. Er trägt das weisse Kleid. Langsam rutsche ich ein wenig nach rechts, um ihn besser sehen und in sein Gesicht schauen
zu können. Ich habe es schon fast geschafft, aber da steht er unvermittelt auf und geht den Hang hinab zu seinen Gebäuden. Wehmütig schaue ich ihm nach. Ich kann ihn in eine grosse Halle gehen
sehen. Ich gehe ein bisschen in seinen Spuren und sehe nun, dass
in seinem engeren Kreis auch Frauen sind. Sie tragen den orangefarbenen Sari. Ich wende mich nun den Menschen am Hang zu, die
Gesicht an Gesicht hier sitzen. Eine Frau kommt zu mir und fragt:
'Warum kommt ihr hierher?' Ich schaue sie bloss an, in mir ist nur
Sehnsucht, Sehnsucht nach ihm."
Traum
"Ich sitze mit vielen Menschen am Boden. Wir sitzen in Reihen, damit Sai Baba zwischen uns durchgehen kann. Sai Baba ist soo weit
weg und ich sehne mich doch nach seiner Nähe. Da kommt er direkt
zu mir, nimmt mich in die Arme und presst mich fest an sich und
übergibt mir ein kleines Büchlein, unserem Amrita Vahini gleich.
Der Umschlag ist so umgeschlagen, dass die inneren Seiten sichtbar sind. Er sagt etwas von 'gereinigt werden, gewaschen werden'.
Zu einem Studenten, der neben mir sitzt sage ich, dass ich den Umschlag so umgebogen sein lasse. Ich freue mich über das Geschenk, es ist das erste Geschenk direkt aus seiner Hand. Aber
was heisst es eigentlich, dass es gereinigt und gewaschen werden
müsse?"
Traum, 23.10.1998
"Ich bin bei Sai Baba. Er drückt mir einen Centimeter in die Hand,
um etwas auszumessen. Ich entdecke, dass diesem der Anfang
fehlt. Ich schaue das andere Ende an, auch hier fehlt ein Stück. Ich
241
muss zusammenzählen, er misst nur 64 cm. Ich werde ihm einen
neuen schenken.
Dann stehen wir nebeneinander, Wange an Wange geschmiegt. Es
ist wunderbar, ihm einmal so nahe sein zu dürfen. Liebend verbunden, Herz an Herz, Liebe zu Liebe, wie er einmal gesagt hat. Alle
sind beschäftigt, auch ich muss wieder etwas tun, aber die Verbindung bricht nicht ab, auch nicht nach dem Erwachen."
Er ist mein Leben, ich habe kein anderes mehr. Die drei Welten locken mich nicht mehr, nichts mehr. Er ist es, bei dem ich sein möchte! Er ist es, um dessen Liebe ich gerne da bin. Und wenn dieser
Tempelcharioter noch etwas zu tun hat in dieser Welt, dann muss
er der Wagenlenker sein, ich aber möchte frei bleiben für ihn, für
meine Liebe zu ihm.
"Zurück!" hat es geheissen, als ich mich das letzte Mal von dieser
Welt wegsehnte. "Wait! hat es geheissen, als ich dem "Grösseren
Bild" begegnete. Über dem "waiten" bin ich alt geworden. Ernüchtert stellte ich fest: Das grössere Bild bedeutet grössere Leiden. Der
Berg der Unverhältnismässigkeit ist noch grösser geworden. Erfüllung noch unmöglicher. An dem Granitblock wurde gearbeitet, ja,
nicht für "mein gesondertes Selbst, sondern um besser dienen zu
können", wie der Tibeter sagt.
"Erfüllung in Gott?" - "Erfüllung in Gott!" Aber nie und nimmer Erfüllung mit dem Geliebten, das ist Gott in der Beschränkung der
Verkörperung nicht möglich, ja nicht einmal das, was möglich wäre,
wird mir zuteil. Er will es auch nicht, ich kann seine Disziplinierung
auf der äusseren Ebene nicht anders deuten. Es ist nicht das, was
ER will. Und es ist gerade das, was ich damals, nachdem der Traum
wahr geworden war, nicht eingerechnet hatte. Damals gelobte ich.
Wenn ich dieser Seele begegnete, was würde ich tun? Ich würde
mit ihr gehen, in den Reichtum, in die Armut, in den Tod. Dass diese
Seele vielleicht nichts von alledem möchte, hatte ich nicht bedacht.
Warum gehe ich immer noch nach Indien und leide da? Muss ich
gerade der Unverhältnismässigkeit ins Auge sehen lernen? Gehe
ich als Bettlerin? Ist eine Geliebte eine Bettlerin? Er IST mein Geliebter, aber was bin ich für ihn?
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Alles ist einfacher, als Gott zum Geliebten zu haben. Gott als Gott,
Gott als Freund, Gott als Vater, Gott als Mutter - wie einfach ist das!
Gott als Geliebten zu haben, heisst sich zu sehnen, die Unmöglichkeit einzusehen, zu resignieren, Missachtung anzunehmen, zuzuschauen wie andere "Liebste mir" die Zuwendung bekommen, die
ich ersehne. Gott als Geliebten zu haben, heisst "verzichten"! Er
sagt in seinen Ansprachen zwar etwas ganz anderes, aber zu "dem
anderen" fehlt mir immer noch das Tor. Die Brücke ist noch nicht
gebaut. Erkenne ich wenigstens meine Pflicht, meine Aufgabe?
Nein! Verblendung auch da.
Ich fühle seine Liebe. Ist das nicht genug? Ich lebe hier in einer
Oase des Friedens. Ist das nicht genug? Nein! Es ist wohl nicht genug. In mir ist immer noch diese ungestillte Sehnsucht.
Traum
"Ich befinde mich mit Sai Devotees in einem grossen Raum. Wir sitzen in Reihen am Boden und warten auf seinen Darshan. Er kommt
von rechts und setzt sich zwischen die Reihen ganz nah zu mir.
Meine Hände erheben sich wie von selbst, um ihn zu berühren.
Aber ein strenger Blick trifft mich, und erschrocken darüber ziehe
ich meine Hände zurück und verstecke sie unter dem Sari. Es ist,
als hätte er sie mir abgehackt. Mit einem schrägen, strengen Blick,
den er auf mir ruhen lässt, hält er mir mit ernstem Gesicht eine
Standpauke. Er tadelt meine Sehnsucht, den Wunsch, ihn berühren
zu dürfen und ihm nahe sein zu wollen, und anderes. Offenbar will
er das alles nicht. Lange sitzen wir so da, der strenge Lehrer und
die Frau, die nur einen Wunsch in sich fühlt, ihn ganz lieben zu dürfen. Dann steht er auf und gibt seinen gewohnten Darshan, und wie
immer schaue ich ihm dabei zu. Sein Haar ist gerade und kurz und
es sieht wie ein Bubikopf aus, wie der, den er in seiner Jugend einmal hatte. Auf der linken Seite ist ein Teil des Haares zusammengebunden und steht ein wenig vom Kopf ab. Lächerlich!
Nach dem Darshan betrachte ich die verklärten, glücklichen Gesichter der Männer und Frauen, denen er sich in seiner Gunst besonders zugewendet hat. Ein Mann hat eine Puppe in den Händen.
Wie etwas ganz Kostbares trägt er sie vor sich her. Man sagt mir,
Sai Baba habe ihr über den Kopf gestreichelt. Einige Frauen
schwärmen von den Kleidern, die sie gekauft haben. Stolz zeigen
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sie die kleinen Etiketten des Schneiders, der auch für Sai Baba
näht, wie es heisst. Ich betrachte die Jupes und Blusen neugierig.
Mir gefallen sie ganz und gar nicht. Sie sind hässlich, zu weit und
zu dunkel. Die Etiketten jedoch sind klein und fein - die Etiketten!
Ich wünsche mir nur ein Kleid, ein getragenes von IHM selbst. Das
Gewand Gottes! Aber ich will wohl immer das, was zu geben er
nicht gewillt ist."
Traum, 16.11.1998
"Ich komme in mein Elternhaus zurück und habe eine Pflanze bei
mir, die ich in meinen schönen Garten pflanzen will, den ich vor langer Zeit angelegt habe. Aber was ich hier nun sehe, verschlägt mir
den Atem: Alle Sträucher, Bäume, Pflanzen und Blumen sind abgeholzt und abgeschnitten. Sie liegen alle am Boden, deshalb habe
ich wohl von weitem nicht gesehen, was da geschehen ist. Wer ist
dafür verantwortlich? Freunde kommen und bringen Blumen, ich
scheine ein Fest zu haben. Ich werfe die Blumen auch noch auf die
Haufen. Ich bin enttäuscht, verletzt, todunglücklich, auch am Boden
zerschmettert. Alles, was noch steht, vernichte ich nun selbst.
Langsam komme ich zur Besinnung. Ich betrachte den kahlen,
gelblichen Platz und mein Blick schweift über das ganze Breitmoos.
Es ist eine einzige kahle, öde Wiese, die nahtlos in die anderen kahlen Wiesen übergeht. 'Hier hält mich nichts mehr!', rufe ich aus."
Das war ein Todestraum! Ich rief meine Familie zusammen, um alles zu ordnen, und schrieb auch meinem Arzt und bat ihn um das
Versprechen, keine sterbeverlängernden und auch keine lebensverlängernden Massnahmen zu ergreifen und dieses Versprechen
auch bei seinen Kollegen durchzusetzen, falls mir etwas geschehen und andere Ärzte involviert sein sollten. Er hat mir alles unterschrieben.
Traum, 17.11.1998
"Ich befinde mich mit Vater und einem befreundeten Ehepaar (alle
verstorben) auf einem Schiff. Eine orange-rosa Riesenazalee fesselt meine Aufmerksamkeit. Sie hat wohl zu wenig Wasser bekom244
men, sie welkt. Ich frage, wo man denn solche bekommen könne.
Es gebe hier einen Gärtner, sagt man mir. Ja, den Gärtner kannte
ich. Wir sitzen alle in einer Reihe an der Reling. Da stellt sich ein
Polizist neben uns vor die Reling und verkündet, dass das Schiff
nun hier auseinandergezogen werde. 'Und das ausgerechnet neben uns!', rufe ich aus. Ich stelle fest, dass wir alle auf der gleichen
Seite sitzen."
Auch das war ein Todestraum!
Traum, 21.11.1998
"Vor mir liegt ein Stapel Babyhemdchen vom Projekt. Ich zähle sie.
50 sind schon eingepackt. Einige müssen aber noch gebügelt werden. Da eine junge Bekannte eben vorbeigeht, frage ich diese, ob
sie diese vielleicht bügeln könnte. 'Nein!', ruft sie aus, 'Meine Mutter, meine Mutter! - ist sehr reich!' Ich lege meine Hände auf die
Hemdchen."
Traum, 22.11.1998
"Doris, Roland und ich stehen in meinem grossen Raum und schauen zum Fenster hinaus. Es regnet in Strömen. Auf einmal läuft auf
der ganzen Länge des Dachs die Dachrinne über und wir schauen
in einen tiefen, mächtigen Wasserfall. Durch diesen hindurch sehen
wir, dass die ganze Landschaft unter Wasser steht. Eine Überschwemmung ist entstanden. Auf einmal staut sich das Wasser in
der Mitte der Dachrinne. Wasser, Blätter, Zweige, Nadeln und anderes wird hoch in die Luft gewirbelt. Dann läuft das Wasser wieder
normal ab, und die Überschwemmung geht zurück. (Ein Schicksalstraum!)
Bei Sai Baba ist ein Fest, an dem er kostbare Kleider trägt. Ich gehe
zum Festplatz und mache Fotos von ihm. Er sieht prächtig aus, in
seinem altseidenweissen Kleid, über das wunderbare Blumenknospen rieseln. Als ich die Fotos dann bekomme, öffnen sich die Knospen. Sie haben eine strahlende dunkelviolette Farbe, gleich den St.
Pauli-Veilchen.
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Jetzt bin ich in meinem Garten und schneide die Rosenstöcke zurück. Bei der Edelrose lasse ich nur drei starke Triebe zurück, alles
andere schneide ich weg. Die drei Triebe schauen nun wie drei Stäbe in die Luft. Bei der Kletterrose lasse ich mehr Zweige stehen und
ordne sie so, dass sie einmal einen Teppich auf dem Boden bilden.
Jemand geht hinter meiner Leinwand vorbei und lacht. Ich nehme
die rohweisse Leinwand von der Leine und betrachte die andere
Seite, die dem Vorübergehenden zugewendet war. Da sieht man
den grossen bunten Vogel vom Fest und andere schön geschmückte Tiere. In der Mitte ist Sai Baba in seinem kostbaren Kleid. Aber
auch das andere Bild von Sai Baba ist darauf. Das, welches ihn in
seinem schlichten orangen Kleid zeigt und auf dem er liebevoll lächelt. Dieses Bild liebe ich!"
Lieber Sathya Saayine, vor einem Jahr schenktest du mir den
Traum vom Shivalinga. Was schenkst du mir dieses Jahr zu deinem
Geburtstag? Was schenke ich dir? Was anderes könnte ich dir
schenken als meine bedingungslose Liebe? Wirst du nicht immer
weniger geliebt, als dass du liebst? Ich erkenne es so sehr: Wir geben dir Almosen wie einem Bettler. Wie beschämt bin ich, wenn ich
daran denke! Und wie wenig habe ich die Gefühle im Griff, die auf
der äusseren Ebene immer auch noch das Besondere wollen.
Traum
"Ich bin irgendwo in einer Wildnis. Australien, Kanada, ein nördliches Land? Ein Mann arbeitet an einem Schiff. Ein anders Schiff ist
in Sicht. Ein paar Menschen sind darauf. ‘Sag ihnen, sie sollen auf
der anderen Seite anseilen,’ ruft mir der Mann zu. Ich eile zur anderen Seite, aber das Schiff ist schon angeseilt. Ich schaue mich
nun im Haus ein wenig um. Schön hergerichtete Teller stehen auf
dem Tisch, ringsum mit Gürkli, Mayonnaise, Tomaten und anderem
verziert. Dabei liegt ein Zettel, worauf steht: ’Nimm dir dazu von den
Würstchen, sie schmecken köstlich!’ Gedankenverloren greife ich
nach einem Würstchen. - Fleisch! Ich lege das Würstchen angewidert zurück. Liebevoll ist alles hergerichtet. Nicht weit vom Ufer naht
ein Zug, ich höre die Pfeife. Ich schaue nun wieder aufs Wasser hinaus. ’Die Schweine kommen!’, ruft der Mann fröhlich. Ein Rudel
Schweine rennt an mir vorbei. Sie stürzen sich ins Wasser, tollen
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herum und vergnügen sich sichtlich. Ich lache und rufe dem Mann
zu: ’Und dann sagt man Schweine! Wie sie das Wasser lieben!’ Sie
schwimmen weit hinaus. Dort tummeln sich auch Menschen und sie
vermischen sich. Auf der anderen Seite des Hauses wird gesägt.
Ich schaue nach. Da kracht ein Baum neben mir auf den Boden.
Zwischen den Zweigen hindurch schaut mich ein Holzfäller an und
fragt: 'Unverletzt?' 'Ja!', gebe ich lachend zur Antwort.
Ich überlege mir, denke nach und komme zum Schluss, dass man
hier ja nur mit Fleisch überleben kann. Schweine, Fische, Vögel!
Nein - hier könnte ich nicht leben! Da habe ich plötzlich ein zusammengefaltetes Blatt Papier in der Hand. 'Es ist alles O.K.! Ob Du .....'
Ich erwache mit einem tiefen Schmerz in mir. Unvereinbar so oft!
Unvereinbar auch jetzt!”
Könnte ich jetzt bei ihm sein! Einleinen, warten, hineingehen, warten. Wenn ich Glück habe, in der ersten Reihe sitzen. Betteln um
einen Blick, um ein Lächeln in dem kurzen Moment des Vorübergehens. Tag für Tag! Bettlerinnen am Strassenrand! Die
Ashramdamen haben eine Aufgabe, das ist etwas anderes.
Sakundala! Wie verstehe ich dich, deinen Schmerz! Unerreichbar
der Geliebte, immer wieder. Getrennt, unvereinbar - Leben um Leben. Einmal erwachend in einer Lotosblume, mit Blick auf die Knospe daneben, die noch nicht geöffnet ist.
Unerreichbar, unvereinbar! Zuletzt Gott als Geliebten. Alles zusammen: unerreichbar, unverhältnismässig, unangemessen!
Traum, nachdem ich noch einmal eingeschlafen war
"Ich sitze am Boden mit vielen anderen und warte. Aber nun ist es
mir verleidet. Ich stehe auf und entferne mich. Aber da sehe ich
plötzlich, dass Sai Baba die Lebkuchen segnet, die wir in den Händen halten. Alle werden gesegnet, nur meine nicht, ich bin zu weit
weg. Zudem sehe ich, dass er auch noch ganze Körbchen Früchte
segnet, die vorne auf dem Mäuerchen stehen. Ich bin unglücklich,
ärgerlich auf mich selbst. Sai Baba kommt in meine Richtung, aber
bevor er ganz bei mir ist, stoppt er. Ich weine. Da bekomme ich
plötzlich einen Stoss auf meinen linken grossen Zeh. Ich schaue auf
und erkenne, dass Sai Baba die ganze Zeit vor mir gesessen ist und
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seinen Zeh an meinen Zeh geschmiegt hat. Nun aber ist er aufgestanden und hat meinem Zeh einen Schubs gegeben. Auch diese
Chance vergeben!"
Ich schreibe jetzt: Die Erfüllung in Gott, die hier und jetzt möglich
ist, ist irdisch. Dass ich an dem Möglichen teilhabe, dafür danke ich
dir! Bitte Sathya Saayine, nimm alle unmässigen Wünsche doch
endlich von mir, für alle Zeit.
Traum
"Bis auf meinen hinteren rechten Weisheitszahn werden mir alle
Zähne gezogen. Ich bekomme neue Zähne und diese werden nach
dem Weisheitszahn ausgerichtet."
Erkenntnis: Als mir einmal im Traum alle Zähne ausgefallen und mit
meinen Perlen zu Boden gefallen sind, wurde mir ein neues Gefühlsleben angekündigt. Das irdische, fleischliche Begehren war
von mir abgefallen. Ob dieser Traum bedeutet, dass nun auch das
persönliche Fühlen für Sai Baba überwunden wird? Ob es das bedeutet? Nein! Ich fühle tief in mir, dass ich hier ein Leben auf einer
anderen Ebene mit ihm führen darf, unbehindert von IrdischMenschlichem. Ob ich bald als Seele leben darf? Danke geliebter
Christus, danke geliebter Sathya Saayine!
Traum
"Ich habe mit Verstorbenen zu tun. Mit meinen neuen Kleidern habe
ich noch ein wenig Mühe. Dann aber eile ich zu dem Sarg und setze
mich auf einen hölzernen Stuhl unter die Trauergäste und warte auf
das Ende der Abdankung. Von weitem sehe ich einen Wagen den
Berg herunterkommen, es ist ein Leichenwagen, ein einzelner Sarg
steht darauf. Ich eile mit dem Sarg an die Strasse und frage, ob ich
meinen Sarg auch aufladen könne. Man versichert mir, das sei kein
Problem, und der Sarg wird aufgeladen."
Vom 1.1.1999-21.2.1999 bei Sai Baba
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Bei der Anmeldung im Office schaute der Beamte lange auf meine
Donorkarte. Er drehte sie hin und her und ging schliesslich nach
hinten, um sich mit einem anderen zu besprechen. Die Reihe der
Wartenden hinter mir wurde immer länger und man fragte mich,
was denn mit meiner Karte los sei. Ich sagte, dass ich es auch nicht
wisse, bis jetzt hatte ich keine Probleme damit gehabt. Als der Beamte zurückkam, bat ich um einen Raum, von dem aus man die
"Berge" sehen könne. Ich sagte "Berge", weil mir das englische
Wort für Hügel nicht gleich einfiel. Der Beamte verstand nicht und
der andere kam ihm zu Hilfe und sagte mit Nachdruck: "Sie möchte
die Berge sehen!" Da hob der Mann die linke Faust und sagte: "Ich
habe darin eine Nummer, Nord 6, C9”, und lächelte. "O! Die nehme
ich, die gefällt mir!", sagte ich freudig. Dann ging ich zu dem Raum
und es verschlug mir fast den Atem. Es war ein Grossgruppenraum,
ca. 10 auf 4 m, zwei grosse Fenster auf der einen Seite, mit Blick
in Palmen und die Hügel und einem anderen auf der anderen Seite,
mit Blick in einen Baum. Ich überlegte mir, was das bedeuten könnte. "Vielleicht werde ich andere Devotee bei mir aufnehmen müssen," war das Einzige, was mir einfiel. Das, was nicht so gut war:
Keine einzige Lampe brannte, im Waschraum waren die Anschlüsse nicht in Ordnung, aus der Dusche kam kein Wasser, der Boden
und die Wände des Badezimmers waren mit einer millimeterdicken,
schwarzbraunen Kalkschicht bedeckt und ein Fenster war kaputt.
Desinfektionsmittel standen herum. Ich ging sogleich ins Maintenant Cell und meldete es, aber es dauerte Tage, bis alles in Ordnung war. Vier Tage verbrachte ich ohne Licht und ohne einen heissen Tee. Eine Übung in Geduld und Ordnung, denn am Morgen hatte ich den Sari bei einer kleinen Kerze anzuziehen und mich auch
so zurechtzumachen. Dann liebliche, friedliche Musik zum Empfang.
Stimme am Morgen, 3 Uhr: "Das Haus beginnt zu leuchten."
Vom ersten Tag an wurde ich geprüft. Meistens hatte ich hohe Reihen, keine Möglichkeit, Sai Baba nah zu sehen. Ich konnte jedoch
die Verbindung fühlen und zu Beginn gelobte ich auch, ihn diesmal
einfach machen zu lassen. Aber an dem Tag warf ich dieses Versprechen über den Haufen. Ich beklagte mich. Ich wollte auch spielen mit ihm, nicht einfach alles geschehen lassen. Ich sagte zu ihm,
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dass er mich ja wohl so gemacht habe, eben nicht gerade pflegeleicht, dass aber, sollte er mich verändern wollen, sein Blick auf
mich fallen müsste, wie er ja selbst sagt.
An einem Nachmittag hatte ich zum ersten Mal die 1. Reihe. Ich
sass im Karussell ganz vorne, wartete und freute mich. Da stand
plötzlich eine Frau vor uns, drehte einen Brief in den Händen, den
sie offensichtlich gerne jemandem übergeben hätte. Alle schauten
zu Boden, niemand nimmt gerne Briefe von anderen, denn dann ist
man auf den Brief konzentriert, statt dass man sich ganz auf Sai
Baba einstellen kann. Ich nahm den Brief und die Frau sagte: "Es
ist die letzte Chance für eine Devotee, Sai Baba um Hilfe zu bitten,
sie liegt im Sterben." Eigenartig! Hatte ich nicht nach den Träumen
mit den Särgen gedacht, dass ich vielleicht die Sterbebegleitung
auf den inneren Ebenen wieder aufnehmen sollte. Diese Arbeit war
sicher längere Zeit unterbrochen gewesen. Damals hatte ich viele
Träume gehabt, in denen ich so tätig war. Der schönste war wohl
der, in dem ich in Gottes grosses, offenes Buch hatte schauen dürfen. Nun sass ich also da mit dem Brief in den Händen und mit der
Bitte in mir, um Hilfe, Schutz und Führung für diese Frau, und dass
er den Brief nehmen möge. Ich sagte Sai Baba innerlich, wenn das
ein Hinweis für eine neue Aufgabe sei, würde ich gerne gerade diese Frau hinüberbegleiten. Als Sai Baba dann kam, zögerte er ein
bisschen, den Brief aber nahm er nicht. "Aber Sathya Saayine",
sagte ich in meinem Herzen. Er drehte sich halb um, schaute mich
einen Moment an und machte beschwichtigende Handbewegungen. Mein rechter Arm indessen und die Hände, zwischen denen
ich den Brief hielt waren ganz heiss geworden und im Ellenbogen
pulste eine verstärkte Energie. Später sagte mir die Frau, dass die
andere Frau von diesem Moment an keine Schmerzen mehr gehabt
habe und friedlich gestorben sei.
Ich brachte 550 Pakete für die Neugeborenen ins Spital. Die früheren waren fast aufgebraucht.
Bis jetzt hatte ich noch keinen einzigen persönlichen Blick zum
Empfang erhalten. Seit Dezember gab es auch kaum mehr einen
Zwischendarshan, wie ich hörte. Es schien, als würde er diesmal
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die Studenten disziplinieren, er beachtete sie kaum. Keine rosigen
Aussichten für mich, zudem ging er beim Weggehen nun immer
beim Ledge vorbei.
Die Studentinnen waren nun alle da. Das heisst, dass man immer
weit hinten zu sitzen kam. Nach dem Nachmittagsdarshan ging ich
in den Raum und kehrte nicht mehr zurück. Die neue Krise war da!
Im Raum war ein grosses Bild von Sai Baba, das ihn in Whitefield
unter dem Baum mit dem kleinen Krishna zeigt. Auf dem Bild ist er
sehr ernst, der Lehrer mit der erhobenen Hand, die ich schon in
Whitefield nicht als segnend sondern als abweisend empfunden
hatte. Jetzt ertrug ich dieses Bild gar nicht. Ich verhängte es mit einem Seidentuch und stellte mein eigenes Bild von ihm davor. Ich
haderte, weinte, wollte weglaufen, fühlte mich übergangen, nicht
willkommen, ungeliebt, vernachlässigt. Mir fehlte schmerzlich die
Möglichkeit eines Zwischendarshans, der Zeit dazwischen, in der
er mir sonst so viele Zeichen seiner Liebe gab.
Trotz der zweiten Reihe gab es auch am Tag vor dem Sportfest keine Nähe. Ich nahm mir vor, erst am Nachmittag hinzugehen. Ich
wollte nicht wieder den waghalsigen grossen Jungen bei ihren Aktivitäten, sondern den Kleinen zuschauen, die am Nachmittag da
sein würden.
So wollte ich also eigentlich ausschlafen, aber um 6 Uhr weckte
mich Sai Baba ganz energisch. Als ich fragte, ob ich denn doch zum
Sportfest gehen solle, war es ein entschiedenes "Ja". Eigentlich
hätte ich ja schon lange dort sein müssen. Ich zog mich schnell an,
nahm vor dem Tempel eine Rickscha und fuhr zum Stadion. Wie
gross war meine Freude, als ich dann doch auf meinem Lieblingsplatz in der Nähe seines Pavillons sitzen durfte. Ich schaute beglückt in den Hügelkranz des Urhügels MU. Dahinter ging strahlend
die Sonne auf. Dann fühlte ich Sai Baba. Bald darauf fuhr er in seinem Geburtstagswagen vor. Nun also sah ich ihn doch auch einmal
auf dem viel fotografierten Ding. In der Mitte des Stadions hielt der
Wagen plötzlich mit einem Ruck an. Ich sah von weitem, dass Sai
Baba stürzte. Als er jedoch an uns vorüberfuhr, winkte er uns wie
immer und hob dazu auch noch den Perlenvorhang. Er trug das
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orange Kleid, nicht das des Weltlehrers wie vor zwei Jahren. Dann
wartete die Überraschung für mich. Nicht die grossen Boys, sondern die Kleinen eröffneten das Fest mit ihren wunderschönen, anmutigen Vorführungen. Zu meiner Verwunderung führten nun auch
die Studentinnen waghalsige Kunststücke auf schweren Motorrädern vor. Wahrlich! Sie standen den Boys in nichts nach. “Was für
starke Frauen wachsen da heran?”, dachte ich. Verrückte Mädchen, und das in Sai Babas Schulen! Wenn die verschiedenen
Schulen ihre Gruppenfotos machten, schritt Sai Baba nicht über
den roten Teppich, sondern zu meiner Freude über den grünen Rasen zu ihnen, um sich mit ihnen fotografieren zu lassen. Am Mittag
wurde das Sportfest überraschend beendet. Ich dachte an die Worte des Tibeters: "Unbeachtet von der Öffentlichkeit entstehen überall auf der Welt die neuen Schulen." Das Erziehungsprogramm Sathya Sai Babas fusst auf den menschlichen Werten und ist eine
ganzheitliche Ausbildung, in der Gott und das Spirituelle seinen festen Platz haben. Aus diesen Schulen gehen starke, wertvolle Menschen hervor, die mit allen Führerqualitäten ausgerüstet sind. Der
Tibeter sagt dazu: "Er wird die Macht der Führerschaft kundtun."
Sai Baba schickt seine Studenten nicht in die Wälder, er schickt sie
in die Welt, in die Dörfer und Städte, zu der bedürftigen Menschheit.
Der Tibeter sagt: "In diesem Zeitalter dürft ihr nicht mehr in die Wälder gehen, sondern müsst inmitten des Trubels und des Lärms der
Welt euer Werk tun. Diese enorme Energie, diese Kraft, hätten die
Aspiranten früherer Jahre gar nicht gehabt." Sai Baba sagt: "Die
Füsse in der Welt, den Kopf im Himmel." Auf der ganzen Welt sind
die Bal-Vikas-Klassen entstanden und die Jugend der Sathya Sai
Organisation wird immer mehr in dieses Erziehungsprogramm eingebunden.
Als Sai Baba in seiner späteren Ansprache mitteilte, was ihm am
Sportfest widerfahren war, wie schwer er bei dem Sturz verletzt
worden war, war ich wie vor den Kopf geschlagen. Dass es ihm so
schlecht ging und ich nichts davon fühlte, erschütterte mich. War
die Verbindung zu ihm denn nur Einbildung? War sie unterbrochen? Er sagte, dass er den Sturz eines Studenten auf sich genommen habe. Als er neben dem Gerüst vorbeigefahren sei, an dem die
Studenten akrobatische Übungen vorführen sollten, habe er bemerkt, dass einer der Balken der Last nicht standhalten würde. Er
selbst brach sich also den Rücken. Nur Gott konnte danach dem
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Fest beiwohnen, so dass niemand etwas davon bemerkte. Er wollte
das Fest nicht unterbrechen.
Die hohen Reihen blieben mir treu, vor allem auch die 14. Ob diese
14. das Sonnwendfest bedeutete? Und am folgenden Tag war nun
also der 14. Ich hatte angefangen, mich nach dem Darshan auf den
Ledge zu setzen, da konnte ich Sai Baba wenigstens ohne Stress
sehen, wenn er in seine Räume hinüberging. Meistens wendete er
seinen Kopf in meine Richtung. Manchmal, wenn ich da sass und
über die tausenden von Köpfen schaute, fragte ich mich, ob ich hier
leben könnte, für immer? Könnte ich es ertragen, bei ihm und doch
nicht bei ihm zu sein? Ich glaube kaum. Ohne Aufgabe jedenfalls
nicht. Mehr und mehr machten mir auch die 31 grossen Schachteln
fürs Baby-Projekt Sorgen, die immer noch nicht angekommen waren.
An Sankranti stand das Liebesgedicht Gottes auf einem Plakat:
"The bird with you ..."
Die 14. Reihe blieb mir treu. Was soll das denn nur bedeuten, fragte
ich mich. Das Sankrantifest war ja jetzt vorbei.
An jenem Nachmittag ging ich zum ersten Mal in meinem neuen
Festsari zum Darshan. War es nicht ein Fest, bei ihm sein zu dürfen? Brauchte es noch ein anderes? Ich bekam mit 100 anderen
auch die 1. Reihe. Leider jedoch keinen einzigen Blick. Plötzlich
wurde der Platz zu meiner Linken frei, weil sich eine Dame nach
vorne schob, um ihm einen Brief zu geben. So kam es, dass Sai
Baba sehr wohl freie Sicht hatte, um mich in meinem pinkfarbenen
Festkleid anzuschauen. Das war nicht der Fall und ich überlegte
mir, ob der Sari für eine andere Gelegenheit gedacht sei oder,
schlimmer, dass er mir gar nicht zustehe. Eine Prüfung mehr! Gut,
ich konnte ihn nach langer Zeit wenigstens wieder einmal ungestört
anschauen, als er seiner göttlichen Pflicht nachging. Nach dem
Darshan blieb er lange Zeit in seinem Raum, ohne ein Interview zu
geben. Niemand konnte sehen oder fühlen, dass er sich nun voll
und ganz mit mir verband. Ich gab mich ihm zum abertausendsten
Mal ganz hin und weihte mich neu seinem Dienst und Plan für die
Menschheit.
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Wir wollen immer etwas von ihm, was sind wir bereit zu geben?
Was tut Sai Baba den ganzen Tag und in der Nacht? Geben! Geben! Geben!
Vom Ledge aus konnte ich wieder einmal einen schönen Zwischendarshan erleben. Er liess blaue Bücher für die kleinen Boys heraustragen und kam dann selbst zu ihnen. In seiner ganzen Schönheit
konnte ich ihn betrachten. Er stand lange da, mit dem Gesicht zu
mir. Was ich so lange vermisst hatte, schenkte er mir. Ich dankte
ihm von ganzem Herzen und noch einmal wendete er den Kopf
nach mir, gerade so viel, dass ich erkennen konnte, dass sein Blick,
der schräge, noch einmal auf mich gerichtet war.
Am Nachmittag war da wieder die 14. Reihe. Es konnte keinen
Zweifel geben, dass darin eine Botschaft lag. Aber welche? Es
hiess vorerst ja nur, weit weg von ihm zu sein.
Diese Distanz, diese Disziplinierung mit den hohen Reihen machte
mir jedoch mehr und mehr zu schaffen. Ich gehöre zum Fussvolk
auf Gottes Schachbrett. Da hat es Königinnen, Könige, Prinzen und
Prinzessinnen, Notable, Reiter und Springer. Wenn vorne ein Platz
frei wird, springen diese über alle hinweg, um den Platz zu ergattern. Auf Gottes Schachbrett hat es jedoch viel mehr Bettler, Bettler
verschiedener Grade. Eigentlich gehöre ich zu diesen. Aber ich fühle, dass in mir etwas nicht mehr will. Wenn die innere Verbindung
nicht wäre, könnte ich ebenso gut heimgehen. Wenn ich hier bleiben könnte - wo wäre mein Platz? Ich hätte keinen! Es ist ein kleinkarierter Platz, immer noch, und darauf liegt eine unsichtbare Spirale, die nach innen und unten zieht wie ein Sog. Zuerst dreht man
sich im Kreis und auf einmal ist man drin. Möchte ich einen festen,
Viertelqudratmeter grossen Platz, wie die VIPs? Nein, das möchte
ich auch nicht! Mit diesem Kaktus, der ich bin, hat Sai Baba es wirklich nicht leicht. Ich weiss, dass es irgendwo einen Ashram von ihm
gibt, da wo meine 9 Computer stehen, dort möchte ich sein und bleiben. Ich glaube, hier nicht. In diesem Urhügel MU, in dem ich jetzt
bin, ist die Welt.
Am Nachmittag auf dem Ledge weinte ich. Ich versagte wieder einmal.
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Ich versuchte, dieser Negativität dadurch zu begegnen, dass ich
mich an die Zeit erinnerte, als ich seine Shakti hatte sein wollen um
mit ihm zu wirken.
Seit ich hier war, hatte ich Zahnfleischprobleme und realisierte nun,
dass daraus eine Kieferentzündung geworden war. Die Schmerzen
strahlten bis zu den Ohren, den Augen und nun auch zum Gehirn
aus. Wenn ich Sai Baba innerlich fragte, ob ich ins Spital gehen solle, war da ein entschiedenes "Nein!". Der Apotheker gab mir Antibiotika. Bis dahin hatte ich die Schmerzen einfach verdrängt, aber
nun realisierte ich, wie sehr ich unter diesen bis jetzt gelitten hatte.
Ich hatte sie nur nicht zur Kenntnis genommen. Es wurde immer
schlimmer und die Situation wurde immer unerträglicher. Die Beine
wurden schwer wie Blei und schmerzten nun auch noch. Eigentlich
hätte ich heimgehen sollen, aber mit dem Projekt war noch gar
nichts gegangen, ich wusste noch nicht einmal, wo die Pakete waren. Es war nun an der Zeit, alles zu beenden und nichts Neues zu
beginnen. Im Tempel ertrug ich die Kargheit immer weniger. Es war
genug! Genug diszipliniert, genug zugeschaut, genug gehört, genug gesehnt, genug gute Vorsätze genommen, genug versagt, genug, genug, genug!
Ich hatte die innere Verbundenheit mit Sai Baba ein wenig verloren.
Die Resignation wurde immer tiefer. Was bedeuteten die Träume
vom Breitmoos, der Überschwemmung von unserem Dach, die
Särge wirklich? "Hier hält mich nichts mehr", hatte ich im Breitmoos
gerufen. Ich deutete sie als Todesträume. Was war da gestorben
oder was würde sterben? Ich selbst? Zu viel Wasser heisst auch zu
viel Gefühl. Immer noch? Bevor ich nach Indien kam, hatte mir das
I Ging den Himmel auf Erden versprochen. Der Himmel auf Erden?
Den stellte ich mir anders vor - als Erfüllung, als angekommen, als
angenommen sein. Das war nicht der Fall. Oder doch?
Am Nachmittag bemühte ich mich, als seine Shakti zu wirken. Ich
hatte die 9. Reihe. Da konnte ich ihn wieder einmal fühlen. Auch
gab es keinen Zweifel, dass er mich von der Terrasse aus noch einmal anschaute. Ich grüsste ihn mit aneinander gelegten Händen. In
der Zwischenzeit ging ich in den Raum zurück und gab Sai Baba
wieder einmal ein Interview, ich ihm! Ich klagte ihm meine Situation,
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gestand ihm meine Resignation, dass ich mich wohl bemühte, aber
es einfach nicht schaffte, allem gegenüber neutral und unbeteiligt
zu bleiben. Ich berichtete ihm, als Shakti, die Erde, von den falsch
konzipierten Nordhäusern 6 und 7, wo die WC-Kuben an die vordere Seite eingebaut wurden, so dass dahinter Dunkelkammern
waren, dass vom Haus Nr. 7 eine Überschwemmung mit WC-Wasser stattgefunden habe und dass es stinke und dass diese beiden
Häuser miserabel gebaut seien. Ich fragte ihn wegen den Nähmaschinen, dem Projekt und vieles mehr. Zum Bhajan setzte ich mich
auf einen Stuhl. Beim Weggehen schaute er mich intensiv an. Er
bewegte seine Finger vor seinem Mund. Ich verstand, dass er mein
Geschwätz gehört hatte. Von der Kurve aus traf mich dann noch
einmal sein Blick.
Danach ging ich in meinen Raum zurück. Die Überschwemmung
mit WC-Wasser war noch grösser geworden.
Einmal verband ich mich mit ihm als Shakti, dort wo ich eben war,
fast zuhinterst. Das Licht über uns wurde gelöscht, als ob nicht gerade wir Hinteren Licht benötigten. Ich sagte ihm, mit dem Strom,
der nun in den Nordhäusern auch am Tag verbraucht werden müsse, könnte man über dem ganzen Tempelplatz das Licht brennen
lassen. Ich bat ihn, allen Menschen "guten Willens", die nun zuhinterst im Dunkeln sassen, seinen Segen zu geben. Als er dann über
die Terrasse zurückging, blieb er stehen und gab genau dieser
Ecke seinen Segen, indem er in unsere Richtung schaute und die
Hände zum Segnen erhob. Wir antworteten ihm mit erhobenen, aneinander gelegten Händen. Ich sagte ihm, dass ich alle "Blümchen
auf dem Feld" mit ihm in die Arme nehmen möchte und dass ich
gerne bei ihnen eine Aufgabe hätte. Ich gestand ihm aber auch,
dass ich zum Bhajan auf dem Stuhl sitzen würde, damit ich ihn ohne
Stress anschauen könne. Im Raum hatte ich ihm vorher ganz privat
Bhajans gesungen: das Antar jyothi namah, Sai Mata pita und andere. Ich las über die Dreieinigkeit Brahma, Vishnu, Shiva und erkannte wieder einmal, dass es halt doch Shiva ist, der das dritte
Auge beherrscht und erweckt und welcher der Kundalini hilft, dass
sie sich aufrichten kann, indem er die Persönlichkeit zerstört. Wenn
diese "Behandlung" nur nicht so schmerzhaft wäre! Dann malte ich
mir mit Vibhuti die Shivastriche auf die Stirn. Als ich dann dort sass,
fühlte ich sein Kommen lange vorher.
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Ich konnte es drehen und wenden wie ich wollte, ich befand mich
in einer grossen Umbruchphase. Zu Hause hatte ich nach den Todes- und Schicksalsträumen alles in Ordnung gebracht. Die irdischen Bindungen hatte ich liebevoll gelöst. Täglich übergab ich Sai
Baba den Tag und im gleichen Sinn beschloss ich ihn mit ihm mit
den Worten: "Geliebter Sathya Saayine, ich übergebe dir den heutigen Tag. Du dachtest die Gedanken in mir, sprachst die Worte aus
mir, verrichtetest die Taten durch mich. Der Erfolg und der Misserfolg sind dein und ich bin frei. Frei! Frei! Frei, an nichts und niemand
mehr gebunden in den drei Welten." Es waren mit mir auch einige
Schweizeinnen aus der Organisation hier. Ich erkannte, dass ich
auch die Bindung an die Organisation lösen musste. Ich durfte das
mit Devotees tun, die ich liebte und die auch mich gern hatten. Sie
verstanden meinen Entschluss und halfen mir so sehr.
Wenn nur diese hohen Reihen nicht gewesen wären, die mich so
sehr von ihm fernhielten!
Die Schmerzen im Kopf hatten ein wenig nachgelassen, dafür hatte
ich nun grosse Schmerzen im ganzen linken Bein, vor allem im
Knie. Trotzdem machte ich mich auf den Weg zum Darshan. Bei der
Gayatridevi jedoch wurden die Schmerzen so gross, dass ich mich
hinsetzen musste. Es war unmöglich, in den Tempel zu gehen.
Nach einiger Zeit schleppte ich mich in den Raum zurück. Nun war
ich aus "dem Verkehr" gezogen. Roland hatte nach energischem
Nachfragen in Paris erfahren, dass die 31 Schachteln nun in Bangalore waren. Nun musste sich also Modi wieder allein um die Herausgabe der Schachteln kümmern. Was wäre das Projekt ohne
ihn?
Am Nachmittag bat ich Sai Baba, auf der inneren Ebene mit ihm
Darshan geben zu dürfen. Ich schloss die Augen und sah eine
Freundin mit erhoben Händen fröhlich auf den Tempelplatz hüpfen.
Als sie am Abend vorbeikam, gestand sie mir, dass sie das wirklich
getan und dafür einen tadelnden Blick der Sevadal bekommen habe. Diese Bestätigung freute mich sehr.
257
27.1.
Ich hatte nun Zeit, über alles nachzudenken. Ich fragte mich, was
mir mein weiteres Leben wohl bringen werde, ob es abgeschlossen
sei. Und "die neuen Gewänder der Seele", was bedeuteten sie?
Was bedeuteten die drei Schicksalsträume nun wirklich? Hielt mich
auch in Oberdorf nichts mehr? Wurde dieser Garten auch zerstört?
Hatte ich keine Verpflichtungen mehr in den drei Welten? Gab es
für mich andere Aufgaben, und wenn, wo? Fragen über Fragen und
Sai Baba schwieg wie eh und je, sprach auch diesmal nicht mit mir,
dafür dauernd ich mit ihm. Aber das war keine Lösung, keine Erfüllung, kein Himmel auf Erden! Es machte mir deshalb gar nicht so
viel aus, hier ausser Kurs gesetzt worden zu sein und nicht zuschauen zu müssen, wie andere das bekamen, was ich mir so sehr
ersehnte. Eine belgische Prinzessin war da und hohe kirchliche
Würdenträger. Ja, Prinzessin müsste man sein, dann würde man
liebevoll gefragt: "Willst du ein wenig Vibhuti?" Ach - nicht denken!
Ich genoss diesen Raum mit Blick in die Hügel und auf die Palmen,
und wusste nun auch, warum ich ihn bekommen hatte. Ich beobachtete die Krähen, die am Morgen zu Tausenden den Ashram
verliessen und bei Sonnenuntergang zurückkehrten, während die
Tauben in grossen Schwärmen in das Gebiet des Tempel zurückkehrten und es am Abend wieder verliessen. Vom Bett aus konnte
ich dem Schauspiel zuschauen. In der Nacht schienen die Sterne
auf mich herab und in dieser Zeit konnte ich auch den Vollmond bewundern. Wenn er von Eisenstab zu Eisenstab am Fenster wanderte, realisierte ich, wie schnell sich die Erde eigentlich dreht. Am
31. würde Vollmond und 14 Tage danach Mahashivarathri sein.
Dieser Tag bedeutet, dass der Rest von Ego am leichtesten zu
überwinden sei. Deshalb bin ich wohl noch da!
Ich dachte über das Lied nach, das ich Sai Baba manchmal singe:
"Hab' ich nur deine Liebe, was anderes bauch' ich nicht, denn Liebe
ist die Knospe nur, aus der das Leben bricht. Drum sorge für die
Knospe, dass sie auch gut gedeiht, auf dass sie sich zu voller
Pracht entfalten mag, oh, gib drauf Acht, dass Liebe nur und Leben,
der Rose stets entströmt."
258
Es geht um die Worte "was anderes". Das andere hier sind seine
Blicke, die ich gerne wieder einmal auf mir, nur auf mir, fühlen
möchte, die Wendung des Kopfes, die Nähe, und dass er einmal
auch mit mir sprechen möge. Zu Hause belastet mich "das andere"
nicht, weil es nicht möglich ist. Hier aber wäre das "wenige" möglich, und wenn ich nichts davon bekomme, leide ich. In mir sind also
auch da Gedanke, Wort und Tat nicht eins. Ich werde noch einmal
versuchen, das andere bewusst loszulassen, nichts mehr zu wollen, nichts mehr zu ersehnen als das, was ich seit 1976 ja habe: seine Liebe. Habe ich diesen grossen, wunderbaren Raum ersehnt,
habe ich darum gebeten? Nein! Er ist ein Geschenk, eine Aufmerksamkeit von ihm, der ja wusste, was mich hier erwartete. Es ist eine
unendliche Oase des Friedens auch hier, wenn ich ihn nicht selbst
störe, ein Geschenk für diese schweren Tage.
Ende Januar konnte ich wieder in den Tempel gehen und hatte
auch einen guten Platz, von wo aus ich ihm zuschauen konnte.
Morgenerkenntnis
Wir denken im Gegensatz zu ihm in zu kleinen Zeiträumen. Wir
denken in Tagen, Wochen, Monaten, Jahren, diesem Leben. Er,
der die Zeit ist, denkt zeitlos und doch allumfassend. Worte sind bei
ihm noch mehr einfach Symbole. So auch das Wort "wait". Wie lange sein Wort wait dauert, können wir gar nicht wissen.
In irgendeinem Leben habe ich die Fähigkeit verloren, von Herzen
glücklich zu sein. Ich kann Freude empfinden, nicht aber Glück, geschweige denn Glückseligkeit (sat-cit-ananda), von dem er so viel
spricht. Wenn das kein Grund zum Jubeln ist, hier zu sein, Gott zu
erfahren, zu sehen, zu hören - was gäbe es anderes, was Grund
dazu wäre? Vielleicht hat der Überschwemmungstraum damit zu
tun. Ich weiss immer noch nicht, was dieser eigentlich bedeutet.
Auch die letzte Reihe ist ein Geschenk, wenn ich mich nicht auf eine
andere versteife.
Am Darshan war ich innig mit ihm verbunden, trotz der Distanz. Ich
sah jedoch, dass die Prinzessin zum Interview geladen wurde, zum
x-ten Mal, ebenfalls die religiösen Oberhäupter. Nun wurden sie
auch in Sai Babas Privatauto mit seinem Privatchauffeur herumge259
fahren. Ich sah ein, dass Sai Baba wichtige Persönlichkeiten entsprechend empfangen muss. Ich dachte daran, dass Sai Baba im
Pakete-Traum selbst den Car fuhr, um mit uns in die Berge zu fahren. Nur ein Traum! Aber sind meine Träume von ihm nicht meistens viel schöner, als es die Wirklichkeit in der Unwirklichkeit hier
erlauben würde? Am Nachmittag hatte ich wieder einmal die erste
Reihe und sass im Karussell. Er schaute mich liebevoll an und segnete neben mir Vibhuti, indem er lächelnd in die Päckli kniff. Das
machte ihm selbst sichtlich auch Spass und er nahm sich Zeit, so
dass ich ihm wieder einmal nahe sein durfte.
Modi teilte mir mit, dass er nun alle Unterschriften für den Zoll beisammen habe. An der alten Nähmaschine im Spital brachte er in
unserem Auftrag einen Motor an, so dass die Näherin ein wenig
entlastet war.
Die hohen Reihen dominierten weiter. Auch die 14. Reihe blieb mir
treu. Was mir der Mahashivarathri wohl bringen würde, fragte ich
mich. Er würde ja an einem 14. sein.
Ich versuchte, mich in die Arbeit, die er für die Menschen tut, einzubinden. Aber es gelang mir nicht, die Verbindung zu halten, so
dass ich um seine Hilfe bat. Alles braucht Übung. Ich bemühte
mich, mehr konnte ich nicht tun. Er ist der Wagenlenker. Und am
Abend auf dem Stuhl überfiel mich erneut tiefe Wehmut und Traurigkeit. Ich fühlte seine Liebe, seine Gedanken, und als er wegging,
schaute er mich an und wendete den Kopf noch einmal, bevor er
um die Kurve ging. Es gab da einfach keinen Zweifel. Meine Beine
und Füsse schmerzten wieder viel mehr und das Knie war erneut
sehr entzündet.
In der Zeit vor 7 Jahren, war ich hier im Traum mit der Laserkanone
erschossen worden, gelbe Herbstblätter waren in Wirklichkeit auf
meinen Schoss gefallen und eine gelbe Libelle hatte sich unmittelbar darauf gesetzt und war gestorben. Ob Shivarathri nun die Auferstehung wäre oder ein neuer Tod?
4.2.1999
Ich resignierte, ich litt, ich weinte wieder einmal in mich hinein, ich
sah kein Ziel, hatte keine Hoffnung auf irgendeine Erfüllung mehr.
260
Da war dieser immer grösser werdende Platz, gefüllt mit Menschen.
Tausende möchten seine Zuwendung haben. Da waren aber auch
sehr viele, die seine besondere Aufmerksamkeit geschenkt bekamen, trotz der vielen Menschen, die versammelt waren. Wenn er
will, hat er die Zeit für diejenigen, denen er sie schenken will. Und
ich fragte ihn: "Wo ist das Muster, das auf meines passt? Wo ist der
Geliebte, dessen Geliebte ich auch bin? Das Muster, das sich gleichermassen sehnt. Und wo ist denn dieses grössere Bild, das zu
mir gehört, wo ich nicht nur Zuschauer bin, sondern selbst gemeint?
Geliebter Sathya Saayine, du mein Führer (so hast du dich genannt), wenn es irgendwo ein Muster gibt, das auf meines passt, wo
nur Liebe, keine Tränen Platz haben, das Muster, das mich meint,
mich liebt, das Muster, das mich nicht nur zuschauen lässt, das
mich selbst auch glücklich macht, wenn du diese Seele kennst,
dann führe mich zu ihr und lass mich alle anderen Bilder darüber
vergessen, lass mich mit dieser Seele, dir, Gott, dienen, ob diese
verkörpert oder unverkörpert ist, führe mich zu ihr. Darum, nur darum bitte ich dich."
Dann kehrte ich zum Morgenbhajan auf den Ledge zurück. In mir
war immer noch diese unsägliche Traurigkeit und die Schmerzen
wurden immer grösser. Unvermittelt kam er zu den Jungen heraus
und ich konnte ihn in seiner ganzen Anmut sehen. Dann ging er wieder zurück, aber auf der Terrasse blieb er eine Weile einfach stehen
und mir war, als hätte er auf seinem Hinterkopf Augen, die mich anschauten. Als er nach dem Bhajan in seine Räume zurückging,
blieb er bei den Jungen wieder stehen. Sie durften mit ihm plaudern, seine Füsse küssen, er tätschelte sie, hatte seinen Spass an
ihnen. Ich wundere mich immer, wie ungezwungen diese Kleinen
mit ihm sprechen. Einer berührte seine Füsse und schöpfte mit den
Händen die Energie und berührte damit sein Gesicht. Ich sagte zu
Sai Baba: "Du hast mich lächeln gemacht!", und glaubte, dass er
sich für die Buben so viel Zeit nahm, um mich aufzuheitern. Aber
auf dem Rückweg schoss mir der Gedanke durch den Kopf: "Die
Prinzessin schaute ja auch zu, das hat er also gemacht, um ihr zu
zeigen, was für ein liebevoller Vater er ist. Verblendung, Unangemessenheit, Unverhältnismässigkeit zu denken, dass er das tat, um
mich aufzuheitern." Zerschlagen, voller Schmerzen im Knie und an
den Beinen, kehrte ich in den Raum zurück. Als ich auf dem Weg
beobachtete, dass der Fahrer Sai Babas mit seinem lautlosen Auto
261
und der kostbaren Fracht der Prinzessin und Co. vor einer gebeugten, weiss gekleideten alten Frau stand, Auto an Frau, und ausserdem sah, dass der Fahrer auch noch den Kopf über diese Frau
schüttelte, da fuhren alle Stacheln des Kaktus heraus. "Er hat keine
Spur von Verkehrsübersicht, keinen Anstand, keine Kenntnis davon, dass, wenn man nicht hupen darf, man mit dem Gas und dem
Motor ein wenig spielen kann, um die Aufmerksamkeit der Fussgänger auf sich zu lenken. Aber er hat wohl die Augen im Rückspiegel gehabt", schimpfte ich innerlich. “Ja, er hat ein wichtiges Amt
bekommen; mit Prinzessinnen und religiösen Oberhäuptern fährt
man nicht alle Tage aus.” Am Abend davor waren eine Freundin
und ich beim Teeausschank auf dem Trottoir gestanden. "Du, der
mit dem Bart hat uns angeschaut", sagte sie. "Ja, ich habe es auch
gesehen. Aus dem Schutz des Autos heraus kann man ja auch als
religiöses Oberhaupt, das beim Kommen keinen Blick auf die Frauenseite wirft, einen Blick auf Frauen werfen", hatte ich gesagt. Dann
hatte ich mich ermahnt. Religiöse Oberhäupter gehörten ja bestimmt zur Hierarchie und diese "tritt mit IHM in Erscheinung", sagt
der Tibeter. Welche Ehre, von einem Mitglied der Hierarchie angeschaut worden zu sein! Die Hierarchen, die allen Zeremonien auf
der inneren Ebene vorstehen, auch denen, welchen wir selbst einmal erleben werden.
Trotz der Schmerzen ging ich am 4. zum Nachmittagsdarshan. Ich
setzte mich zuhinterst auf die Treppe bei seinem Haus. In mir war
jeder Wunsch gestorben. Zu meiner Überraschung hatte ich dritte
Reihe. Es war Donnerstag und ich trug den neuen Christussari, den
blaugrünen mit Gold, und meine selbst gemachte Kette, die so gut
dazu passt, und natürlich den ovalen Ring mit dem zyklamenfarbenen Rubbelit, der zusammen mit Sai Babas Liebe im Jahr 1976 zu
mir gekommen war. Ich sass dann auch in der dritten Reihe bei den
alten Inderinnen. Dann geschah etwas ganz Wunderbares: Er war
ein paar Meter von mir entfernt, als ich in schräger Richtung plötzlich in sein Gesicht sehen konnte. Sein Blick war auf mich gerichtet
und nichts und niemand war zwischen uns. Er erhob die Hände,
Handflächen nach oben, und hob mich so sichtbar wieder auf eine
höhere Ebene. Dann tat er einen Schritt und das Gleiche wiederholte sich und er schaute mich voll Liebe an. Mit zusammengelegten Händen dankte ich ihm. Vor mir blieb er stehen. Eine VIPs fragte
für ein Interview. Mit Blick auf mich entgegnete er: "Too many peop262
le today." Ich fühlte, dass die Worte auch mir galten und dass er
wollte, dass ich ihn nach Langem wieder einmal sprechen hörte. Ihn
sprechen sah. In der ganzen Zeit überschüttete er mich mit einer
Liebe von solcher Macht, dass ich buchstäblich unter seinem Blick
erglühte. Spontan dachte ich zu ihm: "Willst du weisse Lilien zu roten Rosen machen, küss eine weisse Galathe, sie wird errötend lachen." Von der Terrasse aus schaute er mich noch einmal an und
richtete noch einmal einen Schwall von Liebe auf mich. Dann kehrte
ich unter grossen Schmerzen in den Raum zurück, im Wissen, dass
ich es nicht noch einmal schaffen würde, in den Tempel zu kommen. Und da war ich nun. Ich hatte die Blicke bekommen, die nur
mich meinten, und die Liebe, die nur mir galt. Es schien, als gäbe
es nur ein Muster, das auf meines passte, seines, aber bis jetzt
noch nicht vollkommen, noch nicht auf allen Ebenen, zu meinem
Leid. Ob ich es nun begriffen hatte, dass er es war?
Der gestrige Tag war mein Abschied von Sai Baba für diesen Aufenthalt. Ich konnte nicht mehr in den Tempel gehen. Ich konnte
kaum mehr gehen, die Schmerzen im linken Knie und die Entzündung hatten sich verschärft. Immer, wenn ich Sai Baba fragte, ob
ich nicht doch besser ins Spital gehen sollte, sagte er entschieden
"nein". Ich hatte volles Vertrauen in seine Anordnung. Es schien
eine karmische Angelegenheit zu sein, und was für ein Segen war
es daher, karmische Schulden bei Gott tilgen zu dürfen. Es betraf
vor allem die linke Seite. Immer wenn mir körperlich etwas geschah,
war die linke Seite davon betroffen. Das hat schon bei der Geburt
begonnen, bei der mir, wie ich einmal hörte, das linke Beinchen gebrochen wurde, die Ausbuchtung ist immer noch zu sehen. Einmal
geriet ich auf einer Bergwanderung in einen Wespenschwarm.
Fünfzehn Stiche hatte ich allein in meinem linken Bein. So hatte ich
auch den Bruch des linken Handgelenks zu verkraften, bei dem die
Ärzte nicht glauben wollten, dass das Schultergelenk mitbetroffen
war. Ein alternativer Spezialist hat in einer monatelangen, schmerzhaften Therapie die falsch fixierte, unbewegliche linke Hand beweglicher gemacht als die rechte. Einmal hat mir jemand eine Rippe
gebrochen, natürlich war es eine linke gewesen. Als ich an einem
Auge ein Netzhautablösung bekam, war es am rechten Auge. Da
aber im Kopf die Seiten verkehrt sind, betraf es eben auch wieder
die linke. Im Sommer habe ich oft dicke Polster am linken Fussge263
lenk, was auf eine Stauung hindeutet. Ob der Überschwemmungstraum damit zu tun hatte? Ob diese aufgelöste Stauung in der
Dachtraufe auf das aufgelöste Karma hindeutete?
Vor dem Fenster hörte ich das Zwitschern der Vögel und das Krächzen der Krähen.
Am Abend kam Modi vorbei. Die Pakete waren immer noch nicht
ausgelöst. Sie wurden auch noch geöffnet, um den Inhalt mit der
Liste zu vergleichen und den Inhalt zu schätzen. Wieder das gleiche
Lied, alles wie gehabt!
Mitten in der Nacht wurde ich wach. Am Abend des 4. glaubte ich,
nun hätte ich es verstanden. Aber die Gedanken fanden keine Ruhe. 16 Jahre klammerte ich mich nun an ein Bild, das mir unangemessen, das unerreichbar für mich war. An ein kleineres, an ein
grösseres, an das grösste. "Sathya Saayine ist dein Führer." "Die
Liebe deines Guru ist in dir, es gibt keine andere." "Zum Vater, in
deines Vaters neues Haus, darfst jederzeit du kommen." So sagte
er mir. Aber da hiess es auch: "Liebe ist da, wo das Muster aufeinander passt."
Stand da etwas von einem Geliebten? Es sind unerklärte Worte, die
man missdeuten kann. Die ich missdeutet habe!
Noch einmal sagte ich zu Sai Baba: "Ich begehre gar kein unangemessenes Bild, weder ein kleineres, noch ein grösseres, noch das
grösste. Ich sehne mich nach dem Wesen, das mir angemessen ist,
das zu mir verhältnismässig ist. Nach dem Muster, das auf meines
passt, dessen Geliebte ich auch bin. Was sollen die anderen Bilder,
deren Geliebte ich nicht bin? Warum musste sich das ganze Leid
des Nichtangenommenseins, der Unangemessenheit wiederholen? Warum befinde ich mich hier in einer Situation, die mir unangemessen ist? Wer sagt über mir nun: 'Es ist genug. Genug gelitten,
genug zurückgewiesen, genug zugeschaut, genug geschwiegen,
genug diszipliniert, genug sich bemüht.' Ich begehre nichts Unangemessenes, das ist mir unangemessen. Ich verlange nichts Unverhältnismässiges. Wenn es ein Wesen gibt, dessen Geliebte ich
bin, dem ich angemessen bin, dann bitte Sathya Saayine, mein
Führer, dann führe mich JETZT zu ihm. Sage: 'Es ist genug!' Dina
Bandhu Sakha, Freund im Leid, hilf mir, dass ich jetzt zu ihm gehen
kann, ich will nichts anderes, als endlich angenommen sein. Da ich
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jedoch gesagt habe: 'Hier hält mich nichts mehr!', kann es auch auf
einer anderen Ebene sein. Dann, Dina Bandhu Sakha, führe mich
dorthin."
Es gibt kein "dorthin"! Es hat zu lange gedauert. Ich bin über dem
Warten alt geworden. Ob ich es jetzt endlich erkenne? Nach dem
4. müsste ich wissen, dass es einen persönlichen Geliebten nicht
gibt. Dass es einen einzigen Liebenden gibt - Gott.
Wie oft habe ich mir gewünscht, Sai Baba möge mir meine Aufgaben so übergeben, dass ich es verstehe. Ich gehe immer wieder
Schritt um Schritt in die Dunkelheit, in der Hoffnung, dass ich das
Richtige erkenne.
Traum am Nachmittag
"Ich bin in den Gebäuden von Sai Baba. Alles ist ganz ungezwungen. Er selbst sitzt an seinem Schreibtisch. ‘Verlange das Bulletin
im Office,’ ruft er mir zu. Ich gehe, aber wo ist dieses Office, frage
ich mich.
Ich bin auf einer Bank, um finanzielle Angelegenheiten für Sai Baba
zu erledigen. Der Beamte fragt, was ich wolle, und schaut auf meine
ungeöffnete Mappe. 'Ich komme wegen ... ', sage ich. 'Ah, so!', entgegnet er und geht an einen Tisch im unteren Raum. Ich ergreife
das Seil, das von der Decke herunterhängt, und schwinge mich lachend auf einen Fries, der neben seinem Tisch entlangläuft. Um
weniges verpasse ich ihn. Ich lache übermütig und sage: 'Wie schade!' Der Beamte sagt anerkennend: 'Immerhin!' Die Anwesenden
lachen mit und ich fühle, dass ich hier bekannt und sehr vertraut bin.
Wir erledigen die Angelegenheit. Dazwischen kommt ein Kunde
und fragt: 'Was soll ich bloss auf das Dokument schreiben?' 'SOS',
mische ich mich ein, das heisst: 'Hilfe für Kinder.' Also schreibt er
SOS. Ich bin nun sehr nah bei dem Beamten. Er mag mich und zeigt
es auch. Ich frage ihn: 'Weisst du, wie sich Sai Baba manchmal manifestiert?' Er weiss es nicht. 'Er manifestiert sich als Duft.' Da
rutscht der Beamte ein wenig zur Seite und sagt: 'Also, mit Sai Baba
habe ich nichts am Hut!' 'Macht nichts', sage ich fröhlich. 'Einmal
wirst du ihn erkennen.'"
265
Am Abend brachte mir eine Freundin eine Pizza vorbei. Einen Rest
stellte ich noch beiseite, um ihn später zu essen. Wir ahnten beide
nicht, was daraus entstehen würde. Ich konnte lange nicht schlafen
und hatte Durst. Ich stand auf und trank Wasser. Dann fiel mein
Blick auf die Pizza und ich biss hinein. Sie war voller Ameisen, sie
krabbelten mir über die Hände, wie hatte ich das vergessen können! Auf einmal wurde mir bewusst, dass sich meine Zunge veränderte und auch die Lippen seltsam angespannt waren. Ich ging zum
Spiegel und erschrak zutiefst. Die Lippen waren mit riesigen Blasen
übersät, die Zunge war rot und ich konnte zusehen, wie sie immer
mehr aufschwoll. Ich konnte fast nicht mehr schlucken. Weinend
setzte ich mich zu Sai Baba und bat ihn flehentlich: "Sag über mir,
es ist genug! Sag es jetzt! Genug gelitten! Genug, genug, genug!"
Die Schmerzen im Knie verschwanden augenblicklich. Aber die
Blasen und die Zunge brauchten ihre Zeit. Ich war verzweifelt, die
Augen brannten, ich fühlte mich einsam, diszipliniert wieder einmal
mehr. Ich brauchte ein Wort, eine Antwort, ein Echo auf meine Klage. Dann erinnerte ich mich an die Zeit mit Ramana Maharshi, in
der ich jederzeit durch seine Bücher Antwort bekommen hatte. Ich
nahm das Buch "Der Weg nach Innen", das mir eine Freundin dagelassen hatte. Unter anderem las ich:
"Yama: Im Allgemeinen wird angenommen, dass diese Stufe darin
besteht, gewaltlos, wahrheitsliebend, ehrlich ehe- und besitzlos zu
sein. Ich aber sage, dass sie vielmehr durch das Lösen der Bindung
an den Körper und an die Sinne erklommen wird. So wie die ganze
Schöpfung, so ist auch Gott (Brahma) als personifizierte Wesenheit
das Ergebnis einer Täuschung. Als Erscheinung ist sie zeitlich und
auch anderweitig begrenzt. Sie scheint sich ständig zu verändern
und es wird deshalb gesagt, sie sei den Gesetzen von Raum und
Zeit unterworfen. Diese Manifestation Gottes erscheint also sowohl
als Individuum als auch als die gesamte Schöpfung. Dadurch werden selbst grosse Gelehrte, ja selbst Gelehrte der Veden (pandit)
in die Irre geführt.
Ein und dasselbe Bewusstsein manifestiert sich in verschiedenen
Formen als sichtbare Vielfalt. Wir sprechen daher üblicherweise
von dem Teil und dem Ganzen. Das Individuelle aber ist natürlich
nichts anderes als eine dem Absoluten (brahman) überlagerte Erscheinungsform. (...) Für den, der das Absolute erkannt hat, sind
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alle drei Körper - der grobe, der feinstoffliche und der kausale Körper - solch überlagerte Erscheinungsformen. Es ist nicht richtig zu
sagen, sie seien wirklich oder unwirklich. Sie sind weder wirklich
noch unwirklich (mithya). Der Unwissende aber, der in den Netzen
der Illusion gefangen ist, hält die in Raum und Zeit gefangene Welt
(samsara) für ewig und für eine Quelle des Glücks.
Weil die Menschen sich fälschlicherweise mit dem Körper identifizieren, leiden sie durch ihre enge Bindung an Familie und Freunde.
Sie erkennen nicht, was durch ständige Vergegenwärtigung des
Göttlich-Absoluten (brahman) erreicht werden kann. Seinem Wesen nach ist dieses Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit (sat-cit-ananda) und die Menschen könnten es durch unablässiges Unterscheiden zwischen Veränderlichem und dem Unveränderlichen, durch
Verbindung mit dem Guten, durch Verehrung der Weisen, und
durch Reinheit des Denkens erfahren. Es geht nämlich um das Bewusstsein, dass ihr eigentliches Selbst keinen Körper und keine
Sinne hat und dass sie selbst die göttliche Urenergie (brahman)
sind, welche den dreifältigen Körper ebenso wie alles andere erhält.
Die Verankerung des Denkens in diesem Bewusstsein ist die eigentliche Überwindung des Körperlichen und der Sinne (yairagya),
die in dem Wort ‘yama’ zum Ausdruck kommt.
Freude in guten und Kummer in schlechten Zeiten zu empfinden,
den Schmerz des Körpers und der Sinne für den eigenen zu halten,
solch dualistische Einstellung und Auffassung müsst ihr hinter euch
lassen. Schritt für Schritt müsst ihr es aufgeben, euch mit dem Körper zu identifizieren. Das ist ein Zeichen, dass ihr "yama" beherrscht."
Ich hatte gehört, dass Modi nach Madras gehen musste. Was da
wohl wieder krumm gelaufen war? Ich würde froh sein, wenn das
alles einmal abgeschlossen wäre. Sai Baba hat mich aus dem Verkehr gezogen, ich konnte nichts mehr tun und es musste jetzt schon
ohne mich weitergehen, wenn überhaupt.
Traum
"Ich stehe neben meinem Haus und sehe, dass ein kleines Flugzeug immer tiefer sinkt. Es sieht aus wie ein Meccano-Objekt. Dann
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prallt dieses in den Apfelbaum neben meinem Haus. Ein grosser
Ast wird abgeknickt, aber ich stelle fest, dass nun mehr Sonne in
den Raum scheinen kann. Unverletzt entsteigt ein junger Mann
dem kaputten Flugzeug.
Ich höre jemanden hinter dem Haus etwas absägen. Ich schaue
nach und sehe Roland auf einer Leiter, die er am Dach angestellt
hat. Er schneidet an einem grossen Apfelbaum herum, der auf das
Dach reicht. Einen langen Ast davon zieht er herunter. Er zieht und
zieht und endlich ist das Ende in Sicht. Es ist ein 'Wassergeschoss',
ein Zweig, der keine Früchte trägt. Dieser muss weit in den Himmel
hinaufgeragt sein."
So ein Zweig ist für mich immer ein Symbol für ein grosses Ego gewesen. Ich fragte mich, wessen Ego gemeint war, und kam zu der
Ansicht, dass es das Ego meines verstorbenen Mannes war. Nun
ist es von seinem Sohn abgesägt worden und in unserem Haus
konnte nun eine neue Energie ganz Fuss fassen.
Am Mittag kam eine Freundin und brachte das Heilfoto von Sai Baba, das mit dem goldenen Linga. Sie legte es auf mein Knie. Nichts
hatte bisher geholfen, weder Behandlung von mir selbst, noch Umschläge, noch Bitten um Hilfe. Nachdem ich mich aber hingelegt
hatte, bemerkte ich eine Reaktion in meinem Bein. Es war, als würde mich jemand innerhalb des Beins fingerbreit massieren. Es begann in der Mitte des Knies, ging dann hinunter bis zu den Zehen,
wieder hinauf, rund um das Knie, und das Gleiche wiederholte sich
noch einmal. Danach stellte ich fest, dass der grösste Schmerz nun
nicht mehr seitlich vom Knie, sondern in der Mitte war, so dass ich,
wenn auch unter Schmerzen, wieder aufrecht gehen konnte. Das
ganze Bein blieb eine Weile wie unter einer Hochspannung.
Und dann war es da, das grosse Mahashivarathri-Fest, und ich befand mich in meinem Raum. Unmöglich, daran zu denken, in den
Tempel zu gehen. Es war eine ganz grosse Prüfung! Die ganze
Nacht wird gesungen und Sai Baba wird auch eine Ansprache halten. Sai Baba ist an diesen Tagen viel draussen und man kann ihm
also lange zuschauen und ihn hören, was ich so sehr liebe. Ich
nahm mir vor, für Sai Baba privat zu singen. Das Lied von Niklaus
von der Flüe würde sehr passend sein:
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"Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu
dir.
Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich führet zu dir.
Mein Herr und mein Gott, oh, nimm mich mir, und gib mich ganz zu
eigen dir."
Und vielleicht konnte ich gerade hier wieder einen Teil dieses
Monsters, genannt Ego, überwinden.
Am Nachmittag beschlichen mich Zweifel, ob die erlittenen
Schmerzen, das Exil, wirklich das bedeutete, was ich jetzt so fest
glaubte, nämlich, das Abtragen von Karma, damit die Tafel einmal
weiss werden könne. Ich bat Sai Baba, mich das Buch dort aufschlagen zu lassen, wo die Antwort auf meine Zweifel stehe. Ich
fragte ihn: "Warum darf ich gerade jetzt nicht im Tempel sein, wo
die Chance weiterzukommen so gross ist?" Die Antwort im Buch
war:
"Die Nacht wird vom Mond beherrscht. Er zeigt sich in sechzehn
verschiedenen Formen. Jeden Tag wird er um einen Bruchteil kleiner, bis er in der Neumondnacht ganz verschwindet. Danach vergrössert er sich jeden Tag ein wenig, bis er in der Vollmondnacht
ganz zu sehen ist. Der Mond übt einen starken Einfluss auf den
Geist aus. Es besteht eine enge Verwandtschaft zwischen dem
Geist (mind) und dem Mond; beide sind der Abnahme und Zunahme unterworfen. Die Abnahme des Mondes ist das Symbol für die
Abnahme des Einflusses des Geistes, der beherrscht und geläutert
werden muss. Jede spirituelle Übung (sadhana) sollte auf dieses
Endziel ausgerichtet werden. Der Geist muss geläutert werden,
dann wird der Schleier falscher Vorstellungen (maya) zerreissen,
und das Göttliche wird sich offenbaren. Während der dunklen Hälfte
des Monats nimmt der Mond und sein symbolisches Gegenstück im
Menschen täglich um einen Bruchteil ab. Der Einfluss beider lässt
nach - und in der vierzehnten Nacht ist schliesslich nur ein winziger
Rest davon übrig. Wenn der Gläubige eine kleine zusätzliche Anstrengung macht, kann selbst dieser Rest noch aufgelöst werden,
und die Befreiung des Geistes ist vollkommen. Die vierzehnte
Nacht der dunklen Hälfte des Monats wird 'Die Nacht Shivas'
(shivarathri) genannt. Diese Nacht sollte ohne Essen und Schlaf,
ohne irgendeine Ablenkung in Meditation und mit dem Rezitieren
269
des Namens des Herrn verbracht werden. Dann ist der Erfolg gewiss. Einmal im Jahr, in der Nacht, die man 'Mahashivarathri' nennt,
wird eine besondere Anstrengung empfohlen. Durch die Beseitigung der Schlacke, die in Form von Wünschen und Begehren den
Geist verunreinigt, können selbst die, welche tot sind, weil sie die
Wirklichkeit nicht erkannt haben, zum ewigen Leben erwachen."
Diese Worte beschrieben in genauer Weise die vierzehn Tage, die
ich nun in Klausur verbracht hatte, und die Vierzehn, die immer wieder auftauchte, war eine Vorbereitung auf diese Nacht. Der
Wunsch, ihm nahe sein zu dürfen, musste aufgegeben werden. Unabgelenkt von Familie UND Ashram gab er mir die Möglichkeit, über
alles nachzudenken.
Ich zog meinen pinkfarbenen Liebessari an, schmückte den Altar,
setzte mich zu seinem Bild, verband mich mit ihm und sang ihm, bis
ich dazu zu müde wurde. Bevor ich schlafen ging, fragte ich ihn:
"Wie ist es denn mit Oberdorf? Ist dieser Garten auch zerstört?
Muss ich die Bindung an diesen Ort auch lösen?"
Dann hatte ich einen Traum, geträumt in der Mahashivarathrinacht:
"Ich komme nach Hause und staune nicht schlecht. Ich besichtige
unseren Garten von der Strasse aus. Kahlschlag wie im Breitmoos!
Zwischen dem Nachbarhaus und meiner Klause steht nichts mehr.
Eine eben erst gefällte Tanne liegt am Boden; das Sägemehl ist
noch zu sehen. Nun ist man wieder ausgestellt wie am Anfang. Kein
Sichtschutz mehr gegen die Strasse. Da ist auch noch der Strunk
von der alten Pinie zu sehen. Die ausladenden Wurzeln sind bis zu
einem normalen Stamm zurückgehackt worden. Ich will von allem
nichts mehr wissen. Ich bin frustriert, das ist nicht mehr mein Garten! Ich weigere mich auch, noch irgendetwas darin zu tun. Ich wandere herum, um alles anzuschauen. Da stand doch der grosse Haselstrauch! Auch er ist zurückgeschnitten worden. Ein paar Blätter
zeigen an, dass er wieder wachsen kann, dass er neue Zweige machen kann. Ich stelle fest: 'Hier hält mich auch nichts mehr!'
Roland kocht etwas, es bruzelt in einer Pfanne. Ich sage zu ihm:
'Wenn du einen Ring anbringst, um das Loch zu verkleinern, kannst
du die Pfanne direkt aufs offene Feuer stellen.' Der Ring wird angebracht und die Pfanne passt perfekt hinein. 'Siehst du!', sage ich
zufrieden." (Ein weiterer Todestraum!)
270
Am folgenden Tag erzählten mir die Freunde, dass Sai Baba am
Morgen nach der Mahashivarathrinacht nach langer Zeit wieder
einmal in aller Öffentlichkeit einen Linga aus sich selbst geboren
habe. Das Linga ist das Symbol für die Schöpfung Gottes schlechthin. Das machte mich nun doch traurig. Nicht, die Möglichkeit verpasst zu haben, nicht wiedergeboren werden zu müssen, sondern
dass ich nicht bei ihm sein konnte in diesem wunderschönen Augenblick. Ich weinte darüber.
Mir wurde berichtet, dass der Zoll für das Projekt in Madras gesenkt
werden konnte. Mit den Näharbeiten von Modis Gruppe kostete alles zusammen nun 7'500 Franken, nicht mehr wie gesagt 12’000.
Das jedoch "ohne Papiere". Ich weiss inzwischen, was das heisst,
aber ich hatte keine andere Wahl. Freunde mussten mir mit Geld
aushelfen, denn dieser Betrag überstieg das Geplante. Nun war
auch das Projekt abgeschlossen. Mit dem Material, das nun in Indien war, könnten die Neugeborenen noch bis Ende 2000 gekleidet
werden, dann wäre das Projekt beendet.
Ich dachte lange an das Linga und hatte keine Macht über die Traurigkeit, nicht dabei gewesen zu sein. Es setzte der Prüfung die Krone auf. Ich bat Sai Baba zum dritten Mal, mich die Seite aufschlagen
zu lassen, wo seine Antwort auf meine Klage stünde. Ich las Folgendes:
"Viele Leute glauben, es genüge, den personifizierten Gott anzubeten. Diese Übung ist nur bis zu einem gewissen Grad von Nutzen; sie wird den Gläubigen nur eine kurze Strecke auf seinem Weg
voranbringen. Der Herr wird sich nicht dazu herablassen, allein dafür Erlösung zu gewähren. Wer danach strebt, muss vor allen Dingen die Bindung an den Körper aufgeben. Ohne das kann das Bewusstsein, das wirkliche Selbst (atman) zu sein, nicht erworben
werden. Es ist ein Zeichen der Unwissenheit, sich mit dem Körper
zu identifizieren. Man muss zwischen seiner eigenen Wirklichkeit
(atman) und der manifestierten Welt (prakriti) unterscheiden.
Das Verlangen nach Vergnügen, welches auf dem unechten Wert,
der weltlichen Dingen beigemessen wird, beruht, muss durch Meditation und spirituelle Übungen entfernt werden. Wenn dieses Verlangen verschwindet, gleicht der Mensch einer getrockneten Kokosnuss, bei der sich der Kern von der Schale und von den äusse271
ren Fasern gelöst hat. Diese Nuss keimt und spriesst nicht mehr,
sie kann nicht mehr verderben. Ein solcher Mensch entgeht der
Wiedergeburt und dem dadurch bedingten Tod. Das bedeutet Erlösung. Der Zustand der getrockneten Kokosnuss in der Schale
entspricht der Erlösung in diesem Leben (jivanmukti)."
Unter grossen Schmerzen ging ich noch einmal in den Tempel,
aber nach dem Darshan war ich gläubig, mich mit der Rickscha erst
ins Spital, um Abschied zu nehmen und Schmerzmittel für die
Heimreise zu holen, und dann zurück in den Raum fahren zu lassen. Ich nahm mir vor, die schöne Begegnung vom 4.2. zum Abschied zu nehmen.
Eine Freundin brachte mir die Fotos von der Geburt des Linga als
Trost. Es waren ergreifende, erschütternde Bilder.
Am Abend war alles gepackt und am Fenster hatte ich vom Sonnenuntergang, nachher von den Sternen, von der Neumondsichel,
dem Urhügel MU und dem schönen Raum Abschied genommen.
Ein eigenartiger, schmerzhafter, langer Aufenthalt ging zu Ende.
Kaum war ich zu Hause, rief mich der Freund, von dem ich bereits
sprach, an und fragte, was in Indien eigentlich los gewesen sei. Ich
erzählte ihm von den Schmerzen in den Knien. Darauf sagte er: "Er
hat dich geheilt." Ich entgegnete, dass das eben nicht der Fall gewesen sei, ich hätte die Heimreise nur mit starken Schmerztabletten geschafft, sonst hätte ich sie im Rollstuhl antreten müssen. Er
spreche nicht von den Knien, er spreche von dem, was vorausgegangen sei. Wenn mich Sai Baba nicht geheilt hätte, wäre ich im
Sarg heimgekommen. Das war also die Wahrheit! Die Todesträume hatten also die Wahrheit gesprochen. Und nun fiel ich erst recht
in eine tiefe Krise. Hatte ich nicht alles in Ordnung gebracht, hatte
ich mich nicht mit der Todesnachricht abgefunden? Wie sollte es
denn jetzt weitergehen? Was begann denn jetzt? Was geschah
denn jetzt mit dem kahlgeschlagenen Garten? War da ein anderes
Leben, eine andere Aufgabe? War ich erst jetzt frei, frei von den
Fesseln der drei Welten? Fragen über Fragen.
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Traum zu Hause am 23.2.1999
"Ich bin in Puttaparthi und brauche eine Frauenärztin. Roland ist bei
mir. Die Ärztin fragt erstaunt: 'Warum bist du hier? Du hast doch die
einmalige Möglichkeit zu wählen, ob du in Puttaparthi oder Whitefield sein willst.' Sie holte ihre Tasche und ging mit uns beiden nach
Whitefield. Dort machte sie ihre Untersuchungen. Ich wurde mir tief
meiner Einsamkeit bewusst."
Traum
"Ich sitze auf dem Tempelplatz und wir warten auf den Darshan.
Und da kommt er. Beim Feld in der Nähe von mir bleibt er lange stehen und spricht mit den Frauen. Von der Männerseite wird ein junger Mann im Rollstuhl hergebracht. Liebevoll spricht Sai Baba mit
diesem. Sai Baba geht weiter und der junge Mann klatscht voller
Freude in die Hände und Füsse, die er hoch in die Luft streckt. Offensichtlich ist er geheilt. Ich freue mich sehr. Nun aber ist der Darshan zu Ende, ohne dass Sai Baba auch zu uns gekommen wäre.
Eine unsägliche Traurigkeit erfüllt mich und ich weine aus tiefster
Seele. Unvermittelt kommt Sai Baba noch einmal heraus. Und nun
sitzen wir zusammen auf dem Platz. 'Du trägst immer schöne, angemessene Kleider, das gefällt mir', sagt er unvermittelt, mitten in
einem anderen Gespräch. Alle Traurigkeit fällt von mir. Ich fühle die
Liebe zwischen uns und bin glücklich."
In der Abendmeditation übergab ich Sai Baba wieder einmal alles.
Ich war traurig darüber, dass nach Indien die innere Verbundenheit
nicht mehr so tief war. Ich dachte über die Mitteilung des Freundes
nach. Ich war, glaube ich, an einem O-Punkt angelangt und bat ihn,
mir doch eine Antwort zu geben, was meinen nächsten Schritt betreffe und ob und wie mein Leben weitergehe.
Zuerst war da mitten in der Nacht ein Traum, an dessen Einzelheiten ich mich nicht mehr erinnere. Es gab Bäume oder Sträucher voll
Medaillen oder goldglänzender Rondellen. Ich wusste nur, dass es
eine Aufforderung war, meine innere spirituelle Arbeit entschlossen
wieder aufzunehmen, die ich ob der Ereignisse in Indien vernachlässigt hatte. Ich begann sofort damit. Dann versank ich wieder in
Schlaf und träumte:
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"Ich hantiere in meinem Treibhaus, das nun auf dem kahlen Platz
im Garten steht. Es ist angefüllt mit den wunderschönsten Blumen.
Riesige Schmetterlinge fliegen von Blume zu Blume. Ich entferne
die letzten Herbstblätter, die es hereingeweht hat. Meine Nachbarin
kommt vorbei. Am liebsten würde sie von allen Blumen Bilder machen. Beim Weggehen schaut sie noch einmal durchs Glas. Ein
Schmetterling hat sich ans Glas geschmiegt. Sie betrachtet von
aussen seine Unterseite und ich von innen seine Oberseite. Er ist
zartfarben und schimmert hell. Über allem liegt ein tiefer Friede und
eine grosse Freude. Ich erwache in vollkommener Liebe, die mich
mit Sathya Saayine verbindet."
Es schien, dass das Leben hier weitergehen würde. Ich konnte mir
jedoch nicht vorstellen, wie das geschenkte Leben aussehen sollte.
Würde es mich nun an den Punkt bringen, an dem ich mich auf allen
Ebenen angenommen fühlte? Bis jetzt war es so gewesen, dass ich
mich in irgendeine Arbeit gestürzt hatte, um nicht Denken zu müssen.
Der entscheidende Traum war wohl der vom 5.3.1999
"Ich befinde mich in einem Gebäude von Sai Baba in einem grossen
Durchgang. Eine Gruppe schön geschmückter Inderpaare mit ihren
grossen Kindern geht an mir vorbei. Ich weiss, sie alle sind da, um
sich von Sai Baba taufen zu lassen. Unten im Festsaal singt ein
Chor. Ich schaue hinab. Es ist der Schülerchor. Sie üben noch ein
bisschen. Da fällt im hinteren Raum des Durchgangs etwas mit
grossem Lärm zu Boden. Ich schaue nach und blicke auf einen
grossen Haufen Arkanschulhefte. Es sind diejenigen, welche ich
neu überarbeitet habe und die Roland gedruckt und hübsch gebunden hat. Die blauen Hefte für "Die Weber im Licht" liegen zuoberst.
Ich werde sie wieder einordnen müssen. Es wundert mich, dass
diese Hefte im Ashram von Sai Baba aufbewahrt sind. Da kommt
Sai Baba. Erst schaut er den Haufen Hefte eindringlich an, dann
mich. Dann legt er seinen Vorderarm unter meinen und nimmt meine Hand in seine Hand. Er zieht mich ganz nah an sich und schlendert mit mir zum Festsaal. 'Ich liebe dich so sehr', sagt er und ich
schaue glücklich zu ihm auf und erwidere: 'Ich liebe dich auch. Aber
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manchmal weiss ich nicht, wohin ich mit meiner Sehnsucht und Liebe gehen soll.'"
Ob dieser Traum die Aufgabe bedeutet, die Brücke zwischen der
Lehre des Tibeters und der Lehre Sathya Sai Babas zu schlagen?,
überlegte ich mir. Wie ich schon lange weiss, gehören sie zusammen. Ich erkannte, dass mir von einigen Seiten Widerstand entgegen gebracht würde. Als alte Frau hatte ich jedoch die Narrenfreiheit, das zu tun, was ich selbst für richtig hielt, ohne mich abzusichern. Wenn die Bücher in grosser Zahl da sind, kann man sie nie
wieder ungeschehen lassen. Zudem hatte ich, dank der Arbeit an
beiden Lehren den Text auf dem PC. Ob es die Konsequenz davon
ist, auf die ich in einem früheren Traum hingewiesen wurde?
Gestern las ich im Buch: "Das höchste Wissen." Aus allen Worten
leuchtete mir das Wort OM entgegen. Es heisst, dass das OM uns
mit allen Göttern, die wir anrufen, verbindet. Mit dem OM im Herzen
und auf den Lippen ging ich schlafen und hatte folgenden Traum:
"Ich bin in einem Haus, das für die Ankunft Sai Babas vorbereitet
ist. Meine weissen Veloursvorhänge sind in den Türrahmen befestigt. Menschen kommen und warten. Ja, und dann kommt auch ER.
Er trägt das weisse Kleid, das Christuskleid, des Weltlehrers und
Weltheilers. Es ist genau das Kleid, in dem ich ihn auf dem grossen
Wandbehang dargestellt habe, der nun diese Halle schmückt. Zuerst geht er in seinen Raum. Mehr und mehr Menschen strömen
herbei. Die beiden grossen Räume sind nun voll. Als er aus seinem
Raum zurückkommt, stürzen ihm viele Menschen einfach entgegen, die zuletzt Angekommenen zuerst. Ich stehe einfach da und
schaue ihn aus einer gewissen Entfernung voll Liebe an. Er reagiert
sofort. Seine Stirne verändert sich, seine dunklen Augen schauen
mich eindringlich an. Er lächelt und ich sehe, dass er auf der linken
Seite keine Zähne mehr hat. Eine Wucht von Liebe trifft auf mich.
Da sind nur er und ich und unsere Liebe. Wir streben aufeinander
zu. Dann drückt er mir eine Figur in den Arm und sagt: 'Bring sie ....'
Ich versuche etwas Ordnung in die unzivilisierte Menschenmenge
zu bringen. Wer bei ihm war, läuft mit glücklichem Gesicht herum.
Einige wollen von mir noch dies und jenes. Die Zeit ist um, Sai Baba
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geht hinaus. Nun umringen mich alle, um zu bezahlen. Was zu bezahlen? Ich will mit ihnen diskutieren. Aber alle wollen so schnell
wie möglich wieder gehen und werfen das Geld einfach auf den
Tisch."
Traum
"Ich gehe zu einer Bekannten. Wir wollen zusammen in Sai Babas
Universität gehen, um uns einschreiben zu lassen. Sie fragt mich:
'Hast du deine Marke bei dir?' Ich schaue in die Mappe. Der Inhalt
stellt mir kein gutes Zeugnis aus. Da sind viele Papiere und Plunder. Ich habe die Marke vergessen und renne nun wieder die Treppe hinauf, um sie zu holen. Es ist ein Stück Metall, oben abgerundet, unten gerade. Darauf ist eine geometrische, reliefartige Figur
abgebildet. Es könnte ein S oder ein Yng- und Yang-Zeichen sein.
'Nun musst du noch die Wahl unter den Bildern treffen.' Sie übergibt
mir einen grossen Bogen, darauf sind die Themen dargestellt. 'Das
Bild deiner Wahl kannst du dann im unteren Raum in der linken
Ecke kopieren lassen', informiert mich die Begleiterin. Ich schäme
mich wegen meiner Unerfahrenheit und nehme mir vor, mich nun
ernsthaft dem Studium zu widmen."
Nach dem letzten Traum, in dem ich mich in die Universität von Sai
Baba eingeschrieben hatte, dehnte ich meine spirituelle Arbeit zeitlich und von der Intensität her aus.
So wurde es heute Morgen schon hell, als ich damit fertig war. Über
das OM verband ich mich danach mit Sathya Saayine und bat ihn,
dass er mir doch alles, was ich ersehne, geben möge. Alles, was
in der Beschränkung seiner Verkörperung eben möglich sei. Sogleich fühlte ich, wie seine Liebe sich voll Macht über mich senkte,
und ich gab mich dieser Liebe voll Freude hin. Aber dann hatte ich
einen Traum, in dem ich eine eigenartige Überschneidung der Gegenwart erlebte.
"Es ist Ugadi, das Neujahr von Sai Baba, und ich wäre so gerne bei
ihm. Ich bin bei mir zu Hause und sitze vor dem Altar. Dieser ist mit
Feuerlilien geschmückt. Einen einzelnen, kleinen Zweig mit Knospen habe ich in ein Champagnerglas gestellt. Eine Freundin hat das
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Glück, im Ashram zu sein. Sie ist jedoch zugleich auch bei mir und
berichtet, was in dem Moment bei Sai Baba gerade passierte. Abwechselnd freue ich mich über das, was sie mir erzählt, und dann
weine ich wieder bitterlich, dass ich nicht dabei sein kann. Die
Freundin versucht mich zu trösten und sagt, dass ich doch durch
sie nun auch teilhabe an allem. Sie geht mit mir einen Weg entlang.
Eine Frau begegnet uns. Sie greift unter die Tücher, die am Wegrand liegen, und zieht mit Schwung ihre Tasche heraus. Diese hat
überlange Riemen. Die Freundin sagt, dass nun alle Taschen solche überlangen Riemen haben müssten, aber die Taschen dürften
immer noch nicht in den Tempel genommen werden. Ich mache
eine dumme Bewegung und werfe das Glas mit dem Feuerlilienzweig um. Orangefarbenes Wasser rinnt auf den Altar. Da ist plötzlich noch eine andere Freundin zugegen. Sie trocknet das Wasser
auf. Dann geschieht wieder etwas ganz Wunderbares bei Sai Baba
und meine Freundin lässt es mich miterleben, so, als wäre ich wirklich dort. Ich erkläre, dass die Ansprache sehr wichtig sei, wir würden alle darauf warten, denn wir möchten wissen, was das 'Jahr der
Gefahren' wirklich bringe."
Langsam glitt ich wieder in den Tag und die Liebe Sai Babas war
so intensiv wie vor dem Traum. Er war mir sehr nah, und ich erkannte aufs Neue, dass zwischen uns weder Zeit noch Raum, noch
Distanz besteht, sondern wirklich immerwährende innere Verbundenheit. Er in mir und ich in ihm. Ich ihm näher als sein Kleid, er mir
näher als ich mir selbst. Was für ein wunderbarer Morgen war das
doch!
An einem Abend im März bat ich Sai Baba, mir zu sagen, ob ich in
diesem Jahr noch einmal zu ihm kommen dürfe. Ich bat ihn um einen Traum, der mir Antwort geben würde. Eingedenk des Traumes
mit der Ärztin, sagte ich ihm, dass ich dann gerne in Whitefield sein
möchte. Am Morgen erwachte ich aus einem Traum, in dem ich ein
Ticket bekommen hatte. Daneben war jedoch noch ein anderes, ein
einfacheres. Bemerkenswert war die Präsenz von ihm selbst, als
ich mich an den Traum erinnerte. Ich verspürte eine starke Reaktion
in meinem dritten Auge.
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Ostern
Ich erkannte beim Erwachen, dass ich gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen bewusst war, dass ich gleichzeitig auf jeder Ebene
denken und fühlen konnte.
Traum
"Eine ganze Welt ist zwischen Sai Baba und mir. Viele Menschen
sind da, für die ich verantwortlich bin. Von weitem sehe ich ihn,
ernst und unnahbar, mit einem grossen, kahlen Kopf. Er steht lange
da, und über alle hinweg schaut er mich an."
Ich erwachte in seiner Liebe. Aber ich fühlte, dass ich mich von ihm
entfernt hatte, oder mich von ihm entfernen liess.
Stimme
"Ursus kommt mit dem Feuerhorn, er wartet noch."
Aufenthalt bei Sai Baba vom 2.6.1999-2.7.1999
Es war der dreizehnte Aufenthalt!
Es war das erste Mal, dass ich keine Eintragungen in mein Tagebuch machte.
Ein Gruppenmitglied begleitete mich. Wie ich es mir nach dem
Traum mit der Ärztin gewünscht hatte, kamen wir zuerst nach Whitefield. Dort hat man die Möglichkeit, auch mit einer höheren (nicht
hohen) Reihe das Glück zu haben, dass er die Reihe, in der man
sitzt, zur 1. macht. Als wir nach ein paar Tagen zum ersten Mal die
erste Reihe hatten und auch in der ersten Reihe im ersten öffentlichen Feld sassen, musste ich erkennen, dass er mich bewusst
übersah. Ich fühlte mich gleich zu Beginn wieder einmal mehr diszipliniert, nicht willkommen geheissen, bewusst übergangen. Im
geschenkten, neuen Leben erwartete ich eigentlich auch etwas
ganz Neues zwischen ihm und mir. Auch, dass die Disziplinierung
doch zu Ende wäre! Immerhin hatten wir zwei- oder dreimal die
Möglichkeit, einen guten Platz zum Bhajan zu haben, von wo aus
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ich ihn auf seinem Stuhl sitzen sah und wo langsam auch wieder
die alte Vertrautheit aufkommen konnte, weil ich seinen Blick oft auf
mir fühlen durfte. Trotzdem fragte ich mich: "Was ist denn hier in
Whitefield besonders schön?” Das "Geschwätz" war auch wieder
da und wurde gleich am ersten Tag zum Interview eingeladen. Ich
fühlte, dass ich es immer noch nicht schaffte, so selbstlos zu sein,
wie er es offenbar wünschte. Ich bemühte mich jedoch, wenigstens
meine spirituelle Arbeit zu tun und mich an die Kandare zu nehmen.
Eines Tages passierte dann Folgendes, und es sollte der schönste
Moment dieses Aufenthalts sein. Ich hatte mich wieder bemüht,
mich auf der inneren Ebene mit ihm gleichzurichten, wenn er Darshan gab, ganz gleich wo ich sass. Wir hatten dritte Reihe, aber das
Glück, im dritten Feld, beim Durchgang, zuvorderst und meine Begleiterin in der Nähe des roten Teppichs zu sitzen. Schon vorher
war eine innige Verbundenheit zwischen Sai Baba und mir, ich fühlte ihn, bevor er kam. Wie gewohnt ging er erst bei den vorderen Feldern vorbei und kam dann bei den Männern dem roten Teppich entlang. In der Diagonale konnte ich beobachten, wie einer der
Sevadals ganz besonders gesegnet wurde. Es war jener, der
draussen auf dem Platz die Sarasvati immer so liebevoll schmückte. Sai Baba ging so nah zu ihm, dass er sich in das Kleid kuscheln
konnte. Er zog seinen Kopf an sich und tätschelte ihn. Die Liebe Sai
Babas floss einfach über, und wir alle hatten teil daran. Ich liebte
ihn von ganzem Herzen, um dieser Liebe willen, die ich sah. Ich bin
sicher, dass dieser Darshan für alle einmalig und unvergessen sein
wird. Dann drehte er sich nach mir um, kam schräg über den Mittelgang mit ausgebreiteten Armen direkt auf mich zu, als ob er mich
umarmen wollte. Er strahlte und lächelte mich an und nahm den
Brief, den ich von einer Freundin in Not mitgebracht hatte. Der Liebende ist auf die Geliebte zugekommen. Meiner Begleiterin segnete er die beiden Medaillons und das kleine Figürchen, die sie ihm
auf der flachen Hand hinhielt, indem er ihre Fingerspitzen berührte.
So hatte er uns beide reichlich beschenkt.
Als wir einmal zurück in unseren Raum gingen, bedrängte mich ein
Junge mit Bildern von Sai Baba. Ich wollte jedoch so schnell wie
möglich meine Ruhe haben und versuchte ihn abzuwimmeln. Hartnäckig blieb er an meiner Seite und schwenkte ein Bild in seiner
Hand. Nachdem ich einen Blick darauf geworfen hatte, kaufte ich
das Bild. Seither steht es auf meinem Altar zu Hause. Als ich das
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erste Mal davor sass, staunte ich darüber, dass ihn dieses Bild genau in der gleichen Haltung zeigt, wie ich selbst immer am Altar sitze. Mit aneinander gelegten Händen.
Bei einer späteren Gelegenheit fragte mich meine Partnerin, was es
eigentlich bedeute, wenn Sai Baba das weisse Kleid trage. Ich antwortete: "Dann ist er Christus, der Weltlehrer!" Am Abend gestand
sie mir dann, dass sie Sai Baba in einer Vision gesehen habe und
er zu ihr gesagt habe: "Nimm die Annrose mit nach Hause." Sie ging
früher als ich zurück. Nur ist es so, dass man die Annrose nicht einfach mit nach Hause nehmen kann. Ich hatte zudem noch die Aufgabe, die Pakete für die Kinder zu überbringen und zu überwachen,
dass die neue Nähmaschine für Puttaparthi, die von der Gruppe gespendet worden war, einen Motor bekam und sicher funktionierte.
Zudem kneife ich nie. Ich wusste nun, dass noch andere Prüfungen
bevorstanden.
Wir hatten uns entschieden, die Pakete zusammen vor ihrer Rückreise nach Puttaparthi zu bringen, denn es war ein Gruppenseva,
den wir taten, und sie war nun die Gruppenleiterin. Sie hatte die
Verantwortung für das Projekt übernommen. Wir planten diese
Fahrt für den 16.6. Die Überraschung war gross, als wir hörten,
dass Sai Baba an diesem Tag auch nach Puttaparthi zurückfahren
würde. Ich überlegte, dass das auch hiess, dass ich am gleichen
Tag wie er von Puttaparthi weggegangen war wie er, und nun also
auch mit ihm zurückkehren würde. Es war ein ganz besonderes Gefühl, das mich da durchflutete. Ich war also nur so lange von Puttaparthi weg wie er; ich zu Hause und er in Whitefield und Kodaikanal.
In Puttaparthi fanden wir eine Baustelle vor. Der Tempelplatz wurde
noch einmal massiv vergrössert und reicht nun fast bis zum Buchladen. Die Decke wurde in dieser Zeit vergoldet und die Zwischenräume mit blaugrüner Farbe gestrichen. Es sind genau die Farben
meines Christussaris!
Der Gedanke schoss mir durch den Kopf: "Nun wird es ein Christustempel! Nun kommt eine andere Energie herein." Der Darshan
fand um die Gerüste herum statt.
Der Nachmittagsdarshan mit anschliessendem Bhajan wurde in die
Poornachandrahalle verlegt. Auf dem feuerheissen Garnitplatz davor mussten wir einleinen. Ich weigerte mich mehr und mehr. Ein280
mal wurde ein Lied über Rama und Sita gesungen. Ich war weit hinten und schaute zu Sai Baba, der wie auf einer grossen Leinwand
in der Ferne zu sehen war. Ich dachte zu ihm: "Wer singt einmal ein
Lied über das Leid von Sita?" Da sah ich zu meinem Erstaunen,
dass Sai Baba den Kopf neigte, sich vornüberbeugte und in sich zusammenfiel. Das erschütterte mich.
Vor dem Tempel im Ashram stehen nun die Figuren von Sita, Rama, Laksmana und Hanuman. Jedesmal wenn ich daran vorübergehe, sage ich: "Arme Sita!" Die Geschichte von Sita und Rama hat
mich seit dem ersten Mal als ich sie hörte, in meinem Innersten berührt. Es ist eine Geschichte aus dem Heldenepos, in welchem dem
Heldentum die erste Priorität beigemessen wurde und die Frauen
mehr und mehr der Verachtung und der Macht durch die Männer
ausgesetzt waren, wie Sathya Sai Baba in einem Vortrag selbst gesagt hatte.
Da Rama nicht nur der Gemahl von Sita, sondern auch Gott und König war, hat er die Geschichte selbst geplant und wusste also, dass
Sita im Exil den Verlockungen durch den goldenen Hirsch von Ravana, dem Dämon von Lanka, nicht gewachsen war. Als Ehemann
hätte er sie davor bewahren müssen. Als König benutzte er sie
dementsprechend als Köder, um Ravana herauszufordern und einen Grund zu haben, den Kampf mit ihm aufzunehmen. In unserem
christlichen Gebet heisst es: "Und führe mich nicht in Versuchung
..." Als sie dann, nach ihrem tapferen Widerstand in Gefangenschaft, in der Feuerprobe ihre Treue zu Rama beweisen musste,
war es der Feuergott Agni selbst, der sie aus dem Feuer holte und
Rama übergab. Laksmana, der Bruder von Rama, der Sita verehrte
und liebte, musste das Feuer vorbereiten. Armer Laksmana! Da sie
während der Prüfung durch den Hirsch Laksmana beleidigte, wurde
sie nach der Feuerprobe von Rama auch noch aufgefordert, zwischen Laksmana und einem anderen ihren neuen Ehemann zu
wählen. Zurück am Königshof, nahm das Leid weiter seinen Lauf.
Wegen einem Geschwätz im Land, das von einem Wäscher ausgestreut wurde, war sie für Rama, als König, nicht länger tragbar.
Sita war in Erwartung, als sie fröhlich singend zu einem Bad ging,
begleitet von ihren Freundinnen und Laksmana. Und es war wieder
Laksmana, der ihr eröffnen musste, dass ihr Gemahl sie verstossen
habe und dass sie nicht mehr in den Königspalast zurückkehren
dürfe. Wer besingt das Leid von Laksmana? Der Held Rama war
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also als Ehemann auch noch ein Feigling, der Sita nicht in das Gesicht zu schauen getraute, um ihr selbst zu sagen, dass er sie verstosse. Sita, die werdende Mutter, musste wieder in die Verbannung gehen, diesmal allein und schwanger, was einem Todesurteil
gleichkam. Wer besingt das Leid von Sita? Im Wald stürzte sie sich
in einen Fluss, um sich das Leben zu nehmen. Von Weisen wurde
sie gerettet und mit ihr die Zwillinge, zwei Prinzen, die sie im Wasser geboren hatte. Die Prinzen wurden von ihr und den Weisen königlich erzogen. Wer besingt das Leid von Rama, dem Ehemann,
der vor Sehnsucht nach Sita im Wald nach ihr suchte, sie von ihm
selbst, dem Geliebten, singen hörte, und sie doch nicht sehen konnte? Die Weisen hatten ihr dazu verholfen, dass sie sich unsichtbar
im Freien aufhalten konnte. Als die Prinzen erwachsen waren, forderten die Weisen, dass diese nun ihrem Vater übergeben werden
sollten. Sita und die Weisen begleiteten sie. Als Rama Sita wieder
aufnehmen wollte, lehnte sie ab. Die Erde öffnete sich und nahm
"die aus einer Scholle Geborene" wieder auf. Sollte ich in Zukunft
wieder an den drei Figuren beim Tempel vorübergehen, werde ich
sagen: "Oh, ihr Armen drei!"
Als ich trotz zwei ersten Reihen überhaupt keine Chance hatte, einmal in seiner Nähe zu sein, und auch die hohen Reihen mir im Tempel treu blieben, da bahnte sich eine neue Krise an. Und als ich
dann noch mit ansehen musste, wie das "Geschwätz" trotz all dieser Behinderungen immer wieder Interviews bekam, da war sie
komplett. Nicht dass ich es ihnen missgönnte, ich wollte nicht an ihrer Stelle sein, denn die Eifersucht, die er dadurch auf sie zog, war
eine ganz miese Energie, und ihr auf dem Fusse folgend war jederzeit die noch miesere Energie der Schadenfreude möglich. Oft sagte ich zu Sathya Sai Baba: "Wenn du mich lieb hast, wirst du mich
nie diesen miesen Energien aussetzen." Aber immer daneben zu
stehen, zu erkennen, dass ich auch diesmal, als doch mein Leben
an einem entscheidenden Wendepunkt angelangt war, keine Möglichkeit haben würde, ihn etwas zu fragen, das verkraftete ich einfach nicht mehr. Ich wurde von den Sevadals zweimal ungerecht direkt angeschrien. Sie waren durch die Situation auch überfordert
und ich war ihnen nicht böse. Aber ich betrachtete das Ashramleben mit weit offenen Augen und kam zum Schluss, dass das nie und
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nimmer mein Leben sein könnte. Ich haderte mit meinem geliebten
Sathya Saayine aus tiefster Seele:
"Nun sind es fast neun Jahre, dass ich hierherkomme. Immer hast
du mich auf Distanz gehalten. Ja, du hast mir viel Schönes geschenkt, vor allem früher, als es noch die wunderschönen Zwischendarshans gab, das ist wahr. Aber in deine Nähe hast du mich
nur einmal kommen lassen, damals, bei dem gestohlenen Interview
für die Schweizer, auf das unmittelbar Kurukshetra folgte. Nie hast
du mit mir direkt gesprochen, nie Antwort gegeben auf meine drängenden Fragen. Auch meine Briefe mit den Fragen hast du nie genommen. Und manchmal habe ich mich gefragt, was denn in den
anderen Briefen stand, die du zu nehmen gewillt warst. Ich frage
dich: Ist das Liebe, wenn du deine Auserwählten, die so offensichtlich ’Liebsten dir’, dieser Energie der Eifersucht preisgibst? Wenn
du sie zu dem Zweck missbrauchst, die Eifersucht in den anderen
zu schüren und ihnen eine Lektion zu erteilen, dann sehe ich auch
darin keine göttliche Liebe. Auch wenn es noch mehr Distanz bedeutet, ich bitte dich: Gib mich nie der Eifersucht preis. Wenn du
mich lieb hast, dann erspare mir diese und auch die Schadenfreude, die damit einhergeht. Ich habe immer gedacht, dass du die Mittel und Wege kennst, mir das zu geben, wonach ich mich sehne und
wusste selbst nicht, wie. Du hast mich nun fast neun Jahre lang diszipliniert. Ich wollte ja den Giftbecher leeren, um dann nur noch
Nektar zu haben, wie du weisst. Es war immer Gift für mich, wenn
ich dir nicht nahe sein durfte, wenn ich zu weit entfernt von dir war,
um dich richtig sehen zu können, das weisst du. Aber eigentlich
wäre ich ohne deine Hilfe das letzte Mal ja gestorben. Ich wäre gestorben, ohne das Ziel, ohne ein Ziel, ohne das Versprochene der
Träume erlebt zu haben. Wo soll ich denn die Kraft hernehmen weiterzuleben und wie soll das Leben denn jetzt weitergehen? Ich bin
jetzt hierhergekommen in der Hoffnung, dass du mir diesmal Antwort gibst, nach dem Leid des letzten Aufenthalts. Dass diesmal irgendetwas anders sein würde. Einmal in neun Jahren! Ist das denn
zu viel verlangt? Ich bin müde. Nun resigniere ich wirklich. Denn
mein Aufenthalt geht bald zu Ende. Ich weiss, dass du mich auch
diesmal nicht zu dir rufst. Du bist für mich nicht das versprochene
'grössere' Bild, du bist das grösste Bild, nach dir gibt es keines
mehr. Und dieses grösste Bild hat mich nicht mit meinem Namen
gerufen. Ja, du liebst mich, liebst mich, wie du alle Menschen herz283
lich liebst. Ich fühle deine Liebe, aber diese Liebe findet keine Erfüllung im Hier und Jetzt! Ich will kein Bild mehr, nicht ein kleineres,
nicht ein grösseres. Darum verbrenne ich das Bild von dir, das mich
nun fast neun Jahre begleitet hat und in dem ich immer das grössere Bild gesucht habe. Ich will es nicht mehr! Es erinnert mich an
all das Gift, das du mir in der ganzen Zeit zu trinken gabst. Wann
wird dieser Giftbecher denn nun leer? Ich wäre ja eigentlich gar
nicht mehr da. Es ist ein neues Leben, das nun beginnt, wenn überhaupt. Und wer bist du für mich in diesem neuen Leben?"
Darauf verbrannte ich sein Bild. Ich schaute zu, wie die Flammen
das geliebte Gesicht auslöschten.
Darauf hatte ich noch einmal die erste Reihe und sass im Karussell.
Während des Wartens setzte sich eine Taube auf den roten Teppich, genau an den Platz, wo Sai Baba so oft gestanden war, um
den Hanuman anzuschauen, und trippelte ein wenig weiter auf diesem Weg, bis sie von den Sevadals verscheucht wurde. Sai Baba
ging auf der anderen Seite vorüber. Auf dem Platz, wo die Taube
vorher war, blieb er eine Weile stehen und schaute zu dem Hanuman, der ja gar nicht mehr da war. Dann wendete er den Kopf so
weit nach mir, dass ich seinen kurzen Blick sehen konnte. Das war
der Abschied, eine Aufforderung zum Frieden.
Wieder zu Hause. Eine Trauerzeit begann mit einem Traum.
Traum
"Sathya Saayine ist gestorben. Ich habe die Knöpfe seines Kleides
bekommen. Drei weisse Knöpfe! Ich habe sie zusammengebunden. Die Freundin aus dem Ashram ist bei mir. Wir trauern. Ich drücke die Knöpfe an meine Stirne. Wir sind in seinem Badezimmer.
Der Boden und die Wände sind orangefarben gekachelt. Auf jede
von ihnen drücke ich einen farbigen Edelstein. Wie bescheiden er
gelebt hat! Es scheint, als hätte ich hier gelebt, an seinem Leben
teilgehabt."
"Was will dieser Traum mir denn sagen?", fragte ich mich beim Erwachen. Ich war darüber erschrocken. Denn ich wusste, es war
meine Schuld. Dennoch weiss ich und hoffe, dass der Tod in einem
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Traum immer einen Neubeginn bedeutet. Etwas in Beziehung zu
Sai Baba würde sich nun ändern, aber was?
Traum
"Ich bin mit einem Mann zusammen, und wir hantieren in der Küche. In einer Pfanne kocht etwas. Da geht der Mann zum Bild auf
dem Altar, entfernt ein Papier, welches das Bild berührt, und sagt:
'Die Meh-Bessere können sonst nicht durch!' 'Ja! Die Meh-Bessere!', entgegne ich vieldeutig. Ich knie am Boden und schaue zu dem
Mann auf. Aus tiefster Seele sage ich spontan zu ihm: 'Es ist so
schön bei dir! Ich bin glücklich hier zu sein!' Da legt er die Hand an
meinen Kopf und zieht ihn an sich."
Habe ich diese Worte in diesem Leben je einmal zu jemandem gesagt?
Traum
"Ich bin im Ashram. Ich habe mich verlaufen und finde nicht mehr
zum Tempel zurück. Überall ist Wasser. Flüsse sind entstanden,
die ich nicht überqueren kann. Man bereitet sich offensichtlich auf
eine Überschwemmung vor. Man baut Wehren, Abschrankungen,
die mit Drahtgeflecht zusammengehalten sind und die man jetzt
noch mit einer Art Schilfblätter ausstopft. Ich frage nach dem Weg,
niemand hört auf mich."
Traum
"Ich teile Stoff in zwei Stücke, so wie ich es mache, um Tücher für
das Baby-Projekt vorzubereiten. Ein Stück ist für das Projekt, das
andere ist das Allerheiligste. (Den Namen, der mir im Traum so vertraut war, habe ich vergessen.)"
Traum
"Ich bin in Bern, irgendwo unterhalb des Bundeshauses. Ich schaue
hinauf. Mit mir sind viele Sai-Devotees. Wir sind alle mit Sai Baba
285
unterwegs. Da sehe ich ihn oben. Er spricht mit den Bundesräten,
besonders mit dem Präsidenten. Dann kommt er zum Geländer,
breitet seine Arme aus und stützt seine Hände auf das Geländer.
Er schaut über das Land und dann zu uns herab. Er wendet sich
nach rechts und kommt nun die Strasse herab, den Hang herunter.
Wir rennen alle los, ihm zu begegnen. Da sehe ich zu meinem
Schrecken, dass seine Füsse immer schneller werden und dass er
die Haltung verliert. Er wird stürzen! Ich renne ihm entgegen, um ihn
aufzufangen. Kurz vor mir fällt er jedoch unsanft auf die Strasse.
Ausgestreckt liegt er vor mir. Voll Mitgefühl werfe ich mich über ihn
und schlinge meine Arme um ihn. 'Oh! Rösli!', flüstert er liebevoll.
Die Devotees umringen uns. Langsam stehen wir zusammen auf.
Er schaut mich voll Liebe an und legt mir sein göttliches Kind in die
Arme. Es ist Sai Baba selbst. Seine dunklen Haare umrahmen sein
Gesichtchen. Tief in mir fühle ich eine grosse Liebe und Zärtlichkeit
zu diesem Kind. Weich und hilflos liegt es in meinen Armen. Sai
Baba geht nun mit den Männern weg. Ich setze mich mit dem Kind
auf eine Bank, die Frauen umringen uns. Freude herrscht."
Statt des Kaktus nun ein Rösli! Aber auch ein Rösli hat Dornen! Es
ist nun bald 9 Jahre her, seit ich zum ersten Mal zu Sai Baba gegangen bin. Neun Jahre Disziplinierung, Entsagung, Distanzierung
und Frustration. Traurigkeit darüber, dass meine Sehnsucht in all
den Jahren nicht gestillt werden konnte, obschon mir Sathya Saayine so viel gab. Wie oft habe ich zu ihm gesagt: "Tausend Interview,
tausend erste Reihen könnten meine Sehnsucht nicht stillen! Ich
schaffe es nicht! Ich ertrage es nicht, so fern von dir zu sein." Ob
die neun Jahre neun Jahre der Schwangerschaft bedeuten? Ob
nun etwas Neues zwischen uns möglich wird? Was könnte sein
Kind für mich bedeuten? Was ist sein Kind? Seine Lehre?
Stimme
" ... Menschen, die gewillt sind, sich einer Armee des Bösen entgegenzustellen."
Seit Tagen habe ich meine spirituelle Arbeit verstärkt. Es ist eine
grosse Negativität in der Welt. So viele Menschen erwarten morgen, zum Tag der Sonnenfinsternis, den Weltuntergang. Ich habe
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versucht, dieser Negativität das Licht, die Liebe und die Kraft Sai
Babas entgegenzustellen.
Traum
"Ich bin im Ashram und es scheint, als würde ich weggehen. Es ist
der gleiche grosse Raum, in dem ich fast gestorben wäre. Der
Raum ist leer. Ein Boy wischt die letzten Herbstblätter zusammen
und stopft sie in einen Korb. Hinten im Raum hantiert meine Freundin aus dem Ashram an den Wasserhähnen. Plötzlich habe ich einen Stock (Haggestäcke) in der Hand. Verwundert schaue ich ihn
an. Was soll ich damit? Dann stütze ich mich auf ihn und hüpfe fröhlich mit grossen Sprüngen zu meiner Freundin. Sie fragt, ob die beiden Wasserhähne wohl nun in Ordnung seien. 'Um den Warmwasserhahn brauchst du dich gar nicht zu kümmern’, erkläre ich. ‘Ich
habe immer nur kaltes Wasser gehabt!'"
Der Stock! Sai Baba hänselte mich hier wohl, weil ich so oft gesagt
hatte: "Ich bin über dem Warten alt geworden!" Die Herbstblätter
begegneten mir schon so viele Male, immer wenn ein Lebensabschnitt abgeschlossen war. Wie damals, als ich in den Herbstblättern das Vogelnest fand. So auch einmal im Ashram, als die
schwertähnlichen Herbstblätter auf meinen Schoss geweht wurden
und die Libelle darauf ihr Leben aushauchte. Im Überschwemmungstraum von unserem Dach, als Blätter, Nadeln und anderes
den Abfluss des Wassers verstopft hatten. Dann wieder im Treibhaustraum. In Indien bedeutet Herbst zugleich Frühling. Die alten
Blätter werden von den neuen abgestossen. Ob dieser Abschied
vom Ashram, diese Herbstblätter, die nun weggeräumt worden
sind, auch einen Neubeginn bedeuten? Ob mein Leben im Ashram
ein anderes würde? Oder ob es doch einen wirklichen Abschied
vom Ashram bedeutete? An meiner Liebe zu Sai Baba und seiner
zu mir würde beides nichts ändern, das wusste ich nun mit Bestimmtheit.
Meine Gedanken kreisten um eine weitere Reise zu Sai Baba. In
diesem Jahr würde ich 75 Jahre alt werden. Auch an meinem 70.
Geburtstag war ich bei ihm gewesen. Ich hatte meine Reise ge287
bucht, aber ich war mir nicht sicher, ob es richtig war. In mir war
schon wieder eine Erwartungshaltung, eine Hoffnung. Die Enttäuschung war vorprogrammiert! "Oh, Sai Baba, bewahre das Rösli
davor! Hilf mir einzusehen, endlich, dass es der verkörperte Gott
nicht ist. Lass mich nicht wieder verzweifeln, leiden, resignieren,
wenn ich bei dir bin. Jetzt, nachdem ich mich einigermassen wieder
aufgerappelt habe. Die Tränen brennen immer noch unter der
Oberfläche - und jetzt strömen sie schon wieder! Wenn es nicht dieser 75. wäre! Diese Zahl! Die ja doch auch einen Übergang, einen
Neubeginn bedeutet. Ich nähere mich dem Greisenalter! Stock im
Traum hin oder her! Nicht, dass ich über das Alter enttäuscht wäre!
Ich trauere nur über das Nichterreichen. Darüber, dass meine
Sehnsucht nicht gestillt werden kann. Es ist ja auch möglich, dass
die Schicksalsträume doch noch einen Tod bedeuten. Hilf mir, meine spirituelle Arbeit zu tun, ohne Wunsch nach etwas für mein gesondertes Selbst! Hilf mir vorher! Bevor ich wieder auf der Spirale
sitze. Lass sie sich von nun an nach aussen drehen, lass sie sich
öffnen und mich nicht wieder nach innen ziehen, aus deren Mitte
und Sog es kein Entrinnen gibt. Einmal, vor langer Zeit, das weisst
du, habe ich ein Bild über dieses Thema gemacht. Zwei Kugeln
wurden eingeschlossen - kamen in den Sog. Einmal sollte sich nicht
immer alles wiederholen! Auf jeden Fall habe ich mir eine Annullation der Reise freigehalten. Ich muss diese Erwartungshaltung in
den Griff bekommen, ich selbst! Dagegen gibt es keine Pille, sonst
würde ich sie nehmen! Ich fühle es, ich werde es auch diesmal nicht
schaffen! Ich würde es auch nicht schaffen, wenn du mich mehr in
deine Nähe nähmest. Ich schaffe es nicht, weil die Nähe in Metern
meine Sehnsucht nicht stillen kann. Das ist die Wahrheit - alles andere ist auch eine Illusion!”
Traum
"Ich bin mit Freunden in einem Haus. Ostervorbereitungen werden
getroffen. Wir haben die Aufgabe, für jede Etage Ostereier zu färben. Ich erinnere mich, von der letzten Osterzeit noch Tricotplätzchen zu haben, die man zum Festbinden der Blümchen und Gräser
benützen kann. Sie reichen gerade, damit jede Gruppe genug davon hat."
288
Vision, 17.8.1999, morgens 2 Uhr
"Ich bin mit Sathya Saayine im Garten. In einer Hand hält er den
Schreibblock; er hat soeben ein Liebesgedicht für mich verfasst. In
meinem Herzen klingt ein Lied, eine Melodie der Whitefieldermusik,
meine Lieblingsmusik. Er hört in seinem Herzen zu. Unsere Herzen
schwingen zusammen mit der Melodie. Was für eine Harmonie ist
das! 'Stahya Saayine', sage ich zu ihm (auch in meinem Herzen),
'so möchte ich mit dir leben. Nach diesem Leben sehne ich mich.'
Das Lied klingt weiter in meinem Herzen und in seinem Herzen hört
er mir zu. Da sind nur er und ich, sonst nichts. In der Stirne und im
Kopf empfinde ich die Reaktion einer grossen Energie. Aber zu gleicher Zeit bin ich auf dieser irdischen Ebene sehr aufmerksam dem
Geschehen gegenüber, damit ich es bewahren kann."
Ich realisierte voll Freude, dass ich es jetzt erlebt hatte! Ich hatte in
diesen Minuten erlebt, was es heisst, zu gleicher Zeit im Menschenreich und im Geistesreich bewusst zu sein, zu leben! Und in diesem
Geistesreich, im Reich Gottes, kann ich bei ihm sein! Die Sehnsucht kann gestillt werden! Hand in Hand mit ihm in der Welt, nicht
mehr von ihr!
Einmal machte Roland zu meinem Geburtstag von Sai Baba und
mir ein Computerbild, weil er um meine Sehnsucht wusste, mit Sai
Baba leben zu dürfen. Es zeigt uns zusammen in meinem Garten.
Roland erzählte mir, was bei der Arbeit daran passiert war. Er hatte
die Bilder eingescannt und zusammengebracht und war daran, das
Bild zu drucken. Das brauchte eine geraume Zeit und er ging in die
Wohnung hinunter, um Kaffee zu trinken. Als er wieder in den Arbeitsraum zurückkam, stand der Computer still, das Programm war
abgestürzt. Roland war sowieso spät dran mit seinem Geschenk
und er dachte besorgt, dass das Bild nun wohl zum Geburtstag, der
sich bereits dem Ende neigte, nicht fertig sein würde. Nach einer
Weile fing der Computer von selbst wieder zu arbeiten an, ohne
dass er etwas daran gemacht hätte. Verdutzt stand er davor und
betrachtete das Bild, das nun langsam fertig wurde. Das war eine
Warnung. Ohne Erlaubnis darf man so etwas wohl nicht tun, und es
war ja gelogen. Dass der Computer jedoch wieder eingeschaltet
wurde, war sozusagen das Einverständnis dazu.
289
Seit ein paar Tagen war ich nach dem Aufwachen wieder sehr tief
in Liebe mit Sathya Saayine verbunden. Ich hatte dann kein Zeitgefühl mehr. Es schien, als wären es Stunden des Zusammenseins. Aber diesen Morgen erkannte ich, dass es eine Vorbereitung
auf mehr Energie war. Es war, als experimentierte er mit meiner
Aufnahmefähigkeit. Einmal jemand anderes, der experimentierte!
Ich hatte mich entschlossen, zu Sai Baba zu gehen, ganz gleich,
was das für mich bedeuten würde. Ich musste noch einmal zu ihm
gehen!
Traum
"Ich bin bei meinem Elternhaus und sehe, dass sich der Architekt,
welcher das Breitmoos umbauen soll, mit seinem Gefolge dem
Haus nähert. Wegen diesem Umbau habe ich mich mit meinen Eltern zerstritten und ich weiss nicht so recht, wie sie sich verhalten
werden, wenn der Architekt nun aufkreuzt. Vor dem Garten empfange ich den Architekten. Ob es hier einen Platz gebe, wo er seinen Schlafsack hinlegen könne, fragt er mich. Dazu muss ich die
Einwilligung meiner Eltern haben. Zuerst frage ich meine Mutter.
'Natürlich', sagt sie spontan. Ich denke für mich, dass es ja wirklich
viele Räume habe, wo er sich niederlassen könne und wo auch seine Leute Platz hätten. Aber da ist noch Vater. Er sitzt auf dem Ofen.
Ich gehe zu ihm und lege meine Hände fragend über die seinen. Er
lächelt und legt dann seine Hände über die meinen. Er ist also auch
einverstanden, sowohl mit dem Projekt, als auch damit, dass der
Architekt hier wohnt."
Es schien, dass die Schicksalsträume nun einen Übergang anderer
Art enthielten. Nicht nur in meinem Garten, wo jetzt das Treibhaus
stand, auch im Breitmoos, wo mein anderer Garten zerstört worden
war, begann etwas Neues.
Traum
"Ich bin bei Sai Baba. Er schaut mich mit ernstem, fast leerem Blick
an. In mir ist der tiefe Wunsch, er möge mich anlächeln, und ich
290
schaue ihn voll Liebe an. Da kommt er zu mir, schüttet den ganzen
Inhalt seines Portemonnaies vor mir auf den Tisch (es sind zwei
Zweifrankenstücke, ein Fünfzigrappenstück und zwei Zwanzigrappenstücke), und sagt: 'Geh ins Konsum und kaufe dir die Jazzmusik.' Er legt auch noch einen Prospekt dieser Musikkassette dazu.
Ich betrachte das Papier, versuche zu lesen und verstehe doch
nicht. Als er wieder an mir vorbeigeht, tupfe ich ihn mit meinem Zeigefinger an den Arm. Er reagiert jedoch nicht darauf."
Traum
"Ich bin bei Sai Baba, und zwar in der Schule fürs Nähen. Vor mir
liegt eine Bubenhose, die ‘gewiefelt’ werden muss. Sai Baba ist im
angrenzenden Raum und auf seinem Tisch liegt ein Stapel schöner
Stoffe. Ich schiele um die Ecke zu ihm hinüber. Er öffnet das oberste Stück Stoff und ich sehe, dass es die Saris sind, die wir beim letzten Padhugafest gespendet haben."
Sai Baba sagt über das Tätigsein:
"Die vom Weg des Tuns Begeisterten werden zu harter spiritueller
Disziplin (tapas) geführt. Der Wissende (atmajnanin) hat sich aller
Wünsche entledigt, und so kennt er weder Qual noch Kampf oder
Sehnsucht, die das Zeichen solcher Busse (tapas) sind. Er ist der
Allerschaffende (vishvakartâ), derselbe Künstler, der die Schöpfung (vishva) hat entstehen lassen. Wer die Schau des Seins (brahman) erlangt hat, der muss nichts mehr erreichen oder erkennen
oder bewahren oder suchen."
Ich bin ein Karma-Yogi, ich muss tätig sein, wie es scheint.
"Ich erwache zum Tagesbewusstsein und realisiere, dass mir jemand etwas erzählt, dass ich es selbst erlebe und auch zuschauen
kann. Da ist eine öde, bergige Landschaft. Einer Frau wird das Kleid
ausgezogen, obschon es recht kühl ist. Man entfernt etwas von ihrem Körper und wirft es auf den Boden. Es ist eine Schnecke. Ich
sehe zu, wie jemand mit einer weissen Rute auf diese Schnecke
einschlägt. Bei jedem Schlag wird sie in die Höhe gespickt. Eigentlich müsste sie schon längst tot sein. Dann verfärbt sie sich, wird
291
blutorange und stirbt. Jemand erzählt mir: 'Diese Schneckenart hat
sich in der Vergangenheit sehr verfeinert. Sie heftet sich an die
Schilfrohre, wird durch nichts bedroht, so dass sie sich jetzt wie ein
Fächer entfalten kann, weil nichts ihre Höherentwicklung behinderte. Einmal wurde jemand im Nacken von einer solchen gebissen
(verschleimt?). Ein Mann saugte die Wunde aus, um alles Gift herauszuziehen. Auch dieser Mann fühlte nach einiger Zeit eine Reaktion im Nacken. Diese Höherentwicklung kann man nur bestaunen.' Da sind auch noch andere Menschen, ich glaube, wir sind mit
einem Bus unterwegs."
Gestern Abend, nachdem ich in der "Unvollendeten Autobiographie" von Alice A. Bailey gelesen hatte, dachte ich daran, dass ich
einmal geprüft wurde, ob ich Botschaften empfangen könne. Ich
hatte früher zwei Begegnungen mit Frauen gehabt, die versicherten, einen Kontakt zur anderen Seite zu haben. Da ich ja auf der Suche war, kam mir das sehr gelegen und ich realisierte in beiden Fällen erst nach Jahren, wie sehr sie meinen Wissensdurst zum eigenen Vorteil ausgenützt hatten. Die erste Begegnung war rein
astraler Art. Als ich mehr darüber wusste, brach ich den Kontakt abrupt ab. Im zweiten Fall war die Wahrheit nicht so offensichtlich.
Diese Frau kannte die Bücher vom Tibeter und zitierte oft daraus.
Es war eine Aussage des Tibeters selbst, die mir die Augen öffnete.
Als Erstes entdeckte ich, dass die wunderschönen Briefe, die sie
mir schrieb, aus seinen Büchern abgeschrieben waren. In der Folge
hatte ich schon viel an diesen gearbeitet und wusste nun selbst
mehr. In einer Vollmondnacht geschah dann das Entscheidende:
Sie war bei mir in den Ferien. Wir sassen nach dem Abendessen
auf dem Freisitz. Plötzlich zeigte sie auf eine Schlangenfichte vor
uns und sagte: "Das ist aber ein schöner Baum!" Ich entgegnete,
dass mich diese Fichte immer an die aufgerichtete Schlange erinnert, die ich gerne einmal in mir fühlen würde. Vor dem Schlafengehen sagte sie beiläufig zu mir: "Du hast mich enttäuscht! Du hast
etwas nicht gesehen, was du eigentlich hättest sehen müssen.
Aber ich darf dir das nicht sagen. Jeder muss seinen Weg halt selber gehen." Bis um drei Uhr in der Nacht überlegte ich mir, was ich
wohl nicht beachtet hatte. Dann wurde ich ungehalten, sagte zu den
Freunden auf der anderen Seite, sie könnten es mir ja selbst mitteilen, wenn ich etwas wissen müsste, ich wartete ja schon lange
292
darauf. Dann schlief ich ein. Am Morgen eröffnete mir die Frau, sie
sei um drei Uhr geweckt worden und man habe ihr gestattet, mir die
Wahrheit zu sagen. Ich hätte IHN nicht gesehen. Erstaunt fragte
ich: "Wer IHN?" Er selbst sei vor dem Baum gestanden und habe
zu mir gesagt: "Wie recht du hast!" Ich fragte noch einmal, von wem
sie denn spreche. "Der Tibeter selbst ist zu uns gekommen und hat
zu dir gesprochen. Wie gesegnet du bist!", sagte sie darauf. Mir verschlug es für einen Moment die Sprache. Dann sagte ich ruhig zu
ihr: "Der Tibeter hat uns gesagt, dass auf der Astralebene eine Gedankenform von ihm bestehe, die alle diejenigen erschaffen hätten,
die ihn liebten oder kritisierten. Dass diese angerufen werden könne, aber dass er das nie und nimmer selbst sei, dass er niemandem
erscheinen werde. Und nun, meine Liebe, ist dein Spiel beendet."
Eben an diese Begebenheit dachte ich damals, als ich selbst geprüft wurde.
Nun aber hatte ich eine andere Art von Information kennen gelernt.
Ich war voll bewusst, hörte, sah und erlebte etwas, das in einem anderen Teil dieser Erde geschah. Wenn es wirklich geschah! Ja, dieses Wörtchen "wenn”!
Traum
"Da sind viele Menschen. Alle sitzen auf dem Boden. Ich schaue
über alle die Köpfe und entdecke in weiter Ferne Sai Baba. Er
schaut zu mir her und sein Gesicht erleuchtet sich, so dass ich ihn
mit Sicherheit erkenne.
Da ist ein grosser Aufbruch. Auch Sai Baba fährt weg. Ich sehe ihn
im Auto. Er dreht den Kopf zu mir. Auch aus der Ferne sehe ich
noch das rechte Auge, das auf mich gerichtet ist."
Ich erwachte mit einer tiefen Sehnsucht in mir. Meine aneinander
gelegten Hände über dem Kopf, das rechte Bein über dem linken.
Solange ich mich besinnen kann, ist das die Stellung, die ich im
Schlaf einnehme, wenn ich so von Sehnsucht erfüllt bin, wie ich es
jetzt war. Ich habe sie "Sehnsuchtsstellung" getauft. Die Stellung,
die Erde und Himmel miteinander verbinden kann. Einmal erkannte
ich, dass das eine Yogahaltung ist. In irgendeinem Leben muss ich
diese lange Zeit geübt haben, damit sie sich in meiner Erinnerung
293
so fest verankern konnte, dass ich sie nun im Schlaf einnehme. Ich
wollte wohl oft die Erde mit dem Himmel verbinden oder den Himmel mit Gewalt auf die Erde zwingen.
Traum
"In Zweierkolonne dürfen wir an Sathya Sai Baba vorbeigehen und
mit ihm sprechen. Die Frau neben mir schaut in das Buch, das vor
ihm liegt, und blättert darin. Ich betrachte die Bilder, sie sagen mir
nichts. Sai Baba schaut mich fragend an. Ich schaue ihn nur an, suche nach etwas in seinem Gesicht. Da geht er nach hinten und kehrt
mit einer Götterstatue aus Sandelholz zurück. Sie ist noch in Cellophan eingepackt, oben am Kopf ist die Tüte zusammengebunden. Ich halte sie in den Händen und streiche über die Figur und frage mich, wen sie darstellt. Ich bin in tiefstem Herzen enttäuscht. Da
fragt er unvermittelt: 'Was hättest du dir denn geschenkt?' 'Ich weiss
es nicht, ich mag den Geruch von Sandelholz nicht', entgegne ich.
Und wieder suche ich nach einer Antwort in seinem Gesicht. Ich
habe das Gefühl, dass er mir diese Figur als Ersatz für sich selbst
übergeben hat, und das erschüttert mich. Ich erkenne, dass ich mir
schon wieder überlege, was ich in seinem Namen tun könnte. Ich
wollte an seinem göttlichen Plan für die Menschheit teilhaben, an
seiner Seite sein. Wollte ich ihm nicht gerade auch einen Ersatz für
mich selbst anbieten, ein Buch zum Beispiel, statt ihn zu lieben, wie
er uns bittet?"
Ich nahm diesmal das Buch "Ankündigung und neues Wirken" mit
mir nach Indien. Es ist eine Gegenüberstellung von Zitaten aus den
Büchern von Alice A. Bailey/Tibeter und der Lehre von Sai Baba
aus seinen Büchern. Eine Brücke zwischen den beiden Lehren. Er
ist die Quelle von beiden Buchreihen. Aber wollte er das Buch wirklich? War ich nicht wieder, wie so oft, einer Verblendung zum Opfer
gefallen, in dem Glauben, dass diese Arbeit irgendjemandem von
Nutzen sei? Aber hat er nicht in einem Traum alle Arkanschulhefte
in seinem Ashram, für den ich verantwortlich war, auf den Boden
fallen lassen? War das denn kein Auftrag, die Brücke zwischen den
beiden grossen Lehren nun zu bauen, die beide die seinen sind?
294
Traum
"Ich bin bei Sai Baba. Er ist irgendwo unter uns Menschen. Ich glaube, der Darshan oder Vortrag ist jetzt zu Ende. Da kommt er unvermittelt zu uns nach hinten. Ich freue mich, suche seinen Blick und
entdecke, dass er auch nach mir Ausschau hält. Innig liebend
kommt er auf mich zu, nimmt mich in die Arme und drückt mich an
sich oder sich an mich. Dann zieht er aus seinem mehrteiligen wollenen Fächer ein Teil heraus und übergibt es mir. Ich drücke mein
Gesicht hinein, voll Liebe und Sehnsucht. Eine Frau versucht, sich
zwischen ihn und mich zu schieben, aber es ist nicht möglich, uns
zu trennen. Wir bleiben zusammen, gehen herum, bleiben stehen,
gehen weiter - und ich realisiere, dass wir seine Arbeit nun gemeinsam tun, ich an seiner Seite. Ich schaue zu, wie er die Menschenherzen an sich zieht. Über allem liegt ein tiefer Friede und eine unsagbare Freude. Ich schaue in sein Gesicht, betrachte es voll Liebe.
Das Alter des Körpers hat seine Spuren hinterlassen."
Traum
"Ich bin bei Sai Baba. Wir warten alle in einem grossen Saal auf sein
Kommen. Auf einmal ist er da. Elegant, sportlich und mit Schwung
geht er der Wand entlang. Hinten im Raum sind Baumstämme aufgeschichtet, die Feuerstelle nimmt die ganze Wand ein. Mit einer
Handbewegung zündet er das Ganze an und die Baumstämme
brennen lichterloh aus sich heraus, ohne zu verbrennen. Wir schauen entzückt in die hellen Flammen im Wissen, dass er nun das
Herdfeuer der Liebe für uns alle entzündet hat und für immer brennen lassen wird. Wir wissen aber auch, dass wir das Feuer nun
auch selbst zu unterhalten und zu nähren haben. Ich fühle seinen
Blick noch immer auf mir, den er mir im Vorübergehen zugeworfen
hat. Es war eine Aufforderung darin. Er selbst geht nun wieder hinaus, um sich den anderen göttlichen Pflichten zuzuwenden."
Wie gesegnet sind wir alle! Wie sehr gesegnet bin ich selbst, von
diesem mächtigen Wesen die Worte gehört zu haben: "Ich liebe
dich viel, viel mehr!" Mich vor Sehnsucht nach ihm verzehrt, um ihn
geweint, sein Kind empfangen, ihm in meinem Herzen ein Lied gesungen zu haben, während er da war und mir in seinem Herzen zu295
hörte, innig mit mir verbunden. Wir leben fürwahr in einer wundervollen Zeit, in der wir beobachten können, wie er nach und nach und
dann voll und ganz die Menschheit zu Gott hin transformiert. Immer
sich gleich, ausharrend an seinem Platz, freundlich, geduldig und
voll Liebe wartend, dass wir seinen Worten endlich zuhören, dass
wir sie in die Tat umsetzen. Ich weiss, dass es niemals eine solche
Chance für die ganze Menschheit, die ganze Erde mit all ihrem Leben gegeben hat und - wie er selbst sagt - nie mehr geben wird. Wir
beobachten nun einen mächtigen spirituellen Aufbruch in der Welt.
Überall, in allen Bereichen menschlicher Angelegenheiten, sehen
wir die Lichtarbeiter an der Arbeit, wenn wir Augen haben, um zu
sehen, und Ohren, um zu hören.
Wissenschaftler haben durch ein Experiment mit Affen bewiesen,
dass, wenn eine genügend grosse Anzahl einer Spezies eine Lektion gelernt hat, die anderen diese nicht mehr zu machen brauchen.
Alle haben an dem Ergebnis teil. Wenn wir diese Erkenntnis auf uns
Menschen übertragen, könnte es sein, dass wir den angekündigten
Übergang schneller schaffen, als wir erhoffen.
Die Physiker haben die Strings entdeckt. Sie nennen sie "Urenergie, die Quelle, der Ozean, die allem zugrunde liegende Schwingung, Gott." Sie sind auch dem "Nichtgeoffenbarten" auf der Spur,
der "verlorenen Materie". Sie beweisen, dass es nichts anderes
gibt. Dass wir eine Welle sind auf dem Ozean (Gott) und dass alles
wieder zu diesem Ozean zurückkehrt. Sie sprechen davon, dass es
nur EINES gibt. Genau so, wie es uns von ihm, dem Ozean selbst,
immer verkündet wird: "Es gibt nur EINES." Was hat der Tibeter gesagt? Die Wissenschaftler würden den Beweis erbringen, dass die
Mystiker aller Zeiten Recht gehabt haben. Die Lücken schliessen
sich! Wir müssen es nur noch erkennen!
Der Tibeter sagt: "Ich möchte eure Aufmerksamkeit auf folgende
Tatsache lenken: Mit dem allgemeinen Begriff ‘Welterlöser’ verbindet man immer nur das Amt des Christus, ganz gleich unter welchem Namen der erhabene Gottessohn in irgendeinem Weltzyklus
bekannt sein mag. In Wirklichkeit aber ist seine Funktion als Weltlehrer viel wichtiger. Die Menschen möchten gern gerettet werden,
kümmern sich aber nicht um ihre unmittelbare Verantwortung, die
von der Lehre nachdrücklich betont wird. Man darf nicht vergessen,
dass die Menschheit nicht durch einen symbolischen Kreuzestod,
sondern durch die Lehre Christi gerettet wird. Die Menschen müs296
sen sich selbst dadurch befreien oder erlösen, dass die reine Lehre
Christi in ihren Herzen einen Widerhall findet und befolgt wird. Diesen Punkt solltet ihr überall nachdrücklich betonen. Der Mensch erlangt seine Rettung nicht durch gelehrte Auslegungen, sondern dadurch, dass er sich ernstlich bemüht, die Lehre im täglichen Leben
so anzuwenden, wie er sie versteht. Die Nachfolger Christi müssen
diesen Standpunkt möglichst vielen Menschen zum Bewusstsein
bringen."
In Die Wiederkunft Christi sagt der Tibeter: "Der erwartete Christus
wird nicht der gleiche sein wie jener, der damals (scheinbar) von
uns ging. Er wird kein ‘Mann der Schmerzen’ und keine stille, ernste
Figur sein; er wird geistige Wahrheiten verkünden, die keiner Auslegung bedürfen und auch nicht unrichtig ausgelegt werden können, einfach, weil er selbst da sein wird, um den wahren Sinn des
Gesagten aufzuzeigen."
Wenn im Ashram alle Kronleuchter angezündet sind, wenn Gott mit
uns Feste feiert, wenn gesungen, getanzt und gelehrt wird, wenn
Sportfeste für die Studenten stattfinden und anderes mehr, da kann
man erkennen, wie wahr diese Worte sind. Oft habe ich zu Sathya
Saayine gesagt: "Nun bin ich wieder in der Festhütte Gottes."
Am 22.10.99 flog ich also wiederum zu Sathya Sai Baba. Ich musste ihm ins Gesicht schauen können, musste sehen, ob er mir wirklich nicht böse war. Ich wünschte mir innerlich, dass er in Whitefield
sei und dass ich meinen 75. Geburtstag da mit ihm verbringen dürfe. Aus dem Ashram erreichte mich jedoch die Kunde, dass die Gerüchte, er könnte nach Whitefield gehen, "verflogen" seien. Doch
als ich in Bangalore ankam, hörte ich, dass Sathya Sai Baba ganz
unverhofft am 21. nach Whitefield gekommen sei. Der einzige freie
Raum, den ich finden konnte, war hinter der Mauer von Sai Babas
Haus. Ein schlichter Raum: ein Bett, Douche, Lavabo und WC. Kein
Spiegel, kein Tisch, kein Stuhl. Ich besorgte mir das Fehlende und
war glücklich, in einen kleinen Garten sehen zu können, in dem alte
Bäume und zwei Altäre standen und in dem Kinder spielten. Ich
konnte nun in Ruhe alles erledigen. Modi und ich brachten die Pakete für die Mütter ins Spital und ich konnte mit dem neuen Chefarzt
297
sprechen, der mir versicherte, dass er uns bei den Bemühungen
helfen würde, einen Weg zu finden, um die teuren Zollgebühren zu
umgehen.
Beim ersten Darshan kam ich zu spät und landete draussen zwischen der Vortragshalle und dem Haus der Studenten. Sai Baba
kam jedoch zuerst zu uns, segnete uns, schaute lange Zeit in meine
Richtung und ich fühlte mich herzlich empfangen. Bei seinem Weggehen ereignete sich Folgendes: Alle standen auf. Weil ich am
Haus der Studenten sass, musste auch ich aufstehen, wenn ich
noch einmal einen Blick auf ihn erhaschen wollte. Ich realisierte gar
nicht, dass sich die anderen wieder gesetzt hatten. So kam es, dass
er mich über alle Köpfe hinweg anschaute und anlächelte. Er war
mir innig nah, und die Verbindung war total. Ich übergab mich ihm,
mich selbst, mein Ich, das in ihm ist, wie er in mir. Zwischen uns war
wieder einmal weder Zeit noch Raum, nur innere glückselige Einheit und Verbundenheit.
Während der kommenden Tage bemühte ich mich, ihn beim Darshan nur liebend zu begleiten. Es wurde mir bewusst, dass auch
von meiner Seite keine Wiederholung der letzten neun Jahre sein
durfte. Wie privilegiert sind wir alle, wenn wir hier sein dürfen!
Dann nahm ich zum ersten Mal sein Buch mit, an dem ich im letzten
Jahr gearbeitet hatte. Ich sass dann aber irgendwo weit hinten.
Einmal hatten wir zweite Reihe. Das Spiel hatte jedoch schon beim
Einleinen begonnen. Ich wollte nicht in der vierten Reihe sitzen und
wechselte in die dritte. Zudem war in dieser vierten vorne eine Frau,
die ich insgeheim "Hummel" nannte. Diese stand dann auf und spazierte herum. Zu meiner Rechten wurde dann noch eine weitere
Reihe eröffnet, so dass ich wiederum in der vierten sass. Ich sah,
dass auch die Hummel den Platz gewechselt hatte, und wo war ich
nun? In der vierten Reihe mit der Hummel. Wir erhielten die zweite
Reihe. Als ich jedoch auf den Tempelplatz kam, rief mich eine
Sevadal in die erste Reihe am grossen Mittelgang, der sich quer
zum roten Teppich befand. Es war der Platz, an dem ich schon viele
wunderbare Darshans hatte erleben dürfen, auch das letzte Mal.
Schon vor dem Kommen fühlte ich die Verbindung und ich gestand
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ihm, dass ich Lampenfieber und immer noch ein schlechtes Gewissen hätte. Da schmiss mir eine Sevadal den nassen Putzlappen auf
die Füsse. Eigentlich wollte sie ihn der Kollegin zuwerfen, und sie
erschrak sehr. Aber alle lachten und meine Sorge löste sich darin
auf. Zu meiner Freude begann Sai Baba den Darshan nicht vorne,
sondern bei uns. So konnte ich ihm das Buch und die zwei Briefe
die man mir mitgegeben hatte, hinhalten. Seine Liebe strömte über
uns alle, sein lächelndes Gesicht war voll Zärtlichkeit, voll Licht und
Heiligkeit. Er nahm Briefe links von mir, rechts von mir, über mir und
zuletzt griff er auch nach meinen Briefen. Das Buch streifte er mit
einem kurzen Blick. Ich dachte zu ihm, dass ich wohl wisse, dass
er das Buch nicht signieren könne, weil es ja sein Buch sei, aber er
möge es als sein Kind segnen und mir gestatten, es nun drucken
zu lassen. In mir breitete sich eine grosse Freude aus, eine Gewissheit, dass nun alles in seinen Händen ruhe und alles gut sei. Ich
dachte übermütig zu ihm: "Es ist dein Kind und du kannst es in eine
Schlucht werfen, an die Wand schmeissen, wie das neugeborene
Mädchen, das an Stelle von Krishna den Tod erlitt, damit er leben
konnte - immerhin ist es ein Buch, ein Buch und kein Kind." Aber
als er beim Zurückgehen noch einmal stehen blieb und mich anlächelte, dachte ich zu ihm: "Dein Kind ruht ganz warm und geborgen
in meinem Schoss."
Auch zum Bhajan hatte ich einen guten Platz, so dass ich zuschauen konnte, wie Sathya Sai Baba neben dem Stuhl den Kosmischen
Tanz für uns tanzte. Was war das für ein wunderschönes Bild! Die
Heiligkeit, die Anmut, die Liebe zu sehen, wie sie überströmte. Wie
glücklich war ich, daran teilzuhaben.
Und dann war mein Geburtstag da. Freunde organisierten für mich,
dass ich an diesem Tag wieder in der ersten Reihe sitzen konnte,
fast am gleichen Platz wie am Tag zuvor, diesmal jedoch in der
Nähe des Eingangs. Wie am vorherigen Tag begann Sathya Sai
Baba den Darshan bei uns. Vor mir blieb er stehen. Er warf Reiskörner über die Frau links von mir und materialisierte Vibhuti für
eine Frau rechts von mir. Ich sass wieder da, wie in einem Briefehaus. Zwischen den Briefen hielt ich ihm das Buch zum Segnen hin,
fragte ihn innerlich, ob er es annehmen wolle. Mit ganz lauter Stimme sagte er unvermittelt: "Very happy!" Das Buch hatte seinen Segen erhalten. Man sagte mir später, dass er auf die gleiche Weise,
299
während des Darshans, zwei andere Bücher gesegnet habe. Das
Eindrücklichste jedoch war, dass mich in diesem Moment eine Welle der Liebe einhüllte, die mich meine ganze Umgebung vergessen
liess. Es war ein Geburtstag, wie ich ihn mir so sehr gewünscht hatte.
Am 2.11. fuhren wir alle wieder nach Puttaparthi. Sai Baba ging in
dem Moment weg, als wir alle schön brav im Tempel sassen, so
konnte er verhindern, dass ihm die ganze Autokolonne sofort nachfuhr. Da Modi aus Sicherheitsgründen meinen Pass und meine Dokumente bei sich aufbewahrte und prompt vergass, mir den Pass
zurückzubringen, wartetet ich vorerst in seinem Office auf den
Pass, bevor ich mich im Ashram anmelden konnte. Hunderte warteten auf einen Raum und so konnte ich den meinen erst um 20 Uhr
beziehen. Ich war todmüde und so dachte ich zu Sai Baba: "Heute
hast du dich uns entzogen, morgen werde ich mich dir entziehen.
Ich bin müde und werde ausschlafen." Ich stellte keinen Wecker.
Aber am nächsten Morgen, punkt vier Uhr, weckte mich seine Stimme: "Sombody is waiting for you! Sombody is waiting for you! Sombody is waiting for you!" Wie von einer Tarantel gestochen fuhr ich
aus dem Bett und ging zum Darshan. Wie glücklich war ich darüber,
ihn verstanden zu haben, ihn gehört zu haben. Er kann mit mir sprechen, kann mich also führen, wenn er es will. Eigentlich wusste ich
das schon lange, diesmal jedoch war es wie eine Bestätigung seinerseits. Ich wohnte in North 3, im dritten Stock, in C 3. Dreimal die
Drei, Neun. Und dreimal hatte er mich nun gerufen.
Es folgten viele dritte Reihen, auch einmal die erste. Immer war da
eine tiefe Verbundenheit, liebevolle Blicke, beruhigende Handbewegungen, als ob er sagen wollte: "Warte!" Es war ganz offensichtlich anders geworden. Ich fühlte keine Distanz, keine Disziplinierung mehr.
Die Weltjugendkonferenz begann. Es war eindrücklich zu sehen,
wie tausende junger Menschen aus allen Teilen der Welt zu ihm
strömten. Tausende waren allein aus seinen Schulen und Universitäten anwesend. Seit Jahren waren die Ärztekongresse ein weiteres weltweites Ereignis. Das internationale Krickettturnier erfasste eine weitere Gruppe Menschen und brachte sie zu ihm; die
300
Sportler. Ein zweites Hightech-Spital war in Bangalore geplant. In
diesen Tagen legte Sai Baba den Grundstein für eine Musikakademie. Das Gebäude würde die Form von Instrumenten haben. Seine
Architektur, wie die vom Hightech-Spital von Puttaparthi, war bereits ein Beispiel neuer wunderschöner Architektur. Eine Kunstakademie würde wohl bald folgen, dachte ich. Der Tibeter sagt zwar,
dass sich Kunst in Zukunft weniger in Objekten manifestieren werde, sondern mehr in einer kunstvollen Lebensgestaltung. Wenn ich
den Tempelplatz betrachtete, so war es nun eine riesige Festhalle
geworden, nachdem die Decke in Gold und Blaugrün (den Farben
von Christus) verschönert worden war und hunderte von Kristallleuchtern ihr Licht verbreitete. Wir erlebten nun täglich, wie Gott in
diesem Festsaal seine Feste mit uns feierte und jeden Tag zu einem freudigen Ereignis machte. Da wurde gesungen, musiziert, getanzt, es wurden Vorträge gehalten, da war Leben, Leben in seiner
schönsten Äusserung. Und zwischen all den Aktivitäten wandelte
Gott unter den Menschen in seiner ganzen Bescheidenheit, Anmut,
Schönheit und Heiligkeit. Wir erlebten den Himmel auf Erden!
Heute war er so fröhlich - und ich hatte das absolut unangemessene Gefühl, dass meine freudige Zustimmung zu der Distanz mit ein
Grund war. Ich sagte ihm, dass er mich dorthin setzen solle, wo er
durch mich anwesend sein wolle, dorthin, wo er seine Liebe strömen lassen wolle. Es war wirklich, als wäre er mitten unter uns. Die
Liebe zwischen uns allen war fast greifbar.
Einmal hatten wir Schweizer 2. Reihe. Eine junge Freundin war neben mir und wir erlebten einen Darshan, wie ich ihn so sehr liebe.
Wo "Väterchen" sich allen in gleicher, überfliessender Liebe zuwendete. Wo er bis ganz nach hinten schaute, in die Gesichter und
Augen, die alle auf ihn gerichtet waren. Um die 40'000 Devotees
waren da, die alle einen Schimmer seiner Göttlichkeit sehen wollten. Die Freundin und mich traf wieder dieser schräge, ganz persönliche Blick, den er gerade uns so oft schenkte. Wir empfanden
beide, dass wir wieder so einen wunderschönen Darshan empfangen durften wie damals, praktisch auf dem gleichen Platz. Die Liebe, sein Duft hüllte uns alle ein. Der Tagesspruch hatte tags zuvor
gelautet: "Wenn du die Liebe dort verbreitest, wo du bist, zeigst du
damit, dass du Gott kennst."
301
Einmal hatte ich die letzte Reihe - damit er auch da sein konnte.
Tausende von Menschen waren vor mir, aber der Platz, den die
Sevadal mir zuwies, war neben dieser Freundin. Wir können nie ermessen, wie sehr er unser Leben bis ins kleinste Detail plant. Ich
übergab mich ihm aufs Neue und absolut.
Ich sah jeden Tag ohne Neid zu, wie Sai Baba hunderte von Saris
verschenkte. In mir war kein Wunsch nach einem Sari, ich wollte
wie immer nur Antwort auf meine drängenden Fragen. Einmal sass
ich an meinem Lieblingsplatz bei den alten Inderinnen. Zu meiner
Freude kam Sai Baba auch zu ihnen, um sie mit Saris zu beschenken. Ich konnte aus nächster Nähe zuschauen und freute mich über
jeden. Eine der Inderinnen war jedoch über den Sari nicht glücklich
und sie sagte es auch. Sai Baba liess für sie weitere bringen, aber
keiner gefiel ihr. Schliesslich wurde ein Brokatsari gebracht, einer
mit Goldborten, den durfte er ihr geben. Er war den Saris ähnlich,
welche die VIPs für den Ladysday bekommen hatten. Der Bhajan
begann, und Sai Baba entfernte sich. Ich wusste jedoch, dass noch
nicht alle Frauen ihren Sari hatten, und sagte ihm das. Am folgenden Tag kam er erneut zu ihnen, und ich war wieder ganz nah. Es
machte ihm sichtlich Spass. Aber als er sich zum Gehen wandte,
hatten wieder nicht alle einen Sari bekommen. So musste er auch
am dritten Tag noch einmal kommen. Endlich waren alle im Besitz
des Geschenks. Zu meiner Verwunderung kam er jedoch noch einmal zurück, mit orangefarbenen Saris auf dem Arm. Vor mir öffnete
er den einen und ich sah mit Überraschung, dass es gar keine Saris, sondern Shaktikleider waren, wie er sie selbst unter seinem
Kleid trug. Sie waren mit den wunderbaren Goldborten verziert, die
beim Gehen immer unter seinem Kleid hervorblinkten. Der Ausdruck in seinem Gesicht, seine ganze Haltung fragte mich: “Willst
du das?” “Ja!”, sagte ich laut und erschrak ein wenig über mich
selbst. Er faltete das Kleid wieder zusammen und öffnete das zweite und fragte mich zum zweiten Mal. “Ja”, sagte ich zum zweiten Mal
mit lauter Stimme. Wieder faltete er das Kleid zusammen und öffnete das dritte. Die Frage wurde zum dritten Mal gestellt und ich
sagte zum dritten Mal: “Ja”. Mit einem eigenartigen kleinen Lächeln
schenkte er die drei Shaktikleider drei alten Inderinnen. Ich kam
wieder zu mir und mir wurde bewusst, dass ich gerade ein Gelübde
abgelegt hatte.
302
Am Ladysday zog ich dann ganz bewusst meinen zyklamefarbenen, golddurchwirkten Liebesfestsari an. Ob es diesmal der richtige
Anlass sei, fragte ich mich auf dem Weg. Eine Schweizer Freundin
war bei mir und wir erhielten die erste Reihe und erst noch eine kurze. Das war bei dieser Menschenmenge schon an sich ein Wunder.
Der Platz, den wir erhielten, war ganz in der Nähe von Sathya Sai
Baba. Da sass ich also wie ein Paradiesvogel direkt vor seinem
Stuhl und seinen Augen, so dass ich mit ihm die ganzen Darbietungen geniessen konnte. Das Schönste war ein sieben Jahre altes
Mädchen, das einen Vortrag hielt. Mit unerhörter Selbstsicherheit
sprach sie ins Mikrofon. Sie erzählte von ihrer Beziehung zu Swami,
was er für sie bedeutete und was sie mit ihm erlebte. Wie sie ihn
liebte! Sie erwähnte auch die Menschlichen Werte und dass wir
nach ihnen leben sollten. Dazwischen deutete sie immer wieder auf
ihn und sprach ihn direkt an. Mit zur Seite geneigtem Kopf schaute
er sie liebevoll an und hörte ihr zu. Was für eine alte Seele musste
sie sein! Sathya Saayine wusste, wie sehr gerade dieses Mädchen
mein Herz erfreuen würde. Was für eine Gnade und Liebe schüttete
er an diesem Vormittag über mich aus. Immer ruhte sein Blick liebevoll auf mir und unsere Verbindung war vollkommen. Es waren
wundervolle Stunden, so vertraut und in vollkommener innerer und
äusserer Harmonie. Ich fühlte mich verstanden, unendlich geliebt
und "geehrt", ohne den Neid oder die Eifersucht anderer als Konsequenz. "Oh, wie unendlich dankbar bin ich dir! Du hast meinen
Durst, meinen Hunger wieder einmal gestillt! Ich habe erlebt, dass
es ein inniges Zusammensein mit dir gibt - unbeachtet von der Öffentlichkeit - und dass ich an deinem Leben immer teilhaben kann,
auch hier", dachte ich zu ihm.
Am Nachmittag gingen die Festlichkeiten weiter. Ein Chor westlicher Devotees sang Loblieder zu seinen Ehren. Danach folgten
Vorträge von einflussreichen Frauen und dann der Vortrag zum Ladysday von Sai Baba selbst. Wieder einmal wurde mir bewusst,
dass Gott uns seine Lehre oft singend vermittelt. Vishnu ist ja auch
als der grosse Sänger bekannt. Hat Gott nicht durch seinen Gesang
das Universum ins Dasein gebracht? Wenn er mit uns schimpfen
will, dann tut er es oft singend.
Man sagt, dass Vishnu Ornamente liebe, auch jetzt, als Sathya Sai
Baba, kann man das an seinem Tempel sehen. Aber sicher liebt er
ebenso schön gekleidete Frauen in kostbaren Saris. Tausende, ja,
303
Millionen hat er schon verschenkt. Ein wunderschönes Bild ist es
immer, seine Studentinnen in den gleichen Saris zu sehen, die er
ihnen gibt. Manchmal sehen sie wie ein Blumenmeer aus, manchmal wie ein See, manchmal wie eine Steppe oder wie ein einziges
grosses Ornament. Auch für mich ist der Sari das schönste Kleid
der Welt. Sechs Meter Stoff, den man um sich wickelt, ohne eine
einzige Naht. Dieses Kleid hätte ich damals kennen sollen, als ich
meine Modeschule hatte. Dieses Kleid hätten die Schülerinnen als
Massstab kennen lernen sollen.
Am Nachmittag erhielten wir Schweizer dritte Reihe. Zum Bhajansingen setzten wir uns zum Mittelgang, wo er immer vorbeigeht, um
in seine Räume zurückzukehren. Wir waren genau am richtigen Ort
um mitanzusehen, wie er in der Zwischenzeit wieder Saris an die
Schülerinnen verteilte. Einige Male ging er an uns vorbei.
Der Geburtstag von Sathya Sai Baba am 23.11. wurde für mich zum
Alptraum, als viele undisziplinierte Inderinnen den Platz füllten. Als
ich mit einigen anderen Devotees von ihnen umgeworfen wurde,
weil sie sich nach vorne warfen, zog ich es vor, am Nachmittag den
Geburtstag mit ihm in meinem Raum zu verbringen. Auch die Darbietungen in der Poornachandra-Halle konnten mich nicht locken,
diese war auch immer überfüllt. Ich zog es vor, dass die Körper getrennt und nur die Seelen vereint sein sollten.
Es war der Tag vor meiner Abreise und die junge Freundin und ich
erhielten die erste Reihe. Vor uns sassen VIPs die um ein Interview
fragten. Während Sai Baba mit ihnen sprach, schaute er mich an
und ich durfte noch einmal seine ganze Zuwendung erfahren. Er lächelte und liess mir Zeit, meine Augen in den seinen ruhen zu lassen. Auch von der Terrasse her schaute er mich noch einmal liebevoll an. Das Schönste geschah jedoch im Zwischendarshan, wie
so oft. Er kam zu den kleinen Jungen, die auf der Terrasse sitzen
durften. Einer gab ihm ein Briefchen. Es muss etwas darin gestanden haben, das ihn über alle Massen freute. Der Bub hatte sein Gesicht auf die göttlichen Füsse gelegt und wollte lange gar nicht mehr
aufstehen. Sai Baba zeigte den Zettel den Studenten, las ihn den
Lehrern vor und las ihn selbst noch einmal. Eingedenk, dass ich die
304
Worte, die er annehmen konnte, wohl nie fand, dachte ich zu ihm:
"Alle schönen Briefe der Welt schreibe ich dir in meinem Herzen
und du hörst in deinem Herzen zu. Alles Schöne steht darin geschrieben." Da kam er auf der Terrasse bis zum Ende der Studenten und tanzte noch einmal den Kosmischen Tanz mit Blick auf
mich. Dann winkte er jemanden zu sich. Als der Student vor ihm
aufstehen wollte, stoppte er ihn mit erhobener Hand. Er winkte noch
einmal und der Student wollte sich wieder erheben, wieder stoppte
Sai Baba ihn. Er winkte mich zu sich, ich wusste es. Aber wie schon
früher ein paarmal, winkte er mich aus einer Position zu sich, wo es
für mich unmöglich war, mit diesem Körper zu ihm zu gehen. Die
Botschaft war aber klar: "Komm zu mir." Dann stellte er sich zwischen die Studenten und die Säule und schaute mich voll Liebe an.
Da war nichts anderes als Liebe, ich war von ihr erfüllt und eingehüllt. Er und ich, Auge in Auge, Herz in Herz, ganz eins. Die Umwelt
verschwand. Hingegeben sass ich da. Ergriffen wir beide, meine
Freundin und ich. Sie flüsterte: "Wie sehr er dich liebt!" Was für ein
wunderschöner Tag! Er zeigte mir aufs Neue und endgültig, dass
unsere Verbindung sowohl hier wie auf der inneren Ebene besteht.
Wie lange brauchte ich, um das zu glauben und einzusehen, wie
sehr gesegnet ich gerade dadurch bin!!!
Wieder zu Hause
Traum
"Bei Sai Baba sind Prüfungen, und meine drei Begleiterinnen haben sie zu bestehen. Eine sagt zu mir: ’Ich kann jetzt nicht weggehen, mein ganzer Körper ist entzündet.’ Mein Blick fällt auf Notenblätter, die sie bei sich trägt. Ich lese die Worte auf dem obersten
Blatt: ’Ich weiss nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin.
Ein Märchen aus uralten Zeiten, das geht mir nicht aus dem Sinn.
....’ Ich denke, dass sie nicht solche Lieder singen sollte, wenn ihr
Körper entzündet ist. Wir sitzen vor Sai Baba und ich erkenne plötzlich, dass die drei, entgegen meiner Annahme, die Prüfungen nicht
bestanden haben. ’Wann fahrt ihr?’, werden sie von Sai Baba gefragt."
305
Traum
"Ich bin im Ashramgelände von Sathya Sai Baba. Einige sitzen in
den Kantinen beim Tee, Sevadals gehen ihren Beschäftigungen
nach, und ich sitze auf einem Hügel und schaue zu. Da kommt er
selbst. Wo sie auch sind, sitzen die Menschen sofort ab. Ich sehe,
dass er zu jedem hingeht, seine Hand auf ihren Kopf legt, sie streichelt und so segnet. Oh! Wenn er mich doch auch berührte, streichelte und segnete!"
Traum
"Ich bin mit einigen Menschen zusammen. Das kleine Mädchen eines Ehepaares zeigt mir einen Brief, den es bekommen hat. Statt
Buchstaben sind runde Kreise mit Zeichen darin. Sie fragt: 'Sagt Sai
Baba die Wahrheit? Und ist das kleine Mädchen, von dem er
spricht, Wirklichkeit?' Ich bestätige ihr das. Ihr Vater und ich haben
den Auftrag bekommen, gemeinsam Botschaften zu bekommen.
Wir wollen auf einem Spaziergang das Vorgehen besprechen, um
die ersten Botschaften zu empfangen. Da sehe ich, dass seine Frau
sehr verunsichert ist. Ich spreche sie an und schlage vor, dass sie
mitkommt. 'Ich kann mir vorstellen, dass wir die Arbeit gemeinsam
tun', versichere ich ihr. Sie gibt zu, dass sie sich Sorgen gemacht
hat. Daraufhin gehen wir alle zusammen in meine Galerie. Da stehen noch einige Figuren herum, und ich nehme mir vor, nun endgültig alles wegzuräumen. Da holt die Frau ein riesiges Tortenstück
aus einem Schrank und sagt: 'Die ist sicher nicht mehr geniessbar,
die ist verschimmelt.' Ich habe gar nichts mehr von dieser Torte gewusst. Sie muss wirklich sehr alt sein. Der Mann erinnert mich an
jemand, den ich sehr gut kannte. Er ist ruhig und sachlich, ein wenig
reserviert, und ich denke, dass es schön sein werde, mit ihm zu arbeiten."
12.12.1999, Traum
"Ich beginne die Arbeit am neuen Buch. Die Lehre Sathya Sai Babas muss zusammengefasst werden. Es ist so, dass der wichtige
Text als Glas sichtbar ist. Also das, was glasklar wichtig ist."
306
Die neue Aufgabe hatte also seinen Segen bekommen, wie mich
das freute.
2000
Traum
"Ich bin im Ashram, und zwar in dem grossen Raum, in dem ich meine Leidenstage verbracht habe. Ich schliesse die Türe, die sonst
immer offen steht, denn ich möchte allein sein. Ich überlege mir,
dass, wenn man den Schlüssel von aussen stecken sehe, man
mich trotzdem stören werde. Ich lege den Schlüssel auf das
schmiedeeiserne Gitter des Fensters neben der Türe. Aber schon
klopft es. Ich lasse die Frau herein und verschliesse die Türe wieder. Eine andere Frau streckt den Kopf durch das Fenstergitter und
fragt: 'Darf ich auch hereinkommen?' Es ist diejenige, die immer alles wissen will, was im Ashram so vor sich geht. Ich lasse auch sie
herein und schliesse die Türe aufs Neue. Es ist die Türe, die nach
aussen führt. Auf der anderen Seite des grossen Raumes ist jedoch
auch eine Türe. Diese führt in den inneren Bereich des Ashrams.
Und dort klopft nun jemand. Ich gehe hin, öffne die Türe und ein Telefonhörer wird mir in die Hand gedrückt. Mit grossem Erstaunen
höre ich die Stimme Sathya Sai Babas. Klar und deutlich tönen die
Worte an meinem Ohr. Zugleich sehe ich, wie die Worte als Schrift
erscheinen. Es ist eine zierliche, aber sehr präzise Schrift. Ich realisiere, dass ich nun nicht mehr träume. Ich befinde mich jedoch immer noch in dem grossen Raum des Ashrams aber zugleich bin ich
zu Hause. Die zwei Frauen sind immer noch da, sie stören mich gewaltig. Ich kann gar nicht in Ruhe zuhören. Eindringlich fragt mich
Sai Baba: 'Wann denkst du eigentlich einmal an dich selbst? Es ist
eine Verblendung zu denken, dass du irgendjemandem helfen
musst.' Die anderen Worte kann ich nicht mehr verstehen. Es ist
eine lange Botschaft. Seine Stimme ist voll Liebe und Mitgefühl, so
dass mir die Tränen vor Rührung über die Wangen strömen. Wenn
ich doch nur allein wäre! Wenn ich ihn doch nur verstehen könnte!
Ich möchte die Worte auch im Gedächtnis behalten. Ich fühle seine
Liebe, die meinen Körper bis an den Rand erfüllt, und empfinde das
307
Glück, das er mir schenkt, ihm bewusst sowohl auf der inneren wie
auf der irdischen Ebene zugehört zu haben."
Seine Mahnung war so eindringlich und sehr konkret, so dass ich,
um sicher zu sein, aufstand und mich, in meinem eigenen Zimmer
hier in Oberdorf, an den Altar setzte und nachfragte. Es schien,
dass ich jede Art von Hilfe, vor allem in Indien, einstellen sollte, dass
er die Verantwortung übernehme. Er hatte mich an etwas erinnert,
das ich immer wieder vergass und das nun das Wichtigste in meinem Leben sein sollte. Ich vernahm mit grossem Erstaunen, dass
ich auch meine spirituelle Arbeit einstellen sollte. Das Einzige, was
ich weiterhin tun sollte, sei die Arbeit mit meinen beiden Enkelkindern und die Arbeit an den neuen Büchern. Ich dachte jedoch weiter
über die Mahnung nach. Dass ich einmal an mich selbst denken
solle, das war nicht mein Problem. Mein eigentliches Problem war
doch die Frage an ihn: "Wann denkst du einmal an mich selbst, als
deine dich Liebende?"
In den Nächten sah ich oft den neuen Text auf dem PC vorwärts und
rückwärts bewegt und wie von unsichtbarer Hand bearbeitet.
Roland und ich dachten darüber nach, die Bücher im Eigen-Verlag
herauszubringen. Wenn der Name noch nicht bestehen würde,
wäre es schön, ihn Lotos-Verlag zu nennen. Roland würde prüfen,
ob es den Namen schon gebe.
Dann aber bat ich Sathya Sai Baba, dass er seinem neuen Verlag
auch selbst einen Namen geben möge. Ich erklärte, dass er der
Chef sei und dass der Chef den Namen bestimmen sollte. Ich wisse, dass ich ihn verstehen könne, wenn er es wolle, er solle ihn mir
mitteilen, auf irgendeine Weise.
Vision
"Ich sehe eine wunderschöne tiefrosarote Rose auf leuchtendem
kornblumenblauem Grund. Auf einem Blatt links davon ist das OM
in den Farben gold, beige, weiss und rosa. Alles zarte Farben.
’Dass unsere Liebe Erfüllung findet’, darum bitte ich. Ich freue mich
308
ungemein über dieses Geschenk Sathya Saayines. Er hat der Liebenden eine Rose geschenkt."
Roland stellte fest, dass es den Namen Lotos-Verlag schon gab. Ich
war enttäuscht, dass Sathya Sai Baba mir den Namen für den Verlag noch nicht gegeben hatte. Ich hatte mich darauf fixiert, dass er
ihn mir mitteilen würde. Da wir das Buch jemandem mit nach Indien
geben wollten, kamen wir unter Zeitdruck. Ohne Namen des Verlags war es nicht druckfertig. Wir entschieden uns, selbst nach einem Namen zu suchen. Roland suchte im Internet, ich nahm das
Symbollexikon zur Hand, blätterte darin und kam schliesslich zu der
Rose. So, nebenbei, war mir der Name auch schon durch den Kopf
gegangen. Und da las ich, dass der Symbolgehalt der Rose der
gleiche wie jener der Lotosblume sei. Statt auf dem Schlamm, blüht
die Rose auf den Dornen, unberührt davon. Da erinnerte ich mich
an die Vision von der Rose und schaute nach, wann ich diese hatte.
Es war am Morgen nach meiner Bitte gewesen. OM und Rose, das
war doch die Antwort. Aber manchmal sind wir so verbohrt, etwas
nach unserer Vorstellung zu erwarten, hier eben ein Wort, nicht ein
Bild. Nun war es jedoch klar, dass die Rose in dem Namen enthalten sein musste. Also: Rosen-Verlag. Aber nach einer Prüfung stellten wir fest, dass es auch diesen schon gab. Im Gedanken an die
vielen Menschen die bei einem Buch mithelfen müssen, entschieden wir uns für Rosenkreis-Verlag.
Der Symbolgehalt der Vision:
ROSE
Entspricht dem Lotos; statt auf dem Schlamm blüht sie auf den Dornen. Beide sollten nicht berührt werden.
Verschwiegenheit
Mystische Wiedergeburt
Göttliche Liebe
OM
Urlaut
309
Der erste Laut
Der als Laut inkarnierte Gott
Das Wort
Schöpfergeist
Drei Zustände
BLAU
Farbe des Göttlichen
Farbe der Wahrheit
Farbe der Treue
Farbe Shivas
Farbe Krishnas
ROSENKREIS
Mystische Gruppe
Gruppe höherer Ordnung
Die Gruppe
Ein Zentrum
Jetzt sollten wir auch noch das Signet haben. Da brauchten wir aber
nicht lange zu suchen. Seit meiner Privatschule war ich im Besitz
eines solchen und es hat mich durch alle anderen Tätigkeiten begleitet. Da ist ein Zentrum der Abgeschiedenheit und Geborgenheit
mit Öffnungen nach aussen, einer Rose gleich. Das Ganze enthält
jedoch auch ein Kreuz. Die Farben sind Gold, Grün und Weiss; für
mich die Christusfarben. Diese Erkenntnis geht auf die Vision in
Verbindung mit dem Schweizer-Erkennungszeichen und den grünen Saris zurück. Alles schliesst sich wieder einmal zum Ganzen.
Hat Sathya Sai Baba nun nicht sogar Christusfarben an der Decke
in seinem Ashram?
Traum
"Ich bin mit meinem Auto unterwegs und warte an einer Kreuzung
auf Doris und die Kinder. Dann gehen wir zu Fuss auf der Strasse
weiter. Ich bin glücklich über das fertige Buch und möchte auch den
310
Kindern davon erzählen. Diese aber springen herum, einmal dahin
und einmal dorthin. Doris sagt tröstend: ’Kinder sind an Büchern
nicht interessiert.’ ‘Ich weiss’, sage ich lachend, ‘aber später werden sie es sein’.
Ich bitte um Sai Babas Liebe. Aber immer wieder schaltet sich der
Computer (mein Kopf) ein und denkt an die Arbeit an dem Buch. Ich
bitte Sai Baba, diesen PC abzustellen, damit ich ungestört seine
Liebe empfangen könne. Endlich gelingt es ihm. Er fügt alle Momente der Liebe, die auf einer Mauer nebeneinander stehen, zu einem einzigen innigen Erleben zusammen."
Traum
"Ich komme in die Schule von Sathya Sai Baba. Auf meinem Pult
liegt das Manuskript des Buches. Ich blättere darin und mein Blick
fällt auf das Foto mit Sathya Sai Baba auf dem Stuhl und dem Kreuz
und dem OM über ihm. ’Oh!’, rufe ich aus, schaue auf und blicke in
die lachenden Augen Sathya Saayines. Er selbst hat es hingelegt,
es ist sein Segen. Wir gehen nun im Schulzimmer umher. Eine innige Vertrautheit ist zwischen uns, wir arbeiten an einer gemeinsamen Aufgabe. Er gibt noch einige Anweisungen und dann entfernt
er sich mit dem leicht hingeworfenen Wort: ’Ich werde wohl bald
weggehen.’ In mir ist keine Trauer, ich werde bei ihm sein, wo auch
immer.
Eine Kameradin gesellt sich zu mir, schaut auf meine weisse Ärmelschürze und sagt: ’Es ist wohl an der Zeit, dass du einmal etwas
Neues anziehst. Schau, wie schmutzig sie ist.’ Ja, auch noch ein
brauner Fleck ist zu sehen. In der Mittagszeit gehe ich in die Stadt
und kaufe mir elegante neue Kleider. Die Socken habe ich vergessen. Meine weissen sehen zu den eleganten Kleidern komisch aus.
Aber weit und breit sind keine anderen aufzutreiben. Zudem verspäte ich mich. Die Strasse wird geflickt. Kurz bevor ich wieder in
der Schule ankomme, fallen kleine farbige Blumenblätter vom Himmel. Ich beschütze meine neue Frisur, damit sie sich nicht darin verfangen. Die Arbeiter lachen und eine Kollegin mahnt zur Eile. Meine
neue Frisur ist wundervoll. Am Hinterkopf sind orange Blüten befes-
311
tigt. Die Haare umringen sie wie ein Kranz. Ich fühle die Liebe Sathya Saayines in mir und bin unsagbar glücklich.
Cyrill übergibt mir eine kleine Arbeit, an die er violetten Flieder befestigt hat. Ein Geschenk für mich. Wunderschön!"
Traum
"Sathya Saayine ist krank und ich bin bei ihm. Studenten und andere kommen und gehen. Auch Roland ist da. ’Suche das Foto mit
der kleinen Brücke, auf der eine Bleistiftlinie mitten durch die Strasse und über die Brücke eingezeichnet ist’, bittet mich Sathya Sai
Baba. Ich durchsuche den Stapel mit den Bildern und endlich finde
ich das richtige und bringe das Bild zu ihm. Es ist eine liebliche
Landschaft mit einer kleinen Brücke über einen Bach. Deutlich sehe
ich den Bleistiftstrich. Er macht kleine Bogen oder Windungen,
bleibt aber immer auf dem Weg. Da ist etwas ganz Besonderes. Ich
fühle eine Abmachung, ein Vertrag grösserer Ordnung und eine geballte Energie, eine machtvolle Liebe und Nähe, die uns verbindet.
Ich bin in meinem Ashram-Raum und reinige ihn, denn ich gehe
weg. Die orangefarbene Decke lasse ich auf dem Altar und stelle
das grosse Bild von Sathya Sai Baba darauf."
Traum
"Ich bin mit meiner Familie im Freien vor einem Hotel. Viele Menschen sitzen mit uns auf dem Boden und warten auf das Kommen
Sathya Sai Babas. Da erscheint er auf der Terrasse des Hotels und
gibt uns allen seinen Segen von da aus. Er hat sich verändert. Er
sieht wieder so aus wie an seinem 70. Geburtstag. Das Gesicht ist
schmaler geworden, das Haar gelichtet. Alle warten darauf, dass er
’in ihre Richtung’ schaut. Ein paar Menschen sind zu sehen, die hinter ihm über die Terrasse gehen und in einer Türe verschwinden.
Auch Frauen in schönen Saris sind dabei."
Ich erwachte in tiefer Verbundenheit mit ihm. Seine Liebe erfüllte
mich ganz und ich dachte zu ihm: "Um dieser Liebe willen lebe ich,
bin ich gerne da, wirke in deinem Namen, versuche an deinem
Werk, an deinem göttlichen Plan für die Menschheit, teilzuhaben.
312
Ein anderes Leben habe ich nicht mehr, habe keine eigenen Ambitionen mehr. Wie dankbar bin ich dir für dieses Leben. Für diese
Oase des Friedens, in der du mich leben lässt. Hier ist mein Prashanti Nilayam. Näher könnte ich dir nicht sein. Zwischen uns ist
weder Zeit noch Raum, sondern immer währende, innige Verbundenheit, immer noch. Du hast alles aufgelöst. In mir ist einzig deine
Liebe, dein Friede. Du bist alles für mich." Stunden vergingen und
ich ergab mich in diese gemeinsame Liebe.
Der Verlag!
Am 18.3.2000 kam es zu einer Entscheidung! Wir arbeiteten an der
Website fürs Internet. Roland sprudelte nur so vor Ideen, ausgehend von unserer Weihung vor 20 Jahren, zu der Verbreitung der
Zeitlosen Wahrheit und Weisheit beizutragen. Er plante, für jeden
Tag einen Spruch aus der Vielfalt seiner spirituellen Kenntnisse und
Namen zu veröffentlichen. Ich sass an meinem PC und versuchte
das Ziel "unseres" Verlags vorzustellen. Mitten in der Arbeit stürzte
das Programm ab. Zudem war Roland mit meinem Text nicht ganz
glücklich. Ich erinnerte mich, dass zweimal, als Roland und ich zusammengesessen waren, Sathya Sai Baba ganz präsent war. Das
erste Mal freute ich mich darüber, beim zweiten Mal wurde ich stutzig und sagte zu Roland: "Immer wenn ich etwas falsch machen
will, meldet sich Sathya Sai Baba auf diese Weise. Ob wir wohl etwas falsch machen?" Wir konnten es uns nicht vorstellen. Das Programm stürzte erneut ab. Nachdem Roland alles wieder in Ordnung
gebracht hatte, schrieb ich einen privaten Brief. Das ging ohne
Probleme. Aber als ich an meinem Text weiterarbeiten wollte, stürzte der PC von neuem ab. Ich setzte mich zum Altar, denn ich fühlte
eine Mahnung. Ich fragte Sai Baba ganz konkret nach dem Grund:
"Machen wir etwas falsch? Und wenn ja, was?" Die Antwort kam
umgehend: "Das ist nicht dein Verlag, das ist auch nicht Rolands
Verlag, das ist MEIN Verlag! Nichts wird veröffentlicht, was nicht
meinem Willen entspricht." Diese Botschaft war für uns beide doch
recht aufwühlend. Wir wurden in voller Fahrt gebremst. Aber nun
waren die Richtlinien für diesen Verlag klar. Nur Beiträge zum "Neuen Wirken", nur die Brücke zwischen den beiden Lehren!
313
Es schien, dass bis zum 1. November ein Buch gedruckt und die
"Lehre und Offenbarung" in Deutsch und Englisch als Manuskript
fertig sein würde. Vielleicht würde sogar die "Ankündigung" Englisch realisiert sein. Aber das waren vorerst nur Träume!
Traum
"Ich komme auf den Tempelplatz. Er ist fast leer, nur die alten Inderinnen sitzen da. Ich lege ein gefaltetes Tuch auf den Boden in
der erste Reihe. Mir wird ein Stapel handgeschriebener Textblätter
übergeben, auf denen viele Korrekturen gemacht worden sind. Stehend lasse ich die Blätter durch meine Finger gleiten. Plötzlich steht
Sathya Sai Baba vor mir. Er schaut erst mich, dann die Blätter an
und sagt etwas weniges dazu, und schon ist er weitergegangen."
In der Meditation bat ich Sathya Sai Baba, darüber zu entscheiden,
was mit seinen Büchern zu geschehen habe, wann und wo sie gedruckt und herausgegeben werden sollen. Ich sagte ihm, dass ja eigentlich der Vater über seine Kinder bestimmen müsste. Und dann
hatte ich folgenden Traum:
"Wir arbeiten alle in einem grossen Garten auf dem Land meines
Elternhauses im Breitmoos. In demselben, der in einem der Todesträume kahlgeschlagen worden ist. In diesem Garten gibt es Abteilungen, für die verschiedene Menschen verantwortlich sind. Alles
ist vorbereitet zum Säen, Setzen und alle warten auf mein Startsignal. Ich entschliesse mich, dieses Startsignal nun zu geben. Da
kommt Sathya Sai Baba vom Elternhaus her und ruft mich zu sich.
Ich gehe ganz selbstverständlich auf ihn zu. ’Es ist noch zu früh, es
ist noch zu kalt, es muss wärmer sein, die Sonne hat noch zu wenig
Kraft’, sagt er liebevoll und väterlich. Ich fühle nur die Liebe zwischen ihm und mir, bin glücklich, hier bei ihm zu sein. Dann wende
ich mich zum Gehen. Er aber bleibt an meiner Seite, kommt mit mir.
Ich bleibe stehen und schaue ihn fragend an. ’Wir werden zusammen weggehen. Du wirst Skier brauchen’, sagt er liebevoll. ’Ich,
Skier?’, frage ich zweifelnd. ’Nur kurze!’. Er zeigt mit den Händen,
wie kurz oder lang sie sein werden. Mit einer leichten Bewegung
seiner Hand nach unten, mit Blick auf meine Beine sagt er: ’Ja, dei314
ne Beine sind perfekt.’ Voll Vertrauen sage ich: ’Du weisst, wie gerne ich immer Ski gefahren wäre, aber ich hatte Angst, ja, Angst!’ Ich
wusste, dass er verstand, was für eine Angst ich meinte. Nicht die
Angst vor dem Skifahren. So, ganz vertraut, ganz selbstverständlich durfte ich ihm nahe sein, wie ich es mir immer wünschte."
Das Buch
SATHYA SAI BABA DER WELT-AVATAR
Ankündigung und neues Wirken
war schon in der Druckerei. Nach diesem Traum stoppte ich alles.
Wir würden damit warten, bis Sai Baba, der Chef, grünes Licht dafür
geben würde.
Bald war Christus-Vollmond. In dieser Zeit lässt Christus die Energie vom Wesak-Fest über die ganze Menschheit strömen. Ich würde mich anschliessen und hoffte, dass ich die Energie fühlen dürfte,
wenn sie durch mich strömte.
Und wie ich sie fühlte!!! Ich verstand nun endgültig, dass ich keine
spirituellen Bemühungen mehr machen musste. Die Verbindung
war automatisch da, ohne Vorbereitung. Es hatte lange gedauert,
bis ich erkannte, bis ich glaubte, was ich fühlte. Dass mich die spirituellen Bemühungen von seiner Gegenwart trennten, dass sie ein
Hindernis waren, dass einzig und allein unsere Liebe wichtig ist.
Eine Freundin kam zu Besuch und erzählte mir von den Vorwürfen,
die gegen Sathya Sai Baba gerichtet waren. Es war eine weltweite
Kritik, die von ihm ehemals Nahestehenden verbreitet wurde. Im
Flugzeug war die Freundin mit Literatur "versorgt" worden, welche
diese Kreise sogar versandten. Wir besprachen die Probleme und
ich erzählte ihr den Traum, den mir Sathya Sai Baba vor Jahren geschenkt hatte, als mir die gleiche Kritik zugetragen wurde. Was hat
er in den Sechzigerjahren schon angekündigt? Dass sich die Judasse in dieser Zeit vermehren würden. Ich erzählte ihr von meinem
Gespräch mit Roland, als er mir berichtete, dass er zufällig auf die315
se Vorwürfe im Internet gestossen sei. In seinem Herzen glaubt er
an Sathya Sai Baba, sein Vatersein jedoch hinterfragt die Wahrheit,
zweifelt. Wer kann ihm das verübeln? Wie hatte Sai Baba in jenem
Traum gesagt: "Schmutzige Schuhe hinterlassen hässliche Spuren." Und es waren diese Spuren, mit denen sich nun weltweit seine
Anhänger befassen mussten. Die Auseinandersetzung musste
stattfinden, denn Gott rechtfertigt sich nicht und gibt auch keine Erklärung dazu. Ich selbst dachte an meine eigene Anfangszeit zurück, in der Sathya Sai Baba meine unteren Chakren bearbeitete.
Wie hatte ich ihn missverstanden! Wie hatte ich gehadert, geweint,
geschimpft! Und - auch damals rechtfertigte er sich nicht, gab keine
Erklärung ab. Sollte es seinen Studenten anders gehen? Bestimmt
sind unter ihnen Mitglieder der Hierarchie, die früher als wir mit den
Problemen der Kundalini fertig werden müssen.
Traum
"In Biel ist ein grosses Treffen, in dem architektonische Probleme
erörtert werden. Eine riesige Menschenmenge nimmt daran Teil.
Die Diskussionen sind nun beendet und in einer grossen Prozession ziehen wir durch die Stadt. Da sehe ich, dass eine grosse Gruppe Jugendlicher, Jungen und Mädchen, daran teilgenommen hat.
Sie tragen alle das Schweizer Erkennungszeichen für den Ashram
von Sathya Sai Baba. Diszipliniert schreiten sie nebeneinander in
einer Zweierkolonne. Wie freue ich mich über dieses Bild, wie dankbar bin ich."
Traum
"Ich sehe die Weltkarte, die Welt, wie man sie ’von aussen’ sieht.
Eine weissliche Fläche mit verschieden grossen grauen Flecken.
’Ist das unsere Welt?’, frage ich mich. Da sehe ich ein anderes Bild.
Die Karte ist das Kleid einer Frau. Riesige seidene, geraffte Ärmel,
in einem leuchtenden Rubinrot fallen duftig leicht bis zu ihren Händen. Auch um die Brust ist dieser Stoff angebracht und vereint sich
seitlich mit den Ärmeln. Mutter Erde! Die Arme voller Liebe um die
Erde gelegt.
Da ist eine Frau, die einen Mann liebt. Beide sind ganz besonderer
Art, edel, gebildet, mächtig. Es gibt jedoch Schwierigkeiten zwi316
schen ihnen. Die Frau wird aufgefordert, dem Mann ihre Liebe zu
gestehen, denn auch er liebt sie." Ich erwachte in der tiefen Liebe
Sathya Saayines.
Traum
"Ich bin im Ashram, privat. Wenn ich nach draussen schaue, sehe
ich ein Meer von Menschen, die auf Sathya Sai Baba warten. Er
kommt in den Raum und ich begrüsse ihn mit aneinander gelegten
Händen. Das Gespräch dreht sich um die Kleider, die er anziehen
müsste, wenn er wegginge.
Die Räume, das Haus, der ganze Ashram wird umgebaut. Da sieht
man, wie nötig dieser Umbau ist. Viele Wände sind grau, feucht. Die
Tapeten lösen sich. Ich öffne verschiedene Schranktüren und sehe
zu meiner Verwunderung, dass da afrikanische Kunst, auch Fälschungen aufbewahrt sind. Ich rufe einen Freund, er ist jetzt dafür
verantwortlich. Da entdecke ich auch noch private Dinge. Eine Tasche, die ich gar nicht brauche. Mitschülerinnen aus der Seminarzeit sind da. Auch sie bringen Ordnung in ihre Sachen. Es haben
sich viel zu viele Dinge aufgestapelt, die man hier gar nicht
braucht."
Der Tibeter sagt an einer Stelle: "Wenn Krishna als Herr, der
Schöpfer spricht ..." Das sind Schlüsselworte! Wenn Christus als
Gott spricht, dann ist er Gott.
Der Tibeter fragt: "Ist es für euch so schwer vorstellbar, dass sein
Manifestationsinstrument schon 22 Jahre darauf wartet, um von
ihm benutzt zu werden?" Das wurde 1948 geschrieben. Sai Baba
wurde 1926 geboren.
Wir sollten über das Wort "Manifestationsinstrument" nachdenken.
Denken wir an die Worte, die Sai Baba am 17.5.1968 in Bombay
verkündet hat: “Da die Göttlichkeit in diesen menschlichen Körper
gehüllt ist, müsst ihr bemüht sein, die Täuschung zu überwinden,
welche die Göttlichkeit vor euren Augen verhüllt. Es ist eine
menschliche Form, in der jede göttliche Wesenheit, jedes göttliche
Prinzip, das heisst, alle Namen und Formen, die der Mensch Gott
zuschreibt, manifestiert sind.”
317
Der Tibeter sagt ferner, dass Christus in einer früheren Inkarnation
Krishna gewesen sei.
Er sagt auch: "Christus wird sich nicht, wie ihr erwartet, als niedliches Kind verkörpern, er wird wohl andere Möglichkeiten in Betracht ziehen."
Wir wissen von Sathya Sai Baba selbst, dass er vorher als Shirdi
Baba verkörpert war und dass dieser das neue Manifestationsinstrument erst nach ein paar Jahren voll in Besitz nahm.
Er erklärt, dass Christus aus dem Mittelpunkt eines Dreiecks von
Energien heraus wirken werde: den Energien des Geistes des Friedens, dem Avatar der Synthese und des Buddha.
Er sagt zudem, dass sich auch Christus für die grössere Aufgabe
vorbereite.
Sind wir bereit, aus all diesen Worten die Konsequenzen zu ziehen? Sind wir bereit, in allen die Einheit anzuerkennen?
Gut, ich verbrannte vor einem Jahr das "grössere Bild", weil es mir
den Blick auf das grösste Bild versperrte, und doch sitze ich täglich
wieder vor Sai Babas Bild. Roland fragte mit Recht, warum ich denn
nicht alle Bilder verbrannt hätte. Ich erklärte ihm, dass ich zu der Erkenntnis gekommen sei, dass mich der formlose Gott nur durch die
Augen eines Wesens, das da sei, anschauen könne, durch die Augen Sathya Saayines, der göttlichen Verkörperung.
Wenn er als Reiter auf dem weissen Pferd über den Himmel rast,
dann wird er das blutrote Kleid Sathya Sai Babas tragen und das
Schwert der Wahrheit, die er ist, in seiner Hand schwingen!
Traum
"Ich bin in meinem Elternhaus. Es gehört mir. Auf einmal sehe ich
das orangefarbene Kleid in der Küchentüre. Unten schauen zuerst
die Füsse heraus und dann ist Sathya Saayine ganz da und lacht
mich an. Vorher habe ich mich in der Stube bemüht, die wunderbaren Rosen schön anzuordnen. Dorthin führe ich ihn nun. In mir ist
eine grosse Freude über sein Kommen. Aber sein Kommen ist nicht
ein besonderes Ereignis, er kommt oft hierher. Ich geniesse seine
Gegenwart und vieles wird besprochen. Dann gehen wir zurück in
318
die Küche. Von da sieht man in mein ehemaliges Jungmädchenzimmer. Das ist jetzt ein Raum, in dem all die Blumen geordnet werden, die man uns bringt. Es sind noch andere Frauen da, die das
hier tun. Sathya Sai Baba geht zur Türe und fragt: ’Darf ich hereinkommen?’ Eine junge Besucherin, diejenige, die mit mir den ganz
persönlichen schrägen Blick bekam, sitzt in der Ecke, und ich sehe,
dass sie einen wunderschönen Blütenzweig in der Hand hält. Keck
antwortet sie: ’Nur, wenn man sich vorher eingeleint hat!’ Alle lachen und Sathya Sai Baba fragt schmunzelnd: ’Ja, muss man das
hier auch?’ Am grossen Tisch arbeitet eine Freundin, diejenige, die
mich zu Sai Baba geführt hat. Sie ist die Verantwortliche in diesem
Raum. Sai Baba greift nach der gelben Giesskanne, die sie benutzt,
und fährt mit der Hand einige Male über den Griff. ’So, nun rutscht
sie nicht mehr aus der Hand’, sagt er zufrieden. Ich gehe hinaus und
wandere über die Wiese, wo sich Kinder tummeln und spielen. Es
ist ein weites, schönes Land, voll Frieden. Auf einmal wird mir bewusst, dass Sathya Sai Baba ja noch bei uns ist, und ich kehre ins
Haus zurück. Es ist also so, dass ich mich nicht mehr an jede Sekunde seiner Gegenwart klammere, weil er hier ein und aus geht,
wie zu Hause. Trotzdem freue ich mich darüber, dass er noch da
ist."
Beim Erwachen am 13.9.2000 hörte ich eine Stimme, Worte in meinem Herzen: "Ich bin so unsagbar einsam, ich bin so unsagbar einsam, ich bin so unsagbar einsam!" Und ich fühlte schmerzhaft in
meinem Herzen diese Einsamkeit. Wo, wann hatte ich diese Stimme, diese Worte schon einmal gehört? Ich kannte diese Stimme,
Ich kannte die Worte, wer hatte sie gesprochen? Wer war so unsagbar einsam? Ich wusste, ich müsste es wissen! Und dann wurde
ich ganz wach und erinnerte mich. Es war der Traum gewesen, lange vor der Reise zu Sathya Sai Baba. Aus der Zeit, bevor ich ihn
kannte. Aus der Zeit, in der ich mich nach "meiner" Kirche sehnte.
Der Traum des Versprechens, das 1990 eingelöst wurde. Und dann lief vor mir alles ab wie ein Film. Man verleumdete ihn. Wer
verleumdete ihn? Seine "Getreuen", seine ehemals "Nahen"! Und
wieder war es so, dass sein Werk von den Gläubigen mehr behindert wurde, als von der Masse der Menschen. Ich weinte hemmungslos, stundenlang.
319
Sathya Sai Baba erzählt oft aus dem Leben Jesu. Als Christus hat
er Jesus überschattet und durch ihn gewirkt. Jesus, Gottes geliebter Sohn, der König auf Erden, wie ihn die Jünger sahen, wehrte
sich nicht, als er zu Unrecht gekreuzigt wurde. Die Jünger verstanden ihn nicht, aber er schwieg! Er hat sich kreuzigen lassen! Und
nun wiederholte sich die Geschichte! Auch diesmal schwieg einer!
Die ganze Welt würde an diesem Drama teilhaben. Christus selbst
wurde verleumdet, von denen, die ihm nahe waren. An seinem Geburtstag würde man "Hosianna" rufen - und dann? So gewiss, wie
Jesus auferstanden ist, würde auch Sathya Sai Baba auferstehen!
Das Opfer, das wahre Opfer ist und war seit jeher das Schweigen,
das Erdulden, uns allen zur Schande! Gab es denn keinen anderen
Weg als dieses Opfer, die immer grösseren Opfer? Es gibt wohl keinen anderen Weg, um uns zum Nachdenken zu zwingen, uns zu
prüfen.
Auf der inneren Ebene hatte ich seit 1976 alles, was ich ersehnte.
Ich musste aber lernen, auf der äusseren Ebene nichts mehr für
mich selbst zu wollen, mich an nichts und niemanden mehr zu klammern. Diese Zeit war vollendet. Nun konnte ich hier wirken, ohne
gebunden zu werden. Ich lernte, die stillen Zeichen der Führung zu
erkennen. Lange sehnte ich mich nach einer "Gebrauchsanweisung" für Gott. Aber eine solche gibt es nicht, man muss mit ihm LEBEN! Ich musste erkennen, dass alles, was sich wiederholt, an
Wert verliert. Die Einmaligkeit allein ist kostbar.
Ich habe einen Geliebten, Gott selbst. Wenn man Gott als Geliebten
hat, gehört man nicht mehr sich selbst. Man gehört mit ihm der ganzen Welt. Man hat auch keinen Geliebten für sich selbst. Der Geliebte gehört auch allen ganz allein.
Traum
"Ein junger Mann ist von der Polizei verhaftet worden. Man führt ihn
zu einem Podest, um ihn zur Schau zu stellen. Dort liegt er nun, bewacht von der Polizei. Ich betrachte ihn. Und nun erkenne ich mit
einem tiefen Erschrecken, dass dieser Mann unschuldig ist. Ich
steige die Stufen zu ihm empor und knie vor ihm nieder. In der Hand
320
hält er ein Bündel mit zwei Knoten darin. Mit einem eigenartigen
Blick gibt er mir das Bündel in die Hand. Es ist, als wäre es gefüllt
mit Sand. Ich befühle es und weiss mit Bestimmtheit, dass dieser
Mann unschuldig ist. Ich gebe ihm sein Eigentum zurück und flehe
ihn aus tiefstem Herzen in Gedanken an: ’Erkläre es ihnen! Wehre
dich doch! Verteidige dich!’ Meine ganze Liebe, meine ganze Macht
lege ich in diesen Wunsch. Er lächelt nur. Er sagt: ’Es gibt keinen
anderen Weg!’ Und ich weiss in meinem wehen Herzen, dass es
keinen anderen gibt. ’Ja, es gibt keinen anderen Weg’, sage ich ergeben. Auf einmal versinkt alles um uns her. Da sind nur noch er
und ich, innig verbunden.
Später treffe ich ihn wieder. Mit der gleichen Polizei, die ihm nun
das Ehrengeleite gibt. Er ist ein freier Mann. Sein Blick fällt auf mich.
Er kommt auf mich zu. ’Es war eine Prüfung! Eine Prüfung für die
Polizei’, sagt er zu mir. Eine Prüfung für uns alle! Inszeniert von ihm
selbst! Lächelnd übergibt er mir das Bündel, zur Überraschung aller, die nun bei ihm sind."
Ich denke an Worte des Tibeters. Er sagt: "Einer Annahme durch
die Welt geht stets eine Ablehnung durch die Welt voraus. Das ist
ein Gesetz." Göttliche Gesetze können niemals umgangen werden.
Gott selbst hat das Gesetz erschaffen, auch er selbst muss sich
daran halten!
Traum
"Ich bin an einem wunderschönen Ort mit vielen Menschen zusammen, lebe da, arbeite da. Sathya Sai Baba ist zu Besuch. Ein Mann
fragt mich: ’Weisst du, dass er nur ein einziges Kleid hat? Ich weiss
nicht, wie er das macht, es sieht immer neu aus.’ Da kommt Sathya
Sai Baba, liebevoll, demütig, anmutig - und das Kleid leuchtet wie
von innen her. Er geht zum WC und fragt erstaunt: ’Gibt es da keinen Schlüssel?’ ’Doch’, erkläre ich, ’aber er steckt innen!’ Nach einer Weile kommt er wieder den Weg entlang. Niemand belästigt
ihn, alle freuen sich still. Über die Köpfe hinweg frage ich ihn: ’Wie
lange bleibst du da?’ Mit einer leichten Wendung des Kopfes, ein
wenig lächelnd erwidert er: ’Ich gehe erst weg wenn - das - fertig
321
ist.’ Ich freue mich, ’das’ wird noch lange nicht fertig sein! Dann
schaue ich mich um. Überall blüht es."
Traum
"Gott spricht mit mir in der Blumensprache und die verstehe ich. Ich
muss vertrocknete Pflanzen giessen und ich weiss, dass es eigentlich Menschen sind."
Unser erstes Büchlein, Amrita Vahini, das wir aus dem Englischen
ins Deutsche übersetzt hatten, war seit einiger Zeit im Verkauf. Die
ersten Kritiken aus den Sai-Devotee-Reihen erreichten uns. Man
warf uns vor, den Namen so gewählt zu haben, um den Eindruck
zu erwecken, Sai Baba hätte das Buch selbst geschrieben. Dabei
ist der Name der Autorin auf der Titelseite gut zu lesen, und auf der
zweiten Umschlagseite ist auch der Name erklärt. Es ist wirklich ein
Fehler unsererseits. Das Original heisst Amrita Varshini. Weil aber
Varshini in der Sanskritbibel von Mittwede nicht zu finden war, an
die wir uns in der Arbeit mit den Deutschen strikt zu halten hatten,
dachten wir, das sei eine der Abweichungen, die ja oft vorkommt.
Im Ashram erklärte man mir dann, das Varshini Schauer heisse und
Vahini Strom. Die Kritik verriet uns jedoch, dass sich niemand die
Mühe gemacht habe, das Büchlein ernsthaft zu lesen. Es enthält
viele Antworten auf Fragen, die uns hier beschäftigen und über die
wir nicht Bescheid wissen. Das Buch verkauft sich gut und viele Leser lieben es heiss und sagen, dass es eine kleine Perle sei und
Antwort auf viele drängende Fragen gebe. Ich fragte mich, wie es
möglich ist, die Liebe nicht zu fühlen, die von Sudha Aditia nicht und
die von Sathya Sai Baba nicht?
Mit Bestürzung stelle ich fest, dass jetzt schon, zu Lebzeiten des
Welt-Avatars, eine gewisse Kristallisation unter vielen Sai Devotees zu finden ist. Normalerweise ist es so, dass eine Lehre zu Lebzeiten des Promotors Begeisterung und Enthusiasmus auslöst.
Nach dem Ableben des Initiators bemüht man sich, die Lehre so getreu wie möglich zu erhalten. Dann aber folgt die Kristallisation, wo
nur noch der Buchstabe zählt, wo es Kritik und Diskussionen unter
den Mitgliedern gibt, Eifersucht auch und Machtansprüche auf die
alleinige Wahrheit. Das können wir in jeder Religion, in jeder Lehre,
322
in jeder Organisation beobachten. Gerade in Beziehung zu Stahya
Sai Baba ist das sehr betrüblich. Er belehrt uns täglich und er wird
noch da sein, bis sein Körper 96 Jahre alt sein wird. Er ist der Avatar
der Synthese. Wo ist da seine Lehre der Einheit, der Bruderschaft,
des Miteinanders, der Toleranz, der Liebe noch zu finden? Auch er
hat noch andere Gemeinden, wie Christus damals, das wird vergessen. Der Welt-Avatar hat seine Jünger überall auf der Welt, in
jedem Bereich menschlicher Tätigkeiten. In der Politik, in der Armee, in der Erziehung, in der Kunst, in den Wissenschaften, im Alltag. Wenn wir heute das Geschehen in der Welt beobachten, dann
stellen wir fest, dass es nicht die Religionen, nicht die esoterischen
Zirkel, nicht die Gläubigen sind, die das Geschehen der Zeit ändern
können. Sie haben in der Vergangenheit ihre Chance gehabt. Wie
der Tibeter sagt, sind es die Politiker, die Erzieher, die Verantwortlichen des Weltbesitzes, die sich um Verbesserung der Zustände
bemühen, auch wenn wir das nicht so klar erkennen können. Alles
Geschehen hat einen äusseren und einen inneren spirituellen
Grund.
Traum
"Ich bin mit Bernhard zu einem Ort unterwegs, den ich nur von einem Bild her kenne. Dieser Ort ist in den Bergen. Von dort aus sieht
man das Stockhorn, einen der Berge meiner Heimat. Vor einem
Bahnübergang müssen wir warten. Viele Menschen steigen aus
und drängen sich zwischen unseren Autos durch. Plötzlich entdecke ich, dass Bernhard weggefahren ist. Vor mir ist nur noch der
freie Platz. Ich gerate in Panik, denn ich weiss nicht mehr, wie man
Auto fährt. Ich taste mit den Füssen den ganzen Autoboden ab,
aber da ist kein Gas- und auch kein Bremspedal. Da aber ist Bernhard wieder vor mir und ich fahre ihm nach. Und nun gehen wir zu
Fuss weiter. Wir kommen in ein Tal, das auf einer Seite mit einem
wunderschönen, langen Gebäude abgeschlossen ist. Da ist Fenster an Fenster. Wir sehen die Vorhänge. Aber da ist kein Licht,
nichts, das auf Bewohner schliessen liesse. Am Wegrand blühen
Blumen, ein Meer von Sterndolden. Ich kenne diese Blumen von
den Bergen. Sie sind weissgrau, leicht gelblich. Ich lasse sie im Gehen durch meine Hände gleiten. Es fühlt sich an wie Seide. Links
von uns ist nun ein See. Ich weiss, dass wir diesen durchschwim323
men müssen. Ich kann nicht schwimmen, wie soll das werden? Gegenüber sehe ich den Ort unseres Ziels. Das Wasser ist tief und
klar, abstehen kann man nicht. Ich wage mich hinein, Bernhard ist
schon unterwegs. Und - welche Freude! Ich werde vom Wasser sicher getragen, ich kann schwimmen."
Traum
"Ich muss viele Früchte verwerten, einige sind schon grau geworden. Ich grabe in den Rabatten. Die Erde ist leicht und locker, so
dass ich tief in die Erde greifen kann. Aber was finde ich da? Eingepackten Käse! Haufen davon! Und da kommt Sathya Sai Baba!
Eine Gruppe Menschen unterbreitet ihm einen Plan. Auf dem Papier sind Quadrate eingezeichnet. Ärgerlich durchkreuzt er alle.
Auch das kleinste Eckchen bekommt ein harsches Kreuz. Alles
durchgestrichen, alles durchkreuzt! Dann schaut er auf, zu mir her,
auf den Garten und sagt verächtlich: ’Da wächst nichts!’, und wendet sich zum Gehen."
Wir taten also wieder nicht, was wir tun sollten. Wir taten es nicht
so, wie es getan werden sollte. Wieder einmal "alte Zeitungen gezählt".
Ich glaubte, es bedeutete, dass in meinem eigenen Garten nichts
mehr wuchs. Das stimmte auch, ich arbeitete nur noch in seinem
Namen, an seiner Lehre.
Traum
"Ein grosses Sportfest wird vorbereitet. Spielfelder werden markiert, Seile gespannt, Felder mit Latten eingezäunt. Ich bin glücklich
und hüpfe wie ein junges Mädchen herum. Mit Bernhard schleppe
ich Latten herbei. Nach Roland wird verlangt. Doris sagt, dass er ’irgendwo da hinten’ sei. Wir suchen ihn und sehen, dass er mit einem
Behinderten Federball spielt. Der junge Mann liegt auf einem Podest und Roland spielt ihm den Ball zu. Der Mann verbirgt schuldbewusst sein Gesicht, aber Roland lacht nur. Wir fordern Roland
auf, nun mitzuhelfen, alle würden gebraucht. Kinder tummeln herum, auch unsere treiben allerlei Unfug. Ich fordere sie auf, auch et324
was zu tun, und zeige ihnen, wie sie durch das dritte Auge Energie
freisetzen können. Dazu benutzen wir Briefe als Symbol, die überall
hingeschickt werden können."
Ich erwachte und stellte fest, dass ich selbst diese Energie immer
noch durch mich strömen liess. Ob das eine Aufforderung war, meine spirituelle Arbeit wieder aufzunehmen, nach dem Taucher in die
Welt?
Traum
"Ich sehe in einen grossen, leeren Raum. Oben in einer Ecke sind
Lautsprecher angebracht, aus denen Bhajanlieder erklingen. Eine
Türe steht offen, und ich gehe hinein. Dort hat es auch Automaten,
aus denen Haarkämme herauspurzeln. Frauen springen hinzu, um
diese aufzufangen. Ich sitze auf der Lehne eines Fauteuils und
schaue belustigt diesem Treiben zu. Als keine Kämme mehr herauskommen, schlägt eine Frau mit ihrem Kamm noch einmal auf
die Öffnung. Nach einiger Zeit purzelt noch einmal etwas herunter.
Es ist ein kleines, messingenes Gefäss. Dieses schlägt auf dem Boden auf, stellt sich auf und rollt auf mich zu. Ich hebe es auf und betrachte dieses Ding von allen Seiten. Oben hat es ein kleines Loch.
Es könnte ein Vibhutigefäss, ein Kerzenständer oder eine kleine
Feuerstelle sein. Eine Vibhutischicht befindet sich darauf. Ich mache meinen Finger nass und schlecke von dem Vibhuti. Es
schmeckt wundervoll und ich weiss, es ist direkt aus Seiner Hand.
Dann habe ich plötzlich auch noch ein Tablett in meiner Hand. Darauf befinden sich alle Dinge, die es zu einem Arathi braucht.
Ich stehe vor einem grossen Lift in einem Bahnhof in den Bergen
und möchte hinauffahren. Der Lift ist jedoch ausser Betrieb und zudem sind auch noch die Treppen zugesperrt. Da entschliesse ich
mich, in das Tal zurückzukehren, nach Wattenwil, meinen Heimatort. Ich betrachte die Wege, die nach unten führen. Sie schmiegen
sich alle sanft in die schöne Landschaft. Ich wähle einen Nebenweg
und wundere mich, wie schnell ich vorwärts komme. Ich halte an.
Quer über den ganzen Weg ist eine schwarze Marmortafel angebracht. In goldenen Lettern steht darauf: ’Zur Erinnerung an ....! Damit niemand sie vergisst.’ Ich schaue zum Bauernhaus hinauf. Auf
der Laube steht ein Mann und schaut ernst auf mich herab."
325
Ich erwachte tief verbunden mit Sathya Saayine - wie schon lange
nicht mehr.
Traum
"Ich bin Lehrerin an einer Schule und das Schuljahr ist jetzt zu Ende. Darum verlange ich von den Schülerinnen, dass sie mir ihre Arbeiten zur Begutachtung bringen. Und da kommen sie, gelangweilt,
träge, blasiert. Eine hat nur eine Arbeit gemacht, andere zwei oder
drei. Die letzte Schülerin bringt mir ein Mädchenkleid. Ich wende
dieses um und sehe die Etikette, es ist ein gekauftes. Ich schaue
in den Raum. Dort liegt Roland und schläft, ein kleines Mädchen kuschelt sich an ihn. Ich bin masslos enttäuscht. Aber ich erkläre ruhig: ’Ich bin enttäuscht! Ich lege mein Amt nieder!’ Niemand reagiert
darauf. Es macht ihnen überhaupt nichts aus. Der Entschluss ist
also richtig."
Stimme
"The inner motivator is dead and the outher less."
Traum
"Da sind verschiedene Sessel; einige einfacherer Art, andere sehr
kostbar. Ich setze mich auf jeden von ihnen und in jedem umfängt
mich eine grosse, wenn auch unterschiedliche Liebe. Zuletzt sind
da noch zwei. Ob ich mich auch noch auf diese setzen soll? Ja, ich
setze mich auch noch auf diese letzten."
Traum
"Ich bin mit vielen Menschen zusammen und trage den ’Christussari’. Man spricht darüber. Ich erzähle ihnen, dass ich ihn manchmal verändere. Zum Beispiel, dass ich hin und wieder ein Cape daraus mache. Die Goldborte als Abschluss ringsherum, mit einer
Blume oben zusammengehalten, und anderes mehr."
326
Traum
"Ich wische einen grossen Vorplatz. Es ist kaum noch etwas, das
weggewischt werden muss, nur noch ein kleines Kreislein. Sathya
Saayine ist da. Während des Wischens betrachte ich ihn. Er fängt
zu tanzen an und schaut mich dabei herausfordernd an. Ich lasse
den Besen fahren und eile zu ihm. Und dann tanzen wir zusammen,
in einer Harmonie. Ich schmiege mich zärtlich an ihn, neige den
Kopf an seine Schulter und übergebe mich ihm. Er führt mich mit
leichter Hand. Da sehe ich plötzlich, dass die Fenster des Hauses
hell erleuchtet sind. Ob da ein Fest ist? Da löst sich Sathya Saayine
von mir und verschwindet in der Dunkelheit bei dem Haus. Ich sehe,
dass nun in den Räumen helle Flammen lodern. Roland sagt: ’Es
ist ja klar! Er fühlt doch die Gefahr!’ Ich stehe da und betrachte diese
Flammen. Sie brennen nur im Inneren des Hauses. Sathya Sai
Baba kommt zurück. Er trägt nun ein weltliches Kleid, darauf befindet sich ein weisser Fleck."
Heute liess ich Roland das Haus überschreiben. So war ich nun frei.
Frei zu gehen, wohin immer Sathya Sai Baba mich haben will, auch
zu ihm, wenn er es will. Aber ich wusste, dass er gerade das nicht
wollte.
Traum
"Vor mir steht Aylins Bäbiwagen, er ist angefüllt mit Ostereiern aus
Zucker, aus Schokolade, einige eingewickelt in Silber- und Goldpapier. Ich betrachte meine linke Hand. An welcher Stelle ist es am
einfachsten, die Finger abzuschneiden? Mir scheint es, am besten
neben der Handfläche. Mit einem scharfen Messer schneide ich
den ersten ab. Ein Stummel bleibt. Es ist wohl besser, sie beim Gelenk durchzutrennen. Und das mache ich nun."
327
2001
Am 6.1. flog ich mit zwei Freundinnen für drei Wochen nach Indien.
Bei mir hatte ich die vier Bücher, die nun fertig zum Druck waren.
"Sathya Sai Baba, der Welt-Avatar. Ankündigung und neues Wirken" in deutsch und englisch, "Sathya Sai Baba, der Welt-Avatar.
Lehre und Offenbarung" in deutsch und englisch.
Die Lektorin für Englisch würde später kommen. "Ob er diesmal mit
mir spricht?", war die Frage die mich bewegte. “Es wäre schön,
wenn er mir für das weitere Vorgehen Hinweise geben würde.” Da
war also doch schon wieder eine Erwartungshaltung! Wie oft müsste er mich eigentlich noch enttäuschen, bis ich endgültig begreifen
würde?
Als wir von Sai Baba für das Drucken der Bücher gestoppt wurden,
bestand Roland darauf, bei der Lehre in der Wartezeit einen Index
zu erstellen. Mit Recht sagte er, dass das ein Arbeitsbuch sei, und
dass ein Index unbedingt erforderlich sei. Von den Tibeterbüchern
her war ich mit dieser Arbeit ja schon vertraut. Ich wusste jedoch
auch, wie zeitaufwendig diese war. Jetzt aber enthielt dieses Buch
auch einen umfassenden Index und ich war glücklich darüber.
Die neuen Verantwortlichen fürs Baby-Projekt gingen mit 700 Paketen ins Spital. Die Frau Doktor war beleidigend und arrogant. Sie
gab zu verstehen, dass nur ich den Segen von Swami für das BabyProjekt hätte. Für die Gruppe müsste sie Sai Baba wieder fragen.
Wenn er nein sage, würden sie nichts mehr nehmen. Niemand
konnte verstehen, dass ein Gruppenprojekt an einem Namen hing,
ich auch nicht. Wir hatten immer als Gruppe daran gearbeitet. Swami hätte genug Geld, um die Neugeborenen selbst zu kleiden, sagte
sie. Die Frage war nur, ob er es mit seinem Geld tue. Ich war enttäuscht und nahm mir vor, nach dem Darshan mit Modi gleich ins
Spital zu fahren und die Pakete zurückzuholen. Es gab Spitäler genug, die dankbar für eine solche Hilfe wären. Die Verantwortliche
fand jedoch die Idee nicht gut. Mit Recht sagte sie, die Hilfe sei ja
für die Kinder, für niemanden sonst. Dann hatten wir die letzte Reihe! Das passte ganz gut zu allem anderen. Ich übergab die Entscheidung Sai Baba. "Wenn du nicht willst, dass ich die Pakete wieder zurückhole, dann tue etwas Besonderes, etwas, das du norma328
lerweise nicht tust!", forderte ich ihn auf. Wir hatten also letzte Reihe
und warteten draussen darauf, dass auch wir hineingehen dürften.
Er kam zu früh, so dass wir noch draussen standen. Er ging jedoch
nicht sofort in die Halle, sondern verweilte lange draussen zwischen
seinem Haus und dem Tor. Dort sprach er mit den Sevadals. Aber
dazwischen schaute er oft zu uns herüber. So hatten wir einen wunderschönen Darshan, in dem wir ihn sehen und ihm auch nahe sein
durften. Als wir endlich auch in die Halle gehen konnten, war der
Darshan vorbei. Wir erfuhren, dass es gar keinen Darshan gegeben
habe, sondern dass er direkt in seine Räume gegangen sei. Das
war die Antwort. Und - so hatten die Kinder also doch wenigstens
in den nächsten Monaten noch ihre Kleidchen.
Ich dachte über die Worte nach: "Es gibt keinen anderen Weg!" Ich
erkannte, dass diese Worte auch noch eine andere Bedeutung haben, als jene, "die Schafe von den Böcken zu trennen", wie es
heisst. Die Chakren sind "Der Weg". Über die Aktivierung und Erleuchtung eines nach dem anderen gehen wir den Weg zurück zu
Gott, zu unserer eigenen Göttlichkeit, die sich im und über dem
höchsten Chakra befindet. "Die Chakren sind die Stufen auf dem
Weg", die Jakobsleiter. Sie zu aktivieren ist die Aufgabe des "Hohepriesters", unseres Führers oder Meisters. So entstehen die
Missverständnisse von uns allen. Wir missverstehen seine Arbeit
an unseren feinstofflichen Körpern und an den Chakren und ziehen
die Erfahrung auf die irdische und persönliche Ebene herab. Dazu
kommt noch eine andere Erklärung, auf welche die Worte des bulgarischen Weisen Michael Aivanov vielleicht ein Licht werfen. Er
sagt: "Die Zeit des wahren Wissens ist angebrochen. Die Ausgiessung dieses Wissens symbolisiert die Figur des Wasserträgers,
welcher die kommenden zweitausend Jahre prägen wird. (...) Die
Menschen brauchen vor allem lebendiges, lebensspendendes
Wasser. Darum steht der Wassermann, obgleich er das Symbol
des Wissens ist, diesmal nicht mit dem Gehirn in Verbindung, sondern mit dem Sonnengeflecht, das allein in der Lage ist, das lebendige Wasser in den Eingeweiden zum Fliessen zu bringen. In den
Evangelien steht geschrieben: ’... und aus seinem Schoss wird lebendiges Wasser fliessen.’ Diese Prophezeiung bezog sich auf den
Wassermann; nur konnte das damals Gesagte zur damaligen Zeit
noch niemand verstehen."
329
Wenn ich beobachtete, was in mir während des Empfangs und des
Weiterströmenlassens in meinem Körper fühlbar geschah, dann
stellte ich fest, dass die Liebe sich vom Kopf aus ausbreitete, dass
sie im Sonnengeflecht verstärkt wurde und dann durch die unteren
Chakren weiterfloss. Was wissen wir denn schon von der Aufgabe
die wir übernommen haben, die untermenschlichen Reiche emporzuheben und zu vergeistigen? Können wir die untermenschlichen
Reiche denn über die oberen Chakren erreichen? Nein! Über das
alles zu schweigen, ist das richtig? Darüber zu sprechen, war bis
jetzt auf dem spirituellen Weg nicht gestattet. Es würde bei einigen
Menschen nur Neugierde wecken und zum gefährlichen Spiel mit
den Feuern verleiten. Zu einem Zeitpunkt in ihrer Evolution, in der
es noch zu früh sei, heisst es. Zuerst muss die Entwicklung eines
absolut lauteren Charakters abgeschlossen sein. Jede Lotosblüte
hat das Recht, zu ihrer eigenen Zeit zu erblühen, jede hat ihre besondere Zeit. Der Tibeter sagt: "Auf dem spirituellen Weg gibt es
keine Eile, aber wir dürfen auch keine Zeit verschwenden." Sathya
Sai Baba sagt: "Starte frühzeitig, fahre langsam, komm sicher ans
Ziel." Wir müssen also den Weg zurück zu Gott GEHEN, nicht darüber sprechen. Christus ist als "das Lamm" bekannt. Sai Baba sagte einmal: "Ich bin das Lamm, darum heisse ich Ba-Ba." Alle lachten. Aber die Christen unter den Devotees, haben sie die unerhörte
Botschaft verstanden? Der Tibeter hat einmal gesagt, dass in dieser Zeit drei Bücher wichtig seien: die Bhagavadgita, die Yogasutras von Patanjali und das neue Testament mit Schwergewicht
auf den Offenbarungen des Johannes. In dieser Offenbarung ist die
Rede vom Lamm vor Gottes Thron, das aussieht wie frisch geschlachtet. Die Johannesoffenbarung sollte also von den Christen
studiert werden. Diese Bücher enthalten alle die Auseinandersetzung zwischen dem Guten und dem Bösen, zudem Hinweise über
unseren spirituellen Weg der Höherentwicklung. Sie sind eine Verheissung für alle, die sich auf dem spirituellen Weg bemühen.
Es gibt noch eine andere Aussage von Sathya Sai Baba zu diesem
Thema, die er am 24.12.1972 gemacht hat:
“Als Jesus in der Fülle seiner Göttlichkeit stand, gab er seinen Anhängern ein paar Hinweise. Diese wurden später verfälscht und
manipuliert.
330
Er sagte: ‘Der, der mich zu euch gesandt hat, wird wiederkommen.’
Dabei zeigte er auf ein Lamm. Das Lamm ist ein Symbol, ein Zeichen. Es steht für die Laute ba-ba. Das war die Ankündigung von
Babas Erscheinen.
‘Sein Name wird Wahrheit sein.’ Sathya heisst Wahrheit.
‘Er wird ein rotes Gewand tragen, ein blutrotes Gewand.’ (Hier zeigte Baba auf das Kleid, das er trug.)
‘Er wird klein sein und eine Krone - aus Haaren - tragen.’
Jener Baba ist dieser Baba, und Sai, der kleine, kraushaargekrönte,
rotgewandete Baba ist gekommen. Er lebt nicht nur in dieser Form,
sondern in jedem von euch, als Bewohner eures Herzens. Er ist da,
klein, in einem Gewand, das die Farbe des Herzbluts hat. Gott inkarniert sich in allen! Alle sind eins, der Eine ist alles.”
Stimme
" ..., und nun ist da so ein kraushaariger Gott, der gerne euer Begleiter sein möchte."
Die wunderbarste Offenbarung über Gott, einer göttlichen Verkörperung, der Beziehung Gottes zum Menschsein und zu uns Menschen machte er am 23.10.2001 anlässlich des Dasarafestes:
“Unsere Wissenschaftler haben erkannt, dass alles im Universum
aus Atomen besteht. Sie haben aber nicht erkannt, dass alle Atome
göttlich sind.
Gott hat auf der abstrakten Ebene keine Form und ist unendlich.
Wenn sich die Atome jedoch verbinden, bekommt Gott eine Form.
Alle Wesen sind daher Formen Gottes. Der Mensch ist also göttlich.
Aber der Mensch ist ein besonderes Bündel von Atomen. In ihm
sind latent alle gewaltigen, göttlichen Kräfte vorhanden. Sie sind jedoch zum Teil verborgen. Jedes Wesen hat eine eigene, einzigartige göttliche Anziehungskraft. Es gibt im ganzen Universum keine
Kraft, die im Menschen nicht ist. Das menschliche Leben sollte des331
halb im Bewusstsein dieser Majestät gelebt werden. Es genügt jedoch, ein mitfühlendes Herz, Freude und Frieden zu haben. Solche
Menschen braucht es in dieser Zeit.
Gott ist der grösste Magnet. Eine göttliche Verkörperung hat Zugang zu allen göttlichen Aspekten, aber manchmal hält er diese zurück. Auch Sathya Sai Baba hält diese Kräfte oft zurück und daraus
entstehen viele Missverständnisse.”
Ich kannte jetzt den Titel des Buches der Italienerin, die Alice A. Bailey erwähnte und die Verbindung zwischen dem Tibeter und Sathya
Sai Baba herstellte: "SATHYA SAI BABA The Revelation goes on
...". Dieses Buch wird im Ashram verkauft. Der rote Teppich für unser Buch "Ankündigung und neues Wirken" war im Ashram also
ausgebreitet. Der Name von Alice A. Bailey war im Ashram angenommen und mit ihr das ganze philosophische Werk des Tibeters
anerkannt. Wunderbar!
Wir fuhren dann nach Whitefield und dort erhielten wir "spezial line",
um Sai Baba, dem Chef, die Bücher zu unterbreiten. Ich hoffte,
dass der Wille Gottes in Bezug zu den Büchern mir nun eröffnet
würde. Eigentlich müssten die Bücher im Ashram erhältlich sein. Es
war alles so kompliziert - wenn ich doch einfach nur mit Sai Baba
sprechen könnte. Im Moment schien Sathya Sai Baba vor allem damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass die VIPs ihre Einladungen zur
Eröffnung des neuen Super Spitals erhielten. Am Freitag wäre es
ja so weit. Es blieb also für alle Fragen nur noch eine knappe Woche
Zeit. Ich hatte Briefe bei mir, in denen ich ihm die Fragen stellte. Zudem Briefe und Fotos der Kinder. Bevor ich abreiste, hatte Cyrill ein
ernstes Wort mit mir gesprochen. Er hatte wörtlich gesagt: "Wenn
Sai Baba dich bittet, bei ihm zu bleiben, dann musst du ihm sagen,
dass du eine Familie hast, die dich liebt und die traurig wäre, wenn
du nicht mehr da sein würdest. Du musst ihm sagen, dass du Freunde hast, die dich lieben und die auch traurig wären." (Cyrill war 7
Jahre alt.) Sollte Sathya Sai Baba das zu mir sagen, was wollte ich
selbst? Hier in Indien hatte ich keine Familie, die diesen Namen verdienen würde. In Puttaparthi ist der grosse Festsaal Gottes, mit
hunderten von Kristallleuchtern an der grün-goldenen Decke.
Zehntausende, die an den Festen teilnehmen. Gedränge, Undiszipliniertheit "en gros". Stundenlanges Warten auf dem Boden. Meistens dann so weit weg, dass es unmöglich ist, ihn auch nur zu se332
hen. Wäre das mein Leben? Möchte ich das um jeden Preis? Ich
würde die gleiche Musik hören wie er, die gleiche Luft atmen, zwei
Stunden am Tag, weit entfernt. Nein! Das möchte ich nicht. Ich
müsste eine Aufgabe haben. Hier eine Aufgabe zu haben hiesse
aber auch, oft nicht einmal die zwei Stunden im Tempel zu sein. Die
Zeiten waren vorbei, als Sathya Sai Baba nach seinen Kindern Ausschau hielt, als er weinte, wenn sie wieder weggingen. Sicher weint
er jetzt auch noch manchmal. Ich selbst kann ebenso gut in Oberdorf meine Arbeit für ihn tun, wo ich mit ihm innig verbunden sein
kann, wenn auch auf einer anderen Ebene. Eingebunden in eine
Familie, die mich liebt, bei Kindern, denen ich vielleicht etwas mitgeben kann. Aber, was bedeutete eigentlich, dass ich mir die Finger
abgeschnitten hatte? Hiess es nur, dass ich nichts mehr festhalten
könne, hiess es nicht auch, dass ich nichts mehr tun könne - tun solle? Fragen über Fragen. "Sathya Saayine ist dein Führer", hat er
einmal gesagt. Das ist er. Das heisst, absoluten spirituellen Gehorsam dem Führer gegenüber. Sollte er also diese Worte aussprechen, müsste ich ihnen entsprechen, ganz gleich, was es bedeutete. Aber vor allem wollte ich diesmal vom "Chef" eine persönliche
Order oder Antwort in Beziehung zu seinem Verlag bekommen.
Dann gab es für mich den ersten wirklich schönen Tag. Am Morgen
brachte ich eine schöne, grosse Girlande, um den Krishna zu
schmücken. Als ich sah, wie viele Girlanden übergeben wurden,
wunderte ich mich. Es war ja kein besonderer Tag. Meine Girlande
würde unter allen einfach wieder einmal verschwinden. Wie erstaunt war ich dann zu sehen, dass nur meine Girlande umgehängt
war, an die sich eine ganz bescheidene, gelbe schmiegte. Das hatte ich schon einmal beim kleinen weissen Krishna unter dem Baum
erlebt. Das war eine seiner kleinen, innigen Botschaften an mich,
wohlvertraut. Als Sai Baba kam, drehte er den Kopf nach dem
Krishna und seiner Girlande. Die Männer, die ihn begleiteten, taten
das Gleiche.
Beim Bhajan in der ersten Reihe konnte ich ihn anschauen ohne
Stress. Ich liebte ihn, er liebte mich. Sein Blick ruhte oft und lange
auf mir. Beim Weggehen blieb er auf meiner Höhe eine ganze Weile
stehen und schaute mich mit einem eigenartigen Blick lächelnd an.
"Du gehörst mir", sagte der Blick. Es war der Blick eines Siegers.
333
Und - wie gerne gehörte ich ihm! Ich würde wohl nie so weit sein,
dass mir das Äussere gleichgültig wäre.
Am Guruday durfte ich ihm seine Kinder, die Bücher überbringen.
Die Lektorin, meine Freundinnen und ich hatten gemeinsam eine
Rosengirlande für den Krishna überbracht. Eine für den Rosenkreis-Verlag. Wir hatten die vier Bücher bei uns und bekamen unseren Spezialplatz direkt am Teppich. Wir durften ihm zuschauen,
wie er auf der Männerseite einen Jungen tätschelte, sein Kinn in die
Höhe hob und ihn segnete. Ich hatte das tiefe Empfinden, dass das
alles auch mir galt. Eine kleine Weile schaute er mich mit leicht abstehenden Armen voll Liebe an. Das heisst für mich immer: "Nimm
alles von mir, was du brauchst." Dann kam er näher, blieb vor mir
stehen, nahm alle Briefe und überschüttete uns mit seiner Liebe
und Zuwendung. Innige Verbundenheit, sichtbar auch auf der "äusseren" Ebene. Über die Bücher aber sprach er nicht, schaute sie
nicht einmal an. Ich dachte, dass er das später noch tun würde,
aber ich hatte mich getäuscht. Trotz besonderen Plätzen auch in
den nächsten Tagen, kam er nicht mehr zu uns. Ich musste mich
damit abfinden, dass ich wieder einmal ohne ein Wort von ihm nach
Hause gehen würde. Es war nicht einfach für mich, so tief mit ihm
verbunden zu sein und doch auf der äusseren Ebene keine Antwort
zu bekommen, nicht einmal in Beziehung zu den Büchern. Das
hiess jedoch auch, dass er mir vertraue und dass ich nun selbst alles entscheiden müsse. Wie immer war es so, dass er sich nur einmischte, wenn ich etwas Falsches zu tun gedachte. Ich durfte jedoch wieder einmal ganz intensiv an seinem göttlichen Werk teilhaben, wie ich es so liebe. Wie eine Geliebte, die stolz darauf ist,
wenn ihr Geliebter seine Arbeit gut tut.
Am Nachmittag zum Bhajan sassen wir im ersten Feld und ich
konnte ihn aus nächster Nähe betrachten. Meine Augen tranken
wieder einmal, "was die Wimper hält". Anmut, Feinheit, Mächtigkeit.
Ich konnte seine Hände betrachten. Jede Bewegung eine Welt,
eine Botschaft für sich. Die Anmut dieser Hände ist unbeschreiblich. Seine Hände sind seine Werkzeuge. Immer in Bewegung, erhebend, tröstend, verheissend, ausgiessend, auffangend, emporhebend - so empfinde ich es immer. Wie sagt er selbst: "Das ganze
Universum ist in der kleinen Hand von Sai." Ich dachte zu ihm: "O,
gib mich ganz zu eigen dir! Lass mich Erfüllung finden in Gott. Gehe
334
bald mit mir dorthin, wo ich die kurzen Skier brauche. Dann würde
ich dich verstehen, hast du gesagt. Ich möchte dich so gerne verstehen, damit ich mich deinem Willen gleichrichten kann, wo immer
ich bin. Jederzeit führbar, überschattbar, mit dir eins. Mit dir am
göttlichen Plan für die Menschheit arbeitend. Ich habe selbst keine
Ambitionen mehr.”
Wir sassen noch einmal an einem speziellen Platz. Aber Sathya Sai
Baba kam nicht vorbei. Der innere Kontakt begann jedoch schon
bei seinem Kommen. Über das Geländer hinweg schaute er mich
an. Er ging auf der anderen Seite an dem Feld vorbei. Der Kontakt
blieb während des ganzen Darshans bestehen. Er brachte es fertig,
mich von überall her anzuschauen, zu segnen, zu lächeln. Beim
Weggehen aus nächster Nähe noch einmal sein lächelnder Blick,
ein wenig gefärbt mit Übermut. Und ich strahlte ihn an, lächelte zurück und erhob die Hände zum Gruss. Er tat das Gleiche. Es ist ein
Spiel zwischen uns, unbemerkt von anderen, schon oft gespielt.
Früher immer mit einer gewissen Traurigkeit endend. Diesmal jedoch nicht. Ich fühlte die Liebe, die innere Präsenz noch lange Zeit
und ging glücklich in den Tag.
Dann gingen wir ins Blumenspital, um die Pakete, die in Whitefield
nicht mehr benötigt wurden, dort abzuliefern. Wir kamen an einem
wundervollen Lotosblütensee vorbei. Als wir von Puttaparthi hergekommen waren, hatten wir sie geschlossen gesehen, nun aber waren sie offen. Modi schickte einen Jungen los, um uns einige zu
pflücken. Meine beiden Blüten hielten sich bis zum letzten Tag, ein
kleines Wunder. Sie halten normalerweise nur einen Tag. Sie
schmiegten sich aneinander, so wie ich es mir immer wünsche, mit
ihm einmal so vereint zu sein.
Ich überlegte mir noch einmal die Angelegenheit mit dem Babyprojekt. Es wurde so sehr betont, dass es als Annrose-Projekt von Sai
Baba gesegnet worden sei. Sollte ich mich doch wieder selbst darum kümmern? Diesmal wollte ich von Sai Baba eine konkrete Antwort auf die altbekannte Art. Wir befanden uns gegenüber der Türe,
wo er herauszukommen pflegt. An der Wand sind reliefartige Pfosten angebracht. Ich verlangte, dass er, sollte das von ihm ge335
wünscht sein, vor einem Pfosten stehen bleiben solle. Er trat aus
der Türe, wandte sich nach links und blieb zwischen den Pfosten
stehen. Dabei blickte er mich ernst an. Das Projekt war also nun
endgültig abgeschlossen.
Es war bald wieder soweit, dass ich mich auf dem Sockel des Lichts
umkehren und den anderen Weg gehen müsste. Wir hatten 10. Reihe und sassen beim Teppich. Beim Kommen kaum ein Blick, beim
Zurückkommen jedoch strahlte er alle Liebe auf uns aus, ein wunderschönes Geschenk zum heutigen Tag.
Heute hatte ich die Girlande zum Dank für die Heilung von Cyrills
Augen gebracht. Auf der äusseren Ebene würde es wohl noch seine Zeit brauchen, aber ich war sicher, dass Sathya Sai Baba ihn
heilen würde.
Auf dem Weg zum Stuhl am Nachmittag blieb er auf meiner Höhe
stehen und schaute mich eindringlich und liebevoll an. Dann sass
er in sich versunken auf dem Stuhl. Seine Hände taten ihr Werk wie
gewohnt, aber er schaute nicht auf, schaute nirgends hin. Wie immer dachte ich zu ihm: "Ich liebe dich so sehr. Du bist mein Leben,
ich habe kein anderes. Ich möchte dich verstehen. Ich habe keinen
anderen Wunsch, als an deinem göttlichen Plan für die Menschheit
teilzuhaben und mit dir zu wirken in der Welt. Lass mich zu den
‘Blümchen gehen auf dem Feld’, zu denen, die dich noch nicht kennen, zu den ‘Menschen, die guten Willens sind’ und die du für dein
Werk brauchst. Dafür müsste ich dich verstehen. Ich warte darauf,
dass du dein Versprechen einhältst. Das du mit mir gehst, dass du
bei mir bist und dass ich dich dann verstehe." Da drehte er den gesenkten Kopf ohne ihn zu heben nach mir und schaute mich mit einem durchdringenden Blick an. Ich wusste, dass er mir die ganze
Zeit zugehört hatte. Dazwischen hatte er einmal die linke Hand zur
Faust geballt auf die Lehne gelegt, die rechte Hand hatte er auf die
andere Lehne gelegt, und der ausgestreckte rechte Zeigefinger
hatte energisch auf die Menschenmenge vor ihm gezeigt. Es war,
als ob er mich darauf aufmerksam machen wollte, dass da vor ihm
die Menschheit sitze. Als er dann wegging, blieb er noch einmal
eine Weile vor mir stehen, lächelte und segnete mich. Bevor er zur
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Türe hinaus ging, winkte er mir mit dem Zeigefinger mitzukommen,
und die Hand machte die einladende Bewegung, die er oft macht,
wenn er die Devotees in den Interviewraum weist. So, als würde er
sie hineinschubsen. Das war nun das allerschönste Geschenk, das
er mir geben konnte. Wie schon so oft, lud er mich ein, mitzukommen. Aber mein Körper konnte auch diesmal der Einladung nicht
folgen. Ein wunderschöner Tag in der Gegenwart Gottes. Heilig und
erhaben. Es war ein Versprechen. Diesmal würde ich nicht traurig
nach Hause gehen. Ich war so erfüllt von seiner Liebe, seiner Güte
und inneren Verbundenheit. Da könnte keine Trennung mehr sein
zwischen uns. Wie oft hatte ich das schon empfunden und war dann
doch traurig, wenn die Stunde des Abschieds nahte. Diesmal war
alles so ganz anders. Ich wusste, das war die letzte Botschaft des
jetzigen Aufenthalts, aber in mir war nur Glück und Dankbarkeit.
Traum, wieder zu Hause
"Wir sitzen auf dem Darshanplatz. Innerlich habe ich Sai Baba gefragt, ob ich Recht hätte mit der Annahme, dass sich die spirituelle
Arbeit durch die unteren Chakras erfülle. Jemand hat ein grosses,
rotes Buch bei sich. In der gleichen Reihe haben Devotees die gleichen, aber sie sind kleiner. Die spirituelle Arbeit erfüllt sich wie von
selbst. Die Liebe Sai Babas strömt durch uns einfach weiter, ohne
Anstrengung, ohne unterbrochen zu werden. Wir fühlen die Energie
im ganzen Körper und diese hat mit den roten Büchern zu tun.
Ich arbeite in einem grossen Garten, der zu einem grossen Haus
gehört. Blumen werden zu bunten Sträussen zusammengebunden.
Einige Blumen werden gefärbt, aus vollen Händen verschenke ich
sie. Auch meine Verwandten sind da, sie bekommen fast mehr, als
sie tragen können. Ich bemerke, dass der junge Bauer, der das Feld
nebenan bearbeitet, nun immer lächelt. Voll Freude mache ich die
anderen darauf aufmerksam." Blümchen auf dem Feld?
Anfang Februar bekam ich nach einer weiteren Beratung und Besprechung mit unserer Druckerei die definitive Offerte. Wir erkannten, dass das Buch "Lehre und Offenbarungen" der Grösse wegen
eine Fadenbindung und feste Deckel haben müsse. Damit wir den
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Preis reduzieren konnten, verdoppelten wir die Auflage. Es gingen
nun folgende Bücher in Druck:
SATHYA SAI BABA Der Welt-Avatar
ANKÜNDIGUNG UND NEUES WIRKEN
deutsch, broschiert, 1000 Stück
SATHYA SAI BABA The World-Avatar
ANNOUNCEMENT AND NEW ACTIVITY
englisch, broschiert, 1000 Stück
SATHYA SAI BABA Der Welt-Avatar
LEHRE UND OFFENBARUNGEN
deutsch, mit Pappdeckel und Fadenbindung, 2000 Stück
SATHYA SAI BABA The World-Avatar
TEACHING AND REVELATIONS
englisch, mit Pappdeckel und Fadenbindung, 2000 Stück
Immer mehr hatte ich auch das Gefühl, dass die Lehre ein Schulbuch geben würde. Ich würde, wenn ich die Bücher hätte, mit dem
Office für Bücher im Ashram Kontakt aufnehmen. Wenn sie wollten,
könnten sie das Manuskript in Englisch haben und es selber drucken lassen, oder wir würden sie in Indien drucken lassen und sie
als Geschenk geben, wenn wir uns finanziell wieder erholt hätten.
Ja, hätte sich Sai Baba mit einem O.K. zu den Büchern geäussert,
hätten wir uns vielleicht an die ersten Pläne gebunden gefühlt und
alle Bücher broschiert herausgegeben. Er hat uns die Aufgabe
übergeben, also mussten wir sie nach bestem Wissen und Gewissen auch selbst organisieren. Hatte ich in meinem Leben denn nicht
gelernt, Verantwortung zu übernehmen und mit Besitz umzugehen? Das war sicher auch der Grund, dass er keine Schenkung annehmen wollte, kein Darlehen, keinen Kredit. Eine Einmischung
von anderer Seite wäre vorprogrammiert gewesen.
338
Eine eigenartige Erfahrung wurde mir eines Morgens zuteil. Ich war
mir bewusst, dass die Liebe Gottes mit Macht durch mich strömte.
Da war auf einmal das Gefühl, ein grosser Berg Babywäsche vor
mir zu haben, daneben befanden sich kleinere. Die Liebe strömte
nun zuerst durch diese Berge. Der Antwort auf die Frage nach dem
Projekt in Whitefield eingedenk, sagte ich zu Sai Baba: "Deine Mutter wollte, dass die Mütter ihre Kinder in Geborgenheit empfangen.
Ich, als die dich Liebende, versprach dir, dass kein Kind mehr, das
in deinen Spitälern zur Welt kommt, nackt geboren, nackt in die
Wiege gelegt und nackt heimgegeben werde. Nun wurde gesagt,
dass Swami genug Geld habe, um die Neugeborenen selbst zu kleiden. Darum übergebe ich dir nun mein Versprechen, nun musst du
selbst es tun. Kleide die Armen, wie du es versprochen hast, dort,
wo sie ihr Leben beginnen, im Spital. Hermann Gmeiner, der die
Idee mit den SOS-Kinderdörfern hatte, lehrte uns, dass alle Kinder
der Welt unsere Kinder seien. Wir seien Menschen und alle Kinder
seien Menschenkinder. In diesem Sinne haben wir die Arbeit getan,
für unsere Kinder. Lass es also nicht zu, dass unsere Kinder als
arme Kinder nach Hause gehen! Erwarte und kleide sie voll Liebe
und lasse sie als Gottes Kinder nach Hause gehen.
Ich verstehe dich oft nicht, aber ich verstehe manchmal auch deine
Verantwortlichen nicht. Ich vermisse den Mut zur Eigenverantwortlichkeit. Sie halten sich genau an deine Weisungen und denken,
das sei genug. Ja, sie haben keine Stacheln, sind keine Kakteen.
Sie sind wie Schlingpflanzen, die einen Baum brauchen. Ich brauche auch einen Baum, einen Baum als Vorbild, ihm möchte ich
gleich sein. Ich denke an das Rundschreiben der Organisation in
Bezug zu den Verleumdungen über dich. Da steht: ‘Was für Wachen und Zäune müssen um die Organisation errichtet werden?’
Sie vergessen, dass die Judasse immer in nächster Nähe des Heiligen sind. Ich würde empfehlen, die Zäune niederzureissen, um die
Judasse hinauszuwerfen, auch die, welche noch immer wie Halbgötter empfangen werden, obschon sie gesagt haben, was im Internet stehe, seien Tatsachen. Wer solche Dinge behauptet, macht
gemeinsame Sache mit den Verleumdern, es sind auch Judasse!”
Ich musste darüber noch einmal nachdenken, wer das "grössere
Bild" sei. In einer Ansprache von Sathya Sai Baba steht etwas von
Rama, dem König, was vielleicht ein Licht darauf wirft. Ich suchte
339
also nach Rama und fand die Stelle, an der Sai Baba sagt: "Alles,
was etwas anzieht, ist ein Magnet! Er, der jedem gefällt und jeden
glücklich macht, ist Rama. Aber wer ist dieser Rama? Ist es Dasharathas Sohn Rama? Oder ist es vielleicht Atma Rama? Es ist Atma
Rama, der Rama des Göttlichen Selbst. Das, wovon man sagt, es
sei das Göttliche Selbst, zieht ausnahmslos alles an." Das sind
Worte von Sathya Sai Baba selbst gesprochen. An einer anderen
Stelle sagt Sathya Sai Baba: "Ich bin euer Höheres Selbst." Der geschichtliche Rama ist als Avatar bekannt, als göttliche Inkarnation.
Ebenso war Krishna eine göttliche Inkarnation und ebenso ist es
Sathya Sai Baba jetzt. Ich dachte an die Worte des Tibeters, als er
sagte: "Wenn Krishna als Gott der Schöpfer sprach ..." Sathya Sai
Baba sagt, dass er sowohl Rama wie Krishna gewesen sei. Er sagt
ferner, dass es Vishnu sei, der sich immer wieder verkörpern müsse, um die göttliche Ordnung auf Erden wieder herzustellen. Also
weilt Sathya Sai Baba als Vishnu unter uns. Vishnu ist der zweite
Aspekt der Dreieinigkeit (Brahma, Vishnu, Shiva), der dem zweiten
Aspekt in unserer Religion (Vater, Sohn, Heiliger Geist), also dem
Sohnaspekt entspricht, dem Christusprinzip. In Prema Vahini steht
Folgendes: "Wenn der Gottesverehrende den von ihm gewählten
individuellen Namen und die individuelle Form zugunsten einer eigenschaftslosen und formlosen Verehrung aufgibt, dann verehrt er
Gott als Brahman. Sobald derselbe Gott mit Eigenschaften und
Form vor dem geistigen Auge des Gottesverehrers erscheint, wird
er Rama, Krishna, Vishnu oder Shiva genannt." Wenn also Sathya
Sai Baba als Vishnu unter uns weilt, dem Sohnaspekt, dem Christusprinzip, dann IST er für uns Christus. Der Tibeter sagt, dass der
Kosmische Christus in Ewigkeit am Himmel gekreuzigt sei, auf das
Kreuz der Materie. Er sagt ferner, dass es zwischen dem kosmischen Christus und dem geschichtlichen Christus einen Unterschied gebe. Dass der geschichtliche Christus der älteste Sohn der
Menschheit sei, der den Pfad für uns bereitet habe und der die Garantie dafür sei, dass wir Menschen das Ziel auch erreichen, dass
wir seinen Fussstapfen folgen können. Wenn dem so ist, so könnte
ich sehr wohl zusammen mit diesem geschichtlichen Christus Gott
dienen. Dann wäre der geschichtliche Christus mein lange gesuchtes, ersehntes "grösseres Bild"! Wenn ich an die Worte in Die Wiederkunft Christi denke, die mir an Weihnachten vor meinem ersten
340
Besuch bei Sai Baba geschenkt wurden, dann frage ich mich: "Wie
konnte ich das alles zehn Jahre übersehen, nicht erkennen?"
Traum
"Ich bin an einer Schule tätig. Es ist der letzte Tag und ich bin traurig, denn ich liebe einen jungen Lehrer. Er tollt noch einmal mit den
Schülern herum, er hält ein kleines Mädchen an den Händen und
wirbelt es herum. Man sieht dessen Armut, unter dem Pulloverchen
ist es nackt. Dann legt sich der junge Mann auf das frisch geschnittene Gras und ruht aus. Ich gehe zu ihm, suche seinen Blick. Ich
sage zu ihm, dass ich am liebsten bei ihm bleiben möchte, dass
mich der Abschied unendlich traurig mache. Wie schauen uns an,
den Blick tief verbunden ineinander ruhend. Aber er gibt keine Antwort. Und nun ist es Sathya Saayine, dem ich klage: ’Nicht ein einziges Wort hast du zu den Büchern gesagt, nicht ein einziges kleines Wort! Wenn mir einst das Lied ’Dies Bildnis ist bezaubernd
schön’ gesungen wurde, dann ist es nun das Schweigen eines
Taminos, das mich zutiefst traurig macht und verletzt. Vielleicht ist
es das Schweigen eines Lohengrin. Es ist dieser tiefe, sehnsuchtsvolle Schmerz, der sich in mir nun wieder ausdehnt, die Enttäuschung über dieses Schweigen, das ich so gut kenne.’"
Ja, zehn Jahre hatte ich dieses Schweigen auf der äusseren Ebene
nun erfahren und erlitten, wie vertraut war mir dieser Schmerz!
Traum
"Ich nehme Abschied vom Ashram und packe alles sorgfältig ein.
Mit ein paar anderen mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof
oder Flugplatz. Sai Baba begleitet uns. Plaudert mit uns. Zu mir
sagt er: ’Du solltest ein Kunstmuseum machen. Kunstwerke aus aller Welt!’ ’Das ist eigentlich nicht das, was ich mir vorgestellt habe.
Ich dachte, dass ich den Menschen deine Lehre bringen darf’, antworte ich ihm. Er aber spricht weiter von diesem Museum."
Nun hatte er das Schweigen doch einmal gebrochen, wenn auch im
Traum. Hätte mich diese Rede glücklich gemacht? Nein! Ich er341
kannte wieder einmal, dass es etwas ganz anderes war, was mich
glücklich machen könnte. Ich wusste aber selbst nicht, was es sein
könnte, das wusste nur er.
Traum
"Da sind wundervolle grosse Räume, lange breite Korridore, alle
haben einen kunstvollen Parkettboden. Aber überall liegt Sand.
Manchmal ganze Häufchen, vom Drübergehen plattgedrückt. Ich
versuche, den Sand zusammenzuwischen. Der Besen erreicht oft
den Boden nicht einmal. Immer wieder beginne ich neu, aber es
scheint, als würde der Boden nie sauber werden."
Ich erwachte mit der ganzen Wucht der Liebe Sai Babas in mir, die
zwischen Sonnengeflecht und Kopf mächtig kreiste. Ja, es war diese Liebe, sie ist mein Leben! Ich sehnte mich nur danach, dass diese Liebe Erfüllung auf allen Ebenen finden würde. Die "Erfüllung in
Gott", eine Erfüllung, die diesen heiligen Worten entsprechen würde. Alles andere würde sich von selbst ergeben.
Traum
"Eine Freundin ist bei mir zu Besuch. Ich schmücke den Tisch mit
gelben Rosen und Bändern. Ich sage zu ihr: ’Roland hat eine
schwierige Zeit hinter sich. Die schmutzigen Schuhe haben auch
bei ihm, dem Vater, hässliche Spuren hinterlassen. Aber jetzt hat
er die Wahrheit hinter der Hässlichkeit erkannt.’"
Auf den Knien müssen wir ihm für das unermessliche Opfer seiner
Menschwerdung danken, das er mit aller Konsequenz auf sich genommen hat.
Ich binde mich nicht an die Bücher, es sind nicht meine Bücher, es
sind seine Bücher. Auch sie dürfen mich nicht halten.
342
Traum
"Ich sitze bei den Kindern und erzähle ihnen von den ’Abenteuern
der Liebe’. Ich erzähle von der Gruppe der Ärzte, die sich zusammengeschlossen haben, um Liebe in die Welt zu bringen. Sie haben eine grosse Summe Geld zusammengelegt mit einer Fünf am
Anfang. Und von nun an verbringen sie ihre Ferien gemeinsam. Zuerst sitzen sie vor einer Weltkarte. Einem Arzt werden die Augen
verbunden und er muss seinen Zeigefinger irgendwo auf die Karte
legen. Dort werden sie hingehen. Alle müssen sich in der nächsten
Zeit Gedanken darüber machen, wie sie da am besten helfen und
ihre Liebe einsetzen können. Aufgaben werden verteilt, in denen
sie volle Verantwortung haben. Manchmal brauchen die Menschen
dort Nahrung, manchmal Schulen, manchmal können sie als Ärzte
dort tätig sein. Es gibt aber auch Länder, die andere Dinge benötigen. Zum Beispiel Wissen über Gott, die Einheit der Menschen oder
anderes. Alle machen begeistert mit, denn es ist jedesmal ein
Abenteuer besonderer Art. Da kommt Doris und fragt mich, ob die
Zahl 2 in der Buchhaltung richtig sei. ’Ja’, sage ich fröhlich, ’die Zahl
ist richtig. Ich werde mich der Gruppe anschliessen, obwohl ich keine Ärztin bin.’ Ich fühle in mir eine ungeheure Kraft und Liebe und
fühle, dass der Entschluss richtig ist. Das Abenteuer der Nächstenliebe beginnt."
Traum (Geburtstag von Roland)
"Ich schreibe jeden Tag eine Seite in mein geistiges Tagebuch und
denke, dass nur ich das tue. Da aber entdecke ich, dass Roland das
Gleiche macht."
Die Kreuzigung findet weltweit und auf der Mentalebene, der Ebene
des Denkens statt, auf der auch wir einmal gekreuzigt werden.
Traum
"Ich bin mit Bekannten bei Sai Baba. Wir sehen ihn in einem offenen
Raum, der auf drei Seiten mit Glaswänden abgeschlossen ist. Er
wirft einen Säugling hoch in die Luft und beim Herunterkommen
fängt er ihn wieder auf, legt ihn auf sein Gesicht und küsst ihn. Ein
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Bus fährt vor und wir steigen ein. Wir denken, dass wir ins Stadion
fahren, denn heute ist ein Fest. Aber wir fahren von einem Geschenklager zum anderen. Auf beiden Seiten der Strasse blühen
leuchtend rote Lotosblumen."
Traum
"Ich bin auf der Suche nach einem exklusiven Geschenk für einen
Mann. Exklusiver als das letzte, exklusiver als alles andere. Ich betrete ein exklusives Herrengeschäft, betrachte die Ballerinaschuhe,
die jetzt Mode sind, die Hemden mit den goldenen Etiketten, die
neueste Mode für Freizeit, Alltag, Festtage und Beruf. Schaue die
Unterwäsche an, die Männer von Welt nun tragen, den Schmuck
mit den unauffällig auffälligen Preisetiketten, und ich lasse mir Zeit.
Da sticht mir plötzlich ein auffälliger Hut in die Augen. Keiner wie
üblich. Er hat einen breiten Rand, geschmückt mit Blumenranken.
Fröhlich sieht er aus. Fröhlichkeit tut immer gut, denke ich und frage
nach dem Preis. Er ist Schwindel erregend! Der Besitzer tröstet
mich mit den Worten: ’Es ist eben kein alter Hut, sondern der neueste von allen!’ Ich entscheide mich zum Kauf. Schliesslich suche ich
ja etwas Besonderes. Beim Einpacken sagt der Geschäftsmann:
’Ich muss dich noch auf ein paar Eigenarten dieses Hutes aufmerksam machen: Er mag es nicht, wenn der Besitzer nicht selber denkt.
Es kann sein, dass dieser Mann keine Spenden in Geld mehr machen will, plötzlich kann er auf die Idee kommen, selbst zu helfen,
wo auch immer. Dass er keine kostbaren Geschenke mehr annimmt und macht. Dass er kein Fleisch mehr essen will. Wenn er
ein Liebeslied singen will, spricht er, wenn er toben will, singt er.
Plötzlich wird er Zeit haben für ganz andere Dinge als bisher, für viel
exklusivere, als dieser Hut es ist. Immer werden Nummern in seinem Kopf herumschwirren, Nummern, die ihm zu denken geben,
vor allem zwei: ISBN 3-92521968-0-0 und eine ähnliche. Wenn er
diese dann endlich versteht und er sich den Inhalt angeeignet hat,
wird dieser Mann ein ganz anderer sein. Willst du das?’ Ja, ich will,
der neue Hut gefällt mir!"
344
Mai, Stimme
"Ich warne dich! Geh nicht den Weg des geringsten Widerstandes!
Tue deine Pflicht!"
Das, nachdem das letzte Buch in unserem Haus untergebracht war.
Traum
"Der Papst ist gestorben. Einige kümmern sich um die Leiche und
die persönlichen Insignien und bringen sie in den Tempel. Ich selbst
habe die Kleider auf dem Arm und gehe den steilen Weg hinauf zum
Haus. Über uns allen ist eine grosse Heiligkeit. Neben mir ist eine
Art Schlucht, unten ist der Tempel. Ich schaue nach oben und sehe
einen Mann, der mir entgegenschaut. Er hat Böses im Sinn, ich fühle es. Er wird mich überfallen und mir die Dinge stehlen wollen. Zu
meiner Verwunderung kommt er jedoch nicht auf mich zu. Ich erkenne, dass er oben an der Ecke wartet. Es ist eine schmale Stelle
direkt über der Schlucht, einer Falle gleich. Im Weitergehen überdenke ich die Situation. Am Rand zur Schlucht entdecke ich seinen
Hund. Dieser schaut in die Schlucht hinunter. Mit einem Fusstritt in
den Hintern stosse ich ihn in die Schlucht hinunter, wo meine
Freunde sind. Ich weiss, dass diese nun aufmerksam werden und
nach oben schauen. Der Mann sucht das Weite."
Meine Seele leidet und jammert und weint! Wo sind die mutigen und
aufrechten Jünger und Jüngerinnen, die mit IHM den Kreuzweg gehen? Das Kreuz tragen helfen? Unter dem Kreuz stehen und weinen?
Ja, zum inneren Baba!
Ja, zum transzendenten Gott, der kleiner als das Kleinste, grösser
als das Grösste ist!
Millionenfach - Milliardenfach JA zum verkörperten Gott!
Dem Welt-Avatar, der das Kreuz auf sich genommen hat,
dessen Opfer der Menschwerdung wir nie erfassen können!
Der ausharrt an seiner Stelle! Gerade jetzt!
Nennt man es "Ausharren", wenn alles schön brav dahinplätschert?
345
Jetzt harrt er aus,
duldet alles,
versteht alles,
mischt sich nicht ein,
schaut nur auf den guten Teil,
UND SCHWEIGT!
Als ich einmal jammerte: "Ich verstehe dich nicht, Sathya Saayine,
ich verstehe dich nicht!" Als ich ihn provozierte und ihm Vorwürfe
machte, sagte er ernst: "Alles, was du hier siehst, alles was hier geschieht, ist einzig und allein meine Angelegenheit!"
Als ich weinend in das Gesicht der Inderin im braun gemusterten
(weltlichen) Sari starrte, die missbilligend den Kopf über mich
schüttelte, da verstand ich, dass alles, was mich hier schmerzte und
traurig machte, mit der Welt zu tun hatte. Nicht mit ihm selbst, zu
dem ich gekommen war. Nicht mit dem von Anbeginn Geliebten,
nicht mit meinem Führer, nicht mit dem Welt-Avatar, nicht mit Gott!
Das waren andere Welten.
Er schenkte mir die Gnade des Erkennens. Nicht weil ich ihn kritisiert hatte, sondern weil weder meine Liebe zu ihm noch seine Liebe zu mir davon berührt wurde. Nicht ein Schatten des äusseren
Geschehens hat sie berührt oder getrübt.
Ein Bildersturm fegte um die Welt. Man verkündete, dass seine Bilder nun abgehängt werden sollen, dass man sich dem inneren
Baba zuwenden solle. Der innere Baba, zu dem sich nun alle flüchteten, hatte kein Opfer auf sich genommen. Er ist zeitlos und unberührt von der Welt. Er wurde jetzt nicht gekreuzigt, er wurde nicht
geschmäht, nicht verurteilt! Der äussere Baba erduldete das alles.
Wie bequem war es, sich jetzt zum inneren Baba zu flüchten! O, wie
gerne würde ich jetzt die Arme um den äusseren Baba legen. Wie
gerne würde ich mich über dich, Geliebter, werfen, wie damals vor
dem Bundeshaus!
Die göttliche Verkörperung jedoch weinte nicht, jammerte nicht und
nahm das Kreuz auf sich - "weil es keinen anderen Weg gibt", wie
346
er mir gesagt hatte. Keinen anderen Weg, um die Körner von der
Spreu zu trennen!
Traum
"Ich erkläre einem älteren und einem jüngeren Mann, dass alles unten beginne. Als Beispiel nehme ich den Anschlag beim Stricken.
Die ganze Zeit fühle ich die Liebe Sathya Saayines, wie schon lange nicht mehr.”
Beim Erwachen fühlte ich wieder einmal, dass jede Zelle ihre Liebespartnerzelle hatte. Wie ich es nach meiner ersten Liebeserfahrung beschrieben hatte, wie es Sathya Sai Baba viel später einmal
in einem Vortrag bestätigt hatte. Ich dachte, wir müssten ernsthaft
über die Liebe nachdenken, von der nun so viel gesprochen wurde.
Der Tibeter hatte einmal geschrieben, dass wir die Sexualität übersteigen würden und dass das Wort das Medium der Vereinigung
zwischen den Geschlechtern sein würde. Im Goldenen Zeitalter
wird Einiges entschieden anders sein! Die Liebe wird wohl als
Energie und nicht mehr als Gefühl verstanden werden.
Welches ist wohl die Offenbarung, die uns noch bevorsteht? Der Tibeter sagt: "Nicht das Erscheinen an sich ist die Offenbarung." Was
dann? Ist es die Offenbarung, wenn sich Sathya Sai Baba zu erkennen gibt? Der Tibeter sagt, dass es da noch jemand anderen zu
erkennen gebe - der zurückkomme.
Der grösste Teil der Menschheit hat keine Ahnung davon, dass nun
eine neue Seite im Buch der Evolution der Menschheit geschrieben
wird, dass wir jetzt Geschichte erleben.
Traum
"Ich schaue auf einen Festzug, vielleicht ist es ein Hochzeitszug.
Eine Frau streckt mir ein Reiskorn entgegen. Ich sage ihr, dass ich
zu Hause ein ganzes Gläschen gesegneten Reis habe. Sie übergibt
mir zwei aufeinander liegende orangefarbene Tücher. An ihrem Busen kleben noch zwei weitere Reiskörner. Sie entfernt sie und
schenkt mir auch diese. Dabei schaut sie sich um und wir sehen
347
den tanzenden Shiva im Feuerkreis, eine Bronzeplastik. Sie streckt
den Arm aus, um ihn zu fassen, und ich weiss, dass ich auch diesen
bekommen werde, und freue mich sehr."
Ich rufe den äusseren Baba!
Ich rufe den Welt-Avatar!
Ich rufe die Verkörperung Gottes!
Wir brauchen jetzt den äusseren Baba, den Vater!
Tritt in Erscheinung!
Zeige deine Macht!
Zeige deine Autorität!
Nimm in Besitz, was seit Anbeginn der Zeit dein war!
Ich will mich nicht gerade jetzt um mich selbst drehen!
Ich will mit dir, so unvollkommen wie ich bin, an deinem göttlichen
Werk für die Menschheit teilhaben!
Und du wirst mich führen!
Erst als die Jünger ihre Hände in die Wunden gelegt haben, konnten sie glauben.
Und jetzt?
Sollen, können sie erst glauben, wenn sie die Hände in die Wunden
gelegt haben, die ihm jetzt zugefügt werden?
Traum
"Ich bin in einer Schule. Eine hohe Persönlichkeit der Regierung,
eine Dame, hat einen Vortrag gehalten. Nun sprechen sie noch miteinander, die Obrigkeit der Schule und die Person. Auf einmal rennt
die Dame davon mit den Worten: ’Ich war schon zwei Monate nicht
mehr auf dem WC.’ Nun ist sie wieder da. Ihr langes, blaues, sei-
348
denes Kleid berührt den Boden. Ich gehe zu ihr hin und spreche mit
ihr darüber, dass ihre Lebensweise wohl nicht sehr gesund sei.
Dann stehen wir im Freien und schauen auf vorüberfahrende Züge.
Auf ihnen befinden sich schöne blühende Gärten. Ich sehe die einzelnen Pflanzen ganz genau. Immer wieder kommen neue Züge.
Wo werden diese Gärten wohl hingebracht?" (WC-Träume bedeuten immer eine Reinigung.)
Traum
"Ich arbeite am Buch über Shamballa. Ich verschiebe die Texte immer wieder. Diese sind mit je zwei Buchstaben gekennzeichnet. Die
Liebe Sathya Saayines erfüllt mich bis an den Rand und ich habe
den tiefen Wunsch, diese Liebe in das Buch einfliessen zu lassen.
Ich überlege mir, wie ich den Text mit der Liebe nun auf den PC bringen könnte. Und weil es Zitate sind, muss ich die Texte ja zuerst in
den Büchern suchen. Ich frage und sorge mich, ob die Liebe dann
immer noch fühlbar sei. Meine Gedanken kreisen um eine Möglichkeit, die Liebe und den Text die ganze Zeit zusammenzuhalten."
Visionen
“Ich sehe ein farbiges Bild. Es ist quadratisch und in vier Teile geteilt. Zwei Flächen sind horizontal, zwei vertikal gestreift.”
“Ich sehe mein Bild. Im Quadrat befindet sich ein Kreis und in der
Mitte das Dreieck. Vom Zentrum des Bildes aus, das noch dunkel
ist, entfalten sich die Farben zur ganzen Leuchtkraft. Von da an ist
Vielfalt möglich.” Ich habe das Bild “Die Evolution” genannt.
Mit dieser Vision wurde ich darauf hingewiesen, dass dieses Bild
genau dem Thema entsprach, an dem ich nun arbeitete.
Alle Uhren stehen auf zwölf oder null! Alle Umlaufzeiten um die
Tierkreiszeichen sind abgeschlossen: 2’300 - 25’000 - 250’000 Jahre. Gisela von Frankenberg hat einmal geschrieben, dass alle
25’000 Jahre irgendetwas geschehe, danach befinde sich die
349
Menschheit immer auf einer höheren Spirale als vorher. Es wird
auch diesmal nicht anders sein!
Ich erkannte aufs Neue, was es heisst, "Wasser des Lebens" zu
sein, und wo dieses durchfliessen soll, um verteilt zu werden. Das
muss jederzeit, ohne Ablenkung geschehen.
Ich erwachte und realisierte, dass mir wieder Text übermittelt wurde. Ich sah den Text und las ihn. Es waren einige Seiten. Nichts Besonderes. Aber ich erkannte, dass ich Botschaften empfangen
kann. Ich kann auch mein Denken und das des anderen auseinander halten. Ich stand auf, setzte mich zu Sai Baba und hielt Zwiesprache mit ihm. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, sollte ich zuerst das Buch über Shamballa fertig machen und drucken lassen.
Gestern hatte Roland das Glück gehabt, eine grosse, professionelle Schneidemaschine zu kaufen. Nun konnten wir also die Bücher
selbst drucken und schneiden. Mit der Schneidemaschine war der
Anfang gemacht. Wenn das kein Zeichen war. Es fehlte nur noch
die Möglichkeit, die Bücher zu binden.
Der Sinn des neuen Buches musste klarer werden. Vielleicht durch
mehr Vorwort. Wenn das fertig sein würde, sollte ich für eine weitere Zusammenarbeit bereit sein. Es sah so aus, als könnten mir
weitergehende Informationen übermittelt werden. Vielleicht von Sai
Baba selbst. Ich war bereit dazu, wenn er mir helfen würde. Ich
müsste seine Informationen besser verstehen können. Da ich auf
der inneren Ebene die Lehre des Tibeters durchgearbeitet hatte,
sollte ich auch fähig sein, die Botschaft umzusetzen. Ich konnte ja
nur das erkennen und verstehen, was mir selbst einigermassen
vertraut war.
Wenn der Tibeter sagt, dass wir Ende des Jahrhunderts, am Anfang
des 21. Jahrhunderts mehr Informationen über Shamballa bekommen würden, war ich vielleicht die Empfangende. Vorab aber muss
zuerst das schon Übermittelte herausgefiltert werden - und an dieser Arbeit war ich nun.
Ich sah ein, dass ich nicht mehr in die Welt gehen, nicht mehr von
der Welt sein durfte, sondern nur noch hier in aller Stille arbeiten
sollte, verbunden mit ihm und den anderen, die im Aussen Mitarbeiter brauchten. Hatte man mir nicht in einem Ashramtraum ge350
zeigt, dass sich mein privates Leben und die Aufgabe vermischten?
Mein PC steht in meinem Schlafzimmer neben dem Altar, mein
Wohnraum, der ehemalige Schulraum, ist zugleich Verlagsraum
geworden.
Einmal erwachte ich und fühlte eine mächtige Energie in mir. Sie
fühlte sich wie Liebe an. Über mir waren gefaltete Tücher, die bis
zum Boden reichten. Durch diese Tücher strömte die Energie weiter und ergoss sich in die Erde, in die untermenschlichen Reiche.
Diese Energie, dieses Strömen hatte ich schon oft erlebt. Ich hatte
Teil daran, aber nichts gehörte mir allein. Eine lange Zeit lag ich einfach da und liess diese Liebe glücklich strömen, wohin sie wollte.
Das war, glaube ich, ein entscheidendes Erlebnis. Eine Steigerung
der strömenden Liebe an Orte, wo sie gebraucht wird und für die
ich verantwortlich bin.
Traum
"Ich bin unterwegs zu einem Festplatz. Ich treffe mich dort mit meinem Geliebten. Wir wollen hier gemeinsam das neue Jahr begrüssen. Auf dem Weg begegne ich einem anderen Mann. Er grüsst
mich freundlich. Ich grüsse sehr zurückhaltend. ’Ich weiss, du triffst
dich hier mit deinem Geliebten. Ich treffe mich mit meiner Geliebten’, sagt er und lacht. Wir besetzen die Plätze und ich achte darauf,
dass er selbst und nicht seine Geliebte neben meinem Geliebten zu
sitzen kommt. Es sind ja nur vier Plätze frei. Da lacht er herzlich,
wie ein guter Freund. Spontan gebe ich ihm die Hand und sage: ’Da
werden wir also das neue Jahr gemeinsam beginnen.’"
Traum
"Bei Sai Baba ist ein grosses Fest. Ich sitze mit zwei Mitgliedern der
alten Gruppe an einem Tischchen. Vor mir steht ein blau schimmerndes Porzellangefäss, das grosse Rahmtöpfchen meiner Mutter. Sai Baba kommt zu uns und lässt Vibhuti in das Gefäss rieseln.
’Nehmt ganz viel davon’, befiehlt er. Ich gebe den beiden Vibhuti
und den kleinen Rest behalte ich für mich. Sai Baba kommt noch
einmal auf mich zu und ich erzähle ihm voll Freude von dem Traum
351
mit den orangefarbenen Blumen, die bis an die Decke reichten. Jemand unterbricht mich, immer wieder."
Beim Erwachen flog mir eine Fliege um den Kopf. Sie war der Störenfried.
Gestern fand der Angriff auf Amerika statt. Im Fernsehen konnte
man zuschauen, wie die Flugzeuge in die Türme rasten. Tausende
kamen ums Leben. Jemand sagte: was sind Tausende? Alle zwei
Minuten stirbt auf der Welt ein Kind." Ja es ist wahr. Beides wird uns
vor Augen geführt. Aber ich weiss, nach diesem 11. September wird
die Welt nie mehr die gleiche sein. Es ist wie ein Funke, den man
ins Pulverfass geschleudert hat. Wir werden die Prüfungen auf der
Mentalebene, auf der Feuerebene zu bestehen haben. Wir alle! Ich
denke an die Shamballa-Energie. Sie verstärkt sowohl das Negative wie das Positive, so dass wir den Unterschied erkennen müssen.
Es ist sicher nicht zufällig, dass unser Buch gerade in dieser Zeit in
Arbeit ist. Wir sehen nun, wie die Shamballa-Energie sich auswirkt
in der Welt. Jemand sagte: "Ich dachte, ich wäre in einem falschen
Film." Jemand anderes erklärte: “Ich dachte, es sei ein ActionFilm.” Ja, das waren wohl wahre Worte. Denn haben wir nicht
das Verbrechen zur Unterhaltung verniedlicht, hinab bis zu den
Kinder- und Jugendbüchern? Haben nicht alle, welche diese Filme betrachteten und miterlebten, durch ihre eigene Energie gerade zu diesen Verbrechen beigetragen? Jedem Gedanken folgt
Energie, auch den Gedanken, denen wir konsumierend in unserem Inneren Raum geben.
Traum
"An einer Ecke erblühen Blumen. Wunderschöne! Nach und nach
erblühen auch die Blumen in den anderen drei Ecken."
Ich erwachte in der unendlichen Liebe Sai Babas. Aber sie strömte
wie gewohnt durch mich hindurch, wohin auch immer. Ich fühlte es:
Irgendetwas Neues, etwas Wunderschönes begann. Ich möchte
teilhaben an dem wunderbaren Plan Gottes für die Menschheit, von
der ich ein Teil bin.
352
Traum
"Ich bin bei Sai Baba. Einige Menschen sitzen im Vorzimmer, wie
beim Arzt. Einige kommen neu dazu, andere sind schon bei Sai
Baba gewesen und gehen weg. Wir können die Fenster seines
Raumes sehen und ich weiss, dass ich nun bald an der Reihe bin,
und freue mich sehr. Aber der Traum ist zu Ende."
Beim Erwachen realisierte ich die tiefe Liebe und Verbundenheit
zwischen uns. Ich erkannte zum x-ten Mal, dass ich ihm näher gar
nicht sein könnte - nirgends, in keinem Haus, in keinem Tempel.
In einer Nacht stand ich auf und fragte mit dem Pendel, ob der Verantwortliche der Bücher im Ashram unsere Bücher in der Organisation verboten habe. Er war der Meinung, dass wir um das Copyright hätten fragen müssen.
Traum
"Ich bin in Whitefield im Office. Auf dem Schreibtisch steht eine
wunderschöne, sehr expressive Oba-Maske aus Elfenbein. Sie
stellt einen Gottmenschen dar. Der Mann am Schreibtisch schaut
mich freundlich an und fragt: ’Was willst du hier?’ Ich beklage mich
über die Schwierigkeiten, die uns Sai Babas Ashram bereitet. Ich
frage ihn, ob er die beiden Bücher in Verwahrung nehmen wolle. Er
fragt, ob wir Sai Baba denn nicht um Hilfe gebeten hätten. ’Nein!’,
sage ich trotzig. ’Wir arbeiten für ihn und durch ihn. Es sind seine
Bücher. Sollen wir ihn denn fragen, ob er sein Werk haben will?’ Da
lächelt der Mann. Ich nehme die Maske in die Hand und betrachte
sie. Sie ist strenger als unsere, aber sie ist fein und wunderschön.
’Willst du einen Kaffee?’, fragt der Mann. Ja, ich will gerne. Es duftet
schon lange nach Kaffee. Er bereitet den Kaffee zu und ich erzähle
ihm von unserer Galerie und der Maske, die uns gehört. Danach
geht er hinaus und ich wasche das Geschirr im warmen, klaren
Wasser des viereckigen (irdischen) Bassins, das mitten im Raum
steht. Zugleich werden meine Hände (in Unschuld) gewaschen.
Man hört eine Kuh muhen. Ein junger Mann nimmt mich mit zu ihr.
Sie hat ein Kälbchen geboren."
353
Als ich einmal für drei Monate zu Sai Baba ging, nahm ich unsere
Elfenbein-Maske mit. Wir wollten sie für das Museum abgeben. Er
nahm den Brief jedoch nicht, was auch eine Absage für die Annahme der Maske war. Seither ist sie wieder bei uns. Aber sie war die
ganze Zeit in seiner Nähe und ich weiss, dass das schon einen
Grund hatte. Diese Oba-Maske hat ja auch bei meinem Erlebnis mit
ihm im Spital eine entscheidende Rolle gespielt.
Traum
"Ich stehe an einer breiten Strasse, die sich, so weit das Auge
reicht, über eine weite Landschaft hinzieht. Da höre ich aus der Ferne den Marsch-Schritt von Soldaten. Beim Näherkommen erkenne
ich, dass es Feuerwehrmänner sind. Ich betrachte die Gesichter.
Die Augen sind halb geschlossen, der Mund ein Strich. Alle schauen geradeaus. Ich fühle den geeinten, geschlossenen Willen. Und
nun erkenne ich auch den Feuerwehr-Kommandanten, der an der
Seite der Kolonne marschiert. Auch seine Augen schauen geradeaus und sind halb geschlossen, auch sein Mund ist wie ein Strich.
Mein Herz jubelt. Es ist Sai Baba! Ohne den Kopf zu wenden,
schaut er mich schon von weitem an. Ich sehe das Weisse der Pupillen, die dunklen Augen. ’Oh! Lächle mich ein wenig an! Gehe
nicht so ernst an mir vorbei!’, flehe ich ihn innerlich an. Da verzieht
er seinen Mund zu einem kleinen Lächeln, aber ohne den Kopf zu
wenden, und so schreitet er an mir vorbei, die Augen schräg auf
mich gerichtet. Das Meer der Helme glänzt im Sonnenlicht. Der Anfang der Kolonne ist nicht mehr zu sehen, das Ende ist noch nicht
in Sicht. Es sind Abertausende! Wie schon so oft, habe ich ihn zu
einem Lächeln gezwungen. Und im Angesicht seiner Armee von
Feuerwehrmännern füllt sich mein Herz mit seiner Liebe und mit
seiner Zuversicht. Ja, darum ist er da! Damit wir uns nicht selbst
verbrennen und auslöschen."
Mit dieser Gewissheit im Herzen erwachte ich. Ich fühlte immer
noch die Macht seiner Liebe und hielt sie nicht. Auch diese Liebe
war ein grosser Strom, der weiterströmte. "Ja! Sathya Saayine! Ich
halte nichts zurück, die Menschheit braucht deine Liebe mehr denn
je! Ich werde dich um nichts anderes bitten als darum, dass dein
göttlicher Wille nun geschehe und dass ich an deiner Seite sein und
354
mit dir kämpfen dürfe, kämpfen für das, was DU willst." Das versprach ich ihm.
Vision
"Ich habe ein inneres Erlebnis. Ich bin tief mit Sai Baba verbunden.
Kapitel um Kapitel des neuen Buches
SHAMBALLA - HIERARCHIE - MENSCHHEIT
Das grosse Dreieck
erscheint und Sai Baba gibt seinen Segen dazu. Mir wird bewusst,
dass er das Buch täglich segnet, was sorge ich mich denn?”
Am 27.10 erhielt ich die Nachricht, dass die Deutschen das Buch
"Lehre und Offenbarungen" in den Katalog aufgenommen hätten.
Traum
"Ich bin im Ashram von Sai Baba. Hier gibt es einen grossen Garten, wo wir sein dürfen. Mit anderen zusammen sitze ich an einem
weissen Tisch. Ich höre den Lärm eines Helikopters. Ich springe
auf, denn ich habe gehört, dass Sai Baba nun hin und wieder aus
dem Helikopter Darshan gibt. Ich sehe Sai Baba immer deutlicher.
Das orangefarbene Kleid leuchtet und das schwarze Haar hebt sich
klar vom Hintergrund des Himmels ab. Ich winke ihm mit beiden Armen zu. Übermütig grüsst er zurück und ich setze mich glücklich
wieder hin, nachdem er in der Ferne verschwunden ist. Ich schaue
in die Runde und entdecke zu meinem Erstaunen, dass ihn ausser
mir niemand gesehen hat."
Ich dachte an die Rede vom Dasarafest, als er sagte, dass es überall Waffen regnen werde. Ja, vielleicht erkannten die wenigsten die
Hand Gottes, welche das Böse von der Erde hinwegfegt. Der neue
Wagenlenker brauchte nun Arjunas, die kämpfen, Herkulesse, die
sich in die Höhle der Drachen wagen. Oktober ist der Monat des
355
Jüngers, des Kriegers, des Kämpfers. Und - der Wagenlenker und
seine Jünger werden über den Himmel kommen.
“Geliebter Sathya Saayine, lass es nicht nur Waffen, lass es auch
Bücher regnen. Eine grosse Gefahr ist das Nichtwissen! Du, der
uns die Möglichkeit gabst, die Bücher nun selbst herzustellen! Du,
der du uns eine Schneidemaschine, eine Leimbindemaschine, einige Drucker ermöglicht hast, geholfen hast, dass wir alles selbst
bezahlen können, lass millionenfach die Bücher deiner Lehre auf
die Menschen regnen! Sathya Saayine, in was für einer Form du
auch kommst, ich erkenne dich, und liebe dich!”
Traum
"Ich bin im Ashram von Sai Baba. Abzeichen werden verteilt. Er ruft
eine Frau zu sich. Aber sie kann ihn nicht ganz erreichen, er kann
ihre Hände nicht erreichen. Sie steht unter ihm an einem Hang. Da
neigt er sich nach unten und küsst sie auf die Stirne. ’Was ist das
Besondere an ihr?’, frage ich mich. Ich betrachte sie und ihr Gesicht
kommt immer näher. Es ist voller Pickel. Ich erkenne, das es das
Äussere nicht sein kann. Auch ich sehne mich nach seiner Nähe.
Ich drehe an den Knöpfen des Fernsehgeräts, es ist alles so weit
weg. Da kommt Doris und sagt: ’Der Knopf, der dir die Bilder näherbringt, ist ja gar nicht eingestellt!’ Und nun stehe ich vor Sai
Baba-Christus im weissen Kleid. Er schaut mich liebevoll an und
fragt, wo ich das Abzeichen habe. Ich schaue an mir hinunter und
sehe, dass es nicht am richtigen Platz ist und die Bändeli auch nicht
gerade hinunterhängen, wie es sein sollte. ’Was soll ich mit dem
Abzeichen, wenn du selbst vor mir stehst?’, frage ich trotzig. Ich
schmeisse mich an seine Brust und rufe leidenschaftlich aus: ’Ich
liebe dich so sehr, ich sehne mich so sehr nach dir!’ Seine Arme legen sich zärtlich um mich und hüllen mich ein."
Traum
"Ich bin bei Sathya Saayine und warte. Da kommt er, schaut mich
an und mein Herz fliegt ihm zu. Er lächelt und mit leicht abstehenden Armen kommt er mir entgegen. Er hebt die Hände, wendet sie
wie zwei Schalen nach oben und schaut mich herausfordernd an.
Ich lege meine Hände in die seinen. ’Ich liebe dich so sehr! Ich ver356
suchte diese Liebe zurückzuhalten, aber ich schaffe es nicht! Ich
liebe dich so sehr!’ Seine Hände schliessen sich zärtlich um die
meinen."
18.11.: Netzhautablösung;
19.11.: Beim Augenarzt;
29.12.: Ein Buch aus dem Schrank fällt mir in dieses Auge.
Beim Augenarzt.
Befund:
Linkes Auge 65%,
Rechtes Auge 40%,
Doppelt sehen;
Verkrümmung der Hornhaut;
Beide Augen grüner Star;
Beide Augen weitsichtig;
Zu wenig Raum für den Durchfluss der Augenflüssigkeit;
Laseroperation wird notwendig sein.
Gestern war ich mit den Jungen bei Doris’ Mutter. Im Auto legte mir
Cyrill die Rucksackgurten an. Im Wohnraum klemmte der Cheminéevorhang und Roland öffnete und schloss ihn ein paar Mal.
Die Gurten und der Vorhang erinnerten mich wohl an ein früheres
Leben und ich hatte folgenden Traum:
"Ich bin mit der Familie im Wohnraum. Viele grüne Pflanzen stehen
am Fenster. Weil sie keine Blumen tragen, stecke ich blühende
Zweige dazu. Das sieht sehr schön aus. Vom Fenster aus sehe ich
in den Fabrikhof, mit dem ich irgendwie verbunden bin.
Ich wandere mit anderen Menschen auf einem Feldweg durch eine
hügelige, karge Landschaft. Unser Weg führt einem Abhang entlang, an dem Menschen arbeiten. Am Wegrand steht ein junger
Mann, er scheint auf uns zu warten. Ein paar Worte werden gewechselt und ich realisiere, dass ich nun mit ihm gehen muss. Eine
Weigerung ist nicht möglich, aber das Herz wird mir schwer. Der
Mann geht mit mir schweigend den Abhang hinunter. Schweigend
357
betrachten mich die arbeitenden Menschen. Unten am Hang ist
eine Fläche. Dort machen wir Halt. Ich schaue nach oben zum Weg
und suche nach den Weggefährten. Niemand ist mehr zu sehen.
Der Mann hilft mir in eine ’Hutte’, die gefüllt ist mit der Ernte. Sorgsam legt er mir die Gurten um die Schultern. ’Wir müssen nun gehen’, sagt er mit ruhiger Stimme. Wir gehen über das flache Wiesenstück und ich sehe unvermittelt, dass dieses am Ende in einem
grossen Raum endet. Der Mann nimmt mir die Hutte ab und führt
mich hinein. Der Raum ist mit einem rauhen Teppich belegt. Der linken Wand entlang liegen braune, gefaltete Wolldecken. Irgendwie
fühle ich eine Wärme und Geborgenheit in mir hochsteigen. Ich betrachte die Decken und denke: ’Man kann überall schlafen.’ Da
sehe ich an der anderen Wand ein einzelnes Bett, das einzige Möbelstück. Die Vorhänge sind zugezogen. Da öffnet jemand von innen die Vorhänge. Ein altes Frauengesicht wird sichtbar, aus dem
mich zwei gütige, blaugraue, grosse Augen betrachten. ’Was war
das Bitterste in deinem Leben?’, fragt sie mich. ’Von meinen Liebsten getrennt zu werden’, gebe ich zur Antwort. Unsere Blicke ruhen
ineinander. ’Ja’, sagt sie gütig, ’ich weiss.’"
Traum
"Wir warten auf Sathya Sai Baba. Aber wir wissen, dass die Gegner
alles tun werden, um dieses Kommen zu verhindern. Ich weiss jedoch einen Ort, da würde er kommen, und wir gehen zusammen
dorthin. Zu meiner Enttäuschung hat man hier jedoch Kühe auf die
Weide getrieben, an den Ort, wo wir ihn hätten erwarten können.
Wir schauen auf die Kühe im Dämmerlicht. Und da kommt er: Breit
und siegesgewiss schreitet er mitten durch die Kühe. Wir erkennen,
wie weise diese Tarnung ist. Seit Krishnas Zeiten ist er vertraut mit
Kühen."
Gestern Abend las ich die Ansprache, die Sai Baba in Laden gehalten hat. Angefügt waren die Reisebeschreibungen von zwei Begleitern. Ja, es wäre schön, auch einmal mit Sai Baba reisen zu dürfen, dachte ich wehmütig. Wenn ich mir jedoch das Gedränge an
den von ihm besuchten Orten vorstellte, dann schauderte mich.
Beim Schlafengehen dachte ich zu Sathya Saayine: "Es ist ja wun358
derbar, dass dich nun so viele Menschen erkennen und dir hingegeben sind. Trotzdem bin ich froh, dass ich nicht in diesen Menschenmassen sein musste. Ich weiss, dass ich jederzeit bei dir sein
kann, wenn auch auf einer anderen Ebene." Ich dachte an die rücksichstslos hingegebenen Menschenmassen bei grossen Festen im
Ashram. Einmal war ich in die hinterste Ecke auf dem Platz hinter
der Buchhandlung geflüchtet. "Wolfssprung" nannte man diesen
Platz, die Mauer neben der Buchhandlung war ca. 3 m hoch. Auf
einmal, gegen alle Vernunft, drückte die ganze Menschenmasse
nach hinten. Wir wurden gegen das Geländer über dem Wolfssprung gepresst. Ich entdeckte mit Schrecken zwei Mädchen, die
sich auf das Geländer gesetzt hatten. Sie konnten nicht mehr herunterkommen. Ich packte ihre Hände und stemmte mich mit dem
Rücken der Masse entgegen. Unendlichkeiten schienen zu vergehen. Als der Druck endlich kleiner wurde, liessen wir uns erschöpft
auf den Boden fallen. Eine Inderin kniete neben uns nieder und
massierte unsere Füsse. Tränen rollten unaufhaltsam über ihr Gesicht. Am nächsten Tag weigerte ich mich, am Geburtstagsfest im
Stadion teilzunehmen. Ich feierte seinen Geburtstag allein mit ihm
in meinem Raum. Später hörte ich, dass am Tor zum Stadion jemand erdrückt worden sei. Das Geburtstagsfest wurde abgebrochen und anderntags war Darshan im Tempel wie gewohnt. Einmal
fiel ich in der Menge um, weil meine Füsse keinen Stand zwischen
all den anderen Füssen mehr hatten. Ein andermal trampelte die
Horde über mich hinweg, weil ich nicht schnell genug aufgestanden
war. Helfende Hände zogen mich hoch. Als Sai Baba im goldenen
Wagen in den Tempel fuhr, gab man uns einen Ehrenplatz in der
Nähe des Eingangs. Man hatte nicht daran gedacht, dass die indischen Devotees ihn alle sehen wollten, um Moksha, Befreiung, zu
erhalten. Als sich der Wagen näherte, fiel die Menschenmasse einfach über uns her. Viele hatten einen Schock. Als ich endlich aufstehen konnte, riss man meinen Sari und das Kissen einfach mit.
Frustriert zwängte ich mich zum Ausgang und ging zurück in meinen Raum. Ja, einige Male geriet ich in dieses Gedränge. Es war
immer, als ob eine Herde Kühe blindlings einfach losrennen würde.
Es wäre ja schön gewesen, bei der Einweihung des Shivatempels
dabei gewesen zu sein. Aber rollte nicht einmal ein wunderschöner
Shivalinga vor mein Schlafzimmerfenster? Brauchte ich noch einen
359
anderen Shivalinga zu sehen, wenn er selbst sich da hingesetzt
hatte?
Am Morgen hatte ich folgenden Traum:
"Ich bin mit Sai Baba und anderen Devotees in den Bergen unterwegs. Wir besuchen zusammen mit ihm heilige Plätze. Wir kommen zu einem Tempel der zugleich ein Museum ist. Auch afrikanische Kunst ist ausgestellt. Sai Baba ergreift eine Steinfigur, betrachtet sie und dreht sie um und um. ’Siebtes Jahrhundert’,
bemerkt er dazu. Ich geniesse es sichtlich, ihn nicht nur zu sehen,
zu hören, sondern mit ihm unterwegs zu sein. Dann ist Essenszeit.
Oben am Tisch sitzt Sai Baba, um den Tisch herum sitzen die Devotees, am anderen Tischende ich selbst. Ich esse nichts, ich
schaue nur zu. Das Essen scheint köstlich zu sein. Dann wandern
wir weiter. Manchmal müssen wir klettern oder Einschnitte im Berg
überqueren. Zwischen uns allen ist eine glückselige Nähe, Liebe
und Geborgenheit. Niemand achtet auf die Gefahren dieses Gebirges. Wir sehen nur ihn. Dann aber beginnt der Abstieg. Sai Baba
nehme ich nicht mehr wahr. Es ist sehr steil, aber getrost setzen wir
Schritt vor Schritt und gehen an der Bergwand hin und her. Unten
angekommen, schaue ich noch einmal hinauf. Es ist nicht zu glauben, dass wir diese steile Felswand heruntergekommen sind.
Durch eine Art Dschungel wandern wir weiter."
Ich erwachte mit dem Gefühl eines mächtigen, breiten Stroms der
Gottesliebe, der durch mich brauste. Mir wurde bewusst, dass dieser Strom unserem kleinen, wunderschönen Land galt. In mir klang
der Schweizerpsalm:
Trittst im Morgenrot daher
Seh’ ich dich im Strahlenmeer
Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!
Wenn der Alpen Firn sich rötet,
Betet freie Schweizer, betet!
Eure fromme Seele ahnt, eure fromme Seele ahnt,
Gott im hehren Vaterland, Gott im hehren Vaterland.
360
Kommst im Abendglühn’ daher
Seh’ ich dich im Sternenheer,
Dich, du Menschenfreundlicher, Liebender!
In des Himmels lichten Räumen
Kann ich froh und glücklich träumen;
Denn die fromme Seele ahnt, denn die fromme Seele ahnt,
Gott im hehren Vaterland, Gott im hehren Vaterland.
Fährst im wilden Sturm daher,
Bist du selbst uns Hort und Wehr,
Du allmächtig Waltender, Rettender!
In Gewitternacht und Grauen,
Lasst uns kindlich ihm vertrauen!
Ja, die fromme Seele ahnt, ja, die fromme Seele ahnt,
Gott im hehren Vaterland, Gott im hehren Vaterland.
Dieses Lied sangen wir in der neunten Klasse mit Inbrunst, als es
um unsere Grenzen zu brennen begann. Wurde nicht unser Land
im Namen Gottes gegründet? Als ich aus der Schule kam, waren
wir umringt von Krieg. Ich stand inmitten dieses Geschehens. Mein
Vater und mein älterer Bruder standen an der Grenze. In mir loderte
die Frage zu Gott empor: "Warum Gott, warum? Was ist mit den
Menschen los?"
Dann aber kam eine Zeit, als man das Lied verachtete, verspottete
und vergass. Ob es jetzt wieder gesungen werden kann? Jetzt, da
man weiss, dass in jedem einzelnen Atom der Gottesfunke schlummert. Weiss, dass sich die gleichgerichteten Atome zusammenballen zu allem, was ist, auch zu einem Land? Es ist das Göttliche in
jedem Atom, das ein Land zu dem macht, was es ist.
Während die Liebe weiterhin strömte und das Lied weiterhin in mir
laut erklang, schaute ich zurück. Als ich geboren wurde, war mein
Vater im Wiederholungsdienst. Für diese eine Nacht und einen Tag
bekam er Urlaub. Es war wie ein Omen. Als ich konfirmiert wurde,
bekam er wieder Urlaub. Aber diesmal war Krieg. Meine Berufspläne verbrannten. Im Jahr 1943 sah ich in den Berner Schulen Bilder
von Auschwitz und Buchenwald. Ich fiel in eine tiefe Glaubenskrise,
361
die Jahre andauerte. Es war Nichtwissen! Wie hätte ich Gott die
Schuld geben können, wenn ich das Karma-Gesetz gekannt und
von dem Naturgesetz von Ursache und Wirkung gewusst hätte? Immer ist es Nichtwissen! Auch jetzt ist es nicht anders. Auch jetzt fragen die Menschen: "Warum?" Beten zu Gott um Frieden und wissen nicht, dass man mit dem Bösen nicht Frieden machen kann.
2002
Traum
"Ich bin bei Sai Baba. Da ist ein riesiger Raum, vollgestopft mit Menschen und allerlei Dingen. Gesunde Menschen, kranke, schöne,
hässliche, stolze, demütige, kleine und grosse. Maschinen stehen
da in grosser Zahl, an denen gearbeitet wird. Pflanzen stehen herum, Kunst, Trödel und anderes ist zu sehen. Auch eine Afrika-Ausstellung ist da. Ich ordne die Afrika-Objekte, die mir vertraut sind,
ein bisschen. In der Mitte des Raumes steht ein Tisch mit einer
gleich grossen Schalttafel. Wenn man die Knöpfe drückt, kann man
Liebe abrufen. Liebe mit Rosenduft, Liebe mit Heuduft, Liebe mit
Lederduft, Liebe mit Jasminduft etc. Ich spiele da ein bisschen. Es
ist eine wunderschöne Erfahrung. Da stehe ich unvermittelt im
Raum von Sai Baba. Wo er wohl ist? Ich schaue mich um. Da erhebt
sich am Schreibtisch in der hinteren Ecke ein buckliger kleiner
Mann. Er ist grau gekleidet. Mit ausgestreckten Armen kommt er
auf mich zu. Beim Gehen streckt er das spitze Kinn nach vorne. Voll
Erbarmen schaue ich diesem armen Menschen entgegen und - erkenne Sai Baba. Meine unendliche Liebe lodert ihm entgegen. Liebevoll legt er seine Arme um mich und hüllt mich ein. Unsere Liebe
verschmilzt ineinander. Da ist nur noch eine einzige Liebe, keine
Körper mehr. ’Dass es eine solche Liebe gibt’, sagt er ergriffen.
Nichts ist mehr! Nichts! Ausser unserer einzigen Liebe.” Und mit
dieser Liebe in mir erwachte ich und sie begleitete mich durch den
Tag.
362
Traum
"Ich habe ein Gartenfest organisiert, lange Tische und Bänke aufgestellt und ein gutes Essen mit viel Süssigkeiten bereitgestellt. Alle
sind fröhlich und geniessen das Fest. Die Gäste sind nun wieder
weg. Ich entdecke, dass die Bücher, die ich als Geschenke zu den
Gedecken gelegt habe, zur Seite geschoben wurden oder auf dem
Boden gelandet sind. Kaum einer hat das Geschenk angenommen."
Ich fragte mich, welche negativen Aspekte in mir verstärkt werden,
um erkannt und bekämpft zu werden. Als Erstes fiel mir das Wort
"Geduld" ein. Ja, manchmal bin ich ungeduldig. Mag nicht warten,
bis etwas Wurzeln geschlagen hat und wächst. Das kam nun wieder ganz extrem beim Rosenkreis-Verlag zum Ausdruck. Oft begoss ich die Pflanzen mit zu viel Wasser (Gefühl). Wie viele Pflanzen hatte ich im Wachen und Träumen schon ertränkt? Ich hatte
auch schon ganze Gärten weggeschwemmt. Setzte ich dieses
Symbol in die Gegenwart um, so erkannte ich meine Ungeduld in
Beziehung zur Lehre, zu den Büchern. Ich wollte sie über alle Menschen regnen lassen. Mich bedrückt die Unwissenheit der intellektuellen Menschen, die doch jetzt so viel Verantwortung übernehmen mussten. Unsere Bücher sind über das Internet voll verfügbar.
Wer will, kann sie selbst ausdrucken. Wir sagen uns, dass jeder,
der einen Text ausdruckt, an der Lehre interessiert ist. Das allein
zählt! Ich bin jedem dankbar, der es tut. Er ist ein Kumpel. Er ist am
Erwachen, ist erwacht, weckt andere auf.
Milliarden Menschen leben auf dem so gesegneten Planeten, der
jetzt der heiligste ist, weil Gott sich hier als Mensch verkörpert hat.
Ja, ich bin ungeduldig, ungeduldig bis an den Rand! Jeden Einzelnen möchte ich an der Schulter packen und aufrütteln. Wir, als
Menschheit, müssen zusammen weitergehen! Das Fest beginnt
erst, wenn auch der letzte Pilger das Vaterhaus erreicht hat, heisst
es.
So soll ER selbst mir diese Ungeduld ausrotten, wenn er es will. Ich
will nicht! Ich werde unvollkommen sterben und wiederkommen. Ich
bin an Moksha nicht interessiert. Ich bin nur an der Menschheit interessiert, von der ich ein Teil bin.
363
Sai Baba hat mich getestet, ob ich telepathisch Botschaften empfangen könne. Ich lag wach und hörte eine Geschichte, die ich
gleichzeitig auch selbst erlebte. Später beeindruckte er mich mit
dem bekannten Gedanken, dass Gott jede Form annehmen muss,
die der Gläubige ihm zuschreibt. Wenn wir nur fest an das Bild, das
wir für ihn hegen, glauben, muss er diese Form annehmen, denn
er selbst ist formlos.
Traum
"Ich bin in einem Hotel von Sai Baba. Ich erhalte das Zimmer 3. Zu
Fuss gehe ich die Treppe hoch. Von da sehe ich durch eine Glaswand den Schreibtisch Sai Babas und ihn selbst. Ohne dass er den
Kopf wendet, ist sein rechtes Auge auf mich gerichtet. Seine dunkle
Pupille ist im Augenwinkel gut zu sehen. Ich fühle mich liebevoll
empfangen. Im ersten Stock angekommen, entdecke ich, dass hier
kein Zimmer die Drei hat. Ich drehe den Schlüssel um und um, 3
steht darauf. Ich steige in den zweiten Stock, aber auch hier passt
der Schlüssel nicht. Ich steige noch höher und da sehe ich andere
Schweizer. Ich bin sicher, dass ich nun mein Zimmer finden werde.
Uns wird gesagt, dass 84% der Menschen nun von Gott wissen sollten. Das war ein Auftrag und mit diesem wurden wir nach Hause
entlassen."
Traum
"Ich bin in Sai Babas Schule. Es ist Pause und wir schlendern
zwanglos herum. Auch Sai Baba ist bei uns. Er unterhält sich hier
und dort. Ich habe einen himmelblauen vierseitigen Liebesbrief von
ihm in der Hand. Glücklich entdecke ich auf den zwei mittleren Seiten den einen Satz: ’Ich liebe dich so sehr!’ Die Worte gehen über
beide Seiten. Eine Freundin betrachtet mit mir voll Freude die Worte. Inzwischen ist Sai Baba auch zu uns gekommen. Er setzt sich
mit ausgestreckten Beinen an die Wand und sagt stolz: ’Ich habe
hart trainiert!’ Auf meine Frage: ’Wo denn?" deutet er auf das Stadion neben dem Haus. Ich betrachte seine Fusssohlen, sie sind arg
zerschunden. Zärtlich streichle ich sie. Von hier aus können wir auf
die Hügel schauen, die das Stadion umgeben. Die Pause ist vorbei.
Sai Baba sitzt wieder am Schreibtisch. Ich warte, bis die anderen
364
vorbeigegangen sind, und gehe zu ihm. ’Ich danke dir für die wunderbaren Worte im Brief. Sie werden wie ein Stern über meinem Leben leuchten’, sage ich dankbar zu ihm. ’Als ich hörte, dass du zurückgekommen bist, musste ich dir einfach schreiben. Ich bin darüber sehr, sehr glücklich!’, entgegnet er und schaut mich voll Liebe
an."
Traum
"Ich räume ein grosses Zimmer auf. Alles entferne ich und jetzt liegen nur noch Herbstblätter am Boden. Ich fülle sie in Plastiksäcke
und schleppe sie hinaus. Viele, viele grosse Säcke werden gefüllt
und immer noch hat es in den Nischen und Ecken weitere Blätter.
Zwischendurch schaue ich aus dem Fenster in den Hof hinab. Erstaunte, fragende Augen schauen mich an. Ich werde besorgt beobachtet. Aber auch alle Erinnerungen werden weggefegt. Der
Raum ist nun sauber und leer."
Wieder einmal Herbstblätter! Was diese diesmal wohl bedeuteten?
Traum
"Ich bin bei Sai Baba. Er hat ein grosses Büro. Seinem Schreibtisch
ist ein Winkeltisch angeschlossen. Dieser ist bedeckt mit einer
ebenso grossen Weltkarte. Viereckige Teile, die Stücke der Landschaft darstellen, sind uns zugeschickt worden. Sie passen genau
auf die Karte. Einige liegen schon darauf. Gruppenweise werden
wir in die Welt geschickt. Eine Gruppe ist jetzt in Afrika. Von den
Gruppen stammen die Karten. Darauf beschreiben sie, was sie in
dem betreffenden Landabschnitt gemacht haben. Sai Baba kommt
herein und betrachtet alle Karten eingehend. Er ist offensichtlich zufrieden und liest die Botschaften sehr interessiert. Er wendet sich
zu mir und fragt, ob ich meinen Teil zum Kissen fertig hätte. Ich sage, dass ich wohl von dem Kissen gehört hätte, aber noch nichts
gemacht habe. Wir betrachten nun zusammen die Karte. Durch die
Mitte der Landschaft fliesst ein grosser Fluss, mit ebenso grossen
Nebenflüssen. Ich gehe in die Küche, denn heute muss ich kochen.
Ich schaue den anderen ein wenig zu. Alles geschieht in Ruhe und
365
Frieden. Über allem ist Sai Babas Liebe. Wir lieben alle einander
und alle lieben IHN."
Traum
"Wir erhalten ein grosses weisses Paket von unserer Druckerei. Zuerst denke ich, dass es noch Bücher sein könnten. Ich öffne das Paket und staune sehr, es sind gar nicht Bücher. Als Erstes sehe ich
eine Druckfolie mit roten Rosen und einen Ausdruck davon. Es ist
der Umschlag des letzten Buches (eines Traumbuches, eines zukünftigen Buches?) Ringsum sind Rosen, in der Mitte der Titel. Den
Titel kann ich jedoch nicht lesen. Aber es scheint, als hätte es mit
dem Rosenkreis zu tun. Jemand schreibt: ’Das Bild ist so schön,
dass wir es als Separatdruck herstellen mussten. Wir senden es mit
grossem Dank und grüssen herzlich.’ Aber da sind auch noch andere Dinge im Paket: zwei grosse weisse Papiersäcke mit Biskuits,
ein grosser Sack voll Ragimehl, Spielzeug für die Kinder, unter anderem Meccanoteile für ein altes Postauto. Cyrill beginnt sogleich
mit dem Zusammensetzen. Die Kühlerhaube ist schon fertig. Ich
gehe zu Roland, um ihm von der Überraschung zu erzählen."
Auf die Frage, ob ich im Buch über die Meditation alles schreiben
dürfe, was ich darüber wisse, antwortete mir das I Ging: "Die Mehrung: Dieses Zeichen bedeutet, dass sich die schöpferische Kraft
von Himmel und Erde vereinigt. Jetzt können auch schwierige und
gefahrvolle Unternehmungen gewagt werden. Nutzen Sie diese
Phase, denn sie wird nicht von langer Dauer sein! Von einer höheren Ebene her wirkt eine aussergewöhnliche Kraft. Übernehmen
Sie Verantwortung, mehren Sie das Gute in sich und anderen Menschen."
Also würde ich nun mit dem Buch "Meditation ist Leben" beginnen.
Traum
“Ich habe mich entschlossen, ein Kind anzunehmen, und es wurde
auch schon entschieden, welches. Ein Begleiter ist bei mir. Ich bestehe darauf, das Kind zu sehen. Wir gehen also zum Notar nach
366
Wattenwil. In seinem Büro angekommen, sage ich zu ihm: ’Ich bin
die Annrose und möchte das Kind sehen.’"
Traum
"Ich bin in einem Seminar von Sai Baba im Hotel Ashok. Am Nachmittag verspäte ich mich, so dass ich ein Taxi nehmen muss.
Ich erwache mitten in der Stadt. Neben mir ist ein kleines Tischchen
hingestellt worden, während ich schlief. Darauf ist ein amtliches
Formular, eine Sammelliste mit Stempeln, darauf Banknoten und
ein Brief. Alles ist mit einem ovalen Stein beschwert. Ich lese mit Erstaunen folgenden Brief: ’Liebe Annrose. Ich war in einem Seminar
mit anderen jungen Menschen und Devotees, Schülern von Sai Baba. In dieser Stadt traf ich die Teilnehmer wieder. Ich erkannte sie,
aber ich sah, dass sie die Macht der Führerschaft, die Sai Baba uns
lehrte, nicht in seinem Sinn ausüben. Dann sah ich dich mit geschlossenen Augen im Stuhl einer alten Lady sitzen und wusste,
dass du es bist, die hilft. Ich setzte mich dort an die Strassenecke
und sammelte Geld. Du kannst es für deine Kinder in Sri Lanka verwenden. Nun gehe ich mit meinem Sohn nach Australien und werde
nicht zurückkehren. Ich liebe dich sehr! Deine H.’
Ich schaue mir den Brief an, das Geld, das Dokument, das kleine
Tischchen und wundere mich sehr."
Traum
"Ich bin in einer Stadt und höre, dass die Prinzessin gar nicht gestorben sei. Alle sprechen darüber. Man übergibt mir dutzende rote
Bleistifte von ihr, um sie neu zu spitzen. Die Bleistifte sind nur noch
kurz, aber einmal kann ich sie wohl noch spitzen. Mir wird zudem
ein kleines Kind, ein Säugling übergeben, für den ich nun auch verantwortlich bin. Auch das gibt in der Stadt viel zu reden."
Traum
"Es wird ein Fest geben und ich darf mir ein Geschenk auswählen.
Oh! Ich weiss schon, was ich will. Einen Sari! Die Verkäuferin legt
ein Kinderbuch vor mich hin und fragt, ob ich nicht lieber dieses
367
Buch hätte. Nein, dieses Buch will ich nicht. Ich will den Sari! Ich
nehme den Sari und gehe nach Hause. Vom Fenster aus sehe ich
in die breite Gasse der Stadt. Die Gäste sitzen schon da und warten. Die Gasse mündet in einen grossen Platz, da wird die Unterhaltung stattfinden.
Ich wickle mich in den Sari. Er ist aus fliessender Seide, zyklamenrot und leicht gemustert. Er ist wunderschön! Dann eile ich hinaus
auf den Platz. Glücklich schaue ich noch einmal zurück zu meiner
Familie, die am Fenster steht und mir nachschaut. Ich schwebe
über den Platz und betrachte die Schauspieler. Auch Bernhard ist
dabei. Er ist bei den Kämpfern. Und jetzt tanze ich. Tanze in einer
Seligkeit, vergesse die Zeit.
Das Fest ist zu Ende und Bernhard steht neben mir. Er hat einen
kleinen Blumenstrauss für Käthi in der Hand. Ich schaue auf den
kleinen Strauss und habe ein schlechtes Gewissen. Käthi habe ich
ganz vergessen. ’Ich werde dir helfen’, sage ich zu Bernhard. ’Wir
werden einen ganz wunderschönen Strauss machen. Hier hat es
Blumen genug.’ Ich schaue auf eine voll erblühte rosarote Rose.
Um diese herum werde ich die Blumen anordnen, denke ich."
Beim Erwachen stellte ich fest, dass mein Körper noch nicht eingerastet war. Ich schwebte noch über meinem physischen Körper.
Eine unbeschreibliche Seligkeit erfüllte mich und ich war tief glücklich. Ich wollte noch gar nicht ganz zurückkehren. Ich genoss das
Glücksgefühl, die Liebe, die mich durchströmte. Morgen würde
Ostern sein. Ich dachte an ein anderes Osterfest, an einen anderen
Sari.
Traum
"Ich trete aus meinem Elternhaus, schaue über das ganze Breitmoos und wandere den Feldweg entlang Richtung Mettlen. Dort
habe ich meine ersten Schuljahre verbracht. In der Mitte des Weges
trete ich plötzlich in fusstiefes Wasser, aber ich wandere weiter, das
Wasser stört mich nicht. Beim ersten Haus schaue ich hinein. Eine
grosse Feuerstelle ist errichtet worden. Sie nimmt den ganzen
Raum ein. Ganze Baumstämme können hier verbrannt werden. Ich
gehe weiter zum nächsten Haus. Da sehen wir, dass im Nachbar368
haus das Feuer angezündet wird. Die Baumstämme brennen lichterloh. Jetzt greift das Feuer sogar auf die Baumstämme des Nachbarhauses über. Wir befürchten, dass die Häuser verbrennen werden. Da steht unvermittelt der Architekt bei uns. Er lacht nur über
unsere Sorge, das Feuer könnte Schaden anrichten. Und nun entdecke ich, dass die Baumstämme gar nicht verbrennen."
Ich erwachte in meiner "Sehnsuchtsstellung".
Traum nach einer tiefen Sehnsucht nach einem spirituellen Land.
"Ich wohne in einem fremden Land (Indien oder Sri Lanka). Mein
Mann hat eine einflussreiche Stellung inne und ist viel unterwegs.
Aber jetzt gehe ich mit ihm auf eine grössere Reise, und der Haushalt muss aufgelöst werden. Alles Überflüssige packe ich in Tücher
und verschenke es. Das, was ordentlich aussieht, lasse ich im
Haus. Und nun sind wir unterwegs, mein Mann, die zwei jungen Angestellten, die immer zu mir schauen, wenn mein Mann weg ist, und
ich. Abenteuer um Abenteuer erlebe ich nun. Es ist eine wunderbare Zeit. Die beiden Angestellten sind unsere Freunde geworden.
Sie umsorgen uns liebevoll, organisieren Decken, wenn es kalt
wird, besorgen köstliches Essen und bleiben stets an meiner Seite,
wenn mein Mann seine Besprechungen hat. Ich fühle mich umsorgt
und beschützt in einer fremden Welt. Mein Mann ist eine Autorität,
stark, edel und gerecht. Aber eigentlich sind es die zwei Jungen, die
sich um mich sorgen.
Wir sitzen alle gemütlich in einem Restaurant, denn wir haben etwas zu feiern. Mein Mann gibt die Bestellung auf, alles Feine und
Gute soll gebracht werden. Der Kellner schaut uns dabei eigenartig
prüfend an. Vor dem Essen erscheint der Besitzer des Restaurants
und sagt etwas auf Englisch, das ich nicht verstehe. Eindringlich
wiederholt er die Worte und zeigt dabei auf unsere zwei Jungen.
Und nun verstehe ich die Worte: ’... in the same room.’ Voller Entrüstung erwidere ich: ’They are friends! They are our guests!’ Er
wagt nicht zu widersprechen.
Wir sind wieder unterwegs. In den Ortschaften wimmelt es von
Menschen. Es wird geschrien, gefeilscht, gestritten."
369
Ein Leben in einem spirituellen Land? Wo ist die Spiritualität? Wem
steht sie zu? Wer hat Teil daran? Sind es die Freunde, sind es die
Diener, ist es das Volk? Nein!
Traum
Jetzt, da die erste Buchhaltung für den Rosenkreis-Verlag abgeschlossen war, wurde ich im Traum mit einer anderen Buchhaltung
konfrontiert. Eine Buchhaltung über Liebe und Wissen.
"Da ist ein ganzer Bundesordner. Die blauen Blätter sind für das
Wissen, die gelben für die Liebe. Ich beschäftige mich mit der Liebe. Ordne sie, fühle sie noch einmal und lege sie ab."
Traum
"Ich bin in der Universität. Sai Baba ist der geliebte Lehrer. Was für
ein Schulsaal ist das! Überall blühen Blumen. Nahrung für die Seele
in jeder Beziehung. Freude herrscht. Der Unterricht ist vorüber. Wir
verlassen den Raum und treten in das Treppenhaus. Ringsum sind
Schulräume. Breite Treppen führen nach unten. Vor mir geht der
Lehrer, Sai Baba. Wunderschön sieht er aus in seinem neuen Veston, einem Sacco in feinen Farben, die in runden grossen Tupfen
darüber verteilt sind. ’Schöner Sai Baba’, sage ich leise. Kokett
wendet er den Kopf nach mir und sagt stolz: ’Leinenbindung.’
Leichtfüssig hüpft er über die Stufen. Es ist Mittag.
Kaum zu Hause, fühle ich schon wieder eine tiefe Sehnsucht nach
Sathya Saayine. Ich rufe ihn an und frage: ’Wie geht es dir?’ Er lacht
und gibt zur Antwort: ’I nüschele no e chli desume.’ Es ist das erste
Mal, dass er berndeutsch mit mir spricht. Wir lachen beide.
Ich bin wieder auf dem Weg zur Universität. Von 13-17 Uhr ist der
Unterricht angesagt. Ich freue mich auf den Unterricht. Es ist schön,
bei ihm zu sein. Ich habe unser neues Buch bei mir. Im Foyer treffe
ich Roland. Zusammen betrachten wir unser Buch von allen Seiten.
Es ist wunderschön. Eine ältere Dame kommt auf uns zu und fragt
nach dem Buch. Wir zeigen es ihr. Zwei Schutzumschläge sind darum angebracht. Beide mit einem Bild von Sai Baba. Das Buch
selbst ist leuchtend orange. Die festen Deckel sind mit einer Art
370
Stoff in Leinenbindung überzogen. Der Titel ist in Goldbuchstaben
geschrieben. Die Frau fragt, ob und wo man es kaufen könne. Wir
wissen es nicht. Ich erzähle ihr von dem schönen Bild des jungen
Sai Baba und suche es. Aber da ist kein solches Bild. Es hat jedoch
wunderbare doppelseitige Abbildungen von Tempeln. Es ist ein
ganz neues Buch, nicht das mit dem jungen Sai Baba. Die Frau
möchte das Buch selbst anschauen. Widerstrebend gebe ich es ihr
und denke bei mir, dass Bücher ja gelesen werden und nicht neu
und unberührt bleiben sollten. Unbekümmert und nicht gerade
sorgsam geht sie damit um. Ich sehe, dass die Umschläge nun
schon etwas abbekommen haben. Sie gibt mir das Buch zurück und
entfernt sich. Sie sagt noch, dass der Mann auf der Bank dort drüben ihr Mann sei. ’Dort ist das Buch!’, ruft Roland freudig aus. Es
liegt auf dem Tisch in der Bibliothek bei den Neuerscheinungen. Es
ist ein wunderschönes, das schönste Buch, stellen wir glücklich
fest. Wir schauen uns nach der Frau um. Ob wir es dem Mann mitteilen sollen? Aber da steht sie selbst wieder bei uns. Dort, im Ausstellungsraum sind auch noch andere Dinge zu kaufen. Auch afrikanische Kunst ist vertreten. Im Vordergrund steht ein Mäuseorakel
und erweckt die Aufmerksamkeit der Frau. Ich erkläre ihr das Orakel und sie wundert sich, dass wir darüber Bescheid wissen. ’Wir
haben einmal eine Galerie für afrikanische Kunst gehabt’, erkläre
ich ihr. ’Gehabt! Wir haben alles verkauft, zuletzt zu jedem Preis.
Alles ist liquidiert. Wir brauchten Geld, um das Buch zu drucken.’
Plaudernd gehen wir nun alle zusammen die Treppe hoch. Im zweiten Stock sehe ich mich um. Wir sind noch nicht am richtigen Ort,
wir müssen noch eine Etage höher steigen. Dann öffne ich die grosse Flügeltüre zum Schulraum mit Schwung und wir bleiben erstaunt
stehen. Wir schauen verdutzt in einen schön geschmückten Festsaal. Rechts gibt es einen langen Tisch mit feinen Köstlichkeiten
zum Essen. Vor uns ist ein weiterer Tisch mit Getränken. Am oberen Ende steht Sai Baba selbst vor zwei grossen Schüsseln mit einem Getränk. Er giesst aus braunen Flaschen eine weitere Flüssigkeit hinein. In eine Schüssel etwas mehr als in die andere. Und
nun strömen die Gäste herein. Ich gehe zu Sai Baba und bleibe an
seiner rechten Seite. Ich reiche ihm die runden Gefässe der Gäste.
Er füllt sie mit der Flüssigkeit aus den Schüsseln und ich gebe sie
an die Gäste weiter. Je nachdem, für wen es ist, schöpft er aus der
einen oder aus der anderen Schüssel. Glücklich nehme ich zur
371
Kenntnis, dass ich jetzt die göttliche Speise weiterreichen darf. Das
habe ich mir schon immer gewünscht. Ich beuge mich etwas vor,
und der Zipfel meines Saris fällt in die Flüssigkeit. Sai Baba ergreift
die Spitze des Stoffes mit Daumen und Zeigefinger, schüttelt ihn
aus und sagt tadelnd, aber mit einem eigenartigen Lächeln: ’Reiche
die Töpfe aussen herum weiter.’ Wie geniesse ich diese Stunden!
Ich bin glücklich, mit ihm zusammen tätig zu sein. Und nun beginnt
das Fest."
Ich erwachte in Glückseligkeit. Sathya Saayine war immer noch da.
Wie liebte ich ihn - wie sehr liebte er mich! Wie gesegnet war ich!
Traum
"Jeden Morgen hebt mich Sai Baba aus dem Bett und stellt mich auf
die Füsse. Aber jetzt entdecke ich, dass ich selbst aufstehen kann.
Ich werde es ihm sagen."
Traum
"Ich bin mit vielen Sai-Devotees zusammen. Wir arbeiten in einem
grossen Garten. Es gibt lange Reihen neu gepflanzter Setzlinge.
Ich hebe mein neu geschenktes, nacktes Kind, einen Säugling, aus
dem Bettchen und schliesse es in die Arme. Es ist weich und warm.
Liebe umhüllt uns, und zwischen uns ist eine süsse Zärtlichkeit. Das
andere Mädchen ist nun schon ein paar Jahre alt und ziemlich selbständig. Es bewegt sich frei und fröhlich unter uns allen. Die ganze
Zeit fühle ich Sai Babas Liebe. Eine Sinfonie der Liebe, jede Nuance wie die Saite eines Instruments. Mein ganzer Körper ist erfüllt
davon und ich fühle, dass er mein drittes Auge bearbeitet. Kleine
Sträusschen von Schneeglöckchen werden herumgereicht."
Cyrills Sehkraft war nun vollkommen.
Traum vom 2.6.2002
"Zehntausende von Menschen sitzen an einem Hügel wie in einer
Arena. Wir warten auf Sai Baba. Unten sehen wir sein Tischchen
mit dem Mikrophon und den Stuhl. Ich sitze zuoberst, aber die Men372
schen drängen sich auch da, bis mein Blick auf den Stuhl, wie so
oft, verdeckt wird. Ich hole im Gebäude hinter mir einen Stuhl. Zu
zweit sitzen wir darauf. Da fährt unten Sai Baba vor, stellt sich vors
Mikrophon und sagt: ’Ich muss euch sagen, es ändert sich jetzt viel.’
Nach diesen Worten steigt er wieder ins Auto und fährt weg. Alle
warten darauf, dass er zurückkommt. Ein Ehepaar, offensichtlich
VIPs, setzt sich vor uns hin. Die Frau beugt sich nach vorne, zu einer uralten Gebetshaltung. Ich betrachte die rot gemusterte, dünne
Bluse. An der Erschütterung ihres Rückens erkenne ich jedoch,
dass sie herzzerbrechend weint. Der Mann versucht sie zu trösten.
Inzwischen hat sich eine Menschenwand vor mir aufgebaut, ich
sehe nichts mehr.
Ich wandere rechts von mir dem Hügel entlang und entdecke plötzlich Sai Baba unten, auf der anderen Seite des Hügels ganz allein
an einem Tischchen sitzen. Ich renne den Hügel hinunter zu ihm.
Dabei höre ich eine Gruppe singen: ’Sai Baba, Sai Baba, mir sy verruckt über dy!’ ‘Wie kann man nur so etwas singen?’, frage ich mich.
Ich bin nun bei Sai Baba. Er wundert sich kein bisschen über meine
Gegenwart. Er plaudert mit mir über ganz alltägliche Dinge. Er ist
mir so vertraut, so nah. Lächelnd setzt er sich auf den Boden und
ich knie mich vor ihn hin. Seine Füsse stecken in wollenen Socken.
Die grosse rechte Zehe schaut heraus. Das Loch wurde rudimentär
mit ein wenig schwarzer dicker Wolle im Zickzack geflickt. Aber der
Zeh ist immer noch zu sehen. Erschüttert beuge ich mich über diesen Zeh, von Mitleid ergriffen. So wenig schaut man zu ihm! Ich
nehme seine Füsse in meine Hände, lege mein Gesicht darauf, weine und küsse diesen Zeh immer und immer wieder. Wie vertraut Sai
Baba mir ist. Wie nah ich ihm bin! Wie liebe ich ihn, wie liebt er mich!
Wie leide ich mit ihm! Nach langer Zeit steht er auf und entfernt sich.
Im Vorübergehen streift sein weiches, seidenes Kleid wie eine Liebkosung über mich. Ich betrachte ein grosses viereckiges Stecknadelkissen und eine grobe Wollnadel darin, in der noch ein Stück
schwarzes Garn übrig geblieben ist. Dieses schwarze Garn in der
groben Nadel irritiert mich, betrübt mich sehr. Ich nehme sein rechteckiges, langes Schächtelchen in die Hand, in dem einige seiner
Dinge sind, und drücke es an mein Herz. Wie liebe ich alles, was
ihm gehört, wie sehr liebe ich ihn."
373
Das schwarze Garn beschäftigte mich immer noch. Ich sah noch
immer den groben Zickzackstich.
Traum von Doris
"Unsere beiden Kinder Cyrill und Aylin spielen auf dem Mätteli. Wir
Grossen sind an der Türe zum Garten. Da sieht Doris plötzlich,
dass Sai Baba fröhlich mit den Kindern über die Wiese tanzt, vielmehr schwebt. Glücklich schauen wir zu. Menschen kommen zu
Besuch, auch sie möchten zuschauen. Da öffnet Doris die grossen
Vorhänge, so dass wir alle ungehindert an dem fröhlichen Tanz teilhaben können."
Traum
"Mit Roland zusammen putze ich den Oberdörfer Wildbach. Wir
schrubben jeden Stein einzeln. Über weite Strecken ist der Bach
nun schon geputzt."
Traum
"Unsere Familie macht eine Grossreinigung. Überall im Haus haben sich Herbstblätter aufgestapelt. Es sind keine Möbel mehr in
den Räumen, nur den Wänden entlang hat es Bücherregale bis an
die Decke, gefüllt mit Büchern. Ich schlage vor, die Blätter in der
Mitte der Räume zu Haufen aufzuschütten, so wie wir es mit dem
Häckselgut tun. So könnte neue Erde entstehen, um Neues zu
pflanzen. Alle helfen nun mit, auch die Kinder. In einem anderen
Raum häufen wir Blätterwalmen den Wänden entlang.
Nun sitzen wir mit Tausenden von Devotees an einem grossen Hügel. Roland und Cyrill sind auf die Männerseite gegangen, Doris,
Aylin und ich gehen zu den Frauen. Aber nun sitze ich allein oben
am Hügel. Zwei Männer kommen heran. Einer ist übersät mit Wunden, aber diese bluten nicht. Ich kläre die beiden darüber auf, dass
sie zu den Männern gehen müssten. Alle sind sehr still, aber nun
höre ich plötzlich die zaghafte Stimme eines Mädchens. Es ist Aylins Stimme, Aylins englisches Lied, das sie für eine Aufführung im
Kindergarten gelernt hat:
374
Immer lauter und fröhlicher ertönt nun die Stimme und alle hören
andächtig zu. Es ist still, wie in einem grossen Dom. Wir warten alle
auf Sai Baba. Ob er wohl kommt? Über uns allen liegt es wie ein
grosses Reinemachen. Ja, wir alle müssen wohl noch einiges in
Ordnung bringen."
Wie ich zur Genüge weiss, bedeuten Herbstblätter einen Neubeginn. Diesmal geht es die ganze Familie, uns alle, die ganze
Menschheit an, erst dann kann es Frühling werden auf der Welt!
Ich erwachte mit dem Bild Sai Babas vor Augen und war erfüllt von
seiner alles umfassenden Liebe und einer ungeheuren Kraft, die
meinen ganzen Körper erfüllte. Das Bild war grau und rund. Da erkannte ich, dass es das Medaillon darstellte, das ich zum 70. Geburtstag Sai Babas von meiner Ashramfreundin bekommen hatte.
Jemand hatte diese Medaillons machen lassen und sie von Sai
Baba selbst segnen lassen. Die Freundin hatte eins für mich erhalten. Da ich gerade zu diesem Geburtstag nichts Materielles haben
wollte, sondern nur Antwort auf meine drängenden Fragen, nahm
ich es nicht gerne an. Sie aber bestand darauf. Einige Male wollte
ich es einem Menschen verschenken, aber immer war da die Mahnung, dass es nicht der rechtmässige Besitzer sei. Nun also wurde
ich daran erinnert. Die Vereinigung mit Sai Baba war aber so seligmachend, dass ich mich tiefer hineinbegab. Ich fiel noch einmal in
einen stundenlangen tiefen Schlaf.
Ich erwachte zum zweiten Mal mit diesem Medaillon vor Augen und
wusste, dass mir diese Botschaft etwas mitteilen wollte. Ich setzte
mich zu Sai Baba und fragte nach. Auf einmal wusste ich, dass das
Medaillon Doris gehörte, immer ihr gehört hatte, und dass sie es
nun bekommen solle.
Traum
"Ich bin im Breitmoos in meinem Elternhaus und krame in alten Dingen. Unter anderem sind da Broschüren, ähnlich dem Sanathana
Sarathi. Ich blättere darin und stutze plötzlich. Da fehlen Seiten, da
fehlt Text! Es sind spirituelle Anleitungen, aber der Text ist ausei-
375
nandergerissen. Es ist ein wichtiger Text und ich versuche ihn wieder zusammenzustellen."
Traum
"Wir erwarten Sai Baba und treffen Vorbereitungen. Wir, das heisst:
die Devotees. Endlich ist er da. Geht herum, spricht hier und da ein
paar Worte.
Sai Baba und ich sitzen nebeneinander auf dem Boden. Er sagt,
dass bald wieder ein Fest stattfinden werde. Fragend und voll
Sehnsucht schaue ich ihn an. ’Ich könnte dich einladen’, sagt er
leichthin. ’Ich könnte dir eine grosse Schachtel Bubenhosen zum
Nähen schicken.’ Ich denke an die Zeit, als wir die 250 Mädchenkleider machen mussten. Damals durfte ich nur schnell zum Darshan in den Tempel gehen. Ich durfte nicht einmal mehr am BhajanSingen teilnehmen und schon gar nicht auf einen Zwischendarshan
hoffen. Sai Baba schaut mich von der Seite an und ich weiss, dass
er jeden Gedanken kennt. ’Oder du könntest Gesangsunterricht
nehmen! K. F. könnte dich unterrichten. Aber mit ihm verstehst du
dich nicht so gut ...’ ’Ach, wir haben uns oft gestritten, aber eigentlich mag ich ihn ganz gut’, sage ich darauf. Aber Gesangsstunden?
’Du kannst mir die Bubenhosen senden’, sage ich zu Sai Baba. Nun
sitzen wir nur noch gemütlich beisammen."
Dieser Traum könnte eine kleine karmische Abrechnung sein.
Denn einmal hatte mich Parvati gefragt, ob ich nicht wieder einmal
längere Zeit nach Puttaparthi kommen und zum Geburtstag von
Swami bleiben könnte. Sie bekäme von einem Stoff-Fabrikanten
Stoff für Bubenhosen, diese könnten wir zusammen machen und
dann Sai Baba zum Geburtstag übergeben, wie damals die Mädchenkleider. Ich wollte und konnte jedoch nicht zusagen und so
blieb das Werk ungetan. Mit K. F. hatte ich einige Meinungsdifferenzen gehabt, das stimmte, aber diese hatten mit der Sache zu
tun. Ich verstand ihn machmal einfach nicht und er mich wohl auch
nicht. Auf jeden Fall musste ich nun darüber nachdenken.
376
Traum
"Ich bin im Ashram von Sai Baba. Es findet ein grosses Reinemachen statt. Ich habe entdeckt, dass alle Wände mit schwarzen
Spinnweben überzogen sind. Mit der breiten Staubsaugerbürste
reinige ich entschlossen Streifen um Streifen. Die weissen Wände
werden wieder sichtbar.
Ich entdecke, dass mein Weisheitszahn wieder geflickt ist. Es sieht
aus, als wäre er mit Gold ausgegossen worden. Roland und Doris
bestätigen, dass es wirklich Gold ist. Das kann nur Sai Baba gemacht haben. Ihm ist ja alles möglich."
Ich dachte zu Sai Baba: "Wenn du der einzige Mann im Universum,
also auch der einzige wirklich Liebende bist - dann hast du dir ja einen wunderbaren Trick ausgedacht, um dich zu vervielfältigen. Wie
du sagst, hast du dich vervielfältigt, um dich selbst immer mehr lieben zu können. Wir fallen also auf das Gefühl der Liebe herein und
richten unsere Liebe, die deine ist, auf ein Gegenüber, das uns an
deine Liebe erinnert. Wir gehen sozusagen in die Falle. Du aber
hast mir versprochen, dass ich mich an alles erinnere, wenn ich
wiederkomme, dass du über mich wachen wirst, damit ich nicht
noch einmal in diese Falle trete, dass du mich sofort in deine Nähe
nimmst. Ich habe deine Liebe nun erfahren und ich habe sie wiedererkannt. Ich liebe dich! Ich liebe dich! Ich liebe dich! Dich, du einziger Mann!"
Danach hatte ich folgenden Traum:
"Es ist nach einem Fest. Festlich gekleidet stehe ich vor einem
grossen Korb roter Rosen. Ein Geschenk meines Liebsten. Ich biege die Rosen auf einer Seite des ovalen Korbes ein wenig zurück
und lege mich voll Sehnsucht zu den Rosen. Mein kleiner Hund
nimmt daneben auf dem Teppich Platz. Da kommt Vreni, um mich
zum nächsten Fest abzuholen. Verschlafen schaue ich mich um.
Die weissen Veloursvorhänge sind zugezogen. Sie bedecken eine
grosse Fensterfront und auch die Wände. Ich bin hier in meinen eigenen Räumen. Ich steige aus dem Korb, richte die Rosen wieder
auf und mache mich bereit für das nächste Fest. Noch einmal fällt
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mein prüfender Blick auf die Rosen. Sie sind voll erblüht, jede
leuchtet in der Mitte aus sich selbst."
Wir erhielten die Unterlagen für die Buchausstellung BuchBasel.
Auf meine Frage an Sai Baba, ob es sein Wunsch und Wille sei, seine Bücher in Basel auszustellen, erhielt ich die Antwort: "Ja." Ich
überlegte mir unsere finanziellen Möglichkeiten und kam zum
Schluss, dass es sehr knapp werden könnte. Zudem hatten wir ja
das Buch Meditation ist Leben in Arbeit, da warteten auch noch
Kosten auf uns. Auch privat konnte ich nicht so viel abzweigen, wie
ich es mir gewünscht hätte. Ich meldete es unserem "Chef" und
doppelte nach: "Hast du gehört, wir brauchen Geld!"
Dann hatte ich einen Traum.
"Ich grabe im Gärtchen von Roland und den Kindern die Erde um
und entdecke, dass sie nicht alle Kartoffeln ausgegraben haben.
Ich finde am Rand, an der (nicht vorhandenen) Mauer sieben grosse, ovale, flache Kartoffeln. Ich schaue einer Frau entgegen. Sie
hält einen grossen Bogen Papier in der Hand und zeigt ihn mir von
weitem. Es ist offensichtlich eine lange Rechnung. Dahinter erscheint Sai Baba. ’Siehst du!’, rufe ich ihm zu, ’schon wieder eine
Rechnung! - Chef! Wir brauchen Geld! Hast du gehört?’ Er schaut
mich streng an und sagt: ’Nehmt doch erst einmal vom anderen
Geld!’ Darauf verschwinden beide und ich grabe noch einmal zwei
grosse Kartoffeln aus. Nun sind es also neun."
Ich erwachte und fühlte wie üblich Sai Babas Liebe durch mich strömen. Sie kreiste mit immer grösserer Intensität durch meinen ganzen Körper. Ich fühlte aber, dass ein kleinerer, noch mächtigerer
Kreislauf sich vom Sonnengeflecht zum Kopf ausdehnte, weiterströmte und dann zum Sonnengeflecht zurückströmte. Ich blieb still
liegen, glücklich darüber, dass Gottes Liebe durch mich strömte
und sich über die Menschen und die ganze Welt ausdehnte. Was
könnte ich in dieser Stunde tun, was in dieser Zeit des grossen
Übergangs wichtiger wäre? Ich wüsste nicht was.
378
Am Morgen sagte ich zu Roland, dass er wohl noch nicht alles geerntet habe, was er gepflanzt habe. Ich dachte an seine unrealisierten Erfindungen, die er nicht verwirklichen konnte, weil ihm das
Geld fehlte.
In der morgendlichen Zwiesprache mit Sai Baba fragte ich ihn, wo
"das andere Geld" denn sei. Das habe er mir zu sagen vergessen.
Dann aber, zwei Tage nach dem Traum, meldete sich ein Kunstsammler an. Roland und ich konnten für einen grösseren Betrag
Objekte aus unserer Privatsammlung verkaufen. Roland bestand
darauf, dass ich nun zu Sai Baba gehen solle, er würde mir den Flug
bezahlen. Dann ging alles ganz schnell. In der gleichen Stunde rief
ich Vreni an, von der ich wusste, dass sie mit ihrem Mann bald zu
Sai Baba reisen wollte, und fragte sie, ob sie mit mir etwas vorher
fliegen könnte, ich wolle an meinem Geburtstag bei ihm sein. Sie
konnte ihre Reise annullieren und wir erhielten freie Plätze für den
25. Oktober. Vor acht Jahren hatten wir genau die gleiche Zeit zusammen bei Sai Baba verbracht.
Traum
"Ich bin im Breitmoos im oberen Stock. Roland bringt mir ein Manuskript von einem dicken Buch. Es ist gedruckt, viele handschriftliche Eintragungen von Sai Baba sind eingefügt. Ich frage Roland,
um was für ein Thema es sich denn handle. ’Von Farben!’, sagt er.
Von Farben! Es scheint ein Buch über die Gesetze der Farben zu
sein. Auch der Lüschertest ist enthalten. Von Farben! Wie mich das
freut! Ich drücke das Manuskript an mein Herz. Was für ein Glück
wir haben! In einem der Räume wartet der Übersetzer. Es kommt
wohl auch auf andere neue Arbeit zu. Das Manuskript ist nun in einen Bundesordner eingebunden."
Traum
"Ich besuche mit einer Freundin einen Vortrag. Zuerst sitzen wir
ganz hinten. Dann aber entschliessen wir uns, nach vorne zu gehen. Wir sitzen nun in der zweiten Reihe an einem Mittelgang. Ich
habe einen schönen Salatkopf bei mir und rupfe selbstvergessen
ein Blatt ums andere ab. Da stupst mich die Freundin an und sagt:
379
’Er schaut dich an!’ Gelassen rupfe ich weiter, aber dazwischen
schaue ich auf den Dozenten, der auf einem Stuhl sitzt. Er hat einen
’Badge’ angesteckt. Er ist Arzt. Unsere Blicke kreuzen sich und er
sagt etwas zu mir. Der Vortrag beginnt. Immer spricht er uns persönlich an."
Traum
"Da liegen drei Bücher. Ich erhalte Botschaften dazu. Sehr intensive. Aber ich bin mir nicht so sicher, ob sie aus der Quelle selbst
kommen."
Am Abend vor unserer Abreise erhielt ich zu einigen anderen noch
einen weiteren Brief an Sai Baba. Er enthielt die Bitte um Hilfe für
eine bekannte Frau. Diese war kurz vorher mit einer lebensgefährlichen Krankheit ins Spital eingeliefert worden.
Meine überraschend neue Reise zu Sathya Sai Baba.
Wir kamen am 26. Oktober im Ashram an. Das Erste, was ich erfuhr, war, dass die Schweizer letzten Sommer noch einmal Material
für die Neugeborenen mitgenommen und Modi abgegeben haben,
obwohl das Projekt eigentlich abgeschlossen war. Das war der Intervention meiner Freundin und Begleiterin zu verdanken. Ich bat
Modi, einmal zu zählen, was alles gemacht sei und was noch gemacht werden könne. Wir selbst hatten auch noch ein paar Hundert
Hemdchen mitgenommen. Ich war zutiefst überrascht und erfreut,
dass wir über 600 Pakete machen konnten. So viele Kinder würden
zum Abschluss also noch einmal gekleidet. Die Neugeborenen eines halben Jahres von Puttaparthi. Zum Abschluss war nun alles
so, wie es von mir am Anfang geplant war. Die Schweizer Devotees
nahmen das Material fürs Projekt privat mit. Keine Zollformalitäten,
keine Gebühren, keine Bestechung! Am Lichterfest vor sieben Jahren hatte alles begonnen. Daran dachte ich jedoch erst, als ich erfuhr, dass wir das Lichterfest feiern würden. Wir hatten die Pakete
nicht mehr direkt ins Spital gebracht, sondern liessen sie Sai Baba
übergeben. Das Office hatte sie abgeholt. Nun war also alles in
Schönheit abgeschlossen. Es war eine grosse Freude, die schöne
380
Arbeit der helfenden Frauen noch einmal betrachten zu können.
Erst jetzt war das Projekt beendet, nach sieben Jahren. Eine Besucherin sagte, man würde die Liebe dahinter greifbar erleben.
Da der Brief für die kranke Frau so dringend war, entschloss ich
mich, die Briefe am Anfang der Zeit mitzunehmen. Sollte er sie nicht
entgegennehmen, würde ich sie ihm mit der Post schicken, so war
es mit allen abgemacht. Aber wir hatten schon am ersten Tag 1.
Reihe. Da schaute er sie jedoch nur an. Auch am zweiten Tag hatten wir die erste Reihe und sassen ganz vorne. Als er kam, blieb er
vor mir stehen und ich hielt ihm die Briefe schön geschichtet hin.
Der eine war ein wenig grösser als die anderen. Mein Wunsch, dass
er sie nehmen möchte, war sehr tief und die Bitte um Hilfe für die
kranke Frau loderte ihm entgegen. Da wir immer telepathisch miteinander verbunden sind, sprach ich sie jedoch nicht laut aus. Mit
ernstem Gesicht trat er einen Schritt zurück und sagte ein einziges,
sehr streng geäussertes Wort. Vielleicht war es Telugu, vielleicht
Sanskrit, ich verstand es auf der äusseren Ebene nicht. Auf der inneren Ebene jedoch hiess es: "Bedränge mich nicht!!!" Ich erschrak
sehr über den scharfen Ton und einen Moment lang war ich irritiert.
Dann fächerte ich die kleineren Briefe auf dem Grossen aus und
hielt sie ihm voll Demut noch einmal hin. Da kam er zurück und
suchte unter allen den für diese Frau heraus. Dabei hüllte er mich
in seine ganze Liebe ein. Was sollte ich nun mit den anderen Briefen tun? Ich wusste nur, wem der grosse Brief gehörte. Diesen und
die unserer Kinder brachte ich zurück. Die anderen blieben im
Ashram, obschon er alle Briefe berührt, alle zur Kenntnis genommen und sie alle gesegnet hatte.
Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass der innere Sathya Saayine und der äussere Sathya Sai Baba deckungsgleich geworden
seien. Lange, innig und voll Liebe ruhten seine Augen in den meinen. Ob die Leidenszeit nun ganz vorüber war?
An meinem Geburtstag schenkte er uns hohe Reihen. Am Abend
feierten wir in meinem Raum und in kleinem Kreise meinen Geburtstag. Meine Freundin schenkte mir den tanzenden Shiva. Ja, es
ist Shiva, der die Führung übernommen hat. Shiva allein könne uns
über die Schwelle heben, sagt Sai Baba selbst. Als ich meiner
Freundin zu meinem Geburtstag einen Sari schenken wollte, war es
381
auch sein Wille, dass es kein Sari, sondern auch ein Shiva sein sollte.
Modi erschien hinter einem grossen Rosenstrauss, der mit weissen
Galdiolen umrahmt war. In der Hand hielt er eine feine Torte. Später
kam noch eine Stola aus dem Himalaya zum Vorschein, mit roten
Rosen bestickt. Er hatte von Freunden ein Taxi bekommen. Seit ein
paar Jahren hatte er kein eigenes mehr gehabt, was sein Leben als
Familienvater von vier Kindern sehr erschwerte. Weil er nicht wissen sollte, von wem das Geschenk war, liess er mich seine Dankbarkeit nun fühlen.
Die Freundin vom Ashram erzählte, dass Sai Baba einmal gesagt
hatte, wenn man über irdische Dinge weine, würden die Tränen aus
den inneren Augenwinkeln fliessen, wenn man aus Seligkeit und
um Gott weine, aus den äusseren. Von Hanuman gebe es ein Bild,
auf dem man das sehen könne. Aus den äusseren Augenwinkeln
kämen grosse Tränen.
Das Lichterfest fand ohne Dipavalifeuerwerk am Abend statt.
Wir hatten 3. Reihe und sassen, wie vor sieben Jahren, den Schülerinnen von Anantapur gegenüber. Ich dachte an diese Zeit und an
das, was damals begonnen hatte. Da wurde mir eine eigentümliche
Freude bewusst, die mein ganzes Sein erfüllte. Als Sai Baba zum
Tor hereinkam und dazu "meine" Musik erklang, eine Botschaft, die
er mir schon einige Male in dieser Form übergeben hatte, da rannen
meine Tränen einfach nur so aus den äusseren Augenwinkeln. Sai
Baba umfing meine Freundin und mich mit seiner ganzen Liebe und
Form. Mit ausgebreiteten Armen stand er vor uns. Und wieder hatte
ich das tiefe Gefühl, dass sich die beiden Formen, die innere und
die äussere für alle Zeit für mich vereinten. Was für ein Tag! Was
für eine Fülle von Botschaften!
Am Nachmittag die 14. Reihe. Die Reihe, die vor 3 Jahren bei meinem Sterben so oft zu mir gekommen war. Heute wie damals bedeutete sie Shiva für mich. Er, der uns über die Schwelle hebt. Hier
sagt man zwar, die 11. Reihe sei Shivas Zahl, aber ich erlebte ihn
damals mit der 14.
Am Morgen danach hatten wir wiederum die 14. Reihe. Zuerst hörten wir den Gesang von Solisten, der dann zum Bhajansingen über382
führte. Ich liebe den Gedanken, mit Sai Baba dem gleichen Gesang
oder der gleichen Musik zuzuhören. Ich fühle mich ihm dann immer
besonders innig verbunden.
Am Nachmittag gab es Vorträge. Wir waren mitten unter Inderinnen. Diese sind es gewohnt, sehr nahe beieinander zu sitzen. Mir
wurde es einfach zu viel, ich schwitzte und litt unter dem Gedränge.
Ich schaute über die grosse Menge hinter mir und hatte trotzdem
Fluchtgedanken. Aber ich sah nicht die kleinste Möglichkeit, irgendwo durch- und hinauszugehen. Als es ganz und gar unerträglich
wurde, stand ich mit grosser Mühe erst einmal auf. Sofort rutschten
die Frauen von hinten an meinen Platz. Nun hatte ich nur noch den
Boden unter meinen Füssen für mich. Und in diesem Moment fing
Sai Baba zu singen an. Sein Vortrag begann. "Sit down!", tönte es
von allen Seiten und ich liess mich einfach zu Boden fallen. Oh
Wunder, ich konnte sogar wieder sitzen! Der Vortrag dauerte vielleicht zwei Stunden. Zwischen zwei Köpfen durch konnte ich Sai
Baba die ganze Zeit sehen. Ich verstand wie üblich nichts davon,
aber die Verbindung zu ihm war so eindringlich, so beglückend,
dass ich das verrückte Gefühl nicht loswurde, dass er mich nicht
hatte gehen lassen wollen, weil er gerade diese Verbundenheit mit
mir wünschte, vielleicht sogar brauchte. Es war wirklich ein Wunder, dass diese beiden Köpfe sich nicht bewegten, so dass ich sein
Bild ohne Ablenkung die ganze Zeit vor mir haben durfte. Ihn zu sehen, wenn auch von weit hinten, ermöglichte mir, die Verbindung
zu ihm zu halten.
Einmal hatten wir die vierte Reihe und sassen also weit vorne. Über
die Köpfe vor uns hinweg sah er uns an. Der mächtige Blick Gottes
in meinen Augen! O, lass diesen Blick immer in meinen Augen bleiben!
Am Nachmittag und am nächsten Tag waren wir wieder am gleichen Platz. Wieder schaute uns Gott eindringlich an. Ich fühlte,
dass er mir den Wunsch erfüllte, seine Augen immer auf mir ruhen
zu lassen. Einmal sagte er: "Alles, worauf mein Blick fällt, wird verändert. Ihr verändert euch jeden Tag." Und es war gerade das, was
ich mir wünschte!
Guruday. Ich kam in meinem Liebessari und wieder sassen wir am
gleichen Ort. Blickkontakt bei seinem Kommen schon in schräger
383
Richtung. Gott findet jede Lücke. So liess er uns an seinem Darshan teilhaben, er liess uns zuschauen.
Am Nachmittag dann die 11. Reihe. Hier ist es die Shiva-Reihe.
Man sagt, dass diese uns Prüfungen ankündigt, und man liebt sie
nicht allzu sehr. Aber über dem Meer von Köpfen liess der Geliebte
den Blick klar und sichtbar auf dem kleinen Ding ruhen, für das dieser Blick allein "Fest" bedeutet. Alle paar Schritte weiter wiederholte
sich das Ganze. Ich sass glücklich da, legte die Hände aneinander,
lachte ihn an und grüsste ihn so. Ein kleines Lächeln erschien auch
auf seinem Gesicht. Ich fühlte, wie er meine "Räder" ankurbelte.
Dieses heimliche Liebesspiel, wie ich das liebe! Wie oft haben wir
dieses in den letzten Jahren miteinander gespielt! Vor langer Zeit,
als ich am Buch von Diana Baskin arbeitete, habe ich ihn gebeten,
mit mir ein neues wunderbares Buch zu schreiben. Es hatte immer
Höhen und Tiefen, Glück und Verzweiflung in der Vergangenheit
gegeben. Aber diesmal würde nicht der kleinste Schatten auf die
Tage bei ihm fallen, das fühlte ich mit Bestimmtheit. Die Einheit war
fast greifbar geworden.
Am Abend würde der Akandabhajan beginnen. Das heisst 24 Stunden werden Bhajans gesungen! Am Nachmittag konnten wir ihm
noch einmal zuschauen. Ich begleitete ihn innerlich auf dem ganzen Weg. Auf der Terrasse blieb er lange stehen und schaute mich
von da eindringlich an. Er ging noch einmal zurück zu den Studenten und kam dann bis zum äussersten Boy zurück. Von da schaute
er mich noch einmal lange und liebevoll an. Die Distanz zu ihm
schwand. Es war der gleiche Platz, von dem aus er mich in der Vergangenheit ein paar Mal zu sich gewinkt hatte. Mich! Nicht die
Form! Denn es war ja ganz unmöglich für eine Frau, zu den Studenten zu gehen. "Ich danke dir so sehr, geliebter Sathya Saayine!
Ich danke dir so sehr! Ich habe, wie so oft, Gott zugeschaut, wie er
unter den Menschen wandelt, wie er zu ihrem Wohl handelt. Wie er
ein Lächeln auf die Gesichter zaubert, wie er liebt, wie er alle glücklich macht. Danke Sathya Saayine!" Das waren meine Gedanken,
die ihn erreichten.
Einmal erkannte ich: Das doppelseitig gefaltete Bild des festlich erleuchteten Tempels im orangen Buch ist dieser Tempel. Der Festsaal Gottes, in dem er die Feste mit den Menschen feiert! Ich hatte
das Bild im Buch gesehen, ich sah das Bild nun in Wirklichkeit. Der
geschmückte Festsaal, die Blumen, die Menschen und Gott vorne
384
auf dem Stuhl. Diese Entdeckung erregte mich dermassen, dass
ich mir nur eines wünschte: ein Bild davon zu haben. Bei den Studenten war ein Fotograf, der könnte doch seine Kamara einmal
nach oben richten, den ganzen Tempel von einer Seite zur anderen
erfassen. Und ich tat dann etwas ganz Verrücktes, etwas ganz und
gar nicht Tempelgemässes. Ich peilte diesen Fotografen in Gedanken an: "Wende den Kopf einmal zu mir", dachte ich zu ihm.
Schliesslich verstand er die Botschaft. Er schaute suchend zu der
Frauenseite. Ich zeichnete ihm das Bild in die Luft und bedeutete
ihm, den oberen Teil des Tempels anzuschauen. Er verstand mich
nicht ganz und richtete die Kamara auf mich. In die Kamara zeichnete ich ihm noch einmal das gleiche Bild. Was nun weiter? Ich
nahm mir vor, ihn hinter dem Tempel anzusprechen. Ich würde ihn
bitten, den Kopf beim Weggehen noch einmal nach mir zu wenden,
damit ich ihm das mitteilen könnte. Als Sai Baba vorne vorüberging,
um in seine Räume zurückzukehren, dachte ich zu ihm: "Nicht du,
der andere soll den Kopf diesmal wenden!" In diesem Moment wendete Sai Baba seinen Kopf mit einem Ruck zu mir um. Und ich
wusste, er würde sich selbst darum kümmern, wenn das Buch geerdet werden sollte. Schliesslich war er auch hier der Chef und
konnte alles anordnen, was er wollte. Trotzdem ging ich noch einmal bei den Fotos des Ashrams vorbei und fragte nach einem Bild
des Tempels. Aber da war keines zu haben. Nur in der neuen Agenda war vorne ein Bild davon, ohne Menschen und ohne Gott. Auch
das war nicht als Bild erhältlich.
Einmal hatten wir den schönsten Platz, um ihm zuzuschauen, wie
er über hundert Nähmaschinen an Frauen verschenkte, um ihnen
ein kleines Einkommen zu ermöglichen. Die Maschinen waren mit
einem Bild von ihm und Blumen geschmückt. Jede Frau wurde
beim Namen gerufen und erhielt von ihm persönlich das Geschenk.
Danach übergab er ihnen einen Festsari. Grün mit Gold. Den Christussari, den auch die Lehrerinnen bekommen hatten. Wie mich das
glücklich machte! In früheren Jahren war ich auch schon dabei gewesen, als er Nähmaschinen verschenkte, so auch damals, als unser Baby-Projekt begann. Es schien, als würde sich wirklich alles
nun zum Ganzen schliessen. Fotos von den Frauen mit ihm in der
Mitte wurden gemacht, Prasad, die heilige Speise, wurde ihnen
übergeben, und immer fühlte ich seinen Blick auf mir, so als wollte
385
er sich vergewissern, dass ich auch allem zuschaute. Nicht nur das,
seine Liebe umhüllte mich wie immer. Und das begann schon, als
wir die 16. Reihe bekamen und ich doch ein wenig enttäuscht darüber war. Nun aber durfte ich so nah bei ihm sein. Anschliessend
wurden Bhajans gesungen. Um die Freude abzurunden, waren
meine Lieblingsbhajans auch dabei: Keshava, Shiva Shankara und
Gopala.
Am Nachmittag erhielten wir ganz unverhofft und nicht einmal bemerkt die 1. Reihe. Er ging an uns vorbei, schaute geradeaus, als
ob er in die Ferne schauen würde. Es war ein ungewöhnlich eindrückliches Gesicht. Mir wurde bewusst, dass ich ihm am Morgen
das Buch SATHYA SAI BABA - DER WELT-AVATAR, Ankündigung und neues Wirken in Englisch samt dem Manuskript auf CD
von Roland per Post übergeben hatte. Ich hatte das sichere Gefühl,
dass diese 1. Reihe Roland galt und dass er nach ihm Ausschau
hielt. Heute war ein ganz wunderschöner Tag, nie werde ich diesen
vergessen!
Und wieder hatten wir einen wundervollen Platz, von wo wir sein liebevolles Gesicht, das er uns zuwendete, aus der Nähe sehen konnten. Nach dem Darshan sassen wir dann sogar in der ersten Reihe,
so dass der Gedanke, zurück in den Raum zu gehen, gar nicht erst
aufkam. Und dann sollten wir wieder einmal einen der geliebten,
wunderschönen Zwischendarshans erleben, wie in früheren Zeiten.
Ich hörte, dass Sai Baba nicht mehr so oft zwischen Darshan und
Bhajan herauskomme. Diesmal war es ganz anders. Mehrmals
kam er heraus, wanderte über die Terrasse und kam vorne bei den
Studenten wieder heraus. Ich fühlte die innige Verbundenheit die
ganze Zeit und oft ruhte sein Blick auf uns. Wieder war es so, als
würde ich vor meinem geliebten Lehrer sitzen, den ich von den inneren Ebenen her so gut kannte und den ich jetzt auch noch sehen
durfte. Aber endlich wurde mir bewusst, dass er mir von Anfang an
auf der göttlichen Ebene Darshan gab und dass das, was mich früher irritiert und unglücklich gemacht hatte, der Wunsch nach mehr
Zuwendung auf der menschlichen Ebene war. Jetzt, da mir das klar
wurde, musste ich mir eingestehen, dass ich immer nur die göttliche
Ebene gewählt hätte, hätte ich mich entscheiden müssen. Ja, er
zeigte mir diesmal noch einmal die verschiedenen Situationen und
Lektionen der Vergangenheit, nur dass mir diesmal so vieles klar
wurde. Es hat immer nur ein Bild gegeben, seines! Es hatte wohl
386
zuerst die Tränen der Rührung über die stete, innige Verbundenheit
dieses Aufenthalts gebraucht, um jetzt zu erkennen, dass es hier
sowohl göttliche Nähe, die göttliche Ebene, wie auch Nähe und Distanz auf der menschlichen Ebene gab. Dank diesem Erkennen ist
diesmal noch nicht ein einziger Schatten auf mich gefallen. Wenn
wir uns nun bald auf dem Sockel des Lichts wieder umwenden und
den anderen Weg gehen, wird es ohne Abschiedsschmerz geschehen.
Traum, bei ihm geträumt.
"Ich bin bei Sai Baba. Er hat schütteres, graublondes Haar, das ihm
bis auf die Schultern fällt. Es geht um eine Anschaffung in der Fabrik. Ich finde diese unnötig und sage es auch. Sai Baba hört auf
mich. Alle hängen herum, niemand tut etwas. Ich beginne damit,
klein geschnittene Früchte in Dessertschalen abzufüllen. ’Die Annrose tut immer etwas!’, sagt jemand im Hintergrund."
Am Nachmittag des Lady’s Day sang der Chor. Meine Ashramfreundin war auch dabei. Es ist immer eigenartig schön, westliche
Musik oder Gesang im Tempel zu hören.
Mir machte die Nähe der anderen und die Hitze immer mehr zu
schaffen. Ich entschloss mich, nur noch am Morgen hinzugehen.
Am gleichen Morgen machte ich jedoch eine Entdeckung. Ich sass
im Tempel und wartete auf das Erscheinen von Sai Baba. Eine kühle Brise strich über mich hin und ich freute mich darüber. Aber als
Sai Baba im Tor stehen blieb, kam eine grosse Hitze über mich und
bald war ich schweissgebadet. "So ist das also", dachte ich. Und ich
erinnerte mich, wie oft mich diese Hitze früher überfallen hatte und
ich erkannte, dass es jedes Mal Sai Baba war, der an meinen feinstofflichen Körpern gearbeitet hatte. Damals hatte ich am Anfang
meine Nachbarinnen heimlich beobachtet, die da so gelassen und
ohne von Hitze geplagt zu werden, neben mir sassen. Ich fragte
mich, wie sie das nur machten. Bis ich den Zusammenhang erkannte. Auch das wiederholte sich also wieder. Wie hätte ich mich dieser
Behandlung entziehen wollen? Gestern Abend hatte er mir bestätigt, dass er mich zu diesen Festen eingeladen hatte, nicht zu einem
anderen und auch nicht zu einem Fest auf der inneren Ebene. Ja,
387
wenn er mir meine Bitte erfüllen sollte, dass ich ihn auf allen Ebenen
verstehen könnte, dann musste er in mir ja wohl etwas verändern.
Von da an hatten wir trotz der Menschenmenge immer genügend
Platz um uns herum. Aber sobald er kam, war ich wieder schweissgebadet.
Ich hörte, dass Sai Baba keinen Geburtstag feiern wolle. Wir sollten
seine Lehre in die Praxis umsetzen, das wäre sein Geburtstag. Wir
fragten uns, was uns morgen erwarten würde. Heute aber war noch
einmal ein Vortrag über Erziehung. Ich konnte ihm ungestört zuhören und ihn sehen. Der Wunsch, ihn zu sehen, war ungeschmälert
erhalten geblieben. Ich freute mich also sehr darüber.
Sai Babas Geburtstag.
Man hatte uns geraten, sehr früh zum Einleinen zu gehen. Inzwischen waren Abertausende hier. Festlich gekleidet machten wir
uns nach 1.30 Uhr in der Nacht auf den Weg, aber viele waren vor
uns da. Wir erhielten die letzte Reihe. Das war schon eine kleine
Enttäuschung für uns. Wir wussten, dass der halbe Tempel schon
mit den besonders geladenen Gästen und den Schülern gefüllt war.
Bevor diese letzte Reihe jedoch in den Tempel gehen konnte, rannten Hunderte der zu spät Gekommenen undiszipliniert an uns vorbei und drängten sich in den Tempel. Als das seitliche Tor geschlossen wurde und das grosse an der vorderen Seite geöffnet
wurde, rannte die ganze Horde wieder dorthin. Es war ein Schock
für mich und ich wollte gar nicht mehr hineingehen, obschon uns
gemeldet wurde, es habe noch Platz. Wir blieben also auf dem
Platz unter seinem Haus bei der Poornachandra Halle, und ich
nahm mir vor, wenn Sai Baba hineingegangen wäre, würde ich in
den Raum zurückkehren. Mit uns hatten sich auch wieder Frauen
versammelt. Da wurde der rote Teppich bis zu dem kleinen Tor ausgelegt, das den Vorplatz und unseren Platz trennte. Ich konnte mir
jedoch nicht vorstellen, dass Sai Baba, der mit Musik hineinbegleitet werden würde, den Abstecher zu uns machen würde. Ich fühlte
sein Kommen, noch bevor die Musik erklang. Aber dann kam er
doch zu dem kleinen offenen Tor, um uns von da den Segen zu geben. Er war uns also viel näher, als es im Tempel möglich gewesen
wäre. Nachher wollte ich gehen. Ich kam jedoch nicht dazu. Sai
Baba begann sofort zu singen, was er immer zu Beginn eines Vor388
trags tut. Keine Priesterstudenten, die vedische Mantren sangen
wie gewohnt, nein, er selbst begann sogleich. Seinen Gesang vor
den Vorträgen liebe ich heiss. Seiner göttlichen Stimme zuzuhören,
ist die grösste Freude für mich. Meistens singt er über den Inhalt
des Vortrags. Ich fühlte, dass die innere Verbundenheit sich noch
verstärkte, schloss die Augen und hörte ihm zu. Verstehen konnte
ich kein Wort, aber ich war während der ganzen zwei Stunden, in
denen er sprach, auf der göttlichen Ebene bei ihm. Danach erklang
die Musik von neuem, die ihn wieder zu seinem Haus begleitete.
Das wars! Er hat gearbeitet, er hat uns belehrt. Ob wir das, was er
gesagt hat zu Herzen nehmen würden? Im Mikrofon wurde verkündet, dass am Abend um 17.30 Uhr ein kleines Konzert sein würde.
Wir fragten uns, ob es denn am Nachmittag wie gewohnt Darshan
geben werde. Dem war nicht so. Das war also sein Geburtstag, auf
den ich mich so gefreut hatte. Was hatte er mir im Traum gesagt?
"Es ändert sich jetzt viel."
Zurückgekehrt in meinen Raum, immer noch in den Liebesfestsari
gehüllt, sang ich ihm das Lied von Gott in meinem Herzen.
Am folgenden Tag waren wir weit vorne. Ich bat ihn, uns allen einen
wunderschönen Darshan zu geben, so wie er es früher oft getan
hatte. Ich wollte, dass er sich Zeit nähme, dass ich das Lächeln auf
den Gesichtern sehen, dass ich an seinem Werk für die Menschen
teilhaben könnte. Meine Musik erklang noch einmal, die Whitefielder Musik. Und dann durften wir den schönsten, den freudigsten,
fröhlichsten, den längsten, den innigsten Darshan erleben. Ich
dankte ihm für jeden Brief, den er nahm, für jedes Lächeln, das er
verschenkte, für jedes Vibhuti, das er materialisierte, für die Zeit, die
er sich nahm, für die Zuwendung, die er den Männern schenkte, die
Verbindung, die ich fühlen durfte, und die Zeit verging, die Musik,
die 45 Minuten dauerte, wie ich wusste, ging zu Ende und begann
von neuem. Er war noch immer ganz aussen bei den Männern. Wie
voll von Liebe und Harmonie war diese Stunde! Und mir wurde bewusst, dass ich alles aus nächster Nähe miterleben durfte. Ich gab
mit ihm Darshan. Und dann ging er in seine Räume. Noch bevor die
Darshanmusik verklang, ergoss sich die Menge von hinten über
uns. Lautes Geschrei war zu hören, ein Tumult entstand. Die
Sevadals fassten sich an den Händen und stemmten sich der
schreienden Menge entgegen und verschafften uns die Zeit aufzustehen. Zwei Welten, die aufeinander prallten! Diese unsagbare
389
Heiligkeit der letzten Stunde und dann das. Hier bei ihm. Wer könnte das Opfer seiner Menschwerdung verstehen? Jedes einzelne
Menschenkind wird von ihm geliebt. Er sagt, dass sie, auch wenn
sie noch so wild gezackt sind, perfekt in das Ganze passen. Danke
Sathya Saayine, auch für diese Lektion.
Es war unser letzter ganzer Tag. Morgen wären wir nur noch zum
Darshan hier.
Noch einmal schenkte er uns die 2. Reihe, noch einmal durften wir
sein Lächeln sehen, ihm zuschauen. Was für eine wundervolle Zeit
hatten wir erlebt! Unvergessen und bewahrt in unseren Herzen.
Traum zu Hause
"Ich bin im Garten bei Sai Baba. Soeben kommt er um die Ecke. Bei
einer Gruppe Menschen bleibt er stehen. Er zählt auf, welche Kleider zum Fest zu tragen seien. Von weissen Hemden ist die Rede,
von Schürzen. Mit einem Lächeln korrigiert er, er meint Dhotis. Er
zählt weiter auf, alles Dinge für Männer. Ich passe gut auf. Er schaut
in mein enttäuschtes Gesicht und sagt: ’Ja, Saris.’ Wir Frauen sind
also auch eingeladen. Ich bin glücklich und wandere auf dem Weg
weiter. Ich betrachte drei Weigelia-Sträucher und wundere mich,
dass ich so kümmerliche gesetzt habe. Daneben steht ein Baum.
Ich schaue an ihm hoch. Ein Ast ist abgebrochen. Es ist eine Buche.
Auch sie ist keine Augenweide. Plötzlich rennt die ganze Gruppe
hinter einem geistig behinderten Mann her. Ich realisiere, dass Sai
Baba entschwunden ist. Vielleicht kann ihn der Behinderte ja sehen. Ich schaue ihnen nach. Auf der anderen Seite der Wiese rennen sie wieder zurück. Dann sehe ich Sai Baba. Ganz allein kommt
er dem anderen Weg entlang. Aber, wie sieht er aus? Sein Gesicht
ist ausgemergelt, die Haare zerzaust und ungepflegt. Eine Strähne
hängt ihm über den Rücken. Ich renne hinüber und erblicke ihn auf
dem Hügel. Teilnahmslos sitzt er da. Ich haste, klettere und krieche
durch das Gras zu ihm hinauf. Ich knie vor ihm und sage erschüttert:
’Wenn ich dich so sehe, dann MUSS ich zu dir kommen, dann
MUSS ich bei dir sein!’ Er schaut mich still an. Der Schatten eines
Lächelns huscht über sein Gesicht."
390
Am Abend zuvor hatte ich ihn um einen Traum mit ihm gebeten.
Dass es ein so trauriger Traum werden würde, hatte ich nicht erwartet.
Vor drei Jahren wurde ich von der Pflicht entbunden, meine spirituelle Arbeit zu tun. Ich arbeitete mit dem OM, dem Gayatri und der
Grossen Invokation. Wenn ich ihn richtig verstanden hatte, sollte
ich nur noch seine Liebe durch mich weiterströmen lassen. Sobald
ich mit meiner Arbeit beginnen wollte, nahm er die Liebe von mir,
was ich einfach nicht ertrug und auch nicht verstand. Seither stellte
ich alle anderen spirituellen Bemühungen ein. Diese Weihnacht
aber wurde ich gedrängt, die okkulte Meditation wieder aufzunehmen, die mich der Tibeter gelehrt hatte. In dieser Nacht konnte ich
die Arbeit wieder tun, ohne von Sai Baba getrennt zu werden, ohne
abzutauchen, ohne einzuschlafen. Ich fühlte klar die verschiedenen
Energien durch mich strömen und sich ausdehnen. Am Ende hatte
ich einen Traum:
"Ich befinde mich in einem Hotelzimmer mit drei Betten. Ich weiss,
dass eines davon einem Freund gehört. Er ist nicht da. Das andere
Bett ist leer. Ich gehe zum Fenster und schaue auf den Fluss hinaus. Kleinere und grössere Boote lassen sich abwärts treiben.
Auch Kanus sind dabei. Ich frage mich, ob sie nicht kalt haben, es
ist ja Winter. Ich gehe wieder zu meinem Bett. Das Zimmer ist zweigeteilt und hat zwei Türen. Jetzt ist der Freund wieder da.
In der anderen Ecke des Zimmers hat eine Besprechung stattgefunden. Erst jetzt entdecke ich, dass Sai Baba dabei gewesen ist.
Ich möchte ihm die Türe in meiner Nähe aufhalten, aber er hat
schon die Türklinke der anderen in der Hand. Er wendet den Kopf
zu mir und schaut mich ernst und eindringlich an. Ich sehe sein Gesicht und erschrecke zutiefst. Es ist mager, bleich und leidgeprüft.
Die Nase steht weit vor, alle Knochen sind zu sehen. Ich werde vom
Mitleid übermannt und weine herzzerreissend. Und so erwache
ich."
391
Traum
"Ich bin bei Sai Baba. Tausende warten mit mir auf seinen Darshan.
Er kommt, wandelt unter den Menschen, spricht hier und da ein
Wort, bleibt stehen, geht weiter. Darshan eben. Und jetzt steht er
vor mir, steckt mir ein Prasad in den Mund und lächelt.
Ich wandere ein wenig herum und komme auf die Wiese hinter den
Gebäuden. Zwei grosse Felder sind frisch gemäht. Ich erwache in
seiner Liebe."
Ja, diese Liebe! Sie ist mein Leben! Ich, für mich selbst, habe kein
anderes. Ich fühlte, dass diese tägliche Pflicht, seine Liebe durch
mich auf alle Menschen strömen zu lassen, wieder ernsthaft getan
werden musste. Wenn ich mich umsah, Nachrichten hörte, mich mit
den politischen, wirtschaftlichen und erzieherischen Problemen befasste, war ich jedesmal neu schockiert über die Unwissenheit der
Verantwortlichen. Daneben war ich aber auch immer wieder tief ergriffen zu erkennen, wie viele Menschen sich nun mit der spirituellen Seite des Lebens auseinandersetzten und sich bemühten,
menschlich und verantwortungsvoll zu handeln.
Ich erkannte aber auch meine persönlichen Beschränkungen. In
meinem Alter konnte ich ja wohl nicht mehr in die Öffentlichkeit gehen, um über unsere Bücher zu sprechen. Es war aber gut zu wissen, dass der Erfolg und der Misserfolg SEIN sind.
2003
Traum
"Ich schaue durch eine Glaswand in eine Bibliothek und entdecke
Sai Baba. Er kommt ganz nah ans Fenster und lächelt mich liebevoll an. Ich lege meine Hände zum Gruss aneinander. Unsere Augen liegen voll Liebe und lange ineinander. Ich lächle glücklich zurück. Da wird mir bewusst, dass meine Hände wieder einmal in dicken Wollhandschuhen stecken. Schnell streife ich sie von den
392
Händen und lege sie wieder aneinander. Sai Baba schaut mir belustigt und wissend zu. Wer ist es wohl diesmal, den ich nur mit
Handschuhen anfasse? Sai Baba geht weiter und ich ergreife die
Solothurner Zeitung, die hinter mir auf einem Tisch liegt. Ich wandere nun durch die Stadt, im Wissen, von Gott geliebt zu werden."
Traum nach der abendlichen Bitte, dass er mir im Traum meine
neue Aufgabe zeige, denn das Buch Dharma und Karma wurde
nicht realisiert.
"Ich komme in ein gerodetes Waldstück. Es ist noch dunkel, aber
die Sonne wird jeden Moment aufgehen. In der Dämmerung sehe
ich Farn und Gräser. Hier soll ein Garten entstehen! Das erste Licht
scheint über den Horizont.
Ich stehe mit Aylin an der Kasse beim Apotheker, um zu bezahlen.
Das Medikament hat mit meinen Augen zu tun. ’Augen, meine lieben Fensterlein’, sage ich zu Aylin. Da legt sie den Kopf auf den Ladentisch und unter ihren Augen entsteht ein See freiwillig und willentlich geweinter Tränen. Gemeinsam wischen wir die Tränen
weg. Da kommt Roland und fragt, was denn passiert sei. Ich lache
und sage: ’Sie hat freiwillig und aus eigener Macht geweint.’ Alle lächeln, auch der Apotheker. Er ist Sai Baba!"
Traum
"Ich bin in einer gossen Halle. Seitlich hat es der Länge nach Balustraden, auf denen festlich gekleidete Menschen sitzen. Ich befinde mich ganz vorne bei der Bühne. Der ganze Saal ist geschmückt mit Blumen. Ich ziehe meine wollenen Handschuhe aus
und warte. Da kommt Sai Baba herein. Er ist in Begleitung von ein
paar Dutzend Bräuten. Sie tragen alle türkisfarbene, lange wunderschöne Kleider. Die Bräute gehen nun nach hinten. Sai Baba bleibt
vorne und gibt Anweisungen. Es soll eine Massenhochzeit stattfinden. Die Männer sind jedoch noch nicht da. Nun stolziert ein Garuda-Vogel herein. Er ist über und über rot geschmückt. Nach einer
Pause komme ich zurück zur Halle. Davor steht Sai Babas Auto. Ich
schaue sehnsüchtig durch die getönten Scheiben, um ihn zu sehen.
393
Oh, nun dreht er das Fenster herunter und schaut mich ein wenig
spöttisch lächelnd aber herzlich an und sagt: ’Hallo!’
Ich kehre an meinen Platz in der Halle zurück. Auch die Bräute sind
wieder da. Kinder tummeln herum."
Traum
"Ich begegne einem jungen Mann. Wir kennen uns, und wir lieben
uns. Ich aber bin nicht frei und bin sehr zurückhaltend. Von einem
Fenster aus schaut er noch einmal fragend zu mir her. Ich aber
schüttle den Kopf. Enttäuscht schlägt er mit den Fäusten auf die Balustrade. Seine roten, weiten, seidenen Ärmel flattern bei jeder Bewegung. Einmal sitzen wir beim Bahnhof auf einer Bank. Ein kleiner
Bub ist bei uns.
Später habe ich eine Menge Wäsche zu waschen. Ich fahre mit
meinem Mazda zum Bahnhof und trage den schweren Korb zur
Waschküche. Der junge Mann rennt zu mir her und hilft mir.
Ich bin im Breitmoos, in meinem Elternhaus, und wieder nicht frei.
Mein Vater verkündet: ’Mir geht es gut. Ich habe einen Sohn geschenkt bekommen - und auch ein Mädchen wurde mir nachgeschickt.’ Ich aber rebelliere und schimpfe: ’Natürlich! Der Sohn wurde geschenkt, das Mädchen nachgeschmissen!’ Meine Mutter
pflichtet mir bei.
Wir sind im Garten und Mutter erklärt, was alles gemacht werden
müsse. Pflanzen müssen gesetzt und aufgebunden, Wasser geschleppt werden. Vor allem das Unkraut legt sie mir ans Herz. Ich
trage noch die Reisekleider und muss mich umziehen. Zuerst aber
mache ich die Runde in unserem Garten. Was für schöne Blumen
blühen da. Ich laufe dem Garten entlang und sehe auf dem Nachbarfeld den gleichen jungen Mann. Ich gehe zu ihm. Eindringlich
spricht er auf mich ein, er freut sich, dass ich wieder da bin und
draussen arbeiten muss. Durch ein Gebüsch gehe ich in unseren
Garten zurück. Nun drückt auch er sich durch das Gebüsch und nah
an mir und Mutter vorbei. Eben nicht vorbei! Er stellt einen Fuss auf
einen Stein und bindet langsam die Schuhe neu. Dabei berühren
sich unsere Körper und ich fühle sowohl meine Liebe wie seine.
Etwas ist geschehen! Der junge Mann bahnt für uns beide einen
Weg durch unterirdischen Schlamm und Geröll. Sicher hält er mich
394
mit einer Hand unter seinem Arm fest, mit der anderen räumt er
weg, was uns den Weg versperrt. Ich schmiege mich voll Vertrauen
in seinen Arm und fühle mich geliebt und beschützt."
So kam ich mir vor: Sathya Saayine hält mich mit seiner linken Hand
unter seinem Arm fest und mit der rechten bahnt er für mich einen
Weg. Ähnlich hatte er im Traum vom 5.3.1999 seinen linken Arm
unter meinen rechten gelegt, meine rechte Hand in seine linke genommen und mich zu den Menschen geführt. Damals hatte er mir
auch die Aufgabe übertragen, die Brücke zwischen den Lehren zu
schlagen. Ich habe ein Bild von Rhada und Krishna, auf dem Krishna die Rhada genau so am Arm hält und in den Garten führt. Was
für schöne Übereinstimmungen sind das doch!
Traum mit beiden Söhnen.
"Wir räumen wieder einmal auf. Überall hat es noch die dürren Blätter vom letzten Jahr. Jeder von uns hat seinen eigenen Bereich zu
reinigen. Mir ist es wichtig, dass das Herbstlaub endlich weggeräumt wird."
Traum
"Ich arbeite an Die Wiederkunft Christi. Ich sehe, dass der Anfang
des Buches ausradiert ist. Einmal wurde der Text mit Bleistift wieder
eingesetzt, aber auch dieser ist verblichen und unvollständig. Ich
versuche aufs Neue, den Text wieder zu erfassen, aber auch mir
gelingt es nicht. Ich dehne den Text und nun erkenne ich die, wie
mit Spinnweben geschriebenen Worte wieder. Es sind Informationen vom Welt-Avatar.
Ich bin mit Freunden zusammen, auch Marianne ist dabei. Es
scheint, dass ich einmal eine Aufgabe übernommen hatte, die ich
bis jetzt geheim gehalten habe. Es wird darüber gesprochen. Ich
verkünde: ’Ich lese euch den Text nun vor.’ Es sind zwei Seiten.
Durch die Mitte der Seiten geht ein Strich. Alle sind zutiefst betroffen und ergriffen. Cyrill betrachtet meine Blätter und fragt, was denn
der Strich durch den Text bedeute. Ich erkläre es ihm und er ver-
395
steht. ’Nun, da werde auch ich meine Arbeit vorlegen’, sagt Marianne unvermittelt."
Dieser Traum sollte später ein Nachspiel haben. Ich hatte also einmal Text verheimlicht. Das offene Büchlein von Sai Baba, das gereinigt werden müsste, hatte wohl auch damit zu tun. Irgendwie hatte ich mich wohl gegenüber der Lehre schuldig gemacht.
Traum
"Ich habe ein Getränk hergestellt, das ich unter die Menschen verteile. Immer noch kommen Menschen und wollen auch davon, so
dass die Gaben immer kleiner werden müssen."
Stimme
"Schreiben lernt denken!"
Ich frage: "Ist mein Denken denn so falsch? Niemand scheint an der
Lehre interessiert zu sein. Lieber lesen sie Botschaften von Medien,
Botschaften von Engeln und Co.? Niemand? Kaum jemand!"
Stimme
"Die Lehre geht stets der Menschheit voraus!"
Alle Sorgen über die Bücher fielen von mir. Ja, das überzeugte und
beruhigte mich. Schüler können nicht Klassenkameraden zum Lehrer haben; Kindergärteler nicht von Kindergärtelern unterrichtet,
das ABC nicht von Analphabeten gelehrt werden.
Aber, wo waren die Schüler, welche die Lehre kennen lernen wollten? Findet man sie nur bei den Engeln, den Medien und den Hexen?
Traum
"Ich bin in einem vornehmen Hotel in Indien und habe ein grosses
Rosenkreuz für Sathya Saayine in Händen. Es ist fast so gross wie
ich selbst. Es besteht nur aus wunderschönen Rosen. Ich will es Sai
396
Baba übergeben, die Eingangstüre zu seinem Haus ist von hier aus
zu sehen. Aber das Kreuz ist zu schwer, ich kann es nicht tragen.
Ich frage die Hoteliersfrau, ob sie mir jemanden rufen könnte, der
mir das Kreuz hinübertragen würde. Sie aber zeigt auf den grossen
Festsaal, in dem alle Tische besetzt sind, und sagt, dass jetzt niemand frei sei. Ich beobachte, dass alle Gäste mit den Händen essen. Danach frage ich, ob sie mir ein Taxi besorgen könne. Aber
auch das ist wegen des Festes nicht möglich. Ich kann nicht warten,
bis das Fest vorbei ist, das bringe ich nicht über mich. Ich will IHM
das Kreuz JETZT bringen. Ich sage zu der Frau, ich wolle das Kreuz
Sai Baba bringen und ich möchte das jetzt tun. Da gesteht sie mir,
dass auch sie Sai Baba kenne und ihn auch liebe. Wir stecken darauf die Köpfe zusammen und sprechen glücklich über unseren Geliebten. Und nun hilft sie mir selbst, das Kreuz hinüberzutragen."
Traum
"Ich warte mit vielen anderen auf den Darshan von Sai Baba. Nun
steht er vor mir, berührt sanft und zärtlich meine aneinander gelegten Hände und wiegt sie ein bisschen. Dann legt er seine Hände
ganz um die meinen. Auf diese Berührung habe ich Unendlichkeiten gewartet. Nun weiss ich, wie es ist, von Gott berührt zu werden.
Ich erlebe einen Hauch der Glückseligkeit, die er uns verspricht. Die
Frau neben mir sagt etwas enttäuscht: ’Mich hat er noch nie berührt, dich berührt er immer.’ Ich weiss, dass sie nicht neidisch ist,
sie möchte diese göttliche Zärtlichkeit nur auch einmal erleben. Ich
kenne dieses Gefühl sehr gut. Jahre habe ich mich auch danach
gesehnt und auch zugeschaut. Ich tröste sie mit den Worten: ’Wait,
wait, hat er einmal zu mir gesagt. Wenn es Zeit ist und er es will,
wird es geschehen, was auch immer, und keine Sekunde vorher.’
Wir bleiben noch eine Weile sitzen."
Dann erwachte ich, in mir eine unendliche Zärtlichkeit und Liebe.
Ich war wieder einmal "ergriffen" worden.
Am 5. oder 6. Juli brachen Sai Babas Hüftknochen und er musste
operiert werden. Das linke Auge wurde auch operiert, mit dem er,
397
wie er sagte, neun Jahre nichts mehr gesehen hatte, weil der Strahl
eines Föns das Auge angeblich verbrannt habe.
Traum (vor dem Konzert von Cyrill)
"Wir sind am arbeiten. Drei Bücher liegen auf dem Tisch. Sie haben
farbige Umschläge. Ich selbst arbeite an einer Hülle für ein altes
Cello. Ein ehemaliger Besitzer hat Löcher in den Cellokasten gebohrt, damit er das Instrument an einem dünnen Seil über den Rükken hängen konnte. Ich mache also eine neue Hülle um den Kasten, und auch die Löcher sind angebracht. Diese müssen doppelt
verstärkt werden. Damit sie aufeinander passen, stecke ich ein
Bleistift hindurch.
Jemand diskutiert über die drei neuen Bücher. Ich schaue mir die
Titel an. Es wird gesagt, dass alle Menschen nun Sathya Sai Baba
als Welt-Avatar anerkennen würden. Ich aber erwidere: ’Die kristallisierten Christen werden die neuen Botschaften nicht einfach hinnehmen, sie werden sich an die alten klammern. Aber die Zeit kann
nicht angehalten werden.’ Die anderen wundern sich, daran haben
sie nicht gedacht. Ich aber weiss, dass Sai Baba nun überzeugte
Devotees braucht, die nicht wegen menschlichen Angelegenheiten
an seiner Göttlichkeit zweifeln."
Gestern Abend habe ich Sai Baba um seinen Segen für Cyrills Konzert gebeten. Ob Cyrill der alte Cello-Besitzer war?
Ich bat ihn auch um Antwort zu der Fön-Geschichte. Vor neun Jahren hatte ich im Traum sein verbundenes Auge gesehen. Ja, es gibt
keinen anderen Weg, immer noch nicht! Die Kreuzigung findet auf
der Mentalebene statt, auch unsere! Die Prüfungen werden da gestellt. Sai Baba braucht ein paar wenige, die nicht die Flucht ergreifen wie die Jünger von Jesus. Ein paar, die an seiner Seite bleiben
im Wissen um seine Göttlichkeit, die Sai Babas Prüfungen, mit denen er uns selbst prüft, neutral betrachten und weise handeln. Die
grosse Prüfung, dass ihn alle Religionen als Welt-Avatar anerkennen, steht ja erst noch bevor! Wir denken immer nur an die Devotees. Die Devotees, die hinter dem Schleier der Menschlichkeit die
Göttlichkeit immer noch nicht erkennen, sollen fliehen. Ich lasse sie
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gehen. Wenn das Wort Gottes nicht die Kraft hat, sie zu halten, wird
es meines schon gar nicht tun. "Wenige werden bleiben, sehr wenige!" hat Sai Baba schon in den 60er Jahren gesagt. Ja, sie sollen
abfallen, später werden sie auch erkennen. Mir kamen seine Worte
in den Sinn: "Nur wer meine Liebe erfahren hat, kann sagen, dass
er einen Hauch von meiner Göttlichkeit erfahren hat."
Am 11.7.2003 hielt Sai Baba schon wieder einen Vortrag, als Dank
für die Ärzte. Es geschieht nichts ohne seinen Willen. Aber ich fragte mich, was dieses Ereignis wohl bedeutete. Ich wusste, dass er
seinen Körper mit einer Handbewegung heilen könnte. Dass er es
nicht tat, hatte einen Sinn, und alles, was er tut, hat mit uns zu tun.
Traum
"Es ist das Ende eines Schuljahres. Ich habe mit der Klasse leichte,
lichtgelbe, seidene lange Kleider gemacht. Nun sind die Schülerinnen entlassen. Da sehe ich, dass das Kleid eines leicht mongoloiden Mädchens nicht ganz fertig ist. Ich helfe ihr dabei. Mit einer
Bleimünze wird das Kleid unten beschwert. Eine Frau ruft mir zu,
das Mädchen habe auch noch Vibhuti zugut und schwenkt eine
Hand voll gelbe Päckli. Nun ist alles abgeschlossen und ich kann
weggehen. Ich stehe vor einem schmalen Weg oder Steg, der steil
nach oben führt. Zwischen mir und dem Steg ist jedoch knietiefes
Wasser. Ich schaue fragend zu der Frau zurück. ’Ja! Da musst du
durch’, ruft sie mir fröhlich zu. Ich hebe mein langes Kleid hoch und
setze glücklich Schritt für Schritt meine nackten Füsse ins Wasser."
Traum
"Ich komme nach Hause und werde mit der frohen Botschaft überrascht, dass ein Kindlein angekommen sei. Es ist ein winziges Wesen, mit grossen dunklen Augen. Man erklärt mir, dass es ein Zwergenkind sei. Die Freude ist bei allen gross. Ich nehme mir vor, dieses Zwerglein alles zu fragen über seine Welt, sobald es unsere
Sprache verstehen würde."
399
Traum
"Ich ziehe an einem Kartoffeltrieb und halte eine schöne Kartoffel
in Händen. Hinten im Garten ist ein Lotosblütensee. Im Moment
sind viele Blüten offen."
In der Zeit danach konnte ich wieder eine Afrika Figur verkaufen.
Ich bekam also wieder einmal etwas anderes Geld. Diesmal legte
ich es auf die Seite für Kommendes. Wenn dieses Buch fertig ist,
könnte ich also zu Sai Baba gehen und ihm auch die lektorierten
Bücher
SHAMBALLA - HIERARCHY- HUMANITY
THE GREAT TRIANGLE
MEDITATION IS LIFE
THE WAY OF MAN
übergeben.
In diesen Tagen erhielt ich den Vortrag von Sai Baba, den er in Kodaikanal gehalten hatte. Er hämmert uns darin noch einmal ein,
dass wir nicht nach Gott suchen sollten, dass Gott in uns sei, dass
wir selbst göttlich seien. Trotzdem erfüllte mich Sehnsucht nach der
Form, machte sich Wehmut in mir breit. Ich sehnte mich so sehr,
dass er durch mich auch seine Arbeit tue. Dadurch könnte ich ihm
sehr nahe sein. Ich flehte ihn an: "Du hast mir das Leben ja doch
wohl nicht geschenkt, um wieder nur in der Welt zu sein. Die Brücke
zwischen den beiden Lehren ist jetzt gebaut. Die Arbeit für den Verlag kaum mehr erwähnenswert. Ich verschicke die Bücher für die
weiteren Ausstellungen am Gemeinschaftsstand des schweizerischen Buch- und Verleger-Verbands für Frankfurt, Stuttgart, München und Guadalajara in Mexiko. Viel mehr kann ich im Moment
nicht tun." Heute Morgen hatte ich dann folgenden Traum:
"Wir befinden uns alle im Stadion von Sai Baba. Weit weg von dem
kleinen Tempel, in dem er sich normalerweise aufhält. Abertausen400
de stehen dicht gedrängt nebeneinander auf der Wiese des Platzes. Vis-a-vis, weit weg, sitzen die Tribünendevotees. Jemand legt
den Arm um mich, fest und tröstend. Ich glaube, es ist Vreni. Ich
empfange ein Wort und frage die Umstehenden, ob sie wissen, was
dieses bedeute. Niemand kennt das Wort. Da kommt Sai Baba! Er
reitet auf einem braunen Pferd. Er schaut geradeaus. Ich sage zu
dem Pferd: ’Wie glücklich bist du! Du darfst ihn tragen, ihm selbst
dienen, ihm nahe sein! Das Pferd wendet den Kopf zu mir und
schaut mich mit seinen gütigen braunen Augen an. Aber eigentlich
müsste ich Sai Baba anschauen. Mit zusammengelegten, erhobenen Händen blicke ich ihm entgegen. Überrascht sehe ich, dass Sai
Baba direkt auf mich zureitet. Seine Augen sind liebevoll auf mich
gerichtet und er lächelt mich an. Nun ist er neben mir, sein Bein berührt mich, sein Kleid umflutet mich. Selbstvergessen streichle ich
mit beiden Händen zärtlich über sein Bein. Was für ein glücklicher
Moment! Was für eine Nähe! Wie vertraut er mir ist. Ich schaue ihm
nicht nach. Ich muss diesen Moment tief in mir festhalten, nie mehr
vergessen. Hinter mir jubeln und schreien Tausende von Menschen."
Traum
"In unserer Schule ist Abschluss, Umgestaltung. Da entdecke ich,
dass man meinen PC an einen anderen Ort gestellt hat. Zugleich
sind meine Daten verschwunden. Erst bin ich ungehalten, nun aber
erkenne ich, dass ich auf alles, was darauf steht, verzichten kann,
dass ich ja alles weiss."
Traum
"Ich ordne Blumen. Da sind drei wunderschöne Blütenzweige, die
ich gleichmässig von einem Zentrum aus hinlege. Es sieht nun wie
ein Blütenmandala aus. Ich drücke die Blüten noch ein wenig nach
unten, so dass sie auf einer Ebene sind. In das Zentrum lege ich
eine einzelne grosse Blume. Und nun betrachte ich das Ganze voll
Freude."
401
Traum (Frage nach der Aufgabe im JETZT)
"Da sind fünf Bereiche, fünf grosse Zentren, fünf Gruppen Menschen, für die ich verantwortlich bin. Aber alles erscheint noch ein
wenig diffus.
Ich stehe unter einem Rosenbogen. Tiefrosarote Rosen fallen sanft
auf mich herab."
Traum
"Ich komme zum zweiten Mal auf eine kleine Insel in einem See
(nicht Meer). Wenn es sein muss, kann man zum Festland schwimmen. Ich freue mich sehr. Das Wasser ist durchsichtig und klar. Ich
weiss, dass meine Garderobe nun wieder aus Badekleid und langen Kleidern besteht.
Ich sitze in einem grossen Saal und höre einem Vortrag zu. Neben
mir sitzt ein Geistlicher, mit dem ich tief verbunden bin. Nun wenden
wir alle unsere Stühle und blicken in den Festsaal hinab. Ich weiss,
dass auch ich die drei Stufen hinuntersteigen muss. Irgendein Abschluss findet statt, eine Prüfung. Es ist mir ein wenig mulmig zumute, wenn ich daran denke, dass ich dann allein vor allen Menschen dort unten stehen muss. Aber ich weiss, ich werde es schaffen."
Ich erwachte und fühlte Sai Babas Liebe durch mich strömen. Wie
schon so oft, beobachtete ich sie. Fühlte, wie sie durch mich hindurchströmte. Ich dachte jetzt nichts mehr dazu, war nur noch
glücklich. Ich habe Teil an dieser Liebe, weil ich ein Teil der
Menschheit bin. Da war kein anderer Grund. In mir war eine tiefe
Dankbarkeit. Ich achtete nicht auf die Zeit, aber die Liebe strömte
stundenlang.
Traum
"Bei Sai Baba ist ein grosses Fest. Ich sitze neben ihm. Meinen
rechten Arm habe ich um seinen Rücken gelegt, sein linker Arm
hüllt mich ein. Ich wundere mich, wie zart sein Körper ist, und weiss
doch, was für eine Macht er hat. Es ist ein sehr grosses Fest und
402
es findet im Freien statt. Alle meine Freunde aus der Schweiz sind
auch da. Einmal sitzen wir alle auf dem freien Platz, wo die Vorführungen stattfinden sollen. Ein anderes Mal schauen wir auf eine
Bühne. Ein weiteres Mal sitzen wir in Reihen am Boden und warten
auf Sai Babas Darshan. Und da kommt er! Einige Studenten umringen ihn. Sai Baba gibt ihnen Anweisungen. Einer schüttelt den
Kopf und sagt, dass ’die’ nicht Platz machen würden. Sai Baba
lacht, kommt zu unserer Ecke und sagt: ’One, two, three, four, five,
six row’ und macht eine wegscheuchende Handbewegung in unsere Richtung. Wir stehen auf und gehen lachend an ihm vorbei. Es
ist eine Freude, ihn so fröhlich und übermütig zu sehen. Nach ein
paar Schritten wende ich mich noch einmal zu ihm um, dieses lachende, geliebte Gesicht will ich noch einmal sehen. Seine siegreich funkelnden Augen sind auf mich gerichtet."
Wäre das in dieser Zeit im Ashram noch möglich? Nein, diese Nähe, diese Fröhlichkeit, diese Ausgelassenheit, auch die Disziplin
gibt es nur noch in den Träumen. Und dafür danke ich dir, Sathya
Saayine, so sehr.
Traum
"In unserem Haus wird wieder einmal Ordnung gemacht. Die Abfallsäcke stapeln sich. Sie sind meterhoch und prall gefüllt."
Traum
"Ich wandere durch eine Landschaft. Sie ist flach und durchzogen
von Seen. Im Ort ist eine grosse Unruhe. Viele Menschen stehen
im Freien. Ein Mann wird verhaftet und abgeführt. Ich betrachte die
Reihe der kleinen Häuser, die der Strasse entlang stehen. Am
Strassenrand hat es grosse Walmen von Herbstblättern, für jede
Art einen. Eine Sorte wurde schon eingesammelt und weggebracht.
Vor einem der Häuser wurden sie jedoch liegen gelassen. Ich habe
die Menschen in den Häusern untergebracht. In Gedanken mache
ich eine Kopie der Häuserreihe und nehme wahr, dass in einem
Haus noch keine Ruhe eingekehrt ist. Ich gehe in das Haus. Hier
sind Eltern mit ein paar Kindern. Ich spreche noch einmal mit ihnen
403
und lasse jedes Einzelne die Erlebnisse noch einmal erzählen. Ich
versichere ihnen: ’Morgen komme ich wieder. Aber jetzt seid ihr vorerst gut untergebracht. Ihr habt ein Dach über dem Kopf und seid
in Sicherheit.’ Beruhigt legen sie sich nieder."
Beim Erwachen erkannte ich, dass diese Worte auch zu mir gesprochen wurden, in Bezug auf mein Knie, das mir seit mehr als zwei
Wochen Sorgen machte.
Am 28.10.2003 hatte es im Ashram, wie ich hörte, einen denkwürdigen Tag gegeben. Es war die Ansprache Sathya Sai Babas zur
dreitägigen Konferenz der Vizekanzler der indischen Universitäten.
Die University Grants Commission Indiens führte dieses Seminar
anlässlich des Goldenen Jubiläums ihres Bestehens, zur Förderung der werteorientierten Bildung und Ethik in Prashanti Nilayam
durch. Es ist das Gremium, das die Universitäten Indiens einstuft
und bewertet. Dieses hat der Sathya Sai Universität (Shri Sathya
Sai Institut of Higher Learning) den höchsten Rang zugesprochen.
Das Team kam zum Schluss, dass dieses Institut als ein Kronjuwel
im universitären Bildungsbereich des Landes herausragte und
dass dieses Modell der Nachahmung würdig sei. Das Institut besitze eine Lehrmethode, die besondere Betonung auf die Transformation des Lernenden lege. Es hebe die persönliche Betreuung und
die Fürsorge der Lehrer für die Studenten hervor. Ihre Mitglieder kamen zu der Erkenntnis, dass es einen Weg gebe, um das degradierende universitäre Bildungssystem zu korrigieren. Ich glaube,
diese ganzheitliche Ausbildung, welche die menschlichen Werte Wahrheit, Rechtschaffenheit, Liebe, Frieden und Gewaltlosigkeit zur Grundlage hat, würde auch den Schweizer Schulen gut anstehen. Bei der intellektuellen Jugend sollte mehr Wert auf Charakterbildung gelegt werden. Sie sind ja die Führer der Zukunft.
In diesen Tagen hörte ich am Radio einen Beitrag zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Indien. Es wurde erwähnt, dass im Gegensatz zu anderen Entwicklungsländern in Indien eine grosse
Zahl best ausgebildeter Studenten zur Verfügung ständen.
Ja, seit Jahrzehnten werden jedes Jahr Tausende aus den Universitäten Sathya Sai Babas entlassen, sowohl Männer wie Frauen.
An den jährlichen Sportfesten kann man erkennen, was für starke,
404
fröhliche, mutige junge Menschen da heranwachsen. Sie bewältigen die schwierigsten Aufgaben, und die jungen Mädchen stehen
den Studenten in nichts nach. Diese werden ganz bewusst in die
Verantwortung als Frau, Mutter und Bürgerin des Landes eingeführt.
Traum
"Ich arbeite in einer alten Bibliothek. Einem Mitarbeiter übergebe
ich ein altes Buch. Es ist ein Buch über uns Menschen. Darin befinden sich viele handgezeichnete Abbildungen. Es ist ein grosses
Buch. Wenn ich den Daumen und den kleinen Finger ganz spreize,
umfasst dies die Breite des Buches. Die Höhe ist entsprechend. Im
Regal hinter den Büchern hat sich Staub angesammelt. Es ist Zeit,
diese Bibliothek wieder einmal zu reinigen."
Wenn ich auf die Zeit, in der ich zu Sai Baba gehen durfte, zurückblickte, erkannte ich Folgendes: Er gab mir auf der göttlichen Ebene
alles, was ich brauchte, um weiterzukommen, auch wenn es
manchmal sehr schmerzhaft war. Er reagierte auch immer auf meine Gedanken, so dass ich die immerwährende Verbundenheit erkennen konnte. Er bearbeitete die ganze Zeit meine feinstofflichen
Körper. Oft habe ich ihn darum gebeten, dass er das Werkzeug gut
bereiten möge, damit ich durch ihn überschattbar und führbar werde, damit ich mich immer seinem göttlichen Willen gleichrichten
könne. Und das, was ich so sehr ersehnte, seine Zuwendung als
Form, gab er mir durch alle die kostbaren Träume. Durch Träume
und Visionen erkannte ich, dass wir sehr wohl auf verschiedenen
Ebenen leben und wirken können. Ich erlebte seine Allgegenwart
täglich. Als ich zum ersten Mal erkannte, dass er immer in mir ist,
fragte ich mich, ob ich das nicht doch selbst sei. Wie nahe kam ich
der Wahrheit! Ja, er ist ich und ich bin er! Ich bin in ihm.
Ich hörte von einer Freundin aus Deutschland, dass der neue Bücherkatalog der Organisation einen wunderschönen, aber seltsamen Umschlag habe. Eine rosarote Rose auf hellblauem Grund.
Eine einzelne Rose. "Sag das noch einmal. Beschreib mir den Umschlag ganz genau", bat ich sie. Ich war tief ergriffen, da konnte ja
nur Sai Baba selbst dahinter stecken. Für unseren Verlagsnamen
405
hatte er mir genau dieses Bild als Vision geschenkt. Nur sieht man
unsere Rose von oben, ohne grüne Blätter, wie schwebend vor einem kornblumenblauen, leuchtenden Grund. Die Idee, die Farbkombination ist jedoch die Gleiche. Mir kam es vor wie ein stiller
Mahnruf Sai Babas.
In diesen Tagen nahm zudem eine ehemalige Mitstreiterin, die mit
uns an den Sai Baba Büchern gearbeitet hatte, wieder einmal mit
mir Kontakt auf.
Traum
"Es scheint, dass ein Erdbeben stattfindet. Die Erde neigt sich abwechselnd auf eine und dann auf eine andere Seite. Alles
schwankt, aber es geschieht nichts Bedrohliches."
Traum
"Ich betrachte nachdenklich meinen Weg, denn ich weiss, dass
man schneller vorwärts kommen könnte, wenn man sich bemühen
würde.
Nun steige ich einen steilen Weg hinan und weiss, dass dieser zu
Sathya Sai Baba führen wird. Ich bin nun bei ihm."
Traum
"Wir sind seit langer Zeit durch einen dunklen Tunnel gewandert,
meine Begleiter, meine Familie und ich. Aber nun stehen wir vor
dem Licht, das wir am Ende der Dunkelheit stets gesehen haben.
Wir erkennen, dass es drei Lichter waren, aber diese verschmelzen
nun. Ein Ziel ist erreicht."
Traum vom 6.12.2003
"Eine alte Frau drängt darauf, dass ich eine Tasse mit einem Getränk gut versorge. Ich sehe, dass in der Tasse nicht mehr viel Flüssigkeit ist, warum soll ich sie noch versorgen? Ich weiss, dass es
der Giftbecher meines Karmas ist. Ich bin entschlossen, den Rest
zu trinken. Ohne dass sie es bemerkt, trinke ich die Tasse leer. Vor
ihren Augen trinke ich den Rest.
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Ich habe ein silberglänzendes Cape, das aussieht wie ein Talar. Es
hängt auf einem eigentümlich altmodischen Kleiderbügel. Er sieht
aus wie selbstgemacht. Das Cape ist zu lang für meinen Schrank.
Unten biegt sich der Stoff um. Ich denke, wenn ich den Haken verkürzen würde, hätte es Platz. Aber es ist immer noch zu lang. Der
Bügel selbst muss verkleinert werden. Er ist mit Stoff überzogen
und sieht aus wie aufgeblasen. Ich entferne den Stoff, um zum Bügel zu kommen. Ich staune sehr, denn der Bügel war eine Tarnung!
Man hat darin etwas versteckt. Es sind Kopien von alten Texten,
wie von einer alten Bibel. Vergilbte Blätter und alte Schriftzeichen
zeugen vom Alter des Textes. Mit zwei Metallschienen werden die
Blätter zusammengehalten. Neugierig betrachte ich das oberste
Blatt und lese darauf mit Erstaunen meinen Namen."
Text, den ich also selbst versteckt habe! Ich habe mich schuldig gemacht, etwas verheimlicht, was nicht hätte verheimlicht werden
dürfen. Wie oft hat man mich in Träumen auf verschwundene oder
entfernte Texte aufmerksam gemacht. Ob ich diese Schuld nun abtragen kann?
Traum (Vollmondzeit)
"Mit vielen Menschen bin ich an einem eigenartig düsteren Ort. Ich
weiss, Sai Baba ist auch da, und ich halte immer wieder nach ihm
Ausschau. Da kommt er direkt zu mir. Wir setzen uns zusammen
auf den Boden. Eng umschlungen mit ihm fühle ich die Macht seiner
Liebe und weiss, dass nun alle anderen daran teilhaben."
Ich fühlte danach, noch nicht ganz wach, dieselbe Liebe in meinem
Sonnengeflecht. Sie verstärkte sich da immer mehr, und vermischt
mit meiner Liebe strömte sie überall hin. Stundenlang! Ich unterbrach sie nicht.
Ich fragte mich, warum ich von Sathya Saayine, zu dem ich seit Anbeginn gehöre, getrennt wurde, und durch was. Wurde ich durch eigene Schuld von ihm getrennt? Hatte es mit der Lehre zu tun? Oder
könnte es sein, dass er seine Liebsten gerade zu dieser Zeit des
grossen Übergangs über die Erde verstreut hat, damit er überall
407
durch sie anwesend sein und durch sie wirken kann? Wie wunderbar war dieser Gedanke, und wie sehr sagte ich auch jetzt "Ja" dazu. Mein Problem war immer noch das Nichtwissen, das Nichtverstehen. Oder hatte ich gerade hier eine Lektion zu lernen? Ich fragte ihn durch das I Ging, wie schon so oft, wenn ich über dem
Nichtwissen verzweifelte.
Die Antwort war: Der Brunnen
"Der Brunnen symbolisiert die tiefe, unerschöpfliche Fülle des Daseins, aus der jeder Mensch für sein Leben eine Sinngebung
schöpft. Wir müssen zur Quelle unserer wahren Natur zurückfinden, um Erfüllung zu erlangen. Dorthin führt uns nicht unser Verstand, sondern intuitives Verstehen. Verschaffen sie sich Klarheit
über ihre eigentlichen Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse.
Bleiben sie nicht in oberflächlichen Normen stecken."
Sathya Saayine ist meine Fülle. Er ist meine Sehnsucht. Dass meine Sehnsucht einmal gestillt werde, das ist mein Lebensziel. Ich
lebe durch ihn, lebe für ihn, lebe mit ihm, auch wenn die Formen getrennt sind. Dieses Buch wird wohl erst dann beendet sein, wenn
diese Sehnsucht gestillt ist.
Traum
"Mit Vreni und einem Freund bin ich unterwegs im Auto. Ich verkünde ihnen, dass ich drei Kinder von Sai Baba bekommen habe. ’Alle
sind wie er. Sie haben schwarze Locken, dunkle Haut und schwarze, grosse Augen’, verkünde ich voll Freude. Der Freund schaut ungläubig und skeptisch drein. Vreni freut sich mit mir."
Ich sehe ein Datum: Es ist der 30.10.1939.
Das war mein Geburtstag, nachdem der Krieg ausgebrochen war.
Was wollte man mir da sagen?
Traum
408
"Das Fest ist zu Ende, das unsere alte Gruppe organisiert hat. Das
restliche Gebäck und die Brote werden mit nach Hause gegeben.
Auch die schöne Tischdekoration wird verteilt. Es sind ganze Blumensträusse, die über die Tische gelegt waren. K. F. wählt die rosaroten Rosen. Er ist glücklich und nimmt mich in die Arme und
drückt mich an sich. Alle sind fröhlich. Es war ein schönes, gutes
Fest, voll Freude und Harmonie.
Ich bin irgendwo in den Bergen. Roland und ein paar Freunde sind
auch dabei. Schön ist es, ins Tal zu schauen. Wir hören plötzlich
Pferdegetrampel. Ein mehrspänniges Gefährt saust den Weg herab. Sie haben Baumstämme geladen, mehrere Wagen hintereinander. In den Kurven schlittern sie und schlagen an die Böschung.
Ich warne die anderen. Es ist besser, den Weg zu verlassen.
Gärten werden neu angelegt. Bernhard ist dafür verantwortlich.
Auch unsere Nachbarn sind da. Sie schauen interessiert zu und geben Ratschläge. Im Moment wird ein roter Rhododendron in eine
Ecke gesetzt. Für diese dunkle Ecke hätte ich vielleicht rosa oder
gelb gewählt. Die Pflanze ist auch etwas klein für diesen Platz. Aber
alles wird wachsen und dann werden viele Blumen leuchten."
Am 18.12. 2003 entdeckte ich, dass ich Gürtelrose hatte. Das Gift
begann zu wirken.
Traum
"In unserem Schulraum wird von Sathya Sai Baba unterrichtet. Im
Gegensatz zu meiner Schule steht er dabei bei der Treppe, und wir
schauen nach Osten. Nun ist Pause und Sai Baba geht hinters
Haus. Gegen Norden kann man jetzt in den Garten sehen. Christian, mein Enkelsohn, kommt herein und ruft aus: ’O, diese Menschen, sie lassen ihm keine Ruhe!’ Eigentlich möchte auch ich gerne zu ihm gehen, aber er braucht doch auch eine Pause. Da schaut
Sai Baba voll Liebe zu mir herein. Er trägt das orangefarbene
Kleid."
Ja, ich hatte es selbst erlebt, dass in unserem Haus nachts unterrichtet wurde. Erneut nahm ich zur Kenntnis, dass die geistige Welt
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und ihre Helfer überall freien Zutritt hatten, und keine Türe vor ihnen
verschlossen bleiben konnte. Wie schön war dieser Gedanke!
Traum (17.1.2004.)
"Wir haben ein offenes Haus, Menschen kommen und gehen. Doris
erwähnt immer wieder ein kleines Büchlein, eins wie die Bhagavadgita, das ich geschrieben haben soll. Zum x-ten Mal durchsuche ich
die Bibliothek danach, aber ich finde es nicht. Wie so oft, bin ich bald
wieder am Ende angelangt. Ein Pfarrerehepaar ist nun da. Der Pfarrer sagt, Doris habe von einem gesprochenen Text geredet. Verdutzt halte ich inne und rufe aus: ’Ich habe nie einen Text auf Kassette gesprochen. Seit über zwanzig Jahren spreche ich über die
Lehre, aber nie auf eine Kassette.’ Der Pfarrer und seine Frau
schauen mich erstaunt an, und fragen, ob mir in all den Jahren denn
jemand zugehört habe. ’Nein!’, rufe ich aus, ‘Niemand!’ Dabei werfe
ich meine Hände nach unten. Ich bin aufs Tiefste über meine eigenen Worte erschüttert."
Aufgewacht, war diese Erschütterung immer noch in mir. Ich stürzte
zu Sai Babas Bild und weinte hemmungslos. Die Frage tauchte auf,
ob dieses kleine Büchlein, das ich suchte, auch wieder mit dem verheimlichten Text zu tun habe, ob ich etwas versäumt habe, oder ob
er mir eine neue Aufgabe gezeigt habe. Er selbst spricht seit vielen
Jahren zu uns. Er verliert nie die Geduld. Er harrt aus an seiner Stelle, ohne sich zu beklagen. Er harrt aus auch jetzt, trotz der Schmerzen. Er verströmt seine Liebe und seinen Frieden und tut seine göttliche Pflicht, unbeachtet was seinem Körper geschieht oder was wir
ihm antun. Wer je zu ihm gefunden hat, wird das bezeugen.
Traum
“Ich bin bei Sai Baba. Die Frauen sitzen auf der einen, die Männer
auf der anderen Seite. In der Mitte ist ein Durchgang. Da kommt Sai
Baba von seinem Haus her und wandelt wieder einmal unter uns
Menschen. Ich bin in der Mitte des Feldes. Er schaut zu mir und ruft
mich nach vorn. Dort ist ein Platz für mich reserviert. Es werden nun
wunderbare Bernerzüpfen gebracht. Eigenhändig werden sie von
410
Sai Baba verteilt. Sie duften herrlich. Ich erhalte auch eine, und ich
drücke sie inniglich an mein Herz. Selbstvergessen rupfe ich Stück
um Stück davon ab und verteile sie. Wir denken alle, das Fest sei
nun zu Ende, aber da wird ein kleines Tempelchen hereingeschoben. Nach aussen hat es ringsum Öffnungen. Im Inneren sehen wir
Schalen gefüllt mit Gerichten. Sai Baba verteilt selbst das Essen auf
unsere Teller. In die Mitte kommt eine orangefarbene Speise. Sie
wird wie ein Berg angehäuft. Wir geniessen sichtlich die göttliche
Speise.”
Traum
“Sai Baba ist bei mir und ich frage ihn ganz banale Dinge übers Kochen. Aber das ist ja wohl nicht das, was ich wissen möchte. Ich
werfe mich an seine Brust und er schlingt zärtlich die Arme um
mich. Da ist Leidenschaft und Freude, sonst nichts. Ich fühle, dass
die Liebe und Freude allen gehört.”
Eine Freundin hatte mir von den Durchsagen von Engeln erzählt.
Dadurch wurde ich dazu gedrängt, über die Engelfrage nachzudenken. Die Deva-Evolution findet parallel zur Menschen-Evolution
statt. Der Tibeter sagt, dass uns dieses Reich sehr nahe kommen
werde, aber dass es in unserer Zeit noch keine Vermischung gebe
und dass es auch nicht gut sei, mit dieser Deva-Welt Kontakt aufzunehmen. Zu viele Gefahren würden sich daraus ergeben. Vor allem die Devas der Ätherebene sind uns sehr nahe. Aber diese Ebene beinhaltet den Materie-Aspekt, den Mutter-Aspekt. Es wäre so,
als würden wir, statt uns höher zu entwickeln, zur Mutter zurückkehren. Der Tibeter sagt über diese Evolution noch etwas anderes:
Wenn ein Deva auf seiner Höherentwicklung eine bestimmte Stufe
erreicht habe, müsse er sich im Menschenreich inkarnieren. Das
Ziel eines Devas ist vollkommenes Fühlen. Im Menschenreich
muss er darum mit dem Willens-Aspekt in Kontakt gebracht werden. Erst dann kann er die höchsten Stufen im Devareich erreichen.
Diese als Menschen verkörperten Devas haben sicher eine ganz
besondere Beziehung zum Devareich. Mir aber wurde tief bewusst,
dass ich zur Menschen-Evolution gehöre und keine Verbindung
zum Devareich wünsche.
411
Traum
“Roland und ich haben uns entschlossen, einige Dinge wegzugeben. Unter anderem ist da eine Bronzefigur, die den gekreuzigten
Jesus darstellt. Der Kopf hängt vornüber. Dass es Jesus ist, sieht
man erst, wenn das Licht von oben auf die Figur fällt und Schatten
wirft. Wir halten die Figur in den Händen und betrachten sie noch
einmal. Wir sind zudem entschlossen, einen grossen Teil der Kartoffeln aus unserem Garten zu verschenken. Wir behalten nur diejenigen, die rings um den Garten gepflanzt sind. Später gehen wir
an dem Geschäft vorbei, das unsere Kunstobjekte verkauft. Die Jesusfigur ist immer noch da und wir betrachten sie noch einmal eingehend.”
Traum
“Wir Schweizer Devotees befinden uns auf einem Flugplatz und gehen durch die Einstiegskontrolle. Wir sind mit anderen religiösen
Gruppen zu einem internationalen Treffen unterwegs. Ich gehe als
Letzte unserer Gruppe durch die Kontrolle und werde da aufgehalten und so von meiner Gruppe getrennt. Viele Menschen gehen an
mir vorbei. Ich werde wohl keinen Platz mehr bei den anderen finden. Endlich kann auch ich hineingehen. Geordnet stehen die Menschen jedoch nebeneinander im Durchgang und bedeuten mir,
nach vorne zu gehen. Verwundert betrachte ich die wartenden
Gruppen. So etwas habe ich im Ashram noch nie erlebt. Im Gegenteil, da hat man sogar an Weihnachten meinen Platz besetzt und
niemand ist bereit gewesen, ein wenig zusammenzurutschen. Ich
gehe an allen Gruppen vorbei und schaue noch einmal zurück. Die
vorderste Gruppe trägt blaue Kleider. Vorne an den Ärmeln sind
weisse Bänder aufgenäht. Bei den Schweizern ist für mich ein Platz
freigehalten worden, so dass ich in der ersten Reihe, in der Nähe
des Piloten sitzen darf. Das Flugzeug ist nun voll. Der Pilot stellt
eine spirituelle Frage. Ruhig und liebevoll gibt ein Mann aus der
blauen Gruppe Antwort. Ich fühle die geschlossene Liebe und Kraft
dieser Gruppe. Der Pilot sagt, dass wir nun noch ‘das’ wissen müssten. Wieder gibt jemand aus dieser Gruppe eine klare, aufschlussreiche Antwort, die vom Piloten niedergeschrieben wird. Nun sind
wir bereit zum Start.”
412
Mit einer abgrundtiefen Sehnsucht und der Präsenz Sai Babas in
mir erwachte ich. In mir war immer noch die unerhörte geballte Kraft
und Liebe dieser Gruppe. Da gab es keine spirituelle Überheblichkeit, kein elitäres Gehabe, nur ein diszipliniertes Zusammengehörigkeitsgefühl aller, das auch uns einschloss. Ich hatte erlebt, wie
wir Menschen miteinander leben sollten. Mit Wehmut dachte ich
daran, was für eine spirituelle Quelle der Liebe und Kraft Gottes die
Schweizer Devotees sein könnten.
Traum
“Ich fühle die Liebe Sai Babas mit Macht durch mich strömen, aber
ich realisiere zum zweiten Mal, dass ich keine Arme mehr habe.
Ohne Arme kann man nichts mehr festhalten. Man kann nicht mehr
handeln. Man ist hier auf die Hilfe anderer angewiesen. Das Einzige, was ich noch tun kann, ist die Liebe Gottes durch mich strömen
zu lassen, meine spirituelle Arbeit zu tun und zu sprechen.”
Der Traum ging im Wachbewusstsein weiter. Ich betrachtete meinen Körper, der immer noch ohne Arme war. Was wollte mir dieses
Geschehen sagen?
Traum
“Roland und ich befinden uns in einem Grossbetrieb, einem Einkaufszentrum. Wir warten darauf, dass die Tageszeitungen verbilligt werden. Wir brauchen sie als Verpackungsmaterial. Roland
geht zu der Abteilung. Seinem Gesicht nach zu schliessen, hat er
die Zeitungen zu einem guten Preis erhalten.”
Traum
“Ich schaue über die neu gepflanzten Rosen in der Rabatte, die der
langen Mauer entlang angelegt worden ist. Auch das grosse Rondell am Ende der Mauer ist um die mittleren Sträucher herum mit
Rosen bepflanzt. Bald werden sie blühen, man sieht schon die
Knospen.”
413
Ich fragte mich in diesen Tagen, warum Sathya Saayine mir in letzter Zeit keine Träume mit ihm selbst mehr geschenkt habe. Dann
fand ich in Die Hierarchie tritt in Erscheinung, Seite 615, die Stelle,
an der die Verbindung zwischen Christus und seinen Lieben beschrieben wird:
“Die - richtig verstandenen - Sakramente dienen dazu, um diese
Verbundenheit und Erkenntnis zu verstärken; und wenn z.B. das
Sakrament der Taufe in seiner geistigen Bedeutung erfasst und
verstanden wird, dann ruft diese Erkenntnis oft einen Widerhall
beim Erhabenen Herrn selbst hervor. Es ist beinahe so, als ob von
seinem Herzen aus ein goldener Faden oder Strahl zum Herzen
des Dieners gelenkt würde, ein unzerbrechlicher und unfassbarer
Faden, der im Lauf der Inkarnationen und mit jedem weiteren Sakrament immer stärker, klarer und strahlender wird. Dereinst, wenn
der Körper Christi, einer der sieben himmlischen Menschen auf der
zweiten (monadischen) Ebene, seine volle Wesensäusserung erreicht hat, werden diese vielen Fäden wieder in ihren Ausgangspunkt zurückgezogen werden, denn ein jeder, der mit ihm verbunden ist, wird (in einem sehr lebendigen Sinne) zu einer Zelle in seinem Körper. (...) Über und durch diesen Faden läuft die Kraft zu
stärken, zu stimulieren, zu beleben und zu segnen; und das ist die
wahre apostolische Nachfolge. Alle wahren Jünger sind Priester
des Herrn.”
Mit dem Gedanken an dieses goldene Band war ich am Abend eingeschlafen und hatte dann folgenden Traum:
“Ich bin in einer Universität Sai Babas. Bald wird ein Fest sein und
ich suche nach passenden Kleidern. Dreimal habe ich mich nun
schon umgezogen, aber ich gefalle mir immer noch nicht. Ich möchte schön sein, schön für Sathya Saayine. Ich wähle nun einen weiten Jupe in heller Farbe und eine Bluse mit bunten Blumen. Dazu
werde ich noch ein passendes Foulard tragen. Ich schaue die Bilder
an, die ich von unserem Unterrichtsraum gemacht habe, in dem ich
meistens arbeite. Es ist ein freundlicher Raum. Drei Wänden entlang stehen unsere Arbeitstische. Von allen Plätzen aus sieht man
in einen wunderschönen Blumengarten. Im Raum selbst kann unser Lehrer herumgehen. Sathya Saayine ist mein Lehrer und ich lie414
be ihn sehr. Er geht auch in meinem eigenen Zimmer ganz selbstverständlich ein und aus. Ich suche die Tasche und den Zimmerschlüssel. Beide kann ich nicht finden. Sai Baba kommt wieder
herein. Verlegen sage ich zu ihm: ‘I bi es Nuscheli! Aber brucheni
überhaupt e Schlüssu?’ Lachend verneint er es. Ich stehe nun vor
ihm. Er trägt ein hellgrau schimmerndes Hemd. Mit dem Handrücken streichle ich sanft darüber und sage in tiefer Liebe zu ihm:
‘Wy schön!’ Wir gehen zusammen hinaus und er wendet sich seinen Aufgaben zu. Zwei andere Schülerinnen gesellen sich zu mir
und zusammen gehen wir zum Fest.”
Marianne hatte mir ihre Padhugas zur Aufbewahrung überbringen
lassen. Mich belastete der Gedanke, dass diese nicht mehr bei ihr
seien, und ich bat Sai Baba um Hilfe in dieser Sache.
Traum
“Ich bin mit Marianne an einem fremden Ort, in einem Haus, das offensichtlich nicht ihr gehört. Wir verlassen das Haus, nachdem sie
noch einige Dinge in Ordnung gebracht hat. Jetzt entdeckt sie, dass
sie das Handy im Haus vergessen hat. Wir kehren noch einmal um.
Auf dem Weg dahin erzählt sie mir, dass sie für eine besondere Gelegenheit acht Zimmer gemietet habe. Sie glaubt, dass auch ich dabei sein werde.”
Traum
“Es ist ein sehr strenger Winter, mit einer solchen Masse an
Schnee, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Der ganze Verkehr in unserer Stadt ist zum Erliegen gekommen. Niemand geht aus dem
Haus, niemand weiss Rat und die Regierung tut nichts. Da fasse ich
den Entschluss, Freiwillige zu suchen, um Gassen freizuschaufeln.
Wir sind nun schon eine sehr grosse Gruppe Menschen und immer
kommen noch weitere dazu. Den Schnee türmen wir auf den grossen Parkplätzen auf. Ein Freund von uns erkundigt sich über unsere
Fortschritte. Später steckt er mir eine Zeitung zu. Ich stopfe diese
in die Tasche, ich habe jetzt keine Zeit zum Lesen. Da frage ich
mich, ob darin vielleicht etwas von der Regierung steht, und ob sie
415
etwas zu tun gedenke. Ich entfalte die Zeitung und staune nicht
schlecht. Es ist eine Reportage über unsere Arbeit. Seitengross ist
abgebildet, wie wir uns an Bergen von Schnee abmühen, klein wie
Mäuse. Am Schluss sieht man die freigeschaufelten Durchgänge,
durch die sich Menschen drängen. Voll Vertrauen und Mut arbeiten
wir weiter, von Müdigkeit ist keine Spur vorhanden, bei niemandem.
Jemand beginnt zu singen und alle stimmen ein.”
Ich weiss um den Siebenjahres-Zyklus, dem wir alle unterworfen
sind und forschte in den vergangenen Jahren meines Lebens danach. Jedesmal war in meinem Leben etwas ganz Entscheidendes
geschehen. Immer musste ich das Vergangene klar abschliessen,
bevor das Neue beginnen konnte. Jetzt war es wieder soweit und
ich war entschlossen, dieses Dokument nun zu beenden. Vielleicht
war der Giftbecher ja auch in der äusseren Welt nun ausgetrunken.
Als Titelseite schwebte mir die hochgestellte Girlande vor, die mir
Sai Baba einmal mit einem Liebesgedicht im Traum geschenkt hatte, oder die Girlande aus Rosen, die auf der Druckfolie der Druckerei zu sehen war. Der Titel könnte in der Mitte stehen. Roland probierte es aus, aber das Ganze gefiel ihm gar nicht und er brachte
mir ein anderes Bild. Das ganze Blatt ist mit Rosenknospen überdeckt. Der Titel ist mit Goldbuchstaben gedacht. Es gefiel mir sehr,
weil es mich auch an den Korb von Rosen erinnerte, den ich, auch
im Traum, von ihm geschenkt bekommen hatte. Der Titel sollte
heissen:
SATHYA SAI BABA
Mein geliebter Sathya Saayine
Es sollte aber nicht veröffentlicht werden. Ich wünschte mir nur zwei
Exemplare, eines für Sathya Saayine und eines für mich.
Nach den letzten Träumen über das Karma fragte ich mich tief verunsichert: "Bin ich nun nicht gerade wieder im Begriff, Texte über
Gott vor der Öffentlichkeit zu verbergen? Diesmal, um mich nicht
persönlich blosszustellen. Beim letzten Mal könnte ich auch aus
Angst vor Repressalien so gehandelt haben. Auf jeden Fall habe ich
mich in Verbindung mit der Lehre schuldig gemacht, das weiss ich
416
nun. Das ist sicher auch der Grund, warum ich mich in diesem Leben so intensiv mit der Lehre über die Zeitlose Weisheit und Wahrheit beschäftigen musste. Auch die früheren Träume, in denen ich
verschwundene Texte suchte und wieder erfasste, weisen darauf
hin. Interessanterweise hat Marianne, die im Traum auch die geheim gehaltene Information preisgab, am gleichen Tag wie ich die
Gürtelrose bekommen. Das könnte darauf hinweisen, dass wir beide einmal Schuld in Beziehung zur Lehre auf uns geladen haben.
In diesem Leben war sie die Verantwortliche in Genf für die Tibeterbücher und gehört sicher zu meiner inneren Gruppe.
Dies hier ist jedoch ein sehr persönliches Buch über meine Beziehung und Erfahrung mit Sathya Sai Baba. Darum sollte er eigentlich
über diese Frage entscheiden. Wir haben uns entschlossen, zwei
Bücher fertig zu machen, eines für ihn und eines für mich, wie ich
es geplant habe. Ich hoffe, dass er selbst dann entscheiden wird.
Ich werde ihm beide übergeben und ihn bitten, dass er mir meines
von ihm gesegnet und mit seiner Antwort zurückgibt. Roland findet
jedoch, dass diese Bitte wohl unangemessen sei. Ist diese Bitte einer Liebenden wirklich unangemessen, unangemessen wie so oft?
417
Siebenjahreszyklus
Geboren wurde ich 1924
1927 Umzug ins Breitmoos.
1934 Trennung von meiner Schulfreundin.
1941 Erlebnis von Lausanne, zweite Trennung.
1948 Das Buch "Die Hierarchie tritt in Erscheinung", das für mich
so wichtig werden sollte, wurde übermittelt.
1955 begann mein Muttersein.
1962 wurden wir alle geprüft. Das war entscheidend für unseren
weiteren Lebensweg.
1969 ?
1976 schenkte Gott mir seine Liebe.
1983 musste ich wieder Stellung beziehen. Sai Baba kam zu mir ins
Spital. (Das waren 3x7 Jahre).
1990 war ich zum ersten Mal bei ihm.
1997 erhielten wir die Padhugas, der Shivalinga rollte vor mein
Fenster, meine 9 PCs wurden geliefert, das zyklamenrote Kleid
wurde mir überbracht, der Weg zum Gipfel ausgehoben, der Kaktus
wurde geküsst und mitgenommen, Vision von Christus wegen den
Schweizertüchern, die Hochzeitsmaschine, die Pflanze entwickelte
sich und Blick in seine Augen, Aufgaben wurden verteilt, das Versprechen wurde mir gegeben.
Was wird 2004 sein?
418
Hinweise in den Träumen auf Karma in Verbindung mit der
Lehre
22.10.1998. “Sai Baba übergibt mir ein kleines Büchlein, dem Baalschen gleich, mit der Aufforderung, dieses zu reinigen und zu waschen.”
1.8.2002. “Ich bin im Breitmoos und krame in alten Dingen. In einer
Broschüre, ähnlich dem Sanathana Sarathi, fehlt Text. Er ist sehr
wichtig. Ich suche ihn und setze ihn wieder ein. Auch ein zweiter
Text gehört dazu.”
10.4.2003. “Ich arbeite an Die Wiederkunft Christi. Ich sehe, dass
der Anfang des Buches ausradiert ist. Einmal wurde der Text mit
Bleistift wieder eingesetzt, aber auch dieser ist verblichen und unvollständig. Ich versuche aufs Neue, den Text wieder zu erfassen,
aber es gelingt mir nicht. Ich dehne den Text und erkenne die Worte, wie mit Spinnweben geschrieben, wieder. Es sind Informationen
vom Welt-Avatar.
Ich bin mit Freunden zusammen, auch Marianne ist dabei. Es
scheint, dass ich einmal eine Aufgabe übernommen habe, die ich
bis jetzt geheim gehalten habe. Es wird darüber gesprochen. Ich
verkünde: ’Ich lese euch den Text nun vor.’ Es sind zwei Seiten.
Durch die Mitte der Seiten geht ein Strich. Alle sind zutiefst betroffen und ergriffen. ’Nun, da werde auch ich meine Arbeit vorlegen’,
sagt Marianne unvermittelt."
2.11.2003. "Ich arbeite in einer alten Bibliothek. Einem Mitarbeiter
übergebe ich ein altes Buch. Es ist ein Buch über uns Menschen.
Darin befinden sich viele handgezeichnete Abbildungen. Es ist ein
grosses Buch. Wenn ich den Daumen und den kleinen Finger ganz
spreize, umfasst dieses die Breite des Buches. Die Höhe ist entsprechend. Im Regal hinter den Büchern hat sich Staub angesammelt. Es ist Zeit, diese Bibliothek wieder einmal zu reinigen."
6.12.2003. "Eine alte Frau drängt darauf, dass ich eine Tasse mit
einem Getränk gut versorge. Ich sehe, dass in der Tasse nicht mehr
419
viel Flüssigkeit ist, warum soll ich sie noch versorgen? Ich weiss,
dass es der Giftbecher meines Karmas ist. Ich bin entschlossen,
den Rest zu trinken. Ohne dass sie es bemerkt, trinke ich die Tasse
leer. Vor ihren Augen trinke ich den Rest.
Ich habe ein silberglänzendes Cape, das aussieht wie ein Talar. Es
hängt auf einem eigentümlich altmodischen Kleiderbügel. Er sieht
aus wie selbstgemacht. Das Cape ist zu lang für meinen Schrank.
Unten biegt sich der Stoff um. Ich denke, wenn ich den Haken verkürzen würde hätte es Platz. Aber es ist immer noch zu lang. Der
Bügel selbst muss verkleinert werden. Er ist mit Stoff überzogen
und sieht aus wie aufgeblasen. Ich entferne den Stoff, um zum Bügel selbst zu kommen. Ich staune sehr, denn der Bügel war eine
Tarnung! Man hat darin etwas versteckt. Es sind Kopien von alten
Texten, wie von einer alten Bibel. Vergilbte Blätter und alte Schriftzeichen zeugen vom Alter des Textes. Mit zwei Metallschienen werden die Blätter zusammengehalten. Neugierig betrachte ich das
oberste Blatt und lese darauf mit Erstaunen meinen Namen."
Am 18.12. 2003 entdeckte ich, dass ich Gürtelrose hatte. Das Gift
begann zu wirken.
17.1.2004. "Wir haben ein offenes Haus, Menschen kommen und
gehen. Doris erwähnt immer wieder ein kleines Büchlein, eins wie
die Bhagavadgita, das ich geschrieben haben soll. Zum x-ten Mal
durchsuche ich die Bibliothek danach, aber ich finde es nicht. Wie
so oft, bin ich bald wieder am Ende angelangt. Ein Pfarrerehepaar
ist nun da. Der Pfarrer sagt, Doris habe von einem gesprochen Text
geredet. Verdutzt halte ich inne und rufe aus: ’Ich habe nie einen
Text auf Kassette gesprochen. Seit über zwanzig Jahren spreche
ich über die Lehre, aber nie auf eine Kassette.’ Der Pfarrer und seine Frau schauen mich erstaunt an und fragen, ob mir in all den Jahren denn jemand zugehört habe. ’Nein!’ rufe ich aus, ‘Niemand!’ Dabei werfe ich meine Hände nach unten. Ich bin aufs Tiefste über
meine eigenen Worte erschüttert."
420
Meine Aufenthaltszeiten bei IHM:
19.12.90-30.12.90
10.2.92 bis zwei Wochen nach Ostern
18.10.94-15.11.94
9.7.95-9.12.95
24.6.96-9.8.96
11.12.96-9.1.97
12.6.97-12.7.97
16.9.97-3.10.97
31.12. 97-26.1.98
14.6.98-26.7.98
25.9.98-17-10.98
1.1.99-21.2.99
2.6.99-2.7.99
22.10.99-29.11.99
6.1.01-29.1.01
25.10.02-25.11.02
11.7.04-3.8.04
421
422
Die Kontinuität der esoterischen Lehre
Die von der Hierarchie als Vorläufer des Neuen Zeitalters, des Wassermann-Zeitalters geplante Lehre, welche die Voraussetzung dafür schaffen soll, zerfällt in drei Kategorien:
1. Vorbereitend, gegeben 1875-1890 ........ Niedergeschrieben von
Helena Petrowna Blavatsky
2. Zwischenstufe, gegeben 1919-1949 ........ Niedergeschrieben
von Alice A. Bailey
3. Enthüllend, wird nach 1975 erscheinen .......... und auf weltweiter
Ebene über den Rundfunk verbreitet. (Die Strahlen und die Einweihungen, Seiten 305-306)
Sathya Sai Baba, dessen Körper 1926 geboren wurde, hatte schon
in jungen Jahren gesagt, dass er bis zum 30. Altersjahr dem Ort gehörte, bis zum 60. Indien und danach der ganzen Welt. In gossen
Teilen der Welt kann man heute seine Ansprachen über Satellit hören, und man arbeitet daran, dass dies in allen Ländern möglich
sein wird.
423
424
Nachtrag
Vom 11.7.2004-3.8.2004 war ich also wieder bei Sai Baba. Ich liess
ihm die beiden Bücher übergeben mit der Bitte, mir meines zurückzugeben und darüber zu entscheiden, ob es veröffentlicht werden
solle. Vreni begleitete mich.
Am ersten Nachmittag waren wir vorne, und zum ersten Mal sah ich
Sai Baba auf dem Elektromobil, mit dem er zum Darshan auf dem
Tempelplatz herumfährt. Er drehte sich auf dem Sitz ganz zu uns
herum.
Mit dem ganzen Feuer seiner Augen schaute er mich an. Sie waren
wie zwei grosse funkelnde Sterne. So habe ich seine Augen noch
nie gesehen. Diese Begegnung erschütterte mich bis ins Innerste.
Von da an geschah auf der äusseren Ebene nichts Besonderes
mehr. Bis zum letzten Tag wartete ich auf “mein” Buch. Aber er behielt beide. Wieder einmal keine Antwort, wie so oft. Ich entschloss
mich dazu, Roland zu bitten, für mich und die Jungen je eines zu
machen. Das ist nun geschehen.
Trotzdem blieb in mir eine grosse Verunsicherung und Ungewissheit darüber, ob der Entschluss richtig war. Schliesslich bat ich Sai
Baba um Antwort durch einen Traum - wie so oft!
Die ersten Träume drehten sich um Sai Baba und seine Schüler.
Ein Student verleumdete ihn öffentlich. Ein anderer Student entschuldigte sich mit lauter Stimme im Namen aller Studenten für die
Worte des anderen Jungen. Er sagte, dass das nie und nimmer die
Wahrheit sei.
Da kam Sai Baba. Der Junge verdeckte sein Gesicht hinter einer
Zeitung. Er war über seinen Mut selbst erschrocken. Sai Baba
nahm die Zeitung und hielt sie hinter den Kopf des Jungen und küsste ihn auf den Mund. Die Spannung löste sich und grosser Friede
senkte sich über uns alle.
Die entscheidende Antwort war aber der nächste Traum:
30.9.2004 (Ein Monat vor meinem Geburtstag).
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“Ich bin im Breitmoos und schreibe Sathya Sai Baba einen Brief und
bringe ihn an den Ort, an dem der Postwagen vorbeifährt. Der Postbote nimmt den Brief und wirft ihn auf den Wagen. Da sehe ich,
dass der Brief nach hinten rutscht. Ich rufe dem Mann zu. Im letzten
Moment kann er den Brief fassen. Er dreht ihn in der Hand und betrachtet aufmerksam die Adresse. Da höre ich, dass Sathya Sai
Baba verhaftet worden sei und dass man ihn irgendwo hingebracht
habe. Voll Unbehagen denke ich an die Behinderung von Sai Babas Körper.
Ich gehe zurück und denke über alles nach. Ich konzentriere mich
auf Sai Baba und versuche ihn zu sehen.
Mein Brief ist nun im Tempel, aber der Junge, der Sai Baba den
Brief geben sollte, hält ihn immer noch in der Hand. Da sehe ich unsere Aylin. In Gedanken fordere ich sie auf, den Brief zu nehmen
und ihn Sai Baba zu bringen. Sie rennt damit los und unterbricht Sai
Baba in einem Gespräch. Oh! Das sollte sie nicht tun! Sie sollte warten. Aber Sai Baba wendet sich ihr sofort zu und nimmt den Brief.
Er hat den Brief genommen. Wie froh und erleichtert bin ich nun.
Zwei Männer kommen zu mir. Beide in Uniform. Einer ist der Postbeamte, der andere ein Polizist. Ja, der Postbeamte hat ja den Brief
gesehen.
Und nun beginnt ein Verhör über Sai Baba und mich. ‘Nur nichts sagen, was ihn belasten könnte’, denke ich. Mit fester, ruhiger Stimme
gebe ich Antwort, sachlich und klar.
Ich sage: ‘Er ist eine göttliche Verkörperung, er ist der Kosmische
Christus, ein Welt-Avatar, ein Weltlehrer. Er ist gekommen, um die
Menschheit vor der Vernichtung zu bewahren, sie zu belehren, sie
zu Gott zurückzuführen und den Menschen ihre eigene Göttlichkeit
bewusst zu machen.’
Sie fragen, woher ich das denn alles wisse. Ich sage ihnen, dass
ich seine Lehre studiert habe, dass ich ihn persönlich kenne und ihn
erfahren habe.
Sie verabschieden sich und es scheint, dass sie mir glauben.”
Zuerst freute ich mich darüber, dass ich mich mit dem Ashram verbinden konnte. Aber dann erkannte ich etwas anderes, und das erschütterte mich. Es ist die Wiederholung des Geschehens im Garten von Gethsemane. Jesus wurde verhaftet. Von den Jüngern wur426
de er verraten, ihn und ihre Liebe zu ihm verleugnet, sie flohen.
Jesus wurde allein gelassen. Es war ihre eigene Entscheidung, so
zu handeln.
Es ist nun also meine eigene Entscheidung, dass das Buch veröffentlicht wird. Ich wollte aus persönlichen Gründen Worte über Gott
zurückbehalten, dabei hat Sathya Sai Baba allein den Raum in mir
und die Macht über mich. Ich übergebe ihm täglich meine Gedanken, Worte und Taten und so auch dieses Buch.
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