Jahresbericht 2012 - Herder
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Jahresbericht 2012 - Herder
Jahresbericht 2012 Marburg Inhaltsverzeichnis 1. Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2. Profil und Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 3. Forschungsbibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3.1 3.2 3.3 3.4 Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Zeitungsarchiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Bibliografieportal zur Geschichte Ostmitteleuropas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Bibliotheksbezogene Fachportale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4. Wissenschaftliche Sammlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.1 4.2 4.3 4.4 Bildarchiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kartensammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dokumentesammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 17 17 19 5. Wissenschaftsforum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 5.1 Verbundprojekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Die „Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Forschungsvorhaben einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . . . . . . . . . . 5.4 Veröffentlichungen und Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5 Tagungen, Workshops, Sektionen auf Kongressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6 Stipendiatinnen und Stipendiaten, Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 35 44 49 51 60 6. Wissenschaftstransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 Ausstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lesungen am Herder-Institut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herder-Kolloquium/Öffentliche Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Publikationen, Vorträge, Präsentationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 64 66 67 67 7. Kooperation und Internationalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 8. Institutsorgane und Institutsleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 8.1 8.2 8.3 8.4 Institutsorgane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Direktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gleichstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschungsbeauftragte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 86 88 89 9. Management . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Umschlagbild: Jugendstil in Riga, Atlanten mit Erdkugel auf dem Haus in der Teātra iela 9, Foto: Wolfgang Schekanski, 2001 Jahresbericht 2012 Herder-Institut 1 1. Vorbemerkung Das Jahr 2012 stand am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung ganz in Erwartung des Bewertungsberichts durch die Leibniz-Gemeinschaft, der über die Förderwürdigkeit des Instituts nach Abs. 91b Grundgesetz durch Bund und Länder für die nächsten sieben Jahre entscheidet. Umso erfreulicher ist es, dass der seit November 2012 vorliegende Bericht des Senats der Leibniz-Gemeinschaft die Arbeit der letzten sieben Jahre in vollem Umfang würdigt und noch einmal die außerordentlich positive Entwicklung des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft seit der letzten Evaluierung im Jahr 2006 unterstreicht. Hierzu einige wenige Auszüge: ■ ■ ■ „Sowohl für die nationale als auch für die internationale Ostmitteleuropaforschung ist das Institut von herausragender Bedeutung. Insgesamt hat sich das Institut seit der letzten Evaluierung beeindruckend entwickelt. Das Gesamtkonzept ist schlüssig und wird überzeugend umgesetzt.“ (S. B-5) „Die Arbeitsergebnisse des Herder-Instituts sind von herausragender Qualität. Sie sind singulär in der deutschsprachigen Ostmitteleuropaforschung und zeichnen sich durch eine große gesellschaftliche Relevanz und außenpolitische Bedeutung aus.“ (S. B-11) „Die Abteilungen nehmen ihre Aufgaben sehr gut bis exzellent wahr.“ (S. B-2) „Wichtige Meilensteine auf dem Weg, sich von einer Einrichtung, die im Wesentlichen Sammlungsaufgaben erfüllt, hin zu einer Einrichtung an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Infrastruktur und Forschung zu entwickeln, hat das HI bereits erreicht. Das Institut befindet sich auf einem sehr überzeugenden und zukunftsfähigen Weg.“ (S. B-5) Der Bericht hält zudem fest, dass das Herder-Institut weiter ermuntert wird, „seine wissenschaftliche Profilierung unter Weiterentwicklung der bewährten Angebote und unter Einbeziehung der Empfehlungen zum Personal-, Projekt- und Ressourcenmanagement weiter vorantreiben.“ (S. B-2) Außerdem sollen die Kontakte nach Nordamerika deutlicher als bisher verdichtet werden. Als Ausbaumaßnahme werden der Bereich IT und die Nutzungsforschung am Institut genannt sowie die Überlegungen unterstützt, zumindest eine weitere Professur einzurichten und damit die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gießen weiter zu vertiefen. Dieser Erfolg war nicht ohne die konsequente Vorbereitung möglich – in den einzelnen Abteilungen und Arbeitsbereichen, in den zwei Runden mit Probegutachterinnen und Probegutachtern und nicht zuletzt auch im Bereich der Direktion, der Verwaltung und jenen Arbeitsbereichen, die an der Gestaltung der Posterpräsentationen mitgewirkt haben. Der Einsatz, teils unter hohem Termindruck, hat sich in vollem Umfang bezahlt gemacht. Nach der Evaluierung Ende Januar 2012 war zwar Erholung, aber keine wirkliche Ruhe angesagt. Das Institut hat im Berichtsjahr budgetär und auch in Hinblick auf die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erneut einen Höchststand erreicht, auch die Drittmittelquote ist wieder angestiegen. Dies hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass in diesem Berichtsjahr eine ganze Reihe interessanter Mitglieder der Evaluierungsgruppe bei der Begehung im Lesesaal der Forschungsbibliothek, 19. Januar 2 Jahresbericht 2012 Herder-Institut ven der Leibniz-Gemeinschaft“ (DigiPortA), in dem über 30.000 Porträts aus neun Leibniz-Archiven digital aufbereitet und insbesondere für biografische Forschungen in einem Verbund digital zur Verfügung gestellt werden. Sehr gut entwickelt hat sich auch das grenzüberschreitende Archivportal „Hereditas Baltica (HerBalt) – ,Virtueller Lesesaal‘ für baltisches Archivgut“ und das gemeinsam mit der Bayerischen Staatsbibliothek München und weiteren Instituten aus dem Bereich Osteuropa betriebene digitale Fachrepositorium „OstDok“, bei dem der Verlängerungsantrag erfolgreich war. Das Teilprojekt in der DFG-Forschergruppe „Gewaltgemeinschaften“ konnte in einer zweiten Laufzeit ebenso fortgesetzt werden wie das DFG-Projekt „Historischtopographischer Atlas schlesischer Städte“. Prof. Dr. Peter Haslinger und Dr. Anu-Mai Köll unterzeichnen eine Kooperationsvereinbarung Projekte begonnen bzw. eingeworben wurde: Im Mai startete ein großes internationales Vernetzungsprojekt zur Quellenedition Der Zweite Weltkrieg: Alltag unter deutscher Besatzung, gemeinsam mit der Universität Wuppertal und Partnern aus 15 europäischen Ländern. Ein großer Erfolg war auch die Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Medien und Interaktivität an der Justus-Liebig-Universität Gießen – unter dem Dach des LOEWE-Schwerpunkts „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ konnte im BMBF-Programm „Digital humanities“ das Projekt zu einem Bibliografieportal „GeoBib – Frühe deutsch- bzw. polnischsprachige Holocaust- und Lagerliteratur (1933-1949). Annotierte und georeferenzierte Online-Bibliografie zur Erforschung von Erinnerungsnarrativen“ erfolgreich eingeworben werden. Beteiligt ist das Herder-Institut darüber hinaus an zwei Projekten anderer Leibniz-Institute, die 2012 angelaufen sind – dem Projekt „Visual history. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“, das federführend vom Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam eingeworben wurde und sich mit den Standards und zentralen Forschungsfragen des Umgangs mit Bildquellen befasst, sowie dem vom Deutschen Museum in München aus konzipierten Projekt „Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archi- Entsprechend hat sich auch im Berichtsjahr gezeigt, dass das Herder-Institut ein begehrter Partner für Forschungs-, Erschließungs- und Infrastrukturprojekte geworden ist. Die erfolgreiche Tätigkeit des Herder-Instituts wäre ohne die Vielzahl von Institutionen und Personen nicht möglich, denen an dieser Stelle Dank gesagt werden soll. Zu danken ist zunächst allen öffentlichen und privaten Förderern, den Gremienmitgliedern und den Kooperationspartnern für die Unterstützung, das Interesse und das Vertrauen, mit denen sie die Tätigkeit des Instituts ermöglicht, gefördert und begleitet haben. Den staatlichen Zuwendungsgebern – vertreten durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien – danken wir für eine verlässliche und in den Bewirtschaftungsgrundsätzen erfreulich flexible institutionelle Förderung. Einer großen Reihe von Drittmittelgebern – neben den bereits Genannten unter anderem der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung, der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, der Dr.-WernerEmil-Maaß-Stiftung zur Förderung der ostdeutschen Genealogie und der M.C.A. Böckler – Mare Balticum-Stiftung – sei dafür gedankt, dass sie uns mit Projektförderungen dabei unterstützt haben, das Herder-Institut weiter als Gesprächs- und Kooperationspartner für und über Ostmitteleuropa bestens zu positionieren. Zu danken ist natürlich im Besonderen allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts für das große Engagement, mit dem sie auch im Jahr 2012 ihre Ideen realisiert, ihre Arbeitskraft in Beantragungsprozesse investiert, die internen Diskussionen vorangetrieben und externe Kontakte entwickelt haben. Ihre Leistungen und Rechenschaftslegungen bilden die Grundlage für diesen Tätigkeitsbericht. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 3 2. Profil und Aufgaben pekte der Entwicklung dieser Regionen zu dokumentieren. In diese Konstruktion wurden die dem Herder-Forschungsrat assoziierten Historischen Kommissionen für ehemals deutsche Regionen und Siedlungsgebiete im östlichen Europa einbezogen. Als Arbeitsinstrument richtete das Herder-Institut 1951 eine Forschungsbibliothek ein und betrieb seit 1952 ein für Westeuropa in diesem Umfang und Zuschnitt unikales Zeitungsarchiv mit einer eigenen Presseausschnittsammlung. Ebenfalls seit 1951 wurden aus Beständen unterschiedlichster Provenienz ein Bildarchiv, eine Karten- und eine Dokumentesammlung aufgebaut. Das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft wurde im April 1950 in Marburg auf Initiative des Johann-GottfriedHerder-Forschungsrats (HFR) gegründet und ist heute ein national wie international renommiertes Zentrum der internationalen historischen Ostmitteleuropaforschung. Mit seinen Arbeitsbereichen Wissensvermittlung, Dokumentation und Sammlungen unterstützt, organisiert und betreibt das Institut Forschungen zur historischen und kulturellen Entwicklung Ostmitteleuropas in den heutigen Grenzen Estlands, Lettlands, Litauens, Polens, Tschechiens, der Slowakei und der russischen Exklave Kaliningrad. Im Zentrum steht die Analyse der Wechselbeziehungen und Austauschprozesse in und mit Ostmitteleuropa vom Mittelalter bis in die Gegenwart, mit einem Schwerpunkt auf den Beziehungsgeflechten zum deutschsprachigen Raum und den deutschsprachigen Gruppen und Minderheiten Ostmitteleuropas. Ein weiteres zentrales Anliegen ist die vergleichende Betrachtung der Geschichte Ostmitteleuropas und seiner Nachbarregionen (v.a. Österreich, Ungarn, Belarus und westliche Ukraine) in einem gesamteuropäischen Vergleichskontext. Ebenso zentral ist die Reflexion über die medialen Grundlagen der Vermittlung von Kenntnissen über Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas. In seinen ersten Jahren diente das Herder-Institut als Begegnungsstätte einer Gruppe von Geistes- und Sozialwissenschaftlern, deren biografische und akademische Wurzeln in Gebieten jenseits der späteren Oder-Neiße-Grenze lagen. Diese Gruppe verfolgte mit ihren sehr unterschiedlichen Biografien (zumal aus den Jahren des Nationalsozialismus) den Ansatz, die Beschäftigung mit Ostmitteleuropa in der Bundesrepublik Deutschland unter den neuen politischen Rahmenbedingungen fortzusetzen und die deutschen As- 4 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Die Arbeit des Instituts hatte infolge der politischen (Ostpolitik, Umbruch von 1989) und wissenschaftlichen Veränderungen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen den 1960er und 1990er Jahren unterschiedliche, teils auch krisenhafte Phasen zu durchlaufen. Ein Meilenstein war 1977 die Übernahme des Herder-Instituts in die gemeinsame Forschungsförderung des Bundes und der Länder gemäß Art. 91b des Grundgesetzes („Blaue Liste“); entsprechend ist das Institut seit 1997 auch Mitglied der aus der „Blauen Liste“ hervorgegangenen Leibniz-Gemeinschaft. Einschneidend für das Selbstverständnis und die Entwicklung der weiteren Aktivitäten war die Herauslösung aus der Trägerschaft des Herder-Forschungsrats zum 1. Januar 1994. Diese transformierte das Herder-Institut in eine rechtlich verselbständigte wissenschaftliche Serviceeinrichtung für die internationale Ostmitteleuropaforschung, verbunden mit einem Prozess grundlegender Erneuerung. So erfolgten eine programmatische Neuausrichtung und Konzentration des Aufgabenprofils auf historische Fragestellungen sowie eine entschlossene Öffnung und Internationalisierung. Zentrale Punkte der neuen Entwicklungsstrategie waren zum einen der umfassende Ausbau der Partnerschaften zu ostmitteleuropäischen Universitäten und Einrichtungen, zum anderen die offensive Nutzung der aufkommenden neuen Medien. Heute finanzieren das Sitzland Hessen und das seit 1998 auf Bundesseite zuständige Ressort des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien (heute: für Kultur und Medien, BKM) gemeinsam mit den übrigen Bundesländern die Institutsarbeit. Das Herder-Institut ist eine Institution der wissenschaftlichen Infrastruktur. Die in den Sammlungen des Instituts bereitgehaltenen Materialien bilden den Ausgangspunkt für eigene Forschungen, die Erstellung von Hilfsmitteln und Wissensportalen für die Forschung und eine entsprechend vielfältige wissenschaftliche Infrastruktur. Grundlage und erster Schwerpunkt der Tätigkeit des Instituts sind dabei seine umfangreichen und unikalen Sammlungen, die in Zukunft weiter ausgebaut, erschlossen und digital der Fachwelt und interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Sie umfassen eine Forschungsbibliothek zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas mit derzeit rund 455.000 Bänden, einschließlich einer der Forschungsbibliothek zugeordneten Zeitungssammlung, in der seit 1952 Tages- und Wochenzeitungen aus Ostmit- Gäste vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz im Studiensaal der Wissenschaftlichen Sammlungen Joybrato Mukherjee, Helge Braun, Peter Haslinger und Henning Lobin bei der Übergabe des Bewilligungsbescheids für das Kooperationsprojekt zur Holocaust- und Lagerliteratur teleuropa archiviert und für den Zeitraum bis 1998 in einer systematischen Ausschnittsammlung ausgewertet worden sind. Daneben unterhält das Institut ein Bildarchiv mit Bildträgern aller Art, insbesondere zur Topografie sowie Kunst- und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas (derzeit ca. 575.000 Einheiten), eine Kartensammlung mit rund 37.500 Kartenblättern, ca. 1.200 Altkarten und etwas über 6.300 Luftbildaufnahmen aus den Jahren zwischen 1942-1945. Schließlich befindet sich am Herder-Institut eine umfangreiche Dokumentesammlung mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte des Baltikums, bestehend aus Nachlässen, Familienarchiven, Einzelarchivalien usw. sowie verfilmten Archivalien (derzeit ca. 1.400 laufende Regalmeter). Institutsarbeit überprüft und gegebenenfalls neu justiert werden. In den Jahren ab 2013 werden dabei folgende Perspektiven die Forschungs- und Infrastrukturleistungen des Instituts bündeln, seine Funktion als internationales Forum zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas stärken und neue Kooperationsperspektiven im nationalen wie internationalen Umfeld eröffnen: ■ ■ ■ ■ Im Zuge der Neudefinition des Infrastrukturauftrags durch die Leibniz-Gemeinschaft gewährleistet das HerderInstitut damit eine synergetische Verbindung zwischen Forschungstätigkeit, Infrastrukturaufbau und Dienstleistungsfunktionen. Darüber hinaus bildet die Kombination aus verschiedensten Medienarten, die vielfach unikale Materialien umfassen, und deren digitale Erfassung sowie Präsentation heute einen weiteren Kern der Institutsarbeit. Entsprechend sind die Leitziele des Herder-Instituts ■ ■ ■ ■ die Bereitstellung, Erweiterung, Erschließung und Konservierung von anderenorts nicht verfügbaren Spezialsammlungen für die historische Ostmitteleuropaforschung die Durchführung eigener programmgebundener Forschung die Förderung des Wissenschaftsdiskurses und Wissenschaftstransfers in seinem Arbeitsgebiet auf nationaler und transnationaler Ebene und die Bereitstellung grundlegender Hilfs- und Arbeitsmittel für die Forschung. Durch „Projektleitende Perspektiven“ sind für die Dauer von jeweils vier Jahren institutsübergreifend thematische Felder definiert, die nach dieser Zeit vom Wissenschaftlichen Beirat auf ihre Tragfähigkeit und Relevanz für die ■ Sammeln, Bewahren und Vermitteln bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Raum, Region, Stadt, Umwelt politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit. Beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit bietet darüber hinaus die 2006 vertraglich vereinbarte, seit der gemeinsamen Berufung des neuen Direktors 2007 immer engere Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen. So stärkt die Kooperation mit universitären Strukturen, vor allem mit dem seit 2006 bestehenden regionalwissenschaftlichen Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo), dem Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) und dem International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC), nachhaltig die Institutsaktivitäten auch im Bereich von Wissensvermittlung unter Nutzung moderner Medien. Jedoch auch deutschlandweit konnten die Kooperationen deutlich befördert werden. Die vom Herder-Institut 2010 initiierten „Vernetzungstreffen der außeruniversitären Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen der historisch-kulturwissenschaftlichen Ostmitteleuropaforschung“ wurden auch im Berichtsjahr fortgesetzt. Mit dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig konnten im März 2012 bei einem Gegenbesuch in Leipzig die Kooperationsgespräche fortgeführt werden, wobei thematische und infrastrukturelle Überschneidungsbereiche, Wege zum verstärkten personellen Austausch Jahresbericht 2012 Herder-Institut 5 Die Evaluierungsgruppe bei der Sammlungspräsentation im Lesesaal der Forschungsbibliothek Die Evaluierungsgruppe im Gespräch mit Peter Haslinger, 19. Januar und ein Maßnahmenkatalog zur Vertiefung der wechselseitigen Beziehungen besprochen wurden. Ein erster gemeinsamer Projektantrag ist derzeit in Vorbereitung und soll im März 2013 eingereicht werden (Vernetzungsprojekt „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“, gemeinsam mit dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg). ist (Historische Authentizität, Krisen in einer globalisierten Welt, Science 2.0). Nicht zuletzt war das Herder-Institut gemeinsam mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschungen der Polnischen Akademie der Wissenschaften federführend tätig bei der Kooperationstagung zwischen der Leibniz-Gemeinschaft und der Polnischen Akademie der Wissenschaften, die unter dem Titel „Potenziale und Herausforderungen – die Geistes-, Kultur-, Bildungs- und Gesellschaftswissenschaften im deutsch-polnischen Kontext“ Anfang September 2012 in Wierzba, Masuren, stattfand und im kommenden Jahr seine Fortsetzung finden soll. Auch im vergangenen Jahr suchte das Herder-Institut eine intensive Kooperation mit Instituten der Leibniz-Gemeinschaft über gemeinsame Projektzusammenhänge. Vor allem über Vernetzungsprojekte des SAW-Verfahrens im Bereich des Paktes für Forschung und Innovation konnte diese Strategie erfolgreich umgesetzt werden (bisher mit dem Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig, dem Institut für Wissensmedien Tübingen, dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung Braunschweig, dem Institut für Deutsche Sprache Mannheim, dem Institut für Zeitgeschichte Berlin/München, dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und dem Deutschen Museum München). Diese Strategie gilt es in Zukunft auch in Richtung der Forschungsmuseen verstärkt weiter zu verfolgen. Hierzu dienen auch die 2012 durch die Leibniz-Gemeinschaft beschlossenen Leibniz-Forschungsverbünde, bei denen das Herder-Institut dreimal beteiligt 6 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Auch all die weiteren Aktivitäten sollen in Zukunft noch ausgebaut und intensiver miteinander vernetzt werden. Als Ergebnis der Neuorientierung der Institutsarbeit seit den 1990er Jahren kann daher das Herder-Institut heute als eine der weltweit führenden Stätten der historischen Ostmitteleuropaforschung und als unverzichtbare Einrichtung der wissenschaftlichen Infrastruktur bezeichnet werden. Dies ist Auftrag und Perspektive zugleich, nicht zuletzt in einer sich wissenskulturell und medial immer rascher verändernden Welt. Diese Entwicklungen werden auch in Zukunft Eingang finden in ein neues Verständnis der Vermittlungsfunktion des Herder-Instituts im Wissenschaftsdiskurs zwischen Ostmitteleuropa, Deutschland sowie dem Westen Europas und der Welt. Forschungsbibliothek Wissenschaftliche Sammlungen Wissenschaftsforum Wissenschaftstransfer 3. Forschungsbibliothek Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Lesesaal der Forschungsbibliothek Ausleihtheke der Forschungsbibliothek Freihandbestand im Lesesaal Die Forschungsbibliothek besteht seit dem Jahre 2011 aus den Arbeitsbereichen Bibliothek, Bibliotheksbezogene Fachportale, Bibliografieportal und Zeitungsarchiv. virtueller Fach- und Informationsangebote und erarbeitet gegenwärtig unter besonderer Berücksichtigung der Frage der Langzeitverfügbarkeit eine Strategie für ihre zukünftigen Aktivitäten im Bereich der Digitalisierung. Schwerpunkte bei den bereits laufenden Digitalisierungsarbeiten der Bibliothek sind unikale Manuskripte und Musikalienfilme im Bestand der Bibliothek, die Bestandsergänzung durch die unter urheberrechtlichen Gesichtspunkten unkritische Digitalisierung vergriffener Jahrbücher und sonstiger Periodika, die Bereitstellung von Kopien für die elektronische Kopienfernleihe im Rahmen des HeBISVerbundes sowie die kooperative Kataloganreicherung (Zugänglichmachung von Inhaltsverzeichnissen u.Ä. im elektronischen Katalog). Zudem arbeitet sie an den großangelegten Retrodigitalisierungsprojekten im Rahmen des Fachrepositoriums OstDok sowie an entsprechenden Aktivitäten anderer Einrichtungen (z.B. Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg) aktiv mit. 3.1 Bibliothek Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Die Bibliothek des Herder-Instituts sammelt Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, CD-ROMs, CDs, DVDs, elektronische Ressourcen, Videos, Schallplatten und Noten. Sie bietet mit derzeit rund 455.000 Bänden und 1.645 laufenden Periodika einen der umfangreichsten und qualitativ bedeutendsten Bibliotheksbestände zur Geschichte, Kultur und Landeskunde Ostmitteleuropas außerhalb dieses Raums. Im Einklang mit entsprechenden Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats des Herder-Instituts übernimmt sie als exzellente Forschungs- und Spezialbibliothek eine wichtige Funktion in der überregionalen Literaturversorgung. Zu diesem Zweck werden der Bibliothek aus dem Institutshaushalt (Aufwuchs im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation) zusätzliche Mittel für den Erwerbungsetat zur Verfügung gestellt. Der Bibliotheksbestand wird mit dem Anspruch auf größtmögliche Vollständigkeit auch im Bereich der schwer beschaffbaren (sog. „grauen“) Literatur kontinuierlich erweitert. Die Bibliothek ist darüber hinaus beteiligt am Aufbau 8 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Bestandserweiterung Die Bestandserweiterung erfolgte auch im Jahr 2012 über Kauf, Tausch und die gezielte Einwerbung von relevanten Geschenken. Beim Kauf wurde wie üblich besonderer Wert darauf gelegt, die Medien im Interesse der Nutzer/innen möglichst schnell und zu günstigsten Konditionen zu erwerben. Für die Bibliothek stellt der Tausch institutseigener sowie speziell zu diesem Zweck erworbener Publikationen anderer Verlage gegen einschlägige Publikationen der Tauschpartner gerade bei Veröffentlichungen außerhalb des Buchhandels nach wie vor eine wichtige und unerlässliche Erwerbungsform dar, die dank zusätzlicher personeller Ressourcen in diesem Bereich sogar noch weiter ausgebaut werden konnte. Dies ermöglicht eine schnellere Bearbeitung von Tauschangeboten anderer Bibliotheken und erhöht dadurch die Zahl der eingeworbenen Tauschgaben ganz wesentlich. Die Bibliothek stärkt durch ihre unterschiedlichen Tauschaktivitäten darüber hinaus die Stellung des deutschen wissenschaftlichen Buches im Ausland und die Zugänglichkeit wichtiger geschichtswissenschaftlicher Spezialliteratur auch in insbesondere ostmitteleuropäischen Bibliotheken mit geisteswissenschaftlicher Ausrichtung, die diese sonst aus Etatgründen nicht erwerben könnten. Bereits seit einiger Zeit betätigt sich die Bibliothek auf dem Gebiet der Einbindung von für ihr Sammelgebiet relevanten elektronischen Volltexten (in der Regel pdf-Dateien) in den elektronischen Bibliothekskatalog (einschl. ihrer sachlichen Erschließung) und beteiligt sich seit 2011 an der kooperativen und urheberrechtlich unkritischen Kataloganreicherung mit Inhaltsverzeichnissen, Titelbildern und Ähnlichem im HeBIS-Verbund. Aus rechtlichen Gründen nur für Nutzer/innen innerhalb des Herder-Instituts zugänglich sind die einschlägigen elektronischen Angebote, die als Nationallizenzen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft erworben wurden. Bestandserschließung Da zahlreiche Institutionen und Einzelpersonen großen Wert darauf legen, mit ihren Publikationen in der zentralen deutschen Forschungsbibliothek zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas vertreten und durch deren sehr zügige Einarbeitung in den Bestand schnell weltweit elektronisch recherchierbar zu sein, konnte erneut eine erhebliche Zahl von relevanten und qualitativ hochwertigen Publikationen als Geschenk eingeworben werden. Das quantitative Verhältnis der drei Erwerbungsformen zueinander betrug im Berichtsjahr: Kauf 40,7 %, Geschenk 35,2 % und Tausch 24,1 %. Insgesamt wurden Medien im Wert von rd. 172.000 € erworben, wobei auf die Zeitungssammlung Ausgaben in Höhe von rd. 5.900 € entfielen. In der Zeitungssammlung wurden im Jahr 2012 35 Zeitungen laufend bezogen. Die Bibliothek verzeichnete im Berichtsjahr dank umfangreicher Schenkungen und des weiter intensivierten Tausches einen Bestandszuwachs von 12.790 Bänden. Für externe Buchbinderarbeiten wurden rd. 11.500 € verausgabt, wobei dank der Beschäftigung eines als Buchbinder ausgebildeten Mitarbeiters weiterhin zunehmend Arbeiten im Hause selbst erledigt werden können, was sich unter konservatorischen, finanziellen und Nutzungsgesichtspunkten sehr bewährt. Zu Tauschzwecken wurden der Bibliothek außerdem Publikationen des Verlags Herder-Institut im Wert von 13.516 € zur Verfügung gestellt. Bibliotheksführung für die Sommerakademie Die Bibliothek des Herder-Instituts beteiligt sich am hessischen Bibliotheksverbund (HeBIS), an der zentralen deutschen Zeitschriftendatenbank (ZDB) und über den HeBIS-Verbund am weltweiten Nachweisinstrument von Bibliotheksbeständen „WorldCat“. Dadurch ist gewährleistet, dass ihre Bestände, die mit Hilfe der bibliothekseigenen Systematik unter lokalen, biografischen und thematischen Gesichtspunkten sachlich differenziert erschlossen werden, in einer elektronisch weltweit zugänglichen Form nachgewiesen sind. Die Bibliothekssystematik und ihre Register (Sachregister sowie orts- und personenkundliche Register) werden soweit nötig laufend aktualisiert und die Einführung einer weitergehenden „geführten Suche“ wird vorbereitet. Langfristiges Ziel dieser Arbeiten ist eine georeferenzierte Präsentation der in der Systematik erfassten Orte/Landschaften sowie eine noch stärkere Verknüpfung mit der bundesweit gepflegten Gemeinsamen Normdatei (GND), an der die Forschungsbibliothek mit der höchsten Redaktionsstufe mitarbeitet. Der dadurch entstehende Datenbestand wird bei allen neu erworbenen Monografien über Personen im OPAC sichtbar eingebunden, was wiederum als eine wichtige Vorarbeit für das am HerderInstitut entstehende Zentrale Personenregister im Rahmen des Fachinformationsangebots zu betrachten ist. Durch intensive Anstrengungen der Bibliothek sowie dank der in den Vorjahren erfolgten projektbezogenen Förderung durch BKM und HMWK ist die Retrokatalogisierung, also die nachträgliche Eingabe der Altbestände in den elektronischen Katalog, für monografische Veröffentlichungen mittlerweile abgeschlossen worden, es erfolgt allerdings noch eine abschließende Kontrolle an den noch vorhandenen konventionellen Kartenkatalogen, um eine hundertprozentige Erfassung aller in der Bibliothek vorhandenen Medien (insbesondere Zeitschriften und Schriftenreihen) im elektronischen Katalog sicherzustellen. Darüber hinaus wurden im Berichtsjahr die Katalogisierung und Erschließung der drei von den Baltischen Ritterschaften als Deposita übernommenen Bibliotheken, eines durch Kauf erworbenen umfangreichen Bestandes an Samizdat-Publikationen (sog. „drugi obieg“) aus Polen (Slg. Urbańczyk) sowie weiterer Bibliotheksübernahmen fortgesetzt. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 9 Für die Bibliothek im Hinblick auf ein angestrebtes Projekt zur Tiefenerschließung von besonderer Bedeutung ist die zunächst befristete Einstellung einer ausgebildeten Musikbibliothekarin, die die Ordnungs-, Erschließungs-, Katalogisierungs- und Umsignierarbeiten in der Musiksammlung der Bibliothek fortsetzte. Durch Höhergruppierung einer bereits vorhandenen Stelle war es zum 1.03.2012 außerdem möglich, die neue Funktion einer Leitung des Arbeitsbereichs Katalogisierung zu schaffen. Benutzung Die Benutzung der Bestände der Bibliothek durch in- und ausländische Wissenschaftler/innen, Studierende und sonstige interessierte Personen erfolgt vor Ort und im Rahmen der Fernleihe (Direktausleihe, Online-Fernleihe, konventionelle Fernleihe oder internationale Fernleihe). Das elektronische Ausleihsystem ermöglicht es, sich jederzeit im Internet über die tatsächliche Verfügbarkeit der jeweiligen Medien zu informieren, und versetzt die Nutzer/innen außerdem in die Lage, ihr Ausleihkonto einzusehen, Bücher und Zeitschriften auf elektronischem Wege zu bestellen, vorzumerken oder auch zu verlängern. Die elektronische Ausleihe ist darüber hinaus eine Voraussetzung für die enge bibliothekarische Zusammenarbeit zwischen dem Ausstellung von Friedericiana anlässlich der Lesung zu Friedrich II. 10 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Ausstellung zu Wisława Szymborska aus den Bibliotheksbeständen Herder-Institut und dem Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo) sowie der Universitätsbibliothek Gießen. Eine vergleichbare Zusammenarbeit mit dem Ziel einer privilegierten Medienbereitstellung für das Imre Kertész Kolleg an der Friedrich-Schiller-Universität Jena besteht seit 2011 und wurde mit großem Erfolg fortgeführt. Im Berichtsjahr war die Bibliothek an 247 Tagen jeweils neuneinhalb Stunden für die Benutzung vor Ort zugänglich. Die Zahl der Präsenznutzungen durch Externe lag mit 2.087 allerdings unter der der Vorjahre. Gleichzeitig nahmen die Ausleihen wie auch die täglich per Brief, E-Mail oder Telefon eingehenden Anfragen zum Bibliotheksbestand bzw. Bitten um wissenschaftliche Auskünfte aber deutlich zu. Zusätzlich propagiert die Forschungsbibliothek durch die Teilnahme von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an bibliothekarischen und fachwissenschaftlichen Veranstaltungen, die Lehre an der Justus-LiebigUniversität Gießen (Dr. Lipinsky/Dr. Warmbrunn: Übung „Medien- und Informationskompetenz für Historiker/innen – Datenbanken, Wissensportale, Online-Ressourcen“) und durch Führungen für Studierende insbesondere der Universitäten Gießen und Marburg sowie zahlreiche weitere Besuchergruppen intensiv ihre einzigartigen Bestände und macht auf die hohe Servicequalität vor Ort wie auch für die auswärtige Benutzung aufmerksam. Der Wahrnehmung der Bibliothek im virtuellen Raum dienten u.a. ihre Foyer der Forschungsbibliothek Beteiligung am Facebook-Auftritt des Instituts sowie ein Podcast mit einem ausführlichen Interview mit der Bibliotheksleitung. Im Vorfeld der Evaluierung des Herder-Instituts im Januar 2012 wurden im Katalog- und Lesesaal der Bibliotheken umfangreiche Räum- und Erneuerungsarbeiten durchgeführt, die wesentlich zu einer klareren Trennung der beiden Bereiche geführt haben. Gedruckte Bibliografien finden sich nun systematisch im Katalogsaal, Lesesaal, Handbücher und sonstige Überblicksdarstellungen im Lesesaal. Das Platzproblem der Bibliothek wie auch der übrigen Sammlungen des Herder-Instituts machte auch 2012 zusätzliche Auslagerungen von Bibliotheksbeständen notwendig, die aber jeweils so durchgeführt wurden, dass die Einschränkungen bei ihrer Benutzung so gering wie möglich gehalten wurden. Gleichwohl sind diese Auslagerungen ebenso wie die Lagerung eines Teils des Bibliotheksbestandes in klimatisch ungünstigen Kellerräumen unter konservatorischen Aspekten völlig unbefriedigend und müssen baldmöglichst abgestellt werden. Eine Lösung wird hier allerdings erst der Anbau an den Magazinturm mit sich bringen, der zwischen 2013 und 2015 realisiert werden wird. Auch im Hinblick auf die Einbindung der Forschungsbibliothek in die Stadt Marburg und die umliegende Region ist schließlich auf die zahlreichen Praktikantinnen und Praktikanten hinzuweisen, die im Rahmen von Schulpraktika, studienbegleitenden Pflichtpraktika, Praxisphasen im Rahmen des Studiums der Bibliotheks- und Informationswissenschaft sowie im Rahmen von Maßnahmen zur beruflichen Wiedereingliederung in der Bibliothek tätig waren. weit über 100 Besucherinnen und Besucher und war damit sicherlich eine der meistbesuchten Veranstaltungen in den Räumlichkeiten des Herder-Instituts überhaupt. Aber auch die übrigen Lesungen zur polnischen Literatur, zu Alltagserfahrungen in einem ostpreußischen Dorf, aus einem im Ghetto Litzmannstadt verfassten Tagebuch sowie aus dem Buch Friedrich II. zwischen Deutschland und Polen von Prof. Hans-Jürgen Bömelburg erzielten jeweils großes Publikumsinteresse und breite Resonanz beim Publikum und in der örtlichen Presse. Der Lesesaal der Bibliothek wurde in diesem Zusammenhang mit einem Beamer und einer fahrbaren Leinwand ausgestattet. 3.2 Zeitungsarchiv Leitung: Dr. Jan Lipinsky Das Zeitungsarchiv des Herder-Instituts gliedert sich in Zeitungssammlung und Zeitungsausschnittarchiv. Beide zusammen erstrecken sich über ca. 2,6 Regalkilometer. Davon entfallen auf die Zeitungssammlung rund 1 Regalkilometer gebundene oder gebündelte Zeitungen im Großformat in rund 12.700 Bänden und 250 Rollfilmen. Von den 713 Zeitungstiteln sind 236 in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) als unikal nachgewiesen. Rund 30 Zeitungsabonnements, mit einem Schwerpunkt auf der Minderheitenpresse Ostmitteleuropas, werden als wichtiges Element der überregionalen Literaturversorgung fortgeführt. Ein neues Angebot der Forschungsbibliothek gerade auch für die breitere Öffentlichkeit waren zudem insgesamt fünf Lesungen, die in der Regel im Lesesaal der Bibliothek stattfanden. Eine Lesung von Klaus-Dieter Spangenberg aus seinem Buch Die Rechnung bitte! – Damals im Café Spangenberg, die im umgebauten Vortragsbereich des Instituts und damit im ehemaligen Schlosscafé stattfand, zählte Das in den Jahren 1952 bis 1999 aktiv auf- und ausgebaute Zeitungsausschnittarchiv, das den gesamten ostmitteleuropäischen Raum vergleichend umfasst und einheitlich systematisch erschließt, kann als einmalige Dokumentation des „Experiments Sozialismus“ in Ostmitteleuropa und seiner Wahrnehmung im Westen gelten. Es belegt rund 1,6 Regalkilometer und enthält für die Nachkriegsjahre ca. 5 Mio. systematisch archivierte Zeitungsausschnitte in 15.200 Ordnern, 640.000 Mikrofiche-Aufnahmen, 160 Mikrofilme und wird ergänzt durch eine Spezialsammlung zur Zwischenkriegszeit. Diese vielfach für zeithistorische Forschungen genutzte Sammlung wurde im Berichtszeitraum durch die weitere Einarbeitung eines in den letzten Lesung von Ingo Loose aus dem Tagebuch von Jakub Poznański aus dem Ghetto Litzmannstadt Ausgelagerte Teile der Zeitungssammlung auf dem Marburger Tannenberg Jahresbericht 2012 Herder-Institut 11 Jahren erworbenen privaten Zeitungsausschnittarchivs primär für die 1940er Jahre retrospektiv ergänzt. Das im Vorjahr erhaltene, im Zeitraum 1952 bis 1990 entstandene Presseausschnittarchiv des Deutschen Instituts für Zeitgeschichte der DDR (später Institut für Internationale Politik und Wirtschaft der DDR) wurde im Berichtszeitraum nach Regionen sortiert und zugänglich im Außenlager auf dem Marburger Tannenberg aufgestellt. Wegen zu hoher Luftfeuchtigkeit musste dafür der komplette Bestand aus einem Container in eine Halle umgeräumt werden. Dieses Archiv dokumentiert, mit einem Schwerpunkt auf der UdSSR und Südosteuropa, für die Länder Polen, Tschechien und Baltikum gleichsam eine Parallelüberlieferung aus kommunistischer ideologischer Sicht zu den im Institut vorhandenen Presseausschnitten. Der in Archivkartons verpackte Bestand ist über eine ACCESS-Datenbank und online als PDF recherchierbar. Die seit den Umbauarbeiten in der Behring-Villa im Jahr 2010 ebenfalls provisorisch auf den Tannenberg ausgelagerten Teile der Zeitungssammlung wurden im Berichtsjahr regelmäßig genutzt, so dass durchschnittlich einmal pro Woche Bände von dort für den Lesesaal oder die Fernleihe geholt werden mussten. Die übrige Zeitungssammlung ist für die Präsenznutzung leichter zugänglich, da sie weiterhin in Institutsräumen auf dem Schlossberg lagert, die aber zum Teil klimatisch unzureichend sind. Mit der inhaltlichen Erschließung einer Sammlung mikroverfilmter Presseausschnitte zur polnischen Außen- und Innenpolitik der frühen Nachkriegszeit, die die im HerderInstitut mit den 1950er Jahren einsetzende Auswertung retrospektiv ergänzt, konnte im Berichtszeitraum begonnen werden. Die ersten knapp 20 Filme sind nun ebenfalls über die ACCESS-Datenbank recherchierbar, die perspektivisch Informationen über das gesamte Zeitungsarchiv enthalten und künftig auch online zugänglich sein soll. Die bisher erschlossenen Filme enthalten beispielsweise Ausschnitte ab dem Jahr 1946 zu Themen wie polnischer Film, polnische Politiker, Warschauer Aufstand, kommunistische Sicht auf die polnische Geschichte, wie etwa den Zweiten Weltkrieg oder den polnischen Untergrundkampf. Als Ergebnis der LOEWE-Rotation von Dr. Jan Lipinsky, der sich in dieser Zeit mit Möglichkeiten und Grenzen einer Digitalisierung der Zeitungsausschnittsammlung beschäftigte, konnte im Vorjahr die in Kooperation mit der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V. (Berlin) programmierte Datenbank digitalisierter Presseausschnitte online gestellt werden. Sie ermöglicht die einfache Suche nach Personen, Zeitungsname, Autorenschaft und Datum. Die kombinierte Suche ist in Planung. Ziel ist es, die bisher nur über Aktenordner zugänglichen Ausschnitte möglichst komfortabel online durchsuchen zu können. Als Pilotprojekt wurde der am häufigsten benutzte Bestand P 0301 (insgesamt 186 Ordner) des Personenarchivs, das insgesamt ca. 4.650 Ordner mit ca. 1,5 Millionen Ausschnitten umfasst, ausgewählt. Dieser Bestand P 0301 enthält, alpha- 12 Jahresbericht 2012 Herder-Institut betisch nach Nachnamen sortiert, Presseausschnitte zu deutschen Personen, die (überwiegend bis zum Jahr 1945) Bezüge zum heute polnischen Raum hatten bzw. zu deutschen Vertriebenen aus diesem Raum. Die ersten 46 Ordner (Buchstaben A-F) liegen digitalisiert vor. Im Berichtszeitraum konnte nun die Datenbank um 13 Ordner auf nunmehr 20 Ordner (Buchstaben A – Brau) oder insgesamt ca. 5.000 Ausschnitte erweitert werden, die nach ihrer vollständigen Erfassung und groben OCR-Erkennung online durchsuchbar sind. Wegen des geltenden Urheberrechts ist die Datenbankrecherche allerdings nur innerhalb des Herder-Instituts und innerhalb der OCR-erkannten Texte möglich; sie wird von Stipendiatinnen und Stipendiaten des Instituts bereits intensiv genutzt. 3.3 Bibliografieportal zur Geschichte Ostmitteleuropas Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Das Bibliografieportal zur Geschichte Ostmitteleuropas beschäftigt sich mit der Bereitstellung und Weiterentwicklung seines elektronischen Online-Recherchesystems für die gesamte wissenschaftlich relevante Literatur zur Geschichte Ostmitteleuropas. Die in der Vergangenheit erfolgte Erstellung gedruckter Jahresbibliografien zur Geschichte einzelner ostmitteleuropäischer Landschaften wird auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats des Herder-Instituts bis auf die Bibliographie zur Geschichte Schlesiens nicht fortgeführt. Die zugrunde liegende einheitliche Materialsammlung erfolgt im Rahmen eines arbeitsteilig organisierten Kooperationsverbundes, in dem unter Leitung des Herder-Instituts Partnerinstitutionen in Deutschland, Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Litauen zusammenarbeiten. Die bisherigen Absprachen sehen vor, dass die Partnerinstitute jeweils die in Ostmittelund Osteuropa erscheinenden Titel, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Herder-Instituts sowie externe deutsche Kooperationspartner die in Westeuropa und Übersee erscheinende Literatur erfassen. Dazu werden gegenwärtig Zukünftig werden die bibliografischen Daten in den Hessischen Bibliotheksverbund integriert 17.864 (Ende 2011: 17.400) sowie Sachen 3.023 (Ende 2011: 2.980). 3.4 Bibliotheksbezogene Fachportale Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Screenshot der estnischen Einstiegsseite des Bibliografieportals im Herder-Institut etwa 850 laufende westeuropäische und nordamerikanische Periodika ausgewertet. Fast doppelt so viele osteuropäische Zeitschriften und Reihenwerke werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Partnerinstitute bearbeitet. Die elektronischen Datenbestände für jeweils ein Berichtsjahr werden mit den Kooperationspartnern ausgetauscht und die nach Marburg gelieferten Titel in die Literaturdatenbank des Herder-Instituts integriert. Die bibliografische Arbeit am Herder-Institut wird seit Mitte 2011 auf Grund der durch interne und externe Gremien beschlossenen Reorganisation der Institutsstruktur nunmehr im Rahmen des neuen Arbeitsbereichs „Bibliografieportal“ innerhalb der Forschungsbibliothek fortgeführt. Diese Umstrukturierung wurde von der Evaluierungskommission im Jahre 2012 noch einmal ausdrücklich begrüßt. Im Berichtsjahr wurden die Vorbereitungen für die Migration der bisherigen Allegro-Datenbank in den hessischen HeBIS-Verbundkatalog sowie die Bemühungen um eine die angestrebte Migration berücksichtigende Neufassung und Erweiterung der Kooperationsvereinbarungen mit den externen Partnern fortgesetzt. Der Schwerpunkt der Arbeit in dieser Übergangsphase lag in der Integration der Daten der Kooperationspartner, der Redaktion der Bibliografie für die Schlesische Geschichte für das Berichtsjahr 2003 und der Erfassung des bibliografischen Materials für die schlesische Geschichte für das Berichtsjahr 2010. Außerdem wurde die Integration der biografischen Daten des Bibliografieportals in das unter Leitung der Forschungsbibliothek im Aufbau befindliche Zentrale Personenregister des Herder-Instituts vorbereitet. Die Forschungsbibliothek des Herder-Instituts hat sich in den vergangenen Jahren immer stärker zu einem Kooperations- und Ansprechpartner für Projekte im Bereich virtueller Bibliotheks- und Informationsangebote entwickelt. Dies betraf zunächst die Zusammenarbeit mit den Virtuellen Fachbibliotheken Osteuropa (ViFaOst) bzw. Ostseeraum und Nordeuropa (vifanord) einschließlich der Erfassung und Erschließung von relevanten Internetressourcen (OstNet, ViFaOst, historicum.net). Die durch das HerderInstitut bereitgestellten und von der Forschungsbibliothek verantworteten sieben Länderportale in historicum.net sind online zugänglich und die Erfassung von Internetressourcen für das Modul „OstNet“ der ViFaOst im Rahmen von AcademicLinkShare wurde weiterhin durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert. Eine besonders personal- und arbeitsintensive Herausforderung bildet hier, neben der laufenden Ermittlung neuer relevanter Ressourcen, die ständige Überprüfung der bereits vorhandenen Einträge auf ihre Konsistenz, Relevanz und Verfügbarkeit. Seit 2009 werden diese unterschiedlichen Aktivitäten durch die Mitarbeit bei dem neuen Fachrepositorium für Osteuropastudien (OstDok) ergänzt (Projektpartner: Bayerische Staatsbibliothek, Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg und Collegium Carolinum). Ein Fortsetzungsantrag für eine weitere DFG-Förderung wurde im Berichtsjahr eingereicht und zwischenzeitlich bewilligt. In der zweiten Förderphase soll neben der Retrodigitalisierung weiterer Publikationen des Herder-Instituts vor allem die Propagierung genuin elektronischen Publizierens durch neue und anspruchsvolle wissenschaftliche Reihen sowie durch spezifische, themenbezogene Angebote fortgesetzt werden. Im Rahmen der internationalen Kooperation gab das Historische Institut in Vilnius 2012 einen Band der Bibliografie zur litauischen Geschichte heraus, der auf der Basis gemeinsamer Erhebung und Bearbeitung entstand. Die Datenbank wies zum Ende des Berichtsjahres rund 666.500 (Ende 2011: 621.000) Literaturtitel nach. Hinzu kamen 71.618 Stammsätze (Ende 2011: 68.300), und zwar für Personen 50.731 (Ende 2011: 47.920), Geographica Das Herder-Institut ist Partner beim Fachrepositorium OstDok für die Ostmitteleuropawissenschaften Jahresbericht 2012 Herder-Institut 13 4. Wissenschaftliche Sammlungen Leitung: Dr. Dietmar Popp In der Abteilung Wissenschaftliche Sammlungen sammelt, archiviert und bewahrt das Herder-Institut wertvolle und meist einzigartige Bestände des ostmitteleuropäischen Kulturerbes. Dabei handelt es sich um drei Bereiche: das Bildarchiv mit Bildträgern aller Art, insbesondere zur Topografie sowie zur Kunst- und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas (derzeit ca. 575.000 Einheiten), die Kartensammlung mit rund 37.500 Kartenblättern, ca. 1.200 Altkarten sowie 6.300 Senkrechtluftaufnahmen aus den Jahren 1942-1945 sowie die Dokumentesammlung, die klassische Archivalien in Form von Familienarchiven, Nachlässen und Einzelarchivalien sowie Sondersammlungen (zusammen etwa 1.400 lfd. Regalmeter) aufbewahrt. Neben der sachgerechten Konservierung und Bewahrung der zum großen Teil unikalen Dokumente bilden die systematische Erweiterung nach definierten Erwerbungskonzepten, die datenbankgestützte inhaltliche Erschließung und die Vermittlung der Bestände an die Nutzerinnen und Nutzer auf verschiedensten Wegen die entscheidenden Aufgaben der Abteilung. Nutzungen Die Sammlungen und Infrastrukturleistungen der Abteilung wurden im Berichtszeitraum durch 930 Präsenznutzungen (davon 632 in der Dokumentesammlung) sowie von 7.267 externen Interessentinnen und Interessenten (Rechercheaufträge, Bestellungen, Auskünfte) in Anspruch Sammlungspräsentation für Gäste vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz im Studiensaal der Wissenschaftlichen Sammlungen genommen. Erstmals ist die Zahl der Präsenznutzungen in Bildarchiv, Kartensammlung und Dokumentesammlung rückläufig, was möglicherweise zum einen auf eine gegenüber den Vorjahren geringere Zahl von Herder-Stipendiaten in den Sammlungen sowie zum anderen auf den intensiven Ausbau des digitalen Angebots zurückzuführen ist. Letzterem entspricht die deutliche Zunahme schriftlicher und telefonischer Auskünfte. Ebenso hat sich die Zahl der Publikationsgenehmigungen drastisch erhöht: von 85 im Vorjahr auf 155 im Berichtszeitraum, was ebenso die starke Nachfrage und Nutzung der Sammlungsbestände belegt. Entwicklung der Benutzerzahlen seit 1995 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Präsenz 14 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Externe Ansicht der Innenstadt von Gleiwitz (Gliwice) aus südlicher Richtung, Foto: Voßbeck 2012 Denkmal der Schlesischen Aufständischen (1966/67) und Veranstaltungshalle „SPODEK“ (1964-71) in Kattowitz (Katowice), Foto: Orth 1969 4.1 Bildarchiv Leitung: Dr. Dietmar Popp Bestandserweiterung Im Bildarchiv sind im Berichtszeitraum 18 Zugänge mit zusammen rund 6.800 Einheiten zu verzeichnen, die im Rahmen von Ankäufen, als Geschenk oder im Tausch für Bereitstellung von Materialien aus der eigenen Sammlung erworben wurden. Sie umfassen historische und aktuelle Bildmaterialien verschiedenster Mediengattungen aus dem gesamten Sammlungsgebiet und mit einem breiten Themenspektrum. Zu einem großen Teil handelt es sich um historische Postkarten aus verschiedenen Regionen Ostmitteleuropas, wobei die 900 von Prof. Rudolf Jaworski angekauften Ansichtskarten zu Tschechien, Slowakei, Polen Warschauer Fernmeldeamt an der ul. Nowogrodzka, Foto: Beyerlein zwischen 1939 und 1944 und Ungarn mit politischer Ikonografie bzw. Propaganda aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den bedeutendsten Bestand darstellen. Besonders erwähnenswert sind auch die aus privater Provenienz stammenden zeithistorisch wichtigen Bildquellen aus der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, die Kriegshandlungen und Alltagsrealität unter deutscher Besatzung aus einem nicht-offiziellen, privaten Blickwinkel zeigen. Es handelt sich um Alben sowie Negative und Abzüge von Hans Friedrich Hübner mit Aufnahmen aus Südmähren 1938 und vom Polenfeldzug 1939 (115 Fotos), von Dr. August Custodis aus Ungarn 1941-43 (ca. 1.000 Fotos) sowie von Heinrich Beyerlein aus Warschau 1939-44 (ca. 250 Negative und über 1.100 Positive). Daneben wurden aktuelle Aufnahmen in mehreren Fotokampagnen projektbezogen durchgeführt: So fertigte wiederum der polnische Fotograf Stanisław Chomicki im Auftrag des Herder-Instituts 515 Aufnahmen von Bauund Kunstdenkmälern in der Woiwodschaft Lublin an, die in Bezug zur Bearbeitung dieser Region im Rahmen des Dehio-Handbuchs Kleinpolen stehen. Ebenso wurden 541 Digitalaufnahmen bei der Fotokampagne für den Historisch-topographischen Atlas schlesischer Städte durch den Fotografen des Herder-Instituts, Wolfgang Schekanski, erzeugt. Außerdem wurden durch den Berliner Fotografen Thomas Voßbeck 75 aktuelle Luftaufnahmen von Gleiwitz (Gliwice) zum einen für den Städteatlasband zu dieser oberschlesischen Stadt und zum anderen als Vorbereitung für ein geplantes Buch- und Ausstellungsprojekt zu „Oberschlesien aus der Luft“ angefertigt; die neuerstellten Luftbilder sollen in dem geplanten deutsch-polnischen Kooperationsvorhaben mit den historischen Schrägluftaufnahmen der Zwischenkriegszeit aus dem Bestand „Hansa-Luftbild“ in Bezug gesetzt und in verschiedener Weise ausgewertet und präsentiert werden. Einen besonderen Zugang stellt der wissenschaftliche Nachlass von Dr. h.c. Angelika Marsch dar. Er umfasst ihre Bibliothek sowie umfangreiche Arbeitsmaterialien insbe- Jahresbericht 2012 Herder-Institut 15 sondere zur schlesischen Kulturgeschichte und zur Ansichtengrafik. Die Sichtung der für das Bildarchiv relevanten Materialien (darunter besonders relevante originale historische Grafik, Fotos, Postkarten, Reproduktionen und Kopien von Bild- und Schriftquellen einschließlich der Manuskripte) wurde im Berichtsjahr mit finanzieller Unterstützung der Historischen Kommission für Schlesien aufgenommen. Eine detaillierte Erschließung und Verzeichnung steht noch aus, soll aber im Hinblick auf eine spätere Nutzung der in ihrer Zusammenstellung einzigartigen Materialien für weitere Forschungen vorgenommen werden. Bestandserschließung Die Bestandserschließung konzentrierte sich im Bildarchiv auf Korrekturarbeiten an der Dokumentation des Niederschlesischen Bildarchivs und auf die Fortführung der Verzeichnungsarbeiten zur Sammlung Arczyński (Polen, ca. 1950-2000; einschließlich Fortsetzung der Digitalisierung von 235 Kleinbildfilmen mit rund 7.500 Fotos sowie von rund 100 Mittelformatdias). Ebenso wurden die über mehrere Jahre laufende Retrokatalogisierung und Digitalisierung des gesamten Bestands an Ansichtskarten weitergeführt und rund 5.100 Einheiten neu gescannt. Desgleichen wurden die neuerworbenen Bildmaterialien von Hermann Beyerlein und von Dr. August Custodis digitalisiert und Letztere auch im Bildkatalog dokumentiert. Zugleich wurde das digitale Angebot durch eine größere Zahl von neu digitalisierten Bildquellen (zum Teil durch Serviceaufträge) erweitert und über die Dokumentation der zugehörigen Metadaten im Bildkatalog den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung gestellt. Hinsichtlich einer weitergehenden Erschließung und Verbesserung der Recherchemöglichkeiten wurde die systematische und flächendeckende administrative Zuordnung und Georeferenzierung der im Bildkatalog erfassten Bildmaterialien und Objekte weitergeführt. Im Hinblick auf einen Relaunch des Archivierung von großformatigen Plänen in Schubladenschränken 16 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Bildkatalogs wurde die von der Firma data-quest erstellte neue Version des Frontends weiterhin getestet und optimiert. Transfer in die Öffentlichkeit Im Rahmen von Wissenschaftstransfer und Vermittlung an eine breitere Öffentlichkeit war das Team des Bildarchivs mit der Vorbereitung, Betreuung und Präsentation von vier Ausstellungen befasst, an denen das Herder-Institut in unterschiedlicher Weise und Intensität beteiligt ist. Diese Ausstellungen wurden an 13 Orten in Deutschland, Polen und Lettland gezeigt und hatten folgende Themen zum Gegenstand: Historische Ansichtengrafik Schlesiens, die Ostseebäder Zoppot, Cranz und Rigaer Strand im 19. und 20. Jahrhundert, Danzig im Luftbild der Zwischenkriegszeit sowie Warschau in der Okkupationszeit 1939-45 (vgl. 6.1 Ausstellungen). Zudem hat das Bildarchiv (wie auch die Dokumentesammlung) im Berichtsjahr durch die Anfertigung oder Bereitstellung einer größeren Zahl von Digitalisaten zum einen die Ausstellung „Glanz und Elend. Mythos und Wirklichkeit der Herrenhäuser im Baltikum“ unterstützt, die von der Carl-Schirren-Gesellschaft und dem Ostpreußischen Landesmuseum (beide in Lüneburg) zusammen mit einem Katalogband unter gleichem Titel präsentiert wurde. Zum anderen war das Bildarchiv auf die gleiche Weise an der Vorbereitung der vom Uphagenhaus in Danzig in Zusammenarbeit mit weiteren polnischen und deutschen Institutionen präsentierten Ausstellung „Architektur und Städtebau der Freien Stadt Danzig 1920-1939“ beteiligt. Dietmar Popp: Rede bei der Eröffnung der Ausstellung „Architektura i urbanistyka Wolnego Miasta Gdańska 1920-1939“, Muzeum Historyczne Miasta Gdańska, Dom Uphagena/Historisches Museum der Stadt Danzig, Uphagenhaus, 25. Mai. Eröffnung der Ausstellung „Architektur und Städtebau der freien Stadt Danzig 1920-1939“ im Uphagenhaus Danzig, 25. Mai Elke Bauer: Vortrag „Sammlungen in analogen und digitalen Medien – Möglichkeiten und Herausforderungen für grenzüberschreitende Kooperationen“, Kooperationstagung der Leibniz-Gemeinschaft und der Polnischen Akademie der Wissenschaften „Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend. Potenziale und Herausforderungen für die Geistes- und Sozialwissenschaften“, Polnische Akademie der Wissenschaften, Wierzba, 7. September. Dietmar Popp: Vortrag „Zäsuren des Sammelns: Wert des Verlusts/Wert durch Verlust – Wiederherstellung und Transgression am Beispiel der Überlieferung zum Kurländischen Provinzialmuseum Mitau“, Homburger Gespräch der M.C.A. Böckler – Mare Balticum-Stiftung „Kulturen des Sammelns im Ostseeraum“, Bad Homburg v. d. Höhe, 19. Oktober. Interaktiver Kartenindex im Katalog topografischer Kartenwerke Elke Bauer: Vortrag „Visual History. The Value of Historical Photographs as a Source in the Age of Digitalization“, Internationale Konferenz „5. Cyfrowe spotkania z zabytkami: Reprodukcja cyfrowa zabytku. Metody, wiarygodność, trwałość“, Politechnika Wrocławska, Wrocław, 19. November. des 2009 bereitgestellten Internetkatalogs topografischer Kartenwerke konnten im Berichtsjahr 1.362 Blätter erfasst werden. Damit sind von den insgesamt etwa 25.300 Blättern in derzeit 125 Kartenwerken jetzt 24.550 Blätter online recherchierbar. Elke Bauer: Vortrag „Bildarchive im digitalen Wandel: Chancen und Probleme“, Internationale Tagung der Kommission Fotografie der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin „Fotografie und Film im Archiv: Sammeln, Bewahren und Erforschen“, Museum für Fotografie, Berlin, 23. November. Akzessionierung und Katalogisierung der kartografischen Neuerwerbungen wurden im Rahmen des ACQ-Moduls von der Bibliothek des Herder-Instituts übernommen. Die erworbenen Kartentitel sind somit unmittelbar über den OPAC recherchierbar. 4.2 Kartensammlung Leitung: Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft Bestandserweiterung Einen Schwerpunkt der Bestandserweiterung in der Kartensammlung bildete weiterhin die Neuerwerbung von aktuellen amtlichen topografischen Kartenwerken der Staaten Mittel- und Osteuropas und von Verlagsprodukten zur thematischen Kartografie. Im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ konnten zudem weitere historische und aktuelle Stadtpläne sowie 75 Luftbilder der Stadt Gliwice (2012) gezielt erworben werden. Bestandserschließung Um den eingeschlagenen Weg zur Erweiterung der traditionellen analogen Kartensammlung um ein historisch-geografisches Rechercheportal für kartografische Fachinformationen des östlichen Mitteleuropa fortzusetzen, bildete die retrospektive georeferenzierte Erfassung der topografischen Karten weiterhin einen Schwerpunkt. Im Rahmen Im Rahmen der kontinuierlichen Digitalisierung der Sammlungsbestände konnten bisher 4.393 topografische Karten und Stadtpläne gescannt werden. Außerdem wurden 451 ausgewählte thematische Karten digitalisiert, um als Quellenmaterial im Rahmen des Forschungsprojekts „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“ mit neuen theoretischen Ansätzen analysiert zu werden. 4.3 Dokumentesammlung Leitung: Dr. Peter Wörster Bestandserweiterung Die Dokumentesammlung kann für den Berichtszeitraum auf 41 Neuzugänge mit ca. 2.100 Archivalieneinheiten verweisen, die wie in den Vorjahren großteils wertvolle Ergänzungen zu bereits vorhandenen Archivbeständen darstellen (Familienarchive, Personennachlässe, Akten aus der Arbeit von Vereinen und Gesellschaften). Von der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den Eigentümern, die ihr Archivgut als Dauerleihgabe in die Obhut des Herder-Instituts gegeben haben, und der Dokumentesammlung zeugen erneute umfangreiche Ergänzungen. Insbesondere sind hier der Verband der Baltischen Ritterschaften und verschiedene Familien bzw. Familienverbände zu nennen. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 17 Transfer in die Öffentlichkeit Aus den Neuerwerbungen der Dokumentesammlung: Briefkopf des Fotoateliers Schulz in Riga (DSHI 110 Schulz/Meyer 2) Unter den Ergänzungen sind vor allem solche zum Archiv des Verbandes der Baltischen Ritterschaften, der deutschbaltischen Adelsfamilien von Campenhausen und von zur Mühlen zu erwähnen. Unter den neu erworbenen Beständen sind die Archive der ebenfalls deutschbaltischen Familien Nothhelffer/Rautenfeld, Tiesenhausen und Schulz/Meyer hervorzuheben. Außerdem konnte der bisher schon als Depositum in der Dokumentesammlung befindliche Nachlass des Königsberg-Forschers Herbert Meinhard Mühlpfordt durch Kauf ins Eigentum des Herder-Instituts übernommen werden. Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts hat auch 2012 konsequent den Weg beschritten, sich durch den strategischen Bestandsausbau weiterhin als das größte und wichtigste Archiv zur Geschichte der baltischen Region in Deutschland zu profilieren und als Kompetenzzentrum für baltische Fragen, soweit sie mit Archivbeständen verbunden sind, zu etablieren. Im Berichtszeitraum konnten die Archivbestände und die in ihnen enthaltenen Forschungsmöglichkeiten wiederum in Vorträgen und Artikeln einer breiteren, inhaltlich einschlägig interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Neben dem auf der Homepage des Herder-Instituts in monatlichem Wechsel präsentierten „Archivale des Monats“ wurde regelmäßig in den Zeitschriften Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften und Archivnachrichten aus Hessen über die Arbeit der Dokumentesammlung berichtet. Entsprechendes erfolgte in mündlicher und schriftlicher Form auch 2012 wieder bei der Mitgliederversammlung der Baltischen Historischen Kommission in Göttingen. Die Dokumentesammlung hat 2012 durch die Anfertigung von Digitalisaten und durch die Ausleihe originalen Archivguts die Ausstellung „Glanz und Elend. Mythos und Wirklichkeit der Herrenhäuser im Baltikum“ unterstützt, die Ilse von zur Mühlen im Auftrage der Carl-Schirren-Gesellschaft und des Ostpreußischen Landesmuseums (beide in Lüneburg) erarbeitet hat. Ein Katalogband ist unter gleichem Titel erschienen; der Leiter der Dokumentesammlung ist darin mit einem eigenen Aufsatz vertreten. Bestandserschließung Die Dokumentesammlung konnte 2012 wiederum einen Teil der Datensätze der in den vergangenen Jahren retrokonvertierten herkömmlichen Findbücher online schalten. Weitere Onlineschaltungen wurden für 2013 vorbereitet, verbunden mit einer gründlichen Überarbeitung der Internetpräsentation der Archivbestände, die ebenfalls 2013 der Forschung im www zugänglich sein wird. Der Bestandserschließung dient auch das im März 2011 begonnene Kooperationsprojekt „Hereditas Baltica“ (siehe 4.4.3). Sammlungspräsentation in der Dokumentesammlung für Teilnehmende der Sommerakademie Publikationen Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher: Älteste Nachrichten aus der Brieflade Zierau, in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 1 (Nr. 213). Bestandserhaltung Der langfristigen Erhaltung der Archivbestände dienten Aus- und Umlagerungen von Archivgut in ein Außenlager. Die Restaurierung einiger Archivstücke wurde vorbereitet. 18 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher: Wenn Archive historische Lebenswelten darstellen [Buchbesprechung: Forschen.Reisen.Entdecken, 2012], in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 2 (Nr. 214), S. 31-32. Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher: Von Aegidi bis Zuccalmaglio: Kurländische Seelenrevisionen – auch eine Quelle zur Geschichte von Adelsfamilien im Baltikum, in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 3 (Nr. 215), S. 56 f. 4.4 Projekte 4.4.1 Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Kleinpolen Leitung: Dr. Dietmar Popp Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher: Urkundeneditionen zu Altlivland, in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 4 (Nr. 216), S. 90 f. Dorothe M. Goeze: In Grenzen ohne Grenzen: „Sammeln“ im Archiv. Die Dokumentesammlung im Herder-Institut Marburg und ihr Sammlungsprofil, in: Die Archive Estlands im europäischen Kontext. Vorträge der Konferenz im Tallinner Stadtarchiv vom 15. bis zum 16. September 2005, hrsg. i.A. des Vereins Estnischer Archivare v. Lea Kõiv u. Peep Pillak [englischer Nebentitel: Estonian Archives in the European Context], Tallinn 2012, S. 350-368. Peter Wörster: Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts Marburg – vor allem ein Archiv zur baltischen Geschichte, in: Die Archive Estlands im europäischen Kontext. Vorträge der Konferenz im Tallinner Stadtarchiv vom 15. bis zum 16. September 2005, hrsg. i.A. des Vereins Estnischer Archivare v. Lea Kõiv u. Peep Pillak [englischer Nebentitel: Estonian Archives in the European Context], Tallinn 2012, S. 340-349. Peter Wörster: Vasallen – Adel – Ritterschaften: Beobachtungen zur Entstehung des baltischen Herrenstandes und seiner Geschichte vom 13. bis 17. Jahrhundert, in: Glanz und Elend. Mythos und Wirklichkeit der Herrenhäuser im Baltikum, hrsg. von Ilse von zur Mühlen i.A. der Carl-SchirrenGesellschaft e.V. und des Ostpreußischen Landesmuseums Lüneburg, Lindenberg i. Allgäu 2012, S. 10-15. Dorothee M. Goeze: Vortrag „Die Suche/Frage nach einem sinnvollen Verbleib für baltische Dokumente. Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts antwortet gern“, 22. Tagung der baltischen ritterschaftlichen Familienverbände im Verband der Baltischen Ritterschaften e.V., Schloss Höhnscheid, Höhnscheid, 25. März. Bearbeitung: Sławomir Brzezicki M.A., Dr. Adam Organisty und Dr. Joanna Wolańska in Zusammenarbeit mit Dr. Birte Pusback In Kooperation mit dem Kunsthistorischen Institut der Jagiellonen-Universität Krakau (Kraków) (Dr. habil. Piotr Krasny, Prof. Dr. Wojciech Bałus), der Dehio-Vereinigung und dem Deutschen Kunstverlag, München-Berlin sowie dem Verlag der Jagiellonen-Universität Gefördert durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, die Hermann Reemtsma Stiftung (Hamburg) und die Dehio-Vereinigung e.V. sowie durch das Polnische Wissenschaftsministerium (Ministerstwo Nauki i Szkolnictwa Wyższego) Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung Hervorgegangen aus dem erfolgreichen Pilotprojekt „Handbuch der Kunstdenkmäler in Schlesien“ (erschienen 2005/2006 in deutscher und polnischer Version) ist das Vorhaben zur Dokumentation der wichtigsten Bauund Kunstdenkmäler in Polen in Form eines „OnlineInformationssystems“ und gedruckter Reisehandbücher nach dem Vorbild der von Georg Dehio begründeten Reihe zu Deutschland. Eine flächendeckende Beschreibung der Denkmäler in den Grenzen des heutigen polnischen Staates soll in deutsch-polnischer Kooperation unter der Federführung des Herder-Instituts auf der Basis von Autopsie der Objekte sowie auf dem aktuellen, internationalen Forschungsstand, frei von nationalen Perspektiven, erarbeitet werden. Dorothee M. Goeze: Vortrag „Kulturvermittlung in Zeiten des kalten Krieges. Otto A. Webermann – eine Biographie zwischen Estland und Deutschland“, 65. Baltisches Historikertreffen, Universität Göttingen, 2. Juni. Peter Wörster: Vortrag „Städtegeschichte als Migrationsgeschichte: Neubürger Rigas aus dem Preußenland zwischen 1603 und 1889“, The First Conference of Baltic Urban History „Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“, University of Latvia, Rīga, 12. Oktober. Peter Wörster: Kommentar zum Vortrag von Rasa Parpuce „Enteignen – Zerstreuen – Zerstören und Wiedergewinnen“, Homburger Gespräch der M.C.A. Böckler – Mare BalticumStiftung „Kulturen des Sammelns im Ostseeraum“, Bad Homburg v.d. Höhe, 19. Oktober. St. Annenkirche (um 1611-13) in Konskowola bei Puławy in der Woiwodschaft Lublin, Foto: Chomicki, 2012 Jahresbericht 2012 Herder-Institut 19 Das gegenwärtige Vorhaben widmet sich der historischen Region Kleinpolen mit den Gebieten um Krakau (Kraków), Kielce-Sandomierz, Lublin und Przemyśl-Rzeszów. Nach Durchführung des Vorprojekts 2006/2007 (Arbeitsregionen, Objektdatenbank, Autorenteams) wurden im Sommer 2008 die Arbeiten am Hauptprojekt aufgenommen. Seitdem erfolgt durch die 25 polnischen Autorinnen und Autoren die Erstellung der Texte zu den knapp 3.400 bauund kunsthistorischen Objekten. Inzwischen sind alle Werkverträge zu den 118 Kreisen (Powiaty) vergeben und die Bearbeitung von gut zwei Dritteln des gesamten Bearbeitungsgebiets ist erfolgt, der Rest wird Mitte 2013 vorliegen. Die gelieferten Texte wurden und werden in der Arbeitsstelle in Krakau inhaltlich geprüft und redaktionell bearbeitet, mit einer im Rahmen des Projekts erstellten Fotodokumentation als Hilfe. Zusätzlich werden Einführungen zur Geschichte und zu Epochen der Kunstgeschichte von jeweiligen Fachleuten in Krakau verfasst. Nach Übergabe weiterer redigierter Textteile an das Herder-Institut konnte die Übersetzung ins Deutsche und die deutschsprachige Redaktion fortgeführt werden. Der Abschluss der Manuskripte ist für Sommer 2014 vorgesehen. Für die Übersetzungsarbeiten und die deutschsprachige Redaktion ist aufgrund der zeitversetzten Arbeitsabläufe mit einer Bearbeitung über das Jahr 2014 hinaus zu rechnen. Die Drucklegung des Reisehandbuchs wird in zwei Sprachversionen erfolgen, die deutsche Version erscheint im Deutschen Kunstverlag und die polnische Version im Verlag der Jagiellonen-Universität Krakau. 4.4.2 Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft Bearbeitung: Dariusz Gierczak M.A., Dipl.-Ing. Marc Friede In Kooperation mit Prof. Dr. Grzegorz Strauchold (Historisches Institut der Universität Breslau [Wrocław], Prof. Dr. Krystian Heffner (Universität Kattowitz [Katowice]) und Prof. Dr. Werner Freitag (Institut für vergleichende Städtegeschichte Münster) Stadt, die in verschiedenen Diskussionsforen Fragen sowohl der Urbanisierungs- und Stadtplanungsforschung als auch der kulturgeschichtlichen Phase der Stadtgeschichte erörtert, die in den 1990er Jahren mit der Hinwendung zur gemeinsamen europäischen Aufarbeitung des städtischen Kulturerbes zu neuen Ansätzen führte. Ziel des 2008 angelaufenen Forschungsprojekts ist eine Darstellung der siedlungstopografischen Entwicklung und des raumstrukturellen Wandels von 34 ausgewählten Städten der historischen Region Schlesien vom 19. bis 21. Jahrhundert. Den definierten Perioden der Stadtentwicklung des Untersuchungszeitraums (1815-1870, 1871-1918, 1919-1945, 1946-1989, seit 1990) entsprechend sieht die Konzeption eine synoptische Dokumentation der Stadtentwicklung vom Beginn des industriellen Zeitalters in Schlesien über die gründerzeitliche Stadterweiterung und den Ausbau der modernen Verkehrsinfrastruktur sowie die Siedlungsentwicklung in der Zwischenkriegszeit vor. Für die Zeit nach 1945 werden vor allem die verschiedenen Formen des Wiederaufbaus und der zunächst sozialistische Funktionswandel der Beispielorte bis hin zum aktuellen Transformationsprozess der Städte in den Blick genommen. Der Kanon des Atlasprogramms umfasst neben Texten zur jeweiligen Stadtentwicklung die Edition von zum Teil unikalen amtlichen topografischen Karten- und Luftbildquellen im einheitlichen Maßstab 1 : 25.000 aus den Jahren 1830, 1900, 1940, 1975 und 2000, die insbesondere die siedlungs-, verkehrs- und wirtschaftsgeografische Entwicklung von Stadt und umliegender Kulturlandschaft dokumentieren. Schicht um Schicht legt die zeitdynamische Visualisierung Etappen der Stadtentwicklung frei – auf der Grundlage der Topografie. Eine besondere Bedeutung als Quelle haben dabei die ausgewerteten Senkrechtluftbilder von 1944/45, die vielfach die letzten Zeugnisse der noch unzerstörten historischen Stadtlandschaften darstellen. Eine Wachstumsphasenkarte fasst die räumliche und zeitliche Ent- Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung/ Polsko-Niemiecka Fundacja na rzecz Nauki (DPWS/PNFN) Projektleitende Perspektiven: 1) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung 2) Raum, Region, Identitäten Losgelöst von den bis tief ins 20. Jahrhundert hinein etablierten Beschreibungen der nationalen Städtesysteme steht im Zentrum des Projektinteresses die von der Stadtgeschichte in neuerer Zeit wiederentdeckte europäische 20 Jahresbericht 2012 Herder-Institut 3D-Trailer als Einstieg in die Onlineanwendung zur Atlasstadt Görlitz (Zgorzelec) von Breslau nach Berlin bzw. Dresden in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, wurde der Ort 1967 zur Stadt erhoben und setzt heute zunehmend auf touristische Aktivitäten in der Niederschlesischen Heide. Im zweiten Halbjahr stand der Städteatlas Schlesien mit Vorträgen u.a. in Guǎngzhōu (China), Wien und L’viv zudem ganz im Zeichen der weiteren Internationalisierung des Langzeitprojekts. Außerdem wurden im Berichtsjahr weitere Textmanuskripte zur Stadtentwicklung von den insgesamt 29 Atlasautoren aus Polen, Tschechien und Deutschland geliefert. Kontinuierlich wurden die redaktionellen Arbeiten und die Übersetzung der Städtetexte vorangebracht. Online seit 2009: www.herder-institut.de/staedteatlas-schlesien Online seit 2012: www.youtube.com/watch?v=NRmV1ZP4WIc Marc Friede: Karte 2: Silesia inside contemporary Poland, Herder Institut city atlas project, in: Andrew Demshuk: The Lost German East. Forced Migration and the Politics of Memory, 1945-1970, Cambridge/New York 2012, S. xxii. Medienstation mit dem mehrsprachigen Film zur Stadtentwicklung vom 12.–21. Jahrhundert im Görlitzer Kaisertrutz wicklung der jeweiligen Stadt zusammen. Publiziert werden die Forschungsergebnisse in Form von zweisprachigen Atlasbänden für jede Stadt und als multimediale Internetanwendung. Im Frühjahr 2012 wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Raumdarstellung (Frankfurt am Main) ein 3Danimierter Trailer entwickelt, der die Stadtentwicklung von Görlitz und Zgorzelec konzis zusammenfasst und eindrucksvoll in die Internetanwendung einführt. Um diese Form der Visualisierung, die eine hohe Suggestionskraft auch für die wissenschaftliche Verwendung entfaltet, nun einem breiten Publikum zuzuführen, wurde der Film unter dem Titel Görlitz/Zgorzelec – Stadtentwicklung bis ins 21. Jahrhundert auch im Videoportal YouTube in deutscher, polnischer, tschechischer und englischer Fassung eingestellt. Und in Kooperation mit dem Kulturhistorischen Museum der Stadt Görlitz wird der Trailer seit dem Sommer des Berichtsjahres in dessen neuer Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt im Rahmen einer Medienstation präsentiert. So gehört er bereits zum festen Repertoire didaktischer Vermittlung von Stadtgeschichte. Im Herbst 2012 konnte das Herder-Institut mit dem dritten Band Węgliniec/Kohlfurt zudem die Herausgabe der zweisprachigen Atlasbände fortsetzen. Als Eisenbahnerkolonie um einen bedeutenden Knotenpunkt an den Linien Marc Friede: Kartographie: Węgliniec/Kohlfurt, Historycznotopograficzny atlas miast śląskich/Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte, (hrsg. von Peter Haslinger, Wolfgang Kreft, Grzegorz Strauchold und Rościsław Żerelik), Band 3, bearb. von Jacek Dębicki, Marburg – Wrocław 2012. Marc Friede und Dariusz Gierczak: Vortrag „Stadtentwicklung multimedial. Der historisch-topographische Atlas schlesischer Städte“, Treffen der Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Kartographie, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt am Main, 21. März. Marc Friede: Vortrag „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte – Aktueller Entwicklungsstand und Ausblick“, Arbeitstreffen des AK Historische Kartographie, Hessisches Staatsarchiv, Marburg, 8. November. Dariusz Gierczak: Możliwości prezentacji rozwoju miast w wersji drukowanej i cyfrowej na przykładzie Historyczno-topograficznego atlasu miast śląskich, in: Polski Przegląd Kartograficzny 44 (2012), 2, S. 120-129. Dariusz Gierczak: Vortrag „Alte Quartiere im Wandel. Konsequenzen der demographischen Entwicklung im Oberschlesischen Industrierevier seit 1989. Untersucht an Beispielen aus Bytom (Beuthen) und Gliwice (Gleiwitz)“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 8. Februar. Dariusz Gierczak (mit Wolfgang Kreft, Grzegorz Strauchold): Präsentation „Historyczno-topograficzny atlas miast śląskich“, Präsentation im Verlag Via Nova, Wrocław, 24. April. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 21 Dariusz Gierczak: Vortrag „Historical-Topographical Atlas of Silesian Towns“, Workshop on City Atlasses, 7th National Conference on Cartography and Geographic Information Systems of China, Guǎngzhōu, China, 21. Oktober. Dariusz Gierczak: Vortrag „Ruchome granice, wieloetniczność, wielokulturowość a historia miast – na przykładzie Historyczno-topograficznego atlasu miast śląskich“, Istorija mista na kartach: možlyvosti ta vyklyky cifrovoï ėry, Cėntr mis‘koï istoriï Cėntral‘no-Schidnoï Evropy/Center for Urban History of East Central Europe, 7th, L‘viv, 11. Dezember. Wolfgang Kreft (mit Peter Haslinger, Grzegorz Strauchold und Rościsław Żerelik): Węgliniec/Kohlfurt. Historyczno-topograficzny atlas miast śląskich/Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte, tom/Band 3, bearb. von Jacek Dębicki, Marburg – Wrocław 2012. Wolfgang Kreft: Vortrag „City Atlas Silesia“, Symposium on Service-Oriented Mapping, Wien, 22. November. Wolfgang Kreft (mit Dariusz Gierczak, Grzegorz Strauchold): Präsentation „Historyczno-topograficzny atlas miast śląskich“, Präsentation im Verlag Via Nova, Wrocław, 24. April. 4.4.3 „Hereditas Baltica“ („HerBalt“) – „Virtueller Lesesaal für baltisches Archivgut“ Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A. 4.4.3.1 Hereditas Baltica 1 Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A., Indrek Kuuben, Tõnis Türna Bearbeitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A., Indrek Kuuben, Tõnis Türna, Sonja Hauptmannl M.A., Sven Lepa In Kooperation mit dem Estnischen Historischen Staatsarchiv (Eesti Ajalooarhiiv) in Dorpat (Tartu) Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 3) Raum, Region, Identitäten 4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten Gefördert durch den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, das Herder-Institut, privatrechtliche, meist deutschbaltische Institutionen (Deutschbaltische Genealogische Gesellschaft, Estländische Ritterschaft, Dr.-Werner-Emil-MaaßStiftung u.a.) und die Sparkasse Marburg-Biedenkopf Nachdem im November 2011 das erste Arbeitstreffen der leitenden Mitarbeiter des Projekts in Dorpat (Tartu) stattgefunden hatte, trafen sich die Mitarbeiter im Oktober 2012 ebendort zu einem zweiten Arbeitstreffen. Dabei wurde die im Februar 2013 stattfindende Archivische Fachtagung, die den Abschluss dieses Moduls von HerBalt bildet, vorbereitet. Bearbeitung: vgl. unten die einzelnen Teilprojekte/Module Gefördert durch: verschiedene Geldgeber, abhängig von den Teilprojekten und unseren Partnern (je nach den im Weiteren genannten einzelnen Modulen) Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 3) Raum, Region, Identitäten 4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten Die Dokumentesammlung startete im März 2011 das Kooperationsprojekt „Hereditas Baltica“, kurz: „HerBalt“, den „virtuellen Lesesaal für baltisches Archivgut“. Ziel dieses sich aus mehreren Teilprojekten modular aufbauenden, langfristig angelegten Projekts ist die Einrichtung eines Portals zu digitalisierten Archivbeständen des Herder-Instituts in Kooperation mit Partnern im In- und Ausland. Es geht dabei um Digitalisierung und Internetbereitstellung grundlegend wichtiger Materialien zu zentral bedeutsamen Quellen zur politischen und Personengeschichte des Baltikums. Nach einem ersten Teilprojekt, das 2011 zusammen mit dem Estnischen Historischen Staatsarchiv in Dorpat (Tartu) begann und im Februar 2013 seinen Abschluss findet (vgl. nächsten Abschnitt), wurden bereits weitere Projekte mit anderen Partnerarchiven begonnen bzw. beantragt oder angedacht. 22 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Innerhalb dieses ersten Moduls von HerBalt wurden 2012 in Zusammenarbeit mit dem Estnischen Historischen Staatsarchiv im Rahmen des Estnischen Nationalarchivs (Eesti Rahvusarhiiv) ca. 60.000 Digitalisate erstellt und bereits online geschaltet. Gleichzeitig wurde ca. die Hälfte der in dieses Modul von HerBalt einbezogenen Archivalieneinheiten von Seiten der Dokumentesammlung in die Archivdatenbank Midosa eingespeist, die in Kürze online geschaltet werden soll und die von der Verzeichnungseinheit per Mausklick einen direkten Zugang zum jeweiligen Digitalisat ermöglicht. Einbezogen sind folgende Archivbestände: ■ ■ ■ ■ das Archiv der Matrikelkommission der Estländischen Ritterschaft (bis 1920), das Archiv der Matrikelkommission des Estländischen Gemeinnützigen Vereins (1920-1939), das Archiv des deutschbaltischen Genealogen und Archivars Gottfried Carl Georg von Törne (1854-1918) sowie Landtagsprotokolle der Estländischen Ritterschaft 1800-1851. Das Gesamtprojekt hat einen Umfang von ca. 100.000 Scans. http://www.herder-institut.de/startseite/projekte/laufende/herbalt.html 4.4.3.2 Hereditas Baltica 2 („Deutschbaltisches Wörterbuch“) Leitung: Dr. Peter Wörster, Dr. Reet Bender 4.4.3.3 Hereditas Baltica 3 („Kurländische Seelenrevisionen“) Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A. Bearbeitung: Dr. Peter Wörster, Dr. Reet Bender, Piret Rääbus, Dorothee M. Goeze M.A. Bearbeitung: Dorothee M. Goeze M.A., Sonja Hauptmannl M.A., Valda Kvaskova In Kooperation mit dem Institut für Germanistik der Universität Dorpat (Tartu) In Kooperation mit dem Lettischen Nationalarchiv (Hist. Staatsarchiv Lettlands) in Riga Gefördert durch das Wissenschaftsministerium Estland Gefördert durch das Max-Planck-Institut für demographische Forschung in Rostock Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 3) Raum, Region, Identitäten 4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten In der Dokumentesammlung des Herder-Instituts befinden sich die Materialien zum Deutschbaltischen Wörterbuch (Archivsignatur DSHI 180 DBW). Dieses Wörterbuch gehört zu den bislang in der linguistischen und kulturgeschichtlichen Forschung des Baltikums weitgehend unberücksichtigten Archivbeständen. In diesem Bestand spiegelt sich die gemeinsame deutschbaltisch-estnisch-lettische Kulturgeschichte (unter Berücksichtigung auch der deutsch-russischen Kontakte) wider. Die Finanzierung fand 2011 durch das Wissenschaftsministerium Estlands statt, sie wurde 2012 fortgeführt. So konnte von den ca. 80.000 Karteikarten mit Stichwörtern in der Dokumentesammlung bis Ende des Jahres 2012 ein Großteil digitalisiert werden. Dazu war eine estnische Mitarbeiterin des Projekts 2012 für zwei Wochen im HerderInstitut. Die Digitalisate sind Arbeitsvorlage für die Bearbeitung des Wörterbuchs im Institut für Germanistik der Universität Dorpat (Tartu). Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 3) Raum, Region, Identitäten 4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten In der Dokumentesammlung befindet sich ein großer Kopienbestand baltischen Archivguts, der zur Mikroverfilmung gehört, die im Zuge der Umsiedlung der Deutschbalten erfolgte. Ein Teil der 1940 kopierten Bestände ging im Original am Ende des Zweiten Weltkriegs verloren. Es ist also möglich und naheliegend, die Verluste durch die Marburger Kopien, soweit diese das zulassen, zu ersetzen und so den bis zum Zweiten Weltkrieg vorhandenen Archivbestand wenigstens virtuell zu rekonstuieren. Zu diesen Kopienbeständen gehören auch die Kurländischen Seelenrevisionslisten 1797-1834 (Archivsign. DSHI 540 KSL). Die besondere Aufnahmetechnik 1940 machte es notwendig, die Marburger Archivmikrofilme zu bearbeiten, was durch das Max-PlanckInstitut in Rostock finanziert wurde, weil dieses Institut ein langfristig angelegtes Forschungsprojekt durchführt, für das die Kurländischen Seelenrevisionen die wichtigste archivische Quelle darstellen. Die Vorbereitungen wurden 2012 abgeschlossen, so dass 2013 die Online-Stellung gemeinsam mit dem Lettischen Nationalarchiv erfolgen kann. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 23 5. Wissenschaftsforum Leitung: Dr. Heidi Hein-Kircher Eine zentrale Aufgabe des Herder-Instituts besteht darin, der historischen Ostmitteleuropaforschung ein internationales Diskussionsforum zu bieten und Ergebnisse der Forschung einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. In der Abteilung sind verschiedene (Querschnitts-)Aufgaben des Instituts gebündelt und miteinander verzahnt worden, woraus sich nicht nur Synergien und Impulse für das ganze Institut ergeben, sondern auch dessen soziale Infrastrukturaufgaben insgesamt gestärkt werden. Diese Ziele sollen durch fünf sich ergänzende Arbeitsbereiche erreicht werden: Verbundprojekte (siehe 5.1), die Nachwuchsförderung, insbesondere mit der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts (siehe 5.2), das Stipendienprogramm (siehe 5.6), die Veranstaltungsplanung, -koordinierung und -durchführung (siehe 5.5) sowie nicht zuletzt die Veröffentlichungen durch den Verlag Herder-Institut (siehe 5.4). Eine wichtige Klammer bildet hierbei die Nachwuchsförderung, deren Bedeutung durch den neuen Abteilungszuschnitt im Jahr 2011 herausgestellt wurde. Neben der Durchführung von Nachwuchstagungen und Sommerakademien als traditionelle Aufgabe des Instituts findet eine strukturierte Ausbildung der (Post-)Doktorand/inn/en im Rahmen der Leibniz Graduate School statt. Die in den Verbundprojekten verankerten wissenschaftlichen Projektstellen ermöglichen im Kontext eines größeren Kooperationsnetzes eine zielgerichtete Erstellung einer Qualifikationsschrift. Für die Nachwuchsförderung werden auch die Herder-Stipendien und das Alumni-Netzwerk genutzt. Weiterhin bietet das Herder-Institut durch seinen Verlag dem wissenschaftlichen Nachwuchs Möglichkeiten zur Publikation seiner Forschungsergebnisse. Deutlich wurde bei der Erfüllung der verschiedenen Aufgaben im Jahr 2012, dass sich die Umstrukturierung der Abteilung im Jahr 2011 bewährt hat. Die Arbeitsbereiche entwickeln einen lebendigen Austausch untereinander und setzen so Synergien frei, die sich etwa in Drittmittelanträgen, Tagungen und Publikationen niederschlagen. Insgesamt gibt das Herder-Institut durch die Nachwuchsförderung, Tagungs- und Projektaktivitäten sowie nicht zuletzt die Publikationen aber auch wichtige Impulse nach außen, so dass das Tätigkeitsprofil der Abtei- lung die derzeit wichtigsten Arbeitsfelder der historischen Ostmitteleuropaforschung widerspiegelt. 5.1 Verbundprojekte Der Arbeitsbereich „Verbundprojekte“ umfasst drittmittelgeförderte Forschungsprojekte in größeren Projektverbünden, die nicht im Rahmen der Wissenschaftlichen Sammlungen bzw. der Forschungsbibliothek durchgeführt werden. Es handelt sich hierbei um in Umfang und Arbeitsweise unterschiedlich konzipierte Kooperationsnetzwerke. Die Verbünde geben den Forschungs- bzw. Qualifikationsprojekten sowie dem gesamten Aufgabenbereich des Instituts wichtige Impulse. Gleichzeitig setzt das Herder-Institut mit seinem Fokus auf der historischen Ostmitteleuropaforschung Akzente in dem jeweiligen Projektverbund. Stipendiatinnen und Stipendiaten der Leibniz Graduate School sowie Mitarbeitende der Verbundprojekte 5.1.1 LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ Zweiter Koordinator und Projektleitung am Herder-Institut: Prof. Dr. Peter Haslinger Bearbeitung: Antje Coburger M.A., Dr. Markus Roth, Michael Zok M.A. Gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst Blick in den neu gestalteten Tagungs- und Veranstaltungsbereich 24 Jahresbericht 2012 Herder-Institut In Kooperation mit dem Zentrum für Medien und Interaktivität an der Justus-Liebig-Universität Gießen (Prof. Dr. Henning Lobin) und der Technischen Hochschule Mittelhessen (Prof. Dr. Bernd Voges) Henning Lobin bei der Eröffnung der Abschlusstagung des LOEWE-Schwerpunktes Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung 3) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Der LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ befasst sich mit den Folgewirkungen, die mediale Veränderungen auf Kulturtechniken ausüben, so auch auf Verfahrensweisen, die die Arbeit des HerderInstituts prägen – wie Recherchieren und Archivieren, die Digitalisierung von Information, die Vernetzung ihrer Übermittlungswege und Formen des Präsentierens und Interagierens über Wissensbestände. In dem interdisziplinären Forschungsprogramm kooperiert das Herder-Institut mit Kolleginnen und Kollegen aus der Linguistik, den Literatur- und Kulturwissenschaften, der Geschichte, der Didaktik und Informationswissenschaften von der JustusLiebig-Universität Gießen und der Technischen Hochschule Mittelhessen. Eine Besonderheit der Zusammenarbeit war das in den LOEWE-Schwerpunkt integrierte Rotationsstellenprogramm, das es Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Herder-Instituts ermöglichte, jeweils fünfmonatige Forschungstätigkeiten zu einem mit den Kernaufgaben des Herder-Instituts eng verschränkten Thema durchzuführen. Ziele dieser Tätigkeit, während der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ihren Arbeitsaufgaben am Institut weitgehend freigestellt wurden, waren beispielsweise die Organisation eines Workshops, die Abfassung einer wissenschaftlichen Arbeit und/oder die Erarbeitung eines Umsetzungskonzepts bzw. eines Drittmittelantrags, der dann dem Institut für die weitere Arbeit zugutekommen soll. Aufgrund der äußerst positiven Erfahrungen ist dieses Modell ab 2012 in der Höhe einer ganzen Stelle in den Kernhaushalt des Instituts übernommen worden. Zu den bis zur Jahresmitte 2012 laufenden Projekten des Herder-Instituts im LOEWE-Schwerpunkt zählt neben dem digitalen Editionsvorhaben „Multimedialisierung der ‚Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt. Das letzte Jahr‘“ (s.u.) das vergleichend angelegte Projekt „Audiovisuelle Geschichtsschreibung. Fernsehnarrative in Ost- und Westeuropa“ (s.u. Dissertationsprojekt von Michael Zok). Untersucht werden sowohl die neuen Erzähltechniken – wie das Erzählen durch Zeitzeugen, die visuelle Anschauung von Schauplätzen oder schriftlichen Dokumenten – als auch ihre geschichtspolitischen Rahmenbedingungen und Rückwirkungen. Das Fernsehen wird dabei als ein Kommunikationsmittel verstanden, das aus seiner technischen Struktur heraus die Geschichtskultur formgebend, selektierend und sinnbildend neu gestaltet und speichert. Das Projekt analysiert erstens die spezifischen inhaltlichen Verschiebungen, die mit dem Wandel des medialen Formats einhergingen. Zweitens wird geprüft, in welcher Beziehung diese audiovisuellen Geschichtsdarstellungen jeweils zur schriftlich formulierenden Wissenschaft und Publizistik standen und welche Abgrenzungen in den Selbstbeobachtungen gezogen wurden. Drittens fragt es nach den Aneignungsformen der Mediennutzer, um Wechselbeziehungen zwischen neuen Techniken der medialen Kommunikation und gesellschaftlichen Entwicklungen auszumachen, etwa im Hinblick auf die Verschiebung von Wissensanordnungen und Erinnerungsformen. Zudem ist das Herder-Institut am Teilprojekt „Praktiken des Suchens und Findens“ beteiligt, das sich mit den Recherchelogiken sowohl von computergestützten Suchmaschinen als auch in Archiven und Sammlungen auseinandersetzt. Es wird untersucht, wie primäre Medien (z.B. Dokumente, Bilder, Landkarten) durch einen ordnenden und systematisierenden Umgang erschlossen und durch ordnungsbezogene, sekundäre Medien (Karteikarten, Mikrofilme, Datenbanken, Suchmasken) einem bestimmten Nutzerkreis verfügbar gemacht werden. Ansatz des Projekts ist es, Praktiken auf Seiten der Nutzerinnen und Nutzer sowie ihre Antizipation auf Seiten der Bereitsteller und Bereitstellerinnen für Archive, Editionen und Dokumentationen als Medialisierung der Kulturtechnik des Suchens und Findens zu begreifen. Zu fragen ist auch, wie Nutzerinnen und Nutzer mit Tradierungs- und Archivierungsbrüchen umgehen. Ein wesentliches Ziel des Projekts ist es, aus der Analyse von Such- und Findstrategien eine nutzerorientierte Rechercheoptimierung zu entwickeln. Dabei gilt das Augenmerk nicht zuletzt den Lernprozessen in der Interaktion zwischen dem bereitstellenden und dem nutzenden Personenkreis. Diese allgemeinen Fragen des Teilprojekts werden anhand von zwei konkreten Beispielen behandelt: zum einen durch eine archivtheoretisch fundierte „dichte Beschreibung“ von Archivierungs- und Editionsprozessen am Beispiel der „Getto-Chronik Lodz/Litzmannstadt“, zum anderen durch eine Untersuchung zur Geschichte der Sammlungsbestände des Herder-Instituts. Das Herder-Institut ist schließlich ein zentraler Partner im Projektbereich „Kompetenzzentrum Kulturwissenschaftliche Informationsverarbeitung“, der die Aufga- Jahresbericht 2012 Herder-Institut 25 be hat, die Forschungs- und Entwicklungsbereiche des LOEWE-Schwerpunkts synergetisch aufeinander zu beziehen. Dadurch ergaben sich auch 2012 viele Möglichkeiten zur Verknüpfung von theoretischer Reflexion, wissenschaftlich begleiteter Erschließung und der Entwicklung neuer digitaler Präsentationsformen. Die Sammlungen des Herder-Instituts. Geschichte und Motivation ihrer Entstehung; Logik und Politik ihrer Weiterentwicklung Bearbeitung: Antje Coburger M.A. Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Die im Rahmen des Teilprojekts „Praktiken des Suchens und Findens“ im LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ entstehende Dissertation wurde im Jahr 2012 weiter bearbeitet. Es konnten mehrere Kapitel ausformuliert werden, die Überlieferungsgeschichte, Provenienz und Sammlungsmotivation einzelner Objektgruppen beschreiben. Es wurde herausgearbeitet, dass es sowohl gezielte Sammlungslogiken als auch eine institutsinterne Anschaffungspolitik gab wie auch zufällige oder personenabhängige Zugänge. Dabei waren Akteure und Netzwerke aus dem engeren Arbeitsumfeld des HerderInstituts bedeutsam. Neben den Mitgliedern des HerderForschungsrats und der einzelnen Fachkommissionen fungierten vor allem die Institutsangestellten als Schnittstelle, wenn es darum ging, Nachlässe, private Bibliotheken oder Bildersammlungen zu erwerben. Nach Eingang von neuen Beständen in die Zugangsbücher begann die Erschließung Seit 1952 ist das Herder-Institut in der Hensel-Villa untergebracht (DSHI 200 HFR/HI-Bilder) 26 Jahresbericht 2012 Herder-Institut und Findbarmachung der Neuzugänge. Hier arbeiteten die einzelnen Abteilungen des Instituts nach den für das spezielle Sammlungsgut bestehenden fachwissenschaftlichen Standards. Verzeichnung und Dokumentation beispielsweise in Bibliothek, Bildarchiv oder Dokumentesammlung verliefen dabei durchaus unterschiedlich. Hier ist ein Ansatzpunkt zur zukünftigen Regulierung und Optimierung der Findbarkeit zu sehen. Im Berichtszeitraum wurden Arbeitsweisen bei der Entwicklung einer Wissensordnung über ein räumlich begrenztes Gebiet abseits der untersuchten Region herausgestellt und beschrieben. Sammlungsordnungen und Wissenskonstruktion im Kontext von Institutionengeschichte, in: Kulturwissenschaften digital, hrsg. von Jana Klawitter, Henning Lobin, Torben Schmidt, Frankfurt 2012, S. 33-53. Vortrag: „Sammlungsgeschichte als Baustein einer Institutsgeschichte. Das Herder-Institut und seine Sammlungen“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 11. Januar. Der Holocaust im polnischen Fernsehen 1968-1989. Konjunkturen der Erinnerung und Medialisierung Bearbeitung: Michael Zok M.A. Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger Projektleitende Perspektiven: 1) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung 2) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten Im Kontext des LOEWE-Schwerpunkts „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ entstand eine Dissertation, deren Ziel es ist, die Darstellungsweisen der Vernichtung der europäischen Juden im polnischen Fernsehen zu untersuchen. Die Arbeit widmet sich im Besonderen der Frage nach der Konstruktion von Opfer- und Tätergruppen und der Darstellung der Beziehung von Polen und Juden zueinander während des Zweiten Weltkrieges. Der Fokus der Untersuchung liegt auf der Zeitspanne zwischen 1968 und 1989. Diese ist wegen der dominierenden Stellung des Fernsehens als Massenmedium und zugleich unterschiedlicher erinnerungspolitischer Konjunkturen der Erinnerung an die Judenvernichtung besonders interessant für die Analyse. So waren die 1970er Jahre geprägt von einer Marginalisierung der Thematik, während gegen Ende der Dekade ein Erinnerungsboom einsetzte, der sich in den späten 1980er Jahren (ausgelöst durch die Ausstrahlung von Claude Lanzmanns Film Shoah) noch verstärkte und eine breite publizistische Debatte um die Vernichtung der europäischen Juden und die Einstellung der polnischen Gesellschaft entfachte. Das Projekt untersuchte die verschiedenen Darstellungsformen in den unterschiedlichen Medien und Diskursarenen und fragte nach den Entwicklungen innerhalb der Erinnerungskultur und -politik, die nach der Dekade des „Organisierten Vergessens“ (Marcin Zaremba) eine erneute Thematisierung der Erinnerung an den nationalsozialistischen Massenmord an den europäischen Juden begünstigten. Im Berichtszeitraum wurde die Niederschrift abgeschlossen und die Dissertationsschrift im Herbst 2012 eingereicht. Vorstellung des Dissertationsprojekts: „Der Holocaust im polnischen Fernsehen 1968-1989. Konjunkturen der Erinnerung und Medialisierung“, im Rahmen der Posterpräsentation des 49. Deutschen Historikertags, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz, 26. September. Multimedialisierung der „Chronik des Gettos Lodz/ Litzmannstadt – Das letzte Jahr“ Leitung am Herder-Institut Prof. Dr. Peter Haslinger Bearbeitung: Dr. Markus Roth In Kooperation mit dem Institut für Germanistik an der Justus-LiebigUniversität Gießen (Prof. Dr. Uwe Wirth) und der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität Gießen (Hon. Prof. Dr. Sascha Feuchert) Gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten Dieses digitale Editionsvorhaben war ein Teilprojekt des LOEWE-Projekts „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ und wurde in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Medien und Interaktivität und der Arbeitsstelle Holocaustliteratur, beide an der Justus-Liebig-Universität Gießen, durchgeführt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Haslinger und dem Germanisten Prof. Dr. Uwe Wirth widmete es sich der Erstellung und Weiterentwicklung einer Onlineversion der 2007 in Buchform veröffentlichten „Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt“, in der tagesaktuell über das Leben und Sterben im Getto zwischen 1940 und 1944 berichtet wird. Die Chronik wurde um Informationen in anderen Medienformaten erweitert und zu einem multimedialen Informationsportal ausgebaut. Parallel zum Projekt ist beim Hessischen Rundfunk eine Audioversion der Getto-Chronik entstanden, die vom 1. August 2011 bis zum Screenshot der Startseite des virtuellen Erinnerungsorts „Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt – das letzte Jahr“ 30. Juli 2012 im Programm „hr2-kultur“ ausgestrahlt und in das Portal integriert wurde. Im Berichtsjahr wurden die technische Aufbereitung des Materials sowie die Entwicklung der Internetpräsenz abgeschlossen. Alle wesentlichen Zusatzinformationen und Navigationsmöglichkeiten wurden installiert. Schwerpunkt der Arbeit war daneben die Implementierung der polnischsprachigen Version der Getto-Chronik sowie einer Übersetzung aller Inhalte der Internetpräsenz. Dies erfolgte in enger Kooperation mit den polnischen Projektpartnern vom Staatsarchiv Lodz (Łódź). Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung wurde die digitale Edition der Getto-Chronik Ende Juni 2011 freigeschaltet. Seitdem und seit dem Start der Ausstrahlung durch den Hessischen Rundfunk im August 2011 rückten die Bearbeitung von Nutzeranfragen sowie die Qualitätskontrolle des Datenmaterials in den Vordergrund. Überdies wurden in enger Zusammenarbeit mit der Kartenabteilung des Herder-Instituts eine mögliche Georeferenzierung des Chroniktextes evaluiert und notwendige Anforderungen hierfür besprochen. Im Rahmen des Projekts war Dr. Markus Roth bis Juni 2012 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Herder-Institut tätig. Vortrag: „Nach der Zeitzeugenschaft – Holocausterinnerung heute“, Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, Stadt Wuppertal und Begegnungsstätte Alte Synagoge, Wuppertal, 29. Januar. Vortrag: „Friedrich Kellner: ,Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne‘“, Lesung und Podiumsgespräch mit Wolfgang Benz, Reihe „Lebenszeugnisse“, Literaturforum im Brecht-Haus, Berlin, 23. Februar. Vortrag: „Die Tagebücher Friedrich Kellners“, Lesung und Vortrag, St. Lamberti Kirche Oldenburg, 28. Februar. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 27 Vortrag: „,Volk ohne Hirn‘ – Friedrich Kellner und seine Chronik des Alltags, der Propaganda und der Verbrechen des NSRegimes“, Vortrag, Geschichtsort Villa ten Hompel, Münster, 14. März. Die öffentlichen Debatten der Ostgrenzen in der Weimarer Republik Vortrag: „Friedrich Kellner: ,Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne‘“, Vortrag und Podiumsgespräch mit Bernward Dörner, Topographie des Terrors, Berlin, 24. April. Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger Vortrag: „Zwischen Trivialisierung und Popularisierung – Der Holocaust in populären Medien“, Institut für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien an der Universität Bremen in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung, Bremen, 8. Mai. Vortrag: „Friedrich Kellner: ,Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne‘“, Vortrag und Lesung, Von der Heydt-Museum, Wuppertal, 22. Mai. Vortrag: „Die Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt“, Workshop „Militärgeschichtliche Editionen heute: Neue Anforderungen, alte Probleme?“, Militärgeschichtliches Forschungsamt, Potsdam, 1.-2. Juni. Bearbeitung: Agnes Laba M.A. Projektleitende Perspektiven: 1) Raum, Region, Identitäten 2) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten Ausgehend von der Tatsache, dass politische Probleme Konstruktcharakter haben und ihre Wahrnehmung als solche von ihrer Ver- und Aushandlung in relevanten gesellschaftlich-politischen Diskursarenen und den Narrativen abhängt, in deren Rahmen sie diskutiert werden, widmet sich das Dissertationsprojekt dem diskursiven Moment der Ostgrenzen der Weimarer Republik. Die Quellenbasis des Dissertationsprojekts bilden die politisch-publizistische Debatte und der wissenschaftliche Fachdiskurs der akademischen Geografiewissenschaften sowie Schulbücher und Landkarten. 5.1.2 Demokratiegeschichte als Zäsurgeschichte. Das Beispiel der frühen Weimarer Republik Leitung am Herder-Institut: Prof. Dr. Peter Haslinger Bearbeitung: Agnes Laba M.A. In Kooperation mit dem Institut für deutsche Sprache, Mannheim (Prof. Dr. Heidrun Kämper), und dem Institut für Zeitgeschichte, München (Prof. Dr. Thomas Raithel) Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation Das Verbundprojekt „Demokratiegeschichte als Zäsurgeschichte. Das Beispiel der frühen Weimarer Republik“ wird in Kooperation mit dem Hauptantragsteller, dem Institut für Deutsche Sprache, Mannheim, und dem Institut für Zeitgeschichte, München, durchgeführt und ging 2012 in das dritte Projektjahr. Im Mittelpunkt des transdisziplinären Projekts steht die politisch-soziale Umbruchphase von der Monarchie zur Demokratie in den frühen Jahren der Weimarer Republik (1917-1925), die aus den Perspektiven der Sprach-, Konzept- und Diskursgeschichte beleuchtet wird. Das Forschungsprojekt zielt dabei auf die Vernetzung der drei disziplinären Zugänge (sprachwissenschaftlich, diskurshistorisch und konzeptgeschichtlich). Im Jahr 2012 wurden in einem Workshop im Februar und einer interdisziplinären Tagung im Juni die Richtlinien und Ziele des gemeinsam zu erstellenden Sammelbandes erarbeitet und der Zeitplan festgelegt. Quellenbeispiel für das Dissertationsprojekt „Die öffentlichen Diskussionen der Ostgrenze der Weimarer Republik 1919-1933“ 28 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Im Berichtszeitraum wurde die Sichtung und Aufnahme von Quellen abgeschlossen und mit einer tiefgehenden Auswertung der Quellen begonnen. Im Sommer begann die Verschriftlichung der bisher geleisteten theoretischkonzeptionellen und empirischen Arbeit. Vortrag: „Erziehung zu mehr ,Grenzbewusstsein‘ – zur Rolle von Schulbüchern im Ostgrenzen-Diskurs der Weimarer Republik“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 10. Oktober. SS 2012 Quellenkundliche Übung, Institut für Osteuropäische Geschichte Justus-Liebig-Universität Gießen. 5.1.3 Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert (DAPRO/Geoimaginaries) Projektleitung: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Anna Veronika Wendland Koordination: Alexandra Schweiger M.A. In Kooperation mit dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig (Prof. Dr. Simone Lässig), dem Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig (Prof. Dr. Ute Wardenga), und dem Institut für Wissensmedien, Tübingen (Prof. Dr. Stephan Schwan) Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation Projektleitende Perspektiven: 1) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung 2) Raum, Region, Identitäten Das Team am Herder-Institut für den Digitalen Atlas politischer Raumbilder im 20. Jahrhundert animierte Karten, Beziehungen zwischen Karte und den auf sie bezogenen Texten und Bildern – all das ist von großem Interesse für solche Untersuchungen. Als Quellenmaterialien kommen dabei nicht nur Karten in Frage, sondern auch bildliche Darstellungen (z.B. von umstrittenen Grenzregionen) und alle Texte gleich welcher Provenienz, die sich mit Raumordnungen und Raumverhältnissen beschäftigen und meist auch mit Kartendarstellungen arbeiten. Das Atlasprojekt interessiert sich für die Wirksamkeit von „Politischen Raumbildern“, d.h. Raumkonstrukten, die in Gesellschaften kommunikativ vermittelt werden und in politischen Handlungsprozessen von Bedeutung sind. Ostmitteleuropa eignet sich in besonderer Weise, um solche Raumbilder in einer innovativen, multiperspektivischen Darstellung zu präsentieren. Es ist eine europäische Region, die im 20. Jahrhundert durch Grenzverschiebungen, ethnische und konfessionelle Pluralität, Zwangsmigrationen, Systemwechsel, Minderheitenkonflikte, konkur- Die „Wiederkehr des Raumes“ ist seit gut zwei Jahrzehnten ein großes Thema der Geschichtswissenschaften, der kritischen Geografie und der Kartografie. Nachdem lange Zeit die Beschäftigung mit Raum und Raumkonzepten durch die Erfahrungen mit deutscher „Geopolitik“ in der Zwischenkriegs- und der NS-Zeit diskreditiert war, gibt es nun ganz neue Zugänge zum Phänomen „Raum“ als einem menschengemachten Konzept. Dazu haben neue Methoden und neue theoretische Ansätze der Geografie und Kartografie sowie der Visuellen Geschichte beigetragen, die wiederum auf wichtige Impulse aus den Kulturwissenschaften (visual/spatial turn) zurückgehen. Heute werden Karten nicht mehr als möglichst getreue Repräsentationen einer im Raum fertig und faktisch vorgefundenen Wirklichkeit angesehen, sondern man interessiert sich für sie als Ergebnis einer Kognitions- und Konstruktionsleistung: Kartenausschnittwahl, Ausblendungen, Auswahlprozesse und Hervorhebungen, Farbpsychologie, Karten„sprachen“ (d.h. die eingesetzten formalen und symbolischen Werkzeuge), Kartenfolgen, In dieser suggestiven Kartografie von „Ungarn“ aus der Zwischenkriegszeit wird ein beanspruchtes Gebiet durch Grenzsignaturen ehemaliger Reichsgrenzen und ethnische Zuschreibungen in Flächen- und Dispersionsdarstellung markiert: Károly Kogutowicz „Magyarország néprajzi térképe/Ethnographical map of Hungary“, Budapest 1927, Herder-Institut, Kartensammlung, Sign.Nr. K 54 III B 3 Jahresbericht 2012 Herder-Institut 29 beiterin im Herder-Institut koordiniert diese Vernetzungsarbeit. Entwurf für den Digitalen Atlas rierende Raumvorstellungen sowie raumwirksame ideologische Bruchlinien (z.B. den „Eisernen Vorhang“) ebenso geprägt wurde wie durch die dynamische Neukonfigurierung räumlicher Verhältnisse seit 1989. Immer gingen aus solchen Prozessen auch spezifische Raumbilder und politische Kartografien hervor. Es ist ein Anliegen dieses Projekts, zeitgenössische wie heutige politische Raumbilder zu dekonstruieren und den Ursachen ihrer politischen Wirkmächtigkeit auf die Spur zu kommen. Dabei sollen Raumbilder in ihrer historischen Genese und gegenseitigen Verflechtung transparent gemacht werden. Raumbilder und ihre medialen Repräsentationen, vor allem die Kartografie, sollen also kritisch befragt und die Instrumentarien ihrer Produktion offengelegt werden. Im Projekt wird die Pilotversion eines Forschungs- sowie Lehr- und Lerninstruments für die Hochschule entwickelt, der „Digitale Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert/Geoimaginaries“. Über exemplarische Quellen, Zusatzmaterialien zu den Quellen und interaktiv gestaltete Karten sollen die Formation und Transformation von Raumkonzepten in der Außen- und Geopolitik, der Erinnerungspolitik, der Wissenschaft und ausgewählten massenmedialen Darstellungen (z.B. Zeitungen und Unterrichtsmedien) transparent gemacht werden. Im Herder-Institut und bei den Kooperationspartnern entstehen aus dem Projekt heraus außerdem vier Dissertationsprojekte aus drei Disziplinen (Geschichte, Geografie, Psychologie). Sie liefern Einzeluntersuchungen zu Darstellungsprinzipien, Wahrnehmungsformen und visuellen Strategien kartografischer und anderer Raum-Repräsentationen. Im Projekt arbeitet ein Forschungsnetzwerk aus vier Leibniz-Instituten mit in- und ausländischen Partnern zusammen. Die Partner werden durch aufeinander abgestimmte Arbeitsprogramme, gegenseitige Forschungsaufenthalte, gemeinsam organisierte Tagungen und Workshops miteinander in Kontakt gebracht. Eine Wissenschaftliche Mitar- 30 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Im Berichtszeitraum wurde die Auswahl und Digitalisierung des Quellenmaterials am Herder-Institut abgeschlossen und seine Ergänzung durch Bestände der anderen Partner vorbereitet. Ein wichtiger Arbeitsschritt war die Ausarbeitung einer Datenbank für die Materialerfassung sowie die Anbahnung von Kontakten an die Fachhochschule Potsdam, wo das webbasierte Produkt im Rahmen einer Diplomarbeit für Computerdesign in Auftrag gegeben werden soll. Erste Überlegungen zum „Lastenheft“ für das Produkt wurden aggregiert. Bei zwei Projektworkshops wurde über Begriffe diskutiert und an konkreten Quellen kollaborativ wichtige Fragestellungen entwickelt. Ein Teil der Probandenversuche am IWM konnte bereits durchgeführt werden, die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet. Ein weiteres Ergebnis der Projektarbeit ist die Findung eines international gut wiedererkennbaren Namens für das Produkt, geoimaginaries, der bereits als Internetdomain reserviert wurde. Außerdem wurde ein Logo für das Produkt entwickelt. Projektmitarbeiter des Leipziger Instituts für Länderkunde stellten DAPRO auf mehreren geografischen Fachtagungen und Kongressen vor. Anna Veronika Wendland: Ikonografien des Raumbilds Ukraine. Eine europäische Transfergeschichte, in: Kampf der Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger und Vadim Oswalt, Marburg 2012, S. 85-120. Peter Haslinger und Vadim Oswalt: Raumkonzepte, Wahrnehmungsdispositionen und die Karte als Medium von Politik und Geschichtskultur, in: Kampf der Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger und Vadim Oswalt, Marburg 2012, S. 1-12. Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser – Die tschechoslowakische Landgrenze und polnische Seegrenze im Vergleich Bearbeitung: Jasmin Nithammer M.A. Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Anna Veronika Wendland Projektleitende Perspektiven: 1) Raum, Region, Identitäten 2) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten Das im Mai 2011 begonnene Dissertationsprojekt steht im Rahmen des von der Leibniz-Gemeinschaft mit Mitteln aus dem „Pakt für Forschung und Innovation“ geförderten Verbundprojekts „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“, in Kooperation mit dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig, dem Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig, und dem Institut für Wissensmedien, Tübingen. Es befasst sich mit den Systemaußengrenzen des Sozialismus – dem so genannten Eisernen Vorhang – in Polen und der Tschechoslowakei. Durch einen Vergleich der polnischen Seegrenze (zur Ostsee) und der tschechoslowakischen Landgrenze (zu Deutschland und Österreich) soll die Konstruktion von Raumbildern im politischen Diskurs der genannten Länder im Zeitraum von 1948-1989 untersucht und die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Bereichen (Staats-/Machtapparat, Grenzschutz, Öffentlichkeit) herausgestellt werden, um dadurch Rückschlüsse auf das durch die Machthaber in verschiedenen Gesellschaftssektoren geprägte Bild der Grenzen zu erhalten. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund: 1) Wie „funktionierte“ diese Grenze in Polen und der Tschechoslowakei, wie wurde sie wahrgenommen und dargestellt? 2) Welche Rolle spielten kartografische Darstellungen der Grenze bei der Konstitution von Raumbildern? 3) Welche Akteure nahmen Einfluss auf die Konstruktion und Vermittlung eines bestimmten Grenzbildes und wie sah dieses aus? Das Projekt geht dabei von der Annahme aus, dass sich die Grenzen aufgrund ihrer Lage (Seegrenze vs. Landgrenze) in ihrer Bedeutung, Wirkung und Konstitution unterschieden. Des Weiteren werden die geografischen Eigenschaften als ein wichtiger Faktor für die Rolle und Funktion der Grenze innerhalb des staatssozialistischen Systems betrachtet. Die Möglichkeit der unterschiedlichen Wahrnehmung der Grenze, z.B. als „natürliche“ Barriere (Seegrenze), direkte Kontaktzone (Landgrenze) oder militärisches Aufmarschgebiet, bestimmte den Grad und die Tiefe ihrer Sicherung sowie ihre innen- und gesellschaftspolitische Bedeutung. Die dritte These geht davon aus, dass die Bedeutung und Visualisierung der Grenze von der Situation und dem Adressatenkreis abhängig war, wodurch ein disparates (Grenz-)Raumbild vermittelt wurde. Im Berichtszeitraum kam es aufgrund der Schließung eines für das Vorhaben wichtigen Archivs zu einer inhaltlichen und konzeptionellen Umstrukturierung der Arbeit. Neben der Durcharbeitung der einschlägigen Forschungsliteratur wurden diverse Archivaufenthalte in der Slowakei, Tschechien und Polen durchgeführt sowie mit der Auswertung des Quellenmaterials begonnen. 5.1.4 Forschergruppe Gewaltgemeinschaften – Teilprojekt „Paramilitärische Verbände in Ostmitteleuropa (1918-1944) – Selbstbild, Gewaltpraxis, Soziale Dynamik am Beispiel des ‚Eisernen Wolfes‘ in Litauen“ Projektverbund der Justus-LiebigUniversität Gießen in Kooperation mit dem Herder-Institut Bearbeitung des Teilprojekts „Eiserner Wolf“ am Herder-Institut: Dr. Vytautas Petronis Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Projektleitende Perspektive: politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten Gewalt ist eine menschliche Grunderfahrung, sie scheint auch in der modernen Gesellschaft allgegenwärtig und wird oft von Gruppen ausgeübt. Der gruppenbildenden und gruppenstabilisierenden Wirkung von Gewalt widmet sich seit 2010 eine Forschergruppe der Justus-LiebigUniversität Gießen, in die das Herder-Institut mit einem eigenen Teilprojekt zu paramilitärischen Verbänden im Ostmitteleuropa der Zwischenkriegszeit eingebunden ist. Untersucht wird in dieser Phase die Gruppe des „Eisernen Wolfes“ in Litauen. Der gegenwärtige Stand der Untersuchung des Eisernen Wolfes offenbart einen interessanten und atypischen Fall im allgemeinen europäischen Kontext der Zeit. Der Eiserne Wolf war eine paramilitärische Geheimorganisation, die der Unterstützung des aus dem Putsch vom Dezember 1926 hervorgegangenen Systems dienen sollte. Daher war er das Schutz- und Vollstreckungsorgan einer rechtskonservativen Regierung. Mitte 1929 existierten die „Wölfe“ fast in jeder kleineren Stadt und in jedem Dorf Litauens. Die Mitglieder rekrutierten sich überwiegend aus dem unteren Mittelstand – Landwirte, untere Staatsangestellte wie Lehrer, Polizisten, Bürokraten, Soldaten, Handwerker sowie Oberschüler und Studenten befanden sich darunter. Die moralische und finanzielle Unterstützung der Staatsspitze erlaubte es dem Eisernen Wolf, rasch zu expandieren. Vorstellung des Dissertationsprojekts: „Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser – Die tschechoslowakische Landgrenze und polnische Seegrenze im Vergleich“, im Rahmen der Posterpräsentation des 49. Deutschen Historikertags, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz, 26. September. Vortrag: „Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser – Die tschechoslowakische Landgrenze und polnische Seegrenze im Vergleich“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 12. Dezember. Emblem der litauischen paramilitärischen Gruppe „Eiserner Wolf“ Jahresbericht 2012 Herder-Institut 31 Die meisten Mitglieder des Eisernen Wolfes waren bewaffnet und versuchten, mit Waffengewalt und/oder Drohungen ihre Ziele durchzusetzen. Insgesamt kann der Eiserne Wolf als ein auf Gewalt basierendes, effizientes Instrument politischen und gesellschaftlichen Wandels gesehen werden. Die Organisation war von Rechts wegen dazu befugt, sich verschiedener Formen von Gewalt zu bedienen, um das durch den Staatsstreich geschwächte Litauen zu stabilisieren. Ihre potenziellen Opfer waren alle, die von dem neuen Regime aus den unterschiedlichsten Gründen als Bedrohung identifiziert wurden. Solcher Illoyalen entledigte man sich durch Umsiedlung und Entwurzelung. In vielen Fällen lag den Repressionsmaßnahmen der Paramilitärs aber auch persönliche Rache oder die Verfolgung individueller Zwecke zugrunde. Der Eiserne Wolf trug schließlich zur ideologischen Konsolidierung und Homogenisierung der litauischen Gesellschaft bei, was nur ein Jahrzehnt später die Rekrutierung jener Partisanengruppen begünstigte, die gegen die nationalsozialistischen und sowjetischen Besatzer kämpften. Neben der Fortführung der Forschungs- und Archivarbeiten stand das vergangene Jahr ganz im Zeichen des Folgeantrags. In diesem sollen sich zwei Dissertationsprojekte der Zusammensetzung und der Gewaltaktionen von Freischärlerverbänden im Baltikum und in Oberschlesien widmen. Hier sollen auch umfangreiche Bestände aus der Dokumentesammlung des Herder-Instituts zur Auswertung kommen. Eine zweite erfreuliche Entwicklung betrifft die internationale Vernetzung. So konnte eine dauerhafte Zusammenarbeit mit dem Centre for War Studies am University College in Dublin ebenso vereinbart werden wie mit dem Centre for Historical Research and Documentation on War and Contemporary Society in Brüssel und dem renommierten Niederländischen Institut für Kriegs-, Holocaustund Genozidstudien (NIOD) in Amsterdam. Gemeinsame Veranstaltungen und Projekte fanden statt. Vortrag: „Aspects of the Emergence and Transformation of the Early Lithuanian Far Right Movement (1922-1927)“, The Global Baltics: The Next Twenty Years, The 23rd biannual conference of the Association for the Advancement of Baltic Studies (AABS), University of Illinois, Chicago, 28. April. Vortrag: „Patriotism or Nationalism? Problems in the (Self-) Identification of Early Lithuanian Right-Wing Activists (19181927)“, Konferenz „V Annual CRCEES Research Forum“, University of Glasgow, Glasgow, 17.-18. Mai. Vortrag: „Fathers and Sons: Generational Aspect in Early Lithuanian Right-Wing Movement (1918-1927)“, Workshop „Generations of Violence – Age Groups, Generation Gaps, and the Significance of Violence” der Forschergruppe Gewaltgemeinschaften in Zusammenarbeit mit dem Centre for War Studies am University College Dublin, dem Centre for Historical Research and Documentation on War and Contemporary Society Bruxelles und dem Instituut voor oorlogs-, holocaust-, en genocidestudies, Amsterdam, Herder-Institut, Marburg, 7.-8. Juni. 32 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Paramilitärische Verbände in Ostmitteleuropa der Zwischenkriegszeit: Gewaltgemeinschaften im Konflikt um Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg – ein deutsch-polnischer Vergleich. Bearbeiter des Teilprojektes: Wojciech Pieniazek, M.A. Projektleitende Perspektive: politische Ordnung, Mehrheiten und Minderheiten Nach der Staatsgründung 1918 erhob die polnische Delegation bei den Friedenverhandlungen Ansprüche auf die preußische Provinz Oberschlesien. Die Alliierten einigten sich auf Grund der multiethnischen Verhältnisse auf eine Volksabstimmung im März 1921, in der die oberschlesische Bevölkerung entscheiden sollte, ob sie zu Deutschland oder zu Polen gehören wollte. Seit 1918 immer wieder aufgrund von Kriegsmüdigkeit sowie soziokultureller Probleme zu Unruhen gekommen, die von deutschen Freikorps nieder geschlagen worden sind. Hier finden sich die Wurzeln des Gewaltraums Oberschlesiens, der schon vor dem Ersten Weltkrieg eine hohe Kriminalitätsrate aufwies. In der Abstimmungszeit herrschte in Oberschlesien eine bürgerkriegsähnliche Alltagssituation, die ihre Höhepunkte in drei propolnischen Insurrektionen (1919, 1920, 1921) hatte. Es bilden sich auf deutscher und polnischer Seite Gewaltgemeinschaften junger Männer, dessen Existenz nur auf den Abstimmungskampf ausgerichtet war. Diese Paramilitärs entwickeln in diesem Kleinkrieg eine eigene Form der Gewaltdynamik, die es zu erforschen gilt. Die deutschen Paramilitärs waren oft ehemalige Freikorpssoldaten, die durch brutale Kämpfe im Baltikum und im deutschen Bürgerkrieg geprägt waren. Das gleiche gilt für die polnische Seite, die Erfahrung in den imperialen Armeen, in jahrelanger konspirativer Tätigkeit sowie im Kleinkrieg des Ostens gesammelt hatte. Die deutschen Akteure mussten anfangs Taktiken und Arten des verdeckten Kampfes im Untergrund erlernen. Hier waren die Polen erfahrener, was aus ihrer langen Untergrundtätigkeit resultierte. Die deutschen Gewaltgemeinschaften kopierten scheinbar erfolgreich diese Gewaltform und lieferten sich mit den polnischen Kommandos einen blutigen Kleinkrieg. Der Leittragende war die oberschlesische Zivilbevölkerung, die mit Terror und Gewalt überzogen wurde. Das im September 2012 begonnene Projekt möchte ein Desiderat der Forschung füllen: Bislang gibt es keine abschließende Analyse der Paramilitärs, die in diesem Konflikt beteiligt waren. Es existieren überwiegend nur Werke mit militär – oder diplomatiegesichtlichen Fragestellungen älterer Natur. Es soll in diesem Projekt eine systematische Untersuchung der Gewaltgemeinschaften in Oberschlesien erfolgen. Dazu gehört auch eine Analyse der Binnenstrukturen und der Dynamik der Gewaltausübung dieser Paramilitärs, um die Forschungslücken zu schließen. 5.1.5 Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses Leitung am Herder-Institut: Prof. Dr. Peter Haslinger Bearbeitung: Dr. Elke Bauer In Kooperation mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam (PD Dr. Annette Vowinckel: Gesamtkoordination), dem Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig (Prof. Dr. Simone Lässig), und dem Deutschen Museum, München (Dr. Wilhelm Füssl) Finanziert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation Das im Mai 2012 gestartete Verbundprojekt möchte während der dreijährigen Projektlaufzeit Grundlagenforschung zu verschiedenen Institutionen des modernen Bildwesens betreiben. Die Einzelprojekte widmen sich der Frage nach der Rolle und Bedeutung staatlicher und privater bzw. privatwirtschaftlicher Institutionen für die Konstitution kollektiver Bildgedächtnisse. Ihr gemeinsames Ziel ist es, nicht die „Gegenstände“ kollektiven Bildwissens zu erforschen, sondern die Institutionen, die diese Bilder generieren, verwalten, verwerten, archivieren und/oder publizieren bzw. die Produktion und Verbreitung bestimmter Bilder verhindern. Darüber hinaus soll unter www.visual-history.de ein Onlineportal eingerichtet werden, das als Informations- und Vernetzungsplattform fungieren soll und enzyklopädisches Wissen zu den Institutionen des modernen Bildwesens bereitstellen möchte. Das historische Bildarchiv im digitalen Zeitalter: Überlieferung, Sammlung und digitale Re-Kontextualisierung Bearbeitung: Dr. Elke Bauer Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung Das Teilprojekt am Herder-Institut beschäftigt sich mit den Chancen und Problemen historischer Bildarchive im digitalen Zeitalter. Denn der sich durch die massenhafte Digitalisierung von Bildern und deren Bereitstellung im Internet rasant wandelnde Umgang mit Bildquellen in der Geschichts- und Kulturwissenschaft stellt Bildarchive vor neue Herausforderungen. So ersetzt die uneingeschränkte Verfügbarkeit von Bildern im Netz zunehmend den Gang ins „analoge“ Archiv. Durch die Präsentation von Bildsammlungen im Internet und die Bildung eines digitalen Bildkanons geraten jedoch nicht digitalisierte Materialien in den Archiven zunehmend aus dem Blickfeld. Daher müssen die Auswahlkriterien für die Digitalisierung kritisch reflektiert werden. Hinzu kommt, dass das Bereitstellen von Bildmaterial im Internet die Bildvorlage als Artefakt zunächst in den Hintergrund drängt, denn meistens ist nur das Motiv für die Nutzerinnen und Nutzer eines Onlineangebots sichtbar. Die Rückseiten beispielsweise mit ihren Beschriftungen werden unsichtbar. Ebenso verschwindet die Größe und die Haptik der digitalisierten Vorlage – das Kleinbilddia und die großformatige Grafik nähern sich an. Dabei fordert die Wissenschaft seit einigen Jahren genau das Gegenteil: Die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von Bildern ist wichtig, um sie als ernstzunehmende historische Quelle zu nutzen. Das Projekt soll untersuchen, wie Bildarchive/-sammlungen, die ihre Bestände online bereitstellen, mit der Problematik umgehen. Es soll Möglichkeiten eruieren, wie die Bilder auch im Netz als Artefakte wahrzunehmen sind und wie die Informationen, die ein herkömmlicher Archivbesuch bietet (Beschriftungen, fachliche Beratung, Verweise auf weitere Bestände), im Onlinearchiv kompensiert bzw. zu neuen Informationsangeboten ausgebaut werden können. Das Bildarchiv des Herder-Instituts hat im Rahmen des LOEWE-Schwerpunkts „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ begonnen, sich diesen bildtheoretischen wie sammlungspraktischen Herausforderungen zu widmen. Im Verbundprojekt „Visual History“ sollen die bisher angestellten Überlegungen vertieft und anhand ausgewählter Bestände unter Anwendung bild- und medientheoretischer sowie diskursanalytischer Methoden umgesetzt werden. Seit Projektbeginn im Mai erfolgten im Berichtsjahr die Konzeption und Zeitplanung sowie eine erste intensive Literatursichtung. Vortrag: „Visual History. The Value of Historical Photographs as a Source in the Age of Digitalization“, Internationale Konferenz „5. Cyfrowe spotkania z zabytkami: Reprodukcja cyfrowa zabytku. Metody, wiarygodność, trwałość“, Politechnika Wrocławska, Wrocław, 19. November. Vortrag: „Bildarchive im digitalen Wandel: Chancen und Herausforderungen“, Internationale Tagung der Kommission Fotografie der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin „Fotografie und Film im Archiv: Sammeln, Bewahren und Erforschen“, Museum für Fotografie, Berlin, 23. November. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 33 5.1.6 Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung.“ Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger (HI) und Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer (KWI Essen und Universität Wuppertal) unter Mitarbeit von Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej (Universität Warschau) und Dr. Stefan Martens (DHI Paris) Koordination: Dr. Daniela Kraus Redaktion und Lektorat: Tara Talwar Windsor Gefördert durch die LeibnizGemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation Im Mai 2012 erfolgte der offizielle Start des neuen Forschungs- und Editionsprojektes „World War II – Everyday Life Under German Occupation“, dessen Ziel die Erforschung und Dokumentation von Alltagserfahrungen der lokalen Bevölkerungen in den von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten ist. Die Edition wird in englischer Sprache erscheinen. Neben der Printedition ist auch ein Online-Portal geplant, das die Quellen nicht nur in englischer Übersetzung, sondern auch in der Originalsprache, teilweise unterstützt durch Faksimiles, abbilden wird. Insgesamt sind für die Quellenedition vier Bände mit jeweils mehreren Teilbänden vorgesehen, denen nicht länderspezifische, sondern thematische Schwerpunkte zugrunde liegen. Im Fokus stehen die Dokumentation von Mangelerfahrungen der Lokalbevölkerungen, Formen von Herrschaft und Gewalt, sowie Zwangsarbeit, Ausbeutung, Vertreibung und Verfolgung. Das Projekt vereinigt Kooperationspartner und Experten aus insgesamt 15 europäischen Ländern, die sich schwerpunktmäßig oder ausschließlich mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs befassen. Nachdem Anfang Mai 2012 der Start für das Projekt erfolgt war, fand vom 31. Mai bis 1. Juni 2012 in Berlin die Auftaktveranstaltung mit allen Kooperationspartnern statt. Ziel der Veranstaltung war der Informationsaustausch der Partner, jedoch wurde die Tagung durch die öffentliche Vorstellung des Projektes in der „Topographie des Terrors“ am 31. Mai erweitert. Einer intensiven Planungsphase mit den Kooperationspartnern folgte die Quellenrecherche, die über Werkverträge mit Researchern aus insgesamt 19 Ländern organisiert wurde. Die für die Edition infrage kommenden Quellen stammen überwiegend aus den Kriegsjahren und werden durch Materialien aus der Zeit nach 1945 ergänzt. Dabei rücken in erster Linie bislang nicht edierte Quellen aus den Zentral-, Regional- und Ortsarchiven der jeweiligen Länder sowie Prozessüberlieferungen und Ego-Dokumente in den Blick. Wiederabdrucke sollen nur in Ausnahmefäl- 34 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Tatjana Tönsmeyer (links) und Peter Haslinger (rechts) bei der Vorstellung des Editionsprojekts im Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ in Berlin len vorgenommen werden, wie etwa bei zentralen Dokumenten, die grundlegende Rahmenbedingungen beschreiben, oder bei in Originalsprache publizierten Quellen, die bislang noch nicht in westlichen Sprachen rezipiert worden sind. Bis Jahresende 2012 konnten die Recherchen wie vorgesehen mit einem ersten Zwischenergebnis abgeschlossen werden. Die Dokumente werden im Anschluss an die Recherchen inhaltlich durch die vier Herausgeber, Prof. Peter Haslinger (HI), Prof. Tatjana Tönsmeyer (KWI-Essen und Universität Wuppertal), Prof. Włodzimierz Borodziej (Universität Warschau) und Dr. Stefan Martens (DHI Paris) geprüft und in Absprache mit den Länderexperten für die Publikation ausgewählt. Zusätzlich wurden und werden Kriterien der Qualitätskontrolle für die einzelnen Arbeitsschritte von der Quellensuche und Quellenauswahl, der Transkription, der Kommentierung, bis hin zur Übersetzung der Texte ins Englische erarbeitet. Für die redaktionelle Bearbeitung der Quellenedition konnte im November 2012 eine weitere Projektmitarbeiterin, Frau Tara Talwar Windsor, gewonnen werden, die ab dem 1.01.2013 das Lektorat der Übersetzungen und die Endredaktion der einzelnen Bände übernehmen wird. Die abschließende Auswahl der Quellen für die Publikation durch die Herausgeber ist für 2013 vorgesehen. Für die Kommentierung der ausgewählten Quellen durch erfah- rene Wissenschaftler sowie die Übersetzung der Quellen durch qualifizierte muttersprachliche Historiker ist aufgrund der zeitversetzten Arbeitsabläufe mit einer Bearbeitung über das Jahr 2013 hinaus zu rechnen. Kooperationspartner und Länderexperten: Dr. Kusma Kosak (Belarussische Staatliche Universität Minsk, für Belarus), Dr. Dirk Luyten (CEGES-SOMA, für Belgien), Prof. Karl Christian Lammers (Saxo-Institut der Universität Kopenhagen, für Dänemark), Prof. Milan Ristović (Universität Belgrad, für das ehem. Jugoslawien), Prof. Anu-Mai Kõll (Center for Baltic and East European Studies der Södertörn University, für Estland und Lettland), Prof. Olivier Wieviorka (Ecole Normale Supérieure de Cachan, für Frankreich), Prof. Hagen Fleischer (Universität Athen, für Griechenland), Prof. Gustavo Corni (Universität Trento, für Italien), Dr. Darius Staliunas (Litauisches Institut für Geschichte Vilnius, für Litauen), Prof. Benoît Majerus (Universität Luxemburg, für Luxemburg), Prof. Peter Romijn (NIOD, für die Niederlande), Prof. Guri Hjeltnes (Center for Studies of Holocaust and Religious Minorities, für Norwegen), Prof. Jerzy Kochanowski (Universität Warschau, für Polen), Dr. Irina Scherbakowa (MEMORIAL Moskau, für Russland), Prof. Tatjana Tönsmeyer (KWI Essen und Universität Wuppertal, für die Slowakei und die Tschechische Republik), PD Dr. Tanja Penter (Helmut Schmidt Universität Hamburg, für die Ukraine), Prof. Peter Haslinger (Herder-Institut, für Ungarn). 5.2 Die „Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts“ Sprecher: Prof. Dr. Peter Haslinger Stellvertretender Sprecher: Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg Koordinatorin: Ina Alber, M.A. In Kooperation mit dem Gießener Zentrum Östliches Europa an der Justus-Liebig-Universität Gießen (Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg) und dem International Centre for the Study of Culture an der Justus-Liebig-Universität Gießen (Prof. Dr. Ansgar Nünning, Prof. Dr. Horst Carl) Stipendiat/inn/en: Konrad Hierasimowicz M.A., Stanislava Kolková M.A., Kinga Kuligowska M.A., Dr. Christian Lotz, Tomaš Nenartovič M.A., Dominika Piotrowska M.A., Justyna A. Turkowska M.A., Dr. des. Sylwia Werner Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Workshop der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts „Wissen“ stellte in der Ostmitteleuropaforschung bis vor Kurzem noch keine eigenständige Analysekategorie dar. Dies thematisiert die seit April 2010 erfolgreich laufende Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts (LGSch), zumal viele Fragen, die die Wissensforschung aufwirft, immer noch in implizit „nationalen“ bzw. einsprachigen Kontexten erforscht werden. Das Programm der LGSch widmet sich daher einem der Grundprobleme europäischen Wissenstransfers, das trotz europäischer Einigung noch keineswegs alle Brisanz eingebüßt hat: der Schaffung, Übertragung und Aushandlung von Wissensbeständen und dem durchaus ambivalenten Wandern von Konzepten und Organisationsformen. Die Konstellation, die eine neue Art der Annäherung erfordert, ergibt sich daher aus einem für Ostmitteleuropa spezifischen Untersuchungskontext: Im Rahmen der LGSch geht es um die Vielzahl von Varianten der Kommunikation über Wissen innerhalb von Gesellschaften, die nicht nur in einzelne Funktionssysteme ausdifferenziert gedacht werden können, sondern auch sprachlich oder ideologisch zu fassen sind. Es geht um die Frage, wie Wissensvermittlung in einem zunächst regional definierten Kontext (durch den Kommunikationsraum Ostmitteleuropa und den deutschsprachigen Raum) zu untersuchen ist und dabei jedoch noch durch weitere Aspekte charakterisiert werden kann, die Vergleichbarkeit zu anderen Regionen herstellen: 1) imperiales state building, das in einem komplexen Wechselverhältnis zum nation building verläuft, 2) die Lage an einer infrastrukturellen und institutionellen Halbperipherie sowie 3) die Persistenz nationaler Deutungs- und Tradierungsmuster. Letzteren stellt die LGSch ein Konzept des multilateralen, dialogischen Wissenstransfers gegenüber, das auch seinen formalen Niederschlag in einer transnationalen, strukturierten Graduiertenausbildung findet. Die acht Stipendiatinnen und Stipendiaten, zwei davon mit Postdoc-Projekten, haben unterschiedliche wissenskulturelle und internationale Hintergründe und Erfahrungen, die sie in einen zentraleuropäischen Vergleichs- und Reflexionskontext einbringen. Die LGSch erprobt darüber hinaus eine neuartige Verknüpfung zwischen bislang oft Jahresbericht 2012 Herder-Institut 35 Als informelles Format der wissenschaftlichen Vernetzung dient der Stipendiatenkaffee isolierten konzeptionellen Komponenten: Durch die Verbindung von Wissensregimen und Wissenschaftskommunikation, politischem Diskurs und sprachlich wie kulturell pluralen bzw. multipolaren Kontexten werden im interdisziplinären Kontext historische Entwicklungen neu bewertet und verortet. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten sind in den Fachgebieten Geschichtswissenschaft, Kulturwissenschaften, Kunstgeschichte, Soziologie und Literaturwissenschaften tätig. Die einzelnen Projekte beschäftigen sich mit Wissens- bzw. Wissenschaftskulturen und Wissenschaftskommunikation von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart (Foren, Netzwerke, Personen, Generationen, Sozialisationsformen, politische Rahmenbedingungen, intellektuelle Stile). Grundlegend ist hierbei eine kulturwissenschaftliche Grundausrichtung, die sich aus den Aufgaben, Ressourcen und dem dichten regionalen, nationalen wie internationalen Kooperationsnetz des Herder-Instituts ergibt. Dalhouski, Aliaksandr Minsk, Belarus 1. Dezember 2011 – 31. März 2012 Thema: Post-Tschernobyl-Migrationsprozesse Die LGSch ist am Herder-Institut verankert und wird gemeinsam mit dem Gießener Zentrum Östliches Europa und dem International Graduate Centre for the Study of Culture durchgeführt. Als Sprecher fungiert Prof. Dr. Peter Haslinger, als sein Stellvertreter Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg. Im Verbund mit den beiden Partnern an der Justus-Liebig-Universität Gießen konnte die Graduiertenförderung neu strukturiert und gestärkt werden. Dabei profitieren die Stipendiatinnen und Stipendiaten nicht nur von der ausgezeichneten Infrastruktur, wie sie eine der besten Spezialbibliotheken und Wissenschaftlichen Sammlungen zu diesem Bereich weltweit bieten, sondern können über Praxismodule auch zusätzliche Kompetenzen in verschiedenen Bereichen wie Wissenschaftsmanagement, Management von Internetressourcen und Wissensportalen sowie Management im Bibliotheks-, Archiv- oder Sammlungswesen erwerben. Hakkarainen, Jussi-Pekka, M.A. Turku, Finnland 1. April – 30. Juni 2012 Thema: Scientific and Political Networks of the Finnish Slavists in 1921-1925 Als Erweiterung des Diskussionsraums, den die LGSch bietet, wurden im vergangenen Jahr Kurzzeitstipendien für Visiting Fellows ausgeschrieben. Eingeladen waren folgende Personen, bei denen eine thematische, konzeptionelle und methodische Anbindung an die Themen der LGSch gegeben war: 36 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Dr. Ilić, Angéla Mainz/Budapest, Deutschland/Ungarn 1. Dezember 2011 – 31. März 2012 Thema: Versöhnungsarbeit oder Dialog? Die Unterstützung des Demokratisierungsprozesses in Serbien durch die Kirchen in Deutschland, 1999-2009 Skowronek, Thomas Berlin, Deutschland 1. Dezember 2011 – 31. März 2012 Thema: Marktgestalten. Zur Poetologie ökonomischer Praktiken auf Kunstmärkten am Beispiel von Galerien in Polen und Russland Surman, Jan Wien/Warszawa, Österreich/Polen 6. April – 6. Juni 2012 Thema: Wissenschaft und Übersetzung. Auswirkungen des Sprachpurismus auf wissenschaftliche Produktion in Zentraleuropa im langen 19. Jahrhundert Im Jahr 2012 fanden regelmäßige Kolloquien statt, in denen die Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie die Visiting Fellows über den Fortschritt ihrer Projekte berichteten sowie Sekundärliteratur diskutiert wurde. Ergänzend wurden ein Workshop zur „Karriereentwicklung von wissenschaftlichem Nachwuchs“ und eine Master Class in Zusammenarbeit mit DAPRO unter Leitung von Miloš Havelka zum Thema „Ost und West als kulturhistorische Konstrukte“ durchgeführt. Ein weiterer Workshop mit Stefan Michael Newerkla wurde zum Thema „Sprache, Wissen und Translationsprozesse“ organisiert. Die Jahrestagung der LGSch beschäftigte sich mit wandernden Konzepten der Wissenschaftsgeschichte unter dem Titel „Nomadic Concepts. Biological Concepts and Their Careers beyond Biology“. Sie wurde im Oktober 2012 in Kooperation mit dem Department of History, Central European University in Budapest organisiert und am Herder-Institut durchgeführt. 5.2.1 Zwei Mal Belarus oder Belarus 2.0? Nationale Identitäts- und Geschichtsdiskurse in sozialen Medien Bearbeitung: Konrad Hierasimowicz Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger (Herder-Institut), Prof. Dr. Andreas Langenohl (Justus-Liebig-Universität Gießen) Projektleitende Perspektiven: 1) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung Das im Rahmen der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts entstehende Dissertationsprojekt untersucht Diskurse und Repräsentationen belarussischer Identität und Nationalgeschichte in den Neuen Medien. Wie in kaum einem anderen Land Europas ist das aus der nationalen Perspektive gedeutete geschichtliche Wissen in Belarus stark polarisiert: Dem „östlich-russophil“ konnotierten offiziellen belarussischen Geschichtskanon widerstreben vernetzte Akteure mit einer „westlich-europhilen“ Vision der Nationalgeschichte. Neue Medien rücken dabei als Diskursplattform zunehmend ins Zentrum. Das Projekt untersucht, wie im interaktiv und kollaborativ organisierten World Wide Web identitätsstiftende Momente der Nationalgeschichte narrativ, diskursiv und (audio-)visuell inszeniert, rezipiert und transferiert werden und welche Strategien bei Deutungskonflikten in dem allgemein zugänglichen vernetzten Medium zum Tragen kommen. Wird der Dualismus der Diskurslogiken im Neuen Medium aufgebrochen, verhärten sich die Fronten oder formiert sich ein neues Dispositiv, dessen Eigenschaften noch zu untersuchen sind? Im Jahr 2012 wurden folgende Arbeitsschritte am Dissertationsprojekt veranlasst: intensive empirische Arbeit und Verschriftlichung. Parallel dazu die Rezeption aktueller kultur-, medien- und sozialwissenschaftlicher Publikationen zu den Neuen Medien. Mitarbeit am Projekt „Library Life“ an der Research Area 8 des GCSC (Gießen). Arbeit an Artikeln und Rezensionen. Vortrag: „Zwei Mal Belarus oder Belarus 2.0? Nationale Identitäts- und Geschichtsdiskurse in sozialen Medien“, Workshop Screenshot mit Quellenmaterial zum Dissertationsprojekt „Zwei Mal Belarus oder Belarus 2.0? Nationale Identitäts- und Geschichtsdiskurse in sozialen Medien“ der ABDOS an der Leipziger Buchmesse 2012 zum Thema „Nationale Minderheiten in Ost- und Südosteuropa – Informationspolitik und neue Medien“, Leipzig, 15. März. Vortrag: „Vom ,wahren Daseyn‘ zur permanenten Betaversion? Wissen und soziale Identität im Zeitalter interaktiv vernetzter Medien am belarusischen Beispiel“, 41. Wissenschaftliche Arbeits- und Fortbildungstagung der ABDOS zum Thema „Das Internet als Ort der wissenschaftlichen Information und Diskussion“, Bayerische Staatsbibliothek München, 16. Mai. 5.2.2 Textualisierung und Kontextualisierung von „Nation“ und „Staat“. Die kulturellen und wissenschaftlichen Eliten als Wissensimporteure und Wissensexporteure in der Slowakei von 1938 bis 1948 Bearbeitung: Stanislava Kolková M.A. Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger Projektleitende Perspektiven: 1) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 2) Raum, Region, Identitäten 3) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten Der Fokus dieser Arbeit, welche im Rahmen der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts entsteht, liegt in der Untersuchung der Dynamik der slowakischen Wissenseliten und deren Rolle beim Transfer von politisch-gesellschaftlichen Konzepten in den slowakischen Kontext in einer der kontroversesten Perioden der slowakischen Geschichte – der Autonomie und der „Selbständigkeit“ von 1938 bis 1945 sowie der unmittelbaren Nachkriegszeit, von der Wiedereingliederung in die Tschechoslowakei im Jahr 1945 bis zum Februarumsturz im Jahr 1948. Im Vordergrund der Untersuchung steht die Frage, welche Nations- und Staats- Jahresbericht 2012 Herder-Institut 37 konzepte in der Slowakei von 1938 bis 1948 generiert und/ oder übernommen wurden und ob und wie diese Konzepte in Kunst, Kultur und Wissenschaft reflektiert, rezipiert, transformiert, repräsentiert und medialisiert wurden. Einen wesentlichen Aspekt bildet die Frage, aus welchen Wissenskulturen (z.B. Einflüsse aus dem deutschen, südosteuropäischen, evtl. baltischen Raum) die Konzepte rezipiert wurden. Transnationale Kultur- und Wissenschaftsverflechtungen haben auf den Transfer und die Rezeption neuer Ideen Einfluss genommen. Dabei kam den kulturellen und wissenschaftlichen Eliten als Akteuren dieses Transfers eine wesentliche Rolle zu: Eliten verfügen in den gesellschaftlichen Systemen über Schlüsselfunktionen und sind für die soziale Stabilität verantwortlich. Besonders in politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten wird von der Elite erwartet, als Stützen der Gesellschaft zu fungieren, Lösungen für die gesellschaftlichen Probleme zu finden, neue Perspektiven anzuzeigen und neue Wege zu schaffen, weil eben Eliten über das erforderliche ökonomische, politische, soziale wie auch kulturelle Kapital verfügen sollten. Die Kunst arbeitet dabei wesentliche Momente gesellschaftlicher Entwicklung mit besonderer Sensibilität heraus und zusammen mit den geisteswissenschaftlichen Fächern wie der Literaturgeschichtsschreibung oder Geschichte sollte sie v.a. in einem autoritären System einen „nationalen Auftrag“ erfüllen. Deshalb ist es gerade in den geisteswissenschaftlichen Fächern sinnvoll, die Einflüsse und Wahrnehmung „fremder Importe“ zu beobachten. Zudem sind beide Wissenseliten bei der Formulierung neuer Konzepte erforderlich, da dies einen spezifischen und strukturierten Umgang mit Wissen voraussetzt. Innerhalb der Wissenseliten sind verschiedene Gruppierungen festzustellen, anhand derer sich die unterschiedlichen Diskurse zu Nation und Staat nachverfolgen lassen. Die Arbeit im Berichtszeitraum konzentrierte sich auf weitere Literaturrecherchen zu Nations- und Staatskonzepten, Wissenssoziologie und Transfer sowie deren Auswertung. Darüber hinaus wurden weitere Archiv- und Bibliotheksaufenthalte durchgeführt (Februar-März: in der Nationalbibliothek in Martin, Dezember: Universitätsbibliothek in Bratislava). Während dieser Aufenthalte wurden die Zeitschriften wie z.B. Slovák [Der Slowake], Nové slovo [Neues Wort] usw. durchgesehen, welche für das Projekt von großer Relevanz sind. Um das Profil der Eliten zu erstellen, wurden ca. 180 Personen in die Auswertung aufgenommen, welche den kulturellen und wissenschaftlichen Eliten zuzuordnen sind. Für die weitere empirische Untersuchung wurde jedoch die Zahl der ausgewählten Personen auf 30 begrenzt. Bei der Auswahl wurde auf eine angemessene institutionelle/ regionale Verteilung geachtet, d.h. auch diejenigen Gruppen ausgewählt, die in anderen kulturellen, wissenschaft- 38 Jahresbericht 2012 Herder-Institut lichen und Verwaltungszentren außerhalb der Hauptstadt Bratislava tätig gewesen sind, die wichtig bzw. auffallend sind oder sich an der Schnittstelle zwischen zwei Eliten – in diesem Fall zwischen der kulturellen oder wissenschaftlichen und politischen Elite – bewegten wie z.B.: Tido J. Gašpar, Valentín Beniak, Daniel Rapant und weitere. Vortrag: „Die Zips im kulturellen und wissenschaftlichen Diskurs in der Slowakei von 1945 bis 1948“, Konferenz: „Region – Staat – Europa. Regionale Identitäten unter den Bedingungen von Diktatur und Demokratie in Mittel- und Osteuropa“, Slowakische Botschaft Berlin (organisiert vom Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität), 19.-20. April. Projektpräsentation: „Textualisierung und Kontextualisierung von ,Nation‘ und ,Staat‘. Die kulturellen und wissenschaftlichen Eliten als Wissensimporteure und Wissensexporteure in der Slowakei von 1938 bis 1948“, DAAD-Sommerseminar: „Intellektuelle Eliten in Ost- und Westeuropa in Geschichte und Gegenwart“, Universität Passau, 7.-12. Mai. Projektpräsentation: „Textualisierung und Kontextualisierung von ,Nation‘ und ,Staat‘. Die kulturellen und wissenschaftlichen Eliten als Wissensimporteure und Wissensexporteure in der Slowakei von 1938 bis 1948“, „Deutsche – Tschechen – Slowaken im mitteleuropäischen Kontext“, Tagung der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission, Slovenská akadémie vied Bratislava, 12. Oktober. 5.2.3 Erzwungene Migration polnischer Intellektueller nach dem März 1968 – Eine Reise in die Denkfreiheit? Bearbeitung: Kinga Kuligowska M.A. Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Das Dissertationsprojekt wird seit April 2011 im Rahmen der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts bearbeitet. Gegenstand ist die Untersuchung der Emigration polnischer Intellektueller in die westlichen Länder nach den Märzereignissen von 1968. An dem Beispiel einzelner Wissenschaftler soll gezeigt werden, welchen Einfluss Emigration auf wissenschaftliches Arbeiten und Erkenntnisgewinnung haben kann. Wichtige Aspekte des Dissertationsprojekts bilden die gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Funktionen, die die Emigranten im Ausland übernahmen, ihre Konfrontation mit anderen Wissenschaftskulturen und -betrieben wie auch die Prozesse der Integration oder Isolation in einem neuen akademischen Umfeld. Dabei spielt das Selbstverständnis der Wissenschaftler eine zentrale Rolle: Betrachteten sie sich als Vermittler zwischen Ost und West, sahen sie sich als Außenseiter oder identifizierten sie sich stärker mit der Aufnahmegesellschaft als mit ihrer polnischen Heimat? In diesem Zusammenhang müssen Kontinuitäten und Brüche in der theoretischen Arbeit der Emigranten reflektiert und in eine vergleichende Analyse wissenschaftlicher Diskurse in der Volksrepublik Polen und in den Aufnahmeländern eingebettet werden. Die Erfahrung der Emigration und ihre Bedeutung für wissenschaftliches Schaffen bilden den Schwerpunkt dieser Dissertation. Kinga Kuligowska war im Zeitraum vom 1. August 2011 bis 31. Mai 2012 von der Leibniz Graduate School für ein Stipendium des DAAD freigestellt, um an der University of Illinois at Urbana-Champaign (USA) zu unterrichten. Sie wurde am 1. Juni 2012 wieder in die LGSch aufgenommen. 5.2.4 Zwischen „reiner“ Wissenschaft und ökologischem Alarmismus? Anläufe zur Institutionalisierung internationalen forstwissenschaftlichen Austauschs im Nord- und Ostseeraum während des 19. Jahrhunderts die forstliche Statistik, das Forstversuchswesen und die Schutzwaldfrage. Angesichts des stark steigenden Holzverbrauchs begann in den 1880er Jahren eine Debatte um eine vermeintliche oder tatsächlich drohende „Holznot“ in Europa. Wissenschaftler erhofften sich von genaueren statistischen Daten eine klare Prognose über die zukünftige Holzversorgung und von Schutzwaldmaßnahmen eine Abwehr der zunehmenden ökologischen Schäden (Bodenerosion, Überschwemmungen usw. in Folge von Kahlschlag). Obwohl zahlreiche Diskutanten internationale Organisationen zur Bearbeitung der Statistik-Frage und der Schutzwald-Frage forderten, gelang eine grenzübergreifende Institutionalisierung abseits der aufgeregten Debatten 1892/93 mit der Gründung des „Internationalen Verbands forstlicher Versuchsanstalten“ (heute „International Union of Forestry Research Organizations“, IUFRO). Diese Entwicklung hatte mehrere Ursachen: Der steigende Holzverbrauch schlug sich räumlich in verschiedener Weise auf Europas Wälder nieder. Der Holzbedarf der sich industrialisierenden Zentren in West- und Mitteleuropa wurde mit billigem nordeuropäischem Holz befriedigt. In Skandinavien und Nordrussland waren daher Kahlschlag Bearbeitung: Dr. Christian Lotz Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Im Jahr 2012 sind die bereits zusammengetragenen Archivmaterialen gesichtet und gegliedert worden. Darüber hinaus besuchte Dr. Christian Lotz erneut Archive und Bibliotheken in Berlin, Eberswalde und Tharandt. Im Zuge dieser Recherchen konnte die Fragestellung des Projekts konkretisiert werden, und zwar: 1) Welche Themen und Probleme beherrschten den internationalen forstwissenschaftlichen Austausch während des 19. Jahrhunderts in Europa? 2) Für welche Problemlösungen strebten Forstwissenschaftler die Einrichtung internationaler Organisationen an? Welche Vorschläge hatten Erfolg, welche scheiterten, und weshalb? 3) Welche Wechselwirkungen zeigten sich zwischen räumlichen und ökologischen Dimensionen des steigenden Holzverbrauchs im Zuge der Industrialisierung einerseits und den forstwissenschaftlichen Debatten und Anläufen zur internationalen Organisationsbildung andererseits? Im Wesentlichen beherrschten drei Themen den Austausch auf internationalen forstwissenschaftlichen Kongressen: Carl Metzger: Planung für eine forstliche Erkundungsreise nach Nordfinnland, 1906, Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes Jahresbericht 2012 Herder-Institut 39 und ökologische Folgen mit Händen zu greifen. Demgegenüber war mitteleuropäisches Holz nun für viele Zwecke zu teuer. Der Nutzungsdruck auf die Wälder in den deutschen und französischen Mittelgebirgen ließ also nach. Den deutschen und teilweise auch den französischen Wissenschaftlern, die tonangebend und zahlenmäßig stark im internationalen Austausch vertreten waren, standen folglich die ökologischen Auswirkungen des steigenden Verbrauchs weit weniger vor Augen als den skandinavischen Kollegen. Die Deutschen forcierten daher erfolgreich den „rein“ wissenschaftlichen Austausch durch die Vernetzung von Versuchsflächen in der IUFRO, wohingegen das Drängen nach internationaler Koordination ökologischer Maßnahmen ins Hintertreffen geriet. Neben den Recherchen in Archiven und Bibliotheken hat Dr. Christian Lotz im Jahr 2012 mehrere internationale Tagungen, Workshops und Kolloquien besucht und dort sein Projekt zur Diskussion gestellt, so unter anderem auf der Jahrestagung der Royal Geographical Society in Edinburgh (Juli 2012) und der Konferenz „Negotiating Space, Arranging the Land“ in Oslo (Dezember 2012). Vortrag: „Experten an den Grenzen der Imperien. Erkundungsreisen forstwissenschaftlicher Experten nach Nordeuropa und die Zukunftsplanungen zur Nutzung europäischer Holzressourcen (1870-1914)“, Konferenz „Weltgestalter und Welterklärer. Experten in der technischen Moderne“, Dresden, 18./19. März. Vortrag: „Debating and Transforming Forestry. Calculating Future Prospects of Timber Supply in the Baltic and North Sea Regions, 1850-1914“, Royal Geographical Society, Annual Conference 2012, Session „Geography, Science and Machines c. 1750-1960“, Edinburgh, 3.-5. Juli. Vortrag: „Economic and Ecological Issues of the Extension of the Timber Trade in the Baltic and North Sea Regions, 18501914“, Konferenz „Trading Environments. Commercial Knowledge and Environmental Transformations“, München, 1.-3. August. Vortrag: „Mapping Timber Resources. Transformations of Surveying and Mapping in Northern Europe during the Age of Industrialization“, Konferenz „Negotiating Space, Arranging the Land“, Oslo, 7.-9. Dezember. 5.2.5 Territorialisierungsprojekte und Geopolitik in Nordosteuropa 1890-1939 Bearbeitung: Tomaš Nenartovič Betreuung: Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg (Justus-Liebig-Universität Gießen) Projektleitende Perspektiven: 1) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung 3) Raum, Region, Identitäten Das Projekt wird seit Juni 2011 an der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts betrieben. Es widmet sich dem geografischen Expertenwissen und der Nationalisierung des Wissens sowie deren Nutzung für politische Ziele. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der umstrittenen Kontaktzone des polnisch-litauisch-belarussisch-russisch-deutschjüdischen Überschneidungsraums der Kulturen während der Zwischenkriegszeit. Das Gebiet könnte zur besseren Orientierung als Wilnagebiet bezeichnet werden, da verschiedene Namen sowie unterschiedliche räumliche Begrenzungen des Gebietes existieren. Als Hauptquelle zur Bearbeitung der Fragestellung dienen Karten. Geografen, Geophysiker, Geologen, Ethnografen und andere Wissenschaftler spielten und spielen immer wieder eine zentrale Rolle bei der Bildung und Entwicklung von Nationen. In ihren Darstellungen und Arbeiten zur Geografie, Ethnografie usw. beschreiben sie ihren Untersuchungsgegenstand in fest umrissenen Grenzen oder bestimmen sogar mit Hilfe von Medien wie Karten, Schulbüchern, Atlanten etc. Grenzen selbst. Gerade im späten 19. und 20. Jahrhundert ist ein besonderer Einfluss des Expertenwissens bei der Begründung und Legitimierung nationaler Ansprüche in Nordosteuropa zu beobachten. Wichtig ist auch die Berücksichtigung nationaler, sprachlicher und religiöser Identitätsargumente, die geografisch-kartografisch benutzt wurden, denn die Großregion Nordosteuropa war ein Grenzgebiet der katholisch-orthodox-hebräischen Glaubensrichtungen sowie der baltisch-slawisch-germanischen nationalen Interessen. Daher ist eine transnationale Perspektive unabdinglich, um die geopolitischen Diskurse nachzeichnen und diese vergleichend interpretieren zu können. Das Thema geopolitischer Argumentationen und Expertenkulturen ist meistens in jeder nationalen Historiografie separat behandelt worden. Deswegen erfolgt nicht nur die Quellensuche und Bibliografieerstellung, sondern auch die Auswertung der aktuellen Forschungen zum Thema in Polen, Litauen, Belarus, Deutschland und Russland. 40 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Im Januar und März 2012 erfolgte ein erster Archivaufenthalt in der Abteilung seltener Drucke an der Universität Vilnius sowie in der Litauischen Nationalen Martynas Mažvydas Bibliothek. Vortrag: „Territorialisierungsprojekte und Wissenschaftspolitik in der multikulturellen polnisch-litauisch-belarussischen Kontaktzone um Wilno/Vilnius 1923-1939“, Oberseminar Osteuropäische Geschichte, Justus-Liebig Universität in Gießen, 17. April. Vortrag: „Territorial Concepts and Geopolitics in Northeastern Europe 1890-1939“, The Global Baltics: The Next Twenty Years, The 23rd biannual conference of the Association for the Advancement of Baltic Studies (AABS), University of Illinois, Chicago, 26.-28. April. Vortrag: „Territorial Concepts and Geographical Knowledge in Northeastern Europe 1890-1939“, Konferenz „Fifth CRCEES Research Forum“, Glasgow, 17. Mai. Vortrag: „Territorialisierungsprojekte und Geopolitik in Nordosteuropa 1890-1939“, Kolloquium der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts, Herder-Institut, Marburg, 2. Oktober. 5.2.6 Die neuzeitliche Residenzarchitektur in der Neumark Bearbeitung: Dominika Piotrowska Betreuung: Prof. Dr. Jan Harasimowicz (Universität Wrocław/Breslau) Projektleitende Perspektiven: 1) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung In diesem Dissertationsprojekt werden im Rahmen der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts die Objekte der Residenzarchitektur (Schlösser und Herrenhäuser) erforscht, die in der Neumark von 1535 bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet wurden. Die wichtigsten Aspekte der Forschung bilden die Fragen, wie die westeuropäische „Wohnkultur“ die Neumark erreicht hat und wie der Wissens- und Ideentransfer zwischen der Neumark, ihren Grenzgebieten und den großen europäischen Kulturzentren verlaufen ist. Im Berichtszeitraum wurde ein fast vollständiger Denkmalkatalog mit den Objekten der Residenzarchitektur erstellt. Zu jedem Schloss bzw. Herrenhaus wurde eine Be- Johanniter-Ordensschloss Sonnenburg (Neumark), Bildarchiv, Postkartensammlung (Inv.-Nr. 195075) schreibung hinzugefügt, die eine verkürzte Geschichte der Residenz, der mit ihr verbundenen Personen (Bauherren, Architekten) und eine architektonische Beschreibung enthält. Die Residenzen aus den Kreisen Arnswalde, Landsberg/Warthe, Soldin, West- und Oststernberg, Dramburg, Friedeberg und Schievelbein wurden im Jahr 2012 ausführlich beschrieben. Zusätzlich wurde die Forschung während der Archiv- und Bibliotheksrecherchen (Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung Marburg, Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam, Staatsbibliothek Berlin, Ämter für Denkmalpflege in Szczecin, Zielona Góra, Gorzów Wielkopolski, Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen) um weitere ikonografische Materialien wie Archivfotografien, Pläne, Postkarten und Abzeichnungen bereichert. Außerdem fanden weitere Forschungen vor Ort statt, während deren die Residenzen im ehemaligen Kreis Oststernberg untersucht worden sind. Die vorhergehenden Arbeiten erlaubten die Ergänzung des Denkmalkatalogs um Residenzen aus den weiteren Kreisen – Cottbus und Züllichau (für Januar 2013 vorgesehen). Dank dem vollständigen Katalog ist ein komplexer Blick auf die Residenzarchitektur in der Neumark und die Beantwortung der folgenden Fragen möglich: Wie hat sich in der Neumark die Wahrnehmung des Begriffs „Residenzarchitektur“ im Laufe der Geschichte verändert? Was eigentlich war eine Residenz und welche Funktion sollte sie erfüllen? Da das Projekt auch auf den Begriff der Wissensgeschichte gründet, stehen die Umdeutung und Redefinierung des Begriffs „Residenzarchitektur“ sowie dessen sich verändernde Deutung im Mittelpunkt der Analyse. Da die Bild- und Quellenmaterialien sowie entsprechende Literatur bereits zusammengetragen sind, kann Ende Januar die Schreibphase der Dissertation beginnen. Ein weiterer Teil der Arbeit hat einen stärker kunsthistorischen Charakter. Hier wird der Kunsttransfer aus anderen europäischen Ländern (Italien, Niederlande, Frankreich, England) sowie aus den Grenzgebieten (Schlesien, Pommern, Sachsen, Kurmark) auf das Gebiet der Neumark analysiert. Wie ist dieser Transfer verlaufen und in welcher Weise hat er sich visualisiert? Wurden die fremden Muster Jahresbericht 2012 Herder-Institut 41 nur kopiert oder kann man über eine selbstständige „neumärkische Architektur” sprechen? Um auf diese Fragen antworten zu können, wurden neun Architekturobjekte aus dem Katalog ausgewählt und einer vertieften Analyse unterzogen, und zwar die Schlösser in Küstrin, Crossen an der Oder, Sonnenburg, Lagow, Tamsel und die Herrenhäuser in Kemnath, Trebichow, Herzogswalde und Gleissen. Küstrin/Kostrzyn, Nowa Marchia/Neumark, Województwo Lubuskie/Wojewodschaft Lebus. Heft 9 der Reihe Schlösser und Gärten der Neumark – Zamki i ogrody Nowej Marchii, Berlin 2012. Vortrag: „Schloss Ballenstedt“, IX. Deutsch-Polnisches Blockseminar Wrocław-Halle-Siegen, Gernrode/Wernigerode, „Land – Konfession – Frömmigkeit: Harz und Anhalt“, 28. Mai – 2. Juni. Projektvorstellung: „Die neuzeitliche Residenzarchitektur in der Neumark“, 2. Doktorandenforum der Sektion A der Leibniz-Gemeinschaft, Mainz, 10.-11. September. Vortrag: „Aneignungsprozesse des ,fremden‘ Kulturerbes nach 1945, gezeigt am Beispiel der neuzeitlichen Residenzarchitektur in der Neumark“, 20. Tagung des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger „Kulturerbe und Aneignungsprozesse in deutsch-polnischen Kontakträumen – Motivationen, Realitäten, Träume“, Frankfurt/Oder – Słubice, 26.-29. September. 5.2.7 „Wie klärt man auf?“ Hygienepopularisierung in der Provinz Posen – Akteure, Strategien und Problematisierung sozialpolitischer Themen Bearbeitung: Justyna A. Turkowska M.A. Betreuung: Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg (Justus-Liebig-Universität Gießen); Prof. Dr. Peter Haslinger Projektleitende Perspektiven: 1) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 2) Raum, Region, Identitäten „Einer der wichtigsten Aspekte der heutigen medizinischen Wissenschaft ist ohne Zweifel ihre Popularisierung“, plädierte Professor Pank auf dem X. Kongress der polnischen Ärzte und Naturwissenschaftler in Lemberg (zitiert nach Gantkowski in: Nowiny Lekarskie (1907), 10, S. 575). Diese Aussage, die von den meisten zeitgenössischen Wissenschaftlern geteilt und bekundet wurde, kann man nicht nur auf die Medizin, sondern vor allem auf die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als eine separate und 42 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Quellenbeispiel für das Dissertationsprojekt „‚Wie klärt man auf?‘ – Hygienepopularisierung in der Provinz Posen – Akteure, Strategien und Problematisierung sozialpolitischer Themen“ leitende Wissenschaft profilierende Hygiene anwenden, die zusammen mit der Wissens-/Wissenschaftspopularisierung im Fokus dieses vorzustellenden Projekts steht. Diese im Rahmen der Leibniz Graduate School seit 2010 geförderte und an der Justus-Liebig-Universität Gießen zu schreibende Dissertationsarbeit untersucht, fragend nach den Popularisierungskonzepten und -strategien, den Wissenstransfer von sozialhygienischem Wissen sowie dessen Vermittlung in der preußischen, deutsch-polnisch geprägten Provinz Posen im Zeitraum der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts (verstärkte Popularisierung der sozialhygienischen Themen in der Öffentlichkeit; erste Hygieneausstellungen) bis hin zum Ende des Ersten Weltkriegs. Die Popularisierung der als die größten Volksgefahren problematisierten sozialhygienischen Themen (Alkoholismus, Geschlechtskrankheiten, Tuberkulose, Säuglingssterblichkeit), die hier als ein interaktiver Prozess der Vermittlung und nicht als reine Vereinfachung des epistemischen Wissens zu verstehen ist, wird als ein Test für und gleichzeitig als Spiegelung der medialen aufklärerischen Vermittlungskonzepte verstanden, anhand derer man die Inszenierung und Politisierung der Wissenschaft sowie die Verwissenschaftlichung der Politik beobachten kann. Nachdem in dem ersten Bearbeitungsjahr eine methodische und theoretische Kontextualisierung der Arbeit erfolgt, der Quellenkorpus bestimmt und die ersten schriftlichen Materialien gesichtet worden waren, standen im Berichtsjahr die darauf folgenden Arbeitsschritte der Ergänzung und Vervollständigung der Quellenbasis, der Überprüfung der konzeptionellen Einbindung sowie der Bestimmung der zentralen Themen und Schlüsselbegriffe im Vordergrund. Dabei wurden beispielsweise die wichtigsten, sich der Hygienepopularisierung verschriebenen Institutionen und Akteure (wie u.a. das Hygiene Institut, hygienische Vereine, Ärzteschaft) sowie die von ihnen angewandten Veranschaulichungsmethoden (u.a. Ausstellungen, Vortragsreihen, Kongresse, Kundgebungen, Merkblätter) herausgearbeitet, kontextualisiert und in Bezug auf ihre wissensprägende Signifikanz überprüft. Ferner wurden dank mehrerer Forschungsaufenthalte die wichtigsten Materialien und Dokumente gesichtet bzw. erschlossen (u.a. aus den Staatsarchiven in Poznań/Posen, Bydgoszcz/Bromberg und Gniezno/Gnesen; aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin; aus dem Bundesarchiv Berlin; aus dem Archiv der Universitätsbibliothek in Posen). Dank der bislang ausgewerteten Quellen wurde eine Systematisierung der sozialhygienischen Diskurse der untersuchten Region vorgenommen und die verschiedenen Ebenen des Austauschs und des Wissenstransfers rekonstruiert. Die ersten Ergebnisse wurden teilweise verschriftlicht, teilweise auf mehreren Konferenzen zur Diskussion gestellt und überprüft. Vortrag: „In the Name of Hygiene: Hygiene Institute in Posen between Political Expectations and Scientific Standards“, Workshop „Public Hygiene in Central and Eastern Europe, 1800-1940“, Institut für Geschichte der Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, 13.-15. Januar. Vortrag: „,Wenn der Volkskörper in Gefahr ist‘ – Hygienische Erziehung in der Provinz Posen um die Jahrhundertwende“, Jahrestagung des Deutschen Geschichtsvereines des Posener Landes e.V. (DGV), Posen in Medingen, 10. Februar. Vortrag: „The Same Direction, Different Ways – the AntiAlcohol Popularization in the Prussia Province of Posen“, Conference „Fighting Drink, Drug and Venereal Diseases: Global Anti-Vice Activism (ca. 1870-1940)”, Monte Verita 1.-4. April. Vortrag: „Sexual Transmitted Diseases between Gender and Ethnicity in the Province of Posen: German-Polish Debates about National Revival“, Conference „Health, Culture and the Body 2”, Istanbul University Doctorate Halls-Beyazit, Istanbul, 13.-15. September. Vortrag: „Biopolitics of Venereal Diseases in the Province of Posen (1902-1918)“, CLASH – Cultural, Literary and Social Hybridity Conference, Uniwersytet im. Adama Mickiewicza in Poznań, Poznań, 7.-8. Dezember. Vorstellung des Dissertationsprojekts: Inneres Kolloqium, Institut für Geschichte der Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, 10. Dezember. 5.2.8 Die Entstehung von Ludwik Flecks Wissenschaftstheorie in der Wissenskultur der Lemberger Moderne Bearbeitung: Dr. des. Sylwia Werner Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Die im Zentrum von Ludwik Flecks Epistemologie stehenden ethnologischen Motive sowie deren Ausbildung und Wanderung im Lemberger wissenskulturellen Milieu wurden im Verlauf des letzten Jahres detailliert nachverfolgt. Dadurch wurden bislang unerkannt gebliebene Verbindungslinien im „Denkverkehr“ zwischen west- (Paris-Wien) und osteuropäischen (KrakauLemberg) Wissensorten sichtbar. Zudem wurden Verflechtungen mit anderen Wissenssträngen Lemberger Provenienz, insbesondere aus der Zoologie (hier Insektenund Affenforschung) und der Psychiatrie, erkennbar, die ebenfalls wie Fleck relativistische Wahrnehmungs- bzw. Wirklichkeitsauffassungen postulierten. Diese gilt es demnächst zu untersuchen. Mit dem Abschluss der Edition „Ludwik Fleck. Denkstile und Tatsachen. Gesammelte Schriften und Zeugnisse“ konnte zudem eine wichtige Grundlage für jedwede weitere Forschung zu Fleck und seinem Umfeld geschaffen werden. Im Verlauf des letzten Jahres konzentrierte sich die Projektbearbeitung hauptsächlich auf die Untersuchung des Lemberger Milieus. Hierbei galt es zunächst das medizinisch-wissenschaftliche Umfeld von Ludwik Fleck ausfindig zu machen und es auf theoretisch-methodologische Zusammenhänge zu überprüfen. Dadurch wurden bislang unerkannt gebliebene Verbindungslinien im ,Denkkollektiv‘ der Lemberger Mediziner sichtbar und ein traditionsreiches relativistisches Verständnis der Wirklichkeitswahrnehmung erkannt. Darüber hinaus wurden ästhetische sowie kulturtheoretische Verbindungen zwischen Wissenschaft und Kunst verfolgt und die komplexen Entwicklungslinien in der jeweiligen Disziplin im Hinblick auf eine Wahrnehmungstheorie ausdifferenziert. Des Weiteren wurde im Wintersemester 2012/2013 im Fachbereich Sprache, Literatur, Kultur am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen ein Prosemi- Jahresbericht 2012 Herder-Institut 43 nar zum Thema: „Elias Canettis Die Blendung und die Krise des Romans in der Moderne“ durchgeführt. im Otto- und Novecento“, Kunsthistorisches Institut – Max Planck-Institut, Florenz, 17. September. „Einleitung“ zum Band: Der Betrachter ist im Text! Kunstrezeption in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, hrsg. von Sylwia Werner, Berlin 2012. Vortrag: „Elias Canettis Die Blendung und die Krise des Romans in der Moderne“, Institut für Germanistik, Peking Universität, Peking, 12. Oktober. Der Leser als Betrachter. Zur Funktion von Bildern in Elias Canettis Werk, in: Der Betrachter ist im Text. Kunstrezeption in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, hrsg. von Sylwia Werner, Berlin 2012. Der Betrachter ist im Text! Kunstrezeption in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, hrsg. von Sylwia Werner, Berlin 2012. Vortrag: „Die Entstehung von Ludwik Flecks Wissenschaftstheorie im Kontext der Lemberger Moderne. Plurale Wirklichkeitsentwürfe in Wissenschaft, Philosophie, Literatur und Kunst“, Kolloquium der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts, Herder-Institut, Marburg, 8. Februar. Vortrag: „Gestaltsehen und -denken. Ludwik Flecks Theorie der Art-Fakte“, Kulturwissenschaftliches Kolloquium, Universität Luzern, Luzern, 21. März. 5.3 Forschungsvorhaben einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Satzungsgemäß betreibt das Herder-Institut auch eigene programmgebundene Forschungsvorhaben, die neben Verbundprojekten, Quelleneditionen und wissenschaftlichen Grundlagenwerken (Handbücher) auch längerfristige Forschungsprojekte einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassen. Der Akzentuierung dieser Vorhaben dienen auch die fünf „Projektleitenden Perspektiven“ des HerderInstituts. 5.3.1 Kommunale Verwaltung und nationale Bewegungen in einer Vielvölkerstadt. Lemberg im 19. Jahrhundert Bearbeitung: Dr. Heidi Hein-Kircher Vortrag: „Von Ameisen, Affen und Menschen. Betrachtungen fremder Welten im Lemberg der Zwischenkriegszeit“, Internationaler Workshop „Lemberg/Ľviv/Lwów um 1900 – Aktuelle Forschungen“, Herder-Institut, Marburg, 18. April. Vortrag: „Relativistische Wahrnehmungskonzepte in der Lemberger Moderne“, Internationaler Workshop „Gestalt und Ritus. Ludwik Fleck im Kontext der Ethnologie und Gestaltpsychologie seiner Zeit“, Universität Konstanz, 4. Mai. Vortrag: „Die Lemberger Schule der Medizin. Von Władysław Szumowski zu Ludwik Fleck“, Institut für Geschichte der Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen, 4. Juni. Projektleitende Perspektiven: 1) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten 2) Raum, Region, Identitäten In dem Forschungsvorhaben wird die Verwaltungsgeschichte der galizischen Hauptstadt Lemberg von 1772 bis 1914 untersucht, da in der städtischen Verwaltung die Grundlagen für die Entwicklung von einer im Zerfall begriffenen Stadt zu einer multikonfessionellen und multiethnischen Metropole gesehen werden. Der Fokus wird auf Vortrag: „Science oder Fiction? Stanisław Lems Erzählwerk im Lichte seiner Philosophie der Technik“, 1. Internationale Tagung zur Trivial- und Unterhaltungsliteratur, Universidad de Sevilla, 29. Juni. Vortrag: „Experimentalräume. Fiction in Science: Stanisław Lem liest Ludwik Fleck“, Sommerakademie „Das Experiment in Wissenschaften und Künsten“ (Sektion: „Orte und Räume des Experiments“), 26.08.-1.09.2012, Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK), Maria Taferl, 28. August. Vortrag: „,Oh, wenn ich doch vergessen könnte…!‘ Die Arbeit am ,Mythos Florenz‘ in der Kulturgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts (von Stendhal zu Burckhardt)“, Studienkurs „,Gegenbild – Abbild – Lichtbild‘. Florenz und die Toskana 44 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Lemberg Anfang des 20. Jahrhunderts, Bildarchiv, Postkartensammlung (Inv.-Nr. 119011) das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts gelegt, weil sich in dieser Phase drei grundlegende Entwicklungen überlagerten, die wesentlich für die Fragestellung des Projekts sind: Neben dem Erreichen der Autonomie wurden angesichts der sozialen, hygienischen und infrastrukturellen Herausforderungen notwendige Modernisierungen durchgeführt und die städtische, nun polonisierte Verwaltung vor die politischen und kulturellen Herausforderungen der sich verstärkt entwickelnden nationalen Bewegungen gestellt. Ziel ist, eine integrale Stadtgeschichte Lembergs aus Perspektive der städtischen Verwaltung zu verfassen. Über die reine Verwaltungsgeschichte hinausgehend werden daher Aspekte des kommunalen Zusammenlebens verschiedener Konfessionen und Ethnien in ihren organisatorischen, d.h. rechtlich-administrativen Grundlagen erforscht. Im Rahmen der Rotationsstelle wird seit September das Projekt intensiv bearbeitet, so dass angestrebt wird, das Projekt Ende 2013 abzuschließen. Jewish Pariticipation in the Lemberg Local-Self-Government: The Provisions oft the Lemberg Statute of 1870, in: SimonDubnow-Institut Jahrbuch/Yearbok 10 (2011) (erschienen im Jan. 2012), S. 237-254. Vortrag: „Kommunalpolitische Prägungen kulturellen Lebens in Lemberg um 1900“, Internationaler Workshop „Lemberg/ Ľviv/Lwów um 1900 – Aktuelle Forschungen“, Herder-Institut, Marburg, 18. April. Vortrag: „Recent Studies on Urban History in East Central Europe.“, The First Conference of Baltic Urban History „Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“, Universität Lettlands, Rīga, 11. Oktober. Kanzlei. Der Untersuchungsraum dieses Projekts umfasst mit dem Gebiet der Bistümer des südlichen Ostseeraums (Lübeck, Ratzeburg, Schwerin, rügischer Teil von Roskilde, Cammin, die preußischen Bistümer Kulm, Pomesanien, Ermland und Samland sowie die livländischen Bistümer Riga, Kurland, Ösel-Wiek, Dorpat und Reval) Territorien, die einen deutlichen Kommunikationszusammenhang aufweisen. Zeitlich setzt die Untersuchung mit dem gehäuften Auftreten öffentlicher Notare im dritten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts ein und soll im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts (Reichsnotariatsordnung von 1512, Durchsetzung der Reformation) schließen. Über die traditionelle Methodik der Arbeiten zum öffentlichen Notariat hinausgehend sollen Erkenntnismöglichkeiten eröffnet werden, eine Gruppe des niederen Klerus in ihrer kirchen-, sozial- und landesgeschichtlichen Bedeutung zu konturieren. Dr. Norbert Kersken ist bis Ende Juni 2013 beurlaubt und am Deutschen Historischen Institut in Warschau tätig. 5.3.3 Vermittler erwünschten und Hüter unerwünschten Wissens – das Bibliothekswesen Lettlands, Polens und der Tschechoslowakei zwischen 1945 und 1989/90 Bearbeitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 5.3.2 Das öffentliche Notariat im südlichen Ostseeraum Bearbeitung: Dr. Norbert Kersken Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive. Das öffentliche Notariat repräsentiert einen wichtigen Bereich der Entwicklung der Privaturkunden. Entstanden im Bereich der geistlichen Gerichtsbarkeit, löste es sich allmählich aus dieser Bindung und wurde zu einem allgemeinen Rechtsinstitut. Die öffentlichen Notare nördlich der Alpen haben die Notarstätigkeit fast durchweg als Nebentätigkeit betrieben. Ihr paralleler oder konsekutiver Tätigkeitsbereich lag in einer Reihe von Feldern sowohl im geistlichen Bereich in der Bistumsverwaltung als auch im weltlichen Bereich in einer herzoglichen oder städtischen Der größtmöglichen Zahl von Bibliotheksnutzerinnen und -nutzern ohne Ansehen der Person den umfassendsten und schnellstmöglichen Zugang zu Information und Wissen jeglicher Art zu ermöglichen ist das Leitbild bibliothekarischer Tätigkeit in einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft. Welche Rolle Bibliotheken und Bibliothekare in autoritär oder diktatorisch regierten und damit auch nicht dem freien und ungehinderten Zugang zu Information und Wissen verpflichteten Gesellschaften gespielt haben, ist für das nationalsozialistische Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten in einiger Tiefe erforscht worden, entsprechende Untersuchungen für die ost- und ostmitteleuropäischen Volksdemokratien sind jedoch rar. Dies gilt umso mehr für vergleichende Untersuchungen. Insofern verspricht das Forschungsprojekt zur Funktion von Bibliotheken und den in ihnen Beschäftigten als Vermittler erwünschten und als Hüter unerwünschten Wissens in Lettland, Polen und der Tschechoslowakei zwischen 1945 und 1989/90 neue Erkenntnisse zur Bibliotheks-, Medi- Jahresbericht 2012 Herder-Institut 45 5.3.4 Urbanität im Zeitalter der Extreme: Lemberg und Wilna, 1890-1970 Bearbeitung: Dr. Anna Veronika Wendland Projektleitende Perspektiven: 1) Raum, Region, Identitäten 2) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten Blick ins Magazin der Forschungsbibliothek en-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte Ostmitteleuropas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Schwerpunkte der bisherigen Arbeit sind die Vorbildfunktion des sowjetischen Bibliothekssystems für die Bibliotheken in den genannten Ländern, dessen durch die jeweils spezifischen nationalen Bedingungen beeinflusste Adaption, die Frage der physischen Zugänglichkeit und des bibliografischen Nachweises des jeweiligen nationalen Schrifttums (unter Berücksichtigung des Exilschrifttums) sowie der Zusammenhang zwischen Bibliotheken und Zensurbehörden. Im Berichtsjahr wurden die Literaturrecherchen zum Projekt fortgesetzt, kurze Archiv- und Bibliotheksaufenthalte durchgeführt und weitere Kontakte zu möglichen Interviewpartnern geknüpft. Außerdem wurde das Projekt im Rahmen einer deutsch-russischen Tagung zur Buchgeschichte erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Eine internationale Tagung zum Bibliothekswesen in Ost- und Ostmitteleuropa in der Nachkriegszeit in Zusammenarbeit mit der Lettischen Nationalbibliothek wird voraussichtlich nach Abschluss der Bautätigkeit am HerderInstitut im Jahr 2015 stattfinden. L’viv/Lwów/Lemberg und Vilnius/Wilno/Wilna, zwei Großstädte an der Peripherie ostmitteleuropäischer Imperien und Staaten, waren bis zum Zweiten Weltkrieg multilinguale und multikonfessionelle Stadtgesellschaften. In den mehrheitlich von Polen und Juden sowie signifikanten ukrainischen, armenischen, weißrussischen und litauischen Minderheiten bewohnten Städten wurden Urbanität als spezielle Lebensform und urbane Identität als ein kulturelle Zugehörigkeiten transzendierendes Phänomen im Laufe des 20. Jahrhunderts massiv in Frage gestellt. Das „Zeitalter der Extreme“ (Hobsbawm) machte die Städte zum Schauplatz konkurrierender Integrationsprojekte, die von den Nationalbewegungen der Polen und Ukrainer (Lemberg) bzw. Litauer (Wilna), von Besatzungsmächten im Krieg, von imperialen und nationalstaatlichen Behörden (Österreich-Ungarn, Russländisches Reich bzw. Sowjetunion; Polen der Zwischenkriegszeit) vorangetrieben wurden. Dabei kam es zu Prozessen der gegenseitigen Ergänzung, latenter Konkurrenz sowie Transformation urbaner, nationaler und imperialer Identitäten. Städtische Akteure waren dabei vielfältig in nationale und imperiale Integrationsvorhaben eingebunden. Unter sowjetischer und deutscher Besatzung während des Zweiten Weltkriegs sowie in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden die jeweiligen Stadtgesellschaften fast vollständig ausgelöscht. Auf die Ghettoisierung und Ermordung der Juden durch die deutschen Besatzer folgten die Deportation der überwiegenden Mehrheit der polnischen Stadtbevölkerung durch die Sowjetmacht sowie die Neubesiedlung der Städte Vortrag: „Bibliotheken als Vermittler und Verhinderer des Zugangs zu Wissen. Zur Bibliotheksgeschichte Ost- und Ostmitteleuropas nach 1945“, 3. Deutsch-russisches Arbeitsgespräch zur Buchgeschichte, Marburg, 1.-3. November. Wilna Anfang des 20. Jahrhunderts, Bildarchiv, Postkartensammlung (Inv.-Nr. 191748) 46 Jahresbericht 2012 Herder-Institut durch ukrainische bzw. litauische Mehrheiten sowie russischsprachige Funktionseliten. Diese Trias von Gewalterfahrung, Traditionsabbruch und Neubeginn ist für die Mitte des „Zeitalters der Extreme“ charakteristisch. In der Nachkriegszeit waren beide Städte Objekt neuartiger Integrationsversuche, welche die städtischen Strukturen und die neuen Bewohner und Bewohnerinnen ins politische System einbinden sollten. Bei der Schaffung der sowjetisch-„sozialistischen Stadt“ spielten nationale Kriterien gleichwohl weiterhin eine bedeutende Rolle. Daneben sind aber auch Prozesse der Aneignung und Anverwandlung der alten Stadtlandschaften durch neue Akteure und ein unterschwelliges Weiterwirken bzw. eine Neurezeption städtischer Traditionen und Identitäten aus der Vorkriegszeit zu beobachten, die schließlich zur Genese neuer Urbanitätsformen ab den 1960er Jahren beitrugen. Das Forschungsvorhaben untersucht in komparativer Absicht und über gängige Periodisierungsgrenzen hinweg, wie sich bestimmte Formen städtischen Lebens und Konzeptionen von Urbanität unter extrem variierenden Bedingungen herausbildeten, bewährten oder auch scheiterten. Quellengrundlage sind sowohl Archivmaterialien (vorwiegend Akten städtischer, regionaler und imperialer Behörden) als auch die städtischen Printmedien, Ego-Dokumente und die im 20. Jahrhundert verstärkt aufkommende Stadtund Reiseliteratur sowie ikonografische und kartografische Materialien. Für die Publikation ist ein umfangreicher Bildund Kartenteil geplant. In der ersten Hälfte des Berichtsjahrs arbeitete Dr. Wendland als Fellow am Imre Kertész Kolleg der Universität Jena an der Niederschrift mehrerer Kapitel der Monografie. Der Schwerpunkt lag auf der Stadtgeschichte der sozialistischen Ära. Daneben stand die Arbeit am Einleitungskapitel im Vordergrund. Die Monografie wird als Habilitationsschrift an der Universität Gießen eingereicht. Galizien als Referenzraum kultureller Interferenz, in: Wellenschläge. Kulturelle Interferenzen im östlichen Mitteleuropa des langen 20. Jahrhunderts, hrsg. von Ute Raßloff, S. 43-92, (im Druck), Online-Version (2012): http://www.uni-leipzig. de/~gwzo/images/GWZO_images/Verschiedenes/Wellenschlaege_Online.pdf Vortrag: „Urbanität im Zeitalter der Extreme: Lemberg im 20. Jahrhundert“, Filmvorführung, Ausstellung und Podiumsdiskussion „Gespiegelte Zeit. Die vielen Gesichter L’vivs“, Zeitgeschichtliches Forum, Leipzig, 3. Februar. Vortrag: „Urbanisierung und Urbanität als Forschungsproblem in der Geschichte Ost- und Ostmitteleuropas“, Tagung „Urbanisierung und Urbanität in Ost- und Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“, Technische Universität, Berlin, 1. Juni. Vortrag: „East Central European Modernity and the Urban Experience“, Annual Conference 2012 Imre Kertész Kolleg Jena „Challenges of Modernity – Spatial Integration and Commu- nication in 20th Century Central and Eastern Europe“, Praha, 15. Juni. 5.3.5 Atomogrady. Kernkraftwerksstädte zwischen Utopie und Katastrophe in Russland, der Ukraine und Litauen, 1965-2011 Bearbeitung: Dr. Anna Veronika Wendland Projektleitende Perspektiven: 1) Raum, Region, Identitäten 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung Das Monografieprojekt ist an einer Schnittstelle von Stadt-, Technik- und Umweltgeschichte angesiedelt, es eröffnet insofern noch einige komplementäre Perspektiven zu den genannten „projektleitenden“ des Herder-Instituts. Atomogrady, russisch für: „Atomstädte“, heißen die Werksstädte der großen Kernkraftwerkskomplexe, die seit Mitte der 1960er Jahre in der Sowjetunion bzw. ihren Nachfolgestaaten entstanden. Prypjat’, die 1986 evakuierte und langsam verfallende Kerntechnikerstadt des KKWs Tschernobyl, ist eine dieser Städte. Für die Untersuchung wurde eine Gruppe von zehn Städten mit zwischen 40.000 und 80.000 Einwohnern in der Ukraine, Russland und Litauen ausgewählt, zu der auch Prypjat’ gehört. Einzelne Beispiele werden in Fallstudien vertieft. Die Geschichte der Atomstädte ist auch eine Geschichte bedeutender Transformationsprozesse in größtenteils agrarischen Landschaften der westlichen Sowjetunion, die in den 1970er Jahren zur Basis des sowjetischen zivilen Nuklearparks wurden. Durch die Ankunft tausender Bauarbeiter und Kerntechniker in schwachbesiedelten Gebieten, durch die soziale Mobilisierung der örtlichen Bevölkerungen wurden die lokalen Verhältnisse stark transformiert. Daneben stehen der massive Eingriff der nuklearen Großprojekte in Natur- und Kulturlandschaften und der politisch-ästhetische Anspruch der Stadtprojekte. Sie wurden als Musterstädte des Sozialismus geplant und gebaut und galten als Inseln der Urbanität inmitten der tiefen Provinz. Die Geschichte dieser Städte entfaltet sich im ausgehenden 20. Jahrhundert zwischen urbaner Utopie und nuklearer Katastrophe und vor dem Hintergrund ökonomischer und politischer Transformationsgeschichten in der späten Sowjetunion und nach dem Systemwechsel. Zum utopischen Gehalt der Atomstadt gehörten die imperiale Integration durch Hochtechnologie, der Traum von Energie im Überfluss, die Vorstellung von Zähmung der Natur bei gleichzeitiger Schonung der Natur, der Mythos des „friedlichen Atoms“. Diese Konzepte bestimmten die kulturellen Jahresbericht 2012 Herder-Institut 47 der osteuropäischen Kernenergie vs. Gegenbewegungen und Unwägbarkeiten nach Fukushima; Beharren auf dem aus sowjetischen Zeiten überkommenen Verflechtungsmodell zwischen Werk und Werksstadt vs. Entflechtung, Rationalisierung und Kommerzialisierung. In fast allen der untersuchten Städte gilt aber das urban-energetische Projekt Atomograd weiterhin als Zukunftsprojekt. Selbstorganisierte Arbeitsplatzfotografie im Kernkraftwerk Rivne, Ukrainische SSR, 1983: Doppelporträt der Atomingenieure Oleksij Kyslyj und Serhij Fedorčenko in der Leitwarte von Block 1, RAES/O. Kyslyj Repräsentationen, Visualisierungen und gesellschaftlichen Visionen, die sich an diese Städte anlagerten. Die Atomstadt war auch ein soziales Versprechen für all jene, die aus den Dörfern kamen und in den Atomstädten berufliche Perspektiven suchten. Auf der anderen Seite stehen die Umbruchserfahrungen, welche die Menschen in und um die Atomstädte machten. Das Arbeiten mit dem Atom und seinen Risiken prägte Biografien und soziale Identitäten. Der Umgang mit der nuklearen Technologie und die Mensch-Maschine-Beziehungen im Kernkraftwerk stellen daher ein wichtiges Untersuchungsfeld des Vorhabens dar. Die große Zäsur für alle Akteure – oft ganze Familien, die in den Kraftwerken arbeiteten – war der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986, aber auch der damit in einem Sinnzusammenhang gesehene Zerfall der Sowjetunion, die folgende Wirtschaftskrise und die Desintegration der staatlichen Kernenergiewirtschaft. Das beginnende 21. Jahrhundert schließlich steht im Zeichen scheinbar widersprüchlicher Prozesse: Nationalisierung der Energieversorgungssysteme vs. Globalisierung der Energiefrage und der Energiemärkte; „Renaissance“ 48 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Im Berichtszeitraum wurden Literaturrecherchen durchgeführt sowie das Projekt auf Tagungen vorgestellt. Im Dezember 2012 erfolgte ein Forschungsaufenthalt in der ukrainischen Atomstadt Kuznecovs’k, der vor allem der Kontaktaufnahme mit den örtlichen Behörden und dem KKW-Management diente, um Zugang zu Archivalien und Bildbeständen zu erhalten. Daneben stand der Aufbau von Kontakten zu Respondenten, die bei einem längeren Aufenthalt im Spätsommer 2013 interviewt werden sollen. Mehrere Publikationen aus dem Projektzusammenhang befinden sich im Druck. Atomogrady. Nuclear Cities between Utopia and Disaster in Russia, Ukraine, and Lithuania. Paper published at the Virtual Conference on Second World Urbanity, July 30, 2012, URL: http://secondworldurbanity.umwblogs.org/ (PW: utopia). Vortrag: „Wozu Umweltgeschichte in Ost- und Ostmitteleuropa?“, Kolloquium des Imre Kertész Kollegs, Jena, 31. Januar. Vortrag: „(Re-)Inventing the Atomograd. Nuclear Urbanism as a Way of Life in Eastern Europe Before and After Chernobyl, 1970-2011“, Internationale Konferenz „Comparing Fukushima and Chernobyl: Social and Cultural Dimensions of the Two Nuclear Catastrophes“, Goethe-Universität, Frankfurt, 9. März. Vortrag: „‚Wissenschaft fordert Opfer‘. Kerntechnik und Lange Hochmoderne in der Sowjetunion,1960-1986“, SFB 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“/Teilprojekt M Ingenieure und Hochmoderne, Workshop „Riskante Technologien“, Technische Universität, Dresden, 14. November. Vortrag: „Atomogrady. Nuclear Cities between Utopia and Disaster in Russia, Ukraine, and Lithuania 1965-2011“, Columbia University New York, Harriman Institute, 20. November. 5.4 Veröffentlichungen und Verlag 5.4.1 Verlag Wissenschaftliche Leitung: Dr. Heidi Hein-Kircher Eine weitere wichtige Aufgabe im Rahmen seiner Forumsfunktionen sieht das Herder-Institut darin, den Transfer von Forschungsergebnissen und die Bereitstellung von grundlegenden Hilfsmitteln für die historische Ostmitteleuropaforschung zu gewährleisten. Hierfür unterhält es einen eigenen Verlag, unterstützt aber auch Publikationsprojekte, die in Fremdverlagen erscheinen. Der Verlag setzt sich zum Ziel, alle aktuellen Entwicklungen der Ostmitteleuropaforschung abzubilden und durch seine Publikationen entsprechende Akzente sowohl im Institut als auch außerhalb zu setzen. Im breiten Spektrum der Institutsveröffentlichungen kommt der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung als einem wichtigen Medium internationaler fachwissenschaftlicher Kommunikation ein zentraler Stellenwert zu. Dies bildet sich auch darin ab, dass zunehmend englischsprachige Artikel publiziert werden. Die Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung hat auf der europäischen Referenzliste der European Science Foundation, der so genannten ERIH-Liste, die höchstmögliche Bewertung „INT1“ erhalten. Neben Einzelschriften, die teilweise in Kooperation mit Verlagen im Ausland gemeinsam publiziert werden, verlegt das Institut nun vier Reihen: Stand des Herder-Instituts auf der Leipziger Buchmesse 2012 1. Studien mit spezielleren Fragestellungen, insbesondere Qualifikationsschriften, werden in der Reihe Studien zur Ostmitteleuropaforschung publiziert. 2. Die Ergebnisse einschlägiger Tagungen werden in der Reihe Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung zusammengefasst. 3. Für die Edition von Quellen steht die Reihe Quellen zur Ostmitteleuropaforschung zur Verfügung. 4. Als neue Reihe, in der einerseits Ergebnisse zur Kunstgeschichte und andererseits Materialien aus den Wissenschaftlichen Sammlungen verlegt werden, wurden die Materialien zur Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas etabliert, deren erster Band 2012 erschien. Da sich das Institut dem Open-Access-Gedanken verpflichtet sieht, werden mit einer moving wall von zwei Jahren alle Institutspublikationen über OstDok (3.4) online gestellt und frei zugänglich gemacht. Wichtige Rezensionen in der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung werden über sehepunkte.de, recensio.net und historische Rezensionen online parallel zur Printpublikation im Internet freigeschaltet. Der Verlag bewirbt seit 2012 seine Produkte auch über einen Online-Shop. 2012 war er mit einem Stand auf der Leipziger Buchmesse und im Rahmen des „Themenraums Östliches Europa“ auf dem 49. Deutschen Historikertag in Mainz präsent. Stand des Herder-Instituts im Themenraum „Östliches Europa“ beim Historikertag in Mainz Jahresbericht 2012 Herder-Institut 49 Im Berichtsjahr konnten folgende Neuerscheinungen vorgelegt werden: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 4/2011 Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 1/2012 Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 3/2012 Studien zur Ostmitteleuropaforschung 26 Wiebke Rohrer: Wikinger oder Slawen? Die ethnische Interpretation frühpiastischer Bestattungen mit Waffenbeigabe in der deutschen und polnischen Archäologie Studien zur Ostmitteleuropaforschung 24/I Gerhard Seewann: Geschichte der Deutschen in Ungarn Band 1: Vom Frühmittelalter bis 1860 Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung 30 Kampf der Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger und Vadim Oswalt Studien zur Ostmitteleuropaforschung 24/II Gerhard Seewann: Geschichte der Deutschen in Ungarn Band 2: 1860 bis 2006 Materialien zur Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas 1 Markus Podehl: Architektura Kaliningrada. Wie aus Königsberg Kaliningrad wurde Studien zur Ostmitteleuropaforschung 25 Anna Jakubowska: Der Bund der Vertriebenen in der Bundesrepublik Deutschland und Polen (1957-2004). Selbst- und Fremddarstellung eines Vertriebenenverbandes Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte, Band 3: Węgliniec/Kohlfurt Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 2/2012 50 Jahresbericht 2012 Herder-Institut 5.4.2 Editionen Die philologisch-kritische Edition schriftlicher Quellen ist eine klassische Aufgabe der außeruniversitären geschichtswissenschaftlichen Forschungsstrukturen. So sieht auch das Herder-Institut in der Initiierung, Förderung und Verwirklichung von mittel- bis längerfristigen Editionsvorhaben eine seiner zentralen Aufgaben. Einschlägige Editionsprojekte werden auf der Basis der eigenen Sammlungen und externer Bestände sowie in Zusammenarbeit mit in- und ausländischen Kooperationspartnern durchgeführt. Hierbei setzt das Institut nicht nur auf traditionelle Druckveröffentlichungen, sondern auch auf elektronische Publikationsformen im World Wide Web. Neben dem 2011 freigeschalteten Internetportal der „Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt“ (www.http://www.getto-chronik. de) (s.o. 5.1.1), das im Rahmen des LOEWE-Projekts „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ umgesetzt wurde, werden drei weitere Editionsprojekte von der Dokumentesammlung betreut: das internationale Projekt „Hereditas Baltica“ zur Onlinestellung baltischen Archivguts und das „Deutsch-baltische Wörterbuch“ (s. 4.4.3-4.4.4). Im Rahmen der Verbundprojekte werden eine umfangreiche Edition zur Alltagsgeschichte unter deutscher Besatzung in englischer Sprache und ein Internetportal mit Originalquellen vorbereitet. Zu den Editionen zählt zudem ein langfristig angelegtes Quelleneditionsprojekt, das unter dem Titel „Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte“ (http://www.herder-institut.de/startseite/dokumente-undmaterialien.html) in Modulform Primärquellen in strukturierter Form als Serviceleistung für die universitäre Lehre online zur Verfügung stellt. Im Berichtszeitraum wurde nicht nur der neue Auftritt weiter optimiert, sondern zwei Module freigeschaltet und drei bereits 2011 freigeschalte- te Module fertiggestellt. Insgesamt befanden sich 2012 36 Module in der Konzeptions- und Erarbeitungsphase. Freigeschaltet wurden 2012 die Module: ■ Deutsche Besatzungspolitik in Polen 1939-1945 (Bearbeiter: Markus Roth) ■ Lettland in der Zwischenkriegszeit (Bearbeiter: Janis Keruss) Darüber hinaus wurden folgende 2011 freigeschaltete Module 2012 fertig gestellt: ■ Litauen in der Zwischenkriegszeit (Bearbeiter: Klaus Richter) ■ Ungarn in der Zwischenkriegszeit (Bearbeiter: Zsolt Vitári) ■ Die Erste Tschechoslowakische Republik (Bearbeiter: Mirek Němec) 5.4.3 Grundlagenwerke und Handbücher Im Rahmen der programmgebundenen Forschung erstellt das Herder-Institut Hilfsmittel für Forschung und Lehre. Insbesondere Handbücher sind unentbehrliche Grundlagenwerke. Das Herder-Institut sieht es daher als wichtige Serviceaufgabe an, mit Hilfe seiner Infrastrukturen ihre Publikation zu initiieren und durchzuführen (wie beispielsweise das Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen, s.o. 4.1) oder aber begleitend zu unterstützen. Staszic-Palais mit Kopernikus-Denkmal in Warschau 5.5 Screenshot aus dem Modul „Deutsche in Ungarn“ der Onlineedition „Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte“ Tagungen, Workshops, Sektionen auf Kongressen Ein zentraler Bestandteil der Forumsfunktion ist das umfangreiche Veranstaltungsprogramm. Während des Berichtszeitraums hat das Herder-Institut selbständig sowie in Kooperation mit in- und ausländischen Partnerinstitutionen 7 Tagungen, 5 Workshops, eine internationale Nach- Jahresbericht 2012 Herder-Institut 51 wuchstagung sowie eine internationale Sommerakademie ausgerichtet. Im Rahmen des 49. Deutschen Historikertags in Mainz organisierte das Herder-Institut einen „Themenraum Östliches Europa“, an dem sich insgesamt neun deutschsprachige Institutionen der historischen Osteuropaforschung beteiligten. Workshop: „Lemberg/L’viv/Lwów um 1900 – Aktuelle Forschungen“ Veranstalter: Herder-Institut, Marburg Marburg, 18. April Anlässlich des Gastaufenthalts von Dr. Vita Susak (Lemberger Nationale Kunstgalerie) am GWZO, mit dem das HerderInstitut einen Gastwissenschaftler/innenaustausch vereinbart hat, veranstaltete das Herder-Institut einen Workshop, in dem aktuelle Forschungsprojekte zur Geschichte Lembergs (L’viv) auch aus dem Umfeld des Herder-Instituts vorgestellt wurden. Zunächst führte Dr. Heidi Hein-Kircher (Herder-Institut) in die kommunalpolitischen Prägungen kulturellen Lebens in Lemberg um 1900 ein, um so den Rahmen für den Gastvortrag von Dr. Dr. Vita Susak über „Collection’s History as the Reflection of City’s History“ zu eröffnen. Anschließend referierten Sylwia Werner (Stipendiatin der Leibniz Graduate School, s. 5.2.8) „Von Ameisen, Affen und Menschen. Betrachtungen fremder Welten im Lemberg der Zwischenkriegszeit“ und Katharina KreuderSonnen (Justus-Liebig-Universität Gießen) über „Die Welt lernt das Läuse-Füttern. Lemberg als internationales Zentrum der Fleckfieberforschung in den 1930er Jahren“. Alle Vorträge und die lebhafte Diskussion zeigten nicht nur, dass die vielfältige Geschichte der multiethnischen Metropole Lemberg Ausgangspunkt für zahlreiche, methodisch vielfältige Studien ist, sondern dass es noch viele Desiderate historischer Forschung gibt, die durch (Mikro-)Studien zur Geschichte Lembergs diskutiert werden können. Der Workshop stellte den Auftakt für einen jährlich stattfindenden Workshop mit aktuellen Forschungen zu einem bestimmten Themenkomplex dar, in deren Mittelpunkt Vorträge von Gastwissenschaftler/inne/n bzw. Herder-Stipendiat/inn/en stehen sollen. tausch mit Experten, die selbst zu Karten und Kartografie arbeiten. Der Umgang mit Charakteristika und Besonderheiten von Karten in Hinblick auf Gestaltungsprinzipien und Kartensprache, Atlaswerke und Kartenkarrieren sowie hybride Karten wurde dabei in Bezug auf die Konzeption des zu erstellenden Digitalen Atlas diskutiert. Dieser soll als didaktisches Instrument den Blick auf Spezifika und Charakteristika in der Kartenproduktion und darauf aufbauend den analytischen Umgang mit Karten schulen. In seinem Referat zur Viabilität von Raumbildern leistete Peter Weichhart (Wien) einen Beitrag zur Raumbilddefinition, indem er auf private Bewusstseinslagen und die Individualität von Raumbildern verwies. Daran anknüpfend präsentierte Peter Jordan (Wien) die raumkonstituierende und -strukturierende Funktion geografischer Namen. Impulse für den didaktische Aspekt und die Nutzerorientierung des Digitalen Atlas gaben Frank Heidmann (Potsdam) und Vadim Oswalt (Gießen) in ihren Vorträgen zu interaktiven Karten und Geovisualisierungen (Heidmann) beziehungsweise zur Vermittlung von Räumen und Raumbildern im Schulunterricht (Oswalt). Workshop: „Sprache(n), Wissen und Translationsprozesse“ Veranstalter: Herder-Institut, Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts, Marburg, in Kooperation mit dem Gießener Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) Marburg, 23. Mai Die Konditionen der Mehrsprachigkeit und des Kulturkontakts stehen seit einigen Jahren wieder im Zentrum historischer Forschungen. Der dazu veranstaltete Workshop widmete sich der Frage des Wissenstransfers und der Übersetzung von Wissensbeständen anhand des slawischdeutschen Kontaktraums. Neben der Herausbildung neuer Wissenschaftssprachen sind hier die Stabilisierung und die Akzeptanz (respektive die Folgen der Ablehnung) der neuen sprachlichen und medialen Formen der Wissens- Tagung: Drittes Projekttreffen des Verbundprojekts „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“ (DAPRO) Veranstalter: Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig, Herder-Institut, Marburg, Institut für Wissensmedien, Tübingen, Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig Tübingen, 19.-20. April Im Zentrum des dritten Projekttreffens des Verbundprojekts „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“ (DAPRO) standen die kollaborative Besprechung ausgewählter Karten an thematisch strukturierten Kartentischen und der inhaltlich-theoretische Aus- 52 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Stefan Michael Newerkla beim Workshop „Sprache(n), Wissen und Translationsprozesse“ vermittlung durch die Wissenschaftsgemeinschaft im Zentrum der Überlegungen. So wurde etwa das Schaffen der „nationalen“ Fachsprachen bei gleichzeitigem interkulturellem und damit zwischensprachlichem Austausch ebenso diskutiert wie die Folgen der Übernahme von Konzepten über kulturelle und soziale Grenzen hinweg. Der Wiener Slawist Stefan Michael Newerkla unterstrich in seiner Keynote den Beitrag der Geschichts- und Sprachwissenschaft zur Erhellung sprachlicher Transferprozesse. Besonders wertvoll sei das Wissen über sozio-kulturelle, wirtschaftliche sowie politische Strukturen und Prozesse, die einen bedeutenden Einfluss auf sprachliche Entwicklungen einer Gesellschaft ausübten. Newerkla warnte dabei vor Falschinterpretationen: Nicht alles, was lange Zeit für eine Übertragung aus einem geografisch oder sozial benachbarten Sprachraum gehalten worden ist, war auch tatsächlich eine. In der Forschungsgeschichte sind bereits zahlreiche Schein-Translationen aufgedeckt worden, die ohne ‚externen‘ Transfer zu Stande gekommen sind oder deren Wurzeln in deutlich früheren sprachlichen Entwicklungs- und Ausdifferenzierungsphasen liegen, als bisher angenommen wurde. Newerkla plädierte deshalb für ein geschärftes Bewusstsein historischer Zusammenhänge, Kontinuitäten und Brüche bei der Erforschung des Kulturund Wissenstransfers. Den zweiten Vortrag mit dem Titel „Wissenschaft, Sprache und Différance: Überlegungen zur Wissenschaftssprache(n) und Wissenstransfer“ hielt der Gaststipendiat der Leibniz Graduate School Jan Surman. Der Referent stellte die Hypothese auf, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im tschechisch-, polnisch- und ukrainischsprachigen Raum der Habsburgermonarchie der Purismus als eine linguistische Strategie dazu diente, mittels „différanten“ (Derrida) Wortkonstruktionen abgeschlossene wissenschaftliche Kommunikationsräume zu schaffen. Im Kommentar zu den Vorträgen hob Peter Haslinger die Bedeutung der metaphorischen Ebene von Sprache hervor und verdeutlichte, dass Sprachbildungsprozesse stets Informationen über ihre Konstrukteure, ihre Intentionen und Entscheidungen beinhalten. Deshalb ist es für den Forschenden von Bedeutung zu erkennen, wo bewusste ideologische Entscheidungen und wo unbewusste Klassifizierungen oder unausgesprochene Vermutungen zum Tragen gekommen sind. Während der Diskussion wurde unter anderem angesprochen, dass unter den germanischen Sprachen neben dem Deutschen auch das Jiddische einen bedeutenden Einfluss auf den ostmitteleuropäischen Sprachraum ausübte. In Bezug auf die Erforschung von Sprach- und Kulturtransfer sollten stets die schul- und bildungssystembedingten Sprachnormierungen ins Bewusstsein gerufen werden. Tagung: Auftakttagung des Editions- und Forschungsprojekts „World War II – Everyday Life Under German Occupation“ Zum Auftakt des Editions- und Forschungsprojektes „World War II – Everyday Life Under German Occupation“ fand eine Tagung in Berlin statt. An dem gemeinsamen Verbundprojekt sind unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Haslinger, Direktor des Herder-Instituts, und Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer, Bergische Universität Wuppertal, ausgewiesene Expertinnen und Experten aus insgesamt 15 europäischen Ländern beteiligt. Finanziert wird das Projekt durch den Pakt für Forschung und Innovation im Rahmen des Verfahrens des Senatsausschuss Wettbewerb (SAW) der Leibniz-Gemeinschaft. Ziel der Veranstaltung war vorrangig der Informationsaustausch der Kooperationspartner, jedoch wurde das Treffen durch die öffentliche Vorstellung des Projekts im Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ am 31. Mai erweitert. Unter dem Titel „Von der Tätergeschichte zur Geschichte lokaler Bevölkerungen unter Besatzungsbedingungen. Neue Wege in der Historiographie des Zweiten Weltkriegs“ referierte Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer (Bergische Universität Wuppertal) über Schwerpunkte und Defizite in der einschlägigen Forschung und Dokumentation. Sie konstatierte, dass die Geschichte des Zweiten Weltkriegs bislang vor allem als Tätergeschichte geschrieben wurde, wohingegen die Situation der lokalen Zivilbevölkerungen unter den Bedingungen der Besatzung weitgehend unerforscht geblieben ist. Prof. Dr. Peter Haslinger (Herder-Institut) stellte daraufhin das Editions- und Forschungsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation“ vor und betonte, dass die geplante Quellenedition angesichts ihrer komparativen Ausrichtung die ideale Gelegenheit biete, der Komplexität von Besatzungssituationen in gesamteuropäischer Weise gerecht zu werden und ein Themenfeld zu dokumentieren, das für die europäische Erinnerungs- und Geschichtspolitik nach wie vor zentral sei. In der anschließenden regen Diskussion stieß der Begriff der „Alltagsgeschichte“ im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg auf großes Interesse. Diskutiert wurden die Definition von „Alltag“, die Unterscheidung zwischen „Krieg“ und „Besatzung“ sowie die Abgrenzungen zu verwandten Themengebieten wie der Holocaust-Forschung und der Geschichte des Widerstandes. Insgesamt sind für die Quellenedition vier Themenschwerpunkte mit jeweils mehreren Teilbänden vorgesehen, denen keine länderspezifische, sondern eine thematische Gliederung zugrunde liegt. Im Fokus steht die Dokumentation von Mangelerfahrungen der Lokalbevölkerungen, Formen von Herrschaft und Gewalt, sowie Zwangsarbeit, Ausbeutung, Vertreibung und Verfolgung. Neben der gedruckten Ausgabe, deren erster Band bis 2015 erscheinen soll, wird es auch ein Online-Portal geben, das die Quellen nicht nur in englischer Übersetzung, sondern auch in der Originalsprache, teilweise unterstützt durch Faksimiles, abbilden wird. Veranstalter: Bergische Universität Wuppertal, KWI Essen, Herder-Institut, Marburg Berlin, 31. Mai-1. Juni Jahresbericht 2012 Herder-Institut 53 Workshop: „Generations of Violence – Age Groups, Generation Gaps and the Significance of Violence“ Veranstalter: DFG-Forschergruppe Gewaltgemeinschaften, Centre for Historical Research and Documentation on War and Contemporary Society (Brüssel), UCD Centre for War Studies (Dublin), NIOD Instituut voor Oorlogs-, Holocausten Genocidestudies (Amsterdam), EUCOWAS network (European Cooperation on War Studies) in Zusammenarbeit mit dem Herder-Institut, Marburg Marburg, 7. Juni Inwieweit beeinflussen gesellschaftliche und generationelle Kontexte die Ausübung von Gewalt? Wie beeinflusst Gewalt Gesellschaften bzw. einzelne Generationen? Diese Fragestellungen standen im Mittelpunkt des internationalen Workshops, in dem aktuelle Forschungsprojekte in Kurzvorträgen vorgestellt wurden, die eine Grundlage für die weiterführende Diskussion boten. Anhand von Beispielen wurde die Thematik veranschaulicht. Sascha Reif (Kassel) referierte über Generationskonflikte und Gewalt im östlichen Afrika im 19. Jahrhundert, Tamir Libel (Dublin) über die sogenannte „zweite“ Generation von IntifadaFührern im Zweiten Libanon-Krieg. Weitere im Workshop vorgestellte Projekte erforschen Verbrecherkulturen Barcelonas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Florian Grafl, Gießen) oder Vater-Sohn-Generationenbeziehungen in der litauischen militanten Rechten der Zwischenkriegszeit ( Vytautas Petronis, Marburg). Als Kommentatoren und Moderatoren traten Antoon Vrints (Gent), Rudi Van Doorslaer (Brüssel), Friedrich Lenger (Gießen), Robert Gerwarth (Dublin) und Peter Haslinger (Gießen/Marburg) auf. In der Diskussion ging es vor allem um den Generationsbegriff, seine Präzisierung und seine für verschiedene Formen von „Gewaltgemeinschaften“ unterschiedliche Bedeutung. Eine allgemeingültige Definition, auf die sich historische Untersuchungen stützen könnten, gibt es nicht, vielmehr können in jeder Gesellschaft, Generation bzw. in unterschiedlichen politischen Kontexten ganz unterschiedliche Formen von Gewalt festgestellt werden, die sich in einer individuellen Legitimierung, Organisation und Ausführung ausdrücken. Der Workshop lieferte einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über die Beziehung von Generationen und Kollektivgewalt und förderte die internationale Vernetzung des Herder-Instituts mit einschlägig arbeitenden Institutionen. Tagung: „Demokratiekonzepte der frühen Weimarer Republik“ Veranstalter: Institut für Deutsche Sprache, Mannheim in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte, München und dem Herder-Institut, Marburg Mannheim, 21.-22. Juni Die 3. Arbeitstagung des Verbundprojekts „Demokratiegeschichte des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte. Das Beispiel der frühen Weimarer Republik“ zog zum einen eine Bilanz der Projektarbeit der letzten zweieinhalb Jahre 54 Jahresbericht 2012 Herder-Institut und klärte Fragen zu noch bevorstehenden Aufgaben und Publikationsvorhaben. Darüber hinaus erweiterten vier geladene Referenten in einem öffentlichen Tagungsteil die Perspektiven auf das Thema. Nach der internen Verständigung über die Konzeption des geplanten Diskurswörterbuches „Demokratiegeschichte“ sowie des Sammelbandes – mit den theoretischen und empirischen Ergebnissen der Teilprojekte sowie Aufsätzen der Gäste der Tagungen in Marburg, München und Mannheim – beschäftigte sich Michael Fahlbusch (Basel) mit dem völkischen Diskurs in den Geowissenschaften. Im nationalkonservativen Milieu der Zwischenkriegszeit suchte dann Anja LobensteinReichmann (Heidelberg/Mannheim) nach der Existenz eines „völkischen Demokratiebegriffs“ anhand der Beispiele Julius Langbehn, Houston S. Chamberlain und Alfred Rosenberg. Martin Geyer (München) referierte über Korruptionsdebatten in der frühen Weimarer Republik und veranschaulichte diese am Beispiel der Narrativität des so genannten Barmat-Skandals. Einen juristischen Blick auf unterschiedliche Demokratiekonzepte führender deutscher Staatsrechtslehrer zu Beginn der Weimarer Republik wagte abschließend Kathrin Groh (München). Das Ende der Projektlaufzeit des durch den Pakt für Forschung und Innovation im Rahmen des Verfahrens des Senatsausschusses Wettbewerb (SAW) der Leibniz-Gemeinschaft finanzierten Modellprojekts steht mit Januar 2013 bevor. Einer Zusammenarbeit in anderen Projektzusammenhängen wurde von allen Seiten optimistisch entgegengeblickt. Tagung: „Lesen, Schreiben, Erzählen – digital und vernetzt“ Veranstalter: Justus-Liebig-Universität Gießen, Herder-Institut, Marburg, Technische Hochschule Mittelhessen Gießen, 28.-30. Juni Fast vier Jahren untersuchte der LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“, wie sich kommunikative Kulturtechniken im 20. und 21. Jahrhundert durch moderne, insbesondere digitale Medien verändern. Zum Ende des letzten Förderjahres fand im Senatssaal der Justus-Liebig-Universität Gießen die Abschlusstagung des LOEWE-Schwerpunkts statt. Diese stellte die kommunikativen Kulturtechniken des Lesens, Schreibens und Erzählens ins Zentrum. Wie sich diese Kulturtechniken durch mediale Transformationen als Prozesse verändern und wie sich diese Veränderungen auf die kulturellen Produkte auswirken, untersuchte die Tagung in drei Sektionen: „Lesen und Schreiben“, „Lehren und Lernen“, „Erzählen – faktual und fiktional“. Die einzelnen Sektionen widmeten sich dabei folgenden Fragen: Wie verändern digitale Medien Lese-, Schreib- und Erzählprozesse? Wie verändern sich Lese-, Schreib- und Erzählformen unter dem Einfluss digitaler Medien? Welche medial bedingten neuen Formen entstehen? Wie lassen sich Lese- und Schreiberwerbsprozesse medial unterstützen bzw. medienspezifische Schreib- und Lesekompetenzen vermitteln? Den Auftaktvortrag gestaltete Olaf Breidbach (Jena) über „Wissen im Netz“. Entge- gen gängigen Vorstellungen von der unbegrenzten Freiheit und freier Assoziierbarkeit des Wissens im Netz vertrat er die Auffassung, dass dieses Wissen nur scheinbar „frei“ sei. Der Begrifflichkeit der offenen Wissensgesellschaft stand er skeptisch gegenüber. Er verwies auf Kontinuitäten und Traditionen von logischen Zuordnungen, die auch im Netzzeitalter wirksam seien und Innovationen eher entgegenwirkten. Jana Klawitter (Gießen) stellte „Kategorisierungen in webbasierter Wissenschaftskommunikation: Metaphernkonzepte und Denkkollektive“ vor. Sie zeigte das Potenzial der Konzeptuellen Metapherntheorie sowie der Idealized Cognitive Models (ICM) zur Aufdeckung von wissenschaftlichen Denkkollektiven anhand von Kategorisierungen in webbasierter Wissenschaftskommunikation. Modelle und Theorien der Kognitiven Semantik wurden hierfür mit der wissenschaftstheoretischen Methodologie der Denkstile und Denkkollektive nach Ludwik Fleck (1896-1961) in Beziehung gesetzt. Die zweite Sektion „Erzählen – faktual und fiktional“ führte Peter Hoeres (Gießen) an. Sein Beitrag „Public History online – Geschichte digital erzählen“ berichtete aus einem Seminar, in dem Studierende historische Artikel für Wikipedia verfassten und bestehende Artikel änderten bzw. zu ändern versuchten. An die Grenzen stieß das Projekt bei prominent besetzten Themen, die ein änderungsresistentes Autorenteam unter sich aufgeteilt zu haben scheint. Wachsende Zugriffsrechte entstehen, so die Erfahrung, nicht durch qualitativ hochwertige und dem neusten Forschungsstand entsprechende Artikel, sondern durch die schiere Menge des ins Netz Gestellten. Zum Abschluss des zweiten Konferenztages fand eine „ZMI-Wissenschaftslounge“ statt, ein Diskussionsformat zum Thema „Interdisziplinarität im Übermaß? Aktuelle Perspektiven und Herausforderungen interdisziplinärer Forschung“. Das Gießener Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) stellte dabei die Frage: „Hat interdisziplinäres Forschen im deutschen Wissenschaftsbetrieb überhandgenommen?“ Insgesamt zeigte die Tagung in einem breiten Spektrum die innovativen Möglichkeiten der medialisierten Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Erzählen auf. Sie lotete die Potenziale, aber auch die Grenzen der digitalen und vernetzten Lektüre, Erzählkultur und Schreibkompetenz aus. Workshop: Exilbaltische Sammlungen: „Geschichte und aktuelle Situation baltischer Sammlungen im Westen“ 1944 gab es in Deutschland über 200.000 als Displaced Persons (DPs) anerkannte Flüchtlinge aus Estland, Lettland und Litauen. Viele wanderten später u.a. nach Skandinavien und vor allem in die USA aus. Sie bauten zahlreiche Bibliotheken, Archive und Museen auf, um im Exil ihre Identität zu wahren und damit die Heimatländer und ihr Schicksal nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Als diese Länder 1991 ihre Unabhängigkeit wiedererlangten, stellte sich für viele dieser Sammlungen in westlichen Staaten die Frage, ob und wie sie am ursprünglichen Ort weiterexistieren oder ob sie in die Heimatländer verlagert werden sollten. Viele Einrichtungen verblieben am Ort ihrer Entstehung; viele Sammlungen wurden aber bewusst auch in die baltischen Länder verlagert. Die grundsätzlichen Fragen bleiben: Wie können diese Sammlungen angesichts des sich vollziehenden Generationswechsels, angesichts finanzieller Probleme und angesichts sich wandelnder Nutzungsinteressen am besten bewahrt und der Forschung bereit gestellt werden. Letztendlich stehen diese Fragen auch im Spannungsfeld von national- und regionalgeschichtlichen Zugängen und neuen Formen virtueller Bereitstellung im Netz. Prof. Dr. Maira Bundza von der Western Michigan University in Kalamazoo hielt das Impulsreferat „Baltic Libraries, Archives and Museums in North America“. Dr. Jānis Krēslinš, Leiter der Forschungsabteilung der Königlichen Bibliothek in Stockholm, nahm in seinem Co-Referat Bezug auf die Thesen seiner Vorrednerin, verband diese mit eigenen Überlegungen zur Situation exilbaltischer Sammlungen in Nordamerika, in Schweden und Deutschland und reflektierte zudem auch die grundsätzliche Problematik. Sommerakademie: „Migration und Integration in europäischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts“ Veranstalter: Herder-Institut, Marburg Marburg, 20.-25. August Die Sommerakademie befasste sich mit der Bedeutung von Migrationen für die Gesellschaften Europas, die tief die gesellschaftliche, ökonomische und politische Entwicklung zahlreicher (ostmittel)europäischer Staaten insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert prägten und nach wie vor von hoher gesellschaftlicher Bedeutung vor allem auch für die Staaten Ostmitteleuropas sind. Gemeinsam Veranstalter: Herder-Institut, Marburg Marburg, 4. Juli Die Teilnehmer beim eintägigen internationalen Workshop „Geschichte und aktuelle Situation baltischer Sammlungen im Westen“ kamen aus den USA, aus Schweden und Deutschland. Hintergrund für diese Veranstaltung ist die Tatsache, dass das Herder-Institut selbst in seiner Dokumentesammlung über das größte Archiv zur baltischen Geschichte in Deutschland verfügt und im Hinblick auf Kontakte, Vernetzungen und Kooperationen lebhaftes Interesse an den exilbaltischen Einrichtungen hat. Im Herbst Jochen Oltmer beim Vortrag während der Sommerakademie Jahresbericht 2012 Herder-Institut 55 geleitet von Christian Kleinschmidt, Wirtschafts- und Sozialhistoriker an der Philipps-Universität Marburg, und Heidi Hein-Kircher, Herder-Institut Marburg, diskutierten 21 Nachwuchswissenschaftler/innen verschiedener Disziplinen, die aus sieben europäischen Staaten und den USA angereist waren, die aktuellen Ansätze historischer Migrationsforschung, die an einem Paradigmenwandel steht, da sie nun weniger von sozialhistorischen Fragestellungen, sondern zunehmend auch von kulturwissenschaftlichen Ansätzen geprägt wird. Deutlich wurde insgesamt, dass sich Migrationsgeschichte als eigene historische Disziplin festigt. Im Zentrum der Überlegungen standen sowohl Fragen nach Auslösern von Migrationen, nach der Rolle und Bedeutung der nationalen, konfessionellen, sprachlichen Erfahrung von Migration und Integration (oder Versuchen von Integration) für Individuen und Gesellschaften gleichermaßen. Diese wurden auch durch die Impulsvorträge von Jochen Oltmer (Osnabrück), einem der profiliertesten deutschen historischen Migrationsforscher, Felix Ackermann (Vilnius), Ulf Brunnbauer (Regensburg), Markus Roth (Gießen) und einem gemeinsamen Diskussionsbeitrag von Ragna Boden (Düsseldorf/Marburg) und Heidi Hein-Kircher aufgegriffen. Abgerundet wurde die von sehr intensiven Diskussionen begleitete Sommerakademie durch eine kurze Exkursion nach Stadtallendorf, wo im dortigen Dokumentations- und Informationszentrum die aufgeworfenen Probleme exemplarisch veranschaulicht werden konnten. Tagung: „Turning Points in Baltic and Central East European Food History – Knowledge, Consumption, and Production in Changing Environments“ Veranstalter: Kooperation zur Förderung der Umweltgeschichte in den Osteuropa-Studien zwischen dem Zentrum für Umweltgeschichte, Tallinn (KAJAK), und dem HerderInstitut, Marburg Tallinn, 29.-31. August Die erste internationale Tagung des Forschungsprojekts „Baltic Food History“, unterstützt von einer Kooperation zur Förderung der Umweltgeschichte in den OsteuropaStudien zwischen dem Zentrum für Umweltgeschichte, Tallinn (KAJAK) und dem Herder-Institut, fand unter dem Titel „Nahrungsgeschichte im Ostseeraum und Ostmitteleuropa – Wissen, Produktion, Austausch und Konsum im Wandel“ vom 29. bis 31. August in Tallinn statt. Die Nahrung gehört zu den Faktoren, die den Menschen am engsten mit seiner Umwelt verbinden. Dies deutete Donald Worster mit seiner Feststellung „Environmental history begins in the belly“ bereits an. Nahrungsgeschichte ist somit ein zentraler Teil der Umweltgeschichte, wobei ihre Besonderheit darin besteht, dass sie äußere Faktoren wie Klima, Boden, Wirtschaft und Politik mit den intimen Umwelten des Körpers verbindet. Das (trans)kulturell geprägte Nahrungswissen, Produktion und Konsum wirken beständig aufeinander ein und unterliegen einem steten Veränderungsprozess. Neben Umwälzungen allgemeiner Art wie Klimawandel, Kolonisierung, Konfessionalisierung und Industrialisierung ging die Konferenz im besonderen Maße auf die für den Ostseeraum und Ostmitteleuropa spezifischen regionalen Besonderheiten ein. Die Tagung schloss damit eine Lücke in der Forschung, denn für das Baltikum und Polen mit ihren komplexen interethnischen und ständischen Schichtungen und verzweigten Handelsbeziehungen lagen bislang nur wenig vergleichende Studien zur historischen und transkulturellen Nahrungskultur vor, die auf den Stand der aktuellen Nahrungsforschung Bezug nehmen. Auf der internationalen Konferenz wurden die Nahrungskulturen im Ostseeraum und in Ostmitteleuropa vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert interdisziplinär untersucht, wobei große Brüche und Veränderungen in den Blick genommen wurden. Diese Tagung stellte den Auftakt zu einer kleinen Reihe umwelthistorischer Tagungen dar, die in Kooperation des Herder Instituts in Marburg und des Historischen Instituts in Tallinn stattfinden werden. Ziel dieser Reihe ist es, in vergleichender Perspektive eine Bestandsaufnahme umwelthistorischer Forschungen zum Baltikum und zu Ostmitteleuropa zu erreichen und daraus Impulse für weitere Forschungen abzuleiten. Historikertag: Themenraum „Östliches Europa“ Veranstalter: Herder-Institut, Marburg Mainz, 25.-28. September Teilnehmergruppe der Tagung „Turning Points in Baltic and Central East European Food History – Knowledge, Consumption, and Production in Changing Environments“ in Tallinn 56 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Die Veranstalter des 49. Historikertags in Mainz, der unter dem Motto „Ressourcen/Konflikte“ stand, ermöglichten es, dass Institutionen, die sich mit Ost-, Nordost-, Ostmittel- und Südosteuropa als Geschichtsraum beschäftigen, in einem Themenraum gemeinsam sich präsentierten. Das Herder-Institut initiierte und organisierte den Themenraum „Östliches Europa“. Beteiligt waren neben dem Herder-Institut sieben weitere Institutionen der Osteuropaforschung. Diese Einrichtungen beteiligten sich nicht nur in Form von Ausstellungen, sondern auch durch Kurzpräsentationen wichtiger Projekte und Schwerpunkte. Der Themenraum trug nicht nur zur Vernetzung der In- stitutionen untereinander bei, sondern ermöglichte den Besucherinnen und Besuchern des Historikertags auch, sich einen lebendigen Überblick der sehr facettenreichen deutschen Forschungslandschaft zum östlichen Europa zu verschaffen. Nachwuchstagung in Vilnius Veranstalter: Nordostinstitut (IKGN), Lüneburg, Institut für litauische Geschichte, Vilnius, und Herder-Institut, Marburg Vilnius, 8.-11. Oktober Gemeinsam mit dem Institut für litauische Geschichte in Vilnius und dem Nordostinstitut in Lüneburg veranstaltete das Herder-Institut zum sechsten Mal eine Nachwuchstagung in Vilnius. In diesem Jahr stand diese englischsprachige Veranstaltung unter dem Thema „Representing the Past in Architecture“ und griff damit einen aktuellen Forschungstrend in den Kulturwissenschaften auf. Anhand ihrer Forschungsprojekte diskutierten die 15 Nachwuchswissenschaftler/innen aus zwölf europäischen Ländern mit den Keynote-Vortragenden Arnold Bartetzky (Leipzig) und Felix Ackermann (Vilnius) und den Vertretern der Veranstalter beispielsweise die Bedeutung und den Einfluss von Rekonstruktionen auf das historische Bewusstsein oder die Frage, welche alten oder neuen Konnotationen den wiederaufgebauten Gebäuden zugeschrieben werden. Da Vilnius selbst Schauplatz zahlreicher Rekonstruktionen ist, wurde diese sehr lebendige Nachwuchstagung durch eine auf die sowjetische Architektur und Fragen der Rekonstruktion hin fokussierte Stadtführung ergänzt. Stadtrundgang während der Nachwuchstagung in Vilnius Tagung: First Conference of Baltic Urban History. „Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“ Veranstalter: Fakultät für Geschichte und Philosophie und Institut für Geschichte der Universität Lettlands, Historisches Institut der Universität Tallinn, Institut für Geschichte der Universität Vilnius, Herder-Institut, Marburg Riga, 10.-14. Oktober First Conference of Baltic Urban History. „Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“ Das Herder-Institut beteiligte sich an einer Kooperationstagung baltischer historischer Institute (der Universität Lettlands in Riga sowie der Universitäten Tallinn und Vilnius) unter dem Titel: „Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“. Die erste Konferenz zur baltischen Stadtgeschichte hat sich zum Ziel gesetzt, die sich nun verstärkt entwickelnde Stadtgeschichtsforschung im Baltikum zu vernetzen. Da die DSHI ihren Schwerpunkt auf die Geschichte der baltischen Staaten legt und das Herder-Institut Stadtgeschichtsforschung im Rahmen der Projektleitenden Perspektiven als einen Schwerpunkt sieht, ist es für Stadthistoriker aus dem Baltikum ein wichtiger Ansprechpartner, wie im Rahmen der Tagung deutlich wurde. Als Bestandsaufnahme bisheriger Forschungen gedacht, wurden insgesamt 22 Wissenschaftler/innen aus Lettland, Estland, Litauen, Polen und Deutschland zu einem Austausch über die bisherigen methodischen Zugänge eingeladen. Als Keynotesprecherin stellte die Generalsekretärin der lettischen nationalen Kommission für die UNESCO Dagnija Baltiņa die Bedeutung des historischen Stadtkerns als Weltkulturerbe vor. Die wissenschaftlichen Tagungsbeiträge waren theoretischen Aspekten und gegenwärtigen Forschungsprojekten gewidmet. Sie umfassten einerseits Forschungsberichte zum Stand der jeweiligen Forschung und andererseits Fallbeispiele zu stadthistorischen Fragestellungen aus allen Epochen. Insgesamt verdeutlichten die Beiträge, aber auch die Abschlussdiskussion, dass erst heute nach einem Abflauen national motivierter Fragestellungen in größerem Maße stadthistorische Forschungen entstehen, dass daher teilweise methodische Ansätze geschärft werden müssen, und nicht zuletzt, dass sich die Stadtgeschichtsforschung im Baltikum erst heute zu institutionalisieren beginnt. Workshop: „Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften: Rankings, Internationalisierung und Bibliometrie als Herausforderung?“ Veranstalter: Institut für Ost- und Südosteuropastudien, Regensburg, Herder-Institut, Marburg Marburg, 16. Oktober Jahresbericht 2012 Herder-Institut 57 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Workshop „Publikationskulturen“ Das Herder-Institut veranstaltete gemeinsam mit dem Institut für Ost- und Südosteuropastudien, Regensburg (Redaktion der Jahrbücher für Geschichte Osteuropas), einen Workshop zum Wandel der Publikationskulturen. Ausgangspunkt ist die zunehmende Bedeutung von bibliometrischen Verfahren, Rankings und einer Internationalisierung für die Rezeption wissenschaftlicher Beiträge und die internationale Anerkennung von Zeitschriften. Zunehmend bedeutsam wird auch die elektronische Zurverfügungstellung von Zeitschriften und Open Access. Gerade Rankings und bibliometrische Kategorien gewannen in den letzten Jahren auch außerhalb des medizinischen, ingenieur- und naturwissenschaftlichen Bereichs signifikant an Bedeutung: Insbesondere ist für die Staaten Ostmitteleuropas die von der European Science Foundation erarbeitete ERIH-Liste für die dortige Geschichtswissenschaft von Bedeutung. Daher ist diese Entwicklung auch von erheblicher Bedeutung für einschlägige Fachzeitschriften, wie für die am Herder-Institut herausgegebene Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung (ZfO). Umso mehr freute sich die Institutsleitung, dass als Rednerin des Einführungsvortrags die zuständige Abteilungsleiterin (Humanities and Social Sciences Unit) der European Science Foundation, Dr. Nina Kancewicz-Hoffman, gewonnen werden konnte. Nach ihrer Keynote diskutierten drei weitere Vorträge Fragen der Qualitätssicherung und Veränderungen in der Redaktionsarbeit. Abschließend diskutierten drei Kurzstatements aus der redaktionellen Praxis die Vorträge. Insgesamt wurde deutlich, dass sich die Arbeit in den Redaktionen geschichtswissenschaftlicher Zeitschriften durch die erwähnten Verfahren vor einer großen Herausforderung befindet, damit sie einerseits den Ansprüchen der Autor/inn/en und andererseits der gebotenen Wissenschaftlichkeit gerecht wird. Neben einigen interessierten auswärtigen Wissenschaftler/inne/n beteiligten sich vor allem Vertreter der Redaktionen der historischen Fachzeitschriften zu Ostmittel- und Osteuropa. Tagung: „Nomadic Concepts. Biological Concepts and their Careers beyond Biology“ Veranstalter: Herder-Institut, Marburg, in Zusammenarbeit mit Department of History der Central European University in Budapest Marburg, 18.-19. Oktober Die 2. Jahrestagung der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts wurde in Zusammenarbeit mit dem Department of History der Central European University in Budapest von Peter Haslinger (Herder-Institut), Jan Surman (LeibnizDAAD Research Fellow am Herder-Institut 2012/13) und Katalin Stráner (CEU Budapest) organisiert. Die international und disziplinär sehr breit aufgestellten Tagungsteilnehmenden setzten sich mit Fragen des Transfers (natur)wissenschaftlicher Konzepte auseinander. In den Fokus rückten dabei neben der Begriffsgeschichte nomadisierende Konzepte des biologischen Vokabulars und seiner Derivate im unterschiedlichen disziplinären, gesellschaftlichen und vernakulären Gebrauch. Aus wissenschaftshistorischer Perspektive zeigten verschiedene Beiträge, dass biologische Konzepte oft viel früher in die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften wanderten, als allgemein angenommen wurde. Besonders das nomadic concept des „Organismus“, ursprünglich aus der Kristallografie kommend, entwickelte Tagung „Nomadic Concepts. Biological Concepts and their Careers beyond Biology“ 58 Jahresbericht 2012 Herder-Institut ein hohes Attraktionspotenzial für verschiedene Disziplinen. Einige Beiträge machten deutlich, dass viele scheinbar biologische Konzepte second-hand-Transfers sind. Beispielsweise geht die biologisch und soziologisch genutzte Idee der Arbeitsteilung auf die Organisationslehre der Ökonomie zurück. Die Diskussionen verwiesen immer wieder darauf, dass die Konzepte in ihrem je historischen Kontext analysiert werden müssen, um zeitgenössische Analogien herauszufinden und die Diskurse der Vergangenheit und Gegenwart analytisch zu trennen. Das gesamte Programm finden Sie unter: http://www.herder-institut.de/startseite/aktuelles/tagungen/detailansicht/article/nomadic-con cepts-biological-concepts-and-their-careers-beyond-biolo gy.html. Tagung: „Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa (1400-1700)“ Veranstalter: Justus-Liebig-Universität Gießen, Herder-Institut, Marburg Marburg, 22.-24. November Die Tagung „Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa (14001700). Kommunikative Praktiken und Verfahren in gemischtsprachigen Städten und Verbänden“ hatte sich zum Ziel gesetzt, das Phänomen der spätmittelalterlichfrühneuzeitlichen Mehrsprachigkeit in den gemischten Eliten Ostmitteleuropas systematisch in den Blick zu nehmen. Ausgangsthese war, dass infolge von Mobilität, Migration und kulturellem Transfer die funktionale Mehrsprachigkeit zwischen 15. und 17. Jahrhundert eine weit verbreitete kulturelle Praxis darstellte, die die Eliten Ostmitteleuropas insgesamt erfasste und mit dem Aufkommen volkssprachiger Sprachpraxis und der Konkurrenz zwischen Bildungs- und Volkssprachen neue Kommunikationskonstellationen schuf. Dabei sollte die Bedeutung des Lateinischen als transnationale Verständigungssprache berücksichtigt, aber auch dessen Bedeutungsverlust als Kommunikationssprache überprüft werden. Die Praktiken und Verfahren, die Chancen und Perspektiven, aber auch die strukturellen Grenzen und Regressionen dieser Teilnehmer der Tagung „Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa (1400-1700)“ mehrsprachigen Kommunikation sollten vorgestellt und analysiert werden. Einleitend stellte Anja Voeste (Gießen) grundlegende Konzepte und Modelle zum Sprachkontakt in Spätmittelalter und Früher Neuzeit vor, die dann für die mehrsprachigen Städte Krakau und Lemberg durch Zdzisław Noga, Martin Langner und Miron Kapral’ konkret in den Quellenbefunden analysiert wurden. Das durch eine andere sprachhistorische Situation und eine teilweise intersprachliche Verständlichkeit geprägte Bild in den Städten des polnischostslawischen Überschichtungsraums präsentierte Stefan Rohdewald (Passau), während Bogusław Dybaś (Wien/ Toruń) mit Martin Gruneweg einen dicht überlieferten mehrsprachigen Lebenslauf zwischen Danzig, Lemberg, Warschau und Krakau in seiner Mehrsprachigkeit analysierte. Infolge des tragischen Todes des Referenten Witold Szczuczko am ersten Abend wurde die für 2 ½ Tage konzipierte Tagung abgebrochen; die Beiträge sollen in einem Band präsentiert werden. Workshop: Viertes Projekttreffen des Verbundprojekts „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“ (DAPRO) Veranstalter: Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig, Institut für Wissensmedien, Tübingen, Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig, HerderInstitut, Marburg Braunschweig, 6.-7. Dezember Der Digitale Atlas als Lern-, Lehr- und Arbeitsinstrument, der im Rahmen des Verbundprojekts erstellt werden soll, wird ab Freischaltung Anfang 2014 unter www.geoimaginaries.org aufrufbar sein. Im Rahmen des vierten Projekttreffens des Verbundprojekts „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“ (DAPRO) einigten sich die Projektpartner darauf, anstatt „Digitaler Atlas“ nun offiziell die Bezeichnung „Geoimaginaries“ zu verwenden. Diese löst mit Blick auf eine längerfristig internationale Orientierung den bisher primär intern verwendeten Arbeitstitel „DAPRO“ ab. Einen weiteren Schwerpunkt des Projekttreffens stellte die Konzeption nutzerfreundlicher Einstiege in das Lern-, Lehr- und Arbeitsinstrument Geoimaginaries dar. So soll eine Einführung in kartografische Produktionsprozesse den Einstieg in den Atlas erleichtern, indem sie eine Art Tutorial für den Umgang mit Karten anbietet. Exemplarische Kartenanalysen und Ausführungen zu Kartengeschichte, Kartenkarrieren und Raumbildnarrativen werden das Angebot abrunden. Besprochen wurde auch die Auswahl und Bereitstellung umfangreichen Kontextmaterials, dessen Recherche neben der Erarbeitung von Einstiegsmöglichkeiten im Zentrum der aktuellen Projektphase steht. Erste Ergebnisse der Studie zur kognitiven Verarbeitung historischer Karten, die im Institut für Wissensmedien, Tübingen, durchgeführt wird, präsentierte Claudia MeyerDernbecher. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 59 5.6 Stipendiatinnen und Stipendiaten, Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler Stipendiatinnen und Stipendiaten des Herder-Instituts Katarzyna Anna Wojtczak M.A., Rzepnica (April) „Der Architekt Julius Albert Gottlieb Licht und die Transformation der Stadt Danzig in den Jahren 1857 bis 1892“ Dr. Piotr Birecki, Chełmża (Februar) „Architektur der evangelischen Kirchen in Westpreußen 1772-1920“ Prof. Marek Andrzejewski, Gdańsk (Mai) „Das Kulturerbe in der Freien Stadt Danzig“ Zoltán Gyalókay M.A., Kraków (Februar) „Die Bildschnitzerei des 14. Jahrhunderts in Kleinpolen“ Justyna Jurkowska M.A., Wien (Mai – Juni) „Die polnischen parlamentarischen Verfassungskonzeptionen der Zwischenkriegszeit 1918-1939“ Dr. Radoslav Štefančík, Senec (Februar – März) „Deutsche Antwort auf die Emigration aus der ,kommunistischen Hölle‘. Tschechische und slowakische Emigranten in Deutschland zwischen 1948-1989“ Dr. Olga Sveshnikova, Bremen (Februar – März) „Archäologie und Gesellschaft: Vergleich der sowjetischen und ostmitteleuropäischen Erfahrungen“ Dr. Pauli Heikkilä, Turku (März) „Europa der baltischen Emigranten. Hermann Graf Keyserlink und Hjalmar Mäe“ Joanna Wiesler (Kowalik), Neumarkt (März) „Familienpolitik und Familienrecht in der DDR und in der Volksrepublik Polen“ Dr. Rasa Pārpuce, Rīga (März – April) „Das Problem der baltischen Kulturgüter im Kontext der Umsiedlung der Deutschbalten“ Dr. Dominik Pick, Berlin (April) „Polen als Teil des ,Schwarzen Triangel‘. Umweltschutz in Polen 1945-1990 im Vergleich zu DDR und Tschechoslowakei“ 60 Prof. Gvido Straube, Rīga (Mai – Juni) „Bauernbildung und Bauernschulen im Baltikum im 17. und 18. Jahrhundert“ Prof. Dr. Barbara Breysach, Berlin (August) „Literaturraum ehemaliges Ostpreußen – Die Perspektive der deutschen, polnischen und litauischen Literatur“, Teilprojekt: „Jüdische Literatur und Kultur im ehemaligen Ostpreußen von 1850 bis in die Gegenwart“ Adam Maciej Kożuchowski, Warszawa/Łódź (Juli) „Gefallene Staaten. Geschichtsschreibung über das Heilige Römische Reich und die Polnisch-Litauische Republik im 19. Jahrhundert“ Dr. Przemysław Nowak, Kraków (Juli) „Das Papsttum und Ostmitteleuropa (10.-12. Jahrhundert)“ Prof. Dr. Anna Mańko-Matysiak, Wrocław (August) „Zum Wissenstransfer im frühneuzeitlichen Ostmitteleuropa. Gebrauchsliteratur im Dienst der Laienbildung“ Jahresbericht 2012 Herder-Institut Pascale Mannert, Göttingen (August) „Protestanten in Polen, 1918-1939: Eine Frage der Loyalität?“ Mateusz Edmund Matuszyk, Wrocław (August – September) „Geschichte der Landsmannschaft Schlesien 1946-1957“ Prof. Dr. Krzysztof Rzepa, Poznań (September) „Richard Witting. Vater des modernen Posen und Mitgestalter der Weimarer Republik“ Sylwia Dec, Wrocław (September – Oktober) „Entstehung und Formung des Erinnerungsdiskurses über die deutschpolnische Versöhnung in den polnischen Medien an ausgewählten Beispielen“ Dr. Barbara Sapala, Olsztyn (Oktober) „,Der Ermländische Hauskalender‘ und seine literarischen, sozialen und politischen Funktionen der Geschichtlichen Entwicklung Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute“ Dr. Irina Puchkova, St. Petersburg (Oktober – November) „Religious issues in the state periodic of Soviet Baltic“ Dr. Jarosław Tarasiński, Toruń (Oktober – November) „Die gesellschaftliche Integration der Vertriebenen und die katholische Kirche. Ein Vergleich zwischen Polen, der DDR und der BRD 1948-1972“ Felix Heinert, Köln (November – Dezember) „Topografien jüdischer Selbstverortungen im lokalen Raum Rigas um 1900“ Prof. Dr. Marion Brandt, Gdańsk (Dezember) „Neuedition von Alfred Döblins ‚Reise in Polen‘, S. Fischer-Verlag“ Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Austauschprogramm mit dem Lietuvos istorijos institutas, Vilnius Dr. Ruta Capaite, Vilnius (September) Forschungsthema 1: „Entwicklung lateinischer Kursive im Großfürstentum Litauen in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts bis in das XVIII. Jahrhundert“ Forschungsthema 2: „Krankheiten und Tod in der Korrespondenz des Großfürsten Vytautas und seiner Zeitgenossen“ Kurzzeitstipendien der Leibniz Graduate School Aliaksandr Dalhouski, Gießen (Dezember 2011 – März 2012) „Belarus nach Tschernobyl: Materieller Kompromiss unter den Bedingungen einer temporären Demokratisierung“ Angéla Valéria Ilič, Mainz/Philadelphia (Dezember 2011 – März 2012) „Toward the Healing of Memories and Changing of Perceptions: Churches in Serbia and Germany in Dialogue“ Thomas Skowronek, Mainz (Dezember 2011 – März 2012) „Marktgestalten. Zur Poetologie ökonomischer Praktiken auf Kunstmärkten am Beispiel von Galerien in Polen und Russland“ Jussi-Pekka Hakkarainen, Helsinki (April – Juni) „Political and Scientific Networks of Finnish Slavists 1921-1925“ Dr. Jan Jakub Surman, Wien/Warszawa (April – Mai) „Wissenschaft und Übersetzung. Auswirkungen des Sprachpurismus auf wissenschaftliche Produktion in Zentraleuropa im langen 19. Jh.“ Stipendiaten anderer Förderer und Gäste mit eigenen Mitteln Irina Semenikhina, Voroneszh (Mai – Juni ) Dissertation über das Thema „Die Umsiedlung der Deutschbalten“ bei Prof. Dr. Sergej Kretinin (Zeit-Stiftung Hamburg) Prof. Dr. Irina Belintseva, Moskva (September – November) „Die Kurarchitektur der Samlandküste des Baltischen Meers (ehem. Ostpreußen, das heutige Kaliningrader Gebiet) aus dem Zeitraum vom Anfang des 19. bis zur ersten Hälfte des 20. Jh.“ (Stipendiatin des DAAD) Dr. Jan Jakub Surman, Wien/Warschau (Oktober 2012 – September 2013) „Wissenschaftssprachen in Zentraleuropa im langen 19. Jahrhundert“ (Leibniz-DAAD-Stipendiat) Jahresbericht 2012 Herder-Institut 61 6. Wissenschaftstransfer 6.1 Ausstellungen sche Galerie Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Muzeum Architektury we Wrocławiu (Architekturmuseum Breslau) Zoppot, Cranz und Rigaer Strand – Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa, Potsdam, und dem Lehrstuhl für Geschichte Osteuropas der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), gefördert durch die M.C.A. Böckler – Mare Balticum-Stiftung Rathaus Kiel, 10. bis 29. Juni; Kulturzentrum Ostpreußen im Deutschordensschloss Ellingen, Ellingen/Bay., 28. Juli bis 2. Dezember; lettische Version: Jūrmalas pilsētas muzejā, Jūrmala, 4. Juni bis 1. Juli; Jūrmalas pilsētas Domē, Jūrmala, 3. bis 30. Juli; Valsts sociālās integrācijas aģentūrā, Jūrmala, 1. bis 30. August Um 1800 entstanden die ersten Seebäder an der Ostseeküste, zunächst ohne Komfort, mit einfachen Badekarren und Kaltbädern. Die Badeinrichtungen dienten der Heilung verschiedener Krankheiten, aber von Beginn an auch der Erholung und Unterhaltung. Schnell entwickelte sich die Infrastruktur der Bäder, Warmbadeanstalten entstanden, die Seestege wuchsen immer gewaltiger ins Meer. Spätestens mit Aufkommen der Eisenbahn wurden aus den ehemals kleinen Fischerorten Unterhaltungszentren, in denen sich die „Welt“ traf. Im Laufe der Jahre entwickelte sich so eine spezifische Badekultur, die die Ausstellung an Hand von drei Ostseebädern – Sopot/Zoppot, Selenogradsk/Cranz und Jūrmala/Rigaer Strand – exemplarisch nachzeichnet und vorstellt. Dabei stehen die Themenbereiche Landschaft und allgemeine Geschichte, Gestaltung des Raumes, Badegäste, Freizeitgestaltung und Unterhaltung sowie Bäderarchitektur in den aufeinanderfolgenden Zeitperioden – 19. Jahrhundert, Zwischenkriegszeit, Zeit des Nationalsozialismus, des Sozialismus/ Kommunismus sowie nach der politischen Wende – im Vordergrund. Es werden die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten der drei Badeorte an der südlichen Ostseeküste präsentiert. Zusätzlich zur deutschsprachigen und zur russischsprachigen Version wurde im Berichtszeitraum eine lettische Version erstellt und an drei Orten im Bereich der Großgemeinde Jūrmala präsentiert. Fasziniert von der kulturellen Energie, die über Jahrhunderte von seiner Heimat Schlesien ausging, erwarb Albrecht Haselbach (1892-1979), Brauereibesitzer in Namslau, Anfang der 1940er Jahre eine einzigartige Sammlung von über 4.000 Kupferstichen, Radierungen, Lithografien, Zeichnungen und Aquarellen. Die im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg (KOG) und im Schlesischen Museum zu Görlitz (SMG) aufbewahrten Sammlungsbestände wurden von diesen Einrichtungen erstmals im Rahmen einer deutsch-polnischen Kooperation mit dem Herder-Institut in Marburg und dem Architekturmuseum in Wrocław/ Breslau vollständig dokumentiert und digital zusammengeführt (siehe die Bilddatenbank auf der Homepage des Herder-Instituts). Die im Rahmen der Projektkooperation ebenfalls vorbereitete Ausstellung präsentiert eine hochwertige Auswahl aus der Sammlung Haselbach. Sie lädt ein zu „Zeit-Reisen“ in eine reiche Kulturlandschaft im Herzen Europas, die seit Jahrhunderten Künstler wie Touristen anzieht. Topografische Darstellungen aus unterschiedlichen kunsthistorischen Epochen, vor allem aus der Zeit der Romantik und des Biedermeiers, führen in eine faszinierende Welt romantischer Gebirgslandschaften, stolzer Städte und früher Industriehochburgen. Sie zeigen die vielfältigen „Entdeckungen“ Schlesiens durch Künstler, Stecher und Verlage vor allem mit dem Beginn des Tourismus im 19. Jahrhundert. Nach Präsentation der Originale in den Jahren 2007/08 in Görlitz, Regensburg, Wrocław/Breslau, Katowice/Kattowitz und Marburg wurde im Winter 2008/09 durch das HerderInstitut und das Schlesische Museum zu Görlitz eine Wanderausstellung mit Faksimiles erstellt, die unter Betreuung und Organisation durch das Deutsche Kulturforum östliches Europa, Potsdam, im Berichtszeitraum und in den kommenden Jahren an einer Vielzahl von Orten in Polen und Deutschland gezeigt wurde und wird. Danzig im Luftbild der Zwischenkriegszeit/Gdańsk na fotografii lotniczej z okresu międzywojennego Dietmar Popp: Einführung zur Ausstellung im Stadtmuseum Jūrmala/Jūrmalas pilsētas muzejā, 7. Juni Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, in Zusammenarbeit mit dem Verlag VIA NOVA Wrocław/Breslau und der Stadtverwaltung Gdańsk Zeit-Reisen. Schlesien-Ansichten aus der Graphiksammlung Haselbach/Podróże w czasie. Dawne widoki Śląska na grafikach z kolekcji Haselbacha Herder-Institut, Marburg, 13. November 2012 bis 28. Februar 2013 Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, des Schlesischen Museums zu Görlitz und des Kunstforums Ostdeut- 62 Pałac Paulinum, Jelenia Góra (Schloss Paulinum, Hirschberg), 20. Januar bis 30. Juni; Heimatmuseum, Reutlingen, 22. September bis 21. Oktober Jahresbericht 2012 Herder-Institut Im Bildarchiv des Herder-Instituts in Marburg befindet sich eine Sammlung mit ca. 4.500 Schrägluftbildern im Wesentlichen aus den ehemaligen preußischen Provinzen Martin-Opitz-Bibliothek, Herne, 12. Januar bis 2. Februar; Mahnmal St. Nikolai, Hamburg, 15. Februar bis 26. März; Landtag Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Institut für Europäische Geschichte, Mainz, 11. April bis 11. Mai; Dokumentationszentrum, Prora, 17. Juli bis 12. September; Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Nürnberg, 28. September bis 25. November Zum Gedenken an den 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen wurde im Herder-Institut Marburg in Kooperation mit den Partnern die zweisprachige Wanderausstellung erstellt und erstmals gezeigt. Sie geht zurück auf eine zuvor in Warszawa/Warschau, Berlin und Koblenz präsentierte, umfassendere Bilddokumentation. Ewa Barylewska-Szymańska hielt den Eröffnungsvortrag zur Ausstellung „Danzig im Luftbild der Zwischenkriegszeit“ Schlesien, Pommern, Ostpreußen, der Freien Stadt Danzig und einigen östlich der Oder gelegenen Städten und Ortschaften der Provinz Brandenburg. Die in den 1920er und 1930er Jahren entstandenen Aufnahmen stammen von dem kommerziellen Unternehmen Hansa-Luftbild, von dem sie 1967/1968 erworben wurden. Die Freie Stadt Danzig/Wolne Miasto Gdańsk bildet – nach Wrocław/Breslau mit rund 770 Fotos – mit rund 230 Aufnahmen den zweitumfangreichsten Teilbestand und eignet sich deshalb auch sehr gut für die flächendeckende Bilddokumentation. Anhand der in der Ausstellung für die 30 Tafeln ausgewählten Fotografien kann zum einen die städtebaulich besonders dynamische Phase der Zwischenkriegszeit veranschaulicht und zum anderen ein letzter Blick auf die Hansestadt mit ihren neuzeitlichen Stadterweiterungen, den Hafenanlagen und Vororten sowie dem Umland vor den Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkriegs ermöglicht werden. Der Gesamtbestand der Schrägluftaufnahmen ist im Bildkatalog des Herder-Instituts recherchierbar. Zur Ausstellung wurde eine reich illustrierte Begleitpublikation in deutscher, polnischer und englischer Sprache vorgelegt. Während des Zweiten Weltkriegs kamen rund 700.000 Einwohner von Warschau ums Leben, fast die gesamte jüdische Bevölkerung wurde ermordet. 1945 war Warschau eine nahezu menschenleere und zerstörte Stadt. Die gezeigten Fotografien entstammen der Wahrnehmung durch das „Objektiv des Feindes“, nämlich jenes der PropagandaKompanien der Wehrmacht und der Waffen-SS. Durch die Linse der deutschen Kriegsberichterstatter wird eine propagandistische Sichtweise auf die besetzte Stadt und ihre Bewohner gezeigt: der Septemberfeldzug, die Zerstörungen, die Repressionen gegen die Bevölkerung Warschaus, der Alltag in der besetzten Stadt und im Ghetto bis zu dessen Vernichtung nach dem Ghettoaufstand im April/Mai 1943, schließlich der Warschauer Aufstand (August bis Oktober 1944) und die totale Zerstörung der Stadt zwischen Oktober 1944 und Januar 1945. Dietmar Popp: Eröffnungsrede zur Ausstellung im Mahnmal St. Nikolai in Hamburg, 15. Februar Peter Haslinger: Eröffnungsrede zur Ausstellung im Landtag Rheinland-Pfalz in Mainz, 11. April Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1939-1945/ W objektywie wroga. Niemieccy fotoreporterzy w okupowanej Warszawie 1939-1945 Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, in Zusammenarbeit mit dem Dom Spotkań z Historią Warszawa (Haus der Begegnungen mit der Geschichte, Warschau), der Polska Akademia Nauk, Warszawa (Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warschau), dem Bundesarchiv in Koblenz und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit der Bildagentur bpk sowie dem Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Stadtpräsidentin der Stadt Warszawa/Warschau und des Regierenden Bürgermeisters der Stadt Berlin. Rede von Dr. Dietmar Popp anlässlich der Ausstellungseröffnung „Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1939-1945“, Mahnmal St. Nikolai, Hamburg Jahresbericht 2012 Herder-Institut 63 das neuaufgelegte Format ein. Magda Szych (Gießen) und Jan Lipinsky (Marburg) trugen ausgewählte Gedichte der Nobelpreisträgerin jeweils auf Deutsch und Polnisch vor und führten das Publikum im vollbesetzten Lesesaal der Bibliothek in das Leben der Lyrikerin ein. In der begleitenden Ausstellung wurden nicht zuletzt die persönlichen Bezüge Szymborskas zu Marburg dokumentiert. Publikum während der Lesung zu Friedrich II. im Lesesaal der Forschungsbibliothek 6.2 Lesungen am Herder-Institut Seit März 2012 richtet das Herder-Institut wieder in regelmäßigen Abständen Lesungen aus. Es setzt damit in leicht modifizierter Form eine Tradition auf dem Schlossberg fort, die bis in die Gründungsjahre des Instituts zurückreicht. Überwiegend im Lesesaal der Forschungsbibliothek und damit gleichsam von Büchern umgeben werden Texte mit Bezug zu den Sammlungs- und Forschungsaktivitäten des Instituts zu Gehör gebracht. Anschließend ergeben sich Diskussionen oder Gespräche. Die u.a. in der Lokalpresse angekündigten Veranstaltungen richten sich an die breite, interessierte Öffentlichkeit der Region und werden durch thematisch passende Vitrinenausstellungen mit Materialien aus den Magazinen von Bibliothek und Sammlungen begleitet. Gäste aus Marburg, Gießen und Umgebung kommen dadurch oft erstmals in die Arbeitsräume des Instituts und erhalten Einblicke in die Vielfalt der Arbeitsgebiete und Tätigkeiten. Das Gedenken an den Tod der polnischen Lyrikerin Wisława Szymborska läutete im März des Berichtsjahres Die Lesung von Klaus-Dieter Spangenberg fand im Vortragssaal, dem ehemaligen „Schloss-Kaffee“, statt 64 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Im April 2012 las Übersetzer und Autor Klaus-Jürgen Liedtke aus seinem Buch Die versunkene Welt. Ein ostpreußisches Dorf in Erzählungen der Leute. Seit 1987 forschte Liedtke nach den Spuren seines Großvaters und machte dabei alle noch lebenden Einwohnerinnen und Einwohner des kleinen ostpreußischen Dorfes Neu Kermuschienen ausfindig, aus dem sein Großvater stammte. Im Lesesaal entführte er sein Publikum anhand der unterschiedlichen, mitunter auch widersprüchlichen Lebenserinnerungen in diese versunkene Welt. Anfang Mai gewährte der am Berliner Institut für Zeitgeschichte tätige Historiker Ingo Loose einen beklemmenden Einblick in den Lebensalltag in Lodz/Litzmannstadt, dem zweitgrößten Ghetto, das die deutschen Besatzer in Ostmitteleuropa errichteten. Loose las Passagen aus dem von ihm übersetzten und herausgegebenen Tagebuch Jakub Poznańskis, der zu den wenigen Überlebenden des Ghettos gehörte und seine Aufzeichnungen über die Kriegszeit retten konnte. Die Tagebücher gehören zugleich zu den seltenen Zeitzeugendokumenten, die auch die Wochen nach der endgültigen „Räumung“ des Ghettos durch die Nazis bis zur Befreiung schildern. Vor der eigentlichen Lesung gab Markus Roth (Marburg) einen Einblick in den virtuellen Erinnerungsort „Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt – Das letzte Jahr“ (www.getto-chronik.de) und ordnete damit das Tagebuch Poznańskis in einen größeren Kontext ein. Die vierte Lesung war nicht dem Arbeitsgebiet, sondern den Räumlichkeiten des Herder-Instituts gewidmet. Aus aktuellem Anlass stand der Genius loci, speziell des komplett den Anekdoten des Autors. Eine kleine Ausstellung zur Geschichte des „Schloss-Kaffees“ rundete die Veranstaltung ab. Den 300. Geburtstag von Friedrich II. griff schließlich die fünfte und letzte Lesung des Jahres auf, die zugleich als Marburger Beitrag zur deutschlandweiten Aktionswoche „Treffpunkt Bibliothek“ organisiert und angekündigt wurde. Der Gießener Ostmitteleuropa-Historiker Hans-Jürgen Bömelburg las aus seinem Buch über den großen Preußenkönig und ging ausführlich auf dessen in Deutschland und Polen unterschiedliche historiografische Bewertung ein. Die begleitende Ausstellung zeigte u.a. Friedrich-Autografen aus den Beständen des Herder-Instituts. Es handelte sich hierbei um Briefe, die Friedrich zwischen 1767 und 1776 an Johann Gottlieb Sylvius von Poser und Groß Naedlitz geschrieben hatte. Sie werden als Teil eines familiären Depositums in der Dokumentesammlung des HerderInstituts verwahrt. Für das Jahr 2013 sind bereits Lesungen zu Danzig im Rahmen der vom Bildarchiv betreuten Ausstellung „Danzig im Luftbild der Zwischenkriegszeit“, zu den polnischen Westbzw. deutschen Ostgebieten, zu Edzard Schaper, zu Richard Wagner sowie zu Emil von Behring geplant. Originalgeschirr und historische Dokumente des Schlosscafés wurden für die Lesung in Vitrinen präsentiert modernisierten Vortragsbereichs des Herder-Instituts, im Mittelpunkt. Dieser befindet sich nämlich im ehemaligen Ausflugslokal auf dem Marburger Schlossberg mit großer Freiterrasse, das auch für kulturelle Veranstaltungen wie Premierenfeiern der nahe gelegenen Schlossparkbühne gedacht war. 1927 war es in Zusammenhang mit der 400-JahrFeier der Philipps-Universität Marburg durch Architekt Karl Rumpf entworfen worden. Klaus-Dieter Spangenberg, ein Urenkel des ersten Betreibers des „Schloss-Kaffees“, hatte im Berichtsjahr die Geschichte des traditionsreichen Marburger „Café Spangenberg“ geschrieben, zu dem auch die Lokalität auf dem Schlossberg gehörte. Aus seinem Werk las er nun gleichsam am historischen Ort. Dazu war der Vortragssaal des Herder-Instituts mit kleinen Tischgruppen und Originaltischdecken wieder in jenes einst sehr beliebte Marburger Ausflugsziel verwandelt worden. Bei Kaffee und Kuchen sowie Gitarrenklängen lauschten rund 100 Gäste 8. März Lesung von Magda Szych und Jan Lipinsky: Wisława Szymborska – ausgewählte Gedichte der Nobelpreisträgerin 17. April Lesung von Klaus-Jürgen Liedtke aus ,Die versunkene Welt‘. Ein ostpreußisches Dorf in Erzählungen der Leute 3. Mai Lesung von Ingo Loose aus seiner Übersetzung Jakub Poznański. Tagebuch aus dem Ghetto Litzmannstadt, Einführung von Markus Roth 31. Mai Lesung von Klaus-Dieter Spangenberg aus dem Buch Die Rechnung bitte! – Damals im Café Spangenberg 24. Oktober Lesung von Hans-Jürgen Bömelburg aus seinem Buch Friedrich II. zwischen Deutschland und Polen im Rahmen der Woche „Treffpunkt Bibliothek“ Jahresbericht 2012 Herder-Institut 65 6.3 Herder-Kolloquium/Öffentliche Vorträge 11. Januar Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg „Sammlungsgeschichte als Baustein einer Institutsgeschichte. Das Herder-Institut und seine Sammlungen“ Antje Coburger (Marburg) 8. Februar Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg „Alte Quartiere im Wandel. Konsequenzen der demographischen Entwicklung im Oberschlesischen Industrierevier seit 1989. Untersucht an Beispielen aus Bytom (Beuthen) und Gliwice (Gleiwitz)“ Dariusz Gierczak (Marburg) 7. März Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg „Die deutsche Antwort auf die Emigration aus der ,kommunistischen Hölle‘. Tschechische und slowakische Emigranten in Deutschland zwischen 1948-1989“ Dr. Radoslav Štefančík (Senec) 19.-21. März Workshop „Wissenskulturen“, Herder-Institut, Marburg Diskussion von Schlüsselkonzepten und Sekundärliteratur sowie der Beiträge des Tagungsbandes zur Sommerakademie 2011 „Wissensregimes über das östliche Europa seit 1989 – neue Raumbilder, neue Deutungen?“ Peter Bugge (Universität Aarhus) 6. Juni Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg „Ideelle Grundlagen der Aprilverfassung und ihre Realisierung“ Justyna A. Jurkowska (Wien) 20.-25. August Internationale und interdisziplinäre Sommerakademie des Herder-Instituts, Marburg, „Migration und Integration in europäischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts“ 20. August „Migration als historisches Phänomen: Bedingungen, Formen und Folgen“ Jochen Oltmer (Osnabrück) 22. August Vortrag: „Transnationaler Nationalismus: Emigration aus Südosteuropa im 20. Jh. und Nationsbildung“ Ulf Brunnbauer (Regensburg) 66 Jahresbericht 2012 Herder-Institut 23. August Vortrag: „Westwärts: Migration und Integration in Polen nach 1945“ Felix Ackermann (Vilnius) 24. August Vortrag: „Die NS-Migrationspolitik – Ideologie, Praxis und Folgen“ Markus Roth (Gießen) Vortrag: „‚Parallelgesellschaften‘ – Eine neue Perspektive auf Gestalt und Wahrnehmung stark heterogener Gesellschaften“ Ragna Boden (Düsseldorf/Marburg) und Heidi Hein-Kircher (Marburg) 25. August Vortrag: „Migration und Integration in europäischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts: Zusammenfassung und Ausblick“ Christian Kleinschmidt (Marburg) 19. September Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg „Die Eroberung der City. Politische Architektur in Zentraleuropa 1815-1918“ Prof. Dr. Agnieszka Zabłocka-Kos (Wrocław/Freiburg i.B.) 10. Oktober Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg „Erziehung zu mehr ,Grenzbewusstsein‘ – zur Rolle von Schulbüchern im Ostgrenzen-Diskurs der Weimarer Republik“ Agnes Laba M.A. (Marburg) 14. November Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg „Topografie jüdischer Selbstverortungen im lokalen Raum Rigas um 1900“ Felix Heinert (Köln) 12. Dezember Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg „Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser“ Jasmin Nithammer (Marburg) 6.4 Lehre Prof. Dr. Peter Haslinger Justus-Liebig-Universität Gießen „Quellen zur Problematik nationaler und religiöser Minderheiten in Ostmitteleuropa“ Übung Wintersemester 2011/2012 (gemeinsam mit Prof Dr. Hans-Jürgen Bömelburg und Prof. Dr. Thomas Bohn) Justus-Liebig-Universität Gießen „Osteuropäische Geschichte“ Oberseminar Wintersemester 2011/2012 Justus-Liebig-Universität Gießen „Alltagserfahrung unter deutscher Besatzung: Europa im Zweiten Weltkrieg“ Hauptseminar Sommersemester 2012 Justus-Liebig-Universität Gießen „Wissenskulturen in der Geschichte“ Übung Wintersemester 2012/2013 Dr. Peter Wörster/ Dorothee M. Goeze M. A. Philipps-Universität Marburg „Gelehrte Netzwerke der frühen Neuzeit: Das Beispiel der Briefsammlung Gadebusch (18. Jahrhundert) aus Livland“ Übung Wintersemester 2011/2012 Philipps-Universität Marburg „Verfassung und Bevölkerung: Geschichte Kurlands im 18. und 19. Jh. Archivquellen in der Dokumentesammlung des Herder-Instituts“ Übung Sommersemester 2012 Dr. Heidi Hein-Kircher Philipps-Universität Marburg „Vom ‚Völkerfrühling‘ zu Nationalitätenkonflikten am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Die Habsburgermonarchie 1848-1914“ Übung (Blockveranstaltung) Wintersemester 2011/2012 Dr. Jan Lipinsky/ Dr. Jürgen Warmbrunn Justus-Liebig-Universität Gießen „Informations- und Medienkompetenz für HistorikerInnen – Datenbanken, Wissensportale, Online-Ressourcen“ Übung Wintersemester 2011/2012 Dr. Christian Lotz Justus-Liebig-Universität Gießen „Das deutsche Reich in Europa. Facetten internationaler Verflechtung 1871-1914“ Proseminar (Blockveranstaltung) Wintersemester 2011/2012 Dr. des. Sylwia Werner Universität Konstanz „Wissenssoziologie und Literatur in osteuropäischen Zentren der Moderne“ Proseminar (Blockveranstaltung) Wintersemester 2011/2012 Agnes Laba M.A. Justus-Liebig-Universität Gießen „Der Versailler Vertrag und die territoriale Neuordnung Ostmitteleuropas“ Quellenkundliche Übung Sommersemester 2012 Justyna A. Turkowska M.A. Philipps-Universität Marburg „Baltische Geschichte im Spiegel von Institutionen und ihrer Amtsinhaber (Arbeit mit Archivmaterial)“ Übung Wintersemester 2012/2013 Justus-Liebig-Universität Gießen „Inszenierter Fortschritt. Welt- und Hygieneausstellungen von 1850 bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts“ Übung Sommersemester 2012 6.5 Publikationen, Vorträge, Präsentationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ina Alber M.A. Wie soll Zivilgesellschaft aussehen? Antworten der engagierten polnischen Intelligenz, in: Ästhetik & Kommunikation: „Ethik statt Moral“ 43 (2012), 157, S. 47-50. Vortrag: „Zivilgesellschaftliches Engagement in Polen nach 1989“, Deutsch-Polnische Sommerakademie des Deutschen Poleninstituts, Darmstadt, 2.-9. September. Vortrag: „Internet Presence, Web 2.0 and Biographical Research Ethics“, ESA-Midterm Conference „Biographical Research: Emotion, Ethics & Performative Praxis“, Uniwersytet Łódzki, Łódź, 14. September. Dr. Elke Bauer Kochen im ausgehenden 18. Jahrhundert, in: „Thue ein Häferl Wein …“ – Das Kochbuch der Eva König. Rezepte von Lessings Frau, hrsg. von Elke Bauer und Helmut Berthold, Göttingen 2012 (Kleine Schriften zur Aufklärung, 17), S. 32-40. Impulsvortrag: „Gleichstellung ist Arbeit. Mögliche Arbeitsfelder der Gleichstellungsbeauftragten“, Jahrestagung „Chancengleichheit“ der Leibniz-Gemeinschaft, BerlinKleinmachnow, 15.-16. März. Statement: „Sammlungen in analogen und digitalen Medien – Möglichkeiten und Herausforderungen für grenzüberschreitende Kooperationen“, Kooperationstagung der Leibniz-Gemeinschaft und der Polnischen Akademie der Wissenschaften „Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend. Potenziale und Herausforderungen für die Geistes- und Sozialwissenschaften“, Polnische Akademie der Wissenschaften, Wierzba, 7. September. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 67 Vortrag: „Visual History. The Value of Historical Photographs as a Source in the Age of Digitalization“, Internationale Konferenz „5. Cyfrowe spotkania z zabytkami: Reprodukcja cyfrowa zabytku. Metody, wiarygodność, trwałość“, Politechnika Wrocławska, Wrocław, 19. November. Vortrag: „Bildarchive im digitalen Wandel: Chancen und Probleme“, Internationale Tagung der Kommission Fotografie der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin „Fotografie und Film im Archiv: Sammeln, Bewahren und Erforschen“, Museum für Fotografie, Berlin, 23. November. Antje Coburger M.A. Sammlungsordnungen und Wissenskonstruktion im Kontext von Institutionengeschichte, in: Kulturwissenschaften digital, hrsg. von Jana Klawitter, Henning Lobin u.a., Frankfurt 2012, S. 33-53. Vortrag: „Sammlungsgeschichte als Baustein einer Institutsgeschichte. Das Herder-Institut und seine Sammlungen“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 11. Januar. Dipl.-Ing. Marc Friede Karte 2: Silesia inside contemporary Poland, Herder Institut city atlas project, in: Andrew Demshuk: The Lost German East. Forced Migration and the Politics of Memory, 1945-1970, Cambridge/New York 2012, S. xxii. Kartografie: Węgliniec/Kohlfurt, Historyczno-topograficzny atlas miast śląskich/Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte hrsg. von Peter Haslinger, Wolfgang Kreft u.a., Band 3, bearb. von Jacek Dębicki, Marburg 2012. Karte: Das mittelpolnische Textilindustrierevier um 1828, in: Peter Kriedte: Migration, Gewerbepolitik und Industrialisierung. Die letzte Phase der West-Ost-Wanderung und die Anfänge des mittelpolnischen 68 Textilindustriereviers (1815-1850), in: Zeitschrift für OstmitteleuropaForschung 61 (2012), 2, S. 171. Kartenbeilage: Architektura Kaliningrada. Gebäude von besonderer architektonischer, historischer und kultureller Bedeutung im zeitgenössischen Kaliningrad, in: Markus Podehl: Architektura Kaliningrada. Wie aus Königsberg Kaliningrad wurde, Marburg 2012. Karte: Fundorte frühpiastischer Bestattungen mit Waffenbeigabe in Polen, in: Wiebke Rohrer: Wikinger oder Slawen? Die ethnische Interpretation frühpiastischer Bestattungen mit Waffenbeigabe in der deutschen und polnischen Archäologie, Marburg 2012, S. 184. Vortrag (mit Dariusz Gierczak): „Stadtentwicklung multimedial. Der historisch-topographische Atlas schlesischer Städte“, Treffen der Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Kartographie, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt am Main, 21. März. Vortrag: „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte – Aktueller Entwicklungsstand und Ausblick“, Arbeitstreffen des AK Historische Kartographie, Hessisches Staatsarchiv, Marburg, 8. November. Dariusz Gierczak M.A. Możliwości prezentacji rozwoju miast w wersji drukowanej i cyfrowej na przykładzie Historyczno-topograficznego atlasu miast śląskich, in: Polski Przegląd Kartograficzny 44 (2012), 2, S. 120-129. Vortrag: „Alte Quartiere im Wandel. Konsequenzen der demographischen Entwicklung im Oberschlesischen Industrierevier seit 1989. Untersucht an Beispielen aus Bytom (Beuthen) und Gliwice (Gleiwitz)“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 8. Februar. Vortrag (mit Marc Friede): „Stadtentwicklung multimedial. Jahresbericht 2012 Herder-Institut Der historisch-topographische Atlas schlesischer Städte“, Treffen der Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Kartographie, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt am Main, 21. März. Präsentation (mit Wolfgang Kreft, Grzegorz Strauchold): „Historycznotopograficzny atlas miast śląskich“, Präsentation im Verlag Via Nova, Wrocław, 24. April. Vortrag: „Historical-Topographical Atlas of Silesian Towns“, Workshop on City Atlasses, 7th National Conference on Cartography and Geographic Information Systems of China, Guangzhou, China, 21. Oktober. Vortrag: „Ruchome granice, wieloetniczność, wielokulturowość a historia miast – na przykładzie Historyczno-topograficznego atlasu miast śląskich“, Istorija mista na kartach: možlyvosti ta vyklyky cifrovoï ėry, Cėntr mis‘koï istoriï Cėntral‘noSchidnoï Evropy/Center for Urban History of East Central Europe, 7th, L‘viv, 11.Dezember. Dorothee Goeze M.A. Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher: Älteste Nachrichten aus der Brieflade Zierau, in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 1 (Nr. 213). Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher: Wenn Archive historische Lebenswelten darstellen [Buchbesprechung: Forschen.Reisen. Entdecken, 2012], in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 2 (Nr. 214), S. 31-32. Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher: Von Aegidi bis Zuccalmaglio: Kurländische Seelenrevisionen – auch eine Quelle zur Geschichte von Adelsfamilien im Baltikum, in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 3 (Nr. 215), S. 56 f. Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher: Urkundeneditionen zu Altlivland, in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 4 (Nr. 216), S. 90 f. Dorothe M. Goeze: In Grenzen ohne Grenzen: „Sammeln“ im Archiv. Die Dokumentesammlung im HerderInstitut Marburg und ihr Sammlungsprofil, in: Die Archive Estlands im europäischen Kontext. Vorträge der Konferenz im Tallinner Stadtarchiv vom 15. bis zum 16. September 2005, hrsg. i.A. des Vereins Estnischer Archivare v. Lea Kõiv u. Peep Pillak [englischer Nebentitel: Estonian Archives in the European Context], Tallinn 2012, S. 350-368. Vortrag: „Die Suche/Frage nach einem sinnvollen Verbleib für baltische Dokumente. Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts antwortet gern“, „22. Tagung der baltischen ritterschaftlichen Familienverbände im Verband der Baltischen Ritterschaften e.V.“, Schloss Höhnscheid, Höhnscheid, 25. März. Vortrag: „Kulturvermittlung in Zeiten des kalten Krieges. Otto A. Webermann – eine Biographie zwischen Estland und Deutschland“, 65. Baltisches Historikertreffen, Universität Göttingen, 2. Juni. Prof. Dr. Peter Haslinger Gewaltoptionen und Handlungslogiken im Revolutionsjahr 1989 in Ostmitteleuropa, in: 1989 und die Rolle der Gewalt, hrsg. von Martin Sabrow, Göttingen 2012, S. 255-277. How to Run a Multilingual Society: Statehood, Administration and Regional Dynamics in Austria-Hungary, 1867-1914, in: Region and State in Nineteenth-Century Europe. NationBuilding, Regional Identities and Separatism, hrsg. von Joost Augusteijn und Eric Storm, Basingstoke 2012, S. 111-128. Historyczno-topograficzny atlas miast śląskich/Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ (hrsg. mit Wolfgang Kreft, Grzegorz Strauchold und Rościsław Żerelik), tom/Band 3: Węgliniec/Kohlfurt, bearb. von Jacek Dębicki, Marburg – Wrocław 2012. Kampf der Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger und Vadim Oswalt, Marburg 2012 (Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung, 30). Einleitung: Raumkonzepte, Wahrnehmungsdispositionen und die Karte als Medium von Politik und Geschichtskultur (zusammen mit Vadim Oswalt), in: Kampf der Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger und Vadim Oswalt, Marburg 2012 (Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung, 30). Leitung: Masterclass „Wissen, Diskurse und Erinnerung“, Research Area 8, Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC), Justus-LiebigUniversität Gießen, 2. Februar. Kommentar zu: „Fest und Konflikt: Die Wahrnehmung der ungarischen Millenniumsdenkmäler im Jahre 1896“, von Balint Varga-Kuna M.A., Tagung „Von Schwedisch-Pommern bis zur DDR – Fallbeispiele politischer Integration vom 18.-20. Jahrhundert“, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz, 9.-11. Februar 2012. Eröffnungsrede zur Ausstellung: „Im Objekt des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1939-1945. W obiektywie wroga. Niemieccy fotoreporterzy w okupowanej Warszawie (1939-1945)“, Landtag Rheinland-Pfalz, Mainz, 11. April. Vortrag: „Karrierewege für wissenschaftlichen Nachwuchs“, Kolloquium der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts, Herder-Institut, Marburg, 11. April. – Aktuelle Forschungen“, HerderInstitut, Marburg, 18. April. Chair/Discussant, „HISTORY AND MEMORY VII: Nationalization of Space and Society“, The Global Baltics: The Next Twenty Years,The 23rd biannual conference of the Association for the Advancement of Baltic Studies (AABS), University of Illinois, Chicago, 28. April. Vortrag: „Imperial Disintegration and National Confrontation in East-Central Europe, 1918-1920“, Tagung „The Greater War – Imperial Mobilization, Demobilization, and Unrest in the Era of the First World War“, University College Dublin, 18. Mai. Kommentar: Workshop „Sprache(n), Wissen und Translationsprozesse“ der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts, Herder-Institut, Marburg, 23. Mai. Vortrag: „The Break up of Czechoslovakia – an Experience to Share?“, The Centre for Historical Research and Documentation on War and Contemporary Society (Ceges-Soma), Brüssel, 30. Mai. Vortrag (mit Tatjana Tönsmeyer): „Von der Tätergeschichte zur Geschichte lokaler Bevölkerungen unter Besatzungsbedingungen. Neue Wege in der Historiographie des Zweiten Weltkriegs“, Topographie des Terrors Auditorium, Berlin, 31. Mai. Zusammenfassung: Workshop „Generations of Violence – Age Groups, Generation Gaps, and the Significance of Violence“ der Forschergruppe Gewaltgemeinschaften in Zusammenarbeit mit dem Centre for War Studies am University College Dublin, dem Centre for Historical Research and Documentation on War and Contemporary Society Bruxelles und dem Instituut voor oorlogs-, holocaust-, en genocidestudies, Amsterdam, Herder-Institut, Marburg, 7.-8. Juni. Kommentar, Internationaler Workshop „Lemberg/Ľviv/Lwów um 1900 Jahresbericht 2012 Herder-Institut 69 Kommentar, Panel V: Ethnische Elitenmobilität, Konferenz: „Imperiale Biographien. Elitekarrieren in den Vielvölkerreichen der Romanows, Habsburger und Osmanen“, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 21. Juli. Vortrag (mit Robert Traba): „Aspekte von Kompatibilität und Innovation – polnische und deutsche Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften“, Kooperationstagung der Leibniz-Gemeinschaft und der Polnischen Akademie der Wissenschaften „Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend. Potenziale und Herausforderungen für die Geistes- und Sozialwissenschaften“, Polnische Akademie der Wissenschaften, Wierzba, 7. September. Begrüßung und Eröffnung, 2. Doktorandenforum der Sektion A der Leibniz-Gemeinschaft, RömischGermanisches Zentralmuseum, Forschungsinstitut für Archäologie, Mainz, 10. September. Leitung Diskussionsansatz „Wissensgesellschaften“, 2. Doktorandenforum der Sektion A der Leibniz-Gemeinschaft, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Forschungsinstitut für Archäologie, Mainz, 11. September. Vortrag: „Diskurs – Spache – Wissen: Komponenten für ein transdisziplinäres Modell“, Deutscher Slavistentag 3.-6. Oktober 2012, Dresden/Bautzen, 4. Oktober. Moderation der Sektion I: Sprachpolitik in Institutionen und von Institutionen, Jahrestagung des Collegium Carolinum, 8.-11. November, Bad Wiessee, 9. November. Eröffnungsvortrag: „Gedächtnis, Überlieferung und Wissensvermittlung im Zeitalter der Informationsgesellschaft“, 17. Archivwissenschaftliches Kolloquium „Transparenz für Bürger? Perspektiven historischer Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit in Archiven“, Staatsarchiv Marburg, 15. November. 70 Dr. Heidi Hein-Kircher Eclipsing the Polish-German Past to Construct a Post-Socialist Polish Memory-Culture, in: Germany, Poland and Postmemorial Relations in Search of a Livable Past, hrsg. von Kristin Kopp und Joanna Niżyńska, New York 2012 (Europe in Transition: The NYU European Studies Series), S. 85-106. Was haben Arminius, Luther und die „Stunde Null“ gemein?, in: Nationalsozialismus und deutsches Selbstverständnis. Wurzeln unserer Identität, hrsg. von Bernhard Pfändtner u.a., Bamberg 2012, S. 160-161 (gekürzte Fassung von: Zur Definition und Funktion von politischen Mythen, in: Imperium – Konflikt – Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht. Bd. 3: Katalog Mythos, hrsg. vom Lippischen Landesmuseum Detmold, Stuttgart 2009, S. 149-154). Was haben Arminius, Luther und die „Stunde Null“ gemein?, in: Buchners Kolleg Geschichte 12, Ausgabe Sachsen, hrsg. von Maximilian Lanzinner, Bamberg 2012, S. 149 (gekürzte Fassung von: Zur Definition und Funktion von politischen Mythen). Mythen und Politik (gekürzte Fassung: Aus Politik und Zeitgeschichte), in: Geschichte und Geschehen. Oberstufe: Geschichts- und Erinnerungskultur: Nationale Gedenk- und Feiertage, hrsg. von Michael Sauer u.a., Stuttgart 2012. Jewish Pariticipation in the Lemberg Local-Self-Government: The Provisions oft the Lemberg Statute of 1870, in: Simon-Dubnow-Institut Jahrbuch/Yearbok 10 (2011) (erschienen im Jan. 2012), S. 237-254. Tagungsbericht: Historikertag 2012. Sektionsbericht: Macht und Gegenmacht im Konfliktraum der Volksrepublik Polen: Kulturelle Ressourcen für Formen politischen Widerstands, in: H-Soz-u-Kult 09.11.2012. URL: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4478. Jahresbericht 2012 Herder-Institut Tagungsbericht: Migration und Integration in europäischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts. Internationale und interdisziplinäre Sommerakademie des HerderInstituts für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsund Sozialgeschichte der PhilippsUniversität Marburg, 19.-25. August 2011, in: AHF-Information Nr. 151 vom 31.10.2012. URL: http://www. ahf-muenchen.de/Tagungsberichte/ Berichte/pdf/2012/151-12.pdf Tagungsbericht: First Conferenc of Baltic Urban History. Urban History of the Baltic: Theoretical Aspects and Current Research. Kooperationstagung der Fakultät für Geschichte und Philosophie und des Instituts für Geschichte der Universität Lettlands (Riga), des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft, des Historischen Instituts der Universität Tallinn und des Instituts für Geschichte der Universität Vilnius, Riga, 10.-14. Oktober 2012, in: AHFInformation Nr. 160 vom 31.10.2012. URL: http://www.ahf-muenchen. de/Tagungsberichte/Berichte/ pdf/2012/160-12.pdf Tagungsbericht: Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften: Rankings, Internationalisierung und Bibliometrie als Herausforderung. Workshop des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der LeibnizGemeinschaft und des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung (Regensburg), Marburg, 16. Oktober 2012, in: AHF-Information Nr. 163 vom 31.10.2012. URL: http://www. ahf-muenchen.de/Tagungsberichte/ Berichte/pdf/2012/163-12.pdf Vortrag: „Kommunalpolitische Prägungen kulturellen Lebens in Lemberg um 1900“, Internationaler Workshop „Lemberg/Ľviv/Lwów um 1900 – Aktuelle Forschungen“, Herder-Institut, Marburg, 18. April. Vortrag (mit Ragna Boden): „‚Parallelgesellschaften‘ – Eine neue Perspektive auf Gestalt und Wahrnehmung stark heterogener Gesellschaften“, Internationale und interdisziplinäre Sommerakademie „Migration und Integration in europäischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts“, Herder-Institut, Marburg, 24. August. Zusammenfassung: „Representing the Past in Architecture“, Internationale Nachwuchstagung des HerderInstituts, Marburg, gemeinsam mit dem Litauischen Institut für Geschichte, Vilnius, und dem NordostInstitut, IKGN e.V., Lüneburg, Vilnius, 10. Oktober. Vortrag: „Recent Studies on Urban History in East Central Europe.“, The First Conference of Baltic Urban History „Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“, Universität Lettlands, Rīga, 11. Oktober. Zusammenfassung und Kommentar (gemeinsam mit Mārtiņš Mintaurs) der Tagung: „Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“, Universität Lettlands, Rīga, 12. Oktober. Zusammenfassung und Kommentar des Workshops: „Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften: Rankings, Internationalisierung und Bibliometrie als Herausforderung?“ gemeinsam mit dem Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg, Herder-Institut, Marburg, 16. Oktober. Elisa-Maria Hiemer „Andrzej Szczypiorskis Początek: Zum Einfluss von Geschichtsbildern auf die deutsche und polnische Rezeption“, in: Ausgewählte Probleme der polnischen und tschechischen Holocaustliteratur und -kultur. Materialien des Internationalen Workshops in Gießen, 27.-28. Mai 2010, hrsg. von Reinhard Ibler, München – Berlin 2012, S. 119-140. Konrad Hierasimowicz M.A. Vortrag: „Von zwei Mal Belarus zu Belarus 2.0? Mediale Narration nationaler Vergangenheit und Identität im Übergang von Printmedien zu Social Media“, Kolloquium der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts, Herder-Institut, Marburg, 8. Februar. Eligiusz Janus mit Stephan Scholz: Heiliger Bonifatius und heiliger Adalbert. Vom Märtyrertod zum Symbol der europäischen Einigung, in: Deutsch-Polnische Erinnerungsorte, Bd. 3: Parallelen, hrsg. von Hans Henning Hahn und Robert Traba, Paderborn 2012, S. 128-146. mit Stephan Scholz: Św. Bonifacy & św. Wojciech. Od męczeńskiej śmierci do symbolu jednoczącej się Europy, in: Polsko-niemieckie miejsca pamięci, Bd. 3: Paralele, hrsg. von Hans Henning Hahn und Robert Traba, Warszawa 2012, S. 125-142. Wissensexporteure in der Slowakei von 1938 bis 1948, Tagung der Deutsch-Tschechischen und DeutschSlowakischen Historikerkommission „Deutsche – Tschechen – Slowaken im mitteleuropäischen Kontext“, Slovenská akadémie vied, Bratislava, 12. Oktober. Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft Historyczno-topograficzny atlas miast śląskich/Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte (hrsg. mit Peter Haslinger, Grzegorz Strauchold und Rościsław Żerelik), tom/Band 3: Węgliniec/Kohlfurt, bearb. von Jacek Dębicki, Marburg – Wrocław 2012. Landkarten der Oderregion. Ein Thema nur der landesterritorialen Darstellung?, in: 13. Kartographiehistorisches Colloquium, Dresden 2006. Vorträge – Berichte – Poster, Bonn 2012, S. 161-164. Vortrag: „City Atlas Silesia“, Symposium on Service-Oriented Mapping, Wien, 22. November. Stanislava Kolková M.A. Vortrag: „Die Zips im kulturellen und wissenschaftlichen Diskurs der Slowakei von 1945-1948“, Tagung „Region – Staat – Europa. Regionale Identitäten unter den Bedingungen von Diktatur und Demokratie in Mittel- und Osteuropa“, Botschaft der Slowakischen Republik, Berlin, 19. April. Präsentation des Dissertationsprojekts: „Textualisierung und Kontextualisierung von von ,Nation‘ und ,Staat‘. Die kulturellen und wissenschaftlichen Eliten als Wissensimporteure und Wissensexporteure in der Slowakei von 1938 bis 1948“, DAAD Sommerseminar „Intellektuelle Eliten in Ost- und Westeuropa in Geschichte und Gegenwart“, Universität Passau, 7.-12 Mai. Projektpräsentation: „Kontextualisierung von ,Nation‘ und ,Staat‘. Die kulturellen und wissenschaftlichen Eliten als Wissensimporteure und Präsentation (mit Dariusz Gierczak, Grzegorz Strauchold): „Historycznotopograficzny atlas miast śląskich“, Präsentation im Verlag Via Nova, Wrocław, 24. April. Agnes Laba M.A. Stiftung für deutsche Volks- und Kulturbodenforschung, Leipzig, in: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2012. URL: http://ome-lexi kon.uni-oldenburg.de/53872.html (Stand 04.12.2012). Die Kartierung des „Schmachfriedens“ – Der Einsatz von Landkarten zur Mobilisierung der öffentlichen Meinung gegen den Versailler Vertrag in der Weimarer Repblik, in: Kampf der Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger und Vadim Oswalt, Marburg 2012, S. 152-170 (Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung, 30). Jahresbericht 2012 Herder-Institut 71 Vortrag: „Erziehung zu mehr ,Grenzbewusstsein‘ – zur Rolle von Schulbüchern im Ostgrenzen-Diskurs der Weimarer Republik“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 10. Oktober. Dr. Christian Lotz Herbert Hupka, in: Schlesische Lebensbilder Band XI, hrsg. von Joachim Bahlcke, Insingen 2012, S. 603–616. Kartografie der deutschen Teilung. Veränderungen der ost- und westdeutschen Außenpräsentation während des kalten Krieges, in: Kampf der Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger und Vadim Oswalt, Marburg 2012, S. 121-139 (Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung, 30). Dr. Vytautas Petronis Vortrag: „Economic and Ecological Issues of the Extension of the Timber Trade in the Baltic and North Sea Regions, 1850-1914“, Konferenz „Trading Environments. Commercial Knowledge and Environmental Transformations“, Rachel Carson Center for Environment and Society, München, 1.-3. August. Vortrag: „Aspects of the Emergence and Transformation of the Early Lithuanian Far Right Movement (1922-1927)“, The Global Baltics: The Next Twenty Years,The 23rd biannual conference of the Association for the Advancement of Baltic Studies (AABS), University of Illinois, Chicago, 28. April. Vortrag: „Mapping Timber Resources. Transformations of Surveying and Mapping in Northern Europe during the Age of Industrialization“, Konferenz „Negotiating Space, Arranging the Land“, Institutt for Arkeologi, Konservering og Historie, Universitet i Oslo, 7.-9. Dezember. Vortrag: „Patriotism or Nationalism? Problems in the (Self-)Identification of Early Lithuanian Right-Wing Activists (1918-1927)“, Konferenz „V Annual CRCEES Research Forum“, University of Glasgow, Glasgow, 17.-18. Mai. Dr. Jan Lipinsky Vortrag: „Raum und Zeit als unberechenbare Variable? Zukunftsplanungen zur Nutzung europäischer Holzressourcen unter dem Eindruck industrialisierter Beschleunigung und Entgrenzung (ca. 1870-1914)“, Kolloquium der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts, Herder-Institut, Marburg, 11. Januar. Vortrag: „Experten an den Grenzen der Imperien. Erkundungsreisen forstwissenschaftlicher Experten nach Nordeuropa und die Zukunftsplanungen zur Nutzung europäischer Holzressourcen (1870-1914)“, Konferenz „Weltgestalter und Welterklärer. Experten in der technischen Moderne“, Technische Universität Dresden, 18.-19. März. Vortrag: „Experten an den Grenzen der Imperien. Erkundungsreisen forstwissenschaftlicher Experten nach Nordeuropa“, Konferenz „Weltgestalter und Welterklärer. Experten in der technischen Moderne“, Technische Universität Dresden, 30. März. Vortrag: „Debating and Transforming Forestry. Calculating Future Prospects of Timber Supply in the Baltic and North Sea Regions, 1850-1914“, Royal 72 Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 12. Dezember. Geographical Society, Annual Conference 2012, Session „Geography, Science and Machines c. 1750-1960“, Edinburgh, 3.-5. Juli. Vortrag: „Die Internet-Aktivitäten des Herder-Instituts“, 6. Tagung der AG landesgeschichtliche und landeskundliche Internet-Portale in Deutschland, AG Regionalportale Deutschland, Stuttgart, 9. Mai. Tomaš Nenartovič M.A. Vortrag: „Territorial Concepts and Geopolitics in Northeastern Europe 1890-1939“, The Global Baltics: The Next Twenty Years, The 23rd biannual conference of the Association for the Advancement of Baltic Studies (AABS), University of Illinois, Chicago, 28. April. Jasmin Nithammer M.A. Vorstellung des Dissertationsprojekts: „Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser – Die polnische Seegrenze und tschechoslowakische Landgrenze im Vergleich“, im Rahmen der Posterpräsentation des 49. Deutschen Historikertags, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz, 26. September. Vortrag: „Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser“, Herder- Jahresbericht 2012 Herder-Institut Vortrag: „Fathers and Sons: Generational Aspect in Early Lithuanian Right-Wing Movement (1918-1927)“, Workshop „Generations of Violence – Age Groups, Generation Gaps, and the Significance of Violence“ der Forschergruppe Gewaltgemeinschaften in Zusammenarbeit mit dem Centre for War Studies am University College Dublin, dem Centre for Historical Research and Documentation on War and Contemporary Society Bruxelles und dem Instituut voor oorlogs-, holocaust-, en genocidestudies, Amsterdam, Herder-Institut, Marburg, 7.-8. Juni. Dominika Piotrowska M.A. Küstrin/Kostrzyn, Nowa Marchia/ Neumark, Województwo Lubuskie/ Wojewodschaft Lebus. Heft 9 der Reihe Schlösser und Gärten der Neumark – Zamki i ogrody Nowej Marchii, Berlin 2012. Vortrag: „Schloss Ballenstedt“, Tagung „Land – Konfession – Frömmigkeit: Harz und Anhalt“, Gernrode/Wernigerode, 28. Mai – 2. Juni. Vorstellung des Dissertationsprojekts: „Die neuzeitliche Residenzarchitektur in der Neumark (1535-1807)“, 2. Doktorandenforum der Sektion A – Bildung und kulturelle Überlieferung der Leibniz-Gemeinschaft, RömischGermanisches Zentralmuseum, Forschungsinstitut für Archäologie, Mainz, 11. September. zialmuseum“, Homburger Gespräch 2012 „Kulturen des Sammelns im Ostseeraum“, M.C.A. Böckler – Mare Balticum-Stiftung, Werner Reimers Stiftung, Bad Homburg, 17.-21. Oktober. Vortrag: „Aneignungsprozesse des ,fremden‘ Kulturerbes nach 1945, gezeigt am Beispiel der neuzeitlichen Residenzarchitektur in der Neumark“, 20. Jubiläumstagung des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger „Kulturerbe und Aneignungsprozesse in deutsch-polnischen Kontakträumen – Motivationen, Realitäten, Träume“, Frankfurt/Oder; Słubice, 26.-29. September. Vortrag: „Zäsuren des Sammelns: Wert des Verlusts/Wert durch Verlust – Wiederherstellung und Transgression am Beispiel der Überlieferung zum Kurländischen Provinzialmuseum Mitau“, Tagung: Homburger Gespräch der M.C.A. Böckler – Mare Balticum-Stiftung „Kulturen des Sammelns im Ostseeraum“, Werner Reimers Stiftung, Bad Homburg v. d. Höhe, 19. Oktober. Dr. Dietmar Popp Wiebke Rohrer Rede: Eröffnung der Ausstellung „Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1939-1945/W objektywie wroga. Niemieccy fotoreporterzy w okupowanej Warszawie 1939-1945“, Mahnmal St. Nikolai, Hamburg, 15. Februar. Wikinger oder Slawen? Die ethnische Interpretation frühpiastischer Bestattungen mit Waffenbeigabe in der deutschen und polnischen Archäologie, Marburg 2012 (Studien zur Ostmitteleuropaforschung, 26). Rede: Eröffnung der Ausstellung „Architektura i urbanistyka Wolnego Miasta Gdańska 1920-1939/Architektur und Städtebau der Freien Stadt Danzig 1920-1939“, Muzeum Historyczne Miasta Gdańska, Dom Uphagena/Historisches Museum der Stadt Danzig, Uphagenhaus, Gdańsk, 25. Mai. Vortrag: „Nach der Zeitzeugenschaft – Holocausterinnerung heute“, Gedenkveranstaltung, „Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus“, City Kirche Elberfeld, Wuppertal, 29. Januar. Einführung: Ausstellung „Sopota – Kranca – Rīgas Jūrmala. Baltijas piejūras kūrorti 19. un 20. Gadsimtā“, Jūrmalas pilsētas muzejā/Stadtmuseum Jūrmala, Jūrmala-Majori, 7. Juni. Konzeption und Leitung (mit Jānis Krēsliņš): Homburger Gespräch 2012 „Kulturen des Sammelns im Ostseeraum“, M.C.A. Böckler – Mare Balticum-Stiftung, Werner Reimers Stiftung, Bad Homburg, 17.-21. Oktober. Kommentar zum Vortrag von Evarda Šmite „Julius Döring, die Kurländische Gesellschaft für Literatur und Kunst und das Kurländische Provin- Dr. Markus Roth Podiumsgespräch und Lesung: „Friedrich Kellner ‚Verdunkelt, vernebelt sind alle Hirne‘“, Buchvorstellung, „Lebenszeugnisse“, Literaturforum im Brecht-Haus, Berlin, 23. Februar. Vortrag und Lesung: „Die Tagebücher Friedrich Kellners“, öffentlicher Abendvortrag, Lambertus-Saal der Lambertikirche, Oldenburg, 28. Februar. Abendvortrag im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit, Geschichtsort Villa ten Hompel, Münster, 14. März. Vortrag und Podiumsgespräch: „Friedrich Kellner ‚Vernebelt, verdunktelt sind alle Hirne‘“, Buchpräsentation, Topographie des Terrors, Berlin, 24. April. Vortrag: „Zwischen Trivialisierung und Popularisierung – Der Holocaust in populären Medien“, Veranstaltung des Instituts für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien an der Universität Bremen und der Landeszentrale für politische Bildung Bremen, Villa Ichon, Bremen, 8. Mai. Vortrag und Lesung: „Friedrich Kellner: ‚Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne‘“, Buchpräsentation, Von der Heydt-Museum, Wuppertal, 22. Mai. Vortrag: „Chronik des Gettos Lodz/ Litzmannstadt“, Workshop „Militärgeschichte Editionen heute: Neue Anforderungen, alte Probleme?“, Militärgeschichtliches Forschungsamt, Potsdam, 2. Juni. Vortrag: „Die NS-Migrationspolitik – Ideologie, Praxis und Folgen“, Internationale und interdisziplinäre Sommerakademie des Herder-Instituts Marburg „Migration und Integration in europäischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts“, 24. August. Dr. Christoph Schutte Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2012. URL: http://ome-lexi kon.uni-oldenburg.de/53980.html (Stand 03.04.2012). Justyna A. Turkowska M.A. Podiumsgespräch: „Das haben wir nicht gewußt!“, Gemeindehaus der Ev.-Luth. Kirchengemeinde, Oldenburg, 29. Februar. Vortrag: „,Volk ohne Hirn‘ – Friedrich Kellner und seine Chronik des Alltags, der Propaganda und der Verbrechen des NS-Regimes“, öffentlicher Vortrag: „In the Name of Hygiene: Hygiene Institute in Posen between Political Expectations and Scientific Standards“, Workshop „Public Hygiene in Central and Eastern Europe, 1800-1940“, Institut für Geschichte der Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen 13.-15. Januar. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 73 Vortrag: „Wissen als Konstrukt und Inszenierung: Hygienepopularisierung in der Provinz Posen“, Kolloquium der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts, Herder-Institut, Marburg, 8. Februar. Vortrag: „,Wenn der Volkskörper in Gefahr ist‘ – Hygienische Erziehung in der Provinz Posen um die Jahrhundertwende“, Jahrestagung des Deutschen Geschichtsvereines des Posener Landes e.V. (DGV), Posen in Medingen, 10. Februar. Vortrag „The same Direction, Different Ways – the Anti-Alcohol Popularization in the Prussia Province of Posen“, Conference „Fighting Drink, Drug and Venereal Diseases: Global Anti-Vice Activism (ca. 1870-1940)“, Monte Verita, 1.-4. April. Vortrag: „Sexual Transmitted Diseases between Gender and Ethnicity in the Province of Posen: German-Polish Debates about National Revival“, Conference „Health, Culture and the Body 2“, Istanbul University Doctorate Halls-Beyazit, Istanbul, 13.15 September. Vortrag: „Biopolitics of Venereal Diseases in the Province of Posen (19021918)“, CLASH – Cultural, Literary and Social Hybridity Conference, Uniwersytet im. Adama Mickiewicza, Poznań, 7.-8. Dezember. Vorstellung des Dissertationsprojekts, Inneres Kolloquium, Institut für Geschichte der Medizin, JustusLiebig-Universität Gießen, Gießen, 10. Dezember. Vortrag: „The New Open Access Repository for East European ,OstDok‘ – a New Role for Libraries in Highquality Publishing in East European Studies“, COSEELIS-Konferenz, Oxford, 28. Juni. Vortrag (mit Karsten Brüggemann): „Virtual Academic Library – a Cooperation between Academia and Librarianship“, 11th International Bibliotheca Baltica-Symposium, Tallinn, 25.-26. Oktober. Vortrag: „Was trennt uns, Was verbindet uns? Über die Möglichkeiten vermehrter Zusammenarbeit zwischen Archiven und Bibliotheken in Ostmitteleuropa“, Drittes Mitteleuropäisches Archivars- und Archivarinnentreffen aus Einrichtungen mit Quellensammlungen zur deutschen Geschichte im östlichen Europa, Bad Kissingen, 29.-31. Oktober. Vortrag: „Bibliotheken als Vermittler und Verhinderer des Zugangs zu Wissen. Zur Bibliotheksgeschichte Ostund Ostmitteleuropas nach 1945“, 3. Deutsch-russisches Arbeitsgespräch zur Buchgeschichte, Marburg, 1.-3. November. Vortrag: „Das Vernetzen von Menschen, Daten und Systemen: Die Forschungsbibliothek des HerderInstituts in Marburg“, WissKom2012, Jülich, 5.-7. November. Dr. Anna Veronika Wendland Tagungsleitung und Eröffnungsvortrag: 41. ABDOS-Tagung „Das Internet als Ort der wissenschaftlichen Information und Diskussion“, Bayerische Staatsbibliothek, München, 14.-16. Mai. Galizien als Referenzraum kultureller Interferenz, in: Wellenschläge. Kulturelle Interferenzen im östlichen Mitteleuropa des langen 20. Jahrhunderts, hrsg. von Ute Raßloff, S. 43-92 (im Druck), Online-Version (2012): http://www.uni-leipzig.de/~gwzo/ images/GWZO_images/Verschiedenes/Wellenschlaege_Online.pdf Vortrag: „Raum 2.0 – Beispiele für transnationale Wissensvermittlung zur Region Ostmitteleuropa“, Workshop Atomogrady. Nuclear Cities between Utopia and Disaster in Russia, Ukraine, and Lithuania. Paper published Dr. Jürgen Warmbrunn 74 „Strategischer Forschungsverbund Science 2.0“, Wissenschaftszentrum für Sozialforschung, Berlin, 22. Juni. Jahresbericht 2012 Herder-Institut at the Virtual Conference on Second World Urbanity, July 30, 2012, URL: http://secondworldurbanity. umwblogs.org/. „Dobri istoryky je kreatyvnymy eklektykamy“, Interview für die Webseite „Historians in UA“, 26.03. 2012, URL: http://historians.in.ua/index. php/intervyu/194-anna-veronikavendliand-dobri-istoryky-ie-kreatyvnymy-eklektykamy. Chapter 4: Cultural Transfer, in: Travelling Concepts for the Study of Culture, hrsg. von Ansgar Nünning und Birgit Neumann, Berlin – New York 2012, S. 45-66. Ikonografien des Raumbilds Ukraine. Eine europäische Wissenstransfergeschichte, in: Kampf der Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger und Vadim Oswalt, Marburg 2012, S. 85-120. Vortrag: „Wozu Umweltgeschichte in Ost- und Ostmitteleuropa?“, Kolloquium, Imre Kertész Kolleg, Jena, 31. Januar. Vortrag: „Urbanität im Zeitalter der Extreme: Lemberg im 20. Jahrhundert“, Filmvorführung, Ausstellung und Podiumsdiskussion „Gespiegelte Zeit. Die vielen Gesichter L’vivs“, Zeitgeschichtliches Forum, Leipzig, 3. Februar. Vortrag: „(Re-)Inventing the Atomograd. Nuclear as a Way of Life in Eastern Europe before and after Chernobyl, 1970-2011“, Internationale Konferenz „Comparing Fukushima and Chernobyl: Social and Cultural Dimensions of the Two Nuclear Catastrophes“, Goethe-Universität, Frankfurt, 9. März. Kommentar: „Zusammenfassung der Arbeitsergebnisse“, Tagung „Drittes Projekttreffen des Projektverbundes ,Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert (DAPRO)‘“, Institut für Wissensmedien, Tübingen, 20. April. Vortrag: „Urbanisierung und Urbanität als Forschungsproblem in der Geschichte Ost- und Ostmitteleuropas“, Tagung „Urbanisierung und Urbanität in Ost- und Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“, Technische Universität, Berlin, 1. Juni. Vortrag: „East Central European Modernity and the Urban Experience“, Annual conference 2012 Imre Kertész Kolleg Jena „Challenges of Modernity – Spatial Integration and Communication in 20th Century Central and Eastern Europe“, Praha, 15. Juni. Vortrag: „Challenges of Modernity in Eastern Europe: Environment“, Autorenworkshop im Rahmen der Annual conference 2012 Imre Kertés Kolleg Jena „Challenges of Modernity – Spatial Integration and Communication in 20th Century Central and Eastern Europe“, Praha, 17. Juni. Vortrag/Präsentation: „Knowledge Transfer, Technological Elites, Language“, Workshop zur EU-Projektplanung „Shaping Peoples“, Alghero, 7. September. Vortrag: „,Wissenschaft fordert Opfer‘. Kerntechnik und Lange Hochmoderne in der Sowjetunion, 1960-1986“, SFB 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“/Teilprojekt M Ingenieure und Hochmoderne, Workshop „Riskante Technologien“, Technische Universität, Dresden, 14. November. Sektionsleitung „Aspects of 20th Century Belarusian History“, ASEEES Annual Convention 2012, New Orleans, 17. November. Vortrag: „Atomogrady. Nuclear Cities between Utopia and Disaster in Russia, Ukraine, and Lithuania 1965-2011“, Columbia University New York, Harriman Institute, 20. November. Vortrag: „Challenges of Modernity in Central and Eastern Europe: Environment as Modern Challenge/Case Studies“; Autorenworkshop, Imre Kertész Kolleg Jena, 29. November. Vortrag: „Atom-Urbanität: Städtebau, Kerntechnik und Lange Hochmoderne im östlichen Europa“, Technische Universität, Berlin, 6. Dezember. Vortrag: „Die Lemberger Schule der Medizin. Von Władysław Szumowski zu Ludwik Fleck“, Institut für Geschichte der Medizin, JustusLiebig-Universität, Gießen, 4. Juni. Dr. des. Sylwia Werner Vortrag: „Science oder Fiction? Stanisław Lems Erzählwerk im Lichte seiner Philosophie der Technik“, 1. Internationale Tagung zur Trivialund Unterhaltungsliteratur, Universidad de Sevilla, 29. Juni. Einleitung zum Band: Der Betrachter ist im Text! Kunstrezeption in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, hrsg. von Sylwia Werner, Berlin 2012. Der Leser als Betrachter. Zur Funktion von Bildern in Elias Canettis Werk, in: Der Betrachter ist im Text! Kunstrezeption in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, hrsg. von Sylwia Werner, Berlin 2012. Der Betrachter ist im Text! Kunstrezeption in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, hrsg. von Sylwia Werner, Berlin 2012. Vortrag: „Die Entstehung von Ludwik Flecks Wissenschaftstheorie im Kontext der Lemberger Moderne. Plurale Wirklichkeitsentwürfe in Wissenschaft, Philosophie, Literatur und Kunst“, Kolloquium der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts, HerderInstitut, Marburg, 8. Februar. Vortrag: „Gestaltsehen und -denken. Ludwik Flecks Theorie der Art-Fakte“, Kulturwissenschaftliches Kolloquium, Universität Luzern, Luzern, 21. März. Vortrag: „Von Ameisen, Affen und Menschen. Betrachtungen fremder Welten im Lemberg der Zwischenkriegszeit“, Internationaler Workshop „Lemberg/Ľviv/Lwów um 1900 – Aktuelle Forschungen“, Herder-Institut, Marburg, 18. April. Vortrag: „Relativistische Wahrnehmungskonzepte in der Lemberger Moderne“, Internationaler Workshop „Gestalt und Ritus. Ludwik Fleck im Kontext der Ethnologie und Gestaltpsychologie seiner Zeit“, Universität Konstanz, 4. Mai. Vortrag: „Experimentalräume. Fiction in Science: Stanisław Lem liest Ludwik Fleck“, Sommerakademie „Das Experiment in Wissenschaften und Künsten“ (Sektion: „Orte und Räume des Experiments“), 26.8.1.9.2012, Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK), Maria Taferl, 28. August. Vortrag: „,Oh, wenn ich doch vergessen könnte…!‘ Die Arbeit am ,Mythos Florenz‘ in der Kulturgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts (von Stendhal zu Burckhardt)“, Studienkurs „,Gegenbild – Abbild – Lichtbild‘. Florenz und die Toskana im Otto- und Novecento“, Kunsthistorisches Institut – Max Planck-Institut, Florenz, 17. September. Vortrag: „Elias Canettis Die Blendung und die Krise des Romans in der Moderne“, Institut für Germanistik, Peking Universität, Peking, 12. Oktober. Dr. Peter Wörster Vortrag: „Städtegeschichte als Migrationsgeschichte: Neubürger Rigas aus dem Preußenland zwischen 1603 und 1889“, The First Conference of Baltic Urban History „Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“, University of Latvia, Rīga, 12. Oktober. Kommentar zum Vortrag von Rasa Parpuce „Enteignen – Zerstreuen – Zerstören und Wiedergewinnen“, Homburger Gespräch 2012 „Kulturen des Sammelns im Ostseeraum“, M.C.A. Böckler – Mare BalticumStiftung, Werner Reimers Stiftung, Bad Homburg, 17.-21. Oktober. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 75 Kooperation und Internationalität Institutsorgane und Institutsleitung Management 7. Kooperation und Internationalität Als eine der wichtigsten wissenschaftlichen Forschungsund Infrastruktureinrichtungen für die historische Ostmitteleuropaforschung unterhält das Herder-Institut ein dichtes Netz von Kooperationsbeziehungen zu Institutionen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im In- und Ausland. Im Rahmen seiner Sammlungen pflegt es eine große Anzahl von Tauschbeziehungen mit Bibliotheken und Wissenschaftseinrichtungen in aller Welt. Eine enge Anbindung einzelner Institutionen der Ostmitteleuropaforschung erfolgt über die Mitgliedschaft im Trägerverein des Herder-Instituts oder über Rahmenabkommen, spezifische Kooperationsvereinbarungen oder durch den Wissenschaftlichen Beirat. Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej Hauptgebäude der Justus-Liebig-Universität Gießen Auf regionaler Ebene stand 2012 wiederum die Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gießen im Vordergrund der universitären Kooperationsbeziehungen des Herder-Instituts. Im Rahmen der hessischen LandesExzellenzinitiative (LOEWE) wurden weitere Ergebnisse vorgelegt, Tagungen veranstaltet und das Verbundprojekt erfolgreich abgeschlossen. Ein Ausbau der Bibliothekszusammenarbeit war auch 2012 wieder Beleg für die enge Kooperation im Bereich der hessischen Forschungsinfrastruktur. Die Kooperation mit den ausländischen Partnern umfasste gemeinsam organisierte Tagungen, z.B. mit der Södertörns Högskola und der Universität Tallinn, sowie die gemeinsame Vorbereitung und Durchführung von Ausstellungen. Daneben gab es vielfältige Kooperationen mit verschiedenen Museumspartnern und Ausstellungshäusern und der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Besondere Erwähnung verdient die Fortführung der engen Kooperation der institutseigenen Sammlungen mit den Universitäten Wrocław und Kraków in den Projekten zum Historisch-topographischen Atlas schlesischer Städte und zum Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler Polens sowie mit dem Staatsarchiv Łódź zur Multimedialisierung der Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt – Das letzte Jahr. Als hervorragende Partner aus dem Baltikum sind das Stadtarchiv Tallinn sowie das Historische Staatsarchiv in Rīga zu nennen. Mit den Kooperationspartnern des Bereichs „Bibliografieportal“ wurden weitere Gespräche über eine Neugestaltung der Zusammenarbeit geführt. In ganz besonderer Weise hat das Herder-Institut seine Hochschulkooperationen im Rahmen der Leibniz-Gemeinschaft ausgebaut. Hierfür wurde der Titel eines „Leibniz Chair“ an Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej verliehen. Der Geehrte ist Professor am Historischen Institut der Universität Warschau, Co-Direktor des Imre Kertész Kollegs an der Universität Jena. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der polnischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, etwa zum Warschauer Aufstand oder zur deutschen Besatzungspolitik im Generalgouvernement. Polen ist für das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung seit seiner Gründung ein Schwerpunktland, was sich sowohl in den Wissenschaftlichen Sammlungen als auch im Editionsprogramm widerspiegelt. Leibniz Chairs werden ausschließlich an herausragende Forschungspersönlichkeiten, die mit einem Leibniz-Institut in enger wissenschaftlicher Zusammenarbeit stehen, in Würdigung ihrer besonderen Verdienste vergeben. Die Berufung von Włodzimierz Borodziej zum Leibniz Chair erfolgt auf Lebenszeit und wird die schon lange bestehende wissenschaftliche Kooperation zwischen dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung und dem renommierten Wissenschaftler weiter fördern. Die besonders enge Zusammenarbeit besteht nicht erst seit der Edition Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, die Włodzimierz Borodziej gemeinsam mit Hans Lemberg herausgegeben hatte. Diese Form der Zusammenarbeit findet seit Mai 2012 ihre Fortsetzung im Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“, das für das Herder-Institut insofern eine neue Qualität der Vernetzung darstellt, da hier zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs bestens ausgewiesene Partnerinstitutionen aus 15 europäischen Ländern in einem Netzwerk zusammengefunden haben. Prof. Dr. Włodzimierz Borodziejs wissenschaftliche Laufbahn begann 1979 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Jahresbericht 2012 Herder-Institut 77 Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg Historischen Institut der Universität Warschau. 1984 erfolgte die Promotion, 1991 die Habilitation. 1991-1992 war Borodziej Direktor des Büros für interparlamentarische Beziehungen, 1992-1994 Generaldirektor in der Sejmkanzlei. Die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission leitete er 1997-2007 als Co-Vorsitzender. 1999-2002 war er zudem Prorektor der Universität Warschau. Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej ist Chefherausgeber der Polskie Dokumenty Dyplomatyczne (Polnische Diplomatische Dokumente), hrsg. vom Polnischen Institut für Internationale Angelegenheiten, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des entstehenden Hauses der Europäischen Geschichte in Brüssel. Aufgrund der engen fachlichen und persönlichen Kontakte zum Herder-Institut hielt Prof. Borodziej auch die erste Hans-Lemberg-Vorlesung zum Gedenken an den 2009 verstorbenen Marburger Professor, die 2010 vom Fachbereich 06 Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps-Universität Marburg, dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung und dem Collegium Carolinum München veranstaltet wurde. Das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung hat sich zudem mit der Ernennung von drei ausgewiesenen Experten zum Herder Chair mit historischen Lehrstühlen in der Region vernetzt. Herr Prof. Dr. HansJürgen Bömelburg von der Justus-Liebig-Universität Gießen, Frau Prof. Dr. Claudia Kraft von der Universität Siegen und Frau Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer von der Bergischen Universität Wuppertal und dem KWI Essen binden durch ihre Forschungs- und Lehrtätigkeiten das außeruniversitäre Herder-Institut enger an ihre Hochschulen. Die angestrebte Intensivierung der bestehenden Zusammenarbeit bezieht sich auf Tagungen und andere Veranstaltungen sowie die gemeinsame Beantragung und Durchführung von Forschungs- und Infrastrukturprojekten. Wegen der räumlichen Nähe der Universitäten Gießen und Siegen zu Marburg soll es auch Kooperationsmöglichkeiten im Bereich der universitären Lehre geben, wie zum Beispiel Blockver- 78 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Prof. Dr. Claudia Kraft anstaltungen am Herder-Institut und die Umsetzung von Praxismodulen für Studenten, welche sich auf die umfangreichen Sammlungsbestände des Herder-Instituts stützen. Die Ausprägung eines regionalen Schwerpunktes ist hierbei durchaus angedacht. Das Herder-Institut gewinnt mit Frau Kraft, Frau Tönsmeyer und Herrn Bömelburg Experten, die bei der Begutachtung von angebotenen Manuskripten, bei Auswahlgesprächen oder bei der Bewertung der institutseigenen Angebote durch ihren externen Blickwinkel wertvolle Anregungen geben können. Der Herder Chair wird auf jeweils drei Jahre verliehen und kann danach bei gegenseitigem Interesse immer wieder verlängert werden. Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer Kooperationen mit Hochschulen im In- und Ausland (nach Orten) Nationale und Kapodistrias-Universität Athen • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Universität Belgrad • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Freie Universität Berlin • Mitglied im Think tank der Cross Sectional Group V „Space and Collective Identities“ im Exzellenzcluster „Topoi“ (Prof. Dr. Peter Haslinger) Central European University in Budapest, Department of History • Tagung „Nomadic Concepts. Biological Concepts and their Careers beyond Biology“ Ecole Normale Supérieure de Cachan • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Justus-Liebig-Universität Gießen • Kooperationsvereinbarung • Mitgliedschaft im Kuratorium des Instituts • Mitgliedschaft im Vorstand des Instituts (Prof. Dr. Monika Wingender) • Herder Chair (Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg, zugleich stellv. Sprecher der Leibniz Graduate School for the Study of Culture in Central European Transnational Contexts) • Beteiligung an der Lehre (Prof. Dr. Peter Haslinger, Justyna A. Turkowska M.A., Dr. Jan Lipinsky, Dr. Jürgen Warmbrunn, Dr. Christian Lotz) • Bibliothekskooperation Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo) • Mitglied des Direktoriums (Prof. Dr. Peter Haslinger) • Zusammenarbeit im Rahmen der Sektionen • Kooperation bei der Antragstellung für einen DAAD-Netzwerkantrag Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa Justus-Liebig-Universität Gießen, Historisches Institut • Zusammenarbeit im Rahmen des Kolloquiums zur Osteuropäischen Geschichte • Forschergruppe „Gewaltgemeinschaften“ (Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Vytautas Petronis, Wojciech Pieniazek) • Tagung „Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa (1400-1700). Kommunikative Praktiken und Verfahren in gemischtsprachigen Städten und Verbänden“ Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Germanistik, Arbeitsstelle Holocaustliteratur • Multimedialisierung der Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt – Das letzte Jahr im LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ (Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Markus Roth) • Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats (Prof. Dr. Peter Haslinger) • GeoBib-Projekt Justus-Liebig-Universität Gießen, International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) • LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ • Leibniz Graduate School for the Study of Culture in Central European Transnational Contexts • Zusammenarbeit im Rahmen der Research Areas des GCSC • Principal Investigator und Mitglied des Direktoriums (Prof. Dr. Peter Haslinger) • Workshop „Sprache(n), Wissen und Translationsprozesse“ Justus-Liebig-Universität Gießen, Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) • LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ • Mitglied des Direktoriums (Prof. Dr. Peter Haslinger) Universität Glasgow • Kooperationsvereinbarung Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald • Bibliothekskooperation • Kooperationsvereinbarung (Virtuelle Fachbibliothek „vifanord“) • Erwerbungsabsprachen • Kooperation mit dem Graduiertenkolleg „Baltic borderlands“ (Prof. Dr. Peter Haslinger) • Kooperation mit dem CasparDavid-Friedrich-Institut (Kunstgeschichte) im Hinblick auf das SAW-Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal „Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen“ Martin-Luther-Universität Halle/ Wittenberg • Handbuch-Projekt „Polen in der Europäischen Geschichte“ Helmut-Schmidt-Universität Hamburg • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Friedrich-Schiller-Universität Jena • Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats (Prof. Dr. Joachim Puttkamer) • Bibliothekskooperation mit dem Imre Kertész Kolleg Jena. Europas Osten im 20. Jahrhundert. Historische Erfahrungen im Vergleich Schlesische Universität Katowice/ Kattowitz • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ Jahresbericht 2012 Herder-Institut 79 Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kunsthistorisches Institut • „Homburger Gespräche“ der M.C.A. Böckler – Mare BalticumStiftung Universität Konstanz • Beteiligung an der Lehre (Dr. des. Sylwia Werner) Universität Kopenhagen, The SAXO Institute • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Jagiellonen-Universität Kraków/ Krakau, Historische Fakultät • Kooperationsvereinbarung Jagiellonen-Universität Kraków/ Krakau, Kunsthistorisches Institut • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen (Kleinpolen) Universität Łódź/Lodz • Kooperationsvereinbarung Universität Łódź/Lodz, Center for Jewish Research • Kooperationspartner Multimedialisierung der Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt – Das letzte Jahr im LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ (Centrum Badań Żydowskich) Technische Universität Łódź/Lodz • Kooperation mit dem Institut für Informatik im Hinblick auf das SAW-Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal „Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen“ (Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Dietmar Popp) Universität Luxembourg • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ 80 Philipps-Universität Marburg • Kooperationsvereinbarung • Mitgliedschaft im Trägerverein des Instituts • Mitgliedschaft im Kuratorium des Instituts • Informationstechnologie • Bibliothekskooperation • Sommerakademie • Beteiligung an der Lehre (Dr. Heidi Hein-Kircher, Dr. Peter Wörster, Dorothee Goeze M.A.) Belarussische Staatliche Universität Minsk • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Ludwig-Maximilians-Universität München • Projekt „Virtuelle Fachbibliothek Osteuropa“ (VifaOst) • Rezensionsjournal „Sehepunkte“ • Historicum.net (Länderportale) • Kooperation im Rahmen der Graduate School for East and Southeast European Studies Westfälische Wilhelms-Universität Münster • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ Carl von Ossietzky Universität Oldenburg • Kooperationsvereinbarung • Kooperation mit dem Institut für Germanistik im Projekt „Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ Universität Pécs/Fünfkirchen • Buchprojekt „Geschichte der Deutschen in Ungarn (1683-2006)“ • Stiftungsprofessur für deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa Universität Lettlands Rīga/Riga • Kooperationsvereinbarung • Tagung „Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“ Jahresbericht 2012 Herder-Institut Universität Siegen • Herder Chair (Prof. Dr. Claudia Kraft) Innenhof der Södertörns Högskola in Huddinge bei Stockholm Södertörns Högskola/Centre for Baltic and East European Studies • Kooperationsvereinbarung • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Universität Tallinn/Reval • Tagung „Nahrungsgeschichte im Ostseeraum und Ostmitteleuropa – Wissen, Produktion, Austausch und Konsum im Wandel“ Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń/Thorn • Kooperationsvereinbarung Universität Trento/Trient • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Universität Warszawa/Warschau • Handbuch-Projekt „Polen in der Europäischen Geschichte“ • Leibniz Chair (Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej) • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Universität Wrocław/Breslau • Kooperationsvereinbarung mit der Universitätsbibliothek • Bibliografieportal • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ • Projekt „Kunsthistorische Dokumentation“ Bergische Universität Wuppertal • Herder Chair (Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer) • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Kooperationen mit Forschungsinstituten des In- und Auslands (nach Orten) NIOD Instituut voor Oorlogs-, Holocaust- en Genocidestudies, Amsterdam • Workshop „Generations of Violence – Age Groups, Generation Gaps and the Significance of Violence“ • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Zentrum für Historische Forschungen Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften • Kooperationstagung „Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend. Potenziale und Herausforderungen für die Geistes- und Sozialwissenschaften“ Institut für Geschichte der Slowakischen Akademie der Wissenschaften Bratislava/Pressburg • Kooperationsvereinbarung Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig • Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“ • Projekt „Digitaler Atlas politischer Raumbilder Ostmitteleuropas“ Centre for Historical Research and Documentation on War and Contemporary Society (CEGES-SOMA), Brüssel • Workshop „Generations of Violence – Age Groups, Generation Gaps and the Significance of Violence“ • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Deutsches Polen-Institut, Darmstadt • Tagungsreihe „Deutsche Polenforschung“ UCD Centre for War Studies, Dublin • Workshop „Generations of Violence – Age Groups, Generation Gaps and the Significance of Violence“ Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI) • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO) • Mitgliedschaft im Trägerverein • Mitgliedschaft im Kuratorium • Kooperationsvereinbarung • Bibliothekskooperation • Vorbereitung des Antrags zum Projekt „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig • Projekt „Digitaler Atlas politischer Raumbilder Ostmitteleuropas“ Simon-Dubnow-Institut, Leipzig • Mitgliedschaft im Trägerverein Nordost-Institut, Lüneburg • Mitgliedschaft im Trägerverein • Mitgliedschaft im Kuratorium des Instituts • Internationale Nachwuchstagung • Zusammenarbeit bei Themenmodulen in Dokumente & Materialien zur Geschichte Ostmitteleuropas Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz • Verlagskooperation: Rezensionsportal „recensio.net“ Institut für Deutsche Sprache, Mannheim • Projekt „Demokratiegeschichte des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte – Das Beispiel der frühen Weimarer Republik“ Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg • Vorbereitung des Antrags zum Projekt „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ • Projekt „Farbdiaarchiv zur Wandund Deckenmalerei“ MEMORIAL Moskau • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Collegium Carolinum, München • Mitgliedschaft im Trägerverein • Projekt „Virtuelle Fachbibliothek Osteuropa“ (ViFaOst) • Mitglied (Prof. Dr. Peter Haslinger) Deutsches Museum, München • Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft (Dokumentesammlung, Bildarchiv) • Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“ Institut für Zeitgeschichte, München • Mitgliedschaft im Trägerverein • Projekt „Demokratiegeschichte des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte – Das Beispiel der frühen Weimarer Republik“ Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München • Projekt „Farbdiaarchiv zur Wandund Deckenmalerei“ Jahresbericht 2012 Herder-Institut 81 Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg • Kooperationsvereinbarung • Kooperation im Projekt „OnlineLexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ Schlesisches Institut (Schlesisches Landesmuseum) Opava/Troppau • Kooperationsvereinbarung Schlesisches Institut Opole/Oppeln • Kooperationsvereinbarung Center for the Study of the Holocaust and Religious Minorities, Oslo • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Deutsches Historisches Institut Paris • Verlagskooperation Rezensionsportal „recensio.net“ • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam • Mitgliedschaft im Trägerverein • Mitglied im Kuratorium • Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“ Institut für Geschichte der Tschechischen Akademie der Wissenschaften Praha/Prag • Kooperationsvereinbarung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg • Workshop „Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften: Rankings, Internationalisierung und Bibliometrie als Herausforderung?“ Osteuropa-Institut, Regensburg • Mitgliedschaft im Trägerverein • Projekt „Virtuelle Fachbibliothek Osteuropa“ (ViFaOst) 82 Kunsthistorisches Institut der Akademie der Wissenschaften Lettlands, Rīga/Riga • Forschungs- und Ausstellungsprojekt „Mitau“ Max-Planck-Institut für Historische Demographie Rostock • Projekt „Familien- und Bevölkerungsdynamiken im 18. und 19. Jh. in Kurland“ Kunstinstitut der Polnischen Akademie der Wissenschaften Warszawa/Warschau • Kooperationsvereinbarung • Wissenschaftleraustausch • Projekt „Online-Informationssystem der Kunstdenkmäler in Polen“ • Vertrieb der Publikationsreihe „Gemeinsames Kulturerbe“ in Deutschland Institut für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen • Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat (Prof. Dr. Peter Haslinger) Kooperationen mit Bibliotheken (ohne Tauschpartner), Denkmalämtern, Museen, Archiven und sonstigen Kultureinrichtungen des In- und Auslands (nach Orten) Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen • Projekt „Digitaler Atlas politischer Raumbilder Ostmitteleuropas“ Bildagentur Preußischer Kulturbesitz, Berlin • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes“ Collegium Bohemicum, Ústí nad Labem/Aussig • Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat (Prof. Dr. Peter Haslinger) Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz • Bibliothekskooperation • Erwerbungsabsprachen • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ Institut für Litauische Geschichte, Vilnius/Wilna • Kooperationsvereinbarung • Wissenschaftleraustausch • Internationale Nachwuchstagung • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Deutsches Historisches Institut Warschau • Mitgliedschaft im Trägerverein Collegium Civitas, Warszawa/ Warschau • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes“ Institut für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa/Warschau • Kooperationsvereinbarung Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa/Warschau • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes“ Jahresbericht 2012 Herder-Institut Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes“ Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz , Berlin • Archivkooperation • Austausch Nationalbibliothek Budapest • Kooperationsvereinbarung Historisches Museum der Stadt Gdańsk/Danzig • Kooperationsvereinbarung • Ausstellung „Architektur und Städtebau der Freien Stadt Danzig (1920-1939)“ Kulturhistorisches Museum Görlitz • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ Schlesisches Museum zu Görlitz • Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung Haselbach“ Martin-Opitz-Bibliothek Herne • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Bibliothekskooperation • Erwerbungsabsprachen Bundesarchiv Koblenz, Bildarchiv • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes“ Staatsarchiv in Łódź/Lodz • Kooperationspartner Multimedialisierung der Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt – Das letzte Jahr im LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg • Ausstellung „Glanz und Elend. Mythos und Wirklichkeit der Herrenhäuser im Baltikum“ Archivschule Marburg • Kooperation, Archivdatenbanken und -portale Hessisches Staatsarchiv Marburg • Archivkooperation „Tag der Archive“ Bayerische Staatsbibliothek, München • Projekt „Virtuelle Fachbibliothek Osteuropa“ (ViFaOst) • Fachrepositorium zur Geschichte Osteuropas (OstDok) • Bibliothekskooperation • Erwerbungsabsprachen • Verlagskooperation: Rezensionsportal „recensio.net“ Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam • Wanderausstellung „Zeit-Reisen. Historische Schlesien-Ansichten aus der Graphiksammlung Haselbach“ (Kooperationsvereinbarung) • Wanderausstellung „Zoppot, Cranz und Rigaer Strand – Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert“ (Kooperationsvereinbarung) • Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung Haselbach“ Woiwodschaftsbibliothek Poznań/ Posen • Kooperationsvereinbarung Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg • Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung Haselbach“ Historisches Staatsarchiv Lettlands, Rīga/Riga • Kooperationsvereinbarung • Abgleich der Bestände, Austausch Kopien, Editionsvorhaben, Archivtagungen Lettische Nationalbibliothek Rīga/ Riga • Kooperationsvereinbarung • Bibliothekskooperation Nationalmuseum Szczecin/Stettin • Kooperationsvereinbarung Staatsarchiv Estlands Tallinn/Reval • Kooperation: Archivtagungen, Publikationen, Abgleich der Bestände Stadtarchiv Tallinn/Reval • Vorbereitung Erschließungsprojekt „Ratsarchiv Reval“ • Archivtagungen Estnisches Historisches Staatsarchiv Tartu/Dorpat • Kooperation: HerBalt, Archivtagungen, Publikationen, Abgleich der Bestände Haus der Begegnungen mit der Geschichte, Warszawa/Warschau • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes“ Denkmalpflege-, Forschungs- und Dokumentationszentrum, Warszawa/Warschau • Kooperationsvereinbarung Architekturmuseum Wrocław/ Breslau • Kooperationsvereinbarung Universität Wrocław/Breslau Universitätsbibliothek Wrocław/ Breslau • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ Kooperationen mit Fachzeitschriften des In- und Auslands Historický Časopis, Bratislava • Mitglied des Internationalen Beirats (Prof. Dr. Peter Haslinger) Solanus: International Journal for Russian and East-European Bibliographic, Library and Publishing Studies, London • International Advisory Panel (Dr. Jürgen Warmbrunn) Terra Baltica, Kaliningrad/Königsberg • Redaktionsrat (Dr. Peter Wörster) Kooperationen mit Fachgesellschaften Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationseinrichtungen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung (ABDOS) • Vorsitz (Dr. Jürgen Warmbrunn) Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken/Sektion 5 im Deutschen Bibliotheksverband • Vorsitz (Dr. Jürgen Warmbrunn) [bis 24.5.] • Ehrenmitgliedschaft (Dr. Jürgen Warmbrunn) [ab 24.5.] • Beirat (Dr. Jürgen Warmbrunn) [ab 24.5.] Jahresbericht 2012 Herder-Institut 83 Arbeitsgemeinschaft der Kunsthistorischen Bildarchive und Fototheken • Mitgliedschaft (Bildarchiv) Arbeitskreis der deutschen und polnischen Kunsthistoriker und Denkmalpfleger • Beiratsmitgliedschaft (Dr. Dietmar Popp) Baltische Historische Kommission • Mitgliedschaft im Trägerverein • Mitgliedschaft im Kuratorium des Instituts • Kooperationsvereinbarung • Bibliografieportal • Projektfinanzierung • Mitgliedschaft Dr. Peter Wörster (Archivfragen) Bibliotheca Baltica • Tätigkeit als Secretary (Dr. Jürgen Warmbrunn) Dehio-Vereinigung • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen (Kleinpolen) • Mitgliedschaft (Dr. Dietmar Popp) Gelehrte Estnische Gesellschaft/ Õpetatud Eesti Selts/Tartu/Dorpat • Redaktionsmitglied Õpetatud Eesti Seltsi Aastaraamat (Dorothee M. Goeze M.A.) Historische Kommission für die Böhmischen Länder • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung Historische Kommission für Pommern • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung 84 Historische Kommission für Schlesien • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung Johann Gottfried HerderForschungsrat • Mitgliedschaft im Trägerverein • Mitgliedschaft im Kuratorium des Instituts • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung • Geschäftsführendes Vorstandsmitglied (Dr. Peter Wörster) Kommission für die Geschichte der Deutschen in Polen • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung • Ausstellungsprojekt „Region und Nation“ Leibniz-Gemeinschaft • Mitgliedschaft • Sprecher Sektion A (Prof. Dr. Peter Haslinger, seit 25.11.2011) • Forschungsverbund Historische Authentizität • Forschungsverbund Science 2.0 • Forschungsverbund Krisen in einer globalisierten Welt • Interdisziplinärer Verbund wissenschaftlicher Infrastrukturen (IVI) • Arbeitskreis Bibliotheken und Informationseinrichtungen • Arbeitskreis Archive (Sprecher: Dr. Peter Wörster) • Arbeitskreis Internationalisierung • Arbeitskreis IT • Arbeitskreis Chancengleichheit (Mitglied im Sprecherinnenrat: Dr. Elke Bauer) • Kooperationstagung „Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend. Potenziale und Herausforderungen für die Geistes- und Sozialwissenschaften“ Jahresbericht 2012 Herder-Institut M.C.A. Böckler – Mare BalticumStiftung • „Homburger Gespräche“ (deutsche und baltische Kunsthistoriker und -historikerinnen) • Mitgliedschaft im Kuratorium (Dr. Dietmar Popp) • Finanzierung Projekt „Bestandskataloge des Kurländischen Provinzialmuseums Mitau“ • Finanzierung der Wanderausstellung „Zoppot, Cranz und Rigaer Strand – Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert“ Osteuropa-Netzwerk • Mitglied des Koordinierungskomitees (Dr. Jürgen Warmbrunn) Südostdeutsche Historische Kommission • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung Verband der Osteuropahistorikerinnen und -historiker (VOH) • Vorstandsmitglied (Prof. Dr. Peter Haslinger) Wissenschaftliche Gesellschaft zu Toruń/Thorn • Kooperationsvereinbarung 8. Institutsorgane und Institutsleitung 8.1 Institutsorgane Das Institut ist seiner Rechtsform nach ein eingetragener Verein, dem im Berichtsjahr 18 Institutionen und Fachgesellschaften als ordentliche Mitglieder angehörten, die sich in besonderer Weise der historischen Ostmitteleuropaforschung verbunden fühlen (s. Verzeichnis der Kooperationsbeziehungen). Rechtmäßigkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftsführung werden von einem Kuratorium überwacht, dem im Berichtsjahr vier Vertreterinnen und Vertreter der Länder und des Bundes: Vorstandsmitglied (Prof. Dr. Peter Haslinger) zwei weitere auf Dauer von drei Jahren von der Mitgliederversammlung auf Vorschlag des Kuratoriums berufene Personen angehören. Im Berichtsjahr waren dies Dr. Jürgen Warmbrunn, stellvertretender Institutsdirektor und Leiter der Abteilung Forschungsbibliothek, sowie Prof. Dr. Monika Wingender, Slawistin und geschäftsführende Direktorin des Gießener Zentrums Östliches Europa an der Justus-Liebig-Universität Gießen. ■ Kuratorium und Vorstand werden in wissenschaftlichen und technischen Fragen des Instituts von einem Wissenschaftlichen Beirat beraten, dem im Berichtszeitraum folgende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehörten: ■ ■ ■ Dr. Susanne Eickemeier – Vorsitz, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst Dr. Daniel Hofmann – Stellvertretender Vorsitz, Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Ministerialrätin Dr. Angelika Willms-Herget, Bundesministerium für Bildung und Forschung Ministerialrat Joachim Linek, Sächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst Da die Satzung acht Beiratsmitglieder zulässt, hat das Kuratorium mit dem Ziel, eine Stärkung im Infrastrukturbereich zu gewährleisten, entschieden, die Nachfolge von Herrn Thaller mit zwei Personen zu besetzen (Dr. Eich und Prof. Görz) und ■ ■ ■ der Direktor des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig, Prof. Dr. Christian Lübke der Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen, Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, bzw. in Vertretung Prof. Dr. Adriaan Dorresteijn sowie vier von der Mitgliederversammlung gewählte Vertreter der Mitgliederversammlung angehörten: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Prof. Dr. Eckart Conze Prof. Dr. Reinhard Johler Prof. Dr. Martin Sabrow Prof. Dr. Matthias Thumser. Die laufenden Geschäfte des Instituts führt ein Vorstand, dem neben dem Institutsdirektor als geschäftsführendem ■ ■ ■ Prof. Dr. Joachim von Puttkamer, Vorsitz (FriedrichSchiller-Universität Jena) Prof. Dr. Thomas Wünsch (Universität Passau) Prof. Dr. Bogusław Dybaś (Universität Toruń/Thorn, bis Mai) Dr. habil. Piotr Majewski (Direktor Narodowy Instytut Muzealnictwa i Ochrony Zbiorów, Warszawa) als sein Nachfolger Prof. Dr. Ulrike von Hirschhausen (Universität Rostock) als seine Nachfolgerin Prof. Dr. Ilgvars Misāns (Universität Rīga/Riga, bis Mai) Dr. Darius Staliūnas (The Lithuanian Institute of History/Litauisches Historisches Institut, Vilnius) als sein Nachfolger Prof. Dr. Małgorzata Omilanowska (Polnische Akademie der Wissenschaften, Warszawa/Warschau) Prof. Dr. Manfred Thaller (Universität Köln, bis Mai) und als seine Nachfolger/in Jahresbericht 2012 Herder-Institut 85 ■ ■ Dr. Ulrike Eich (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule) und Prof. Dr. Günther Görz (Universität Erlangen-Nürnberg) 8.2 Direktion Die Institutsleitung besteht aus dem Institutsvorstand und dem Direktionsstab, der in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung und Umfang gewann. 2012 gehörten zum Direktionsstab die Direktionsassistenz, die den Direktor organisatorisch unterstützt und das Direktionssekretariat führt. Des Weiteren sind der Direktion die Stabsstelle Forschungskoordination/Wissenschaftskommunikation und der Arbeitsbereich Informationstechnik zugeordnet. Hauszeitschrift „Herder aktuell“ Nr. 34 Koordination der Vorbereitungsarbeiten für die Evaluierung des Herder-Instituts durch die Leibniz-Gemeinschaft (19. und 20. Januar 2012) beteiligt. Sie betreute die Erstellung der Poster-Ausstellung und der Begleithefte für die Gutachterinnen und Gutachter. Frau Dr. Wendland wirkte bei der Erstellung der mündlichen Präsentationen der Institutsleitung mit und vertrat am Evaluierungstermin die Stabsstelle in den Gesprächsrunden mit den Gutachtenden. Blick ins Direktionssekretariat, das ehemalige Musikzimmer der Hensel-Villa 8.2.1 Forschungskoordination/Wissenschaftskommunikation – Koordination der Öffentlichkeitsarbeit Dr. Anna Veronika Wendland/ Dr. Elke Bauer (in Vertretung bis 30.04.2012) Das Aufgabenfeld der mit einer Wissenschaftlichen Mitarbeiterin besetzten Stabsstelle Forschungskoordination/ Wissenschaftskommunikation gliedert sich in fünf größere Bereiche: Koordinations- und Beratungsaufgaben sowie Vorbereitungsarbeiten bei Drittmittelantragsverfahren; Entwicklung von Forschungsprojekten und Forschungsstrategien, insbesondere bei der Beteiligung des Herder-Instituts an Forschungsverbünden; Querschnittsaufgaben in der Institutsleitung, z.B. bei der Leitung von Arbeitsgruppen; Koordination der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Herder-Instituts; Forschung und Lehre. Im Berichtsjahr war Dr. Veronika Wendland bis zum 30. April als Fellow am Imre Kertész Kolleg der Universität Jena, um dort an ihrer Habilitationsschrift zu arbeiten. Ihre Vertreterin Dr. Elke Bauer war in leitender Position an der 86 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Im Jahr 2012 betreute die Stabsstelle in enger Zusammenarbeit mit den Abteilungen die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Veranstaltungen des Herder-Instituts (Pressemitteilungen, Pressegespräche, Konzeption/Gestaltung von Informationsmaterial über Veranstaltungen des Herder-Instituts, Koordination des Jahresberichts). Sie war mehrmals federführend an der Planung einzelner Veranstaltungsformate beteiligt, vor allem der „Lesungen am Herder-Institut“. In den Berichtszeitraum fallen auch diverse Zuarbeiten für die Institutswebseite und andere Internetauftritte, für die Daten und Inhalte aus dem Herder-Institut angefordert wurden. Im November und Dezember 2012 übernahm Antje Coburger den Bereich Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen einer Stellenreduktion von Dr. Wendland. Im Bereich Drittmittelkoordination/Forschungsplanung wurden in Vorbereitung befindliche Anträge bis zur Einreichung begleitet und neue Anträge vorbereitet. Außerdem wurde im Berichtsjahr als regelmäßig tagendes Gremium der Arbeitskreis (AK) Projekte begründet, der unter Leitung der Stabsstelle zusammenkommt, um Sachstände und Planungen für Projektanträge abzustimmen. Die im Haus konzipierten Drittmittelanträge verbleiben dabei wie zuvor in der Hauptverantwortung der damit befassten Abteilungen, werden aber durch die Koordinationsstelle bei Bedarf durch Beratung unterstützt und ihre Dokumentation in den dortigen Akten vorgehalten, so dass ein Überblick der Direktion auf alle laufenden Verfahren gewährleistet ist. Erfolgreich beantragt wurde im März im Wettbewerbsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des „Pakts für Forschung und Innovation“ 2012 ein Projekt über die virtuelle 3D-Rekonstruktion zweier ostpreußischer Schlösser. Darüber hinaus hatte Dr. Wendland wesentlichen Anteil an der Vorbereitung einer Antragstellung im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms der EU. Sie und Prof. Haslinger sind Mitantragsteller in einem Projektkonsortium („Shaping People“) aus mehreren europäischen Partnern unter der Federführung von Andrea Graziosi (Napoli). Darüber hinaus assistierte die Stabsstelle bei der Beantragung eines ERC Starting Grant. Frau Dr. Wendland hatte gemeinsam mit Frau Dr. Hein-Kircher die wissenschaftliche Schriftleitung der „Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung“ inne und war außerdem als Mitherausgeberin aktiv. Neben der Tätigkeit für die ZfO führte sie weitere gutachterliche Tätigkeiten für das Herder-Institut sowie das Imre Kertész Kolleg und die DFG aus. 8.2.2 Fachinformationssystem zur Geschichte Ostmitteleuropas und Informationstechnik Fachinformationssystem zur Geschichte Ostmitteleuropas Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Die Orientierung des Herder-Instituts in Richtung einer zunehmend auch IT-basierten Wissensvermittlung zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas wurde zuletzt bei der Evaluierung des Herder-Instituts im Januar 2012 ausdrücklich gewürdigt und das Institut zu einer weiteren Intensi- Interaktive Karte zur Übersicht über die Präsentationsorte der Ausstellungen des Herder-Instituts seit dem Jahr 2000 und zugleich kartengestützter Zugang zu den entsprechenden Detailinformationen vierung seiner diesbezüglichen Anstrengungen ermutigt. Entsprechend wird das Institut den Aufbau seines Fachinformationssystems, in dem die unterschiedlichen Bestände und Materialien seiner Sammlungen virtuell mit weiteren Informations- und Wissensangeboten zusammengeführt und bereitgestellt werden, weiter forcieren. Dieses Angebot soll in einer zukünftigen weitergehenden Ausbauphase den zentralen Baustein einer möglichst in Kooperation mit anderen Einrichtungen der Ostmitteleuropaforschung aufzubauenden Virtuellen Forschungsumgebung bilden, mit dem das Herder-Institut neben seiner bereits vorhandenen Funktion als Forschungs- und Begegnungsstätte zusätzlich einen virtuellen Raum für kooperatives wissenschaftliches Arbeiten anbieten wird. Ziel aller netzbasierten Aktivitäten des Herder-Instituts ist es daher, mit seinem Fachinformationssystem im Sinne eines Fachportals zu Ostmitteleuropa zunächst ein multilinguales und integriertes Instrument zur Bereitstellung, Präsentation und Erschließung seiner Bestände sowie einschlägiger externer Ressourcen, die von Bedeutung für die Ostmitteleuropaforschung sind, zu schaffen. Das bestehende Fachinformationssystem zielt entsprechend auf die Präsentation sämtlicher Web-Informationsangebote des Instituts in integrierter Form: In Datenbanken, deren Inhalte aufgrund speziell entwickelter Routinen auch externen Kooperationspartnern zur Verfügung stehen, werden Informationen zum Institut, Beschreibungen der Bestände, Texte, Literatur, Karten und Bilder verwaltet. In einem länderbezogenen Ausschnitt ist das Fachinformationssystem auch über so genannte Länderportale abfragbar und darüber hinaus in Teilen in die Virtuellen Fachbibliotheken Osteuropa (ViFaOst) bzw. Nordeuropa und Ostseeraum (vifanord) eingebunden. Eine engere Zusammenarbeit mit dem Slavistik-Portal der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz wird ebenfalls angestrebt. Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für die Integration der Datenbank des Bibliografieportals in den HeBIS-Verbund wurde mit der Frankfurter Verbundzentrale eine Übereinkunft erzielt, wonach der Zugriff auf die Bibliotheksdaten zukünftig über eine Z39.50-Schnittstelle, die lange ein entscheidendes Desiderat bei der Zusammenarbeit mit anderen Portalen darstellte, gewährleistet werden kann. Auf diese Weise kann zukünftig eine unmittelbare Einbindung der bibliografischen und Bestandsdaten der Forschungsbibliothek in Metakataloge erfolgen. Den zentralen ersten Schritt beim weiteren Ausbau des Fachinformationssystems stellt die Zusammenführung aller Datensätze zu für das Arbeitsgebiet des Herder-Instituts einschlägigen Personen in Form eines Zentralen Personenregisters dar. Dieses Zentrale Personenregister wird zwar organisatorisch von der Forschungsbibliothek betreut, soll aber zukünftig entsprechende Daten aus allen Abteilungen und Arbeitsbereichen vereinen und sich dabei eng an der Gemeinsamen Normdatei der Deutschen Nationalbiblio- Jahresbericht 2012 Herder-Institut 87 thek orientieren und mit dieser kooperieren. Im Berichtsjahr wurden nicht nur alle Personendaten der Bibliothek des Herder-Instituts aufbereitet und integriert, sondern zusätzlich auch schon Vorarbeiten zur Einarbeitung der biografischen Daten des Bibliografieportals geleistet. Die nächste Entwicklungsstufe des Fachinformationssystems wird die flächendeckende Nutzung der Georeferenzierung bei geografischen Bezeichnungen aus dem Arbeitsbereich des Herder-Instituts und deren Verlinkung vor allem mit den vorhandenen Bibliotheks- und Sammlungsbeständen darstellen. Eine Vereinheitlichung der sachlichen Erschließung mit Schlagwörtern im Herder-Institut soll entsprechend der Empfehlungen einer Externen Expertengruppe erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Der Weiterentwicklung des Fachinformationssystems des Herder-Instituts wird auch die Mitarbeit am Forschungsverbund „Science 2.0“ der Leibniz-Gemeinschaft dienen, der im Jahre 2012 ins Leben gerufen wurde. Von der Zusammenarbeit mit den wichtigsten Infrastruktureinrichtungen in der Leibniz-Gemeinschaft sowie mit IT-Partnern von außerhalb verspricht sich das Herder-Institut wichtige Impulse für die Weiterentwicklung seiner virtuellen Angebote sowie für die Rückkopplung dieser Angebote mit Nutzerinnen und Nutzern in Form avancierter Nutzerforschung anhand von „usability“- und „user case“-Studien. Internetpräsenz Die Webseite des Herder-Instituts wurde im vergangenen Jahr weiter für Suchmaschinen optimiert. Durch diese Maßnahmen konnte ein Nutzeranstieg um 26,4% verzeichnet werden. Des Weiteren wurde an der Konzeption und Umsetzung der Forschungsumgebung des Herder-Instituts gearbeitet. Erste Module, wie z.B. ein zentrales Personenregister und eine webseitenübergreifende Suche, befinden sich in einer Test- und Optimierungsphase. Um den Funktionen der Forschungsumgebung gerecht zu werden, wurde im Berichtszeitraum begonnen, die Webseite des Herder-Instituts sowohl nach technischen wie auch nutzergerechten Gesichtspunkten neu zu gestalten. Ein Relaunch soll bis zur Jahreshälfte 2013 erfolgen. Im gesamten Berichtszeitraum wurden mit Hilfe der freien Webanalyse-Software „AWStats“ die vom Webserver auf Basis von Besucheranfragen erzeugten Logdateien ausgewertet und eine Besucherstatistik erzeugt. Diese gibt Auskunft über Zeitverläufe, rezipierte HTML-Seiten, gewählte Zugänge sowie über die verwendeten Begriffe, die bei Suchmaschinen zur Auffindung des Herder-Instituts-Servers führten. Im Jahresdurchschnitt 2012 konnten ca. 158.000 virtuelle Zugriffe pro Monat registriert werden. Hardware Informationstechnik Leitung: Dipl.-Geogr. Björn Ludwig Eines der Ziele des zur Direktion gehörigen Stabsbereichs IT ist die Konsolidierung und Weiterentwicklung der Informationstechnologieressourcen des Herder-Instituts, um den steigenden Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und die Verfügbarkeit des operativen IT-Systembetriebs gerecht zu werden. Zu den zentralen Aufgaben gehören der Betrieb von zentralen IT-Diensten, wie Netzwerk, zentrale Dateisysteme, Archivierung und Backup. Ende 2012 betrug die Anzahl der am Institut eingesetzten Arbeitsplatzrechner 114 PCs und 38 Notebooks. Am Ende des Berichtszeitraums wurde das Netzwerk über neun Server und neun dezentrale Switche betrieben. Die EDV hält für die Ausleihe innerhalb des Hauses und auch für Dienstreisen zusätzlich mehrere Geräte bereit: Dazu gehören unter anderem vier Beamer und vier Laptops. Für alle Aktivitäten auf dem Gebiet der Informationstechnologie wurden im Berichtszeitraum rund rd. 56.000 EUR für Sachausgaben und Investitionen zur Verbesserung der IT-Infrastruktur bereitgestellt. Zu Beginn des Berichtszeitraums wurde im Bereich der Forschungsbibliothek die Präsentationsinfrastruktur durch die Installation eines Beamers und einer motorischen Leinwand verbessert. 8.3 Zentrale Steuereinheit der Multimediatechnik des Tagungs- und Vortragsbereichs 88 Jahresbericht 2012 Herder-Institut Gleichstellung Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft hat sich das HerderInstitut selbst verpflichtet, die Bereiche Chancengleichheit sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf aktiv zu gestalten. Die Bemühungen in diesem Bereich führten 2010 zur Zertifizierung des Instituts mit dem „Total-E-Qualitiy-Prädikat“. Seit 2005 gibt es am Herder-Institut eine Gleichstellungsbeauftragte, die der Leitung zugeordnet und weisungsfrei ist. Sie wird alle vier Jahre aus dem Kreis der Mitarbeiterinnen gewählt. Sie ist in der Zwischenzeit am HI fest verankert; dies zeigt sich an ihrer Teilnahme an den monatlich stattfindenden Abteilungsleiterrunden, bei denen das Thema „Gleichstellung“ einen festen Programmpunkt bildet. Die Gleichstellungsbeauftragte informiert den Vorstand regelmäßig über ihre Tätigkeit und berichtet im Kuratorium, auf der Frauenvollversammlung sowie der Betriebsvollversammlung. Die Leibniz-Einrichtungen haben sich verpflichtet, bis 2013 die „Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards“ der DFG umzusetzen. Die Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen, war eine der Hauptaufgaben in diesem Berichtsjahr. Ein wichtiger Baustein hierzu ist die Entwicklung eines Gleichstellungskonzepts, das bis Frühjahr 2013 fertiggestellt sein soll. Es wird den derzeitigen Gleichstellungsplan ablösen und eine Gültigkeit bis 2018 haben. Der Unterschied zum bisherigen Gleichstellungsplan liegt in Zeitvorgaben zur Umsetzung der einzelnen Zielvorgaben, in der Nennung von Verantwortlichen für die Maßnahmen sowie im Controlling derselben. Die Leibniz-Gemeinschaft hat sich 2012 dazu entschlossen, einen Beschluss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz vom November 2011 umzusetzen und flexible Zielquoten im Sinne des Kaskadenmodells der „Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards“ der DFG für die wissenschaftlichen Qualifikationsstufen einzuführen. Dies soll unter Berücksichtigung der jeweiligen Organisationsstruktur erfolgen. Die für den Zeitraum 2013-2017 ermittelten Zahlen sollen bereits im Monitoring-Bericht 2012 des Pakts für Forschung und Innovation ihren Niederschlag finden. Im Mai endete die 12-monatige Freistellung einer Mitarbeiterin, um am Imre Kertész Kolleg der Universität Jena als Fellow ihre Habilitationsschrift weitgehend fertigzustellen. Gleichzeitig bot dies einer weiteren Mitarbeiterin die Gelegenheit, durch die Vertretungslösung eine höherwertige Tätigkeit auszuführen. Des Weiteren wurden für drei von fünf Projektstellen Frauen gewonnen. Eine davon konnte hausintern besetzt werden und bietet damit einer festangestellten Mitarbeiterin die Möglichkeit zur Weiterqualifizierung. Die Nachfolge der Geschäftsführerin der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts konnte ebenfalls wieder mit einer Frau besetzt werden. Die seit 2012 fest verankerte Rotationsstelle nutzten in diesem Jahr u.a. zwei Mitarbeiterinnen, um mit ihren Qualifikationsarbeiten (Dissertation/Habilitation) weiterzukommen. Zurzeit sind individuelle Lösungswege der meist praktizierte Weg, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Neben diesen denkt man aber intensiv über eine Angebotspalette nach, die allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugutekommt. Mit dem Family Welcome Center der Philipps-Universität Marburg gibt es eine Kooperation im Bereich „Dual Career Service“; Anfang September fand ein Gespräch mit dem Marburger Bündnis für Familie statt, um Kooperationen auszuloten. Ende Oktober trafen sich die Gleichstellungsbeauftragte und ihre Stellvertreterin zu einem Informationsaustausch mit einer Mitarbeiterin des Beratungszentrums mit integriertem Pflegestützpunkt zum Thema „Pflegende Angehörige“. Mit dem nun für 2013 fest eingerichteten Budget für Gleichstellungsaufgaben kann zukünftig u.a. die Ferienbetreuung von Schulkindern finanziell unterstützt werden. Gemeinsam mit dem Betriebsrat und der Leitung wurden erste Ideen für eine Flexibilisierung der Arbeitszeit gesammelt, diese werden weiterverfolgt und sollen in einer Dienstvereinbarung münden. Die verfolgte Gleichstellungspolitik des Instituts verfährt zweigleisig: Zum einen gibt es zunehmend Maßnahmen zur Verbesserung der individuellen Karriereplanung (Sprachkurse, Fortbildungen, offene Sprechstunde des Direktors, Gespräche vorab über den Wiedereinstieg nach der Elternzeit), zum andern soll vom Bedarf der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt her gedacht werden. Kurz- und mittelfristig sollen über Kooperationen und Netzwerkbildung Hilfen angeboten werden, die das Herder-Institut alleine nicht leisten kann. Individuallösungen bei Notfällen wie der plötzlich notwendigen Betreuung von Verwandten sind bereits heute weitgehend komplikationslos möglich. Hervorzuheben ist, dass Direktion und Verwaltung stets bemüht sind, Individuallösungen im Bereich der Arbeitszeiten und des Arbeitsortes zu finden. 8.4 Forschungsbeauftragte Die 2011 erstmals gewählte Forschungsbeauftragte (Dr. Heidi Hein-Kircher und Dr. Alexandra Schweiger als Stellvertreterin) versteht sich als überparteiliche Interessenvertretung für die wissenschaftlich Arbeitenden des Herder-Instituts, so dass ihre Tätigkeiten im Wesentlichen organisatorische Querschnittsaufgaben sind. Grundsätzliches Ziel ihrer Arbeit soll es sein, dazu beizutragen, die Aufgaben im Bereich Infrastruktur/Dienstleistung/Service mit der Forschung für alle außerhalb der Drittmittelprojekte angestellten bzw. durch Stipendien unterstützten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vereinbar zu machen und ihre Forschungen zu fördern. In diesem Rahmen berät die Forschungsbeauftragte die Institutsleitung und arbeitet ihr zu, indem sie beispielsweise Konzepte entwickelt und an der Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber um die Rotationsstelle sowie für die Forschungsaufenthalte im Rahmen der Kooperationsvereinbarungen beteiligt ist. Sie ist zugleich Ansprechpartnerin für die im Haus tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Bezug auf die Organisation eigener Forschungstätigkeiten und gibt ihnen Hilfestellung zur Schaffung von Freiräumen für die Forschung. Jahresbericht 2012 Herder-Institut 89 9. Management Haushalt Das Gesamtvolumen des Wirtschaftsplanes des HerderInstituts betrug im Berichtsjahr rd. 5.565.000,− €. Davon entfielen rd. 4.463.000,− € auf die institutionelle Grundförderung, die jeweils zur Hälfte vom Bund und von allen sechzehn Bundesländern zur Verfügung gestellt wurde. Hinzu kam eine Rücklage in Höhe von rd. 366.000,− €, die im Haushaltsjahr 2012 für definierte Ausgabenzwecke gebildet wurde. Für laufende Projekte hat das Institut Drittmittel verschiedener Forschungsförderungseinrichtungen in Höhe von rund 665.000,− € vereinnahmt und aus Vermietungen, Publikationen, der Anfertigung von Kopien, Reproduktionen, Fotografien, Digitalisaten, durch die Gewährung von Nutzungsrechten sowie kostenpflichtige Recherchen und Fachauskünfte weitere Einnahmen in Höhe von rund 71.000,− € erzielt. Das Verhältnis zwischen eingeworbenen Drittmitteln und erwirtschafteten Einnahmen (insgesamt 736.000,− €) zur institutionellen Jahreszuwendung lag damit bei etwa 1:7. Controlling und Evaluierung Als Instrumente der regelmäßigen Qualitätssicherung kommen im Herder-Institut sowohl ein betriebsinternes Controlling als auch ein abgestuftes Verfahren externer Evaluierung zum Einsatz. Seit 2003 liegt den Programm- und Finanzplanungen des Instituts eine Kosten-Leistungs-Rechnung zugrunde, die eine computergestützte Erfassung der für die einzelnen Arbeitsbereiche (Kostenstellen) bzw. Projekte (Produkte/Kostenträger) aufgewendeten Personal- und Sachressourcen sowie ein regelmäßiges Berichtswesen umfasst und den Abteilungsleitungen bzw. der Institutsleitung eine qualitäts- und output-orientierte Steuerung ermöglicht. Nach Ablösung des kameralen Haushalts wird der Wirtschaftsplan in Form eines Programmbudgets geführt. Für Haushaltsführung und Bewirtschaftung der Haushaltsmittel sind damit die Leistungsdaten in Verbindung mit den finanzwirtschaftlichen Ergebnissen im jeweiligen Leistungsplan maßgeblich. Mit dem Programmbudget werden neben dem Finanzierungsbedarf und dem Arbeitsprogramm auch die Ziele und Kriterien der anschließenden Leistungsbewertung formuliert. Neben dem internen Controlling und dem Programmbudget sind die Begutachtungen der Institutstätigkeit durch den Senat der LeibnizGemeinschaft (WGL; alle sieben Jahre) und durch den Wissenschaftlichen Beirat des Instituts (laut Beschluss des Senats der WGL mindestens einmal innerhalb von sieben Jahren) weitere wichtige Instrumente der Qualitätssicherung. Im Jahr 2012 hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft die Arbeit des Herder-Instituts uneingeschränkt positiv bewertet und die weitere gemeinsame Förderung des Instituts durch Bund und Länder empfohlen. Der Ausschuss der GWK (Gemeinsame Wissenschaftskonferenz) hat daraufhin festgestellt, dass das Herder-Institut 90 Jahresbericht 2012 Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft die Voraussetzungen für die Förderung gemäß § 1 Abs. 1 AV-WGL erfüllt. Personal In den vier Abteilungen des Herder-Instituts waren insgesamt 44,35 Mitarbeiter/innen (Vollzeitäquivalente am 31.12.2012) − davon 9,65 wissenschaftliche Mitarbeiter − unbefristet beschäftigt. Daneben war eine wissenschaftliche Mitarbeiterin befristet beschäftigt sowie im Rahmen von Drittmittelprojekten elf wissenschaftliche Mitarbeiter/ innen in befristeten Beschäftigungsverhältnissen tätig. Durch unterschiedlich befristete Beschäftigung von insgesamt sechsundzwanzig wissenschaftlichen/studentischen Hilfskräften und vierzehn Praktikant/inn/en konnten einzelne Programmbereiche verstärkt und zugleich dem Erfordernis der Förderung des Nachwuchses bzw. der Aus- und Weiterbildung Rechnung getragen werden. Schließlich sind für Urlaubs- und Krankheitsvertretungen vorübergehend sechs weitere Mitarbeiter/innen eingesetzt worden. Der Frauenanteil unter allen Beschäftigten lag im Berichtsjahr bei 56%. Direktion Prof. Dr. Peter Haslinger Dr. Anna Veronika Wendland Simone Cerwenka Sandra Heckeroth Michael Becker Björn Ludwig Witali Rott Direktor Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Vertretung: Elke Bauer bis 30. April) Direktionsassistentin Direktionsassistentin Sachbearbeiter IT Sachbearbeiter IT Sachbearbeiter IT Abteilung „Wissenschaftsforum“ Dr. Heidi Hein-Kircher Dr. Norbert Kersken Ina Alber Wiebke Rohrer Dr. Alexandra Schweiger Dr. Christoph Schutte Leiterin der Abteilung Wissenschaftlicher Mitarbeiter (beurlaubt) Wissenschaftliche Mitarbeiterin seit 1. September Wissenschaftliche Mitarbeiterin bis 31. Oktober Wissenschaftliche Mitarbeiterin Redakteur der „Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung“ Eberhard Schwab Ruth Steinebach Susanne Grotzer Susanne Krüger Herta Lather Ellen Strobl Antje Coburger Johanna Schnabel Dr. Daniela Kraus Agnes Laba Jasmin Nithammer Dr. Vytautas Petronis Wojciech Pieniazek Markus Roth Annalena Schmidt Christiane Weber Michael Zok Elisa-Maria Hiemer Andriy Kazymyriv Sebastian Paul Konstantin Rometsch Lisa Schroer Lenz Heilmann Nina Hugo Esra Ertas Technischer Verlagsleiter (Altersteilzeit bis 31. Januar 2013) Verlagsmanagerin Lektorin Mediengestalterin bis 31. März Mediengestalterin Mediengestalterin Wissenschaftliche Mitarbeiterin seit 1. November Wissenschaftliche Mitarbeiterin seit 1. März Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin seit 1. Mai Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter seit 1. September Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter bis 30. Juni Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin seit 16. November Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiterin) bis 30. Juni Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter bis 30. Juni Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiterin) Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiter) seit 1. Februar Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiter) seit 1. Februar Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiter) Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiterin) seit 1. Januar Wissenschaftliche Hilfskraft bis 31. Oktober Studentische Hilfskraft seit 1. März Studentische Hilfskraft seit 1. März Sönke Breuer Patrick Grodzki Studentische Hilfskraft seit 15. Oktober Studentische Hilfskraft seit 15. Oktober Abteilung „Forschungsbibliothek“ Dr. Jürgen Warmbrunn Dr. Jan Lipinsky Eligiusz Janus Mandy Barke Mathias Häberle Alexander Handge Susanne Heuser Johanna Hocke-Szparaga Danuta Konieczny Guntar Martinson Ilka Schlierbach Jadwiga Warmbrunn Gabriela Niedballa Peggy Semper Beate Schiebl Reiner Beushausen Peter Garbers Dr. Gabriele Kempf Katarina Köhler Alexander Hocke Ulrike Nau Sebastian Bojarski Sandra Cebula Nadine Englert Hermine Karapetyan Michal Kociolek Attila Krucso Indre Maknaviciute Dirk Stolper Karina Turmann Florin Flueras Mariusz Urbanik Olha Vorsovska Jahresbericht 2012 Herder-Institut Leiter der Abteilung Wissenschaftlicher Mitarbeiter Wissenschaftlicher Mitarbeiter FaMI Bibliothekar/Erwerbung FaMI bis 31. Januar Bibliothekarin/ Zeitschriftenstelle Bibliothekarin Bibliothekarin/ Katalogisierung Bibliothekar/ Katalogisierung Bibliothekarin/ Retrokatalogisierung Bibliothekarin/ Katalogisierung Bibliothekarin FaMI seit 1. Juli Bibliothekarin Sachbearbeiter Sachbearbeiter Sachbearbeiterin bis 31. Juli Sachbearbeiterin Magazindienst/ Buchbinderei Magazindienst Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft seit 16. Januar Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft seit 1. Mai Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft seit 1. Januar Studentische Hilfskraft seit 1. Januar Aushilfskraft seit 1. August Sachbearbeiter Zentrales Personen-Register seit 1. Januar Aushilfskraft 91 Abteilung „Wissenschaftliche Sammlungen“ Katarzyna Olczyk Dr. Dietmar Popp Wolfgang Kreft Wojciech Witkowski Dr. Peter Wörster Marc Friede Dorothee M. Goeze Christina Gorol Thomas Urban Claudia Junghänel Wolfgang Schekanski Christa Pilarz Dr. Elke Bauer Dariusz Gierczak Kamila Bojarska Sonja Hauptmannl Felix Köther Leiter der Abteilung Wissenschaftlicher Mitarbeiter/ Kartensammlung Wissenschaftlicher Mitarbeiter/ Dokumentesammlung Sachbearbeiter/ Kartensammlung Sachbearbeiterin/ Dokumentesammlung Sachbearbeiterin/Bildarchiv Sachbearbeiter/Bildarchiv Fotografin Fotograf/Bildbearbeitung Archivarbeiten/Bildarchiv Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin seit 1. Mai Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter Wissenschaftliche Hilfskraft vom 1. September bis 31. Oktober Wissenschaftliche Hilfskraft (Projektmitarbeiterin) Wissenschaftliche Hilfskraft Ekaterina Abramova Borislav Novakovic Loraine Schindler Sebastian Weiß Wissenschaftliche Hilfskraft Wissenschaftliche Hilfskraft seit 1. März Studentische Hilfskraft seit 1. November Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft seit 1. November Abteilung „Verwaltung“ Brandenstein, Bernd Dorothee Fritsche Gisela Geier Edeltraud Imhof Krista Kaletsch Herta Lather Ute Schmidt Hans-Joachim Reumann Leiter der Abteilung Sachbearbeiterin bis 30. November Sachbearbeiterin/ Anlagenbuchhaltung, Debitoren Sachbearbeiterin/ Projektförderung, Stipendien Sachbearbeiterin/ Personal Sachbearbeiterin/ Buchhaltung Sachbearbeiterin/ Buchhaltung Hausmeister (Kursiv = befristetes und Drittmittelpersonal) 92 Jahresbericht 2012 Herder-Institut © Herder-Institut Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft Gisonenweg 5-7 35037 Marburg Tel. +49 6421 184-0 Fax +49 6421 184-139 [email protected] www.herder-institut.de