Was ist México?

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Was ist México?
Was ist México?
Es ist weitaus mehr als lediglich eine präsidiale Bundesrepublik mit 109.960.000
Einwohnern, die auf einer Fläche von 1.972.550 Quadratkilometern, umgeben von
den USA, Guatemala und Belize, mit einem Brutto-Inlands-Produkt von 10.235 US
Dollar pro Person, leben.
Vielmehr ist es das Gefühl die Straßen an den so farbenfrohen Häuserfassaden
entlang zu laufen, an jeder Ecke freundlich gegrüßt und angelächelt zu werden und
den Geruch von chili, limon y sal (Chili, Limetten und Salz) in der Nase zu haben.
Es ist das Gefühl, beim Einkauf von den exotischsten Früchten wie Guyaba,
Guanabana, Tunas einem „ Que te vaya bien“ (Dass es dir gut ergehe)
verabschiedet zu werden und mit „Igualmente“ das gleiche zurückzuwünschen.
Bereits nach wenigen Wochen in México, was eben mehr als ein Land, nämlich ein
Lebensgefühl, eine Lebenseinstellung ist, kann man sich vollkommen damit
identifizieren und singt laut bei den allzu beliebten Fußballspielen „Mexicanos al grito
de guerra“, die Nationalhymne, mit.
Der Patriotismus gilt hier nicht nur für das Land, sondern auch für die eigene Stadt
und besonders für die Universität. Bei welchem Sport könnte man seine innere
Zugehörigkeit besser ausdrücken als beim Fußball? So ist es nicht selten, dass man
über drei Trikots verfügt, eines für México, eines für das Fußballteam der Stadt also
Guadalajara und eines für das der Universität. Bei der Uni UDG gibt es mehrere ganz
verschiedene Fakultäten. Nicht unähnlich wie an der Viadrina, kann man auch hier
die Wirtschaftsstudenten aus dem CUCEA von den Geisteswissenschaftlern am
CUCSH gut unterscheiden. Ich habe beide Fakultäten besucht und so die
unterschiedlichsten und interessantesten Menschen kennengelernt. Der Campus der
CUCEA gleicht einem kleinen Dorf mit Restaurants, Sporthallen sowie Einkaufsläden
und zahlreiche Studenten tragen Armbändchen mit dem Namen ihrer Uni und
Laptops mit entsprechendem Uni- Emblem.
Wer am CUCSH eingeschrieben ist, der muss sich vor Ort seine Kurse, Kurszeiten
usw. heraussuchen, die vor jedem Departamento einzeln ausgehangen sind. Dort
gibt es verschiedene Departamentos so zu Anthropologie, Kunstgeschichte, Literatur,
Politik usw.. Dort gibt man dem jeweiligen Betreuer für Auslandsstudenten seine
Wünsche an, wenn man das nicht schon vorher von Deutschland aus gemacht hat.
Wohnungssuche
Das Leben in México ist schön, wenn man Mexico (er)leben will, sollte man sich
bewusst sein, das besonders fuer Europaer der Lebensstandard hier oft ein wenig
herausfordernd ist. Um die Kultur und den Alltag hier zu entdecken, sollte man als
erstes die Wahl des Wohnviertels in einer Stadt bestimmen. Dabei kann man in einen
der reichen, abgezaeunten, von Security-Maennern sowie –Kameras gesicherten
Villengegenden wohnen, wo allerdings gemuetliche kleine Bars, Restaurants und das
sonst so vor Musik vibrierende Nachtleben nicht in Reichweite sind. Dafuer aber
hygienische, meist kakerlakenfreie, europäisch bzw. auch amerikanisch eingerichtete
Haeuser voller Komfort.
(Am besten man meldet sich bei der Website
http://www.compartodepa.com.mx/ an, schreibt einen Text über sich und was man
sucht und nach ganz kurzer Zeit werden einem viele Wg Angebote zugeschickt.)
Ich persoenlich habe mich fuer das mexikanische (Er)Leben im Stadtzentrum von
Guadalajara entschieden. In der zweit groessten Stadt Mexikos, mit sehr
vaariierenden Einwohnerzahlangaben, reichend von vier bishin zu sieben Millionen,
ist das Centro Historico (Historische Zentrum) ein buntes, lautes, verkehrsreiches,
aermliches, aber doch charmantes Plaetzchen und Ausgangspunkt um sich hier fuer
einige Zeit nieder zu lassen. Hier ist alles in erlaufbarer Reichweite, trotz teilweise
sehr fragwuerdiger Strassenkonditionen, die Kathedrale, die Plaetze, wo das Leben,
die Taenze, die Musik toben, sind schnell erobert, wenn man nicht zu grosse Angst
vor Kakerlaken, duesteren Gestalten, den leider sehr zahlreichen Obdachlosen und
den ab und zu vorkommenden bewaffneten Ueberfaellen hat.
El Catedral
Palacio Nacional
Sollte man nach einiger Zeit Lust haben, das Land naeher kennen zu lernen, so ist
Guadalajara ein wunderbarer Reiseausgangs- und Lebensmittelpunkt, weil das Klima
so angenehm gleichbleibend ist. Es gibt keine großartigen Klimaschwankungen mit
absoluter Hitze und eisiger Kälte, so wie es in grossen Teilen des Landes hier
ueblich ist, besonders in den letzten drei Jahren mit den deutlich spuerbaren Effekten
des Klimawandels. Trotz Schnee in Mexico City, Regen und Sturm an der Karibik ist
es hier fast durchgehend sonnig und um die 20-30 Grad. (Obwohl die kaeltesten
Temperaturen seit 100 Jahren nun auch hier erreicht wurden, die Bevoelkerung ohne
Heizungen weder in Wohnhaeusern noch in Restaurants dafuer aber richtig
gewappnet ist und es demzufolge keine richtige Moeglichkeit des Aufwaermens gibt).
Dennoch, durch die kleinen Gässchen hier zu laufen ist toll, vorbei an kleinen Läden
mit frischgepressten Säften, vielerlei Obstsorten und mit einem etwas größerem
Umweg kommt man auch in die Obst-Gemüse Straße, wo man alles bekommt was
das Herz begehrt, das sich nicht immer nur mit Fleisch zufrieden gibt und deshalb
nach anderen halbwegs gesunden Alternativen Ausschau hält. Von der Obststraße
aus kommt man dann in die Papier Straße, wo nur Papier- und Bastelsachen
verkauft werden, von da aus geht es zur Schuhstraße, zur Druckereistraße und die
Allergrößte ist die Kunst-Fingernägel und Falsche-Haare Straße. In Guadalajara sind
sämtliche Geschäftszweige auf eine Straße verteilt, was einerseits praktisch ist zum
schnellen Vergleichen. Andererseis wohne ich in der Papier-Einladungskarten
Straße. Nun ja, wer nicht gerade monatlich Hochzeits-, Geburtstags- oder nationale
Feiertagspartys (wovon es unzaehlige gibt, eine davon „El Grito“) schmeisst, nutzt
dieses Angebot nicht allzu häufig und findet es dann vielleicht doch nicht so praktisch
die Qualität und Farben von Papieren vergleichen zu können, dafuer aber zehn
Blocks weiter zur essentiellen Obst-Gemuese Strasse lauen zu muessen.
verschiedene
bunte
Häuserwände
in
Guadalajara
(Centro
Historico)
Sonnenuntergänge in Guadalajara
El Grito
Der Unabhängigkeitstag am 16. September ist ein Erlebnis fuer sich und in der
Umgebung von Jalisco (ein westlicher Bundesstaat mit der Hauptstadt Guadalajara)
und Michoacan ist ein bekannter Zelebrationsort fuer den el grito Arandas. El grito
bedeutet
der
Schrei
„Viva
México“,
welcher
ursprünglich
von
dem
Unabhängkeitskämpfer Hidalgo geschrien wurde, als der Kampf gegen die spanische
Kolonialherrschaft begann. Arandas ist ein traditionelles Dörfchen nur, in
mexikanischer Zeitmessung, eine Stunde entfernt von Guadalajara (mit deutschen
Uhren, gemessene vier Stunden). Dort gibt es die traditionelle Banda Musik,
ungefähr hundert kleine Blaskapellen, die in ihren individuellen Kostümchen die
Leute zum Tanzen und natuerlich Tequila Trinken animieren.
Eine Agavenplantage, aus diesen Pflanzen wird der Tequila gemacht, wobei
das kleine Städtchen Tequila nur ca. eine Stunde von Guadalajara entfernt ist.
Reisen
Reisen in Mexico gestaltet sich als ein langwieriges jedoch aufregendes
Unterfangen, welches einen jeden die Geduld lehrt.
Eine Laenge von 3000 Kilometern und die Breite, welche von 200 bis zu 2000
Kilometer variiert, muessen ersteinmal bezwungen werden. Allerdings nicht wie in
Europa ueblich per Zug (es exisitert nur eine Eisenbahnlinie bei Chihuahua), sondern
per Bus.
Flaechenmaessig waere es so, als ob man Deutschland, Daenemark, die BeneluxStaaten, das Vereinte Koenigreich, Frankreich, Schweiz, Spanien und Portugal per
Autobus mit ca. 80 Stundenkilometern durchfaehrt, allerdings auf meist sehr viel
schlechteren Strassen.
Es gibt verschiedene Busklassen, die auch in jeder Region in ihrer Qualitaet varieren.
Ein Zweite-Klasse-Bus verfuegt nur ueber eine simple Belueftung und ueber keine
Toilette (die bei 5 Stunden Fahrt oder mehr doch noetig gebraucht werden koennte).
Hier zuckelt man gemuetlich ueber die kleinen Doerfer und lernt so das Landleben
Mexikos etwas naeher kennen. An den Dorfstrassen beziehungsweise Feldwegen
stehen oft Kinder und Frauen und verkaufen Obst, selbstgemachte Kartoffelchips
(natuerlich immer mit Chili, Limetten und Salz), Nuesse sowie ab und zu auch
Kunstgegenstaende.
Die Busse der ersten Klasse haben eine Klimaanlage, die den Innenraum auf frostige
Temperaturen herunter kuehlt, sodass man ohne Decke und Pullover trotz eigentlich
sehr hoher Aussentemperaturen nach einigen Stunden Fahrt als Eisblock ankommt.
Hier gibt es eine bis zwei Toiletten, die von Unternehmen zu Unternehmen
unterschiedliche hygienische Pflege bekommt. Bei den sogenannten Luxusklassen
und 15 Stunden Fahrt sind Fussstuetzen, einigermassen breite Sitze und eine
Glastuer vor den Toiletten (um Geruchsverbreitung zu vermeiden) sehr angenehm,
aber dennoch oft schmerzlich missend.
Die Busdistanzen sind hier relativ gross, von der Westkueste nach Mexico City
benoetigt man ca zehn Stunden, von der Hauptstadt bis zur Ostkueste noch einmal
ungefaehr fuenf Stunden.
Als EIN Reiseziel, sollte man sich definitiv Mexico City setzen, es ist ausserdem ein
guter Ausgangspunkt um in alle anderen Teile Mexikos zu reisen. DF – (gesprochen
de effe) wird die Hauptstadt hier genannt abgekürzt von districto federal – stellen sich
viele so vor: laut, dreckig, voller Smog, mit unglaublich viel Verkehr. So ist es nur
bedingt, eher entspannt, relativ ruhig und auch nicht unglaublich dreckig. Es ist ein
ueberwaeltigender Ort, kein Viertel gleicht dem anderen aber besonders faszinierend
ist die Fuelle an kleinen Ruinen, Pyramidenueberresten die daran erinnern, dass hier
frueher die Azteken lebten.
Ob man nun aber nach DF, Osten, Sueden, Norden oder Westen reist, man kann
sich sehr gewiss sein, dass ueberall eine Ueberraschung (mal gut mal weniger gut)
fuer einen bereit gehalten wird.
Clara Kowarsch
Palacio de Bellas Artes in Df.