Vorschlag für die Gestaltung eines Bußgottesdienstes
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Vorschlag für die Gestaltung eines Bußgottesdienstes
Vorschlag für die Gestaltung eines Bußgottesdienstes Entwurf: Liturgiekreis der Pfarreiengemeinschaft Haßloch - Böhl-Iggelheim, Körnermeditation und Vergebungsbitte in Anlehnung an Bußgottesdienst von Schapdetten, http://www.carstenroeger.de/bussgottesdienst%202009.htm Vorbereitung: Weizenkörner in sechs Schälchen, die auf einen kleinen Tisch vor dem Altar gestellt werden. Eingangslied: GL 168, 1-4 “O Herr nimm unsre Schuld” Liturgische Eröffnung: Einleitung: Im Namen des Vaters... (2 Sprecher/innen) "Gutes Leben. Für alle!" - unter diesem Titel haben der Katholikenrat, das Bistum Speyer und das Bischöfliche Hilfswerk Misereor eine Kampagne ins Leben gerufen. "Gutes Leben", das wünschen sich alle Menschen. Aber die Kleinbauern in Burkina Faso verlieren ihre Lebensgrundlage, weil die Ernte wegen des Klimawandels immer häufiger ausfällt. Die Indios in Peru müssen ihre Heimat verlassen, weil Bergbaukonzerne dort Bodenschätze fördern, wo früher ihre Dörfer standen. Kinder wühlen auf den stinkenden Müllbergen Kalkuttas, statt zur Schule zu gehen. Nur diese wenigen Beispiele zitiert Monsignore Pirmin Spiegel, der Hauptgeschäftsführer von Misereor, in seinem Grußwort an die Kampagne, um die Größe der Herausforderung spürbar zu machen. Viele der Probleme in der Welt haben mit dem Konsumverhalten in unserer Überflussgesellschaft zu tun. Durch die Kampagne soll in unserem Bistum ein Entwicklungs- und Wandlungsprozess angestoßen werden, der gutes Leben für mehr Menschen möglich macht. Wir wollen in dieser Zeit Veränderungen in unserem Lebensstil ausprobieren. Wir wollen uns aber auch als Pfarrei auf den Weg machen, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung Teil unserer Seelsorge werden zu lassen. Bevor jedoch dieses neue Denken und Handeln fruchtbar werden kann, müssen wir uns zunächst eingestehen, dass wir als Teil der Überflussgesellschaft Mitschuld tragen an Hunger, Heimatlosigkeit und Armut von Millionen Menschen in der Welt. Als Symbol in diesem Bußgottesdienst begleitet uns das Weizenkorn. Es ist einerseits ein Bestandteil der Nahrung, die so vielen Menschen fehlt, andererseits auch ein Symbol für Jesus, der allen Menschen Leben in Fülle schenken will. Kyrie: Du bist für uns zum Weizenkorn geworden. Herr, erbarme dich... Du nährst uns mit dem Weizenkorn. Christus, erbarme dich... Du willst, dass wir selbst zum Weizenkorn werden. Herr, erbarme dich... Gebet: Jesus, deine öffentliche Verkündigung begann mit den Worten „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ Wir sind hier, weil wir umkehren – umdenken wollen. Du gibst uns immer wieder einen Anstoß dazu. Du erinnerst uns daran, was Gott wichtig ist, dass wir Verantwortung tragen füreinander. Wir sind durch dich aufgerufen, Gottes Reich mitzubauen, eine gerechtere Welt zu gestalten, so dass alle Menschen gut leben können. Öffne uns für deinen Geist, damit wir erkennen, wo wir schuldig geworden sind und was wir in unserem Leben verändern können. Darum bitten wir dich von Herzen. Amen Hinweis: Während des folgenden Liedes können Sie sich ein Weizenkorn aus einer Schale nehmen. Das Symbol Korn wird uns vielfältig durch den Bußgottesdienst begleiten. Lied: GL 621, 1-3 “Ich steh vor dir mit leeren Händen” Meditation: Ein Weizenkorn in unserer Hand Jedes von uns hat ein Weizenkorn in der Hand. Wir gehen dem Weizenkorn betrachtend auf den ,,Grund" seines Daseins. Wir schauen es an: wir erkennen seine Farbe, wir erkennen seine Form, wir erkennen seine Größe. Es ist klein, winzig, unscheinbar. Wir erspüren es mit den Fingern: wir ertasten seine Härte, wir ertasten seine Schale, wir ertasten seine Mulde. Es ist länglich, verschlossen. Wir versuchen das Weizenkorn mit dem Verstand zu ,,begreifen" Das Samenkorn: ohne Bedeutung in diesem Zustand, totes Material, ohne Zutun von außen keine Entwicklung, - am Ende, alleingelassen, - hilflos, - ausgeliefert, - preisgegeben; Und dennoch: innerlich ein lebendiger Kern, - verbunden mit Erde und Feuchtigkeit, mit Dunkelheit und Wärme. - Leben bricht auf: - das Harte wird weich, die Schale zerbricht, - das Keimen und Wachsen beginnt, LEBEN wird augenfällig sichtbar, - die kommende Fülle lässt sich erahnen. Lied: GL 620, 1.2 ‚Das Weizenkorn muss sterben’ Lesung: Joh 12,24-26 Lesung aus dem Evangelium nach Johannes Jesus spricht, hört gut zu: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es ein einzelnes Korn. Aber wenn es in der Erde stirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es für das ewige Leben bewahren. Wer mir dienen will, muss denselben Weg gehen wie ich, und wo ich bin, wird auch mein Diener dann sein. Mein Vater wird jeden, der mir dient, auszeichnen. BESINNUNG: Im Besinnungsteil wollen wir darüber nachdenken, was uns das Korn für unser eigenes Leben sagen kann, wofür es uns aufschließen und wie es uns zur Umkehr bewegen kann. Besinnung I: Das Weizenkorn in unserer Hand kann alleine nichts bewirken. Es braucht jemanden, der es in die Erde aussät und mit allem Nötigen versorgt; der geduldig darauf wartet, dass es wächst. Jemand, der es pflegt und behütet, bis es zu einer Ähre herangewachsen ist. Genauso möchten wir mit der Kampagne "Gutes Leben. Für alle" ein Weizenkorn säen. Wir legen kleine Samenkörner, indem wir unseren Lebensstil ändern, damit heute die Armen in den Ländern des Südens besser leben können. Damit morgen die Erde für unsere Nachkommen bewohnbar bleibt. Wir hoffen, dass dieser Samen Frucht bringt und unser Bistum, unser Land und das Zusammenleben mit anderen Völkern verändern wird. Ist für mich die Frage der Gerechtigkeit ein Anliegen meines Glaubens an Gott? Ist mir bewusst, wie wichtig für Gott ist, dass alle gut leben? Bin ich bereit, mich für andere einzusetzen, dass auch ihr Weizenkorn wachsen kann? Was brauche ich selbst für ein "gutes Leben"? Orgelmusik Besinnung II: Aussaat und Pflege genügen oft nicht, damit ein Weizenkorn Frucht bringt. Es braucht Sonne und Regen im Wechsel, keines darf fehlen, keines darf zu stark sein. Das wird in den tropischen Ländern besonders deutlich. Bleibt die Regenzeit aus, vertrocknen die Pflanzen, regnet es zu lange und zu stark, werden sie weggeschwemmt. So schadet auch der Überfluss in unserer Gesellschaft. Wir verbrauchen jedes Jahr mehr Rohstoffe und Energie, als die Erde produzieren kann. Was wir heute jedoch verschwenden, wird morgen unseren Kindern und Enkeln fehlen. Stattdessen hinterlassen wir ihnen verwüstete Landschaften, verdreckte Meere und verschmutzte Luft. In den reichen Ländern des Nordens benötigen wir ein Vielfaches von dem, was die Menschen in den armen Ländern verbrauchen. Im Gegenzug schicken wir giftige Abfälle und Schrott nach Afrika, der dann dort die Umwelt und die Menschen schädigt. Ist es mir bewusst, dass die Erde nicht uns gehört, sondern dass wir als Geschöpfe Gottes Teil der Erde sind? Wie verstehe ich den Auftrag Gottes, die Erde zu bebauen und zu behüten? Worauf bin ich bereit, zu verzichten, damit wir Rohstoffe einsparen und das Weltklima schonen? Orgelmusik Besinnung III Ein Weizenkorn hat zwei Grundbestimmungen: Entweder dient es den Menschen als Nahrung oder es keimt in der Erde und bringt neues Leben hervor. In unserer Zeit wird jedoch nur die Hälfte der landwirtschaftlichen Produkte für die die menschliche Ernährung verwendet. Ein großer Teil - oft billig in Übersee produziert landet in den Futtertrögen unserer Tiermastbetriebe. Kleinbauern in Lateinamerika oder Afrika müssen hungern, weil auf ihrem Land Soja angebaut wird, um in Europa die Schweine zu füttern. Manche Lebensmittel dienen weder der menschlichen noch der tierischen Nahrung, sondern werden als Bioethanol oder Biodiesel in die Tanks unserer Autos gefüllt. Sie sollen unser Gewissen beruhigen, weil der Treibstoff aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird. Die Erzeugung von Biotreibstoffen nimmt jedoch den Menschen in den Afrika und Lateinamerika das Land weg, das sie brauchen, um sich selbst zu ernähren. Erkenne ich an, dass Gott die Erde für alle Menschen gemacht hat und sie das Recht haben, sich von ihrer Hände Arbeit zu ernähren? Schätze ich die Fülle der Früchte und Nahrungsmittel, die Gott uns in unserer Heimat schenkt? Bin ich bereit, Einkaufsgewohnheiten zu ändern, wenn sie anderen Menschen schaden? Vergebungsbitte: L: Wir besinnen uns und wollen Gott um Vergebung bitten und beten miteinander das Schuldbekenntnis: A: Ich bekenne, Gott, dem Allmächtigen ... L: Guter Gott, wir stehen vor Dir und bekennen unsere Schuld und unser Versagen. Wir glauben, dass Du uns erneuern kannst und willst, so wie aus einem Weizenkorn neues Leben entsteht. Wir glauben, dass wir mit deiner Hilfe unsere Welt verändern können, damit gutes Leben für alle möglich wird. Du hast Jesus, Deinen Sohn zum Weizenkorn werden lassen, das stirbt und reiche Frucht bringt. Lass uns teilhaben an seinem neuen und unzerstörbaren Leben. Lass alle Menschen teilhaben an diesem guten Leben. Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn, der mit Dir lebt in Ewigkeit. Amen L: Der gütige und barmherzige Gott nehme alle Schuld von uns. Er erfülle uns mit seinem Geist und gebe uns Mut und Kraft, ein Leben nach seinem Willen zu führen. Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Bruder und Herrn. Amen In Eucharistiefeier Hinweis auf Aktion am Ende: die Weizenkörner einpflanzen Lied: GL 183, 1-5 “Wer leben will” In Andacht: Körnerprozession: (Sprecher/in) Hier vorne steht eine Schale mit Erde. Wir laden Sie jetzt ein zu einem ganz persönlichen Zeichen. Kommen Sie in aller Stille nach vorne und stecken Sie Ihr Weizenkorn in die Erde. Bedenken Sie dabei Folgendes: Das Weizenkorn ist ein Zeichen dafür, dass wir eine Gemeinschaft sind und einander verbunden bleiben. Das Weizenkorn ist ein Zeichen dafür, dass wir uns ganz persönlich im Korn mit unseren Hoffnungen und Sorgen Gott hingeben. Das Weizenkorn ist ein Zeichen dafür, dass wir die Verwandlung in der Erde voll und ganz Gott anvertrauen. In diesem Bewusstsein können wir jetzt nach vorne gehen und das Korn in die Erde stecken. (Sprecher/in nimmt die Schale mit) Evtl. zur Gabenbereitung: Lied: 620, 3.4 Das Weizenkorn muss sterben Vater unser: Eventuell Eucharistiefeier Lied: GL 955 "Komm, Herr segne uns" Segensgebet: Guter Gott: Deine Vergebung ermöglicht uns einen neuen Anfang. Dieser Neuanfang trägt einen Namen: "Gutes Leben. Für alle!" Lass dieses Motto uns auf dem restlichen Weg durch die Fastenzeit begleiten. Lass uns beim kommenden Osterfest etwas von diesem Leben in Fülle erahnen, dass Du uns verheißen hast. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen. Und so segne Euch der gütige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. Nach der Eucharistiefeier: dazu einladen, am Ausgang das Weizenkorn in eine Schale mit Erde zu legen; auf Postkartenaktion der Kampagne „Gutes Leben. Für alle!“ hinweisen An Ostern in jeder Kirche eine Schale mit dem gewachsenen Weizengras aufstellen.