Obersee Nachrichten vom 10.7.2014
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Obersee Nachrichten vom 10.7.2014
lokAlspiegel O bersee NachrichteN Donnerstag, 10. Juli 2014 5 Ausgesteuert und hoffnungslos «Mein Leben ist zerstört – soll ich mich erschiessen?» Als der Pfäffiker Rolf B.* das ON-Redaktionsbüro verlässt, sagt er: «Oder soll ich mich erschiessen?» Der hochqualifizierte ETH-Absolvent mit zwei Hochschulabschlüssen hat alles verloren: Frau, Kind, Job, Geld und die Hoffnung. Er ist einer von über 50 000 Ausgesteuerten der Schweiz und lebt vom Sozialgeld. Der 46-jährige Rolf B.* ist gebürtiger Schweizer und wohnt im schwyzerischen Pfäffikon. Er sitzt auf der ONRedaktion und sagt: «Mein Leben ist zerstört.» Derweil der Mann nicht wie ein Aussenseiter, sondern – im Gegenteil – wie ein Bankmanager aussieht. Ein solcher könnte der Akademiker mit zwei Top-Hochschulabschlüssen auch sein. Der aus einer Ärztefamilie stammende Rolf B. war schon in verschiedenen Topjobs in der Gross- und Finanzindustrie tätig. An seiner vorletzten Stelle managte er für eine öffentliche Versicherung einen problematischen Anlagefonds mit Altlasten von 6 Milliarden Franken. Ohne sein Know-how hätte die Versicherung Hunderte von Millionen Franken abschreiben müssen. Doch inmitten dieses Traumjobs begann Rolf B.s Abstieg – es war die Zeit, als er nur noch um seine Frau und seine Tochter kämpfte. Abstieg beginnt mit Kindergeburt Im Frühling 2000 lernt Rolf B. die hübsche Westschweizerin Laurine B. kennen. Sie ist damals wie Rolf B. 32 Jahre alt und bekleidet eine Kaderposition in der Bankenbranche. Nach einem halben Jahr ziehen die beiden zusammen und beschliessen bald, ein Kind zu bekommen. Im September 2001 wird geheiratet, drei Monate später kommt Tochter Elisabeth zur Welt. Sieben Monate später folgt aus heiterem Himmel eine Trennungsklage der Frau. Sie beschuldigt ihren Mann, sie und das Kind zu schlagen – das muss Laurine B. allerdings in der nachfolgenden Scheidung wieder zurücknehmen, weil es «vollkommen gelogen» war, wie Rolf B. sagt. Auch das Gericht bestätigte dies. Trotzdem: Anfang 2003 muss Rolf B. die Familien-Wohnung verlassen, weil seine Frau diese gekündigt hat und umzieht. Er hat nun seine Frau, sei- «Soll ich mich erschiessen?» Rolf B. will nicht, dass wir seinen Namen in die Zeitung schreiben, er hofft und kämpft immer noch. Seine Eltern finanzieren ihm eine Einzelfirma mit einem Pult in einem Gemeinschaftsbüro in Zürich. Vielleicht bekommt er doch wieder einmal einen Auftrag. Es ist seine letzte Hoffnung, aber bei jedem neuen Zwist mit seiner Exfrau, ums Kind oder mit den Behörden verliert er wieder den Mut. «Ich liege dann tagelang im Bett, ohne jede Hoffnung», sagt der Unglückliche. Und wie geht es weiter, frage ich. «Ich finde vermutlich nie mehr einen Job und verliere wohl bald auch meine Wohnung. Dann muss ich zu meinen Eltern zügeln – mit 46 Jahren! Meine Mutter ist krebskrank und mein Vater glaubt, dass ich an ihrer Krankheit mitschuldig sei.» Und dann sagt Rolf B. noch, bevor er geht: «Oder soll ich mich erschiessen?» Bruno Hug Rolf B.* ist ausgesteuert und lebt von der Sozialhilfe: «Ich liege tagelang im Bett, ohne jede Hoffnung.» ne einjährige Tochter und seine Wohnung verloren. Nun folgt der Job. Besuchsrecht verweigert In der Scheidung erhält Rolf B. nur das Besuchsrecht für seine Tochter. Er darf sie 14-täglich für ein Wochenende zu sich nehmen. Das aber verweigert ihm seine Ex-Frau meistens. Entweder ist sie am vereinbarten Termin nicht zu Hause oder in den Ferien oder hat andere Ausreden. Andererseits übergibt sie die Tochter ihrem Mann zu Zeiten, an denen er zu arbeiten hätte. Rolf B. ist immer verzweifelter, beschäftigt sich nur noch mit Anwälten, Kinderkrippen und seinem Unglück. Mitte 2004 verliert er seine Stelle und findet erst zwei Jahre später wieder einen neuen Job, den er aber wegen Umstrukturierung bald auch wieder verliert. 2007 ist der Akademiker, erst 39jährig, am Ende. Es folgen nur noch Streitereien mit seiner im Beruf erfolgreichen Frau, ums Kind, um Besuchszeiten und Unterhaltszahlungen, denen er immer weniger nachkommen kann. Ausweitung der Kampfzone Die Kampfzone weitet sich aus. Rolf B. ist nun dauerhaft und erfolglos auf Stellensuche – und das erst noch mitten in der Finanzkrise. Nun ist er vom Sozialamt der Höfner Gemeinde abhängig. Beim Kampf ums Kind schreit er einen Schwyzer Richter an, weil dieser das Besuchsrecht nicht durchsetzen will. Daraus entstehen wieder neue Probleme. Dann folgen Reibereien mit dem Sozialamt, das die Leistungen kürzen will. Heute erhält Rolf B. vom Sozialamt monatlich 2400 Franken. Dieses verlangt von ihm nun, dass er in eine günstigere Wohnung für 1400 Franken ziehen müsse. «Aber, Herr Hug, suchen Sie in Pfäffikon eine Wohnung für 1200 Franken, das ist unmöglich», sagt der Mann gefasst und niedergeschlagen. «Und warum zügeln Sie nicht in eine Gemeinde, wo das Wohnen billiger ist?», frage ich. «Wie soll ich nach sieben Jahren arbeitslos, mit Betreibungen aus der Scheidung und ohne Geld eine Wohnung bekommen?», fragt er zurück. *Alle Namen in diesem Artikel sind zum Schutz des Betroffenen geändert, der Redaktion aber bekannt. Die «Ausgesteuerten» Menschen ohne Arbeitslosengeld leben oft von der Sozialfürsorge. Es sind wohl über 50 000, könnten aber auch 100 000 oder mehr sein. «Ausgesteuert» ist jemand, der nach zwei Jahren kein Arbeitslosengeld mehr erhält. Viele von ihnen leben danach von der Fürsorge und erhalten je nach Kanton zwischen 2000 und 2500 Franken Sozialgeld pro Monat. Dieses teilt sich in etwa wie folgt auf: Für die Wohnung zirka 1000 Franken, für die Grund-Krankenversicherung 300 Franken und für den Lebensbedarf 1000 Franken. 2012 wurden über 32 000 Personen ausgesteuert. Wie viele davon später wieder eine Stelle fanden oder aber langzeitarbeitslos bleiben, wird nicht erhoben. Langzeit-Ausgesteuerte werden statistisch nicht erfasst. Wetten auf 100000 Im Blog des «Tages-Anzeigers» schrieb ein Karl Kaiser zum Thema: «Ich wette, dass in der Schweiz über 100 000 Personen ausgesteuert sind!» Aufgrund einer Erhebung des Bundes betrug die Differenz zwischen den registrierten Arbeitslosen und den Erwerbslosen vor einem Jahr 1,3 Prozent. Somit gäbe es in der Schweiz 60 000 Ausgesteuerte. Addiert man jene dazu, die aufgegeben haben, keine Stelle mehr suchen und nirgendwo mehr erfasst werden, könnte die Schätzung von Herrn Kaiser stimmen. Übrigens: In der Schweiz gab es im letzten Mai 130 310 Arbeitslose. Im Gegenzug wurden nur 13 157 offene Stellen registriert. Bei diesen Fakten gibt es wenig Hoffnung für Menschen wie den Pfäffiker Rolf B.*. V R E D N O S % F U A K R E V R E D R E SONDERVERKAUF N V O R E D N O S % LUNA F U A K R E V R E D HINWIL R N E O D S N O % S % F U A K R E V R E D N O S % N O F . S U 0 A 9 % K 7 F U A K R E V R E D N O S % F U A % K F U A VER K R E V R E D N O S % F Echt Leder schwarz 3er 205x93x91 2er 161x93x91 Einer von 285 Sonderverkaufs artikel Günstige Möbel zum Schlafen, Essen und Wohnen. Benvenuti a Hinwil. Tel. 044 931 20 40 | [email protected] | moebel-ferrari.ch | Öffnungszeiten: Mo - Fr 09.00 bis 20.00 | Sa 09.00 bis 18.00 0.statt 149