Virtuell-analoger Synthesizer Alesis Ion
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Virtuell-analoger Synthesizer Alesis Ion
Fast Forward Play Record Listen Service Test: Alesis Ion 3 Virtuell-analoger Synthesizer Alesis Ion Alesis hat sich Zeit gelassen. Erst spät begann man mit der Entwicklung eines DSP-Synthesizers und zwischen Präsentation und Auslieferung lag dann auch noch mal ein ganzes Jahr. Hat sich das Warten gelohnt? 22 KEYS 10/03 Schickes, übersichtliches Design – wenn auch nicht unbedingt etwas für Analog-Freaks a das Testgerät erst kurz vor Redaktions- Dschluss eintraf, hatten wir im Heft 9/03 den Ion nur kurz vorgestellt und die ersten Eindrücke geschildert. Nun haben wir uns die nötige Zeit genommen, um dem Ion genauer unter die Leichtmetall-Haube zu schauen. Das neue Alesis-Instrument ist sicherlich einer der optisch auffälligsten Synthesizer der letzten Jahre. Das Metallgehäuse, das quadratische Display, die dicken Regler und der Industriedesign-Appeal ist bestimmt nicht jedermanns Geschmack, aber ein selbstbewusstes Statement: Lieb’ mich oder nicht! Und so gehen auch die Ansichten innerhalb der Redaktion auseinander, von rückhaltloser Begeisterung bis hin zum höflichen Schmunzeln. Aber wenden wir uns den Fakten zu. Hardware Der Ion hat als 49-Tasten-Keyboard ein handliches Format. Das Gehäuse ist ziemlich flach, und so nimmt der Ion beim Transport im Auto (Tourbus?) nur wenig Platz in Anspruch. Die Oberfläche ist sehr übersichtlich und orientiert sich weitestgehend am klassischen Synthesizer-Layout. Etwas gewöhnungsbedürftig ist vielleicht, dass die Oszillatoren, Mixerwege und Filter von unten nach oben angeordnet sind. Bis auf Master Volume gibt es nur Endlosregler; da diese keinen LED-Kranz haben, dient das Display als Werteanzeige und wechselt mit jeder Reglerbewegung zum entsprechenden Parameter. Man kann die Anzeige jedoch auch global „einfrieren“, woraufhin sie nur noch beim Aufrufen einer Edit-Seite die jeweiligen Parameter darstellt. 10/03 KEYS Da auch ein leichtes Streifen eines Reglers oder unter ungünstigen Umständen bloße Erschütterungen den Displaywechsel bewirken können, ist der Locked-Mode meist die bessere Wahl. Im Display werden bis zu drei Parameter angezeigt, die mit drei Tastern angewählt und mit einem gerasteten Value-Regler verändert werden. Hier hätte etwas mehr Komfort in Form von drei Value-Reglern nicht geschadet – wechselt man nämlich zwischen zwei Displayseiten, ist immer der erste Parameter automatisch angewählt, so dass man gegebenenfalls erst den Knopf drücken muss, um den gewünschten Parameter zu erreichen. Beim Abgleich von zwei oder mehr Werten, die nicht in der ersten Parameter-Reihe sitzen, kann das mitunter etwas nerven. Die Bedienelemente haben sich das Prädikat „griffig“ redlich verdient. Bei den mit Gummi überzogenen und mit der Oberseite verschraubten Knöpfen dürfte niemand danebengreifen oder gar abrutschen. Aber nicht nur vom haptischen Standpunkt aus sind die Regler erfreulich: Durch die hohe interne Auflösung sind die mit ihnen erzeugten Klangverläufe absolut flüssig – und nicht zu vergleichen mit der normalen MIDI-Stufigkeit und auch nicht mit den geglätteten Werteänderungen bei anderen Synthesizern. Schade ist nur, dass die Beschriftung der Regler zu klein geraten und deswegen bei ungünstigen Lichtverhältnissen schlecht zu lesen ist. Mehr als nette Zugabe zu sehen sind die mit LEDs versehenen Wheels, die mit zunehmender Auslenkung stärker leuchten. Das ist zwar ansehnlicher als die schwarzen Standard-Räder, aber Weich-PVC sieht einfach nicht so edel aus wie das Acryl der Wheels beim Minimoog Voyager. Die Rückseite des Ion bietet die normale Ausstattung: Main- und Aux-Stereo-Out, Stereo-In, zwei Pedalanschlüsse und das MIDI-Trio. Synthware Die Klangerzeugung des Ion gibt sich klassisch: Drei Oszillatoren mit Sync und FM werden gemischt und in zwei Filter geschickt, deren Ausgänge in den Verstärker geführt werden. Gesteuert werden die verschiedenen Elemente mit LFOs, Hüllkurven und Controllern, die in einer Modulationsmatrix zugewiesen werden. Effekte und Drive runden die Klänge ab. Arbeiten wir uns also mal durch den Signalweg… Die drei Oszillatoren des Ion sind identisch aufgebaut und unterscheiden sich nur durch die unterschiedlichen Interaktionsmöglichkeiten. Als Wellenformen stehen Sinus, Dreieck/Sägezahn und Puls bereit. Mit der Shape-Funktion kann jede Wellenform variiert werden, bei der Pulswelle verändert der Parameter natürlich die Pulsbreite. Eine genauere Angabe über den Bereich gibt es leider nicht, aber er dürfte sich dem grafischen Display zufolge zwischen 10 und 90 Prozent bewegen. Eine Modulation bis ins akustische Aus, wie man es von einigen Analoggeräten her kennt, bietet der Ion – wie die meisten virtuellen Synthesizer – nicht. Dabei kann gerade dieser Grenzbereich interessant sein. Die Dreieck/Sägezahnwelle funktioniert ähnlich wie beim Prosynth von Marion Systems oder dem RS-Integrator von Analogue Systems. Ein fallender Sägezahn wird stufenlos zum Dreieck und dann zum steigenden Sägezahn (Ramp) geformt, hier kann schon vor dem Filter eine umfassende Klangänderung vorgenommen werden. D 23 Fast Forward Play Record Listen Service Test: Alesis Ion 4 Audio-Ausgänge und 2 -Eingänge – der kraftvolle Sound des Alesis Ion lässt sich flexibel ins Studio-Setup integrieren Beim Sinus werden mit Shape Obertöne hinzugefügt, die einen leicht orgelartigen Sound hervorbringen. Die Shape-Einstellungen gelten für den Oszillator, nicht für die einzelnen Wellenformen. Hat man zum Beispiel Dreieck/Sägezahn vollständig zum Sägezahn gebogen und wechselt dann zum Pulse, ist dieser auf die minimale Pulsweite eingestellt. Wählt man den Sinus, erklingt dieser mit den Obertönen. Die Oszillatoren 1 und 2 lassen sich ringmodulieren, das Ausgangssignal steht im Mixer separat zur Verfügung. Der Ion beherrscht auch die Oszillatorsynchronisation und zwar auf die sanfte und die harte Tour, sprich Soft- und Hardsync.Dabei fungiert Oszillator 1 als Master, der entweder nur Oszillator 2 oder die Oszillatoren 2 und 3 synchronisiert. Werden die beiden Slaves entgegengesetzt moduliert, entstehen sehr ausdrucksstarke SyncSounds, die in dieser Form nicht jeder Synthesizer bietet. Zu guter Letzt gibt es auch noch eine kleine FM-Abteilung: Oszillator 1 ist immer der Carrier, der unterschiedlich moduliert werden kann. Zur Auswahl stehen drei Konfigurationen: 1) nur Oszillator 2 arbeitet als Modulator, 2) die Oszillatoren 2 und 3 modulieren den Carrier jeweils direkt, 3) Oszillator 3 moduliert Oszillator 2 und dieser dann den Carrier. Der FM-Amount kann über die Modulationsmatrix mit LFO, Hüllkurve, Controllern etc. gesteuert werden. Die 17 Filtertypen des Ion Bei jedem der beiden Ion-Filter hat D man die Wahl zwischen den folgenden Filtertypen, die zum Teil nach legendären analogen Vorbildern modelliert wurden. • MG 4-Pole Lowpass: 24-db-Tiefpass nach Moogschaltung, typischer runder Sound, ausgeprägte Resonanz mit Selbstoszillation • OB 2-Pole Low/Band/High: drei Varianten des 12-db-Oberheim-SEM-Filters (Curtis-IC 3320), weicher Klang, gut für Pads, Resonanz arbeitet weniger heftig als beim mg 4-pole • RP 4-Pole Lowpass: 24-dB-Tiefpass à la ARP2600, das Filter verzerrt den Klang bei höherem Eingangspegel, klingt ziemlich rau • TB 3-Pole Lowpass: 18-dB-Tiefpass mit TB-303-Anleihen, neigt etwas zum Overdrive, jedoch weniger als das RP-Filter • JP 4-Pole Lowpass: 24-db-Tiefpass, angelehnt an den Jupiter-8, noch sanfter als das OB-Filter, Resonanz arbeitet sehr zurückhaltend, die optimale Alternative zu MG und RP. • 8-Pole Lowpass: 48-dB-Tiefpass, möglicherweise inspiriert vom Doepfer A-108, 24 Resonanz reagiert ähnlich maßvoll wie beim JP-Filter, klingt durch die größere Flankensteilheit jedoch anders • 8ve Dual Bandpass: zwei 12-dB-Bandpässe im Oktavabstand, aggressiver als OB-Bandpass, gut geeignet für komplexes Material • 6-Pole Bandpass: 36-dB-Bandpass, zwar steilflankig, aber mit gebremster Resonanz • Phase Warp: acht serielle Allpassfilter erzeugen wie in einem analogem Phaser vier harmonische Bandsperren, schöne Alternative zur Effektsektion • Comb Filter 1/2: zwei Allpassfilter mit leicht unterschiedlichem Charakter; auch bei der klassischen Anwendung mit Rauschen kommt kein so prägnanter Klang zu Stande wie zum Beispiel beim Korg Prophecy • Vocal Formant 1/2/3: kombinierte Bandpässe, die unterschiedliche Formanten erzeugen; hohe Resonanz für deutliche Effekte nötig • Band Limit: variabler Bandpass aus einem 12-dB-Hoch- und einem 12-dBTiefpass, Resonanz steuert die Bandbreite Klare FM-Sounds erhält man, wenn man mit Sinuswellenformen arbeitet. Auch das Verwenden der anderen Wellenformen und/oder das Modulieren des Shape-Parameters beim Carrier kann recht brauchbare Sounds hervorbringen. Komplexere Klänge à la DX7 oder gar FM7 sind dem Ion jedoch nicht zu entlocken. Mixer 1 trägt den Namen Pre-FilterMix, und das sagt eigentlich schon fast alles: Hier werden die Signale der drei Oszillatoren, des Ringmodulators, das Rauschen (pink oder weiß) und der externe Eingang zusammengeführt und in die Filter geleitet. Der External-In benötigt einen Notentrigger um das Signal hörbar zu machen,da es beim Ion wie bei den meisten Synthesizern keinen Envelope Follower und keine HoldFunktion gibt. Pro Signal kann man bestimmen, ob beide Filter mit gleichem oder unterschiedlichem Pegel angesteuert werden. Im Signalweg des Mixer-Menüs wird auch festgelegt, ob der Ausgang von Filter 1 in Filter 2 geroutet wird, womit man einen seriellen Betrieb realisieren kann. Die Level- und Balance-Parameter des Mixers sind nicht nur statisch einstellbar, sondern können auch via Modulationsmatrix von allen Quellen gesteuert werden. Filter Beim Filter hat sich Alesis etwas Interessantes einfallen lassen. Beide Filter können mit einem von 17 möglichen Typen arbeiten (siehe Kasten). Dabei handelt es sich nicht einfach um mehrere Varianten mit unterschiedlichen Flankensteilheiten, sondern um Filter mit spezifischen Charakteristiken. Besonders die sechs Tiefpässe unterscheiden sich stark in Klang und Resonanzverhalten. Neben einigen Emulationen bekannter Vorbilder werden auch verschiedene Eigenkreationen geboten. Das MG- und das TB-Filter können in Eigenschwingung versetzt werden. Dies jedoch auf etwas ungewöhnliche Weise, nämlich nur dann, wenn mindestens ein Oszillator mit mindestens dem Wert 1 im Mixer D KEYS 10/03 Fast Forward Play Record Listen Service Test: Alesis Ion Cutoff-Regler von Filter 2 bestimmt dann den Abstand der beiden Filterfrequenzen. Das große Display des Ion arbeitet gut mit den vielen Reglern zusammen Die beiden Multimodefilter des Ion besitzen jeweils eigene Regler Mixer 2 trägt den Namen Post-FilterMix, und auch das sagt eigentlich schon fast alles: Hier lassen sich die Ausgangspegel der beiden Filter mischen und im Panorama platzieren. Der Nutzen dieser Einrichtung wird schnell klar, wenn man mit hohen Resonanzwerten arbeitet: Hier kann man Pegelspitzen justieren und Übersteuerungen abfangen, ohne die eigentlichen Filterwerte zu verändern.Denn auch ein Reduzierung des Filtereingangpegels kann sich auf den Klang auswirken, etwa beim RP-Filter. Außerdem kann zusätzlich zu den Filterausgängen auch eine weitere Klangquelle hier – an den Filtern vorbei – zugemischt werden. Zur Auswahl stehen nicht nur die einzelnen Oszillatoren, sondern auch der Ringmodulator, Noise und die Input-Mischungen für die beiden Filter. Lediglich das External-In-Signal bleibt außen vor.Als Besonderheit kann im Post-Filter-Mixer das Signal des Filter 1 invertiert werden, wodurch interessante Phasenauslöschungen oder auch Peaks im Zusammenspiel mit den Signalen von Filter 2 und dem Pre-Filter-Mix entstehen können. Effekte Übersichtlich: Die wichtigsten Parameter der Oszillatoren besitzen einen Regler. Alles weitere wird über das Display eingestellt geöffnet ist. Erst dann erzeugt das Filter einen Ton. Die Wellenform ist bei 1 zwar fast nicht hörbar, aber gewöhnungsbedürftig ist das schon. Selbstverständlich klingt der Ion bestenfalls entfernt nach den etwas verklausuliert benannten Filter-Vorbildern, denn neben den Filtern sind für den jeweiligen Eigenklang der Klassiker ja auch die Oszillatoren, der VCA und die Modulatoren verantwortlich, die hier nicht simuliert werden. Man sollte die unterschiedlichen Filter „nur“ als verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Klangeigenschaften für spezifische Anwendungen sehen, und in dieser Hinsicht bietet der Ion eine größere Flexibilität als die meisten Synthesizer. Die beiden Filter des Ion sind identisch aufgebaut, lediglich der Off-set-Parameter von Filter 2 existiert nur einmal: Wird Filter 2 in den Off-set-Mode versetzt, sind die beiden Filter gekoppelt und können vom Cutoff-Regler 1 (und den angelegten Modulationen) gemeinsam gesteuert werden. Der 26 Ein Dynamic/Drive-Effekt in der OutputAbteilung peppt den Sound mit einem von sechs Algorithmen noch einmal auf. Ein Kompressor und ein Limiter sorgen für einen ausgeglichenen Pegel und heben die Lautstärke etwas an. Der Kompressor lässt durch seine mittlere Regelzeit noch Platz für die Attacks, was sich besonders bei Bässen und Sequencersounds bezahlt macht. Vier weitere Algorithmen sorgen für leichten Overdrive bis hin zu heftiger Distortion. Außer dem Drive-Level lässt sich an den Output-Effekten nichts editieren. Der Dynamic/Drive-Effekt hat den Nachteil, dass der Sound des Ion im BypassModus etwas weniger kräftig wirkt, weil man sich an den komprimierten Sound gewöhnt hat und auch viele Presets davon Gebrauch machen. So neigt man dazu, zumindest den einfachen Kompressor permanent in Betrieb zu haben, was allerdings zum Beispiel bei Flächensounds nicht immer angebracht ist. Natürlich besitzt der Ion auch einige andere typische Synthesizer-Effekte. Alesis hat diesmal nicht den üblichen Quadraverb-Chip eingesetzt, sondern lediglich solche Effekte integriert, die vom Haupt-DSP mitberechnet werden.Dabei handelt es sich in erster Linie um Modulationseffekte wie Phaser, Flanger, Chorus sowie einen 40Band-Vocoder und ein einfaches Slap-BackDelay. Die sieben Algorithmen können im Gegensatz zum Drive-Effekt recht detailliert editiert werden. Die Modulationseffekte verfügen sogar über einen temposynchronen LFO. Beim Vocoder kann man erwartungsgemäß nicht alle 40 Bänder manuell einstellen, es gibt nur die Funktion Band Shift. Beim Synthese- und Analysesignal hat man die freie Wahl zwischen Effekt Send,Aux Bus, External-In Left und External-In Stereo. Während Drive pro Sound, und damit im Multimode vier mal zur Verfügung steht, sind die anderen Effekte nur auf dem Master anwendbar. Im Multimode gilt dann nur der programmierte Effekt des ersten Sounds, will man diesen umgehen, muss man die anderen Sounds über den zweiten Ausgang schicken. Modulatoren und die Matrix Hardsync-, FM- und Filter-Sounds leben von Modulationen – um solche auszuführen, stehen drei Hüllkurven, zwei LFOs und eine Sample&Hold-Einheit zur Verfügung. Die Hüllkurven haben zwar die normale ADSR-Struktur, weisen aber einige Besonderheiten auf. Ähnlich wie beim Andromeda, wenngleich nicht so detailliert, lassen sich für Attack, Decay und Release nicht nur die Zeiten sondern auch die Slopes verändern. Es kann jeweils ein logarithmischer, linearer oder exponentieller Verlauf eingestellt werden. Besonders perkussive Filter-Sounds und FM-Klänge gewinnen durch diese Funktion. Die Regelzeiten liegen zwischen 0,5 ms (2,0 bei Release) bis 30 Sekunden. Sustain ist ebenfalls in der Dauer und nicht nur wie sonst üblich im Level einstellbar. Eine weiter Spezialität ist die Loopfunktion, mit der die Hüllkurve als ZusatzLFO arbeiten kann. Die LFOs können in einem angenehm weiten Bereich geregelt werden, nämlich von 0,01 bis 1.000 Hz. Bei Bedarf lässt sich das Tempo mittels verschiedener Teilerfaktoren zur Clock synchronisieren. Die S&HEinheit bietet die gleichen Werte, man kann aber den Clock-Input wählen. Beim Blick auf die Edit-Seite der LFOs vermisst man die Wahl der Wellenform. Und tatsächlich wird diese nicht beim LFO eingestellt – es ist die Matrix, wo alle Wellenformen (Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck) gleichzeitig und sogar in zwei Varianten, normal und 90° in der Phase gedreht, abrufbar sind. Die Matrix ist standardmäßig aufgebaut: In 12 Verknüpfungen pro Sound D KEYS 10/03 Fast Forward Play Record Listen Service Test: Alesis Ion Presets und Klang Der Ion bringt vier Bänke mit je 128 Presets mit. Nur eine der Bänke kann Anwenderprogramme speichern, die anderen drei sind nicht überschreibbar. Angesichts der Möglichkeiten des Ion sind 128 User-Plätze zu wenig und so muss man auf SoundDumps zurückgreifen. Ein Großteil der Werkspresets ist an klassische Analogklänge angelehnt. Frische, trendige Sounds wie zum Beispiel im Access Virus findet man eher wenige, bei entsprechender Programmierung ist der Ion jedoch auch zu solchen Klängen fähig. Besonders im Dunkeln schön – die vielen LEDs des Ion werden Quellen und Ziele mit einstellbarer Modulationstiefe und wählbarem Off set verschaltet. Als Quellen stehen neben den LFOs und Hüllkurven auch die Wheels, Velocity und MIDI-Controller zur Auswahl. Modifiziert werden können die Quellen mit dem Tracking Generator, der Steuersignale glättet oder auch bewusst stufig machen kann. Als Ziele sind so gut wie alle Parameter (unter anderem auch die Effekte) adressierbar, wenngleich auf die Modulationstiefen anderer Verknüpfungen kein Einfluss genommen werden kann. Jedoch sind wenigstens die Amplituden von LFOs und Hüllkurven steuerbar. Der Ion verfügt auch über einen Arpeggiator, der 31 verschiedene Patterns und einen Random-Betrieb bietet. Pro Pattern kann man mehrere Parameter variieren: 2 bis 16 Steps, Oktavenumfang, Notenfolge, Tempoteilung. Daraus ergeben sich viele Kombinationsmöglichkeiten, die vom klassischen Arpeggio bis hin zu kleinen Grooves reichen. 28 Der Grundklang des Ion ist wirklich gelungen. Bei den Oszillatoren wurde auf einen analogen Sound und entsprechendes Verhalten geachtet – und das sehr überzeugend. So werden die Wellenformen permanent erzeugt und die Stimmen im CycleModus abgerufen, was eine gewisse Abwechslung mit sich bringt, da die Oszillatoren nicht automatisch in Phase sind. In Verbindung mit dem Parameter Analog Drift kann der Ion sehr authentisch analog klingen, jedoch kommt es in den ganz oberen Lagen zu Nebengeräuschen (Aliasing). Die Höhen sind insgesamt leicht bedeckt, was sich allerdings mit einem EQ einfach wieder aufholen lässt. Im Bassbereich hingegen zeigt sich der Ion von seiner besten Seite, hier drückt der Sound so kräftig, dass man mitunter korrigierend eingreifen muss. In einigen Internetforen wird der Ion, obwohl er achtstimmig polyfon ist, als der neue Bass-Synthesizer gepriesen. Mit Sync und FM hat der Ion aber auch genügend Schärfe für markante Leadsounds zu bieten. Die Hüllkurven sind, auch dank der drei einstellbaren Slopes, ausreichend schnell für alles Perkussive, also Drums, Bässe, Leads und Sequencersounds. Und ob man nun kräftige Bässe, verzerrte Leads oder flummige Flächen erstellen will – dank der verschiedenen Filter lässt sich praktisch immer der passende Charakter zum gewünschten Klang finden. Der Ion, die Welt und das Fazit Alesis wagt einen späten Einstieg in das virtuell-analoge Marktsegment – und das ist bereits gut besetzt. Die Platzhirsche wie Access Virus Indigo, Clavia Nordlead 3 oder Waldorf Q bieten mehr Stimmen, Effekte und eine üppigere Ausstattung, kosten dafür aber auch ein ganzes Stück mehr.Aber auch in n der Preisgruppe um die 1.000 Euro stehen mehrere starke Konkurrenten bereit, die zumindest auf dem Papier mehr bieten: Da wäre etwa Novations KS4, der mit 16 Stimmen und 6 Effekten pro Part aufwarten kann. Für etwa 350 Euro mehr bekommt man den aktualisierten Clavia Nordlead 2X, der 16 Stimmen und 10 Drumkits bietet und dessen Sound als Referenz gilt. Der microKorg schafft es zwar, den Ion in Sachen Polyfonie zu unterbieten, kostet dafür aber auch nur die Hälfte. Wenn man auf die Tastatur verzichten kann, stehen außerdem noch Virus Rack/XL, MicroQ, KS-Rack und Nordrack zur Auswahl. Der Ion kontert mit einem entscheidenden Argument – dem Klang. Der ist einfach satt und komplex und kommt so nahe an seine analogen Vorbilder heran,wie sonst kaum ein digitaler Synthesizer vor ihm. Das liegt vor allem an den wirklich gut und unterschiedlich klingenden Filtermodellen, die interne und externe Sounds ordentlich in die Mangel nehmen. Der Ion ist ein Synthesizer für Puristen, ohne viele Stimmen oder aufwendige Effekte. Keine Maschine, auf der man eine komplette Produktion fahren kann, sondern ein charismatisches Solo-Instrument. Ein Synthesizer eben. Am Äußeren werden sich die Geister scheiden, aber das Innenleben ist über jeden Zweifel erhaben. der Jim/ugh// Alesis Ion Auf der KEYS-CD stellen wir Ihnen einige Sounds des Ion und die verschiedenen Filtermodelle vor. Track 3 Vertrieb Alesis Internet www.alesis.com Preis ca. 1.099 € Konzept 8-stimmiger virtuell-analoger Synthesizer mit 49 Tasten-Keyboard, Effekten und Arpeggiator Technische Anschlüsse: Daten Main-Out, Aux-Out, StereoIn, MIDI-In/Out/Thru, 2x Pedal, Kopfhörer + sehr flexible Filtersektion, guter „analoger“ Grundklang, stufenlose Reglerbewegungen - Beschriftung zu klein, leichtes Aliasing in den obersten Tonlagen KEYS 10/03