S3-Leitlinie Schizophrenie und „Me- Too“-Diskussion
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S3-Leitlinie Schizophrenie und „Me- Too“-Diskussion
UNIVERSITÄTSKMEDIZIN Göttingen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Von-Siebold-Str. 5; 37075 Göttingen S3-Leitlinie Schizophrenie und „MeToo“-Diskussion P. Falkai und T. Wobrock Göttingen Vortrag, Welttag für Seelische Gesundheit, „Me-Too-Workshop“, 10.10.2007, Berlin Gliederung • MeeMee-Too Prä Präparate – was ist das? • Empfehlungen der S3S3-Leitlinie Schizophrenie • Konventionelle Antipsychotika versus Atypika - Rezeptorprofil, Wirkungsweise, Neurobiologie - Studienlage • Diskussion und Fazit Wobrock et al., 2004 1 Was sind „Me-Too-Präparate“ ? Bezeichnung für patentierte Arzneimittel-Wirkstoffe, die nur geringfügige Molekülvariationen bereits vorhandener Substanzen zumeist ohne eigene therapeutische Innovationen sind. Viele dieser Präparate sind zwar nicht besser in der Wirkung als herkömmliche Arzneimittel ohne Patentschutz, erzielen aber höhere Preise. Das Einsparvolumen bei den MeToo-Präparaten (Analogpräparate) lag für 2004 bei 1,2 Milliarden Euro. (lt. Arzneiverordnungs-Report 2005). Was sind Analogpräparate ? Für ein neu entwickeltes Arzneimittel kann ein pharmazeutischer Hersteller in Deutschland 20 Jahre lang Patentschutz beantragen. Über den hohen Preis, den er für dieses Arzneimittel auf dem freien Markt und auch von den gesetzlichen Krankenkassen verlangen kann, deckt er seine Forschungs- und Entwicklungskosten und erzielt Gewinn. Ist der Patentschutz abgelaufen, darf dieser Wirkstoff auch von anderen Herstellern vermarktet werden - zu einem meist deutlich günstigeren Preis, da keine Forschungs- und Entwicklungskosten mehr anfallen. Der Umsatz des Originalherstellers mit dem Originalpräparat geht zurück. Der so gesetzte Anreiz für Innovationen auf dem Arzneimittelmarkt kann allerdings unterlaufen werden: Auch Arzneimittel, die lediglich Molekülvarianten bereits bekannter Wirkstoffe enthalten und pharmakologisch gleiche oder ähnliche Wirkungen besitzen wie das Originalpräparat, können patentiert werden. Die Änderungen des Wirkansatzes oder der Darreichungsform sind oft nur sehr gering, und diese Arzneimittel bedeuten oftmals keine Verbesserung der Arzneitherapie. Dennoch gelten sie als "neu" und kommen zu hohen Preisen auf den Markt. Solche Arzneimittel bezeichnet man als "Analogpräparate". 2 Welche Atypika werden als „Me-Too“Präparate eingestuft ? KV Nordrhein: Abilify (Aripirazol), Seroquel (Quetiapin), Zyprexa (Olanzapin) (Quelle: Prof. Dr. Schwabe im Projektauftrag der KV Nordrhein und der nordrheinischen Krankenkassen – Stand März 2006, überarbeitete GAmSi-Liste) GKV-Arzneimittel-Schnellinformationssytem (GAmSi) – Liste bei Inkrafttreten der Zielvereinbarung (u.a. Reduktion des Bruttoumsatzes der „Me-Too“-Präparate um 5 Prozent): Nipolept (Zotepin), Risperdal (Risperidon), Seroquel (Quetiapin), Zeldox (Ziprasidon), Zyprexa (Olanzapin). (Fritze J, PPT, 5/2006) (Grundlage: Arzneiverordnungsreport, Prof. Fricke/Prof. Klaus) Fazit: „Me-Too“-Präparate sind alle Atypika mit Ausnahme von Amisulprid und Clozapin, d.h. hierfür gibt es gleichwertige Ersatzpräparate. Gliederung • MeeMee-Too Prä Präparate – was ist das? • Empfehlungen der S3S3-Leitlinie Schizophrenie • Konventionelle Antipsychotika versus Atypika - Rezeptorprofil, Wirkungsweise, Neurobiologie - Studienlage • Diskussion und Fazit Wobrock et al., 2004 3 Was empfiehlt die S3-Leitline Schizophrenie der DGPPN 2006 ? Akuttherapie (12) Empfehlungsgrad B. Bei schizophrenen Ersterkrankungen sollten aufgrund der gegenüber den typischen Antipsychotika zumindest vergleichbaren Wirkung auf die Positivsymptomatik, Hinweisen auf eine überlegene Wirksamkeit bezüglich der Negativsymptomatik und geringerer dosisabhängiger extrapyramidalmotorischer Nebenwirkungen in erster Linie Atypika eingesetzt werden. Allerdings müssen hierbei die substanzspezifischen Nebenwirkungen berücksichtigt werden. (16) Empfehlungsgrad A. Bei der Behandlung der akuten schizophrenen Episode stellen atypische Antipsychotika aufgrund der geringeren Rate an extrapyramidal-motorischen Störungen bei vergleichbarer Wirksamkeit gegenüber konventionellen Antipsychotika Medikamente der ersten Wahl dar, falls nicht der Patient selbst konventionelle Antipsychotika präferiert oder er darauf bereits ohne relevante Nebenwirkungen remittierte. Was empfiehlt die S3-Leitline Schizophrenie der DGPPN 2006 ? Beibehalten konventioneller Antipsychotika (20) Empfehlungsgrad C. Wenn unter einem konventionellen Antipsychotikum eine gute Kontrolle der Symptome erreicht wurde und eine gute Verträglichkeit und Akzeptanz seitens des Patienten besteht, sollte nicht ohne Veranlassung auf ein atypisches Antipsychotikum umgestellt werden. In jedem Fall sollte der Betroffene jedoch auf das erhöhte Risiko von Spätdyskinesien hingewiesen werden. Differentielle Wahl und Dosierung des Antipsychotikums (26) Empfehlungsgrad B. Bei vorherrschender Negativsymptomatik sollten als Medikamente der ersten Wahl atypische Antipsychotika mit erwiesener Wirkung auf Negativsymptome eingesetzt werden. (27) Empfehlungsgrad A. Zur Behandlung kognitiver Beeinträchtigungen sollten atypische Antipsychotika bevorzugt eingesetzt werden. 4 Empfehlungen der S3S3-Leitline Schizophrenie Langzeittherapie/Rezidivprophylaxe (33) Empfehlungsstärke C. Zur Langzeittherapie sollte dasjenige typische oder atypische Antipsychotikum beigehalten werden, unter dem eine Remission in der Akuttherapie bei guter Verträglichkeit erzielt werden konnte. (34) Empfehlungsstärke A. Bei der Auswahl des Antipsychotikums ist die überlegene rezidiv-prophylaktische Wirksamkeit der atypischen Antipsychotika als Gruppe gegenüber typischen Antipsychotika in der Langzeittherapie zu berücksichtigen. (35) Good Clinical Practice. Bei der Auswahl zwischen verschiedenen Antipsychotika in der Langzeit-therapie ist in jedem Fall das unterschiedliche Nebenwirkungsrisiko im Hinblick auf Spätdyskinesien, Sedierung, kardiale, metabolische und endokrine Effekte zu beachten. (39) Empfehlungsstärke C. Bei der Entscheidung für ein antipsychotisches Depotpräparat ist das erwartungsgemäß als günstiger einzustufende Nebenwirkungsprofil des verfügbaren atypischen Depot-Antipsychotikums Risperidon (insbesondere im Hinblick auf das geringere Risiko von Spätdyskinesien) zu berücksichtigen. Gliederung • MeeMee-Too Prä Präparate – was ist das? • Empfehlungen der S3S3-Leitlinie Schizophrenie • Konventionelle Antipsychotika versus Atypika - Rezeptorprofil, Wirkungsweise, Neurobiologie - Studienlage • Diskussion und Fazit Wobrock et al., 2004 5 Unterschied der Atypika zu den konventionellen Antipsychotika 1. geringes Risiko, extrapyramidale Spätdyskinesien hervorzurufen Nebenwirkungen (EPS) und 2. minimale Erhöhung der Prolaktin-Spiegel 3. niedriges Potential in präklinischen Studien, Katalepsie hervorzurufen 4. niedrigere Affinität zum Dopamin-D2-Rezeptor Affinität zum Serotonin (5-HT)-Rezeptor 5. breiteres psychopathologisches kognitive und Negativsymptome). und Wirkungsspektrum höhere (z.B. auf Die atypischen Antipsychotika stellen keine homogene Gruppe von Psychopharmaka dar, sondern unterscheiden sich erheblich in ihrem rezeptorspezifischen Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil. nach Meltzer 1989 Rezeptorbindungsverhalten unterschiedlicher Antipsychotika Müller, W.E (2003): Pharmakologie der atypischen Neuroleptika 6 Unerwünschte Wirkungen der Antipsychotika Neuroleptikum Unerwünschte Wirkung Haloperidol Amisulprid Clozapin Olanzapin Risperidon Quetiapin Ziprasidon Frühdiyskinesien/Parkinsonoid/ Akathisie +++ 0–+ 0 0–+ 0–++ 0–+ 0–+ Spätdyskinesien +++ (+) 0 (+) (+) ? ? Krampfanfälle + 0 ++ 0 0 0 0 Verlängerung der QT-Zeit + (+) (+) (+) (+) (+) + Transaminasen-/Bilirubinanstieg ++ (+) ++ + + ++ + Obstipation + ++ +++ ++ ++ + 0 Orthostatische Dysregulation ++ 0 (+) (+) ++ ++ + passagere Leukopenien + 0 + (+) 0 ++ 0 Agranulozytose/Panzytopenie 0 0 + 0 0 0 0 Gewichtszunahme* + + +++ +++ ++ ++ 0–+ Hyperprolaktinämie +++ +++ 0 (+) ++ (+) (+) Galaktorrhoe ++ ++ 0 0 ++ 0 0 Dymenorrhoe/Amenorrhoe ++ ++ 0 0 ++ (+) 0 Sedierung +++ 0 +++ +–++ + ++ 0 Malignes neuroleptisches Syndrom (+) ? (+) (+) (+) (+) ? 0 = nicht vorhanden; (+) = vereinzelt oder kein signifikanter Unterschied zu Plazebo; + = selten (unte r1 %); ++ gelegentlich (1-10 %); +++ = häufig (>10 %); ? = keine ausreichende Datenlage zur Abschätzung der Häufigkeit * Ausmaß über 6-10 Wochen: + = niedrig (1 – 1,5 kg); ++ = mittel (1,5 – 3 kg); +++ = hoch (> 3 kg) Anmerkung: Die Häufigkeitsangaben wurden hauptsächlich den Monographien des BGA für die Zulassung oder Nachzulassung entnommen. Wobrock et al., 2004 Neuroprotektive Eigenschaften von Atypika 1 Neuroprotective Neuroprotective properties properties of of second-generation second-generation antipsychotics antipsychotics References Olanzapine Angelucci et al., 2005 Parikh et al., 2004 Bai et al., 2003 Fumagalli et al., 2003 Wakade et al., 2003; Kodama et al., 2004 ; Wang et al., 2004 Qing H et al., 2003 Method Mechanism Neuroprotection Animal model (rats) Rat hippocampus Animal model (rats) NGF increase (hippocampus) + BDNF increase (hippocampus) + Animal model (rats) Increased neurogenesis + PC 12 cell cultures (MPP+) Prevention of cell death + Bai et al., 2002 PC 12 cell cultures (serum withdrawal) Prevention of cell death + Wei et al., 2003 PC 12 cell cultures (hydrogen peroxide) Prevention of cell death + Bai et al., 2002; Li et al., 1999 PC 12 cell cultures SOD 1 increased + Parikh et al., 2003 Rat brain homogenates No change of SOD ± Li et al., 1999 PC 12 cell cultures Bcl-2 increase + Bai et al., 2004 Rat cortex/hippocampus Bcl-2 increase + Li et al., 1999; Bai et al., 2002 PC 12 cell cultures P75 decrease + Krebs M et al. Expert Opin Pharmacother. 2006, 7(7):837-48 7 Neuroprotektive Eigenschaften von Atypika 2 References Method Mechanism Neuroprotection Animal model (mice) (non-NMDA receptor) Animal model (rats) (MK801) Prevention of cell death + Okamura et al., 2003 Prevention of cell death + Riva et al., 1999 Animal model (rats) FGF-2 increase + Qing H et al., 2003 PC 12 cell cultures (MPP+) Prevention of cell death + Bai et al., 2002 PC 12 cell cultures Prevention of cell death + Bai et al., 2002 PC 12 Upregulation of SOD1 + Parikh et al., 2003 Rat brain homogenates No effect on SOD ± Bai et al., 2004 Rat hippocampus/cortex Bcl-2 increase + Bai et al., 2002 PC 12 cell cultures P75 decrease + Bai et al., 2003 Rat hippocampus BDNF upregulated + Clozapine Cosi et al., 2005 Krebs M et al. Expert Opin Pharmacother. 2006, 7(7):837-48 Neuroprotektive Eigenschaften von Atypika 3 References Method Mechanism Neuroprotection Risperidone BDNF decrease (hippocampus) - Angelucci et al., 2000 Animal model (rats) Wakade et al., 2003 Animal model (rats) Increased neurogenesis + Bai et al., 2002 PC 12 cell cultures Prevention of cell death + Qing H et al., 2003 PC 12 cell cultures (MPP+) Prevention of cell death + Bai et al., 2002 PC 12 cell cultures P75 decrease + Bai et al., 2002 PC 12 cell cultures SOD1 increase + Parikh et al., 2003 Rat brain homogenates No effect on SOD ± Qing H et al., 2003 PC 12 cell cultures (MPP+) Prevention of cell death + Bai et al., 2002 PC 12 cell cultures Prevention of cell death + Bai et al., 2002 PC 12 cell cultures SOD1 increase + Bai et al., 2002 PC 12 cell cultures P75 decrease + Quetiapine + Neuroprotective effect, ± No effect; - Neurotoxic, BDNF Brain-derived neurotrophic factor; FGF Fibroblast growth factor; MPP 1Methyl-4-pheylpyridinium; NGF Nerve growth factor; SOD Superoxide dismutase Krebs M et al. Expert Opin Pharmacother. 2006, 7(7):837-48 8 Neuroprotektive und neurotoxische Eigenschaften von Haloperidol Neuroprotective Neuroprotective and and neurotoxic neurotoxic properties properties of of haloperidol, haloperidol, aa first-generation first-generation antipsychotic antipsychotic References Method Dawirs et al., 1998 Animal model (gerbil) Wakade et al., 2003 Wang et al., 2004 Bai et al., 2003; Angelucci et al., 2000; Fumagalli et al., 2003 Mechanism Neuroprotection Increased neurogenesis + Animal model (rats) No changes in neurogenesis ± Animal model (rats) BDNF decrease (hippocampus) - Qing H et al., 2003 Animal model (mice) (non-NMDA receptors) PC 12 cell cultures (MPP+) Galili et al., 2000 PC 12 cell cultures Cosi et al., 2005 No Prevention of cell death ± No Prevention of cell death ± Induction of cell death - Parikh et al., 2003 Rat brain homogenates SOD decrease Parikh et al., 2004 Rat cortes NGF decrease Alleva et al., 1996 Rodent brain + Neuroprotective effect, ± No effect; - Neurotoxic, BDNF Brain-derived neurotrophic factor; FGF Fibroblast growth factor; MPP 1Methyl-4-pheylpyridinium; NGF Nerve growth factor; SOD Superoxide dismutase Krebs M et al. Expert Opin Pharmacother. 2006, 7(7):837-48 Wirkung der Neuroleptika auf das Gehirn Number of studies that reported volume changes on brain structures Increased volume Decreased volume Typical antipsychotics Cortex Nucleus caudatus Globus pallidus Putamen Thalamus Atypical antipsychotics Cortex Nucleus caudatus Globus pallidus Putamen Thalamus Unchanged volume Summary − 6 3 3 2 2 − − − − 3 − − − − 1 1 − − 2 − 2 2 2 − 1 3 1 1 − Scherk & Falkai, 2006 9 Effekte von Olanzapin auf das Gehirn (Lieberman et al, Antipsychotic Drug Effects on Brain Morphology in First-Episode Psychosis. Arch Gen Psychiatry 2005; 62 (4): 361) Cochrane: RIS vs. Typika In the short-term, risperidone was more likely to produce an improvement in the Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) when compared with haloperidol (n=2368, 9 RCTs, RR not 20% improved 0.72 CI 0.59 to 0.88 NNT 8). A similar, favourable outcome for risperidone was found in long-term studies (n=859, 2RCTs RR not 20% improved 0.51 CI 0.38 to 0.67 NNT 4;n=675 1RCT, RR not improved 40% 0.75 CI 0.66 to 0.84 NNT 5; n=675, 1 RCT, RR not 60% improved 0.90 CI 0.84 to 0.96, NNT 11). Risperidone was also more likely to reduce relapse at one year follow up, compared with haloperidol (n=367, 1 RCT, RR 0.64 CI 0.41 to 0.99, NNT 7). Less people allocated risperidone left studies before completion, both for short-term (n=3066, 16 RCTs, RR 0.76 CI 0.63 to 0.92, NNT 6) and long-term trials (n=1270, 4RCTs, RR 0.55 CI 0.42 to 0.73 NNT 4). People given risperidone had significantly fewer general movement disorders (including extrapyramidal side effects) than those receiving typical antipsychotics (n=2702, 10 RCTs, RR 0.63 CI 0.56 to 0.71, NNT 3). Significantly fewer people given risperidone used antiparkinsonian drugs (n=2524, 11 RCTs, RR 0.66 CI 0.58 to 0.74, NNT 4). 10 Cochrane: RIS vs. Typika Reviewers' conclusions: Risperidone may be more acceptable to those with schizophrenia than older antipsychotics and have marginal benefits in terms of limited clinical improvement. Its adverse effect profile may be better than haloperidol. With the addition of more studies to this review, the publication bias evident in previous versions is no longer a significant issue. Any marginal benefits this drug may have have to be balanced against its greater cost and increased tendency to cause side effects such as weight gain. Hunter RH, Joy CB, Kennedy E, Gilbody SM, Song F Risperidone versus typical antipsychotic medication for schizophrenia (Cochrane Review). In: The Cochrane Library, Issue 2, 2004. Chichester, UK: John Wiley & Sons, Ltd. Meta-Analyse mit quantitativer Datensynthese zeigt einen Vorteil für Atypika Differenzierte Betrachtung der Wirksamkeit 0,7 P=2x10-8 0,6 0,5 P=4x10-7 P=2x10-12 P=2x10-9 P=0,03 0,4 Effect Size d P = 2x10-8 0,3 Favours SGA P=NS -12 0,2P = 4x10-7 P = 2x10 P=NS P = 2x10-9 P=NS 0,1 P=NS P=0,08 P = 0.03 0 P = NS -0,1 P = NS P = NS pr id Favors FGA Favours FGA R em as ox i id e on e ne pi pr Zi ue t ia Q ra zo e ip in e in do l Ar ip Se rt te p nz a Zo pi ne on e la O is p ul R is er id pr id e in e ap lo z C Am -0,3 P = 0.08 le P = NS -0,2 (J.M. Davis et al., „Old versus new: weighing the evidence between the first- and second-generation antipsychotics“, in: European Psychiatry 20, 2005, S. 7-14) 11 Rückfallprophylaxe und atypische Neuroleptika nach Leucht et al., Am J Psychiatry 2003 Probability of remaining relapse-free (%) Risperdal versus Haloperidol in der medikamentösen Rezidivprophylaxe 100 RISPERDAL (N=177; 4.9 ± 1.9 mg) 90 Haloperidol 80 70 (N=188; 11.7 ± 5.0 mg) ° 60 50 ° 40 30 Median duration of treatment 20 RISPERDAL 364 days Haloperidol 238 days (p=0.02)* 10 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Study duration (days) °° Kaplan-Meier Kaplan-Meier estimate estimate for for risk risk of of relapse relapse at at study study end end 34% 34% for for RIS RIS vs. vs. 60% 60% for for HAL; HAL; p<0.001 p<0.001 // Risk Risk ratio ratio for for relapse relapse with with HAL HAL from from Cox Cox model model 1.93; 1.93; p<0.001 p<0.001 // Risk Risk reduction reduction with with RIS RIS 48% 48% // Csernansky ** Analysis Csernansky et et al. al. 2002 2002 Analysis of of variance variance 12 RIS vs. HAL in 'RECENT ONSET PSYCHOSIS' Überlebenszeitkurve Risperidon vs. Haloperidol (jeweils 1-6 mg; nur Patienten nach vollständiger Remission) 1,0 Anteil ohne Rezidiv Geschätzte Rückfallrate bei Studienende: 42% (Ris) vs. 55% (Hal) Dauer bis Rückfall (Median): 466 (Ris) vs. 205 (Hal) Tage; p=0.008 0,8 0,6 Risperidon (N=197) Haloperidol (N=203) 0,4 0,2 0,0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Tage Schooler et al. 2005: AJP (162) Tardive Dyskinesien unter Atypika Correll et al. 2004, AJP 13 Tierexperimentelle Befunde zur tardiven Dyskinesie HaloperidolHaloperidol-induced dyskinesia is associated with striatal NO synthase suppression: suppression: reversal with olanzapine „...rats treated with Haloperidol (1.5 mg/kg per day p.o.) for 28 days developed significant vacuous chewing movements (VCMs) together with significant suppression of striatal NOS activity. Acute challenge with Olanzapine (1 and 2 mg/kg i.p.) significantly reversed both HP-induced VCMs and suppression of striatal NOS activity.“ Therefore TD may involve attenuation of NO-mediated neuromodulation in the striatum. Reversal of VCMs and NOS suppression with OLZ suggests that disinhibition of striatal NOS activity may underlie the clinical benefit of OLZ in TD. Nel A, Harvey BH. Behav Pharmacol. 2003 May;14(3):251-5. Neurokognition bei Olanzapin vs. Haloperidol (FE(FE-SZ) In conclusion... The neurocognitive advantage of olanzapine over haloperidol was small. This difference ..... was statistically significant in the comparison of a weighted composite score developed from a principal component analysis. Keefe et al. , AJP 2004 14 Kognition und Lebensqualität 70 schizophrene Pat. (Durchschnittsalter 28 J.; Erkrankungsalter durchschnittlich 23 J.) Ergebnisse nach einem Jahr (QoLQoL-Scale Heinrichs 1983) Regressionsanalyse: Die besten Prädiktoren für die QoL waren gute Visuelle Aufmerksamkeit und wenig Psychomotorische Verarmung (ereichte Kategorien) (Perserverierende Antw.) (Richtige Antw.) (Falsche Antw.) WCST = Wisconsin Card Sorting Test = Exekutivfunktionen VIG = Vigilanztest CVLT = California Verbal Learning Test = Wortgedächtnis (Kurtz MM et al.; Schiz Bulletin 2005;31:167-174) Therapieabbruch ('Effectiveness'; CATIE*-Studie) (Mehrfacherkrankte; Langzeitbehandlung über 18 Monate) N Abbruch (%)1 Zeit in Studie2 Olanzapin 330 64% 9,2 (6,9 - 12,1) Quetiapin 329 82% 4,6 (3,9 - 5,5) Risperidon 333 74% 4,8 (4,0 - 6,1) Perphenazin 257 75% 5,6 (4,5 - 6,3) Ziprasidon3 183 79% 3,5 (3,1 - 5,4) Antipsychotikum 1 n.s. Monate (Median; Konfidenzintervall); p=0.004 (Ol > Quet; Ris) 3 Ziprasidon wurde 1 Jahr nach Studienbeginn als Therapiebedingung eingeführt 2 Probleme: - Gehäufte Vorbehandlung mit Olanzapin - Patienten mit Tardiver Dyskinesie wurden bei Randomisierung zu Perphenazin nicht entsprechend behandelt und ausgeschlossen * Clinical Antipsychotic Trials of Intervention Effectiveness Liebermann et al. 2005; NEJM (353) 15 Abbruchraten im Vergleich: Vergleich: Metaanalyse randomisierter Studien Vorteil Vergleichssubstanz Vorteil Olanzapin HAL (N=5) n: OLZ ; n: Vergleichssubstanz 537 ; 439 p = 0.001 RISP (N=5) 421 ; 426 p = 0.0047 ZIP (N=2) 550 ; 525 p = 0.001 CLOZ (N=3) 201 ; 202 p = 0.321 FLU (N=1) PER (N=1) AMI (N=1) QUE (N=1) 30 ; 30 p = 0.169 23 ; 23 p = 0.88 139 ; 70 p = 0.60 171 ; 175 p = 0.02 0 1 2 3 4 Mod. nach Stauffer et al.; ICOSR April 2005 Olanzapin und Risperidon vs. Typika Patienten, die nicht wieder aufgenommen wurden (%) Atypika: geringere Rehospitalisationsraten Zeit Zeit bis bis zur zur Rehospitalisierung Rehospitalisierung von von Patienten Patienten mit mit Schizophrenie, Schizophrenie, die die aus aus dem dem Krankenhaus Krankenhaus entlassen entlassen und und bei bei Entlassung Entlassung mit mit Risperidon, Risperidon, Olanzapin Olanzapin oder oder konventionellen konventionellen Antipsychotika Antipsychotika behandelt behandelt wurden wurden Olanzapin Risperidon Konventionelle Antipsychotika Monate Rabinowitz et al. AM J Psychiatry, 2001, 158, S. 266-269 16 Gliederung • MeeMee-Too Prä Präparate – was ist das? • Empfehlungen der S3S3-Leitlinie Schizophrenie • Konventionelle Antipsychotika versus Atypika - Rezeptorprofil, Wirkungsweise, Neurobiologie - Studienlage • Diskussion und Fazit FAZIT (I) • Atypika sind den konventionellen Antipsychotika weder in ihrem Rezeptorprofil, noch in ihren neurobiologischen Auswirkungen oder Nebenwirkungen analog • Die einzelnen Atypika unterscheiden sich zumindest hinhinsichtlich der Nebenwirkungen untereinander • Die unterschiedliche Wirksamkeit zwischen Atypika und konkonventionellen Antipsychotika auf verschiedene SymptomSymptomkonstellationen ist nicht nur „Dosierungsartefakt“ Dosierungsartefakt“ 17 Empfehlungen für Ersterkrankte (I) „It is recommended that the oral atypical antipsychotic drugs amisulpride, olanzapine, quetiapine, risperidone and zotepine are considered in the choice of first-line treatments for individuals with newly diagnosed schizophrenia. Atypical antipsychotics at the lower end of the standard dose range are the preferred treatments for a person experiencing a first episode of schizophrenia (C).“ NICE 2002 Empfehlungen für Ersterkrankte (II) „The second-generation antipsychotics should be considered as first-line medications for patients in the acute phase of schizophrenia, mainly because of the decreased risk of extrapyramidal side effects and tardive dyskinesia, with the understanding that there continues to be debate over the relative advantages, disadvantages, and cost-effectiveness of first- and second-generation agents.“ APA 2004 18 FAZIT (II) • Die Empfehlungen der S3-Leitlinie halten auch einer kritischen wissenschaftlichen Überprüfung stand, wobei sicher zu etlichen Fragestellungen noch keine hochwertige Evidenz vorliegt • Keines der verfü verfügbaren Atypika ist als sogenanntes „MeMe-Too“ Too“-Prä Präparat einzuordnen • Die verfü verfügbare Palette der Atypika erweitert die individuellen Therapiemö Therapiemöglichkeiten und ermö ermöglicht eine Optimierung der Behandlung im Einzelfall Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! ... also wenn alle Medikamente gleich sind, verstehe ich nicht warum es mir nach der Umstellung besser geht und ich weniger Nebenwirkungen habe... T. Wobrock MeeMee-To und S3S3-Leitlinie 19 Cochrane-Review: Aripiprazol als neuestes zugelassenes atypisches Antipsychotikum Conclusion of the Reviewers For clinicians Aripiprazole is as effective as typical and atypical antipsychotics for schizophrenia, schizophrenia although data are far too few to allow any confident conclusions to be drawn. Aripiprazole does not offer significant advantages over these two classes of drugs in terms of outcomes with the exception of causing less hyperprolactinaemia and rises in QTc interval than risperidone. risperidone. More studies are needed to replicate and validate these findings. Aripiprazole may be the first of a new generation of atypical drugs but its clinical effects do not seem to be very different from those of older drugs. El-Sayeh HG, Morganti C. Aripiprazole for schizophrenia (Cochrane Review), 2004. Konventionelle Antipsychotika verbessern ebenfalls kognitive Funktionen (nach Mishara & Goldberg, Biol Psychiatry 2004) 20 Bessere Neurokognition RIS (3.3 mg) vs. HAL (2.9 mg) bei FEFE-SZ (nach Harvey et al., AJP 2005) 21