Vorwort
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Vorwort
V Vorwort Der Lkw-Ladungstransport ist ein aufkommensstarkes Teilsegment innerhalb des gesamten Transport- und Logistikmarkts. Nach der jüngsten Studie „Die Top 100 der Logistik“ (Stand 2008/2009) repräsentieren allein die innerdeutschen Ladungstransporte, die mit Standard-Planen- und Kofferfahrzeugen durchgeführt werden, ein jährliches Marktvolumen von 16 Mrd. bzw. etwa 20% der gesamten Transportaufwendungen der deutschen Wirtschaft. Ohne ein hochgradig leistungsfähiges System von „Rampezu-Rampe“-Ladungsverkehren ist eine moderne arbeitsteilige Wirtschaft nicht mehr denkbar. So groß die wirtschaftliche Bedeutung der Lkw-Ladungstransporte ist, so groß sind derzeit aber auch die aktuellen Probleme in diesem Feld: Relativ leichte Austauschbarkeit der Ladungsverkehrs-Leistungsangebote (und damit der Anbieter), harter Preiswettbewerb, unbefriedigende Auslastungen, geringe Produktivitäten und damit massive Ertragsprobleme machen insbesondere den Tausenden von mittelständischen deutschen Ladungstransportanbietern gegenwärtig das Leben schwer. Der Druck zur Auslastungsverbesserung, mehr „Nachhaltigkeit“ und höherer Effizienz steigt dramatisch. Chancen für die Zukunft der deutschen Ladungstransportanbieter birgt möglicherweise ein Geschäftsmodell, das in den USA bereits seit Beginn der 1980er Jahre Erfolgsgeschichte schreibt, und das mit der Bezeichnung „Advanced Truckload Firm (ATLF)“ umschrieben werden kann: In einer hoch organisierten und teilweise zentralisierten Art der Durchführung von Ladungstransporten setzen Unternehmen auf kontinuierlich ausgelastete, systematisch geplante und vernetzte Ladungsverkehrsflotten anstelle eines von örtlichen Disponenten allein gesteuerten „Spotmarkt“-Einkaufs von Transporten bei Subunternehmen. Das amerikanischen Geschäftsmodell weist den Weg zur „industrialisierten“ Leistungserstellung (im Unterschied zur eher „handwerklichen“) – ein Weg, wie er in anderen Bereichen der Logistik, wie etwa den Paket-, Stückgut- und Containerverkehren längst erfolgreich beschritten wurde. Die starke Resonanz auf unsere Vorträge und Veröffentlichungen zu den Chancen und Herausforderungen des Übergangs vom „handwerklichen“ zum „industrialisierten“ Ladungstransport hat uns veranlasst, an unserem Nürnberger Logistiklehrstuhl und in unserem Fraunhofer Institut eine ganze Reihe von Untersuchungen und Forschungsaktivitäten zu initiieren. Der vorliegende Band bietet eine erste zusammenfassende Auseinandersetzung mit dem Thema an. Es werden in den nachfolgenden Ausführungen die Besonderheiten von Leistung, Leistungserstellung und Kalkulation der Ladungstransporte dargestellt. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen aber die kritische Betrachtung der derzeitigen unternehmerischen Situation der Ladungstransportanbieter und die Diskussion der Möglichkeiten des „Advanced Truckload“-Geschäftsmodells als mögliche strategische Option für die Anbieter – sowie die Übertragungsmöglichkeiten dieses Modells auf den deutschen bzw. europäischen Markt. VI Vorwort Wir möchten den Unternehmen und Experten der Logistikbranche Denkanstöße für eine mögliche Neuorientierung und eine innovative strategische Neuausrichtung ihrer Ladungstransportaktivitäten geben und eine entsprechende Diskussion in LogistikWissenschaft und -Forschung anregen. Weitere, noch vertiefte Untersuchungen zu kritischen Themen wie der komplexen Preisbildung, dem Kosten-Benchmarking, den Möglichkeiten computergestützter Planung in Ladungsnetzwerken, der erfolgreichen Vermarktung von Advanced Truckload-Services und konkreter Umsetzungsoptionen werden folgen. Wir danken den vielen Unternehmen und Fachleuten aus der deutschen und internationalen Transportwirtschaft – nicht zuletzt auch unseren Kollegen im Nürnberger Fraunhofer Institut – die uns Einblicke in ihre Konzepte, die Praxis ihrer Geschäfte und viele weitere Denkanstöße gegeben haben. Wir hoffen, dass dieser Band Ihr Interesse findet und freuen uns, wenn Sie uns Kritik und weitere Anregungen zukommen lassen. Prof. Dr. Stefanie Müller Nürnberg, im Februar 2009 Prof. Peter Klaus, DBA/Boston Univ. Inhaltsverzeichnis Vorwort ..........................................................................................................V Inhaltsverzeichnis.............................................................................................VII Abbildungsverzeichnis........................................................................................ X 1 Krise im europäischen Lkw-Ladungsverkehr: Verheißung der „Industrialisierung“ als Weg in die Zukunft? ............................................ 1 1.1 Verursacher der Krise: Preisempfindlichkeit, Kostenentwicklung und öffentliches Image ........................................................................ 1 1.2 Auf der Suche nach neuen Lösungen: Industrialisierung logistischer Dienstleistungen und das amerikanische „Advanced Truckload Firm“ Geschäftsmodell ........................................................................ 2 2 Der Markt für Ladungsverkehre: Leistungsmerkmale und Wettbewerbsstrukturen ............................................................................... 8 2.1 Leistungsgegenstand und Leistungserstellung im allgemeinen Ladungsverkehr .................................................................................. 8 2.1.1 Transportobjekte: „Großstückige“ Transportgüter....................... 9 2.1.2 Prozesse: Einfache, einstufige Wertschöpfungsketten ............. 10 2.1.3 Ressourcen: Fahrzeug, Ladeeinheit und Fahrpersonal ............ 14 2.2 Markt der deutschen Ladungsverkehre: Größenordnungen, Geschäftsmodelle und Wettbewerber ............................................... 15 2.2.1 Marktvolumen, Outsourcinggrad und Marktstruktur .................. 15 2.2.2 Einsatzgebiete und Auftraggeber von Ladungstransporten ...... 17 2.2.3 Wichtige Geschäftsmodelle im Ladungsverkehr ....................... 19 2.2.4 Typische Anbieter von Ladungsverkehren................................ 23 3 Die Produktion von Ladungstransporten: Ressourcenbedarfe und Kosten......................................................................................................... 25 3.1 Kostensituation: Kalkulation auf Basis eines Arbeitstages ................ 25 3.1.1 Personalkosten ......................................................................... 26 3.1.2 Variable Fahrzeugkosten.......................................................... 27 3.1.3 Fixe Fahrzeugkosten ................................................................ 32 3.1.4 Verwaltungs- und Dispositionskosten ....................................... 34 3.1.5 Zusammenführung der Kosten: Gesamtkalkulation .................. 36 3.2 Produktivität des Ressourceneinsatzes: Einsatz- und Leistungsparameter .......................................................................... 37 VIII Inhaltsverzeichnis 3.2.1 Einsatzzeiten der Ressourcen .................................................. 37 3.2.2 Streckenleistungen der Ressourcen (Kilometer) ...................... 41 3.3 Kosten- und Leistungssituation: Kalkulation auf Basis einer Fahrt bzw. eines Kundenauftrags ............................................................... 42 3.3.1 Kalkulation unterschiedlicher Distanzen ................................... 43 3.3.2 Kalkulation zusätzlicher Ladestellen ......................................... 46 3.3.3 Der schwierige Schritt von der Umlauf- und Fahrtenkalkulation zur Transportauftragskalkulation............................. 49 4 Aktuelle Probleme und Lösungsansätze im Ladungstransport............. 50 4.1 Ein Kaleidoskop aktueller Probleme des Ladungsverkehrs .............. 50 4.1.1 Starker Wettbewerb und schwache Kundenbindung ................ 50 4.1.2 Ungünstige Entwicklung bei wichtigen Kostenarten.................. 52 4.1.3 Personalprobleme (I): Fehlender Nachwuchs bei Berufskraftfahrern ..................................................................... 54 4.1.4 Personalprobleme (II): Restriktive Lenk- und Ruhezeiten......... 56 4.1.5 Auslastungsprobleme (I): Hoher Anteil an Leerfahrten ............. 59 4.1.6 Auslastungsprobleme (II): Viele „tote Zeiten“............................ 62 4.2 Aktuelle Lösungsansätze .................................................................. 65 4.2.1 Indexierung von Kostensteigerungen ....................................... 65 4.2.2 Fahrpersonalaufwertung und -bindung ..................................... 67 4.2.3 Flexibilisierung von Ladungstransporten: Begegnungsverkehre und Mehrschicht-Einsatzpläne................................... 68 4.2.4 Bewältigung großer Distanzen: Intermodale Verkehre ............. 71 5 Industrialisierung von Ladungstransporten: Das Advanced Truckload Firm-Geschäftsmodell ............................................................. 76 5.1 Industrialisierte Produktion: Merkmale und Potenziale...................... 76 5.1.1 Industrialisierte Leistungserstellung: Merkmale ........................ 77 5.1.2 Industrialisierte Leistungserstellung bei Logistikleistungen....... 79 5.1.3 Industrialisierung wie bei logistischen Vorbildern: bei Ladungstransporten umsetzbar? .............................................. 81 5.2 Das Advanced Truckload Firm-Geschäftsmodell in den USA als mögliches Vorbild für Ladungsverkehre in Deutschland ................... 82 5.2.1 Flächige, geographisch verteilte Kundenbasis ......................... 83 5.2.2 Netzwerk verteilter Fahrer- und Fahrzeugstützpunkte .............. 85 Inhaltsverzeichnis IX 5.2.3 Standardisiertes Equipment...................................................... 89 5.2.4 Zentralisierte, computergestützte Kundenkontakte und Disposition ................................................................................ 90 5.2.5 Moderne Kommunikations-, Lokalisierungs- und Planungstechnologien .............................................................. 92 5.2.6 Intelligent konfiguriertes Leistungsportfolio............................... 93 5.3 Fazit: Die Advanced Truckload Firm – ein Prototyp industrialisierter Ladungsverkehrsanbieter?................................................................ 94 6 Industrialisierung als Ausweg? Übertragungsmöglichkeiten und Nutzenpotenziale des Advanced Truckload Firm-Modells ..................... 97 6.1 Äpfel und Birnen? – Vergleich des hiesigen Logistikmarkts mit den USA 97 6.1.1 Marktvolumen und Marktstruktur .............................................. 97 6.1.2 Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen ...................... 99 6.2 Merkmale des Advanced Truckload Firm-Geschäftsmodells: In Deutschland umsetzbar?................................................................. 100 6.2.1 Advanced Truckload Firm-Merkmale und ihre Umsetzungsmöglichkeiten...................................................... 101 6.2.2 Entwicklungspfade und Lösungsansätze für deutsche Ladungsverkehrsanbieter ....................................................... 104 6.3 Effizienzpotenziale durch industrialisierte Ladungsverkehre ........... 108 6.3.1 Verteilung der Fahrzeugfixkosten auf Leistungseinheiten ...... 109 6.3.2 Verhältnis zwischen produktiver zu unproduktiver Zeit ........... 112 6.3.3 Verhältnis zwischen Last- und Leerkilometern ....................... 116 6.3.4 Verteilung der Gemeinkosten auf Leistungseinheiten............. 119 7 Industrialisierung von Ladungstransporten: eine „historische“ Chance ...................................................................................................... 120 Anhang 1: Top-Anbieter im deutschen Ladungsverkehrsmarkt ...................... 122 Anhang 2: Top-Anbieter im US-amerikanischen Ladungsverkehrsmarkt ....... 139 Anhang 3: Methodik zur Leerfahrtensimulation und -analyse ......................... 151 Literaturverzeichnis ........................................................................................ 154 Stichwortverzeichnis....................................................................................... 160