Neun Translation Memory Systeme im Vergleich

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Neun Translation Memory Systeme im Vergleich
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Ti tel the m a
Translation-Memory-Systeme 2014
Unter der Lupe
Neun Systeme im Test: Across 6.0, Déjà Vu X3, memoQ 2013 R3, MemSource 4.1, SDL Trados Studio
2014, Transit NXT SP 7, Wordbee, Wordfast Pro 3.3, XTM 8.0
Autorin: Dr. Nicole Keller
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MDÜ 2 | 2014
Neun Translation-Memory-Systeme
im praktischen Vergleich
Autorin: Dr. Nicole Keller
Vorwort & Danksagung
Ziel dieses Vergleichs von verschiedenen Translation-Memory-Systemen ist nicht die
umfassende Beschreibung aller vorhandenen Funktionalitäten, sondern vielmehr
eine Darstellung vergleichbarer Funktionen anhand eines fiktiven
Übersetzungsbeispiels aus dem Alltag eines Übersetzers. Hierbei wurde vor allem
darauf geachtet, dass möglichst viele Beispiele aus der Praxis gewählt werden und
nicht Alleinstellungsmerkmale von einzelnen Systemen, damit die
Gegenüberstellung nachvollziehbar ist.
An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen
Systemherstellern für die Unterstützung während der Erstellung dieses Artikels zu
bedanken. Jede Systembeschreibung wurde vor der Veröffentlichung von den
Herstellern gelesen und auf inhaltliche Korrektheit geprüft. Außerdem konnten so
Vorschläge von Herstellerseite im Fazit mit aufgenommen werden, in dem die
entscheidenden Vorteile des jeweiligen Systems noch einmal herausgestellt werden.
Mein besonderer Dank für Korrekturlesen und Unterstützung geht an folgende
Firmen und Personen (in alphabetischer Reihenfolge):
Across Systems GmbH: Stefan Kreckwitz, Anja Bergemann und Tanja Damato
Atril Solutions: Claudio Duarte da Costa
Kilgray Translation Technologies: Gábor Ugray, Sándor Papp und Claudia Fricke
MemSource Technologies: Britta Weber und David Canek
SDL International: Petra Dutz und Daniel Brockmann
Star Group: Gabriele Koch
Wordbee: Anita Sempels und Stephan Böhmig
Wordfast LLC: i.V. Michael Prien
XTM International: Dominick Kelly und Agata Śliwińska
Gesamtkorrektur: Miriam Levy
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 1 Folgende Systeme werden im Test einander gegenübergestellt:
Across 6.0 (Across Systems GmbH) ....................................................................
5
Déjà Vu X3 (Atril Solutions) ................................................................................... 19
memoQ 2013 R2 (Kilgray Translation Technologies) ............................... 30
MemSource 4.1 (MemSource Technologies) ................................................. 43
SDL Trados Studio 2014 (SDL International) ................................................. 54
TransitNXT SP 7 (Star AG) ........................................................................................... 68
Wordbee (Wordbee) ................................................................................................... 83
Wordfast Pro 3.3 (Wordfast LLC) ........................................................................... 96
XTM 8.0 (XTM International) ...................................................................................107
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 2 Zielsetzung dieses Überblicks
Dieser Artikel soll vor allem einen Überblick über die verschiedenen Systeme und
deren Grundfunktionalitäten sowie einen Eindruck von der Bearbeitung der
verschiedenen Dokumente mit entsprechenden übersetzungsspezifischen
Herausforderungen vermitteln. Ziel ist es, interessierten Lesern eine
Entscheidungshilfe bei der Auswahl des richtigen Tools zu vermitteln.
Viele Vergleichsartikel von Translation-Memory-Systemen konzentrieren sich auf
technische Details bzw. Funktionalitäten, um die Leistungsfähigkeit der einzelnen Systeme
zu bewerten. Die Gegenüberstellung der Software- und Hardwarevoraussetzungen hat
sich in den letzten Jahren erübrigt, da heutzutage jedes aktuelle, handelsübliche Notebook
mit ausreichend Speicherkapazität ausgerüstet ist, um problemlos ein TranslationMemory-System installieren zu können.
Nach einer kurzen Vorstellung der Hersteller und einem Überblick über die verschiedenen
Produktversionen und deren Preise wird eine Auflistung der verfügbaren
Oberflächensprachen und Hinweise zu den unterstützten Dateiformaten gegeben.
Der Übersetzungsauftrag
Zur praktischen Veranschaulichung liegt diesem Vergleich ein konkreter
Übersetzungsauftrag zu Grunde, anhand dessen jedes TM-System beschrieben wird. Das
hat den Vorteil, dass die Evaluierungen nicht zu abstrakt sind und Übersetzer eventuell
Parallelen zu ihren eigenen Aufträgen ziehen können.
Der fiktive Auftrag besteht aus drei verschiedenen deutschen Dateien in drei
unterschiedlichen Formaten (DOCX, PPTX und XML), einer TMX-Datei in der
Sprachkombination Deutsch-Englisch zur Vorbefüllung des Translation Memorys (TM) und
einem zweisprachigen Glossar in der Sprachkombination Deutsch-Englisch in einer ExcelDatei (XLSX), die in die Terminologiedatenbank (TDB) eingelesen werden kann.
Das Übersetzungsprojekt soll bei der Anlage mit den Zusatzinformationen Kundenname (in
diesem Fall „BDÜ“) und Fachgebiet (in diesem Fall „Medizin“) versehen werden.
Die Funktionalitäten, die im Rahmen dieses Übersetzungsauftrags geprüft werden, lassen
sich grob in vier Bereiche einteilen:
1.
2.
3.
4.
Übersetzungsvorbereitung und Projektmanagement
Aufbau und Grundfunktionen des Übersetzungseditors
Umgang mit übersetzungsspezifischen Herausforderungen
Übersetzungs- und Projektabschluss
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 3 Übersetzungsvorbereitung und Projektmanagement
1. Importmöglichkeiten der TMX- und XLSX-Datei in die jeweilige Datenbank (TM und
TDB)
2. Anlage und Zuweisung der zusätzlichen Projektinformationen: Kunde (BDÜ) und
Fachgebiet (Medizin)
3. Projekterstellung: Import/Öffnen der zu übersetzenden Dateien, Auswahl des TMs und
der TDB
4. Analyse der Dateien anhand des vorhandenen TMs
Aufbau und Grundfunktionen des Übersetzungseditors
1. Darstellung der Matches:
a. 100%-Matches: Übersetzungseinheiten, die identisch im Translation Memory
enthalten sind.
b. Fuzzy Matches: Übersetzungseinheiten, die mit Abweichungen im Translation
Memory enthalten sind - normalerweise im Bereich von 50%-99%.
c. No Matches: keine Übereinstimmung mit dem Translation Memory.
2. Konkordanzsuche: Über diese Suche können einzelne Wörter bzw. Phrasen direkt im
TM gesucht werden, um Übersetzungen zu finden, die aufgrund einer zu geringen
Übereinstimmung des ganzen Satzes nicht angezeigt werden.
3. Darstellung von Treffern in der Terminologiedatenbank und Übernahme neuer
Benennungen während der Übersetzung
4. Umgang mit und Veränderungsmöglichkeiten bei falscher Segmentierung
5. Vorschaumöglichkeiten während der Übersetzung
Übersetzungsspezifische Herausforderungen
1. Darstellung von und Umgang mit internen Formatierungen (z. B. Fettdruck oder
verschiedene Schriftarten/-farben)
2. Darstellung von bzw. Umgang mit Bildern
3. Automatische Erkennung von bzw. Umgang mit Zahlen und Zahlenformaten (z. B.
Datum und Dezimalzahlen)
4. Darstellung von und Umgang mit Hyperlinks/E-Mail-Adressen bzw. Verlinkungen im
Allgemeinen
5. Darstellung von Fußnoten bzw. von textunabhängigen Funktionen, die an einer
bestimmten Stelle im Text integriert sind (z. B. Querverweis, automatische Erstellung
von Indexeinträgen)
6. Umgang mit und Einstellungsmöglichkeiten für interne Wiederholungen (ein Satz ist
identisch und kommt mindestens zweimal im selben Text vor)
7. Darstellung von und Umgang mit Tags (intern und extern)
Übersetzungsabschluss
1. Speicherung der neuen Übersetzungseinheiten im Translation Memory
2. Abschluss eines Übersetzungsprojekts und Export/Speichern der fertigen Übersetzung
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 4 Across 6.0
Die Entwicklung der ersten Version von Across begann im Jahr 1999 durch die Ahead
Software AG. Ziel war es ein zentrales System zu Verfügung zu stellen, an dem alle
Benutzer in Echtzeit arbeiten können. 2003 kam dann die erste Version von Across auf den
Markt. Damals war Ahead noch ein eigener Geschäftsbereich der Nero AG, die ihren
Hauptsitz in Karlsbad hat. Im September 2005 wurde dann die Across Systems GmbH
gegründet. Sie hat ihren Hauptsitz ebenfalls in Karlsbad und inzwischen eine weitere
Niederlassung in Amerika. Across ist ein reiner Softwareentwickler und bietet keine
Übersetzungsdienstleistungen an.
Die Produktversionen im Überblick
Across Personal Edition (PE)
Die Across Personal Edition ist die Einzelplatzversion von Across und richtet sich
klassischerweise an freiberufliche Übersetzer. Die Einschränkungen der Freelance-Version
liegen darin, dass Funktionalitäten, die für das vernetzte Arbeiten benötigt werden, nicht
vorhanden sind. Z. B. können keine Aufgaben an Zweite delegiert werden oder TMs und
Terminologiedatenbanken gemeinsam in Echtzeit genutzt werden. Alle weiteren
Übersetzungsfunktionalitäten inklusive Projektmanagement sind aber ohne jegliche
Einschränkungen verfügbar.
Zusätzlich bietet die Personal Edition die Möglichkeit, über den sogenannten Standby
Remote Client, der in derselben Oberfläche integriert ist, Aufgaben von einem Language
Server zu erhalten, diese zu übersetzen und zurückzuschicken. Für diese Verbindung erhält
ein Übersetzer eine separate Lizenz (Softkey), einen Benutzernamen und ein Passwort,
damit die Daten direkt vom Server heruntergeladen werden können, ohne sie per E-Mail
schicken zu müssen.
Die Personal Edition ist für freiberufliche Übersetzer und Studierende nach einer
namentlichen Registrierung kostenlos. Für Unternehmen kostet die Einzelplatzversion
1.490 Euro.
Across Language Server
Der Across Language Server basiert auf einer Client-Server-Architektur und bietet somit die
Möglichkeit, mehrere Benutzer in ein Projekt einzubinden. Diese arbeiten dann mit
denselben TM- und Terminologiebeständen und können über eine gezielte
Workflowsteuerung verschiedenste Aufgaben in einem Projekt übernehmen. Es ist
ebenfalls möglich, sich direkt mit anderen Across Servern zu verbinden, um Projekte bzw.
Aufgaben an andere weiterzugeben. Zusätzlich können bei Bedarf auch Drittsysteme, wie
z. B. Content-Management-Systeme, angebunden werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 5 Das Prinzip beider Versionen ist die zentrale Datenhaltung in einem SQL Server: Alle
Übersetzungseinheiten und Terminologieeinträge werden in einer Datenbank und nicht in
mehreren einzelnen Dateien gespeichert.
Der Preis für den Across Language Server ist abhängig von der Anzahl der Benutzer und
den ausgewählten Modulen und ist nur auf Anfrage erhältlich.
Die derzeit verfügbaren Oberflächensprachen sind Englisch, Deutsch und Französisch und
müssen bei der Installation festgelegt werden.
Im Kapitel „Formate“ des Anwenderhandbuchs „Across im Überblick“ gibt es eine
Aufstellung aller Dateiformate in Across, die direkt unterstützt werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 6 Evaluierung Across
Projektvorbereitung
Zu Beginn müssen die Systemattribute (Kunde und Fachgebiet) hinzugefügt werden, damit
sie für den Datenimport und die anschließende Projekterstellung zur Verfügung stehen.
Für die Verwaltung der Kunden steht in Across ein eigener Bereich, das Relationen-Modul,
zu Verfügung, in dem der neue Kunde „BDÜ“ wird. Neben dem bloßen Namen können
auch alle Kontaktdetails und Ansprechpartner hinterlegt werden.
Die Fachgebiete werden in Across über die Systemeinstellungen verwaltet, wo die
Benutzer eine eigene benutzerdefinierte Liste ihrer Fachgebiete und Unterfachgebiete
anlegen können. An dieser Stelle wird das neue Fachgebiet „Medizin“ hinzugefügt.
Anschließend erfolgt der Import der beiden Dateien. Die TMX-Datei wird in der
Translation-Memory-Komponente, crossTank Manager, und die Excel-Datei über die
Terminologieverwaltung, crossTerm Manager, importiert. Während des Imports können
die zuvor angelegten Attribute direkt mit den neuen Einträgen abgespeichert werden, so
dass die neuen Daten in den beiden Across-Datenbanken richtig „einsortiert“ werden.
Der TMX-Import erfolgt anhand eines Importassistenten, dem crossTank Import Wizard,
der die zu importierende Datei zunächst analysiert, die Übersetzungseinheiten sowie die
zusätzlichen Informationen bereitstellt und abschließend ein Mapping der Informationen
zu Verfügung stellt.
Der Import der XLSX-Datei mit dem Glossar erfolgt dann im crossTerm Manager. Vor dem
Import muss die Excel-Datei allerdings im CSV-Format abgespeichert werden, da Across
das Excel-Format beim Import nicht direkt unterstützt. Anschließend werden die
Terminologiedaten über den crossTerm Import Wizard in die Datenbank importiert. Im
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 7 Importassistent können alle Datenfelder auf benutzerspezifisch angelegte Datenfelder in
crossTerm gemappt werden, sie können sogar während des Imports noch hinzugefügt
werden. Somit bietet dieser Importprozess die größtmögliche Flexibilität.
Nach dem erfolgreichen Import aller Daten wird im Folgenden das neue
Übersetzungsprojekt angelegt. Auch für diesen Vorgang steht ein Assistent, der Project
Wizard, zu Verfügung, in dem die einzelnen Projekteinstellungen vorgenommen werden
können. Zunächst bekommt das Projekt einen Namen und die zu übersetzenden Dateien
werden ausgewählt und dem Projekt hinzugefügt, wobei in diesem Schritt Across das
Originaldateiformat automatisch erkennt und im Hintergrund bereits die entsprechenden
Importvorlagen zuordnet.
Während der nächsten Schritte werden der Projekt-Abgabetermin, der Kunde, das
Fachgebiet, usw. angegeben, um anschließend die Sprachkombination des
Übersetzungsprojekts festzulegen. Projekte können hierbei immer mehrere Zielsprachen
haben, wobei es bei Across auch möglich ist, in einem Projekt verschiedene
Ausgangssprachen zu verwalten.
Während der Projektanlage greift das System für den Import auf systeminterne
Dokumenteneinstellungsvorlagen zurück, in denen definiert ist, wie die zu übersetzenden
Texte der unterstützten Dateiformate in Across importiert werden sollen. Diese
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 8 Importvorlagen können auch bei Bedarf benutzerspezifisch angepasst werden. Für die
PowerPoint-Präsentationen wurden keine zusätzlichen Einstellungen vorgenommen,
wohingegen bei der Word-Datei die Option zum Import von Bildern aktiviert wurde,
sodass diese direkt im Editor dargestellt werden. Für die XML-Datei wurde während der
Projektanlage eine Vorlage anhand der in der XML-Datei enthaltenen Tags erstellt, damit
der Text richtig für die Übersetzung importiert wird.
Bei der anschließenden Projektanlage werden alle Dokumente in das System eingelesen
und segmentiert sowie eine automatische Analyse gegen den aktuellen TranslationMemory-Bestand durchgeführt. Die 100%-Matches können bei diesem Vorgang
automatisch in den Zieltext eingefügt werden, wobei die Vorübersetzung auch von einem
Übersetzer innerhalb des Editors manuell gestartet werden kann. Abschließend wird die
Übersetzungsaufgabe erstellt und Across wechselt in die Aufgabenübersicht von Across,
aus der die einzelnen Dateien nacheinander zur Übersetzung geöffnet werden können.
Die Analyse für die Projektdateien kann wahlweise direkt aus der Aufgabenübersicht für
jedes Dokument einzeln gestartet werden oder im Projekte-Modul über den sogenannten
Report Wizard. Dabei werden in diesem Beispiel die Standardeinstellungen von Across
verwendet, die allerdings jederzeit beliebig anpassbar wären, d. h., die Matchbereiche
können verändert, Normzeilen individuell eingestellt und Abrechnungskategorien (Wörter,
Normzeilen, Zeichen) beliebig ein- oder ausgeblendet werden. Die Analyse wurde für alle
drei Dateien durchgeführt und als Gesamt-Projektanalyse angezeigt, wobei es auch für
jedes Dokument eine Einzelanalyse gibt.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 9 Während der Übersetzung
Die importierten Dokumente werden nun nacheinander zur Bearbeitung im internen
Editor, crossDesk, geöffnet, um sie mithilfe der Übereinstimmungen aus dem Translation
Memory und der Terminologiedatenbank zu übersetzen. Hierbei kann immer nur ein
Dokument geöffnet werden und nicht mehrere gleichzeitig. Der Text wird dabei in der
Originalschriftart und -schriftgröße angezeigt und zeigt auch alle internen Formatierungen
wie im Original an.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 10 Darstellung der einzelnen Matches
100%-Matches und Kontext-Matches (zuverlässigere 100%-Matches aufgrund
Übereinstimmung mit den Segmenten vor und nach dem zu übersetzenden Segment)
werden in Across grün unterlegt. Die Kennzeichnung erfolgt in diesem Fall im Editor selbst
und im Translation Memory, sodass der Übersetzer immer sehen kann, dass es sich um eine
hundertprozentige Übereinstimmung handelt. Zusätzlich werden diese Matches im TM mit
der Zahl 100% oder 100% plus dem Icon für Kontext-Matches (
) gekennzeichnet.
Editor:
TM:
Fuzzy-Matches werden ebenfalls im Ausgangstext und im Translation Memory farblich
unterlegt. Hierfür wird die Farbabstufung gelb bis orange gewählt, die den Grad der
Übereinstimmung symbolisiert: je dunkler die farbliche Markierung, desto höher ist die
Übereinstimmung. Die Farbauswahl kann allerdings benutzerspezifisch angepasst werden.
Die Markierung erfolgt bei Across im Gegensatz zu anderen TM-Systemen auf den
Textstellen, die identisch sind, d.h., dass die Textstellen, die sich unterscheiden, nicht
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 11 farblich markiert sind. Auch diese Einstellung kann durch den Benutzer angepasst werden.
Im Translation Memory wird neben der Übersetzungseinheit der Übereinstimmungsgrad
der Übersetzungseinheit mit dem zu übersetzenden Segment angegeben.
Sind keine Treffer im TM verfügbar, schlägt Across automatisch den Start der
Konkordanzsuche vor. Diese kann aber auch manuell durchgeführt werden, was sicherlich
sinnvoller ist, damit gezielter Treffer gefunden werden können. Es kann aber auch ein
Suchstring im Ausgangstext markiert werden, um diesen per Tastenkombination oder Icon
direkt im TM nachzuschlagen. Die Suchergebnisse werden im gleichen Bereich wie die
automatischen Treffer aus dem TM angezeigt, wobei die gesuchten Wörter gelb unterlegt
sind. Grundsätzlich ist die Konkordanzsuche bei Across auch in der Zielsprache möglich.
Die Suche sucht standardmäßig nach der exakten Schreibweise, wird allerdings durch die
Option „Erweiterte Suche“ ( ) ergänzt. Mit dieser Option kann für die Suche auch ein
Platzhalter (*) eingesetzt werden, um eine Fuzzy-Suche durchzuführen und somit z. B.
Pluralformen zu finden.
Übereinstimmungen mit der Terminologiedatenbank werden im Ausgangstext mit einem
roten Balken über der gefundenen Benennung markiert. Die Übersetzung(en) für die
Benennung werden innerhalb crossDesk in einem separaten Fenster für die
Terminologietreffer angezeigt
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 12 Wurde nun im Rahmen einer Übersetzung eine aufwändige Terminologierecherche
durchgeführt, können die Ergebnisse bequem aus dem Übersetzungseditor heraus in
crossTerm gespeichert werden. Dafür werden die beiden Entsprechungen im Ausgangsund Zieltext markiert und über eine Schaltfläche oder eine Tastenkombination in die
Terminologiedatenbank übernommen. Im crossTerm Manager selbst können die neuen
Termini bei Bedarf direkt mit weiteren Informationen, wie z. B. Definition,
Kontextbeispielen, usw. versehen werden. Ein Fenster für eine schnelle Übernahme steht
in Across leider nicht zur Verfügung.
Ein weitere wichtige Funktion bei TM-Systemen ist die Beeinflussung der durch das System
vorgegeben Segmentierung. In Across können Segmente wahlweise innerhalb eines
Absatzes erweitert, verkürzt oder sogar benutzerdefiniert festgelegt werden (
).
Außerdem können bei Bedarf auch ganze Absätze miteinander verschmolzen werden.
Letztere Option steht allerdings nur zur Verfügung, wenn sich die Formatierungen der
beiden Absätze nicht unterscheiden.
Eine letzte zentrale Funktionalität in der Übersetzungsumgebung ist die Vorschau einer
Übersetzung im Originalformat. Da während der Übersetzung zwar der Text, aber nicht
Formatierungen, wie z. B. Tabellen, angezeigt werden, ist es während der Übersetzung
hilfreich, die Übersetzung vorab in einer Vorschauansicht zu prüfen. In Across kann jedes
Dateiformat in einem separaten Vorschaufenster angezeigt werden, wenn die
Originalapplikation auf dem lokalen Computer installiert ist. Zusätzlich kann in Across auch
eine Vorschau des Quelltextes angezeigt werden. Das kann in solchen Situationen hilfreich
sein, wenn das Original beim Auftraggeber eingelesen wurde und der Übersetzer selbst
das Originaldokument nie erhalten hat.
In diesem Zusammenhang ist auch die Orientierung in der Dokumentstruktur über das
Fenster crossView ein unterstützender Faktor. Je nach Dokumentenformat, werden in der
hierarchischen Gliederungsansicht verschiedenste Zusatzinformationen angezeigt, um
sich besser im Dokument zurechtzufinden. Bei Word-Dokumenten wird u. a. die Hierarchie
der Überschriften angezeigt, aber es werden z. B. auch Angaben zu Tabellen gemacht. Bei
PowerPoint-Dateien wird jeweils angezeigt, auf welcher Folie man sich gerade befindet,
sodass hier die Texte inhaltlich besser zugeordnet werden können.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 13 Übersetzungsspezifische Herausforderungen
Interne Formatierungen:
Der zu übersetzende Text wird in crossDesk immer in der Originalformatierung angezeigt,
d.h., dass der Übersetzer in der Originalschriftart und -schriftgröße des Ausgangstextes
arbeitet und somit auch interne Formatierungen direkt sehen kann.
Standardformatierungen, wie z. B. Fettdruck, können über Icons direkt auf den Zieltext
übertragen werden. Alle anderen möglichen Formatierungen, wie beispielsweise eine
andere Schriftfarbe, können über ein Dropdown-Menü oberhalb des Zieltextfensters den
entsprechenden Textstellen in der Übersetzung zugewiesen werden.
Interne Formatierungen werden außerdem im Translation Memory gespeichert und
können bei exakter Übereinstimmung beim nächsten Mal wieder verwendet werden.
Bilder:
Beim Import des Word-Dokuments wurde beispielsweise festgelegt, dass Bilder importiert
werden, und damit werden sie auch in crossDesk an der entsprechenden Stelle im Text
angezeigt. Bilder erscheinen in Across immer in einem separaten Absatz. Sollten sie in
einen Satz integriert sein, werden sie dort über graue Felder (Placeables) ersetzt und
können gezielt im übersetzten Text platziert werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 14 Bilder können während der Übersetzung auch direkt im Editor gegen „übersetzte“
Versionen ausgetauscht werden, wenn das vom Auftraggeber gewünscht ist.
Zahlen:
Zahlen und Zahlenformate, wie z. B. Datumsangaben oder Uhrzeit, werden von Across
automatisch als zusammengehörige Einheit erkannt und mit einer blauen Linie im
Ausgangstext markiert.
Diese Einheiten können per Tastenkombination in den Zieltext übernommen werden. Bei
der Übernahme werden Zahlenformate, die sich in den einzelnen Sprachen unterscheiden,
automatisch den Systemeinstellungen der einzelnen Sprache entsprechend angepasst.
Diese Einstellungen können benutzerspezifisch angepasst werden.
Außerdem gibt es ein Qualitätssicherungskriterium, das zusätzlich überprüft, ob Zahlen
korrekt übersetzt wurden.
Hyperlinks:
Hyperlinks werden in crossDesk als bearbeitbare Felder angezeigt und können einfach in
den Zieltext kopiert werden. Muss die Beschriftung oder der Link selbst in die Zielsprache
übersetzt werden, so erfolgt dies in einem separaten Fenster im zielsprachlichen Bereich.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 15 Fußnoten:
Fußnoten werden ebenfalls als Felder (Placeables) dargestellt, die einfach in den Zieltext
kopiert und an der entsprechenden Stelle platziert werden müssen, damit die Funktion
auch in der Übersetzung erhalten bleibt.
Der Fußnotentext selbst steht direkt in dem darauffolgenden Absatz.
Interne Wiederholungen:
Der Übersetzer wird während der Übersetzung im crossDesk direkt auf Wiederholungen
hingewiesen, wenn er den Satz zum ersten Mal übersetzt hat. Es erscheint automatisch ein
Hinweis, dass Wiederholungen für diesen Absatz existieren und der Benutzer kann
entscheiden, ob die Übersetzung an den anderen Stellen automatisch eingefügt werden
soll. Diese Option kann wahlweise aktiviert oder deaktiviert, aber auch manuell gesteuert
werden.
Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei):
Externe Tags werden in crossDesk nur im crossView-Fenster zur Orientierung angezeigt. Im
Text selbst müssen nur die internen Tags, die in der Regel für interne Formatierungen
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 16 zuständig sind, zugewiesen bzw. an die richtige Stelle kopiert werden. Es werden zur
Unterstützung des Übersetzers nicht nur die Tags, sondern auch die Beschriftungen der
Tags angezeigt, damit es für den Übersetzer leichter zu sehen ist, welche Funktion das Tag
an dieser Stelle hat. Wahlweise kann auch der ganze Tag-Text angezeigt werden, so dass
ein Benutzer die Funktion eines Tags besser einschätzen kann.
Übersetzungsabschluss
Neue Übersetzungen werden automatisch im Translation Memory gespeichert, wenn ein
Absatz als übersetzt markiert wird. Across arbeitet grundsätzlich mit drei verschiedenen
Bearbeitungszuständen. Ist für einen Absatz noch keine Übersetzung eingegeben worden,
ist dieser Absatz noch unbearbeitet. Enthält der Absatz eine Vorübersetzung oder wurde er
gerade neu übersetzt, dann ist der Status bearbeitet. Wird ein Absatz abschließend als
übersetzt markiert, dann erfolgt die automatische Speicherung der neuen
Übersetzungseinheit im TM. Wann welcher Zustand automatisch durch welche Aktion
hinzugefügt wird, ist jedem Benutzer selbst überlassen, da dies über die
Profileinstellungen individuell einstellbar ist.
Am Ende einer Übersetzung müssen alle Absätze als „übersetzt“ markiert sein, damit
einerseits alle neuen Übersetzungen im TM gespeichert sind und andererseits die
Übersetzungsaufgabe zu 100% abgeschlossen ist. Nach Aufgabenabschluss erscheint
diese nicht mehr in der Übersicht der aktiven Aufgaben im Dashboard.
Über die Option Projekt aus-checken im Projekte-Modul kann die fertige Übersetzung
wieder in das Originalformat konvertiert werden. Dabei wird der Benutzer vom Check-Out
Wizard unterstützt und legt im letzten Fenster fest, wo die übersetzt Datei gespeichert
werden soll.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 17 Fazit:
Across bietet einen geschlossenen Ansatz und verwaltet alle Ressourcen zentral unter
einer Oberfläche, auch wenn mehrere Benutzer in einen Workflow integriert werden.
Damit sind alle übersetzungsrelevanten Daten immer aktuell und in Echtzeit verfügbar.
Für Freelancer bietet Across den großen Vorteil, dass sie mit der Personal Edition eine
kostenlose Version zu Verfügung gestellt bekommen, die alle Funktionalitäten enthält, die
sie zum Bearbeiten ihrer Übersetzungsprojekte benötigen und sich darüber hinaus ohne
zusätzliche Installation problemlos mit einem Across Language Server verbinden können,
um Aufgaben von Across-Auftraggebern zu empfangen.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 18 Déjà Vu X3
1993 gründete Emilio Benito die Firma Atril in Spanien und brachte das TranslationMemory-System Déjà Vu auf den Markt. Damit zählt Déjà Vu zu den traditionellsten TMSystemen auf dem Markt. Im Jahr 2004 übernahm sein Sohn Daniel Benito das
Unternehmen, der heute weiterhin Leiter für Forschung und Entwicklung ist. Seit der
Übernahme Atrils 2009 durch den ehemaligen französischen Vertriebspartner wurden
größere Investitionen in Entwicklung und im weltweiten Vertrieb getätigt. Die
Produktpalette wurde seitdem zusätzlich auf Projektmanagement und
Terminologieverwaltung erweitert und der Name in Atril Solutions geändert. Die Firma hat
heute Niederlassungen in Spanien (Madrid), Frankreich (Paris) und den USA.
Die Produktversionen im Überblick
Déjà Vu X3 Free
Die kostenlose Version von Déjà Vu ist für Freelancer gedacht, die normalerweise nicht mit
Déjà Vu arbeiten oder nur bereits vorbereitete Projektpakete bekommen, die sie
bearbeiten sollen. Mit dieser Version können zwar keine eigenen Projekte erstellt werden,
aber Übersetzer bekommen dadurch die Möglichkeit, kostenfrei an Déjà-Vu-Projekten
mitarbeiten zu können.
Déjà Vu X3 Professional
Die Professional-Version ist das klassische Programm für freiberufliche Übersetzer und
integriert alle erweiterten Funktionalitäten, wie z. B. automatische Qualitätssicherung,
automatische Speicherung von neuen Übersetzungseinheiten oder Terminologieprüfung.
Mit dieser Version können Projekte mit mehreren Dateien und verschiedenen
Dateiformaten erstellt werden. Darüber hinaus ist es möglich mehrsprachige TMs zu
verwalten. Diese Version kostet 420 Euro.
Déjà Vu X3 Workgroup
Die Workgroup-Version umfasst alle Funktionen der Professional-Version. Sie bietet aber
auch noch zusätzliche Funktionalitäten, um Projekte und Ressourcen sinnvoll verwalten zu
können. Große Projekte können z. B. in kleinere Pakete unterteilt werden, um sie dann an
verschiedene Übersetzer zu verteilen. Die Workgroup-Version richtet sich somit an kleinere
und mittlere Übersetzungsunternehmen bzw. Übersetzer-Teams, die u.a. auch
Übersetzungspakete schnüren müssen.
Diese Version kostet 1.490 Euro.
Déjà Vu TEAMserver
Mit dem TEAMserver von Déjà Vu können große Übersetzungsprojekte abgewickelt
werden, bei denen verschiedene Übersetzer parallel zusammenarbeiten können. Sie
können dabei online auf dieselben TMs und Terminologiedatenbanken zurückgreifen und
speichern ihre Daten somit in Echtzeit, welche durch verschiedene Berechtigungsstufen
aktualisiert werden. Für die in das Projekt eingebundenen Übersetzer ohne eigene DéjàVu-Lizenz stehen zudem Floating Licenses zur Verfügung.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 19 Darüber hinaus beinhaltet TEAMserver eine Online-Projektmanagement-Plattform, über
die Projekte versendet und deren Fortschritt in Echtzeit verfolgt werden kann.
Der Preis ist auf Anfrage erhältlich.
Déjà Vu ist in den Dialogsprachen Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch und Spanisch
verfügbar. Die Sprache der Oberfläche ist nach der Installation flexibel einstellbar. Die
Dokumentation und die Homepage stehen leider nicht auf Deutsch zur Verfügung.
Informationen über die unterstützten Dateiformate findet man in Kapitel 11 des
Handbuchs der Professional-Version oder im Helpdesk der Atril Website.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 20 Evaluierung Déjà Vu
Projektvorbereitung
Die Angaben zu Fachgebiet und Kunde werden idealerweise zuerst im System gemacht,
damit sie anschließend für den TMX-Import und die Projektanlage zur Verfügung stehen.
In den Optionen von Déjà Vu können sowohl Kunde als auch Fachgebiet
benutzerspezifisch angelegt werden. Bei den Fachgebieten steht bereits eine
umfangreiche Liste auf Englisch zur Verfügung, die aber auch benutzerspezifisch erweitert
werden kann. Beim Import der TM- und Terminologiedaten können dann die Attribute
„BDÜ“ und „Medizin“ problemlos gemappt werden.
Es kann nun wahlweise ein neues Translation Memory angelegt oder ein bestehendes
geöffnet werden (DVMDB-Datei), um die TMX-Datei zu importieren. Dabei muss lediglich
die korrekte Zuordnung der Sprachen überprüft werden. TM-Dateien sind bei Déjà Vu
prinzipiell mehrsprachig angelegt, d. h., es können beliebige Sprachkombinationen
innerhalb einer TM-Datei verwaltet werden.
Der Import der Excel-Tabelle erfolgt ebenfalls entweder in eine bestehende oder neu
angelegte Terminologiedatenbank (DVTDB-Datei). Wird eine Terminologiedatenbank neu
erstellt, kann beim Einrichten zwischen verschiedenen Eintragsstrukturen ausgewählt
werden, die anschließend benutzerdefiniert angepasst werden können. Für diese
Evaluation ist eine Anpassung nicht erforderlich, da die XLSX-Datei ein reines Glossar ohne
Zusatzinformationen enthält. Die Excel-Tabelle kann direkt (ohne vorherige Konvertierung)
in die neu angelegte Terminologiedatenbank importiert werden, dabei müssen nur die
Sprachen zugeordnet werden.
Anschließend wird das neue Übersetzungsprojekt mithilfe des Projektassistenten erstellt.
In den einzelnen Dialogfenstern wird zunächst ein Projektname vergeben (DVPRJ-Datei)
und die Sprachkombination der Übersetzung festgelegt wird, wobei ein Projekt immer
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 21 mehrere Zielsprachen haben kann. Anschließend werden die beiden vorbefüllten
Datenbanken (TM und Terminologie) zugeordnet. Auch hier besteht grundsätzlich die
Möglichkeit, einem Projekt mehrere Datenbanken hinzuzufügen und für diese detailliert
festzulegen, welche bevorzugt verwendet wird.
Alternativ kann auch eine Verbindung zu einem TM oder einer Terminologiedatenbank auf
einem Server hergestellt werden, um externe Ressourcen einzubinden.
Abschließend werden die Attribute Kunde (BDÜ) und Fachgebiet (Medizin) zugeordnet
und die zu übersetzenden Dateien ausgewählt. Bei Déjà Vu gibt es keine Einschränkung
hinsichtlich der Anzahl der Dateien und deren Formate.
Während der Projekterstellung werden alle zugeordneten Dateien entsprechend der in
Déjà Vu hinterlegten Filter in das System importiert. Die Filtereinstellungen können bei
Bedarf direkt während der Projektanlage und vor dem Import der Dateien angepasst
werden.
Nach erfolgreicher Projektanlage öffnet sich der Projektexplorer, der den Projektnamen
und die Liste der zu übersetzenden Dateien angezeigt. Hinter jeder Datei wird in eckigen
Klammern die enthaltene Wortanzahl und in runden Klammern der Fortschritt der
Übersetzung angegeben. Die Auswahl der Dateien kann jederzeit im Nachhinein ergänzt
oder verändert werden, d.h., es können Dateien sowohl später hinzugefügt als auch wieder
gelöscht werden.
Die Analyse wird nun manuell gestartet und hat viele verschiedene
Einstellungsmöglichkeiten. Es kann z. B. wahlweise eine Analyse für eine oder alle
Zielsprachen durchgeführt werden oder nur bestimmte TMs – unabhängig von den
Projekt-TMs – berücksichtigt werden.
Die Analyseergebnisse werden dann in einem separaten Fenster angezeigt und werden
gemäß den üblichen Kategorien (Segmente, Wörter, Zeichen) sortiert. Die Match-Bereiche
können hierbei nicht individuell angepasst werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die
Analyse im Word-Modus durchzuführen, das bedeutet, dass für die Analyse die Zählweise
von Word verwendet wird.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 22 Während der Übersetzung
Die importierten Dateien können nun wahlweise nacheinander oder gleichzeitig in
verschiedenen Registerkarten zur Bearbeitung im internen Editor geöffnet werden. Dabei
wird der Text unabhängig vom ursprünglichen Dateiformat immer in derselben Schriftart
und Schriftgröße angezeigt. Für Word, Excel und PowerPoint werden bei Verwendung der
entsprechenden Importvorlage auch die internen Standardformatierungen dargestellt.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 23 Die TM- und Terminologietreffer werden automatisch bei aktivierter „AutoSuche“
( ) in einem separaten Fenster angezeigt. Um die Treffer voneinander unterscheiden zu
können, werden die TM-Treffer rot und die Terminologieeinträge blau markiert. Im Editor
selbst werden farbliche Markierungen nur nach einer durchgeführten Vorübersetzung
vorgenommen.
Darstellung der einzelnen Matches
100%-Matches (Exact Matches) werden nach einer Vorübersetzung dunkelgrün markiert
und die Übersetzung wird direkt im zielsprachlichen Fenster eingefügt.
Im Fenster „AutoSuche“ wird die Übersetzungseinheit aus dem Translation Memory
ebenfalls angezeigt und am unteren Dialogrand mit dem Wert 100% versehen. Außerdem
werden der Pfad und der Name der Translation-Memory-Datei angegeben, in der die
Übersetzungseinheit gefunden wurde.
Es gibt aber auch hundertprozentige Übereinstimmungen, bei denen der Kontext
ebenfalls übereinstimmt und dann werden diese Segmente orange markiert (Garantierte
Matches).
Bei einem Fuzzy Match werden die Unterschiede zwischen dem Quellsegment und der
Übersetzung aus dem Translation Memory in einem zusätzlichen Bereich des AutoSucheFensters angezeigt. Die Unterschiede werden ähnlich wie bei der Funktion „Änderungen
nachverfolgen“ in MS Word farblich markiert, sodass die Unterschiede direkt erkennbar
sind. Zusätzlich wird am Bildschirmrand der Übereinstimmungsgrad der
Übersetzungseinheit angezeigt.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 24 Das Segment im Editor wird hellgrün markiert, wenn es über die Einstellungen der
Vorübersetzung entsprechend eingefügt wurde.
Findet Déjà Vu keinen Treffer in den ausgewählten Datenbanken, so kann jederzeit die
Konkordanzsuche im zugeordneten Translation Memory gestartet werden. Die Funktion
„Im Translation Memory suchen…“ zeigt alle Übersetzungseinheiten an, in denen das
exakte Suchwort vorkommt.
Zusätzlich gibt es bei Déjà Vu die Option „AutoWrite“, die während der Übersetzung
beliebig aktiviert oder deaktiviert werden kann. Mit dieser Option werden während der
Übersetzung Übersetzungsvorschläge auf Basis der zugeordneten TMs und
Terminologiedatenbanken gemacht. Die Vorschläge aus dem TM sind dabei nicht nur auf
den ganzen Satz sondern auch auf Teilsegmente bezogen.
Wenn es Übereinstimmungen mit der Terminologiedatenbank gibt, werden diese Treffer
im Text selbst nicht optisch gekennzeichnet, sondern nur im Fenster „AutoSuche“
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 25 angezeigt. Da sie im selben Fenster wie die Treffer aus dem Translation Memory angezeigt
werden, markiert Déjà Vu sie blau.
Die Übersetzungsvorschläge können über Doppelklick oder eine Tastenkombination in
den Zieltext übernommen werden.
Sollte der Übersetzer während einer Übersetzung Terminologie recherchiert haben und
möchte diese auch gerne in die Terminologiedatenbank übernehmen, so markiert er
einfach die beiden Benennungen im Ausgangs- und Zieltext und wählt die Option „Zur
Termbase hinzufügen“ (
). Es öffnet sich dann automatisch ein
Schnelleingabefenster, in dem z. B. die Schreibweise der Termini angepasst und
zusätzliche Informationen hinzugefügt werden können. Nach der Speicherung steht der
Term direkt für die weitere Übersetzung zur Verfügung.
Eine weitere zentrale Funktion bei TM-Systemen ist die manuelle Anpassbarkeit der
vorgegebenen Segmentierung. In Déjà Vu können beliebig viele Segmente
zusammengefügt bzw. getrennt werden, wobei die Trennung der Segmente an der
Cursorposition erfolgt und nicht von Segmentende-Begrenzern abhängig ist (wie bei
vielen anderen Systemen). Außerdem ist es in Déjà Vu kein Problem Segmente über
Absatzgrenzen hinweg miteinander zu verschmelzen.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 26 Eine Vorschaufunktion steht mithilfe der Live Preview für Word-, Excel- und PowerPointDateien zur Verfügung.
Alle anderen Dateiformate können nur über die interne Vorschau angezeigt werden. Dabei
wird der Ausgangskontext des zu übersetzenden Segments angezeigt und der Text rot
markiert, um die Orientierung zu erleichtern.
Déjà Vu ist das einzige Translation-Memory-System, in dem eine unbegrenzte Anzahl von
verschiedenen Dateien in der Vorschaufunktion gleichzeitig angezeigt werden können.
Übersetzungsspezifische Herausforderungen
Interne Formatierungen:
Interne Formatierungen werden bei Déjà Vu für Word, Excel und PowerPoint direkt im
Editor dargestellt, wenn die entsprechende Importvorlage (Microsoft Office Live)
ausgewählt wird und es sich um Standardformatierungen handelt. Alle anderen möglichen
Formatierungen, wie beispielsweise andere Schriftfarbe oder Schriftart werden mit Tags
dargestellt, die im Zieltext um den übersetzten Text herum platziert werden müssen, damit
die Formatierung erscheint.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 27 Word:
Déjà Vu Editor:
Sollten Tags aus Versehen nicht bzw. falsch übernommen werden, wird das durch die
integrierte Qualitätssicherung geprüft. Die entsprechenden Übersetzungseinheiten
werden automatisch mit einem Icon
markiert, das optisch auf den Fehler hinweist.
Für einen späteren Export des übersetzten Dokuments ist es unerlässlich, dass die Tags
richtig übernommen wurden, ansonsten gehen die Formatierungen in der Übersetzung
verloren.
Bilder:
Bilder werden bei Déjà Vu nicht importiert und können während der Übersetzung nur über
die Vorschaufunktion von Word, Excel und PowerPoint angezeigt werden. Ansonsten muss
die Originaldatei geöffnet bzw. die Zieldatei exportiert werden. Beim Export der
Übersetzung werden Bilder und Graphiken wieder automatisch an der richtigen Stelle im
Zieltext eingefügt.
Zahlen:
Zahlen werden im Ausgangssegment nicht farblich markiert, sie werden aber in der
Übersetzung über die integrierte Qualitätssicherung geprüft. Bei einem Fehler werden
diese Segmente automatisch im Zieltext mit einem roten Ausrufungszeichen markiert und
im Tooltip erhält der Benutzer die Information über den entsprechenden Fehler. Allerdings
werden hierbei keine Zahlenformate, wie z. B. Dezimalzahlen, erkannt oder geprüft. Es wird
lediglich die korrekte Zahlenfolge überprüft.
Hyperlinks:
Hyperlinks werden in Déjà Vu erkannt und als bearbeitbarer Text dargestellt. Dabei wird
der Link selbst von Tags umschlossen und somit die Funktion erhalten. Links, die hinter
einem Wort liegen, müssen im Nachhinein angepasst werden, da nur das Wort und nicht
der Link selbst angezeigt wird.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 28 Fußnoten:
Fußnoten werden in Déjà Vu richtig erkannt und die Funktion mit einem Tag
gekennzeichnet. Der Fußnotentext selbst steht allerdings am Ende der Seite, wie im WordDokument auch. Das hat den Nachteil, dass bei einem mehrseitigen Dokument der
Übersetzer ja nicht sehen kann, wann eine Seite im Word-Dokument zu Ende ist und damit
gegebenenfalls einen irreführenden Text vorfindet.
Interne Wiederholungen:
Über die Option „AutoÜbertragung“ ( ) am unteren Bildschirmrand kann die
automatische Übersetzung bzw. das automatische Einfügen von internen Wiederholungen
aktiviert werden. Dabei hat der Übersetzer keinen Einfluss auf das Einfügen, da es im
Hintergrund automatisch erfolgt. Auch Segmente mit Übersetzung würden bei einer
erneuten Änderung der Wiederholung ohne Nachfragen überschrieben werden. Diese
Segmente werden allerdings mit einer farblichen Markierung (hellblau) hervorgehoben, so
dass der Übersetzer weiß, dass es sich hier um eine genaue Übertragung handelt.
Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei):
Externe Tags werden in Déjà Vu nicht angezeigt und können auch nicht aus Versehen
vergessen oder beschädigt werden. Interne Tags hingegen werden wie interne
Formatierungen mit Tags ausgezeichnet und können so in den Zieltext übernommen
werden. Auch hier gilt, dass alle Tags im Zieltext vorhanden sein müssen, so dass die XMLDatei nach Abschluss der Übersetzung wieder richtig exportiert werden kann.
Übersetzungsabschluss
Neue Übersetzungen werden automatisch im Translation Memory gespeichert, wenn die
Funktion „AutoSenden“ aktiviert ist. Wenn eine Übersetzung als „Übersetzt“ ( ) markiert
wird, erfolgt gleichzeitig die Speicherung im Translation Memory.
Die abgeschlossenen Übersetzungen können entweder direkt über den Projektexplorer
einzeln exportiert werden oder es besteht über die Option „Liefern“ die Möglichkeit, eine
bestimmte Auswahl oder alle Dateien eines Projekts auf einmal zu exportieren.
Fazit:
Déjà Vu wurde 1993 von Übersetzern für Übersetzer entwickelt und hat sich seitdem zum
Ziel gesetzt, besonders benutzerfreundlich zu sein. Über die Jahre wurden kontinuierlich
zentrale und sinnvolle Funktionalitäten entwickelt und ergänzt.
Die Entwicklung der neuen Oberfläche von Déjà Vu orientiert sich stark an den Vorgaben
von Microsoft und folgt damit der aktuellen Entwicklung im Redesign von
Benutzeroberflächen.
Ehemals ein CAT-Tool, das zu Beginn eher auf Freelancer zugeschnitten war, präsentiert
sich Déjà Vu heute als Allrounder und bietet sowohl für freiberufliche Übersetzer als auch
für Unternehmen spezifische Lösungen an.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 29 memoQ 2013 R2
Die Firma Kilgray wurde 2004 von drei Software-Entwicklern gegründet, die bereits
Erfahrungen im Bereich Übersetzen und Dolmetschen gesammelt hatten. Teile ihrer
Nachnamen standen bei der Gründung Pate für den Firmennamen. 2006 wurde die erste
Version von memoQ auf den Markt gebracht und hat sich innerhalb kürzester Zeit auf dem
Übersetzungsmarkt etabliert.
Die Firma hat ihren Hauptsitz in Budapest und inzwischen sechs weitere Niederlassungen
in fünf verschiedenen Ländern (Ungarn, USA, Deutschland, Frankreich und Polen).
Kilgray bietet keine Übersetzungsdienstleistungen an, sondern ist ein reiner SoftwareEntwickler.
Die Produktversionen im Überblick
memoQ 4free
Diese kostenlose Version richtet sich an freiberufliche Übersetzer, die für die Bearbeitung
von komplexen Formaten auf die Technologie und Filtermöglichkeiten eines TM-Systems
zurückgreifen möchten. Oft sind Übersetzer keine Experten im Bereich der DTPProgramme bzw. besitzen diese oft teuren Programme gar nicht und müssten deshalb
Übersetzungsaufträge in diesen Formaten grundsätzlich ablehnen. Mit memoQ 4free
können sie jedoch z. B. FrameMaker- oder InDesign-Dateien besser oder überhaupt
bearbeiten und sind somit in ihrem Angebotsportfolio breiter aufgestellt.
Die Version eignet sich allerdings nicht für große Übersetzungsprojekte oder das
langfristige Arbeiten mit memoQ, da sie die folgenden Einschränkungen beinhaltet:
•
•
•
•
•
Nur eine Datei pro Projekt
Jedes neue Projekt benötigt ein neues TM und eine neue Terminologiedatenbank
(keine Wiederverwendung der früheren TMs möglich)
Keine Alignment-Funktionalität
Keine Zusammenarbeit mit Kunden möglich
Keine Supportleistung
memoQ translator pro
Diese Einzelplatzversion von memoQ richtet sich an freiberufliche Übersetzer und
Überprüfer. Sie verfügt über alle lokalen Funktionalitäten, die kein vernetztes Arbeiten
voraussetzen. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass sich ein Übersetzer mit dieser
Version mit einem memoQ-Server und Online-Ressourcen verbindet und durch einen
Kunden vorbereitete Übersetzungspakete herunterladen oder an Online-Projekten
mitarbeiten kann.
Die Version kostet 620 Euro.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 30 memoQ project manager
Die Projektmanagerversion beinhaltet alle Funktionen der translator pro Version und
bietet darüber hinaus die Möglichkeit, auch mehrsprachige Übersetzungsprojekte zu
erstellen, die an verschiedene Personen delegiert werden können. Außerdem können
Übersetzungspakete erstellt werden, die per E-Mail an andere Übersetzer oder Überprüfer
verschickt werden. Mit der project manager Version stehen auch alle Funktionalitäten zur
Verfügung, die benötigt werden, um einen Übersetzungsserver zu verwalten.
Die Version kostet 1.500 Euro.
memoQ-Server
Mit der Serverversion von memoQ ist es möglich, dass mehrere Benutzer im Team
gleichzeitig zusammenarbeiten oder Aufgaben an verschiedene Übersetzer und
Überprüfer zugewiesen werden. So können Übersetzer einerseits in Echtzeit auf die
Übersetzungseinheiten und Terminologieeinträge anderer zugreifen, andererseits können
Projektmanager problemlos große Projekte auf verschiedene Benutzer aufteilen. Die
Serverversion steht in zwei verschiedenen Versionen zur Verfügung:
•
serverFive enthält einen vollständigen memoQ-Ressourcenserver, zwei mobile Lizenzen
für Projektmanager und drei mobile Lizenzen für Übersetzer. Optional stehen
zusätzliche Pakete mit fünf Lizenzen zur Verfügung, um weitere Übersetzer einbinden
zu können
•
enterprise hat keine Einschränkungen und enthält das komplett dokumentierte
Software Development Kit. Diese Version kann problemlos an firmenspezifische
Anforderungen angepasst und mit Fremdsystemen integriert werden.
Die Preise für beide Versionen sind nur auf Anfrage erhältlich.
Eine Auflistung aller unterstützten Dateiformate befindet sich auf der memoQ-Website
unter dem Stichpunkt „Übersicht“ bei den jeweiligen Versionen.
Die Oberfläche selbst steht in Deutsch, Englisch, Französisch, Japanisch, Polnisch,
Portugiesisch, Russisch, Spanisch und Ungarisch zur Verfügung und kann nach der
Installation flexibel eingestellt werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 31 Evaluierung memoQ
Projektvorbereitung
Zu Beginn kann entweder ein bestehendes TM ausgewählt oder ein neues, leeres TM
erstellt werden, um die TMX-Datei zu importieren. Die Attribute Kunde (BDÜ) und
Fachgebiet (Medizin) können dabei als TM-Attribute bei einem neuen TM angelegt
werden. In den niedrigeren Versionen kann auf die Standardfelder Projekt, Kunde, Domäne
und Fachgebiet zurückgegriffen werden; in der project manager Version sind auch
zusätzliche Felder frei definierbar. Für dieses Übersetzungsbeispiel sind die fest
integrierten Felder allerdings vollkommen ausreichend.
Anschließend wird eine bestehende Termdatenbank ausgewählt oder eine neue erstellt, in
die die Glossareinträge der XLSX-Datei importiert werden können. Während des
Importvorgangs können Sprachen und Datenkategorien innerhalb von memoQ
zugeordnet und die Inhalte problemlos importiert werden. In diesem Zusammenhang ist
anzumerken, dass die Termdatenbank von memoQ über eine begrenzte Anzahl von fest
vorgegebenen Datenkategorien verfügt, die nicht benutzerdefiniert erweitert oder
geändert werden können. Ist eine Kategorie für eine bestimmte Information nicht
vorhanden, muss beim Terminologieimport auf diese Daten verzichtet werden.
Die Erstellung der Datenbanken bzw. der Import der TM- und Terminologiedaten erfolgt
bei memoQ wahlweise vor der Projekterstellung über den Bereich „Ressourcenkonsole“
oder direkt während der Projekterstellung im Projekt-Assistenten selbst.
Im Folgenden wird in memoQ ein neues Übersetzungsprojekt erstellt, das abschließend als
Projektdatei (MPRX) in einem benutzerdefinierten Projektverzeichnis auf der lokalen
Festplatte abgespeichert wird. Ein Projekt-Assistent führt den Benutzer automatisch durch
die einzelnen Schritte und fragt alle für die Projektanlage notwendigen Daten ab. Im
ersten Fenster werden die Projektinformationen, wie Projektname, Kundenname (BDÜ)
und Fachgebiet (Medizin) angegeben. Außerdem werden Ausgangs- und Zielsprache
festgelegt, wobei erst ab der project manager Version auch mehrsprachige
Übersetzungsprojekte angelegt werden können.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 32 Im nächsten Schritt werden die zu übersetzenden Dateien ausgewählt, die direkt nach der
Auswahl gemäß den hinterlegten Dateifiltern importiert werden. Über die Funktion
„Import“ wird die Standardvorlage ohne weitere Konfigurationsmöglichkeiten verwendet,
wohingegen über die Funktion „Import mit Optionen“ die Importeinstellungen für ein
Dokument vor dem Import direkt an die benutzerspezifischen Bedürfnisse angepasst
werden können. Bei einem Word-Dokument kann beispielsweise eingestellt werden, ob
Kommentare, Indexeinträge oder ausgeblendeter Text importiert werden sollen.
Während des Imports der verschiedenen Dateien wird gleichzeitig eine HTML-Vorschau für
den Übersetzungseditor erstellt, die für eine bestimmte Auswahl an Formaten zur
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 33 Verfügung steht (eine Übersicht dazu befindet sich auf der Homepage von memoQ oder
im Anwenderhandbuch). Sie wird später für die Echtzeit-Vorschau während der
Übersetzung benötigt.
Die XML-Datei konnte problemlos mit dem Standard XML-Filter importiert werden.
Gleichzeitig hätte aber vor dem Import eine DTD hinzugefügt werden können oder die
Tags aus der zu importierenden Datei ausgelesen und anschließend zugeordnet werden
können. Der Umgang mit XML-Dateien ist somit für den Benutzer sehr einfach und intuitiv.
In den nächsten beiden Fenstern werden nun das TM und die Terminologiedatenbank
ausgewählt, die im Vorfeld erstellt wurden. Grundsätzlich können einem Projekt beliebig
viele TMs und Terminologiedatenbanken zugeordnet werden. Bei der TM-Auswahl muss
allerdings eine Datenbank als primär gekennzeichnet sein, damit festgelegt ist, in welches
TM die neuen Übersetzungseinheiten gespeichert werden, wohingegen bei den
Terminologiedatenbanken mit einer Priorisierung gearbeitet wird. Die Datenbank mit der
höchsten Priorität ist damit auch die Standard-Datenbank, in der neue Benennungen
gespeichert werden.
Abschließend wird das Projekt erstellt und eine Übersicht der einzelnen
Übersetzungsaufgaben in der Projektzentrale (Übersicht zu einem Projekt und den
dazugehörigen Einstellungen) automatisch geöffnet. Von hier aus können die einzelnen
Dokumente nacheinander und/oder gleichzeitig im Übersetzungseditor geöffnet werden
oder Projekteinstellungen noch einmal geändert werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 34 Die Analyse der zu übersetzenden Dokumente wird über die Funktion „Statistiken“
gestartet, dabei kann eine Analyse wahlweise für eine benutzerdefinierte Auswahl der
Dateien oder für das ganze Projekt durchgeführt werden. Die Analyse wird je nach
Einstellung nach der memoQ- oder Trados-Zählweise durchgeführt (in diesem Beispiel
wurde die memoQ-Analyse gewählt). Unterschiede gibt es beispielsweise bei der
Zählweise von Zahlen, die bei Trados nur als eigenständiges Wort gezählt werden, wenn
sie Teil eines Segments sind. In memoQ hingegen werden alle Zahlen, die im Text
vorkommen, als Wort gezählt. Die Ergebnisse können sich deshalb bei Texten mit vielen
Zahlen mehr oder weniger gravierend unterscheiden. Die Matchbereiche sind bei beiden
Analysen identisch und können nicht individuell angepasst werden.
Während der Übersetzung
Die Übersetzung erfolgt im internen memoQ Editor, wobei jedes Dokument in einer neuen
Registerkarte geöffnet wird, so dass jederzeit zwischen der Ansicht „Projektzentrale“ und
den im Übersetzungseditor geöffneten Dokumenten hin und her gewechselt werden
kann, ohne eine Übersetzung zwischendurch schließen zu müssen.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 35 Die Vorübersetzung eines Dokuments ist optional und kann manuell im Editor gestartet
werden. Dabei kann festgelegt werden, ob nur 101%-Matches (100%-Matches plus
Kontext-Übereinstimmung) und/oder auch 100%-Matches oder Fuzzy Matches mit einem
bestimmten Übereinstimmungsgrad eingefügt werden. Außerdem kann definiert werden,
ob 101%-/100%-Matches nach der Vorübersetzung direkt bestätigt und gesperrt werden,
so dass sie nicht mehr bearbeitet werden können.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 36 Nach der Vorübersetzung sind die unterschiedlichen Match-Bereiche direkt hinter jedem
Segment mit verschiedenen Farben gekennzeichnet und enthalten die Angabe zur
Übereinstimmung beim Einfügen des Übersetzungsvorschlags.
Darstellung der einzelnen Matches
Optisch wird bei memoQ kein Unterschied zwischen der Kennzeichnung von 100%Matches und Fuzzy Matches gemacht. Im Editor wird lediglich bei der Vorübersetzung eine
andere Farbe hinzugefügt, im Ergebnis-Fenster sieht der Match farblich allerdings
identisch aus.
Bei einem Fuzzy Match werden die Textunterschiede in einem zusätzlichen Fenster farblich
markiert bzw. hinzugefügt und der Originalsatz als Referenz oberhalb der gefundenen
Übersetzungseinheit noch einmal als Kopie angezeigt. Zusätzlich wird im selben Fenster
neben den Verwaltungsdaten der Übereinstimmungsgrad angegeben.
Das Ergebnisse-Fenster zeigt nicht nur Treffer aus dem Translation Memory, sondern auch
Treffer aus verschiedenen anderen im Projekt eingebundenen Quellen (z. B.
Terminologiedatenbank, LiveDocs, usw.) an. Aus diesem Grund werden Treffer aus
verschiedenen Quellen mit Icons in unterschiedlichen Farben markiert. Treffer aus dem
Translation Memory werden beispielsweise rot markiert.
Wenn kein Treffer für ein Segment gefunden wurde, gibt es in memoQ zwei Möglichkeiten
eine Konkordanzsuche zu starten. Einerseits werden im Ergebnisse-Fenster automatisch
Such-Strings vorgeschlagen, die in einer durch den Benutzer definierten Häufigkeit im TM
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 37 vorkommen (Teilstring-Konkordanzvorschlag – LSC). Diese können direkt über Doppelklick
oder eine entsprechende Tastenkombination im TM gesucht werden.
Andererseits kann jederzeit eine manuelle Konkordanzsuche für ein individuell
ausgewähltes Wort oder eine Wortkombination durchgeführt werden. Die Ergebnisse
werden in einem separaten Fenster dargestellt, in dem noch weitere Einstellungen
vorgenommen werden können. Die Darstellung der Trefferliste unterscheidet sich von
anderen Systemen, da hier verschiedene Ansichten, wie z. B. eine KWIC-Darstellung,
ausgewählt werden können.
Übereinstimmungen mit der Termdatenbank werden im Quelltext hellblau unterlegt, so
dass der Übersetzer direkt darauf hingewiesen wird, dass ein Eintrag bereits existiert. Im
Ergebnisse-Fenster werden diese Treffer mit einem blauen Icon gekennzeichnet und die
Übersetzung wird direkt angezeigt.
Editor:
Terminologiedatenbank:
Neue Benennungen, die z. B. während der Übersetzung recherchiert wurden, können
schnell als neue Einträge in die Terminologiedatenbank übernommen werden. Dafür
werden die Benennungen in der Quell- und Zielsprache markiert und über die Option
„Benennung hinzufügen“
in die Termdatenbank gespeichert. Vor der Speicherung
öffnet sich die Eingabemaske für einen neuen Eintrag, in dem beide Benennungen bereits
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 38 eingefügt sind und die Felder für die Zusatzinformationen zum Ausfüllen angeboten
werden. Nach der Bestätigung steht der neue Eintrag direkt zur Verfügung.
Falsche Segmentierungen bzw. die benutzerdefinierte Änderung der vorgeschlagenen
Segmentierungen können durch die beiden Optionen „Segment teilen“ oder „Segmente
zusammenfügen“ während der Übersetzung beeinflusst werden. Dabei wird beim
Zusammenführen einfach das nächste Segment dazu genommen und bei der Teilung das
Segment an der Stelle geteilt, an der der Cursor platziert ist.
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass memoQ im Gegensatz zu vielen anderen
TM-Systemen bei Bedarf die Möglichkeit bietet, auch den Quelltext während der
Übersetzung im internen Editor zu ändern.
Die Vorschau des eigentlichen Textes inklusive der Originalformatierung wird im Editor
über ein separates Fenster „Anzeigebereich“ gelöst. Die Echtzeitvorschau steht bei der
Übersetzung für die folgenden Dateiformate zur Verfügung: HTML-Dateien, MS Word- und
Rich-Text-Dateien (*.doc, *.rtf), MS Excel (*.xls, *.xlt), MS PowerPoint (*.ppt, *.pps, *.pot,
*.pptx, *.potx), XML (*.xml) und alle auf XML basierenden Formate, memoQ-XLIFF-Dateien
(*.mqxliff, *.mqxlz), die aus den eben genannten Formaten erstellt wurden, TTX-Dateien
aus SDL Trados sowie TXT-Dateien. Zusätzlich können InDesign-Dateien über das
sogenannte „Language Terminal“ (www.languageterminal.com) importiert werden und
haben auf diese Weise auch eine Echtzeit-Vorschau.
In dem Vorschaufenster wird das aktive Segment rot umrandet, so dass der Übersetzer
direkt erkennen kann, an welcher Stelle gerade übersetzt wird. Diese Interaktion mit dem
Vorschaufenster ersetzt ein zusätzliches Fenster, wie es häufig bei anderen Systemen der
Fall ist und integriert sich somit bei Bedarf direkt in die Übersetzungsumgebung.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 39 Außerdem kann dieser Anzeigebereich auch für den Überprüfungsprozess verwendet
werden, d. h., die durch die Qualitätssicherung gefundenen Fehler werden hier der Reihe
nach aufgelistet und erläutert und können so nacheinander abgearbeitet werden. Die
ebenfalls hier integrierte Funktion „Änderungen im Editor anzeigen“ bietet die
Möglichkeit, dass Unterschiede zwischen den Segmenten (Quell- und Zieltext) und der
gespeicherten Übersetzungseinheit im TM in einer Art „Änderungen nachverfolgen“
Ansicht dargestellt werden.
Übersetzungsspezifische Herausforderungen
Interne Formatierungen:
Bei memoQ werden die Texte im Übersetzungseditor standardmäßig in derselben
Schriftart und Schriftgröße angezeigt, unabhängig davon, ob im Originaldokument
unterschiedliche Schriftarten bzw. Schriftgrößen verwendet wurden. Diese Anzeige kann
aber z. B. für ostasiatische Schriftarten angepasst werden.
Interne Formatierungen, wie Fettdruck oder kursive Schreibweise, sind im Editor allerdings
direkt zu sehen und können über Standardschaltflächen für Formatierungen oder
entsprechende Tastenkombinationen problemlos auf den entsprechenden Bereich im
Zieltext übertragen werden.
Bilder:
Bilder werden bei memoQ nicht im Editierfenster selbst sondern über die Vorschau
angezeigt. Da diese allerdings direkt im Editor integriert ist, bietet das für den Übersetzer
keine Nachteile.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 40 Zahlen:
Zahlen und Zahlenformate werden während der Übersetzung je nach Einstellung optisch
im Quelltext hervorgehoben. Sie werden zusätzlich durch die Qualitätsprüfung während
der Übersetzung geprüft und bei falscher Übersetzung auch direkt als Fehler hinter dem
Segment markiert
oder im Anzeigebereich „Überprüfung“ angezeigt.
Hyperlinks:
Links werden als bearbeitbarer Text dargestellt. Die Funktion des Hyperlinks wird dabei
über Tags gesteuert. Verborgene Links, wie das Beispiel „hier“ werden leider nicht
dargestellt und können nur nach dem Export angepasst werden.
Fußnoten:
Fußnoten werden von memoQ problemlos erkannt und als Tag im Text gekennzeichnet.
Die Fußnote selbst erscheint als Segment unterhalb des Absatzes, in dem die Fußnote
vorkommt, so kann sie direkt im Zusammenhang übersetzt werden.
Interne Wiederholungen:
Wiederholungen werden im Editor optisch markiert, so dass der Übersetzer sofort sieht,
welche Segmente noch einmal im Text in identischer Form vorkommen. Das automatische
Einfügen der Übersetzung für identische Segmente kann optional eingestellt werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 41 Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei):
Bei der Bearbeitung von XML-Dokumenten werden im Editor keine externen Tags
angezeigt, somit kann sich der Übersetzer voll und ganz auf die Übersetzung des
eigentlichen Textes konzentrieren. Lediglich interne Tags müssen in den Zieltext
übernommen werden.
Übersetzungsabschluss
Wird während der Übersetzung ein Segment als „Bestätigt“ gekennzeichnet, wird im
selben Moment eine neue Übersetzungseinheit im TM erstellt. Dies kann auch am Ende
über die Batch-Funktion „Zeilen bestätigen und aktualisieren“ durchgeführt werden.
Die fertigen Übersetzungen können wahlweise direkt aus dem Übersetzungseditor selbst
oder in der Projektzentrale über die Ansicht „Übersetzungen“ in das Originalformat zurück
exportiert werden.
Außerdem können Übersetzungen auch in zweisprachige Dokumente exportiert werden,
z. B. XLIFF, um sie mit anderen Systemen auszutauschen, aber auch in ein RTF-Format, das
erlaubt, dass die Änderungen wieder in memoQ importiert werden können.
Fazit:
Die Arbeit mit memoQ hat gezeigt, dass das System sehr gut auf Übersetzer und die
Übersetzungsindustrie zugeschnitten ist, da auch die Entwickler umfangreiche
Erfahrungen im Übersetzungsbereich haben. Die Handhabung des Systems ist sehr einfach
und intuitiv. Es gibt viele kleine Funktionen, die das Übersetzen selbst erleichtern,
qualitativ erhöhen und schneller machen. Zum Beispiel werden bei Bedarf Vorschläge aus
bestehendem TMs bzw. Referenzmaterial gemacht (Muse) oder Elemente aus dem
Ausgangstext mit einer einfachen Tastenkombination übernommen (AutoPick).
Es gibt bei memoQ keine versteckten Kosten oder Einschränkungen bei den
Funktionalitäten. Der Support, die Updates und die Wartung sind für das erste Jahr im
Kaufpreis enthalten.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 42 MemSource 4.1
MemSource Technologies wurde 2010 von David Canek in Prag gegründet. Damit gehört
MemSource zu den neueren Translation-Memory-Systemen auf dem Markt. Es ist ein TMSystem, das auf die neue Technologie der Cloud-basierten Arbeit aufbaut und so ohne
aufwendige Installation eine komplette Übersetzungsumgebung zu Verfügung stellt.
Einzige Voraussetzung für das Arbeiten mit MemSource ist deshalb lediglich eine
Internetverbindung und ein Browser.
Es gibt aber auch einen MemSource Server, der als eigene Installation aufgebaut und
genutzt wird. In diesem Fall wird die Systemwartung nicht von MemSource sondern direkt
vom Kunden durchgeführt.
2011 erschien die erste Betaversion von MemSource (Cloud), die seither kontinuierlich
weiterentwickelt wurde.
Die Produktversionen im Überblick
Personal
Die Personal-Version ist eine kostenlose Version von MemSource, die sich an
Gelegenheitsübersetzer richtet. Sie beinhaltet viele Funktionen der größeren Versionen,
hat aber auch einige Einschränkungen:
•
•
•
Maximale Anzahl der zu übersetzenden Dateien: 2
Maximale Dateigröße: 10MB
Nur Community-Support
Es können allerdings eigene Projekte, TMs und Termbanken erstellt werden und auch die
Schnittstelle zur maschinellen Übersetzung und die Integration der QA-Kriterien sind
verfügbar. So können freiberufliche Übersetzer problemlos kleinere Übersetzungsprojekte
damit abwickeln.
1+ Freelancers
Diese Version ist die klassische Version für Freiberufler. Sie eignet sich für 1 Freiberufler
oder für eine Gruppe von Übersetzern, die zusammenarbeiten möchten. Es gibt bei dieser
Version keine Einschränkung bezüglich der Anzahl der Projekte, Translation-Memorys,
Termbanken oder des Umfangs eines Übersetzungsjobs. TMs und Termbanken können bei
Bedarf mit anderen Freiberuflern geteilt werden und Übersetzungsjobs können auch
zwischen mehreren Benutzern aufgeteilt werden.
Der Preis für diese Version beläuft sich auf 20 Euro pro Monat.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 43 Team Start
Diese Version richtet sich an kleinere Übersetzungsdienstleister und enthält mindestens 1
Lizenz für einen Projektmanager und 10 Lizenzen für Übersetzer. Die Lizenzpakete können
allerdings jederzeit aufgestockt werden. Die Team-Start-Version umfasst alle Funktionen
der Freelancer-Version und bietet zusätzlich noch folgende Funktionen:
•
•
•
Übersetzungsprojekte können Übersetzern und Korrekturlesern zugewiesen werden
Der Projektmanager kann Übersetzungsprojekte in Echtzeit kontrollieren
Es gibt einen technischen E-Mail-Support
Der Preis für diese Version beläuft sich auf 100 Euro pro Monat.
Team
Diese Version richtet sich an mittelständische und große Übersetzungsdienstleister. Auch
hier sind im Standardpaket zunächst 1 Lizenz für einen Projektmanager und 10 Lizenzen
für Übersetzer und Korrekturleser enthalten. Es kann aber eine unbegrenzte Anzahl von
Benutzern angelegt werden, die wahlweise auf aktiv oder inaktiv gesetzt werden kann.
Darüber hinaus gibt es in dieser Version eine Workflow-Komponente, über die
Arbeitsschritte wie Übersetzung, Lektorat, Korrektorat, usw. definiert und zugewiesen
werden können. Darüber hinaus können jedem Projektmanager-Account noch 2
zusätzliche Gäste-Accounts hinzugefügt werden.
Das Mindestabonnement für diese Version umfasst 3 Projektmanagerkonten und der Preis
beläuft sich pro „Projektmanagerpaket“ auf 130 Euro pro Monat.
Ultimate
Diese Version ist die größte Version von MemSource und richtet sich ausschließlich an
große Übersetzungsunternehmen. Sie beinhaltet zusätzlich die MemSource APIs, über die
auch Drittsysteme angebunden werden können.
Das Mindestabonnement für diese Version liegt bei 5 Projektmanagerkonten (je 1 PM + 10
Übersetzer) und der Preis dafür beläuft sich jeweils auf 180 Euro pro Monat.
Die Weboberfläche von MemSource (MemSource Cloud) steht in den Sprachen Chinesisch,
Deutsch, Englisch (GB und US), Griechisch, Japanisch, Portugiesisch, Russisch, Slowakisch,
Spanisch und Tschechisch zur Verfügung und ist flexibel einstellbar. Für alle
Produktvarianten steht der kostenlose MemSource Editor zur Verfügung, der lokal
installiert wird und in dem auch offline gearbeitet werden kann. Allerdings können die TMs
und Terminologiedatenbanken nicht lokal gespeichert werden, sondern nur der zu
übersetzende Text. Die Oberfläche des Editors ist lediglich auf Englisch verfügbar.
Die unterstützten Dateiformate werden auf der Seite http://wiki.memsource.com
beschrieben, wo die Dokumentation zu MemSource zu finden ist.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 44 Evaluierung MemSource
Projektvorbereitung
In MemSource stehen nach dem Einloggen drei verschiedene Registerkarten für die
Verwaltung der Projekte, der Translation Memorys und der Terminologiedatenbanken zur
Verfügung. In der Registerkarte zur TM-Verwaltung können neue Translation Memorys
erstellt oder auch externe Daten (z. B. TMX-Dateien) in ein bestehendes TM importiert
werden. Dieser Vorgang ist unabhängig von der Projekterstellung, da die TMs – und auch
die Terminologiedatenbanken – erst im Nachhinein einem Projekt zugeordnet werden. Der
Import der TMX-Datei gestaltet sich als sehr einfach. Nach der Auswahl der TMX-Datei
werden die Übersetzungseinheiten importiert. Die zusätzlichen Attribute Kunde und
Fachgebiet können ebenfalls importiert werden, allerdings muss dabei darauf geachtet
werden, dass die Informationen in der TMX-Datei einer bestimmten Bezeichnung
entsprechen. Nähere Erläuterungen hierzu findet man im Benutzerhandbuch.
Der Import der XLSX-Datei ist ebenfalls sehr intuitiv und schnell. Beim Import von ExcelDateien muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Spaltenbezeichnung ein
gültiges Sprachkürzel – in diesem Fall „de“ und „en“ enthält. Die Terminologiedatenbank
von MemSource ist im Moment noch sehr einfach aufgebaut. Sie hat eine feste
Eintragsstruktur und ist nicht beliebig konfigurierbar. Sie verfügt derzeit über die
Zusatzattribute „Status“ (Neu, Genehmigt), „Verboten“ (ja, nein), „Verwendung“ und
„Hinweis“. Aber auch eine kleinere Eintragsstruktur kann je nach Einsatzbereich erst einmal
vollkommen ausreichend sein.
Im Folgenden wird nun ein neues Projekt erstellt. Dabei wird ein Name für das Projekt
eingegeben und die Ausgangs- und Zielsprache(n) ausgewählt. Darüber hinaus können in
diesem Schritt Einstellungen zur Verwendung der Maschinellen Übersetzung und der
Qualitätskriterien vorgenommen sowie die Optionen für die Rechtschreibprüfung
verfeinert werden.
Nachdem das Translation Memory und die Terminologiedatenbank zugeordnet wurden,
müssen nun noch die Dateien importiert werden, die innerhalb des Projekts bearbeitet
werden sollen. Diese werden über den Bereich Jobs hinzugefügt. Hier wird direkt eine Liste
aller bearbeitbarer Dateiformate und ihren jeweiligen Einstellungsmöglichkeiten
angezeigt, die direkt vor dem Dateiimport individuell angepasst werden können. In einem
Projekt können beliebig viele Dateien mit unterschiedlichen Dateiformaten verwaltet
werden. Diese können entweder manuell oder als ZIP-Paket hochgeladen werden, sodass
sie alle auf einmal eingelesen werden können.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 45 Der Import der Word- und PowerPoint-Datei war ohne weitere Einstellungen möglich,
allerdings mussten für den Import der XML-Datei einige kleinere Einstellungen gemacht
werden. Bei der Joberstellung – im Bereich XML – mussten in diesem Fall die Angabe zu
internen Tags hinterlegt werden. Da es sich in diesem Beispiel um eine sehr einfache XMLDatei handelt, mussten keine weiteren Einstellungen vorgenommen werden. Eine solche
Definition kann durchaus komplexer ausfallen und damit sehr viel aufwendiger sein.
Die Zusatzattribute Medizin und BDÜ werden nicht beim Projekt, sondern beim TM
abgelegt und werden mit jeder neuen Übersetzungseinheit gespeichert. Beim Projekt
selbst kann eine solche Zusatzinformation lediglich im Hinweisfeld der
Projekteigenschaften hinterlegt werden.
Die Analyse der Projektdateien kann wahlweise für eine benutzerspezifische Auswahl an
Dateien innerhalb eines Projekts oder für alle Projektdateien erfolgen. Die
Analyseübersicht bietet neben den Abrechnungseinheiten Wörter und Zeichen auch die
Möglichkeit eine vordefinierte Preisliste anzuwenden, um beispielsweise die Abzüge für
Fuzzy-Matches und 100%-Matches direkt auf die Analyse anzuwenden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 46 Während der Übersetzung
Die Übersetzung der Dateien erfolgt je nach Version im lokal installierten MemSource
Editor oder im Web Editor. In beiden Fällen muss eine Internetverbindung bestehen, da im
lokal installierten Editor nur der heruntergeladene Text geöffnet wird, das TM und die
Terminologiedatenbank aber online eingebunden werden. Das Format, in dem die zu
bearbeitenden Dateien für den Editor zu Verfügung stehen, ist das systeminterne Format
MXLIFF.
Da die beiden Oberflächen bis auf wenige Kleinigkeiten optisch und funktional identisch
sind, werden im Folgenden ausschließlich Screenshots aus dem lokal installierten Editor
verwendet.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 47 Die Vorübersetzung der importierten Dokumente ist optional und erfolgt innerhalb des
Projekts und vor dem Öffnen der Datei im Editor. Dabei können verschiedene
Einstellungen vorgenommen werden, wie z. B. das Befüllen eines Zielsegments mit dem
Ausgangssatz, wenn kein Treffer im TM gefunden wurde.
Darstellung der einzelnen Matches
Im Editor selbst wird bei MemSource keine farbliche Kennzeichnung der Matches
vorgenommen. Dafür werden alle für das Segment relevanten Treffer auf der rechten Seite
in einem gemeinsamen Fenster (CAT) angezeigt und dort entsprechend unterschiedlich
farbig markiert.
100%-Matches werden z. B. grün markiert und bekommen zusätzlich die Matchquote
100% (für die identische Übereinstimmung) oder 101% (für die identische
Übereinstimmung inklusive identischem Kontext) zugeordnet. Die Übernahme in den
Editor kann wahlweise per Mausklick oder auch automatisch erfolgen und hängt von den
benutzerdefinierten Einstellungen ab.
Ein Fuzzy Match wird ebenfalls im CAT-Fenster angezeigt und orange gekennzeichnet.
Auch hier wird der Übereinstimmungsgrad angegeben. Zusätzlich wird in einem separaten
Fenster darunter angezeigt, wo die Unterschiede zwischen dem gespeicherten Segment
und dem neu zu übersetzenden Segment liegen.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 48 Sollte es keinen Treffer für ein Segment geben, bekommt der Benutzer einerseits im oben
erwähnten Fenster Vorschläge aus der gegebenenfalls aktivierten maschinellen
Übersetzung angezeigt, die blau markiert sind und die Beschriftung MT erhalten.
Außerdem besteht jederzeit die Möglichkeit, eine Konkordanzsuche zu starten, wenn nach
einem bestimmten Wort oder Teilsatz im TM gesucht werden soll. Die Konkordanzsuche
kann wahlweise direkt aus dem Editor heraus oder manuell gestartet werden. Die
Ergebnisse werden im selben Fenster angezeigt wie die Treffer für die Übereinstimmungen
mit dem TM, allerdings öffnet sich automatisch die nächste Registerkarte „Search“.
Die Übereinstimmungen mit der Terminologiedatenbank werden im aktiven Segment des
Quelltextes gelb unterlegt und ebenfalls auf der rechten Seite zusammen mit den anderen
Treffern in der Registerkarte „CAT“ angezeigt. Sie werden dort ebenfalls gelb
gekennzeichnet und mit „TB“ (Termbase) markiert.
Editor:
Terminologiedatenbank:
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 49 Sollen während der Übersetzung neue Benennungen in die Terminologiedatenbank
aufgenommen werden, werden die Wortpaare nacheinander markiert und dann über die
Option „Add Term“ in eine Art Zwischenanzeige kopiert, in der sie vor der endgültigen
Speicherung noch weiter bearbeitet werden können. Diese Anzeige erscheint automatisch
am unteren Bildschirmrand, sobald neue Termini hinzugefügt werden.
Falsche Segmentierungen können problemlos im Editor während der Übersetzung
behoben werden und auch eine benutzerdefinierte Anpassung der Segmentierung ist
jederzeit möglich. Hierfür stehen die beiden Funktionen „Split Segment“ und „Join
Segments“ zur Verfügung.
Darüber hinaus bietet MemSource die Möglichkeit, den Quelltext im Editor zu verändern.
Über die Funktion „Edit Source“ wird der Quelltext im aktuellen Segment grün unterlegt
und ist somit im Editiermodus. Fehler im Quelltext können so leicht behoben werden und
der Übersetzer muss keine vermeintlich falschen Texte im TM speichern, wie es oft bei
anderen Systemen der Fall ist.
Während der Übersetzung hat der Benutzer jederzeit die Möglichkeit den Quelltext (View
Original) und den Zieltext (Preview Translation) im Original-Dateiformat anzeigen zu
lassen. Das Dokument öffnet sich nicht in einem internen Vorschaufenster – wie es bei
vielen anderen Tools der Fall ist – sondern direkt in der Originalapplikation (z. B. MS Word).
Von hier aus könnte eine Übersetzung also auch direkt im Originalformat abgespeichert
werden, wenn sie beendet ist.
Übersetzungsspezifische Herausforderungen
Interne Formatierungen:
Der Text wird unabhängig vom Original in einer Schriftart und Schriftgröße dargestellt, die
internen Formatierungen sind aber direkt zu sehen und können auch entsprechend über
Icons auf den Zieltext übertragen werden. Alle weiteren Formatierungen, wie z. B. andere
Schriftart oder Schriftfarbe, werden im Editor mit Tags gekennzeichnet und können so auf
den Zieltext übertragen werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 50 Bilder:
Bilder werden im MemSource Editor nicht angezeigt und können nur über die Vorschau
eingesehen werden. Wenn ein Bild nicht direkt innerhalb eines Satzes integriert ist, fällt
zunächst nicht auf, dass überhaupt ein Bild im Text existiert. Ansonsten wird es ebenfalls
mit einem Tag markiert.
Zahlen:
Zahlen oder Zahlenformate werden im Editor nicht optisch gekennzeichnet, aber durch
einen QA Check überprüft. Welche QA-Kriterien für die Übersetzung verwendet werden,
wird nicht im Editor, sondern während der Projektanlage bei den Projekteinstellungen
festgelegt.
Im Editor können dann die aktivierten Kriterien in einem separaten Fenster (Registerkarte
QA) jederzeit überprüft werden. Die Zahlenprüfung sucht in diesem Fall aber nur nach der
korrekten Schreibweise (Ziffern wie im Original) und nach fehlenden Zahlen, überprüft
aber nicht das korrekte Format, wie z. B. bei Datumsangaben.
Hyperlinks:
Hyperlinks werden im Text mit Tags gekennzeichnet. Die Übernahme der Tags erhält
damit auch die Funktion. Ist der Link an sich im Text zu sehen, kann dieser natürlich auch
geändert werden, ist er allerdings hinter einem Text verborgen, muss er im Nachhinein
nach dem Export im Originalformat angepasst werden.
Fußnoten:
Fußnoten und deren Funktion werden ebenfalls mit Tags gekennzeichnet. Die Übernahme
des Tags gewährleistet somit, dass die Funktion im Zieltext auch vorhanden ist. Die
Fußnote selbst wird allerdings direkt am Anfang des Textes angezeigt und steht nicht
direkt im Zusammenhang mit dem Absatz, der die Fußnote enthält. Da es auch keine
Kontextinformation gibt, kann dies vor allem bei langen Texten für den Übersetzer
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 51 verwirrend sein, da Informationen am Anfang zusammenstehen, die inhaltlich gar nicht
zusammenstehen sollen.
Interne Wiederholungen:
Exakte Wiederholungen innerhalb eines Textes werden optisch mit drei kleinen blauen
Pfeilen gekennzeichnet. Die Segmente werden nach der Bestätigung der ersten
Übersetzung direkt überall im Text übersetzt und ebenfalls bestätigt.
Soll eine Wiederholung einmal nicht so übersetzt werden wie das identische Segment an
einer anderen Stelle im Text, dann kann eine „Repetition Exception“ gesetzt werden. Auf
diese Wiese kann eine andere Übersetzung eingegeben werden.
Umgang mit internen und externen Tags (XML-Datei):
Externe Tags werden im MemSource überhaupt nicht angezeigt. Die internen Tags
werden, wie bereits oben erwähnt, nur angezeigt, wenn sie als solche zuvor definiert
wurden. Dann erscheinen sie als durchnummerierte Tags, die aber auch mit vollständigem
Text dargestellt werden können, damit der Übersetzer sehen kann, welche Funktion sie im
Text erfüllen.
Übersetzungsabschluss
Wenn im MemSource Editor ein Segment bestätigt wird (Confirm Segment), dann wird es
in diesem Moment auch im TM gespeichert. Da das TM nicht lokal abgespeichert wurde,
sondern nach wie vor in der Cloud liegt, können in diesem Moment auch andere direkt die
Übersetzungseinheit sehen, wenn sie mit demselben TM arbeiten.
Der Übersetzer könnte nun über die Vorschaufunktion das Zieldokument direkt
abspeichern oder er lädt das fertige Dokument auf den Sever hoch. In diesem Moment
erhält es in der Jobs-Übersicht automatisch den Status 100%.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 52 Im Projektmanagement können nun alle ausgewählten Dateien eines Projekts über
heruntergeladen und im Originalformat gespeichert werden.
Fazit:
Der Grund für den wachsenden Erfolg des Cloud-basierten Modells von MemSource liegt
in der schnell wachsenden Internet-Gemeinschaft, zu der die große Mehrheit der
professionellen Übersetzer und ihrer Auftraggeber gehört. Übersetzer sind zunehmend
mobil und arbeiten an verschiedenen Computern. Sie sind auch nicht mehr in gleichem
Maße an ein bestimmtes Betriebssystem gebunden, sondern nutzen immer häufiger nicht
übersetzertypische Plattformen (z. B. Mac, Linux). Web-Anwendungen haben den
entscheidenden Vorteil, dass sie immer und überall genutzt werden können und leichter
zu konfigurieren sind. Die Übersetzer benötigen nur einen Browser und eine
Internetverbindung oder arbeiten lokal mit dem kostenlosen MemSource Editor, über den
auch offline an einer Übersetzung gearbeitet werden kann. Die neuen Übersetzungen
werden automatisch bei einer erneuten Verbindung synchronisiert.
Die auf einem Webserver installierte Software ist immer auf dem aktuellsten Stand und die
anfänglichen Investitionen beschränken sich auf ein Minimum. Außerdem sind CloudSysteme für die kooperative Arbeit ideal geeignet.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 53 SDL Trados Studio 2014
Die Trados GmbH wurde 1984 zunächst als Sprachdienstleister gegründet. Bald begannen
jedoch ihre Gründer mit der Entwicklung eines computergestützten Übersetzungssystems.
1992 bzw. 1994 wurden die Systeme MultiTerm (Terminologiedatenbank) und Translator’s
Workbench (Translation Memory) für Windows auf den Markt gebracht. 2005 übernahm
SDL International, einer der größten Übersetzungsdienstleister weltweit mit Hauptsitz in
Maidenhead (Großbritannien), den Trados-Konzern, obwohl sie bis dahin auch ein eigenes
TM-System (SDLX) auf dem Markt hatten. Nach einer Übergangsphase von vier Jahren
erschien 2009 SDL Trados Studio 2009 als alleiniges TM-System von SDL, das inzwischen in
der dritten Version als SDL Trados Studio 2014 zur Verfügung steht. SDL Trados Studio löste
damals die anderen beiden Systeme ab und ist seither in einem vollkommen neuen Design
und vielen neuen Funktionalitäten verfügbar.
Die Produktversionen im Überblick
SDL Trados Studio 2014 Starter Edition
Die Starter Edition ist eine kostengünstige Einsteigerversion für Freelancer, die vielleicht
ihre Projekte nicht immer mit Trados erstellen und bearbeiten. Mit dieser Version kann
man sich in jedes beliebige Übersetzungsprojekt von außen einklinken, wie z. B.
Empfangen von Übersetzungspaketen oder Online-Zusammenarbeit mit GroupShare. Die
Lizenz ist zeitlich begrenzt und muss nach Ablauf eines Jahres wieder erneuert werden. Mit
99 Euro/Jahr ist sie zwar die günstigste Version, sie hat aber im Vergleich zu den anderen
Versionen viele Einschränkungen, wenn man eigene Projekte anlegen möchte, wie z. B.:
•
•
•
•
•
Maximal 5.000 Übersetzungseinheiten pro Translation-Memory-Datei
Keine Batch-Funktionalitäten, so kann z. B. keine Analyse erstellt werden
Die Zusatzfunktionen AutoSuggest und PerfectMatch sind nicht vorhanden
Keine Terminologieverwaltung in SDL MultiTerm
Kein SDL-Support
SDL Trados Studio 2011 Freelance (Plus)
Die Freelance-Version von SDL Trados ist die klassische Version für freiberufliche
Übersetzer. Sie enthält alle wichtigen lokalen Funktionalitäten und hat lediglich
Einschränkungen, die sich meist auf das vernetzte Arbeiten beziehen:
•
•
•
•
•
Maximale Unterstützung von 5 Sprachen
SDL-Pakete können nicht erstellt werden
AutoSuggest ist als kostenpflichtiges Add-on verfügbar
PerfectMatch kann nur verwendet, aber nicht erstellt werden
Kann nicht in Unternehmensnetzwerke integriert werden
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 54 Diese einfache Freelance-Version, die auf nur einem Computer installiert werden kann, ist
für 695 Euro erhältlich, wohingegen die Plus-Version, die einen zweiten Lizenzschlüssel für
eine weitere Installation beinhaltet, 820 Euro kostet.
SDL Trados Studio 2014 Professional
Die Professional-Version verfügt über alle Funktionalitäten, die bei den oben genannten
Versionen noch als Einschränkungen beschrieben wurden. Sie ist also für alle Sprachen
einsetzbar und es können beliebig viele TMs und Terminologiedatenbanken für ein Projekt
ausgewählt werden. Der Preis für diese Version beläuft sich auf 2.895 Euro.
SDL Studio GroupShare 2014
SDL Studio GroupShare wird für das vernetzte Arbeiten von Übersetzer-Teams oder aber
auch in großen Unternehmen eingesetzt, um SDL Trados Studio und SDL MultiTerm
gemeinsam nutzen zu können. Mit SDL Studio GroupShare arbeiten Teams auf einer
serverbasierten Plattform zusammen und können so auf dieselben TMs und
Terminologiedatenbanken gleichzeitig zugreifen. Projektmanager haben auf diese Weise
die Möglichkeit, den Überblick über laufende Projekte zu behalten und die Durchlaufzeiten
für Übersetzungen zu verkürzen.
Es ist geplant, dass GroupShare in Kürze auch als Cloud-Variante zur Verfügung steht.
SDL TMS
Das SDL Translation Management System (TMS) richtet sich an Unternehmen mit großem
Übersetzungsaufkommen, damit große und komplexe Lokalisierungsprozesse abgebildet
werden können. Das System besteht aus einer Anwendungssuite, die den gesamten
Übersetzungsprozess beschleunigen soll. Hierzu gehören Übersetzung, Auswahl der
Dienstleister, Aufgabenverteilung, Projektmanagement, Produktion, Veröffentlichung,
Bereitstellung und Archivierung.
SDL WorldServer
SDL WorldServer ist ein webbasiertes Workflow-System und soll die Übersetzungsprojekte
eines Unternehmens zentral steuern. Auch dieses System richtet sich an große
Unternehmen, die ein hohes Übersetzungsaufkommen haben, Drittsysteme anbinden und
ihre Abläufe optimal definieren möchten.
Die Preise für die letzten drei Serverversionen sind nur auf Anfrage erhältlich.
Die Benutzeroberfläche von SDL Trados Studio 2014 ist auf Englisch, Französisch, Deutsch,
Spanisch, Chinesisch und Japanisch verfügbar und kann flexibel eingestellt werden.
Auf der Website www.translationzone.com befindet sich die Produktdokumentation „Filter
und unterstützte Sprachen“, die einen guten Überblick über alle unterstützten
Dateiformate in SDL Trados Studio gibt.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 55 Evaluierung SDL Trados Studio 2014
Projektvorbereitung
Für den Import der TMX-Datei wird zunächst eine neue Translation-Memory-Datei erstellt
oder eine bestehende geöffnet werden. TM-Dateien erhalten bei Trados die systeminterne
Endung SDLTM und werden in der Ansicht „Translation Memorys“ verwaltet.
Für diesen Vergleich wird ein neues TM in der Sprachrichtung Deutsch-Englisch angelegt.
An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass TMs bei Trados nur in eine Sprachrichtung
verwendet werden können und nicht in beide Richtungen, wie es bei vielen anderen Tools
der Fall ist. Es wurde allerdings inzwischen eine App mit dem Namen „AnyTM“ entwickelt,
die man separat installieren muss und anhand derer man dieses Problem beheben kann.
Während der Anlage werden die benutzerdefinierten Felder Kunde (BDÜ) und Fachgebiet
(Computer) erstellt und dem TM hinzugefügt, in die beim Import die jeweiligen Werte aus
der TMX-Datei gemappt werden.
Die TM-Erstellung und der Import der Daten können auch direkt während der
Projekterstellung erfolgen und müssen nicht als separater Schritt vorgelagert sein.
Der Import der Terminologiedaten (XLSX-Datei) muss vor der Projekterstellung in SDL
MultiTerm durchgeführt werden, da während der Projekterstellung nur bereits erstellte
Terminologiedatenbanken ausgewählt werden können. Die Termdatenbanken erhalten
die systeminterne Dateierweiterung SDLTB.
Über das Konvertierungstool SDL MultiTerm Convert wird die XLSX-Datei zunächst in eine
XML-Datei konvertiert werden, die anschließend in eine neu erstellte oder bestehende
MultiTerm-Datenbank importiert werden kann. Während des Konvertierungsprozesses
werden alle Spalten der Datei ausgelesen, Sprachfelder und Attributfelder identifiziert und
die hierarchische Anordnung am Ende in einer Vorlagendatei gespeichert, so dass die
individuelle Eintragsstruktur direkt bei der Neuerstellung der Datenbank übernommen
werden kann. Soll die Importdatei in eine bestehende MultiTerm-Datenbank übernommen
werden, muss darauf geachtet werden, dass die Feldnamen identisch sind.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 56 Alternativ zu diesem doch sehr komplexen Prozess gibt es auch hier eine zusätzliche App,
„Glossary Converter“, mit der einfache und mittelkomplexe Glossare schneller konvertiert
werden können.
Nach Abschluss der vorbereitenden Schritte kann nun in der Ansicht „Willkommen“
Übersetzungsprojekte auf unterschiedliche Arten angelegt bzw. geöffnet
werden:
Da für dieses Übersetzungsbeispiel mehrere Dateien verwendet werden, wird die Option
„Neues Projekt“ ausgewählt, damit alle Dateien im selben Projekt verwaltet werden
können. Die Erstellung eines neuen Projekts erfolgt über einen Assistenten, bei dem
zunächst der Projektname definiert, der Speicherort für den Projektordner festgelegt, das
Abgabedatum angegeben und der Kunde ausgewählt werden. Im Folgenden wird die
Sprachkombination (in diesem Beispiel Deutsch-Englisch) festgelegt, wobei beliebig viele
Zielsprachen ausgewählt werden können.
Anschließend werden die zu übersetzenden Dateien ausgewählt und dem Projekt
hinzugefügt, wobei der Dateityp direkt erkannt und die entsprechende Importvorlage
automatisch zugewiesen wird. Die Importvorlagen können von den Benutzern bei Bedarf
projektspezifisch oder systemweit an die individuellen Anforderungen angepasst werden.
Zu den normalen Übersetzungsdateien können auch noch weitere Dateien angehängt
werden, die z. B. als Referenzdateien dienen. So muss keine separate E-Mail geschickt
werden, damit auch diese Dateien dem Übersetzer zur Verfügung stehen. Dateien, die
ebenfalls übersetzt werden müssen, aber nicht direkt in SDL Trados bearbeitet werden
können (wie z. B. Bilder mit Text), können mit der Verwendung „Zu lokalisieren“
hinzugefügt werden, so dass sie ebenfalls im Übersetzungspaket enthalten sind und nicht
separat per E-Mail geschickt werden müssen.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 57 In den folgenden beiden Schritten werden die bereits erstellten Datenbankdateien
(Translation Memory und Terminologiedatenbank) dem Projekt hinzugefügt. In SDL Trados
können innerhalb eines Projekts grundsätzlich mehrere TMs und
Terminologiedatenbanken ausgewählt werden, um auf einen größeren Datenbestand
zurückgreifen zu können. Dabei kann zum einen die Suchreihenfolge festgelegt, zum
anderen kann auch definiert werden, welche Datenbank(en) nur lesend oder auch lesend
und schreibend benutzt werden sollen.
Im nächsten Schritt wird festgelegt, welche Task-Sequenz bei der Projekterstellung
verwendet werden soll. Task-Sequenzen sind Vorlagen, in denen definiert wird, welche
Aufgaben gleichzeitig (Batch-Task) bei der Projektanlage durchgeführt werden. In diesem
Beispiel wird auf die bereits vorhandene Task-Sequenz „Ohne Projekt-TM vorbereiten“
zurückgegriffen. Der Screenshot zeigt, welche Tasks in der ausgewählten Task-Sequenz
enthalten sind (schwarz) und welche grundsätzlich zur Verfügung stehen (grau). Die
Zusammenstellung der Tasks und die Konfiguration der einzelnen Punkte können
individuell festgelegt werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 58 Nach erfolgreicher Projekterstellung erscheint das neu angelegte Projekt in der Ansicht
„Projekte“ als aktiv (fett gedruckt).
Im Folgenden soll die Analyse zeigen, wie hoch die Übereinstimmung der neu zu
übersetzenden Texte mit dem ausgewählten TM ist. Die Ansicht „Berichte“ beinhaltet
verschiedene Berichtsarten, wobei in diesem Fall nur der Analysebericht herangezogen
werden soll.
Im Bereich „Gesamtüberblick“ des Berichts wird eine Analyse aller zu übersetzender
Dateien angezeigt, die dem Projekt zugeordnet sind. Darunter erscheinen dann nochmals
separat die Analysen der einzelnen Dateien.
Die Analyse teilt sich u.a. in die Kategorien Segmente, Wörter und Zeichen auf, wobei die
Matchbereiche im Vorfeld individuell angepasst werden können.
In der Ansicht „Dateien“ werden alle dem aktiven Projekt zugeordneten Dateien angezeigt
und können direkt von hier geöffnet werden.
Bei Bedarf können alle Dokumente gleichzeitig geöffnet werden, um sie im Editor
nebeneinander in separaten Registerkarten anzuordnen. Über die Funktion „QuickMerge“
können auch beliebige Dateien zu einer Übersetzungsdatei verschmolzen werden, so dass
virtuell nur eine Datei zu übersetzen ist.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 59 Zur Bearbeitung der Dateien werden sie im internen Editor geöffnet und können dort
übersetzt, überprüft oder freigegeben werden. Das Format, in dem die zweisprachigen
Dateien während der Bearbeitung gespeichert werden, ist das bilinguale Format SDLXLIFF.
Während der Übersetzung
Das ausgewählte Translation Memory und die ausgewählte Terminologiedatenbank
werden automatisch in die Übersetzungsoberfläche integriert. Die Anordnung der Fenster
ist dabei benutzerseitig definierbar und kann den eigenen Anforderungen und
Bedürfnissen angepasst werden.
Darstellung der Matcharten:
Das aktive, zu übersetzende Segment wird in SDL Trados in das TM-Fenster kopiert, so dass
es direkt oberhalb der Übersetzungseinheit aus dem Translation Memory angezeigt wird.
So steht es direkt neben dem Übersetzungsvorschlag und ein Benutzer kann die
Unterschiede schneller erfassen.
Während der Übersetzung im Editor bleiben bei SDL Trados zwischen den Segmenten die
ursprünglichen Matchwerte als Information erhalten, so dass der Benutzer jederzeit
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 60 nachvollziehen kann, wie hoch der Übereinstimmungsgrad eines Segments vor der
Übersetzung des jeweiligen Segments war.
100%-Matches werden sowohl im Translation-Memory-Fenster als auch im Editor selbst als
100% markiert, wobei die Zahl grün hinterlegt ist.
Fuzzy Matches werden ebenfalls mit ihrem Matchwert angegeben, der in diesem Fall gelb
unterlegt ist. Darüber hinaus werden im Translation-Memory-Fenster die Unterschiede
zwischen gespeichertem und neuem Segment – ähnlich wie bei der Funktion
„Änderungen nachverfolgen“ in Microsoft Word – markiert.
Wenn kein Treffer gefunden wurde, kann über die Registerkarte „Konkordanzsuche“ direkt
nach Wörtern oder Suchstrings im TM gesucht werden. Die Suche nach „Typ 1 Diabetes“
zeigt beispielsweise, dass die Konkordanzsuche auf eine Art unscharfe Suche zurückgreift,
da auch Einträge gefunden werden, in denen die Reihenfolge der Suchwörter verändert ist
oder zusätzliche Wörter zwischen den Suchwörtern stehen. Wird eine Mehrwortsuche
allerdings in Anführungszeichen gesetzt, wird nur genau nach der angegebenen
Wortkombination gesucht.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, eine automatische Konkordanzsuche zu aktivieren.
Sobald es keine Übereinstimmung mit dem TM gibt, wird in diesem Fall automatisch eine
Suche im TM gestartet. Es werden Übersetzungseinheiten angezeigt, in denen
Übereinstimmungen mit dem aktuellen Segment vorkommen. Die Konkordanzsuche ist
sowohl für die Ausgangssprache als auch für die Zielsprache verfügbar.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 61 Für das nächste Segment gibt es lediglich Vorschläge aus der Terminologiedatenbank. Die
erkannten Termini werden mit einer roten Linie direkt im Ausgangstext gekennzeichnet
und im Terminologiefenster mit der entsprechenden Übersetzung angezeigt.
Diese Übersetzungsvorschläge können einerseits über eine Schaltfläche ( ) in den Text
oder aber direkt beim Schreiben über eine automatische Vorschlagsfunktion übernommen
werden. Dabei schlägt Trados direkt Terminologie vor, wenn die potenzielle Übersetzung,
die eingegeben wird, mit dem gleichen Anfangsbuchstaben beginnt wie eine vorhandene
Benennung in der Termbank.
Die Übernahme von neuen Termbankeinträgen erfolgt direkt aus dem Übersetzungseditor
heraus. Dafür müssen die beiden Termini im Ausgangs- und Zieltext markiert und der
Befehl „Neuen Terminus hinzufügen“ ausgewählt werden. Anschließend wird automatisch
ein separates Fenster mit der Bearbeitungsoberfläche von SDL MultiTerm eingeblendet, in
dem die Termini weiter bearbeitet, ergänzt und gespeichert werden können.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 62 Soll die Segmentierung innerhalb des Editors von SDL Trados manuell geändert werden,
so werden mit gedrückter Strg-Taste die entsprechenden Segmente ausgewählt und über
die Option „Ausgewählte Segmente zusammenführen“ verschmolzen. Sollen Segmente
geteilt werden, wird der Cursor an der zu teilenden Stelle im Text platziert und die Option
„Segment teilen“ ausgewählt.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass nur benachbarte Segmente im selben Absatz
zusammengeführt werden können. Die Informationen darüber, ob Segmente im selben
Absatz stehen (Strukturinformationen), werden am rechten Bildschirmrand, direkt neben
den Segmenten angezeigt. So kann man leicht erkennen, welche Segmente zum selben
Absatz (P = paragraph) gehören.
Zusätzlich werden weitere Informationen zum Aufbau des Dokuments in einem separaten
Fenster neben dem eigentlichen Editor angezeigt. Sie beschränken sich auf
Basisinformationen zu einem Dokument, z. B. ob man sich in einer PowerPointPräsentation auf einer Vorgabeseite oder der Folie selbst befindet. Für Formate wie XML
können diese Informationen völlig frei definiert werden. Sollten mehrere Dokumente
gleichzeitig geöffnet sein, wird hier auch angezeigt, in welchem Dokument man sich
gerade befindet.
Eine Echtzeitvorschau während der Übersetzungen kann im Vorschaufenster gestartet
werden. Die Vorschau innerhalb von SDL Trados ist standardmäßig für Microsoft Word und
PowerPoint, RTF, XML, HTML und PDF (auf Basis von Word) verfügbar. Alle anderen
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 63 Formate, die von SDL Trados unterstützt werden, können über eine direkte Verknüpfung
zur Originalapplikation außerhalb des Systems angezeigt werden. Alternativ kann über
Anpassungen des jeweiligen Dateifilters auch eine eigene Vorschau erzeugt werden, z.B.
bei XML-Dateien.
Übersetzungsspezifische Herausforderungen
Interne Formatierungen:
Der zu übersetzende Text wird im Editor von SDL Trados in der Originalschriftart und schriftgröße angezeigt. Das heißt, dass auch interne Formatierungen direkt dargestellt
werden und somit auch leicht auf den Zieltext übertragen werden können. Für die
Übernahme stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
Einerseits gibt es Icons, über die dem Zieltext die Standardformatierungen direkt
zugewiesen werden können.
Andererseits gibt es die Funktion „QuickPlace“, über die u. a. Formatierungen direkt
während des Schreibens auf den Zieltext übertragen werden können. Dafür wird die
entsprechende Textstelle markiert und die Tastenkombination „Strg+,“ gedrückt. In einer
Art Kontextmenü werden die verschiedenen Formatierungen zur Auswahl angeboten, die
im Ausgangssegment vorhanden sind. So können auch andere Formatierungen, wie
unterschiedliche Schriftfarbe oder -art, schnell übertragen werden.
Bilder:
Bilder werden in SDL Trados nicht im Editor selbst dargestellt, sondern können über das
Vorschaufenster im Fließtext angezeigt werden.
Zahlen:
Zahlen bzw. Zahlenformate werden von SDL Trados automatisch erkannt und mit einer
blauen Linie im Ausgangstext gekennzeichnet. Sie können ebenfalls über die QuickPlaceFunktion schnell in den Zieltext übertragen und dabei noch automatisch konvertiert
werden. Hierbei erkennt das System nicht nur die reinen Zahlen, sondern z. B. auch
Maßeinheiten, wie z. B. cm oder inch, die ebenfalls automatisch in der richtigen Einheit für
die Zielsprache angeboten werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 64 Hyperlinks:
Hyperlinks können wahlweise als „nicht bearbeitbar“, „nur der sichtbare Text bearbeitbar“
oder „Text und Link bearbeitbar“ eingelesen werden. In diesem Beispiel ist sowohl der Text
als auch der Link an sich bearbeitbar. Die Tags, die für die Erhaltung der Funktion des
Hyperlinks verantwortlich sind, werden auch über die QuickPlace-Funktion in den Zieltext
kopiert.
Fußnoten:
Fußnotenzeichen oder ähnliche Funktionen, die an einer bestimmten Stelle im Text
integriert sind, werden als Tags dargestellt. Der Fußnotentext selbst steht direkt hinter
dem entsprechenden Absatz, in dem das Fußnotenzeichen vorkommt. Außerdem zeigt
auch hier die Spalte rechts an, dass man sich im Fußnotentext befindet.
Interne Wiederholungen:
Bei internen Wiederholungen kann SDL Trados das Segment wahlweise automatisch,
halbautomatisch (unter bestimmten Bedingungen) oder immer mit Nachfragen einfügen.
Wird eine Wiederholung automatisch eingefügt, so wird diese Stelle als 100%-Match in
gelblicher Farbe angezeigt und im Tooltip die Information angegeben, aus welchem
Segment diese Übersetzung automatisch propagiert wurde.
Es ist natürlich auch möglich, diese Option im Editor komplett zu deaktivieren.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 65 Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei):
Externe Tags werden im Editor von SDL Trados nicht angezeigt. Interne Tags hingegen
werden direkt im Fließtext an der entsprechenden Stelle angezeigt und können ebenfalls
mit der QuickPlace-Funktion in den Zieltext übernommen werden.
QuickPlace überträgt, wie in den vorherigen Beschreibungen zu sehen war, verschiedene
Elemente aus dem Ausgangstext in den Zieltext. Dazu gehören auch noch die
Abkürzungen. Alle Elemente, die in einem Ausgangstext vorkommen werden hierbei in
einem Kontextmenü angezeigt und nicht thematisch sortiert, sondern in der Reihenfolge,
in der sie im Text vorkommen.
Übersetzungsabschluss
SDL Trados arbeitet mit verschiedenen Segmentstatus. Solange ein Segment den
Absatzstatus „Entwurf“ (
) hat, wird es nicht im Translation Memory gespeichert. Wird es
als „Übersetzt“ ( ) markiert, wird die neue Übersetzungseinheit automatisch im
ausgewählten Translation Memory gespeichert. Es sollte deshalb darauf geachtet werden,
dass am Ende alle Segmente als übersetzt markiert sind, um das TM optimal mit den neuen
Übersetzungen zu füllen. Es besteht allerdings die Möglichkeit beim Update des TMs
anzugeben, welche Segmente mit welchem Status in das TM übernommen werden sollen.
Um die abgeschlossene Übersetzung wieder im Originalformat zu speichern, kann das
Dokument einerseits im Editor geöffnet werden und über die Option „Zieltext speichern
unter“ direkt abgespeichert werden. Dabei kann auch der Dateiname angepasst werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 66 Es könnten aber auch alle Dateien, die zu einem Projekt gehören auf einmal exportiert
werden. Dies erfolgt beispielsweise in der Ansicht „Projekte“ über die Batch-Task „Dateien
exportieren“.
Fazit:
Wie oben bereits einige Beispiele gezeigt haben, nimmt der App Store bei Trados eine
immer zentralere Rolle ein, um kurzfristig fehlende Funktionalitäten abzudecken. Somit
kann die Übersetzungsumgebung, aber auch MultiTerm nach Belieben um weitere Tools
ergänzt werden, um sie auf die eigenen Bedürfnisse abzustimmen. Zusätzlich stehen
gerade für Freelancer und kleinere Übersetzungsdienstleister kostenlose AutoSuggestWörterbücher (in vielen Sprachkombinationen) zur Verfügung, die kostenlos
heruntergeladen werden können. Diese werden von Kunden (z. B. der EU) zur Verfügung
gestellt und sind thematisch sehr umfangreich.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 67 TransitNXT
Die STAR (Software, Translation, Artwork, Recording) Group hat ihren Hauptsitz in Ramsen
(Schweiz), wurde 1984 aber in Stein am Rhein gegründet. Als Dienstleister in den
Bereichen Technische Redaktion und Übersetzungen wurde schon früh mit der internen
Entwicklung von Automatisierungssoftware begonnen; dazu gehörte u. a. die
rechnergestützte Übersetzungsarbeit. Im Laufe der Zeit wurde das Translation-MemorySystem Transit (von translate it) zur internen Unterstützung von Übersetzern und
Projektmanagern entwickelt. 1991 wurde die Entscheidung getroffen, das eigene System
auch extern weltweit zu vertreiben. Seit 2008 wird Transit in der Version TransitNXT
vertrieben und wurde seither durch 7 Service Packs aktualisiert und erweitert. Das letzte
Service Pack (SP 7) ist im Oktober 2013 erschienen und hat viele neue Funktionen
hinzugefügt.
Transit verfolgt im Gegensatz zu den meisten anderen TM-Systemen einen
unterschiedlichen Ansatz beim Aufbau des Translation Memorys. Statt einer klassischen
TM-Datei arbeitet Transit mit dateibasiertem Referenzmaterial, das aus Sprachpaaren
besteht und jedem Projekt individuell zugeordnet werden kann. Dieses Prinzip ermöglicht
eine hohe Flexibilität bei der Auswahl der projektrelevanten Ressourcen und bietet den
entscheidenden Vorteil, dass der Kontext von Treffern aus dem Referenzmaterial während
der Übersetzung jederzeit nachgeschlagen werden kann. Dieser Ansatz setzt eine gute
Datenorganisation voraus, um bestehende Daten optimal nutzen zu können.
Die Produktversionen im Überblick
Transit bietet 4 verschiedene Installationsarten: Einzelplatz-Installation, EinzelplatzInstallation mit Ressourcen im Netzwerk, Host-/Client-Installation und Terminal ServerInstallation. Die Lizenzmodelle hierfür gliedern sich in befristete Einzelplatz-Lizenzen (3, 6
oder 12 Monate), unbefristete Einzelplatz-Lizenzen oder Server-Lizenzen mit „floating
licenses“. Die befristeten Lizenzen können jederzeit verlängert oder in unbefristete
Lizenzen umgewandelt werden.
STAR stellt verschiedene Produktvarianten mit unterschiedlichen Funktionsumfängen zur
Verfügung, die auf die Bedürfnisse der einzelnen Zielgruppen zugeschnitten sind. Im
Folgenden werden diese Produktvarianten genauer beschrieben.
TransitNXT Freelance
Die einfachste Freiberuflerversion ist eine zeitlich begrenzte Einzelplatzversion, mit der
Transit-Projekte empfangen und bearbeitet werden können. So können Übersetzer
problemlos für einen bestimmten Zeitraum in Transit-Projekte eingebunden werden.
Eigene Projekte können mit dieser Version allerdings nicht erstellt werden.
Preisinformation: 3 Monate 75 Euro, 6 Monate 135 Euro, 12 Monate 225 Euro.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 68 TransitNXT Freelance Pro
Die Pro-Version der Freiberuflerversion kann ebenfalls zeitlich begrenzt aber auch als
unbefristete Lizenz erworben werden. Im Vergleich zur einfachen Freelance-Version
können nicht nur vorbereitete Projekte empfangen und bearbeitet, sondern auch eigene
Projekte erstellt werden. Zudem stehen zusätzliche Filter zur Verfügung, um zusätzliche
Dateiformate bearbeiten zu können, die nicht im Standardpaket enthalten sind (z. B.
FrameMaker oder InDesign).
Preisinformation: 3 Monate 120 Euro und optionaler Filter jeweils 80 Euro; 6 Monate
210 Euro und optionaler Filter jeweils 140 Euro; 12 Monate 360 Euro und optionaler Filter
jeweils 240 Euro.
Die unbefristete Version mit dem Standardfilterpaket beläuft sich auf 1.195 Euro.
TransitNXT Professional
Die Professional-Version steht ebenfalls entweder als zeitlich limitiert oder unbefristet zur
Verfügung. Sie bietet im Gegensatz zu den oben genannten Versionen den vollen
Funktionsumfang inklusive Standardfiltern, unterstützt mehrsprachige Projekte und
gemeinsame Ressourcen im Netzwerk sowie einen optionalen Filter nach Wahl. Zusätzlich
besteht auch hier die Möglichkeit, Filter für weitere Dateiformate zu erwerben.
Preisinformation: 3 Monate 240 Euro und optionaler Filter 80 Euro, 6 Monate 420 Euro und
optionaler Filter 140 Euro, 12 Monate 720 Euro und optionaler Filter 240 Euro.
Die unbefristete Version mit dem Standardfilterpaket beläuft sich auf 2.950 Euro.
TransitNXT Workstation
Die Workstation-Version ist eine unbefristete Version, mit der Transit-Projekte empfangen
und bearbeitet, aber nicht selbst erstellt werden können. Sie ist im Gegensatz zur
Freelance-Version netzwerkfähig und vor allem für Übersetzer gedacht, die im Netzwerk
gemeinsam mit Benutzern arbeiten, die Projekte mit der Professional-Version erstellen.
Bei allen Versionen ist die Terminologieverwaltung TermStar im Paket enthalten. Die
derzeit verfügbaren Dialogsprachen sind Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch,
Italienisch, Japanisch, Spanisch, Schwedisch sowie Tschechisch und können nach der
Installation flexibel eingestellt werden. Auf der Homepage von STAR findet sich in der
Produktbeschreibung von Transit eine Übersicht darüber, welche Dateiformate unterstützt
werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 69 Evaluierung TransitNXT
Projektvorbereitung
Zunächst wird die TMX-Datei in Transit importiert und dabei in Referenzmaterial
konvertiert. Da TMX-Dateien aus anderen TM-Systemen gar nicht oder nicht in gleichem
Maße Kontextinformationen speichern, stehen in diesem Beispiel die kontextbezogenen
Vorteile des Referenzmaterials nicht zur Verfügung. Benutzerdefinierte Attribute werden
bei Transit nicht direkt beim Import zugewiesen, sondern anhand der Speicherung in einer
bestimmten Ordnerstruktur festgelegt. Die Definition von Kunden- oder Projektnamen ist
dabei vollkommen frei wählbar. In einem Wörterbuch in TermStar stehen viele frei
wählbare Felder zur Verfügung und somit können die Attribute Kunde (BDÜ) und
Fachgebiet (Medizin) problemlos übernommen werden.
Der Import der TMX-Datei erfolgt über den Bereich „Referenzmaterial“
in der
Ressourcenleiste und dann über die Option „Referenzmaterial austauschen (TMX)>>TMX
importieren“. Bei diesem Vorgang wird die ausgewählte TMX-Datei direkt in
Sprachpaardateien konvertiert, die benutzerdefiniert an einem beliebigen Speicherort
abgelegt werden und somit die gewünschten Attribute, wie z. B. Kundenname,
zugewiesen bekommen können. Die Dateien erhalten bei Transit immer sprachspezifische
Endungen (z. B. *.ENG und *.DEU).
Der Import des Glossars (XLSX-Datei) erfolgt direkt in der Terminologieverwaltung
TermStar, wobei externe Daten wahlweise in ein existierendes oder neues Wörterbuch
importiert werden können. TermStar bietet den Benutzern bereits einen umfangreichen
Pool mit möglichen Feldern, die direkt übernommen oder an die individuellen Bedürfnisse
angepasst werden können. Das hat den Vorteil, dass vor dem Import keine aufwändige
Eintragsstruktur definiert oder angepasst werden muss, sondern lediglich ein
„Benutzerdefiniertes Skript“ erstellt wird, in dem die Tabellenstruktur der Importdatei
beschrieben wird. Nach Angabe der Dateikodierung werden die neuen Einträge importiert
und stehen direkt für ein Übersetzungsprojekt zur Verfügung.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 70 Nach dem Import der verschiedenen Dateien beginnt nun die Projekterstellung. Diese
erfolgt bei Transit über einen Assistenten, in dem schrittweise die notwendigen
Informationen abgefragt werden. Projekte können anhand von bereits vorhandenen oder
benutzerdefinierten Vorlagen, als Nachfolgeprojekt eines vorhandenen Projekts oder als
komplett neues Projekt angelegt werden. Zunächst wird ein Projektname vergeben und
gegebenenfalls ein Kunde, in unserem Fall „BDÜ“, ausgewählt. Die Vergabe von
Fachgebieten ist in Transit nicht direkt vorgesehen. Nach der Definition von Ausgangsund Zielsprache(n) muss vor der Auswahl der zu übersetzenden Dateien der Dateityp
angegeben werden, damit für den abschließenden Import die richtigen Filter verwendet
werden. MS Office- oder Open-Office-Dokumente können dabei in Transit innerhalb eines
Projekts bearbeitet werden. Ansonsten kann nur je ein Dateityp pro Projekt verwaltet
werden. In unserem Beispiel werden somit die Word- und PowerPoint-Datei in ein Projekt
importiert und die XML-Datei in einem weiteren Projekt übersetzt. Für die verschiedenen
Dateiformate können weitere dateispezifische Einstellungen vorgenommen werden, wie
z. B. Notizen nicht übersetzen oder ausgeblendeten Text übersetzen.
In den letzten Schritten des Projektassistenten werden die zu übersetzenden Dateien, der
relevante Ordner mit dem Referenzmaterial und das vorbefüllte Wörterbuch zugeordnet.
Gibt es mehrere relevante Referenzmaterialordner bzw. Wörterbücher, können
selbstverständlich mehrere Quellen mir Priorisierung durch die Reihenfolge angegeben
werden.
Nach der Projekterstellung müssen die ausgewählten Dateien zunächst noch importiert
werden, um anschließend als Sprachpaar zur Übersetzung geöffnet werden zu können. Bei
Office-Dokumenten können mit dem Import PDF-Dateien der Originaldokumente erzeugt
werden, die dann im Transit-Editor synchronisiert angezeigt werden. Dabei können die
Dateien einzeln aber auch global und somit gleichzeitig bearbeitet werden.
XML-Dateien werden grundsätzlich von Transit unterstützt und können mittels zwei
verfügbarer Dateitypdefinitionen (XML und XML_DITA) direkt importiert werden. Liegt
eine DTD vor, so kann ein Assistent mit deren Hilfe eine Anpassung erzeugen (Interfaces |
XML mit DTD). Es wird allerdings empfohlen, sich bei komplexen XML-Dateien an die Firma
STAR zu wenden, die gerne bei der Erstellung eines optimierten Dateityps behilflich ist.
Erhält man ein bereits vom Auftraggeber vorbereitetes Paket, muss der Übersetzer sich
nicht um diese Vorlagen kümmern.
Die Auswertung der Übersetzung erfolgt anschließend über den „Report Manager“, der
über die Registerkarte „Statistik“ aufgerufen wird. In diesem konkreten Beispiel muss die
Auswertung einmal für das Projekt mit den Office-Dateien und einmal für das Projekt mit
der XML-Datei durchgeführt werden. Für die Analyse können je nach Bedarf
unterschiedliche Zähleinheiten eingestellt werden: Segment, Seiten, Wörter, Zeichen oder
Zeilen. Zusätzlich können die Match-Bereiche individuell eingestellt und in Vorlagen
abgelegt werden. Einmalig bei Transit ist, dass den einzelnen Bereichen Preise zugeordnet
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 71 werden können, so dass während der Analyse automatisch der Preis für eine Übersetzung
ermittelt werden kann.
Während der Übersetzung
Die Übersetzung erfolgt im Transit-internen Editor, der vom Übersetzer beliebig an seine
bevorzugte Arbeitsweise angepasst werden kann, indem z. B. Fenster neu angeordnet
oder Farben für Matchbereiche oder bestimmte Funktionen angepasst werden können.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 72 Die Vorübersetzung eines Dokuments ist optional und kann bei Bedarf während der
Projekterstellung erfolgen. Hierfür gibt es detaillierte Einstellungsmöglichkeiten, wie z. B.
der Segmentstatus, der einem vorübersetzten Segment hinzugefügt wird.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 73 Darstellung der einzelnen Matches
Matches werden bei Transit je nach Einstellung entweder in einem statischen FuzzyFenster oder in einem so genannten Bubble-Fenster angezeigt, wobei in beiden Fenstern
dieselbe Information steht. Das statische Fenster befindet sich an dem vom Benutzer
festgelegten Platz (standardmäßig am unteren Bildschirmrand), wohingegen sich das
Bubble-Fenster an der Stelle des zielsprachlichen Segments öffnet, an dem die
Einfügemarke steht.
Der Fuzzy-Index wird beim Import aus dem Referenzmaterial aufgebaut und während der
Übersetzung kontinuierlich ergänzt, sodass projektinterne Treffer unmittelbar zur
Verfügung stehen, wenn Übersetzungen mit ALT+EINFG bestätigt (als übersetzt markiert)
werden oder mit ALT+EINGABE ein Übersetzungsvorschlag angefordert wird.
100%-Matches werden je nach Einstellung automatisch vorübersetzt oder beim Aufrufen
des Matches automatisch im Zieltextfenster eingefügt und gleichzeitig im Fuzzy-Fenster
mit zusätzlichen Informationen angezeigt. Hier wird z. B. der Übereinstimmungsgrad (in
diesem Fall 100%) und der Pfad zur Quelle des Referenzmaterials angegeben. Außerdem
wird seit SP7 anhand eines Icons darauf hingewiesen, in welcher Sprachrichtung das
Referenzmaterial ursprünglich erstellt wurde, so dass ein Übersetzer erkennen kann, ob er
eine Übersetzung aus der Fremdsprache oder in die Fremdsprache vorliegen hat.
Bei Fuzzy Matches werden die Textunterschiede zwischen dem neuen und dem
gespeicherten Segment mit farbigen Linien markiert. Dabei stehen in den verfügbaren
Zeilen folgende Informationen:
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 74 1. Zeile (Prozentzahl) und : Übereinstimmungsgrad des Segments mit dem
Referenzmaterial; über das Symbol kann direkt die Referenzdatei in einem separaten
Fenster geöffnet werden, um das Original im Kontext zu sehen.
2. Zeile (Ref) und ,
oder
: Ausgangssprachliches Segment aus dem
Referenzmaterial; die Symbole zeigen an, ob das Referenzsegment in derselben oder
umgekehrten Sprachkombination übersetzt wurde oder ob es in beiden Fällen Zielsprache
war.
3. Zeile (Neu): Aktuell zu übersetzendes Segment aus dem Text
4. Zeile (Ref) und Angabe zum Status des Referenzsegments mittels Symbol:
Zielsprachliches Segment aus dem Referenzmaterial; die Symbole, wie z.B. + oder ~, geben
an, ob ein Segment als übersetzt markiert bzw. teilweise vorübersetzt wurde und noch
geprüft werden muss.
5. Zeile (0/0/0/0): Zielsprachlicher Übersetzungsvorschlag für das aktuelle Segment. Die
Ziffern geben an, welche Änderungen von Transit im Vergleich zum ursprünglichen
Referenzsegment vorgenommen wurden, wie z. B. automatische Anpassung von Zahlen
oder Markups.
Sollte kein Treffer gefunden werden, startet Transit bei entsprechender Einstellung eine
Konkordanzsuche. Hier gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten: Es kann
einerseits eine manuelle Konkordanzsuche („Duale Konkordanzsuche“) gestartet werden,
die das Referenzmaterial nach dem angegebenen Begriff durchsucht und die Ergebnisse in
einem separaten Fenster sortiert in der Reihenfolge der Qualität anzeigt. Andererseits kann
mit der Option „Segment-Konkordanz“ gearbeitet werden, über die eine automatische
Konkordanzsuche gestartet wird, wenn kein Treffer im Referenzmaterial gefunden wurde.
Das heißt, es wird automatisch nach kurzen Segmenten in größeren Segmenten gesucht
und die Ergebnisse werden in dem Fenster der normalen Matches angezeigt und mit dem
Hinweis „Segment-Konkordanz“ versehen.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 75 Für das folgende Beispielsegment gibt es keine Übereinstimmung mit dem
Referenzmaterial, die gelblichen Markierungen im Quellsegment weisen aber darauf hin,
dass die automatische Hintergrundsuche Übereinstimmungen mit Einträgen in der
Terminologiedatenbank für „Insulinresistenz“ und „Typ-2-Diabetes“ gefunden hat.
Die Übersetzungen der Termini werden in dem Fenster „Terminologie“ angezeigt und
zusätzlich mit der Information versehen, aus welcher Quelle sie stammen, da einem Projekt
ja mehrere Wörterbücher zugeordnet werden können. Der Vorschlag kann dann
wahlweise über Doppelklick oder über Tastenkombinationen in den Zieltext eingefügt
werden.
Während der Übersetzung können neue Termini auch direkt in ein Wörterbuch
übernommen werden. Hierfür werden die beiden Entsprechungen im
ausgangssprachlichen und zielsprachlichen Fenster markiert und entweder über die
Option „Aufnehmen“ direkt im aktuellen Wörterbuch gespeichert oder über die Funktion
„Schnelleingabe“ zunächst in ein separates Fenster kopiert, in dem dann z. B. die
Schreibweise geändert und gegebenenfalls Informationen in zusätzlichen Kategorien
hinzugefügt werden können. Neu aufgenommene Terminologie steht unmittelbar zur
Verfügung.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 76 Eine zentrale Funktion bei TM-Systemen ist die benutzerdefinierte Beeinflussung der durch
das System vorgeschlagenen Segmentierung. Textsegmente, die im selben Absatz stehen,
können über die Option „Verbinden“ zu einem Segment zusammengefügt werden. Transit
nimmt dabei automatisch das nächste Segment mit in das aktive Segment auf. Eine solche
Verbindung kann über die Option „Verbinden rückgängig“ auch wieder zurückgesetzt
werden. Segmente können aber auch nach Aufhebung des Schreibschutzes an einer
beliebigen Stelle im Segment geteilt werden.
Eine letzte Kernfunktionalität bei integrierten TM-Systemen ist die Vorschaumöglichkeit
der Übersetzung im ursprünglichen Format. Damit kann bereits während des
Übersetzungsprozesses überprüft werden, wie der zielsprachliche Text im Original
aussehen würde. Seit SP7 kann für Word-Dokumente dynamisch ein zielsprachliches
Dokument erzeugt und direkt in Transit angezeigt werden. Die HTML- und XML-Anzeige
kann zusätzlich zur ausgangssprachlichen auch die zielsprachliche Version der
Originaldatei darstellen und damit während der Übersetzung stets den aktuellen
Arbeitsstand abbilden. Die Zielsprachenversion wird somit dynamisch dargestellt.
Ansonsten konzentriert sich Transit sehr stark darauf, den ausgangssprachlichen Text im
Originallayout als PDF-Datei mitzugeben und diesen in Echtzeit im Übersetzungseditor
anzuzeigen, so dass ein Übersetzer während des Übersetzungsprozesses jederzeit
nachvollziehen kann, an welcher Stelle er gerade übersetzt und wie die
Originalformatierung an dieser Stelle aussieht.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 77 Übersetzungsspezifische Herausforderungen
Interne Formatierungen:
In Transit können interne Formatierungen direkt dargestellt werden, so dass man während
der Übersetzung sehen kann, welche Formatierungen im Original verwendet wurden.
Diese können wahlweise als reine Formatierung oder mit einer zusätzlichen Markup-ID
angezeigt werden.
In dem separaten Markup-Fenster werden u. a. interne Formatierungen, aber auch andere
Funktionen, die im Text integriert sind, als Text inklusive Tag-Text dargestellt. Die interne
Formatierung kann über Tastenkombinationen oder über die Option „Zuweisen & weiter“
dem Zieltext zugewiesen werden, wenn der Markup-Modus aktiviert ist.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 78 Zusätzlich können aber auch in der Registerkarte „Editieren“ die klassischen
Formatierungen per Schaltfläche zugewiesen werden, vor allem wenn sie im Original als
solche nicht vorkommen. Falls Formatierungen in der Zielsprache fehlen, können diese per
Schaltfläche eingefügt werden (Beispiel: hochgestellt bei englischen Ordinalzahlen).
Interne Formatierungen sind für Transit eindeutig identifizierbare Elemente und werden,
wie oben erwähnt, mit einer eindeutigen ID markiert. Transit kann anhand der
Formatierung eindeutig zuordnen, welche Textbestandteile der Übersetzung dem Original
entsprechen, sodass sie zusätzlich zu den Wörterbucheinträgen als weitere
Terminologiequelle genutzt werden können. Sie werden ebenfalls im TerminologieFenster angezeigt, sind aber farblich anders markiert, so dass klar ist, dass sie dynamisch
und nicht aus einem bestimmten Wörterbuch heraus angezeigt werden.
Bilder:
Bilder werden bei Transit nicht direkt im zu übersetzenden Text angezeigt, sondern
können über verschiedene Vorschaumöglichkeiten eingeblendet werden. In den oben
erwähnten Vorschaumöglichkeiten für den Ausgangstext sind natürlich alle im Text
vorkommenden Bilder enthalten. Die spezifischere „Multimedia-Anzeige“ blendet für
Word-Dokumente nur die zum aktiven Segment gehörige Grafik ein, wobei zahlreiche
Grafikformate unterstützt werden.
Zahlen:
Zahlen oder Zahlenformate werden in der Übersetzung zwar optisch nicht hervorgehoben,
sehr wohl aber als solche erkannt und bei Bedarf auch automatisch angepasst (in diesem
Fall werden sie auch optisch markiert). Transit bietet darüber hinaus eine Prüfroutine für
Zahlen an, die an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann. So kann z. B. am Ende
einer Übersetzung die korrekte Verwendung von Zahlen und Zahlenformaten für die
komplette Übersetzung überprüft werden.
Hyperlinks:
Hyperlinks werden wie interne Formatierungen einerseits direkt im Text gekennzeichnet,
andererseits auch im Markup-Fenster angezeigt. Von dort kann die entsprechende
Funktion direkt auf die im Zieltext markierte Textstelle übertragen werden. Sollte der Text
selbst auch angepasst werden müssen, so kann dies im Zieltextfenster vorgenommen
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 79 werden. Ist allerdings ein Text mit einem Hyperlink verknüpft, wie in diesem Beispiel das
Wort „hier“, dem der Hyperlink http://www.diabetes-ratgeber.net/Diabetes-Typ-1
zugewiesen ist, kann dieser nicht direkt in Transit sondern nur im Nachhinein außerhalb
von Transit angepasst werden.
Fußnoten:
Für die Übersetzung von Fußnoten wird in Transit ebenfalls auf die Markup-Funktion
zurückgegriffen. Die hochgestellte Zahl und die damit verbundene Funktion werden direkt
über Markups im Zieltext markiert. Die dazu gehörige Fußnote wird unmittelbar im
Anschluss an den Absatz angezeigt, in dem die Fußnote vorkommt, so dass sie im
eigentlichen Kontext übersetzt werden kann. Der Fußnotentext kann darüber hinaus direkt
in dem Segment mit dem Fußnotenzeichen eingeblendet werden. Zusätzlich gibt es
Tastenkombinationen zum Navigieren zwischen Anker und Fußnote, um den Kontext
betrachten oder bearbeiten zu können.
Interne Wiederholungen:
Transit kann pro Projekt oder pro Datei interne Wiederholungen berücksichtigen und
überprüfen. Ist der „Internal-Repetition-Modus“ aktiviert, können im Vorfeld alle internen
Wiederholungen separat dargestellt und bearbeitet werden. Dieser Modus dient vor allem
der Projektvorbereitung, so dass bei größeren Projekten, die eventuell auf verschiedene
Übersetzer aufgeteilt werden, identische Sätze auch dieselbe Übersetzung haben.
Während der Übersetzung selbst, wird der Übersetzer nicht auf eine interne Wiederholung
hingewiesen, bekommt aber bei der erneuten Übersetzung des gleichen Segments einen
100%-Match aus dem Referenzmaterial angezeigt.
Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei):
Struktur- oder textinterne Tags können im Transit-Editor angezeigt werden oder auch
nicht (Menü: Ansicht – Text anzeigen – Markup: lang | keine).
Interne Tags bzw. Funktionen, wie Fettmarkierungen, Umbrüche, Hyperlinks, usw., werden
über die Markup-Funktion abgebildet. Die Bearbeitungsweise ist identisch mit der
Bearbeitung von beispielsweise internen Formatierungen. Das Markup-Fenster selbst
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 80 enthält darüber hinaus den Namen des Tags, der bei Bedarf auch im Übersetzungsfenster
über eine kurze oder lange Darstellung der Markups abgebildet werden könnte.
Übersetzungsabschluss
Während der Übersetzung werden die einzelnen Segmente bestätigt und damit als
„übersetzt“ markiert. Somit sind sie auch gleichzeitig als Referenzmaterial vorhanden. Über
das Notizenfenster kann u. a. der Status eines Segments eingesehen werden, er wird
allerdings auch im Übersetzungseditor selbst über ein Symbol und unten am
Bildschirmrand angezeigt. Ziel ist es, am Ende alle Segmente als übersetzt markiert zu
haben.
Über die Schaltfläche „Export“ können die abgeschlossenen Übersetzungen wieder in das
Originaldateiformat konvertiert werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 81 Hierfür wurde bei der Projektanlage bereits ein Ordner festgelegt, in den die übersetzten
Dateien gespeichert werden.
Fazit:
Transit ist aus der Übersetzungspraxis heraus entstanden und enthält daher eine Vielzahl
von Funktionen, um die Anforderungen des Übersetzeralltags zu erfüllen. Beispiele dafür
sind die jederzeit mögliche Anzeige des für den Übersetzer wichtigen Originalkontexts
eines Referenzsegments oder die umfassenden Filter für Segmentattribute sowie die
morphologische Suche für über 15 Sprachen, die bei der Konkordanzsuche, der
automatischen Suche nach Terminologievorschlägen im Editor und der
Terminologieprüfung wirksam wird.
Der Anwender kann die Arbeitsumgebung an seine Arbeitsweise und seine Vorlieben
anpassen, Fenster beliebig arrangieren, die Darstellung im Editor individuell festlegen,
nicht benötigte Funktion ausblenden und diese Anpassungen in einer Rolle speichern.
Damit kann er für jede Aufgabe seine bevorzugte Arbeitsumgebung mit einem Klick
auswählen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Ähnlich einem Schweizer Taschenmesser ist Transit ein Produkt mit vielen Funktionen, von
denen nur die gerade benötigten „ausklappt“ werden. Damit hat der Übersetzer ein
Werkzeug für vielfältige Aufträge in der Hand – vom Standard-Übersetzungsjob über XMLDateien mit Längenbegrenzung bis hin zu neuen Aufgabenfeldern wie der Übersetzung
von Untertiteln im audiovisuellen Kontext oder der Lokalisierung von SoftwareOberflächen mit Sizing-Memory.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 82 Wordbee
Das Unternehmen Wordbee S.A. wurde 2008 in Luxemburg gegründet und vertreibt
seither das webbasierte Translation-Memory-System Wordbee Translator. Ziel von
Wordbee ist es, eine zentrale Plattform für die Abwicklung von Übersetzungsaufträgen zur
Verfügung zu stellen, um den kompletten Übersetzungsprozess abbilden zu können.
Wordbee kann sich dabei ganz auf die Entwicklung der Übersetzungstechnologie
konzentrieren, da sie kein Übersetzungsdienstleister sondern ein reiner
Technologiehersteller sind.
Ein zentraler Vorteil von Cloud-basierten Systemen liegt vor allem darin, dass zu Beginn
keine größeren Investitionskosten anfallen und keine Installation durchgeführt werden
muss.
Der Hauptsitz von Wordbee befindet sich in Luxemburg und es gibt eine weitere
Niederlassung in Portland (USA).
Die Produktversionen im Überblick
Freelance
Die Version für Freiberufler umfasst eine Lizenz und ist als reine Einzelplatzversion
gedacht. Das bedeutet, dass Übersetzungen mit dieser Version zwar nicht mit mehreren
Übersetzern durchgeführt werden können, Übersetzungsprojekte sowie TranslationMemorys und Terminologiedatenbanken aber webbasiert verwaltet werden können.
Somit bietet diese Version einem Übersetzer die Flexibilität, sich über jeden beliebigen
Browser und von jedem Arbeitsplatz aus einloggen zu können, um an einer Übersetzung
zu arbeiten.
Diese Version integriert außerdem eine Kundenverwaltung und ein Rechnungswesen und
bietet die Option, Verbindungen mit verschiedenen automatischen
Übersetzungssystemen herzustellen.
Die maximale Speichergrenze ist zunächst auf 150 MB beschränkt und eine Lizenz kostet
138 Euro für 6 Monate und Euro 250 für 1 Jahr. Allerdings kann bei dieser Version – wie bei
allen anderen Versionen auch – jederzeit Speicherplatz nachgekauft werden.
Freelance Entrepreneur
Die erweiterte Freiberuflerversion enthält alle Funktionalitäten der Einzelplatzversion und
bietet zudem die Möglichkeit mit mehreren Benutzern zusammen zu arbeiten. Für diese
gemeinsamen Übersetzungsprojekte können mit dieser Version automatisierte Workflows
erstellt werden. Zusätzlich gibt es Administrationsbereiche, wie z. B. eine Kosten- oder
Lieferantenverwaltung sowie ein Kundenportal und die Möglichkeit diverse Auswertungen
zu erstellen. Translation-Memorys und Terminologiedatenbanken können mit dieser
Version gemeinsam genutzt werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 83 Die maximale Speichergrenze ist auf 150 MB beschränkt und eine Lizenz kostet 192 Euro
für 6 Monate und 350 Euro für 1 Jahr. Der Speicherplatz kann auch hier optional erweitert
werden.
Premium Pack
Die Premium-Version beinhaltet wiederum alle Funktionalitäten der Version Freelance
Entrepreneur, unterscheidet sich aber im Lizenzmodell. Bei dieser Version sind im
Basispaket 5 Concurrent-User-Lizenzen enthalten, d.h., dass die Lizenzen nicht an
bestimmte Benutzer vergeben werden, sondern maximal 5 Benutzer gleichzeitig arbeiten
dürfen. Auf diese Weise können beliebig viele Benutzer im System angelegt werden, von
denen sich immer fünf gleichzeitig anmelden können.
Außerdem stehen für diese Version zusätzliche Module zur Verfügung, die optional
erworben werden können.
Die maximale Speichergrenze ist auf 1250 MB beschränkt und das Paket kostet 2800 Euro
pro Jahr. Der Speicherplatz kann auch hier optional erweitert werden.
LSP Enterprise
Die Enterprise-Version baut ebenfalls auf dem Concurrent-User-Modell auf, wobei die
Anzahl der Benutzer in dieser Version unbegrenzt ist. Es gibt hier keinerlei
Einschränkungen mehr und alle verfügbaren Zusatzmodule können optional ergänzt
werden.
Die maximale Speichergrenze ist zunächst auf 150 MB pro Benutzer beschränkt, kann aber
ebenfalls bei Bedarf erweitert werden.
Der Preis für diese Version ist abhängig von der gewünschten Lizenzanzahl und ist auf
Anfrage verfügbar.
Die Benutzeroberfläche steht derzeit auf Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch
und Spanisch zur Verfügung.
Eine Liste der unterstützten Dateiformate befindet sich direkt auf der Homepage unter
dem Punkt „Resources“ oder im Handbuch von Wordbee.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 84 Evaluierung Wordbee
Projektvorbereitung
Die Oberfläche von Wordbee ist sehr umfangreich und teilt sich in verschiedene Bereiche
auf. In der Kundenverwaltung, die sehr umfangreich aufgebaut ist, wird zunächst der neue
Kunde „BDÜ“ angelegt. Neben der normalen Verwaltung des Kundennamens und den
Kontaktdaten können zusätzlich weitere Ansprechpartner verwaltet werden, denen bei
Bedarf Zugriff auf das System selbst gewährt werden kann. Zusätzlich können für Kunden
detaillierte Preislisten erstellt und zugeordnet werden, um nach der Projektanlage
Kostenvoranschläge für Übersetzungen erstellen zu können.
Die Fachbereichsangabe „Medizin“ wird über „Domains“ abgebildet. Hier besteht bereits
eine kleine Liste mit Fachgebietsangaben, aus der der Wert „Science and medical“ für das
Beispielprojekt verwendet wird. Diese Liste kann allerdings manuell um eigene Werte
ergänzt werden.
Im Bereich „Resources“ werden bei Wordbee die Translation-Memorys und
Terminologiedatenbanken verwaltet. Hier können neue TMs angelegt oder eine Übersicht
über die bestehenden angezeigt werden. Für den Import der TMX-Datei stehen zwei
verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Der Import in ein bestehendes TM oder der
Import der TMX-Datei mit der gleichzeitigen Erstellung eines neuen TMs.
Beim Import selbst können zwar diverse Einstellungen vorgenommen werden, aber die in
der TMX-Datei enthaltenen Attribute können nicht auf die Wordbee-Werte gemappt
werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 85 Analog dazu erfolgt anschließend der Import der Excel-Datei. Auch hier kann während des
Imports direkt eine neue Terminologiedatenbank erstellt werden, obwohl Terminologie
auch in eine bestehende Datenbank importiert werden kann. Während des
Erstellungsprozesses muss lediglich angegeben werden, welche Sprachen in der
Terminologiedatenbank verwaltet werden sollen. Ansonsten können nur wenige weitere
Einstellungen vorgenommen werden (Comments und Label/Domain). Da die zu
importierende Datei lediglich ein zweisprachiges Glossar ohne Zusatzinformationen ist,
sind die verfügbaren Einstellungsmöglichkeiten hier erst einmal ausreichend.
Bevor die Daten final importiert werden, kann sich der Benutzer über eine
Vorschaufunktion anzeigen lassen, wie die Daten zugeordnet wurden und dann importiert
werden würden. Damit kann vermieden werden, dass aus Versehen ein falscher Import
erfolgt.
Nach dem erfolgreichen Import aller Daten wird nun im Projektebereich das neue
Übersetzungsprojekt erstellt. Die Projekterstellung ist mehrstufig angelegt und wird in
Wordbee über verschiedene Registerkarten abgebildet, die nacheinander geöffnet
werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 86 In der ersten Registerkarte werden die allgemeinen Projektangaben, wie Projektname,
Deadline, Kundenname und eventuell Preisliste vorgenommen. Anschließend muss die
Ausgangs- und Zielsprache definiert werden, wobei Übersetzungsprojekte in Wordbee
grundsätzlich mehrsprachig erstellt werden können.
Abschließend wird definiert, welche Aufgaben im Projekt durchgeführt werden sollen,
wenn mehrere Benutzer an einem Projekt arbeiten. Dafür stehen standardmäßig folgende
Möglichkeiten zur Auswahl: Translation, Revision, Proofreading, Certified translation und
Layouting.
In der zweiten Registerkarte werden die zu übersetzenden Dateien ausgewählt. Dabei
können beliebig viele Dateien und unterschiedliche Dateiformate in einem
Übersetzungsprojekt verwaltet werden. In diesem Bereich können auch zusätzliche
Dateien als Referenzmaterial für die Übersetzung angehängt werden. Die entsprechenden
Dateien können dabei entweder einzeln oder zusammen als ZIP-Datei hochgeladen
werden.
Abschließend muss der Übersetzungsstatus für die ausgewählten Dateien festgelegt
werden:
•
Online: Die Übersetzung wird anschließend mit dem webbasierten Wordbee Translator
durchgeführt.
•
Offline: Das Dokument wird als XLIFF-Datei zur Verfügung gestellt, heruntergeladen
und anschließend mit einem anderen Translation-Memory-System bearbeitet.
Wahlweise kann es auch als Word-Dokument heruntergeladen werden und kann in
einer zweisprachigen Tabelle ohne TM-System übersetzt oder korrigiert werden.
•
Nicht zu übersetzen: Das Dokument wird ausschließlich als Referenzmaterial
verwendet.
Alle zu übersetzenden Dateien werden im Folgenden anhand der hinterlegten Vorlagen in
das System importiert. Diese Importvorlagen können jederzeit – auch während der
Projektanlage – benutzerdefiniert angepasst werden, wobei für jedes Dokumentenformat
verschiedene Optionen zur Verfügung stehen.
Während die Word- und PowerPoint-Datei mit der Standardvorlage importiert wurden,
mussten für den Import der XML-Datei vorher benutzerspezifische Einstellungen
vorgenommen werden. Hierzu wurden die in der XML-Datei enthaltenen Tags angegeben,
damit der Text richtig erkannt und anschließend im Editor dargestellt werden kann.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 87 In der dritten Registerkarte „Resources“ werden nun die verschiedenen Quellen für die
Übersetzung ausgewählt, d. h. Translation-Memorys, Terminologiedatenbanken oder
zuvor übersetzte, zweisprachige Dateien. Grundsätzlich können hier beliebig viele Quellen
ausgewählt und einem Projekt zugeordnet werden, wobei zu beachten ist, dass Wordbee
bei der Verwendung der ausgewählten Ressourcen eine Priorisierung von oben nach
unten vornimmt und Treffer aus der obersten Quelle zuerst anzeigt.
Nach der Auswahl der Dateien und TMs wird die Analyse durchgeführt. Die Einstellungen
hierfür befinden sich in der nächsten Registerkarte „Word Count“. In diesem Bereich wird
ebenfalls definiert, ob optional eine Vorübersetzung für den Text durchgeführt werden soll
und ab welchem Match-Bereich Treffer automatisch in die Zielsprache eingefügt werden
sollen. Generell können die Match-Bereiche bei Wordbee benutzerspezifisch festgelegt
und in einer Vorlage gespeichert werden. Zusätzlich kann definiert werden, ob optional ein
maschinelles Übersetzungssystem eingebunden werden soll. Für die Nutzung muss aber in
den Systemeinstellungen zuerst eine Verbindung zu einem maschinellen
Übersetzungssystem eingerichtet sein.
Das Ergebnis der Analyse wird anschließend für alle Dateien eines Projekts zusammen
angezeigt und kann in eine Excel-Datei exportiert werden.
Während der Übersetzung
Nach erfolgreicher Projektanlage können die Dokumente über die Registerkarte „Work &
Delivery“ zur Übersetzung im Wordbee Translator geöffnet werden. Im geöffneten Editor
selbst kann dann automatisch auf alle Projektdateien direkt zurückgegriffen werden, ohne
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 88 dass wieder in die Projektansicht zurück gewechselt werden muss. Auf diese Weise kann
flexibel an allen Projektdateien gleichzeitig gearbeitet werden.
Der zu übersetzende Text wird im Editor unabhängig von der Formatierung des
Originaldokuments in einer Schriftart und Schriftgröße dargestellt, sodass keine
Überschriften oder andere Formatierungen optisch zu erkennen sind. Auf der rechten Seite
befinden sich diverse Fenster wie z. B. der Translation Finder, in dem die
Übereinstimmungen mit dem TM und der Terminologiedatenbank angezeigt werden.
Darstellung der einzelnen Matches
Die unterschiedliche, farbliche Kennzeichnung, die im Folgenden beschrieben wird, erfolgt
in Wordbee nur, wenn mit der Vorübersetzungsfunktion gearbeitet wird. Ansonsten
werden die farblichen Markierungen nicht angezeigt.
Im Bereich der hundertprozentigen Übereinstimmung gibt es bei Wordbee zwei
Kategorien:
1. Exact translation (100%-Matches): Diese Treffer stimmen zu 100% mit einer vorherigen
Übersetzung überein, haben aber keine weitere Übereinstimmung im Kontext. Diese
Treffer werden vor dem Ausgangssegment mit einem grünen Blitz-Symbol
gekennzeichnet und der Text der Übersetzung wird grün dargestellt.
Gleichzeitig wird im Fenster „Translation Finder“ die Übersetzungseinheit aus dem TM
angezeigt und mit dem Match-Wert 100% versehen.
2. Perfect translation (110%-Match): Diese Treffer sind zuverlässiger als 100%-Matches, da
der Kontext aus früheren Übersetzungen ebenfalls übereinstimmt. Sie werden in
Wordbee mit einem blauen Blitz-Symbol markiert und die Übersetzung wird in blauer
Schrift angezeigt.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 89 Im Fenster für die Übereinstimmungen wird die Übersetzungseinheit mit dem Wert 110%
angegeben.
Fuzzy Matches werden im Editor ebenfalls farblich markiert, wenn sie über die
Vorübersetzungsoption automatisch eingefügt wurden, wobei die unterste Grenze für ein
automatisches Einfügen bei 90% liegt. In diesem Fall erhalten die Segmente ein gelbes
Blitz-Symbol und der Text wird rot dargestellt.
Die Unterschiede zwischen der Übersetzungseinheit und dem neu zu übersetzenden Text
werden sowohl im TM-Treffer als auch im Editor gelb markiert. Zusätzlich wird im Fenster
Translation Finder der Grad der Übereinstimmung angegeben.
Editor:
TM:
Sollte es keine Übereinstimmungen mit dem Translation Memory geben, kann jederzeit
eine Konkordanzsuche gestartet werden, um nach kleineren Textelementen zu suchen.
Diese Suche ist ebenfalls im Fenster „Translation Finder“ integriert und wird über die
Suchfunktion aufgerufen. Hier können allerdings nur manuell Suchbegriffe eingegeben
werden und nicht wie bei anderen Systemen Textpassagen im Ausgangstext markiert und
über eine Funktion automatisch gesucht werden. Bei einer Konkordanzsuche werden alle
hinterlegten Ressourcen, d.h. Translation Memory und Terminologiedatenbank,
durchsucht. Der entsprechende Suchbegriff wird gelb unterlegt im Ergebnisfenster
angezeigt.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 90 Wenn es Übereinstimmungen mit der Terminologiedatenbank gibt, werden diese im
Ausgangstext grau unterlegt. Die in Wordbee hinterlegte Übersetzung kann dabei direkt
auf den Zieltext übertragen werden, wenn es keinen Match im TM gibt. Dabei wird der
Ausgangssatz zuerst in den zielsprachlichen Bereich kopiert, die gefundenen
Benennungen werden anschließend ersetzt und Türkis gekennzeichnet.
Im Wordbee Translator werden Treffer aus dem Translation Memory und der
Terminologiedatenbank im selben Fenster angezeigt. Allerdings wählt der Benutzer selbst
aus, ob er die Treffer für „Phrases“ (TM) oder für „Terms“ sehen möchte. Es werden jeweils
nur die Treffer aus einer Ressource dargestellt, sodass die Treffer nicht aus Versehen
miteinander verwechselt werden.
Wenn neue Benennungen während der Übersetzung übernommen werden sollen, kann
einerseits im Fenster Translation Finder auf „Terms“ geklickt werden und dann auf die
Option „Add record“. Daraufhin öffnet sich ein leeres Fenster mit den Feldern
Ausgangssprache und Zielsprache. Bei geöffnetem Fenster können nun im Hintergrund
die beiden Benennungen im Text markiert werden und erscheinen gleichzeitig in dem
separaten Fenster in dem entsprechenden Feld. Danach können sie direkt in der
Terminologiedatenbank gespeichert werden. Andererseits können die beiden Termini
auch im Ausgangs- und Zieltext markiert werden und über eine Tastenkombination in die
Terminologiedatenbank übernommen werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 91 Sollte ein Text falsch segmentiert sein oder die Segmentierung benutzerspezifisch
angepasst werden müssen, können Segmente entweder verschmolzen oder getrennt
werden.
Wird diese Option ausgewählt, öffnet sich ein neues Fenster, in dem über ein gelbes
Trennzeichen die aktuelle Segmentierung angezeigt wird. Über das Setzen bzw. Entfernen
dieses Trennzeichens kann nun die Segmentierung verändert werden.
Diese Funktion steht allerdings nur bei Segmenten zur Verfügung, die zusammen in einem
Absatz stehen. Der Benutzer kann dies an der Nummerierung vor den
ausgangsprachlichen Segmenten erkennen. Alle Sätze, die zu einem Absatz gehören,
haben dieselbe „Hauptzahl“ und unterscheiden sich durch eine zweite, fortlaufende
Untergliederung.
Während der Übersetzung im Wordbee Translator kann sich der Übersetzer eine Vorschau
seiner Übersetzung im Fenster „Document Viewer“ anzeigen lassen. Hier besteht darüber
hinaus die Möglichkeit, die fertige Übersetzung direkt als Originaldatei herunterzuladen.
Die Download-Möglichkeit steht jederzeit zur Verfügung, auch wenn die Übersetzung
noch nicht abgeschlossen ist.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 92 Übersetzungsspezifische Herausforderungen
Interne Formatierungen:
Alle internen Formatierungen, wie fett, kursiv, aber auch eine andere Schriftart oder -farbe
werden im Wordbee Translator nicht optisch wiedergegeben. Der Text erscheint zunächst
in einer Schriftwart und Schriftgröße und die entsprechend formatierten Stellen werden
durch Tags gekennzeichnet, die eindeutige Beschriftungen haben. So wird z. B. kursiv mit
einem „I“ für italic gekennzeichnet. Die ausführlichere Beschreibung wird dem Übersetzer
über den Tooltip angezeigt.
Diese Tags müssen lediglich auf die Übersetzung übertragen werden, damit die Funktion
erhalten bleibt.
Bilder:
Bilder werden nicht direkt im Wordbee Translator angezeigt. Sie können allerdings über
die Vorschaufunktion des Ausgangs- oder Zieltextes gesehen werden.
Zahlen:
Zahlen oder Zahlenformate werden optisch nicht hervorgehoben. Allerdings gibt es die
Option, Datums- und Zahlenangaben entsprechend der hinterlegten
Konvertierungsvorgaben automatisch übersetzen zu lassen. Das ist zum Beispiel sehr
hilfreich, wenn es sich um reine Zahlensegmente handelt oder Zahlen die einzigen
Elemente im Segment sind, die sich unterscheiden.
Zusätzlich gibt es eine Qualitätssicherungsmaßnahme, die Datums- und Zahlenangaben
überprüft und die Segmente entsprechend kennzeichnet, in denen Zahlen falsch oder gar
nicht verwendet wurden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 93 Hyperlinks:
Hyperlinks werden in Wordbee als bearbeitbarer Text dargestellt. Auch hier werden Tags
um den entsprechenden Text platziert, um die Funktion des Hyperlinks zu erhalten.
Allerdings müssen Hyperlinks, die hinter einem Text verborgen sind, wie z. B. an der Stelle
„hier“, im Nachhinein angepasst werden, weil das System da nur den Text und nicht den
Hyperlink anzeigt.
Fußnoten:
Fußnoten werden von Wordbee problemlos erkannt und im Text mit einem Tag
gekennzeichnet. Im Tooltip bekommt man die Erläuterung „Fußnotenzeichen“ angezeigt.
Der Fußnotentext selbst wird allerdings am Ende der Seite – also wie im Originaldokument
– angezeigt. Das kann für die Übersetzung innerhalb des Editors irreführend sein, da nicht
mehr erkennbar ist, dass es sich hier um das Ende der Seite bzw. die Fußnote handelt.
Interne Wiederholungen:
Interne Wiederholungen kann Wordbee automatisch erkennen, wenn die Option „Auto
propagate“ eingeschalten ist. In diesem Fall fügt das System die Übersetzung für die
Wiederholung automatisch an den entsprechenden Stellen ein, wo der Satz noch einmal in
identischer Form vorkommt. Diese Segmente werden allerdings nicht optisch
gekennzeichnet, sodass man später nicht erkennen kann, dass die Übersetzung
automatisch aus einer Wiederholung eingefügt wurde.
Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei):
Externe Tags werden bei Wordbee im Editor nicht dargestellt, sodass der Übersetzer nur
die internen Tags auf den Zieltext übertragen muss. Die Handhabung der internen Tags
erfolgt analog zu dem Umgang mit Tags einer internen Formatierung. Der vollständige
Name der Tags und ihre Bedeutung werden hierbei ebenfalls im Tooltip dargestellt.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 94 Übersetzungsabschluss
Während der Übersetzung speichert Wordbee die neuen Übersetzungen automatisch im
Translation Memory. Dies ist für den Übersetzer optisch gut zu erkennen, da das Segment,
solange es gespeichert wird, rot unterlegt ist und erst dann die Farbe ändert, wenn die
Meldung erscheint, dass ein Segment gespeichert wurde.
Sind alle Segmente übersetzt und ist die Übersetzung somit abgeschlossen, sollte der
Übersetzer die Aufgabe auf „Completed“ setzen, sodass eine eventuell nachgelagerte
Korrektur starten kann.
Soll nun eine Übersetzung final abgeschlossen werden, wählt man im Bereich „Work &
Delivery“ die Schaltfläche „Finalize“ aus, um das ursprüngliche Dateiformat
wiederherzustellen.
Danach befindet sich in der Registerkarte „Documents“ im Ordner der Zielsprache die
fertige Datei, die auch von hier aus heruntergeladen werden kann.
Fazit:
Die einheitliche Plattform und die damit verbundene einheitliche Projektsteuerung sowie
sie einheitliche Datenspeicherung verbessern die Zusammenarbeit und verkürzen die
Durchlaufzeiten. Es werden nicht nur Verwaltungsaufgaben sondern auch die
Kommunikation zwischen den einzelnen Benutzern kanalisiert und dokumentiert.
Die plattformunabhängige, webbasierte Handhabung spart einerseits Kosten und benötigt
keine komplexe Installation und bietet somit größtmögliche Flexibilität bei der Auswahl
der geeigneten Übersetzer und Korrektoren.
Die Erstellung von Workflows und deren Automatisierung vereinfachen das
Projektmanagement und erleichtern die Prozesssteuerung durch den Projektmanager.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 95 Wordfast Pro 3.3
1999 kam die erste Wordfast-Version als kostenloses Word-Plug-in auf den Markt. Die
Darstellung und Funktionen waren stark an das vergleichbare Word-Plug-in von Trados
angelehnt und waren mit den damaligen Trados-Versionen auch kompatibel. So konnten
Word-Dateien mit einer kostenlosen Version von Wordfast übersetzt werden, die
gleichzeitig als bilinguale Word-Dateien mit Trados austauschbar waren. Seit Version 4
(2004) ist Wordfast allerdings kostenpflichtig.
Ende 2008 wurde mit Wordfast Pro ein komplett neues Produkt auf den Markt gebracht,
das vollkommen integriert aufgebaut war und die direkte Unterstützung innerhalb von
Word aufgab. Anfang 2009 kam dann das Wordfast Translation Studio auf den Markt, das
die alte Version (Wordfast Classic) und die neue Version (Wordfast Pro) als Paket anbot.
Sowohl Wordfast Classic als auch Wordfast Pro unterstützen die Betriebssysteme Windows,
Macintosh und Linux.
Die Produktversionen im Überblick
Wordfast Classic
Die Classic-Version ist die ursprüngliche Version von Wordfast und integriert sich direkt in
Microsoft Word. Sie besteht aus einer Wordvorlage, die für die Übersetzung eines Textes in
Word eine eigene Symbolleiste zur Verfügung stellt. Diese Leiste ist an die WordIntegration von SDL-Trados-Versionen vor SDL Trados Studio 2009 angelehnt. 2011
erschien wider Erwarten eine neue überarbeitete Version von Wordfast Classic, die
allerdings nicht Gegenstand dieses Vergleichs sein soll.
Diese Version kostet 400 Euro.
Wordfast Pro
Die Professional-Version bietet eine im Gegensatz zu Wordfast Classic komplett neu
entwickelte, integrierte Oberfläche, die optisch keine Gemeinsamkeiten mit der ClassicVersion aufweist. Die zu übersetzenden Dateien werden direkt in das System importiert
und dort bearbeitet. Die Auswahl der bearbeitbaren Dateiformate hat sich mit dieser
Version extrem erhöht und wird kontinuierlich erweitert. Außerdem können einem Projekt
beliebig viele TMs und Glossare für ein Übersetzungsprojekt zugeordnet werden.
Diese Version kostet 400 Euro.
Das Paket aus Wordfast Classic und Wordfast Pro (Wordfast Studio) kostet 500 Euro.
Wordfast Server
Der Wordfast Server ist eine Client-Server-Version, bei der interne und externe Nutzer
zeitgleich auf dieselben Daten zugreifen können. Diese Version bietet eine
Nutzerverwaltung, so dass Übersetzer-Teams problemlos zusammenarbeiten können.
Der Preis richtet sich nach der Anzahl der Nutzer und ist nur auf Anfrage erhältlich.
Wordfast Anywhere
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 96 Wordfast Anywhere ist eine rein webbasierte Version, die registrierte Benutzer kostenlos
nutzen können. Die Bearbeitungsoberfläche ist identisch mit der Symbolleiste in Wordfast
Classic. Alle Dateien, die für die Übersetzung genutzt werden sollen (TMs, Glossare und die
zu übersetzenden Dateien), müssen zunächst hochgeladen werden. Der Vorteil dieser
Version besteht vor allem darin, dass die Übersetzung jederzeit von unterschiedlichsten
Computern aus angefertigt werden kann.
+ Tools
Dieses Zusatzpaket für Wordfast Classic bietet eine ganze Reihe von kostenlosen
Funktionalitäten, die nicht in der Basisversion enthalten sind: Suchen/Ersetzen,
Zeichenkonvertierung, Formatkonvertierung, Dokumenten-Statistik, Alignment,
Terminologie-Extraktion, HTML-Tagging und andere.
VLTM (Very Large Translation Memory Project)
Dieses Projekt bietet aus einer Desktop-Installation von Wordfast heraus die Möglichkeit,
auf ein sehr großes TM zuzugreifen, das durch andere Wordfast-Benutzer gespeist wird.
Dabei können eigene zugangsbeschränkte Workgroups eingerichtet werden, um in einem
geschützten Bereich mit mehreren anderen Übersetzern in Echtzeit an einem Projekt zu
arbeiten. In diesem Fall ist darauf hinzuweisen, dass die Daten hier zentral auf einem
externen Server abgespeichert werden und keinerlei Einfluss auf die Wiederverwertung
der eigenen Daten besteht. Auch die Qualität der Daten anderer ist hier leider nicht
kontrollierbar.
Alle Wordfast-Versionen sind lediglich auf Englisch verfügbar.
Eine Übersicht über die unterstützten Dateiformate und Sprachen findet man auf der
Website unter „Support Specifications“.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 97 Evaluierung Wordfast
Projektvorbereitung
Zuerst muss die TMX-Datei importiert werden. Hierfür wird ein neues TM erstellt bzw.
hinzugefügt, um den Inhalt der TMX-Datei direkt zu importieren. Der Nachteil bei TMXDateien in Kombination mit Wordfast-TMs besteht darin, dass sie nicht in ein bestehendes
Wordfast-TM importiert werden können, sondern lediglich neue TMs mit dem Inhalt einer
TMX-Datei erstellt werden können. Dadurch entstehen sehr häufig viele, kleinere TMDateien.
Translation-Memory-Dateien bekommen in Wordfast die Endung TXT.
Zusätzlich zu den lokal gespeicherten TMs gibt es in Wordfast die Möglichkeit, sich mit
einem TM zu verbinden, das in der Cloud liegt (GLTM) oder eine Verbindung zu einem
konkreten TM-Server herzustellen, um zusätzliche TM-Daten einbinden zu können.
Im nächsten Schritt wird eine neue Terminologiedatenbank erstellt, in die das Glossar als
TXT-Datei importiert werden kann. Die Terminologiedatenbank in Wordfast ist sehr einfach
gehalten und wird deshalb auch Glossar genannt. Es gibt lediglich die Felder Source,
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 98 Target, Description, Creation Date und Creation User, benutzerdefinierte Felder können
aber nicht angelegt werden.
Beim Import muss allerdings strikt darauf geachtet werden, dass die Spalten in der zu
importierenden Excel-Tabelle in der Reihenfolge angeordnet sind wie die Sprachrichtung
der Glossar-Datei. Damit ist Wordfast das einzige Tool, das Glossare nicht in beide
Sprachrichtungen verwenden kann. Die Terminologiedateien werden alle in einem
Projektordner abgelegt und können von dort geöffnet werden.
Die Zusatzattribute Kunde (BDÜ) und Fachgebiet (Medizin) können in Wordfast weder
innerhalb eines Projekts noch bei einem TM mit erstellt werden.
Die Zuordnung der Dateien, die innerhalb eines Projekts übersetzt werden sollen,
unterscheidet sich bei Wordfast leicht von dem Prinzip anderer Systeme. Es wird zunächst
das „leere“ Projekt mit den entsprechenden Einstellungen geöffnet und somit die
„Rahmenbedingungen“ für die Übersetzung festgelegt. Alle Dateien, die dann zur
Übersetzung geöffnet werden, werden auf Grundlage dieser Einstellungen
(Sprachrichtung, TMs, Terminologiedatenbanken, usw.) übersetzt. Es gibt also keine feste
Zuordnung von Dateien zu bestimmten Projekten. Somit könnte z. B. für jeden Kunden ein
Projekt mit den entsprechenden TMs und Terminologiedateien erstellt und neue
Übersetzungen immer wieder mit denselben Einstellungen geöffnet und übersetzt
werden.
Die zu übersetzenden Dateien werden nun der Reihe nach in Wordfast geöffnet. Dabei
greift im Hintergrund ein Konvertierungsfilter, der die Originaldatei in eine systeminterne
TXML-Datei konvertiert. Jede Datei erhält automatisch eine separate Registerkarte und
somit können bei Bedarf mehrere Dateien gleichzeitig geöffnet werden. Die XML-Datei
kann nicht ohne weiteres in Wordfast importiert werden. Der Importfilter für XML-Dateien
muss erst entsprechend angepasst werden, d.h., es muss definiert werden, welche Tags
intern bzw. extern sind. Erst dann kann die XML-Datei ausgewählt und korrekt importiert
werden.
Die Analyse kann nun wahlweise für alle geöffneten Dateien direkt im Editor oder als so
genannter Batch-Prozess in der Ansicht „PM Perspective“ ausgeführt werden. In der PMAnsicht kann der Benutzer auch eine Analyse für eine bestimmte Kombination der Dateien
durchführen.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 99 Während der Analyse in der „PM Perspective“ kann auch direkt die Option aktiviert
werden, dass TM-Treffer ab einem bestimmten Übereinstimmungsgrad als
Vorübersetzung automatisch in den Text eingefügt werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 100 Während der Übersetzung
Die verschiedenen Match-Arten werden entweder bei der Vorübersetzung oder wenn ein
Segment aktiv bearbeitet wird mit unterschiedlichen Farben markiert. So ist ein 100%Match im TXML Editor und im TM selbst grün unterlegt und erhält den Score 100. Im TMLookup-Fenster wird zusätzlich der Name des TMs angegeben, aus dem der Treffer
stammt, falls z. B. mehrere Dateien für die Übersetzung ausgewählt wurden.
Editor:
TM:
Wenn ein Fuzzy Match gefunden wird, ist dieser im Editor und im TM gelb unterlegt und
das Segment wird mit dem entsprechenden Match-Wert gekennzeichnet. Dieser Wert
bleibt auch als Information erhalten, wenn das Segment bearbeitet und als bestätigt
markiert wird. So kann ein Übersetzer jederzeit sehen, wie hoch die Übereinstimmung war,
als er begonnen hat, den Text zu übersetzen. Die Unterschiede zwischen dem neu zu
übersetzenden Segment und der gespeicherten Übersetzungseinheit erscheinen im TM
gelb markiert.
Editor:
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 101 TM:
Wenn es keinen Treffer gibt, bleibt der Bereich einfach weiß und am Rand erscheint grau
unterlegt die Zahl 0.
Die Übereinstimmungen mit der Terminologiedatenbank werden nicht in einem separaten
Fenster angezeigt, sondern lediglich direkt im Text optisch markiert. Die entsprechenden
Termini werden in roter Schrift mit einer roten Umrandung angezeigt. Bewegt man die
Maus über einen Treffer, erscheinen im Tooltip die ausgangssprachliche und
zielsprachliche Benennung sowie der Name des Glossars, aus dem der Treffer kommt.
Wurde die korrekte Übersetzung in den Zieltext übernommen, erscheint die gleiche
Kennzeichnung für beide Sprachen in grün.
Über die Schaltflächen Previous/Next Term und Copy Term können die Übersetzungen
ausgewählt und an der entsprechenden Stelle in den Zieltext kopiert werden.
Neue Benennungen, die in die Terminologiedatenbank übernommen werden sollen,
können direkt aus dem Editor heraus gespeichert werden. Dafür werden die beiden
Benennungen nacheinander in der Quell- oder Zielsprache markiert und über die
Schaltfläche „Add Term“ ( ) hinzugefügt. Danach öffnet sich ein Schnelleingabefenster,
in dem eine Entsprechung oder gegebenenfalls eine Beschreibung hinzugefügt werden
kann.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 102 Sollte kein Treffer im TM gefunden werden, kann auch jederzeit die Konkordanzsuche
gestartet werden, die bei Wordfast im Bereich „TM Lookup“ abgebildet wird. In diesem
Bereich werden auch die automatischen Treffer aus dem TM angezeigt. Hier kann der
Übersetzer einen Suchbegriff wahlweise manuell eingeben oder ihn direkt im Quelltext
markieren, so dass er per Tastenkombination direkt im TM gesucht wird. In der
Ergebnisliste ist der Suchstring dann gelb unterlegt und es wird zusätzlich der Name des
entsprechenden TMs angegeben.
Falsche Segmentierungen bzw. benutzerdefinierte Anpassungen von Segmentierungen
sind in Wordfast über die Funktionen „Expand/Shrink Segment“ (
) möglich. Es
können allerdings nur Segmente zusammengeführt werden, die zum selben Absatz
gehören. Diese Information ist für den Benutzer nicht direkt ersichtlich, sondern wird erst
angezeigt, wenn die Verschmelzung von zwei Sätzen aus unterschiedlichen Absätzen nicht
möglich ist.
Wenn ein Segment geteilt werden soll, erfolgt die Teilung an der Stelle, wo der Cursor im
Text platziert ist.
Eine wirkliche Vorschaufunktion während der Übersetzung gibt es in Wordfast nur für
Word-Dokumente. Dabei wird das Dokument nicht innerhalb von Wordfast mithilfe von
Word geöffnet, sondern es öffnet sich direkt in Microsoft Word und die Übersetzung wird
im Originalformat angezeigt, von wo aus sie auch direkt gespeichert werden könnte. Alle
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 103 anderen Formate können theoretisch auch über Word als Vorschau geöffnet werden,
allerdings wird hier lediglich der Zieltext in Tabellenform ohne ursprüngliche
Formatierung angezeigt.
Das folgende Bild zeigt beispielsweise einen Teil der Vorschau der PowerPointPräsentation:
Über das Fenster „Outline“ auf der rechten Seit wird eine Übersicht des Dokuments
angezeigt, in dem durch farbliche Markierungen die Matchbereiche der Übersetzung
hervorgehoben werden. Darüber hinaus wird hier gekennzeichnet, welche Einheiten
bereits als „Confirmed“ ( ) bestätigt wurden. Die eigentliche Struktur des Originalformats
ist hier allerdings nicht zu erkennen.
Übersetzungsspezifische Herausforderungen
Interne Formatierungen:
Der gesamte Text (unabhängig vom Originaldateiformat) wird in einer Schriftgröße und
einer Schriftart angezeigt, so dass optisch keinerlei Formatierungen erkennbar sind. Gibt es
interne Formatierungen (z. B. Fettdruck), werden sie durch Tags in geschweiften Klammern
dargestellt, die um die entsprechende Textstelle in der Übersetzung platziert werden
müssen.
Word-Dokument:
Wordfast-Editor:
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 104 Das Problem hierbei ist, dass diese Tags nicht nur für Formatierungen verwendet werden,
sondern auch für Funktionen, die im Text integriert sind, wie z. B. Querverweise, Links,
Fußnoten, usw. Die Tags werden zunächst unabhängig von ihrer Funktion im Text pro
Segment einfach durchnummeriert, dabei beginnt Wordfast bei jedem Segment immer
wieder bei 1. Erst im Tooltip wird dem Übersetzer angezeigt, welche Funktion hinter dem
Tag liegt. Hierfür muss der Benutzer aber ein gutes Grundwissen zu Tags und deren
Funktion mitbringen, um alles verstehen zu können.
Die Übernahme der Tags in den Zieltext erfolgt durch separate Schaltflächen:
Previous/Next Tag und Copy Tag.
Bilder:
Bilder werden bei Wordfast nicht importiert oder dargestellt. Sie können lediglich über die
Vorschau gesehen werden und das auch nur, wenn die Originaldatei ein Word-Dokument
war. Ansonsten muss die Originaldatei selbst in der Ausgangssprache geöffnet werden.
Zahlen:
Zahlen und Zahlenformate werden im Editor nicht optisch gekennzeichnet, allerdings
erkennt das System die Zahlen und bietet dem Übersetzer während des Schreibens je nach
Komplexität der Zahl verschiedene Möglichkeiten für die Übersetzung einer Zahl aus dem
Ausgangstext an.
Zusätzlich gibt es noch eine Qualitätssicherungsmaßnahme (numerical check), die
überprüft, ob Zahlen fehlen oder korrekt übernommen wurden.
Hyperlinks:
Hyperlinks werden als reiner Text angezeigt und die Funktion des Hyperlinks über die
entsprechenden Tags wiedergegeben. Links, die hinter einem Text verborgen sind, können
nur nach dem Export in der Originalapplikation angepasst werden.
Fußnoten:
Die im Satz integrierte Fußnote wird vom System erkannt und die Funktion wird als Tag im
Text dargestellt. Im Tooltip bekommt der Übersetzer dann die Information, dass es sich
hier um eine Fußnote handelt. Der Fußnotentext erscheint als separates Segment im
Anschluss an den Absatz, in dem die Fußnote steht. Allerdings ist durch die einheitliche
Darstellung des Textes und die fehlende Strukturinformation nicht unbedingt klar, dass
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 105 dies der Fußnotentext zu der oben vorkommenden Fußnote ist.
Interne Wiederholungen:
Erscheint ein Segment in einem Text mindestens zweimal, so kann Wordfast die
Übersetzung an den anderen Stellen automatisch einfügen. Diese Option kann wahlweise
aktiviert oder deaktiviert werden.
Die automatisch vorübersetzten Segmente werden orange markiert und mit der Zahl 100
versehen.
Umgang mit externen und internen Tags (XML-Datei):
Wordfast zeigt bei der Übersetzung keine externen Tags an, allerdings werden die internen
Tags auch nicht als Originaltags angezeigt, sondern wie bei der Auszeichnung von
internen Formatierungen in Tags mit geschweiften Klammern konvertiert. Das heißt, in
diesem Fall ist es umso wichtiger zu erkennen, welche Funktion hinter den Tags steckt, um
sie im Zieltext richtig platzieren zu können.
Übersetzungsabschluss
Während der Übersetzung werden neue Übersetzungseinheiten über die Funktionen
„Next/Previous Segment“ (
) direkt im Projekt-TM gespeichert. Am Ende einer
Übersetzung ist allerdings zu empfehlen, sicherheitshalber alle Übersetzungseinheiten
noch einmal über die Funktion „Commit to TM“ (
ist, dass alle Übersetzungen im TM sind.
) zu speichern, so dass sichergestellt
Wenn am Ende die Übersetzung wieder in das Originalformat exportiert werden soll, kann
das einerseits direkt im Editor vorgenommen werden. Dabei wählt der Übersetzer einfach
die Option „Save Translated File“ und bestimmt den Speicherort auf der Festplatte. Der
Dateiname kann hierbei auch angepasst werden. Andererseits können auch mehrere
Dateien gleichzeitig in der Ansicht „PM Perspective“ exportiert (gecleant) werden, so dass
dadurch beispielsweise bei Projekten mit vielen Dateien der Zeitaufwand relativ gering
bleibt.
Fazit:
Wordfast ist zwar ein vergleichsweise einfaches Tool, bietet aber eine große Vielfalt an
Möglichkeiten. Die verschiedenen Produktversionen sind optimal auf die
unterschiedlichen Bedürfnisse von Übersetzern zugeschnitten und zeigen, dass für
Wordfast der Freelancer im Mittelpunkt steht. Die Word-Integration z. B. bietet daher
vielen Übersetzern einen leichten Einstieg in das Arbeiten mit TM-Systemen.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 106 XTM 8.0
Das britisch-polnische Unternehmen wurde 2002 von Bob Willans (CEO) und Andy Zydron
(CTO) unter dem Namen XML-INTL Ltd gegründet. Ihr Ziel war es ein rein webbasiertes
Übersetzungs-Tool zu entwickeln. 2010 änderte das Unternehmen seinen Namen in XTM
International, so dass die Software, XTM Cloud, und die Firma seit diesem Zeitpunkt
denselben Namen führten. Im selben Jahr wurde dann die erste Version von XTM Cloud
auf den Markt gebracht, die Anfang 2014 nun in der Version 8.0 veröffentlicht wurde. Der
Hauptsitz ist in Gerrards Cross (in der Nähe von London) und das Entwicklungs- und
Supportteam sitzt in Poznan (Polen). XTM konzentriert sich ausschließlich auf die
Entwicklung von Software im Übersetzungsbereich und bietet keine
Übersetzungsdienstleistungen an.
Das webbasierte Translation-Memory-System XTM zählt zu den neueren Produkten auf
dem Markt, da es erst im Jahr 2010 in die ersten Kundenprojekte integriert wurde.
2012 wurde die erste Niederlassung in Amerika eröffnet.
Die Produktversionen im Überblick
Für XTM gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Lizenzmodelle: XTM Cloud und XTM
Suite. XTM Cloud wird von XTM International gehostet und XTM Suite ist eine selbständige
Installation im Unternehmen. Die XTM Suite richtet sich dabei eher an große Unternehmen
und Übersetzungsdienstleister mit großem Übersetzungsaufkommen.
XTM Cloud gliedert sich wiederum in drei verschiedene Versionen:
XTM Cloud Freelance
Die Freelance-Version richtet sich an den klassischen Freiberufler und ist für nur eine
Person ausgerichtet. Mit dieser Version können zwar TMs und Terminologiedatenbanken
nicht mit anderen gemeinsam genutzt, aber dafür webbasiert verwaltet werden. Das
bedeutet auch, dass bei dieser Version keine weiteren Benutzer angelegt und in einen
gemeinsamen Übersetzungsprozess eingebunden werden können. Die Freelance-Version
hat außerdem eine Beschränkung auf eine maximale Anzahl von Wörtern, die pro Monat
übersetzt werden dürfen.
Der Preis richtet sich nach dem Maximum der Wörter und beläuft sich für 10.000 Wörter
auf 11 Euro pro Monat, für 25.000 Wörter auf 19 Euro pro Monat und für 60.000 Wörter auf
33 Euro pro Monat.
XTM Cloud Small Group
In der Small-Group-Version können im Gegensatz zur Freelance-Version mehrere Benutzer
angelegt und verwaltet werden. Außerdem können webbasierte TMs und
Terminologiedatenbanken zusammen für Übersetzungsprojekte genutzt werden. Die
Einschränkungen dieser Version liegen einerseits bei der maximalen Anzahl der Benutzer,
die mit der Version arbeiten können (maximal 4) und andererseits, wie bei der FreelanceVersion, in der maximalen Anzahl der Wörter, die pro Monat übersetzt werden dürfen.
Die Preise für diese Version sind sehr detailliert - s. folgende Tabelle:
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 107 Nutzer
Max. Wörter pro Monat
Preis in Euro
pro Monat
2
20.000
52,00
2
50.000
91,00
2
120.000
163,00
3
30.000
63,00
3
75.000
110,00
3
180.000
195,00
4
40.000
73,00
4
100.000
128,00
4
240.000
228,00
XTM Cloud LSP
Die Cloud-LSP-Version hat keine Einschränkung hinsichtlich der maximalen Wortanzahl.
Der Preis richtet sich hier nach der Anzahl der maximalen Nutzer: Die Lizenzen sind bei
dieser Version allerdings Concurrent-User-Lizenzen, das bedeutet, dass grundsätzlich
beliebig viele Benutzer im System angelegt werden können, sich die Anzahl der
eingeloggten Benutzer aber an der Anzahl der gekauften Lizenzen orientiert. Auf diese
Weise ist es einfacher und flexibler, mit verschiedenen Benutzern im gleichen System zu
arbeiten.
Auch hier soll im Folgenden eine Tabelle die Preise veranschaulichen.
Nutzer
Preis in Euro
pro Monat
5
306,00
10
507,00
20
936,00
30
1.326,00
40
1.638,00
50
1.885,00
100
3.510,00
300
9.750,00
Das XTM-Handbuch, das im Bereich „Resources“ auf der Homepage von XTM zur
Verfügung steht, beschreibt alle Dateiformate, die in XTM eingelesen werden können.
Die Oberfläche steht derzeit nur auf Englisch zur Verfügung.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 108 Evaluierung XTM
Projektvorbereitung
Die Anmeldung erfolgt bei XTM über einen webbasierten Login in einem beliebigen
Browser. Zu Beginn ist zu empfehlen, dass zuerst die grundlegenden Einstellungen im
System vorgenommen werden, damit diese beim Datenimport und der anschließenden
Projektanlage zur Verfügung stehen. In der Kundenverwaltung, die bei XTM sehr
umfangreich ist und neben einer klassischen Adressverwaltung u.a. die Möglichkeit bietet,
verschiedene Preise zu hinterlegen, wird zunächst der neue Kunde „BDÜ“ angelegt.
Zusätzlich wird beim Kunden das Fachgebiet „Medizin“ hinterlegt bzw. auf die bereits
vorhandene Fachgebietsangabe „Medical“ zurückgegriffen. Fachgebiet und Kunde sind
also bei XTM unmittelbar miteinander verknüpft.
Der TMX-Import erfolgt im TM Manager, in dem die TM-Daten verwaltet, importiert und
exportiert werden können. In XTM werden TMs nicht in separaten Dateien verwaltet,
sondern über Zusatzinformationen gekennzeichnet; alle Daten werden also in einer
Datenbank gespeichert. Die Unterscheidung der Übersetzungseinheiten erfolgt z. B.
anhand des Kundennamens oder der zugeordneten Sprachkombination.
Übersetzungseinheiten werden dabei automatisch für beide Sprachrichtungen verwendet,
auch wenn beim Import eine Ausgangs- und Zielsprache festgelegt werden muss. Beim
Import selbst wird ein Projektname für den Import angegeben, der aber nicht mit einem
TM-Namen zu verwechseln ist. Diese Projektnamen können später bei einer Suche im TM
als Filterkriterium ausgewählt werden.
Analog zum TM-Import erfolgt der Import der Excel-Tabelle mit dem Glossar. Im
Terminology Manager kann nach der Angabe des Kundennamens direkt eine Importdatei
ausgewählt werden, die anschließend importiert wird.
Zum Aufbau der Terminologiedatenbank ist zu sagen, dass es sich hier nicht um eine frei
definierbare Eintragsstruktur handelt, sondern eine Eingabemaske mit Begriffs- und
Benennungsebene vorgegeben ist. Insgesamt stehen folgende Felder zur Verfügung:
Domain, Bild, Definition, Referenz, Abkürzung, Status, Anmerkungen und Kontext. Diese
Angaben sind nicht sehr umfangreich, können aber für Übersetzungsprojekte ausreichend
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 109 sein. Sollte eine umfangreichere Terminologiedatei importiert werden müssen, können
deshalb nur die Felder importiert werden, die auch im System bereits vorhanden sind.
Im Folgenden wird nun ein neues Übersetzungsprojekt erstellt. Im Projekte-Bereich
können neue Projekte erstellt und bestehende verwaltet werden. Während der
Projekterstellung öffnet sich nicht wie bei vielen anderen Tools ein Projektassistent,
sondern eine Bearbeitungsoberfläche, die in verschiedene Bereiche eingeteilt ist. So
können alle projektrelevanten Einstellungen auf einen Blick vorgenommen werden.
Im ersten Bereich „General information“ wird der Kunde ausgewählt und ein Projektname
vergeben. Neben einer optionalen Beschreibung kann hier bei Bedarf auch ein
Abgabetermin angegeben werden.
Im zweiten Bereich „Translation“ werden anschließend die Ausgangs- und Zielsprache
festgelegt, wobei es immer die Möglichkeit gibt, mehrere Zielsprachen auszuwählen und
so mehrsprachige Projekte anzulegen. Abschließend werden hier die zu übersetzenden
Dateien ausgewählt und gegebenenfalls Dateien als Referenzmaterial hinzugefügt.
Im letzten Bereich „Settings“ muss nun ein Workflow ausgewählt werden, wobei es
standardmäßig verschiedenste Kombinationsmöglichkeiten aus Übersetzung, Korrektur
und Lektorat gibt. Diese Option steht allerdings nur zur Verfügung, wenn mit einer Version
von XTM gearbeitet wird, in der mehrere Benutzer zusammenarbeiten können. In diesen
Versionen können allerdings auch eigene Workflows mit eigenen Aufgaben, wie z. B. „DTPArbeit“ oder „übersetzte Dateien zu Kunden schicken“, definiert werden.
Abschließend wird angegeben, welche Translation-Memory- und/oder Terminologiedaten
für dieses Projekt verwendet werden sollen. Hier werden standardmäßig die Daten des
ausgewählten Kunden angezeigt, die aber auch um weitere Daten ergänzt werden
können.
Wurden alle Einstellungen vorgenommen, werden anschließend während der
Projekterstellung die ausgewählten Dateien hochgeladen und gemäß der hinterlegten
Dateifilter automatisch importiert.
Nach der erfolgreichen Anlage wird das neue Projekt in der Übersicht der angelegten
Projekte angezeigt und kann weiter bearbeitet werden. Die Analyse befindet sich im
Bereich „Metrics“ der Projektdetails. Der Übersetzer kann hier einerseits die Gesamtanalyse
aller Dateien und die Analyse jeder einzelnen Projektdatei sehen. Außerdem wird in dieser
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 110 Ansicht am unteren Bildrand der Fortschritt eines Projekts angezeigt, der automatisch
aktiviert wird, wenn mit der Übersetzung begonnen wird.
Während der Übersetzung
Die zu übersetzenden Dateien werden nun im XTM Editor, der sogenannten Workbench,
geöffnet und dort mithilfe der Daten aus dem TM und der Terminologiedatenbank
übersetzt. Bei diesem Vorgang müssen nicht alle Dateien separat geöffnet werden,
sondern der Übersetzer bekommt in einem Drop-Down-Menü automatisch alle Dateien
angezeigt, die ihm zugewiesen sind und kann sie so flexibel zur Übersetzung auswählen.
Neben der webbasierten, XTM-internen Bearbeitung der Dateien gibt es außerdem die
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 111 Möglichkeit entweder eine Excel- oder XLIFF-Datei zu erstellen. Beide Dateien können
heruntergeladen werden, um offline und außerhalb von XTM bearbeitet werden zu
können. Dabei öffnet sich die Datei in Excel in einem dem XTM Editor nachempfundenen
Layout, wohingegen die XLIFF-Datei mit jedem beliebigen anderen Translation-MemorySystem übersetzt werden kann. Nach Abschluss dieser Offline-Übersetzungen können die
fertigen Dateien wieder in das Projekt geladen werden.
Darstellung der einzelnen Matches
Bei XTM gibt es im Editor selbst keine separaten Fenster für die Anzeige der verschiedenen
Matches – weder für das TM noch für die Terminologiedatenbank. Vorhandene Treffer
erscheinen innerhalb des aktiven Segments. Dabei werden Übereinstimmungen mit dem
TM unterhalb des ausgangs- und zielsprachlichen Segments angezeigt. Für die Markierung
von Matches gibt es vier grundlegende Kennzeichnungen:
•
U = Unmatched (keine Treffer mit dem TM)
•
M = Matched (Übereinstimmungen mit dem TM vorhanden)
•
I = ICE (perfekter Match aus dem TM vorhanden)
•
N = non-translatable (das Segment soll nicht übersetzt werden, z. B. bei Segmenten, die
nur aus Zahlen bestehen)
Darüber hinaus können diesen Kategorien drei unterschiedliche Farben zugeordnet sein:
•
Rot = to be translated
•
Gelb = to be checked
•
Grün = translated
100%-Matches werden also beim ersten Aufrufen mit einem gelben M gekennzeichnet, da
die Übereinstimmung zwar hundertprozentig vorliegt, diese aber vom Übersetzer im
Kontext noch geprüft werden muss.
Wird ein 100%-Match übernommen und bestätigt, ändert sich die Farbe danach in „grün“.
Gleichzeitig zu diesem Schritt wird die Qualitätssicherung aktiv und überprüft die
ausgewählten QM-Kriterien.
Fuzzy Matches werden ebenfalls mit einem „M“ gekennzeichnet, das aber „rot“ unterlegt
ist, weil der Satz noch teilweise übersetzt bzw. geändert werden muss. Die gespeicherte
Übersetzungseinheit aus dem Translation Memory wird auch hier unter dem zu
übersetzenden Segment angezeigt. Die Unterschiede zwischen dem neuen und dem
gespeicherten Segment werden dabei farbig hervorgehoben und zusätzlich wird der
Übereinstimmungsgrad angegeben. Auch hier ändert sich die Farbe nach der Anpassung
der Übersetzung und der anschließenden Bestätigung in „grün“.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 112 Ist kein Treffer vorhanden, wird das Segment mit einem roten „U“ gekennzeichnet. Es kann
nun zum Beispiel für bestimmte Wörter oder Satzteile eine Konkordanzsuche gestartet
werden. Dafür wird die entsprechende Stelle im Ausgangstext markiert und über die
rechte Maustaste ein Kontextmenü geöffnet, über das anschließend die Konkordanzsuche
gestartet werden kann. Hierfür stehen eine Fuzzy-Suche und eine genau Suche zur
Verfügung.
Im Anschluss an die Suche öffnet sich ein separates Fenster, in dem alle Treffer aus dem TM
angezeigt werden und der Suchstring rot markiert ist.
Gibt es Treffer aus der Terminologiedatenbank, werden diese im Ausgangssegment in
blauer Schrift dargestellt. Um die gespeicherte Übersetzung für eine Benennung angezeigt
zu bekommen, wird die ausgangssprachliche Benennung einfach angeklickt, woraufhin
sich ein kleines Zusatzfenster öffnet, in dem die Übersetzung für die aktuelle Zielsprache
zu sehen ist.
Wurde eine neue Benennung während der Übersetzung recherchiert, kann diese
problemlos aus dem Editor heraus in die Terminologiedatenbank übernommen werden.
Hierfür kann der Übersetzer zwischen zwei verschiedenen Vorgehensweisen wählen:
•
Add term – quick: Bei dieser Option öffnet sich ein kleines Fenster, in dem die
ausgangssprachliche Benennung angegeben ist und automatisch der
ausgangssprachliche und zielsprachliche Kontext eingetragen wurde.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 113 •
Add term – full: Hier öffnet sich der vollständige Eintrag mit allen Datenfeldern, wie er
auch in der Terminologiedatenbank erscheinen würde und auf diese Weise können alle
zusätzlichen Felder ausgefüllt werden.
Muss während der Übersetzung die durch das System erfolgte Segmentierung geändert
oder benutzerspezifisch angepasst werden, können Segmente in XTM über die Option
„Merge with the segment above“ (
) zu einem Segment verschmolzen werden. Bei
diesem Vorgang können allerdings nur Segmente miteinander verbunden werden, die
auch im selben Absatz stehen. Gepunktete Linien weisen im Gegensatz zu
durchgezogenen Linien darauf hin, dass verschiedene Segmente im selben Absatz stehen.
Über die Option „Demerge“ können vorher verschmolzene Segmente auch wieder im
Nachhinein getrennt werden.
Während der Übersetzung stehen verschiedene Vorschaumöglichkeiten zur Verfügung,
um den zielsprachlichen Text aus dem Editor anzeigen zu lassen. Die Darstellung erfolgt
bei XTM in verschiedenen Dateiformaten:
•
•
•
•
HTML-Vorschau: Das Dokument wird wie in der Originalformatierung angezeigt.
HTML-Vorschau als Tabelle: Die Anzeige des XTM-Editors wird 1:1 in einer HTMLAnzeige wiedergegeben.
PDF-Vorschau: Das Dokument wird wie in der Originalapplikation angezeigt
PDF-Vorschau als Tabelle: Ausgangs- und Zielsprache werden als zweisprachige Tabelle
angezeigt.
Übersetzungsspezifische Herausforderungen
Internen Formatierungen:
Grundsätzlich wird der importierte Text in XTM in einer Schriftart und Schriftgröße
angezeigt. Das heißt, der Übersetzer kann nicht direkt erkennen, an welcher Stelle es sich
um Überschriften handelt oder wo z. B. Fettdruck hinterlegt ist. Interne Formatierungen
werden im Text mit durchnummerierten Tags (geschweifte Klammern) markiert. Diese
müssen vom Übersetzer auf den Zieltext übertragen werden, damit die entsprechende
Formatierung auch in der Übersetzung vorhanden ist. Tags, die zusammengehören, haben
die gleiche Zahl und werden um den Textbereich herum platziert, auf den sie sich
beziehen.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 114 So kann ein Übersetzer schnell erkennen, welche Tags zusammengehören und dass es sich
wahrscheinlich um Formatierungen handelt, da diese immer durch zwei gleich
nummerierte Tags angezeigt werden.
Bilder:
Bilder werden bei XTM nicht im Text dargestellt, sondern können lediglich über die
Vorschau eingesehen werden.
Zahlen:
Zahlen erhalten keine optische Kennzeichnung im Editor, sie werden aber über eine
Qualitätssicherungsmaßnahme geprüft. Sollte eine Zahl im Zieltext fehlen oder wurde sie
nicht im richtigen Format übernommen, erscheint am Rande der Übersetzungseinheit im
Editor ein gelbes Warndreieck. Über die Informationen im Tooltip erhält der Übersetzer
dann weitere Informationen zu dem Fehler und bekommt entsprechende
Korrekturvorschläge angezeigt.
Hyperlinks:
Verlinkungen bzw. Hyperlinks werden wie Formatierungen mit Tags gekennzeichnet, die
um die entsprechende Stelle platziert werden. Die Tags müssen also auch im Zieltext an
derselben Stelle erscheinen, damit die Funktion des Hyperlinks in der Übersetzung
erhalten bleibt. Hyperlinks, die hinter einem Text liegen, müssen allerdings nach dem
Export angepasst werden und können nicht direkt im Text bearbeitet werden. Hier kann
nur der Text selbst, aber nicht der Hyperlink bearbeitet werden.
Fußnoten:
Die Funktion der Fußnote wird ebenfalls mit einem Tag im Text gekennzeichnet. Allerdings
ist dieses Tag blau markiert und erscheint nur einmal, da es ja nur einmal an einer
bestimmten Stelle im Text vorkommt. Die Fußnote selbst wird direkt im Anschluss an den
Absatz, in dem die Fußnote vorkommt, zur Übersetzung angeboten. So kann diese
Information unmittelbar im dazu gehörigen Kontext übersetzt werden.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 115 Interne Wiederholungen:
Kommt ein Segment mehrmals im Text vor, dann werden diese Wiederholungen im Text
optisch markiert. Wenn der Übersetzer das bereits vorher übersetzte Segment öffnet, wird
direkt unterhalb des Segments angegeben, dass es sich hier um eine Wiederholung
handelt und die Übersetzung kann direkt übernommen werden. Wiederholungen werden
also vom System nicht automatisch eingefügt, sondern der Benutzer wird an den
entsprechenden Stellen darauf hingewiesen, dass es sich um eine Wiederholung handelt.
Umgang mit internen und externen Tags (XML-Datei):
Externe Tags werden in XTM nicht angezeigt. Bei den internen Tags verhält es sich wie bei
den internen Formatierungen. Sie werden entsprechend mit durchnummerierten Tags
gekennzeichnet, die dann vom Benutzer auf die Übersetzung übertragen werden müssen.
Übersetzungsabschluss
Wird im XTM Editor eine Übersetzungseinheit als „Translated“ markiert, speichert das
System diese im Translation Memory. Am Ende einer Übersetzung sollten idealerweise alle
Segmente als übersetzt markiert sein, um sicherzustellen, dass auch alle neuen
Übersetzungseinheiten gespeichert wurden.
Am Ende muss nun der übersetzt Text wieder zurück in das Originalformat konvertiert
werden. Dies kann einerseits direkt im Editor erfolgen, in dem man die Option „Download
target file“ wählt. Eine zweite Möglichkeit besteht über die Dateiverwaltung im ProjekteBereich. Hier gibt es hinter jeder Datei die Möglichkeit, die fertige Datei im Originalformat
herunterzuladen und auf der Festplatte zu speichern.
Fazit:
XTM International bietet innovative, branchenführende Übersetzungstechnologien an, mit
denen Geld und Zeit gespart werden können. XTM Cloud kann hohe
Übersetzungsvolumina und mehrsprachige Übersetzungsszenarien problemlos
handhaben. Der Vorteil von XTM liegt vor allem darin, dass Benutzer – unabhängig von der
Unternehmensgröße oder -struktur – innerhalb von wenigen Minuten mit dem System
starten können und gleichzeitig die vollständige Kontrolle und Sicherheit behalten.
Außerdem gibt es bei XTM keine hohen Investitionskosten für Software oder Hardware.
Da XTM kein Übersetzungsdienstleister ist, sondern ein reiner Technologieentwickler, liegt
der alleinige Schwerpunkt auf der Entwicklung von Produkten und Lösungen.
Translation-­‐Memory-­‐Systeme im Test / (c) Dr. Nicole Keller, MDÜ 2/14 116