10 Femininer Kopfschmerz
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10 Femininer Kopfschmerz
Thieme-Verlag Frau Hbrink Sommer-Druck Feuchtwangen Keidel Kopfschmerzmanagement TN n WN n 15.12.2005 Umbruch 61 10 Femininer Kopfschmerz Astrid Gendolla Unter dem Schlagwort „femininer Kopfschmerz“ werden hier die folgenden Themen subsumiert und dargestellt: 1. menstruelle Migrne 2. Kopfschmerzen und Kontrazeption 3. Kopfschmerzen in der Schwangerschaft 4. Kopfschmerzen in der Menopause 10.1 Menstruelle Migrne 10.1.1 Epidemiologie „Frau Direktor hat heute Migrne. Migrne sind Kopfschmerzen, wenn man gar keine hat.“ (Erich Kstner, „Pnktchen und Anton“) Mit Vorurteilen dieser Art werden viele Frauen, die an Migrne leiden, konfrontiert. Eine Rolle dabei spielt, dass mehr als 50 % der von Migrnekopfschmerzen betroffenen Frauen berichten, dass die Menstruation ein Migrnetrigger sei. Fr den grßten Teil der Frauen ist diese Assoziation aber inkonsistent. Nur fr etwa 7 % der Betroffenen trifft die Diagnose der menstruellen Migrne zu, definiert als Migrneattacken ausschließlich 1 – 2 Tage vor Einsetzen der Menstruation [10]. Als wahrscheinlichster Auslser fr menstruelle Migrneattacken kann nach der bisherigen Datenlage der fallende strogenspiegel nach einer verlngerten strogenexposition gelten. 10.1.3 Therapie Folgendes Schema hat sich bewhrt: Beim ersten Vorstellungstermin sollte die mgliche Diagnose mit der Patientin besprochen werden und sollten ihr Vorschlge zur Attackentherapie unterbreitet werden. Die Dokumentation in einem Kopfschmerztagebuch ist hilfreich, z. B. um hormonelle Trigger von nichthormonellen zu unterscheiden. Idealerweise wird dieses Tagebuch ber drei Zyklen gefhrt (Abb. 10.1). Bei der Wiedervorstellung nach 3 Monaten kann dann die Diagnose einer menstruellen Migrne entweder verifiziert oder korrigiert werden. Je nach Muster der Attacken kann man Patienten zu einer spezifischen Kurzzeitprophylaxe raten oder eine regulre Prophylaxe whlen, um die Erkrankung ber die Zielparameter Dauer und Intensitt positiv zu beeinflussen (Abb. 10.2). Akute Attackenbehandlung 10.1.2 Pathophysiologie Die Pathophysiologie der menstruellen Migrne entspricht derjenigen der „klassischen“ Migrne [4 – 7]. Einige Autoren fordern, die menstruelle Migrne in der Kopfschmerzklassifikation als Sonderform auszuweisen, was jedoch in der Revision 2004 nicht geschah [6, 12]. Bisher konnten weder die exakten pathophysiologischen Vernderungen, die zur Entstehung menstruell gebundener Migrneattacken fhren, noch grundstzlich Unterschiede zu anderen Migrneattacken belegt werden [9]. Folgende biochemische und hormonelle Mechanismen werden diskutiert: 1. niedrige Progesteronspiegel prmenstruell [17, 18] 2. Abfall der strogenkonzentration prmenstruell [16] 3. Beeinflussung des zentralen Opioidtonus [15] Bei der Attackenbehandlung sollte individuell die Schwere und Dauer der einzelnen Migrneattacken, die auch intraindividuell schwanken kann, bercksichtigt werden. Die Beobachtung, dass menstruell assoziierte Migrneattacken schwerer verlaufen und lnger andauern als andere, wird von verschiedenen Autoren durch Analyse von Schmerzkalendern gesttzt. Dass diese Migrneattacken schlechter auf die bliche medikamentse Behandlung ansprechen wrden, ist hingegen nicht positiv belegt [7]. Die Empfehlung zur Attackenbehandlung entspricht den Therapieempfehlungen der Deutschen Migrne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) [2]. Hervorzuheben ist, dass die Behandlung mit freiverkuflicher Schmerzmedikation hufig frustran verluft und somit der Einsatz von Triptanen, gegebenfalls in Kombination mit nichtsteroidalen Anti- Keidel, Kopfschmerz-Management in der Praxis (ISBN 3131342617, 9783131342615), 2005 Georg Thieme Verlag KG