Saarland.de - Saarland international

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Aufgaben
Deutsch
Klassenstufen 9 und 10
Erweiterte Realschule
Bertolt Brecht, Die unwürdige Greisin
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Meine Großmutter war zweiundsiebzig Jahre alt, als mein Großvater starb. Er hatte eine
kleine Lithographenanstalt in einem badischen Städtchen und arbeitete darin mit zwei, drei
Gehilfen bis zu seinem Tod. Meine Großmutter besorgte ohne Magd den Haushalt, betreute
das alte, wacklige Haus und kochte für die Mannsleute und Kinder.
Sie war eine kleine, magere Frau mit lebhaften Eidechsenaugen, aber langsamer
Sprechweise. Mit recht kärglichen Mitteln hatte sie fünf Kinder großgezogen - von den
sieben, die sie geboren hatte. Davon war sie mit den Jahren kleiner geworden.
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Von den Kindern gingen die zwei Mädchen nach Amerika, zwei Söhne zogen ebenfalls weg.
Nur der Jüngste, der eine schwache Gesundheit hatte, blieb im Städtchen. Er wurde
Buchdrucker und legte sich eine viel zu große Familie zu.
So war sie allein im Haus, als mein Großvater gestorben war.
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Die Kinder schrieben sich Briefe über das Problem, was mit ihr zu geschehen hätte. Einer
konnte ihr bei sich ein Heim anbieten, und der Buchdrucker wollte mit den Seinen zu ihr ins
Haus ziehen. Aber die Greisin verhielt sich abweisend zu den Vorschlägen und wollte nur
von jedem ihrer Kinder, das dazu imstande war, eine kleine geldliche Unterstützung
annehmen. Die Lithographenanstalt, längst veraltet, brachte fast nichts beim Verkauf, und es
waren auch Schulden da.
Die Kinder schrieben ihr, sie könne doch nicht ganz allein leben, aber als sie darauf
überhaupt nicht einging, gaben sie nach und schickten ihr monatlich ein bisschen Geld.
Schließlich, dachten sie, war ja der Buchdrucker im Städtchen geblieben.
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Der Buchdrucker übernahm es auch, seinen Geschwistern mitunter über die Mutter zu
berichten. Seine Briefe an meinen Vater, und was dieser bei einem Besuch und nach dem
Begräbnis meiner Großmutter zwei Jahre später erfuhr, geben mir ein Bild von dem, was in
diesen zwei Jahren geschah.
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Es scheint, dass der Buchdrucker von Anfang an enttäuscht war, dass meine Großmutter
sich weigerte, ihn in das ziemlich große und nun leerstehende Haus aufzunehmen. Er
wohnte mit vier Kindern in drei Zimmern. Aber die Greisin hielt überhaupt nur eine sehr lose
Verbindung mit ihm aufrecht. Sie lud die Kinder jeden Sonntagnachmittag zum Kaffee, das
war eigentlich alles.
Sie besuchte ihren Sohn ein- oder zweimal in einem Vierteljahr und half der
Schwiegertochter beim Beereneinkochen. Die junge Frau entnahm einigen ihrer
Äußerungen, dass es ihr in der kleinen Wohnung des Buchdruckers zu eng war. Dieser
konnte sich nicht enthalten, in seinem Bericht darüber ein Ausrufezeichen anzubringen.
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Auf eine schriftliche Anfrage meines Vaters, was die alte Frau denn jetzt so mache,
antwortete er ziemlich kurz, sie besuche das Kino.
Man muss verstehen, dass es nichts Gewöhnliches war, jedenfalls nicht in den Augen ihrer
Kinder. Das Kino war vor dreißig Jahren noch nicht das, was es heute ist. Es handelte sich
um elende, schlecht gelüftete Lokale, oft in alten Kegelbahnen eingerichtet, mit schreienden
Plakaten vor dem Eingang, auf denen Morde und Tragödien der Leidenschaft angezeigt
waren. Eigentlich gingen nur Halbwüchsige hin oder, des Dunkels wegen, Liebespaare. Eine
einzelne alte Frau musste dort sicher auffallen.
Und so war noch eine andere Seite dieses Kinobesuchs zu bedenken. Der Eintritt war
gewiss billig, da aber das Vergnügen ungefähr unter den Schleckereien rangierte, bedeutete
es "hinausgeworfenes Geld". Und Geld hinauszuwerfen war nicht respektabel.
Dazu kam, dass meine Großmutter nicht nur mit ihrem Sohn am Ort keinen regelmäßigen
Verkehr pflegte, sondern auch sonst niemanden von ihren Bekannten besuchte oder einlud.
Sie ging niemals zu den Kaffeegesellschaften des Städtchens. Dafür besuchte sie häufig die
Werkstatt eines Flickschusters in einem armen und sogar etwas verrufenen Gässchen, in
der, besonders nachmittags, allerlei nicht besonders respektable Existenzen herumsaßen,
stellungslose Kellnerinnen und Handwerksburschen. Der Flickschuster war ein Mann in
Bertolt Brecht, Die unwürdige Greisin
mittleren Jahren, der in der ganzen Welt herumgekommen war, ohne es zu etwas gebracht
zu haben. Es hieß auch, dass er trank. Er war jedenfalls kein Verkehr für meine Großmutter.
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Der Buchdrucker deutete in einem Brief an, dass er seine Mutter darauf hingewiesen, aber
einen recht kühlen Bescheid bekommen habe. "Er hat etwas gesehen", war ihre Antwort,
und das Gespräch war damit zu Ende. Es war nicht leicht, mit meiner Großmutter über Dinge
zu reden, die sie nicht bereden wollte.
Etwa ein halbes Jahr nach dem Tod meines Großvaters schrieb der Buchdrucker meinem
Vater, dass meine Großmutter jetzt jeden zweiten Tag im Gasthof esse.
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Was für eine Nachricht!
Großmutter, die Zeit ihres Lebens für ein Dutzend Menschen gekocht und immer nur die
Reste aufgegessen hatte, aß jetzt im Gasthof! Was war in sie gefahren?
Bald darauf führte meinen Vater eine Geschäftsreise in die Nähe, und er besuchte seine
Mutter.
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Er traf sie im Begriffe auszugehen. Sie nahm ihren Hut wieder ab und setzte ihm ein Glas
Rotwein mit Zwieback vor. Sie schien ganz ausgeglichener Stimmung zu sein, weder
besonders aufgekratzt noch besonders schweigsam. Sie erkundigte sich nach uns,
allerdings nicht sehr eingehend, und wollte hauptsächlich wissen, ob es für die Kinder auch
Kirschen gäbe. Da war sie ganz wie immer. Die Stube war natürlich peinlich sauber, und sie
sah gesund aus.
Das Einzige, was auf ihr neues Leben hindeutete, war, dass sie nicht mit meinem Vater auf
den Gottesacker gehen wollte, das Grab ihres Mannes zu besuchen. "Du kannst allein
hingehen", sagte sie beiläufig, "es ist das dritte von links in der elften Reihe. Ich muss noch
wohin."
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Der Buchdrucker erklärte nachher, dass sie wahrscheinlich zu ihrem Flickschuster musste.
Er klagte sehr.
"Ich sitze hier in diesen Löchern mit den Meinen und habe nur noch fünf Stunden Arbeit und
schlechtbezahlte, dazu macht mir mein Asthma wieder zu schaffen, und das Haus in der
Hauptstraße steht leer."
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Mein Vater hatte im Gasthof ein Zimmer genommen, aber erwartet, dass er zum Wohnen
doch von seiner Mutter eingeladen werden würde, wenigstens pro forma, aber sie sprach
nicht davon. Und sogar als das Haus voll gewesen war, hatte sie immer etwas dagegen
gehabt, dass er nicht bei ihnen wohnte und dazu das Geld für das Hotel ausgab!
Aber sie schien mit ihrem Familienleben abgeschlossen zu haben und neue Wege zu gehen,
jetzt, wo ihr Leben sich neigte. Mein Vater, der eine gute Portion Humor besaß, fand sie
"ganz munter" und sagte meinem Onkel, er solle die alte Frau machen lassen, was sie wolle.
Aber was wollte sie?
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Das Nächste, was berichtet wurde, war, dass sie eine Bregg bestellt hatte und nach einem
Ausflugsort gefahren war, an einem gewöhnlichen Donnerstag. Die Bregg war ein großes,
hochrädriges Pferdegefährt mit Plätzen für ganze Familien. Einige Male, wenn wir
Enkelkinder zu Besuch gekommen waren, hatte Großvater die Bregg gemietet. Großmutter
war immer zu Hause geblieben. Sie hatte es mit einer wegwerfenden Handbewegung
abgelehnt mitzukommen.
Und nach der Bregg kam die Reise nach K., einer größeren Stadt, etwa zwei
Eisenbahnstunden entfernt. Dort war ein Pferderennen, und zu diesem Pferderennen fuhr
meine Großmutter.
Der Buchdrucker war jetzt durch und durch alarmiert. Er wollte einen Arzt hinzugezogen
haben. Mein Vater schüttelte den Kopf, als er den Brief las, lehnte aber die Hinzuziehung
eines Arztes ab.
Bertolt Brecht, Die unwürdige Greisin
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Nach K. war meine Großmutter nicht allein gefahren. Sie hatte ein junges Mädchen
mitgenommen, eine halb Schwachsinnige, wie der Buchdrucker schrieb, das
Küchenmädchen des Gasthofs, in dem die Greisin jeden zweiten Tag speiste.
Dieser "Krüppel" spielte von jetzt an eine Rolle.
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Meine Großmutter schien einen Narren an ihr gefressen zu haben. Sie nahm sie mit ins Kino
und zum Flickschuster, der sich übrigens als Sozialdemokrat herausgestellt hatte, und es
ging das Gerücht, dass die beiden Frauen bei einem Glas Rotwein in der Küche Karten
spielten.
"Sie hat dem Krüppel jetzt einen Hut gekauft mit Rosen drauf", schrieb der Buchdrucker
verzweifelt. "Und unsere Anna hat kein Kommunionskleid!"
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Die Briefe meines Onkels wurden ganz hysterisch, handelten nur von der "unwürdigen
Aufführung unserer lieben Mutter" und gaben sonst nichts mehr her. Das Weitere habe ich
von meinem Vater.
Der Gastwirt hatte ihm mit Augenzwinkern zugeraunt: "Frau B. amüsiert sich ja jetzt, wie man
hört."
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In Wirklichkeit lebte meine Großmutter auch diese letzten Jahre keineswegs üppig. Wenn sie
nicht im Gasthof aß, nahm sie meist nur ein wenig Eierspeise zu sich, etwas Kaffee und vor
allem ihren geliebten Zwieback. Dafür leistete sie sich einen billigen Rotwein, von dem sie zu
allen Mahlzeiten ein kleines Glas trank. Das Haus hielt sie sehr rein, und nicht nur die
Schlafstube und die Küche, die sie benutzte. Jedoch nahm sie darauf ohne Wissen ihrer
Kinder eine Hypothek auf. Es kam niemals heraus, was sie mit dem Geld machte. Sie
scheint es dem Flickschuster gegeben zu haben. Er zog nach ihrem Tod in eine andere
Stadt und soll dort ein größeres Geschäft für Maßschuhe eröffnet haben.
Genau betrachtet lebte sie hintereinander zwei Leben. Das eine, erste, als Tochter, als Frau
und als Mutter, das zweite einfach als Frau B., eine alleinstehende Person ohne
Verpflichtungen und mit bescheidenen, aber ausreichenden Mitteln. Das erste Leben dauerte
etwas sechs Jahrzehnte, das zweite nicht mehr als zwei Jahre.
Mein Vater brachte in Erfahrung, dass sie im letzten halben Jahr sich gewisse Freiheiten
gestattete, die normale Leute gar nicht kennen. So konnte sie im Sommer früh um drei Uhr
aufstehen und durch die leeren Straßen des Städtchens spazieren, das sie so für sich ganz
allein hatte. Und den Pfarrer, der sie besuchen kam, um der alten Frau in ihrer
Vereinsamung Gesellschaft zu leisten, lud sie, wie allgemein behauptet wurde, ins Kino ein!
Sie war keineswegs vereinsamt. Bei dem Flickschuster verkehrten anscheinend lauter
lustige Leute, und es wurde viel erzählt. Sie hatte dort immer eine Flasche ihres eigenen
Rotweins stehen, und daraus trank sie ein Gläschen, während die anderen erzählten und
über die würdigen Autoritäten der Stadt loszogen. Dieser Rotwein blieb für sie reserviert,
jedoch brachte sie mitunter der Gesellschaft stärkere Getränke mit.
Sie starb ganz unvermittelt an einem Herbstnachmittag in ihrem Schlafzimmer, aber nicht im
Bett, sondern auf einem Holzstuhl am Fenster. Sie hatte den "Krüppel" für den Abend ins
Kino eingeladen, und so war das Mädchen bei ihr, als sie starb. Sie war vierundsiebzig Jahre
alt. Ich habe eine Fotografie von ihr gesehen, die sie auf dem Totenbett zeigte und die für die
Kinder angefertigt worden war.
Man sieht ein winziges Gesichtchen mit vielen Falten und einen schmallippigen, aber breiten
Mund. Viel Kleines, aber nichts Kleinliches. Sie hatte die langen Jahre der Knechtschaft und
die kurzen Jahre der Freiheit ausgekostet und das Brot des Lebens aufgezehrt bis auf den
letzten Brosamen.
aus: B. Brecht: Gesammelte Werke. Frankfurt 1967. Bd. 11 S. 315ff
(Rechtschreibung für Schüler angepasst)
Analyse und produktiver Umgang mit einem Text
Bertolt Brecht, die unwürdige Greisin
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Voraussetzung: Diese Kalendergeschichte ist vollständig gelesen und zumindest in
ihren Grundlagen im Unterricht behandelt.
Aufgabenstellung:
•
Der Buchdrucker beklagt sich über "unwürdige Aufführung unserer lieben Mutter".
Schreibt seine Einwände auf und überlegt, welche Gründe er haben mag, das
Verhalten seiner Mutter zu verurteilen.
•
Sein Bruder hingegen äußert durchaus Verständnis für den ungewohnten
Lebenswandel der alten Dame. Stellt zusammen, welche Argumente dieser Bruder
vorbringt, und versucht auch deren Hintergründe zu verstehen.
•
Nun stellt euch vor, die beiden Brüder setzen sich zusammen und sprechen über ihre
Mutter. Entwerft einen solchen Dialog, der sich zwar am Text orientieren soll, aber
durchaus auch passende eignen Ideen enthalten darf. Benutzt hierzu eure Notizen
aus den beiden ersten Teilaufgaben.
•
Spielt diesen Dialog in einem Rollenspiel. Beachtet, dass die beiden Brüder sich nicht
nur in den Ansichten, sondern auch im Sprachgebrauch sehr stark unterscheiden.
Bertolt Brecht, Die unwürdige Greisin
Aufgaben - Kompetenzbereiche - Anforderungsebenen
Sprechen und Zuhören
Kompetenzbereich
•
Anforderungsebene I
Anforderungsebene II
Anforderungsebene III
Reproduktion
Reorganisation
Transfer
Wissen
Kennen
Verstehen
Können
Anwenden
Beurteilen
Problematisieren
beim Vortrag eines
Dialogs aufmerksam
zuhören
•
•
eine Textproduktion
planen
Struktur des Textes
festlegen
Schreiben
•
Lesen - mit Texten und
Medien umgehen
•
•
•
•
•
•
den Text lesen
die Aufgabenstellung
erfassen
die dargestellte
Personenkonstellation
erkennen
•
•
•
•
•
Sprache und
Sprachgebrauch
untersuchen
•
Wörter nachschlagen
einen Textentwurf
orthografisch
überarbeiten
•
•
den entworfenen Dialog
wirkungsvoll vortragen,
dabei schauspielerische
Elemente (Sprechweise,
Betonung, Gestik)
einsetzen
Dialoge kommentieren
im Hinblick auf ihre
Anlehnung an die
Textvorlage
•
Personen in Anlehnung
an die Textvorlage
skizzieren
Personen in ihrem
Verhältnis zum
vorgegebenen Thema
konzipieren
einen logisch
aufgebauten
Gesprächsverlauf
konzipieren
•
•
•
•
das Verhältnis der
•
Personen zueinander
erschließen
die Haltung hinsichtlich
der Lebensführung der
Mutter (Greisin)
differenzieren
•
Hintergründe und Motive
der unterschiedlichen
•
Einstellungen
erschließen
richtige und
wirkungsvolle Sätze
bilden
auch besondere
Elemente des
mündlichen
Sprachgebrauchs
berücksichtigen (Ellipse,
Partikel, Phrasen)
•
•
Dialoge kommentieren
im Hinblick auf die
Gestaltung der Personen
Vortragenden zu deren
Entwurf und Vortrag
konstruktive kritische
Rückmeldung geben
das Gespräch
entsprechend der
entwickelten Gedanken
führen
das Gespräch mit
passenden sprachlichen
Mitteln gestalten
Freude am Schreiben
und Vertrauen in die
eigenen Fähigkeiten
entwickeln
das Bewusstsein
bestimmende Faktoren
herausstellen (nach
Brecht: das Sein
bestimmt das
Bewusstsein)
die Intention des Autors
herausstellen
diese Erkenntnisse in
den Dialogentwurf
einbeziehen
die Textproduktion
originell gestalten
im Gespräch geschickt
reagieren, bei Bedarf
improvisieren
Analyse und produktiver Umgang mit einem Text:
Reiner Kunze, Fünfzehn
Sie trägt einen Rock, den kann man nicht beschreiben, denn schon ein einziges Wort
wäre zu lang. Ihr Schal dagegen ähnelt einer Doppelschleppe: Lässig um den Hals
geworfen fällt er in ganzer Breite über Schienbein und Wade. (Am liebsten hätte sie
einen Schal, an dem mindestens drei Großmütter zweieinhalb Jahre lang gestrickt haben
- eine Art Niagarafall aus Wolle. Ich glaube, von einem solchen Schal würde sie
behaupten, dass er genau ihrem Lebensgefühl entspricht. Doch wer hat vor zweieinhalb
Jahren wissen können, dass solche Schals heute Mode sein würden.) Zum Schal trägt sie
Tennisschuhe, auf denen jeder ihrer Freunde und jede ihrer Freundinnen unterschrieben
haben. Sie ist fünfzehn Jahre alt und gibt nichts auf die Meinung uralter Leute - das sind
alle Leute über dreißig.
Könnte einer von ihnen sie verstehen, selbst wenn er sich bemühen würde? Ich bin über
dreißig.
Wenn sie Musik hört, vibrieren noch im übernächsten Zimmer die Türfüllungen. Ich
weiß, diese Lautstärke bedeutet für sie Lustgewinn. Teilbefriedigung ihres Bedürfnisses
nach Protest. Überschallverdrängung unangenehmer logischer Schlüsse. Trance.
Dennoch ertappe ich mich immer wieder bei einer Kurzschlussreaktion: Ich spüre
plötzlich den Drang in mir sie zu bitten, das Radio leiser zu stellen. Wie also könnte ich
sie verstehen - bei diesem Nervensystem?
Noch hinderlicher ist die Neigung, allzu hochtrabende Gedanken erden zu wollen.
Auf ihren Möbeln flockt der Staub. Unter ihrem Bett wallt er. Dazwischen liegen
Haarklemmen, ein Taschenspiegel, Knautschlacklederreste, Schnellhefter, Apfelstiele,
ein Plastikbeutel mit der Aufschrift "Der Duft der großen weiten Welt", angelesene und
übereinandergestülpte Bücher (Hesse, Karl May, Hölderlin), Jeans mit in sich gekehrten
Hosenbeinen, halb und dreiviertel gewendete Pullover, Strumpfhosen, Nylon und
benutzte Taschentücher. (Die Ausläufer dieser Hügellandschaft erstrecken sich bis ins
Bad und in die Küche.) Ich weiß: Sie will sich nicht den Nichtigkeiten des Lebens
ausliefern. Sie fürchtet die Einengung des Blicks, des Geistes. Sie fürchtet die
Abstumpfung der Sinne durch Wiederholung! Außerdem wägt sie die Tätigkeiten
gegeneinander ab nach dem Maß an Unlustgefühlen, das mit ihnen verbunden sein
könnte, und betrachtet es als Ausdruck persönlicher Freiheit, die unlustintensiveren zu
ignorieren. Doch nicht nur, dass ich ab und zu heimlich ihr Zimmer wische, um ihre
Mutter vor Herzkrämpfen zu bewahren - ich muss mich auch der Versuchung erwehren,
diese Nichtigkeiten ins Blickfeld zu rücken und auf die Ausbildung innerer Zwänge
hinzuwirken.
Einmal bin ich dieser Versuchung erlegen.
Sie ekelt sich vor Spinnen. Also sagte ich: "Unter deinem Bett waren zwei
Spinnennester."
Ihre mit lila Augentusche nachgedunkelten Lider verschwanden hinter den
hervortretenden Augäpfeln, und sie begann "Iix! Ääx! Uh!" zu rufen, so dass ihre
Englischlehrerin, wäre sie zugegen gewesen, von soviel Kehlkopfknacklauten - englisch
"glottal stops" - ohnmächtig geworden wäre. "Und warum bauen sie ihre Nester gerade
unter meinem Bett?"
"Dort werden sie nicht so oft gestört." Direkter wollte ich nicht werden, und sie ist
intelligent.
Am Abend hatte sie ihr inneres Gleichgewicht wiedergewonnen. Im Bett liegend machte
sie einen fast überlegenen Eindruck. Ihre Hausschuhe standen auf dem Klavier: "Die
stelle ich jetzt immer dorthin", sagte sie. "Damit keine Spinnen reinkriechen können."
Analyse und produktiver Umgang mit einem Text:
Reiner Kunze, Fünfzehn
1. Aufgabe
Im Text spricht ein Vater über seine fünfzehnjährige Tochter. Es fallen ihm so manche
Eigenheiten auf, über die sich die beiden nicht ganz einig sind. Stelle die besondere
Beziehung der beiden Personen zueinander dar.
2. Aufgabe
Man könnte die Situation aber auch aus einer anderen Perspektive betrachten: Ein junger
Mensch blickt auf die Generation der Erwachsenen. Auch er macht interessante
Beobachtungen, findet manches zu kommentieren, zu bemängeln ... . Schreibe einen Text
aus der Sicht eines Jugendlichen.
Vergiss nicht, deiner Geschichte eine passende Überschrift zu geben.
3. Aufgabe
Sammelt eure Texte und bereitet diese Sammlung für eine Präsentation vor.
Reiner Kunze, Fünfzehn
Aufgaben - Kompetenzbereiche - Anforderungsebenen
Kompetenzbereich
Sprechen und Zuhören
•
•
•
Anforderungsebene II
Anforderungsebene III
Reproduktion
Reorganisation
Transfer
Wissen
Kennen
Verstehen
Können
Anwenden
Beurteilen
Problematisieren
den eigenen Text
wirkungsvoll vorlesen
beim Vorlesen fremder
Entwürfe aufmerksam
zuhören
•
Entwürfe kommentieren
im Hinblick auf ihre
Anlehnung an die
Textvorlage
eine Textproduktion
planen
Struktur des Textes
festlegen
•
eigene Gedanken analog •
zur Textvorgabe sammeln
(Stoffsammlung)
•
einen fortlaufenden, in
sich geschlossenen Text
schreiben
•
•
Lesen - mit Texten und
Medien umgehen
Schreiben
•
Anforderungsebene I
•
•
•
•
•
•
•
Sprache und
Sprachgebrauch
untersuchen
•
den Text lesen
die Aufgabenstellung
erfassen
die dargestellte Zeit
erkennen
damit verbundene
Probleme benennen
(Pubertät)
•
•
•
•
Wörter nachschlagen
•
einen Textentwurf
orthografisch überarbeiten •
das Verhältnis der
•
Personen zueinander
erschließen
•
die Haltung des Vaters zu
seiner Tochter
differenziert erfassen
explizite Beurteilung und
Andeutung unterscheiden
die Ironie der Darstellung
erkennen
den eigenen Text
stilistisch überarbeiten
grammatisch richtige und
wirkungsvolle Sätze
bilden
•
•
Mitschülern zu deren
Textentwürfen
konstruktive kritische
Rückmeldung geben
eigene Erfahrung kritisch
reflektieren
einen freundlichironischen Erzählton
treffen
eine geeignete
Präsentationsform wählen
Freude am Schreiben und
Vertrauen in die eigenen
Fähigkeiten entwickeln
angedeutete Wertungen
erfassen
die grundsätzlich
respektvolle Haltung zur
dargestellten Person
erkennen
die Textproduktion
originell gestalten
eine passende
Überschrift finden
Aufgabenstellungen zu einem epischen Text
Heinz Liepmann, Vor Gericht
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Ich war vor zwei Monaten in New York angekommen und lebte mit zwei Freunden,
die wie ich von Deutschland gekommen waren, in einem dunklen, schäbigen
Zimmer, das uns Mr. Murphy, ein fetter, jähzorniger Ire, vermietet hatte. Wir hatten
kein Geld und keine Jobs und lebten von Gelegenheitsarbeiten. Mr. Murphy war ein
Witwer mit fünf Kindern und Jimmy war das jüngste.
Das Haus, das wir bewohnten, war eine der riesigen Mietskasernen in dem
armseligen, übervölkerten Viertel der Stadt im Süden Manhattens, in dem die erste
Generation der Einwanderer lebte – Griechen, Iren, Juden, Franzosen, Deutsche,
Russen, Italiener. Als wir ungefähr drei Monate bei Mr. Murphy gewohnt hatten,
wurde Jimmy krank. Von Anfang an sah es ziemlich hoffnungslos aus. Kurt, der
früher ein prominenter Kinderarzt in Berlin gewesen war, ging zu Murphy. „Mr.
Murphy“, sagte er, „Sie wissen, dass ich Jimmy nicht behandeln darf, da ich das
amerikanische Staatsexamen noch nicht abgelegt habe. In vier Monaten ist es
soweit, aber darauf kann Jimmy nicht warten. Sie müssen sofort einen Arzt holen.“ –
„ Können wir ihn nicht in ein Krankenhaus bringen?“, fragte Mr. Murphy. „Hier zu
Hause können wir nicht für ihn sorgen. Ich muss zur Arbeit gehen – wegen der
anderen Kinder.“
„Jimmy kann nicht transportiert werden. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.
Wir drei werden aufpassen. Nun zum Arzt.“
Jimmy stöhnte in seinen Fieberträumen. Sein blondes Haar klebte an seiner
schweißnassen Stirn. Der Arzt kam zweimal, ein dünner, alter Italiener mit seinem
Monokel und zittrigen Händen. Er kam morgens um zehn und noch einmal am
Nachmittag. Gegen Mitternacht stieg das Fieber und der Atem begann zu rasseln.
Kurt schickte Mr. Murphy zum Arzt, aber nach einer Weile kam er alleine zurück. „Er
will nicht kommen“, flüsterte er, Tränen hilfloser Wut in seinen Augen. „Ich habe
seinen letzten Besuch noch nicht bezahlt. Er will erst das Geld sehen...“
Die niedrige Stube war voller Menschen. Die Brüder und Schwestern Jimmys
standen schlaftrunken und angstvoll im Schatten. Ein paar Nachbarn – eine dicke
Italienerin, ein alter Jude mit silbrigem Bart, ein polnischer Priester – standen bei der
Tür, flüsterten, zählten Geld, schüttelten die Köpfe. Mr. Murphy starrte auf das
röchelnde Kind. Er drehte sich zu Kurt um und flüsterte wild: „Sie sind doch Arzt! Um
Gottes willen, lassen Sie das Kind nicht sterben!“
Auf einmal sahen sie alle auf Kurt. Sein Gesicht war blass. Ich wusste, was in ihm
vorging. In ein paar Monaten würde er sein Examen machen und ein neues Dasein
beginnen. Auf der einen Seite stand das Gesetz, war leuchtende Zukunft, Frieden,
Wohlstand – und auf der anderen Seite Undank gegenüber dem Land, das ihm eine
neue Heimat bot, Bruch des Gesetzes und Vertrauens und, wenn er erwischt würde,
neue Heimatlosigkeit, neues Elend. Dazwischen aber ein leidendes Kind,
schweißüberströmt, geschüttelt von Fieber und Schmerzen....
Zehn Tage lang kämpfte Kurt um das Leben von Jimmy Murphy. Er schlief selten
und wurde dünn und hager. Aber dann war die Krisis vorüber und das Kind gerettet.
Und nun beginnt die eigentliche Geschichte.
An dem Tag, an dem Jimmy zum ersten Mal aufstehen durfte, kamen zwei Detektive
und verhafteten Kurt. Der italienische Arzt hatte Anzeige erstattet. Am gleichen Tag
ging eine seltsame Bewegung durch das Haus und unsere Straße. Die Russen, die
Italiener, die Juden, die Iren und die Deutschen steckten ihre Köpfe zusammen und
ihre grauen, alten Gesichter waren rot und zornig. Am nächsten Morgen ging kein
Aufgabenstellungen zu einem epischen Text
Heinz Liepmann, Vor Gericht
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einziger dieser Männer zur Arbeit. Sie gingen zum City Court, dem Gericht der Stadt
New York. Ich war selber dabei.
Sie füllten den Gerichtssaal, es müssen ihrer über hundert gewesen sein, und als
Kurt aufgerufen wurde, drängten sie sich alle vor, und der Richter blickte erstaunt
von seinem Podium hinunter auf die merkwürdige, schweigende Menge von
Männern und Frauen und Kindern. „Schuldig oder nicht schuldig?“, fragte der
Richter. Aber bevor Kurt den Mund öffnen konnte, riefen hundert Stimmen: „Nicht
schuldig!“ – „Ruhe!“, donnerte der Richter. „Ich werde den Saal räumen lassen,
wenn ich noch einen Laut höre...“ Er wandte sich wieder an Kurt.
„Angeklagter, plädieren Sie für schuldig oder...“ Dann stockte er auf einmal und
blickte auf die schweigenden alten Leute, die müden, runzligen Gesichter, die
gebeugten Rücken.
„Was wollt denn ihr?“, fragte der Richter ganz unzeremoniell, und als mehrere auf
einmal zu sprechen begannen, wies er auf Mr. Murphy, der direkt hinter Kurt stand
„Sie da !“
Und dann begann Mr. Murphy zu sprechen. Und der Richter sagte nichts und sah
von einem der alten Leute zu anderen.
„So sind wir hierhergekommen“, endete Mr. Murphy, „die Nachbarn meine ich damit.
Wenn Sie unseren Doktor verurteilen, wir sind hier, um für ihn zu bürgen. Und wir
haben gesammelt, falls er eine Geldstrafe bekommt für das, was er begangen hat –
nämlich meinem Kind das Leben gerettet. Wir haben 86 Dollar gesammelt....“
Der Richter erhob sich und lächelte. Es sah merkwürdig aus, wie dieser Mann im
schwarzen Talar plötzlich lächelte und von seinem Podium zu Kurt hinunterstieg und
seine Hand ausstreckte. „Ich drücke Ihnen die Hand“, sagte der Richter mit leiser
Stimme. „Sie werden mal einen guten Amerikaner abgeben.“ Dann ging er rasch zu
seinem Podium zurück und klopfte mit einem Hammer auf den Tisch. Alles erhob
sich.
„Sie haben gegen das Gesetz verstoßen“, sagte der Richter, „um einem höheren
Gesetz zu gehorchen. Ich spreche Sie frei – und Ihnen allen danke ich, dass Sie
gekommen sind, um für den Angeklagten zu zeugen. – Nächster Fall!“
Heinz Liepmann, Vor Gericht - Arbeitsaufträge zu allen Kompetenzbereichen
Zu Kompetenzbereich 1: Sprechen und Zuhören
Es hat sich nicht als hilfreich erwiesen, die einzelnen Aufgaben verschiedenen
Kompetenzerwartungen zuzu-ordnen. Sie werden daher im Folgenden nur aufgelistet
und beziehen sich auf die Kompetenzerwartungen 1.1. – 1.8. Die Angabe in
Klammern nennt jeweils die Anforderungsebene.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Lies den ersten Abschnitt leise durch und lies ihn dann laut vor. (I)
Lies den fünften Abschnitt laut vor. (II)
Sucht einen geeigneten Abschnitt aus und lest ihn mit verteilten Rollen. (III)
Spielt die Szene am Krankenbett. (II)
Spielt die Szene vor Gericht. (II)
Gib deinen Mitschülerinnen und Mitschülern ein Feedback zu ihren
Ausführungen. (III)
7. Kurt und der italienische Arzt begegnen sich nach der Urteilsverkündung und
führen ein Gespräch über den Vorfall und das Urteil. (III)
8. Fasse den Text mündlich zusammen. (II)
9. Du bist Gerichtsreporter und gibst per Telefon Verlauf und Ergebnis der
Gerichtsverhandlung an die Redaktion weiter. (II)
10. Formuliere die Bitte, die Mr. Murphy an den italienischen Arzt richtet. (I)
11. Was antwortet der Arzt auf die Bitte von Mr. Murphy hin? (I)
12. Verteidige das Verhalten des italienischen Arztes. (III)
13. Wie beurteilst du das Verhalten des italienischen Arztes? Begründe deine
Meinung. (III)
14. Ein Nachbar verteidigt Kurt vor Gericht. Trage eine Verteidigungsrede vor. (II)
15. Ein Anwalt verteidigt Kurt wirkungsvoll. Trage das Plädoyer vor. (III)
16. Als Richter trägst du eine ausführliche Urteilsbegründung vor. (II)
17. Fasse den Text mündlich zusammen. (II)
18. Stelle die Hauptpersonen vor, die im Text vorkommen. (II)
19. Stell dir vor, du bist der Richter. Am Abend nach der Gerichtsverhandlung
erzählst du einem Freund von dem besagten Fall in deinem Gerichtssaal.
Beschreibe außerdem deine Gefühle während des Prozesses und gib eine
Begründung für dein Urteil. (III)
20. Äußere dich zu Schlüsselwörtern, die du auf Karten schreibst. (II)
21. "Und dann begann Mr. Murphy zu sprechen." (Z. 58) - Entwickle die Aussage
Mr. Murphys vor Gericht. (II)
Zu Kompetenzbereich 2: Schreiben
Alle Schreibaufgaben beinhalten die Kompetenzerwartungen 2.1, 2.2, 2.3 und 2.4.1
Kompetenzerwartung 2.4.2: Grundlegende Schreibfunktionen umsetzen
1. informieren (berichten/ beschreiben)
1. Schreibe einen Zeitungsbericht über den Prozess für eine Tageszeitung und
einen anderen für die Bildzeitung. Suche jeweils treffende Überschriften. (III)
2. Schreibe einen Steckbrief über Kurt (oder eine andere Person). (I)
3. Entwickle eine Kurve über Jimmys Krankheitsverlauf. (I)
Heinz Liepmann, Vor Gericht - Arbeitsaufträge zu allen Kompetenzbereichen
4. Schreibe Einzelheiten darüber auf (mit Spiegelstrich), was wir über den Verlauf
von Kurts Prozess erfahren. (I)
2. appellieren, argumentieren
1. Der Richter sagt, dass Kurt „ein guter Amerikaner“ sein wird. Was meint er
damit? (III)
2. Nach der Verhandlung schreibt Kurt einen Brief an den italienischen Arzt.
Verfasse diesen Brief, in dem du Stellung nimmst zu den Ereignissen. (III)
3. „Sie haben gegen das Gesetz verstoßen, um einem höheren Gesetz zu
gehorchen.“ Schreibe in einem zusammenhängenden Text, was der Richter
damit sagen will. (III)
4. In einem Leserbrief schreibst du auf, wie du zu dem Urteil stehst. (III)
5. Ein Reporter im Gerichtssaal ist gegen das Urteil. Schreibe seine Einwände
auf. ( III)
3. kreativ gestalten
1. Verfasse verschiedene Tagebucheinträge von einem Bruder Jimmys, in dem
er über den Verlauf der Krankheit seines Bruders erzählt. (I)
2. Der italienische Arzt entschuldigt sich bei Kurt. Schreibe diesen Brief. (III)
3. Jimmy erfährt nach vielen Jahren, dass Kurt ihm damals unter großen
persönlichen Risiken gerettet hat. Schreibe Jimmys Brief. (III)
4. Entwickle einen Comic zu der Gerichtsverhandlung. (III)
5. Schreibe Gedankenblasen zu Kurts Überlegungen , bevor er sich entscheidet,
Jimmy zu helfen. (I)
6. Schreibe je ein Gedicht Elfchen zu Kurt und dem italienischen Arzt. (II)
7. Schreibe ein Schneeballgedicht zu Kurts Situation vor Gericht. (III)
8. Lege ein Akrostichon an zu der Überschrift. (II)
9. Male ein Bild zu der Gerichtsverhandlung. (I)
10. Male ein Bild von dem kranken Jimmy. (I)
Kompetenzerwartung 2.4.5: Inhalte verkürzt wiedergeben und wesentliche
Informationen zusammenfassen
1. Schreibe je eine Zusammenfassung vom ersten und zweiten Teil des Textes.
(I)
2. Fasse den Text schriftlich zusammen. (II)
3. Fertige eine dreiteilige Inhaltsangabe an. (III)
4. Verfasse die Anklageschrift gegen Kurt. (II)
5. Schreibe ein Verlaufsprotokoll der Gerichtsverhandlung. (II)
6. Schreibe ein Ergebnisprotokoll. (I)
7. Formuliere das Urteil. (I)
Zu Kompetenzbereich 3: Lesen- mit Texten und Medien umgehen
Die Kompetenzerwartung 3.1 wird in allen Aufgaben angesprochen.
Kompetenzerwartung 3.2. 1: Informationen zielgerichtet entnehmen
Heinz Liepmann, Vor Gericht - Arbeitsaufträge zu allen Kompetenzbereichen
1. Markiere- richtig ( r ) oder falsch ( f ). (I)
•
•
•
•
•
•
Der italienische Arzt kommt zweimal zu dem Jungen. ( )
Gleich nach dem Arztbesuch stellt sich eine Besserung ein. ( )
Der Arzt lehnt jeden weiteren Krankenbesuch ab. ( )
Kurt ist ein ausgebildeter Arzt. ( )
Er möchte in den USA nicht praktizieren. ( )
Er übertritt ein Verbot, als er den Jungen behandelt. ( )
2. Schreibe den Satz oder die Sätze heraus, die zu den folgenden Aussagen
passen. (II)
•
•
•
•
Kurt ist hin- und hergerissen.
Die Menschenmenge fordert Kurts Freispruch.
Die Nachbarn und Freunde wollen die Strafe übernehmen.
Der Richter schließt sich den Argumenten der Freunde an.
3. Beantworte die W- Fragen zu diesem Text.(I)
Kompetenzerwartung 3.2.2: Merkmale von Gattungen und Textsorten in Texten
erkennen und zum Verständnis nutzen
1. Hier handelt es sich um eine Erzählung. Weise dies nach durch Beispiele. (I)
Kompetenzerwartung 3.2.3: Strukturelemente von Texten erfassen , elementare
Gestaltungs-mittel in ihrer Wirkung begreifen
1. Die beiden Textteile unterscheiden sich in Ort, Zeit und Personen. Weise das
in einer Tabelle nach. (I)
2. Zu welchem Teil des Textes passt die Überschrift? Begründe deine Meinung.
(I)
3. Suche eine passende Überschrift für den anderen Teil. (II)
4. Markiere die Redeanteile von Mr. Murphy und dem Richter in verschiedenen
Farben. (I)
5. Wer ist der Sprecher im dritten Abschnitt des Textes? Begründe deine
Meinung. (II)
Kompetenzerwartung 3.2.4: Verhaltensweisen von Personen beschreiben und
beurteilen
1. Suche drei Aussagen über Herrn Murphy und fertige daraus eine
Personenbeschreibung an. (II)
2. Lege eine Tabelle an, in der du die Verhaltensweisen von Kurt und dem
italienischen Arzt vergleichst. (I)
Heinz Liepmann, Vor Gericht - Arbeitsaufträge zu allen Kompetenzbereichen
Kompetenzerwartung 3.2.6: Analytische und produktive Methoden kennen und
nutzen
1.
2.
3.
4.
5.
Gliedere den Text in Sinnabschnitte. (II)
Ordne den Sinnabschnitten Überschriften zu. (I)
Finde Überschriften für die Sinnabschnitte. (II)
Unterstreiche zwölf Schlüsselwörter im Text. (II)
Suche die folgenden Begriffe im Text und erkläre ihre Bedeutung aus dem
Zusammenhang: Generation, Examen, plädieren, zeremoniell. (II)
6. Ersetze die unterstrichenen Wörter durch andere Begriffe: (II)
Die Brüder und Schwestern Jimmys standen schlaftrunken im Schatten.
Auf der einen Seite war eine leuchtende Zukunft.
7. Umschreibe die folgenden Textstellen mit deinen Worten: (II)
Die Nachbarn steckten die Köpfe zusammen.
Der Richter sprach unzeremoniell.
8. Lege zu dem Text eine Zeitleiste an. (I)
9. Welche andere Überschriften hätte der Autor aus dem Text geben können?
(III)
Kompetenzerwartung 3.2.7: Zentrale Aussagen und Textintentionen erschließen
1. Mit dem hippokratischen Eid schwören alle Ärzte der Welt, dass sie den
Menschen jederzeit helfen. Beurteile das Verhalten von Kurt und dem
italienischen Arzt auf dieser Grundlage. (III)
2. Auch heute kommen Menschen nach Deutschland um Arbeit zu finden.
Vergleiche in einer Tabelle die Situation Einwanderer damals und der
Ausländer heute. Was stellst du fest? (III)
Kompetenzerwartung 3.4.1 Informationen zu einem Thema vergleichen und
bewerten
1. Suche im Internet Informationen über die Zeit, in der die Geschichte spielt (um
1935). (I)
Zu Kompetenzbereich 4: Sprache und Sprachgebrauch untersuchen
Die Kompetenzerwartung 4.1 wird in allen Aufgaben gefördert
Kompetenzerwartung 4.2: Textbeschaffenheit analysieren und reflektieren
1. Suche Sprachbeispiele aus dem Text, die zeigen, dass es sich hier um eine
Erzählung handelt. (I)
2. Vergleiche den Satzbau im 2. Abschnitt mit dem ersten Teil von Abschnitt 5.
(II)
3. An manchen Stellen gibt es Aufzählungen. Suche 3 Stellen. (I)
4. Suche zwei Stellen, in denen Adjektive aufgezählt werden. (II)
5. Vergleiche die Wirkung der Aufzählung in den Zeilen 2/ 3 mit der Aufzählung
in Zeile drei des sechsen Abschnittes. (III)
Heinz Liepmann, Vor Gericht - Arbeitsaufträge zu allen Kompetenzbereichen
6. Unterstreiche in der Textpassage Abschnitt 2, Zeile drei- Ende „Als wir…“ die
Haupt- und Nebensätze mit verschiedenen Farben. (I)
7. Der Autor charakterisiert den Richter mit Hilfe seiner Sprechweise - weise
diese Behauptung nach.(III)
8. Untersuche zwei Aussagen von Mr. Murphy: Z. 23 und seine Aussage vor
Gericht.
9. Was erfahren wir über ihn aus seinen Sprechweisen? (III)
10. Ersetze die folgenden Begriffe durch Synonyme:
Gelegenheitsarbeiten
Mietskaserne
prominenter Kinderarzt. (I)
Kompetenzerwartung 4.3.: Fehler in eigenen und fremden Texten erkennen
1. Überprüfe deinen Text, ob du die Merkmale der geforderte Textsorte
verwendet hast. (II)
2. Überprüfe die Rechtschreibung in deinem Text mithilfe der bekannten
Strategien. (II)
3. Schlage die in Zweifelsfällen Wörter im Wörterbuch nach. (I)
4. Lies deinen Text und überprüfe, ob es vermeidbare Wortwiederholungen im
Text gibt.(II)
Verfassen informierender und argumentierender Texte auf der Grundlage von
Textmaterial
MATERIAL SCHULKLEIDUNG
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Textmaterial
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Schuluniform
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Schuluniform ist eine vorgeschriebene, einheitliche Kleidung für
alle Schüler eines Staates oder einer Schule.
So trugen z. B. in Frankreich die Schüler früher schwarze Kittel.
In manchen Staaten ist das Tragen einer Schuluniform auch heutzutage
Pflicht.
Das größte Land in Europa, in dem Schuluniformen getragen
Schuluniform in Japan
werden, ist Großbritannien. In vielen seiner ehemaligen Kolonien wie z.
B. Indien, Irland, Australien, Singapur, Hong Kong, Neuseeland, Zypern
oder Südafrika wurden sie auch nach der Unabhängigkeit nicht abgeschafft. Schuluniformen gibt es
ebenfalls in Japan und Korea. Russland schaffte die Uniformen nach dem
Zusammenbruch der Sowjetunion ab, in Kuba gibt es in allen Schulen und
Universitäten Uniformen, die außer in der Grundschule nur zu besonderen
Anlässen wie Kursbeginn getragen werden.
In den USA und Kanada gibt es keine Uniformen in staatlichen Schulen,
aber in vielen privaten Schulen. An sehr vielen staatlichen
Schulen in den USA gilt jedoch seit dem Ende der 1990er Jahre ein,
teilweise stark umstrittener, Dress-Code. Danach dürfen keine
Kleidungsstücke mit Aufschriften, oft nur in bestimmten Farben, z. T.
keine Turnschuhe usw. getragen werden.
In Deutschland haben erst einige wenige staatliche Schulen einheitliche
Schulkleidung. Seit 2000 die Haupt- und Realschule in Hamburg-Sinstorf,
seit Frühjahr 2005 die Haupt- und Realschule Friesenheim (Baden)
(HRS-Friesenheim) und ab September 2005 die staatliche
Realschule (RS Haag) in Haag/ Oberbayern. Schulkleidung ist
nicht Schuluniform, denn die Schüler dürfen ihre Kleidung
mitbestimmen und aus einer Kollektion aussuchen, was sie tragen wollen.
Auch in Mexiko sind
Schul-uniformen noch
immer Pflicht. Hier
Schülerinnen eines
Gymnasiums in
Caracuaro, Mexiko
Berühmt für das Tragen einer Schuluniform auf der Bühne wurde der australische AC/DC-Musiker Angus
Young.
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MATERIAL SCHULKLEIDUNG
UNTERRICHT IM EINHEITSLOOK
Markenklamotten nur unter der Gürtellinie
Von Christian Werner
Vor fünf Jahren wurde an der Haupt- und Realschule Hamburg-Sinstorf
einheitliche Schulkleidung eingeführt. Heute trägt dort fast jeder Schüler blauweiße Oberteile, bauchfreie Tops sind passé. Hamburg will nun als erstes
Bundesland alle Schulen uniform einkleiden.
Lehrerin Brose:
Zufriedenheit in blau-weiß
Die Einheitlichkeit fällt erst auf den zweiten Blick auf. Denn fast
jeder der 30 Schüler der Klasse R9a an der Haupt- und
Realschule Hamburg-Sinstorf trägt ein anderes Kleidungsstück.
Die Oberteile sind aber einheitlich dunkelblau und weiß,
uniformiert wirkt das nicht. "Man gewöhnt sich schnell an die
optische Ruhe", sagt Lehrerin Karin Brose und blickt zufrieden
über die Bankreihen. Vor fünf Jahren führten sie und eine
Eltern-Initiative Schulkleidung in Sinstorf ein, als freiwilliges
Angebot.
Heute tragen etwa 350 der insgesamt 400 Schüler jeden Tag eines der 25 Klei-dungsstücke
aus der Sinstorf-Kollektion. Nur die zehnten Klassen wollen sich nicht so recht ankleiden
lassen. "Weil sie es nicht von Anfang an gewöhnt sind", er-klärt Brose. Sie sei in ihrer
Klassenstufe fast die einzige, die Schulkleidung trage, erzählt Lisa Reinhardt aus der
zehnten Klasse: "Die anderen fühlen sich dafür schon zu alt und zu reif." Sie selbst finde,
dass die Schulkleidung gut aussehe.
SCHULHOF-UMFRAGE IN SINSTORF: WAS BRINGT DER EINHEITSLOOK?
Das Modell soll Schule machen: Ende Mai verabschiedete die Hamburger Bürgerschaft einen
Beschluss zur Förderung von Schulkleidung in der Hansestadt. Bestärkt durch eine Studie,
die Schulkleidung einen guten Einfluss auf das Sozialklima attestiert, sollen möglichst viele
Hamburger Schulen dem Beispiel Sinstorf folgen. Wiederum freiwillig, denn eine Verordnung
würde gegen das Grundgesetz verstoßen. Auch Projekte in Bergisch Gladbach oder an zwei
hessischen Grundschulen experimentierten mit dem Einheitslook.
Es werde keiner gezwungen, die blau-weißen Oberteile zu tragen, betont Brose. Gespräche
mit Ausreißern in Sachen Mode ersetzen laut der Lehrerin mögliche Verordnungen. Doch die
allermeisten Eltern unterstützen die Zweifarbigkeit - und auch die meisten Schüler.
Schulleiter Klaus Damian berichtet, dass sich einige Schüler zunächst stolz abgrenzten und
weiter ihre Alltagskleidung trugen. Nach wenigen Tagen wechselten sie dann stillschweigend
zur Schulkleidung.
So viel Konformität hält Wilfried Steinert, Vorsitzender des Bundeselternrates, für
problematisch. Die Begründung, mit Schulkleidung werde so gegen Marken-Fetischismus
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MATERIAL SCHULKLEIDUNG
vorgegangen, sei fragwürdig, wenn die Schulkleidung selbst zum Trend werde. Gewisse
Qualitätsstandards seien dann nicht mehr von allen zu bezahlen, Schulkleidung dürfe nicht
zur Uniformierung führen.
Das Wort Uniform hat Lehrerin Brose von Anfang an gemieden. Ihr geht es nicht um
Gleichmacherei - ein Vorwurf, den sie öfters hört - sie will wieder Ordnung und Disziplin in
die Schule bringen. Und die funktioniert für sie nur nach festen Regeln. "Schulkleidung", so
Brose, "ist dabei nur ein Baustein." Sie nennt den Sinstorfer Versuch "Erziehung zum Wir".
Auf der einen Seite sollen die Schüler der Lehrerin diszipliniert zuhören, auf der anderen
Seite sollen sie locker miteinander umgehen. Die Schüler achteten jetzt weniger auf
Marken, sondern viel eher auf Gesichter und Menschen, betonen Brose und Damian. "Das
Mobbing in den unteren Klassen wird durch die Kleidung weniger, wie ich beobachtet habe",
sagt Katharina Berger aus der zehnten Klasse.
Gepiercte Bäuche bleiben verdeckt
"Die Schule soll für die Gesellschaft erziehen", sagt Brose.
Stattdessen sei sie zum Spielplatz geworden, die gute Absicht
"der typischen Lockerheit der siebziger und achtziger Jahre"
gewichen. Unverschämtheit und Respektlosigkeit sind die
Schlagworte, mit denen sie das Lehrer-Schüler-Verhältnis an
deutschen Schulen beschreibt. Bevor "das Problem amöbenartig
aus der Form gerät und schlimm endet", wollte die energische
Lehrerin einschreiten.
Nachahmer: Projekt mit
Schulkleidung in Wiesbaden
Sinstorf war nie eine Problemschule, erklärt Schulleiter Damian. Auch Brose selbst hatte
keinen übermäßigen Ärger mit Schülern. Doch beobachtete sie manchmal rüden Umgang
unter den Schülern und Abgrenzung durch Kleidung. "Ich hatte auch ultrakurze Miniröcke
an, allerdings war ich da an der Uni", ist Broses Kommentar zu den vielen Britney Spearsund Christina Aguilera-Doubles an deutschen Schulen. Bauchfreie Tops und offen gezeigte
gepiercte Bauchnäbel gehören in Sinstorf der Vergangenheit an. Da ist Brose rigide: "Schule
ist kein Musikvideo."
Der erste Entwurf eines Einheitslooks mit grünen Oberteilen und riesigen Schullogos wurde
von den Schülern im Probelauf abgelehnt. "Diese Farbe würden wir privat auch nicht
tragen", sind sich die Neuntklässler heute noch einig. Die ewige Modefarbe schwarz wurde
gefordert. Doch Textilfirmen rieten der Lehrerin und Modebeauftragten Brose ab - schwarze
Sachen sähen schnell verwaschen aus.
Günstige Preise für ärmere Familien
Der Kompromiss, die Kombination aus dunkelblau und weiß, setzte sich durch. Und selbst
manche Lehrer fügen sich in den Einheitslook ein. Das eingestickte Logo prangt jetzt
unscheinbar auf den Oberteilen. Die Kollektion aus 25 Teilen reicht vom einfachen T-Shirt
über das Polo-Hemd bis zur Strickjacke, bei einer Preisspanne von 7 bis 25 Euro. Ihre
Freunde bemerken häufig nicht, dass sie Schulkleidung trage, sagt Christina Heinz, 16
Jahre. "Sie fällt eben nicht auf. Wie normale Freizeitklamotten."
Lehrerin Brose, die selbst näht und Modeschauen gelaufen ist,
verhandelt über Bestellungen, über Preisnachlässe und die
Auswahl der Stoffe - alles freiwillig neben ihrer Arbeitszeit. Sie
ist so überzeugt von ihrem Projekt, dass sie sogar eine Webseite
dazu betreibt.
Schulleiter Damian:
"Keine Problemschule"
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MATERIAL SCHULKLEIDUNG
Teurer will Karin Brose die Kleidung nicht anbieten, denn die günstigen Preise sollen vor
allem Kinder aus ärmeren Familien helfen, sich besser zu integrieren. Sie würde sich
zusätzlich noch Kleider und Hosen im ihrem Angebot wünschen, doch die sind schwer zu
bestellen. "Und wir wollen ja keine Uniformen." So dürfen die Schüler in Sinstorf unterhalb
der Gürtellinie weiterhin teure Prestige-Textilien tragen.
Klaus Damian war vor der Einführung des Einheitslooks skeptisch. Von 1979 bis 1986 lehrte
er in Chile, dort war Schulkleidung etwas Alltägliches. Aber in Deutschland? Jetzt ist er
zufrieden. "Der Zusammenhalt ist besser und die Schüler sind leistungsbereiter", sagt
Damian. Als Beispiel führt er an, dass Sinstorf als einzige Realschule unter lauter
Gymnasien seit zwei Jahren Landessieger im Spanisch-Wettbewerb ist. Die Schule in der
Siedlung aus Einfamilienhäusern beschreibt der Schulleiter als "heile Welt".
Verlagerter Sozialneid?
Die einheitliche Schulkleidung, so gibt Elternvertreter Wilfried Steinert zu bedenken,
funktioniere nur, wenn sich die Schüler positiv mit ihrer eigenen Schule identifizierten,
jedoch nicht durch "Unterordnung unter eine Kleiderrichtlinie".
Stefan Lange, 19, vom Bundesarbeitskreis "Schüler gestalten Schule", sieht in
Schulkleidung eine Beschneidung des Selbstbestimmungsrechtes. "Damit wird der
Sozialneid nur aus der Schule in den privaten Raum verlagert, wo Konflikte meist noch
brutaler ausgetragen werden", argumentiert der Schülervertreter. In der Schule würden
dann andere Faktoren zum Ausgrenzen benutzt, etwa Handys.
Einmal im Jahr ist "Private day" an der Sinstorfer Schule. Alle Schüler dürfen anziehen, was
sie wollen. "Das ist für die Schüler wie Fasching", sagt Brose. Und vergisst nicht
hinzuzufügen: "Das reicht aber dann auch wieder."
http://www.spiegel.de/unispiegel/schule/0,1518,359628,00.html
Verfassen informierender und argumentierender Texte auf der Grundlage von
Textmaterial
THEMA: EINHEITLICHE SCHULKLEIDUNG
Aufgabenstellung:
In Deutschland wird von verschieden Seiten über eine einheitliche Schulkleidung
nachgedacht, an einigen Schulen ist sie schon eingeführt.
1.
Schreibt eine Stellungnahme zu diesem Thema.
Hierzu könnt ihr beispielsweise
•
die Texte nutzen
•
Meinungen unter Lehrern und Schülern erfragen
•
die Informationen durch Recherchen in der Presse und im Internet
ergänzen
2.
Bereitet für einen Elternabend eine Präsentation vor, in der ihr das Thema mit
Informationen sowie Pro- und Kontra-Argumenten anschaulich darstellt.
3.
Schreibt die Einladung zu dem Informationsabend.