Kriegsfriedhöfe - Teil der strategischen Landschaft

Transcription

Kriegsfriedhöfe - Teil der strategischen Landschaft
Kriegsfriedhöfe
- Teil der strategischen Landschaft -
_______________________________________________________________________________
TU Berlin - Fakultät VI
Institut für Stadt- und Regionalplanung
Fachgebiet Denkmalpflege
Dozentinnen:
Referent:
Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper Dipl. Geogr. Gabriele Fliessbach
Dennis Beyer
Matr.-Nr.: 226670
Klopstockstrasse 17
10557 Berlin
Tel: 0176 / 75042834
[email protected]
Inhaltsverzeichnis
Seite
1. Einleitung
3
2. Sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park 2.1 Historische Einordnung
5
2.2 Aufbau und Struktur
6
3. Britischer Ehrenfriedhof Heerstrasse 3.1 Historische Einordnung
8
8
3.1 Aufbau und Struktur
5
8
4. Reflexion
10
5. Fazit
12
6. Schlusswort
16
7. Quellennachweise
7.1 Literaturnachweise
7.2 Bildnachweise
17
17
17
1. Einleitung
Es ist ein sonniger Tag im Spätherbst. Vor weißen, kleinen Grabsteinen, die sich
strahlenförmig über weite, grüne Hügel einer Landschaft erstrecken, steht eine trauernde
Gruppe vor einem Sarg, den die amerikanische Nationalflagge bedeckt. In militärischem
Ornat, mit Fahnen und einer kleinen Kapelle positionieren sich Soldaten, um dem Toten
die letzte Ehre zu erweisen. Die Kapelle spielt die Nationalhymne, Schüsse sausen durch die
Luft, die Flagge wird zu einem dreieckigen Paket gefaltet. Auf dem amerikanischen Arlington
National Cemetery im Bundesstaat Virginia werden
nicht nur AstronautInnen, EntdeckerInnen und
andere AmerikanerInnen, die sich ausgezeichnet
haben, bestattet. Hier handelt es sich vor allem um
einen Friedhof für verdiente Kriegsteilnehmende
der amerikanischen Streitkräfte. Hollywood könnte
und würde es wohl noch pathetischer inszenieren.
Die Ehrung von Toten, die für ihr Vaterland gefallen
sind, scheint kaum an eine Grenze zu stoßen, an
Abb 1: Begräbnis auf dem Arlington National Cemetry
der Symbole oder Traditionen als überflüssig oder
unpassend empfunden werden. Gewehre, Kanonen oder sonstiges kriegstechnisches Material
lassen sich ersetzen, nur nicht der Mensch, der diese bedient. Er wird zum zentralen Punkt
der Trauer um den Verlust bei kämpferischen Auseinandersetzungen und somit auch zur
zentralen Verkörperung von Gewalt, Verlust, Tod und Trauer.
Dass dies nicht nur für Amerika gilt, beweisen uns die vielen weiteren Orte der Erinnerung
in Form von Kriegsfriedhöfen, die sich bei fast allen Nationen dieser Erde finden lassen. Sie
unterscheiden sich in ihrer Gestaltung und dem Zeremoniell der Grablegung, gemein ist
ihnen ein Ort der Erinnerung an den Tod ihrer Soldaten und den damit jeweils verbundenen
Krieg. Nationen setzten jedoch nicht nur im eigenen Land Denkmäler für ihre Veteraninnen und
Veteranen, auch in jenen Ländern, in denen der Kampf statt gefunden hat, sind diese Orte
zu finden. Neben den vielen natürlichen, nicht lokalisierten Gräbern, in denen die Überreste
einiger Kämpfenden noch heute unbekannt vergraben sind, konnten viele Opfer in ein
Kollektiv überführt werden. Sie ruhen in Gemeinschaft ihrer Truppe auf den Kriegsfriedhöfen
der Erde, als stumme Zeugen gewalttätiger Auseinandersetzungen. Es scheint, als würden sie
auf das Ende einer langen Kette namens Krieg deuten. Der Tod als Ende des Lebens, der Tod
als das Ende des Krieges?
Auch wenn der Körper der Toten im Lauf der Zeit vergeht, so bleiben dennoch,
Angehörigen, Bekannte sowie die ehemaligen Kameradinnen und Kameraden, die nicht
nur die Erinnerungen und sein Erbe aufrecht halten können, auch die gesetzten Bauwerke
können diesen Menschen bis in eine ferne Zukunft
eine übergeordnete Lebendigkeit verleihen und sie
unsterblichen werden lassen. Auch wenn das Leben
endet, so leben wir in unseren Taten fort, in dem, was
wir erreicht und geschaffen haben.
Diese Arbeit beschäftigt sich daher mit der Frage, ob
und in wie weit Kriegsfriedhöfe in die strategische
Landschaft mit eingebunden sind. Welche Position
nehmen
sie
zwischen
den
Kampfhandlungen
ein, in wie weit positionieren sie sich zwischen
Abb 2: Gräberfeld auf dem Arlington National Cemetry
Verteidigungsanlagen, Waffen und Kampfhandlungen. Begegnet uns hier das Ende des Krieges
oder ist dies ein Ort, an dem uns darüber hinaus neue Einblicke in den Krieg eröffnet werden
oder wird dieser sogar an dieser Stelle weiter geführt, jedoch auf einer übergeordneten nicht
direkt wahrnehmbaren Ebene? Als Leitmotive werden in dieser Arbeit zwei Beispiele aus
dem Berliner Kontext herangezogen. Zum einen das Sowjetische Ehrenmal im Treptower
Park und zum anderen der Britische Ehrenfriedhof an der Heerstraße in Charlottenburg.
Obwohl beide Ehrenmäler fast zeitgleich entstanden sind, bieten sie zwei gegensätzliche
Varianten in ihrer Ausprägung und Visualisierung. Der Vergleich beider Friedhöfe wird in
dieser Arbeit nicht nur den Unterschied in der Architektur und ihrer Wirkung auf Aussagekraft
und Wiedergabe historischer Geschehnisse nahe bringen, vor allem helfen beide Friedhöfe,
die strategische Landschaft genauer zu definieren. Sie geben dem Lesenden eine erfahrbare
Kulisse, um weiteren Gedankengängen und Überlegungen folgen zu können.
Krieg ist ein Thema, stark besetzt mit männlichen Attributen: Helden, Veteranen, Soldaten,
oder ähnlichen Begriffe. Sammelbegriffe für eine Gruppe verschiedenster Menschen
unterschiedlicher Herkunft und dennoch mit einem engen Bezug zur Männlichkeit. Die
Deutsche Sprache hat nur wenige Umschreibungen für geschlechtsneutrale Formulierungen
und die angeführten weiblichen Formen klingen meist unvertraut, bisweilen auch etwas
schräg (siehe: Veteraninnen). Dennoch sind auch Frauen in die Kriegsgeschehnisse seit jeher
mit eingebunden. Sie arbeiteten nicht nur in den heimischen Fabriken, um den Nachschub an
Waffen und Munition zu gewährleisten, sie waren auch vor Ort an der Front, meist jedoch in
Reproduktionsbereichen oder im Lazarett beschäftigt. Erst seit den letzten Jahrzehnten ist es
für Frauen möglich geworden, selbst als Kämpfende tätig zu werden. Im zweiten Weltkrieg
jedoch, waren sie nicht Bestandteil der aktiv kämpfenden Einheiten. Auch richten sich die
angeführten Denkmäler hauptsächlich an männliche Kriegsteilnehmer, die Frauen wären in
diesem speziellen Zusammenhang gesondert zu betrachten und würde eine eigenständige
Analyse bedürfen. Die nachstehenden Formulieren werden daher in der männlichen Form
wiedergegeben, wenn keine geschlechtsneutral Variante möglich ist.
2. Sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park
2.1 Historische Einordnung
Für viele der im Zweiten Weltkrieg bei den
Endkämpfen um Berlin gefallenen sowjetischen
Soldaten, Offiziere und Generale und anderen
Militärangehörigen ist das Ehrenmal im Treptower
Park zur letzten Ruhestätte geworden.
Schon am 30. April 1946 wurde ein erster Grabstein
für die dort beigesetzten Soldaten errichtet. Um
diesen Ort als zentrale Gedenkstätte auszuweisen,
Abb 3: Grabfelder des Sowjetischen Ehrenmals
wurde vom sowjetischen Militärrat 1946 ein Wettbewerb zur Gestaltung ausgelobt. Die
Aufgabe bestand darin, eine monumentale Gedenkstätte auf dem 10 Hektar großen Gelände
zu schaffen, die nicht nur an die gefallenen Soldaten erinnern, sondern gleichermaßen die
internationale Bedeutung der Befreiung Deutschlands durch die Rote Armee widerspiegeln
sollte. Aus den 52 eingereichten Entwürfen, unter denen sich auch Arbeiten von deutschen
Kunstschaffenden befanden, ging der Entwurf des „Schöpferkollektivs“ unter der Leitung des
Architekten Jakow S. Belopolski als Sieger hervor.
Der von Gustav Meyer 1888 errichtete hippodromförmige Spielplatz im Volkspark Treptower
Park zwischen Puschkinallee und Strasse am Treptower Park wurde in das Gesamtkonzept
mit einbezogen. Die Bauarbeiten begannen im Juni 1946 und dauerten bis Mai 1949 an. An der
Errichtung waren vor allem deutsche Militärangehörige, Steinmetze und Bildhauer beteiligt.
Auch traditionsreiche Berliner Bau- und Gartenbauunternehmen, Gusseisenwerkstätten
Gottschalk, Wolfgang; Ausländische Ehrenfriedhöfe und Ehrenmale in Berlin, Seite 10
sowie Spezialfirmen der Steinverarbeitung von außerhalb trugen ihren Teil zum Gelingen
mit bei. 2.2 Aufbau und Struktur der Anlage
Die Eingangsituation zum Denkmal bilden zwei Granitportale in Form von Triumphbögen,
von denen sich das eine an der Puschkinallee, das andere an der Strasse am Treptower Park
befindet. Auf ihnen befindet sich eine Inschrift:
„Ewiger Ruhm den Helden, die für die Freiheit und
Unabhängigkeit der sozialistischen Heimat gefallen
sind“. Die beiden Eingangsportale werden durch
einen Korridor verbunden, in dessen Mittelpunkt sich
eine Platzsituation ergibt, auf der eine „drei Meter
hohe Sitzfigur der Mutter Heimat“ aufgestellt ist.
Sie ruht auf einem Sockel aus geschliffenem, roten
Granit und ist selbst aus grob gehauenem, grauen
Granit gefertigt. Der Blick der Figur ist gesenkt,
doch in Richtung des eigentlichen Friedhofsbezirks
Abb 4: Mutter Heimat
orientiert. Von ihr aus führt eine Allee, flankiert von
Trauerbirken, zum „500 Meter langen und 200 Meter breiten Ehrenhain“. Den Eingang zu
diesem und somit den Abschluss dieser Allee bilden zwei 14 Meter hohe und 26 Meter breite
stilisierte Fahnen aus rotem schwedischen Granit. Dieser wurde aus den Resten der alten
Reichskanzlei geborgen und hier wiederverwendet. Vor den Stirnseiten der beiden Fahnen
knien zwei sowjetische Soldaten aus Bronze, gestützt auf ihre Kalaschnikoffs, ihr Blick ist
ebenfalls gesenkt. Betritt man dieses Portal, befindet man sich auf einer Art Parterre, von der
aus man links und rechts durch u-läufige Treppen zu dem eigentlichen Friedhofssouterrain
gelangt. Dieses untere Gelände wird durch fünf zentrale, hintereinander liegende, rechteckige
Rasenflächen gegliedert, mit liegenden Lorbeerkränzen auf Steinsockeln. Sie werden durch
ein breites Schmuckmosaik mit floristischem Dekor eingefasst. In diesen Grabfeldern sind
4800 Militärangehörige beerdigt. An den beiden Seiten der Gemeinschaftsgräber sind acht
quergestellte Kalksteinblöcke, die an Sarkophage erinnern, aufgestellt. Sie symbolisieren die
16 Unionsrepubliken der Sowjetunion.
Ebenda, Seite 11
Ebenda, Seite 11f
Ebenda, Seite 12
Ebenda, Seite 12
Ebenda folgl.. Seite 12
Die Längsseiten der Steinblöcke werden geziert durch Reliefs aus dem „Großen Vaterländischen
Krieg 1941 – 1945“. An den Stirnseiten der Kalksteinblöcke sind Zitate von Stalin auf Deutsch
und Russisch angebracht. Das Ende des Gräberfeldes
bildet ein Mausoleumshügel, unter dem 200 weitere
Tote ruhen. Das Mausoleum ist nach dem Vorbild
altrussischer Heldengräber konzipiert und bildet
das eigentliche Zentrum der Gesamtanlage. Zu dem
Mausoleum auf dem Hügel führt eine steinerne
Freitreppe hinauf. In ihm ist ein kleiner Raum mit
umlaufendem Mosaikfries, der die Vertreter der 16
sowjetischen Unionsrepubliken bei der Totenehrung
zeigt. Gekrönt wird dieses Mausoleum durch eine 11,6
Meter hohe und 70 Tonnen schwere Bronzestatur10.
Es handelt sich um einen jungen Rotarmisten mit
gesenktem Schwert, auf seinem Arm hält er ein
Abb 5: Gesenkte Fahne mit knieendem Soldaten
gerettetes deutsches Kind, zu seinen Füßen liegt ein zerschmettertes Hakenkreuz, in das sein
Schwert schneidet. Von diesem Punkt bietet sich eine Aussicht auf das Gelände, von der aus
die Größe der Gesamtanlage erst begreiflich wird.
Das eigentliche Friedhofsgelände und der 30 Meter
hohe Grabhügel mit Skulptur bilden die größte
Denkmalsanlage in Berlin. Das gesamte Ehrenmal ist
von einem 3,5 Meter hohen und 900 Meter langen
Zaun aus schmiedeeisernem Schmuckgitter in
Lanzenform eingefriedet.11 Die Anlage steht unter
Denkmalschutz und ist durch seine Bestimmung als
Friedhof gleichzeitig unter Schutz des deutschen
Abb 6: Ausblick auf die Großplastik des Soldaten
„Gesetzes über die Erhaltung der Gräber der Opfer von
Krieg und Gewaltherrschaft“ gestellt. Die Verantwortung für diese Gräberanlage liegt in den
Händen der Stadt Berlin und wird außerdem durch den deutsch – russischen „Vertrag über
gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit“ von 1990 geregelt.
10
11
Ebenda, Seite 12
Ebenda, Seite 12
Ebenda, Seite 12
Ebenda, Seite 13
Ebenda, Seite 13
3. Britischer Ehrenfriedhof Heerstrasse
3.1 Historische Einordnung
Auf dem War Cemetery befinden sich 3580 Gräber
britischer Soldaten. Sie gehörten vor allem der
militärischen Einheit an, die bei den Einsätzen der Royal
Air Force gegen Berlin agierte. Ihre letzte Ruhe fanden
sie im nördlichsten Teil des Grunewaldes, zwischen
dem Scholzplatz und der Strasse am Rupenhorn.
Abb 7: Zugang zum Gelände des Britischen Ehrenfriedhofes
Entworfen wurde die Gesamtanlage 1955 – 1957 von
dem britischen Architekten Philip Dalton Hepworth und wurde durch das Commonwealth
War Graves und der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen von Berlin angelegt.
Der Aufbau und die Struktur richten sich nach einer traditionellen Gestaltungsgrundlage für
britische Kriegsgräber. Diese Richtlinie wurde 1918 als Gesetz durch das britische Parlament
beschlossen. Sie richtet sich nach den Vorstellungen des Oberstleutnants und Direktors
des British Museum, Sir Fred Kenyon, und sieht als maßgebende Elemente vor allem die
Verwendung von Kurzrasen, englischem Portlandstein, einem Hochkreuz mit eingelassenem
Bronzeschwert und einem Erinnerungsstein mit Gedenkschrift vor.12
3.2 Aufbau und Struktur der Anlage
Der Zugang zum Gelände wird durch ein halbhohes
Eisentor gekennzeichnet. Über wenige Stufen aus
Sandstein gelangt man auf einen Rasenteppich, welcher
von hohen Eichen und Rhododendronbüschen
zu einem Korridor geformt wird. Nach wenigen
Metern und einer Rechtskurve erreicht man den
eigentlichen Eingang zum Friedhofsgelände. Dieser
Abb 8: Eingangsportal zum Britischen Ehrenfriedhof
ist durch einen dreibogigen Torbau mit hüfthohen
schmiedeeisernen Toren zu erkennen. Die Bögen werden rechts und links von kleinen
12
Ebenda, Seite 24
Torhäusern eingefasst, in denen sich im einen das Gräberregister in Form der „Roll of Honor“
und im anderen eine Metalltafel befindet. Hier wird auf die Geschichte des Friedhofs und
den zugrundeliegenden Tatsachen für dessen Entstehung und den Beerdigten hingewiesen.
Das Zentrum der Gesamtanlage beschreibt ein steinerner Sockel, auf dem ein großer
Steinblock ruht. Eine Inschrift, übersetzt: „Ihr Name
lebt in Ewigkeit“, ist in diesen eingelassen. Einige
Meter dahinter steht ein steinernes Hochkreuz mit
eingelassenem Bronzeschwert.13 Es ruht auf einem
Sockel aus gleichem Stein und trennt weiterhin
zwei Freitreppen, die auf ein etwas erhöhtes
Plateau führen. Am Ende steht ein siebenbogiges
Arkadenelement
mit
angefügten
seitlichen
Torhäusern. Das übrige Gelände ist terrassenförmig
Abb 9: Gräberfeld auf dem Britischen Ehrenfriedhof
angeordnet und wird von zweireihigen Grabstehlen
aus Portlandstein beschrieben, die auf kleinen quadratischen Grundrissen angeordnet
sind. Auf jedem Grabstein sind der Name des Toten und sein Regimentswappen als Relief
eingelassen. Vor jedem Stein befinden sich heute nicht allein die gepflanzten Rosen, sondern
vor allem viele verschiedene bunte Blüher, die in den freien Erdfeldern, zwischen den
akkurat geschnittenen Rasenkanten, gesetzt wurden. Unter den 3576 Bestatteten befinden
sich vor allem Briten, jedoch ebenso Kanadier, Australier, Neuseeländer, Inder, Südafrikaner,
Polen und Unbekannte aus 8 weiteren Nationalitäten. Die 3,5 Hektar große Anlage wurde
mit Birkengruppen, Kastanien und Linden bepflanzt. Zum Forst Grunewald hin vermitteln
immergrüne Gehölze sowie Rhododendren einen sanften Übergang. Am Südwestrand wurde
in der Nachkriegszeit ein allgemeiner Friedhof für verstorbene Militär- und Zivilangehörige
der britischen Besatzungsmacht angelegt.
Ein erster britischer Soldatenfriedhof befand sich zuvor in unmittelbarer Nähe, nördlich der
Heerstrasse am Eck der Trakehner- und Heilsberger Allee. Als man 1959 auf diesem Gelände
einen Fernsehturm plante, wurden die dort Bestatteten auf den neuen Berlin War Cemetery
umgebettet.14
13
Ebenda, folgl. Seite 24
14
Ebenda fgl. Seite 25
4. Reflexion
Nicht nur Landschaften, Parkanlagen und kleinteilige Grünflächen sind von den jeweiligen
Herrschaftssystemen geprägt, auch städtische Anlagen, die oft nicht im urbanen Kontext
wahrgenommen werden. So spiegeln auch Friedhöfe sowohl politische Systeme als auch
Weltanschauungen wider. Besonders deutlich wird dies bei den vorgestellten Beispielen. Der
Britische Ehrenfriedhof benennt seine einzelnen Opfer, setzt jedem von ihnen einen eigenen
Grabstein sowie eine Rose und bettet sie alle unter einen einheitlichen englischen Rasen, der
alle Gräber gleichermaßen bedeckt. Im Gegensatz hierzu steht das Sowjetische Ehrenmal.
Sein Aufbau erinnert mehr an eine dramaturgisch durchsetzte Theaterkulisse oder gar an
ein ganzes Theater. Man nimmt kaum wahr, dass man sich auf einem Friedhof befindet.
Die Thematik des Trauerns und des großen „Vaterländischen Krieges“ an den Reliefwänden
lässt eher den Eindruck entstehen, es handle sich um eine Stein und Eisen gewordene
Rechfertigung für die vielen Kriegsopfer, die geleistet werden mussten, um dem drohenden
nationalsozialistischen Übel Einhalt zu gewähren. Das Individuum erhält an diesem Ort
weder eine intensive Betonung noch erinnern die Grabfelder an die vielen Einzelschicksale
und Militärangehörigen, die in diesem Kriegsgeschehen ihr Leben ließen. Vielmehr wird der
Zusammenhalt der Sowjetsaaten hervorgehoben. Dies geschieht in den 12 Steinsarkophagen,
im Mosaikrelief auf dem Mausoleumshügel, und auch die Gemeinschaftsgräber mit den
ungenannten Soldaten tragen zu diesem Einheitsgefühl bei. Der Zusammenhalt, die Stärke
der Union und der daraus hervorgegangene Sieg ist eine ganz klare Leitlinie, die dieser Ort
verkörpert.
Das Sowjetische Ehrenmal verkörpert einen durchaus pathetischen Charakter und dient
ebenso als zentraler Ort für Feierlichkeiten zum Gedenken an die vielen Opfer des Zweiten
Weltkrieges. Die Notwenigkeit, eine Kulisse zuschaffen, in deren Rahmen die Festivitäten
zu Ehren der Toten stattfinden können, musste in der Rahmenplanung für den Britischen
Ehrenfriedhof weder berücksichtigt noch eingearbeitet werden. Er ist und bleibt einer von
vielen Kriegsgräberstätten, deren Form an klassische Gräberstätten erinnern, an denen
Angehörige ihren Verstorbenen nahe sein können. Dennoch wird auch an diesem Ort mit
dramaturgischen Elementen gespielt, wenn auch in Anlehnung an herkömmliche Friedhöfe.
Der Zugang erinnert an griechische Propyläen, durch die man in der Antike schreiten
musste, um heilige Bezirke betreten zu können. Auch liegen die Toten dicht an dicht,
aufgereiht, wie zum Appell bereit, in Reihe und Glied und scheinbar in Bataillone unterteilt.
Die gesetzlich geregelte Gestaltungsrichtlinie hilft darüber hinaus ein Netzwerk an Orten zu
schaffen. Egal welchen britischen Friedhof man beträte, man würde vertrauten Attributen
10
begegnen. Die Friedhöfe scheinen wie kleine englische Exklaven, verteilt über die ganze Welt.
Im ersten Augenblick individuell, aber mit dem Wissen über oder dem Besuch von anderen
gleichwertigen Orten ergibt sich ein Zusammenhang, der alle Schauplätze miteinander
verbindet. Ein bauliches kollektives Gedächtnis, nicht nur erfahrbar durch den Besuch jeder
einzelner Stätten, sondern allgegenwärtigen in dem Kontext des Ensembles erlebbar.
Ein besonderer Parameter in diesem Zusammenhang ist die Loslösung von Interpretation
und Illusion, hin zur materiellen Wirklichkeit. So wurde für das Sowjetische Ehrenmal sogar
Erde aus der Sowjetunion herbei geschafft. So ruhen nun die Verstorbenen in heimischen
Boden, trotz der Entfernung zum Mutterland, aus der dieses Material entnommen wurde.
Dennoch begegnet uns hier eine weitere Symbolik, neben dem eindeutigen Nutzen. Die Erde
wurde nur von einem bestimmten Ort in der Sowjetunion herbeigeschafft und nicht aus
jedem Herkunftsort der Verstorbenen zusammengesammelt. Dies unterstreicht wiederum die
Endindividualisierung, wie sie als Leitmotiv die gesamte Anlage durchzieht.
Besteht also nicht die Möglichkeit, die Verstorbenen in ihre Heimat zu überführen, so
kann versucht werden den Ort ihrer letzten Ruhe so zu gestalten, dass der Gedanke an den
feindlichen Boden auf dem sie starben und in den sie gebettet wurden in den Hintergrund
tritt und ein Raum geschaffen wird, der nicht nur der Heimat ähnelt, sonder darüber Hinaus
suggeriert, die Toten seien auf einer Art Botschaftsarial. Fern der Heimat, dennoch geborgen
im Schoß der Nation.
Beide Friedhöfe sind Zeugnisse der geschichtlichen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges. Sie
sind nicht nur Ruhestätten für die einst kämpfenden Militärangehörigen geworden, sondern
künden gleichfalls vom geschichtlichen Ereignis, welches ihrem Tod voranging.
11
5. Fazit
„Sag`mir, wo die Männer sind! […] Zogen aus zu Kriegsbeginn. […] Sag` wo die Soldaten
sind! […] Über Gräber weht der Wind. […] Sag` mir, wo die Gräber sind! […] Blumen weh`n
im Sommerwind.“, so heißt es in einem Lied von Pete Seeger. Erst durch die Vertonung
mit Marlene Dietrich als Interpretin erhält der ohnehin traurige Text die notwendige
Melancholie, dessen Stimmung sich unweigerlich auf den Zuhörer überträgt. Als Kind hörte
ich dies zum ersten Mal in der Grundschule. Wir sollten das Lied auf uns wirken lassen
und zu den einzelnen Strophen Bilder malen. Als Kind fehlte mir der Bezug zu Gewalt,
Hunger, Elend, Leid und all jenen Dingen, die ein Krieg mit sich bringt. Auch habe ich damals
nicht verstehen können, warum dieses Lied mich trotzdem so unendlich traurig gemacht
und warum ich es als einziges von den vielen Gedichten, Liedern und sonstigen lyrischen
Texten meiner Schulzeit noch heute rezitieren kann. Vielleicht habe ich damals doch mehr
verstanden, als mir bewusst war. Vor allem eine meiner gemalten Interpretation hält mich bis
heute fest: Blühende Blumen und Gräser, die sich im Wind wiegen. Wann immer dieses Bild
in mein Gedächtnis zurückkehrt, schaudert es mich und immer wieder stell ich mir die Frage,
ob dieses Bild eher naiv, falsch oder gar treffend von mir entworfen wurde. Die erwähnten
„Gräber“ habe ich nie mit einem Friedhof in Verbindung gebracht. Zu den Geschehnissen
des Krieges gehörte für mich der Tod auf dem Feld, in dem der Leichnam entweder bewusst
vergraben oder im Zuge der weiter Kriegshandlungen verschüttet wurde. Es sind nicht mehr
zu erahnende und lokalisierende Ruheort, die anonym in der Landschaft verstreut sind. Sie
liegen in jener Landschaft, die wir als „strategisch“ bezeichnen, in der Krieg vorbereitet und
ausgetragen wurde.
Es darf nicht vergessen werden, dass bei Kämpfen in der Regel zwei Parteien gegeneinander
antreten und auf einem bestimmten Territorium um den Vormarsch oder die Verteidigung
kämpfen. Dies kann zu Wasser, in der Luft oder wie in unserem Fall von entscheidender
Bedeutung, an Land geschehen. Die eine Partei kämpft um den Boden ihrer vertrauten Heimat,
sie gilt es zu verteidigen. Der anderen ist er fremd und dient hauptsächlich als strategischer
Raum für weitere Kampfvorstöße. Unter den vielen Kämpfenden befanden sich also auch
jene, für die dieser Ort keine Heimat, sondern in den letzten Stunden oder Tagen des Lebens
feindlich, verhasst und fern alledem war, das man liebte und für das man kämpfte. Diese
Soldaten konnten nicht in ihrer Heimat zurückgeführt werden, sondern sind auf den für sie
geschaffenen exterritorialen Ehrenfriedhöfen beerdigt oder ruhen noch immer dort, wo sie
im Kampf gefallen sind. Auch wenn viele somit immer noch unentdeckt in den Weiten, der
einst feindlichen Landschaft verstreut sind, so konnte für einige andere ein Ort geschaffen
12
werden, an dem sie gemeinsam und in einer Illusion von Heimat ruhen können.
Doch wem nutzt dieser Ort? Hier spielen die Interessen der Toten sicherlich eine
untergeordnete Rolle, denn nicht jeder hat vor seinem Tot festgelegt, was mit dem Körper
nach dessen Ableben geschehen soll. Es sind Entscheidungen, die von den Lebenden getroffen
werden. Der Umgang mit dem Tod und die psychologische Verarbeitung fällt vielen schon
schwer genug. Ein ehrendes und attraktives Umfeld zu schaffen, scheint daher eher den
Lebenden eine Befriedigung zu geben, mit dem erlittenen Verlust umzugehen. In gewisser
Weise ein Paradoxon, denn man gestaltet vordergründig etwas für den Toten, dem es aber
nicht vergönnt ist, dieses Umfeld zu erfahren. Auch im Sprachgebrauch wird dem Toten ein
Grabstein „gesetzt“. Es wird deutlich, dass jemand etwas zu ehren eines anderen gestaltet
und dabei vor allem zur eigenen Interpretation von Ästhetik und Bewältigung der Trauer
beiträgt. Es ist durchaus zu sagen, dass sich die Lebenden hier einen Ort schaffen, an dem
Sie ihren Schmerz durch das bauliche und vegetative Umfeld lindern. Sie bespielen diese
Kulissen, deren Rahmen die Gräber sind, stellvertretend für die nicht sichtbaren Toten und
verleihen ihm Vitalität und Beständigkeit. Dennoch bleibt dies ein Ort der Toten, egal ob
Ehrenfriedhof für Soldaten oder jene für die Zivilbevölkerung. Die Lebenden sind schlichte
und stille Teilhabende am Ganzen, er selbst ist der eigentliche Rahmen. Ein dynamischer
Rahmen, der die statische Ruhe der Toten umspielt.
Es ist jedoch auch ein Ort an dem Geschichte bewahrt, aufgearbeitet oder instrumentalisiert
wird. Wenn Nationen ihren Soldaten eine Gedenkstätte errichten, so geschieht dies weniger
aus einem persönlichen emotionalen Moment heraus, als viel mehr aus Respekt für ihren
Einsatz im Kampf. Hierbei lassen sich vor allem zwei unterschiedliche Motive aus den
aufgezeigten Beispielen ableiten.
Bedenkt man die politisch und militärisch organisierten Aufmärsche am Treptower Ehrenmal,
so wird besonders deutlich, dass dieser Ort der „letzten Ruhe“ auch ein Ort der öffentlichen
Darstellung von Macht und Rechtfertigung des eigenen Handelns ist. Weniger ein Ort der
Besinnung, als vielmehr ein Ort der Demonstration. Hier findet nicht nur eine Ehrung zu
Gunsten der Toten statt, sondern gleichsam für all jene, die diese Kriegstreiben überlebt
haben oder heute als Nachfahren der Sieger diesen Ort besuchen. Ein Nationaldenkmal in
der Exklave.
Etwas anders verhält es sich bei dem englischen Friedhof. Der Betrachter erkennt sofort die
Bestimmung des Ortes als Friedhof. Er sieht die Gräber und weiß, wem er hier zu gedenken
hat. Ihm wird keine Struktur auferlegt, in der er sich fragen muss, wem hier Ehre gebührt.
Entweder ehrt er einen, mehrere oder alle Toten an diesem Ort, er würde diese Anlage
sicherlich nicht als Machtdemonstration des eigenen oder eines anderen Landes erkennen.
13
Der Tod und die Trauer stehen hier im Mittelpunkt.
Wenden wir uns im Folgenden jedoch noch einmal den Lebenden zu. Sie besuchen diesen Ort,
erfahren hier von den Geschehnissen und können ihren Angehörigen gedenken. Wogegen
sie auf einem zivilen Friedhof tausende verschiedene Geschichten erfahren, beinhaltet
der Soldatenfriedhof ein alles überlagerndes Leitmotiv, dem sich die vielen persönlichen
Geschichten und Schicksale der Toten unterordnen sollen – der Krieg und seine Opfer. Die
künstlerische, vegetative und architektonische Möblierung des Geländes ist hierbei prägend
für die Wirkung und Empfindung, die den Besucher erwartet. Wie schon erwähnt, kann die
Dramaturgie des Entwurfes gezielt aus der Geschichte eines Kriegsopfers die des Kriegshelden
machen. Als unbeteiligter Besucher, der keine emotionale Bindung zu den Geschehnissen oder
den Toten hat, erfährt man die Geschichte einer längst verblassten Erinnerung an Menschen,
die an diesem Krieg teilgenommen haben. Die einst zerstörten Städte sind wieder rekonstruiert,
die Minen, Stacheldrähte und sonstige strategischen Kriegswaffen aus der Flur entfernt. Ohne
eine geschichtliche Vorbildung oder einem geschulten Auge, Spuren der Vergangenheit zu
lesen, scheint nichts bildliches mehr an den Krieg zu erinnern. Bis auf die Gräber der einst
Beteiligten. Sie sind das scheinbar einzig greifbare Attribut, die der Krieg hinterlassen hat.
Und darüber hinaus verweisen sie auf all jene Kriege die noch heute in der Welt toben und
werden zu einem imaginären Netzwerk von Tod, Gewalt und Elend. So ruhig und verlassen
diese Orte auch scheinen, im Grunde überschlagen sich hier die Geschichten und Ereignisse.
Der Krieg ist hier immer noch allgegenwärtig. Auch wenn all die Grausamkeiten nicht mehr
visuell erfahrbar sind, die Inschriften, Plastiken und sonstigen Anlagen widerstreben dem
Vergessen. Es ist ein Ort, der vor allem auf all jene Orte verweist, an denen dieser Krieg
einst statt gefunden hat. Selten stirbt man direkt auf dem Friedhof. Man wird von dem Ort
seines Ablebens hierher gebracht und bestattet. Es bildet sich eine imaginäre Linie zu all
jenen Orten, an denen gestorben und getötet wurde. Jedes Grabfeld bzw. jeder Tote steht
für einen Ort außerhalb der Friedhofsmauern. Ein enormer Makrokosmos, der auf einem
Mikrokosmos zusammengefasst und somit vereint ist. Der Krieg in all seiner Vielfältigkeit an
Orten wird auf dem Friedhof kollektiviert und konserviert. Ohne es zu bemerken oder aktiv
zu erleben, schreitet man nicht nur von Grab zu Grab, sondern auch von einem externen
Ort zum nächsten. Diese sind weder mit unserem menschlichen Auge sichtbar, noch kann
der einzelne Besucher diese Orte wirklich benennen oder erkennen, schließlich kannten die
wenigsten die dort ruhenden Toten persönlich oder können deren schicksalhaften Tod im
Einzelnen nachverfolgen oder gar rekonstruieren. Man befindet sich auf einer imaginären
Ebene. Ein zentraler strategischer Ort, der auf die historischen strategischen Landschaften, an
denen sich der Krieg einst ereignete, verweist. Nicht nur ein Netzwerk, das sich in das übrige
14
Umland oder gar in andere Länder spinnt, sondern auch ein Netzwerk von Nationen, Kulturen
und Verbündeten.
Der Krieg wird durch den Tod also nicht abgeschlossen. Er wird im Stillen weitergeführt.
Nicht nur in Büchern, Filmaufnahmen, Erzählungen und Akten bleibt er weiter bestehen und
demnach auch ein Stück lebendig, auch die Orte des Todes und der Erinnerung geben das
Zeugnis einer Allgegenwärtigkeit der Auswirkungen von Gewalt, Tod und Leid.
15
6. Schlusswort
Das Bestreben, Kriegsfriedhöfe besonders zu gestalten, verbirgt oft die Tatsache, hier
Menschen zu finden, die sich elendig durch Dreck, Morast und Trümmer gekämpft haben.
Angetrieben von Hoffnung das eigene Leben zu wahren und für jene Sache zu kämpfen, in
dem die Politik und der diplomatische Ausweg versagten. Natürlich sollen diese tapferen
Menschen einen Ort erhalten, an dem sie wenigstens in Frieden ruhen können, umgeben
von einem angenehmen Ambiente. Ebenso sollen die Besuchenden ein akzeptables Terrain
vorfinden, um einerseits sich selbst wohl zu fühlen, andererseits bestätigt zu wissen, den
hier Ruhenden einen würdigen Rahmen bereitet zu haben. Abgesehen von der Tatsache,
dass ein Kampf der Alliierten gegen Hitler durchaus wichtig und notwenig gewesen ist, setzt
genau hier der eigentliche Diskurs ein. Mit dem „Gestalten“ dieser Orte, die Krieg und Tod
beschreiben, wird ebenfalls ein Motiv der Rechtfertigung vermittelt. Krieg sei wichtig, Krieg
ist notwendig, manchmal unumgänglich und die Kämpfenden sind allesamt Helden.
Neben allen transponierten politischen Ideologien, die an diesen Orten ebenfalls weitergegeben
werden können, ist vor allem dieser Aspekt deutlich und tragisch zugleich. Der Besuchende
erhält ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit; Der Kriegstod, als ehrenhafter Moment im Dienst
für das Vaterland. Erkennbar ist, dass Gewalt, Tod und Hass hier neutralisiert werden. In
kürzester Zeit vom gesellschaftlichen Versager, zum umjubelten Held zu werden, ist anderswo
kaum vorstellbar. Eine Rehabilitierung gepaart mit Tücken!
Durch diese Arbeit habe ich jedoch auch jenen Gedanken entsprungenen Ort finden können,
den ich als Kind mit den Gräbern und den blühenden Wiesen in Verbindung gebracht hatte.
Beim Betreten des Britischen Ehrenfriedhofs wurden die einst kindlichen Vorstellungen
Wirklichkeit. Sie fügten sich in die visuelle Erfahrbarkeit von Gräbern, den vielen bunten
Blumen, der Wiesen und gaben der einstigen Illusion eine Realität. Eine Realität, die jedoch
schnell von einem kalten Graus eingeholt wurde, als ich feststellte, dass dort größten Teils
nur Männer von 18 – 25 Jahren beerdigt sind. Männer meines Alters, jedoch gestorben zu
einem Zeitpunkt, an dem es ihnen vergönnt sein sollte, sich weitere Lebenswünsche und planungen zu erfüllen. Auch wenn es eine gewisse Sensibilität erfordert jene individuellen
Schicksale zu erkennen, so sind sie dennoch vorhanden. Wenn auch die Grausamkeiten
sehr versteckt, interpretativ und verborgen hinter einem allumfassenden Schein, diesen zu
Hinterblicken nicht jeder Betrachtende bereit oder fähig ist.
Die Ehrung der Toten erhält oberste Priorität vor der Frage, ob dies ein Ort sein kann, der
Menschen bewegt dem Beispiel der Gefallen zu folgen, um für ihr Land zu kämpfen und zu
sterben.
16
7. Quellennachweise
7.1 Literaturnachweise
Gottschalk, Wolfgang; Ausländische Ehrenfriedhöfe und Ehrenmale in Berlin - Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Berlin 1992
7.2 Bildnachweise
Titelbild: Collage:
http://www.jop-kriegskunst.de/IIwelt/west/norman/A.gif
http://www.vacationlovers.net/washington_dc/washington_dc_014_arlington_cemetery_headstones_rows_big.jpg
Abbildung 1: http://www.defenselink.mil/dodcmsshare/newsphoto%5C2000-11%5C001111-N0000M-002.jpg,
zugriff am: 5.11.2007, 11:30 Uhr
Abbildung 2: http://skeptico.blogs.com/photos/uncategorized/arlington_cemetery_headstones_
0542.jpg,
zugriff am: 5.11.2007, 11:30 Uhr
Abbildung 3: http://www.nationalanarchismus.org/Nationalanarchismus/26_kampf/pogromhelden/mahnmal_3_k.jpg
zugriff am: 5.11.2007, 11:30 Uhr
Abbildunghttp://web02.city-map.de/img/07010061506.jpg
zugriff am: 5.11.2007, 11:30 Uhr
Abbildung 5: http://web02.city-map.de/img/07010061504.jpg,
zugriff am: 5.11.2007, 11:30 Uhr
Abbildung 6: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/denkmaltag2006/images/fotos/
treptower_park_sowjetisches_ehrenmahl.jpg
zugriff am: 5.11.2007, 11:30 Uhr
Abbildung 7: Beyer, Dennis; Berlin 2007
Abbildung 8: Beyer, Dennis; Berlin 2007
Abbildung 9: Beyer, Dennis; Berlin 2007
17