Grundglieder
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Grundglieder
FH Praktikum: Merseburg Automatisierungstechnik FB Elektrotechnik Regelungstechnik 1 - Grundglieder: Analyse im Zeit und Frequenzbereich 1 Vorbetrachtungen: Das Übertragungsverhalten von linearen Regelkreiselementen wird vorwiegend durch Sprungantworten bzw. Übergangsfunktionen sowie durch Differentialgleichungen und Frequenzgänge beschrieben. Zu den elementaren Übertragungsgliedern gehört das PT1-Glied (Verzögerung erster Ordnung) und das I-Glied (integrierendes Verhalten). Elementare Übertragungsglieder können zu komplizierten Übertragungsblöcken zusammengeschaltet werden. Das Verhalten im Zeitbereich kann durch Sprungantworten ermittelt werden. Dazu wird das Übertragungsglied mit einem sprungförmigen Eingangssignal beaufschlagt und der zeitliche Verlauf des Ausgangssignals aufgenommen. Das Verhalten im Frequenzbereich kann experimentell ermittelt werden, indem man ein sinusförmiges Eingangssignal an den Eingang des Übertragungsgliedes anlegt und die Amplitude und die Phase des ebenfalls sinusförmigen Ausgangssignals (punktweise) in Abhängigkeit von der Frequenz aufnimmt. Man erhält den Amplitudengang und den Phasengang des Übertragungsgliedes als Beschreibungsmittel. 1.1 Kennfunktionen des dynamischen Übertragungsverhaltens eines Systems g(t) u(t) ↔ G(f) ↔ U(f) x(t) ↔ X(f) • die Gewichtsfunktion (Stoßantwort) g(t ) • die Übergangsfunktion (Sprungantwort) h( t ) Kennfunktionen im Zeitbereich • der Frequenzgang G( f ) bzw. G( jω ), ω = 2πf • die Übertragungsfunktion G( p) Kennfunktionen im Frequenzbereich Praktikum Seite 1/10 Regelungstechnik Praktikum: Merseburg FH Automatisierungstechnik FB Elektrotechnik Regelungstechnik 1 - Grundglieder: Analyse im Zeit und Frequenzbereich Der Zusammenhang zwischen diesen Kennfunktionen ist wie folgt gegeben: g(t ) Fourier − Transformation } ↔ ∫ g(t )dt ↓↑dh(t ) / dt G ( f ) bzw. G( jω ) p = δ + j 2πf h(t ) ↓↑δ = 0 G( p) Allgemein gilt: X ( f ) = U ( f ) ⋅ G( f ) bzw. X ( jω ) = U ( jω ) ⋅ G( jω ) bzw. X ( p) = U ( p) ⋅ G( p) 1.2 Das PT1-Glied: u(t) x(t) G(p) Die Differentialgleichung des PT1-Gliedes lautet: x( t ) + T1 dx( t ) = Ku( t ) dt Mit u( t ) = σ( t ) (Einheitssprung) erhält man die Sprungantwort (Übergangsfunktion) h( t ) = K ⋅ 1 − e− t T1 ( ) T1 1 0,63 0 0 t dh( t ) K − t T1 = e erhält man die Gewichtsfunktion und daraus durch dt T1 K Laplace-Transformation die Übertragungsfunktion: G( p) = 1 + pT1 Mit g( t ) = Praktikum Seite 2/10 Regelungstechnik FH Praktikum: Merseburg Automatisierungstechnik FB Elektrotechnik Regelungstechnik 1 - Grundglieder: Analyse im Zeit und Frequenzbereich Mit der Substitution p = jω bekommt man schließlich den Frequenzgang: K G( jω) = = G( jω ) e jϕ(ω ) 1 + jωT1 K und ϕ(ω ) = − arctan(ωT1) mit G( jω ) = 1 + ω 2T12 Der Frequenzgang wird gewöhnlich in logarithmischer Abhängigkeit von der Kreisfrequenz ω nach Betrag 20 log G( jω) in dB (Dezibel) und Phase ϕ(ω) dargestellt. Für das PT1-Glied gilt: 20log|G(jω )| ϕ(ω) 10 1 T1 10 20log(K) 0 1 10 -10 1 T1 100 1000 ω -20dB/Dek 0 -10 1 100 1000 ω -20 -30 -40 -20 10 -45° -50 -60 -30 -70 -80 -40 -90 Verwendet man ein sinusförmiges Meßsignal der Frequenz ω1 , so ist G( jω1) = X 0 U 0 das Verhältnis der Amplituden des Eingangssignals und des Ausgangssignals. ϕ(ω1) ergibt sich aus der zeitlichen Verschiebung ∆t des Ausgangssignals gegenüber ∆t ⋅ 180°⋅ω dem Eingangssignal zu ϕ(ω ) = π 1.3 Das I-Glied Das dynamische Verhalten des I-Gliedes wird im Zeitbereich durch die Differentialgleichung t 1 x( t ) = ∫ u( t )dτ + x( 0) TI 0 beschrieben. Praktikum Seite 3/10 Regelungstechnik FH Praktikum: Merseburg Automatisierungstechnik FB Elektrotechnik Regelungstechnik 1 - Grundglieder: Analyse im Zeit und Frequenzbereich Die Übertragungsfunktion lautet G( p) = 1 pTI und der Frequenzgang dementsprechend 1 1 G( jω) = = G( jω) e jϕ(ω ) mit G( jω) = und ϕ(ω ) = −90° jωTI ωTI Die Sprungantwort ergibt sich zu: u(t)=U 0 σ (t) x(t) G(p) u(t) x(t) k t I U0 t t mit u( t ) = U 0 ⋅ σ( t ) ⇔ X ( p) = U ( p) ⋅ G( p) = U0 = U ( p) p U0 1 U 1 U ⋅ = 0 ⋅ 2 ⇔ 0 ⋅ t = x( t ) p pTI TI p TI { kI 1.4 Das D-Glied Als Zusammenhang zwischen Eingangs- und Ausgangsgröße im Zeitbereich erhält man für das differenzierende Glied die Differentialgleichung: x( t ) = TD Die Übertragungsfunktion lautet und der Frequenzgang Praktikum du( t ) dt G( p) = TD p G( jω) = TD jω Seite 4/10 Regelungstechnik FH Praktikum: Merseburg Automatisierungstechnik FB Elektrotechnik Regelungstechnik 1 - Grundglieder: Analyse im Zeit und Frequenzbereich Die Rampenantwort ergibt sich zu u(t) x(t) G(p) u(t) x(t) kI t X0 t t mit u( t ) = kI ⋅ t ⇔ X ( p) = U ( p) ⋅ G( p) = kI = U ( p) p2 kI k ⋅T ⋅ TD ⋅ p = I D ⋅ ⇔ k1 ⋅T I2 D ⋅ σ( t ) = x( t ) 2 3 p p U0 Praktikum Seite 5/10 Regelungstechnik FH Praktikum: Merseburg Automatisierungstechnik FB Elektrotechnik Regelungstechnik 1 - Grundglieder: Analyse im Zeit und Frequenzbereich 2 Versuchsdurchführung Die Versuchsdurchführung erfolgt auf Basis einer PC-Simulation mit dem blockorientierten Simulationssystem BORIS. 2.1 Analyse im Zeitbereich Aufgabe 1: Nehmen Sie mit Hilfe eines Signalgenerators und eines Oszillographen die Sprungantworten des PT1-Gliedes (Superblock pt1glied.sbl) und des I-Gliedes (Superblock i_glied.sbl) auf und ermitteln sie die Systemparameter T1 bzw. TI graphisch. Versuchsanordnung: Parameter des Meßsignals: Typ: Puls Simulationsparameter: Simulationsdauer: 10 sec Amplitude: 1 Schrittweite: 0.1 sec Simulationsverfahren: Euler Einstellungen am Oszillographen: a) Analyse des PT1-Gliedes Zeitablenkung: 2 sec pro Rastereinheit 1. Kanal: Empfindlichkeit: Nullpunktverschiebung: 2. Kanal: Empfindlichkeit: Nullpunktverschiebung: Praktikum 1 V pro Rastereinheit +1 Rastereinheit 1 V pro Rastereinheit -1 Rastereinheit Seite 6/10 Regelungstechnik FH Praktikum: Merseburg Automatisierungstechnik FB Elektrotechnik Regelungstechnik 1 - Grundglieder: Analyse im Zeit und Frequenzbereich b) Analyse des I-Gliedes Zeitablenkung: 2 sec pro Rastereinheit 1. Kanal: Empfindlichkeit: Nullpunktverschiebung: 2. Kanal: Empfindlichkeit: Nullpunktverschiebung: 1 V pro Rastereinheit +1 Rastereinheit 2.5 V pro Rastereinheit -1 Rastereinheit Aufgabe 2: Nehmen Sie die Rampenantwort (Anstiegsantwort) des D-Gliedes (Superblock d_glied.sbl) auf und ermitteln Sie TD graphisch. Zum Erzeugen der Rampenfunktion (Anstiegsfunktion) nutzen Sie bitte das I-Glied. Versuchsanordnung: Parameter des Meßsignals: Typ: Puls Simulationsparameter: Simulationsdauer: 10 sec Amplitude: 1 Schrittweite: 0.1 sec Simulationsverfahren: Euler Einstellungen am Oszillographen: Zeitablenkung: 2 sec pro Rastereinheit 1. Kanal: Empfindlichkeit: Nullpunktverschiebung: 2. Kanal: Empfindlichkeit: Nullpunktverschiebung: Praktikum 5 V pro Rastereinheit +1 Rastereinheit 1 V pro Rastereinheit -1 Rastereinheit Seite 7/10 Regelungstechnik FH Praktikum: Merseburg Automatisierungstechnik FB Elektrotechnik Regelungstechnik 1 - Grundglieder: Analyse im Zeit und Frequenzbereich 2.2 Analyse im Frequenzbereich Aufgabe 3: Ermitteln Sie für alle drei Grundglieder (Superblöcke pt1glied.sbl; i_glied.sbl; d_glied.sbl) punktweise die Amplituden und Phasengänge. Nutzen Sie als Signalquelle einen Sinusgenerator und als Meßgerät zur Aufnahme der Amplituden des Eingangssignals und des Ausgangssignals und der Phasenverschiebung die Baugruppe ”Zeitverlauf”. Meßanordnung: Parameter des Meßsignals: Typ: Sinus Amplitude: 1 V Simulationsparameter: Simulationsdauer: ! frequenzabhängig Schrittweite: 0.01 sec !!! Einstellungen am Meßgerät: Skalierung: automatisch Frequenz: s. Tabellen Simulationsverfahren: Euler Alle Kurven in einem Diagramm Tragen Sie die Meßergebnisse in die angefügten Tabellen ein und erstellen Sie daraus die Graphiken der Amplituden und Phasengänge der Grundglieder. Ermitteln Sie aus den Graphiken die Zeitkonstanten der Grundglieder. Praktikum Seite 8/10 Regelungstechnik Frequenzanalyse des PT1-Gliedes: Kreisfrequenz Amplitude des Meßsignals Amplitude des Ausgangssignals ω U0 X0 Dämpfung [dB] Zeitverzögerung X 20 log G( jω) = 20 log 0 U0 ∆t Phasenverschiebung ϕ(ω) = ∆t ⋅ 180°⋅ω π 0.05 0.1 0.2 0.5 1.0 2.0 5.0 10.0 20.0 50.0 Praktikum Seite 9/10 Regelungstechnik Frequenzanalyse des I-Gliedes: Kreisfrequenz Amplitude des Meßsignals ω U0 Amplitude des Ausgangssignals X0 Dämpfung [dB] Zeitverzögerung X 20 log G( jω) = 20 log 0 U0 ∆t Dämpfung [dB] Zeitverzögerung X 20 log G( jω) = 20 log 0 U0 ∆t Phasenverschiebung ϕ(ω) = ∆t ⋅ 180°⋅ω π 0.1 0.5 1.0 5.0 10.0 Frequenzanalyse des D-Gliedes: Kreisfrequenz Amplitude des Meßsignals ω U0 Amplitude des Ausgangssignals X0 Phasenverschiebung ϕ(ω) = ∆t ⋅ 180°⋅ω π 0.1 0.5 1.0 5.0 10.0 Praktikum Seite 10/10 Regelungstechnik