Neun Translation Memory Systeme im Vergleich
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Neun Translation Memory Systeme im Vergleich
Foto: fotomek/Fotolia.com Ti tel the m a Translation-Memory-Systeme 2014 Unter der Lupe Neun Systeme im Test: Across 6.0, Déjà Vu X3, memoQ 2013 R3, MemSource 4.1, SDL Trados Studio 2014, Transit NXT SP 7, Wordbee, Wordfast Pro 3.3, XTM 8.0 Autorin: Dr. Nicole Keller 8 MDÜ 2 | 2014 Neun Translation-Memory-Systeme im praktischen Vergleich Autorin: Dr. Nicole Keller Vorwort & Danksagung Ziel dieses Vergleichs von verschiedenen Translation-Memory-Systemen ist nicht die umfassende Beschreibung aller vorhandenen Funktionalitäten, sondern vielmehr eine Darstellung vergleichbarer Funktionen anhand eines fiktiven Übersetzungsbeispiels aus dem Alltag eines Übersetzers. Hierbei wurde vor allem darauf geachtet, dass möglichst viele Beispiele aus der Praxis gewählt werden und nicht Alleinstellungsmerkmale von einzelnen Systemen, damit die Gegenüberstellung nachvollziehbar ist. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen Systemherstellern für die Unterstützung während der Erstellung dieses Artikels zu bedanken. Jede Systembeschreibung wurde vor der Veröffentlichung von den Herstellern gelesen und auf inhaltliche Korrektheit geprüft. Außerdem konnten so Vorschläge von Herstellerseite im Fazit mit aufgenommen werden, in dem die entscheidenden Vorteile des jeweiligen Systems noch einmal herausgestellt werden. Mein besonderer Dank für Korrekturlesen und Unterstützung geht an folgende Firmen und Personen (in alphabetischer Reihenfolge): Across Systems GmbH: Stefan Kreckwitz, Anja Bergemann und Tanja Damato Atril Solutions: Claudio Duarte da Costa Kilgray Translation Technologies: Gábor Ugray, Sándor Papp und Claudia Fricke MemSource Technologies: Britta Weber und David Canek SDL International: Petra Dutz und Daniel Brockmann Star Group: Gabriele Koch Wordbee: Anita Sempels und Stephan Böhmig Wordfast LLC: i.V. Michael Prien XTM International: Dominick Kelly und Agata Śliwińska Gesamtkorrektur: Miriam Levy Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 1 Folgende Systeme werden im Test einander gegenübergestellt: Across 6.0 (Across Systems GmbH) .................................................................... 5 Déjà Vu X3 (Atril Solutions) ................................................................................... 19 memoQ 2013 R2 (Kilgray Translation Technologies) ............................... 30 MemSource 4.1 (MemSource Technologies) ................................................. 43 SDL Trados Studio 2014 (SDL International) ................................................. 54 TransitNXT SP 7 (Star AG) ........................................................................................... 68 Wordbee (Wordbee) ................................................................................................... 83 Wordfast Pro 3.3 (Wordfast LLC) ........................................................................... 96 XTM 8.0 (XTM International) ...................................................................................107 Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 2 Zielsetzung dieses Überblicks Dieser Artikel soll vor allem einen Überblick über die verschiedenen Systeme und deren Grundfunktionalitäten sowie einen Eindruck von der Bearbeitung der verschiedenen Dokumente mit entsprechenden übersetzungsspezifischen Herausforderungen vermitteln. Ziel ist es, interessierten Lesern eine Entscheidungshilfe bei der Auswahl des richtigen Tools zu vermitteln. Viele Vergleichsartikel von Translation-Memory-Systemen konzentrieren sich auf technische Details bzw. Funktionalitäten, um die Leistungsfähigkeit der einzelnen Systeme zu bewerten. Die Gegenüberstellung der Software- und Hardwarevoraussetzungen hat sich in den letzten Jahren erübrigt, da heutzutage jedes aktuelle, handelsübliche Notebook mit ausreichend Speicherkapazität ausgerüstet ist, um problemlos ein TranslationMemory-System installieren zu können. Nach einer kurzen Vorstellung der Hersteller und einem Überblick über die verschiedenen Produktversionen und deren Preise wird eine Auflistung der verfügbaren Oberflächensprachen und Hinweise zu den unterstützten Dateiformaten gegeben. Der Übersetzungsauftrag Zur praktischen Veranschaulichung liegt diesem Vergleich ein konkreter Übersetzungsauftrag zu Grunde, anhand dessen jedes TM-System beschrieben wird. Das hat den Vorteil, dass die Evaluierungen nicht zu abstrakt sind und Übersetzer eventuell Parallelen zu ihren eigenen Aufträgen ziehen können. Der fiktive Auftrag besteht aus drei verschiedenen deutschen Dateien in drei unterschiedlichen Formaten (DOCX, PPTX und XML), einer TMX-Datei in der Sprachkombination Deutsch-Englisch zur Vorbefüllung des Translation Memorys (TM) und einem zweisprachigen Glossar in der Sprachkombination Deutsch-Englisch in einer ExcelDatei (XLSX), die in die Terminologiedatenbank (TDB) eingelesen werden kann. Das Übersetzungsprojekt soll bei der Anlage mit den Zusatzinformationen Kundenname (in diesem Fall „BDÜ“) und Fachgebiet (in diesem Fall „Medizin“) versehen werden. Die Funktionalitäten, die im Rahmen dieses Übersetzungsauftrags geprüft werden, lassen sich grob in vier Bereiche einteilen: 1. 2. 3. 4. Übersetzungsvorbereitung und Projektmanagement Aufbau und Grundfunktionen des Übersetzungseditors Umgang mit übersetzungsspezifischen Herausforderungen Übersetzungs- und Projektabschluss Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 3 Übersetzungsvorbereitung und Projektmanagement 1. Importmöglichkeiten der TMX- und XLSX-Datei in die jeweilige Datenbank (TM und TDB) 2. Anlage und Zuweisung der zusätzlichen Projektinformationen: Kunde (BDÜ) und Fachgebiet (Medizin) 3. Projekterstellung: Import/Öffnen der zu übersetzenden Dateien, Auswahl des TMs und der TDB 4. Analyse der Dateien anhand des vorhandenen TMs Aufbau und Grundfunktionen des Übersetzungseditors 1. Darstellung der Matches: a. 100%-Matches: Übersetzungseinheiten, die identisch im Translation Memory enthalten sind. b. Fuzzy Matches: Übersetzungseinheiten, die mit Abweichungen im Translation Memory enthalten sind - normalerweise im Bereich von 50%-99%. c. No Matches: keine Übereinstimmung mit dem Translation Memory. 2. Konkordanzsuche: Über diese Suche können einzelne Wörter bzw. Phrasen direkt im TM gesucht werden, um Übersetzungen zu finden, die aufgrund einer zu geringen Übereinstimmung des ganzen Satzes nicht angezeigt werden. 3. Darstellung von Treffern in der Terminologiedatenbank und Übernahme neuer Benennungen während der Übersetzung 4. Umgang mit und Veränderungsmöglichkeiten bei falscher Segmentierung 5. Vorschaumöglichkeiten während der Übersetzung Übersetzungsspezifische Herausforderungen 1. Darstellung von und Umgang mit internen Formatierungen (z. B. Fettdruck oder verschiedene Schriftarten/-farben) 2. Darstellung von bzw. Umgang mit Bildern 3. Automatische Erkennung von bzw. Umgang mit Zahlen und Zahlenformaten (z. B. Datum und Dezimalzahlen) 4. Darstellung von und Umgang mit Hyperlinks/E-Mail-Adressen bzw. Verlinkungen im Allgemeinen 5. Darstellung von Fußnoten bzw. von textunabhängigen Funktionen, die an einer bestimmten Stelle im Text integriert sind (z. B. Querverweis, automatische Erstellung von Indexeinträgen) 6. Umgang mit und Einstellungsmöglichkeiten für interne Wiederholungen (ein Satz ist identisch und kommt mindestens zweimal im selben Text vor) 7. Darstellung von und Umgang mit Tags (intern und extern) Übersetzungsabschluss 1. Speicherung der neuen Übersetzungseinheiten im Translation Memory 2. Abschluss eines Übersetzungsprojekts und Export/Speichern der fertigen Übersetzung Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 4 Across 6.0 Die Entwicklung der ersten Version von Across begann im Jahr 1999 durch die Ahead Software AG. Ziel war es ein zentrales System zu Verfügung zu stellen, an dem alle Benutzer in Echtzeit arbeiten können. 2003 kam dann die erste Version von Across auf den Markt. Damals war Ahead noch ein eigener Geschäftsbereich der Nero AG, die ihren Hauptsitz in Karlsbad hat. Im September 2005 wurde dann die Across Systems GmbH gegründet. Sie hat ihren Hauptsitz ebenfalls in Karlsbad und inzwischen eine weitere Niederlassung in Amerika. Across ist ein reiner Softwareentwickler und bietet keine Übersetzungsdienstleistungen an. Die Produktversionen im Überblick Across Personal Edition (PE) Die Across Personal Edition ist die Einzelplatzversion von Across und richtet sich klassischerweise an freiberufliche Übersetzer. Die Einschränkungen der Freelance-Version liegen darin, dass Funktionalitäten, die für das vernetzte Arbeiten benötigt werden, nicht vorhanden sind. Z. B. können keine Aufgaben an Zweite delegiert werden oder TMs und Terminologiedatenbanken gemeinsam in Echtzeit genutzt werden. Alle weiteren Übersetzungsfunktionalitäten inklusive Projektmanagement sind aber ohne jegliche Einschränkungen verfügbar. Zusätzlich bietet die Personal Edition die Möglichkeit, über den sogenannten Standby Remote Client, der in derselben Oberfläche integriert ist, Aufgaben von einem Language Server zu erhalten, diese zu übersetzen und zurückzuschicken. Für diese Verbindung erhält ein Übersetzer eine separate Lizenz (Softkey), einen Benutzernamen und ein Passwort, damit die Daten direkt vom Server heruntergeladen werden können, ohne sie per E-Mail schicken zu müssen. Die Personal Edition ist für freiberufliche Übersetzer und Studierende nach einer namentlichen Registrierung kostenlos. Für Unternehmen kostet die Einzelplatzversion 1.490 Euro. Across Language Server Der Across Language Server basiert auf einer Client-Server-Architektur und bietet somit die Möglichkeit, mehrere Benutzer in ein Projekt einzubinden. Diese arbeiten dann mit denselben TM- und Terminologiebeständen und können über eine gezielte Workflowsteuerung verschiedenste Aufgaben in einem Projekt übernehmen. Es ist ebenfalls möglich, sich direkt mit anderen Across Servern zu verbinden, um Projekte bzw. Aufgaben an andere weiterzugeben. Zusätzlich können bei Bedarf auch Drittsysteme, wie z. B. Content-Management-Systeme, angebunden werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 5 Das Prinzip beider Versionen ist die zentrale Datenhaltung in einem SQL Server: Alle Übersetzungseinheiten und Terminologieeinträge werden in einer Datenbank und nicht in mehreren einzelnen Dateien gespeichert. Der Preis für den Across Language Server ist abhängig von der Anzahl der Benutzer und den ausgewählten Modulen und ist nur auf Anfrage erhältlich. Die derzeit verfügbaren Oberflächensprachen sind Englisch, Deutsch und Französisch und müssen bei der Installation festgelegt werden. Im Kapitel „Formate“ des Anwenderhandbuchs „Across im Überblick“ gibt es eine Aufstellung aller Dateiformate in Across, die direkt unterstützt werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 6 Evaluierung Across Projektvorbereitung Zu Beginn müssen die Systemattribute (Kunde und Fachgebiet) hinzugefügt werden, damit sie für den Datenimport und die anschließende Projekterstellung zur Verfügung stehen. Für die Verwaltung der Kunden steht in Across ein eigener Bereich, das Relationen-Modul, zu Verfügung, in dem der neue Kunde „BDÜ“ wird. Neben dem bloßen Namen können auch alle Kontaktdetails und Ansprechpartner hinterlegt werden. Die Fachgebiete werden in Across über die Systemeinstellungen verwaltet, wo die Benutzer eine eigene benutzerdefinierte Liste ihrer Fachgebiete und Unterfachgebiete anlegen können. An dieser Stelle wird das neue Fachgebiet „Medizin“ hinzugefügt. Anschließend erfolgt der Import der beiden Dateien. Die TMX-Datei wird in der Translation-Memory-Komponente, crossTank Manager, und die Excel-Datei über die Terminologieverwaltung, crossTerm Manager, importiert. Während des Imports können die zuvor angelegten Attribute direkt mit den neuen Einträgen abgespeichert werden, so dass die neuen Daten in den beiden Across-Datenbanken richtig „einsortiert“ werden. Der TMX-Import erfolgt anhand eines Importassistenten, dem crossTank Import Wizard, der die zu importierende Datei zunächst analysiert, die Übersetzungseinheiten sowie die zusätzlichen Informationen bereitstellt und abschließend ein Mapping der Informationen zu Verfügung stellt. Der Import der XLSX-Datei mit dem Glossar erfolgt dann im crossTerm Manager. Vor dem Import muss die Excel-Datei allerdings im CSV-Format abgespeichert werden, da Across das Excel-Format beim Import nicht direkt unterstützt. Anschließend werden die Terminologiedaten über den crossTerm Import Wizard in die Datenbank importiert. Im Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 7 Importassistent können alle Datenfelder auf benutzerspezifisch angelegte Datenfelder in crossTerm gemappt werden, sie können sogar während des Imports noch hinzugefügt werden. Somit bietet dieser Importprozess die größtmögliche Flexibilität. Nach dem erfolgreichen Import aller Daten wird im Folgenden das neue Übersetzungsprojekt angelegt. Auch für diesen Vorgang steht ein Assistent, der Project Wizard, zu Verfügung, in dem die einzelnen Projekteinstellungen vorgenommen werden können. Zunächst bekommt das Projekt einen Namen und die zu übersetzenden Dateien werden ausgewählt und dem Projekt hinzugefügt, wobei in diesem Schritt Across das Originaldateiformat automatisch erkennt und im Hintergrund bereits die entsprechenden Importvorlagen zuordnet. Während der nächsten Schritte werden der Projekt-Abgabetermin, der Kunde, das Fachgebiet, usw. angegeben, um anschließend die Sprachkombination des Übersetzungsprojekts festzulegen. Projekte können hierbei immer mehrere Zielsprachen haben, wobei es bei Across auch möglich ist, in einem Projekt verschiedene Ausgangssprachen zu verwalten. Während der Projektanlage greift das System für den Import auf systeminterne Dokumenteneinstellungsvorlagen zurück, in denen definiert ist, wie die zu übersetzenden Texte der unterstützten Dateiformate in Across importiert werden sollen. Diese Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 8 Importvorlagen können auch bei Bedarf benutzerspezifisch angepasst werden. Für die PowerPoint-Präsentationen wurden keine zusätzlichen Einstellungen vorgenommen, wohingegen bei der Word-Datei die Option zum Import von Bildern aktiviert wurde, sodass diese direkt im Editor dargestellt werden. Für die XML-Datei wurde während der Projektanlage eine Vorlage anhand der in der XML-Datei enthaltenen Tags erstellt, damit der Text richtig für die Übersetzung importiert wird. Bei der anschließenden Projektanlage werden alle Dokumente in das System eingelesen und segmentiert sowie eine automatische Analyse gegen den aktuellen TranslationMemory-Bestand durchgeführt. Die 100%-Matches können bei diesem Vorgang automatisch in den Zieltext eingefügt werden, wobei die Vorübersetzung auch von einem Übersetzer innerhalb des Editors manuell gestartet werden kann. Abschließend wird die Übersetzungsaufgabe erstellt und Across wechselt in die Aufgabenübersicht von Across, aus der die einzelnen Dateien nacheinander zur Übersetzung geöffnet werden können. Die Analyse für die Projektdateien kann wahlweise direkt aus der Aufgabenübersicht für jedes Dokument einzeln gestartet werden oder im Projekte-Modul über den sogenannten Report Wizard. Dabei werden in diesem Beispiel die Standardeinstellungen von Across verwendet, die allerdings jederzeit beliebig anpassbar wären, d. h., die Matchbereiche können verändert, Normzeilen individuell eingestellt und Abrechnungskategorien (Wörter, Normzeilen, Zeichen) beliebig ein- oder ausgeblendet werden. Die Analyse wurde für alle drei Dateien durchgeführt und als Gesamt-Projektanalyse angezeigt, wobei es auch für jedes Dokument eine Einzelanalyse gibt. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 9 Während der Übersetzung Die importierten Dokumente werden nun nacheinander zur Bearbeitung im internen Editor, crossDesk, geöffnet, um sie mithilfe der Übereinstimmungen aus dem Translation Memory und der Terminologiedatenbank zu übersetzen. Hierbei kann immer nur ein Dokument geöffnet werden und nicht mehrere gleichzeitig. Der Text wird dabei in der Originalschriftart und -schriftgröße angezeigt und zeigt auch alle internen Formatierungen wie im Original an. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 10 Darstellung der einzelnen Matches 100%-Matches und Kontext-Matches (zuverlässigere 100%-Matches aufgrund Übereinstimmung mit den Segmenten vor und nach dem zu übersetzenden Segment) werden in Across grün unterlegt. Die Kennzeichnung erfolgt in diesem Fall im Editor selbst und im Translation Memory, sodass der Übersetzer immer sehen kann, dass es sich um eine hundertprozentige Übereinstimmung handelt. Zusätzlich werden diese Matches im TM mit der Zahl 100% oder 100% plus dem Icon für Kontext-Matches ( ) gekennzeichnet. Editor: TM: Fuzzy-Matches werden ebenfalls im Ausgangstext und im Translation Memory farblich unterlegt. Hierfür wird die Farbabstufung gelb bis orange gewählt, die den Grad der Übereinstimmung symbolisiert: je dunkler die farbliche Markierung, desto höher ist die Übereinstimmung. Die Farbauswahl kann allerdings benutzerspezifisch angepasst werden. Die Markierung erfolgt bei Across im Gegensatz zu anderen TM-Systemen auf den Textstellen, die identisch sind, d.h., dass die Textstellen, die sich unterscheiden, nicht Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 11 farblich markiert sind. Auch diese Einstellung kann durch den Benutzer angepasst werden. Im Translation Memory wird neben der Übersetzungseinheit der Übereinstimmungsgrad der Übersetzungseinheit mit dem zu übersetzenden Segment angegeben. Sind keine Treffer im TM verfügbar, schlägt Across automatisch den Start der Konkordanzsuche vor. Diese kann aber auch manuell durchgeführt werden, was sicherlich sinnvoller ist, damit gezielter Treffer gefunden werden können. Es kann aber auch ein Suchstring im Ausgangstext markiert werden, um diesen per Tastenkombination oder Icon direkt im TM nachzuschlagen. Die Suchergebnisse werden im gleichen Bereich wie die automatischen Treffer aus dem TM angezeigt, wobei die gesuchten Wörter gelb unterlegt sind. Grundsätzlich ist die Konkordanzsuche bei Across auch in der Zielsprache möglich. Die Suche sucht standardmäßig nach der exakten Schreibweise, wird allerdings durch die Option „Erweiterte Suche“ ( ) ergänzt. Mit dieser Option kann für die Suche auch ein Platzhalter (*) eingesetzt werden, um eine Fuzzy-Suche durchzuführen und somit z. B. Pluralformen zu finden. Übereinstimmungen mit der Terminologiedatenbank werden im Ausgangstext mit einem roten Balken über der gefundenen Benennung markiert. Die Übersetzung(en) für die Benennung werden innerhalb crossDesk in einem separaten Fenster für die Terminologietreffer angezeigt Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 12 Wurde nun im Rahmen einer Übersetzung eine aufwändige Terminologierecherche durchgeführt, können die Ergebnisse bequem aus dem Übersetzungseditor heraus in crossTerm gespeichert werden. Dafür werden die beiden Entsprechungen im Ausgangsund Zieltext markiert und über eine Schaltfläche oder eine Tastenkombination in die Terminologiedatenbank übernommen. Im crossTerm Manager selbst können die neuen Termini bei Bedarf direkt mit weiteren Informationen, wie z. B. Definition, Kontextbeispielen, usw. versehen werden. Ein Fenster für eine schnelle Übernahme steht in Across leider nicht zur Verfügung. Ein weitere wichtige Funktion bei TM-Systemen ist die Beeinflussung der durch das System vorgegeben Segmentierung. In Across können Segmente wahlweise innerhalb eines Absatzes erweitert, verkürzt oder sogar benutzerdefiniert festgelegt werden ( ). Außerdem können bei Bedarf auch ganze Absätze miteinander verschmolzen werden. Letztere Option steht allerdings nur zur Verfügung, wenn sich die Formatierungen der beiden Absätze nicht unterscheiden. Eine letzte zentrale Funktionalität in der Übersetzungsumgebung ist die Vorschau einer Übersetzung im Originalformat. Da während der Übersetzung zwar der Text, aber nicht Formatierungen, wie z. B. Tabellen, angezeigt werden, ist es während der Übersetzung hilfreich, die Übersetzung vorab in einer Vorschauansicht zu prüfen. In Across kann jedes Dateiformat in einem separaten Vorschaufenster angezeigt werden, wenn die Originalapplikation auf dem lokalen Computer installiert ist. Zusätzlich kann in Across auch eine Vorschau des Quelltextes angezeigt werden. Das kann in solchen Situationen hilfreich sein, wenn das Original beim Auftraggeber eingelesen wurde und der Übersetzer selbst das Originaldokument nie erhalten hat. In diesem Zusammenhang ist auch die Orientierung in der Dokumentstruktur über das Fenster crossView ein unterstützender Faktor. Je nach Dokumentenformat, werden in der hierarchischen Gliederungsansicht verschiedenste Zusatzinformationen angezeigt, um sich besser im Dokument zurechtzufinden. Bei Word-Dokumenten wird u. a. die Hierarchie der Überschriften angezeigt, aber es werden z. B. auch Angaben zu Tabellen gemacht. Bei PowerPoint-Dateien wird jeweils angezeigt, auf welcher Folie man sich gerade befindet, sodass hier die Texte inhaltlich besser zugeordnet werden können. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 13 Übersetzungsspezifische Herausforderungen Interne Formatierungen: Der zu übersetzende Text wird in crossDesk immer in der Originalformatierung angezeigt, d.h., dass der Übersetzer in der Originalschriftart und -schriftgröße des Ausgangstextes arbeitet und somit auch interne Formatierungen direkt sehen kann. Standardformatierungen, wie z. B. Fettdruck, können über Icons direkt auf den Zieltext übertragen werden. Alle anderen möglichen Formatierungen, wie beispielsweise eine andere Schriftfarbe, können über ein Dropdown-Menü oberhalb des Zieltextfensters den entsprechenden Textstellen in der Übersetzung zugewiesen werden. Interne Formatierungen werden außerdem im Translation Memory gespeichert und können bei exakter Übereinstimmung beim nächsten Mal wieder verwendet werden. Bilder: Beim Import des Word-Dokuments wurde beispielsweise festgelegt, dass Bilder importiert werden, und damit werden sie auch in crossDesk an der entsprechenden Stelle im Text angezeigt. Bilder erscheinen in Across immer in einem separaten Absatz. Sollten sie in einen Satz integriert sein, werden sie dort über graue Felder (Placeables) ersetzt und können gezielt im übersetzten Text platziert werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 14 Bilder können während der Übersetzung auch direkt im Editor gegen „übersetzte“ Versionen ausgetauscht werden, wenn das vom Auftraggeber gewünscht ist. Zahlen: Zahlen und Zahlenformate, wie z. B. Datumsangaben oder Uhrzeit, werden von Across automatisch als zusammengehörige Einheit erkannt und mit einer blauen Linie im Ausgangstext markiert. Diese Einheiten können per Tastenkombination in den Zieltext übernommen werden. Bei der Übernahme werden Zahlenformate, die sich in den einzelnen Sprachen unterscheiden, automatisch den Systemeinstellungen der einzelnen Sprache entsprechend angepasst. Diese Einstellungen können benutzerspezifisch angepasst werden. Außerdem gibt es ein Qualitätssicherungskriterium, das zusätzlich überprüft, ob Zahlen korrekt übersetzt wurden. Hyperlinks: Hyperlinks werden in crossDesk als bearbeitbare Felder angezeigt und können einfach in den Zieltext kopiert werden. Muss die Beschriftung oder der Link selbst in die Zielsprache übersetzt werden, so erfolgt dies in einem separaten Fenster im zielsprachlichen Bereich. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 15 Fußnoten: Fußnoten werden ebenfalls als Felder (Placeables) dargestellt, die einfach in den Zieltext kopiert und an der entsprechenden Stelle platziert werden müssen, damit die Funktion auch in der Übersetzung erhalten bleibt. Der Fußnotentext selbst steht direkt in dem darauffolgenden Absatz. Interne Wiederholungen: Der Übersetzer wird während der Übersetzung im crossDesk direkt auf Wiederholungen hingewiesen, wenn er den Satz zum ersten Mal übersetzt hat. Es erscheint automatisch ein Hinweis, dass Wiederholungen für diesen Absatz existieren und der Benutzer kann entscheiden, ob die Übersetzung an den anderen Stellen automatisch eingefügt werden soll. Diese Option kann wahlweise aktiviert oder deaktiviert, aber auch manuell gesteuert werden. Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei): Externe Tags werden in crossDesk nur im crossView-Fenster zur Orientierung angezeigt. Im Text selbst müssen nur die internen Tags, die in der Regel für interne Formatierungen Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 16 zuständig sind, zugewiesen bzw. an die richtige Stelle kopiert werden. Es werden zur Unterstützung des Übersetzers nicht nur die Tags, sondern auch die Beschriftungen der Tags angezeigt, damit es für den Übersetzer leichter zu sehen ist, welche Funktion das Tag an dieser Stelle hat. Wahlweise kann auch der ganze Tag-Text angezeigt werden, so dass ein Benutzer die Funktion eines Tags besser einschätzen kann. Übersetzungsabschluss Neue Übersetzungen werden automatisch im Translation Memory gespeichert, wenn ein Absatz als übersetzt markiert wird. Across arbeitet grundsätzlich mit drei verschiedenen Bearbeitungszuständen. Ist für einen Absatz noch keine Übersetzung eingegeben worden, ist dieser Absatz noch unbearbeitet. Enthält der Absatz eine Vorübersetzung oder wurde er gerade neu übersetzt, dann ist der Status bearbeitet. Wird ein Absatz abschließend als übersetzt markiert, dann erfolgt die automatische Speicherung der neuen Übersetzungseinheit im TM. Wann welcher Zustand automatisch durch welche Aktion hinzugefügt wird, ist jedem Benutzer selbst überlassen, da dies über die Profileinstellungen individuell einstellbar ist. Am Ende einer Übersetzung müssen alle Absätze als „übersetzt“ markiert sein, damit einerseits alle neuen Übersetzungen im TM gespeichert sind und andererseits die Übersetzungsaufgabe zu 100% abgeschlossen ist. Nach Aufgabenabschluss erscheint diese nicht mehr in der Übersicht der aktiven Aufgaben im Dashboard. Über die Option Projekt aus-checken im Projekte-Modul kann die fertige Übersetzung wieder in das Originalformat konvertiert werden. Dabei wird der Benutzer vom Check-Out Wizard unterstützt und legt im letzten Fenster fest, wo die übersetzt Datei gespeichert werden soll. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 17 Fazit: Across bietet einen geschlossenen Ansatz und verwaltet alle Ressourcen zentral unter einer Oberfläche, auch wenn mehrere Benutzer in einen Workflow integriert werden. Damit sind alle übersetzungsrelevanten Daten immer aktuell und in Echtzeit verfügbar. Für Freelancer bietet Across den großen Vorteil, dass sie mit der Personal Edition eine kostenlose Version zu Verfügung gestellt bekommen, die alle Funktionalitäten enthält, die sie zum Bearbeiten ihrer Übersetzungsprojekte benötigen und sich darüber hinaus ohne zusätzliche Installation problemlos mit einem Across Language Server verbinden können, um Aufgaben von Across-Auftraggebern zu empfangen. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 18 Déjà Vu X3 1993 gründete Emilio Benito die Firma Atril in Spanien und brachte das TranslationMemory-System Déjà Vu auf den Markt. Damit zählt Déjà Vu zu den traditionellsten TMSystemen auf dem Markt. Im Jahr 2004 übernahm sein Sohn Daniel Benito das Unternehmen, der heute weiterhin Leiter für Forschung und Entwicklung ist. Seit der Übernahme Atrils 2009 durch den ehemaligen französischen Vertriebspartner wurden größere Investitionen in Entwicklung und im weltweiten Vertrieb getätigt. Die Produktpalette wurde seitdem zusätzlich auf Projektmanagement und Terminologieverwaltung erweitert und der Name in Atril Solutions geändert. Die Firma hat heute Niederlassungen in Spanien (Madrid), Frankreich (Paris) und den USA. Die Produktversionen im Überblick Déjà Vu X3 Free Die kostenlose Version von Déjà Vu ist für Freelancer gedacht, die normalerweise nicht mit Déjà Vu arbeiten oder nur bereits vorbereitete Projektpakete bekommen, die sie bearbeiten sollen. Mit dieser Version können zwar keine eigenen Projekte erstellt werden, aber Übersetzer bekommen dadurch die Möglichkeit, kostenfrei an Déjà-Vu-Projekten mitarbeiten zu können. Déjà Vu X3 Professional Die Professional-Version ist das klassische Programm für freiberufliche Übersetzer und integriert alle erweiterten Funktionalitäten, wie z. B. automatische Qualitätssicherung, automatische Speicherung von neuen Übersetzungseinheiten oder Terminologieprüfung. Mit dieser Version können Projekte mit mehreren Dateien und verschiedenen Dateiformaten erstellt werden. Darüber hinaus ist es möglich mehrsprachige TMs zu verwalten. Diese Version kostet 420 Euro. Déjà Vu X3 Workgroup Die Workgroup-Version umfasst alle Funktionen der Professional-Version. Sie bietet aber auch noch zusätzliche Funktionalitäten, um Projekte und Ressourcen sinnvoll verwalten zu können. Große Projekte können z. B. in kleinere Pakete unterteilt werden, um sie dann an verschiedene Übersetzer zu verteilen. Die Workgroup-Version richtet sich somit an kleinere und mittlere Übersetzungsunternehmen bzw. Übersetzer-Teams, die u.a. auch Übersetzungspakete schnüren müssen. Diese Version kostet 1.490 Euro. Déjà Vu TEAMserver Mit dem TEAMserver von Déjà Vu können große Übersetzungsprojekte abgewickelt werden, bei denen verschiedene Übersetzer parallel zusammenarbeiten können. Sie können dabei online auf dieselben TMs und Terminologiedatenbanken zurückgreifen und speichern ihre Daten somit in Echtzeit, welche durch verschiedene Berechtigungsstufen aktualisiert werden. Für die in das Projekt eingebundenen Übersetzer ohne eigene DéjàVu-Lizenz stehen zudem Floating Licenses zur Verfügung. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 19 Darüber hinaus beinhaltet TEAMserver eine Online-Projektmanagement-Plattform, über die Projekte versendet und deren Fortschritt in Echtzeit verfolgt werden kann. Der Preis ist auf Anfrage erhältlich. Déjà Vu ist in den Dialogsprachen Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch und Spanisch verfügbar. Die Sprache der Oberfläche ist nach der Installation flexibel einstellbar. Die Dokumentation und die Homepage stehen leider nicht auf Deutsch zur Verfügung. Informationen über die unterstützten Dateiformate findet man in Kapitel 11 des Handbuchs der Professional-Version oder im Helpdesk der Atril Website. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 20 Evaluierung Déjà Vu Projektvorbereitung Die Angaben zu Fachgebiet und Kunde werden idealerweise zuerst im System gemacht, damit sie anschließend für den TMX-Import und die Projektanlage zur Verfügung stehen. In den Optionen von Déjà Vu können sowohl Kunde als auch Fachgebiet benutzerspezifisch angelegt werden. Bei den Fachgebieten steht bereits eine umfangreiche Liste auf Englisch zur Verfügung, die aber auch benutzerspezifisch erweitert werden kann. Beim Import der TM- und Terminologiedaten können dann die Attribute „BDÜ“ und „Medizin“ problemlos gemappt werden. Es kann nun wahlweise ein neues Translation Memory angelegt oder ein bestehendes geöffnet werden (DVMDB-Datei), um die TMX-Datei zu importieren. Dabei muss lediglich die korrekte Zuordnung der Sprachen überprüft werden. TM-Dateien sind bei Déjà Vu prinzipiell mehrsprachig angelegt, d. h., es können beliebige Sprachkombinationen innerhalb einer TM-Datei verwaltet werden. Der Import der Excel-Tabelle erfolgt ebenfalls entweder in eine bestehende oder neu angelegte Terminologiedatenbank (DVTDB-Datei). Wird eine Terminologiedatenbank neu erstellt, kann beim Einrichten zwischen verschiedenen Eintragsstrukturen ausgewählt werden, die anschließend benutzerdefiniert angepasst werden können. Für diese Evaluation ist eine Anpassung nicht erforderlich, da die XLSX-Datei ein reines Glossar ohne Zusatzinformationen enthält. Die Excel-Tabelle kann direkt (ohne vorherige Konvertierung) in die neu angelegte Terminologiedatenbank importiert werden, dabei müssen nur die Sprachen zugeordnet werden. Anschließend wird das neue Übersetzungsprojekt mithilfe des Projektassistenten erstellt. In den einzelnen Dialogfenstern wird zunächst ein Projektname vergeben (DVPRJ-Datei) und die Sprachkombination der Übersetzung festgelegt wird, wobei ein Projekt immer Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 21 mehrere Zielsprachen haben kann. Anschließend werden die beiden vorbefüllten Datenbanken (TM und Terminologie) zugeordnet. Auch hier besteht grundsätzlich die Möglichkeit, einem Projekt mehrere Datenbanken hinzuzufügen und für diese detailliert festzulegen, welche bevorzugt verwendet wird. Alternativ kann auch eine Verbindung zu einem TM oder einer Terminologiedatenbank auf einem Server hergestellt werden, um externe Ressourcen einzubinden. Abschließend werden die Attribute Kunde (BDÜ) und Fachgebiet (Medizin) zugeordnet und die zu übersetzenden Dateien ausgewählt. Bei Déjà Vu gibt es keine Einschränkung hinsichtlich der Anzahl der Dateien und deren Formate. Während der Projekterstellung werden alle zugeordneten Dateien entsprechend der in Déjà Vu hinterlegten Filter in das System importiert. Die Filtereinstellungen können bei Bedarf direkt während der Projektanlage und vor dem Import der Dateien angepasst werden. Nach erfolgreicher Projektanlage öffnet sich der Projektexplorer, der den Projektnamen und die Liste der zu übersetzenden Dateien angezeigt. Hinter jeder Datei wird in eckigen Klammern die enthaltene Wortanzahl und in runden Klammern der Fortschritt der Übersetzung angegeben. Die Auswahl der Dateien kann jederzeit im Nachhinein ergänzt oder verändert werden, d.h., es können Dateien sowohl später hinzugefügt als auch wieder gelöscht werden. Die Analyse wird nun manuell gestartet und hat viele verschiedene Einstellungsmöglichkeiten. Es kann z. B. wahlweise eine Analyse für eine oder alle Zielsprachen durchgeführt werden oder nur bestimmte TMs – unabhängig von den Projekt-TMs – berücksichtigt werden. Die Analyseergebnisse werden dann in einem separaten Fenster angezeigt und werden gemäß den üblichen Kategorien (Segmente, Wörter, Zeichen) sortiert. Die Match-Bereiche können hierbei nicht individuell angepasst werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Analyse im Word-Modus durchzuführen, das bedeutet, dass für die Analyse die Zählweise von Word verwendet wird. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 22 Während der Übersetzung Die importierten Dateien können nun wahlweise nacheinander oder gleichzeitig in verschiedenen Registerkarten zur Bearbeitung im internen Editor geöffnet werden. Dabei wird der Text unabhängig vom ursprünglichen Dateiformat immer in derselben Schriftart und Schriftgröße angezeigt. Für Word, Excel und PowerPoint werden bei Verwendung der entsprechenden Importvorlage auch die internen Standardformatierungen dargestellt. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 23 Die TM- und Terminologietreffer werden automatisch bei aktivierter „AutoSuche“ ( ) in einem separaten Fenster angezeigt. Um die Treffer voneinander unterscheiden zu können, werden die TM-Treffer rot und die Terminologieeinträge blau markiert. Im Editor selbst werden farbliche Markierungen nur nach einer durchgeführten Vorübersetzung vorgenommen. Darstellung der einzelnen Matches 100%-Matches (Exact Matches) werden nach einer Vorübersetzung dunkelgrün markiert und die Übersetzung wird direkt im zielsprachlichen Fenster eingefügt. Im Fenster „AutoSuche“ wird die Übersetzungseinheit aus dem Translation Memory ebenfalls angezeigt und am unteren Dialogrand mit dem Wert 100% versehen. Außerdem werden der Pfad und der Name der Translation-Memory-Datei angegeben, in der die Übersetzungseinheit gefunden wurde. Es gibt aber auch hundertprozentige Übereinstimmungen, bei denen der Kontext ebenfalls übereinstimmt und dann werden diese Segmente orange markiert (Garantierte Matches). Bei einem Fuzzy Match werden die Unterschiede zwischen dem Quellsegment und der Übersetzung aus dem Translation Memory in einem zusätzlichen Bereich des AutoSucheFensters angezeigt. Die Unterschiede werden ähnlich wie bei der Funktion „Änderungen nachverfolgen“ in MS Word farblich markiert, sodass die Unterschiede direkt erkennbar sind. Zusätzlich wird am Bildschirmrand der Übereinstimmungsgrad der Übersetzungseinheit angezeigt. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 24 Das Segment im Editor wird hellgrün markiert, wenn es über die Einstellungen der Vorübersetzung entsprechend eingefügt wurde. Findet Déjà Vu keinen Treffer in den ausgewählten Datenbanken, so kann jederzeit die Konkordanzsuche im zugeordneten Translation Memory gestartet werden. Die Funktion „Im Translation Memory suchen…“ zeigt alle Übersetzungseinheiten an, in denen das exakte Suchwort vorkommt. Zusätzlich gibt es bei Déjà Vu die Option „AutoWrite“, die während der Übersetzung beliebig aktiviert oder deaktiviert werden kann. Mit dieser Option werden während der Übersetzung Übersetzungsvorschläge auf Basis der zugeordneten TMs und Terminologiedatenbanken gemacht. Die Vorschläge aus dem TM sind dabei nicht nur auf den ganzen Satz sondern auch auf Teilsegmente bezogen. Wenn es Übereinstimmungen mit der Terminologiedatenbank gibt, werden diese Treffer im Text selbst nicht optisch gekennzeichnet, sondern nur im Fenster „AutoSuche“ Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 25 angezeigt. Da sie im selben Fenster wie die Treffer aus dem Translation Memory angezeigt werden, markiert Déjà Vu sie blau. Die Übersetzungsvorschläge können über Doppelklick oder eine Tastenkombination in den Zieltext übernommen werden. Sollte der Übersetzer während einer Übersetzung Terminologie recherchiert haben und möchte diese auch gerne in die Terminologiedatenbank übernehmen, so markiert er einfach die beiden Benennungen im Ausgangs- und Zieltext und wählt die Option „Zur Termbase hinzufügen“ ( ). Es öffnet sich dann automatisch ein Schnelleingabefenster, in dem z. B. die Schreibweise der Termini angepasst und zusätzliche Informationen hinzugefügt werden können. Nach der Speicherung steht der Term direkt für die weitere Übersetzung zur Verfügung. Eine weitere zentrale Funktion bei TM-Systemen ist die manuelle Anpassbarkeit der vorgegebenen Segmentierung. In Déjà Vu können beliebig viele Segmente zusammengefügt bzw. getrennt werden, wobei die Trennung der Segmente an der Cursorposition erfolgt und nicht von Segmentende-Begrenzern abhängig ist (wie bei vielen anderen Systemen). Außerdem ist es in Déjà Vu kein Problem Segmente über Absatzgrenzen hinweg miteinander zu verschmelzen. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 26 Eine Vorschaufunktion steht mithilfe der Live Preview für Word-, Excel- und PowerPointDateien zur Verfügung. Alle anderen Dateiformate können nur über die interne Vorschau angezeigt werden. Dabei wird der Ausgangskontext des zu übersetzenden Segments angezeigt und der Text rot markiert, um die Orientierung zu erleichtern. Déjà Vu ist das einzige Translation-Memory-System, in dem eine unbegrenzte Anzahl von verschiedenen Dateien in der Vorschaufunktion gleichzeitig angezeigt werden können. Übersetzungsspezifische Herausforderungen Interne Formatierungen: Interne Formatierungen werden bei Déjà Vu für Word, Excel und PowerPoint direkt im Editor dargestellt, wenn die entsprechende Importvorlage (Microsoft Office Live) ausgewählt wird und es sich um Standardformatierungen handelt. Alle anderen möglichen Formatierungen, wie beispielsweise andere Schriftfarbe oder Schriftart werden mit Tags dargestellt, die im Zieltext um den übersetzten Text herum platziert werden müssen, damit die Formatierung erscheint. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 27 Word: Déjà Vu Editor: Sollten Tags aus Versehen nicht bzw. falsch übernommen werden, wird das durch die integrierte Qualitätssicherung geprüft. Die entsprechenden Übersetzungseinheiten werden automatisch mit einem Icon markiert, das optisch auf den Fehler hinweist. Für einen späteren Export des übersetzten Dokuments ist es unerlässlich, dass die Tags richtig übernommen wurden, ansonsten gehen die Formatierungen in der Übersetzung verloren. Bilder: Bilder werden bei Déjà Vu nicht importiert und können während der Übersetzung nur über die Vorschaufunktion von Word, Excel und PowerPoint angezeigt werden. Ansonsten muss die Originaldatei geöffnet bzw. die Zieldatei exportiert werden. Beim Export der Übersetzung werden Bilder und Graphiken wieder automatisch an der richtigen Stelle im Zieltext eingefügt. Zahlen: Zahlen werden im Ausgangssegment nicht farblich markiert, sie werden aber in der Übersetzung über die integrierte Qualitätssicherung geprüft. Bei einem Fehler werden diese Segmente automatisch im Zieltext mit einem roten Ausrufungszeichen markiert und im Tooltip erhält der Benutzer die Information über den entsprechenden Fehler. Allerdings werden hierbei keine Zahlenformate, wie z. B. Dezimalzahlen, erkannt oder geprüft. Es wird lediglich die korrekte Zahlenfolge überprüft. Hyperlinks: Hyperlinks werden in Déjà Vu erkannt und als bearbeitbarer Text dargestellt. Dabei wird der Link selbst von Tags umschlossen und somit die Funktion erhalten. Links, die hinter einem Wort liegen, müssen im Nachhinein angepasst werden, da nur das Wort und nicht der Link selbst angezeigt wird. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 28 Fußnoten: Fußnoten werden in Déjà Vu richtig erkannt und die Funktion mit einem Tag gekennzeichnet. Der Fußnotentext selbst steht allerdings am Ende der Seite, wie im WordDokument auch. Das hat den Nachteil, dass bei einem mehrseitigen Dokument der Übersetzer ja nicht sehen kann, wann eine Seite im Word-Dokument zu Ende ist und damit gegebenenfalls einen irreführenden Text vorfindet. Interne Wiederholungen: Über die Option „AutoÜbertragung“ ( ) am unteren Bildschirmrand kann die automatische Übersetzung bzw. das automatische Einfügen von internen Wiederholungen aktiviert werden. Dabei hat der Übersetzer keinen Einfluss auf das Einfügen, da es im Hintergrund automatisch erfolgt. Auch Segmente mit Übersetzung würden bei einer erneuten Änderung der Wiederholung ohne Nachfragen überschrieben werden. Diese Segmente werden allerdings mit einer farblichen Markierung (hellblau) hervorgehoben, so dass der Übersetzer weiß, dass es sich hier um eine genaue Übertragung handelt. Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei): Externe Tags werden in Déjà Vu nicht angezeigt und können auch nicht aus Versehen vergessen oder beschädigt werden. Interne Tags hingegen werden wie interne Formatierungen mit Tags ausgezeichnet und können so in den Zieltext übernommen werden. Auch hier gilt, dass alle Tags im Zieltext vorhanden sein müssen, so dass die XMLDatei nach Abschluss der Übersetzung wieder richtig exportiert werden kann. Übersetzungsabschluss Neue Übersetzungen werden automatisch im Translation Memory gespeichert, wenn die Funktion „AutoSenden“ aktiviert ist. Wenn eine Übersetzung als „Übersetzt“ ( ) markiert wird, erfolgt gleichzeitig die Speicherung im Translation Memory. Die abgeschlossenen Übersetzungen können entweder direkt über den Projektexplorer einzeln exportiert werden oder es besteht über die Option „Liefern“ die Möglichkeit, eine bestimmte Auswahl oder alle Dateien eines Projekts auf einmal zu exportieren. Fazit: Déjà Vu wurde 1993 von Übersetzern für Übersetzer entwickelt und hat sich seitdem zum Ziel gesetzt, besonders benutzerfreundlich zu sein. Über die Jahre wurden kontinuierlich zentrale und sinnvolle Funktionalitäten entwickelt und ergänzt. Die Entwicklung der neuen Oberfläche von Déjà Vu orientiert sich stark an den Vorgaben von Microsoft und folgt damit der aktuellen Entwicklung im Redesign von Benutzeroberflächen. Ehemals ein CAT-Tool, das zu Beginn eher auf Freelancer zugeschnitten war, präsentiert sich Déjà Vu heute als Allrounder und bietet sowohl für freiberufliche Übersetzer als auch für Unternehmen spezifische Lösungen an. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 29 memoQ 2013 R2 Die Firma Kilgray wurde 2004 von drei Software-Entwicklern gegründet, die bereits Erfahrungen im Bereich Übersetzen und Dolmetschen gesammelt hatten. Teile ihrer Nachnamen standen bei der Gründung Pate für den Firmennamen. 2006 wurde die erste Version von memoQ auf den Markt gebracht und hat sich innerhalb kürzester Zeit auf dem Übersetzungsmarkt etabliert. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Budapest und inzwischen sechs weitere Niederlassungen in fünf verschiedenen Ländern (Ungarn, USA, Deutschland, Frankreich und Polen). Kilgray bietet keine Übersetzungsdienstleistungen an, sondern ist ein reiner SoftwareEntwickler. Die Produktversionen im Überblick memoQ 4free Diese kostenlose Version richtet sich an freiberufliche Übersetzer, die für die Bearbeitung von komplexen Formaten auf die Technologie und Filtermöglichkeiten eines TM-Systems zurückgreifen möchten. Oft sind Übersetzer keine Experten im Bereich der DTPProgramme bzw. besitzen diese oft teuren Programme gar nicht und müssten deshalb Übersetzungsaufträge in diesen Formaten grundsätzlich ablehnen. Mit memoQ 4free können sie jedoch z. B. FrameMaker- oder InDesign-Dateien besser oder überhaupt bearbeiten und sind somit in ihrem Angebotsportfolio breiter aufgestellt. Die Version eignet sich allerdings nicht für große Übersetzungsprojekte oder das langfristige Arbeiten mit memoQ, da sie die folgenden Einschränkungen beinhaltet: • • • • • Nur eine Datei pro Projekt Jedes neue Projekt benötigt ein neues TM und eine neue Terminologiedatenbank (keine Wiederverwendung der früheren TMs möglich) Keine Alignment-Funktionalität Keine Zusammenarbeit mit Kunden möglich Keine Supportleistung memoQ translator pro Diese Einzelplatzversion von memoQ richtet sich an freiberufliche Übersetzer und Überprüfer. Sie verfügt über alle lokalen Funktionalitäten, die kein vernetztes Arbeiten voraussetzen. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass sich ein Übersetzer mit dieser Version mit einem memoQ-Server und Online-Ressourcen verbindet und durch einen Kunden vorbereitete Übersetzungspakete herunterladen oder an Online-Projekten mitarbeiten kann. Die Version kostet 620 Euro. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 30 memoQ project manager Die Projektmanagerversion beinhaltet alle Funktionen der translator pro Version und bietet darüber hinaus die Möglichkeit, auch mehrsprachige Übersetzungsprojekte zu erstellen, die an verschiedene Personen delegiert werden können. Außerdem können Übersetzungspakete erstellt werden, die per E-Mail an andere Übersetzer oder Überprüfer verschickt werden. Mit der project manager Version stehen auch alle Funktionalitäten zur Verfügung, die benötigt werden, um einen Übersetzungsserver zu verwalten. Die Version kostet 1.500 Euro. memoQ-Server Mit der Serverversion von memoQ ist es möglich, dass mehrere Benutzer im Team gleichzeitig zusammenarbeiten oder Aufgaben an verschiedene Übersetzer und Überprüfer zugewiesen werden. So können Übersetzer einerseits in Echtzeit auf die Übersetzungseinheiten und Terminologieeinträge anderer zugreifen, andererseits können Projektmanager problemlos große Projekte auf verschiedene Benutzer aufteilen. Die Serverversion steht in zwei verschiedenen Versionen zur Verfügung: • serverFive enthält einen vollständigen memoQ-Ressourcenserver, zwei mobile Lizenzen für Projektmanager und drei mobile Lizenzen für Übersetzer. Optional stehen zusätzliche Pakete mit fünf Lizenzen zur Verfügung, um weitere Übersetzer einbinden zu können • enterprise hat keine Einschränkungen und enthält das komplett dokumentierte Software Development Kit. Diese Version kann problemlos an firmenspezifische Anforderungen angepasst und mit Fremdsystemen integriert werden. Die Preise für beide Versionen sind nur auf Anfrage erhältlich. Eine Auflistung aller unterstützten Dateiformate befindet sich auf der memoQ-Website unter dem Stichpunkt „Übersicht“ bei den jeweiligen Versionen. Die Oberfläche selbst steht in Deutsch, Englisch, Französisch, Japanisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch und Ungarisch zur Verfügung und kann nach der Installation flexibel eingestellt werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 31 Evaluierung memoQ Projektvorbereitung Zu Beginn kann entweder ein bestehendes TM ausgewählt oder ein neues, leeres TM erstellt werden, um die TMX-Datei zu importieren. Die Attribute Kunde (BDÜ) und Fachgebiet (Medizin) können dabei als TM-Attribute bei einem neuen TM angelegt werden. In den niedrigeren Versionen kann auf die Standardfelder Projekt, Kunde, Domäne und Fachgebiet zurückgegriffen werden; in der project manager Version sind auch zusätzliche Felder frei definierbar. Für dieses Übersetzungsbeispiel sind die fest integrierten Felder allerdings vollkommen ausreichend. Anschließend wird eine bestehende Termdatenbank ausgewählt oder eine neue erstellt, in die die Glossareinträge der XLSX-Datei importiert werden können. Während des Importvorgangs können Sprachen und Datenkategorien innerhalb von memoQ zugeordnet und die Inhalte problemlos importiert werden. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die Termdatenbank von memoQ über eine begrenzte Anzahl von fest vorgegebenen Datenkategorien verfügt, die nicht benutzerdefiniert erweitert oder geändert werden können. Ist eine Kategorie für eine bestimmte Information nicht vorhanden, muss beim Terminologieimport auf diese Daten verzichtet werden. Die Erstellung der Datenbanken bzw. der Import der TM- und Terminologiedaten erfolgt bei memoQ wahlweise vor der Projekterstellung über den Bereich „Ressourcenkonsole“ oder direkt während der Projekterstellung im Projekt-Assistenten selbst. Im Folgenden wird in memoQ ein neues Übersetzungsprojekt erstellt, das abschließend als Projektdatei (MPRX) in einem benutzerdefinierten Projektverzeichnis auf der lokalen Festplatte abgespeichert wird. Ein Projekt-Assistent führt den Benutzer automatisch durch die einzelnen Schritte und fragt alle für die Projektanlage notwendigen Daten ab. Im ersten Fenster werden die Projektinformationen, wie Projektname, Kundenname (BDÜ) und Fachgebiet (Medizin) angegeben. Außerdem werden Ausgangs- und Zielsprache festgelegt, wobei erst ab der project manager Version auch mehrsprachige Übersetzungsprojekte angelegt werden können. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 32 Im nächsten Schritt werden die zu übersetzenden Dateien ausgewählt, die direkt nach der Auswahl gemäß den hinterlegten Dateifiltern importiert werden. Über die Funktion „Import“ wird die Standardvorlage ohne weitere Konfigurationsmöglichkeiten verwendet, wohingegen über die Funktion „Import mit Optionen“ die Importeinstellungen für ein Dokument vor dem Import direkt an die benutzerspezifischen Bedürfnisse angepasst werden können. Bei einem Word-Dokument kann beispielsweise eingestellt werden, ob Kommentare, Indexeinträge oder ausgeblendeter Text importiert werden sollen. Während des Imports der verschiedenen Dateien wird gleichzeitig eine HTML-Vorschau für den Übersetzungseditor erstellt, die für eine bestimmte Auswahl an Formaten zur Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 33 Verfügung steht (eine Übersicht dazu befindet sich auf der Homepage von memoQ oder im Anwenderhandbuch). Sie wird später für die Echtzeit-Vorschau während der Übersetzung benötigt. Die XML-Datei konnte problemlos mit dem Standard XML-Filter importiert werden. Gleichzeitig hätte aber vor dem Import eine DTD hinzugefügt werden können oder die Tags aus der zu importierenden Datei ausgelesen und anschließend zugeordnet werden können. Der Umgang mit XML-Dateien ist somit für den Benutzer sehr einfach und intuitiv. In den nächsten beiden Fenstern werden nun das TM und die Terminologiedatenbank ausgewählt, die im Vorfeld erstellt wurden. Grundsätzlich können einem Projekt beliebig viele TMs und Terminologiedatenbanken zugeordnet werden. Bei der TM-Auswahl muss allerdings eine Datenbank als primär gekennzeichnet sein, damit festgelegt ist, in welches TM die neuen Übersetzungseinheiten gespeichert werden, wohingegen bei den Terminologiedatenbanken mit einer Priorisierung gearbeitet wird. Die Datenbank mit der höchsten Priorität ist damit auch die Standard-Datenbank, in der neue Benennungen gespeichert werden. Abschließend wird das Projekt erstellt und eine Übersicht der einzelnen Übersetzungsaufgaben in der Projektzentrale (Übersicht zu einem Projekt und den dazugehörigen Einstellungen) automatisch geöffnet. Von hier aus können die einzelnen Dokumente nacheinander und/oder gleichzeitig im Übersetzungseditor geöffnet werden oder Projekteinstellungen noch einmal geändert werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 34 Die Analyse der zu übersetzenden Dokumente wird über die Funktion „Statistiken“ gestartet, dabei kann eine Analyse wahlweise für eine benutzerdefinierte Auswahl der Dateien oder für das ganze Projekt durchgeführt werden. Die Analyse wird je nach Einstellung nach der memoQ- oder Trados-Zählweise durchgeführt (in diesem Beispiel wurde die memoQ-Analyse gewählt). Unterschiede gibt es beispielsweise bei der Zählweise von Zahlen, die bei Trados nur als eigenständiges Wort gezählt werden, wenn sie Teil eines Segments sind. In memoQ hingegen werden alle Zahlen, die im Text vorkommen, als Wort gezählt. Die Ergebnisse können sich deshalb bei Texten mit vielen Zahlen mehr oder weniger gravierend unterscheiden. Die Matchbereiche sind bei beiden Analysen identisch und können nicht individuell angepasst werden. Während der Übersetzung Die Übersetzung erfolgt im internen memoQ Editor, wobei jedes Dokument in einer neuen Registerkarte geöffnet wird, so dass jederzeit zwischen der Ansicht „Projektzentrale“ und den im Übersetzungseditor geöffneten Dokumenten hin und her gewechselt werden kann, ohne eine Übersetzung zwischendurch schließen zu müssen. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 35 Die Vorübersetzung eines Dokuments ist optional und kann manuell im Editor gestartet werden. Dabei kann festgelegt werden, ob nur 101%-Matches (100%-Matches plus Kontext-Übereinstimmung) und/oder auch 100%-Matches oder Fuzzy Matches mit einem bestimmten Übereinstimmungsgrad eingefügt werden. Außerdem kann definiert werden, ob 101%-/100%-Matches nach der Vorübersetzung direkt bestätigt und gesperrt werden, so dass sie nicht mehr bearbeitet werden können. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 36 Nach der Vorübersetzung sind die unterschiedlichen Match-Bereiche direkt hinter jedem Segment mit verschiedenen Farben gekennzeichnet und enthalten die Angabe zur Übereinstimmung beim Einfügen des Übersetzungsvorschlags. Darstellung der einzelnen Matches Optisch wird bei memoQ kein Unterschied zwischen der Kennzeichnung von 100%Matches und Fuzzy Matches gemacht. Im Editor wird lediglich bei der Vorübersetzung eine andere Farbe hinzugefügt, im Ergebnis-Fenster sieht der Match farblich allerdings identisch aus. Bei einem Fuzzy Match werden die Textunterschiede in einem zusätzlichen Fenster farblich markiert bzw. hinzugefügt und der Originalsatz als Referenz oberhalb der gefundenen Übersetzungseinheit noch einmal als Kopie angezeigt. Zusätzlich wird im selben Fenster neben den Verwaltungsdaten der Übereinstimmungsgrad angegeben. Das Ergebnisse-Fenster zeigt nicht nur Treffer aus dem Translation Memory, sondern auch Treffer aus verschiedenen anderen im Projekt eingebundenen Quellen (z. B. Terminologiedatenbank, LiveDocs, usw.) an. Aus diesem Grund werden Treffer aus verschiedenen Quellen mit Icons in unterschiedlichen Farben markiert. Treffer aus dem Translation Memory werden beispielsweise rot markiert. Wenn kein Treffer für ein Segment gefunden wurde, gibt es in memoQ zwei Möglichkeiten eine Konkordanzsuche zu starten. Einerseits werden im Ergebnisse-Fenster automatisch Such-Strings vorgeschlagen, die in einer durch den Benutzer definierten Häufigkeit im TM Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 37 vorkommen (Teilstring-Konkordanzvorschlag – LSC). Diese können direkt über Doppelklick oder eine entsprechende Tastenkombination im TM gesucht werden. Andererseits kann jederzeit eine manuelle Konkordanzsuche für ein individuell ausgewähltes Wort oder eine Wortkombination durchgeführt werden. Die Ergebnisse werden in einem separaten Fenster dargestellt, in dem noch weitere Einstellungen vorgenommen werden können. Die Darstellung der Trefferliste unterscheidet sich von anderen Systemen, da hier verschiedene Ansichten, wie z. B. eine KWIC-Darstellung, ausgewählt werden können. Übereinstimmungen mit der Termdatenbank werden im Quelltext hellblau unterlegt, so dass der Übersetzer direkt darauf hingewiesen wird, dass ein Eintrag bereits existiert. Im Ergebnisse-Fenster werden diese Treffer mit einem blauen Icon gekennzeichnet und die Übersetzung wird direkt angezeigt. Editor: Terminologiedatenbank: Neue Benennungen, die z. B. während der Übersetzung recherchiert wurden, können schnell als neue Einträge in die Terminologiedatenbank übernommen werden. Dafür werden die Benennungen in der Quell- und Zielsprache markiert und über die Option „Benennung hinzufügen“ in die Termdatenbank gespeichert. Vor der Speicherung öffnet sich die Eingabemaske für einen neuen Eintrag, in dem beide Benennungen bereits Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 38 eingefügt sind und die Felder für die Zusatzinformationen zum Ausfüllen angeboten werden. Nach der Bestätigung steht der neue Eintrag direkt zur Verfügung. Falsche Segmentierungen bzw. die benutzerdefinierte Änderung der vorgeschlagenen Segmentierungen können durch die beiden Optionen „Segment teilen“ oder „Segmente zusammenfügen“ während der Übersetzung beeinflusst werden. Dabei wird beim Zusammenführen einfach das nächste Segment dazu genommen und bei der Teilung das Segment an der Stelle geteilt, an der der Cursor platziert ist. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass memoQ im Gegensatz zu vielen anderen TM-Systemen bei Bedarf die Möglichkeit bietet, auch den Quelltext während der Übersetzung im internen Editor zu ändern. Die Vorschau des eigentlichen Textes inklusive der Originalformatierung wird im Editor über ein separates Fenster „Anzeigebereich“ gelöst. Die Echtzeitvorschau steht bei der Übersetzung für die folgenden Dateiformate zur Verfügung: HTML-Dateien, MS Word- und Rich-Text-Dateien (*.doc, *.rtf), MS Excel (*.xls, *.xlt), MS PowerPoint (*.ppt, *.pps, *.pot, *.pptx, *.potx), XML (*.xml) und alle auf XML basierenden Formate, memoQ-XLIFF-Dateien (*.mqxliff, *.mqxlz), die aus den eben genannten Formaten erstellt wurden, TTX-Dateien aus SDL Trados sowie TXT-Dateien. Zusätzlich können InDesign-Dateien über das sogenannte „Language Terminal“ (www.languageterminal.com) importiert werden und haben auf diese Weise auch eine Echtzeit-Vorschau. In dem Vorschaufenster wird das aktive Segment rot umrandet, so dass der Übersetzer direkt erkennen kann, an welcher Stelle gerade übersetzt wird. Diese Interaktion mit dem Vorschaufenster ersetzt ein zusätzliches Fenster, wie es häufig bei anderen Systemen der Fall ist und integriert sich somit bei Bedarf direkt in die Übersetzungsumgebung. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 39 Außerdem kann dieser Anzeigebereich auch für den Überprüfungsprozess verwendet werden, d. h., die durch die Qualitätssicherung gefundenen Fehler werden hier der Reihe nach aufgelistet und erläutert und können so nacheinander abgearbeitet werden. Die ebenfalls hier integrierte Funktion „Änderungen im Editor anzeigen“ bietet die Möglichkeit, dass Unterschiede zwischen den Segmenten (Quell- und Zieltext) und der gespeicherten Übersetzungseinheit im TM in einer Art „Änderungen nachverfolgen“ Ansicht dargestellt werden. Übersetzungsspezifische Herausforderungen Interne Formatierungen: Bei memoQ werden die Texte im Übersetzungseditor standardmäßig in derselben Schriftart und Schriftgröße angezeigt, unabhängig davon, ob im Originaldokument unterschiedliche Schriftarten bzw. Schriftgrößen verwendet wurden. Diese Anzeige kann aber z. B. für ostasiatische Schriftarten angepasst werden. Interne Formatierungen, wie Fettdruck oder kursive Schreibweise, sind im Editor allerdings direkt zu sehen und können über Standardschaltflächen für Formatierungen oder entsprechende Tastenkombinationen problemlos auf den entsprechenden Bereich im Zieltext übertragen werden. Bilder: Bilder werden bei memoQ nicht im Editierfenster selbst sondern über die Vorschau angezeigt. Da diese allerdings direkt im Editor integriert ist, bietet das für den Übersetzer keine Nachteile. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 40 Zahlen: Zahlen und Zahlenformate werden während der Übersetzung je nach Einstellung optisch im Quelltext hervorgehoben. Sie werden zusätzlich durch die Qualitätsprüfung während der Übersetzung geprüft und bei falscher Übersetzung auch direkt als Fehler hinter dem Segment markiert oder im Anzeigebereich „Überprüfung“ angezeigt. Hyperlinks: Links werden als bearbeitbarer Text dargestellt. Die Funktion des Hyperlinks wird dabei über Tags gesteuert. Verborgene Links, wie das Beispiel „hier“ werden leider nicht dargestellt und können nur nach dem Export angepasst werden. Fußnoten: Fußnoten werden von memoQ problemlos erkannt und als Tag im Text gekennzeichnet. Die Fußnote selbst erscheint als Segment unterhalb des Absatzes, in dem die Fußnote vorkommt, so kann sie direkt im Zusammenhang übersetzt werden. Interne Wiederholungen: Wiederholungen werden im Editor optisch markiert, so dass der Übersetzer sofort sieht, welche Segmente noch einmal im Text in identischer Form vorkommen. Das automatische Einfügen der Übersetzung für identische Segmente kann optional eingestellt werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 41 Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei): Bei der Bearbeitung von XML-Dokumenten werden im Editor keine externen Tags angezeigt, somit kann sich der Übersetzer voll und ganz auf die Übersetzung des eigentlichen Textes konzentrieren. Lediglich interne Tags müssen in den Zieltext übernommen werden. Übersetzungsabschluss Wird während der Übersetzung ein Segment als „Bestätigt“ gekennzeichnet, wird im selben Moment eine neue Übersetzungseinheit im TM erstellt. Dies kann auch am Ende über die Batch-Funktion „Zeilen bestätigen und aktualisieren“ durchgeführt werden. Die fertigen Übersetzungen können wahlweise direkt aus dem Übersetzungseditor selbst oder in der Projektzentrale über die Ansicht „Übersetzungen“ in das Originalformat zurück exportiert werden. Außerdem können Übersetzungen auch in zweisprachige Dokumente exportiert werden, z. B. XLIFF, um sie mit anderen Systemen auszutauschen, aber auch in ein RTF-Format, das erlaubt, dass die Änderungen wieder in memoQ importiert werden können. Fazit: Die Arbeit mit memoQ hat gezeigt, dass das System sehr gut auf Übersetzer und die Übersetzungsindustrie zugeschnitten ist, da auch die Entwickler umfangreiche Erfahrungen im Übersetzungsbereich haben. Die Handhabung des Systems ist sehr einfach und intuitiv. Es gibt viele kleine Funktionen, die das Übersetzen selbst erleichtern, qualitativ erhöhen und schneller machen. Zum Beispiel werden bei Bedarf Vorschläge aus bestehendem TMs bzw. Referenzmaterial gemacht (Muse) oder Elemente aus dem Ausgangstext mit einer einfachen Tastenkombination übernommen (AutoPick). Es gibt bei memoQ keine versteckten Kosten oder Einschränkungen bei den Funktionalitäten. Der Support, die Updates und die Wartung sind für das erste Jahr im Kaufpreis enthalten. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 42 MemSource 4.1 MemSource Technologies wurde 2010 von David Canek in Prag gegründet. Damit gehört MemSource zu den neueren Translation-Memory-Systemen auf dem Markt. Es ist ein TMSystem, das auf die neue Technologie der Cloud-basierten Arbeit aufbaut und so ohne aufwendige Installation eine komplette Übersetzungsumgebung zu Verfügung stellt. Einzige Voraussetzung für das Arbeiten mit MemSource ist deshalb lediglich eine Internetverbindung und ein Browser. Es gibt aber auch einen MemSource Server, der als eigene Installation aufgebaut und genutzt wird. In diesem Fall wird die Systemwartung nicht von MemSource sondern direkt vom Kunden durchgeführt. 2011 erschien die erste Betaversion von MemSource (Cloud), die seither kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Die Produktversionen im Überblick Personal Die Personal-Version ist eine kostenlose Version von MemSource, die sich an Gelegenheitsübersetzer richtet. Sie beinhaltet viele Funktionen der größeren Versionen, hat aber auch einige Einschränkungen: • • • Maximale Anzahl der zu übersetzenden Dateien: 2 Maximale Dateigröße: 10MB Nur Community-Support Es können allerdings eigene Projekte, TMs und Termbanken erstellt werden und auch die Schnittstelle zur maschinellen Übersetzung und die Integration der QA-Kriterien sind verfügbar. So können freiberufliche Übersetzer problemlos kleinere Übersetzungsprojekte damit abwickeln. 1+ Freelancers Diese Version ist die klassische Version für Freiberufler. Sie eignet sich für 1 Freiberufler oder für eine Gruppe von Übersetzern, die zusammenarbeiten möchten. Es gibt bei dieser Version keine Einschränkung bezüglich der Anzahl der Projekte, Translation-Memorys, Termbanken oder des Umfangs eines Übersetzungsjobs. TMs und Termbanken können bei Bedarf mit anderen Freiberuflern geteilt werden und Übersetzungsjobs können auch zwischen mehreren Benutzern aufgeteilt werden. Der Preis für diese Version beläuft sich auf 20 Euro pro Monat. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 43 Team Start Diese Version richtet sich an kleinere Übersetzungsdienstleister und enthält mindestens 1 Lizenz für einen Projektmanager und 10 Lizenzen für Übersetzer. Die Lizenzpakete können allerdings jederzeit aufgestockt werden. Die Team-Start-Version umfasst alle Funktionen der Freelancer-Version und bietet zusätzlich noch folgende Funktionen: • • • Übersetzungsprojekte können Übersetzern und Korrekturlesern zugewiesen werden Der Projektmanager kann Übersetzungsprojekte in Echtzeit kontrollieren Es gibt einen technischen E-Mail-Support Der Preis für diese Version beläuft sich auf 100 Euro pro Monat. Team Diese Version richtet sich an mittelständische und große Übersetzungsdienstleister. Auch hier sind im Standardpaket zunächst 1 Lizenz für einen Projektmanager und 10 Lizenzen für Übersetzer und Korrekturleser enthalten. Es kann aber eine unbegrenzte Anzahl von Benutzern angelegt werden, die wahlweise auf aktiv oder inaktiv gesetzt werden kann. Darüber hinaus gibt es in dieser Version eine Workflow-Komponente, über die Arbeitsschritte wie Übersetzung, Lektorat, Korrektorat, usw. definiert und zugewiesen werden können. Darüber hinaus können jedem Projektmanager-Account noch 2 zusätzliche Gäste-Accounts hinzugefügt werden. Das Mindestabonnement für diese Version umfasst 3 Projektmanagerkonten und der Preis beläuft sich pro „Projektmanagerpaket“ auf 130 Euro pro Monat. Ultimate Diese Version ist die größte Version von MemSource und richtet sich ausschließlich an große Übersetzungsunternehmen. Sie beinhaltet zusätzlich die MemSource APIs, über die auch Drittsysteme angebunden werden können. Das Mindestabonnement für diese Version liegt bei 5 Projektmanagerkonten (je 1 PM + 10 Übersetzer) und der Preis dafür beläuft sich jeweils auf 180 Euro pro Monat. Die Weboberfläche von MemSource (MemSource Cloud) steht in den Sprachen Chinesisch, Deutsch, Englisch (GB und US), Griechisch, Japanisch, Portugiesisch, Russisch, Slowakisch, Spanisch und Tschechisch zur Verfügung und ist flexibel einstellbar. Für alle Produktvarianten steht der kostenlose MemSource Editor zur Verfügung, der lokal installiert wird und in dem auch offline gearbeitet werden kann. Allerdings können die TMs und Terminologiedatenbanken nicht lokal gespeichert werden, sondern nur der zu übersetzende Text. Die Oberfläche des Editors ist lediglich auf Englisch verfügbar. Die unterstützten Dateiformate werden auf der Seite http://wiki.memsource.com beschrieben, wo die Dokumentation zu MemSource zu finden ist. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 44 Evaluierung MemSource Projektvorbereitung In MemSource stehen nach dem Einloggen drei verschiedene Registerkarten für die Verwaltung der Projekte, der Translation Memorys und der Terminologiedatenbanken zur Verfügung. In der Registerkarte zur TM-Verwaltung können neue Translation Memorys erstellt oder auch externe Daten (z. B. TMX-Dateien) in ein bestehendes TM importiert werden. Dieser Vorgang ist unabhängig von der Projekterstellung, da die TMs – und auch die Terminologiedatenbanken – erst im Nachhinein einem Projekt zugeordnet werden. Der Import der TMX-Datei gestaltet sich als sehr einfach. Nach der Auswahl der TMX-Datei werden die Übersetzungseinheiten importiert. Die zusätzlichen Attribute Kunde und Fachgebiet können ebenfalls importiert werden, allerdings muss dabei darauf geachtet werden, dass die Informationen in der TMX-Datei einer bestimmten Bezeichnung entsprechen. Nähere Erläuterungen hierzu findet man im Benutzerhandbuch. Der Import der XLSX-Datei ist ebenfalls sehr intuitiv und schnell. Beim Import von ExcelDateien muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Spaltenbezeichnung ein gültiges Sprachkürzel – in diesem Fall „de“ und „en“ enthält. Die Terminologiedatenbank von MemSource ist im Moment noch sehr einfach aufgebaut. Sie hat eine feste Eintragsstruktur und ist nicht beliebig konfigurierbar. Sie verfügt derzeit über die Zusatzattribute „Status“ (Neu, Genehmigt), „Verboten“ (ja, nein), „Verwendung“ und „Hinweis“. Aber auch eine kleinere Eintragsstruktur kann je nach Einsatzbereich erst einmal vollkommen ausreichend sein. Im Folgenden wird nun ein neues Projekt erstellt. Dabei wird ein Name für das Projekt eingegeben und die Ausgangs- und Zielsprache(n) ausgewählt. Darüber hinaus können in diesem Schritt Einstellungen zur Verwendung der Maschinellen Übersetzung und der Qualitätskriterien vorgenommen sowie die Optionen für die Rechtschreibprüfung verfeinert werden. Nachdem das Translation Memory und die Terminologiedatenbank zugeordnet wurden, müssen nun noch die Dateien importiert werden, die innerhalb des Projekts bearbeitet werden sollen. Diese werden über den Bereich Jobs hinzugefügt. Hier wird direkt eine Liste aller bearbeitbarer Dateiformate und ihren jeweiligen Einstellungsmöglichkeiten angezeigt, die direkt vor dem Dateiimport individuell angepasst werden können. In einem Projekt können beliebig viele Dateien mit unterschiedlichen Dateiformaten verwaltet werden. Diese können entweder manuell oder als ZIP-Paket hochgeladen werden, sodass sie alle auf einmal eingelesen werden können. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 45 Der Import der Word- und PowerPoint-Datei war ohne weitere Einstellungen möglich, allerdings mussten für den Import der XML-Datei einige kleinere Einstellungen gemacht werden. Bei der Joberstellung – im Bereich XML – mussten in diesem Fall die Angabe zu internen Tags hinterlegt werden. Da es sich in diesem Beispiel um eine sehr einfache XMLDatei handelt, mussten keine weiteren Einstellungen vorgenommen werden. Eine solche Definition kann durchaus komplexer ausfallen und damit sehr viel aufwendiger sein. Die Zusatzattribute Medizin und BDÜ werden nicht beim Projekt, sondern beim TM abgelegt und werden mit jeder neuen Übersetzungseinheit gespeichert. Beim Projekt selbst kann eine solche Zusatzinformation lediglich im Hinweisfeld der Projekteigenschaften hinterlegt werden. Die Analyse der Projektdateien kann wahlweise für eine benutzerspezifische Auswahl an Dateien innerhalb eines Projekts oder für alle Projektdateien erfolgen. Die Analyseübersicht bietet neben den Abrechnungseinheiten Wörter und Zeichen auch die Möglichkeit eine vordefinierte Preisliste anzuwenden, um beispielsweise die Abzüge für Fuzzy-Matches und 100%-Matches direkt auf die Analyse anzuwenden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 46 Während der Übersetzung Die Übersetzung der Dateien erfolgt je nach Version im lokal installierten MemSource Editor oder im Web Editor. In beiden Fällen muss eine Internetverbindung bestehen, da im lokal installierten Editor nur der heruntergeladene Text geöffnet wird, das TM und die Terminologiedatenbank aber online eingebunden werden. Das Format, in dem die zu bearbeitenden Dateien für den Editor zu Verfügung stehen, ist das systeminterne Format MXLIFF. Da die beiden Oberflächen bis auf wenige Kleinigkeiten optisch und funktional identisch sind, werden im Folgenden ausschließlich Screenshots aus dem lokal installierten Editor verwendet. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 47 Die Vorübersetzung der importierten Dokumente ist optional und erfolgt innerhalb des Projekts und vor dem Öffnen der Datei im Editor. Dabei können verschiedene Einstellungen vorgenommen werden, wie z. B. das Befüllen eines Zielsegments mit dem Ausgangssatz, wenn kein Treffer im TM gefunden wurde. Darstellung der einzelnen Matches Im Editor selbst wird bei MemSource keine farbliche Kennzeichnung der Matches vorgenommen. Dafür werden alle für das Segment relevanten Treffer auf der rechten Seite in einem gemeinsamen Fenster (CAT) angezeigt und dort entsprechend unterschiedlich farbig markiert. 100%-Matches werden z. B. grün markiert und bekommen zusätzlich die Matchquote 100% (für die identische Übereinstimmung) oder 101% (für die identische Übereinstimmung inklusive identischem Kontext) zugeordnet. Die Übernahme in den Editor kann wahlweise per Mausklick oder auch automatisch erfolgen und hängt von den benutzerdefinierten Einstellungen ab. Ein Fuzzy Match wird ebenfalls im CAT-Fenster angezeigt und orange gekennzeichnet. Auch hier wird der Übereinstimmungsgrad angegeben. Zusätzlich wird in einem separaten Fenster darunter angezeigt, wo die Unterschiede zwischen dem gespeicherten Segment und dem neu zu übersetzenden Segment liegen. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 48 Sollte es keinen Treffer für ein Segment geben, bekommt der Benutzer einerseits im oben erwähnten Fenster Vorschläge aus der gegebenenfalls aktivierten maschinellen Übersetzung angezeigt, die blau markiert sind und die Beschriftung MT erhalten. Außerdem besteht jederzeit die Möglichkeit, eine Konkordanzsuche zu starten, wenn nach einem bestimmten Wort oder Teilsatz im TM gesucht werden soll. Die Konkordanzsuche kann wahlweise direkt aus dem Editor heraus oder manuell gestartet werden. Die Ergebnisse werden im selben Fenster angezeigt wie die Treffer für die Übereinstimmungen mit dem TM, allerdings öffnet sich automatisch die nächste Registerkarte „Search“. Die Übereinstimmungen mit der Terminologiedatenbank werden im aktiven Segment des Quelltextes gelb unterlegt und ebenfalls auf der rechten Seite zusammen mit den anderen Treffern in der Registerkarte „CAT“ angezeigt. Sie werden dort ebenfalls gelb gekennzeichnet und mit „TB“ (Termbase) markiert. Editor: Terminologiedatenbank: Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 49 Sollen während der Übersetzung neue Benennungen in die Terminologiedatenbank aufgenommen werden, werden die Wortpaare nacheinander markiert und dann über die Option „Add Term“ in eine Art Zwischenanzeige kopiert, in der sie vor der endgültigen Speicherung noch weiter bearbeitet werden können. Diese Anzeige erscheint automatisch am unteren Bildschirmrand, sobald neue Termini hinzugefügt werden. Falsche Segmentierungen können problemlos im Editor während der Übersetzung behoben werden und auch eine benutzerdefinierte Anpassung der Segmentierung ist jederzeit möglich. Hierfür stehen die beiden Funktionen „Split Segment“ und „Join Segments“ zur Verfügung. Darüber hinaus bietet MemSource die Möglichkeit, den Quelltext im Editor zu verändern. Über die Funktion „Edit Source“ wird der Quelltext im aktuellen Segment grün unterlegt und ist somit im Editiermodus. Fehler im Quelltext können so leicht behoben werden und der Übersetzer muss keine vermeintlich falschen Texte im TM speichern, wie es oft bei anderen Systemen der Fall ist. Während der Übersetzung hat der Benutzer jederzeit die Möglichkeit den Quelltext (View Original) und den Zieltext (Preview Translation) im Original-Dateiformat anzeigen zu lassen. Das Dokument öffnet sich nicht in einem internen Vorschaufenster – wie es bei vielen anderen Tools der Fall ist – sondern direkt in der Originalapplikation (z. B. MS Word). Von hier aus könnte eine Übersetzung also auch direkt im Originalformat abgespeichert werden, wenn sie beendet ist. Übersetzungsspezifische Herausforderungen Interne Formatierungen: Der Text wird unabhängig vom Original in einer Schriftart und Schriftgröße dargestellt, die internen Formatierungen sind aber direkt zu sehen und können auch entsprechend über Icons auf den Zieltext übertragen werden. Alle weiteren Formatierungen, wie z. B. andere Schriftart oder Schriftfarbe, werden im Editor mit Tags gekennzeichnet und können so auf den Zieltext übertragen werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 50 Bilder: Bilder werden im MemSource Editor nicht angezeigt und können nur über die Vorschau eingesehen werden. Wenn ein Bild nicht direkt innerhalb eines Satzes integriert ist, fällt zunächst nicht auf, dass überhaupt ein Bild im Text existiert. Ansonsten wird es ebenfalls mit einem Tag markiert. Zahlen: Zahlen oder Zahlenformate werden im Editor nicht optisch gekennzeichnet, aber durch einen QA Check überprüft. Welche QA-Kriterien für die Übersetzung verwendet werden, wird nicht im Editor, sondern während der Projektanlage bei den Projekteinstellungen festgelegt. Im Editor können dann die aktivierten Kriterien in einem separaten Fenster (Registerkarte QA) jederzeit überprüft werden. Die Zahlenprüfung sucht in diesem Fall aber nur nach der korrekten Schreibweise (Ziffern wie im Original) und nach fehlenden Zahlen, überprüft aber nicht das korrekte Format, wie z. B. bei Datumsangaben. Hyperlinks: Hyperlinks werden im Text mit Tags gekennzeichnet. Die Übernahme der Tags erhält damit auch die Funktion. Ist der Link an sich im Text zu sehen, kann dieser natürlich auch geändert werden, ist er allerdings hinter einem Text verborgen, muss er im Nachhinein nach dem Export im Originalformat angepasst werden. Fußnoten: Fußnoten und deren Funktion werden ebenfalls mit Tags gekennzeichnet. Die Übernahme des Tags gewährleistet somit, dass die Funktion im Zieltext auch vorhanden ist. Die Fußnote selbst wird allerdings direkt am Anfang des Textes angezeigt und steht nicht direkt im Zusammenhang mit dem Absatz, der die Fußnote enthält. Da es auch keine Kontextinformation gibt, kann dies vor allem bei langen Texten für den Übersetzer Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 51 verwirrend sein, da Informationen am Anfang zusammenstehen, die inhaltlich gar nicht zusammenstehen sollen. Interne Wiederholungen: Exakte Wiederholungen innerhalb eines Textes werden optisch mit drei kleinen blauen Pfeilen gekennzeichnet. Die Segmente werden nach der Bestätigung der ersten Übersetzung direkt überall im Text übersetzt und ebenfalls bestätigt. Soll eine Wiederholung einmal nicht so übersetzt werden wie das identische Segment an einer anderen Stelle im Text, dann kann eine „Repetition Exception“ gesetzt werden. Auf diese Wiese kann eine andere Übersetzung eingegeben werden. Umgang mit internen und externen Tags (XML-Datei): Externe Tags werden im MemSource überhaupt nicht angezeigt. Die internen Tags werden, wie bereits oben erwähnt, nur angezeigt, wenn sie als solche zuvor definiert wurden. Dann erscheinen sie als durchnummerierte Tags, die aber auch mit vollständigem Text dargestellt werden können, damit der Übersetzer sehen kann, welche Funktion sie im Text erfüllen. Übersetzungsabschluss Wenn im MemSource Editor ein Segment bestätigt wird (Confirm Segment), dann wird es in diesem Moment auch im TM gespeichert. Da das TM nicht lokal abgespeichert wurde, sondern nach wie vor in der Cloud liegt, können in diesem Moment auch andere direkt die Übersetzungseinheit sehen, wenn sie mit demselben TM arbeiten. Der Übersetzer könnte nun über die Vorschaufunktion das Zieldokument direkt abspeichern oder er lädt das fertige Dokument auf den Sever hoch. In diesem Moment erhält es in der Jobs-Übersicht automatisch den Status 100%. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 52 Im Projektmanagement können nun alle ausgewählten Dateien eines Projekts über heruntergeladen und im Originalformat gespeichert werden. Fazit: Der Grund für den wachsenden Erfolg des Cloud-basierten Modells von MemSource liegt in der schnell wachsenden Internet-Gemeinschaft, zu der die große Mehrheit der professionellen Übersetzer und ihrer Auftraggeber gehört. Übersetzer sind zunehmend mobil und arbeiten an verschiedenen Computern. Sie sind auch nicht mehr in gleichem Maße an ein bestimmtes Betriebssystem gebunden, sondern nutzen immer häufiger nicht übersetzertypische Plattformen (z. B. Mac, Linux). Web-Anwendungen haben den entscheidenden Vorteil, dass sie immer und überall genutzt werden können und leichter zu konfigurieren sind. Die Übersetzer benötigen nur einen Browser und eine Internetverbindung oder arbeiten lokal mit dem kostenlosen MemSource Editor, über den auch offline an einer Übersetzung gearbeitet werden kann. Die neuen Übersetzungen werden automatisch bei einer erneuten Verbindung synchronisiert. Die auf einem Webserver installierte Software ist immer auf dem aktuellsten Stand und die anfänglichen Investitionen beschränken sich auf ein Minimum. Außerdem sind CloudSysteme für die kooperative Arbeit ideal geeignet. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 53 SDL Trados Studio 2014 Die Trados GmbH wurde 1984 zunächst als Sprachdienstleister gegründet. Bald begannen jedoch ihre Gründer mit der Entwicklung eines computergestützten Übersetzungssystems. 1992 bzw. 1994 wurden die Systeme MultiTerm (Terminologiedatenbank) und Translator’s Workbench (Translation Memory) für Windows auf den Markt gebracht. 2005 übernahm SDL International, einer der größten Übersetzungsdienstleister weltweit mit Hauptsitz in Maidenhead (Großbritannien), den Trados-Konzern, obwohl sie bis dahin auch ein eigenes TM-System (SDLX) auf dem Markt hatten. Nach einer Übergangsphase von vier Jahren erschien 2009 SDL Trados Studio 2009 als alleiniges TM-System von SDL, das inzwischen in der dritten Version als SDL Trados Studio 2014 zur Verfügung steht. SDL Trados Studio löste damals die anderen beiden Systeme ab und ist seither in einem vollkommen neuen Design und vielen neuen Funktionalitäten verfügbar. Die Produktversionen im Überblick SDL Trados Studio 2014 Starter Edition Die Starter Edition ist eine kostengünstige Einsteigerversion für Freelancer, die vielleicht ihre Projekte nicht immer mit Trados erstellen und bearbeiten. Mit dieser Version kann man sich in jedes beliebige Übersetzungsprojekt von außen einklinken, wie z. B. Empfangen von Übersetzungspaketen oder Online-Zusammenarbeit mit GroupShare. Die Lizenz ist zeitlich begrenzt und muss nach Ablauf eines Jahres wieder erneuert werden. Mit 99 Euro/Jahr ist sie zwar die günstigste Version, sie hat aber im Vergleich zu den anderen Versionen viele Einschränkungen, wenn man eigene Projekte anlegen möchte, wie z. B.: • • • • • Maximal 5.000 Übersetzungseinheiten pro Translation-Memory-Datei Keine Batch-Funktionalitäten, so kann z. B. keine Analyse erstellt werden Die Zusatzfunktionen AutoSuggest und PerfectMatch sind nicht vorhanden Keine Terminologieverwaltung in SDL MultiTerm Kein SDL-Support SDL Trados Studio 2011 Freelance (Plus) Die Freelance-Version von SDL Trados ist die klassische Version für freiberufliche Übersetzer. Sie enthält alle wichtigen lokalen Funktionalitäten und hat lediglich Einschränkungen, die sich meist auf das vernetzte Arbeiten beziehen: • • • • • Maximale Unterstützung von 5 Sprachen SDL-Pakete können nicht erstellt werden AutoSuggest ist als kostenpflichtiges Add-on verfügbar PerfectMatch kann nur verwendet, aber nicht erstellt werden Kann nicht in Unternehmensnetzwerke integriert werden Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 54 Diese einfache Freelance-Version, die auf nur einem Computer installiert werden kann, ist für 695 Euro erhältlich, wohingegen die Plus-Version, die einen zweiten Lizenzschlüssel für eine weitere Installation beinhaltet, 820 Euro kostet. SDL Trados Studio 2014 Professional Die Professional-Version verfügt über alle Funktionalitäten, die bei den oben genannten Versionen noch als Einschränkungen beschrieben wurden. Sie ist also für alle Sprachen einsetzbar und es können beliebig viele TMs und Terminologiedatenbanken für ein Projekt ausgewählt werden. Der Preis für diese Version beläuft sich auf 2.895 Euro. SDL Studio GroupShare 2014 SDL Studio GroupShare wird für das vernetzte Arbeiten von Übersetzer-Teams oder aber auch in großen Unternehmen eingesetzt, um SDL Trados Studio und SDL MultiTerm gemeinsam nutzen zu können. Mit SDL Studio GroupShare arbeiten Teams auf einer serverbasierten Plattform zusammen und können so auf dieselben TMs und Terminologiedatenbanken gleichzeitig zugreifen. Projektmanager haben auf diese Weise die Möglichkeit, den Überblick über laufende Projekte zu behalten und die Durchlaufzeiten für Übersetzungen zu verkürzen. Es ist geplant, dass GroupShare in Kürze auch als Cloud-Variante zur Verfügung steht. SDL TMS Das SDL Translation Management System (TMS) richtet sich an Unternehmen mit großem Übersetzungsaufkommen, damit große und komplexe Lokalisierungsprozesse abgebildet werden können. Das System besteht aus einer Anwendungssuite, die den gesamten Übersetzungsprozess beschleunigen soll. Hierzu gehören Übersetzung, Auswahl der Dienstleister, Aufgabenverteilung, Projektmanagement, Produktion, Veröffentlichung, Bereitstellung und Archivierung. SDL WorldServer SDL WorldServer ist ein webbasiertes Workflow-System und soll die Übersetzungsprojekte eines Unternehmens zentral steuern. Auch dieses System richtet sich an große Unternehmen, die ein hohes Übersetzungsaufkommen haben, Drittsysteme anbinden und ihre Abläufe optimal definieren möchten. Die Preise für die letzten drei Serverversionen sind nur auf Anfrage erhältlich. Die Benutzeroberfläche von SDL Trados Studio 2014 ist auf Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Chinesisch und Japanisch verfügbar und kann flexibel eingestellt werden. Auf der Website www.translationzone.com befindet sich die Produktdokumentation „Filter und unterstützte Sprachen“, die einen guten Überblick über alle unterstützten Dateiformate in SDL Trados Studio gibt. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 55 Evaluierung SDL Trados Studio 2014 Projektvorbereitung Für den Import der TMX-Datei wird zunächst eine neue Translation-Memory-Datei erstellt oder eine bestehende geöffnet werden. TM-Dateien erhalten bei Trados die systeminterne Endung SDLTM und werden in der Ansicht „Translation Memorys“ verwaltet. Für diesen Vergleich wird ein neues TM in der Sprachrichtung Deutsch-Englisch angelegt. An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass TMs bei Trados nur in eine Sprachrichtung verwendet werden können und nicht in beide Richtungen, wie es bei vielen anderen Tools der Fall ist. Es wurde allerdings inzwischen eine App mit dem Namen „AnyTM“ entwickelt, die man separat installieren muss und anhand derer man dieses Problem beheben kann. Während der Anlage werden die benutzerdefinierten Felder Kunde (BDÜ) und Fachgebiet (Computer) erstellt und dem TM hinzugefügt, in die beim Import die jeweiligen Werte aus der TMX-Datei gemappt werden. Die TM-Erstellung und der Import der Daten können auch direkt während der Projekterstellung erfolgen und müssen nicht als separater Schritt vorgelagert sein. Der Import der Terminologiedaten (XLSX-Datei) muss vor der Projekterstellung in SDL MultiTerm durchgeführt werden, da während der Projekterstellung nur bereits erstellte Terminologiedatenbanken ausgewählt werden können. Die Termdatenbanken erhalten die systeminterne Dateierweiterung SDLTB. Über das Konvertierungstool SDL MultiTerm Convert wird die XLSX-Datei zunächst in eine XML-Datei konvertiert werden, die anschließend in eine neu erstellte oder bestehende MultiTerm-Datenbank importiert werden kann. Während des Konvertierungsprozesses werden alle Spalten der Datei ausgelesen, Sprachfelder und Attributfelder identifiziert und die hierarchische Anordnung am Ende in einer Vorlagendatei gespeichert, so dass die individuelle Eintragsstruktur direkt bei der Neuerstellung der Datenbank übernommen werden kann. Soll die Importdatei in eine bestehende MultiTerm-Datenbank übernommen werden, muss darauf geachtet werden, dass die Feldnamen identisch sind. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 56 Alternativ zu diesem doch sehr komplexen Prozess gibt es auch hier eine zusätzliche App, „Glossary Converter“, mit der einfache und mittelkomplexe Glossare schneller konvertiert werden können. Nach Abschluss der vorbereitenden Schritte kann nun in der Ansicht „Willkommen“ Übersetzungsprojekte auf unterschiedliche Arten angelegt bzw. geöffnet werden: Da für dieses Übersetzungsbeispiel mehrere Dateien verwendet werden, wird die Option „Neues Projekt“ ausgewählt, damit alle Dateien im selben Projekt verwaltet werden können. Die Erstellung eines neuen Projekts erfolgt über einen Assistenten, bei dem zunächst der Projektname definiert, der Speicherort für den Projektordner festgelegt, das Abgabedatum angegeben und der Kunde ausgewählt werden. Im Folgenden wird die Sprachkombination (in diesem Beispiel Deutsch-Englisch) festgelegt, wobei beliebig viele Zielsprachen ausgewählt werden können. Anschließend werden die zu übersetzenden Dateien ausgewählt und dem Projekt hinzugefügt, wobei der Dateityp direkt erkannt und die entsprechende Importvorlage automatisch zugewiesen wird. Die Importvorlagen können von den Benutzern bei Bedarf projektspezifisch oder systemweit an die individuellen Anforderungen angepasst werden. Zu den normalen Übersetzungsdateien können auch noch weitere Dateien angehängt werden, die z. B. als Referenzdateien dienen. So muss keine separate E-Mail geschickt werden, damit auch diese Dateien dem Übersetzer zur Verfügung stehen. Dateien, die ebenfalls übersetzt werden müssen, aber nicht direkt in SDL Trados bearbeitet werden können (wie z. B. Bilder mit Text), können mit der Verwendung „Zu lokalisieren“ hinzugefügt werden, so dass sie ebenfalls im Übersetzungspaket enthalten sind und nicht separat per E-Mail geschickt werden müssen. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 57 In den folgenden beiden Schritten werden die bereits erstellten Datenbankdateien (Translation Memory und Terminologiedatenbank) dem Projekt hinzugefügt. In SDL Trados können innerhalb eines Projekts grundsätzlich mehrere TMs und Terminologiedatenbanken ausgewählt werden, um auf einen größeren Datenbestand zurückgreifen zu können. Dabei kann zum einen die Suchreihenfolge festgelegt, zum anderen kann auch definiert werden, welche Datenbank(en) nur lesend oder auch lesend und schreibend benutzt werden sollen. Im nächsten Schritt wird festgelegt, welche Task-Sequenz bei der Projekterstellung verwendet werden soll. Task-Sequenzen sind Vorlagen, in denen definiert wird, welche Aufgaben gleichzeitig (Batch-Task) bei der Projektanlage durchgeführt werden. In diesem Beispiel wird auf die bereits vorhandene Task-Sequenz „Ohne Projekt-TM vorbereiten“ zurückgegriffen. Der Screenshot zeigt, welche Tasks in der ausgewählten Task-Sequenz enthalten sind (schwarz) und welche grundsätzlich zur Verfügung stehen (grau). Die Zusammenstellung der Tasks und die Konfiguration der einzelnen Punkte können individuell festgelegt werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 58 Nach erfolgreicher Projekterstellung erscheint das neu angelegte Projekt in der Ansicht „Projekte“ als aktiv (fett gedruckt). Im Folgenden soll die Analyse zeigen, wie hoch die Übereinstimmung der neu zu übersetzenden Texte mit dem ausgewählten TM ist. Die Ansicht „Berichte“ beinhaltet verschiedene Berichtsarten, wobei in diesem Fall nur der Analysebericht herangezogen werden soll. Im Bereich „Gesamtüberblick“ des Berichts wird eine Analyse aller zu übersetzender Dateien angezeigt, die dem Projekt zugeordnet sind. Darunter erscheinen dann nochmals separat die Analysen der einzelnen Dateien. Die Analyse teilt sich u.a. in die Kategorien Segmente, Wörter und Zeichen auf, wobei die Matchbereiche im Vorfeld individuell angepasst werden können. In der Ansicht „Dateien“ werden alle dem aktiven Projekt zugeordneten Dateien angezeigt und können direkt von hier geöffnet werden. Bei Bedarf können alle Dokumente gleichzeitig geöffnet werden, um sie im Editor nebeneinander in separaten Registerkarten anzuordnen. Über die Funktion „QuickMerge“ können auch beliebige Dateien zu einer Übersetzungsdatei verschmolzen werden, so dass virtuell nur eine Datei zu übersetzen ist. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 59 Zur Bearbeitung der Dateien werden sie im internen Editor geöffnet und können dort übersetzt, überprüft oder freigegeben werden. Das Format, in dem die zweisprachigen Dateien während der Bearbeitung gespeichert werden, ist das bilinguale Format SDLXLIFF. Während der Übersetzung Das ausgewählte Translation Memory und die ausgewählte Terminologiedatenbank werden automatisch in die Übersetzungsoberfläche integriert. Die Anordnung der Fenster ist dabei benutzerseitig definierbar und kann den eigenen Anforderungen und Bedürfnissen angepasst werden. Darstellung der Matcharten: Das aktive, zu übersetzende Segment wird in SDL Trados in das TM-Fenster kopiert, so dass es direkt oberhalb der Übersetzungseinheit aus dem Translation Memory angezeigt wird. So steht es direkt neben dem Übersetzungsvorschlag und ein Benutzer kann die Unterschiede schneller erfassen. Während der Übersetzung im Editor bleiben bei SDL Trados zwischen den Segmenten die ursprünglichen Matchwerte als Information erhalten, so dass der Benutzer jederzeit Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 60 nachvollziehen kann, wie hoch der Übereinstimmungsgrad eines Segments vor der Übersetzung des jeweiligen Segments war. 100%-Matches werden sowohl im Translation-Memory-Fenster als auch im Editor selbst als 100% markiert, wobei die Zahl grün hinterlegt ist. Fuzzy Matches werden ebenfalls mit ihrem Matchwert angegeben, der in diesem Fall gelb unterlegt ist. Darüber hinaus werden im Translation-Memory-Fenster die Unterschiede zwischen gespeichertem und neuem Segment – ähnlich wie bei der Funktion „Änderungen nachverfolgen“ in Microsoft Word – markiert. Wenn kein Treffer gefunden wurde, kann über die Registerkarte „Konkordanzsuche“ direkt nach Wörtern oder Suchstrings im TM gesucht werden. Die Suche nach „Typ 1 Diabetes“ zeigt beispielsweise, dass die Konkordanzsuche auf eine Art unscharfe Suche zurückgreift, da auch Einträge gefunden werden, in denen die Reihenfolge der Suchwörter verändert ist oder zusätzliche Wörter zwischen den Suchwörtern stehen. Wird eine Mehrwortsuche allerdings in Anführungszeichen gesetzt, wird nur genau nach der angegebenen Wortkombination gesucht. Es besteht aber auch die Möglichkeit, eine automatische Konkordanzsuche zu aktivieren. Sobald es keine Übereinstimmung mit dem TM gibt, wird in diesem Fall automatisch eine Suche im TM gestartet. Es werden Übersetzungseinheiten angezeigt, in denen Übereinstimmungen mit dem aktuellen Segment vorkommen. Die Konkordanzsuche ist sowohl für die Ausgangssprache als auch für die Zielsprache verfügbar. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 61 Für das nächste Segment gibt es lediglich Vorschläge aus der Terminologiedatenbank. Die erkannten Termini werden mit einer roten Linie direkt im Ausgangstext gekennzeichnet und im Terminologiefenster mit der entsprechenden Übersetzung angezeigt. Diese Übersetzungsvorschläge können einerseits über eine Schaltfläche ( ) in den Text oder aber direkt beim Schreiben über eine automatische Vorschlagsfunktion übernommen werden. Dabei schlägt Trados direkt Terminologie vor, wenn die potenzielle Übersetzung, die eingegeben wird, mit dem gleichen Anfangsbuchstaben beginnt wie eine vorhandene Benennung in der Termbank. Die Übernahme von neuen Termbankeinträgen erfolgt direkt aus dem Übersetzungseditor heraus. Dafür müssen die beiden Termini im Ausgangs- und Zieltext markiert und der Befehl „Neuen Terminus hinzufügen“ ausgewählt werden. Anschließend wird automatisch ein separates Fenster mit der Bearbeitungsoberfläche von SDL MultiTerm eingeblendet, in dem die Termini weiter bearbeitet, ergänzt und gespeichert werden können. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 62 Soll die Segmentierung innerhalb des Editors von SDL Trados manuell geändert werden, so werden mit gedrückter Strg-Taste die entsprechenden Segmente ausgewählt und über die Option „Ausgewählte Segmente zusammenführen“ verschmolzen. Sollen Segmente geteilt werden, wird der Cursor an der zu teilenden Stelle im Text platziert und die Option „Segment teilen“ ausgewählt. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass nur benachbarte Segmente im selben Absatz zusammengeführt werden können. Die Informationen darüber, ob Segmente im selben Absatz stehen (Strukturinformationen), werden am rechten Bildschirmrand, direkt neben den Segmenten angezeigt. So kann man leicht erkennen, welche Segmente zum selben Absatz (P = paragraph) gehören. Zusätzlich werden weitere Informationen zum Aufbau des Dokuments in einem separaten Fenster neben dem eigentlichen Editor angezeigt. Sie beschränken sich auf Basisinformationen zu einem Dokument, z. B. ob man sich in einer PowerPointPräsentation auf einer Vorgabeseite oder der Folie selbst befindet. Für Formate wie XML können diese Informationen völlig frei definiert werden. Sollten mehrere Dokumente gleichzeitig geöffnet sein, wird hier auch angezeigt, in welchem Dokument man sich gerade befindet. Eine Echtzeitvorschau während der Übersetzungen kann im Vorschaufenster gestartet werden. Die Vorschau innerhalb von SDL Trados ist standardmäßig für Microsoft Word und PowerPoint, RTF, XML, HTML und PDF (auf Basis von Word) verfügbar. Alle anderen Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 63 Formate, die von SDL Trados unterstützt werden, können über eine direkte Verknüpfung zur Originalapplikation außerhalb des Systems angezeigt werden. Alternativ kann über Anpassungen des jeweiligen Dateifilters auch eine eigene Vorschau erzeugt werden, z.B. bei XML-Dateien. Übersetzungsspezifische Herausforderungen Interne Formatierungen: Der zu übersetzende Text wird im Editor von SDL Trados in der Originalschriftart und schriftgröße angezeigt. Das heißt, dass auch interne Formatierungen direkt dargestellt werden und somit auch leicht auf den Zieltext übertragen werden können. Für die Übernahme stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Einerseits gibt es Icons, über die dem Zieltext die Standardformatierungen direkt zugewiesen werden können. Andererseits gibt es die Funktion „QuickPlace“, über die u. a. Formatierungen direkt während des Schreibens auf den Zieltext übertragen werden können. Dafür wird die entsprechende Textstelle markiert und die Tastenkombination „Strg+,“ gedrückt. In einer Art Kontextmenü werden die verschiedenen Formatierungen zur Auswahl angeboten, die im Ausgangssegment vorhanden sind. So können auch andere Formatierungen, wie unterschiedliche Schriftfarbe oder -art, schnell übertragen werden. Bilder: Bilder werden in SDL Trados nicht im Editor selbst dargestellt, sondern können über das Vorschaufenster im Fließtext angezeigt werden. Zahlen: Zahlen bzw. Zahlenformate werden von SDL Trados automatisch erkannt und mit einer blauen Linie im Ausgangstext gekennzeichnet. Sie können ebenfalls über die QuickPlaceFunktion schnell in den Zieltext übertragen und dabei noch automatisch konvertiert werden. Hierbei erkennt das System nicht nur die reinen Zahlen, sondern z. B. auch Maßeinheiten, wie z. B. cm oder inch, die ebenfalls automatisch in der richtigen Einheit für die Zielsprache angeboten werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 64 Hyperlinks: Hyperlinks können wahlweise als „nicht bearbeitbar“, „nur der sichtbare Text bearbeitbar“ oder „Text und Link bearbeitbar“ eingelesen werden. In diesem Beispiel ist sowohl der Text als auch der Link an sich bearbeitbar. Die Tags, die für die Erhaltung der Funktion des Hyperlinks verantwortlich sind, werden auch über die QuickPlace-Funktion in den Zieltext kopiert. Fußnoten: Fußnotenzeichen oder ähnliche Funktionen, die an einer bestimmten Stelle im Text integriert sind, werden als Tags dargestellt. Der Fußnotentext selbst steht direkt hinter dem entsprechenden Absatz, in dem das Fußnotenzeichen vorkommt. Außerdem zeigt auch hier die Spalte rechts an, dass man sich im Fußnotentext befindet. Interne Wiederholungen: Bei internen Wiederholungen kann SDL Trados das Segment wahlweise automatisch, halbautomatisch (unter bestimmten Bedingungen) oder immer mit Nachfragen einfügen. Wird eine Wiederholung automatisch eingefügt, so wird diese Stelle als 100%-Match in gelblicher Farbe angezeigt und im Tooltip die Information angegeben, aus welchem Segment diese Übersetzung automatisch propagiert wurde. Es ist natürlich auch möglich, diese Option im Editor komplett zu deaktivieren. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 65 Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei): Externe Tags werden im Editor von SDL Trados nicht angezeigt. Interne Tags hingegen werden direkt im Fließtext an der entsprechenden Stelle angezeigt und können ebenfalls mit der QuickPlace-Funktion in den Zieltext übernommen werden. QuickPlace überträgt, wie in den vorherigen Beschreibungen zu sehen war, verschiedene Elemente aus dem Ausgangstext in den Zieltext. Dazu gehören auch noch die Abkürzungen. Alle Elemente, die in einem Ausgangstext vorkommen werden hierbei in einem Kontextmenü angezeigt und nicht thematisch sortiert, sondern in der Reihenfolge, in der sie im Text vorkommen. Übersetzungsabschluss SDL Trados arbeitet mit verschiedenen Segmentstatus. Solange ein Segment den Absatzstatus „Entwurf“ ( ) hat, wird es nicht im Translation Memory gespeichert. Wird es als „Übersetzt“ ( ) markiert, wird die neue Übersetzungseinheit automatisch im ausgewählten Translation Memory gespeichert. Es sollte deshalb darauf geachtet werden, dass am Ende alle Segmente als übersetzt markiert sind, um das TM optimal mit den neuen Übersetzungen zu füllen. Es besteht allerdings die Möglichkeit beim Update des TMs anzugeben, welche Segmente mit welchem Status in das TM übernommen werden sollen. Um die abgeschlossene Übersetzung wieder im Originalformat zu speichern, kann das Dokument einerseits im Editor geöffnet werden und über die Option „Zieltext speichern unter“ direkt abgespeichert werden. Dabei kann auch der Dateiname angepasst werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 66 Es könnten aber auch alle Dateien, die zu einem Projekt gehören auf einmal exportiert werden. Dies erfolgt beispielsweise in der Ansicht „Projekte“ über die Batch-Task „Dateien exportieren“. Fazit: Wie oben bereits einige Beispiele gezeigt haben, nimmt der App Store bei Trados eine immer zentralere Rolle ein, um kurzfristig fehlende Funktionalitäten abzudecken. Somit kann die Übersetzungsumgebung, aber auch MultiTerm nach Belieben um weitere Tools ergänzt werden, um sie auf die eigenen Bedürfnisse abzustimmen. Zusätzlich stehen gerade für Freelancer und kleinere Übersetzungsdienstleister kostenlose AutoSuggestWörterbücher (in vielen Sprachkombinationen) zur Verfügung, die kostenlos heruntergeladen werden können. Diese werden von Kunden (z. B. der EU) zur Verfügung gestellt und sind thematisch sehr umfangreich. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 67 TransitNXT Die STAR (Software, Translation, Artwork, Recording) Group hat ihren Hauptsitz in Ramsen (Schweiz), wurde 1984 aber in Stein am Rhein gegründet. Als Dienstleister in den Bereichen Technische Redaktion und Übersetzungen wurde schon früh mit der internen Entwicklung von Automatisierungssoftware begonnen; dazu gehörte u. a. die rechnergestützte Übersetzungsarbeit. Im Laufe der Zeit wurde das Translation-MemorySystem Transit (von translate it) zur internen Unterstützung von Übersetzern und Projektmanagern entwickelt. 1991 wurde die Entscheidung getroffen, das eigene System auch extern weltweit zu vertreiben. Seit 2008 wird Transit in der Version TransitNXT vertrieben und wurde seither durch 7 Service Packs aktualisiert und erweitert. Das letzte Service Pack (SP 7) ist im Oktober 2013 erschienen und hat viele neue Funktionen hinzugefügt. Transit verfolgt im Gegensatz zu den meisten anderen TM-Systemen einen unterschiedlichen Ansatz beim Aufbau des Translation Memorys. Statt einer klassischen TM-Datei arbeitet Transit mit dateibasiertem Referenzmaterial, das aus Sprachpaaren besteht und jedem Projekt individuell zugeordnet werden kann. Dieses Prinzip ermöglicht eine hohe Flexibilität bei der Auswahl der projektrelevanten Ressourcen und bietet den entscheidenden Vorteil, dass der Kontext von Treffern aus dem Referenzmaterial während der Übersetzung jederzeit nachgeschlagen werden kann. Dieser Ansatz setzt eine gute Datenorganisation voraus, um bestehende Daten optimal nutzen zu können. Die Produktversionen im Überblick Transit bietet 4 verschiedene Installationsarten: Einzelplatz-Installation, EinzelplatzInstallation mit Ressourcen im Netzwerk, Host-/Client-Installation und Terminal ServerInstallation. Die Lizenzmodelle hierfür gliedern sich in befristete Einzelplatz-Lizenzen (3, 6 oder 12 Monate), unbefristete Einzelplatz-Lizenzen oder Server-Lizenzen mit „floating licenses“. Die befristeten Lizenzen können jederzeit verlängert oder in unbefristete Lizenzen umgewandelt werden. STAR stellt verschiedene Produktvarianten mit unterschiedlichen Funktionsumfängen zur Verfügung, die auf die Bedürfnisse der einzelnen Zielgruppen zugeschnitten sind. Im Folgenden werden diese Produktvarianten genauer beschrieben. TransitNXT Freelance Die einfachste Freiberuflerversion ist eine zeitlich begrenzte Einzelplatzversion, mit der Transit-Projekte empfangen und bearbeitet werden können. So können Übersetzer problemlos für einen bestimmten Zeitraum in Transit-Projekte eingebunden werden. Eigene Projekte können mit dieser Version allerdings nicht erstellt werden. Preisinformation: 3 Monate 75 Euro, 6 Monate 135 Euro, 12 Monate 225 Euro. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 68 TransitNXT Freelance Pro Die Pro-Version der Freiberuflerversion kann ebenfalls zeitlich begrenzt aber auch als unbefristete Lizenz erworben werden. Im Vergleich zur einfachen Freelance-Version können nicht nur vorbereitete Projekte empfangen und bearbeitet, sondern auch eigene Projekte erstellt werden. Zudem stehen zusätzliche Filter zur Verfügung, um zusätzliche Dateiformate bearbeiten zu können, die nicht im Standardpaket enthalten sind (z. B. FrameMaker oder InDesign). Preisinformation: 3 Monate 120 Euro und optionaler Filter jeweils 80 Euro; 6 Monate 210 Euro und optionaler Filter jeweils 140 Euro; 12 Monate 360 Euro und optionaler Filter jeweils 240 Euro. Die unbefristete Version mit dem Standardfilterpaket beläuft sich auf 1.195 Euro. TransitNXT Professional Die Professional-Version steht ebenfalls entweder als zeitlich limitiert oder unbefristet zur Verfügung. Sie bietet im Gegensatz zu den oben genannten Versionen den vollen Funktionsumfang inklusive Standardfiltern, unterstützt mehrsprachige Projekte und gemeinsame Ressourcen im Netzwerk sowie einen optionalen Filter nach Wahl. Zusätzlich besteht auch hier die Möglichkeit, Filter für weitere Dateiformate zu erwerben. Preisinformation: 3 Monate 240 Euro und optionaler Filter 80 Euro, 6 Monate 420 Euro und optionaler Filter 140 Euro, 12 Monate 720 Euro und optionaler Filter 240 Euro. Die unbefristete Version mit dem Standardfilterpaket beläuft sich auf 2.950 Euro. TransitNXT Workstation Die Workstation-Version ist eine unbefristete Version, mit der Transit-Projekte empfangen und bearbeitet, aber nicht selbst erstellt werden können. Sie ist im Gegensatz zur Freelance-Version netzwerkfähig und vor allem für Übersetzer gedacht, die im Netzwerk gemeinsam mit Benutzern arbeiten, die Projekte mit der Professional-Version erstellen. Bei allen Versionen ist die Terminologieverwaltung TermStar im Paket enthalten. Die derzeit verfügbaren Dialogsprachen sind Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Spanisch, Schwedisch sowie Tschechisch und können nach der Installation flexibel eingestellt werden. Auf der Homepage von STAR findet sich in der Produktbeschreibung von Transit eine Übersicht darüber, welche Dateiformate unterstützt werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 69 Evaluierung TransitNXT Projektvorbereitung Zunächst wird die TMX-Datei in Transit importiert und dabei in Referenzmaterial konvertiert. Da TMX-Dateien aus anderen TM-Systemen gar nicht oder nicht in gleichem Maße Kontextinformationen speichern, stehen in diesem Beispiel die kontextbezogenen Vorteile des Referenzmaterials nicht zur Verfügung. Benutzerdefinierte Attribute werden bei Transit nicht direkt beim Import zugewiesen, sondern anhand der Speicherung in einer bestimmten Ordnerstruktur festgelegt. Die Definition von Kunden- oder Projektnamen ist dabei vollkommen frei wählbar. In einem Wörterbuch in TermStar stehen viele frei wählbare Felder zur Verfügung und somit können die Attribute Kunde (BDÜ) und Fachgebiet (Medizin) problemlos übernommen werden. Der Import der TMX-Datei erfolgt über den Bereich „Referenzmaterial“ in der Ressourcenleiste und dann über die Option „Referenzmaterial austauschen (TMX)>>TMX importieren“. Bei diesem Vorgang wird die ausgewählte TMX-Datei direkt in Sprachpaardateien konvertiert, die benutzerdefiniert an einem beliebigen Speicherort abgelegt werden und somit die gewünschten Attribute, wie z. B. Kundenname, zugewiesen bekommen können. Die Dateien erhalten bei Transit immer sprachspezifische Endungen (z. B. *.ENG und *.DEU). Der Import des Glossars (XLSX-Datei) erfolgt direkt in der Terminologieverwaltung TermStar, wobei externe Daten wahlweise in ein existierendes oder neues Wörterbuch importiert werden können. TermStar bietet den Benutzern bereits einen umfangreichen Pool mit möglichen Feldern, die direkt übernommen oder an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden können. Das hat den Vorteil, dass vor dem Import keine aufwändige Eintragsstruktur definiert oder angepasst werden muss, sondern lediglich ein „Benutzerdefiniertes Skript“ erstellt wird, in dem die Tabellenstruktur der Importdatei beschrieben wird. Nach Angabe der Dateikodierung werden die neuen Einträge importiert und stehen direkt für ein Übersetzungsprojekt zur Verfügung. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 70 Nach dem Import der verschiedenen Dateien beginnt nun die Projekterstellung. Diese erfolgt bei Transit über einen Assistenten, in dem schrittweise die notwendigen Informationen abgefragt werden. Projekte können anhand von bereits vorhandenen oder benutzerdefinierten Vorlagen, als Nachfolgeprojekt eines vorhandenen Projekts oder als komplett neues Projekt angelegt werden. Zunächst wird ein Projektname vergeben und gegebenenfalls ein Kunde, in unserem Fall „BDÜ“, ausgewählt. Die Vergabe von Fachgebieten ist in Transit nicht direkt vorgesehen. Nach der Definition von Ausgangsund Zielsprache(n) muss vor der Auswahl der zu übersetzenden Dateien der Dateityp angegeben werden, damit für den abschließenden Import die richtigen Filter verwendet werden. MS Office- oder Open-Office-Dokumente können dabei in Transit innerhalb eines Projekts bearbeitet werden. Ansonsten kann nur je ein Dateityp pro Projekt verwaltet werden. In unserem Beispiel werden somit die Word- und PowerPoint-Datei in ein Projekt importiert und die XML-Datei in einem weiteren Projekt übersetzt. Für die verschiedenen Dateiformate können weitere dateispezifische Einstellungen vorgenommen werden, wie z. B. Notizen nicht übersetzen oder ausgeblendeten Text übersetzen. In den letzten Schritten des Projektassistenten werden die zu übersetzenden Dateien, der relevante Ordner mit dem Referenzmaterial und das vorbefüllte Wörterbuch zugeordnet. Gibt es mehrere relevante Referenzmaterialordner bzw. Wörterbücher, können selbstverständlich mehrere Quellen mir Priorisierung durch die Reihenfolge angegeben werden. Nach der Projekterstellung müssen die ausgewählten Dateien zunächst noch importiert werden, um anschließend als Sprachpaar zur Übersetzung geöffnet werden zu können. Bei Office-Dokumenten können mit dem Import PDF-Dateien der Originaldokumente erzeugt werden, die dann im Transit-Editor synchronisiert angezeigt werden. Dabei können die Dateien einzeln aber auch global und somit gleichzeitig bearbeitet werden. XML-Dateien werden grundsätzlich von Transit unterstützt und können mittels zwei verfügbarer Dateitypdefinitionen (XML und XML_DITA) direkt importiert werden. Liegt eine DTD vor, so kann ein Assistent mit deren Hilfe eine Anpassung erzeugen (Interfaces | XML mit DTD). Es wird allerdings empfohlen, sich bei komplexen XML-Dateien an die Firma STAR zu wenden, die gerne bei der Erstellung eines optimierten Dateityps behilflich ist. Erhält man ein bereits vom Auftraggeber vorbereitetes Paket, muss der Übersetzer sich nicht um diese Vorlagen kümmern. Die Auswertung der Übersetzung erfolgt anschließend über den „Report Manager“, der über die Registerkarte „Statistik“ aufgerufen wird. In diesem konkreten Beispiel muss die Auswertung einmal für das Projekt mit den Office-Dateien und einmal für das Projekt mit der XML-Datei durchgeführt werden. Für die Analyse können je nach Bedarf unterschiedliche Zähleinheiten eingestellt werden: Segment, Seiten, Wörter, Zeichen oder Zeilen. Zusätzlich können die Match-Bereiche individuell eingestellt und in Vorlagen abgelegt werden. Einmalig bei Transit ist, dass den einzelnen Bereichen Preise zugeordnet Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 71 werden können, so dass während der Analyse automatisch der Preis für eine Übersetzung ermittelt werden kann. Während der Übersetzung Die Übersetzung erfolgt im Transit-internen Editor, der vom Übersetzer beliebig an seine bevorzugte Arbeitsweise angepasst werden kann, indem z. B. Fenster neu angeordnet oder Farben für Matchbereiche oder bestimmte Funktionen angepasst werden können. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 72 Die Vorübersetzung eines Dokuments ist optional und kann bei Bedarf während der Projekterstellung erfolgen. Hierfür gibt es detaillierte Einstellungsmöglichkeiten, wie z. B. der Segmentstatus, der einem vorübersetzten Segment hinzugefügt wird. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 73 Darstellung der einzelnen Matches Matches werden bei Transit je nach Einstellung entweder in einem statischen FuzzyFenster oder in einem so genannten Bubble-Fenster angezeigt, wobei in beiden Fenstern dieselbe Information steht. Das statische Fenster befindet sich an dem vom Benutzer festgelegten Platz (standardmäßig am unteren Bildschirmrand), wohingegen sich das Bubble-Fenster an der Stelle des zielsprachlichen Segments öffnet, an dem die Einfügemarke steht. Der Fuzzy-Index wird beim Import aus dem Referenzmaterial aufgebaut und während der Übersetzung kontinuierlich ergänzt, sodass projektinterne Treffer unmittelbar zur Verfügung stehen, wenn Übersetzungen mit ALT+EINFG bestätigt (als übersetzt markiert) werden oder mit ALT+EINGABE ein Übersetzungsvorschlag angefordert wird. 100%-Matches werden je nach Einstellung automatisch vorübersetzt oder beim Aufrufen des Matches automatisch im Zieltextfenster eingefügt und gleichzeitig im Fuzzy-Fenster mit zusätzlichen Informationen angezeigt. Hier wird z. B. der Übereinstimmungsgrad (in diesem Fall 100%) und der Pfad zur Quelle des Referenzmaterials angegeben. Außerdem wird seit SP7 anhand eines Icons darauf hingewiesen, in welcher Sprachrichtung das Referenzmaterial ursprünglich erstellt wurde, so dass ein Übersetzer erkennen kann, ob er eine Übersetzung aus der Fremdsprache oder in die Fremdsprache vorliegen hat. Bei Fuzzy Matches werden die Textunterschiede zwischen dem neuen und dem gespeicherten Segment mit farbigen Linien markiert. Dabei stehen in den verfügbaren Zeilen folgende Informationen: Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 74 1. Zeile (Prozentzahl) und : Übereinstimmungsgrad des Segments mit dem Referenzmaterial; über das Symbol kann direkt die Referenzdatei in einem separaten Fenster geöffnet werden, um das Original im Kontext zu sehen. 2. Zeile (Ref) und , oder : Ausgangssprachliches Segment aus dem Referenzmaterial; die Symbole zeigen an, ob das Referenzsegment in derselben oder umgekehrten Sprachkombination übersetzt wurde oder ob es in beiden Fällen Zielsprache war. 3. Zeile (Neu): Aktuell zu übersetzendes Segment aus dem Text 4. Zeile (Ref) und Angabe zum Status des Referenzsegments mittels Symbol: Zielsprachliches Segment aus dem Referenzmaterial; die Symbole, wie z.B. + oder ~, geben an, ob ein Segment als übersetzt markiert bzw. teilweise vorübersetzt wurde und noch geprüft werden muss. 5. Zeile (0/0/0/0): Zielsprachlicher Übersetzungsvorschlag für das aktuelle Segment. Die Ziffern geben an, welche Änderungen von Transit im Vergleich zum ursprünglichen Referenzsegment vorgenommen wurden, wie z. B. automatische Anpassung von Zahlen oder Markups. Sollte kein Treffer gefunden werden, startet Transit bei entsprechender Einstellung eine Konkordanzsuche. Hier gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten: Es kann einerseits eine manuelle Konkordanzsuche („Duale Konkordanzsuche“) gestartet werden, die das Referenzmaterial nach dem angegebenen Begriff durchsucht und die Ergebnisse in einem separaten Fenster sortiert in der Reihenfolge der Qualität anzeigt. Andererseits kann mit der Option „Segment-Konkordanz“ gearbeitet werden, über die eine automatische Konkordanzsuche gestartet wird, wenn kein Treffer im Referenzmaterial gefunden wurde. Das heißt, es wird automatisch nach kurzen Segmenten in größeren Segmenten gesucht und die Ergebnisse werden in dem Fenster der normalen Matches angezeigt und mit dem Hinweis „Segment-Konkordanz“ versehen. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 75 Für das folgende Beispielsegment gibt es keine Übereinstimmung mit dem Referenzmaterial, die gelblichen Markierungen im Quellsegment weisen aber darauf hin, dass die automatische Hintergrundsuche Übereinstimmungen mit Einträgen in der Terminologiedatenbank für „Insulinresistenz“ und „Typ-2-Diabetes“ gefunden hat. Die Übersetzungen der Termini werden in dem Fenster „Terminologie“ angezeigt und zusätzlich mit der Information versehen, aus welcher Quelle sie stammen, da einem Projekt ja mehrere Wörterbücher zugeordnet werden können. Der Vorschlag kann dann wahlweise über Doppelklick oder über Tastenkombinationen in den Zieltext eingefügt werden. Während der Übersetzung können neue Termini auch direkt in ein Wörterbuch übernommen werden. Hierfür werden die beiden Entsprechungen im ausgangssprachlichen und zielsprachlichen Fenster markiert und entweder über die Option „Aufnehmen“ direkt im aktuellen Wörterbuch gespeichert oder über die Funktion „Schnelleingabe“ zunächst in ein separates Fenster kopiert, in dem dann z. B. die Schreibweise geändert und gegebenenfalls Informationen in zusätzlichen Kategorien hinzugefügt werden können. Neu aufgenommene Terminologie steht unmittelbar zur Verfügung. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 76 Eine zentrale Funktion bei TM-Systemen ist die benutzerdefinierte Beeinflussung der durch das System vorgeschlagenen Segmentierung. Textsegmente, die im selben Absatz stehen, können über die Option „Verbinden“ zu einem Segment zusammengefügt werden. Transit nimmt dabei automatisch das nächste Segment mit in das aktive Segment auf. Eine solche Verbindung kann über die Option „Verbinden rückgängig“ auch wieder zurückgesetzt werden. Segmente können aber auch nach Aufhebung des Schreibschutzes an einer beliebigen Stelle im Segment geteilt werden. Eine letzte Kernfunktionalität bei integrierten TM-Systemen ist die Vorschaumöglichkeit der Übersetzung im ursprünglichen Format. Damit kann bereits während des Übersetzungsprozesses überprüft werden, wie der zielsprachliche Text im Original aussehen würde. Seit SP7 kann für Word-Dokumente dynamisch ein zielsprachliches Dokument erzeugt und direkt in Transit angezeigt werden. Die HTML- und XML-Anzeige kann zusätzlich zur ausgangssprachlichen auch die zielsprachliche Version der Originaldatei darstellen und damit während der Übersetzung stets den aktuellen Arbeitsstand abbilden. Die Zielsprachenversion wird somit dynamisch dargestellt. Ansonsten konzentriert sich Transit sehr stark darauf, den ausgangssprachlichen Text im Originallayout als PDF-Datei mitzugeben und diesen in Echtzeit im Übersetzungseditor anzuzeigen, so dass ein Übersetzer während des Übersetzungsprozesses jederzeit nachvollziehen kann, an welcher Stelle er gerade übersetzt und wie die Originalformatierung an dieser Stelle aussieht. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 77 Übersetzungsspezifische Herausforderungen Interne Formatierungen: In Transit können interne Formatierungen direkt dargestellt werden, so dass man während der Übersetzung sehen kann, welche Formatierungen im Original verwendet wurden. Diese können wahlweise als reine Formatierung oder mit einer zusätzlichen Markup-ID angezeigt werden. In dem separaten Markup-Fenster werden u. a. interne Formatierungen, aber auch andere Funktionen, die im Text integriert sind, als Text inklusive Tag-Text dargestellt. Die interne Formatierung kann über Tastenkombinationen oder über die Option „Zuweisen & weiter“ dem Zieltext zugewiesen werden, wenn der Markup-Modus aktiviert ist. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 78 Zusätzlich können aber auch in der Registerkarte „Editieren“ die klassischen Formatierungen per Schaltfläche zugewiesen werden, vor allem wenn sie im Original als solche nicht vorkommen. Falls Formatierungen in der Zielsprache fehlen, können diese per Schaltfläche eingefügt werden (Beispiel: hochgestellt bei englischen Ordinalzahlen). Interne Formatierungen sind für Transit eindeutig identifizierbare Elemente und werden, wie oben erwähnt, mit einer eindeutigen ID markiert. Transit kann anhand der Formatierung eindeutig zuordnen, welche Textbestandteile der Übersetzung dem Original entsprechen, sodass sie zusätzlich zu den Wörterbucheinträgen als weitere Terminologiequelle genutzt werden können. Sie werden ebenfalls im TerminologieFenster angezeigt, sind aber farblich anders markiert, so dass klar ist, dass sie dynamisch und nicht aus einem bestimmten Wörterbuch heraus angezeigt werden. Bilder: Bilder werden bei Transit nicht direkt im zu übersetzenden Text angezeigt, sondern können über verschiedene Vorschaumöglichkeiten eingeblendet werden. In den oben erwähnten Vorschaumöglichkeiten für den Ausgangstext sind natürlich alle im Text vorkommenden Bilder enthalten. Die spezifischere „Multimedia-Anzeige“ blendet für Word-Dokumente nur die zum aktiven Segment gehörige Grafik ein, wobei zahlreiche Grafikformate unterstützt werden. Zahlen: Zahlen oder Zahlenformate werden in der Übersetzung zwar optisch nicht hervorgehoben, sehr wohl aber als solche erkannt und bei Bedarf auch automatisch angepasst (in diesem Fall werden sie auch optisch markiert). Transit bietet darüber hinaus eine Prüfroutine für Zahlen an, die an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann. So kann z. B. am Ende einer Übersetzung die korrekte Verwendung von Zahlen und Zahlenformaten für die komplette Übersetzung überprüft werden. Hyperlinks: Hyperlinks werden wie interne Formatierungen einerseits direkt im Text gekennzeichnet, andererseits auch im Markup-Fenster angezeigt. Von dort kann die entsprechende Funktion direkt auf die im Zieltext markierte Textstelle übertragen werden. Sollte der Text selbst auch angepasst werden müssen, so kann dies im Zieltextfenster vorgenommen Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 79 werden. Ist allerdings ein Text mit einem Hyperlink verknüpft, wie in diesem Beispiel das Wort „hier“, dem der Hyperlink http://www.diabetes-ratgeber.net/Diabetes-Typ-1 zugewiesen ist, kann dieser nicht direkt in Transit sondern nur im Nachhinein außerhalb von Transit angepasst werden. Fußnoten: Für die Übersetzung von Fußnoten wird in Transit ebenfalls auf die Markup-Funktion zurückgegriffen. Die hochgestellte Zahl und die damit verbundene Funktion werden direkt über Markups im Zieltext markiert. Die dazu gehörige Fußnote wird unmittelbar im Anschluss an den Absatz angezeigt, in dem die Fußnote vorkommt, so dass sie im eigentlichen Kontext übersetzt werden kann. Der Fußnotentext kann darüber hinaus direkt in dem Segment mit dem Fußnotenzeichen eingeblendet werden. Zusätzlich gibt es Tastenkombinationen zum Navigieren zwischen Anker und Fußnote, um den Kontext betrachten oder bearbeiten zu können. Interne Wiederholungen: Transit kann pro Projekt oder pro Datei interne Wiederholungen berücksichtigen und überprüfen. Ist der „Internal-Repetition-Modus“ aktiviert, können im Vorfeld alle internen Wiederholungen separat dargestellt und bearbeitet werden. Dieser Modus dient vor allem der Projektvorbereitung, so dass bei größeren Projekten, die eventuell auf verschiedene Übersetzer aufgeteilt werden, identische Sätze auch dieselbe Übersetzung haben. Während der Übersetzung selbst, wird der Übersetzer nicht auf eine interne Wiederholung hingewiesen, bekommt aber bei der erneuten Übersetzung des gleichen Segments einen 100%-Match aus dem Referenzmaterial angezeigt. Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei): Struktur- oder textinterne Tags können im Transit-Editor angezeigt werden oder auch nicht (Menü: Ansicht – Text anzeigen – Markup: lang | keine). Interne Tags bzw. Funktionen, wie Fettmarkierungen, Umbrüche, Hyperlinks, usw., werden über die Markup-Funktion abgebildet. Die Bearbeitungsweise ist identisch mit der Bearbeitung von beispielsweise internen Formatierungen. Das Markup-Fenster selbst Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 80 enthält darüber hinaus den Namen des Tags, der bei Bedarf auch im Übersetzungsfenster über eine kurze oder lange Darstellung der Markups abgebildet werden könnte. Übersetzungsabschluss Während der Übersetzung werden die einzelnen Segmente bestätigt und damit als „übersetzt“ markiert. Somit sind sie auch gleichzeitig als Referenzmaterial vorhanden. Über das Notizenfenster kann u. a. der Status eines Segments eingesehen werden, er wird allerdings auch im Übersetzungseditor selbst über ein Symbol und unten am Bildschirmrand angezeigt. Ziel ist es, am Ende alle Segmente als übersetzt markiert zu haben. Über die Schaltfläche „Export“ können die abgeschlossenen Übersetzungen wieder in das Originaldateiformat konvertiert werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 81 Hierfür wurde bei der Projektanlage bereits ein Ordner festgelegt, in den die übersetzten Dateien gespeichert werden. Fazit: Transit ist aus der Übersetzungspraxis heraus entstanden und enthält daher eine Vielzahl von Funktionen, um die Anforderungen des Übersetzeralltags zu erfüllen. Beispiele dafür sind die jederzeit mögliche Anzeige des für den Übersetzer wichtigen Originalkontexts eines Referenzsegments oder die umfassenden Filter für Segmentattribute sowie die morphologische Suche für über 15 Sprachen, die bei der Konkordanzsuche, der automatischen Suche nach Terminologievorschlägen im Editor und der Terminologieprüfung wirksam wird. Der Anwender kann die Arbeitsumgebung an seine Arbeitsweise und seine Vorlieben anpassen, Fenster beliebig arrangieren, die Darstellung im Editor individuell festlegen, nicht benötigte Funktion ausblenden und diese Anpassungen in einer Rolle speichern. Damit kann er für jede Aufgabe seine bevorzugte Arbeitsumgebung mit einem Klick auswählen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ähnlich einem Schweizer Taschenmesser ist Transit ein Produkt mit vielen Funktionen, von denen nur die gerade benötigten „ausklappt“ werden. Damit hat der Übersetzer ein Werkzeug für vielfältige Aufträge in der Hand – vom Standard-Übersetzungsjob über XMLDateien mit Längenbegrenzung bis hin zu neuen Aufgabenfeldern wie der Übersetzung von Untertiteln im audiovisuellen Kontext oder der Lokalisierung von SoftwareOberflächen mit Sizing-Memory. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 82 Wordbee Das Unternehmen Wordbee S.A. wurde 2008 in Luxemburg gegründet und vertreibt seither das webbasierte Translation-Memory-System Wordbee Translator. Ziel von Wordbee ist es, eine zentrale Plattform für die Abwicklung von Übersetzungsaufträgen zur Verfügung zu stellen, um den kompletten Übersetzungsprozess abbilden zu können. Wordbee kann sich dabei ganz auf die Entwicklung der Übersetzungstechnologie konzentrieren, da sie kein Übersetzungsdienstleister sondern ein reiner Technologiehersteller sind. Ein zentraler Vorteil von Cloud-basierten Systemen liegt vor allem darin, dass zu Beginn keine größeren Investitionskosten anfallen und keine Installation durchgeführt werden muss. Der Hauptsitz von Wordbee befindet sich in Luxemburg und es gibt eine weitere Niederlassung in Portland (USA). Die Produktversionen im Überblick Freelance Die Version für Freiberufler umfasst eine Lizenz und ist als reine Einzelplatzversion gedacht. Das bedeutet, dass Übersetzungen mit dieser Version zwar nicht mit mehreren Übersetzern durchgeführt werden können, Übersetzungsprojekte sowie TranslationMemorys und Terminologiedatenbanken aber webbasiert verwaltet werden können. Somit bietet diese Version einem Übersetzer die Flexibilität, sich über jeden beliebigen Browser und von jedem Arbeitsplatz aus einloggen zu können, um an einer Übersetzung zu arbeiten. Diese Version integriert außerdem eine Kundenverwaltung und ein Rechnungswesen und bietet die Option, Verbindungen mit verschiedenen automatischen Übersetzungssystemen herzustellen. Die maximale Speichergrenze ist zunächst auf 150 MB beschränkt und eine Lizenz kostet 138 Euro für 6 Monate und Euro 250 für 1 Jahr. Allerdings kann bei dieser Version – wie bei allen anderen Versionen auch – jederzeit Speicherplatz nachgekauft werden. Freelance Entrepreneur Die erweiterte Freiberuflerversion enthält alle Funktionalitäten der Einzelplatzversion und bietet zudem die Möglichkeit mit mehreren Benutzern zusammen zu arbeiten. Für diese gemeinsamen Übersetzungsprojekte können mit dieser Version automatisierte Workflows erstellt werden. Zusätzlich gibt es Administrationsbereiche, wie z. B. eine Kosten- oder Lieferantenverwaltung sowie ein Kundenportal und die Möglichkeit diverse Auswertungen zu erstellen. Translation-Memorys und Terminologiedatenbanken können mit dieser Version gemeinsam genutzt werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 83 Die maximale Speichergrenze ist auf 150 MB beschränkt und eine Lizenz kostet 192 Euro für 6 Monate und 350 Euro für 1 Jahr. Der Speicherplatz kann auch hier optional erweitert werden. Premium Pack Die Premium-Version beinhaltet wiederum alle Funktionalitäten der Version Freelance Entrepreneur, unterscheidet sich aber im Lizenzmodell. Bei dieser Version sind im Basispaket 5 Concurrent-User-Lizenzen enthalten, d.h., dass die Lizenzen nicht an bestimmte Benutzer vergeben werden, sondern maximal 5 Benutzer gleichzeitig arbeiten dürfen. Auf diese Weise können beliebig viele Benutzer im System angelegt werden, von denen sich immer fünf gleichzeitig anmelden können. Außerdem stehen für diese Version zusätzliche Module zur Verfügung, die optional erworben werden können. Die maximale Speichergrenze ist auf 1250 MB beschränkt und das Paket kostet 2800 Euro pro Jahr. Der Speicherplatz kann auch hier optional erweitert werden. LSP Enterprise Die Enterprise-Version baut ebenfalls auf dem Concurrent-User-Modell auf, wobei die Anzahl der Benutzer in dieser Version unbegrenzt ist. Es gibt hier keinerlei Einschränkungen mehr und alle verfügbaren Zusatzmodule können optional ergänzt werden. Die maximale Speichergrenze ist zunächst auf 150 MB pro Benutzer beschränkt, kann aber ebenfalls bei Bedarf erweitert werden. Der Preis für diese Version ist abhängig von der gewünschten Lizenzanzahl und ist auf Anfrage verfügbar. Die Benutzeroberfläche steht derzeit auf Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch und Spanisch zur Verfügung. Eine Liste der unterstützten Dateiformate befindet sich direkt auf der Homepage unter dem Punkt „Resources“ oder im Handbuch von Wordbee. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 84 Evaluierung Wordbee Projektvorbereitung Die Oberfläche von Wordbee ist sehr umfangreich und teilt sich in verschiedene Bereiche auf. In der Kundenverwaltung, die sehr umfangreich aufgebaut ist, wird zunächst der neue Kunde „BDÜ“ angelegt. Neben der normalen Verwaltung des Kundennamens und den Kontaktdaten können zusätzlich weitere Ansprechpartner verwaltet werden, denen bei Bedarf Zugriff auf das System selbst gewährt werden kann. Zusätzlich können für Kunden detaillierte Preislisten erstellt und zugeordnet werden, um nach der Projektanlage Kostenvoranschläge für Übersetzungen erstellen zu können. Die Fachbereichsangabe „Medizin“ wird über „Domains“ abgebildet. Hier besteht bereits eine kleine Liste mit Fachgebietsangaben, aus der der Wert „Science and medical“ für das Beispielprojekt verwendet wird. Diese Liste kann allerdings manuell um eigene Werte ergänzt werden. Im Bereich „Resources“ werden bei Wordbee die Translation-Memorys und Terminologiedatenbanken verwaltet. Hier können neue TMs angelegt oder eine Übersicht über die bestehenden angezeigt werden. Für den Import der TMX-Datei stehen zwei verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Der Import in ein bestehendes TM oder der Import der TMX-Datei mit der gleichzeitigen Erstellung eines neuen TMs. Beim Import selbst können zwar diverse Einstellungen vorgenommen werden, aber die in der TMX-Datei enthaltenen Attribute können nicht auf die Wordbee-Werte gemappt werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 85 Analog dazu erfolgt anschließend der Import der Excel-Datei. Auch hier kann während des Imports direkt eine neue Terminologiedatenbank erstellt werden, obwohl Terminologie auch in eine bestehende Datenbank importiert werden kann. Während des Erstellungsprozesses muss lediglich angegeben werden, welche Sprachen in der Terminologiedatenbank verwaltet werden sollen. Ansonsten können nur wenige weitere Einstellungen vorgenommen werden (Comments und Label/Domain). Da die zu importierende Datei lediglich ein zweisprachiges Glossar ohne Zusatzinformationen ist, sind die verfügbaren Einstellungsmöglichkeiten hier erst einmal ausreichend. Bevor die Daten final importiert werden, kann sich der Benutzer über eine Vorschaufunktion anzeigen lassen, wie die Daten zugeordnet wurden und dann importiert werden würden. Damit kann vermieden werden, dass aus Versehen ein falscher Import erfolgt. Nach dem erfolgreichen Import aller Daten wird nun im Projektebereich das neue Übersetzungsprojekt erstellt. Die Projekterstellung ist mehrstufig angelegt und wird in Wordbee über verschiedene Registerkarten abgebildet, die nacheinander geöffnet werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 86 In der ersten Registerkarte werden die allgemeinen Projektangaben, wie Projektname, Deadline, Kundenname und eventuell Preisliste vorgenommen. Anschließend muss die Ausgangs- und Zielsprache definiert werden, wobei Übersetzungsprojekte in Wordbee grundsätzlich mehrsprachig erstellt werden können. Abschließend wird definiert, welche Aufgaben im Projekt durchgeführt werden sollen, wenn mehrere Benutzer an einem Projekt arbeiten. Dafür stehen standardmäßig folgende Möglichkeiten zur Auswahl: Translation, Revision, Proofreading, Certified translation und Layouting. In der zweiten Registerkarte werden die zu übersetzenden Dateien ausgewählt. Dabei können beliebig viele Dateien und unterschiedliche Dateiformate in einem Übersetzungsprojekt verwaltet werden. In diesem Bereich können auch zusätzliche Dateien als Referenzmaterial für die Übersetzung angehängt werden. Die entsprechenden Dateien können dabei entweder einzeln oder zusammen als ZIP-Datei hochgeladen werden. Abschließend muss der Übersetzungsstatus für die ausgewählten Dateien festgelegt werden: • Online: Die Übersetzung wird anschließend mit dem webbasierten Wordbee Translator durchgeführt. • Offline: Das Dokument wird als XLIFF-Datei zur Verfügung gestellt, heruntergeladen und anschließend mit einem anderen Translation-Memory-System bearbeitet. Wahlweise kann es auch als Word-Dokument heruntergeladen werden und kann in einer zweisprachigen Tabelle ohne TM-System übersetzt oder korrigiert werden. • Nicht zu übersetzen: Das Dokument wird ausschließlich als Referenzmaterial verwendet. Alle zu übersetzenden Dateien werden im Folgenden anhand der hinterlegten Vorlagen in das System importiert. Diese Importvorlagen können jederzeit – auch während der Projektanlage – benutzerdefiniert angepasst werden, wobei für jedes Dokumentenformat verschiedene Optionen zur Verfügung stehen. Während die Word- und PowerPoint-Datei mit der Standardvorlage importiert wurden, mussten für den Import der XML-Datei vorher benutzerspezifische Einstellungen vorgenommen werden. Hierzu wurden die in der XML-Datei enthaltenen Tags angegeben, damit der Text richtig erkannt und anschließend im Editor dargestellt werden kann. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 87 In der dritten Registerkarte „Resources“ werden nun die verschiedenen Quellen für die Übersetzung ausgewählt, d. h. Translation-Memorys, Terminologiedatenbanken oder zuvor übersetzte, zweisprachige Dateien. Grundsätzlich können hier beliebig viele Quellen ausgewählt und einem Projekt zugeordnet werden, wobei zu beachten ist, dass Wordbee bei der Verwendung der ausgewählten Ressourcen eine Priorisierung von oben nach unten vornimmt und Treffer aus der obersten Quelle zuerst anzeigt. Nach der Auswahl der Dateien und TMs wird die Analyse durchgeführt. Die Einstellungen hierfür befinden sich in der nächsten Registerkarte „Word Count“. In diesem Bereich wird ebenfalls definiert, ob optional eine Vorübersetzung für den Text durchgeführt werden soll und ab welchem Match-Bereich Treffer automatisch in die Zielsprache eingefügt werden sollen. Generell können die Match-Bereiche bei Wordbee benutzerspezifisch festgelegt und in einer Vorlage gespeichert werden. Zusätzlich kann definiert werden, ob optional ein maschinelles Übersetzungssystem eingebunden werden soll. Für die Nutzung muss aber in den Systemeinstellungen zuerst eine Verbindung zu einem maschinellen Übersetzungssystem eingerichtet sein. Das Ergebnis der Analyse wird anschließend für alle Dateien eines Projekts zusammen angezeigt und kann in eine Excel-Datei exportiert werden. Während der Übersetzung Nach erfolgreicher Projektanlage können die Dokumente über die Registerkarte „Work & Delivery“ zur Übersetzung im Wordbee Translator geöffnet werden. Im geöffneten Editor selbst kann dann automatisch auf alle Projektdateien direkt zurückgegriffen werden, ohne Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 88 dass wieder in die Projektansicht zurück gewechselt werden muss. Auf diese Weise kann flexibel an allen Projektdateien gleichzeitig gearbeitet werden. Der zu übersetzende Text wird im Editor unabhängig von der Formatierung des Originaldokuments in einer Schriftart und Schriftgröße dargestellt, sodass keine Überschriften oder andere Formatierungen optisch zu erkennen sind. Auf der rechten Seite befinden sich diverse Fenster wie z. B. der Translation Finder, in dem die Übereinstimmungen mit dem TM und der Terminologiedatenbank angezeigt werden. Darstellung der einzelnen Matches Die unterschiedliche, farbliche Kennzeichnung, die im Folgenden beschrieben wird, erfolgt in Wordbee nur, wenn mit der Vorübersetzungsfunktion gearbeitet wird. Ansonsten werden die farblichen Markierungen nicht angezeigt. Im Bereich der hundertprozentigen Übereinstimmung gibt es bei Wordbee zwei Kategorien: 1. Exact translation (100%-Matches): Diese Treffer stimmen zu 100% mit einer vorherigen Übersetzung überein, haben aber keine weitere Übereinstimmung im Kontext. Diese Treffer werden vor dem Ausgangssegment mit einem grünen Blitz-Symbol gekennzeichnet und der Text der Übersetzung wird grün dargestellt. Gleichzeitig wird im Fenster „Translation Finder“ die Übersetzungseinheit aus dem TM angezeigt und mit dem Match-Wert 100% versehen. 2. Perfect translation (110%-Match): Diese Treffer sind zuverlässiger als 100%-Matches, da der Kontext aus früheren Übersetzungen ebenfalls übereinstimmt. Sie werden in Wordbee mit einem blauen Blitz-Symbol markiert und die Übersetzung wird in blauer Schrift angezeigt. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 89 Im Fenster für die Übereinstimmungen wird die Übersetzungseinheit mit dem Wert 110% angegeben. Fuzzy Matches werden im Editor ebenfalls farblich markiert, wenn sie über die Vorübersetzungsoption automatisch eingefügt wurden, wobei die unterste Grenze für ein automatisches Einfügen bei 90% liegt. In diesem Fall erhalten die Segmente ein gelbes Blitz-Symbol und der Text wird rot dargestellt. Die Unterschiede zwischen der Übersetzungseinheit und dem neu zu übersetzenden Text werden sowohl im TM-Treffer als auch im Editor gelb markiert. Zusätzlich wird im Fenster Translation Finder der Grad der Übereinstimmung angegeben. Editor: TM: Sollte es keine Übereinstimmungen mit dem Translation Memory geben, kann jederzeit eine Konkordanzsuche gestartet werden, um nach kleineren Textelementen zu suchen. Diese Suche ist ebenfalls im Fenster „Translation Finder“ integriert und wird über die Suchfunktion aufgerufen. Hier können allerdings nur manuell Suchbegriffe eingegeben werden und nicht wie bei anderen Systemen Textpassagen im Ausgangstext markiert und über eine Funktion automatisch gesucht werden. Bei einer Konkordanzsuche werden alle hinterlegten Ressourcen, d.h. Translation Memory und Terminologiedatenbank, durchsucht. Der entsprechende Suchbegriff wird gelb unterlegt im Ergebnisfenster angezeigt. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 90 Wenn es Übereinstimmungen mit der Terminologiedatenbank gibt, werden diese im Ausgangstext grau unterlegt. Die in Wordbee hinterlegte Übersetzung kann dabei direkt auf den Zieltext übertragen werden, wenn es keinen Match im TM gibt. Dabei wird der Ausgangssatz zuerst in den zielsprachlichen Bereich kopiert, die gefundenen Benennungen werden anschließend ersetzt und Türkis gekennzeichnet. Im Wordbee Translator werden Treffer aus dem Translation Memory und der Terminologiedatenbank im selben Fenster angezeigt. Allerdings wählt der Benutzer selbst aus, ob er die Treffer für „Phrases“ (TM) oder für „Terms“ sehen möchte. Es werden jeweils nur die Treffer aus einer Ressource dargestellt, sodass die Treffer nicht aus Versehen miteinander verwechselt werden. Wenn neue Benennungen während der Übersetzung übernommen werden sollen, kann einerseits im Fenster Translation Finder auf „Terms“ geklickt werden und dann auf die Option „Add record“. Daraufhin öffnet sich ein leeres Fenster mit den Feldern Ausgangssprache und Zielsprache. Bei geöffnetem Fenster können nun im Hintergrund die beiden Benennungen im Text markiert werden und erscheinen gleichzeitig in dem separaten Fenster in dem entsprechenden Feld. Danach können sie direkt in der Terminologiedatenbank gespeichert werden. Andererseits können die beiden Termini auch im Ausgangs- und Zieltext markiert werden und über eine Tastenkombination in die Terminologiedatenbank übernommen werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 91 Sollte ein Text falsch segmentiert sein oder die Segmentierung benutzerspezifisch angepasst werden müssen, können Segmente entweder verschmolzen oder getrennt werden. Wird diese Option ausgewählt, öffnet sich ein neues Fenster, in dem über ein gelbes Trennzeichen die aktuelle Segmentierung angezeigt wird. Über das Setzen bzw. Entfernen dieses Trennzeichens kann nun die Segmentierung verändert werden. Diese Funktion steht allerdings nur bei Segmenten zur Verfügung, die zusammen in einem Absatz stehen. Der Benutzer kann dies an der Nummerierung vor den ausgangsprachlichen Segmenten erkennen. Alle Sätze, die zu einem Absatz gehören, haben dieselbe „Hauptzahl“ und unterscheiden sich durch eine zweite, fortlaufende Untergliederung. Während der Übersetzung im Wordbee Translator kann sich der Übersetzer eine Vorschau seiner Übersetzung im Fenster „Document Viewer“ anzeigen lassen. Hier besteht darüber hinaus die Möglichkeit, die fertige Übersetzung direkt als Originaldatei herunterzuladen. Die Download-Möglichkeit steht jederzeit zur Verfügung, auch wenn die Übersetzung noch nicht abgeschlossen ist. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 92 Übersetzungsspezifische Herausforderungen Interne Formatierungen: Alle internen Formatierungen, wie fett, kursiv, aber auch eine andere Schriftart oder -farbe werden im Wordbee Translator nicht optisch wiedergegeben. Der Text erscheint zunächst in einer Schriftwart und Schriftgröße und die entsprechend formatierten Stellen werden durch Tags gekennzeichnet, die eindeutige Beschriftungen haben. So wird z. B. kursiv mit einem „I“ für italic gekennzeichnet. Die ausführlichere Beschreibung wird dem Übersetzer über den Tooltip angezeigt. Diese Tags müssen lediglich auf die Übersetzung übertragen werden, damit die Funktion erhalten bleibt. Bilder: Bilder werden nicht direkt im Wordbee Translator angezeigt. Sie können allerdings über die Vorschaufunktion des Ausgangs- oder Zieltextes gesehen werden. Zahlen: Zahlen oder Zahlenformate werden optisch nicht hervorgehoben. Allerdings gibt es die Option, Datums- und Zahlenangaben entsprechend der hinterlegten Konvertierungsvorgaben automatisch übersetzen zu lassen. Das ist zum Beispiel sehr hilfreich, wenn es sich um reine Zahlensegmente handelt oder Zahlen die einzigen Elemente im Segment sind, die sich unterscheiden. Zusätzlich gibt es eine Qualitätssicherungsmaßnahme, die Datums- und Zahlenangaben überprüft und die Segmente entsprechend kennzeichnet, in denen Zahlen falsch oder gar nicht verwendet wurden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 93 Hyperlinks: Hyperlinks werden in Wordbee als bearbeitbarer Text dargestellt. Auch hier werden Tags um den entsprechenden Text platziert, um die Funktion des Hyperlinks zu erhalten. Allerdings müssen Hyperlinks, die hinter einem Text verborgen sind, wie z. B. an der Stelle „hier“, im Nachhinein angepasst werden, weil das System da nur den Text und nicht den Hyperlink anzeigt. Fußnoten: Fußnoten werden von Wordbee problemlos erkannt und im Text mit einem Tag gekennzeichnet. Im Tooltip bekommt man die Erläuterung „Fußnotenzeichen“ angezeigt. Der Fußnotentext selbst wird allerdings am Ende der Seite – also wie im Originaldokument – angezeigt. Das kann für die Übersetzung innerhalb des Editors irreführend sein, da nicht mehr erkennbar ist, dass es sich hier um das Ende der Seite bzw. die Fußnote handelt. Interne Wiederholungen: Interne Wiederholungen kann Wordbee automatisch erkennen, wenn die Option „Auto propagate“ eingeschalten ist. In diesem Fall fügt das System die Übersetzung für die Wiederholung automatisch an den entsprechenden Stellen ein, wo der Satz noch einmal in identischer Form vorkommt. Diese Segmente werden allerdings nicht optisch gekennzeichnet, sodass man später nicht erkennen kann, dass die Übersetzung automatisch aus einer Wiederholung eingefügt wurde. Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei): Externe Tags werden bei Wordbee im Editor nicht dargestellt, sodass der Übersetzer nur die internen Tags auf den Zieltext übertragen muss. Die Handhabung der internen Tags erfolgt analog zu dem Umgang mit Tags einer internen Formatierung. Der vollständige Name der Tags und ihre Bedeutung werden hierbei ebenfalls im Tooltip dargestellt. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 94 Übersetzungsabschluss Während der Übersetzung speichert Wordbee die neuen Übersetzungen automatisch im Translation Memory. Dies ist für den Übersetzer optisch gut zu erkennen, da das Segment, solange es gespeichert wird, rot unterlegt ist und erst dann die Farbe ändert, wenn die Meldung erscheint, dass ein Segment gespeichert wurde. Sind alle Segmente übersetzt und ist die Übersetzung somit abgeschlossen, sollte der Übersetzer die Aufgabe auf „Completed“ setzen, sodass eine eventuell nachgelagerte Korrektur starten kann. Soll nun eine Übersetzung final abgeschlossen werden, wählt man im Bereich „Work & Delivery“ die Schaltfläche „Finalize“ aus, um das ursprüngliche Dateiformat wiederherzustellen. Danach befindet sich in der Registerkarte „Documents“ im Ordner der Zielsprache die fertige Datei, die auch von hier aus heruntergeladen werden kann. Fazit: Die einheitliche Plattform und die damit verbundene einheitliche Projektsteuerung sowie sie einheitliche Datenspeicherung verbessern die Zusammenarbeit und verkürzen die Durchlaufzeiten. Es werden nicht nur Verwaltungsaufgaben sondern auch die Kommunikation zwischen den einzelnen Benutzern kanalisiert und dokumentiert. Die plattformunabhängige, webbasierte Handhabung spart einerseits Kosten und benötigt keine komplexe Installation und bietet somit größtmögliche Flexibilität bei der Auswahl der geeigneten Übersetzer und Korrektoren. Die Erstellung von Workflows und deren Automatisierung vereinfachen das Projektmanagement und erleichtern die Prozesssteuerung durch den Projektmanager. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 95 Wordfast Pro 3.3 1999 kam die erste Wordfast-Version als kostenloses Word-Plug-in auf den Markt. Die Darstellung und Funktionen waren stark an das vergleichbare Word-Plug-in von Trados angelehnt und waren mit den damaligen Trados-Versionen auch kompatibel. So konnten Word-Dateien mit einer kostenlosen Version von Wordfast übersetzt werden, die gleichzeitig als bilinguale Word-Dateien mit Trados austauschbar waren. Seit Version 4 (2004) ist Wordfast allerdings kostenpflichtig. Ende 2008 wurde mit Wordfast Pro ein komplett neues Produkt auf den Markt gebracht, das vollkommen integriert aufgebaut war und die direkte Unterstützung innerhalb von Word aufgab. Anfang 2009 kam dann das Wordfast Translation Studio auf den Markt, das die alte Version (Wordfast Classic) und die neue Version (Wordfast Pro) als Paket anbot. Sowohl Wordfast Classic als auch Wordfast Pro unterstützen die Betriebssysteme Windows, Macintosh und Linux. Die Produktversionen im Überblick Wordfast Classic Die Classic-Version ist die ursprüngliche Version von Wordfast und integriert sich direkt in Microsoft Word. Sie besteht aus einer Wordvorlage, die für die Übersetzung eines Textes in Word eine eigene Symbolleiste zur Verfügung stellt. Diese Leiste ist an die WordIntegration von SDL-Trados-Versionen vor SDL Trados Studio 2009 angelehnt. 2011 erschien wider Erwarten eine neue überarbeitete Version von Wordfast Classic, die allerdings nicht Gegenstand dieses Vergleichs sein soll. Diese Version kostet 400 Euro. Wordfast Pro Die Professional-Version bietet eine im Gegensatz zu Wordfast Classic komplett neu entwickelte, integrierte Oberfläche, die optisch keine Gemeinsamkeiten mit der ClassicVersion aufweist. Die zu übersetzenden Dateien werden direkt in das System importiert und dort bearbeitet. Die Auswahl der bearbeitbaren Dateiformate hat sich mit dieser Version extrem erhöht und wird kontinuierlich erweitert. Außerdem können einem Projekt beliebig viele TMs und Glossare für ein Übersetzungsprojekt zugeordnet werden. Diese Version kostet 400 Euro. Das Paket aus Wordfast Classic und Wordfast Pro (Wordfast Studio) kostet 500 Euro. Wordfast Server Der Wordfast Server ist eine Client-Server-Version, bei der interne und externe Nutzer zeitgleich auf dieselben Daten zugreifen können. Diese Version bietet eine Nutzerverwaltung, so dass Übersetzer-Teams problemlos zusammenarbeiten können. Der Preis richtet sich nach der Anzahl der Nutzer und ist nur auf Anfrage erhältlich. Wordfast Anywhere Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 96 Wordfast Anywhere ist eine rein webbasierte Version, die registrierte Benutzer kostenlos nutzen können. Die Bearbeitungsoberfläche ist identisch mit der Symbolleiste in Wordfast Classic. Alle Dateien, die für die Übersetzung genutzt werden sollen (TMs, Glossare und die zu übersetzenden Dateien), müssen zunächst hochgeladen werden. Der Vorteil dieser Version besteht vor allem darin, dass die Übersetzung jederzeit von unterschiedlichsten Computern aus angefertigt werden kann. + Tools Dieses Zusatzpaket für Wordfast Classic bietet eine ganze Reihe von kostenlosen Funktionalitäten, die nicht in der Basisversion enthalten sind: Suchen/Ersetzen, Zeichenkonvertierung, Formatkonvertierung, Dokumenten-Statistik, Alignment, Terminologie-Extraktion, HTML-Tagging und andere. VLTM (Very Large Translation Memory Project) Dieses Projekt bietet aus einer Desktop-Installation von Wordfast heraus die Möglichkeit, auf ein sehr großes TM zuzugreifen, das durch andere Wordfast-Benutzer gespeist wird. Dabei können eigene zugangsbeschränkte Workgroups eingerichtet werden, um in einem geschützten Bereich mit mehreren anderen Übersetzern in Echtzeit an einem Projekt zu arbeiten. In diesem Fall ist darauf hinzuweisen, dass die Daten hier zentral auf einem externen Server abgespeichert werden und keinerlei Einfluss auf die Wiederverwertung der eigenen Daten besteht. Auch die Qualität der Daten anderer ist hier leider nicht kontrollierbar. Alle Wordfast-Versionen sind lediglich auf Englisch verfügbar. Eine Übersicht über die unterstützten Dateiformate und Sprachen findet man auf der Website unter „Support Specifications“. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 97 Evaluierung Wordfast Projektvorbereitung Zuerst muss die TMX-Datei importiert werden. Hierfür wird ein neues TM erstellt bzw. hinzugefügt, um den Inhalt der TMX-Datei direkt zu importieren. Der Nachteil bei TMXDateien in Kombination mit Wordfast-TMs besteht darin, dass sie nicht in ein bestehendes Wordfast-TM importiert werden können, sondern lediglich neue TMs mit dem Inhalt einer TMX-Datei erstellt werden können. Dadurch entstehen sehr häufig viele, kleinere TMDateien. Translation-Memory-Dateien bekommen in Wordfast die Endung TXT. Zusätzlich zu den lokal gespeicherten TMs gibt es in Wordfast die Möglichkeit, sich mit einem TM zu verbinden, das in der Cloud liegt (GLTM) oder eine Verbindung zu einem konkreten TM-Server herzustellen, um zusätzliche TM-Daten einbinden zu können. Im nächsten Schritt wird eine neue Terminologiedatenbank erstellt, in die das Glossar als TXT-Datei importiert werden kann. Die Terminologiedatenbank in Wordfast ist sehr einfach gehalten und wird deshalb auch Glossar genannt. Es gibt lediglich die Felder Source, Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 98 Target, Description, Creation Date und Creation User, benutzerdefinierte Felder können aber nicht angelegt werden. Beim Import muss allerdings strikt darauf geachtet werden, dass die Spalten in der zu importierenden Excel-Tabelle in der Reihenfolge angeordnet sind wie die Sprachrichtung der Glossar-Datei. Damit ist Wordfast das einzige Tool, das Glossare nicht in beide Sprachrichtungen verwenden kann. Die Terminologiedateien werden alle in einem Projektordner abgelegt und können von dort geöffnet werden. Die Zusatzattribute Kunde (BDÜ) und Fachgebiet (Medizin) können in Wordfast weder innerhalb eines Projekts noch bei einem TM mit erstellt werden. Die Zuordnung der Dateien, die innerhalb eines Projekts übersetzt werden sollen, unterscheidet sich bei Wordfast leicht von dem Prinzip anderer Systeme. Es wird zunächst das „leere“ Projekt mit den entsprechenden Einstellungen geöffnet und somit die „Rahmenbedingungen“ für die Übersetzung festgelegt. Alle Dateien, die dann zur Übersetzung geöffnet werden, werden auf Grundlage dieser Einstellungen (Sprachrichtung, TMs, Terminologiedatenbanken, usw.) übersetzt. Es gibt also keine feste Zuordnung von Dateien zu bestimmten Projekten. Somit könnte z. B. für jeden Kunden ein Projekt mit den entsprechenden TMs und Terminologiedateien erstellt und neue Übersetzungen immer wieder mit denselben Einstellungen geöffnet und übersetzt werden. Die zu übersetzenden Dateien werden nun der Reihe nach in Wordfast geöffnet. Dabei greift im Hintergrund ein Konvertierungsfilter, der die Originaldatei in eine systeminterne TXML-Datei konvertiert. Jede Datei erhält automatisch eine separate Registerkarte und somit können bei Bedarf mehrere Dateien gleichzeitig geöffnet werden. Die XML-Datei kann nicht ohne weiteres in Wordfast importiert werden. Der Importfilter für XML-Dateien muss erst entsprechend angepasst werden, d.h., es muss definiert werden, welche Tags intern bzw. extern sind. Erst dann kann die XML-Datei ausgewählt und korrekt importiert werden. Die Analyse kann nun wahlweise für alle geöffneten Dateien direkt im Editor oder als so genannter Batch-Prozess in der Ansicht „PM Perspective“ ausgeführt werden. In der PMAnsicht kann der Benutzer auch eine Analyse für eine bestimmte Kombination der Dateien durchführen. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 99 Während der Analyse in der „PM Perspective“ kann auch direkt die Option aktiviert werden, dass TM-Treffer ab einem bestimmten Übereinstimmungsgrad als Vorübersetzung automatisch in den Text eingefügt werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 100 Während der Übersetzung Die verschiedenen Match-Arten werden entweder bei der Vorübersetzung oder wenn ein Segment aktiv bearbeitet wird mit unterschiedlichen Farben markiert. So ist ein 100%Match im TXML Editor und im TM selbst grün unterlegt und erhält den Score 100. Im TMLookup-Fenster wird zusätzlich der Name des TMs angegeben, aus dem der Treffer stammt, falls z. B. mehrere Dateien für die Übersetzung ausgewählt wurden. Editor: TM: Wenn ein Fuzzy Match gefunden wird, ist dieser im Editor und im TM gelb unterlegt und das Segment wird mit dem entsprechenden Match-Wert gekennzeichnet. Dieser Wert bleibt auch als Information erhalten, wenn das Segment bearbeitet und als bestätigt markiert wird. So kann ein Übersetzer jederzeit sehen, wie hoch die Übereinstimmung war, als er begonnen hat, den Text zu übersetzen. Die Unterschiede zwischen dem neu zu übersetzenden Segment und der gespeicherten Übersetzungseinheit erscheinen im TM gelb markiert. Editor: Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 101 TM: Wenn es keinen Treffer gibt, bleibt der Bereich einfach weiß und am Rand erscheint grau unterlegt die Zahl 0. Die Übereinstimmungen mit der Terminologiedatenbank werden nicht in einem separaten Fenster angezeigt, sondern lediglich direkt im Text optisch markiert. Die entsprechenden Termini werden in roter Schrift mit einer roten Umrandung angezeigt. Bewegt man die Maus über einen Treffer, erscheinen im Tooltip die ausgangssprachliche und zielsprachliche Benennung sowie der Name des Glossars, aus dem der Treffer kommt. Wurde die korrekte Übersetzung in den Zieltext übernommen, erscheint die gleiche Kennzeichnung für beide Sprachen in grün. Über die Schaltflächen Previous/Next Term und Copy Term können die Übersetzungen ausgewählt und an der entsprechenden Stelle in den Zieltext kopiert werden. Neue Benennungen, die in die Terminologiedatenbank übernommen werden sollen, können direkt aus dem Editor heraus gespeichert werden. Dafür werden die beiden Benennungen nacheinander in der Quell- oder Zielsprache markiert und über die Schaltfläche „Add Term“ ( ) hinzugefügt. Danach öffnet sich ein Schnelleingabefenster, in dem eine Entsprechung oder gegebenenfalls eine Beschreibung hinzugefügt werden kann. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 102 Sollte kein Treffer im TM gefunden werden, kann auch jederzeit die Konkordanzsuche gestartet werden, die bei Wordfast im Bereich „TM Lookup“ abgebildet wird. In diesem Bereich werden auch die automatischen Treffer aus dem TM angezeigt. Hier kann der Übersetzer einen Suchbegriff wahlweise manuell eingeben oder ihn direkt im Quelltext markieren, so dass er per Tastenkombination direkt im TM gesucht wird. In der Ergebnisliste ist der Suchstring dann gelb unterlegt und es wird zusätzlich der Name des entsprechenden TMs angegeben. Falsche Segmentierungen bzw. benutzerdefinierte Anpassungen von Segmentierungen sind in Wordfast über die Funktionen „Expand/Shrink Segment“ ( ) möglich. Es können allerdings nur Segmente zusammengeführt werden, die zum selben Absatz gehören. Diese Information ist für den Benutzer nicht direkt ersichtlich, sondern wird erst angezeigt, wenn die Verschmelzung von zwei Sätzen aus unterschiedlichen Absätzen nicht möglich ist. Wenn ein Segment geteilt werden soll, erfolgt die Teilung an der Stelle, wo der Cursor im Text platziert ist. Eine wirkliche Vorschaufunktion während der Übersetzung gibt es in Wordfast nur für Word-Dokumente. Dabei wird das Dokument nicht innerhalb von Wordfast mithilfe von Word geöffnet, sondern es öffnet sich direkt in Microsoft Word und die Übersetzung wird im Originalformat angezeigt, von wo aus sie auch direkt gespeichert werden könnte. Alle Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 103 anderen Formate können theoretisch auch über Word als Vorschau geöffnet werden, allerdings wird hier lediglich der Zieltext in Tabellenform ohne ursprüngliche Formatierung angezeigt. Das folgende Bild zeigt beispielsweise einen Teil der Vorschau der PowerPointPräsentation: Über das Fenster „Outline“ auf der rechten Seit wird eine Übersicht des Dokuments angezeigt, in dem durch farbliche Markierungen die Matchbereiche der Übersetzung hervorgehoben werden. Darüber hinaus wird hier gekennzeichnet, welche Einheiten bereits als „Confirmed“ ( ) bestätigt wurden. Die eigentliche Struktur des Originalformats ist hier allerdings nicht zu erkennen. Übersetzungsspezifische Herausforderungen Interne Formatierungen: Der gesamte Text (unabhängig vom Originaldateiformat) wird in einer Schriftgröße und einer Schriftart angezeigt, so dass optisch keinerlei Formatierungen erkennbar sind. Gibt es interne Formatierungen (z. B. Fettdruck), werden sie durch Tags in geschweiften Klammern dargestellt, die um die entsprechende Textstelle in der Übersetzung platziert werden müssen. Word-Dokument: Wordfast-Editor: Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 104 Das Problem hierbei ist, dass diese Tags nicht nur für Formatierungen verwendet werden, sondern auch für Funktionen, die im Text integriert sind, wie z. B. Querverweise, Links, Fußnoten, usw. Die Tags werden zunächst unabhängig von ihrer Funktion im Text pro Segment einfach durchnummeriert, dabei beginnt Wordfast bei jedem Segment immer wieder bei 1. Erst im Tooltip wird dem Übersetzer angezeigt, welche Funktion hinter dem Tag liegt. Hierfür muss der Benutzer aber ein gutes Grundwissen zu Tags und deren Funktion mitbringen, um alles verstehen zu können. Die Übernahme der Tags in den Zieltext erfolgt durch separate Schaltflächen: Previous/Next Tag und Copy Tag. Bilder: Bilder werden bei Wordfast nicht importiert oder dargestellt. Sie können lediglich über die Vorschau gesehen werden und das auch nur, wenn die Originaldatei ein Word-Dokument war. Ansonsten muss die Originaldatei selbst in der Ausgangssprache geöffnet werden. Zahlen: Zahlen und Zahlenformate werden im Editor nicht optisch gekennzeichnet, allerdings erkennt das System die Zahlen und bietet dem Übersetzer während des Schreibens je nach Komplexität der Zahl verschiedene Möglichkeiten für die Übersetzung einer Zahl aus dem Ausgangstext an. Zusätzlich gibt es noch eine Qualitätssicherungsmaßnahme (numerical check), die überprüft, ob Zahlen fehlen oder korrekt übernommen wurden. Hyperlinks: Hyperlinks werden als reiner Text angezeigt und die Funktion des Hyperlinks über die entsprechenden Tags wiedergegeben. Links, die hinter einem Text verborgen sind, können nur nach dem Export in der Originalapplikation angepasst werden. Fußnoten: Die im Satz integrierte Fußnote wird vom System erkannt und die Funktion wird als Tag im Text dargestellt. Im Tooltip bekommt der Übersetzer dann die Information, dass es sich hier um eine Fußnote handelt. Der Fußnotentext erscheint als separates Segment im Anschluss an den Absatz, in dem die Fußnote steht. Allerdings ist durch die einheitliche Darstellung des Textes und die fehlende Strukturinformation nicht unbedingt klar, dass Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 105 dies der Fußnotentext zu der oben vorkommenden Fußnote ist. Interne Wiederholungen: Erscheint ein Segment in einem Text mindestens zweimal, so kann Wordfast die Übersetzung an den anderen Stellen automatisch einfügen. Diese Option kann wahlweise aktiviert oder deaktiviert werden. Die automatisch vorübersetzten Segmente werden orange markiert und mit der Zahl 100 versehen. Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei): Wordfast zeigt bei der Übersetzung keine externen Tags an, allerdings werden die internen Tags auch nicht als Originaltags angezeigt, sondern wie bei der Auszeichnung von internen Formatierungen in Tags mit geschweiften Klammern konvertiert. Das heißt, in diesem Fall ist es umso wichtiger zu erkennen, welche Funktion hinter den Tags steckt, um sie im Zieltext richtig platzieren zu können. Übersetzungsabschluss Während der Übersetzung werden neue Übersetzungseinheiten über die Funktionen „Next/Previous Segment“ ( ) direkt im Projekt-TM gespeichert. Am Ende einer Übersetzung ist allerdings zu empfehlen, sicherheitshalber alle Übersetzungseinheiten noch einmal über die Funktion „Commit to TM“ ( ist, dass alle Übersetzungen im TM sind. ) zu speichern, so dass sichergestellt Wenn am Ende die Übersetzung wieder in das Originalformat exportiert werden soll, kann das einerseits direkt im Editor vorgenommen werden. Dabei wählt der Übersetzer einfach die Option „Save Translated File“ und bestimmt den Speicherort auf der Festplatte. Der Dateiname kann hierbei auch angepasst werden. Andererseits können auch mehrere Dateien gleichzeitig in der Ansicht „PM Perspective“ exportiert (gecleant) werden, so dass dadurch beispielsweise bei Projekten mit vielen Dateien der Zeitaufwand relativ gering bleibt. Fazit: Wordfast ist zwar ein vergleichsweise einfaches Tool, bietet aber eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Die verschiedenen Produktversionen sind optimal auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Übersetzern zugeschnitten und zeigen, dass für Wordfast der Freelancer im Mittelpunkt steht. Die Word-Integration z. B. bietet daher vielen Übersetzern einen leichten Einstieg in das Arbeiten mit TM-Systemen. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 106 XTM 8.0 Das britisch-polnische Unternehmen wurde 2002 von Bob Willans (CEO) und Andy Zydron (CTO) unter dem Namen XML-INTL Ltd gegründet. Ihr Ziel war es ein rein webbasiertes Übersetzungs-Tool zu entwickeln. 2010 änderte das Unternehmen seinen Namen in XTM International, so dass die Software, XTM Cloud, und die Firma seit diesem Zeitpunkt denselben Namen führten. Im selben Jahr wurde dann die erste Version von XTM Cloud auf den Markt gebracht, die Anfang 2014 nun in der Version 8.0 veröffentlicht wurde. Der Hauptsitz ist in Gerrards Cross (in der Nähe von London) und das Entwicklungs- und Supportteam sitzt in Poznan (Polen). XTM konzentriert sich ausschließlich auf die Entwicklung von Software im Übersetzungsbereich und bietet keine Übersetzungsdienstleistungen an. Das webbasierte Translation-Memory-System XTM zählt zu den neueren Produkten auf dem Markt, da es erst im Jahr 2010 in die ersten Kundenprojekte integriert wurde. 2012 wurde die erste Niederlassung in Amerika eröffnet. Die Produktversionen im Überblick Für XTM gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Lizenzmodelle: XTM Cloud und XTM Suite. XTM Cloud wird von XTM International gehostet und XTM Suite ist eine selbständige Installation im Unternehmen. Die XTM Suite richtet sich dabei eher an große Unternehmen und Übersetzungsdienstleister mit großem Übersetzungsaufkommen. XTM Cloud gliedert sich wiederum in drei verschiedene Versionen: XTM Cloud Freelance Die Freelance-Version richtet sich an den klassischen Freiberufler und ist für nur eine Person ausgerichtet. Mit dieser Version können zwar TMs und Terminologiedatenbanken nicht mit anderen gemeinsam genutzt, aber dafür webbasiert verwaltet werden. Das bedeutet auch, dass bei dieser Version keine weiteren Benutzer angelegt und in einen gemeinsamen Übersetzungsprozess eingebunden werden können. Die Freelance-Version hat außerdem eine Beschränkung auf eine maximale Anzahl von Wörtern, die pro Monat übersetzt werden dürfen. Der Preis richtet sich nach dem Maximum der Wörter und beläuft sich für 10.000 Wörter auf 11 Euro pro Monat, für 25.000 Wörter auf 19 Euro pro Monat und für 60.000 Wörter auf 33 Euro pro Monat. XTM Cloud Small Group In der Small-Group-Version können im Gegensatz zur Freelance-Version mehrere Benutzer angelegt und verwaltet werden. Außerdem können webbasierte TMs und Terminologiedatenbanken zusammen für Übersetzungsprojekte genutzt werden. Die Einschränkungen dieser Version liegen einerseits bei der maximalen Anzahl der Benutzer, die mit der Version arbeiten können (maximal 4) und andererseits, wie bei der FreelanceVersion, in der maximalen Anzahl der Wörter, die pro Monat übersetzt werden dürfen. Die Preise für diese Version sind sehr detailliert - s. folgende Tabelle: Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 107 Nutzer Max. Wörter pro Monat Preis in Euro pro Monat 2 20.000 52,00 2 50.000 91,00 2 120.000 163,00 3 30.000 63,00 3 75.000 110,00 3 180.000 195,00 4 40.000 73,00 4 100.000 128,00 4 240.000 228,00 XTM Cloud LSP Die Cloud-LSP-Version hat keine Einschränkung hinsichtlich der maximalen Wortanzahl. Der Preis richtet sich hier nach der Anzahl der maximalen Nutzer: Die Lizenzen sind bei dieser Version allerdings Concurrent-User-Lizenzen, das bedeutet, dass grundsätzlich beliebig viele Benutzer im System angelegt werden können, sich die Anzahl der eingeloggten Benutzer aber an der Anzahl der gekauften Lizenzen orientiert. Auf diese Weise ist es einfacher und flexibler, mit verschiedenen Benutzern im gleichen System zu arbeiten. Auch hier soll im Folgenden eine Tabelle die Preise veranschaulichen. Nutzer Preis in Euro pro Monat 5 306,00 10 507,00 20 936,00 30 1.326,00 40 1.638,00 50 1.885,00 100 3.510,00 300 9.750,00 Das XTM-Handbuch, das im Bereich „Resources“ auf der Homepage von XTM zur Verfügung steht, beschreibt alle Dateiformate, die in XTM eingelesen werden können. Die Oberfläche steht derzeit nur auf Englisch zur Verfügung. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 108 Evaluierung XTM Projektvorbereitung Die Anmeldung erfolgt bei XTM über einen webbasierten Login in einem beliebigen Browser. Zu Beginn ist zu empfehlen, dass zuerst die grundlegenden Einstellungen im System vorgenommen werden, damit diese beim Datenimport und der anschließenden Projektanlage zur Verfügung stehen. In der Kundenverwaltung, die bei XTM sehr umfangreich ist und neben einer klassischen Adressverwaltung u.a. die Möglichkeit bietet, verschiedene Preise zu hinterlegen, wird zunächst der neue Kunde „BDÜ“ angelegt. Zusätzlich wird beim Kunden das Fachgebiet „Medizin“ hinterlegt bzw. auf die bereits vorhandene Fachgebietsangabe „Medical“ zurückgegriffen. Fachgebiet und Kunde sind also bei XTM unmittelbar miteinander verknüpft. Der TMX-Import erfolgt im TM Manager, in dem die TM-Daten verwaltet, importiert und exportiert werden können. In XTM werden TMs nicht in separaten Dateien verwaltet, sondern über Zusatzinformationen gekennzeichnet; alle Daten werden also in einer Datenbank gespeichert. Die Unterscheidung der Übersetzungseinheiten erfolgt z. B. anhand des Kundennamens oder der zugeordneten Sprachkombination. Übersetzungseinheiten werden dabei automatisch für beide Sprachrichtungen verwendet, auch wenn beim Import eine Ausgangs- und Zielsprache festgelegt werden muss. Beim Import selbst wird ein Projektname für den Import angegeben, der aber nicht mit einem TM-Namen zu verwechseln ist. Diese Projektnamen können später bei einer Suche im TM als Filterkriterium ausgewählt werden. Analog zum TM-Import erfolgt der Import der Excel-Tabelle mit dem Glossar. Im Terminology Manager kann nach der Angabe des Kundennamens direkt eine Importdatei ausgewählt werden, die anschließend importiert wird. Zum Aufbau der Terminologiedatenbank ist zu sagen, dass es sich hier nicht um eine frei definierbare Eintragsstruktur handelt, sondern eine Eingabemaske mit Begriffs- und Benennungsebene vorgegeben ist. Insgesamt stehen folgende Felder zur Verfügung: Domain, Bild, Definition, Referenz, Abkürzung, Status, Anmerkungen und Kontext. Diese Angaben sind nicht sehr umfangreich, können aber für Übersetzungsprojekte ausreichend Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 109 sein. Sollte eine umfangreichere Terminologiedatei importiert werden müssen, können deshalb nur die Felder importiert werden, die auch im System bereits vorhanden sind. Im Folgenden wird nun ein neues Übersetzungsprojekt erstellt. Im Projekte-Bereich können neue Projekte erstellt und bestehende verwaltet werden. Während der Projekterstellung öffnet sich nicht wie bei vielen anderen Tools ein Projektassistent, sondern eine Bearbeitungsoberfläche, die in verschiedene Bereiche eingeteilt ist. So können alle projektrelevanten Einstellungen auf einen Blick vorgenommen werden. Im ersten Bereich „General information“ wird der Kunde ausgewählt und ein Projektname vergeben. Neben einer optionalen Beschreibung kann hier bei Bedarf auch ein Abgabetermin angegeben werden. Im zweiten Bereich „Translation“ werden anschließend die Ausgangs- und Zielsprache festgelegt, wobei es immer die Möglichkeit gibt, mehrere Zielsprachen auszuwählen und so mehrsprachige Projekte anzulegen. Abschließend werden hier die zu übersetzenden Dateien ausgewählt und gegebenenfalls Dateien als Referenzmaterial hinzugefügt. Im letzten Bereich „Settings“ muss nun ein Workflow ausgewählt werden, wobei es standardmäßig verschiedenste Kombinationsmöglichkeiten aus Übersetzung, Korrektur und Lektorat gibt. Diese Option steht allerdings nur zur Verfügung, wenn mit einer Version von XTM gearbeitet wird, in der mehrere Benutzer zusammenarbeiten können. In diesen Versionen können allerdings auch eigene Workflows mit eigenen Aufgaben, wie z. B. „DTPArbeit“ oder „übersetzte Dateien zu Kunden schicken“, definiert werden. Abschließend wird angegeben, welche Translation-Memory- und/oder Terminologiedaten für dieses Projekt verwendet werden sollen. Hier werden standardmäßig die Daten des ausgewählten Kunden angezeigt, die aber auch um weitere Daten ergänzt werden können. Wurden alle Einstellungen vorgenommen, werden anschließend während der Projekterstellung die ausgewählten Dateien hochgeladen und gemäß der hinterlegten Dateifilter automatisch importiert. Nach der erfolgreichen Anlage wird das neue Projekt in der Übersicht der angelegten Projekte angezeigt und kann weiter bearbeitet werden. Die Analyse befindet sich im Bereich „Metrics“ der Projektdetails. Der Übersetzer kann hier einerseits die Gesamtanalyse aller Dateien und die Analyse jeder einzelnen Projektdatei sehen. Außerdem wird in dieser Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 110 Ansicht am unteren Bildrand der Fortschritt eines Projekts angezeigt, der automatisch aktiviert wird, wenn mit der Übersetzung begonnen wird. Während der Übersetzung Die zu übersetzenden Dateien werden nun im XTM Editor, der sogenannten Workbench, geöffnet und dort mithilfe der Daten aus dem TM und der Terminologiedatenbank übersetzt. Bei diesem Vorgang müssen nicht alle Dateien separat geöffnet werden, sondern der Übersetzer bekommt in einem Drop-Down-Menü automatisch alle Dateien angezeigt, die ihm zugewiesen sind und kann sie so flexibel zur Übersetzung auswählen. Neben der webbasierten, XTM-internen Bearbeitung der Dateien gibt es außerdem die Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 111 Möglichkeit entweder eine Excel- oder XLIFF-Datei zu erstellen. Beide Dateien können heruntergeladen werden, um offline und außerhalb von XTM bearbeitet werden zu können. Dabei öffnet sich die Datei in Excel in einem dem XTM Editor nachempfundenen Layout, wohingegen die XLIFF-Datei mit jedem beliebigen anderen Translation-MemorySystem übersetzt werden kann. Nach Abschluss dieser Offline-Übersetzungen können die fertigen Dateien wieder in das Projekt geladen werden. Darstellung der einzelnen Matches Bei XTM gibt es im Editor selbst keine separaten Fenster für die Anzeige der verschiedenen Matches – weder für das TM noch für die Terminologiedatenbank. Vorhandene Treffer erscheinen innerhalb des aktiven Segments. Dabei werden Übereinstimmungen mit dem TM unterhalb des ausgangs- und zielsprachlichen Segments angezeigt. Für die Markierung von Matches gibt es vier grundlegende Kennzeichnungen: • U = Unmatched (keine Treffer mit dem TM) • M = Matched (Übereinstimmungen mit dem TM vorhanden) • I = ICE (perfekter Match aus dem TM vorhanden) • N = non-translatable (das Segment soll nicht übersetzt werden, z. B. bei Segmenten, die nur aus Zahlen bestehen) Darüber hinaus können diesen Kategorien drei unterschiedliche Farben zugeordnet sein: • Rot = to be translated • Gelb = to be checked • Grün = translated 100%-Matches werden also beim ersten Aufrufen mit einem gelben M gekennzeichnet, da die Übereinstimmung zwar hundertprozentig vorliegt, diese aber vom Übersetzer im Kontext noch geprüft werden muss. Wird ein 100%-Match übernommen und bestätigt, ändert sich die Farbe danach in „grün“. Gleichzeitig zu diesem Schritt wird die Qualitätssicherung aktiv und überprüft die ausgewählten QM-Kriterien. Fuzzy Matches werden ebenfalls mit einem „M“ gekennzeichnet, das aber „rot“ unterlegt ist, weil der Satz noch teilweise übersetzt bzw. geändert werden muss. Die gespeicherte Übersetzungseinheit aus dem Translation Memory wird auch hier unter dem zu übersetzenden Segment angezeigt. Die Unterschiede zwischen dem neuen und dem gespeicherten Segment werden dabei farbig hervorgehoben und zusätzlich wird der Übereinstimmungsgrad angegeben. Auch hier ändert sich die Farbe nach der Anpassung der Übersetzung und der anschließenden Bestätigung in „grün“. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 112 Ist kein Treffer vorhanden, wird das Segment mit einem roten „U“ gekennzeichnet. Es kann nun zum Beispiel für bestimmte Wörter oder Satzteile eine Konkordanzsuche gestartet werden. Dafür wird die entsprechende Stelle im Ausgangstext markiert und über die rechte Maustaste ein Kontextmenü geöffnet, über das anschließend die Konkordanzsuche gestartet werden kann. Hierfür stehen eine Fuzzy-Suche und eine genau Suche zur Verfügung. Im Anschluss an die Suche öffnet sich ein separates Fenster, in dem alle Treffer aus dem TM angezeigt werden und der Suchstring rot markiert ist. Gibt es Treffer aus der Terminologiedatenbank, werden diese im Ausgangssegment in blauer Schrift dargestellt. Um die gespeicherte Übersetzung für eine Benennung angezeigt zu bekommen, wird die ausgangssprachliche Benennung einfach angeklickt, woraufhin sich ein kleines Zusatzfenster öffnet, in dem die Übersetzung für die aktuelle Zielsprache zu sehen ist. Wurde eine neue Benennung während der Übersetzung recherchiert, kann diese problemlos aus dem Editor heraus in die Terminologiedatenbank übernommen werden. Hierfür kann der Übersetzer zwischen zwei verschiedenen Vorgehensweisen wählen: • Add term – quick: Bei dieser Option öffnet sich ein kleines Fenster, in dem die ausgangssprachliche Benennung angegeben ist und automatisch der ausgangssprachliche und zielsprachliche Kontext eingetragen wurde. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 113 • Add term – full: Hier öffnet sich der vollständige Eintrag mit allen Datenfeldern, wie er auch in der Terminologiedatenbank erscheinen würde und auf diese Weise können alle zusätzlichen Felder ausgefüllt werden. Muss während der Übersetzung die durch das System erfolgte Segmentierung geändert oder benutzerspezifisch angepasst werden, können Segmente in XTM über die Option „Merge with the segment above“ ( ) zu einem Segment verschmolzen werden. Bei diesem Vorgang können allerdings nur Segmente miteinander verbunden werden, die auch im selben Absatz stehen. Gepunktete Linien weisen im Gegensatz zu durchgezogenen Linien darauf hin, dass verschiedene Segmente im selben Absatz stehen. Über die Option „Demerge“ können vorher verschmolzene Segmente auch wieder im Nachhinein getrennt werden. Während der Übersetzung stehen verschiedene Vorschaumöglichkeiten zur Verfügung, um den zielsprachlichen Text aus dem Editor anzeigen zu lassen. Die Darstellung erfolgt bei XTM in verschiedenen Dateiformaten: • • • • HTML-Vorschau: Das Dokument wird wie in der Originalformatierung angezeigt. HTML-Vorschau als Tabelle: Die Anzeige des XTM-Editors wird 1:1 in einer HTMLAnzeige wiedergegeben. PDF-Vorschau: Das Dokument wird wie in der Originalapplikation angezeigt PDF-Vorschau als Tabelle: Ausgangs- und Zielsprache werden als zweisprachige Tabelle angezeigt. Übersetzungsspezifische Herausforderungen Internen Formatierungen: Grundsätzlich wird der importierte Text in XTM in einer Schriftart und Schriftgröße angezeigt. Das heißt, der Übersetzer kann nicht direkt erkennen, an welcher Stelle es sich um Überschriften handelt oder wo z. B. Fettdruck hinterlegt ist. Interne Formatierungen werden im Text mit durchnummerierten Tags (geschweifte Klammern) markiert. Diese müssen vom Übersetzer auf den Zieltext übertragen werden, damit die entsprechende Formatierung auch in der Übersetzung vorhanden ist. Tags, die zusammengehören, haben die gleiche Zahl und werden um den Textbereich herum platziert, auf den sie sich beziehen. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 114 So kann ein Übersetzer schnell erkennen, welche Tags zusammengehören und dass es sich wahrscheinlich um Formatierungen handelt, da diese immer durch zwei gleich nummerierte Tags angezeigt werden. Bilder: Bilder werden bei XTM nicht im Text dargestellt, sondern können lediglich über die Vorschau eingesehen werden. Zahlen: Zahlen erhalten keine optische Kennzeichnung im Editor, sie werden aber über eine Qualitätssicherungsmaßnahme geprüft. Sollte eine Zahl im Zieltext fehlen oder wurde sie nicht im richtigen Format übernommen, erscheint am Rande der Übersetzungseinheit im Editor ein gelbes Warndreieck. Über die Informationen im Tooltip erhält der Übersetzer dann weitere Informationen zu dem Fehler und bekommt entsprechende Korrekturvorschläge angezeigt. Hyperlinks: Verlinkungen bzw. Hyperlinks werden wie Formatierungen mit Tags gekennzeichnet, die um die entsprechende Stelle platziert werden. Die Tags müssen also auch im Zieltext an derselben Stelle erscheinen, damit die Funktion des Hyperlinks in der Übersetzung erhalten bleibt. Hyperlinks, die hinter einem Text liegen, müssen allerdings nach dem Export angepasst werden und können nicht direkt im Text bearbeitet werden. Hier kann nur der Text selbst, aber nicht der Hyperlink bearbeitet werden. Fußnoten: Die Funktion der Fußnote wird ebenfalls mit einem Tag im Text gekennzeichnet. Allerdings ist dieses Tag blau markiert und erscheint nur einmal, da es ja nur einmal an einer bestimmten Stelle im Text vorkommt. Die Fußnote selbst wird direkt im Anschluss an den Absatz, in dem die Fußnote vorkommt, zur Übersetzung angeboten. So kann diese Information unmittelbar im dazu gehörigen Kontext übersetzt werden. Translation-‐Memory-‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 115 Interne Wiederholungen: Kommt ein Segment mehrmals im Text vor, dann werden diese Wiederholungen im Text optisch markiert. Wenn der Übersetzer das bereits vorher übersetzte Segment öffnet, wird direkt unterhalb des Segments angegeben, dass es sich hier um eine Wiederholung handelt und die Übersetzung kann direkt übernommen werden. Wiederholungen werden also vom System nicht automatisch eingefügt, sondern der Benutzer wird an den entsprechenden Stellen darauf hingewiesen, dass es sich um eine Wiederholung handelt. Umgang mit internen und externen Tags (XML-Datei): Externe Tags werden in XTM nicht angezeigt. Bei den internen Tags verhält es sich wie bei den internen Formatierungen. Sie werden entsprechend mit durchnummerierten Tags gekennzeichnet, die dann vom Benutzer auf die Übersetzung übertragen werden müssen. Übersetzungsabschluss Wird im XTM Editor eine Übersetzungseinheit als „Translated“ markiert, speichert das System diese im Translation Memory. Am Ende einer Übersetzung sollten idealerweise alle Segmente als übersetzt markiert sein, um sicherzustellen, dass auch alle neuen Übersetzungseinheiten gespeichert wurden. Am Ende muss nun der übersetzt Text wieder zurück in das Originalformat konvertiert werden. Dies kann einerseits direkt im Editor erfolgen, in dem man die Option „Download target file“ wählt. Eine zweite Möglichkeit besteht über die Dateiverwaltung im ProjekteBereich. Hier gibt es hinter jeder Datei die Möglichkeit, die fertige Datei im Originalformat herunterzuladen und auf der Festplatte zu speichern. Fazit: XTM International bietet innovative, branchenführende Übersetzungstechnologien an, mit denen Geld und Zeit gespart werden können. XTM Cloud kann hohe Übersetzungsvolumina und mehrsprachige Übersetzungsszenarien problemlos handhaben. Der Vorteil von XTM liegt vor allem darin, dass Benutzer – unabhängig von der Unternehmensgröße oder -struktur – innerhalb von wenigen Minuten mit dem System starten können und gleichzeitig die vollständige Kontrolle und Sicherheit behalten. Außerdem gibt es bei XTM keine hohen Investitionskosten für Software oder Hardware. Da XTM kein Übersetzungsdienstleister ist, sondern ein reiner Technologieentwickler, liegt der alleinige Schwerpunkt auf der Entwicklung von Produkten und Lösungen. 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