2. Lerntheorien und Lernende Organisation
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2. Lerntheorien und Lernende Organisation
Humankapitalsystem I Verhaltensökonomie Lerntheorien & Lernende Organisation @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 1 Lernziele § Was ist Lernen? § Wie und warum beeinflusst Lernen das Verhalten? § Welche klassischen Lerntheorien gibt es? § Warum ist Lernen wichtig für Organisationen? § Was ist eine Lernende Organisation? § Wie kann Lernen in Organisationen etabliert und weiterentwickelt werden? @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 2 Agenda • Lernen • Was ist Lernen? • Einführung in die Lernpsychologie • Lerntheorien • • Klassische Konditionierung • Instrumentelle Konditionierung • Operante Konditionierung • Lernen am Modell Lernende Organisation • Modell des organisationalen Lernens • Instrumente der Personalentwicklung @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 3 Lernen ? Warum widmet sich die Forschung dem Thema „Lernen“? @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 4 Lernen ? Warum widmet sich die Forschung dem Thema „Lernen“? Um zu verstehen, § …wie Lernen das Verhalten von Menschen beeinflussen/verändern kann § …welche Formen des Lernens es gibt und wie Lernen funktioniert § …wie Lernsituationen und -umgebungen optimiert werden können § …wie Lernaktivitäten evaluiert werden können § …wie Lerntransfer und dauerhafter Lernerfolg erreicht werden können @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 5 Was ist Lernen? ! ! ! Lernen ist das Aufnehmen, Verarbeiten und Umsetzen von Informationen. Lernen ist ein lebenslanger Prozess (Schilling, 1997). Lernen bezeichnet eine dauerhafte Veränderung von Mechanismen des Verhaltens, an der spezifische Reize und Reaktionen beteiligt sind, aufgrund früherer Erfahrungen mit diesen Reizen und / oder Reaktionen (Domjan, 2003). Lernen bezeichnet den Erwerb motorischer Fertigkeiten (Gehen, Schwimmen, Schreibmaschine-Schreiben usw.) und die Aneignung von kognitiven und sprachlichen Leistungen (Wissen, Einsichten usw.) wie auch die Übernahme von Gefühlseinstellungen, Motivation Wertmaßstäben und Rollenmustern. Das all diesen Lernprozessen gemeinsame ist darin zu verstehen, dass es sich ... jeweils um eine Entstehung oder Veränderung von Verhaltensweisen, d.h. die Veränderung des Verhaltensrepertoires des Individuums handelt (Zdarzil, 1972). @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 6 Was ist Lernen? LERNEN VERHALTEN @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 7 Was ist Lernen? ! Lernen bezeichnet eine dauerhafte Veränderung von Mechanismen des Verhaltens, an der spezifische Reize und Reaktionen beteiligt sind, aufgrund früherer Erfahrungen mit diesen Reizen und/oder Reaktionen (Domjan, 2003). @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 8 Was ist Lernen? Mechanismen des Verhaltens und Verhalten (Performanz) § Lernen lässt sich nur dann beobachten, wenn sich ein Verhalten ändert § doch ist der Umkehrschluss – wenn eine Verhaltensänderung stattfindet, dann ist gelernt worden – unzulässig § denn die Änderung (Ausführung oder Nichtausführung) von Verhalten (z. B. „Ich springe in den Pool.“) wird durch viele Faktoren, und nicht nur durch Lernen bestimmt: § situative Gegebenheiten (z. B. „Ist Wasser im Pool?“) § Motivation (z. B. „Habe ich Lust in den Pool zu springen?“) § sensorische und motorische Fähigkeiten (z. B. „Bin ich in der Lage vom Rand in den Pool zu springen?“) @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 9 Was ist Lernen? Mechanismen des Verhaltens und Verhalten (Performanz) § Also kann Lernen auch stattfinden, ohne, dass sich das Verhalten ändert (z. B. lernt ein Kind als Beifahrer viel über das Autofahren, ohne dass es selbst anfängt zu fahren) § Andererseits: Die Veränderung von Verhalten kann neben Lernen noch andere Gründe haben, z. B.: § Reaktionsabfall durch Ermüdung § Physiologische Veränderungen durch Medikamente oder Hormonschwankungen § Motivationale Veränderungen, z. B. Hunger, Durst usw. § Biologische Reifung (z. B. Blasenkontrolle eines Kindes) @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 10 Was ist Lernen? Mechanismen des Verhaltens und Verhalten (Performanz) Fazit: § Lernen muss nicht zwangsläufig zu einer Verhaltensänderung führen § Eine Verhaltensänderung kann nicht zwangsläufig auf Lernen zurückgeführt werden § Trotzdem besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen Lernen und Verhalten @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 11 Einführung in die Lernpsychologie Historische Einbettung der Lernpsychologie Die ersten theoretischen Überlegungen zum Thema „Lernen“ wurzeln in der Philosophie von René Descartes (1596–1650). Zuvor wurde allgemein angenommen, dass das menschliche Verhalten gänzlich durch das Bewusstsein und den freien Willen gesteuert werden würde (und nicht durch externe Stimuli). Descartes bemerkte jedoch, dass viele menschliche Handlungen automatische Reaktionen auf externe Reize sind und formulierte daher den Dualismus. Der Dualismus differenziert zwischen Körper und Geist. Bezogen auf Verhalten unterscheidet er: § unwillkürliches/unbewusstes Verhalten: Reflexe (äußere Reize lösen automatisch eine Reaktion aus) § willkürliches/bewusstes Verhalten: Handlungen (rein geistig gesteuert) @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 12 Einführung in die Lernpsychologie Dualismus nach Descartes § Leitung der äußeren Reize zum Gehirn und Übertragung der Information vom Gehirn zur Muskulatur erfolgt über ein und dieselbe Nervenbahn § Erklärung für die Schnelligkeit mancher Reaktionen (z.B. das schnelle Zurückziehen der Hand von einer heißen Herdplatte § Geist/Seele ist nach Descartes über die Zirbeldrüse mit dem Gehirn bzw. dem Körper verbunden à Initiierung willkürlicher Handlungen @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 13 Einführung in die Lernpsychologie Philosophische Ansätze § Nativismus: Descartes und einige andere Philosophen waren der Ansicht, dass einige Geistesinhalte über Sinneserfahrungen vermittelt würden, andere jedoch (z.B. der Glaube an Gott, das Selbstkonzept) angeboren und von allen Menschen geteilt wären. § Empirismus: erstmals vertreten von John Locke (1632–1704) nimmt an, dass der Mensch bei seiner Geburt noch keinerlei „Ideen“ besitzt (tabula rasa), sondern seinen Geist erst später durch Erfahrungen (=Empirie) und Informationen bildet. § Hedonismus: Thomas Hobbes (1588–1679) akzeptierte Descartes Unterscheidung zwischen willkürlichem und unwillkürlichem Verhalten, teilte jedoch nicht dessen Meinung, dass geistige Vorgänge bzw. willkürliches Handeln unvorhersagbar und regellos ablaufen würden. Er ging davon aus, dass willkürliches Verhalten von Hedonismus (Erlangen von Zufriedenheit/Vermeidung von Schmerz bzw. Unzufriedenheit) geleitet sei. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 14 Lerntheorien Klassische Konditionierung Ivan P. Pawlow – Vater der Verhaltenspsychologie Am 14. September 1849 wurde Ivan Petrowitsch Pawlow als erstes von 11 Kindern auf einem altrussischen Bauernhof geboren. Seine Kindheit war hart und arbeitsreich. Mit 7 Jahren stürzte er eine Treppe hinunter und zog sich eine schwere Kopfverletzung zu, die ihn 4 Jahre daran hinderte, die Schule zu besuchen und jegliche geistige Arbeit auszuführen. Mit 11 Jahren wurde er auf ein theologisches Seminar geschickt, um Priester zu werden. In diesem Seminar hatte Pawlow Zugang zu fortschrittlicher Literatur, die sein Interesse für die Wissenschaft weckte. Bald verdrängte sein wissenschaftliches Interesse seine religiöse Laufbahn und 1870 schrieb sich Pawlow als Physikstudent an der Universität in Petersburg ein. Nach kurzer Zeit wechselte er zur Physiologie, die er mit der Goldmedaille der Universität abschloss. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 15 Lerntheorien Ivan P. Pawlow – Vater der Verhaltenspsychologie Die nächsten 8 Jahre widmete Pawlow medizinischen Studien, die er im Forschungslabor des Veterinärinstitutes in Petersburg durchführte. Da der Zar und der Hochadel den wissenschaftlichen Forschungen kaum Interesse entgegenbrachten, wurden die Wissenschaftler entsprechend gering entlohnt. So mußte Pawlow alle Kosten für seine Versuche von seinem mageren Einkommen bestreiten, so dass er kaum Geld für seine Miete übrig hatte. Er schlief im Labor und aß nur dann etwas wenn es unumgänglich war. 1880 heiratete Pawlow, lebte aber weiterhin in seinem Labor, während seine Frau bei seinem Bruder wohnte. Pawlow promovierte 1883 und erhielt gleichzeitig den Titel „Professor". Die nächsten Jahre verbrachte Pawlow an der Universität Leipzig, bevor er 1885 nach Russland zurückkehrte, um seine Forschungen über Blutkreislauf und Verdauungssystem fortzusetzen. 1887 wurde sein erstes Buch veröffentlicht. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 16 Lerntheorien Ivan P. Pawlow – Vater der Verhaltenspsychologie Als Anerkennung für seine Forschungsarbeiten wurde ihm 1904 der „Nobelpreis für Physiologie und Medizin" verliehen. Seine experimentellen Arbeiten musste er während des ersten Weltkrieges und der Revolution von 1917 einschränken, er konnte aber dennoch Forschungsvorhaben realisieren. Teilweise arbeitete er dann im Licht hölzerner Fackeln und in Mantel, Mütze und Stiefel gehüllt weiter. Es war zeitweise so kalt im Labor, dass ihm die Versuchstiere erfroren sind. Zwischen 1896 und 1921 veröffentlichte Pawlow vierzig Bücher über Psychologie, Physiologie und Psychiatrie, die noch heute als maßgebend zitiert werden. Im Alter von 87 Jahren starb Pawlow 1936 als der berühmteste Physiologe seiner Zeit. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 17 Lerntheorien ? Vor der Konditionierung Während der Konditionierung CS (NS) UCS UCS UCR UCR @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen Nach der Konditionierung CS CR 18 Lerntheorien Klassische Konditionierung § unconditioned stimulus (UCS) = unbedinger Reiz: à Reiz, der eine bestimmte physiologische Reaktion induziert § unconditioned response (UCR) = unbedingte Reaktion: à auf den UCS folgende physiologische Reaktion § conditioned stimulus (CS) = bedingter Reiz: à sensorischer Reiz, für den Empfänger wahrnehmbar, aber zunächst bedeutungslos § conditioned response (CR) = bedingte Reaktion: à physiologische Reaktion auf den CS (nach vorangegangener, mehrmaliger CS-UCS Paarung) http://www.youtube.com/watch?v=CpoLxEN54ho @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 19 Lerntheorien Klassische Konditionierung § „bedingt“ = „ konditioniert“ § Ein unkonditionierter Reiz führt ohne besondere Bedingung zu einer Reaktion (= unkonditionierte Reaktion) § Ein neutraler Reiz führt erst nach erfolgreicher Konditionierung zu einer Reaktion (= konditionierte Reaktion) à Nach erfolgreicher Konditionierung führt ein vorher neutraler Reiz (jetzt konditionierter Reiz) zu einer Reaktion, die vorher nur durch einen unkonditionierten Reiz ausgelöst wurde à Ein neuer Auslösereiz wurde in einen bestehenden Reflexbogen eingeschleust @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 20 Lerntheorien ? Klassische Konditionierung im Alltag @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 21 Lerntheorien Klassische Konditionierung Die Effizienz eines Konditionierungsprozesses hängt ab von § der Kontingenz (zeitliche Nähe) von CS und US § der Vorhersagbarkeit des US durch den CS (Signaleigenschaft) @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 22 Lerntheorien Instrumentelle Konditionierung § Klassische Konditionierung: § Reiz (Verstärker) à Verhalten § Organismus hat keinen Einfluss auf die Präsentation der Reize § Instrumentelle Konditionierung: § Verhalten à Reiz (Verstärker) § Verhalten wird aufgrund erwarteter (zuvor erfahrener) Konsequenzen ausgeführt § Verhalten ist ziel- oder zweckgerichtet @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 23 ≠ Lerntheorien Klassische Konditionierung Instrumentelle Konditionierung Behavioristische Lerntheorie, die besagt, dass einem natürlichen, meist angeborenen, sogenannten unbedingten Reflex durch Lernen ein neuer, bedingter Reflex hinzugefügt werden kann @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen Paradigma der behavioristischen Lernpsychologie; das Erlernen von Reiz-Reaktions-Mustern (StimulusResponse) aus ursprünglich spontanem Verhalten; Die Häufigkeit eines Verhaltens wird durch seine angenehmen (appetitiven) oder unangenehmen (aversiven) Konsequenzen nachhaltig verändert. In der Alltagssprache ist das „Lernen am Erfolg“ oder „Lernen durch Belohnung/Bestrafung“. 24 Lerntheorien Instrumentelle Konditionierung § Die systematische theoretische und experimentelle Untersuchung des instrumentellen Konditionierens geht zurück auf Edward Lee Thorndike (1874-1949). Er untersuchte mit verschiedenen „Problemkäfigen“ Intelligenz bei Tieren. § Hungrige Katzen, Hunde oder Hühner wurden jeweils in einen Problemkäfig gesetzt und außerhalb des Käfigs wurde sichtbar für die Tiere Futter platziert. § Die Aufgabe der Tiere bestand darin, zu lernen, wie sie aus den Käfigen und an das Futter gelangen können (z.B. an einem Ring ziehen, einen Haken öffnen oder ein Pedal treten). @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 25 Lerntheorien Instrumentelle Konditionierung Eine durchschnittliche Katze benötigte zur Öffnung der Box bei einer einfachen „puzzle box“ anfangs 160 Sekunden, wurde jedoch immer schneller und benötigte nach 24 Versuchen nur noch 7 Sekunden. http://www.youtube.com/watch?v=BDujDOLre-8 @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 26 Lerntheorien Instrumentelle Konditionierung Auf der Basis seiner Forschungsergebnisse formulierte Thorndike das Effekt-Gesetz Law of effect: § wird eine Reaktion in der Gegenwart eines Reizes von einer befriedigenden Konsequenz gefolgt, so wird die Reiz-Reaktions-Verbindung gestärkt § wird eine Reaktion in der Gegenwart eines Reizes von einer unangenehmen Konsequenz gefolgt, so wird die Reiz-Reaktions-Verbindung geschwächt @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 27 Lerntheorien Operante Konditionierung § Burrhus Frederic Skinner (1904 - 1990) war ein USamerikanischer Psychologe und der prominenteste Vertreter des Behaviorismus in den USA. § Skinner setzte die grundlegende Arbeit von Edward Lee Thorndike fort und prägte den Begriff der „operanten Konditionierung“ in Abgrenzung zur „klassischen Konditionierung“. § Beim operanten Konditionieren wird „neues“ Verhalten gelernt: die einzelnen Komponenten der Reaktion befinden sich zwar schon im Verhaltensrepertoire des Organismus, die richtige bzw. neue Abfolge muss jedoch noch gelernt werden. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 28 ≠ Lerntheorien Klassische Bereits im Verhaltensrepertoire vorhandenes Verhalten tritt in neuen Situationen auf. Konditionierung Instrumentelle Konditionierung Operante Konditionierung Die Auftretenswahrscheinlichkeit von zielgerichtetem Verhalten, dass zumindest in Teilen im Repertoire des Organismus schon vorhanden ist, verändert sich. Beliebiges spontanes Verhalten, das vom Organismus auch unbeabsichtigt oder rein zufällig gezeigt werden kann, wird in „neues“ Verhalten überführt. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 29 Lerntheorien Operante Konditionierung § In den typischen Skinner-Boxen müssen z.B. Ratten einen Hebel drücken, damit sie eine Futterpille erhalten. § Ob sie den Hebel mit der rechten oder der linken Vorderpfote oder mit der Schnauze drücken ist unerheblich –entscheidend ist, dass sie den Hebel so weit bewegen, dass ein Kontakt geschlossen wird (woraufhin sie eine Futterpille erhalten). § Dazu muss ein „neues“ Verhalten gelernt werden: die einzelnen Komponenten der Reaktion befinden sich zwar schon im Verhaltensrepertoire der Ratte, die richtige bzw. neue Abfolge muss jedoch noch gelernt werden. http://www.youtube.com/watch?v=vGazyH6fQQ4 @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 30 Lerntheorien Operante Konditionierung Um eine „naive“ Ratte dazu zu bekommen, dass sie einen Hebel drückt, sind daher vor der eigentlichen Konditionierung zwei Schritte erforderlich: § Magazin-Training § die Tiere lernen anhand eines Geräusches, wann eine Futterpille im Spender (Magazin) ist § so wird die Aufmerksamkeit der Tiere erregt, auch wenn sie bei der Futterdarbietung gerade wegsehen § Shaping (Verhaltensausformung) § ausgehend von der Variabilität des Verhaltens eines Organismus, werden bestimmte Verhaltensweisen verstärkt, so dass das gewünschte Verhalten Stück für Stück gelernt wird § z.B. anfangs immer Darbietung von Futterpillen, wenn sich die Ratte aufrichtet, dann nur noch Futterpillen, wenn sie sich in der Nähe des Hebels aufrichtet usw. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 31 Lerntheorien Positive Verstärkung § auf ein bestimmtes Verhalten folgt ein angenehmes Ereignis § die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens erhöht sich (Positive) Bestrafung § auf ein bestimmtes Verhalten folgt ein unangenehmes Ereignis § die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens verringert sich Negative Verstärkung § ein bestimmtes Verhalten beendet bzw. verhindert ein unangenehmes Ereignis § die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens erhöht sich Omissionstraining/negative Bestrafung § ein bestimmtes Verhalten beendet bzw. verhindert ein angenehmes Ereignis § die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens verringert sich @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 32 Lerntheorien ? Instrumentelle / Operante Konditionierung im Alltag @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 33 Lerntheorien ! Beim Lernen am Modell erwerben Individuen neue und komplexere Verhaltensweisen, indem sie beobachten, wie ein anderer Mensch (d.h. ein Modell) dieses Verhalten zeigt und welche Konsequenzen es nach sich zieht (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002). @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 34 Lerntheorien Modelllernen § Nach Albert Bandura ist das Modelllernen ein Lernprinzip, das gleichbedeutend mit der klassischen (Pawlow) und der operanten (Skinner) Konditionierung ist . § Durch das Lernen am Modell ist der Mensch in der Lage, sich auch komplexe soziale Handlungen anzueignen. § Der Mensch wird hierbei von einem Modell beeinflusst. Dieses Modell kann sowohl eine konkrete Person als auch beispielsweise ein Buch oder ein Person in einem Film sein. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 35 Lerntheorien Bandura unterscheidet folgende Phasen Modelllernens: § Aneignungsphase (Akquisition) § Aufmerksamkeitszuwendung (attention), abhängig von § Qualität der Beziehung ( Modell ↔ Beobachter) § Persönlichkeitsmerkmale des Beobachters § Persönlichkeitsmerkmale des Modells § Situationsbedingungen (Familie, Peergroup, soziales Umfeld) § Behaltensphase (retention) § Abspeicherung des Beobachteten im Gedächtnis @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 36 Lerntheorien Modelllernen § Motorische Reproduktionsphase (production) § Ausführung der erlernten Verhaltensweise § Verstärkungs- und Motivationsphase (motivation) § Ein Verhalten wird nur dann zur Ausführung durch den Beobachter gelangen, wenn es für ihn sinnvoll erscheint. § Die Ausführung ist also abhängig von den antizipierten Erwartungen des Beobachters, die dieser an das Verhalten knüpft. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 37 Lernerfolgskontrolle Lerntheorien § Wie funktioniert die klassische Konditionierung? Welche Komponenten beinhaltet sie? § Was besagt das Effekt-Gesetz nach Thorndike? § Wie unterscheiden sich klassische, instrumentelle und operante Konditionierung? § Welche Formen der Verstärkung kennen Sie und wie funktionieren sie? @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 38 Lernende Organisation Die Fähigkeit einer Organisation zu lernen und das Gelernte schnell in Taten umzusetzen, ist der ultimative Wettbewerbsvorteil. Jack Welch, ehem. CEO General Electric (1981-2001) @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 39 Lernende Organisation ? Was zeichnet eine lernende Organisation aus? @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 40 Lernende Organisation Ziele: § ständige Vergrößerung des Lern- und Wissenspotentials der Mitarbeiter (und damit der gesamten Organisation), § um die Zufriedenheit, die Selbständigkeit, das Engagement und das Commitment der Mitarbeiter zu erhöhen, § um die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern, § eine schnellere Anpassungsfähigkeit an Veränderungen und neue Anforderungen zu ermöglichen § und damit einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 41 Lernende Organisation Merkmale: § kontinuierliche Weiterentwicklung auf allen Ebenen § systematische Weiterentwicklung der Lernkultur § die Unternehmenskultur ist gekennzeichnet durch Unkompliziertheit, Offenheit, Lösungsorientierung, Ausdauer und eine positive Fehlerkultur § ergebnis-, prozess- und mitarbeiterorientierte Führung § zielführende Kommunikation auf Sach- und Beziehungsebene, effektives Feedbackverhalten § Reflexion und Selbsterkundung: die eigenen Maxime und Devisen werden ständig hinterfragt § Team- und Gruppeneffizienz durch selbststeuernde leistungsfähige Teams § hohe Mitarbeiterkompetenz in Problemlösung, Selbstorganisation, Kommunikation und Lernbereitschaft und -fähigkeit @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 42 Lernende Organisation Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978) erwünschtes Ergebnis Lernprozesse Rahmenbedingungen* Handlungen Ergebnisse mangelhaftes Ergebnis Single-Loop-Learning Double-Loop-Learning Deutero-Learning * Ziele, Strukturen, Verhaltensmuster, Normen, Standards… @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 43 Lernende Organisation Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978) Lernprozesse Rahmenbedingungen* Handlungen Ergebnisse mangelhaftes Ergebnis Single-Loop-Learning * Ziele, Strukturen, Verhaltensmuster, Normen, Standards… @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 44 Lernende Organisation Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978) Single-Loop-Learning (Anpassungslernen) § Anpassung der Handlungen, die nicht zum erwünschten Ergebnis führen § Keine Änderung der Rahmenbedingungen à Steigerung der Effizienz der Handlungen innerhalb der vorgegebenen Rahmenbedingungen à „doing the things right“ à Es werden bessere Ergebnisse erzielt, das vorhandene Repertoire an Verhaltensweisen vergrößert sich dabei allerdings nicht. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 45 Lernende Organisation Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978) Single-Loop-Learning (Anpassungslernen) Beispiele : § Ein Arbeiter in der Produktion muss pro Stunde 150 Teile anfertigen. Er schafft aber nur 140 Stück. Daraufhin arbeitet er schneller, ohne seinen Handlungsablauf zu verändern. § Das Top-Management eines Unternehmens merkt, dass der Umsatz eingebrochen ist und die Planwerte für dieses Jahr kaum noch erreicht werden können. Daraufhin werden die Werbeausgaben gesteigert, um den Umsatz anzukurbeln. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 46 Lernende Organisation Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978) Lernprozesse Rahmenbedingungen* Handlungen Ergebnisse mangelhaftes Ergebnis Double-Loop-Learning * Ziele, Strukturen, Verhaltensmuster, Normen, Standards… @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 47 Lernende Organisation Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978) Double-Loop-Learning (Veränderungslernen) § Reichen die bloßen Anpassungsmaßnahmen des Single-LoopLearning nicht aus, um die Ergebnisse zu verbessern, muss man auch die Rahmenbedingungen überdenken und gegebenenfalls verändern à „doing the right things“ à Erweiterung des vorhandenen Handlungspotentials @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 48 Lernende Organisation Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978) Double-Loop-Learning (Veränderungslernen) Beispiele: § Da das schnellere Arbeiten nicht ausreicht, um die erforderlichen 150 Stück zu fertigen, versucht der Arbeiter im zweiten Schritt, die Rahmenbedingungen zu verändern: Er verändert die Anordnung der benötigten Werkzeuge und Materialien und fasst einzelne Handgriffe zu einem zusammen. § Die vermehrte Werbung zeigt leider nicht die erhoffte Wirkung. In diesem Fall stellt sich das Unternehmen die Frage, ob der hohe Preis des Produkts noch angemessen ist. Obwohl man jahrelang eine Hochpreispolitik verfolgt hat, senkt man nun die Preise. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 49 Lernende Organisation Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978) Lernprozesse Rahmenbedingungen* Handlungen Ergebnisse mangelhaftes Ergebnis Deutero-Learning * Ziele, Strukturen, Verhaltensmuster, Normen, Standards… @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 50 Lernende Organisation Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978) Deutero-Learning („Das Lernen lernen“) § Problemlösungslernen, Prozesslernen § Analyse und Hinterfragen der bisherigen Lernvorgänge im Unternehmen à Optimierung früherer Lernstrategien à Steigerung der Lernfähigkeit der Organisation @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 51 Lernende Organisation BEWERTUNG Grundsätzlich muss jedes Unternehmen daran interessiert sein, die Lernfähigkeit und das Wissenspotential seiner Mitarbeiter zu steigern: Dadurch erhöht man nicht nur deren Wert (Humankapital bzw. Mitarbeiterwert), sondern bleibt auch in einer sich schnell verändernden Umwelt innovativ und konkurrenzfähig (vgl. „Halbwertszeit des Wissens“). Das Konzept der lernenden Organisation stellt somit eigentlich nichts wirklich Neues dar. Doch das eigentliche Problem dieses idealistischen Konzepts liegt in seiner Umsetzung: Die lernende Organisation stellt sehr hohe Anforderungen an die Lernmotivation und Lernfähigkeit der Mitarbeiter. Außerdem benötigen die Führungskräfte eine große Motivationskraft, um das Konzept tatsächlich überzeugend einzuführen und umzusetzen. @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 52 Lernende Organisation Raum-zeitliche Klassifikation von PE-Maßnahmen nach Conradi (1983) PE-near-the-job PE-into-the-job PE-on-the-job PE-out-of-thejob PE-off-the-job Kriterien: PE-along-the-job @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen • zeitliche • inhaltliche • räumliche Nahe zum Arbeitsplatz 53 Lernende Organisation Bröckermann, R.; Müller-Vorbrüggen, M.: Handbuch Personalentwicklung, S.192 @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen Lernende Organisation Instrumente der Personalentwicklung 1. Instrumente der Ermittlung der Anforderungen des Unternehmens 2. Instrumente der Ermittlung der Eignung der Mitarbeiter 3. Instrumente der Gestaltung der Personalentwicklung 4. Instrumente der Qualifikationsvermittlung 5. Instrumente der Kontrolle 6. Instrumente der Informationsverarbeitung @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen Lernende Organisation GRUPPENARBEIT! Instrumente der Personalentwicklung @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 56 Lernerfolgskontrolle Lernende Organisation § Was sind die Ziele und Merkmale einer Lernenden Organisation? § Erläutern Sie das Modell des organisationalen Lernens von Argyris & Schön. § Wie klassifiziert Conradi Personalentwicklungsmaßnahmen? § Welche Personalentwicklungsmaßnahmen kennen Sie? Wofür werden sie eingesetzt? Was sind Vor- und Nachteile? @ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen 57