Praktikumsbericht Colegio Goethe

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Praktikumsbericht Colegio Goethe
 Praktikumsbericht Colegio Goethe -­‐ Deutsche Schule Asunción, Paraguay 16.02.-­‐27.03.2014 Sandra Seidel Pädagogische Hochschule Weingarten Sport, Deutsch, Biologie WHRPO 2011 6./7. Semester Sandra Seidel 1. Praktikum In meinem Praktikum an der Deutschen Schule in Asunción konnte ich in all meinen Fächern, welche ich an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten studiere, unterrichten. Ich war in unterschiedlichen Klassen im Deutsch-­‐, Biologie-­‐ und Sportunterricht und konnte mir so einen guten Einblick gewähren. Da mein Studienschwerpunkt auf der Sekundarstufe 1 liegt, wurde ich hauptsächlich in der „Secundaria“, welche die Klassen 7-­‐12 umfasst, untergebracht. Um mir jedoch ein Gesamtbild der Schule machen zu können, besuchte ich 5 Schulstunden in der Woche die Klassen 2, 5 und 6 in der „Primaria“. Hauptsächlich besuchte ich aber den Deutschunterricht, da dieser an einer Deutschen Schule natürlich einen sehr großen Stellenwert hat und somit neben dem Mathematik-­‐ und Spanischunterricht die häufigsten Schulstunden einnimmt. Gleich an meinem ersten Tag im „Colegio Goethe“ fiel mir auf, dass die Deutschräume in der „Primaria“ sich von den anderen Klassenzimmern unterscheiden. Das Fach Deutsch hat eigene Klassenräume (Bild siehe Anhang), die zusätzlich mit Bänken und einem Teppich ausgestattet sind, um verschiedene Arbeitsformen zu unterstützen. Vor allem die Bänke werden häufig benutzt um am Anfang der Stunde einen Sitzkreis zu machen, in dem deutsche Lieder gesungen werden, man zusammen über das Wochenende, bisherige Stunden, usw. spricht. Die Schüler/innen nehmen dies sehr gut an und freuen sich jeden Morgen auf den Anfang der Stunde, wenn sie gemeinsam singen oder der Klasse etwas erzählen dürfen. Der Teppich wird hauptsächlich dann genutzt, wenn eine Stationenarbeit durchgeführt wird. Hierbei dürfen sich die Schüler/innen einen Platz ihrer Wahl aussuchen (am Tisch, auf den Bänken,...) und haben außerdem die Möglichkeit, sich auf den Teppich zu setzen oder zu legen. Ich habe dabei oft beobachtet, dass Schüler/innen es genießen, nicht den ganzen Schultag lang sitzen zu müssen, sondern auch liegend auf dem Teppich ihre Aufgaben erledigen dürfen. Der Deutschraum lässt es außerdem zu, Plakate, Bilder oder andere gebastelte Materialien aufhängen zu können ohne darauf achten zu müssen, noch genug Platz für andere Lehrer/innen zu lassen, welche die Produkte der Schüler/innen ebenfalls im Klassenzimmer aufhängen wollen. Außerhalb des Unterrichts in der „Primaria“ gab es ein schönes Ritual, welches jeden Donnerstagmorgen stattgefunden hat: „la formación“. Vor der ersten Stunde sammelten sich alle Schüler/innen auf dem Pausenhof um gemeinsam mit dem Musiklehrer die paraguayische Hymne zu singen. Für mich war dies völlig unbekannt, trotzdem finde ich die 2 Sandra Seidel Idee schön, einmal in der Woche zusammen mit allen Schüler/innen und Lehrer/innen den Tag singend zu beginnen. In der „Secundaria“ wird der Deutschunterricht in ganz normalen Klassenzimmern abgehalten, allerdings gibt es eine Gemeinsamkeit zur „Primaria“: die Klassen sind geteilt und haben so meistens zwischen 15-­‐18 Schüler/innen. Dies unterstützt den Lernprozess, da man für den/die einzelne/n Schüler/in etwas mehr Zeit hat und individueller vorgehen kann. In der 9. Klasse durfte ich an dem Prozess teilnehmen, wie die Schüler/innen an einem Projekt arbeiteten. Sie bekamen die Aufgabe, zu zweit eine Präsentation vorzubereiten, in der sie eine beliebige Party planen, die sie der Klasse später präsentieren sollten. Dabei spielten die Kriterien Rechtschreibung, Grammatik, Kreativität und Aussprache bei der Präsentation eine Rolle. Zusätzlich zur Präsentation musste ein Handzettel für die Mitschüler/innen erstellt werden, auf welchem die wichtigsten Daten zu ihrer Party standen. Die Schüler/innen bekamen dafür fünf Schulstunden Zeit, bis sie ihr Produkt der Klasse präsentieren mussten. Es machte Spaß, die Schüler/innen bei ihrer Arbeit zu unterstützen und ihnen bei der Planung zur Seite zu stehen. Insgesamt kamen bei diesem Projekt tolle Produkte (Weihnachts-­‐Party in Canada, Springbreak-­‐Party in Encarnación, Haus-­‐Party in Asunción,...) heraus, die gut vor dem Plenum präsentiert wurden. Während meines Praktikums kam ich insgesamt auf 170 (Schul-­‐)Stunden Hospitation und 29 (Schul-­‐)Stunden, in denen ich eigenen Unterricht durchführte. In der 12. Klasse machte ich beispielsweise eine Einführung in das Thema „Ältere aktive Menschen in Deutschland“, das ein Unterthema des Sternchenthemas „Demografischer Wandel in Deutschland“ für das Abitur ist. Im bilingualen Biologieunterricht der siebten Klasse führte ich zuerst das Mikroskop ein und machte in der darauffolgenden Schulstunde ein Experiment zur Wasserpest. Dabei fiel mir auf, dass es im bilingualen Unterricht wichtig ist, kurze und prägnante Aufgabenstellungen, bzw. Sätze zu formulieren und bei der Aussprache, besonders bei einer Erklärung, darauf zu achten, deutsche Wörter zu benutzen, welche im Spanischen ähnlich klingen (beispielsweise copiar für abschreiben). Einzig im Sportunterricht konnte ich meine spanischen Grundkenntnisse anwenden und ein wenig erweitern, da die Unterrichtssprache spanisch ist und auch die Kollegen nur sehr wenig Deutsch können. Es fiel mir aber leicht, mich mit den Schüler/innen zu verständigen, auch wenn mir hin und wieder ein paar Worte im Spanischen fehlten. 3 Sandra Seidel 2. Lebenswelt außerhalb des Praktikumsplatzes Zusammen mit meiner Kommilitonin war ich bei einer Schulpsychologin, welche für das Colegio Goethe arbeitet, untergebracht. Dies war sehr praktisch, da wir die gleichen Arbeitszeiten hatten und somit jeden Morgen und Mittag mit ihr zur Schule, bzw. von der Schule wieder zurück, nach Hause fahren konnten. Außerdem waren ihr alle Lehrer/innen der Schule bekannt, sodass wir das Privileg hatten, sie schon im Vorfeld etwas näher kennenzulernen. Leider konnte man von unserem Wohnort aus, am Stadtrand von Asunción, nicht viel unternehmen. Wir wohnten in einer eher unsicheren Gegend und wurden häufig von unserer Gastmutter gewarnt, nicht zu Fuß in bestimmte Straßen zu laufen, da es für zwei Frauen zu gefährlich sei. Daher verbrachten wir die Nachmittage oft zu Hause und waren nur selten im Zentrum (Bild siehe Anhang) oder zum Spazierengehen in Parks. Dafür hatten wir an den Wochenenden immer ein Programm, da die Familie unserer Gastmutter sehr bemüht war, uns möglichst viel von Paraguay zu zeigen. Vor allem mit ihrem Neffen und ihrer Schwester konnten wir viele schöne Erlebnisse teilen. Sie nahmen uns mit in die Stadt Clorinda in Argentinien, nach Brasilien zu den Cataratas del Iguazú (Bild siehe Anhang), nach Encarnación (Bild siehe Anhang), einem sehr beliebten Ferienziel der Paraguayer, und in die Kolonien im Chaco und Volendam (Bild siehe Anhang). Vor allem die Kolonien waren für uns Deutsche sehr interessant, da wir diese aus unserem Land nicht kannten und die Familie unserer Gastmutter ursprünglich aus einer Kolonie aus dem Chaco kommt. Der Chaco befindet sich in Westparaguay und wurde vor circa 85 Jahren von Mennoniten aus Russland und den USA besiedelt. Die damaligen Menschen waren auf der Suche nach neuem Land und wurden schließlich in Paraguay fündig. Aus der damaligen Feldlandschaft fingen sie allmählich an, Straßen, Häuser und später auch Schulen, Krankenhäuser, Altenheime und Supermärkte zu bauen. Heute gleicht es einer kleinen Stadt, in der circa 9000 Menschen ein Heim gefunden haben. Da die Menschen in den Kolonien ursprünglich eine deutsch-­‐niederländische, bzw. russlandmennonitische Herkunft haben, ist die Landessprache daher überwiegend (Platt-­‐)Deutsch und überraschenderweise weniger Spanisch. Die Kolonien verfügen außerdem aufgrund ihrer Herkunft über ein gutes Bildungssystem. In Filadelfia, der „Hauptstadt“ der Kolonie Loma Plata, befindet sich zum Beispiel eine Hauswirtschaftsschule und ein Institut für Lehrerbildung, an der einige Lehrer, die nun am Colegio Goethe arbeiten, ausgebildet wurden. Die „Cooperativa Chortitzer“ in 4 Sandra Seidel Loma Plata verfügt außerdem über die Milchproduktionsfirma „Trebol“ (Bild siehe Anhang), welche mit der Zeit immer mehr gewachsen ist und heute sogar über Paraguay hinaus ihre Ware in verschiedene Länder liefert. Ich empfehle allen zukünftigen Praktikanten/innen, die nach Paraguay gehen, so viel wie möglich zu unternehmen und möglichst alle Ecken des Landes auszukundschaften. Denn es ist wirklich interessant, die unterschiedlichen Lebensformen in dem ein und demselben Land kennenzulernen und zu entdecken. Wenn man sich dann noch ein bisschen auf die Spontaneität der Paraguayer einlässt, hat man bestimmt einen schönen Aufenthalt, denn Paraguay hat mehr zu bieten, als man anfangs vielleicht denkt! 5 Sandra Seidel 3. Anhang Deutsch-­‐Raum Asunción, Zentrum Milchproduktionsfirma „Trebol“, Chaco „Cataratas del Iguazú“, Brasilien Jesuitenruine in Trinidad, bei Encarnación Straße in Volendam Hiermit stimme ich zu, dass mein Erfahrungsbericht auf der Homepage des Akademischen Auslandsamtes/ International Office veröffentlicht werden darf. 6