Die Wahrheit über Burnout
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Die Wahrheit über Burnout
Das Problem: Der Esel? Die Wahrheit über Burnout MMag. Robert Brandstetter 21.09.2012 www.blauerdunst.at Epidemiologie www.blauerdunst.at Definition Burnout • Generelle Prävalenz bei 13% • Bei über 60 Berufsgruppen untersucht • Schätzungen der AK gehen von 25% burnoutgefährdeten ArbeitnehmerInnen aus (keine validen Daten vorhanden, nur Befragung) • Burn-Out: Ein teurer Wirtschaftsfaktor Psychische Belastungen verursachen hohe Kosten in Österreich • 2 Mio. Krankenstandstage/Jahr, +125% mehr Krankenstandstage 1991-2007 • 66.000 Krankheitsfälle 2008 – Dunkelziffer unbekannt • >40% aller Berufsunfähigkeitspenionen bei Angestellten • Jeder 4. Berufstätige ist einmal betroffen www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Einflußfaktoren auf die Belastungsbewältigung Burnout hat nichts zu tun mit… • Gleichstellung von Burnout mit jeglicher Form einer psychischen Krise und Erkrankung im zeitlichen Zusammenhang mit einer Arbeitsbelastung • Gebrauch des Begriffs Burnout ersatzweise für Depressionen von arbeitenden Menschen • Burnout als primäres Problem des Gesundheitswesens Belastungsquellen •Arbeitsbedingungen •Rollen im Alltag •Beziehungsdynamik •Anforderungen, Ansprüche •Erwartungen •Autonomie, Kontrolle •Umwelteinflüsse •Unsicherheit Reaktion Persönlichkeitsmerkmale •Konstitution, Belastbarkeit •Ressourcen •Selbstwert, Selbstbild •Angst, Erwartungshaltung •Bildung, Erfahrung •Wiederkehrende Muster •Gesundheit, Genetik •Attributionsstil Bewältigungsmöglichkeit •Bewertung, Interpretation •Verstehen •Einsichtsfähigkeit •Alternativenbildung •Mechanismen •Gesunde Bewältigungsstrategien •Prävention/Prophylaxe •Perspektivenwechsel Positivspirale Gesundheit Bewegung Lebendigkeit Kreativität Oder Negativspirale Krankheit Burnout Depression (Kernen, 2007; Nerdinger, Blickle & Schaper, 2010) www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Diagnostische Kriterien Differentialdiagnostik ICD-10 : ist unter Z.73 bzw. unter Z.56 zu finden • Z.73: Personen, die das Gesundheitswesen aus sonstigen Gründen in Anspruch nehmen • Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung Inkl.: Akzentuierung von Persönlichkeitszügen Ausgebranntsein [Burn out] Einschränkung von Aktivitäten durch Behinderung Körperliche oder psychische Belastung o.n.A. www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Diagnostik Diagnostik • Diagnose meist psychologisch/psychiatrisch anhand Leitsymptome emotionale Erschöpfung • Somatische und psychosomatische Begleiterscheinungen • Begleitphänomenen aus den Arbeitsverhältnissen • Kritik: Aussagen werden unreflektiert übernommen (von Känel, 2008; Rösing, 2003; u.a.) (dgppn, 2012) www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Exkursion Stress Stress als Ursache für Burnout? Psychische/körperliche Fehlbelastung Psychische Erkrankung = Ursache Ursachen = Konsequenz Stress = Wirkung www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at 4- Faktoren Modell nach Geyerhofer (2008) Risikofaktor Arbeitsumwelt • Unsicherheiten am Arbeitsplatz (Gesetzliche Veränderungen,…) • Permanenter Kontakt mit anderen Menschen • Prekäre Arbeitsverhältnisse • Permanente Erhöhung! des Drucks am Arbeitsplatz ohne Ausgleichsmöglichkeiten oder Ersatz • Permanente Erreichbarkeit der Mitarbeitenden (Geyerhofer, 2008) • Permanente Flexibilität der Mitarbeitenden www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Risikofaktor Arbeitsumwelt • Schlechtes Betriebsklima • Fehlende Abwechslung (Dauernde Routinetätigkeit, gleiche Problemstellungen) • Fehlende Perspektiven und Ziele in der beruflichen Entwicklung Risikofaktor Persönlichkeit • • • • • • Arbeit ist mein Leben Geringe Belastbarkeit Überhöhter Wunsch nach Anerkennung Falsche Berufswahl Verfehlte Lebensplanung Subjektive Hilflosigkeit • Fehlende Kontrolle, Autonomie • Erlebte Machtlosigkeit (Menschen, die oft mit Katastrophen konfrontiert sind) www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Risikofaktor Gesellschaft Risikofaktor Familie • Fehlende Werte in der Gesellschaft • Doppelbelastung Familie und Beruf • Überhöhte Idealvorstellungen von Frauen, Männern, Familien,… • Pflegen von Angehörigen • Verbreitung von „perfekten“ Menschen, Karrieren, Familien, Müttern, Vätern in den Medien • Zurückstellen eigener Wünsche und Bedürfnisse • Keine/ schlecht funktionierende Beziehung • Extra Verpflichtungen in der Gemeinschaft • Wenig Verständnis und Halt in der Familie • Außergewöhnliche familiäre Belastungen (Scheidung,… ) www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at 12 Burnoutphasen Verlauf (Freudenberger & North, 1992, Fengler, 2001) www.blauerdunst.at Phasenverlauf bei Burnout www.blauerdunst.at 4 Ebenen der Reaktionen Sozial Kognition/Verhalten Körper Emotion (von Känel, 2008; Burisch, 2010) www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Emotionale Reaktionen Psychische Reaktionen • Negative Einstellung zum Leben Emotionale Reaktion • Chronisches Gefühl der Hoffnungslosigkeit • Chronisches Gefühl der Sinnlosigkeit Angst Depression Aggression • Selbstmordgedanken • Existentielle Verzweiflung www.blauerdunst.at Körperliche/Psychosomatische Reaktionen – – – – – – – – – – – Schwächung der Immunreaktion Unfähigkeit zu Entspannen in der Freizeit Schlafstörungen, Alpträume Atembeschwerden Herzklopfen (undifferenziert und situationsunabhängig) Engegefühl in der Brust Muskelverspannungen Nervöse Tics Magen- Darm Geschwüre, Verdauungsstörungen Veränderte Essgewohnheiten Erhöhte Gefahr zu Suchtmitteln (Zigaretten, Kaffee, Alkohol,…) – Häufig erhöhter Puls, Blutdruck www.blauerdunst.at Soziale Reaktionen • Reduzierte Anteilnahme an sozialen Aktivitäten • Vereinsamung • Vermeidung informeller Kontakte • Rückzug am Arbeitsplatz • Häufigere Konflikte mit KollegInnen, Familie, Freunde www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Therapie • Es gibt keine evidenzbasierte Burnout- Therapie • Therapie der Primärerkrankung Psychologische Therapie/Psychotherapie/ärztliche Behandlung Prävention • (Arbeitsbedingte) psychische Störungen oder Erkrankungen können nicht durch „Burnoutcoaches, Wellnessmethoden, Entspannungsmethoden“ oder andere behoben werden www.blauerdunst.at Was kann ich selbst dazu beitragen, einer psychischen Erkrankung vorzubeugen? www.blauerdunst.at Maßnahmenebenen (dggpn, 2012) Prävention/Bewältigung von Burnout (Geyerhofer, 2008) www.blauerdunst.at Berufliche Präventionsmöglichkeiten www.blauerdunst.at Berufliche Präventionsmöglichkeiten – – – – – – – – – – Abbauen von Unsicherheiten Abbauen von permanenten Leistungssteigerungen Burnout Prävention als definiertes Ziel von Qualitätskriterien Gesundheitsförderung im Betrieb MA aktiv in Veränderungsprozesse einbauen Wahl- und Kontrollmöglichkeiten geben und aufzeigen Arbeitsbelastung fair verteilen Anerkennung und Belohnung!!! (Muss nicht immer Geld sein) Organisationsberatung Verbesserung der Kommunikationsstrukturen www.blauerdunst.at Persönliche Präventionsmöglichkeiten www.blauerdunst.at Persönliche Präventionsmöglichkeiten • Voraussetzungen sind – Einsicht und Bereitschaft, sich dem Problem zu stellen und sich mit ihm auseinanderzusetzen – Bereitschaft zur Selbstreflexion (Gespräche mit anderen und/oder mit Experten) – Bereit sein zu handeln, und sich den Konsequenzen zu stellen • Welche Konsequenzen hat die Veränderung? • Welche Konsequenzen hat es, wenn ich nichts ändere? – Auf Dinge konzentrieren, die man ändern kann www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Psychohygienemaßnahmen Persönliche Präventionsmöglichkeiten • Selbstakzeptierung – – – – – – Auch die positiven Aspekte beobachten Psychohygienisches Raunzen zeitlich und räumlich eingrenzen Regelmäßig Entspannung (aktiv und passiv) Hobbies suchen bzw. ausüben Bewegung an der frischen Luft Zeit nehmen für ganz andere Dinge, die man gerne macht (die aber auch regelmäßig einplanen) – Während der Entspannung keine beruflichen Dinge erledigen – Grenzen der beruflichen Flexibilität – Gesunder Lebensstil (Essen, schlafen,…) • Realistische Ziele setzen – Man kann nicht alle Probleme lösen – Man muß sich auch nicht um alle Probleme annehmen – Traunstein ist schneller erreichbar als Mt. Everest • Eigene Werte, Ziele des Lebens anschauen • Bedeutung von Erfolg und Leistung überdenken • Berufliche Alternativen • Ansprüche an sich selbst verringern www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Präventionsmöglichkeiten in der Familie • Regelmäßig gemeinsame Aktivitäten planen (und auch durchführen) • Auch in der Partnerschaft und Familie Zeit für sich selbst haben (setzt Akzeptanz des Partners voraus) • Raunzen, Reden, Unterstützen,… • Eventuelle berufliche Veränderungen gemeinsam mit der Familie absprechen • Freie Tage wirklich frei halten (die Sache mit dem Wochenende) www.blauerdunst.at Präventionsmöglichkeiten in der Gesellschaft • • • • • • Veränderte (akzeptierte) Rollenbilder Infrastruktur Bessere Vereinbarkeit Beruf/Familie Isolation Sozialpolitik … www.blauerdunst.at 7 Säulen der Resilienz Ein paar Tips www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at 7 Säulen der Resilienz 7 Säulen der Resilienz www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at 7 Säulen der Resilienz 7 Säulen der Resilienz www.blauerdunst.at 7 Säulen der Resilienz (Rechner, 2012) www.blauerdunst.at Zwölf Punkte zur Burn-out-Verhütung und -Rekonvaleszenz 1. Hören Sie auf mit dem Verleugnen. Vertrauen Sie auf die Weisheit Ihres Körpers. Gestehen Sie sich den Stress und die Zwänge ein, die sich körperlich, geistig oder emotional manifestiert haben. 2. Vermeiden Sie Isolation. Machen Sie nicht alles allein! Knüpfen oder erneuern Sie enge Beziehungen zu Freunden und Menschen, die Sie lieben. www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Burnout - Krise und/oder Chance Robert Brandstetter, Arbeitspsychologe Zwölf Punkte zur Burn-out-Verhütung und -Rekonvaleszenz 3. Ändern Sie Ihre Lebensumstände. Wenn Sie Ihre Arbeit, Ihre Beziehungen, eine Situation oder eine Person fertig macht, versuchen Sie, die Umstände zu ändern oder gehen Sie, falls nötig. 4. Vermindern Sie Ihren Verstärkten Einsatz. Greifen Sie die Bereiche oder Aspekte heraus, in denen Sie sich am massivsten überengagieren, und arbeiten Sie auf eine Erleichterung dieses Drucks hin. Zwölf Punkte zur Burn-out-Verhütung und -Rekonvaleszenz 5. Hören Sie auf, sich überfürsorglich zu verhalten. Wenn Sie gewohnheitsmäßig anderen Menschen Probleme und Pflichten abnehmen, dann lernen Sie, höflich davon Abstand zu nehmen. Versuchen Sie, dafür zu sorgen, dass Sie selbst fürsorglich behandelt werden. 6. Lernen Sie »nein« zu sagen. Sie verringern Ihren übertriebenen Einsatz, wenn Sie für sich selbst eintreten. Das bedeutet, zusätzliche Forderung oder Ansprüche an Ihre Zeit oder Ihre Gefühle zurückzuweisen. www.blauerdunst.at Zwölf Punkte zur Burn-out-Verhütung und -Rekonvaleszenz 7. Fangen Sie an, kürzer zu treten und Abstand zu nehmen. Lernen Sie zu delegieren, nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch zu Hause und im Freundeskreis. In diesem Fall bedeutet ein Rückzug, dass Sie sich für sich selbst retten. 8. Geben Sie sich neue Werte. Versuchen Sie, die bedeutsamen Werte von den vergänglichen und schwankenden – das Wichtige vom Unwichtigen – zu trennen. Sie sparen Zeit und Energie und fühlen sich besser zentriert. www.blauerdunst.at Zwölf Punkte zur Burn-out-Verhütung und -Rekonvaleszenz 11. Versuchen Sie, sich so wenig wie möglich zu sorgen und zu ängstigen. Begrenzen Sie Sorgen, die jeder vernünftigen Grundlage entbehren, möglichst auf ein Minimum – sie ändern nichts. Sie bekommen Ihre Situation besser in den Griff, wenn sie weniger Zeit mit Grübeln verbringen und statt dessen mehr damit, sich um Ihre wirklichen Bedürfnisse zu kümmern. 12. Behalten Sie Ihren Sinn für Humor! Bringen Sie Momente der Freude und des Glücks in Ihr Leben. Das sind die allerbesten Mittel gegen Burnout. www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at Zwölf Punkte zur Burn-out-Verhütung und -Rekonvaleszenz 9. Lernen Sie, Ihr persönliches Tempo zu bestimmen. Versuchen Sie, ausgewogen zu leben. Sie verfügen nur über eine begrenzte Menge Energie. Stellen Sie fest, was Sie ihn Ihrem Leben wollen und brauchen und versuchen Sie dann, Arbeit mit Spiel und Entspannung in ein Gleichgewicht zu bringen. 10. Kümmern Sie sich um Ihren Körper. Lassen Sie keine Mahlzeiten aus, quälen Sie sich nicht mit strengen Diäten, geben Sie Ihrem Schlafbedürfnis nach, halten Sie Arzttermine ein. Achten Sie auf gesunde Ernährung. www.blauerdunst.at Es gibt kein Kochrezept!!!!!!! • Vergessen Sie Bücher, die Burnout weg in 30 Tagen versprechen • Vergessen sie Methoden, die schreiben „hilft auch bei Burnout“ oder „Veränderungen wurden beobachtet bei Burnout, Depression“ • Vergessen sie Angebote, die Burnoutprävention anbieten – alles was sie machen ist gut – das kostet nicht automatisch Geld • Seien Sie vorsichtig vor Angeboten, wo die Behandlungen mehrere Sitzungen dauert, außer ärztliche oder psychologische/-therapeutische Behandlungen • Burnout- Analyse, Diagnose, Ursachenbestimmung ist ausschliesslich PsychologInnen und ÄrztInnen vorbehalten!! www.blauerdunst.at Wo kann man sich hinwenden? • PsychologInnen, PsychotherapeutInnen und ÄrztInnen in freier Praxis • Psychologische Abteilung der Krankenhäuser • Spezialkliniken für Psychosomatik • • • • • www.boep.or.at www.psychologen.at www.pga.at www.ooegkk.at www.wagner-jauregg.at Es ist leicht, das Leben schwer zu nehmen, Aber es ist schwer, das Leben leicht zu nehmen! (Nossrat Peseschkian) www.blauerdunst.at Herzlichen Dank! www.blauerdunst.at MMag. Robert Brandstetter Eschelbergstrasse 6 4111 Rottenegg [email protected] Privat: Grieskirchnerstrasse 43/30 4701 Bad Schallerbach Tel. 0650/7757733 www.blauerdunst.at www.blauerdunst.at