ENZYMKOMBINATIONEN VOM TYP WOBENZYM UND WOBE

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ENZYMKOMBINATIONEN VOM TYP WOBENZYM UND WOBE
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arznei-telegramm 5/90
sen müssen, eine solche Gesetzestreue ist jedoch bei den
in der Bundesrepublik Deutschland üblichen Standards
der Verantwortlichkeit pharmazeutischer Unternehmer
nicht regelmäßig vorauszusetzen.
Es gibt vielfältige Beispiele für derartige Inkongruenzen (vgl. a-t 4 [1982], 36; ADUMBRAN/SIGACALM), die
sich am Beispiel von TRENTAL 400 und 600 darstellen
lassen. Für TRENTAL 600 besteht eine Neuzulassung mit
der einzigen Indikation periphere arterielle Durchblutungsstörungen, während die TRENTAL 400-Gebrauchsinformation auf einer Alt-Registrierung aufbaut und die übliche
Indikationslyrik der Durchblutungsförderer vom Ulcus cruris bis zu Innenohrstörungen enthält (–Red.).
ENZYMKOMBINATIONEN
VOM TYP WOBENZYM UND WOBE-MUGOS
#2
WOBENZYM und MULSAL werden häufig von Heilpraktikern verordnet. Die Versicherten möchten dann diese Mittel zu Lasten der Krankenkasse
auch von ihren Hausärzten verordnet bekommen.
Beide Produkte sind fast identisch zusammengesetzt. Die Hauptbestandteile sind Enzyme. WOBENZYM enthält zusätzlich Rutin:
MULSAL + 50 mg Rutin = WOBENZYM.
Erstaunlich ist die Wirkung des Rutins. Es findet ein dramatischer
Wandel der Anwendungsgebiete statt. MULSAL: rheumatische Erkrankungen
usw., WOBENZYM: Thrombophlebitiden usw. Obwohl WOBENZYM (199,00
DM pro 800 Drg) einen weiteren Stoff enthält, ist es billiger als MULSAL
(216,70 DM pro 800 Drg). Sollte Rutin dem entzündeten Geldbeutel helfen?
Bei der textlichen Gestaltung der Nebenwirkungen senkt der Rutinzusatz den Umfang. Es fehlt bei WOBENZYM der Hinweis auf die gute Verträglichkeit auch bei Dauerbehandlung.
Aus dem Vergleich der Inhaltsstoffe, Preise und Beipackzetteltexte
drängt sich der Eindruck auf, daß die proklamierten Indikationsansprüche, die
sich durch Zusatz bzw. Verlust des Rutins ergeben, nicht seriös sind.
J. PUTTKAMMER
AOK Dortmund
D-4600 Dortmund 1
Proteolytische Enzyme aus Pflanzen wie Papaya
(Papain) oder Ananas (Bromelain) oder tierischen
Ursprungs (alpha-Amylase) waren in den 50er Jahren für
die lokale und systemische Behandlung von Hämatomen,
Sporttraumen und Entzündungen aller Art verbreitet. Mit
dem Beginn kritischer Therapiebewertungen wurde die
Nutzlosigkeit der systemischen Behandlung von Entzündungen mit Enzympräparaten offenkundig.1,2 In Ländern
mit rationaler Beurteilung von Arzneimitteln wie in den
USA, aber auch in Entwicklungsländern wie den Philippinen wurden dann solche Altlasten, insbesondere wenn sie
nutzlose Pflanzenenzyme wie Bromelain enthielten, vom
Markt genommen (vgl. a-t 5 [1987], 46). Im noch ungeordneten Arzneimittelmarkt der Bundesrepublik läuft die Aufbereitung von Altpräparaten erst an.
WOBE-MUGOS ist eine Multienzym-Kombination
aus Trypsin, Chymotrypsin und Papainasen, der zur Profilierung in Richtung alternative Tumortherapie etwas
Hydrolysat aus Thymusgewebe zugefügt ist. Papainasen
sind ebenso wie Bromelain hoch immunogene Pflanzenextrakte mit Kreuzallergisierung untereinander und
gefährden nicht nur Patienten, sondern auch damit beruflich umgehende Beschäftigte.3 Eine Sensibilisierung kann
ebenso durch andere Quellen (Lebensmittel) eingetreten
sein, so daß bei erstmaliger parenteraler Applikation
schwere anaphylaktische Reaktionen auftreten können
(vgl. a-t 10 [1988], 92; 1 [1989], 6).5
Ein wissenschaftlich nachvollziehbarer Beleg für
eine Wirksamkeit und einen therapeutischen Nutzen zur
Langzeitbehandlung von Tumoren oder zur Metastasenvorbeugung fehlt (vgl. a-t 3 [1984], 26).4,5 Das gleiche gilt
für die Behandlung von HIV-Patienten mit WOBEMUGOS, die in der Ärzte Zeitung vom 16. Januar 1990
unkritisch dargestellt wurde. Für uns ist es ethisch
bedenklich, wenn die Existenzängste von HIV-Infizierten
für Therapiekonzepte genutzt werden, für die weder eine
#3
rationale Grundlage noch ein klinisch relevanter Hinweis
auf einen therapeutischen Nutzen ausmachbar sind, ganz
abgesehen von den den Patienten auferlegten hohen Therapiekosten von monatlich 450,- bis 600,- DM.
MULSAL ist eine gleichartige Enzym-Vielfachkombination aus Chymotrypsin, Trypsin, Papain, Bromelain
sowie Lipase, alpha-Amylase und Pankreatin. Die Zubereitung soll bei rheumatischen und degenerativen Gelenkund Wirbelsäulenerkrankungen helfen. Weder die behauptete Verfügbarkeit der Enzyme am Wirkort nach oraler Zufuhr noch der als Wirkungstheorie behauptete Abbau
von Immunkomplexen oder die klinischen Daten zum
Nachweis der Wirksamkeit erscheinen wissenschaftlich
nachvollziehbar oder gar überzeugend.6
WOBENZYM hat die gleiche Zusammensetzung wie
MULSAL, ergänzt durch Rutin (Rutosid) in geringer Dosierung, damit auch die Zielgruppen Thrombophlebitiden und
Thrombosen ansprechbar werden, ohne daß allerdings
eine Wirksamkeit belegt wird.7 Früher umfaßten die
Anwendungsempfehlungen auch rheumatische Erkrankungen – ebenfalls ohne wissenschaftlichen Beleg für
Wirksamkeit oder therapeutischen Nutzen.8 Auch das
Rutosid vermag das Präparat nicht zu verbessern. In der
vorliegenden Dosierung ist eine Wirkung bei oraler Gabe
nicht nachweisbar.9
FAZIT: Bei den Multienzym-Kombinationen vom
Typ WOBE-MUGOS, WOBENZYM oder MULSAL handelt es sich um Altlasten aus der Arzneitherapie der
50er und 60er Jahre. U.E. fehlt der Beleg für Wirksamkeit und therapeutischen Nutzen. Heute segeln die
Präparate unter der Flagge der besonderen Therapierichtungen. Kritische Nachfragen können so als
Angriff auf die Therapiefreiheit diskreditiert werden.
Gleichzeitig wird die Finanzierung der extrem hohen
Behandlungskosten durch die Gesetzlichen Krankenkassen gesichert: ein Beispiel für den Mißbrauch des
Begriffs der Therapiefreiheit durch das Marketing, so
als ob das medizinisch durchaus gerechtfertigte Institut der Therapiefreiheit als „Narrenfreiheit” fehlzudeuten sei. Zur Vermarktungsstrategie gehört auch die
Profilierung weitgehend identischer Präparate auf
bestimmte Zielgruppen, um die unterschiedlichen
Anwendungsempfehlungen zu rechtfertigen (–Red.).
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COLMAN, R. W.: Clin. Pharmacol. Ther. 6 (1965), 598
SHERRY; S., A. P. FLETCHER: Clin. Pharmacol. Ther. 1 (1960),
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NAGEL, G. E. et al.: Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit, Zuckschwerdt, München 1984
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BAENKLER, H. W.: tägl. prax. 25 (1985), 775
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BACHMANN, F.: tägl. prax. 23 (1983), 752
KUSCHINSKY, G.: Taschenbuch der modernen Arzneibehandlung, Thieme, Stuttgart, 1987 (9. Aufl.), 525
ERFAHRUNGEN MIT HALDOL GRY BZW.
HALDOL JANSSEN
Unsere klinische Erfahrung zeigt, daß die pharmakologische Wirkung
von HALDOL GRY ungenügend ist. Im Gegensatz zu HALDOL JANSSEN werden höhere Dosierungen benötigt sowie häufigere Gaben, um den klinischen
Effekt zu erreichen. Die extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen treten
nach unseren Erfahrungen häufiger auf sowie die schwer beeinflußbare Akathisie.
Auf unsere Erfahrungen würden wir gerne aufmerksam machen, und
für Mitteilung bzw. Information ähnlicher Erfahrungen wären wir sehr dankbar.
#4
A. BÜCHTER (Ass.-Ärztin)
Gemeinnütziges Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke
D-5804 Herdecke
Aufgrund des Wirktyps wäre es plausibel, wenn eine
unzureichende Wirkung mit einer geringeren Häufigkeit
bzw. Schwere extrapyramidalmotorischer Störwirkungen
einherginge (–Red.).