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Ausbildung
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ZEIG
DICH!
„Je mehr Vergnügen du an deiner Arbeit
hast, desto besser wird sie bezahlt.“
Mark Twain, Schriftsteller
Wer nächstes Jahr mit der Ausbildung, dem Studium oder sogar Beidem beginnt, überlegt sich am besten heute
schon, was ihm Spaß macht. Zwar werden sich im Laufe einer Karriere immer wieder Türen öffnen, mit d
­ enen
so heute nicht zu rechnen ist – trotzdem sollte der erste Schritt gerade bei Lehrberufen Sinn machen. Das
Abschluss­zeugnis, das Gespräch mit Eltern, Freunden und Lehrern, seine Träume und das eigene Bauchgefühl
sind die Zutaten für die richtige Wahl.
Um Antworten zu finden, ist es aber ebenso wichtig zu wissen, welche Möglichkeiten es gibt. Das Magazin
ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung ZEIGT DIR!, was Dich in der Arbeits- und Studienwelt erwartet. Und wer Dir
helfen kann, Deinen Traum-Beruf zu finden.
In Nordrhein-Westfalen sind die Möglichkeiten zu studieren oder sich ausbilden zu lassen übrigens hervorragend. Die Hochschulen genießen bundesweites Renommee. Traditionelles Handwerk und Schwerindustrie gibt
es ebenso wie internationale Konzerne und innovative Weltmarktführer in Familienhand. Und viele davon suchen
Auszubildende. Einige Firmen ZEIGEN sich hier sogar direkt im Heft.
ZEIG DU Individualität, Selbstbewusstsein und Motivation!
Viel Erfolg bei der Suche nach dem richtigen Ausbildungs- oder Studienplatz
Constanze von Gerkan, Christian Leetz, Sven Schneider
Danke an Zeus für die Unterstützung des Magazins.
IMPRESSUM
INHALT
FUNKE Mediengruppe NRW WAZ | NRZ | WR | WP | IKZ
Die Top Ten der Ausbildungsberufe in NRW
4
Lebenslauf: Das ganze Leben auf einer Seite
6
Kaffee kochen war gestern: Warum ein Praktikum sinnvoll ist
8
Jahresplanung: Wann welcher Bewerbungsschritt Sinn macht
10
Wissen ist Macht: Was man über einen Arbeitgeber wissen sollte
12
Die letzte Hürde: Das Bewerbungsgespräch
14
Redaktion Sven Schneider, 0201 - 804 16 58
Interview: Im Gespräch mit Thomas Birkner
16
Grafik und Illustration Nane Weber, blickheben.de
Die Fallen von Facebook & Co.
18
Ausbildungsmigranten: Warum sich Pendeln lohnt
20
Keine Angst vor der Arbeitsagentur: Wie Experten helfen
22
Verlag FUNKE Medien NRW GmbH | Friedrichstraße 34–38, 45128 Essen,
Sitz Düsseldorf | Registergericht Düsseldorf HRB 68934
Telefon +49 (0)201 - 80 40 | Fax +49 (0)201 - 804-23 52
Geschäftsführer Manfred Braun, Michael Wüller
Verantwortlich für Anzeigen Markus Röder (V.i.S.d.P.) | Telefon 0201 - 804 63 95
[email protected] | www.derwesten.de | www.westseller.de
Produktmanagement & Konzeption Constanze von Gerkan, 0201 - 804 24 86
Objektleitung Content & Realisation Christian Leetz, 0201 - 804 29 18
Kooperationspartner ZeusMedienwelten | Harald Heuer
Druck Griebsch & Rochol Druck GmbH
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
Wo die Zukunft wartet
Die Top Ten der Ausbildungsberufe und Studiengänge
im Jahr 2014
Ausbildungsberufe
Mädchen
1. Kauffrau für Büromanagement
2. Medizinische Fachangestellte
3. Industriekauffrau
4. Zahnmedizinische Fachangestellte
5. Kauffrau im Einzelhandel
6. Verkäuferin
7. Friseurin
8. Bankkauffrau
9. Kauffrau im GroSS- und Einzelhandel
10. Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk
Von Sven Schneider
Jungs
1. Kraftfahrzeugmechatroniker
2. Industriemechaniker
3. Elektroniker
4. Anlagenmechaniker für Sanitär-,
Heizungs- und Klimatechnik
5. Fachinformatiker
6. Kaufmann im Einzelhandel
7. Industriekaufmann
8. Kaufmann im GroSS- und Einzelhandel
9. Elektroniker für Betriebstechnik
10. Kaufmann für Büromanagement
Quelle: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen
Die Frage nach der richtigen und passenden Ausbildung ist
immens wichtig, denn sie bestimmt mitunter die nächsten
mehr als vierzig Jahre des Lebens. Deswegen sollte man auch
besonders kritisch sein. Wo liegen die persönlichen Neigungen, Stärken und Interessen? Dabei muss jeder beachten, dass
sich Berufe immer wieder wandeln, alte Berufsbilder wegfallen und neue hinzukommen. Gab es 1971 noch 606 anerkannte
Ausbildungsberufe, lag diese Zahl im Jahr 2014 bei 330.
Dies ist vor allem der Technisierung und damit einhergehenden neuen Aufgaben geschuldet: Konnte sich vor 40 Jahren ein
Kraftfahrzeugmechaniker noch ausschließlich auf das Schrauben an Autos im ölverschmierten Blaumann konzen­trieren,
müssen heute allerlei digitale Diagnosegeräte vor einer Reparatur bedient werden können. Auch die Sekretärin rückt nicht
mehr nur noch zum Diktat aus, sondern muss nahezu alle
Dinge im Büro regeln und organisieren können.
Darüber hinaus bietet sich in vielen Berufen die Möglichkeit,
das in der Ausbildung erlernte Fachwissen noch über Weiterbildungen zu spezialisieren und weitere Nischen zu besetzen.
So werden Fotografen mittlerweile oftmals in den Schwer-
punkten Porträt-, Produkt-, Industrie- oder Modefotografie
eingesetzt – entsprechende Kenntnisse und Fortbildungen
vorausgesetzt.
An den Hochschulen geht es noch ein wenig differenzierter
zu. Deutschlandweit werden rund 13 400 unterschiedliche
Studien­gänge angeboten. Ebenso wie bei den Ausbildungs­
berufen gibt es allerdings einige Fächer, die
entweder bei Mädchen oder Jungs
beliebter und begehrter
sind als andere –
wie folgende Auflistung verdeutlicht.
Studiengänge
Mädchen
1. Betriebswirtschaftslehre
2. Germanistik
3. Medizin
4. Rechtswissenschaften
5. Pädagogik
6. Anglistik
7. Biologie
8. Wirtschaftswissenschaften
9. Psychologie
10. Mathematik
Jungs
1. Betriebswirtschaftslehre
2. Maschinenbau
3. Informatik
4. Elektrotechnik
5. Rechtswissenschaften
6. Wirtschaftsingenieurwesen
7. Wirtschaftswissenschaften
8. Medizin
9. Wirtschaftsinformatik
10. Physik
Quelle: StudyCheck
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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Türöffner fürs Berufsleben
Warum ein Praktikum
sinnvoll ist
Startschuss fällt in der Schule
Erste Bekanntschaft mit dem Praktikanten-Dasein macht
man meist im Rahmen von zwei- oder dreiwöchigen „Schülerbetriebspraktika“, die im Unterricht vor- und nachbereitet
werden sollten. So lästig sie für den ein oder anderen auch sein
mögen – sie können durchaus sinnvoll sein, um außerhalb des
geschützten Raums Schule den Arbeitsalltag kennenzulernen.
Kaffee kochen und Dokumente kopieren – so stellen sich noch immer viele den
Alltag von Praktikanten vor. Doch ein gutes Praktikum fordert mehr von Schülern
und Studenten. Und bietet so echte Orientierung fürs Berufsleben.
VON SVEN SCHNEIDER
Es gibt keine schlechten Praktika
Praktischer Nebeneffekt: Man findet seine Vorstellungen vom
Traumberuf entweder bestätigt oder stellt fest, dass man sich
ein völlig falsches Bild gemacht hat. Das ist dann allerdings
kein Grund zur Panik: „Auch ein Praktikum, bei dem ich danach
weiß, dass ich diesen Beruf später auf keinen Fall ausüben
möchte, war ein erfolgreiches Praktikum“, sagt Christine Bömken, die für das konzernweite Personalmarketing bei Evonik
zuständig ist. Schließlich lassen sich so gravierende Fehlentscheidungen vermeiden und man hat die Möglichkeit, sich
rechtzeitig noch einmal neu zu orientieren.
Kopieren sollte die Ausnahme bleiben
Leider wissen manche Betriebe mit den ungelernten, oft minderjährigen Praktikanten nicht allzu viel anzufangen. Dennoch
sollte sich auch ein Schüler nicht scheuen, den Arbeitgeber
um ordentliche Betreuung zu bitten. Je nach Branche sollte es
zumindest möglich sein, bei verschiedenen Arbeiten zuzusehen
und unter Aufsicht selbst kleinere Tätigkeiten zu verrichten.
„Drei Wochen mit Kopieren, Kaffee kochen und Ähnlichem zu
verbringen ist frustrierend und für beide Seiten wenig sinnvoll“,
sagt auch Bömken: „Praktikanten sollten nach einer gewissen
Einarbeitungszeit auf jeden Fall eigene Aufgaben und Verantwortung übernehmen, um sich in dem Berufsfeld tatsächlich
erproben zu können.“ Dass da auch mal die eine oder andere
Seite kopiert werden muss, ist in Ordnung, so lange das Arbeitsspektrum dem Praktikanten noch andere Dinge zu bieten hat.
Netzwerke helfen beim Karrierestart
Auch nach dem Schulabschluss können Praktika wichtige
Orientierungshilfen bieten oder die Chance, Erfahrungen in
einem bereits bekannten Bereich zu vertiefen, zumal oft noch
Zeit bis zum Studien- oder Ausbildungsbeginn überbrückt
werden muss. Gerade für Schulabsolventen, die einen Ausbildungsplatz suchen, stehen die Chancen gut, eine Stelle in dem
Betrieb zu bekommen, in dem sie zuvor durch ein Praktikum
einen guten Eindruck hinterlassen konnten.
Die Sache mit dem Mindestlohn
Auch wenn ein Praktikum nicht in erster Linie dafür da ist,
Geld zu verdienen, nimmt man eine Vergütung natürlich gerne
mit. Hier spielt auch das neue Mindestlohngesetz eine Rolle.
Absolviert man das Praktikum freiwillig und dauert es länger
als drei Monate, wird die Arbeit mit dem Mindestlohn vergütet.
Absolvieren Studenten allerdings ein Pflichtpraktikum oder hat
es gar keinen Bezug zum Studium, gehen sie leer aus.
Bezahlte Praktika sind meist ergiebiger
Bieten Unternehmen dennoch von sich aus eine Vergütung an,
spricht das in der Regel auch für die Qualität des Praktikums.
Für Daniel Schütt, einen der Gründer des Internetportals meinpraktikum.de, gibt es jedenfalls einen direkten Zusammenhang
zwischen dem gezahlten Praktikantengehalt und den anfallenden Tätigkeiten. Dies habe eine große Praktikantenstudie in
der Vergangenheit gezeigt, so Schütt: „Wir denken schon, dass
jemand, der mehr zahlt, den Praktikanten auch vernünftige
Aufgaben gibt. Da stelle ich jemanden nicht den ganzen Tag an
den Kopierer.“
Foto: Fotolia
Weg zum Praktikum
Die Bundesagentur für Arbeit informiert auf der Seite www.planet-beruf.de umfangreich über das Thema Praktikum. Über den
Link der Jobbörse finden sich Praktikumsstellen – und ein Test verrät, für welche Art Praktikum man sich bewerben sollte.
Bundesweite Angebote zu Praktika jeder Art finden sich auch auf der Internetseite www.stellenanzeigen.de. Über Filter lässt sich
die Suche eingrenzen.
Um zu sehen, welche Erfahrungen andere mit einem bestimmten Praktikumsplatz gemacht haben, lohnt ein Blick auf die Seite
www.praktikum.de. Und die angebotenen Stellen sind vielfältig: Neben Betrieben und großen Konzernen finden sich auch Vereine
und Verbände. Weitere Highlights sind Angebote für Auslandspraktika, Infos zu Honorierung und Bezahlung sowie zahlreiche
Bewerbungstipps.
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
LETZTE RUNDE
JULI
JUNI
MAI
APRIL
2017
MÄRZ
FEBRUAR
JANUAR
Nach den letzten Weihnachtsferien
sollten die ersten Zusagen ins Haus
flattern. Wenn aber nur Absagen im
Briefkasten landen, ist spätestens
jetzt der Zeitpunkt für eine Berufsberatung. Vielleicht ist es notwendig,
den ursprünglich gefassten Berufswunsch zu überdenken – und noch
einmal Alternativen ins Auge zu fassen. Schließlich müssen die Bewerbungen für diese Stellen auch raus.
DEZEMBER
AUGUST
JULI
JUNI
MAI
APRIL
2016
Mehr Infos zum richtigen
Timing und Tipps rund um
den Weg zur Ausbildung:
PROST NEUJAHR
NOVEMBER
Wenn der Hase die Eier liefert, ist die
beste Zeit, sich um das Anschreiben,
den wichtigsten Teil und Türöffner, zu
kümmern. Dafür sucht man sich die
Firmen heraus, bei denen man sich
bewerben will. Um die Zeit bis zum
Absenden der Bewerbung und eventuelle Antworten zu überbrücken,
lohnt die Vorbereitung auf kommende
Auswahltests – aber auch ein Praktikum für die Sommer­ferien könnte
jetzt angegangen werden. Danach
gehen die Bewerbungen raus.
Sobald man das Sommerzeugnis in der
Hand hält und bevor das letzte Schuljahr anbricht, beginnt die Bewerbungsphase für schulische Ausbildungen
sowie für kleine und mittlere Betriebe.
Spätestens jetzt sollte man sich auf
Vorstellungsgespräche vorbereiten.
Wichtig: Wer einen Beruf erlernen will,
für den nur an einer Berufsfachschule ausgebildet wird, informiert sich
jetzt beim Arbeitsamt über Adressen,
Ansprechpartner und Termine. Und zu
guter Letzt: Vielleicht zweifelt man an
seinen ursprünglichen Zielen – dann
ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich
Alternativen zu überlegen.
SEPTEMBER
OSTERFERIEN
MÄRZ
FEBRUAR
Der Frühling nach den vorletzten
Weihnachtsferien hat es in sich: Je
nach Branche, beispielsweise bei
Versicherungen, Banken oder großen
Firmen, startet der Bewerbungs­
beginn – und zwar für eine Ausbildung
ab Sommer des nächsten Jahres.
Auch wer sich bei Ämtern oder im
öffentlichen Dienst – also der Stadtverwaltung oder Bundesbehörden
– für eine Ausbildung bewerben will,
sollte jetzt die erste Stufe zünden.
Wer sich noch unsicher ist, welchen
Beruf er ergreifen will, schaut sich
Jobbeschreibungen an, spricht mit
Eltern, Freunden und auch Lehrern
oder informiert sich bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur. Deren
Feedback gleicht man dann mit den
eigenen Wünschen ab. Zuerst ein Bewerbungstraining machen, und dann
die Unterlagen zusammenstellen.
Zeugnisse, Bescheinigungen natürlich
sowieso – aber auf jeden Fall schon
einmal den Lebenslauf schreiben und
für das Bewerbungsbild zum Foto­
grafen gehen.
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kein stress
WANN WELCHER
BEWERBUNGSSCHRITT
SINN MACHT
IM FRÜHJAHR ZU WERKE
OKTOBER
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
Pimp your Profile
Fallen bei Facebook & Co.
Soziale Netzwerke sind für viele Nutzer eine Art virtuelles Wohnzimmer: Hier teilen
sie Fotos, posten Videos und tauschen sich mit Freunden aus – bestes Material für
Personalchefs, um sich einen ersten Eindruck vom Bewerber zu machen. Worauf
man bei seiner virtuellen Visitenkarte achten sollte.
TIPPS FÜR EINEN
LUPENREINEN AUFTRITT
IM INTERNET
Seriöser Auftritt
Wie bei der eigentlichen Bewerbung gilt auch hier: Der erste
Eindruck prägt. Was sofort auffällt, ist das Profilbild – und
wenn dort ein Mensch mit wirrer Frisur, Grimassen oder in
unvorteilhafter Pose dem Betrachter entgegen springt, ist das
ein schlechter Einstieg. Ein sympathisches und ordentliches
Profilbild ist allemal besser. Auch der Profilname ist bedeutend: Bezeichnungen wie „HullaTrulla83“ oder „Glücksbärchen“ wirken unseriöser und unreifer als ein Klarname.
EGO-GOOGELN
Einfach mal nach dem eigenen Namen suchen
und kontrollieren, welche Fußspuren man im Netz
hinterlässt. So mancher wird erstaunt sein, was er
da findet.
Gute Umgangsformen auch online
MASKIEREN
Personaler achten auch darauf, wie jemand kommuniziert. Wer
also in seinen Profil-Beiträgen oft flucht oder die Fäkalsprache
benutzt, stellt sich in kein gutes Licht. Generell sollte auch im
Netz eine gewisse Art von Respekt vorherrschen. Wer also auf
die Beiträge anderer Nutzer antwortet, sollte dies wenigstens
neutral tun, wenn nicht sogar höflich.
Die Privatsphäre-Funktionen der Netzwerke nutzen
und klar definieren, wer was sehen darf und was
nicht – sowohl Bilder als auch Einträge.
SÄUBERN
Die eigene Facebook-Seite untersuchen, ob kritische
Likes getätigt wurden und somit auch auf dem Profil
auftauchen. Der lokale Kaninchenzüchterverein oder
die Pfadfinder sind generell unproblematisch – ganz
im Gegensatz zum neuesten Ego-Shooter, einem
Splatter-Film oder dem Lieblings-Skandal-Rapper.
Generell sollten Inhalte mit Sex und Gewalt nicht auf
der Seite zu sehen sein.
Partyfotos einkassieren
ANPASSEN
Vorsicht bei Kommentaren
Wer sich über ehemalige Lehrer oder die Eltern ärgert, sollte
seinen Frust nicht auf der eigenen Facebook-Seite auslassen
– und wenn, dann nicht in abwertender Weise. Auch politische
Äußerungen sind heikel: Schließlich weiß man nie, wo der Personalchef bei einer Wahl sein Kreuzchen macht und wie er mit
anderen Einstellungen umgeht. Ein weiterer Kardinalfehler:
Oft teilen Bewerber ihren Facebook-Freunden die Eindrücke
Fotos: istockphoto
Mag ja sein, dass die Party vom vergangenen Wochenende
ausschweifend war – doch Bilder davon gehören im Sinne
eines seriösen Auftritts nicht auf die eigene Profilseite. Ebenso
wenig Schnappschüsse aus dem Urlaub oder eventuell sogar
Fotos von Drogenkonsum. Kein Personalchef steht darauf,
wenn der Bewerber ihn mit blutunterlaufenen Augen scheel
angrinst. Deswegen sollten im Vorfeld einer Bewerbung diese
Motive vom eigenen Profil verschwinden.
Wer solche Bilder besitzt und diese aber Partout nicht von
seiner Profilseite löschen will, kann über die Privatsphäreeinstellungen festlegen, wer sie zu sehen bekommt – auf keinen
Fall die breite Öffentlichkeit.
Wurde man auf solchen Bildern von Freunden auf deren
Profilseiten markiert und abgebildet, sollte man sie auffordern, diese zu entfernen. Dabei kann man sich auf das Recht
am eigenen Bild berufen, denn Fotos, auf denen eine Person
abgebildet ist, dürfen nicht ohne Zustimmung dieser verbreitet
oder genutzt werden.
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von einem Bewerbungsgespräch brühwarm mit. Aber sollte
ein Personaler nach einem Gespräch noch einmal auf das
Profil des Bewerbers klicken und dann Dinge lesen wie: „Der
fette Chef hat echt beschissene Fragen gestellt“ oder „Ich hab‘
denen die Tasche voll gelogen“, dürften die Chancen enorm
sinken, den Ausbildungsplatz zu bekommen. Für positive
Retouren oder Lob allerdings gilt das nicht: Welcher Chef hört
nicht gern, dass die Gesprächssituation eine angenehme war?
Falls vorhanden, den Lebenslauf im Profil auf den
der Bewerbung abstimmen. Wenn in der schriftlichen Bewerbung für den kommenden Arbeitgeber
Stationen fehlen oder andere stehen als im Netz, ist
das ein klarer Makel.
GEGENLESEN
Auch wenn man es nicht mag: Die eigenen Eltern
sind geeignete Ratgeber, was das eigene Profil anbetrifft. Was ihnen schräg vorkommt, sehen Personalchefs ähnlich. Eltern sollten vor der Bewerbung
noch mal draufschauen.
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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Geht gar nicht!
Wer sich zu benehmen weiß, erspart sich viele Fettnäpfchen.
Tipps für Azubis in den ersten Tagen.
Von Lea Sibbel
Die Schule ist geschafft, die Lehrstelle gefunden und der
Vertrag unterschrieben: Eigentlich ist das Schlimmste damit
überstanden. Aber Achtung: Auf Azubis warten am Anfang der
Lehre jede Menge Fettnäpfchen. Dabei sind gerade die ersten
Tage und Wochen wichtig. Denn hier gilt das Sprichwort: Für
den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Eine Liste
der häufigsten Stolperfallen:
Die Vorstellung: „Moin, ich bin der Tobi.“ So eine Begrüßung
geht gar nicht. Ein „Guten Tag“ sollte es schon sein, dann folgt
der volle Name, kein Spitzname. Eine formelle Vorstellung
falle vielen jungen Leuten schwer, weil sie sich dann als uralt
und spießig wahrnehmen, hat Regina Schäfer beobachtet.
Sie hat ein Buch über die sozialen Spielregeln für Azubis
geschrie­ben. Nach der Begrüßung folgen am besten Sätze wie
„Ich bin der neue Auszubildende in der Abteilung XY“ und „Ich
habe heute meinen ersten Tag, es freut mich, Sie kennenzulernen“. Geschafft.
Im Idealfall nimmt der Chef den Neuling an die Hand und führt
ihn durch die Büros, um ihn vorzustellen. Manchmal passiert
das aber nicht. Dann trifft der Azubi trifft im Aufzug oder in der
Kaffeeküche auf einen unbekannten Kollegen. Dann muss fix
die richtige Vorstellung her. Aber Vorsicht beim Händeschütteln: „Die Initiative zum Handschlag geht immer vom Ranghöheren aus“, sagt Etikette-Trainerin Agnes Jarosch. Also
nicht einfach die Pranke ausstrecken. Abwarten ist die richtige
Devise.
Foto: istockphoto
Die Kommunikation: Gerade am neuen Schreibtisch Platz
genommen, schon klingelt das Telefon. Was nun? Schlechteste Antwort auf eine Kundenanfrage: „Ich habe keine Ahnung,
ich bin neu“. Auch wenn das wahrscheinlich die ehrlichste
Reaktion wäre. Besser ist: „Ich kläre das gerne für Sie.“ Und
dann bloß nicht vergessen, Namen, Nummer und Anliegen zu
notieren, sonst wirkt man als Azubi schnell inkompetent, wenn
man die Anfrage an den Chef weiterleitet.
Apropos weiterleiten: Bei E-Mails kann auch allerlei schiefgehen. „Junge Menschen sind gewöhnt, sehr schnell und ohne
zwingende Form zu kommunizieren“, sagt Jarosch. Bei Facebook und Co. spielt Rechtschreibung eine untergeordnete Rolle,
und die vielen schönen Emoticons wollen auch benutzt werden.
In eine berufliche E-Mail gehört aber kein Smiley! Und die
richtige Groß- und Kleinschreibung ist ebenso ein Muss wie eine
formelle Anrede wie „Sehr geehrter Herr oder Frau…“.
Weiteres Fettnäpfchen: Finger weg vom Handy! „Arbeitszeit
ist Arbeitszeit“, sagt Jarosch. Auf die neuesten Updates der
Freunde muss der Azubi wohl oder übel bis zur nächsten
Pause verzichten.
Das Büroleben: Wer den letzten Kaffee nimmt, muss neuen
kochen, wer das fehlende Papier im Drucker bemerkt, füllt
neues nach: Das ist das Einmaleins für ein harmonisches
Büro­leben. Schwieriger wird es beim Thema Reviere, sagt
Schäfer. Wenn man sich als Azubi an einen fremden Schreibtisch setzt, um dort auf den Kollegen zu warten, oder die
Kaffeetasse auf einer fremden Werkbank abstellt, könne das
schon zum Problem werden. Denn Kollege Platzhirsch empfindet das womöglich als Eindringen in sein Revier. Also: besser
immer vorher fragen.
Lästige Aufgaben: Kopieren, Briefe verschicken, den Frisör­
salon fegen. Nervige Aufgaben gibt es beim Berufseinstieg
viele. Falsch wäre aber, darüber zu jammern. Gerade am
Anfang kann man als Neuling Pluspunkte sammeln, wenn
man die Augen offenhält und solche Aufgaben freiwillig übernimmt, sagt Schäfer. „Man muss am Anfang erst einmal kleine
Brötchen backen“, findet auch der Karriereberater Jürgen
Hesse. Dauerhaft zum Laufburschen machen muss sich der
Azubi aber nicht. Er kann sich zum Beispiel höflich für mehr
anbieten. Etwa so: „Ich habe mitbekommen, dass Sie morgen
eine Tür schreinern, darf ich da zuschauen?“
Die Azubi-Clique: Die Versuchung ist groß, sich mit den
anderen Azubis abzuschotten. Nur kann dadurch der Kontakt
zu den anderen Kollegen leiden. „Es ist wichtiger, sich in das
Team zu integrieren, mit dem man zusammenarbeitet“, erklärt Schäfer. Das heißt: eine Einladung zum Mittagessen von
der älteren Kollegin nicht ausschlagen, sondern annehmen!“
Oder in der Kantine selbst mal auf die Kollegen zugehen und
fragen: „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, anstatt gleich den
Azubi-Tisch anzusteuern.
Feedback und Kritik: Falls doch etwas schiefgelaufen ist,
ist ein Feedback-Gespräch nach der ersten Woche eine gute
Lösung. Doch Vorsicht: Gibt es Kritik, ist es völlig falsch, diese
gleich abzuwehren. Stattdessen gilt: einstecken, entschuldigen und für die Kritik bedanken.
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
Wenn der Job nervt
Wo Azubis Hilfe bekommen
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Agentur für Arbeit
Ein Besuch bei der Arbeitsagentur ist vielen Menschen noch immer unangenehm.
Dabei lohnt der Weg dorthin nicht nur, wenn man gerade ohne Job dasteht, sondern
auch, wenn man schon längst einen gefunden hat – der aber Probleme macht. Speziell für Azubis gibt es in so einem Fall sogenannte ausbildungsbegleitende Hilfen. Wer
Schwierigkeiten mit dem Stoff in der Berufsschule hat, noch nicht gut genug Deutsch
spricht oder unter Prüfungsangst leidet, kann über eine Teilnahme nachdenken.
„In der Regel hat man drei Stunden pro Woche berufsbegleitenden Unterricht bei
einem Bildungsträger“, sagt Hubert Kathage, Teamleiter Berufsberatung bei der
Arbeitsagentur Duisburg. Neben diesem Nachhilfeunterricht können aber auch
andere berufliche oder private Probleme angesprochen werden. Ob man für dieses
kostenfreie Angebot infrage kommt, klärt man am besten mit seinem Berufsberater.
Bei größeren Defiziten greift die neue Fördermaßnahme Assistierte Ausbildung. „Die
ist intensiver. Man ist mehr Stunden beim Bildungsträger“, sagt Kathage.
Stress mit dem Chef, unbezahlte Überstunden, Angst vor den Prüfungen – es gibt
viele Dinge, die Auszubildenden Sorgen bereiten. Statt diese Probleme mit sich
selbst auszumachen, sollten sich die Lehrlinge kompetente Hilfe suchen. Denn an
Angeboten mangelt es nicht.
VON Christina Holthoff
Industrie- und Handelskammer
Schnelle Hilfe gibt es auch bei den Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern. Diese Einrichtungen beschäftigen Ausbildungsberater, an die sich Azubis mit beruflichen Fragen wenden können. „Das geht ganz einfach telefonisch oder per Mail. Die
Kontaktdaten stehen auf unserer Homepage“, sagt Franz Roggemann, stellvertretender Geschäftsführer im Bereich Aus- und
Weiterbildung der IHK Essen. Häufig reiche ein erstes Gespräch, um Missverständnisse auszuräumen.
Eine der häufigsten Fragen sei zum Beispiel die nach der Rechtmäßigkeit von Überstunden. „Die sind nämlich nicht verboten, sie
müssen nur ausgeglichen werden“, erläutert Roggemann. Gibt es größeren Knatsch, bietet der Berufsberater an, in den Betrieb
zu kommen und zu schlichten. „Oft hilft es ja schon, wenn sich ein neutraler Dritter einschaltet.“ Weitere Unterstützung gibt
es, wenn das Gehalt ausbleibt. Dann muss sich der Azubi an den Schlichtungsausschuss wenden – der Berufsberater hilft, den
Antrag zu stellen.
Initiative VerA
Foto: Fotolia
Persönlicher ist die Unterstützung, die die Initiative VerA anbietet. VerA steht für „Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“ und
ist ein Angebot an alle Jugendlichen, die in der Ausbildung auf Schwierigkeiten stoßen. Wer dort Hilfe sucht, dem wird ein berufserfahrener Experte als Mentor zur Seite gestellt. Neben Problemen in der Berufsschule oder im Betrieb können auch persönliche
Schwierigkeiten angesprochen werden. „Dies wäre bei einem Sprachkurs oder in einer größeren Gruppe nicht möglich“, sagt
Brigitte Luckhardt, Referentin für Kommunikation bei VerA.
Das Angebot steht jungen Menschen in allen Ausbildungsberufen offen: in dualen Ausbildungen im Betrieb, in schulischen Ausbildungen wie in der Altenpflege, Logopädie oder Physiotherapie, in Umschulungen oder Maßnahmen der Berufsvorbereitung.
Etwa 840 Azubis in Nordrhein-Westfalen haben sich bisher auf diese Weise begleiten lassen. „Die Begleitung findet im Tandem
statt und ist zunächst für 12 Monate vorgesehen. Wie genau die Ausbildungsbegleitung abläuft, welche Themen im Mittelpunkt
stehen und wie oft Termine vereinbart werden, legen die Auszubildenden und die Ausbildungsbegleiter individuell fest“, erläutert
Luckhardt.
vera.ses-bonn.de
Betriebsrat
Dr. Azubi
Wer seine Ausbildung in größeren Unternehmen macht,
darf darauf bauen, dass es
einen Betriebsrat oder eine
Jugend- und Ausbildungsvertretung gibt. Auch dort
finden Azubis Hilfe, wenn der
Schuh drückt. Und weil beide
Organisationen in den Betrieb
integriert sind, oft sogar unmittelbarer.
Wer es lieber anonym mag,
kann seine Sorgen auch online
loswerden. Der Deutsche
Gewerkschaftsbund hat mit „Dr.
Azubi“ ein Onlineportal aufgebaut, bei dem man kostenlos
und unbürokratisch seine
Probleme schildern kann. Eine
Antwort soll man innerhalb von
48 Stunden erhalten.
jugend.dgb.de/ausbildung/
beratung/dr-azubi
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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Wissen macht
den Unterschied
Womit man im Vorstellungsgespräch punktet
VON Sven Schneider
Es gibt viele Fragen, vor denen es Bewerbern im Vorstellungsgespräch graut. Was sind Ihre Schwächen? Warum
sollten wir uns nicht für Sie entscheiden? Was möchten Sie
verdienen? Diese Fragen sind zwar fies, man kann sie aber
auch spontan beantworten. Nicht möglich ist das bei Fragen
zum Arbeitgeber selbst. Wer hier nicht vorbereitet ist, ist bei
seinem Gegenüber schnell unten durch. Dabei ist es gar nicht
so schwierig, sich das nötige Wissen anzueignen.
Interesse zeigen mit Basiswissen
„Man sollte sich vorab ein paar allgemeine Informationen
anlesen“, sagt Nicole Venn, Karriereberaterin bei der Bundeswehr. „Natürlich muss man nicht alles auswendig wissen, aber
der Personaler sollte merken: 'Da hat sich jemand mit dem
Unternehmen auseinander gesetzt'.“
Wobei sich das Prozedere bei der Bundeswehr im Vergleich zu
dem von anderen Arbeitgebern noch etwas unterscheidet: Wer
sich zu einem Beratungsgespräch anmeldet, wird zunächst
einmal als Interessent, noch nicht als klassischer Bewerber
gehandelt – daher dürfen hier ruhig noch Wissenslücken bestehen. „Man sollte lediglich wissen, ob man sich eher auf der
zivilen oder der militärischen Seite sieht“, sagt Nicole Venn.
Die Details würden dann im Beratungsgespräch geklärt. Erst
wenn es für die Anwärter auf militärische Stellen zum Assessment Center mit seinen Tests bzw. für Bewerber auf Stellen
im zivilen Bereich zum normalen Vorstellungsgespräch geht,
sollte wiederum genug Wissen über Arbeitgeber und gewählten Arbeitsbereich vorhanden sein.
Damit kann man glänzen
Grundsätzlich gilt: Je mehr man über das Unternehmen, bei
dem man sich bewirbt, weiß, desto besser. Schließlich sollte
Interesse an genau diesem Arbeitgeber auch schon im Bewerbungsschreiben geäußert worden sein. Je nach Unternehmensgröße ist es oft aber gar nicht möglich, sich bis ins kleinste Detail zu informieren. Wichtig ist, dass man weiß, wie groß
das Unternehmen ist, wie es sich entwickelt hat und womit
man dort Geld verdient. Die Namen der Gründer und ein paar
Eckdaten zu kennen, schadet auch nicht. Hat die Firma eine
Philosophie, kann man sich darauf beziehen. Wer sich bei einer
international agierenden Firma mit Tausenden von Mitarbeitern
bewirbt, muss andere Schwerpunkte setzen als der Bewerber,
der in einem kleinen Familienunternehmen anfangen möchte.
Die Chance auf eine Zusage erhöhen
Kaum ein Personaler wird das Vorstellungsgespräch zum
Unternehmens-Quiz machen, doch mit einzelnen Fragen zu
Struktur, Geschichte und Leitung sollte man immer rechnen –
wer dabei versagt, gerade wenn sie am Anfang des Gesprächs
auf den Tisch kommen und eher im Plauderton vorgebracht
werden, bleibt negativ im Gedächtnis. Das muss nicht zwangsläufig auch eine Absage nach sich ziehen, doch wer hier
souverän bleibt, wird seine Chancen auf eine Zusage deutlich
erhöhen.
Wo man Infos zu Unternehmen findet
Die meisten Firmen haben eigene Homepages, FacebookAuftritte oder Firmenblogs, wo man in Ruhe stöbern kann.
Ebenfalls können Darstellungen in Werbebroschüren und
anderem Informationsmaterial helfen. Es schadet außerdem
nie, mehr als eine Sicht auf den potenziellen Arbeitgeber zu
kennen, also nach Presseberichten, Kundenmeinungen und
anderen externen Informationen zu suchen. Wer schon einen
Mitarbeiter der Firma über Freunde oder Verwandte persönlich kennt, sollte sich die wichtigsten Details von ihm mit auf
den Weg geben lassen. Lässt sich gar nichts über die Firma in
Erfahrung bringen, kann immer noch ein direkter Anruf helfen,
bei dem man Interesse an einer Stelle bekundet und gezielt
einige Fragen stellt.
Keine Angst vor den Personalchefs
Ein Vorstellungsgespräch ist eine nervenaufreibende Angelegenheit. Dagegen kann auch die beste Vorbereitung nicht
immer etwas ausrichten. Wer sich jedoch gut informiert, Notizen gemacht und Fragen überlegt hat, ist vielen Kandidaten,
die alles einfach mal auf sich zukommen lassen, um Längen
voraus. Die meisten Personalchefs sind keine bewerberfressenden Ungeheuer.
Die Nervosität zur Not offen ansprechen
Im Zweifel lohnt sich die Flucht nach vorn. Wer einen Blackout
hat, sollte ehrlich zugeben, dass er nervös ist. Schließlich gibt
es einen Grund dafür – man will unbedingt für das Unternehmen arbeiten. So lässt sich Zeit gewinnen, um sich zu sammeln
und einmal tief durchzuatmen. Auch immer gut: Wenn es die
Situation erlaubt, kann man gerne ein paar Gegenfragen stellen. Denn letztendlich wirkt ein nervöser, aber interessierter
Bewerber immer noch besser als ein nervöser Bewerber, der
betreten auf seine Schuhe starrt und schweigt.
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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DIE Arbeitsagentur,
dein Freund und Helfer
Wie junge Menschen gemeinsam mit Experten den richtigen Beruf finden
VON Sven Schneider
Nein, der Tag, an dem Sophie aufwacht und genau weiß, was
sie einmal werden will, wird wohl nie kommen. Während
anderen seit Kindertagen klar ist, dass sie auf jeden Fall Arzt,
Anwalt oder Lehrer werden wollen, rätselt die 18-jährige Schülerin noch über den Job, der sie glücklich machen würde.
Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten
Mit solchen Problemen ist Sophie nicht alleine. Viele junge
Leute stehen heutzutage ratlos vor dem großen Berg an Möglichkeiten, vor all den unterschiedlichen Berufen, von denen
man sich für einen entscheiden soll. 330 anerkannte Ausbildungsberufe gibt es derzeit in Deutschland; hinzu kommen
Hunderte weitere, für die man studieren muss – da kann einem
schon mal schwindelig werden.
In sich selbst hineinhorchen
Gut, dass es Menschen gibt, die Unentschlossenen wie Sophie
zur Seite stehen. Eine von ihnen ist Gabriele Angst. Sie ist
Beraterin für akademische Berufe bei der Arbeitsagentur
Duisburg und unterstützt dort junge Menschen auf dem Weg
in den Beruf. Dafür schaut sie nicht einfach ein Zeugnis an und
empfiehlt dann irgendeine Ausbildung – bevor sie jemandem
Ratschläge gibt, möchte sie ihn erst einmal kennenlernen.
„Zuerst erarbeiten wir zusammen ein Profil des Jugendlichen.
Welche Ziele er hat, was er schon gemacht, was er für Hobbys
hat. So finden wir heraus, was Kriterien für die Berufswahl sind
und welche Berufe dazu passen könnten“, sagt Gabriele Angst.
Bewerbungsmappe auf dem Prüfstand
Sollten die Vorstellungen doch schon etwas konkreter sein,
werden im ersten Beratungsgespräch bereits offene Ausbildungsstellen sondiert oder Angst hilft bei der Wahl des
passenden Studienortes. Und auch im nächsten Schritt leistet
die Arbeitsagentur Hilfestellung: „Wir freuen uns immer, wenn
die Jugendlichen Bewerbungsunterlagen mitbringen.“ Die
Berufsberater prüfen diese dann auf Vollständigkeit und geben
wertvolle Tipps, wie die Bewerbung noch besser wird. Bewerbungscheck nennt sich dieser Service, den jede Arbeitsagentur
standardmäßig anbietet. Außerdem werden mehrmals im Jahr
Seminare zum Thema durchgeführt.
Nicht blind den Eltern nacheifern
Auch wenn sich der Gang zur Arbeitsagentur vielleicht erst
einmal komisch anfühlt – sich von einem Fachmann oder
einer Fachfrau beraten zu lassen, ist immer eine gute Idee.
Schließlich wird man, wenn alles gut läuft, einen Großteil
seines Lebens in diesem Job verbringen. Eines sollte man
daher auf keinen Fall tun: aus Bequemlichkeit das lernen, was
auch Mama oder Papa schon gelernt haben. Es sei denn, man
erkennt, dass genau dieser Job perfekt zu einem passt. Nach
einem Gespräch mit Gabriele Angst zum Beispiel.
Beratungsgespräch ist nur
ein erster Schritt
Anschließend sind die Jugendlichen selbst gefragt. Niemand
sollte erwarten, dass er mit einem fertigen Lebensplan aus
dem Beratungsgespräch herausspaziert und sich um nichts
mehr zu kümmern braucht. Nach dem Termin bei der Arbeitsagentur sollte das „Kümmern“ erst so richtig losgehen. „Wir
vereinbaren eine Liste von Berufen, die infrage kommen. Dann
geben wir den Jugendlichen Links an die Hand, wo sie Informationen dazu finden, und legen einen neuen Gesprächstermin
fest“, so Angst.
Top-Adressen
www.planet-beruf.de: Eine gute Informationsquelle
zu möglichen Ausbildungsberufen.
www.stellenanzeigen.de: Hier findet man neben
Azubi-Stellen viele wertvolle Tipps und Hilfen für die
Bewerbung.
Foto: Fotolia
www.berufe.tv: Auszubildende stellen in kurzen
Filmporträts ihren jeweiligen Beruf vor.
www.arbeitsagentur.de: Internetportal des Arbeitsamtes mit den Seiten des Berufsinformationszentrums: Rund 3200 Berufe werden in Texten und Bildern vorgestellt, dazu gibt es viele nützliche Links.
20 |
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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Was Neues, aber woanders
Den Top-Job gibt es heute nicht unbedingt in der nahen
Umgebung. Ausbildungspendeln kann eine Lösung sein –
auch, wenn mit den Vor- ein paar Nachteile einhergehen.
Für Studenten oft normal, für die meisten Azubis undenkbar,
aber für viele absolut notwendig: das Pendeln. Wer in seiner
eigenen Stadt keinen Ausbildungsplatz findet, sucht seine
Chance in der Nachbargemeinde, einem anderen Landkreis
oder sogar in einem anderen Bundesland. Laut dem Institut
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung lassen sich alleine im
bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen rund
6,9 Prozent der Azubis in einem anderen Bundesland ausbilden, rund ein Drittel hat seine Lehrstelle in einer anderen
Kreisstadt als dem Wohnort. Was für junge Auszubildende
möglicherweise eine ungewohnte Situation darstellt, ist für
Erwerbstätige längst Realität: Laut Statistischem Bundesamt
legen allein in NRW rund vier Millionen Menschen Entfernungen von mindestens 25 Kilometern zurück, um zu ihrer
Arbeitsstelle zu kommen – Tendenz steigend.
Von Björn Wentz und Sven Schneider
Eine derjenigen, die sich von größeren Entfernungen nicht
abschrecken lassen, ist Vanessa Mayer aus Oberhausen. Für
ihren Traumberuf als Mediengestalterin pendelt sie seit zwei
Jahren aus dem Ruhrgebiet nach Düsseldorf, wo sie in einer
kleinen PR-Agentur auf das Berufsleben vorbereitet wird.
„Das ist mitunter ganz schön zeit- und nervenaufreibend“,
weiß die 20-Jährige. Jeden Morgen und jeden Abend legt sie
rund 60 Kilometer zurück – doch die gute Verkehrsanbindung
in Deutschlands Westen kommt ihr dabei zupass. Knapp eine
Stunde ist sie für jeden Dienstweg mit Bus und Bahn unterwegs – zusätzlich zu den acht bis neun Stunden Arbeitszeit
geht somit fast der halbe Tag für ihren Traumjob drauf. Aber
sie hat sich längst daran gewöhnt. „Es hört sich schlimmer an,
als es tatsächlich ist“, sagt sie. „Das Pendeln gehört irgendwie
dazu – und man erlebt auch eine Menge.“ Dass sie dadurch
viel weniger Zeit für Hobbys, Freunde und Familie hat, nimmt
sie dabei in Kauf – schließlich hat sie es sich so ausgesucht.
Sie wollte eine Ausbildung machen, die ihr Spaß bereitet, und
nicht etwas lernen, mit dem sie nichts anfangen kann – und da
es in Oberhausen kein entsprechendes Angebot gab, zog es sie
also in die Landeshauptstadt.
Dabei hat sie noch Glück gehabt: Viele müssen sich aufgrund
der Entfernung im Ausbildungsort ein Zimmer oder eine Wohnung nehmen, denn: „Auch wenn die Bahn noch recht günstig
ist, reißen die Ausgaben ein ganz schönes Loch ins Konto“,
wie Mayer weiß, deren Eltern sie allerdings stark unterstützen
und bei denen sie auch noch wohnt. Neben der finanziellen
Unterstützung schätzt sie besonders die seelische: Von Anfang
an seien Vater und Mutter in die Entscheidung eingebunden
gewesen und hätten sie immer bei ihrem Lebensweg unterstützt.
Und auch von staatlicher Seite kommt Hilfe: Ein Urteil des
Bundesfinanzhofs besagt, dass alle Fahrtkosten in voller
Höhe von der Steuer absetzbar sind (siehe Kasten). Auch die
Kosten für einen Zweitwohnsitz am Ausbildungsort sind unter
Umständen absetzungsfähig, mitsamt den Ausgaben für die
Einrichtung, Kfz-Stellplätze und noch mehr. Zudem gibt es für
die ersten drei Monate am neuen Wohnort eine Verpflegungspauschale für jeden Tag, den man dort verbringt.
Unabhängig von Zuschüssen und Steuererleichterungen hat
lohnt sich für Vanessa Mayer das tägliche Pendeln. Eine Übernahme durch den Ausbildungsbetrieb winkt. Ziel erreicht.
Fotos: istockphoto
Pendeln füllt die Kasse auf
Eine einfache Fahrt zur Ausbildungsstätte kann über die Pendlerpauschale abgesetzt
werden – das sind 30 Cent pro Kilometer. Ist der Betrieb 50 Kilometer vom Wohnort
entfernt und man ist 140 Tage im Jahr dort, rechnet man wie folgt: 140 Tage x 50
Kilometer x 0,3 Euro. Das Ergebnis ist die Summe, die du von der Steuer absetzen
kannst, nämlich 2100 Euro. Für den Weg zur Berufsschule können sogar Hin- und
Rückfahrt abgesetzt werden. Ist die Berufsschule 35 Kilometer vom Zuhause entfernt, sieht die Beispielrechnung so aus: 60 Tage x 70 Kilometer x 0,3 Euro. Somit
sind 1260 Euro von der Steuer absetzbar.
22 |
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
Das ganze Leben auf einer Seite
„Musik“ alleine ist zu wenig. Einfach nur
hören oder selbst spielen? Ein durchaus
wichtiger Unterschied. Zumal es gerade
die Hobbys und Interessen sind, die einen
Bewerber „menschlich“ darstellen und
auch verraten, ob er zur Firmenphilosophie oder ins Team passt. Aber Vorsicht:
Mit Hobbys wie „chillen“ oder „feiern“
rennt man keine offenen Türen ein.
Ob man es nun Curriculum Vitae, CV oder schlicht Lebenslauf nennt:
Diese Seite ist einer der wichtigsten Punkte in der Bewerbung. Man stellt
sich vor und sollte dies logisch, durchdacht und lückenlos tun. Es lauern
allerdings viele Fehler, die man ganz einfach vermeidet.
Die Formatierung ist viel zu unübersichtlich. Überschrift und
Zwischenüberschriften sollten sich klar vom Rest des Textes
abheben, und die besonderen Kenntnisse wie PC- und Sprachkenntnisse werden keiner eigenen Rubrik zugeordnet.
Auch wenn man sich für einen Bürojob bewirbt – das
Bewerbungsfoto mit einer Büroklammer anzuheften, geht
gar nicht. Zum einen sieht es schlecht und unprofessionell
aus, und zum anderen könnte es verloren gehen. Lieber den
Namen auf die Rückseite des Fotos schreiben und mit einem
Klebestift festkleben. Das Foto selbst ist schlecht gewählt: Für
eine überzeugende Bewerbung sollte man zum professionellen
Fotografen gehen. Auch Bilder aus dem Urlaub, von Partys oder
privaten Events sind oft unvorteilhaft und schlecht belichtet.
Lebenslauf
Bei der Auflistung der bisherigen Jobs sollte man durchaus
präzise sein. Je genauer der Text, desto mehr erfährt der Leser
des Lebenslaufs über den Bewerber und kann beurteilen, ob er
zur ausgeschriebenen Stelle passt.
Der Begriff „Jobs“ klingt zu flapsig und leicht abwertend.
„Praktische ­Erfahrungen“ liest sich viel besser – zumal so auch
der Fotokurs oder der Wettbewerb besser in die Rubrik passen.
Vor- und Zuname:
Adresse:
Ines Salbei
Schillerweg 12a
45156 Essen
Geburtsdatum:
Eltern:
12. Mai 1997
Veronika Salbei,
Radiologieassistentin
Ingo Salbei, Kraftfahrer
Persönliche Daten
geboren am 12. Mai 1998
Eltern:
Veronika Salbei, Radiologieassistentin
Ingo Salbei, Kraftfahrer
Schulausbildung
2004 bis 2008 Grundschule Fibelsberg, Bochum
Mustergymnasium, Essen
Schulausbildung
Aug. 2004 bis Juli 2008:
Grundschule Fibelsberg, Bochum
Jobs und Sonstiges
Fruhling 2012
Fotowettbewerb der WAZ
Sommer 2013
Fotokurs
Sommer 2014
Praktikum bei Foto Lichtblicke in Essen
Seit Sept. 2008:
Mustergymnasium, Essen
Voraussichtlicher Schulabschluss:
Abitur 2016
Aktueller Notendurchschnitt: 2,1
Lieblingsfächer: Kunst, Physik
Interessen
Fotografie, Musik, Basketball
Interessen
PC-Kenntnisse
Sprachen: Englisch (gute Kenntnisse); Französisch (Grundkenntnisse)
Die Zeitangaben müssen präzise sein. Die genauen Monate
sollte man aufführen.
August 2014:
zweiwöchiges Schulpraktikum im Fotoatelier
Lichtblicke in Essen (Assistenz, Passfotos)
Juli 2013:
Erfolgreiche Teilnahme am dreiwöchigen
VHS-Fotoseminar (Einführung in
Beleuchtungstechniken)
Februar 2012:
Teilnahme am Fotowettbewerb der WAZ
Thema „Gute Nachbarschaft“
(2. Preis in der Kategorie bis 16. Jahre)
Besondere Kenntnisse
PC: MS-Office, Photoshop
Musik (Gitarre, Bühnenerfahrung)
Sprachen: Englisch (gute Kenntnisse);
Französisch (Grundkenntnisse)
Essen, den 27. Februar 2015
I�e� S�����
Fotos: Fotolia
Praktische Erfahrungen
Fotografie
Basketball (Bezirksliga)
PC-Kenntnisse hat jeder – und gibt sie auch an. Aber die bloße
Erwähnung ist viel zu ungenau. Dann lieber die Programme
auflisten, mit denen man bereits gearbeitet hat.
Weitere Informationen zu Aufbau
und Inhalten eines Lebenslaufes
unter www.stellenanzeigen.de
Lebenslauf von Ines Salbei
Schillerweg 12a | 45156 Essen | [email protected] | Tel.: 0201 / 12 13 14
Persönliche Daten
seit 2008
Nett, dass die bislang besuchten Schulen aufgeführt wurden –
aber Personaler interessiert auch die Abschlussnote. Die darf
nicht fehlen. Wer mit der Schule noch nicht fertig ist, schreibt:
„Voraussichtlicher Abschluss: Abitur (oder Hauptschul­
abschluss, Mittlere Reife, etc.) 2015.
Jeder Lebenslauf muss am Ende mit
Ort, Datum und Unterschrift versehen werden. Immer darauf achten,
dass das Datum mit dem im Bewerbungsschreiben übereinstimmt.
| 23
24 |
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
Das Bewerbungsgespräch
Zeig dich! von deiner
besten Seite
Anschreiben und Lebenslauf wussten zu gefallen, jetzt muss der
Bewerber nur noch eine Hürde meistern: Im Vorstellungsgespräch
möchte der Arbeitgeber ihn persönlich kennenlernen. Hier ist sicheres
Auftreten gefragt – und mit den folgenden Tipps gelingt das auch.
Erscheinungsbild
Was gar nicht geht
Zu auffälliges Make-up
Zu auffälliges Styling
Zu viel Schmuck: Wer aussieht wie ein Weihnachtsbaum, hat
schlechte Karten.
Keine zu extravaganten Frisuren wie Irokesenschnitt oder
Dreadlocks für kaufmännische Berufe.
Gut gewählt
Dezente Farben beim Outfit
Gewaschene, geschnittene und gepflegte Haare
Make-up: Die Grundierung muss zum Typ passen. Generell lieber hell als dunkel – auch beim Lidschatten. Dezentes Rouge
verleiht Frische.
Outfit
Mit der passenden Kleidung kann man gleich
zu Beginn punkten. Generell gilt: Das Outfit
orientiert sich an der Position, auf die man sich
bewirbt. Trotzdem gibt es einige No-Gos, die
(fast) immer gelten.
Nein
Auftreten
Pünktlichkeit ist das Allerwichtigste. Besser, man plant von
Vornherein ein ordentliches Zeitfenster wegen verspäteter Busse
und Bahnen oder Staus ein.
Nicht reden wie im Freundeskreis.
Der Chef mag zwar älter sein – die
Bezeichnung „Alter“ ist aber nicht
die passende Ansprache.
Jugendsprache vermeiden. Lieber seriös
und höflich, aber so natürlich wie möglich
reden. Wer sich toller darstellt als er ist und mit
Leistungen prahlt, die er nicht erbracht hat, fliegt
schnell auf. Personaler wittern diese Art von Über­
höhung sofort.
✘ Freizeitklamotten wie Sneaker, Sweater
oder T-Shirts
✘ Sichtbare Tattoos und Piercings
(es sei denn, man bewirbt sich als Tätowierer)
✘ Lederkutten und Kleidung im Gothic-Style
✘ Bauchfreie Tops und Miniröcke
✘ Wenn Krawatte, dann eine andere als auf
dem Bewerbungsbild
Ja
✔ Sakko für die Jungs, Blazer für die Mädels
✔ Stoffhose oder Rock (mindestens Knielänge)
für die Mädels
✔ Saubere und knitterfreie Hemden und Blusen
✔ Gepflegte Schuhe
✔ Bei Banken oder Versicherungen
gehört ein gut sitzender Anzug zum Dresscode
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Selbstdarstellung
des Bewerbers
Bevor es mit den Fragen losgeht,
darf sich der Bewerber zu Beginn
des Gesprächs häufig selbst vorstellen. Hierbei geht es darum, seinen
Werdegang anschaulich zu schildern.
Wichtig: nicht nur die Daten aus dem
Lebenslauf herunterrattern, sondern
lebendig erzählen. Die Schwerpunkte
sollte man bei jenen Stationen setzen,
die für die angestrebte Stelle entscheidend sind.
Körpersprache
Nicht zu lässig im Sessel lümmeln – das
wirkt gelangweilt und desinteressiert.
Das Gleiche gilt für eine zu breitbeinige
Sitzposition. Vor der Brust verschränkte
Arme signalisieren eine Abwehrhaltung. Und nicht irgendwo in der Gegend
herumschauen: Das vermittelt dem
Gegenüber eine Unsicherheit, die man
vermeiden sollte. Stattdessen lieber
dem Gesprächspartner in die Augen
schauen. Und nicht hektisch in der
Gegend herumfuchteln: Das zeigt, dass
man der Situation nicht gewachsen ist.
Vorbereitung
Ob Mitarbeitergröße oder Geschäfts­
felder, Firmenphilosophie, eventuell
auch der Umsatz: Wer sich auf der Internetseite des Betriebes oder Konzerns
bereits über den künftigen Arbeitgeber
informiert, hat im Gespräch bessere
Karten.
Den Lebenslauf nach eventuellen
Lücken durchforsten. Nach ihnen wird
gefragt: Also lieber schon einmal ein
paar Antworten oder plausible Gründe
zurechtlegen.
Fangfragen
Fiese Fragen gehören zu einem Bewerbungsgespräch dazu: Sie sollen den Bewerber
aus dem Konzept bringen. Dennoch muss man sie beantworten. Am besten ehrlich –
aber so, dass man sich kein schlechtes Zeugnis ausstellt. Dass man daheim keinen
Nagel in die Wand kriegt, ist beispielsweise bei Handwerksberufen eine denkbar
schlechte Antwort auf die Frage nach persönlichen Schwächen.
Dann lieber mit Dingen antworten, die nichts mit dem Jobprofil
zu tun haben.
Schlagfertigkeit kommt immer gut an: Wer also auf die Frage
nach dem eigenen Wert für das Unternehmen nicht herumstammelt, sondern die eigene Jugend und damit verbundene Kreativität in den Vordergrund schiebt, hat die Hürde gut
genommen.
Der Schluss
Am Ende eines Gesprächs wird
es noch einmal haarig. Oft
werden die Bewerber gefragt,
ob sie noch etwas über das
Unternehmen oder die Stelle
wissen wollen. Jetzt bloß nicht
mit „Nein“ antworten. Das bedeutet, dass man einfach nur
froh ist, das Gespräch endlich
überstanden zu haben. Besser:
Nach den Zielen der Firma fragen oder die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten im Betrieb
ausloten, sich vielleicht auch
nach zusätzlichen Kursen oder
Seminaren erkundigen. Das
zeigt Engagement und Interesse – was bei einer engeren
Auswahl zwischen mehreren
Bewerbern den Ausschlag
geben kann. Auch wichtig:
sich beim Abschied für die
Einladung und das Gespräch
bedanken.
Wissen ist Macht
Wer sich im Vorfeld mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hat, zeigt dem Personaler, dass er es ernst meint.
Diese Dinge sollte man wissen: Besonders wichtig ist, dass man eine Vorstellung hat
von der Größe und Entwicklung des Unternehmens, seinen Produkten oder Dienstleistungen und seiner Zielgruppe, inklusive ein paar Namen und Eckdaten. Auch
einige Gedanken zur Firmenphilosophie, so sie denn existiert, kann man sich vorab
zurechtlegen.
Womit man rechnen muss: Es kann vorkommen, dass Personaler Fragen zu Struktur,
Geschichte und Leitung des Unternehmens stellen. Wer bei solch simplen Dingen
versagt, hinterlässt keinen guten ersten Eindruck.
Infos leicht gemacht: Der einfachste Weg, um an Informationen zur Firma zu kommen, ist ein Blick auf die Homepage oder den Facebook-Auftritt. Außerdem kann man
in Werbebroschüren und Presseberichten recherchieren. Wer schon einen Mitarbeiter der Firma persönlich kennt, sollte ihn ausgiebig erzählen lassen.
Falls man trotz aller Vorbereitung mal auf dem Schlauch steht: Ehrlich sagen, dass
man nervös ist, weil man sehr gern für das Unternehmen arbeiten möchte, dass man
gerade einen Moment braucht, um sich zu sammeln. Notfalls auch gerne Fragen
stellen und die Nervosität so mit Interesse ausgleichen.
26 |
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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„Da geht es mehr ums
Bauchgefühl als ums Zeugnis.“
Nicht nur von den Auszubildenden wird viel erwartet – auch auf den Chef kommt es
an. Wir sprachen mit Uwe Bienemann, Leiter von drei Edeka-Filialen in Dinslaken,
über Mitarbeiterführung, die Erwartungshaltung an Azubis und welchen Sinn ein
Praktikum wirklich macht.
VON Sven schneider
Herr Bienemann, es heißt, ein guter Chef sollte ein guter Gärtner sein, der für sein Saatgut optimale Bedingungen schafft.
Wie sieht es mit Ihrem grünen Daumen aus? Ganz gut. Wobei
ich mich mehr als Psychologen sehe, der jeden Tag sein Personal an die Hand nimmt, um auf Sorgen und Nöte einzugehen.
Einfühlungsvermögen ist das Wichtigste – dem Personal muss
es gut gehen. Denn ohne gutes Personal könnte ein Geschäftsführer nicht lange am Markt bleiben.
Sinn und Zweck dieses Praktikums, und zwar für beide Seiten.
Man darf nicht vergessen, dass wir es mit 16-, 17- oder 18-Jährigen zu tun haben, die erst einmal von dem Unternehmen, bei
dem sie sich bewerben, keine Ahnung haben. Mit dem Praktikum können sie testen, ob sie Spaß an dieser Arbeit haben
und ob es sich tatsächlich um ihren Wunschberuf handelt. Und
wir können schauen, ob der Bewerber als Auszubildender eine
Verstärkung für unser Team sein kann.
Welche Bedingungen muss man dafür schaffen? Wir setzen
unsere Mitarbeiter, besonders die Azubis, nicht mit irgendwelchen Zahlenwerten unter Druck. Sie sollen sich im Unternehmen wohlfühlen, weswegen wir auch nicht allzuviel von ihnen
verlangen. Die fachliche Qualifikation bringen wir ihnen ja erst
bei. Wichtig sind die sogenannten weichen Faktoren, Freundlichkeit beispielsweise. Die ist im Einzelhandel von enormer
Bedeutung.
Im Berufsleben muss man Verantwortung übernehmen. Ab
wann sollte man einem Auszubildenden Verantwortung übertragen? Sofort, ab dem ersten Tag. Sie durchlaufen ja immer
die unterschiedlichen Fachabteilungen, wo sie vom ersten Tag
an gefordert werden. Natürlich gibt es auch immer einen Vorgesetzten, der sie anfangs anleitet und korrigiert. Aber wenn in
den nächsten Jahren die älteren Angestellten in Rente gehen,
brauche ich Mitarbeiter, die eine Abteilung auch eigenverantwortlich übernehmen können. Also werden sie bereits in der
Lehre ab dem ersten Tag gefordert und gefördert.
In einer Bewerbungssituation sind viele hypernervös. Wie
erkennen Sie, ob jemand vom Charakter her zu Ihren Anforderungen passt oder nicht? Das ist ein langjähriger Prozess,
das bekommt man nicht von heute auf morgen. Aber wenn Sie
wissen, was für Ihr Unternehmen wichtig ist, hilft das schon
sehr. Wir bewegen uns im Einzelhandel, da gibt es viel Kundenkontakt und dem Kunden muss höflich und kompetent begegnet werden, damit er wieder kommt. Ein Bewerber muss also
gut auftreten und ich beobachte, wie er mit uns spricht und
welches Benehmen er an den Tag legt. Da geht es mehr ums
Bauchgefühl als ums perfekte Zeugnis.
Eine Fünf in Mathe ist für Sie kein Hindernisgrund? Das ist
tatsächlich eher schlecht, aber wichtiger ist die praktische Arbeit. Bevor ich jemanden als Auszubildenden einstelle, macht
er bei uns ein einwöchiges Praktikum. Dort durchläuft er dann
an jedem Tag eine andere Abteilung und wir können ihn bei der
Arbeit beobachten.
Foto: istockphoto
Eine Woche ist sehr kurz. Wie aussagekräftig ist das bei einem
jungen Menschen, der vielleicht zum ersten Mal arbeitet? Man
erkennt schon eine ganze Menge. Am wichtigsten ist uns zu
sehen, wie er sich bei der Arbeit gibt. Wie interessiert ist er an
dem, was er macht. Das ist der ausschlaggebende Punkt, den
man in einem Bewerbungsgespräch nicht herausfindet.
Und wenn er diesen Schritt nicht besteht? Dann sollte er sich
nach einer anderen Branche umsehen. Aber das ist ja auch der
Dürfen Auszubildende denn Fehler machen? Sicher, wir alle
machen Fehler, und zwar ständig. Das ist nur menschlich. Aber
klar ist, dass niemandem der Kopf abgerissen wird.
Dabei kann ein Fehler mitunter teuer für das Unternehmen werden. Ja, schon, aber sie müssen es auch nicht allein
ausbaden. Dafür haben wir ja die verschiedenen Ausbildungsbeauftragten in jeder Abteilung. Viele fragen zu oft, was sie
tun sollen. Aber das ist falsch! Auszubildende sollten vielmehr
nach links und rechts schauen, was zu tun ist. Das hat vielleicht nicht jeder auf Anhieb – aber wir versuchen, sie dahin zu
führen. Die Kommunikation ist in einem Unternehmen immens
wichtig.
Wie gelingt das bei 310 Mitarbeitern? Sind Sie ein greifbarer
Chef? Ja, ich sehe mich nicht als Büromenschen, der über den
Dingen steht. Ich bin für alle da, so muss das auch sein. Zwischen mir und den Azubis besteht eine enge Bindung.
Wie schaffen Sie das? Wir haben mehrere Highlights im Jahr,
die für alle Angestellten verpflichtend sind. Beispielsweise der
City-Lauf in Dinslaken, da laufen alle mit, auch ich. Oder ein
gemeinsamer Schlemmerabend, wo die Familien der Mitarbeiter zusammenkommen, und man sich untereinander näher
kennenlernt. Das schafft eine Gruppendynamik und Gemeinschaftssinn, die über den Job hinausgeht.
28 |
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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Steuer frei
Wer seine Ausbildung anfängt, bekommt auch Kontakt
mit dem Finanzamt. Gut, wenn man dann zumindest
weiß, dass man eine Steuernummer hat. Und wer
schlau ist, kann sich mit einer Steuererklärung sogar
Geld vom Finanzamt zurückholen.
Von Sabine Meuter
auch der Erhaltung der Einnahmen
dienen, dürfen diese Kosten bei der
Steuerberechnung vom Lohn oder Gehalt
abgesetzt werden“, erläutert Peter Mönkediek
vom Finanzministerium NRW in Düsseldorf. Nach
seinen Angaben zieht das Finanzamt von sich aus
für Werbungskosten einen Pauschbetrag von 1000 Euro
jährlich ab – egal, ob Aufwendungen in dieser Höhe
angefallen sind oder nicht.
Grundsätzlich gilt: Azubis müssen nicht selbst Steuern zahlen.
Darum kümmert sich der Arbeitgeber. Er zieht die Abgaben
vom Bruttogehalt ab und überweist den Betrag ans Finanzamt. Wer im Monat als lediger Azubi nicht mehr als 950 Euro
verdient, zahlt übrigens gar keine Steuer.
Wichtig zu wissen: Jeder Steuerzahler hat eine eigene Nummer. Diese sogenannte Steueridentifikationsnummer ist eine
elfstellige Zahl, die per Post vom Bundeszentralamt für Steuern zugeschickt wird. Sie gilt ein Leben lang. Wie viel Steuern fällig werden, hängt von der Steuerklasse ab.
Normalerweise sind Azubis, die erstmals eine Lehre absolvieren, aufgrund ihres Alters ledig und kinderlos. Sie gehören also
in die Steuerklasse I. Wer als Azubi schon verheiratet ist und
Nachwuchs hat, erhält eine Steuerklasse für Verheiratete, zum
Beispiel die Steuerklasse III, IV oder V.
Eine Steuerklärung müssen Azubis normalerweise nicht
abgeben. Sie können das aber auf freiwilliger Basis tun. Eine
Steuer­erklärung lohnt sich nämlich, wenn Lehrlinge ausbildungsbedingt hohe Ausgaben hatten – zum Beispiel für Fach­
literatur, Arbeitskleidung oder Fahrten zur Berufsschule.
Aufwendungen wie Fahrtkosten sind steuerlich gesehen
­Werbungskosten. „Weil sie dem Erwerb, der Sicherung oder
Foto: istockphoto
Schulzeit ade, bald beginnt die Ausbildung – und damit wird
auch in Kürze das erste selbst verdiente Geld aufs Konto überwiesen. Höchste Zeit also für Azubis, sich einen ersten Überblick zum Thema Steuern zu verschaffen.
Abgesetzt werden können auch die Kosten für die
Bewerbungsfotos oder für die amtliche Beglaubigung
von Zeugnissen. „Auch geschenkte Arbeitsmittel wie
der Computer zu Weihnachten sind absetzbar“, sagt
Mönkediek. Deshalb ganz wichtig: Kassenzettel sammeln. Sie müssen dem Finanzamt im Zweifel vorgelegt werden können. Für den Weg zwischen Wohnung
und Ausbildungsbetrieb erkennt das Finanzamt eine
­Entfernungspauschale von 0,30 Euro je Kilometer an.
Welches Verkehrsmittel dabei genutzt wird, ist unerheblich. Allerdings gilt die Entfernungspauschale nur
für die einfache Strecke, also nicht
für hin und zurück. Fährt der Azubi
zu einer anderen Betriebsstätte
als üblich – zum Beispiel zu einer
Filiale des Arbeitgebers oder zur
Berufsschule – so können 0,30 Euro
je mit dem privaten Pkw gefahrenen
Kilometer abgesetzt werden. „Es
gibt aber Fälle, in denen die Abgabe
einer Steuerklärung auch für Azubis gesetzlich vorgeschrieben ist“,
sagt Isabel Klocke vom Bund der
Steuerzahler. Das ist etwa der Fall,
wenn Azubis Arbeitslohn von mehreren Arbeitgebern erhalten haben.
Oder aber, der Lehrling ist verheiratet. Eine Steuererklärung sollten
darüber hinaus alle einreichen, die
vermögenswirksame Leistungen
bekommen, um so die Arbeitnehmersparzulage zu erhalten.
Wer einen PC besitzt, sollte die Steuererklärung online ausfüllen und ans Finanzamt senden. Die elektronische Übermittlung ist
komfortabel. Und Belege müssen nur dann eingereicht werden, wenn es eine gesetzliche Verpflichtung gibt, wie zum Beispiel
bei Spendenbescheinigungen. Um die Steuererklärung online ausfüllen zu können, benötigen Azubis ein Software-Produkt mit
dem speziellen Elster-Modul. Neben kommerzieller Software gibt es auch kostenlose Programme. www.elster.de
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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Die Uni von A bis Z
Bis man sich an der Hochschule zurechtgefunden hat, kann es eine Weile dauern.
Einen ersten Einblick liefert unser Uni-ABC.
VON Jennifer Neidhardt
AStA Die offizielle Vertretung der
Studierenden. Hier können sie sich an
der Hochschulpolitik beteiligen, sich über Finanzierungs- und
Wohnmöglichkeiten informieren und aktiv an Entscheidungen
teilhaben, die den Studienalltag bestimmen.
Bafög Die am häufigsten genutzte Studienförderung. Studenten aus einkommensschwächeren Familien erhalten nach
dem Bundesausbildungsförderungsgesetz einen Zuschuss
vom Staat – bis zu 735 Euro im Monat. Nach Abschluss des
Studiums muss die Hälfte des Gesamtbetrags zurückgezahlt
werden.
Credit Points Die europaweite Anerkennung von Studienleistungen. Bis zum Studienabschluss muss eine bestimmte Anzahl
von Credit Points gesammelt werden. Diese
gibt es für den Besuch von Seminaren, Vorlesungen und Prüfungen, die während des Studiums absolviert werden müssen.
Dozent Das Verhältnis zum Dozenten ist in den wenigsten
Fällen mit dem zum Schullehrer zu vergleichen. Abgesehen
von großen Vorlesungen fungiert dieser oft als persönlicher
Berater, an den man sich auch bei Unsicherheiten im Studienalltag wenden kann.
Foto: istockphoto
Eignungsfeststellung Einige
­ tudiengänge setzen einen Nachweis der beS
sonderen Eignung voraus, beispielsweise ein gewisses Fremdsprachenlevel oder künstlerisches
Talent. Daher ist es wichtig, sich rechtzeitig vor
Studienbeginn über die studiengangsspezifischen
Einschreibungsbedingungen zu informieren.
Fachschaft Zu einem Fach gehört auch die
Fachschaft – diese ist eine Anlaufstelle von und
für Studierende. Die Mitglieder werden von den
Studierenden selbst gewählt und stehen online und vor Ort
für Beratungsgespräche zur Verfügung. Auch ein Großteil der
Unipartys wird von den Fachschaften organisiert.
Gasthörer Wer schon im Berufsleben steht, sich aber
dennoch akademisch weiterbilden möchte, kann sich an der
Universität als Gasthörer einzuschreiben. Insbesondere in
großen Vorlesungen besteht so häufig die Möglichkeit, seine
Fachkenntnisse zusätzlich aufzubessern.
Hochschulsport Viele Universitäten bieten ein großes Angebot an
sportlichen Aktivitäten. Diese sind meist
sehr günstig, da sie von den Studien­
beiträgen mitfinanziert werden.
Immatrikulationsbescheinigung Der Nachweis für den Studentenstatus. Er ist beispielsweise wichtig
für offizielle Ämter, zur Beantragung des BAföG und bei der
Aufnahme eines studentischen Nebenjobs.
Jobsuche Im Idealfall sollte bereits während des Studiums erste Berufserfahrung gesammelt werden. Das kann
durch Minijobs, die Arbeit als Werkstudent, Praktika oder ehrenamtliche Arbeit geschehen. Viele Universitäten bieten eine
große Auswahl an Plattformen zur Orientierung.
Klausuren Leider kein Studium ohne Klausuren. Damit
diese auch erfolgreich laufen, bietet es sich an, schon während
des Semesters den Lernstoff zu
sammeln. Damit ist man nicht
nur besser organisiert, man
vermeidet auch die ein oder andere durchgemachte Nacht und
verbessert so die eigene Konzentration und Lernfähigkeit.
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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Und dann?
Lehramt Einige Studiengänge bieten die Option des Lehramtsstudiums. Dieses qualifiziert Absolventen für den Unterricht an den gängigen Schulformen.
Mensa Die Kantine der
Hochschule und eine günstige
Alternative zum Selbstkochen.
Sie liegt direkt am Campus
und ist somit leicht zwischen
den Unterrichtsstunden zu
erreichen – und nach einer
Weile weiß man auch, welche
Gerichte lecker sind.
Numerus Clausus Manche Studiengänge setzen bei der Bewerbung einen
gewissen Notenschnitt voraus. Dieser ist
entweder bundesweit festgelegt oder abhängig von der jeweiligen Uni und dem Fach.
Übrigens: Sollte dieser knapp nicht erreicht sein, kann eine
Bewerbung dennoch nicht schaden. Denn auch Bewerber mit
einem schlechteren Notendurchschnitt können im Nachrückverfahren noch zugelassen werden.
Orientierung Kann in den ersten Semestern manch-
mal noch etwas schwer fallen. Oft fühlt man sich am Anfang
etwas verloren. Hier gilt die Devise: einfach nachfragen. Und
die Orientierungstutorien besuchen. So findet man sich nicht
nur besser zurecht, man lernt auch schnell andere Studierende kennen, denen es vielleicht ähnlich geht.
Prüfungsordnung Ein Überblick über die zu absol-
vierenden Prüfungen, Seminare und den allgemeinen Studienverlauf. Vor der Bewerbung an einer Hochschule kann ein Blick
in die Prüfungsordnung nicht schaden, um sich bereits ein Bild
vom anstehenden Studienverlauf zu machen.
Qualitätsverbesserung
Nach jeder Veranstaltung besteht die Möglichkeit, dem verantwortlichen Dozenten
in der Form von Umfragen Feedback zu
geben.
Rückmeldung
Nach jedem Semester
sind Studierende dazu
verpflichtet, sich bei der
Studierendenverwaltung
zurückzumelden, um eine
Fortsetzung des Studiums zu
gewährleisten.
Job, Ausland, Studium: Bei jedem geht
es nach der Schule anders weiter. Eine
Umfrage an der Goethe-Schule in Essen.
von Emma von Haeseler
Jasper Schmitz, 16
Letzter Schnitt: 1,8
Semesterbeitrag Trotz der Abschaffung der Studiengebühren muss jeder Studierende pro Semester einen festgelegten Beitrag zahlen (in NRW beträgt dieser momentan rund
250 Euro). Dieser fließt in das Semesterticket sowie diverse
Einrichtungen wie den Hochschulsport.
Tutorium Zu vielen Veranstaltungen finden zusätzliche
Tutorien statt, um den Lernstoff aufzubereiten und die Studierenden besser auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Insbesondere
in den ersten Semestern empfiehlt sich der Besuch eines Tutoriums, um eine bessere Orientierung im neuen Studiengang zu
gewährleisten.
Unichor Wer sich musikalisch betätigen
möchte, hat in vielen Universitäten die Möglichkeit, in Chor und Orchester mitzuwirken.
Immerhin sollen auch während des Studiums
die eigenen Hobbys nicht zu kurz kommen.
Klark Dammeyer, 17
Abi-Schnitt: 1,8
Was hast du nach der Schule vor? Ich möchte Medizin in Richtung Humanmedizin studieren, mein Ziel ist es, Radiologe zu
werden. Glücklicherweise habe ich den Medizinertest ziemlich
gut bestanden, deswegen verbessert sich mein Schnitt bei
manchen Unis um 0,8.
Wie bist du darauf gekommen? Mein Vater ist Radiologe, ich
war oft bei der Arbeit dabei und fand es immer faszinierend im
Krankenhaus zu sein. Mein Interesse für die Medizin ist seit
früher Kindheit da und hat sich seitdem immer verstärkt.
Lina Passlick, 17
Letzter Schnitt: 2,0
Vorlesung Im Gegensatz zum stark verschulten Seminar nehmen klassische Vorlesungen immer mehr ab. Für viele
Basismodule sind diese dennoch notwendig, um allen neuen
Studierenden eines Jahrgangs einen guten Einblick in ihr Fachgebiet zu gewähren.
Wohnheim Viele Studierende bevorzugen das Leben im
Studentenwohnheim, da es nicht nur günstig ist, sondern auch
Campusnähe verspricht.
Zusatzqualifikationen Diese
werden bei Stellenausschreibungen immer
häufiger gefordert. Fremdsprachen- und
Softwarekenntnisse zählen etwa als Zusatzqualifikation – man kann sie in Workshops
und Seminaren erwerben.
Was hast du nach der Schule vor? Ich möchte zur Polizei und
dort zum Mobilen Einsatzkommando (MEK). Der Aufnahmetest
ist mehrtägig und sehr streng, er besteht aus einem Gesundheitscheck, einem Rechtschreib-, Mathe- und Stresstest.
Als Plan B überlege ich, Sport auf Lehramt zu studieren. Ich
kann mir also keinen Bürojob für mich vorstellen.
Wie bist du darauf gekommen? Ich bin ziemlich sportlich und
es hat mich schon immer interessiert. Ich habe auch vor eineinhalb Jahren ein Praktikum bei der Polizei gemacht, das ist
ziemlich gut gelaufen.
Was hast du nach der Schule vor? Das weiß ich noch nicht
genau. Ich möchte nicht direkt studieren, weil ich erst 17 bin,
wenn ich Abi habe. Deswegen möchte ich erst reisen oder
Praktika machen, über die Richtung bin ich mir aber noch nicht
im Klaren.
Yared Schneider, 17
Letzter Schnitt: 2,2
Was hast du nach der Schule vor? Ich möchte entweder in den
Filmbereich oder den Journalismus gehen oder als selbstständiger Autor arbeiten.
Wie bist du darauf gekommen? Ich bin ein ziemlicher „Filmfreak“. Ich produziere momentan auch einen Kurzfilm mit
Freunden, den wir bei den Kurzfilmtagen einreichen wollen.
Daneben habe ich mit 14 angefangen Gedichte zu schreiben
und auch schon ein eigenes Buch fertiggestellt. Neben der
Schule arbeite ich im Katakomben Theater in Essen und helfe
dort bei den Proben, schreibe kleine Texte, mache Fotos usw.
Linda Stachowiak, 18
Abi-Schnitt: 2,1
Was hast du nach der Schule vor? Ich werde Musik im Fachbereich Geige an der Folkwang Uni in Essen studieren. Danach
mache ich vielleicht eine Fortbildung in der Musiktherapie.
Das ist ein ganz neues, unerforschtes Gebiet, in dem es darum
geht, die psychische und körperliche Gesundheit einer Person
mithilfe von Musik zu heilen.
Wie bist du darauf gekommen? Ich spiele seit elf Jahren Geige
und habe letztes Jahr bei Professor M. Mintchev von der Folkwang Uni einen Meisterkurs gemacht. Das hat mir so viel Spaß
gemacht, dass ich mein Hobby zum Beruf machen wollte.
Mein Plan B wäre Logopädie gewesen, grob beschrieben ist
das die Behandlung von Sprachfehlern.
34 |
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
Keine leichte Wahl: Uni oder FH?
| 35
Lange Zeit galt die Fachhochschule als kleine Schwester der Universität. So genossen ihre Absolventen zwar eine Ausbildung
mit Praxisbezug, hatten später allerdings wegen mangelnden Fachwissens im Berufsleben schlechtere Chancen. Die Universität
sollte hingegen rein theoretische Inhalte vermitteln – dass dem allerdings längst nicht mehr so ist, zeigen zahlreiche Studien.
Die Grenzen zwischen universitärem und Fachhochschulabschluss verschwimmen zunehmend, manche Betriebe bevorzugen
sogar FH-Absolventen aufgrund ihrer praktischen Erfahrung, die den Studierenden der Universität oft noch fehlt. Doch man
setzt auch inzwischen häufiger auf Praktika und Workshops neben dem regulären Studienplan. Doris Hermann, Geschäftsführerin der Akkreditierungsagentur AQAS in Bonn sagt: „Vor allem in den Geisteswissenschaften ist eine Veränderung deutlich
spürbar. Praktika werden stärker in die Stundenpläne integriert.“ Macht es also überhaupt noch einen Unterschied, ob man an
der Universität oder einer Fachhochschule studiert? Ein Überblick.
Früher vermittelten Universitäten nur Theorie, Fachhochschulen
vor allem Praxis. So einfach ist es heute nicht mehr.
Worin sich die Hochschulformen wirklich unterscheiden
Von Jennifer NEidhardt
Universitäten sind nach wie vor die beliebtesten weiterführenden Bildungseinrichtungen. Im Vergleich zu anderen
Hochschulen besteht hier ein breites Angebot in allen Fachrichtungen.
Mehr Freiheit beim Stundenplan
Seit der Einführung des Bachelor- und Mastersystems ist die
Studiengestaltung um einiges straffer geworden, damit mehr
Lernstoff in kürzerer Zeit vermittelt wird. Allerdings genießen
die Studenten eine größere Freiheit in der Gestaltung ihres
Stundenplans: Anders als in der stark verschulten Fachhochschule können Studierende an der Universität ihre Zeit
selbstständiger einteilen und ihren Studienfokus abgesehen
von allgemeinen Grundkursen selbst bestimmen. Während des
Masterstudiums kann dieser Fokus noch vertieft werden.
Praxisbezug ist noch ausbaufähig
Allerdings haben viele Studenten trotz der Zunahme an praktischen Angeboten immer noch Bedarf an weiteren berufspraktischen Erfahrungen. „Der Praxisbezug ist erst da, wenn man
sich selbstständig darum kümmert“, beschwert sich Sylvana
Hiltrop, Studentin der Medienwissenschaft: „Der größte Teil
der Studenten wird bei uns nicht genügend in die vorhandenen
Angebote eingebunden.“ Auch Sandra Caris, Masterstudentin
im Bereich Japanologie, fehlt oft der praktische Bezug in ihrem
Studium: „Im Bachelor gab es keinerlei praktische Angebote.
Im Master gab es endlich etwas Praxisbezug im Bereich der
Übersetzung, aber es ist immer noch viel zu wenig.“
Lernen aus eigenem Antrieb
Wer also beschließt, an einer Universität zu studieren, sollte
sich vorher darüber bewusst sein, dass für ein solches
Studium vor allem die persönliche Motivation und
das Interesse am besseren Kennenlernen eines
Fachgebietes im Vordergrund stehen muss.
Fachhochschulen sind im Vergleich zu Universitäten auch
heute noch praxisbezogener. Wer eine akademische Karriere anstrebt oder in Erwägung zieht, einen Doktortitel zu
machen, wird dort schlecht aufgehoben sein. Wem jedoch
das praktische Arbeiten mehr liegt als das stundenlange
Schmökern in der Bibliothek, für den bietet sich ein solches
Studium an.
Verschultes Lehrprogramm
Für ein Studium an der Fachhochschule ist keine allgemeine
Hochschulreife nötig, das Fachabitur oder eine Ausbildung mit
genug Berufserfahrung sind hier in der Regel ausreichend.
Im Gegensatz zur Universität ist der Studienablauf streng
verschult, mit festen Stundenplänen und einem vorgegebenen
Lehrbetrieb. So lernen die Studenten zwar weniger selbstbestimmt, allerdings wird ihnen auch der Druck genommen, das
gesamte Studium und zusätzliche Praktika selbst zu organisieren. Ob dies nun als Vor- oder Nachteil anzusehen ist, ist
ganz von den persönlichen Präferenzen abhängig.
Gute Vernetzung mit Unternehmen
Oft besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachhochschulen und ortsansässigen Unternehmen, sodass eine
spätere Übernahme leichter fällt. Auch Praktika sind ein fester
Bestandteil des Studienplans. Die Auswahl der Fachbereiche
ist hier allerdings um einiges eingeschränkter.
Angehende Lehrer, Juristen und Ärzte haben beispielsweise
keine Möglichkeit, die Grundlagen für diese Berufe außerhalb
einer universitären Einrichtung zu lernen.
Foto: Fotolia
Beraten lassen!
Die Frage, ob sich ein Studium an der Universität oder Fachhochschule lohnt, ist also vor
allem abhängig von persönlichen Idealen und Zielen. Wer sich immer noch nicht sicher ist,
was für ihn die richtige Wahl ist, hat die Möglichkeit, diverse Beratungsgespräche in Anspruch
zu nehmen – beispielsweise am Tag der offenen Tür oder bei der Studierendenberatung der
jeweiligen Einrichtung.
36 |
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
| 37
So klappt es mit der
Studienfinanzierung
Ein Studium kann ganz schön ins Geld gehen.
Was auf einen zukommt und welche Hilfen es gibt.
Obwohl die Studiengebühren im vergangenen Jahr bundesweit abgeschafft wurden, müssen angehende Studenten noch
immer einiges an Kosten stemmen. Ein Großteil der Ausgaben
entsteht durch Ausgaben für Strom, Miete und Lebensunterhalt. Doch auch ohne eigene Wohnung müssen ein Studienbeitrag (unter anderem zur Finanzierung des Semestertickets)
und weitere Ausgaben für Lehrmittel berücksichtigt werden.
Allerdings müssen diese Kosten nicht alleine getragen werden
– es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten der finanziellen
Unterstützung. Dabei ist es wichtig, sich schon im Voraus ein
Bild von den anstehenden Kosten zu machen, um die richtige
Methode zu finden.
VON Jennifer Neidhardt
Welche Kosten fallen an?
Im Schnitt zahlen Studenten rund 300 Euro Miete, 165 für
Ernährung, 82 Euro für Verkehrsmittel und 65 Euro für Freizeitaktivitäten. Das hat die Sozialerhebung des Deutschen
Studentenwerks ergeben. So werden im Schnitt mehr als
600 Euro pro Monat fällig. Sollte man diese nicht aus eigener
Tasche bezahlen können, darf man darauf hoffen, dass der
Staat einspringt.
Arbeiten als Werkstudent
Es kann jedoch passieren, dass die bewilligte Unterstützung
per BAföG nicht ausreicht oder der Antrag von vornherein
abgelehnt wird. Im ersten Fall kann man sich zusätzlich einen
studentischen Nebenjob zulegen. Verdient man dabei monatlich nicht mehr als 450 Euro, kann dieser ohne Probleme mit
der BAföG-Auszahlung kombiniert werden. Wurde der Antrag
generell abgelehnt, darf man sich auch einen lukrativeren
Nebenjob suchen – zum Beispiel per Werkstudentenvertrag.
Allerdings gibt es auch hier Regeln: Studenten dürfen nicht
mehr als 20 Arbeitsstunden pro Woche arbeiten, damit das
Studium nicht darunter leidet.
Für Stipendium bewerben
Gerade in den ersten Semestern haben viele Studenten
allerdings kaum Zeit, um die Hälfte der Woche auf der Arbeit
zu verbringen. In diesem Fall gibt es in Deutschland über 800
verschiedene Anlaufstellen zur Stipendienvergabe, die nicht
nur von Hochbegabten genutzt werden können, so wie etwa das
Mawista-Studienprogramm.
Klassische Finanzspritze Bafög
Die geläufigste Art der finanziellen Unterstützung ist nach wie vor das BAföG. Bis zu 670 Euro pro Monat können nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz angefordert werden – ab dem Wintersemester 2016/17 steigt der Betrag sogar auf 735 Euro.
Seine Höhe ist abhängig von diversen Faktoren wie etwa privaten Ersparnissen, dem Einkommen der Eltern oder zusätzlichen
Verdiensten wie studentischen Nebenjobs. Der größte Vorteil des BAföG ist der staatliche Zuschuss – so muss nur die Hälfte des
geliehenen Betrags nach Abschluss des Studiums zurückgezahlt werden. Wichtig ist hier zu beachten, dass für einen Antrag eine
große Anzahl an Unterlagen benötigt wird, unter anderem die Lohnsteuerabrechnung der Eltern und der Ausbildungsnachweis
möglicher Geschwister. Es ist daher ratsam, den Antrag so früh wie möglich einzureichen.
Kredit aufnehmen per Bildungsfonds
Foto: istockphoto
Eine relativ neue Alternative zum BAföG sind sogenannte Bildungsfonds.
Auch hier handelt es sich um einen Kredit, allerdings ist dieser unabhängig vom Einkommen der Eltern und es werden keine Zinsen berechnet.
Außerdem wird die Rückzahlung erst nach einer Festanstellung fällig.
Allerdings muss man sich für diese Art der Studienförderung bewerben
und sie ist nicht in allen Studiengängen möglich. Als Student an Kunsthochschulen oder bei Bachelor-Abschlüssen mit Ausbildungsschwerpunkt geht man leer aus. Weitere Informationen gibt es im Internet unter
bildungsfonds.de.
Weitere Informationen unter
www.studentenwerke.de
www.karrierebibel.de
Kindergeld
Für volljährige Kinder wird bis zur
Vollendung des 25. Lebensjahres Kindergeld gezahlt, solange sie für einen
Beruf ausgebildet werden. Dazu zählt
auch ein Erststudium. Die Zahlung
endet spätestens in dem Monat, in
dem das Kind offiziell schriftlich das
Gesamtergebnis der Abschlussprüfung erhält. Vorsicht bei Nebenjobs:
Die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit darf nicht mehr als 20 Stunden betragen. 38 |
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
| 39
Immer locker bleiben
Turbo-Abi, Auslandssemester, Berufserfahrung: Immer mehr
Heranwachsende stehen unter Stress, dabei hat das Arbeitsleben noch
gar nicht begonnen. Wir sagen: Druck raus aus der Karriereplanung.
Von Achim Faust
Immer diese Stimmen im Kopf, die man einfach nicht los wird.
Von den Eltern beispielsweise: Die werden nicht müde zu betonen, wie schwierig es doch heutzutage ist, einen guten Job zu
bekommen. Dass man fleißig sein muss. Mindestens. Tatsächlich scheint es so: Wer im Leben was erreichen will, muss sich
mächtig ins Zeug legen. Abitur, natürlich im Turbomodus – mit
einem Terminkalender, der dem eines Erwachsenen gleicht.
Bestnoten an Schule und Uni. Auslandssemester und Berufserfahrung in einem Beruf, den man nach all der Plackerei
einmal ergreifen will. Gott sei Dank gibt es Praktika.
Für die zwischen 1977 und 1998 geborene sogenannte „Generation Y“, die gerne als leistungsorientiert, technikbegeistert
und ich-bezogen beschrieben wird, hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert – und das macht ihr zu schaffen.
Die Vielzahl an Möglichkeiten, die sich an der Schwelle zum
Berufsleben eröffnen, sagte beispielsweise Steffi Burkhart der
Deutschen Presse-Agentur. Die Bloggerin berät Unternehmen
im Umgang mit jungen Mitarbeitern. Die Tatsache, dass die
Social-Media-geübte Generation viel mehr über die Lebenswege der Freunde und Bekannten erfahre, führe darüber hinaus
zu Selbstzweifeln. „Da bekommt man schnell den Eindruck,
dass die Freunde die tolleren Jobs oder die cooleren Partner
haben, und zweifelt an den eigenen Entscheidungen.“
Die Mittzwanziger „sind schwer mit dem Projekt beschäftigt,
das eigene Leben zu managen“, meint auch Hans-Werner
Rückert, Leiter der Zentraleinrichtung Studienberatung und
Psychologische Beratung der Freien Universität Berlin. Selbst­
optimierung sei ein wichtiges Thema, jeder scheine seines
­Glückes Schmied zu sein. „Doch das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn etwas schiefgeht, bin ich dafür verantwortlich –
und das macht vielen Angst“, sagt der Diplom-Psychologe. Und
so bleibt kaum mehr etwas übrig von der Aufbruchstimmung,
die immer aufkam, lernte man auf eigenen Beinen zu stehen.
Höher, schneller, weiter. Warum eigentlich? Wo bleibt da die
Jugend? Eine Zeit, in der sich eigentlich Identität entfalten
soll. Eine Zeit, die Zeit für Freunde bereithalten sollte, und
dafür, um über die Welt und sich selbst nachzudenken.
Es gibt gute Gründe, einfach mal Geschwindigkeit rauszunehmen, die man zu Schulzeiten hat aufnehmen müssen, denn die
Welt steht motivierten jungen Menschen mit einer guten (schulischen) Ausbildung offen. Auch – oder gerade in Zeiten des
„Demografischen Wandels“, den junge Erwachsene laut einer
repräsentativen Umfrage von 2014 noch immer mit steigenden
Belastungen in Verbindung bringen. Längere Arbeitszeiten,
private Altersvorsorge, das sind in diesem Zusammenhang die
Stichworte. Nur 23 Prozent der Befragten erwarteten bessere
Berufschancen, nur 19 Prozent einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Zahlen, die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig auf dem Berliner Demografie Forum vorgestellt hatte.
Stichwort Turbo-Abitur: Wer einmal darüber nachdenkt, was
der schnellere Abschluss bedeutet, kann auch zu dem Schluss
kommen, dass es ein gewonnenes Jahr ist. Ein gewonnens
Jahr, nicht, um schneller in Beruf oder Studium einzusteigen,
sondern ein Jahr mehr, sich darüber klarzuwerden, was man
will.
„Was will ich überhaupt werden?“ 6000 Studiengänge stehen
zur Auswahl, 800 davon dual. Oder unzählige Ausbildungen –
klassisch oder dual. Oder ins Ausland? Ein Freiwilliges Soziales
Jahr? Oder, oder, oder. Die Generation der Großeltern mag davon geträumt haben – für viele junge Menschen bedeutet dies
zusätzlicher Stress. Bloggerin Burkhart setzt vor allem auf den
Rat von Mentoren, um das Angebot zu kanalisieren. „Mir Vorbilder zu suchen und ihnen möglichst viele Fragen zu stellen, hat
mir geholfen, die Fülle an Ideen und Optionen zu sortieren.“
Roswitha Nussinger, Abiturientenberaterin bei der Agentur für
Arbeit in Nürnberg, empfiehlt gegenüber dem Magazin Unicum
Abi, auf die Bremse zu treten: „Ich rate den jungen Leuten,
die nach dem Abitur nicht wissen, wofür sie sich entscheiden
sollen: Schafft euch eine Überbrückung, wie beispielsweise
einen Auslandsaufenthalt. Und vor allem – entschleunigt mal
ein wenig!“
40 |
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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Endlich raus von zuHause
Wer bei den Eltern auszieht, muss vorher einiges bedenken.
Wie man sich auf die erste eigene Wohnung vorbereitet.
Von Jennifer Neidhardt
Zu studieren bedeutet für viele, zum ersten Mal das Elternhaus
zu verlassen und auf eigenen Füßen zu stehen. Doch der Weg
in die Selbstständigkeit kann sich schnell als steinig erweisen,
und oft kann es passieren, dass unüberlegte Entscheidungen
getroffen werden – etwa versteht man sich nicht mit dem WGPartner, fühlt sich in der neuen Umgebung unwohl, oder stellt
erst einige Wochen nach dem Einzug Mängel in der Wohnung
fest. Daher ist es wichtig, sich bereits vor dem Auszug bewusst
zu machen, welche Vor- und Nachteile eine eigene Wohnung
mit sich bringt. Diese Fragen sollte man im Vorfeld klären.
Bin ich überhaupt schon bereit für den Auszug?
Zuerst sollte sich jeder überlegen, ob man es sich wirklich
zutraut, auszuziehen. Immerhin ist das Verlassen des Elternhauses ein großer Schritt im Leben eines jungen Erwachsenen.
Dazu gehört eine ordentliche Portion Organisationstalent – und
Geld.
Vorsicht vor versteckten Kosten
Viele bemerken erst im Nachhinein, welche Kosten die eigene
Wohnung mit sich bringt – daher ist es wichtig, sich bereits im
Voraus über die anstehenden Notwendigkeiten Gedanken zu
machen. Oft fallen bei der ersten eigenen Wohnung neben den
Standardkosten wie Kaution und Miete nämlich noch zusätzliche Investitionen an, beispielsweise für Möbel, Küchengeräte und andere Haushaltsgegenstände. Wohnungssuchende
sollten deshalb nicht nur ihre Finanzen richtig einschätzen,
sondern auch alle Klauseln im Mietvertrag.
Fotos: istockphoto, Fotolia
Plötzlich alles selbst managen
Auch die Selbsteinschätzung spielt beim Auszug eine große
Rolle. Bin ich bereit, neben Studium und eventuellem Nebenjob zusätzlich die Arbeiten im Haushalt zu übernehmen? Kann
ich meine Finanzen richtig kalkulieren? Was mache ich im
Falle von Krankheit oder Unfällen? Nicht selten passiert es,
dass sich junge Studenten übereifrig in die eigene Wohnung
stürzen und nach wenigen Wochen feststellen, dass sie dem
Leben alleine noch nicht gewachsen sind. Dann gilt es, sich
mit Kündigungsfristen herumzuschlagen, einen Nachmieter
zu organisieren und sich um die Rückzahlung der Kaution zu
kümmern. Wer seine Fähigkeiten realistisch einschätzt, kann
diese zusätzlichen Belastungen vermeiden.
Was ist der Vorteil einer eigenen Wohnung?
Trotz der Verantwortung, die das Leben ohne Eltern mit sich
bringt, ist der Auszug doch ein wichtiger Bestandteil im Leben
eines jungen Erwachsenen. Eine eigene Wohnung fördert die
Selbstständigkeit – oft gilt hier das Motto „Learning by Doing“. „Zu Beginn war für mich das große Problem, dass ich weit weg
von meiner Familie und auf mich allein gestellt war“, erinnert
sich Masterstudentin Julia Renner an ihre erste Zeit im Studentenwohnheim zurück. „Ich habe zwar finanzielle Unterstützung von ihnen bekommen, war aber plötzlich gezwungen, auf
eigenen Beinen zu stehen, meine Zeit selbst einzuteilen und
mich um organisatorische Sachen zu kümmern, von denen ich
gar nicht wusste, dass sie existieren. Das kann gleichzeitig ein
Vor- und Nachteil sein, aber man lernt daraus.“ Oft nimmt man
so also viele Arbeiten, die einem zu Hause von den Eltern abgenommen wurden, viel bewusster wahr. Auch lernt man, mit
seinem Geld auszukommen: Das beginnt bei Miete und Strom,
geht weiter bei den alltäglichen Kosten für Lebensmittel und
Extras wie Kleidung oder Ausgaben in der Freizeit.
Neue soziale Kontakte
Erst wenn man auf sich alleine gestellt ist, ist es möglich,
wirklich Verantwortung zu übernehmen – und dabei sollte man
keine Angst haben, auch mal Fehler zu machen. Im Gegenteil:
Das Leben abseits von zu Hause bietet die Chance für neue
soziale Kontakte innerhalb und außerhalb der Uni. Im Austausch mit anderen stellen Studierende schnell fest, dass man
nicht alleine mit seiner anfänglichen Unsicherheit ist. Für viele
werden ihre Kommilitonen so zu einer Art Ersatzfamilie, in der
man sich gegenseitig unterstützt. Auch Julia kann von ähnlichen Erfahrungen berichten: „Ich musste mir hier über die Uni
ein komplett neues Umfeld aufbauen, mit neuen Gesichtern,
und deren Einstellung und geistige Reife hat mir sehr geholfen.
Das sind dann die Leute, die einem auch mal in den Allerwertesten treten, wenn man alleine vor sich hinvegetiert, und das
ist manchmal auch nötig.“
Studentenwerk hilft weiter
Die erste eigene Wohnung bringt eine große Verantwortung, aber auch genauso viele wertvolle Erfahrungen
mit sich. Im Falle von Unsicherheiten können sich allein
lebende Studierende jederzeit an ihr örtliches Studentenwerk wenden – dort gibt es spezielle Beratungsstellen zum
studentischen Wohnen, die bei Fragen gerne bereit stehen.
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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Mathematik
Guide mit welchem studium
man was machen kann
Es gibt mehr als 800 unterschiedliche Studienfächer in Deutschland.
Trotzdem entscheiden sich die meisten Studienanfänger seit Jahren für
BWL, Jura oder Medizin. Welche Fachbereiche sonst noch besonders
beliebt sind und was man mit ihnen machen kann, zeigt die Übersicht.
Anglistik
Studenten der Anglistik beschäftigen sich mit der englischen Sprache und Kultur.
Das größte Arbeitsfeld für Anglisten ist anschließend das Lehramt. Dank des interkulturellen Fachwissens und der Fremdsprachenkenntnisse, über die die Absolventen verfügen, kommen aber auch Jobs im Journalismus, in Öffentlichkeitsarbeit,
Werbung und Marketing, bei Buchverlagen und Bibliotheken, Theatern und Museen
oder in Therapieeinrichtungen zur Behandlung von Sprachstörungen infrage. Bei der
Orientierung helfen Praktika und Auslandsaufenthalte während des Studiums.
Beste Uni*: FU Berlin (Bachelor), Uni Freiburg (Bachelor, Lehramt), Uni
Mannheim (Bachelor, Lehramt), Uni Heidelberg (Lehramt)
Einstiegsgehalt**: 31.720 € (Bachelor) / 36.457 € (Lehramt)
Von Mona Contzen
Informatik
Germanistik
Biologie
Die Einsatzbereiche für Biologen, die
sich in Botanik, Zoologie und Biochemie
auskennen, sind vielfältig. Sie reichen
von Naturparks und Naturschutzgebieten über Zoos bis hin zur Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie. Die meisten
Biologen schließen ein Master-Studium
und eine Promotion an den Bachelor an
und arbeiten später für Hochschulen
und Forschungseinrichtungen. Daneben gibt es aber auch die Möglichkeit,
Behörden oder Umweltschutzorganisationen zu beraten, für Fachzeitschriften
oder Naturkundemuseen tätig zu sein
oder sein Geld in der Landwirtschaft
oder Umweltbiologie zu verdienen.
Beste Uni*: keine Angabe
Einstiegsgehalt**: 46.677 €
Das Studium der deutschen Sprache und Literatur belegt bei den Frauen in Deutschland den zweiten Platz auf der Beliebtheitsskala. Etwa die Hälfte der Germanistikstudenten will später Lehrer werden, Stellen gibt es aber auch in den Bereichen Medien,
Kultur und Verlagswesen. Hierzu gehören zum Beispiel die Tätigkeit als Journalist,
Lektor, Berater in einer PR-Agentur oder Texter in einer Werbeagentur. Da das
Studium nicht gezielt auf einen bestimmten Beruf vorbereitet, ist es wichtig, schon
während der Uni-Zeit Praktika zu absolvieren.
Beste Uni*: Uni Freiburg (Bachelor), Uni Mannheim (Lehramt)
Einstiegsgehalt**: 31.720 € (Bachelor) / 36.457 € (Lehramt)
Wirtschaftswissenschaften
Die allgemeinen Kenntnisse in der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre können im
Studium durch eine gezielte Spezialisierung und Praktika vertieft werden. Je nach
Schwerpunkt bieten sich dann Jobs in öffentlichen Einrichtungen, Industrie- oder
Dienstleistungsunternehmen an. Tätigkeitsfelder sind zum Beispiel das Controlling,
Finanz- und Rechnungswesen, Konjunktur- und Finanzmarktanalyse, Unternehmens- und Vermögensberatung, Marketing und Vertrieb.
Beste Uni*: Zeppelin Universität Friedrichshafen
Einstiegsgehalt**: 41.279 €
Psychologie
Psychologen, die eine eigene Praxis eröffnen möchten, brauchen einen MasterAbschluss. Dieser eröffnet aber auch
Möglichkeiten in anderen Bereichen.
Soziale Einrichtungen wie Jugendberatungsstellen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen, Kliniken, Wirtschaftsunternehmen und die Verwaltung sind
potenzielle Arbeitgeber. Auch hier gilt:
Der gewählte Schwerpunkt bestimmt
den Einsatzort. Arbeits- und Organisationspsychologen beispielsweise wählen
im Auftrag der Personalabteilung neue
Mitarbeiter aus und entwickeln Motivationsprogramme für die Kollegen. Pädagogische Psychologen dagegen arbeiten
eher in Schulen, sozialen Einrichtungen
oder der Erwachsenenbildung.
Beste Uni*: Jacobs Universität Bremen, Uni Mann-
heim, TU Dresden
Einstiegsgehalt**: 41.491 €
Pädagogik
Die Erziehungs- und Bildungswissenschaft ist vor allem bei Frauen beliebt. Sie arbeiten später überall dort, wo es um Erziehung,
Wissensvermittlung oder Aus- und Weiterbildung geht. Hierzu gehören natürlich die Kinder- und Jugendhilfe, Kindergärten und
–heime, aber auch Justizvollzugsanstalten, Familienberatungen, Integrationshilfe, Erwachsenenbildung sowie Wissenschaft und
Forschung. Außerdem bieten auch Unternehmen immer häufiger Anstellungen für die Planung, Durchführung und Evaluierung
ihrer Weiterbildungsmaßnahmen.
Beste Uni*: Uni Tübingen
Einstiegsgehalt**: 32.440 €
Informatik ist eine Männerdomäne und
rangiert auf Platz drei der beliebtesten Studiengänge. Da heute kaum ein
Wirtschaftszweig ohne Informatiker
auskommt, sind die Berufsfelder breit
gefächert. Insbesondere im Bereich
IT-Dienstleistungen und in der Automobilindustrie gibt es einen hohen Bedarf.
Bachelor-Absolventen arbeiten auch
oft in der Unternehmensführung, im
Großhandel oder in Behörden. Dort sind
sie unter anderem mit Systemanalysen,
Projektplanungen, Software-Engineering, Prozessautomatisierung, Programmierung oder Beratungstätigkeiten
beschäftigt.
Beste Uni*: RWTH Aachen, Uni Augsburg, Jacobs Universität Bremen, Uni Magdeburg
Einstiegsgehalt**: 43.852 €
Mathematiker sind fast überall gefragt,
wo komplexe Probleme gelöst werden
müssen – in der IT-Branche ebenso wie
in Telekommunikationsunternehmen,
in Forschungsinstituten und Lehranstalten, bei Banken und Versicherungen
oder in der Unternehmensberatung. Die
Aufgabenfelder reichen dabei von der
Prototypenentwicklung über die Analyse
und Bewertung von Kursentwicklungen
bis hin zur Auswertung von Forschungsergebnissen.
Beste Uni*: Uni Bonn, Uni Göt­
tingen, Uni Magdeburg
Einstiegsgehalt**: 43.852 €
Physik
Physiker haben gute Karriereaussichten,
weil sie nicht nur schwierige Probleme
lösen können, sondern sich auch mit
Mathe und EDV auskennen. Viele Physiker arbeiten in den Laboren von Instituten und Hochschulen. Aber auch in der
freien Wirtschaft finden sich zahlreiche
Arbeitgeber, zum Beispiel bei Technologie- und IT-Firmen, in der Pharmazie,
bei Unternehmensberatungen, Banken
oder Versicherungen. Ein MasterAbschluss erleichtert den Einstieg ins
Berufsleben.
Beste Uni*: Uni Duisburg-Essen
Einstiegsgehalt**: 46.677 €
Betriebswirtschaftslehre
BWL ist seit Jahren die unangefochtene Nummer eins auf der Beliebtheitsskala – bei
Männern und bei Frauen. Das Bachelor-Studium vermittelt den Studenten betriebswirtschaftliche Grundlagenkenntnisse, allgemeine Managementfähigkeiten, aber
auch Mathematik und Fremdsprachen. Damit können die Absolventen dann Jobs in
der Unternehmensberatung, der Personalarbeit, in Finanzwesen und Logistik oder
Marketing und Projektplanung ausüben. Rund zwei Drittel der Studenten spezialisieren sich durch einen Master auf einen dieser Bereiche.
Beste Uni*: EBS Universität Oestrich-Winkel, WHU Vallendar
Einstiegsgehalt**: 41.279 €
MINT-Fächer
Die Abkürzung MINT steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Lange hat die Industrie in
diesen Bereichen einen Nachwuchsmangel beklagt, inzwischen gibt es aber wieder einen deutlichen Zustrom bei diesen Studienfächern. Die Universität Duisburg-Essen bietet mit „MINTroduce“ ein umfassendes Kursprogramm für alle, die sich für das Studium eines der MINT-Fächer interessieren und sich fit dafür machen wollen. An der Fachhochschule Dortmund können Schüler im
Rahmen des Angebots „doMINT“ vorab entdecken, wie ein technischer und naturwissenschaftlicher Studiengang funktioniert.
* nach CHE-Hochschulranking 2015 | ** durchschnittliches Bruttojahresgehalt nach dem StepStone Gehaltsreport für Absolventen 2014
44 |
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
| 45
Orientierungsjahr FSJ und Co.
Freiwilligendienste erweitern den Horizont und fördern
die Karriere. Aber welcher Dienst passt zu mir?
Von Mona Contzen
Hilfe, die Schule ist aus! Manch einer steht dann vor einem
großen Fragezeichen, andere fürchten den schlechten Schnitt
im Abschlusszeugnis oder wollen einfach mal etwas anderes
machen als direkt vom Klassenzimmer in den Hörsaal der Uni
zu wechseln. Eine lohnenswerte Wahl ist in diesen Fällen ein
Freiwilligendienst.
Bild: Freepik.com
Das Freiwillige Soziale bzw. Ökologische Jahr (FSJ/FÖJ)
und der Bundesfreiwilligendienst (BFD) bieten den Rahmen
für soziales, kulturelles und ökologisches Engagement in
Deutschland. Aktuell nehmen über 40.000 junge Menschen an
einem FSJ und knapp 20.000 an einem BFD teil. Die meisten
von ihnen sind laut einer Umfrage mit dem Freiwilligendienst
zufrieden und würden ihn weiterempfehlen. Wer trotzdem
lieber ins Ausland möchte, hat auch hier die Wahl zwischen
verschiedenen Programmen, die den freiwilligen Einsatz auf
der ganzen Welt fördern – für einige Monate oder sogar ein
ganzes Jahr.
Natürlich bekommt man für all diese freiwilligen Dienste kein
richtiges Gehalt, trotzdem kann die „Auszeit“ viele Vorteile
haben. Wer sich bei seiner Berufswahl zum Beispiel noch nicht
sicher ist, kann die Zeit zur beruflichen Orientierung nutzen,
ein Berufsfeld im sozialen, sportlichen, politischen oder kulturellen Bereich kennenlernen und praktische Erfahrungen sammeln. Auch lässt sich über einen Freiwilligendienst soziales
Engagement wirkungsvoll belegen, Kompetenzen wie Teamund Kommunikationsfähigkeit, Selbstorganisation und Disziplin werden trainiert – das schindet Eindruck bei zukünftigen
Arbeitgebern. Gleichzeitig ist der Freiwilligendienst – wenn der
Schnitt im Abschlusszeugnis nicht fürs Traumstudium reicht
oder es mit dem Ausbildungsplatz nicht sofort klappt – ein
sinnvolles Wartesemester. Denn bei der Bewerbung um einen
Studienplatz zählen FSJ und Co. nicht nur als Wartezeit, vor
allem in sozialen Studiengängen wird das Engagement bei der
Bewerbung oft zusätzlich positiv bewertet. Bei entsprechender
Eignung wird der Freiwilligendienst auch häufig als Praktikum
oder Vorpraktikum für ein Studium (z.B. Medizin) oder eine
Ausbildung anerkannt.
46 |
ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
Freiwilligendienst im Ausland
Internationaler
Jugendfreiwilligendienst (IJFD)
Weltwärts
Start: oft 1. September
Start: Sommer
Dauer: 6 bis 18 Monate
Dauer: 6 bis 14 Monate
Bewerbung: möglichst 1 Jahr vor Abreise direkt
beim Träger
Bewerbung: möglichst 1 Jahr vor Abreise direkt
beim Träger
Vergütung: Taschengeld, Unterkunft und
Verpflegung, Versicherung
Voraussetzung: Teilnehmer müssen im Alter zwischen
18 und 28 Jahren sein, bei Haupt- oder
Realschulabschluss wird eine Berufsausbildung oder vergleichbare
Erfahrung (z.B. Praktikum) gefordert
Vergütung: Taschengeld (in der Regel 150 Euro
pro Monat), Unterkunft und
Verpflegung
Voraussetzung: Erfüllung der Vollschulzeitpflicht,
Teilnehmer dürfen bei Dienstende das
27. Lebensjahr noch nicht vollendet
haben
Einsatzbereich: sozialer und ökologischer Bereich
sowie die Friedens- und Versöhnungs-
arbeit hauptsächlich in Europa und
Nordamerika
Freiwilligendienst im Inland
Infos und Kontakt: www.bmfsfj.de
Start: in der Regel am 1. August oder
1. September
Dauer: 1 Jahr, mindestens jedoch
6, maximal 18 Monate
Bewerbung: frühzeitig direkt bei der Einsatzstelle
oder dem Träger
Vergütung: Taschengeld von maximal 363 Euro im
Monat, Beiträge zur Sozialversicherung,
ggf. kostenlose Unterkunft und
Verpflegung
Voraussetzung: Erfüllung der Vollschulzeitpflicht
(unabhängig vom Schulabschluss),
Teilnehmer dürfen noch keine 27 Jahre
alt sein
Einsatzbereich: sozialer (z.B. Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen) und ökologischer
Bereich (z.B. Forstamt, Nationalpark),
Kultur (z.B. Museum, Theaterprojekt),
Bildung (z.B. offene Ganztagsschule), Sport (z.B. Vereine), Integration
Infos und Kontakt: www.bmfsfj.de, www.bafza.de
Bundesfreiwilligendienst (BDF)
Start: in der Regel am 1. August oder
1. September
Dauer: 1 Jahr, mindestens jedoch
6 Monate, maximal zwei Jahre
Bewerbung: frühzeitig direkt bei der Einsatzstelle
oder dem Träger
Vergütung: Taschengeld von maximal 363 Euro
im Monat, Beiträge zur
Sozialversicherung, ggf. kostenlose
Unterkunft und Verpflegung
Voraussetzung: Erfüllung der Vollschulzeitpflicht
(unabhängig vom Schulabschluss)
Einsatzbereich: sozialer (z.B. Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen) und ökologischer
Bereich (z.B. Forstamt, Nationalpark), Kultur (z.B. Museum, Theaterprojekt), Bildung (z.B. offene Ganztagsschule),
Sport (z.B. Vereine), Integration
Infos und Kontakt: www.bafza.de,
www.bundesfreiwilligendienst.de
Infos und Kontakt: www.weltwaerts.de
Europäischer
Freiwilligendienst (EFD)
kulturweit
Start: Frühjahr und Herbst
Start: nach Absprache
Dauer: 6 oder 12 Monate
Dauer: 2 bis 12 Monate, in Sonderfällen
auch ab 2 Wochen
Bewerbung: mindestens 8 Monate vor Abreise
direkt bei der Entsendeorganisation
Bewerbung: April (bei Ausreise im Frühjahr des
Folgejahres) bzw. November (bei
Ausreise im Herbst des Folgejahres)
online unter kulturweit.de
Vergütung: Taschengeld in Höhe von 150 Euro
monatlich, Zuschuss zu Unterkunft
und Verpflegung in Höhe von 200 Euro
monatlich, Beiträge zur Sozialversicherung, Bezuschussung
internationaler Reisekosten,
Bezuschussung des im Gastland zu
absolvierenden Sprachkurses mit
maximal 300 Euro
Voraussetzung: Teilnehmer müssen im Alter
zwischen 18 und 26 Jahren sein,
abgeschlossenes Abitur oder
abgeschlossene Ausbildung
Einsatzbereich: Kultur- und Bildungsarbeit in Afrika,
Asien, Lateinamerika sowie in Mittelund Osteuropa
Vergütung: Taschengeld, Unterkunft und
Verpflegung, Möglichkeiten zum
Spracherwerb, ggf. Beitrag zu
Reisekosten
Fotos: Fotolia, dpa
Freiwilliges Soziales/Ökologisches
Jahr (FSJ/FÖJ)
Einsatzbereich: Entwicklungszusammenarbeit,
vor allem in Afrika, Lateinamerika,
Asien und Osteuropa
Voraussetzung: Teilnehmer müssen im Alter zwischen
17 und 30 Jahren sein
Einsatzbereich: Umweltschutz, sozialer und
Gesundheitsbereich, Jugendarbeit,
Kunst- und Kulturprojekte, Medienarbeit, Tierschutz, Sport- und
Bildungsprojekte, meist innerhalb
der EU
Infos und Kontakt: www.go4europe.de
Infos und Kontakt: www.kulturweit.de
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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Abenteuer Auslandssemester:
Was man wissen muss
Eine andere Kultur erleben, Menschen verschiedenster Herkunft
begegnen, sich in einer fremden Sprache behaupten – ein Auslandssemester hat viele Reize.
Von Christine Holhoff
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Wann man ins Ausland gehen sollte, hängt vor allem vom
Studiengang ab. Wen es während des Bachelors in die Ferne
zieht, für den kommen in der Regel das fünfte oder sechste
Semester infrage, bei Diplomstudiengängen eignen sich das
siebte oder achte Semester. Auch im Master kann man einen
Auslandsaufenthalt einschieben – seit kurzem sogar selbst
dann mit dem Programm „Erasmus“, wenn man ebenjenes
schon im Bachelor genutzt hat.
Die große Mehrheit der Studenten verbringt nicht mehr als ein
Semester im Ausland. Man kann aber auch doppelt so lange
bleiben – und dort zum Beispiel noch seine Bachelorarbeit
schreiben. Wer nur ein Semester plant, sollte sich entscheiden: entweder wissenschaftlich arbeiten oder Veranstaltungen
besuchen.
Etwa jeder dritte Student verbringt einen Teil seiner Hochschulzeit in der Ferne. Was manchem zunächst als Zeitverlust
erscheinen mag, ist in Wirklichkeit ein doppelter Gewinn. Denn
ein Auslandssemester bringt einen nicht nur persönlich weiter,
sondern macht sich auch gut im Lebenslauf. Bevor es losgehen
kann, gibt es jedoch einiges zu beachten.
Wo soll es hingehen?
Vielleicht hat der ein oder andere schon ein Land im Hinterkopf,
weil man sich ohnehin für eine bestimmte Sprache oder Kultur
begeistert, vielleicht auch nur den diffusen Wunsch, einfach mal
etwas Neues zu erleben. Bevor letztendlich die Entscheidung für
eine Hochschule fällt, sollte man sich jedoch eines klarmachen:
Was erwartet man eigentlich von seinem Auslandsaufenthalt?
Soll das Fächerangebot möglichst ähnlich sein, damit man sich
viele Kurse anrechnen lassen kann? Oder möchte man lieber
über den Tellerrand schauen und etwas für den Wahlpflichtbereich tun? Sollen auch Prüfungen angerechnet werden? Oder
gibt es irgendwo sogar die Möglichkeit, Zusatzqualifikationen
zu erwerben?
Wer diese Fragen beantwortet hat, kann sich auf die Suche
nach einer Hochschule machen, die den eigenen Ansprüchen
genügt – zum Beispiel, indem man Erfahrungsberichte anderer
Studenten liest, Rankings konsultiert oder sich von der eigenen
Auslandsstudienberatung helfen lässt. Die Vorbereitung sollte
etwa ein Jahr vor der großen Reise beginnen.
Mit einem Programm oder auf eigene Faust?
Der bequemste Weg ins Ausland führt über ein Austauschprogramm. Am bekanntesten ist „Erasmus“, ein Programm der
Europäischen Union, das Aufenthalte ab drei Monaten in der
EU sowie in Island, Liechtenstein, Norwegen, der Schweiz und
der Türkei fördert. Mit „Erasmus Mundus“ kommen Masterstudenten und Doktoranden zudem auch in Länder außerhalb
Europas. Die Teilnahme am Erasmus-Programm ist nicht
nur deshalb komfortabel, weil die organisatorischen Abläufe
zwischen der eigenen Hochschule und jener im Ausland eingespielt sind. Ein wichtiger Bestandteil des Programms ist es
auch, dass Studienleistungen im Ausland anerkannt werden.
Die meisten Hochschulen verfügen darüber hinaus über weitere eigene Austauschprogramme.
Wer im Angebot der Hochschule nicht das passende Ziel findet,
kann auch als sogenannter Free Mover im Ausland studieren.
Hierbei sucht man sich frei eine Uni irgendwo auf der Welt aus,
muss aber auch entsprechend mehr Eigeninitiative zeigen. Wer
den größeren organisatorischen Aufwand nicht scheut, kann
auf diese Weise zu seinem Traumaufenthalt kommen.
Wie finanziere ich das Studium im Ausland?
Die Kosten für ein Semester im Ausland variieren stark je nach
Zielland. Doch selbst wer kein Vermögen angespart hat oder
nicht auf Unterstützung durch die Eltern hoffen darf, braucht
nicht zu verzweifeln. Denn finanzielle Hilfen gibt es viele.
Eine der wichtigsten ist das Auslands-Bafög: Es wird für Aufenthalte vergeben, die mindestens sechs Monate dauern; die
Höhe hängt unter anderem vom Land und vom Einkommen der
Eltern ab. Übrigens: Auch wer beim herkömmlichen BAföG leer
ausgeht, sollte die Förderung fürs Ausland beantragen – die
Chance, sie zu bekommen, ist deutlich größer. Und: AuslandsBafög muss nicht zurückgezahlt werden.
Ist man mit dem Erasmus-Programm unterwegs, erhält man
ein Stipendium von bis zu 500 Euro pro Monat sowie eine Reisekostenpauschale. Auch hier ist die Höhe abhängig vom Land,
in dem man studiert. Das Erasmus-Stipendium wird nicht auf
das Auslands-Bafög angerechnet.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Stipendien – etwa
von der eigenen Hochschule, den Partneruniversitäten, den
Zielländern oder von Stiftungen, die Studenten bestimmter
Fachrichtungen unterstützen. Auch der Deutsche Akademische
Austauschdienst (DAAD) vergibt eine Reihe von Stipendien,
unter anderem das Promos-Stipendium für Auslandssemester ab sechs Monaten, bei dem der Aufenthalt mit etwas über
300 Euro pro Monat und einer Reisekostenpauschale bezuschusst wird. Eine Förderung speziell für die USA mit ihren
hohen Studiengebühren vergibt die Fulbright-Kommission.
Wie sieht es mit Versicherungen aus?
Wer in einem anderen EU-Land studiert, muss sich wenig Gedanken machen. Die normale Krankenversicherungskarte wird
auch dort akzeptiert. Eine gesonderte Auslandsversicherung
würde allerdings noch weitere Leistungen abdecken – wie zum
Beispiel einen medizinisch notwendigen Rücktransport.
Für Länder außerhalb Europas ist die Auslandsreise-Krankenversicherung hingegen angeraten, da die heimischen Krankenkassen dort keine Kosten für Behandlungen übernehmen.
Ausgenommen sind hier Tunesien und die Türkei, wo man einen Auslandskrankenschein verwenden kann. Wer nach Asien,
Afrika oder Lateinamerika reist, sollte sich zudem informieren,
welche Impfungen nötig werden. Einen guten Überblick dazu
bietet die Webseite des Auswärtigen Amtes:
www.auswaertiges-amt.de
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
Gut zu wissen
Berufsmessen in NRW
18. bis 19.9: „Azubi- und Studientage“, Bottrop, Movie Park.
Unternehmen, Verbände, Hoch- und Berufsschulen informieren über Ausbildungen, Studiengänge und alternative Möglichkeiten des Berufseinstieges.
Noch offene
Plätze nicht zu kritisch sehen Nach dem Beginn des Lehrjahrs immer noch freie Stellen
sollte man nicht zu kritisch sehen, rät die Arbeitsagentur. Denn es handele sich nicht wie viele meinen um die
unbeliebten Stellen, vielmehr sei es so, dass die Ausbildungsplätze schon einmal besetzt gewesen sind, der
ausgewählte Bewerber aber kurzfristig abgesprungen ist.
Außerdem schreiben vor allem kleinere Betriebe im Handwerk ihre freien Lehrstellen nicht selten erst spät aus. Das
liegt daran, dass viele Betriebe erst im Juli wissen, ob ihre
bisherigen Azubis ihre Gesellenprüfung bestanden haben.
Ist das nicht der Fall, bleiben sie bis zur Nachholprüfung im
Betrieb – und es gibt möglicherweise keinen Platz für einen
neuen Lehrling.
21.9.: „International College Days“, Düsseldorf.
Universitäten und Colleges stellen ihre Studienangebote vor
und beantworten Fragen zu Sprachvoraussetzungen und Abschlüssen in zwölf Ländern.
23.9.: „AusbildungsMesse“, Lüdenscheid.
Bietet die Möglichkeit, sich in Gesprächen mit regionalen Unternehmen über den Wunschberuf zu informieren.
23. bis 24.9.: „DASA-Jugendkongress“, Dortmund.
Aussteller präsentieren neben Workshops neue Berufsbilder
und Ausbildungsmöglichkeiten.
7.11.: „parentum Ruhrgebiet“, Essen.
Ist ein Eltern- und Schülertag für Beratungsgespräche mit
Unternehmen, (Fach-)Hochschulen und Institutionen.
Mehr Messen auf www.messen.de
Das gefällt mir:
Apps und Tools zur Orientierung
Die App „BERUFE Entdecker“ hilft bei der ersten Berufsorientierung. Fotos von typischen Arbeitsbereichen und Tätigkeiten werden
mit „likes“ bewertet, dann nennt die App, die für Android-Handys bei Google Play und für iOS im App Store kostenfrei erhältlich ist,
passende Ausbildungsberufe. Bei der Suche nach dem geeigneten Studiengang ist der „StudiFinder“ (www.studifinder.de) nützlich: Vier Orientierungstests grenzen Interesse und persönliche Eignung ein. Am Ende zeigt das Tool, welche Studienfelder passen
und wo diese in NRW angeboten werden. Wer schon genauer weiß, was er studieren will, kann auch gezielt nach einer Hochschule
in der näheren Umgebung suchen.
Freie Zeit sinnvoll nutzen:
das Wartesemester
Von „sehr gut“ bis „mangelhaft“:
­Bewertungsportale
Weil viele Studiengänge so beliebt sind, dass nicht alle Bewerber angenommen werden können, wählen Hochschulen
anhand des „Numerus clausus“ (NC) aus, der Abi-Schnitt
ist dafür das wichtigste Kriterium. Aber auch Wartesemester verbessern die Chancen: Zwar wird die Wartezeit nicht
direkt auf die Note angerechnet, aber die Hochschulen
müssen eine bestimmte Anzahl von Studienplätzen (meist
20 Prozent) nach Wartezeit vergeben. Wer dann mehr Wartesemester als andere Bewerber hat, bekommt auch mit
schlechterem Abi-Schnitt einen Studienplatz.
www.nach-dem-abitur.de
Wenn die Wunschausbildung klar ist, fehlt nur noch der richtige Betrieb. Die beliebtesten Ausbildungsbetriebe Deutschlands
hat die Jobbewertungsplattform kununu (www.kununu.com)
nach einer Umfrage unter Azubis zusammengestellt. Außerdem können angehende Azubis die Suchfunktion nutzen, um
aktuelle Stellenangebote und ausführliche Bewertungen zum
Unternehmen ihrer Wahl zu finden. Von ihren Erfahrungen an
Hochschulen berichten Studierende auf www.studycheck.de.
Die Unis werden nach Studiengängen in Kriterien wie Studieninhalte, Dozenten, Ausstattung und Campusleben bewertet.
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
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Praxisluft schnuppern
Gerade in Studiengängen, die nicht auf einen bestimmten Beruf ausgerichtet
sind, sind praktische Erfahrungen wichtig. Wie man es richtig macht.
Von Jennifer NEidhardt
„Und, was willst du mit deinem Studium einmal machen?“
Diese und ähnliche Fragen dürften die meisten Studenten
schon einmal gehört haben. Der Sprung vom Studium in den
Beruf ist für viele eine große Herausforderung. Insbesondere
der erste Einstieg in die Arbeitswelt durch Praktika und studentische Nebenjobs erweist sich oft schwieriger als erwartet. „Wie soll ich praktische Erfahrung sammeln, wenn diese
immer schon vorausgesetzt werden?“, hört man Studierende
immer wieder klagen. Dabei kann gerade die Studienzeit genutzt werden, um sich Kernkompetenzen anzueignen.
Mediziner und Juristen
haben es leichter
Das größte Problem bei der Berufswahl ist für viele Studenten
die mangelnde Orientierung. „Man kann Tendenzen für die
einzelnen Fakultäten und Fächer diagnostizieren“, sagt Ilke
Kaymak, Beraterin beim Career Service der Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf. „Ich sehe zum Beispiel, dass in der
medizinischen und juristischen Fakultät das Problem weniger
besteht, weil dort von Anfang an deutliche Berufsbilder bestehen. In den anderen Fakultäten ist das schon anders. Gerade
in der philosophischen Fakultät ist das etwas schwieriger, weil
dort nur sehr schwer klare Berufsbilder zu finden sind.“ Dieser
Nachteil kann jedoch auch zu einem Vorteil werden: So haben
Studierende die Möglichkeit, sich nicht von Anfang an auf ein
spezifisches Berufsbild festzulegen, sondern sich ausführlich
während ihrer Studienzeit zu orientieren und verschiedene
Berufsgruppen kennenzulernen. Das funktioniert nicht nur
über Praktika.
Foto: Fotolia
Nebenjob passend
zum Studium suchen
Eine gute Alternative sind studentische Nebenjobs. Wer hier geschickt auswählt, kann damit nicht nur seine Miete finanzieren,
sondern tut auch noch etwas für seinen Lebenslauf. Damit man
also nicht gleich den erstbesten Job annimmt, der sich einem
bietet, sollte man nicht planlos vorgehen. „Man sollte sich erst
mal informieren, was es überhaupt alles für Tätigkeiten gibt und
was in den einzelnen Berufen von einem verlangt wird“, rät Ilke
Kaymak. Über die Websites der potenziellen Arbeitgeber erfährt
man bereits viel über die ausgeschriebene Stelle. Auch ein
Anruf vor der Bewerbung kann klären, ob der Job zum Studiengangprofil passt. „Auch in den Unibibliotheken gibt es Informationen zu spezifischen Berufsbildern“, so Kaymak.
Erfahrung sammeln und
Gutes tun
Wer nicht darauf angewiesen ist, mit praktischer Erfahrung
Geld zu verdienen – etwa weil das Studium per BAföG oder
Stipendium finanziert wird – kann über ehrenamtliche Arbeit
nachdenken. Die Bandbreite der Jobs ist riesig: von der Mitarbeit in sozialen Einrichtungen, über mehrmonatige Arbeit als
Englischlehrer in Südamerika bis zum Nachhilfeunterricht im
Kinderheim vor Ort. „Viele berufspraktische Aktivitäten kann
man auch mit Organisationen auf dem Campus verbinden,
zum Beispiel in der Fachschaft, dem AStA, oder Zeitungs- und
Radiogruppen der Hochschule. Wichtig ist auf jeden Fall, dass
man sich frühzeitig Gedanken macht und sich frühzeitig engagiert. Ideal wäre es natürlich, das Gelernte aus dem Studium
auf irgendeine Art in der Praxis anwenden zu können“, sagt
Kaymak.
Eigene Stärken und Schwächen
kennenlernen
Die praktische Erfahrung kann als eine Schlüsselqualifikation
im Lebenslauf gelten. Denn längst werden dort auch Nebenjobs, ehrenamtliche Aktivitäten und Schlüsselkompetenzen wie
etwa Sprach- oder Softwarekenntnisse aufgelistet. Auch Workshops und berufspraktische Seminare an der eigenen Hochschule können unter dem Punkt „Weiterbildung“ angeführt
werden. Wichtig ist nur, sich rechtzeitig über diese Möglichkeiten bewusst zu werden. „Man muss seine eigenen Stärken und
Schwächen herausfinden“, rät Kaymak: „Da geht es vor allem
auch darum, wie man sein Wissen und Können am besten in
der Praxis umsetzen kann. Man sollte eine Tätigkeit finden, bei
der man gerne seine ganze Tatkraft einsetzen möchte. Immerhin verbringt man auch viel Zeit auf der Arbeit und diese sollte
man auch genießen.“
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ZEIG DICH! Arbeitgeber
Ausbildung
Gut zu wissen
Handwerk sucht Nachwuchs
Vor allem in den naturwissenschaftlich geprägten Sparten – wie Elektroniker
oder Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – fehlen den
Betrieben in Nordrhein-Westfalen junge Leute für eine Ausbildung. Lehrstellen
seien in diesem Jahr sogar in beliebten Berufen wie Tischler unbesetzt geblieben,
sagt Andreas Oehme, Geschäftsführer des Westdeutscher Handwerkskammertags. Die Entwicklung könnte dazu führen, dass am Ende auch Führungskräfte
und Betriebsnachfolger fehlen, fürchtet der Handwerkskammertag. NordrheinWestfalen hat etwa 186 000 Handwerksbetriebe, die jährlich etwa 30 000 Ausbildungsverträge abschließen. 94 Handwerksberufe gibt es in NRW. Azubis oft über Eltern versichert
Urlaub für Azubis
Auch Azubis haben ein Recht auf
bezahlten Urlaub. Unter 18 Jahren
bekommen sie laut Gesetz sogar mehr
freie Tage als Erwachsene. Mindestens
30 Werktage pro Jahr muss ein Betrieb
Jugendlichen freigeben, die zu Beginn
des Kalenderjahres jünger sind als
16 Jahre. So schreibt es das Jugendarbeitsschutzgesetz vor. Azubis über 16,
aber unter 17 Jahren haben Anspruch
auf 27 Tage. Nicht weniger als 25 Erholungstage dürfen Azubis über 17, aber
unter 18 bekommen, so die Industrieund Handelskammer (IHK). Für Azubis
ab 18 gilt das Bundesurlaubsgesetz.
Sie müssen bei einer Fünf-Tage-Woche
wenigstens 20 Tage Urlaub bekommen.
Grundsätzlich muss im Ausbildungsvertrag die Dauer des Urlaubs stehen.
Mehr freie Tage als der gesetzliche
Mindesturlaub sind möglich. Wann die
Auszubildenden Urlaub bekommen,
entscheidet der Betrieb – auch wenn der
ihre Wünsche berücksichtigen soll.
Zum Ausbildungsstart herrscht Hochkonjunktur für Versicherungsvertreter. Auszubildende sollten sich aber nicht die erstbeste Versicherung aufschwatzen lassen.
Denn nicht jeder Vertrag ist sinnvoll. Zudem sind Auszubildende in vielen Fällen
noch über die Eltern abgesichert. Das trifft zum Beispiel für die besonders wichtige Haftpflichtversicherung zu. Hier besteht Versicherungsschutz für die Dauer der
ersten Ausbildung – und meist bis zum 25. Lebensjahr. Wer ins Berufsleben einsteigt,
sollte sich aber möglichst frühGedanken um eine Berufsunfähigkeitsversicherung
(BU) machen. Der Verlust der eigenen Arbeitskraft aufgrund von Erkrankungen,
Arbeitsunfällen oder Burnout kann jeden treffen. Und über die staatliche Erwerbsminderungsrente ist man in den ersten Jahren kaum abgesichert. Policen gibt es ab
30 Euro im Monat.
Nur jeder zwölfte Azubi fällt durch die Prüfung
Die Mehrheit der Auszubildenden (91,8 Prozent) besteht die Abschlussprüfung
gleich im ersten Anlauf. Rund jeder Zwölfte (8,2 Prozent) fällt durch. Das meldet das
Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Etwas häufiger als der Schnitt brauchen
Prüflinge aus dem Bereich Handwerk und Landwirtschaft einen zweiten Anlauf.
Kaum jemand zieht weg
Auch wenn es in einem anderen Bundesland noch freie Lehrstellen im Traumberuf gibt: Kaum jemand zieht für die Ausbildung weit weg. Das zeigt eine
­repräsentative Azubi-Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Die
Mehrheit (84,9 Prozent) bleibt mit Lehrbeginn am alten Wohnort. Jeder Zwölfte
(8,6 Prozent) zieht maximal innerhalb des Landkreises um. Nur 3,2 Prozent wechseln
an einen anderen Ort innerhalb des Bundeslands, noch weniger innerhalb Deutschlands (2,9 Prozent). Der DGB bedauert, dass Jugendliche durch ihre fehlende Flexibilität durchaus Chancen liegen lassen.
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