Feuchte im Reisemobilaufbau
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Feuchte im Reisemobilaufbau
Ulrich Kalabis Freier Sachverständiger für Reisemobil und Caravan - Unfallsachverständiger für Beweissicherung Auf der Haide 16, 35043 Marburg, Telefon: (064 21) 48 32 17, Telefax: (064 21) 48 21 43 Email: [email protected] – http://www.gutachter-reisemobil.de Feuchte im Reisemobilaufbau Seite: 1 Feuchte im Reisemobilaufbau • • • • • kann sie vermieden werden ? was taugt die Herstellergarantie ? was muß man selbst tun ? was kann man selbst tun ? wie kann ein Schaden behoben werden ? Meist im November, nach einer erlebnisreichen Saison, legen wir jahreszeitbedingt eine Pause ein. Das Fahrzeug steht – vor der Haustür im Freien oder sorgfältig überdacht in einem Carport oder einer ehemaligen Scheune. Ein paar Hinweise für ‚Standzeiten‘ kennen wir alle aus der Bedienungsanweisung des Aufbauherstellers, aus der Fachpresse, durch Tipps von anderen Reisemobilisten: Batterie abklemmen, Reifendruck, Polster ‚hochstellen‘, Gasflaschen rausnehmen, Luftentfeuchter einstellen usw. Die Dichtheitsprüfung, die der Hersteller vorschreibt, um seine Dichtheitsgarantie von drei, vier, fünf oder sechs Jahren aufrechtzuerhalten, ist erst im Frühjahr fällig ... EXKURS Kein Hersteller kann sich freisprechen, dass ‚seine‘ Fahrzeuge ‚immer‘ und ‚auf Dauer‘ absolut ‚dicht‘ sind. Man kann also nicht sagen, dass der Hersteller ‚X‘ und der Hersteller ‚Y‘ grundsätzlich besondere Probleme mit der Dichtheit ihrer Fahrzeuge haben – und die Hersteller ‚Y‘ und ‚Z‘ nicht. Gleichwohl passiert es, dass (herstellerübergreifend) ganze Serien den gleichen ‚Eindichtfehler‘ aufweisen. Die Hersteller wissen sehr wohl, dass so mancher Feuchte-Folgeschaden im Zusammenhang mit einer Besitzumschreibung (Gebrauchtfahrzeugverkauf) nicht mehr in ihren Gewährleistungs- oder Kulanzbereich fällt. Kulanzansprüche aus ‚zweiter Hand‘ werden meist nicht akzeptiert. Festgestellte Mängel sollten vom Erstbesitzer rechtzeitig reklamiert werden. Tipp: in manchen Fällen kann der Sachverständige den Mangeleintrittszeitpunkt weitgehend eingrenzen. Schimmelpilz und Holzfäule entstehen nicht innerhalb einer Woche. Nach den ersten umfangreichen Erfahrungen mit Dichtheitsproblemen haben die Hersteller - schon im Eigeninteresse - mit Qualitätsverbesserungen reagiert, jedoch mit mäßigem Erfolg. Trotz Dichtheitsgarantien, die sich (im Laufe der letzten 10 bis 15 Jahre) im Wettbewerb übersteigern, gibt es nach wie vor Dichtheitsprobleme. These: Die Dichtheitsgarantien sind nicht zurückzuführen auf verbesserte Dichtmethoden, sondern ein Verkaufsargument – unter Inkaufnahme von Kulanzleistungen. Die Bindung an eine kostenpflichtige jährliche Kontrolle bringt – zumindest dem Vertragshändler – eine Zusatzeinnahme. ZURÜCK ZUM ALLTAG Das Fahrzeug, das im November vorläufig ‚abgestellt‘ wird, hat möglicherweise bereits seit September einen ‚leichten‘ Feuchteschaden erlitten, der ‚auf den ersten Blick‘ nicht zu erkennen ist (Dichtnähte zwischen Dach und Seitenwand, zwischen Aufbau und GFK-Formteil über dem Fahrerhaus bei Teilintegrierten usw.). Eine Dichtnaht ist unter Bewegung aufgerissen, eventuell begünstigt durch eine bei der Fertigung übersehene Luftblase. Nicht zuletzt aus dem Physikunterricht wissen wir, dass sich fast alle Materialien bei hohen Temperaturen ausdehnen und bei niedrigen Temperaturen zusammenziehen. Jahreszeitbedingt (wir unterstellen mal für September eine Durchschnittstemperatur von 20 Grad Celsius) wird im Zusammenhang mit dem Ausdehnungsverhalten aus dem ‚leichten‘ Feuchteschaden im September ein ‚schwerer‘ im November/Dezember (unterstellte Durchschnittstemperatur 15/10 Grad Celsius) – und das zu einer Zeit, zu der das Fahrzeug nicht genutzt und damit selten oder nie kontrolliert wird. Ulrich Kalabis Freier Sachverständiger für Reisemobil und Caravan - Unfallsachverständiger für Beweissicherung Auf der Haide 16, 35043 Marburg, Telefon: (064 21) 48 32 17, Telefax: (064 21) 48 21 43 Email: [email protected] – http://www.gutachter-reisemobil.de Feuchte im Reisemobilaufbau Seite: 2 Kommt dann im Dezember/Januar noch eine Winterreise hinzu, bei der der Innenraum beheizt wird, sind die Voraussetzungen für Schimmelpilzbildung als Folge der Feuchte an Innenwänden (innen!) optimal. Bis zur Dichtheitsprüfung beim Fachhändler im Frühjahr (wir unterstellen einmal kaufdatumsbedingt März) sind die Folgeschäden ganz erheblich. Hinzu kommt das Gesundheitsrisiko durch Schimmel. Fest kalkulierbare Zeiten für Schimmelbildung gibt es nicht. Zu viele Faktoren wirken bei der Entstehung mit: Feuchtegrad, Temperaturen, Materialien, die schimmelpilzhemmend oder –begünstigend wirken. Die Schadenpraxis des Sachverständigen zeigt jedoch, dass wenige Monate ausreichen zwischen Feuchtebildung und Schimmelpilzbildung als Folge. These: die Messintervalle, die im Zusammenhang mit der Hersteller-Dichtheitsgarantie meist ein Jahr betragen, sind zu lang. Es soll aber niemand zugemutet werden, vier mal jährlich seinen Fachhändler aufzusuchen und ca. 40 bis 60 Euro für eine Dichtheitsprüfung ‚hinzublättern‘ – das geht einfacher und mit geringerem Kostenaufwand: Der Fachhandel bietet inzwischen Feuchtigkeitsmessgeräte an, die in ihrer Handhabung äußerst einfach und auch preisgünstig sind. Die Messung erfolgt durch einfaches Auflegen des Gerätes auf die zu messende Oberfläche. Es ist also kein Einstechen in das Messobjekt notwendig. Prüfen wir unsere Bereitschaft, Geld für Zubehör auszugeben: ca. 160 Euro kostet solch ein Messgerät. Wem das zu teuer ist, dem wird empfohlen, eine Gemeinschaftsanschaffung zusammen mit befreundeten Reisemobilisten zu tätigen. Spätestens dann ‚amortisiert‘ sich die Anschaffung. Ein brauchbares Messgerät ist das Modell „GM42“ von Doser (http://www.doser.de). Beim regionalen Reisemobilclub sollte das Messgerät zum Inventar gehören! Vorsicht: die ‚Selbstmessung‘ sollte nicht die jährliche Messung beim Fachhändler ersetzen (Garantie wird verwirkt), sondern drei bis vier mal im Jahr ergänzen. Messtipp: nach einer längeren Wettertrockenphase kann auch eine undichte Seitenwand wieder ‚trocken’ sein. Auch Wasser unterliegt der Erdanziehungskraft. Also – unbedingt Seitenwände unten messen. SCHON ZU SPÄT? Wird Feuchte oberhalb des Toleranzbereiches in Dach, Wand oder Boden gemessen, muss das Fahrzeug ‚ausgetrocknet‘ werden. Zur fachgerechten und sicheren Durchführung muss im Einzelfall der Fachhändler oder die Beratung des Sachverständigen einbezogen werden. Sind bereits Folgeschäden erkennbar wie Fäule oder Schimmel, müssen die befallenen Teile vollständig erneuert werden. Dies wird ohne Fachhändler und/oder Hersteller kaum möglich sein. Achtung: nach erfolgter Reparatur und erstem Regentest erneut Messung durchführen!