MotorradSzene Leserbike 1-15

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MotorradSzene Leserbike 1-15
>> Leserbike
In erster Hand
Single-Seater: Auch die
Polstermöbel müssen sich
Änderungen gefallen lassen.
Andreas Struck aus Dorsten ist stolzer Besitzer einer Yamaha
FJ 1200 von 1987. Ich auch, wird da nun der eine oder andere
denken. Doch Andreas fährt den Vierzylinder seit dem ersten
Tag bis heute – und das über 250 000 Kilometer.
Da kommt eine Menge Stoff zusammen.
D
Die Liebesgeschichte von Andreas
und seiner FJ fängt im Sommer 1986
an. Aber nicht auf einer Motorradmesse oder beim Händler, sondern im
Krankenhaus. Dort liegt er, als ihn ein
Freund besuchen kommt – mit einer
FJ. Obwohl er gerade die Blessuren eines Zweiradunfalls auskuriert, war es
um ihn geschehen. Der erste Kontakt,
noch als Sozius mit Krücken, mündete
in der eigenen FJ, die er im März 1987
abholen konnte. Über eine Viertel-Million Kilometer ritt Andreas bisher auf
seiner FJ ab. Die Liste der Modifikationen einer über ein Vierteljahrhundert
Motor-NSA: So kann man die
Kupplung schön überwachen.
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MotorradSzene | Januar 2015
funktionierenden Beziehung ist lang:
Als allererstes musste das nie funktionierende „Anti-Dive“ dran glauben. Es
folgten tiefschürfende Umbauten, wie
die Montage einer R1-Gabel inklusive
Bremsen, bis zu optischen Retuschen.
So werkeln heute vorne Wirth-Federn in
der Gabel, während hinten ein ÖhlinsDämpfer Bodenkontakt hält. Motorseitig musste ein Dyno-Jet-Kit her und der
Hubraum wuchs auf 1320 Kubikzentimeter, beatmet von Mikuni-Flachschiebervergasern. Ein echter Eye-Catcher
ist der Kupplungs-Deckel mit KlarsichtScheibe. Die Abgase entweichen momentan aus den Töpfen einer XJR. Die
Original-Schwinge musste einer mit
Unterzug weichen und so rollt Andreas
FJ hinten mittlerweile auf einem 180er
Schlappen.
Geschichten und Geschichtchen weiß
Andreas aus 250 000 Kilometern genug zu erzählen. So wie diese: „Als Biker kommt es ja nun öfters mal vor, dass
man zur „Allgemeinen Verkehrskontrolle“ gebeten wird. Sogar ohne dass man
Aus der Neuzeit: R1-Gabel inklusive
Bremsen zügeln die FJ 1200.
zu schnell oder sonst irgendwie auffällig
war. Ein Polizist und seine junge Kollegin baten mich also, Führer- und Fahrzeugschein zu zeigen. Ich reichte dem
Polizisten das gewünschte Papier. Als er
sich meinen Unterlagen widmen wollte,
starrte er ein wenig auf diese. Er blätterte einmal, noch einmal und ein drittes
Mal. Er drückte mir die Papiere wieder
in die Hand mit dem Kommentar: „Auf
Roman lesen hab ich heute keine Lust.“
Dazu muss man wissen: Ich habe sämtliche Eintragungen darin belassen. Selbst
Umbauten, die längst wieder überholt
oder umgeändert wurden. Naja, wenigstens mal ein nettes Zusammentreffen mit unseren Ordnungshütern.“
Text: AG/AS, Fotos: A. Struck