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REISE
Der lange Weg
nach Bremerhaven
Welchen Grund gibt es, von Hamburg über Hannover
und Minden nach Bremerhaven zu fahren?
Text Jürgen Straßburger
Fotos Harald Mertes, Jürgen Straßburger
Der Elbe-Seitenkanal im Regendunst (großes Foto). Unterhalb der Bremer Weserschleuse geht’s in die Tidenweser (links).
Doppelte Begegnung auf der Weser bei Nienburg (Mitte). Ansteuerung der „Havenwelten“ in Bremerhaven.
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W
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er mit dem Boot
von Hamburg mal
eben nach Bremerhaven will, wird sich wohl immer für den nur 165 km langen
Weg über Elbe und Schifffahrtsweg Elbe-Weser entscheiden. Es muss also einen besonderen Grund geben,das gleiche
Ziel über Elbe, Elbe-Seitenkanal,Mittellandkanal und Weser
anzusteuern,statt 165 rund 510
km unter den Kiel zu nehmen.
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Bei uns war es zunächst die
Idee, mal eine große norddeutsche Schleife zu fahren,die über
den südlichen Umweg nach
Bremerhaven von dort über
den Schifffahrtsweg Elbe-Weser,den Nord-Ostsee-Kanal,die
Ostsee,den Elbe-Lübeck-Kanal
und die Elbe zurück nach
Hamburg führen sollte.
Erst bei der Durchführung
des Plans wurde uns klar, dass
es für die nicht sonderlich at-
traktive Fahrt über Elbe-Seiten- und Mittellandkanal sowie
die weitaus attraktivere Weser
durchaus einen weiteren Grund
geben kann: den niedersächsischen Spargel. Dazu muss man
wissen, dass das Herzstück seines Anbaugebietes sich zwischen dem Städtedreieck Hamburg – Hannover – Bremen
erstreckt und die genannten
Wasserstraßen durch die wichtigsten Anbaugebiete führen:
Region Lüneburger Heide, Region Braunschweig, Region
Hannover und die MittelweserRegion. Gehen wir also auf
Spargeltörn, und genießen Sie
mit uns die „Niedersächsische
Spargelstraße“ (www.nieder
saechsische-spargelstrasse.de)
mal nicht mit Auto oder Fahrrad, sondern mit dem Boot.
Um die weiße Frucht auf dieser Route frisch gestochen zu
genießen, muss natürlich auch
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Von links nach rechts: Südlich von Bremen lockt die Weser im Bereich Wieltsee mit perfekten Stränden. Am oberen Wehrarm der Schleuse
Petershagen liegt die Steganlage des MYC Lahde. Ein holländisches Gastboot verlässt den Yachthafen Heidanger durch die enge Zufahrt.
die Jahreszeit stimmen: Ab Ende April bis zum 24. Juni wird
das begehrte Gemüse geerntet.
Da liegen wir mittendrin, denn
unser Törn beginnt am 15. Mai
2008 in Hamburg.
Mit einem Verdränger wie
unserer „Troll“ tut man gut daran, das Tidenrevier der Elbe
von Hamburg bis zur Schleuse
Geesthacht mit auflaufendem
Wasser zu befahren. Der Flutstrom schiebt auf diesen rund
30 km mit 3 bis 4 km/h: ein Zeit
und Diesel sparender Gewinn.
Es ist gräuslich,wenn man an
der Schleuse Geesthacht warten
muss, denn weder im Unternoch im Oberwasser gibt es
Wartesteiger für die Sportschifffahrt. Man kann allenfalls
mit der Vorleine an den riesigen Dalben festmachen, die eigentlich für die Berufsschifffahrt eingerammt wurden.
Diesmal beträgt unsere Wartezeit nur 20 Minuten.
Noch 16 km bis zu unserem
Tagesziel, der „Marina Lauenburg“. Jetzt frisst uns der Elbstrom natürlich ein paar
Kilometer über Grund weg.
Deshalb brauchen wir von der
Schleuse Geesthacht bis Lauenburg knapp zwei Stunden.
In der Marina, die im Mündungsbereich des Elbe-LübeckKanals oberhalb der ersten Kanalbrücke liegt, werden wir
schon erwartet: Unser BerlinKorrespondent Peter Egloff
und seine Frau sind uns, mit
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ihrem Boot auf Urlaubstörn,
ein wenig entgegengekommen.
Auf ihrem Rückweg nach Berlin wollen sie uns bis Wolfsburg
begleiten.Das abendliche Essen
in der Traditionsgaststätte „Altes Schifferhaus“ ist nicht mehr
der Erwähnung wert – das war
mal anders, nämlich besser!
Guter Service macht die Marina Lauenburg zu einem beliebten Etappenziel:Wasser und
Strom am Steg, Dieseltankstelle, schöne Sanitäranlage mit
Waschmaschine und Trockner,
frisch gezapftes Bier im „Skipper’s Treff“ und der Brötchenservice des Hafenmeisters. Liegegebühr für „Troll“ (8 m):
14 Euro einschließlich Strom.
Vier Kilometer müssen wir
auf der Elbe zurück Richtung
Geesthacht, um die Einfahrt in
den Elbe-Seitenkanal zu erreichen. Die Sonne verschwindet
im Tagesverlauf zunehmend
hinter Wolken.Dazu passt,dass
uns das spektakuläre Hebewerk
Lüneburg fast zwei Stunden auf
die „Hebung“ warten lässt. So
brauchen wir für die 50 km lange Tagesetappe von Lauenburg
bis Uelzen sieben Stunden.
Den Hafen des Yachtclub
Uelzen erreichen wir bei strömendem Regen. Aber es gibt
ausgleichende Gerechtigkeit:
Uelzen, das ist Heide, und das
heißt zu dieser Jahreszeit: Heidespargel! Schon in Lüneburg
beginnt die nördlichste Spargelregion Niedersachsens. Und
so bekommen wir das königliche Gemüse am Abend „satt“ in
der gemütlichen Clubgaststätte. Es ist ratsam, den Spargel
früh genug zu bestellen (Telefon
0581-4 32 11 oder 0170-726
46 83). Was noch? Wasser und
Strom am Gästesteg, feine Sanitäranlagen für die Crew mit
Waschmaschine und Trockner,
Grillplatz,Kinderspielplatz und
kostenloser Fahrradverleih.
Auftakt mit
Heidespargel
satt im Yachtclub Uelzen
Regen total am nächsten Tag:
Der Elbe-Seitenkanal verschwimmt im Dunst des Dauerregens und bekommt mystische Züge. Auch eine Variante,
der Gleichförmigkeit neue
Aspekte abzugewinnen. Die
Schleuse Uelzen I lässt uns eine
Stunde warten. (Neubau Uelzen II ist mal wieder nicht in
Betrieb).
An der Liegestelle Bodenteich nutzen wir die nahen Einkaufsmöglichkeiten,um kräftig
Heidespargel zu bunkern, den
wir am Abend an Bord von Peter Egloffs „Pauline II“ zuberei-
ten wollen. Tagesziel: der Hafen
des MBC Wolfsburg. Für uns
ein Umweg von 12 km in östlicher Richtung plus Schleuse
Sülfeld. Warum Wolfsburg?
Weil wir das VW-Prestigeobjekt, die „Autostadt“, besuchen
wollen.
Doch es kommt anders. Die
Schleuse Sülfeld lässt uns so
lange warten, dass wir um unser gemütliches Spargelessen
fürchten und deshalb Kurs West
nehmen und den Hafen des
YC Hoffmannstadt Fallersleben
ansteuern, der nur wenig östlich der Einmündung des ElbeSeitenkanals in den Mittelandkanal liegt und besonders
durch seine „opulenten“ Sanitäranlagen besticht. Am Steg
natürlich Wasser und Strom,im
Clubhaus frisch gezapftes Bier.
(Liegegebühr 8 Euro). Doch
das Bier lässt uns heute kalt,
denn an Bord von „Pauline II“
gibt es zum Spargel „satt“ diesmal einen trockenen Riesling.
Stark bewölkt und kalt – aber
der Regen ist vorbei. Gemeinsam mit „Pauline II“ nehmen
wir erneut Anlauf auf Wolfsburg. Sonntag früh ist wenig
Verkehr, und wir können die
Schleuse Sülfeld nach kurzer
Wartezeit passieren.
In Wolfsburg machen wir an
der Liegestelle für Kleinfahrzeuge in Höhe des Wolfsburger
Bahnhofs fest.Vor uns in Sichtweite die „Autostadt“, das von
VW parallel zur EXPO 2000 in
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Im Trog des spektakulären Schiffshebewerks Lüneburg geht
es ganz gemütlich um
satte 38 m nach oben
oder nach unten.
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Brückengewirr und viel Berufsschifffahrt: der Mittellandkanal in der Nähe des Braunschweiger Hafens.
Pauline II passiert auf Parallelfahrt zu „Troll“ das VW-Werk
in Wolfsburg.
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Hannover eröffnete Ausstellungs- und Auslieferungsgelände. Eine Fußgängerbrücke verbindet die Bahnhofseite des
Kanals mit der Autostadt. Für
uns ein kurzer Fußweg. Bevor
wir uns intensiv der Autostadt
mit ihren vielen Facetten rund
ums Thema „Mobilität“ widmen,nehmen wir Abschied von
„Pauline II“, die jetzt endgültig
Kurs auf Berlin nimmt.
Die Autostadt ist unbedingt
einen Besuch wert, und man
sollte sich mindestens einen
halben Tag Zeit nehmen.Allein
in der außergewöhnlichen Oldtimer-Sammlung kann man
Stunden verbringen.Die beiden
gläsernen Auslieferungstürme,
vollautomatisch wie von Geisterhand gesteuert, sind ein weiteres Highlight. Fans einzelner
VW-Marken kommen in den
„Markenpavillons“ auf ihre
Kosten. So demonstriert bei-
spielsweise Lamborghini eine
Motorsound-Show, bei der PSfreaks Gänsehaut kriegen.
Kurs West. Vor Sülfeld liegen
wir wieder eine Stunde (nach
Fertigstellung der Südkammer
Ende letzten Jahres dürfte es
jetzt kaum noch Wartezeiten
geben), und so brauchen wir
für die 35 Kanalkilometer bis
zum Yachthafen Heidanger im
Stichkanal Salzgitter gut vier
Stunden.
Der Gästesteg im Yachthafen
ist belegt, und man weist uns
einen Dalbenplatz zu. Es gibt
Strom,aber Wasser nur an einer
Zapfstelle mit Schlüssel vom
Hafenmeister. Das Essen im
„Restaurant am Yachthafen“ ist
gut und entspricht der gehobenen Preisklasse (www.restau
rant-heidanger.de). Natürlich
steht niedersächsicher Spargel
auf der Karte,den wir aber heute mal weglassen. Etwas „unter-
belichtet“ sind die Sanitäranlagen, denn es gibt in der
„Herrenabteilung“ nur eine
Dusche und ein WC. Da kann
es eng werden! (Liegegeld
9,50 Euro inkl. Strom.)
Kurs auf Seelze, 12 km westlich von Hannover.Wartezeit an
der Schleuse Anderten 45 Minuten. Tankstopp in Hannover
an der Diesel-Tankstelle der
Marinekameradschaft.
Der Yachthafen Seelze liegt
im Stichkanal Hannover-Linden,2 km vom Mittellandkanal
entfernt. An einem freien Platz
am Gästesteg machen wir fest.
Steganlagen, Stromkästen und
-leitungen machen einen zunehmend maroden Eindruck.
Der Zustand der Sanitäranlagen ist allenfalls befriedigend
(Liegegebühren inkl. Strom
10 Euro). Juniorchef Frank
Klingenberg scheint seinem
Hafen deutlich weniger Sorgfalt
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Von links nach rechts: Die Altstadt von Lauenburg aus der Perspektive der Mündung des Elbe-Lübeck-Kanals in die Elbe. Eine knuffige Begegnung auf dem Mittellandkanal. Steganlage im Yachthafen Heidanger, im Hintergrund das empfehlenswerte „Restaurant am Yachthafen“.
zuzuwenden als früher sein Vater Willi. Das Restaurant „Am
Yachthafen“ ist wegen Ruhetag
(montags) geschlossen und
entzieht sich somit unserem geplanten Spargeltest. Dafür finden wir im Ort frischen Spargel
aus der Region Hannover, dessen wohl bekannteste Marke
der „Burgdorfer Qualitätsspargel“ ist. Am Abend hüllt sich
das Cockpit von „Troll“ in
Spargelduft.
Kurs auf Minden. Am Südufer des Mittellandkanals wird
in der Ferne ein Höhenzug
sichtbar: der Deister. Vor Minden führt der Kanal in südwestlicher Richtung mit einer langen Geraden direkt auf die
Porta Westfalica zu, die
zunächst nur als kleiner Pickel
aus den Wäldern am Ostrand
des Wiehengebirges ragt. Dann
überqueren wir die Kanalbrücke über die Weser. Per
Funk wird uns auf Anfrage die
Schachtschleuse Minden als
Abstieg zur Weser zugewiesen.
Ohne Wartezeit geht’s gut 13 m
abwärts.
Der Schwimmsteg des MYC
Lahde liegt in einem WeserAltarm 9 km unterhalb der
Schachtschleuse – ein grünes
Fleckchen in herrlicher Ruhe
und in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem großen Campingplatz. Am Steg Wasser und
Strom, Sanitäranlagen auf dem
Campingplatz (gut 5 Fußminuten). Der Club plant, einen
eigenen Sanitärcontainer aufzustellen – „wenn das Geld
reicht“. Liegegebühr 10 Euro
inkl. Strom. Duschen 50 Cent.
Die Porta Westfalica als Pickel
am Rand des
Wiehengebirges
Gern nehmen wir das Angebot
der Gastfahrräder an und radeln zum Abendessen nach
Lahde (rund 2 km). Bei einem
Italiener im Sportzentrum werden wir fündig.
Strahlender Sonnenschein,
aber ein lausig kalter Nordwind
begleitet unsere Fahrt nach
Nienburg. Die Weserschleusen
Petershagen,Schlüsselburg und
Landesbergen laufen wie am
Schnürchen, und so erreichen
wir Nienburg schneller als erwartet. Wir sind erschrocken,
als wir in das weite Hafenbecken von Nienburg einlaufen: Am Steg des „Kanu Club
Weser Nienburg“ dümpeln mal
gerade zwei kleine Sportboote,
und am Gästesteg liegt nur eine
Motoryacht unter schweizerischer Flagge. Ansonsten ist es
tot wie Hund! Im bewirtschafteten Clubhaus mit Biergarten
(Essen und Trinken) werden
wir freundlich begrüßt, zahlen
1,00 Euro pro Bootsmeter und
1,50 Euro für Strom (Wasser
nur am Kopf des Clubstegs!),
und man weist uns in die
Sanitäranlagen ein (1 Dusche,
1 Waschbecken, 1 WC).
Das nette Stadtzentrum von
Nienburg ist schnell erreicht
(rund 500 m), gute Einkaufs-
AWARDED AT FIRST GLANCE
Complementing the successful launch of both
370 flybridge and coupe Nord West have taken
advantage of their new exceptional hull to produce
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WAS SKI PPER WISSEN MÜSSEN
Brunsbüttel
N o rd - O s t s e e - Ka n a l
Glückstadt
Elb
Otterndorf
e
Os
Schifffahrtsweg
Elbe-Weser
te
Bederkesa
Stade
Wedel
Hamburg
Bremerhaven
Geesthacht
Lauenburg
Bremervörde
Wese r
Brake
Geesthacht
Boizenburg
El
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Schiffshebewerk
Lüneburg
Elsfleth
Vegesack
Lüneburg
Worpswede
m
Lesu
te
Hun
Bremen
Weserschleuse
Bremen
Bad Bevensen
Baden
Langwedel
Uelzen
Dörverden
ElbeS e i t e n ka n a l
A ll e r
Landesbergen
30 km
0
Wittingen
Nienburg
Celle
Schlüsselburg
Burgdorf
Calberlah
Idensen Seelze
Schachtschleuse
Lübbecke
Minden
Petershagen
Anderten
Lahde M i t t e l l a n d Hannover
ka n a l
Sehnde
Berenbusch
Wes
er
TIPPS ZUM TÖRN
Fahrgeschwindigkeit
Elbe Hamburger Hafengebiet
(km 639 bis km 607,5) 22 km/h
(12 kn); oberhalb km 607,5 unbegrenzt;
Elbe-Seitenkanal 15 km/h;
Mittellandkanal 15 km/h;
Weser 35 km/h; in den Schleusenkanälen bis 1,30 m Tiefgang
10 km/h; bei mehr als 1,30 m
Tiefgang 8 km/h.
Führerschein
Die Weser ist unterhalb der Wilhelm-Kaisen-Brücke (Weser-km
366,7/Unterweser-km 0,0) Seeschifffahrtsstraße. Ab hier ist der
Sportbootführerschein See erforderlich.
Törnführer/Karten
■ Manfred Fenzl: Vom Rhein zur
Nord- und Ostsee. Mit Flüssen
und Kanälen zwischen Ems und
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Sülfeld
Misburg
S t i c h ka n a l
Hildeheim
Peine
S t i c h ka n a l
Salzgitter
Wolfsburg
Fallersleben
Abbesbüttel
Braunschweig
Elbe. Edition Maritim, Hamburg.
ISBN 978-3-89225-446-1.
■ Doris und Andreas Saal: Törnführer Elbe 3. Lauenburg – Cuxhaven. Heel Verlag, Königswinter. ISBN 3898805506.
■ Deutsche
Binnenwasserstraßen 2: Die Elbe. Hamburg –
Magdeburg und Elbe-LübeckKanal. Edition Maritim, Hamburg. ISBN 978-3-89225-438-6.
■ Heinz Squarra: Mit dem Boot
durchs Heideland. YachtclubInfos, Bensheim. ISBN 3-925
640-25-8.
■ Heinz Squarra: Mit dem Boot
vom Rhein nach Berlin. Yachtclub-Infos, Bensheim. ISBN
3-925640-23-1.
■ Deutsche
Binnenwasserstraßen 1: Mittellandkanal und
Elbe-Seitenkanal. Edition Maritim, Hamburg. ISBN 978-389225-437-9.
Planungskarte
■ Jürgen Straßburger: Gewäs-
ZEICHNUNG: HEINZ HUCHTMANN
Drakenburg
Wese r
Hoya
Uelzen
Bad
Bodenteich
Dörverden
serkarte Deutschland. Nordwest:
Rhein – Elbe, Ems – Weser. Mit
Mittellandkanal. Edition Maritim, Hamburg. ISBN 978-389225-342-6.
Törnetappen
Hamburg-Tatenberg –
Lauenburg
Lauenburg – Uelzen
Uelzen – Sülfeld –
Fallersleben
Fallersleben – Wolfsburg –
Heidanger
Heidanger – Seelze
Seelze – Lahde
Lahde – Nienburg
Nienburg – Dörverden
Dörverden –
Bremen-Hemelingen
Bremen-Hemelingen –
Bremen
Bremen – Elsfleth
Elsfleth – Brake
Brake – Bremerhaven
Summe
km
48
54
70
46
70
58
47
40
52
7
33
11
26
562
möglichkeiten gibt es jenseits
der Weserbrücke (800 m). Wir
finden unser sonniges Abendziel mit Weserblick knapp oberhalb der Fußgängerbrücke auf
der Terrasse des Restaurants
„Hasbergscher Hof“. Und hier
entscheiden wir uns, niemanden wird es überraschen, für
eine der vielen Variationen des
Nienburger Spargels.
Um dieses Produkt von anderen Spargelsorten abzuheben, wurde die Wort- und Bildmarke „Nienburger Spargel“
1996 unter Patentschutz gestellt. 60 Anbaubetriebe gehören der Arbeitsgemeinschaft
„Nienburger Spargel“ an. Mit
einer Anbaufläche von 500
Hektar nimmt der Landkreis
Nienburg in einer deutschen
Gesamtstatistik den 9.Platz ein.
Natürlich hat man auch eine
eigene Website: www.nienbur
ger-spargel.de
Auf dem Weg von Nienburg
nach Dörverden machen wir
Mittagspause am Gaststeg des
WSV Hoya, der außerhalb des
Hafenbeckens am Weserstrom
liegt. Auch hier ist das kleine
Becken (für Boote bis 8 m) nur
zur Hälfte belegt.Was ist los mit
den Weserskippern?
An der Steganlage des WSV
Dörverden finden wir unseren
Platz für die Nacht. Eine herrliche Lage im Altarm der Weser
mit betörendem Blick auf die
Kirche von Dörverden. Das alles in absoluter Ruhe. Kein
Wunder, dass dieses Plätzchen
unter Weserskippern besser als
„Palm Beach“ bekannt ist,denn
als Dörverden. Hier darf man
definitiv nicht vorbeifahren!
Dank ausgeliehener Fahrräder
erreichen wir über die Fußgängerbrücke die Ortsmitte in wenigen Minuten. Die Einkaufsmöglichkeiten sind perfekt:
Supermarkt, Discounter, Bäcker…Ach ja: Frischen Spargel
vom Bio-Bauern gibt’s auch.
Wir bestellen 2 kg für den
nächsten Morgen. Nur ein paar
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Meter vom Ortskern entfernt
liegt die „Pfeffermühle“, ein
sehr empfehlenswertes Restaurant mit kleiner Gartenterrasse
und interessanter Karte. Da
schlagen wir zu! Den Sundowner in Form eines frisch gezapften Biers genießen wir auf der
„Terrasse“ des schwimmenden
Clubheims der Dörverdener –
ein perfekt umgestalteter ehemaliger Bootsschuppen des
WSA Verden, in dem sich neben dem Clubraum auch die
Sanitäranlagen befinden (Dusche,WC,Waschbecken,je 1 x).
Keiner kennt
Dörverden –
aber jeder kennt
„Palm Beach“
Bei strahlend blauem Himmel und erfrischendem Ostwind verlassen wir Dörverden
und steuern Bremen entgegen.
In der „Marina Achim“ (Weserhafen Uesen,Fluss-km 341 RU)
legen wir eine Mittagspause ein
und essen im schicken Restaurant „Bootshaus“ von der Tageskarte „Dorsch auf Blattspinat mit Basmati-Reis“. Dank
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des schönen Wetters (und der
Nähe von Bremen mit seinen
vielen Weserhäfen) tummeln
sich im Verlauf des Freitagnachmittags neben uns erstmals auch ein paar andere
Sportboote auf der Weser. Besonders in Höhe des Wieltsees
mit seinen fünf Clubanlagen ist
endlich richtig was los.
Für die Nacht machen wir im
Wassersport-Zentrum-Oberweser in Bremen-Hemelingen
fest – dank der nahen A1 nicht
gerade ein ruhiger Schlafplatz.
Dafür sorgen drei Service-Betriebe für umfassende Versorgung rund ums Boot: die Tankstelle des Marina-Betreibers
Beyer, der „Bootsausrüster
Dörgelow“ (der hat die Beschläge, die ich suche), und
beim „Motoren-Service Nord
Haumann“ bekomme ich Volvo-Penta-Motorenöl, wovon
ich ebenfalls Nachschub brauche.An Bord der „Troll“ gibt es
am Abend noch einmal Mittelweser-Spargel. Der letzte Spargel dieses Törns.
Den begehrten Steg der „Marina Bremen“ (Wasser, Strom,
je 1 x Dusche, Waschbecken
und WC, was für den Andrang
viel zu wenig ist) erreichen wir
in gut einer Stunde, nachdem
wir zuvor über die Sportbootschleuse Bremen-Hemelingen
von der gemächlich fließenden
Im kleinen Hafenbecken des WSV Hoya haben Boote bis 8 m Länge
Platz. Größere Boote liegen am Schwimmsteg im Strom.
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Von links nach rechts: Die Bootsschleuse Bremen-Hemelingen entlässt die Boote in die Tiden-Weser. Auf der Unterweser werden die Pötte
größer: Begegnung mit einem KüMo vor Vegesack. Rappelvoll ist der Hafen des Braker Ruder- und Segelvereins im Frühjahr.
in die von Ebbe und Flut diktierte Tiden-Weser eingefahren sind.
„Marina Bremen“ liegt auf
Schlagdistanz nur wenig unterhalb der „Schlachte“, die sich
auch „maritime Meile“ nennt,
am Nordwestrand der Bremer
Altstadt. Weder die berühmten „Bremer Stadtmusikanten“
(neben dem Rathaus) noch
Rathaus und Roland (Weltkulturerbe) können uns an diesem
herrlichen Sommerabend in
ihren Bann ziehen. Die hehre
Kultur wird schlicht den leiblichen Genüssen geopfert, die
wir auf der „Schlachte“ in reichlicher Auswahl finden. Zwischen Bürgermeister-Smidtund Wilhelm-Kaisen-Brücke
drängt sich mehr als ein Dutzend Restaurants, Bars, Bistros,
Cafés und Lounges aus vieler
Herren Länder in den hübsch
restaurierten Speicherhäusern
und ergießt seine Tische und
Stühle von der Hauskante bis
an den Rand der Weser. Was
hier abgeht, steht im „Schlachte Journal“ oder ist unter
www.schlachte.de nachzulesen.
Mit ablaufendem Wasser und
bei ENE zwischen 3 und
4 Beaufort geht es die Unterweser runter. Das kleine Örtchen Elsfleth, zwischen Weser
und Huntemündung gelegen,
ist unser nächstes Ziel.Das sind
rund 30 Stromkilometer, die
wir in 2 1/2 Stunden hinter uns
haben.
Im Elsflether Stadthafen
oberhalb des Hunte-Sperrwerks liegt der private Sportbootanleger der Reederei Horst
Werner Janssen (Wasser und
Strom am Steg). Ein perfektes
Gastplätzchen, weil es von hier
nur wenige Schritte in den beschaulichen Ort sind, der gute
und fußläufige Einkaufsmöglichkeiten bietet (Supermärkte
hinter dem Kirchhof). Direkt
am Hafen das „Café Panorama“
in dem sich auch die sehr feinen
Blick vom Hotel
„Sail City“ auf den
Neuen Hafen mit
„Lloyd Marina
Bremerhaven“.
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Sanitäranlagen befinden (Zugang mit Code vom Hafenmeister).Von hier noch ein paar
Meter über den Bahnübergang,
und der Rathausplatz ist erreicht und damit das Restaurant „Zur Kogge“, dessen
Fischspezialitäten durch und
durch zu empfehlen sind.
(Rathausplatz 7,Telefon 0440495 99 10).
Wind NNE mit 4 Beaufort.
Wetteronline verspricht für die
Unterweser vor Bremerhaven,
unserem geplanten Tagesziel,
Böen von 40 bis 60 km/h (6 bis
7 Beaufort). Das ist nicht wirklich lustig, schon gar nicht im
Bereich der Großen Luneplate,
dem Weserabschnitt zwischen
Nordenham und Bremerhaven.
Wenn dort Wind gegen Strom
steht, wird’s hackig.
Deshalb ändere ich schon
morgens die Planung und gebe
Brake als Tagesziel aus. Das ist
eine Faulenzer-Etappe von nur
elf Stromkilometern, aber angesichts der Wetterbedingungen eine akzeptable Variante.
In 45 Minuten haben wir mit
ablaufendem Wasser Brake erreicht. Völlig undenkbar, bei
diesem Wetter am Gaststeg der
Stadt festzumachen, der wenig
oberhalb der Braker Hafenschleuse völlig ungeschützt der
Windsee und den Wellen der
Berufsschifffahrt ausgesetzt ist.
Also gibt es keine Alternative
zum Binnenhafen, der aber nur
über die Hafenschleuse erreichbar ist. Wir rufen „Brake lock“
per Funk: „45 Minuten wird es
wohl dauern.“ Tatsächlich werden es fast zwei lange Stunden,
in denen wir auf der bewegten
Weser im Bereich der Schleuse
auf und ab dümpeln, bevor wir
endlich in die Hafenschleuse
und danach in den Binnenhafen einlaufen dürfen.
Der kleine Hafen des „Braker Ruder und Segelverein“
(BRSV) im südlichsten Zipfel
des Binnenhafens ist bis auf den
letzten Platz belegt, ein Club-
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mitglied nicht anwesend – logisch, wer ist Montagmittag
schon im Hafen? Also legen
wir uns erst einmal längsseits
an die Kaimauer, knapp außerhalb der Umzäunung des Clubhafens.
Eine Brakerin empfiehlt uns
den Fischimbiss „Neptun“ in
der Fischvermarktungshalle auf
der Nordseite der Hafenschleuse. Ein toller Tipp, denn im
Neptun bekommen wir Brataal,
dem wir schon ein paarmal vergeblich hinterhergelaufen sind.
Wichtig: Das Lokal hat täglich
nur bis 14 Uhr geöffnet.
Wir schlendern durch das
ansehnliche Brake, dessen
Hauptstraße Richtung Weser
gar schon ein wenig SeebäderFlair ausstrahlt, und stellen
beim Rückweg zum Boot fest,
dass sich unser Liegeplatz
Bremerhaven:
Fasziniert vom
Zauber der
„Havenwelten“
tatsächlich fast mitten im Ortszentrum befindet. Aldi ist
„gleich um die Ecke“, andere
Supermärkte aber wohl irgendwo weit draußen „auf dem
Acker“.Am Nachmittag erlaubt
uns ein Clubmitglied, an der
Außenkante des äußeren Fingersteges längsseits festzumachen. Wir freuen uns über das
Angebot, denn nun haben wir
Wasser und Strom und können
die properen Sanitäranlagen
im netten Clubhaus benutzen.
Dafür zahlen wir inkl. Wasser,
Strom und Duschen nur 8 Euro! Der Clubhafen ist umzäunt
und nur mit einem Code zugänglich.
Schon beim Einlaufen in den
Binnenhafen hatten wir mit der
Hafenschleuse verabredet, am
nächsten Tag um 11 Uhr wieder
Richtung Weser zu schleusen.
Gemeinsam mit einem Binnenschiff geht es tatsächlich Punkt
11 Uhr Richtung Weser.
Der Wind ist noch immer
heftig, und die Vorhersage für
Bremerhaven hat immer noch
Böen von 40 bis 60 km/h im
Angebot. Unser Vorteil: Er
kommt nicht mehr aus NNE,
sondern direkt aus E. Das verspricht bessere Abdeckung an
der Großen Luneplate. Um
12.30 Uhr passieren wir ohne
Probleme bei 4 bis 5 Beaufort
Tonne 60 in Höhe Nordenham. Wenig später wird es auf
der Blexen-Reede doch noch
ein wenig ungemütlich, aber
durchaus machbar.
Dann liegt Bremerhaven vor
uns,vor allem das neue,weithin
sichtbare Bremerhaven rund
um das Entwicklungsgebiet
„Alter und Neuer Hafen“. Alles
überragend das „Atlantic Hotel
Sail City“, eine Miniaturausgabe des Burj-Al-Arab in Dubai,
und Kuppel und Spitzturm des
„Mediterraneo“, das ein authentisch mediterranes Einkaufs- und Erlebnisforum werden soll. Irgendwie dazwischen
das eigenwillig wie eine Banane
geformte „Klimahaus Bremerhaven 8° Ost“, in dem die Besucher ab 27.Juni 2009„die Kräfte
der Natur und die Wechselwirkungen des Klimas für Leben
auf dem Planeten Erde verstehen und erleben sollen“, wie es
auf der Website www.bremer
haven.de heißt.
Durch die Neue Schleuse,
die neben dem historischen
Leuchtturm in den Neuen Hafen führt, erreichen wir unser
Etappenziel: Die „Lloyd Marina Bremerhaven“.Ein perfekter
Hafen, in dem man an sicheren
Fingerstegen längsseits liegt.
Zugang zum Steg mit Code.
Wasser (mit Chip – 1 Euro für
rund 100 l) und Strom, geräumige und saubere Sanitäran-
Stadtnah und direkt am Puls
des Lebens: die Steganlage der
Marina Bremen auf Schlagdistanz zur beliebten „Schlachte“.
lagen (Zugang mit Code,
Duschen mit Chip – 1 Euro).
Suiten und Appartments gibt es
im „boardinghouse“, in dessen
Rezeption auch alle Wünsche
der Skipper bei Hafenmeister
Rüdiger Magowsky auf offene
Ohren treffen. Das schicke Bistro im boardinghouse stillt den
Hunger der Crews vom Frühstück bis zum Abendessen.
„Bremerhaven wächst am
Meer“ heißt der verheißungsvolle Slogan der Marketingstrategen. Vieles soll in den „Havenwelten“ noch entstehen,
einiges ist bereits zu bewundern, wie beispielsweise der
„Zoo am Meer“ und das „Deutsche Auswandererhaus“,in dem
die Geschichte der europäischen Migration zwischen 1840
und 1955 in einmaliger Weise
lebendig wird. Ein Besuch ist
Pflicht! Dass dies nicht nur von
mir so gesehen wird, belegt die
Tatsache, dass das Deutsche
Auswandererhaus 2007 mit
dem Titel „European Museum
of the Year“ geehrt wurde. Und
nebenbei: Selten wird klarer,
wie eng Auswanderung und
Schifffahrt zusammenhängen.
boote 5/09
79