- Junior German Assistant Programme

Transcription

- Junior German Assistant Programme
Abschlussbericht
Anja Eckardt
Sligo Grammar School
über das Schuljahr 2010/2011 in Irland
Bevor ich zur Behandlung der einzelnen Punkte komme, habe ich zum besseren Verständnis eine kleine Einführung verfasst, die Informationen zu
Stadt und Schule enthält.
Die kleine Stadt Sligo mit 18.000 Einwohnern liegt im Nordwesten Irlands
und gehört zum gleichnamigen County. Die Landschaft um Sligo, überhaupt
die der Westküste Irlands, unterscheidet sich von der Übrigen. Sligo,
Sligeach auf Irisch, heißt übersetzt etwa Muschelfluss. Die Garavogue fließt
durch die Stadt, in der früher die Schifffahrt boomte. Rings umgeben von
anderen hohen Bergen wird Sligo hauptsächlich vom Tafelberg Ben Bulbin
im Nordwesten und dem Berg Knocknarea im Südwesten, welcher bekannt
dafür ist, das Grab der Queen Maeve auf seinem kleinen Plateau zu beherbergen, definiert. In Sligo gibt es alles, was man braucht. Man kann ausreichend shoppen gehen, obwohl das auch auf den Geschmack ankommt. Es
gibt ein Internetcafé, eine Bibliothek, drei große katholische Kirchen, eine
protestantische Kirche, einen Park und nach einem Stückchen mit dem Bus
erreicht man den Strand von Rosses Point oder Strandhill. In Sligo findet
man dunkle, urige Pubs sowie moderne wie McHughs oder Shenanigans.
Man findet am Rande des Flusses Garavogue auch das gleichnamige Pub,
das sehr gemütlich ist, sowie einige niedliche Cafés auf der gegenüberliegenden Flussseite. Gerade fällt mir auf, dass ich über Sligo und Umgebung
mehr weiß als über meine eigene Heimatstadt. Das lässt zu Denken übrig,
jedoch ist es der Beweis dafür, dass ich mich für die Stadt und die Einwohner und Irland interessiere und nichts an mir vorbeigezogen ist.
The Mall – die Straße zur Stadt
Pub Garavogue mit Fluss
Fluss Garavogue mit Cafés
Calry Parish Church
Stephen Street, Glass House Hotel
Pub Shenanigans
Lough Gill, Tafelberg Ben Bulbin
Knocknarea von der Küste aus
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich das Jahr bewusst und in vollen Zügen genossen habe. Ich habe Freunde fürs Leben gefunden und bin
stolz darauf, eine Sprachbarriere überwindet zu haben. Ich denke, dass ich
dieses Jahr im Deutschunterricht in Zusammenarbeit mit Ms Treacy die
Schüler ein ganzes Stück in deren Sprachentwicklung vorangebracht habe
und hoffe, dass sie auch weiterhin so gut arbeiten werden.
Doorley Park
Schwäne im Doorley Park
Nun machen wir noch einen gedanklichen Abstecher in die Sligo Grammar
School (SGS). Als Privatschule, an die Mädchen und Jungen zusammen gehen dürfen, ist die SGS eine moderne Schule – damit ist zwar nicht die Einrichtung gemeint, dafür die Denkweise. Obwohl die Calry Parish Church ein
engverbundener Partner der Schule ist, sind die meisten Schüler katholisch,
gehören einer anderen Religion an oder sind konfessionslos. Außerdem wäre
die Schule nicht dasselbe ohne ihren Internatsbereich – etwa ein Drittel der
Schüler kommen von weither und nutzen des Internatsangebot. Es gibt auch
einige internationale Schüler, vor allem Austauschschüler, aus Deutschland,
Korea, Spanien und Russland. Die SGS ist eine Secondary School und mit
einem deutschen Gymnasium zu vergleichen. Die Schüler im 1st year sind
11 bis 12 Jahre und bei ihrem Abschluss alle meist 18 Jahre alt. Insgesamt
gehen an die SGS mehr als 400 Schüler und es werden noch mehr, wofür
die Schule künftig ausgebaut werden soll. Einige Umbauten wurden schon
vorgenommen. Dafür mussten Emily Treacy, meine direkte Vorgesetzte, und
ich Anfang April vom alten Deutschraum in der Nähe des Jungeninternats in
den neuen ziehen, welcher direkt im Internatsgebäude der Mädchen ist. Nun
habe ich noch einige Fotos der Schule, welche gleichzeitig auch mein zu
Hause war, zusammengestellt. Dabei ist zu beachten, dass sich Angestelltenwohnung und Zimmer im Gebäude der Internatsmädchen befinden, welches ein paar Schritte von der eigentlichen Schule entfernt auf dem Campus
liegt.
ehemaliger Deutschraum
neuer Deutschraum
Haupteingang SGS
Hintereingang SGS
Neben dem Hauptgebäude der Schule (beide Bilder oben) gibt es noch Klassenräume im Gebäude der Internatsjungen und neuerdings den Deutschraum im Gebäude der Internatsmädchen. Außerdem gibt es das Hockeyfeld,
das Rugbyfeld und die dichtbewachsenen Felder, auf denen Rugby nur trainiert wird, damit das eigentliche Feld für Spiele gut gepflegt bleibt.
Mädcheninternat SGS
Mädcheninternat vor dem Einzug
Eingang Schulcampus
Garten des Mädcheninternats
Küche und Wohnzimmer der Angestelltenwohnung
Mein Zimmer: Schrank, Kommode, Bett, Fenster – alles, das man braucht
1) Ankunft, Begrüßung – durch wen? Wer wies Sie in Ihre Amtspflichten
ein? Wie verliefen die ersten Tage, die ersten Kontaktaufnahmen?
Ich kam am Wochenende vor Schulbeginn in Sligo an. Ich bin mit dem Flugzeug von Frankfurt nach Dublin und von dort aus nach Strandhill geflogen.
Dort habe ich auf Ms Treacy gewartet, welche mich von Strandhill abgeholen
wollte. Sie ist die House Mistress des Girls Boarding Houses und die unterrichtende Deutschlehrerin und somit meine direkte Vorgesetzte. Als sie ankam, war ich positiv überrascht: eine junge, lebensfrohe Frau stand vor mir.
Wir fuhren direkt zur Schule in Sligo. Sie erzählte mir von ihrer nicht weit
zurückliegenden Heirat und ich habe ihr gleich ein neues Wort beigebracht:
Flitterwochen. Sie freute sich darüber und stellte sich eine zukünftig gute
Zusammenarbeit vor. Im Schulgelände angekommen, bekam ich prompt einen Rundgang durch das Girls Boarding House. Zu Ende der kleinen Führung durch Schlafsäle, Aufenthaltsräume und meine Unterbringung stand
die Angestelltenwohnung auf dem Plan, welche hauptsächlich den weiblichen Gappies zur Verfügung steht. Dort erwarteten mich Sasha, Sonia und
Byron mit einem „Welcome. We are your new family.“ Ich hätte mir keinen
besseren Empfang vorstellen können!
In meine Pflichten als German sowie als Boarding Assistant wies mich Emily
ein, da sie, wie gesagt, sowohl die unterrichtende Deutschlehrerin als auch
die House Mistress ist. Sie zeigte mir den Deutschraum und erzählte mir
vom Unterrichten. Im ersten Monat sollte ich mit im Unterricht sitzen und
Unterrichtsmethoden beobachten. Als Boarding Assistant war ich Mitglied
des Night Duties Staffs. Die sogenannte Day Duty dürfen nur ausgebildete
Lehrer übernehmen. Bei einer Night Duty muss ich die Internatsmädchen
der Schule ins Bett bringen, vorher die Handys einsammeln und kontrollieren, ob alle ihre Aufgaben erledigt haben. Danach musste ich sicherstellen,
dass alle in ihren Betten sind und es ruhig ist. Morgens weckte ich die Mädchen auf und brachte sie zum Frühstück. Anfangs macht man etwas, dass
sich „shadowing“ nennt. Ich schaute also wie „als Schatten“ den anderen
Kollegen bei deren Night Duty zu und guckte mir Techniken ab, welche ich
selbst später verwenden konnte. Ich habe so oft zugeschaut bis ich mir sicher in dem war, was ich tat.
Die ersten Tage verliefen sehr gut. Sasha, einer meiner Mitbewohnerinnen,
zeigte mir die Stadt und wir waren in einem schönen Pub namens
„McHughs“. Am ersten Schultag wurde ich vom Schulleiter Wynn Oliver den
Lehrern und Lehrerinnen im Lehrerzimmer vorgestellt. Dann habe ich mich
um organisatorische Sachen gekümmert wie ein Konto, eine PPS-Nummer
und eine irische SIM-Card.
Insgesamt haben mich alle Lehrer und Lehrerinnen freundlich aufgenommen
und waren mir gegenüber immer höflich und aufgeschlossen. Auch mit den
anderen Gappies habe ich mich sehr gut verstanden. Sasha ist eine gute
Freundin geworden und Benjamin und Byron haben es mit ihrem Humor
stets geschafft die Stimmung oben zu halten. Ansonsten waren die tiefgründigen, philosophischen Gespräche am Abend nach 11 Uhr mit Sonia eine
angenehme Abwechslung und gut für meine Sprachentwicklung. Die Leute
haben mir sehr viel beim Englischlernen geholfen und ich habe im Gegenzug
auf eigene Kosten mit kleinen Sprachfauxpas für Spaß gesorgt. Ohne die anderen Gappies wäre mir der Einstieg nicht so leicht gefallen und ich bin froh
und dankbar, dass sie da waren.
2) Wie sah dann Ihre Tätigkeit, Ihr Aufgabenbereich im Einzelnen aus?
Zeitplan?
Es gibt vier Deutschklassen an der SGS und zwar jeweils eine im 1st year
(13 Schüler), 2nd year (9 Schüler), 3rd year (6 Schüler) und 6th year (9
Schüler).
Unter der Woche saß ich mit im Unterricht und half oder guckte nur zu. Auf
jeden Fall war es wichtig den Unterricht zu verfolgen, damit man erstens
immer auf dem neusten Stand der Dinge ist und somit weiß, bei welchem
Thema die Schüler sind, welche Aufgaben sie dazu schon behandelt haben
und wie gut sie aufgepasst haben und damit man zweitens da ist, wenn doch
noch ein Zettel kopiert werden oder wenn Emily in eine kurzfristige Besprechung mit dem Schulleiter muss – dies passierte ab und zu, da sie House
Mistress ist und für Notfälle immer abrufbereit sein sollte. Dann musste ich
den Unterricht bis zum Schluss oder sogar für eine weitere Unterrichtsstunde spontan übernehmen. Auch wenn Emily krank bzw. bei einem Ausflug
dabei war, habe ich ihren Unterricht übernommen und sie bei ihren zwei
Englischklassen im 1st und 4th year vertreten. Freitags übernahm ich regelmäßig die Deutschklassen. Wir nannten diesen Tag in der Woche FunFreitag und die Schüler durften Spiele spielen, Rätsel lösen oder andere eher
kreative und vokabelreflektierende Aufgaben machen.
Deutschschüler des 1st year
Deutschschüler des 2nd year
Die Schüler des 6th year haben in
ihrem letzten Jahr besondere Hingabe verdient und gebraucht, da sie
alle eine Prüfung im Fach Deutsch
am Ende des Jahres ablegen mussten. Der Fun-Freitag fiel dabei natürlich aus. Dafür habe ich jedem Schüler Einzelunterricht gegeben und da
ich als Muttersprachlerin explizit auf
die Aussprache achten konnte, sind
wir in diesem Einzelunterricht wöchentlich 20 Minuten lang durch die
mündliche Prüfung gegangen. Zu
Deutschschüler des 3rd year
dieser gehören Fragen über die Person, fünf Rollenspiele und auch fünf
Bildergeschichten, von denen jeweils eine abgefragt oder als Alternative zur
Bildergeschichte ein Projekt vorgestellt wurde. Die mündliche Prüfung hat
vor den Osterferien, die schriftliche im Juni stattgefunden.
Mein Zeitplan war folgender: Montags hatte ich mit allen Deutschklassen
Unterricht sowie Shane und Therese im Einzelunterricht. Dienstags unterrichtete ich morgens Ross, Tommy und Enda aus dem 6th year, später die
6th years, Killian in der Mittagspause und die 2nd years am Nachmittag. Am
Mittwoch hatte ich morgens mit den 2nd und 3rd years Unterricht, später
am Tag Cellena und Sarah sowie Stephen während der Mittagspause im Einzelunterricht. Donnerstags habe ich mich auf den Freitagsunterricht vorbereitet, war aber trotzdem in der Nähe falls es Fragen von Ms Treacy oder den
Schülern gab. Freitags hatte ich alle Klassen und wie gesagt habe ich meistens selbst unterrichten dürfen. Größtenteils war Emily trotzdem dabei oder
auch in der Nähe, um bei Schwierigkeiten auszuhelfen.
Materialordner, Bücher, Arbeitshefte, Landkarte…guter Unterricht voraus!
Weiterhin hatte ich zweimal in der Woche Night Duty. Dabei war ich wie gesagt für die Internatsmädchen zuständig. Ich fing 9.45 Uhr am Abend an
und kontrollierte, ob alle Aufgaben und Pflichten der Mädchen erledigt waren, sammelte die Handys ein und schickte sie – jede Klassenstufe zu seiner
Zeit – ins Bett. Außerdem schloss ich alle Türen zu und kontrollierte, ob die
Fenster zu sind und behielt die Schlüssel über Nacht bei mir im Zimmer. Am
Morgen führte ich um acht Uhr den sogenannten „Roll call“ in der Eingangshalle durch und rief dabei die Namen der Mädchen auf. Direkt von dort
gingen alle zum Frühstück in der Kantine, wo die Internatsjungen auch
schon waren. Nach dem Frühstück wurde das Gebet von einer Aufsichtsperson – zu 50 Prozent der Fälle war ich das - aufgesagt. Dann gingen alle wieder über den Campus in ihre Schlafsäle zurück, um ihre Betten zu machen,
aufzuräumen und die Schuluniform anzuziehen. Dann trafen sich die Schüler und manche Lehrer zur Versammlung fünf Minuten vor neun Uhr, weswegen die Internatsschüler alle spätestens zehn Minuten vor neun Uhr mit
all ihren Schulsachen aus dem Internatsgebäude heraus sein mussten. Mein
Dienst endete genau dann, wenn alle aus dem Haus waren. Meistens bietete
es sich an, noch einen Plausch mit der Putzfrau zu haben. Diese ist nämlich
sehr eigen und es ist angebracht, sich mit ihr von Anfang an gut zu stellen,
denn sie beschwert sich gern bei Ms Treacy über den Night Duty Staff.
Zur dritten und schönsten Pflicht gehörte es, die Ausflüge des Transition
Year (4th year) zu begleiten. Leider kam ich dazu nur dreimal in diesem
Jahr, trotzdem war es jedes Mal etwas ganz besonderes. Wir waren im Dublin Zoo, im Killary Adventure Park und beim Eagles Flying in Ballymote.
3) Welches waren Ihre unmittelbaren Ansprechpartner? Wer war der/die
direkte Vorgesetzte? Wie gestaltete sich Ihr Verhältnis zu den anderen
jungen Leuten, die in etwa vergleichbarer Position an der gleichen
Schule arbeiteten?
Ich hatte mehrere unmittelbare Ansprechpartner: Zum einen gab es da natürlich Emily, die sich in Angelegenheiten des Boarding Houses und des
Deutschunterrichtes um mich kümmerte. Wenn ich krank war oder andere
körperliche Probleme hatte, gab es zwei schuleigene Krankenschwestern, zu
denen ich Tag und Nacht gehen konnte. Bei allen organisatorischen Angelegenheiten konnte ich stets zur Sekretärin Gabriele oder zum stellvertretenden Schulleiter Arnie Griffin gehen. Natürlich hat die Schule auch einen
Hausmeister, Harry Nairn, zu welchem ich ging, wenn etwas in der Wohnung
oder meinem Zimmer nicht funktionierte.
Arnie Griffin / Emily Treacy
Gabriele / Harry Nairn
Meine direkte Vorgesetzte war Emily Treacy, da ich mit ihr im Deutschunterricht zusammenarbeitete, sie dabei natürlich in der höher gesetzten Position
war. Emily ist auch die House Mistress des Girls Boarding Houses und somit
auch im Bereich der Night Duties meine direkte Vorgesetzte gewesen.
Zum anderen kannte ich die Leute, mit denen ich zusammenwohnte und
welche mir bei allen moralischen Fragen sowie der Sprache geholfen haben
und mit denen ich hauptsächlich meine Freizeit verbrachte. Diese waren
auch gleichzeitig alle in meinem Alter und an der SGS angestellt: Benji de
Villiers (19), Byron Davel (19) und Sasha Marshall (18) aus Südafrika waren
von Januar bis Dezember 2010 an der SGS, also habe ich sie im September
kennengelernt. Sie konnten mir helfen und die Stadt zeigen. Außerdem sind
wir zusammen ausgegangen. Sie haben mich schon wie die kleine Neue behandelt, was ich toll fand und am Anfang auch sehr hilfreich war. Nach tiefgründigen Gesprächen später im Jahr konnte man jedoch feststellen, dass
ich schon reifer als sie war. Im Januar haben Simon Rigby (19), Tanya do
Amaral (18) und Brandon Harvey (21) – auch alle aus Südafrika - die drei
ersetzt. Tanya ging anfangs auf Abstand, weil es ihr schwer gefallen ist, neuen Leuten Vertrauen zu schenken. Sie ist dann aber schnell aufgetaut und
wir sind beste Freundinnen geworden, die alles teilen. Leider ist sie Mitte
Mai schon gegangen und kam dann aus finanziellen Gründen auch aus
Südafrika nicht mehr wieder. Simon hat noch vor den Osterferien die Schule
gewechselt. Er fand seine Aufgaben nicht anspruchsvoll genug und ist nach
Wales an ein Gymnasium gegangen. Brandon hat sich von Anfang an wohlgefühlt, da er es schon gewohnt war zu reisen. Er war vorher in Dubai und
Amerika und kann sehr gut neue Bekanntschaften knüpfen und hatte auch
sonst keine Probleme sich einzugliedern. Er wird noch bis mindestens Dezember bleiben. Sonia Norris (19) war früher Schüler an der SGS und macht
seit Januar 2010 Night Duties. Sie wird bis zu ihrem vierten Studiensemester bestimmt noch bleiben. Im Mai neu dazu gekommen ist eine Kommilitonin von Sonia: ihr Name ist Emily Mell und sie wohnt jetzt voraussichtlich
für das nächste Studienjahr mit Sonia und Pauline in der Angestelltenwohnung. Des Weiteren gibt es Anthony Flores (33), mit dem ich jedoch nicht so
viel zu tun hatte und Adam Galea (21), welcher an der SGS Internatsschüler
war und in Sligo studiert. Emily, Sonia, Anthony und Adam sind übrigens
auch nicht irischer Abstammung und kommen aus Australien (Emily), Kenia
(Sonia), Amerika (Anthony) und Malta (Adam). Pauric Cassidy (26) ist seit
April 2011 ein neuer Werkenlehrer an unserer Schule und hat sich insbesondere auch mit Brandon angefreundet. Im Prinzip hatte jeder mit jedem
Zeit verbracht. Am besten waren die Zeiten, in denen wir in der Gruppe etwas unternommen haben.
Emily Mell (links), Sonia (rechts)
Sasha und ich
Benji und ich
Byron und ich
Brandon und ich
Tanya und ich
4) Bekamen Sie Taschengeld – und, wenn JA, wie hoch war es?
Ich bekam ein monatliches Taschengeld in Höhe von 500 Euro. Ich bin die
erste Deutschassistentin der Schule, welche diesen Vorteil genießen darf. Es
werden monatlich gerade einmal 10 Euro USC Tax abgezogen.
5) Welche von der Schule gebotenen Möglichkeiten nahmen Sie in Ihrer
Freizeit wahr (extra-curricular activities, Nutzung der FACILITIES der
Schule, z. B. Schwimmbad und Internet)?
Ich habe an gar keinem Freizeitkurs der Schule teilgenommen, weil diese
nur für die Schüler vorgesehen waren. Die Schule hat eigentlich auch ein
Schwimmbecken im Freien, welches ich gern genutzt hätte, aber es wird
schon lange nicht mehr genutzt und ist sehr verdreckt. Ich habe jedoch das
Internet der Schule über W-LAN genutzt und abends auch das kleine Fitnessstudio über der Sporthalle. Einmal auch die Sporthalle in den Ferien.
6) Bestand seitens der Schule das Angebot, dass Sie während Ihrer
dienstfreien Zeit an Lehrveranstaltungen der Oberstufe – oder an TEFL
– teilnahmen? Inwieweit haben diese Möglichkeiten genutzt?
Es bestand allerdings die Möglichkeit für mich an dem TEFL Unterricht der
5th years teilzunehmen. Dort waren hauptsächlich deutsche Internatsschüler, welche auf einem vergleichbar hohen Niveau unterrichtet wurden. Ich
habe meistens die Arbeitsblätter bekommen und saß während des Unterrichts an einem hinteren Tisch. Ich habe mich sehr gut mit der TEFL Lehrerin verstanden. Im Unterricht sollte ich jedoch nur passiv mitarbeiten. Ich
habe recht regelmäßig am Unterricht teilgenommen, was mich persönlich
sehr gut auf den Test für das Certificate in Advanced English vorbereitet hat.
Mittwochs war ich meistens nicht da, weil sich die TEFL Stunde mit dem
Deutschunterricht der 6th years überschnitten hat. Für den TEFL Unterricht
oder die Arbeitsblätter musste ich nicht extra bezahlen.
7) Wurden Sie als Aufsichtsperson zur Begleitung von Schulausflügen,
Theaterbesuchen etc. herangezogen?
Ich wurde nicht direkt dazu bestimmt, aber viermal während meiner Zeit in
Sligo gefragt, ob ich gern an einem Ausflug teilnehmen möchte. Dreimal
konnte ich mitkommen. Einmal musste ich passen, da ich in Vertretung für
Emily unterrichtet habe. Im Prinzip stellte es für mich keine Pflicht dar mitzukommen. Wenn ich dabei war, konnte ich die Ausflugszeit eher genießen.
Also war ich ganz eigennützig dabei, um etwas von Irland zu sehen und mit
zu erleben. Da die Schüler des 4th year meistens bereits 16 alt sind, waren
Schüler und Lehrer sowieso eher separat unterwegs.
Ausflug Nummer eins: Eagles Flying in Ballymote
Den ersten Ausflug haben wir bei den Falken und Adlern im „Eagles Flying“
in Ballymote, nahe der Stadt Sligo, gemacht. Benji, Byron und Sasha waren
auch dabei. Als zweites ging es in den „Dublin Zoo“. Dort habe ich mich mit
Louise, meiner Freundin aus Dublin, getroffen. Außerdem war auch Sasha
mit dabei und wir haben die verschiedenen Tiere bestaunt.
Tiger und Wölfe waren nur hinter den Glasscheiben zu betrachten.
Roter Panda mit Banane
Louise (Mitte) und Sasha (rechts)
Beim dritten und letzten Ausflug im Herbst 2010 wurde es schmutzig. Benji,
Byron und Sasha waren auch mit im Killary Adventure Park. Die Angebote
waren etwas außergewöhnlich, aber haben letztendlich Spaß gemacht:
Durch ein riesiges Schlammloch waten und den Kumpanen beim Durchgehen helfen war eines davon. Übrigens hat dabei unser Team von acht Mädchen zeitlich gewonnen. Dann gab es noch Laserwaffenspiele und Wasserspiele in Surferanzügen.
Byron und ich bewaffnet
Schüler im Schlammloch
8) Wie bewerkstelligten Sie es, in Ihrer Freizeit von der Schule aus den
Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel herzustellen, um beispielsweise nach London zu fahren? Traten in diesem Zusammenhang irgendwelche Probleme und Gefahren auf? Hätte Ihnen ein mitgebrachtes eigenes
Fahrrad gute Dienste getan – oder waren die Weg- und Straßenverhältnisse hier so, dass man von dieser Beförderungsmöglichkeit besser Abstand nahm?
In Sligo gibt es einen Busbahnhof und einen Bahnhof, beide liegen direkt
nebeneinander. Von der Schule aus ist es ein zwanzigminütiger Fußmarsch
bis dorthin. Wegen niedrigerer Preise bevorzugte ich es jeden Mal den Bus zu
benutzen. Mit der Gesellschaft „Bus Eireann“ hat man Anbindung an Dublin, Belfast, Donegal, Derry, Cork, Galway, Limerick und an 30 andere größere Städte. Die Zugverbindungen kenne ich leider gar nicht. Jedoch bin ich
mir sicher, dass auch Züge zu den größeren Städten fahren. Nach Dublin
fahren auf jeden Fall auch Züge.
Probleme mit dem Bus gab es als ich vor Weihnachten nach Deutschland
fahren wollte. Wegen des Schnees sind die Leute auf den Straßen besonders
vorsichtig und langsam gefahren oder es gab Stau wegen eines Unfalls und
man musste warten. Es gab viele Gründe dafür, dass der Bus anstatt von
3,75 Stunden 6 Stunden nach Dublin gebraucht hat. Zum Glück habe ich
vorher schon alles einkalkuliert und bin einen Tag vor meinem Flug angereist. Ich hatte übrigens vor allem dieses Jahr großes Glück, dass der Flug
nach Deutschland überhaupt startete. Am Flughafen habe ich einige getroffen, die schon mehrmals umbuchen mussten und im Flughafen auf den
Bänken übernachten mussten bis sie schließlich fliegen konnten. Vor allem
im Winter muss man mit Schwierigkeiten im Transportbereich rechnen.
Da Sligo eine kleine und recht übersichtliche Stadt ist, erreicht man alle
wichtigen Einkaufsläden und Behörden oder Einrichtungen wie die Post zu
Fuß. Die Straße herunter in die Stadt und schon hat man alles fast wie vor
der Haustür. Ein Fahrrad benötigt man nicht wirklich. Wenn man jedoch
fahren möchte, kann man einen Lehrer fragen, ob man sich ein Fahrrad
ausborgen darf. Eigentlich fahre ich sehr gern Fahrrad und mache auch in
Deutschland Fahrradtouren. In Sligo war das anders, es gibt kaum Radwege
– weder in der Stadt noch in der Umgebung und ich finde Fahrrad fahren
auf den Bundesstraßen eher gefährlich. Wenn man jedoch gern und bei
Wind und Wetter Fahrrad fährt, sollte man immer eine neongelbe Weste dabei haben und nur mit vollfunktionstüchtigem Fahrrad losfahren. Überhaupt sollte man sich auf alle Situationen vorbereiten. Nicht vergessen: das
Wetter schwingt schnell um.
9) Konnten Sie innerhalb der Schule menschliche Kontakte knüpfen,
die sich auch in der Freizeit nutzen ließen? War es Ihnen möglich, solche Kontakte außerhalb der Schule aufzubauen? Wurden Sie in Familien – des Kollegiums oder von Schüler/Innen – eingeladen?
Wir – dass heißt die Gappies und die Studenten, welche ich oben aufgezählt
habe – waren alle in den zwei Angestelltenwohnungen untergebracht und
waren somit über kurze Zeit zu einer kleinen Familie zusammengewachsen.
Wir haben Ausflüge gemacht und sind auch abends zusammen weggegangen. Wir haben zusammen in der Kantine gegessen oder zusammen gekocht.
Tagsüber sind wir uns auch über den Weg gelaufen und in der Wohnung
waren wir auch zusammen. Vor allem haben wir die Abende miteinander
verbraucht, auch wenn wir nicht ausgegangen sind. Zum Beispiel haben wir
dann DVD geschaut oder einfach über das geredet, was am Tag alles passiert ist.
Zweimal wurde ich zum Essen beim Pfarrer und seiner Familie eingeladen.
Er heißt zufällig Patrick - wie der Heilige Patrick der Iren. Der Pfarrer unterrichtet auch evangelische Religion. Er und seine Frau haben vier Kinder. Die
Kirche steht unmittelbar neben dem Schulgelände und ist auch rechtlich
gesehen ein Partner der Schule. Zum Beispiel findet in der Kirche jährlich
der „valedictory service“ der Schulabgänger statt. Ich war beide Male zusammen mit anderen Gappies eingeladen. Zum einen Anfang Dezember, um
Benji, Byron und Sasha zu verabschieden. Zum zweiten Ende Juli, zu meiner eigenen Verabschiedung. Brandon ist mit mir mitgekommen. Es war
immer sehr nett mit der Pfarrerfamilie.
Außerhalb der Schule habe ich Paddy aus Sligo kennengelernt, welcher sich
beim Ausgehen öfters unserer Gruppe angeschlossen hat und uns auch seine Freunde vorgestellt hat. Dadurch habe ich ein paar Kontakte knüpfen
können. Über Emily Mell kenne ich noch James aus Dublin. Meine hauptsächliche Freundin außerhalb der Schule war jedoch Louise, die aus Weimar
kommt und bis Anfang März in Dublin wohnte. Auch sie machte ein Auslandsjahr und arbeitete dabei in einem Dubliner Londis.
10) Wie gestaltete sich Ihr Verhältnis zur Schulleitung?
Den Schulleiter Wynn Oliver habe ich während der Schulzeit kaum gesehen.
Er hat viel zu tun und ist mit dem Umbau der Schule beschäftigt. Als ich
zum Ende hin nach einer Beurteilung fragte, hat er mir auch eine sehr gute
geschrieben. Mit dem stellvertretenden Schulleiter habe ich mich sehr gut
verstanden. Ihn habe ich bei organisatorischen Fragen zu Rate gezogen und
habe mich auch sonst immer nett mit ihm unterhalten. Zur Schulleitung
gehört auch die Finanzverwaltung, welche Una leitet. Sie hat mir bei meinen
Steuern einmal geholfen. Ansonsten hat sie auch sehr viel zu tun und ist
manchmal bis abends in der Schule. Ab und zu kann man sich auch mit ihr
nett unterhalten. Probleme mit der Schulleitung hatte ich nie.
11) Wie verbrachten Sie jeweils a) Ihre HALFTERM-Ferien, b) die Osterferien? Ich gehe davon aus, dass Sie Weihnachten nach Hause flogen.
Wir hatten im Oktober und im Februar jeweils eine Woche Halfterm-Ferien,
welche ich größtenteils in Sligo verbrachte, da wir die Möglichkeit hatten, die
Wohnung und unsere Zimmer das ganze Jahr über zu nutzen. Auch habe
ich mit Sasha, Benji, Byron und Paddy, welcher nicht an der Schule angestellt war, im Oktober einen Ausflug nach Dublin gemacht. Dort habe ich bei
Louise übernachtet und bin auch etwas später als die anderen wieder heim
gekommen. Mit Sasha war ich in Strandhill. Sie machte im dortigen Wellness-Center ein sogenanntes „seaweed bath“, welches die Haut regenerieren
soll. Das war interessant, aber für 25 Euro zu teuer für mich.
Kanone von Strandhill
Im Doorley Park mit Louise
Sasha vor der Küste zum Atlantik
Dubliner Pub
Im Februar habe ich mit Louise Ausflüge gemacht: Wir waren in Galway und
bei den naheliegenden „Cliffs of Moher“, am Strand und im Pub von Rosses
Point und am Lough Arrow bei Ballinafad, welcher von oben auf der Karte
aussieht wie ein Pfeil. „Lough“ ist irisch und heißt See. Des Weiteren war ich
bei Louise in Dublin und habe dort ihre Arbeitskollegen kennengelernt.
Lough Arrow bei Ballinafad
Pub in Rosses Point
Lough Arrow: Schilderwald in Eire ;)
Cliffs of Moher
Die Osterferien waren am besten! Ich habe direkt um das Osterwochenende
herum eine Woche mit meiner besten Freundin Lydia aus Deutschland in
New York verbracht. Wir haben bei unserer gemeinsamen Freundin Jana
übernachtet, welche dort ein Jahr als Au-pair bei einer Gastfamilie absolviert. Wir waren jeden Tag in Manhatten. Sightseeing pur: Wir waren im
Central Park, auf dem Times Square, wir haben vom Rockefeller Center nach
unten geschaut und im Madame Tussauds neben Leonardo posiert. Wir sind
auch Shoppen und Essen gegangen. Ein toller und teurer Urlaub, der sich
auf jeden Fall gelohnt hat! Die Zeit vor und nach New York habe ich in Sligo
verbracht. Da ich fast kein Geld übrig hatte, habe ich kaum noch andere
Ausflüge gemacht. Brandon und Sonia waren auch da. Tanya ist am Ende
der Ferien ebenso in Sligo gewesen. Wir haben viel Spaß zusammen gehabt –
auf dem Plan standen Sachen wie Kino, bei Subway essen und ausgehen.
Times Square bei Nacht
Central Park, Upper East Side
Das beste am New York Urlaub war natürlich, meine zwei Liebsten aus
Deutschland wieder zu sehen. Ansonsten war die Bootstour durch
Manhatten‘s Wasserstraßen bei Nacht sehr schön. Ein anderer Höhepunkt
für mich persönlich war, dass ich den Eingang zum Gebäude der Vogue und
anderen berühmten Frauenzeitschriften gefunden habe, welches sich tatsächlich am Times Square befindet. Den kennt bestimmt nicht jeder Tourist.
Chrysler Building
Brooklyn Bridge bei Nacht
Skyline vom Rockefeller
Lydia (links) und Jana (rechts)
Madison Square, Iron Building
12) Hätten Sie, falls Sie das gewollt hätten während schulfreier Zeiten –
also HALF-TERM, EXEAT und anderen Ferienzeiten – auf dem Schulgelände wohnen bleiben dürfen, oder musste dieses während dieser Zeiten
geräumt werden?
Während der Ferienzeit konnte ich auf dem Schulgelände wohnen bleiben.
Mir standen alle Räumlichkeiten wie sonst auch zur Verfügung, da ich die
Schlüssel sowieso hatte und niemand anderes die Räumlichkeiten nutzte.
13) Welche Höhepunkte hatte die Zeit für Sie? Was würden Sie als Ihr
schönstes Erlebnis während des Jahres bezeichnen?
Es gab innerhalb meiner Zeit in Irland viele Höhepunkte. Ich würde sie in
Höhepunkte während der Arbeit, soziale Höhepunkte und die Höhepunkte
im Sinne von Ausflügen und den Dingen, die man gesehen hat, einteilen.
Im ersten Bereich war Lob von Emily natürlich immer schön, vor allem weil
man sich dies erst einmal erkämpfen musste und es dadurch sehr wertvoll
wird. Auch gab es im Unterrichtsbereich Deutsch superwitzige Tage. Ich gebe für jede Klasse Beispiele, die mir spontan einfallen. Die 1st years haben
an meinem Geburtstag für mich gesungen und eine Pyramide gebaut, das
hat denen viel Spaß gemacht – mir damit auch. Dann kann ich mich an die
Stunden erinnern, in denen die 2nd years selbst unterrichtet haben oder als
Daróg sich als Streber „verkleidet“ hat und ich ein Foto davon ausgedruckt
habe und „Der perfekte Schüler“ darüber geschrieben habe. Das fanden alle
furchtbar komisch und es wird wahrscheinlich auch ein paar Jahre im
Deutschraum hängen. Vor allem mit den 3rd years gab es immer etwas zu
Lachen. Sie sollten, um einen Brieffreund in Deutschland zu finden, eine
Liste mit Informationen ausfüllen. Dabei hat John bei seinem Geschlecht
nicht so genau Bescheid gewusst und zuerst Mädchen hingeschrieben,
nochmal überlegt und doch ein „männlich“ daraus gemacht. Es sah urkomisch aus, aber eigentlich hatte er nur die Spalte mit dem eigenen Geschlecht mit der des Wunschgeschlechtes des Schreibpartners verwechselt.
Daróg als Vorbildschüler
Pyramide der 1st years
Der Unterricht mit den 6th years war immer ruhig, da die Schüler sich sehr
auf die Prüfungen vorbereiten mussten, aber doch gab es den ein oder anderen witzigen Moment. Zum Beispiel als Shane „ich heiße Shane“ sagen wollte
und es wie „isch heiße“ ausgesprochen hatte und somit ein Witz entstand,
der über das ganze Jahr nicht vergessen wurde. Stolze Momente mit den
Schülern gab es auch. Auf dem Ausflug nach Deutschland – so hörte ich von
Emily – sollen sie sich hervorragend benommen haben und selbstbewusst
ihr schon gelerntes Deutsch angewandt haben. Dann war ich natürlich stolz
auf die 6th years und darauf, dass sie die mündliche sowie die schriftliche
Prüfung durchgestanden haben. Ich hoffe momentan auch nur das Beste für
die Ergebnisse. Und stolz war ich auch auf die 2nd years, die ich eine Woche
lang unterrichtet habe und sie mir immer zugehört und sich sehr gut verhalten haben. Das war sehr lobenswert. Diese Momente sind die schönsten,
aber man lernt sie erst dann zu schätzen, wenn man die gewohnten Menschen nicht mehr um sich hat und alles Vergangenheit wird.
Nun zum zweiten Bereich - der sozialen Höhepunkte. Diese waren die
Freundschaften, die ich gewonnen habe. Vor allem mit Sasha, Tanya und
Louise. Das ist etwas, dass uns keiner nehmen kann und ich hoffe auch,
dass ich mit allen in regelmäßigem Kontakt bleiben werde. Schön war auch,
dass zum Ende hin alles sehr familiär wurde. Ich habe auch öfters bei Harry,
dem Hausmeister, mitgeholfen, wenn es darum ging, Stühle für die Prüfungen umzuräumen oder ähnliches. Natürlich nur dann, wenn ich Zeit hatte
und auch nur am Ende des Jahres, vor allem weil Simon und Tanya weg waren und Brandon der einzige war, der Harry noch geholfen hat. Jeder hat
jedem irgendwo einmal geholfen und ich habe mit den Küchenchefs Rezepte
ausgetauscht oder mit der Sekretärin über Friseure in Sligo geredet und mit
dem stellvertretenden Schulleiter über das Wandern. Dabei hat er mir verraten, dass es doch einen guten Wanderweg zum Ben Bulbin in unmittelbarer
Nähe der Küste gibt.
Wobei wir schon beim letzten Höhepunkte-Kapitel ankommen sind.
Hier spielt für mich die Landschaft,
vor allem um Sligo, eine übergeordnete Rolle. Ich liebe die unbewachsenen Berge, den weiten
Blick ins Land und auf die See,
wenn man erst einmal den Berg
hochgestiegen ist. Die unterschiedlichen Grüntöne, welche die Landschaft malerisch bunt aussehen
lassen. Natürlich war von den Aktivitäten her New York der Höhepunkt - einen Traum, den Lydia und ich uns erfüllt haben. Aber auch mein
erster Ausflug allein ins gefährliche Land des Nordens hat sich als spektakulär erwiesen. Ich war in Belfast und entlang der Antrim Coast gereist, habe
viele Leute kennengelernt und Kultur hautnah erlebt. Die vielen Ausflüge
nach Dublin zu Louise waren auch sehr schön. Eine Schneeballschlacht im
November haben die Dubliner Straßen bestimmt nicht oft erlebt. =)
Carrick-a-Rede Ropebridge
Landschaft in Leitrim
Schneeballschlacht in den Dubliner Straßen – ungewöhnlich, aber toll
14) Falls das Jahr – das erste “fern der Heimat” und auf sich alleine gestellt – ohne erwähnenswerte Höhepunkte verlief, so hatte es möglicherweise dennoch Auswirkungen auf und Folgen für die von Ihnen gewählte Ausbildungsrichtung und Ihr Leben überhaupt. Oder lässt sich
dies zur Stunde noch nicht abschätzen?
Dieses Jahr hat mich auf jeden Fall persönlich weiter gebracht. Ich kann
Englisch sprechen und schreiben – ungefähr tausendmal besser als vorher.
Ich habe gelernt, wie man ausländische Kontakte knüpft. Ich hatte zwar
noch nie Probleme Kontakte an sich zu knüpfen, aber nur mit mir ähnlichen
Personen. Mir ist aufgefallen, dass ich jetzt auch mit mir völlig verschiedenen Leuten auf Anhieb ins Gespräch kommen kann – ohne dabei Angst zu
haben, dass ich ins Fettnäpfchen trete. Die gewonnenen Freundschaften,
auch Bekanntschaften oder die Erfahrungen des Reisens allein bzw. mit jemanden zusammen, den man nicht so gut kennt, möchte ich nicht missen.
In der Rolle des Lehrenden habe ich viel über den Umgang mit Kindern gelernt, wie wichtig der Einfluss auf deren Entwicklung ist – egal, in welchem
Beruf man ist - auch für das Leben habe ich es gelernt.
Da ich ein sehr geduldiger Mensch bin und auf andere gut eingehen kann,
ist das Unterrichten, vor allem im Einzelunterricht, sehr gut gelaufen. Leider
kann ich mir nicht vorstellen Lehrer zu werden, da es mich persönlich nicht
in die Richtung beansprucht, in die ich beansprucht werden möchte. Als
Lehrer muss man teilweise die Kinder anderer erziehen. Das ist eine große
Verantwortung und ich denke nicht, dass ich die richtige Person dafür bin.
Das Jahr hatte somit große Auswirkungen auf meinen späteren Lebensweg.
Schon aus dem Grund, dass ich mich durch das Allein- bzw. „Ohne Familie“-Sein und von meiner normalen Umgebung separiert sein selbst besser
kennen und mögen gelernt habe.
15) Welche Schwierigkeiten persönlicher und professioneller Art traten
im Laufe des Jahres auf? Hatten Sie in solchen Notsituationen einen
Ansprechpartner, an den Sie sich wenden konnten? Oder wie sonst,
wenn überhaupt, ließen sich die anstehenden Probleme lösen?
Wenn ich Schwierigkeiten persönlicher Art hatte, habe ich mich immer an
meine dortigen Freunde wenden können oder habe nach Hause telefoniert.
Jedoch können diese nur Lappalien gewesen sein, da ich mich kaum an etwas Bestimmtes erinnern kann. Ansonsten hatte ich Probleme mit den Steuern, da konnte ich mich sofort an Una wenden und sie hat mir gesagt, was
ich tun kann, um das zu Unrecht abgezogene Geld wieder zu bekommen.
Das hat dann alles geklappt und ich habe das Geld wiedergekriegt. Professioneller Art gab es kurz nach den Osterferien Probleme mit Emily. Ich hatte
eine Erkältung und wusste nicht, wann genau ich wieder arbeiten kann.
Emily auch nicht und sie rechnete freitags wieder mit mir. Das wusste ich
nicht und alles lief dann drunter und drüber. Es war meine Schuld und ich
hatte auch das schlimmste und schlechteste Gewissen, das man sich vorstellen kann. Ich habe dann einen Entschuldigungsbrief geschrieben und
vom Arzt einen Krankschein geholt. Später, als ich wieder fit und fleißig war,
hatte sie die Tragödie schnell wieder vergessen – zum Glück. Wenn was
schief geht und man Schuld trägt, muss man eben dafür gerade stehen.
16/21) Hatten Sie die Möglichkeit, sich auf ein international gültiges
Sprachdiplom – Cambridge oder IELTS – vorzubereiten und dieses dann
auch abzulegen, und haben Sie diese genutzt? An welchem – kommunalen oder privaten – College oder EVENING INSTITUTE hatten Sie die
Möglichkeit, auf IELTS oder Cambridge-Prüfungen vorbereitende
Sprachkurse zu besuchen? Falls Sie von der Möglichkeit Gebrauch
machten: Wann bestanden Sie die Abschlussprüfung – und welche Kosten entstanden Ihnen dabei insgesamt für Unterricht und Examen?
Ich hatte die Möglichkeit an der SGS den TEFL-Kurs der 5th years zu besuchen, welchen die Lehrerin Carol McGlone unterrichtete. Ich habe mich ansonsten im Alleinstudium mittels Übungsaufgaben auf den Test vorbereitet.
Zuerst habe ich mich für eines der Sprachdiplome entschieden. Und zwar
wählte ich das Certificate in Advanced English der Cambridge ESOL
Examinations, da es nicht begrenzt gültig ist. Ich habe mich dann ausreichend im Internet informiert, wo und wann ich den Test machen kann. Man
muss sich mindestens drei Monate vorher zum Test anmelden. Die beiden
nächstmöglichen Orte, an denen ich den Test ablegen könnte, waren Dublin
und Galway und da ich schon sehr oft in Dublin war und mich dort auskenne und wohlfühle, habe ich mich für das UCD (University College Dublin) in
Dublin entschieden.
Der TEFL-Kurs der Schule hatte zwar eine Abschlussprüfung, aber diese war
nur für die (bezahlenden) Schüler vorgesehen. Ich habe auch nichts weiter
verlangt, da ich an sich schon froh war, den Kurs kostenlos besuchen zu
dürfen. Ich habe mir jedoch für 10 Euro ein Buch zur Vorbereitung gekauft.
Der Test hat bei der Anmeldung 165 Euro gekostet. Außerdem musste ich
noch - um zum Test pünktlich zu sein - einen Tag vor Prüfungstag, den 15.
Juni 2011, in Dublin anreisen. Weiterhin war ich am 8. Juni zur mündlichen Prüfung in Dublin. Übernachtungs- und Buskosten zusammengerechnet für beide Tage ergeben noch einmal 57,40 Euro.
17) Wie gestaltete sich Ihre Verabschiedung? Durch wen und in welchem Rahmen geschah sie?
Ich wurde von den Lehrern offiziell im Lehrerzimmer verabschiedet und habe
eine Karte und ein Bild als Abschiedsgeschenk bekommen. Es ist Tradition
an der SGS, ein irisches Landschaftsbild den Gappies zum Abschied mitzugeben. Dann habe ich viele kleine Abschiede bekommen. Von Emily habe ich
auch ein sehr schönes Geschenk bekommen und sie hat mich und die anderen zwei Night Duty Mädels, Emily und Sonia, zum Essen eingeladen. Auch
eine der Krankenschwestern, Patrizia, hat uns Gappies zum Pizza Essen in
ihrer Wohnung im Internatshaus eingeladen. Ein schöner Zufall war es, dass
Deirdre, eine Irisch-Lehrerin, welche dieses Jahr in Rente geht, auch ihre
letzte Day Duty hatte und sich für eine Weile zu uns gesellt hat – es waren
sozusagen zwei Verabschiedungen. Dann hatte der Pfarrer Patrick von nebenan Brandon und mich zum Essen bei sich eingeladen und wir haben mit
zwei seiner Jungs Fußball gespielt. Dann haben Brandon, Sonia, Emily und
ich die letzte Woche, die ich da war, voll ausgekostet und sind fast jede
Nacht ausgegangen. Zum Abschied habe ich von Emily und Sonia ein Fotoalbum mit den Bildern dieser Woche und ein paar älteren Bildern bekommen, in denen noch einmal alle abgebildet waren, die ich dieses Jahr kennengelernt habe. Außerdem habe ich mich noch jeweils von den Küchenmitarbeitern, den Lehrern und den Mitarbeitern der Verwaltung verabschiedet.
Die Schüler und Internatsschüler habe ich auch stückchenweise verabschiedet, da ich nach allen anderen gegangen bin, und ich habe den Internatsmädchen zum Abschied etwas Süßes geschenkt.
18) Erhielten Sie von der Schulleitung am Ende Ihrer Tätigkeit ein
Dienstzeugnis (Reference, Report, TO WHOM IT MAY CONCERN) ? –
Wenn JA,: Ob ich das wohl einmal einsehen könnte?
Ich erhielt zum Ende hin, wie oben erwähnt, eine Reference vom Schulleiter.
Sie enthält eine Beurteilung und eine anhängende Auflistung meiner Tätigkeiten. (Ihnen werden Kopien davon postalisch zugesandt.)
19) Verlief die Beantragung – und in der Folge die Auszahlung – des
Kindergeldes bei Ihnen problemlos, oder tauchten in diesem Zusammenhang Schwierigkeiten auf? – wenn JA, welche?
Ich habe eine Beantragung - wie sie es auf der Website empfehlen - zur Familienkasse in Erfurt geschickt und diese hat den Antrag abgelehnt. Ich
werde das Geld wahrscheinlich auch nicht später nachgezahlt bekommen,
da ich für dieses Jahr nicht kindergeldberechtigt bin. Auch die Berater des
Arbeitsamtes teilen diese Meinung. Meine Eltern haben unmittelbar nach
der Ablehnung keinen Widerspruch eingelegt, obwohl ich dazu geraten und
damit gerechnet habe. Kindergeld hat meine Mutter seit Juli 2010 nicht
mehr überwiesen bekommen. Das Kindergeld für das Jahr scheint somit verloren. Ich habe es nun ab August 2011 neubeantragt.
20) Was würden Sie, wenn Sie’s mit dem Jahr noch einmal zu tun hätten, anders machen? Würden Sie sich überhaupt auf ein derartiges
“Abenteuer” – aus heutiger Sicht – noch einmal einlassen? (Damit ist
natürlich nicht ein weiteres Auslandsjahr im Schuldienst gemeint).
Ich habe das Jahr sehr genossen und würde es immer wieder noch einmal
erleben. Jedoch würde ich jetzt – da ich aus gemachten Fehlern gelernt habe
– selbstverständlich einiges besser machen wollen. Aber (leider) gehört meine
Zeit in Sligo schon der Vergangenheit an und ich stürze mich in das Abenteuer Studium. Jetzt über die Sachen nachzudenken, die ich hätte besser
machen können, wäre Zeitverschwendung. So wie ich es gemacht habe, war
es gut. Ich habe so viele schöne Erfahrungen gesammelt, welche meine Persönlichkeit geprägt und meinen Horizont erweitert haben! Das Jahr war somit wertvoll und ich würde es jedem wünschen, so eine Erfahrung gemacht
zu haben. Aber vor allem habe ich eines gelernt: ICH LIEBE IRLAND!
VIELEN DANK FÜR DIE CHANCE EIN WUNDERSCHÖNES
JAHR GENIESSEN ZU DÜRFEN!!!
Liebe Grüße
Anja Eckardt