Erfahrungsbericht zum Lehramtspraktikum an der Goethe

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Erfahrungsbericht zum Lehramtspraktikum an der Goethe
DAAD Bericht:
über das Praktikum an der Deutschen Schule -Colegio Goethe- in
Asunción, Paraguay vom 11.08.-10.10.2014
Hochschulort: PH Weingarten
Studiengang: Elementarbildung
Das Colegio Goethe:
Das Colegio Goethe ist eine anerkannte „Deutsche Auslandsschule.“ Dies bedeutet, dass sie
sowohl personell als auch finanziell aus Deutschland unterstützt wird. Die Privatschule bietet
die Möglichkeit, neben dem paraguayischen Abschluss auch das gemischtsprachige
Internationale Baccaleaureat (GIB) zu machen, um dann im Anschluss u.a. auch an deutschen
Universitäten zu studieren. Im Jahre 1893 als Bildungseinrichtung der evangelischen
Kirchengemeinde gegründet, um damals die Kinder der deutschen Einwandererfamilien in
Paraguay zu unterrichten, ist sie heutzutage nicht konfessionell gebunden. Ein Großteil der
Schüler spricht Spanisch als Erstsprache und erlernt dann im Kindergarten Deutsch als
Zweitsprache. Die Schule gliedert sich in folgende Bereiche: den Kindergarten, die
Vorschule, die Grundschule und die Sekundarstufe mit insgesamt 1200 Schülern.
Mein Praktikum an dem Colegio Goethe:
Das Praktikum wurde mir durch das International Office meiner Hochschule vermittelt, da
eine Kooperation zwischen dem Colegio Goethe und meiner Hochschule besteht. Hier noch
einmal ganz besonderen Dank an Frau Dornfeld, die mich sehr unterstützt hat.
Ich hospitierte hauptsächlich im Kindergarten sowie dann auch in der Vorschule. Im
Kindergarten und in der Vorschule wird im Sinne von „Teamteaching“ unterricht. Das
bedeutet, dass permanent zwei pädagogische Fachkräfte pro Gruppe anwesend sind: Eine die
nur spanisch spricht, die andere, die nur deutsch spricht. In jeder Kindergartenklasse sind 18
Kinder von vier bis fünf Jahren. Es gibt insgesamt fünf Kindergartenklassen und nochmals
fünf Vorschulklassen. Ich war fest einer Gruppe zugeteilt und unterstützte die
deutschsprechende Kollegin. Dabei steht nicht nur die Sprache, sondern auch die deutsche
Kultur im Fokus: Beispielsweise werden Feste wie Ostern, Laternenumzug, Weihnachten mit
Adventskranzbasteln und Singen ….bewusst gemeinsam gefeiert.
An meinem erstem Tag wurde ich meinen Kolleginnen (bis auf einen Sportlehrer arbeiten nur
Frauen im Kindergarten und in der Vorschule) vorgestellt und ging anschließend gleich in
meine Gruppe. Im Team wurde ich richtig gut aufgenommen, die Kollegen waren alle sehr
nett und freundlich und stets bemüht um mich. Insgesamt haben mir die Kollegen den
Einstieg in ihr Team sehr leicht gemacht, und ich bekam jede erdenkliche Unterstützung.
Darüber hinaus waren sie sehr interessiert an Informationen aus Deutschland und stellten
viele Fragen zu Kindergärten in Deutschland.
Auch die Kinder meiner Gruppe haben mich sehr gut aufgenommen: Sie waren sehr offen,
und so konnte ich in kurzer Zeit eine gute Beziehung zu ihnen aufbauen.
Viele Kinder treten erst im Kindergarten mit der deutschen Sprache in Kontakt. Es wird dort
sehr viel Wert auf Sprachförderung insbesondere durch Fingerspiele, Sprachspiele,
Geschichten und Lieder gelegt. Anfangs fiel es mir ein bisschen schwer, meine
Bildungsangebote zu planen, da viele Kinder nicht wirklich gut Deutsch verstehen und
natürlich noch weniger sprechen. Aufgrund meiner Sprachkenntnisse (ich habe Spanisch in
der Schule gelernt) konnte ich die spanischen Antworten der Kinder mühelos verstehen.
So war natürlich auch der Kontakt zu den spanischsprechenden Fachkräften sehr viel
einfacher. Darüber hinaus konnte ich auch in den „spanischen“ Bildungsangeboten eine
Menge lernen, insbesondere da den Kindern in Paraguay schon im Kindergarten die
Buchstaben spielerisch nähergebracht werden. In der Vorschule wird dies vertieft, und die
Kinder schreiben und lesen sogar teilweise schon.
Meine Betreuerin an der Schule, Frau Claudia Rein, half mir anfangs sehr. Sie gab mir viele
Tipps, und gemeinsam reflektierten wir meine Angebote im Nachgang. Sie ließ mir sehr viele
Freiheiten bei der Themenwahl meiner Bildungsangebote. Ich leitete beispielsweise
selbständig die Morgenkreise, führte neue Fingerspiele ein, machte Bewegungsspiele mit den
Kindern, erzählte Geschichten oder führte neue Maltechniken ein.
Darüber hinaus hospitierte ich bei den speziellen Stunden der Kinder wie Sport, Musik und
Tanz und Theater. Beim Ausflug auf den Bauernhof mit der Kindergartengruppe war ich auch
dabei.
Insgesamt gesehen hat mir mein Praktikum sehr gut gefallen, ich habe viele praktische
Erfahrungen sammeln dürfen und sehr viel gelernt.
Meine Unterkunft und das Leben in Paraguay:
Ich wollte gerne in einer Gastfamilie wohnen, um so die paraguayische Kultur nicht nur
kennenzulernen, sondern auch hautnah mitzuerleben.
Meine Gastfamilie wurde mir bereits im Vorfeld von Herr Dyck, dem Primarschulleiter,
vermittelt. Ich bat darum, in eine spanisch sprechende Familie zu kommen, um so meine
Sprachkenntnisse verbessern zu können. In Paraguay leben viele Mennoniten, die Deutsch
oder teilweise sogar plattdeutsch sprechen. Auch ist es eines der wenigen Länder
Südamerikas, in denen die Sprache der „indígenas“: guaraní offiziell anerkannt ist. V.a. auf
dem Lande wird sie gesprochen und in den Städten oft ein Mix aus guaraní und spanisch.
Am Flughafen wurde ich von meiner Gastmutter abgeholt. Während meines Praktikums
fuhren wir morgens zusammen mit dem Auto zur Schule und mittags dann wieder gemeinsam
nach Hause. Am Wochenende haben wir oft Ausflüge rund um Asunción gemacht, auch zu
den Treffen der Großfamilie wurde ich regelmäßig mitgenommen: Zum asado (Grillmahlzeit
mit viel Fleisch) versammeln sich sonntags Familien und Freunde, es wird gemeinsam
gegessen, getrunken und geredet. Auch für mich als Vegetarierin gab es reichlich Auswahl:
Mandioca (eine Wurzel, vergleichbar mit der Kartoffel bei uns), Mbeyú (eine Art Omelett),
Sopa paraguaya (eine Art Auflauf), Chipa (aus Mandiocamehl, Käse, Eiern und Anis) und
Empanadas (Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen)…
Dank meiner Gastfamilie habe ich mich während meines Aufenthaltes in Paraguay rundherum
wohl und auch ganz schnell heimisch gefühlt. Muchas gracias!!
Das „Nationalgetränk Paraguays“ ist im Winter Mate (eine Arte Kräutertee wird mit heißem
Wasser übergossen), im Sommer Tereré (auch aus Kräutern, jedoch sehr erfrischend durch
eiskaltes Wasser). Das Trinken von Mate und Tereré ist sehr gesellig: Man tauscht die letzten
Neuigkeiten aus und trinkt dabei mit vier bis fünf Personen aus einer „guampa“ (kleiner
Becher oft aus Silber) und einer „bombilla“ (eine Art Strohhalm aus Silber mit einem kleinem
Sieb unten, sodass man die Kräuter nicht mittrinkt).
Der normale Tagesrhythmus in Paraguay ist - ähnlich wie im europäischen Mittelmeergebiet bestimmt vom Klima: Zwischen zwei und vier bis halb fünf Uhr nachmittags wird Siesta
gemacht. Insbesondere im Sommer mit Mittagstemperaturen von bis zu 45 Grad ist es
sinnvoll, zu Hause zu bleiben und sich auszuruhen.
Insgesamt habe ich Paraguayer als relativ entspannt, gemütlich und sehr offen gegenüber
Fremden erlebt. Es ist dort sehr viel weniger hektisch als bei uns und die Anforderungen des
Alltags werden mit viel Ruhe und Gelassenheit bewältigt.
Am späten Nachmittag bin ich oft mit dem Bus in die Stadt gefahren, zum „Mercado 4“, in
Shopping- Center oder zum Volleyballspiel mit den Lehrerkollegen. Es gibt keine
Haltestellen oder feste Uhrzeiten, an denen der Bus kommt, man stellt sich einfach an die
Straße, streckt den Finger raus und steigt schnell ein. Zum Aussteigen, was auch an jeder
beliebigen Straßenecke möglich ist, drückt man dann entweder eine Klingel über der Hintertür
oder zieht an einer Leine.
In Asunción gibt es einige Sehenswürdigkeiten, v.a. rund um die Plaza Uruguaya, wie die
Kathedrale, das Panteón de los Heroés, das Museo del Ferrrocarrill, Casa de la Independencia
und vieles mehr.
Als sehr bedrückend empfand ich die großen Unterschiede zwischen den Armen und den
Reichen. Das Bildungssystem ist sehr ungerecht, das Colegio Goethe ist beispielsweise eine
Privatschule, das Schulgeld für ein Kind liegt im Monat ca. bei 300 Euro. Das ist in etwa das
Mindestgehalt in Paraguay. Die kostenlosen öffentlichen Schulen sind leider bei weitem nicht
so gut wie die privaten, so dass jeder, der es sich irgendwie leisten kann, seine Kinder auf die
Privatschulen schickt. Gleiches gilt für die Krankenhäuser und Universitäten.
Die sozialen Unterschiede sieht man auch sehr deutlich mitten in der Stadt: Aufgrund von
Überschwemmungen des Fluss Paraguay mussten die dort ansässigen Leute ihre „Häuser“
(kleine Hütten aus dünnen Holzplatten und Wellblechdächern) verlassen. Sie wurden in die
Nähe der Kathedrale umgesiedelt, wo die Regierung „neue Häuser“ errichtet hat. Unmittelbar
neben diesen Hütten steht ein großes, neues Regierungsgebäude mit Glasfront, zu dem die
Angestellten von ihren Fahrern mit neuen schicken Autos gebracht werden.
Tipps und Empfehlungen:
Gerade in Paraguay, das nicht so touristisch ist wie andere südamerikanische Länder, sind
gute Spanischkenntnisse eine Grundvoraussetzung, um sich mit den Einheimischen zu
verständigen. Ein Großteil der Bevölkerung spricht nämlich wenig oder gar kein Englisch.
Auch sollte man den Flug frühestmöglich buchen, da er sonst sehr teuer werden kann.
Zusätzlich muss auch eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen werden. Vor Ort
dann am besten eine SIM Karte besorgen, z. Bsp.: von Claro.
Ich empfehle, von vorherein eine Liste der Sehenswürdigkeiten / Orte / Dinge... in Asunción
und Umgebung zu erstellen, die man besichtigen möchte. Mir ist es am Schluss passiert, dass
einfach die Zeit fehlte, alles Sehenswerte anzuschauen.
Ganz wichtig ist es aus meiner Sicht, sich auf die neue Kultur einzulassen, offen zu sein für
die Andersartigkeiten und auch interessiert nachzufragen.
Fazit:
Die zwei Monate an dem Colegio Goethe waren eine richtig schöne Zeit für mich. Ich erlebte
eine Menge und durfte viele tolle Erfahrungen in der Schule sowie auch außerhalb machen.
Ich lernte sowohl fachlich als auch persönlich sehr viel dazu und bin vielen netten Menschen
begegnet.
Ich empfehle jedem, dem es möglich ist, für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Ich persönlich
kann mir sehr gut vorstellen, eines Tages in einem deutschen Kindergarten im Ausland zu
arbeiten.