11/1944 - 2/1945: Dachau-Außenlager Mühldorf

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11/1944 - 2/1945: Dachau-Außenlager Mühldorf
Katy Teubener / Eleonore Kattwinkel (2010): GoogleMap „David Tzur“. URL:
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11/1944 - 2/1945: Dachau-Außenlager
Text von Mathias Dünnwald
Mühldorf
Im Sommer 1944 wurden in der Umgebung von Mühldorf mehrere Lager errichtet. Sie
gehörten zu einem Komplex von Außenlagern, der dem KZ Dachau unterstellt war.
Kommandant war SS-Sturmbannführer Walter Langleist, sein Vertreter war der SSHauptscharführer Sebastian Eberl. Das Lager war unterteilt in das Stammlager, das Lager
Mettenheim M I, die Waldlager V und VI, das Lager Mittergras, sowie das Lager Thalham
(Hammermann 1999, S. 80, f.). Durch die Schäden aufgrund alliierter Bombardierung
ging die Produktion der deutschen Flugzeugindustrie im Jahre 1944 stark zurück. Um
diesen
Verlust
wieder
wettzumachen,
plante
die
NS-Regierung
den
Bau
von
unterirdischen Produktionshallen. Dort sollten Teile der Messerschmitt 262, des ersten
Düsenflugzeugs, gefertigt werden (Ervin-Deutsch 1986, S. 78). Diese Anlagen sollten
aufgrund ihrer fünf Meter dicken Betondecke jedem Bombardement standhalten. Der
Deckname dieser Aktion lautete „Weingut I“ (Raim 2008, S. 71). Den Auftrag zur
Realisierung des Projekts bekam die „Organisation Todt“ (Raim 2008, S. 71), die zur
Errichtung und Instandsetzung kriegswichtiger Bauten und Verkehrswege gegründet
worden war (Brockhaus 1998 „Organisation Todt“). Himmler gab den Befehl, 100.000
ungarische Juden für den Bau solcher Bunker zur Verfügung zu stellen. (Hammermann
1999, S. 79).
Kaufering
Auch bei Kaufering wurde 1944 mit dem Bau von unterirdischen Rüstungsfabriken
begonnen, um dort die Messerschmitt 262 zu produzieren (Raim 2008, S. 71). So
entstanden zwischen Juni und Oktober 44 insgesamt 15 verschiedene Außenlager
(Gutman 1998, S. 746), wobei vermutlich nicht alle Lager gleichzeitig bestanden (Raim
2008, S. 73). Die Lager bei Kaufering und bei Landsberg am Lech bildeten zusammen
den größten Außenlagerkomplex des KZs Dachau (Raim 2008, S. 72). Die Anzahl der
Häftlinge
lag in größeren Außenlagern zwischen 3.000 und 4.000 und bei einigen
hundert in den kleineren Lagern (Raim 2008, S. 73), insgesamt waren es in etwa 30.000
(Raim 2008, S. 75). Die ersten Häftlinge kamen aus dem KZ Auschwitz, weitere ab Mitte
Juli aus den Konzentrationslagern Schaulen und Kauen, sowie aus Stutthoff (Raim 2008,
S. 74).
In diesen Lagern wurden zum größten Teil Bauarbeiten durchgeführt: Zement von Zügen
laden, Gleise bauen, Rohre verlegen, Holzfällen, aber auch der Einsatz als Erntehelfer bei
Bauern in der Umgebung (Raim 2008, S. 81 f.). Durch die harten Arbeitsbedingungen,
die katastrophalen Zustände in den Lagern, den Mangel an Verpflegung und sanitären
Anlagen auf den Baustellen starb in den Kauferinger Außenlagern etwa jeder zweite
Häftling (Raim 2008, S. 82 ff.).
Quellen
Brockhaus (1998): Die Enzyklopädie. Band 16. Nore-Pert. Leipzig, Mannheim: Brockhaus.
Ervin-Deutsch, L. (1986): Nachtschicht im Arbeitslager III in Kaufering. Erinnerung. In:
Benz, W., Distel, B. (Hrsg.) (1986): Dachauer Hefte 2. Sklavenarbeit im KZ. Dachau:
Verlag Dachauer Hefte, S. 79-122.
Gutman, I. (Hrsg.) (1998): Enzyklopädie des Holocausts. Die Verfolgung und Ermordung
der europäischen Juden. Band II. H-P. München: Piper Verlag GmbH, S. 587-1174.
Hammermann, G. (1999): Die Dachauer Außenlager um Mühldorf. In: Benz, W., Distel,
B. (Hrsg.) (1999): Dachauer Hefte 15. KZ-Außenlager – Geschichte und Erinnerung.
Dachau: Verlag Dachauer Hefte, S. 77-98.
Raim, E. (2008): Die KZ-Außenkomplexe Kaufering und Mühldorf. In: Benz, W.,
Königseder, A. (Hrsg.) (2008): Das Konzentrationslager Dachau. Geschichte und Wirkung
nationalsozialistischer Repression. Berlin: Metropol Verlag, S. 71-88.