Das Glamour-Girl aus Goldau

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Das Glamour-Girl aus Goldau
HÖREN
HÖRSPIEL
Das Glamour-Girl aus Goldau
Vom Rigi-Nordhang in die
weite Welt hinaus: Die
Innerschweizer Autorin
Margrit Schriber widmet
sich im Hörspiel der
unglaublichen Geschichte
der Nackttänzerin Syra
Marty.
«Es gaht immer»
Anschaulich aufbereitet wurde
die Geschichte dieser legendären
Burlesque-Tänzerin in der FilmDokumentation «Syra Marty.
Dächli-Leni Goes To Hollywood» (2009) des Schwyzer Regisseurs Roger Bürgler. Drei Jahre
später veröffentlichte Margrit
Schriber den biografischen Roman «Syra, die Stripperin». Auf
der Grundlage ihres Buches hat
die Autorin ihr Hörspiel «Syra –
Die Nackttänzerin» verfasst.
Im Hörspiel begegnet man der
alten Syra (Yvonne Kupper) in
Florida. Jenny (Ulrike Krumbiegel) ist Mitarbeiterin des katholischen Sozialdienstes. Ihr Besuch
in Syras früherem Haus bringt
Erinnerungen und Geschichten
an den Tag. In Rückblenden wer-
20
Meistfotografierte
Frau der 1940er:
Josephina
Magdalena Marty
alias Syra
(1921–2011)
den Szenen aus Syras bewegtem
Leben hörbar (die junge Syra: Karin Wirthner): Ein Leben fast wie
aus einem Hollywood-Film.
Mit Anfang 20 zieht es die
Schwyzerin nach Zürich, an die
Langstrasse. Hier landet sie statt
als Tänzerin vorerst als Zigarettenverkäuferin in einem einschlägigen Lokal. Der Artist Billy
Frick, der Männer in Uniform
liebt, wird ihr Manager und
Schein-Gatte. Im Niederdorf-Lokal «Bierhalle Wolf» feiert Syra
Premiere als sogenannte Schönheitstänzerin. Ein Flop vorerst.
Doch Billys Plan sollte aufgehen:
«Ich mache aus einer Berggeiss
eine Gazelle.» Und Syra ist ebenso überzeugt: «Es muess ga, hani
Buch
mer gseit. Und es isch gange. Es
gaht immer.»
Bald ruft Amerika. Mit ihrem
berühmt-berüchtigten Fächertanz, praktisch unbekleidet praktiziert, kommt sie beim grossen
Publikum an, Syra wird weltweit
ein gefragter Bühnenstar, von Tokio über Hawaii bis London.
Männliche Prominenz wie Frank
Sinatra schwärmt von ihr.
Durch die Welt getanzt
Der Erfolgsdruck hat auch seinen
Preis, wenn es gilt, immer weiterzumachen. So wird ihr Alter, als
sie bereits 47 ist, aus Marketinggründen schon mal mit 27 Jahren
angegeben. Im Privatesten, im
Innersten bleibt am Ende nicht
viel Glamour. Nur ein einziges
Mal, eine einzige Nacht, kann
Syra in ihrem Leben wirklich
lieben. Es ist der verheiratete
Don, der ihr seit 30 Jahren zum
Geburtstag ein Präsent schickt.
Nüchtern bilanziert die alte Syra:
«S’isch halt nüüt gsi mit Huus
und Chind – Pfiifedeckel!»
Die alte und verarmte Syra,
einst im Scheinwerferlicht, kennt
am Ende ihres Lebens kein
Bedauern. «Switzerland’s most
beautiful un-cover girl», die
«Miss Swiss Cheese», solche Annoncen preisen die Qualitäten
der Schweizer Schönheit. Sie hat
«genau gmacht, was ich ha welle:
dör d Wält tanze». Urs Hangartner
DVD
Margrit Schriber
«Syra, die Stripperin»
202 Seiten
(Pro Libro 2012).
Hörspiel
Syra Marty. Dächli Leni
Goes To Hollywood
Regie: Roger Bürgler
CH 2009
DVD, 86 Minuten
(kulturwerk.ch 2010).
Syra – Die Nackttänzerin
Von Margrit Schriber
Regie: Karin Berri
Mo, 23.2., 14.06 Radio SRF 1
kulturtipp 5 l 15
KULTURWERK
Vom schwyzerischen Goldau
geht der Weg der Wirtstochter
Josephina Magdalena Marty via
Zürich bis Hollywood und um
den ganzen Globus. Nackttänzerin, Pin-up-Girl, Schauspielerin, meistfotografierte Frau der
1940er-Jahre, in den 1950ern betitelt als «schönste Schauspielerin
seit Greta Garbo» – Syra, so ihr
Künstlername, machte internationale Karriere. Es ist eine glamouröse Biografie mit Schattenseiten. Am Ende ihres Lebens ist
Syra einsam und vergessen.