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Inhaltsverzeichnis 1 2 3 4 5 1 Isolationen für Mittelspannungskabel Metallschirme von Mittelspannungskabel Diagnose, Monitoring und Lebensdauer Garniturentechnik Montageabteilung Dr. Francis Krähenbühl Claude Biolley Dr. Francis Krähenbühl Charles Wyler Peter Bracher Anton Marro Werner Jenni Hanspeter Bosshard 2 3 4 5 Jean-Paul Ryser Nexans Schweiz AG 2, rue de la Fabrique CH – 2016 Cortaillod Tel. 41(0) 32 843 55 55 Fax 41(0) 32 843 54 43 Service montage Technique des accessoires Diagnostic, monitoring et durée de vie Gaines métalliques des câbles moyenne tension Les différents types d’isolation 5 4 3 2 1 1 Isolationen für Mittelspannungskabel Dr. Francis Krähenbühl Isolationen für Mittelspannungskabel 3 Dr. Francis Krähenbühl 1 EINLEITUNG Der vorliegende Artikel behandelt in erster Linie die Isolationsarten, welche bei erdverlegten Kabeln in MS-Netzen zur Anwendung kommen. Der schrittweise Übergang vom Papier zu den thermoplastischen Isolationen und später zu den vernetzten Polymeren, verlief bekanntlich nicht überall ganz problemlos. In welchem Masse Feuchtigkeit, Teilentladungen, mechanische Beanspruchung usw., die Alterung der neuen Werkstoffe beeinflussen können, war anfänglich kaum bekannt. Weiteres Perfektionieren wird auch in Zukunft noch möglich sein. Verschiedene Elektrizitätswerke im Inund Ausland haben bis heute die imprägnierte Papierisolation der Kunststofftechnologie vorgezogen. Nachfolgend wird versucht, die heute gebräuchlichen Techniken aufzuzeigen und einen Einblick in die laufende Entwicklungstätigkeit zu geben, welche darauf abzielt die Kabelisolationen weiter zu optimieren. Dank grossem Forschungs- und Entwicklungsaufwand konnten die Eigenschaften der Kunststoffisolationen laufend verbessert werden. FoIsolationsarten und ihre Einsatzgebiete Es ist zwischen zwei Hauptgruppen zu unterscheiden : gewickelt und extrudiert. Papier gewickelt PPLP Isolation PVC PE extrudiert Bild 1. XLPE Die gebräuchlichen Isolationsarten EPR Isolationen für Mittelspannungskabel 1 Die Isolation aus imprägniertem Papier Für NS-, MS- und HS-Kabel kommt im allgemeinen normales, auf der Basis von Zellulosefasern hergestelltes Papier zum Einsatz. Es werden Papiere mit einer Stärke zwischen 50 und 200 µm, sowie einer Dichte zwischen 650 und 1000kg/m3 verwendet. Da die Dichte der Fasern selbst in der Grössenordnung von 1500 kg/m3 liegt, muss das erhebliche, zwischen den Fasern liegende Volumen mit einem Imprägniermittel ausgefüllt werden. Dazu bietet sich flüssiges Mineral- oder Synthetiköl oder Imprägniermasse (sogenannte Haftmasse) an. Letztere hat den grossen Vorteil, bei einer Temperatur von 120 °C flüssig zu sein und dadurch ausgezeichnete Imprägniereigenschaften aufzuweisen, sich aber bis zur maximalen Betriebstemperatur des Kabels in eine wachsartige, stark haftende Masse zu verwandeln. Ihre Zusammensetzung untersteht einer strengen Kontrolle zur Erhaltung einer plas- tischen Konsistenz, welche dem Kabel ein gutes Biegeverhalten verleiht. Im Höchstspannungsbereich (400kV und mehr) sind in den letzten Jahren neuartige Papiere eingesetzt worden. Es handelt sich dabei um ein dreilagiges Laminat aus Papier und Polypropylen, genannt PPLP (PolyPropylene Laminated Paper). Dieser Isolationstyp verbindet in idealer Weise die besonderen Eigenschaften der traditionellen, imprägnierten Papierisolation mit den hervorragenden elektrischen und dielektrischen Charakteristiken von Kunststoffisolationen. Eine derartige Isolation erzeugt geringere dielektrische Verluste als eine herkömmliche Papierisolation und erhöht die Durchschlagsfestigkeit um 25 bis 30 %. Aus preislichen Gründen bleibt diese Isolationsart aber den Höchstspannungskabeln vorbehalten. Die extrudierten Isolationen Die meisten, heute im Gebrauch stehenden Thermoplaste wurden in den Dreissigerjahren entwickelt. Abgesehen von einigen Spezialanwendungen, begann der Einsatz von PVC (PolyVinyl Chlorid) und PE (Polyäthylen) als Isoliermaterial für elektrische Kabel eigentlich erst in den Fünfzigerjahren. Man unternahm Versuche mit PE einer niedrigen Dichte (LDPE) um 916 - 930 kg/m3 sowie mit PE hoher Dichte (HDPE) welche Werte um 945 - 960 kg/m3 aufwiesen. Man wurde sich bald bewusst, dass das Alterungsverhalten der beiden Materialien unbefriedigend war und die Schmelztemperatur zu tief lag, für die Betriebstemperaturen mit welchen Papierbleikabel normalerweise gefahren wurden. Um den genannten Nachteil auszuschalten, entwickelte man die Vernetzungsverfahren, welche im nächsten Kapitel näher beschrieben werden. Daraus ergaben sich das vernetzte Polyäthylen (XLPE für CrossLinked PolyEthylene) und das EPR (Ethylene Propylene Rubber), welches auch unter dem Namen Kunstgummi bekannt ist. Es wird weiter unten auf die interessanten Eigenschaften der beiden meistverwendeten Kabelisoliermaterialien eingegangen. Dr. Francis Krähenbühl 4 Isolationen für Mittelspannungskabel 5 Dr. Francis Krähenbühl 1 XLPE wird weltweit auf allen Spannungsebenen bis 400 kV eingesetzt. EPR ist als Isoliermaterial für Mittelspannungskabel hauptsächlich in Italien, England, Spanien, Nordamerika und der Schweiz verbreitet, allerdings - aus preislichen Gründen - mit deutlich abnehmender Tendenz. Anwendungsbereiche Untenstehende Bild gibt einen Überblick über die Anwendungsgebiete der verschiedenen Isolationsarten : 760 Spannung [kV] 500 380 220 150 110 60 30 10 1 Masse Papier PPLP gewickelte Isolation Bild 2. Anwendungsgebiete der verschiedenen Isolationsarten Auf allen Spannungsebenen ersetzten nach und nach vernetzte Kunststoffisolationen die PapierIsolationen. In Frankreich wurden in der Vergangenheit Kabel mit unvernetzter PE-Isolation bis 400 kV installiert. Die Fabrikation dieses Kabeltypes ist aber 1994 definitiv eingestellt worden. PVC PE XLPE extrudierte Isolation EPR Isolationen für Mittelspannungskabel 1 Die Halbleiter Die Kabelisolation ist innen und aussen von einer halbleitenden Schicht überdeckt, welche die Homogenisierung des elektrischen Feldes in der Isolation zur Aufgabe hat. Die Halbleiterschicht besteht in der Regel aus Polymeren auf der Basis von EVA (Ethyl Vinyl Acetat) oder ähnlichen Werkstoffen, welche 40 % Graphit, Kohle oder Russ enthalten, die die halbleitenden Eigenschaften bewirken. Den halbleitenden Schichten der Kabel wurde anfänglich zuwenig Bedeutung beigemessen. Es setzte sich allerdings rasch die Erkenntnis durch, dass in den Halbleitern enthaltene Ionen die Isolation verunreinigen und zur Bildung von Wasserbäumchen führen können. Auf die Graphitschichten, welche die ersten Kunststoffkabel aufwiesen, wurde in der Folge rasch verzichtet. der Kabelgarnituren darstellt. Die Länder, welche den leicht entfernbaren Halbleiter heute noch vorschreiben, sind Frankreich und die USA. In den anderen Ländern wird mehr und mehr auf die leicht entfernbare Halbleiterschicht verzichtet, einerseits aus Kostengründen, andererseits wegen der Verfügbarkeit von ausgezeichneten Schälgeräten. Für EPR jedoch bleibt die leichte Entfernbarkeit des Halbleiters eine Grundforderung, da er sich mechanisch nur schwierig lösen lässt. Es ist zu bemerken, dass die Herstellung von leicht schälbaren Halbleiterschichten hohe Anforderungen an die Prozesstechnik stellt, da eine zu geringe Adhäsion des Halbleiters auf der Isolation die Kabelqualität beeinträchtigen kann. Durch geeignete Wahl der chemischen Zusammensetzung des Polymeres wird erreicht, dass die äussere Halbleiterschicht leicht von der Isolation entfernt werden kann, was in gewissen Fällen eine Erleichterung bei der Montage VERNETZUNGSTECHNIKEN Mit der Vernetzung werden Querverbindungen zwischen benachbarten Polyäthylenketten erreicht (siehe Bild 3). Sie verbessert die thermische Stabilität des Werkstoffes bei Temperaturen, welche wesentlich höher liegen als diejenigen für thermoplastische Materialien. Der Vernetzungs- prozess verteuert die Herstellkosten nicht unwesentlich, was erklärt weshalb z.B. für Installationskabel auf diese Technik meistens verzichtet wird. Unvernetzte, konventionelle Werkstoffe wie PE oder PVC, sowie unvernetzte Materialien mit besonderen Brandeigenschaften genügen hier meistens. Dr. Francis Krähenbühl 6 Isolationen für Mittelspannungskabel 7 Dr. Francis Krähenbühl 1 Die chemische Peroxydvernetzung In den allermeisten Fällen erfolgt die Vernetzung mit Hilfe von Peroxyden, welche ins Polymer eingebracht werden. Nach dem Extrusionsvorgang erfolgt auf einer sogenannten Kettenlinie die Reaktion mittels Prozesswärme bei ungefähr 210 °C. Im Vernetzungsrohr in Form einer Kettenlinie herrscht ein Druck von 18 - 20 bar wenn es sich beim angewandten Druckmedium um Wasserdampf handelt. Beim Einsatz von Stickstoff beträgt der Druck 5 -10 bar. Für die Herstellung von HS- und MS-Kabeln wird die letztgenannte Methode vorgezogen um den Kontakt der Isolation mit Feuchtigkeit zu vermeiden. werden, solange der Vernetzungsprozess noch nicht abgeschlossen ist. Kabel mit bedeutenden Isolationsstärken oder grossen Querschnitten, werden eher in einem horizontalen Rohr (System MDCV) oder in einem vertikalen Turm vernetzt. Diese beiden Verfahren garantieren eine absolut runde Isolation und verhindern die Tropfenbildung des Polymers. Solche Anlagen erfordern hohe Investitionen und gelangen deshalb ausschliesslich für die Herstellung von Hoch- und Höchstspannungskabeln zum Einsatz. Auf einer Kettenlinien-Anlage wird während der Herstellung das Kabel immer in der Rohrmitte geführt. Um eine Deformation der Isolation zu vermeiden, muss eine Berührung des Kabels mit dem Rohr vermieden Bild 3. Prinzip der chemischen Peroxydvernetzung H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H H C C H H Peroxyd H H H C C C H H H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H C H H C H H H C C H H Peroxyd H H C C H H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H C H H C H H C H H C H Die chemische Silanvernetzung Die obenerwähnten Vernetzungsverfahren verlangen aufwendige und kostspielige Fabrikationseinrichtungen. Demgegenüber besteht eine einfachere Methode, welche mit einer Einrichtung auskommt, die einer herkömmlichen Extrusionsanlage gleicht. Bei diesem Verfahren ersetzt ein Vernetzungsmittel auf Silanbasis das Peroxyd. Die Vernetzung selbst geschieht in einem geheizten Wasserbad oder in einer "Sauna" mittels Wasserdampf. Der entscheidende Unterschied zwischen der chemischen Vernetzung mittels Peroxyd und derjenigen mittels Silan, liegt in der unterschied- H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H Silan H C H H C H H C H Silan H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H H C H Bild 4. Prinzip der chemischen Silanvernetzung Silan C H Isolationen für Mittelspannungskabel 8 Dr. Francis Krähenbühl 1 lichen Bindung von benachbarten PE-Molekülketten. Im Falle des Peroxydes bestehen die Spaltprodukte der Vernetzung im wesentlichen aus Methan, Acetophenone und Methylalkohol. Diese Sekundärprodukte verflüchtigen sich mit der Zeit bei Umgebungstemperatur von selbst. bindung der PE-Ketten ausübt. Es handelt sich dabei um einen eigentlichen Fremdkörper in einem chemischen Gebilde, welches sonst nur aus Wasserstoff und Kohlenstoff besteht. Diese Tatsache ist nicht ohne Einfluss für die Eigenschaften des fertigen Kabels, wie noch beschrieben wird. Aus diesem Grunde wurde dieses Vernetzungsverfahren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur für die Herstellung von NS-Kabeln angewandt. Anders bei der Silanvernetzung, bei welcher sich das Vernetzungsmittel im Isoliermaterial festsetzt und eine Brückenfunktion anlässlich der Quer- Die physikalische Vernetzung Die chemischen Querverbindungen können auch mittels eines energiereichen Elektronenstrahls in einem Beschleuniger erreicht werden. Da bei PE die Eindringtiefe sehr beschränkt ist (ungefähr 2-3 mm), Prozess kann diese Methode nur für NSKabel eingesetzt werden. Hingegen ist die Eindringtiefe bei EPR grösser, so dass auch die Herstellung von MS-Kabeln möglich ist. { Umgebung Chemisch Physikalisch Druck und Peroxyd Dampf Anlage Silan STP Kontakt Wasser N2 Turm MDCV Extrud. Beschl. Indiff. Gas (N2) Kettenlinie Anwendungsbereiche : NS (1 kV) ++ + – – ++ ++ MS (< 30 kV) + ++ + + + + HS (30 < U < 150 kV) – ++ ++ ++ – – UHS (U > 150 kV) – – ++ ++ – – Leiter > 1000 mm – – ++ ++ – – 2 Bild 5. Zusammenfassung der verschiedenen Vernetzungsverfahren und deren Anwendungsbereiche: ++ + – wirtschaftlich und technisch gut geeignet möglich, schwierig, wenig wirtschaftlich, risikobehaftet ungeeignete Technik Isolationen für Mittelspannungskabel Dr. Francis Krähenbühl 9 1 Bild 5 fasst die verschiedenen Vernetzungsverfahren zusammen und beschreibt die üblichen Anwendungsbereiche. Es gibt Spezialfälle bei welchen der einen oder anderen Methode aus bestimmten Gründen der Vorzug gegeben wird. So würde man z.B. für die Herstellung eines MS-Kabels mit einem sehr grossen Leiterquerschnitt (z.B. 1000mm2) aus technischen Gründen die horizontale Vernetzungsanlage der Kettenlinie vorziehen. DIE ALTERUNG DER ISOLATION Definition Die IEC-Empfehlung 505 [0] definiert die Alterung als " eine irreversible für die Eignung als Isoliersystem schädliche Veränderung. Diese Veränderung ist charakterisiert durch einen mit der Zeit fortschreitenden Schwächungsgrad." Trotz dieser schönen Definition ist das Phänomen der elektrischen Alterung eines Dielektrikums bis heute nicht in allen Einzelheiten geklärt. Die Alterung wird immer wieder mit den Phänomenen Durchschlag, Entladung, Bäumchenbildung, Schwebeladung, Oxydation usw. in Verbindung gebracht. Wasserbäumchen Obschon heute viel Material zum Thema der Alterung vorliegt, sucht man immer noch nach Erklärungen für einige fundamentale Erscheinungen. So ist es nicht erstaunlich, dass die Bestimmung der Restlebensdauer eines Kabels aufgrund von beschleunigten Alterungsversuchen weiterhin schwierig bleibt, weil die Versuchsbedingungen nie ganz den tatsächlichen Verhältnissen im Betrieb entsprechen. Für die Entstehung von Wasserbäumchen müssen drei Voraussetzungen gleichzeitig erfüllt sein : Was Herstellern und Betreibern heute gut bekannt ist, sind die berühmten Wasserbäumchen wie in Bild 6 dargestellt. Die Ursachen ihrer Entstehung hingegen bleiben weiterhin mit einem Fragezeichen behaftet. Die ersten Generationen von Isolationsmaterialien waren nicht immer frei von Verunreinigungen ; die Aufbereitungstechnik und die elektrischen Prüfungen waren damals nicht was sie heute sind. Dank unermüdlicher Entwicklungsarbeit und laufenden Verbesserungen, verfügen wir heute über Kabelisoliermaterialien welche bekanntlich einen überragenden Zuverlässigkeitsgrad aufweisen. Diese Wasserbäumchen, welche das Polymer in Form von Mikrokanälen zersetzen, können mehr oder weniger rasch zum Durchschlag eines im Betrieb befindlichen Kabels führen. ● das Vorhandensein von Wasser ● Unreinheiten oder Einschlüsse im Isoliermaterial, oder Unregelmässigkeiten im Bereich der Grenzflächen Isolation/ Halbleiter ● das Vorhandensein eines elektrischen Feldes. Bild 6. Beispiel eines Wasserbäumchens in einem alten Kabel mit thermoplastischer PE-Isolation Isolationen für Mittelspannungskabel Dr. Francis Krähenbühl 1 LANGZEITVERSUCHE Folgende Faktoren sind beim elektrischen Alterungsversuch eines Kabels in Betracht zu ziehen [2] : die Prüfdauer, der Spannungsgradient, die Frequenz, die Temperatur (konstant oder zyklisch), die Kabelkonstruktion, das Herstellverfahren, die Isolationsart, die Morphologie der Isolation, die Umgebungsbedingungen (Luft, Wasser). Bild 7. Gradient am Leiter Gradient am Schirm Der Spannungsgradient an einem beliebigen Punkt x zwischen den beiden Halbleitern (Bild 7) ist durch folgende Beziehung gegeben : Ex = mit V x • ln (R/r) (1) Spannungsgradient in einem Einleiterkabel r R ( r ≤ x ≤ R ). Internationale Normen Um bei den Langzeitversuchen eine gewisse Systematik zu schaffen, wurde verschiedentlich der Versuch einer Normung unternommen, so beispielsweise in den USA und später auch in Deutschland und Italien. Die gewählten Methoden zielen darauf ab, in kurzer Zeit, die im Betrieb auftretenden Bedingungen möglichst naturgetreu nachzubilden. Die Erfassung sämtlicher, obenerwähnter Parameter ist praktisch unmöglich ; man einigt sich in der Regel auf eine Prüfspannung zwischen 3 und 4 Uo , auf eine Temperatur in der Nähe von 50 °C (entspricht in etwa der Betriebstemperatur) sowie auf den Einbezug von Wasser im Bereich von Schirm und/oder Leiter. Die CENELEC-Norm Die Verschiedenheit der unabhängig voneinander in zahlreichen Ländern entwickelten Prüfungen machte Vergleiche zwischen Produzenten und Kabelaufbauten praktisch unmöglich. Deshalb wurde beschlossen zu versuchen, diese Prüfungen in einer einheitlichen Norm zu harmonisieren. Nach langen Verhandlungen ist ein Dokument herausgegeben worden, das eine vereinheit- lichte Methode zum Bestimmen des Verhaltens von MS-Kabeln in nasser Umgebung vorstellt. Das Prinzip entspricht ungefähr dem, was in Deutschland aufgrund einer VDE-Norm gemacht wurde. Es besteht darin, eine Reihe von 10 m langen Kabelproben in Wasser mit kontrollierter Zusammensetzung einzutauchen. Das Wasser muss mit Potentialdifferenz = V 10 Isolationen für Mittelspannungskabel Dr. Francis Krähenbühl 11 1 dem äusseren Halbleiter in Berührung stehen und auch in den eigentlichen Leiter eingeführt werden. Die Temperatur des Ganzen wird auf 50 ± 5 °C gehalten. Nachdem die mittlere Durchschlagspannung des Kabels im Neuzustand ermittelt wurde, werden regelmässig unter den obigen Bedingungen gealterte Proben aus dem Wasser genommen, um deren Durchschlagspannung zu bestimmen. Die Daten werden mit Hilfe einer WeibullStatistik verarbeitet. Zudem kann die Länge der bei der Prüfung entstehenden Teilentladungskanäle gemessen werden. Die Bedingungen für das Bestehen der Prüfung werden dem Land bzw. den Elektrizitätsversorgungsunternehmen überlassen. Die nachstehende Tabelle zeigt eine Zusammenfassung der Bedingungen, unter denen die Prüfung durchgeführt wird. Schritt 1 Prüfung Norm Bestimmung der Anfangs-Durchschlagsfestigkeit CEI 502, 14.4 • Konditionierung : 7 Tage bei 90 °C am Leiter HD 605 S1/A1 5.4.5b • Wechselspannungsprüfung mit stufenweiser Spannungserhöhung Anfangswert : 5 U0 = 60 kV, 5 Minuten idem 5.4.5f Steigerung in Stufen von U0 alle 5 Minuten bis zum Durchschlag (max. 25 U0 = 300 kV) • Statistische Auswertung nach Weibull Schritt 2 Prüfung Norm Künstliche Alterung • Wasser im Leiter und auf der Oberfläche des äusseren Halbleiters idem 5.4.5c • Temperatur der Proben : 50 ± 5 °C idem 5.4.5d • Spannung und Dauer der Prüfung Im Pflichtenheft festzulegen Schritt 3 Prüfung Bestimmung der Rest-Durchschlagsfestigkeit der Proben Norm idem 5.4.5e et 14.4, • Wechselspannungsprüfung mit stufenweiser Spannungserhöhung extraits de CEI 502 Anfangswert : 5 U0 = 60 kV, 5 Minuten idem 5.4.5f Steigerung in Stufen von U0 alle 5 Minuten Minuten bis zum Durchschlag • Statistische Auswertung nach Weibull Isolationen für Mittelspannungskabel Dr. Francis Krähenbühl 1 Schritt 1 Prüfung Norm Länge der Teilentladungskanäle nach 2 Jahren Diese Prüfung kann in regelmässigen Abständen mit StandardProduktionslosen durchgeführt werden. Kabel, die diese strenge und kostspielige Prüfung bestehen, können mit Recht als qualitativ gut bezeichnet werden. Sie dürften den normalen Betriebsbedingungen während mindestens 40 Jahren standhalten. FOLGERUNGEN Die Qualität fast aller der heute auf dem Markt befindlichen kunststoffisolierten MS-Kabel darf als ausgezeichnet bezeichnet werden. Erhebliche Fortschritte wurden in den letzten Jahren sowohl in Bezug auf die Qualität der Rohstoffe sowie hinsichtlich der Verfahrenstechnik bei der Herstellung der Kabel erzielt. nen Ländern entwickelten, beschleunigten Alterungsversuche bei wirklichkeitsnahen Bedingungen wichtige Erkenntnisse. Trotz einigen Unterschieden zwischen den verschiedenen Prüfmethoden, lassen die Resultate wichtige Aussagen über die Zuverlässigkeit von verschiedenen Kabelkons- truktionen zu. Auch wenn nicht alle Alterungsvorgänge bis ins letzte Detail geklärt sind, liefern die in den verschiede- Literaturnachweis [1] IEC 505, "Guide for the evaluation and identification of insulation systems of electrical equipment", 1975 idem 5.4.5g 12 2 Metallschirme von Mittelspannungskabel Claude Biolley Charles Wyler Metallschirme von Mittelspannungskabel Claude Biolley Charles Wyler 3 ALLGEMEINES 2 Das ideale Mittelspannungskabel, das nichts kostet, das keine Verluste weder im Leiter noch in der Isolation noch in der Abschirmung verursacht, das sich selbst verlegt und das eine endlose Zuverlässigkeit aufweist, existiert nicht. Jede Konstruktion besitzt Vor- und Nachteile. Wichtig ist vorallem Kabel hoher Qualität einzusetzen, die den Vorschriften entsprechen und eine qualitativ gute Energieübertragung über eine lange Zeitspanne gewährleisten. Die Abmessungen von Leitern und Isolationen - nicht die Qualität letzterer, die je nach Hersteller verschieden ist - geben im allgemeinen wenig Anlass zu Polemik, da internationale Normen diese Parameter relativ präzis definieren. Anlässlich der Einführung des Kunststoffkabels bestand die Abschirmung aus dünnen, gewikkelten Kupferbändern und damit hohem Längswiderstand mit sehr kleinen Schirmverlusten. Die schlechten, mit diesem Schirmtyp gemachten Erfahrungen veranlassten die Anwender schnell zur Forderung nach niederohmigern Abschirmungen, um den in den Schirmen im Normalbetrieb und Kurzschlussfall auftretenden Strömen Rechnung zu tragen. Die Grösse der Schirmströme hängt entscheidend von der Art der Sternpunkterdung des Netzes ab. Dieser kann isoliert, über eine dem Netz angepasste Impedanz oder direkt mit oder ohne Begrenzungswiderstand geerdet sein. Nicht so bei der Schirmbemessung, die auf Erfahrungen basiert und im starkem Masse von der Netzkonfiguration abhängt. EINLEITUNG Jeder von einem Wechselstrom durchflossene Leiter ist von einem sinusförmigen, elektromagnetischen Feld umgeben. Befindet sich in diesem Feld ein offener, metallischer Kreis, so wird dieser zur Quelle einer induzierten Spannung, oder wird von einem Strom durchflossen, sofern der Kreis geschlossen ist. Die Metallmäntel von Einleiterkabeln gehorchen den eingangs erwähnten Gesetzen und weisen, bei offenem Schirmkreis (einseitige Schirmerdung) eine induzierte Spannung auf, oder werden bei geschlossenem Schirmkreis (beidseitige Schirmerdung) von einem Strom durchflossen. Die Intensität des Stromes wird von den Koeffizienten der Gegeninduktion der drei Leiter, sowie der drei Schirme bestimmt, welche ihrerseits von der Kabelkonstruktion und der geometrischen Anordnung abhängen. Metallschirme von Mittelspannungskabel 4 Claude Biolley Charles Wyler KABEL MIT EINSEITIGER SCHIRMERDUNG 2 Für sämtliche Phasen kann von folgendem elektrischen Ersatzschaltbild ausgegangen werden : l Metallschirm Leiter IL US In einem ausgeglichenen Dreiphasensystem sind die drei Phasenströme gleich ( IR = IS = IT = IC- ). Die auf den Schirmen induzierte Spannung ist proportional zum Strom IC sowie zur Länge der Leitung und weist eine Phasenverschiebung von 90 °C in Bezug auf den Phasenstrom auf. → Ui = j • ϖ • l • Ic • M M : Koeffizient der Gegeninduktion zwischen Leiter und Schirm ϖ : 2•π•ƒ wobei l : Leitungslänge [km] Ic : Leiterstrom [A] Verlegung der Kabel im Dreieck dm S [H/km] S: Achsdistanz dm : mittlerer Durchmesser des Metallschirmes ƒ = Frequenz Metallschirme von Mittelspannungskabel 5 Claude Biolley Charles Wyler Bei dieser Anordnung sind die Gegeninduktionswerte M sämtlicher Phasen identisch und die induzierte Spannung beträgt : 2 → Ui = j • Ic • ϖ • l • 2 • ln 2S --4 • 10 dm [ V / km ] Bei einer Frequenz von 50 Hz sowie einer Länge von 1km : → Ui = Ic • 4 • π • 50 • ln 2S --4 • 10 dm [ V / km ] Verlegung der Kabel in einer Ebene S dm In diesem Fall sind die Gegeninduktivitätswerte der beiden äusseren Kabel identisch, weichen aber vom Wert des mittleren Kabels ab. Demzufolge unterscheidet sich auch die Höhe der induzierten Spannung der beiden äusseren Kabel von derjenigen des in der Mitte liegenden Kabels : → UiR = j • Ic • ϖ • l • 2 • – 1 2 • ln S + j 3 • ln 4S 2 dm dm • 10 -4 Metallschirme von Mittelspannungskabel → Ui = j • Ic • ϖ • l • 2 ln 2 6 Claude Biolley Charles Wyler 2S • 10 -4 dm ln S – j 3 • ln 4S dm dm 2 2 → UiT = j • Ic • ϖ • l • 2 • – 1 • l = 1km und ƒ = 50 Hz Für → – 1 • ln S dm 2 → UiR = UiT = 4 • π • 50 • Ic • 2 + 3 • ln 4S dm 2 2 UiS = 4 • π • 50 • Ic • ln 2S • 10 -4 dm [V/km] [V/km] Kabel mit beidseitiger Schirmerdung Für diesen Fall bedient man sich des folgenden Ersatzschaltbildes : l Metallschirm Leiter IL IS Im Kreis Schirm - Erde wird ein Strom fliessen, welcher von der berechneten induzierten Spannung sowie von der Schirmimpedanz abhängt Is = Ui Zs • 10 -4 Metallschirme von Mittelspannungskabel mit ZS = l • Claude Biolley Charles Wyler R2S + ( ϖL )2 L entspricht der Selfinduktion des Schirmes. Der Strom im Schirm beträgt dann: IS = 2 • π • ƒ • M • 10 -1 R2S + ( ϖ L )2 Rs : Schirmwiderstand bei Betriebstemperatur L : Selfinduktion des Schirmes Da der Wert von (ωL)2 im Verhältnis zum Wert RS klein ist, kann der Ausdruck in einer ersten Annäherung vernachlässigt werden. Es ist zu bemerken, dass die Schirmströme unabhängig der Kabellänge sind. Berechnung der Schirmverluste Die Schirmverluste sind gegeben durch : PTot = ( J 2SR + J 2SS + J 2ST ) • Rs MÖGLICHKEITEN ZUR VERMINDERUNG DER SCHIRMVERLUSTE Es bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur Reduktion oder zur Elimination von Schirmströmen : 1. Anhebung der Impedanz des Kreises Schirm - Erde, indem der Schirmwiderstand erhöht oder eine Impedanz in den Kreis eingebaut wird. 2. Bewerkstellung von speziellen Schirmverbindungen (Crossbonding-System), welche ermöglichen, die induzierten Spannungen auf der ganzen Leitungslänge zu eliminieren, da die Ströme der 3 Phasen 120° phasenverschoben zirkulieren. 7 2 Metallschirme von Mittelspannungskabel 2 Claude Biolley Charles Wyler Kabelschirm mit erhöhtem widerstand Eine Anhebung des Schirmwiderstandes durch Verminderung des Schirmquerschnittes, beeinflusst die induzierte Spannung nur geringfügig. Hingegen steigt dabei die Schirmimpedanz, was zur Reduktion von Strom und Verlusten führt : Für : RS1 > RS2 Es ist an dieser Stelle zu bemerken, dass der Metallschirm im Erdschlussfall in Netzen mit isoliertem Sternpunkt sowie bei gelöschten Netzen länger dauernden Stombelastungen standhalten muss, insofern keine Abschaltung vorgesehen ist während der Schirm in starr US1 = US2 IS1 < IS2 P2 << P1 geerdeten netzen hohe Kurzschlussströme zu ertragen hat. Da die Eidgenössischen Vorschriften und Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden müssen, können die Schirmquerschnitte nicht beliebig reduziert werden. Einbau einer Impedanz in den Erdungskreis Anstelle einer Verminderung des Schirmquerschnittes kann auch eine Impedanz in den Kreis eingebaut werden. Dies erlaubt praktisch eine Unterdrückung der Schirmströme. Bei sehr hoher Impedanz fliesst kein Schirmstrom mehr. I = Mit Ui Zs + Zi Zi ≈ ∞ Strom und Verluste werden gleich Null Im allgemeinen wird diese Zusatzimpedanz am Ende der Leitung eingefügt. Zi 8 Metallschirme von Mittelspannungskabel Als Zusatzimpedanz bieten sich folgende zwei Möglichkeiten an : a. Die eingefügte Impedanz besteht aus einem Überspannungsableiter b. Die eingefügte Impedanz besteht aus einem hohen Widerstand a. Der Überspannungsableiter muss derart dimensioniert sein, dass er im Kurzschlussfall nicht anspricht. Die bei diesem Störfall auftretenden Leistungen würden den Überspannungsableiter zerstören. Der Ableiter muss andererseits die Schirmspannungen auf einen Wert begrenzen, welcher unterhalb der Haltespannung von über dem Schirm liegenden Isolationen, sowie Endverschlüssen liegt. 9 Claude Biolley Charles Wyler b. Mit einem ins System eingefügten hohen Widerstand wird im Prinzip derselbe Effekt erreicht wie mit einem Überspannungsableiter. Es ist allerdings zu bemerken, dass der Ableiter beim Ansprechen zum Leiter wird, während ein widerstand unverändert bleibt und demzfolge die Schirmspannung nicht begrenzt. Der Widerstand muss hohen Längsspannungen gewachsen sein, welche zum Teil die dielektrische Festigkeit der Aussenmäntel übersteigen können. Diese Lösung entspricht in etwa der elektrischen Beanspruchung bei einseitiger Schirmerdung ohne Einsatz eines Überspannungsableiter. 2 Installation eines cross-bonding-systems Diese Methode besteht darin, das die Leitung in drei gleichlange Abschnitte unterteilt, mit längsisolierten Muffen ausgerüstet und l/3 R S T Bei geometrisch stationären Schirmen und ausgekreuzten Leitern, stellen sich auf den 3 Streckenabschnitten identische und um 120° Phasenverschobene, induzierte Spannungen ein. Die Vektorsumme dieser Spannungen beträgt Null, somit fliesst kein Strom in den Schirmen. die Kabel an den Muffenstellen ausgekreuzt werden. Das entsprechende Schema sieht wie folgt aus ; l/3 l/3 S T R T R Zi In kurzschlussfall können auf die Längsisolationen der Schirme ein der Muffen höhe Spannungen erstehen. Die längsisolation muss somit unbedingt mit Spannungsleiter ausgerüstet werden. S Metallschirme von Mittelspannungskabel Eine solche Anordnung bedingt ein Dritteln der Länge, ist relativ kompliziert und teuer und wird normalerweise nur für Spezialfälle eingesetzt. Diese technisch sehr interessante Lösung wird somit nicht bei 20 kV Netzkabeln eingesetzt. VOR- UND NACHTEILE EINER UNTERDRÜCKUNG DER SCHIRMVERLUSTE Vorteile Der einzige Vorteil der Unterdrückung der Schirmverluste liegt in einer Reduktion der Übertragungskosten. Nachteile Erdungswiderstand des Netzes Erdungsvorschriften besagen, dass die Einhaltung der Grenzwerte der Schrittspannungswerte nach Anschluss aller Mittel- und Niederspannungskabel vorzunehmen ist. licher Anlagen parallel geschaltet werden und dadurch tiefe Erdungswiderstände, ohne hohe Investitionen erreichbar sind. In jedem Fall müssen die Schrittund Berührungsspannungen nach folgender Tabelle eingehalten werden : Elektrisch gesehen führt dies bei beidseitiger Mantelerdung dazu, dass die Erdungen unterschied- Berührungs– und Schrittspannungen 2 10 Claude Biolley Charles Wyler 1000 800 600 400 200 unzulässiger Bereich 100 80 60 40 zulässiger Bereich 20 0 0,1 0,9 Dauer 2 3 4 5 (sek.) Metallschirme von Mittelspannungskabel 11 Claude Biolley Charles Wyler An jeder Anlage muss der Erdungswiderstand tief genug sein, um die Vorschriften einzuhalten. 2 Berechnung der Netzerdungen ST A ZTR Beispiel : ZS ST B ST C ZE ZTR : Erdwiderstand der Trafostation -8Ω ZE : ~ 20 Ω Erdwiderstand ZS : für Länge von 500 m ( 25 mm2 Schirm ) A+C Erdungswert eines Netzes mit 3 Trafostationen (Flachland) bei beidseitiger Mantelerdung : bei einseitiger Mantelerdung : ZET = ~ 3,60 Ω für Trafostation ZET = ~ 3,10 Ω für Trafostation B ZET = ~8Ω Erdungswert eines Netzes mit 2 Trafostationen (Bergebiet) Trafo A ZTRA Beispiel-: ZS ZE Trafo B ZTRB ZTRA : Erdwiderstand Trafo A = 8Ω ZTRB : Erdwiderstand Trafo B = 30 Ω ZE : Erdwiderstand = 20 Ω ZS : für Länge von 3'000 m = 0,72 Ω ~ 0,12 Ω Metallschirme von Mittelspannungskabel Erdungswert bei Trafo B 2 bei beidseitiger Mantelerdung : ZETB = 14,7 Ω bei eindseitiger Mantelerdung : ZETB = 30 Ω Eine beidseitige Mantelerdung mit kleinem Schirmwiderstand erleichtert das Einhalten der gestellten Forderung, im speziellen bei abgelegenen Trafostationen in Bereichen mit hohen Bodenwiderständen. Bei einseitiger Mantelerdung könnten die Kosten für die Erdungen wesentlich erhöht werden. Trafostationenerdungen durch die Kabelmäntel gekoppelt, jedoch mit höheren Widerständen ist die Verbesserung des Netzerdungswiderstandes geringer. Zusammenfassend lässt sich somit aus dem Aspekt der Anlagenerdungen aussagen, dass generell eine beidseitige Kabelschirmerdung anzustreben ist. Wenn ein reduzierter Schirmquerschnitt gewählt wird, werden die Thermischer nötigen Schirmquerschnitt Die betrieblichen Eigenschaften des Mittelspannungsnetzes werden relevant beeinflusst durch die Art der Sternpunktbehandlung. In ländlichen Netzen mit hohem Freileitungsanteil hat sich über Jahre hinweg der isolierte Sternpunkt bewährt. Im Erdschlussfall liegen die Fehlerströme in der Grössenordnung einiger A bis weniger 10 A. Mit steigendem Kabelanteil im Netz nehmen die Fehlerströme im Erdschlussfall markant zu und können Grössenordnungen von mehreren hundert A erreichen. Ein Uebergang zum induktiv geerdeten ("gelöschten") Sternpunkt führt dazu, dass im Falle eines Erdschlusses die Fehlerströme in der Grössenordnung von 50 A gehalten werden können. Sobald ein Netz einen Kabelanteil von ca. 100 % aufweist, ist aus betrieblichen Überlegungen heraus der niederohmig geerdete Sternpunkt von Vorteil. In dieser Betriebsart treten Erdschlussströme in der Grössenordnung weniger kA auf. Kabel werden in der Regel unter der Randbedingung verlegt, dass sie 30 bis 40 Jahre genutzt werden können. Die vorangehenden Schilderungen zeigen, dass aus betrieblichen Überlegungen heraus die Art der Sternpunktbehandlung im Laufe eines Kabellebens geändert werden kann. Es ist deshalb bei einen Kabelprojekt darauf zu achten, dass man sich eine gewisse Flexibilität in die Zukunft aufrecht erhält. Claude Biolley Charles Wyler 12 Metallschirme von Mittelspannungskabel Wenn langfristig geplant wird, unter der Annahme, dass in der Zukunft die Netzbedingungen auf Grund der Erdung des Nullpunktes geändert werden können, müssen die Kabelmäntel alle folgenden Ströme übernehmen können: ● ca. 50 A während mehreren Stunden (isolierter Sternpunkt) Einseitige Mantelerdung Claude Biolley Charles Wyler ● ca. 50 A während mehreren Stunden (gelöschter Sternpunkt) ● 5 -- 15-kA während max. 1,0 Sek. (geerdeter Sternpunkt, zweite Abschaltstufe). Die Belastung der Schirme hängt selbstverständlich von der Art der Mantelerdung ab.: IB + IE IS IE IS = IE Beidseitige Mantelerdung IB + IE IE IS IS IS = IE Grössenordnung der Ströme im Schirm im Erschlussfall (Annahme Betriebsstrom 150 A) Sternpunkt isoliert oder gelöscht Leiterstrom IL = 150 + 50 = 200 A Schirmstrom bei einseitiger Mantelerdung Is = 50 A Schirmstrom bei beidseitiger Mantelerdung Is ≅ 25 A während Stunden während Stunden 13 2 Metallschirme von Mittelspannungskabel Claude Biolley Charles Wyler Sternpunkt geerdet 2 Leiterstrom IL = 5 A Schirmstrom bei einseitiger Mantelerdung Is = 5 kA Schirmstrom bei beidseitiger Mantelerdung Is ≅ 2,5 kA Is = 50 A IL = 200 A Is = 5 kA IL = 5 kA Is = 25 A IL = 200 A Is = 2,5 kA IL = 5 kA während max. 1 Sekunden Die Kabel sollen somit folgende Ströme ohne Überhitzung aufnehmen können : Bei einseitiger Mantelerdung Bei beidseitiger Mantelerdung Es ist selbstverständlich, dass die auftretenden Mantelströme beim Einsatz von Kabeln mit grösserem Mantelquerschnitt einen geringeren thermischen Einfluss auf die Kabeltemperatur haben. Je nach Sternpunkterdung und Netzgestaltung können Kabel mit reduziertem Querschnitt, im speziellen wenn die Mäntel nur einseitig geerdet werden, zu thermischen Überlastungen führen. Zulässige Mantelströme Die Schirmströme im Dauerbetrieb (isolierter oder gelöschter Sternpunkt) verringern die zulässige Übertragungsleistung von Mittelspannungskabel. Da letztere, von Ausnahmefällen abgesehen, normalerweise in Betrieb nie mit Vollast betrieben die thermische den Fehlerstrom in annehmbaren die Abschirmung dimensioniert ist. werden, bleibt Überlast durch im allgemeinen Grenzen, wenn genügend gross während Stunden während 1 Sekunden während Stunden während 1 Sekunden 14 Metallschirme von Mittelspannungskabel 15 Claude Biolley Charles Wyler Nachfolgende Tabelle gibt die Verminderung der zulässigen Belastung für eine Verlegung im Rohr, bezogen auf eine max. Leitertemperatur von 90 °C, in Funktion des Schirmwiderstandes. 2 100A (Mantelstrom) 60% Zul. Belastung [% IR ] 75A 70% 80% 50A 90% 25A Ir = 100% 95 mm2/22 Al 2,0 150 mm2/24 Al 1,5 95 mm2/16 Cu 120 – 150 mm2/25 Cu 1,0 240 mm2/27 Al 0,5 240 – 300 mm2/35 Cu 90 Als Beispiel kann den Kurven entnommen werden, dass bei isoliertem oder gelöschtem Sternpunkt die Reduktion der zulässigen Belastung, wenn der Erschluss nicht abgeschaltet wird, folgende Werte annimmt : Erdschlussstrom : 50 A Bei einseitiger Mantelerdung Bei beidseitiger Mantelerdung Kabel Kabel 1 x 120 mm2/25 Cu : ~ 5% 1 x 120 mm2/23 Al : ~ 15 % 1 x 120 mm2/25-Cu-: ~ 1,5 % 1 x 120 mm2/23-Al : ~ 3% R (Mantelwid) [Ω/hm] Metallschirme von Mittelspannungskabel Nachfolgende Tabelle gibt die zulässigen Kurzschlusströme im Mantel an, welche für geerdeten Sternpunkt gültig sind. Ceander-Schirm 7 Alu-Folie Pb-Schirm 6 5 Strom [kA] 4 3 2 1 Querschnitte [mm2] Bei einem ks-Strom von 4 kA können Kabel des Typs XKT mit Querschnitten über 70-mm2 mit einseitiger Mantelerdung ohne Gefahr eingesetzt werden. Bei Verwendung von Kabeln mit reduzierte Schirmquerschnitt ist dies unter den angenommenen Kurzschlussbedingungen nicht zulässig. Auf Grund der zulässige Belastung der Kabel und Schirme im Fehlerfall, ist eine Lösung mit beidseitiger Mantelerdung und kleinem Mantelwiderstand vorzuziehen. NETZSCHUTZ In der Regel verwenden Erdschluss-Schutzgeräte die Nullspannung und den Nullstrom als Eingangsgrössen. Die Empflindlichkeit des Schutzes ist somit abhängig von der Nullimpedanz der Leitung. Der Rückstrom im Fehlerfall, der massgebend ist für den Schutz, wird durch den Boden und die Kabelschirme, insofern diese beidseitig an Erde liegen, fliessen. Anlagen im Agglomerationenbereich im Mittelland, wo die Boden leitfestigkeit im Rahmen von 100 Ω • m liegt und wo metallische, im Boden verlegte Leitungen der ohmschen Anteil der Nullimpedanz reduziert, werden Nullimpedanzwerte, je nach Mantelerdung zwischen 0,5 und 2,5 Ω erreicht. Solche Werte erlauben ein einwandfreies Funktionieren von konventionnellen Schutzrelais. 1 x 300 mm2 1 x 240 mm2 1 x 185 mm2 1 x 150 mm2 1 x 120 mm2 1 x 95 mm2 1 x 70 mm2 1 x 50 mm2 1 x 35 mm2 0 1 x 25 mm2 2 16 Claude Biolley Charles Wyler Metallschirme von Mittelspannungskabel Kritisch sind Leitungen von grösseren Längen, die abgelegenen Stationen in Berggebieten mit hohem Bodenwiderstand speisen. Erdschluss nicht anerkannt wird, da sich auf Grund der erhöhten Nullimpedanz nur ein minimaler Fehlerstrom ausbildet. In diesem Fall wird der reale Wert der Nullimpedanz sehr gross, wenn die Kabelmäntel unterbrochen oder sehr widerständig sind und es besteht das Risiko, dass der Um billigere, in jeder Situation einwandfrei funktionierende Schutzsysteme benutzen zu können, ist es von Vorteil, Kabel beidseitig an Erde zu legen. WIRTSCHAFTLICHER NUTZEN Bei einigen Netzkonfigurationen ist eine Senkung der Schirmverluste durchaus möglich. Eine einseitige Schirmerdung erlaubt die vollständige Unterdrückung der Schirmverluste, was aus Kostensicht interessanter ist. Es ist allerdings zu bemerken, dass in diesem Fall erhebliche Zusatzinvestitionen anfallen können, um eine befriedigende Netzerdung zu erreichen. Wegen ihrer Nachteile wird diese seit mehr als 20 Jahren bekannte Methode nur in Spezialfällen angewandt, hauptsächlich um die Verschleppung von Überspannungen (hervorgerufen durch Erdungsvorgänge) aus Unterstationen mit höheren Spannungen zu verhindern. Die durch eine Reduktion des Schirmquerschnittes zu erzielenden Einsparungen in Bezug auf die Schirmverluste, scheinen in absoluten Werten betrachtet recht bedeutend. In der Tat betragen die Einsparungen nur einige wenige Prozente der kapitalisierten Totalverluste. Berechnung der Versluten und festlegung Ihrer Kosten Die Investitions-Jahreskosten werden mittels folgender Formel berechnet : KG = mit Kd • ( T + Tk ) 100 KD = Totalinvestitionskosten T = Tilgungssatz Tk = Unterhaltskosten Claude Biolley Charles Wyler 17 2 Metallschirme von Mittelspannungskabel 2 Die effektiven Jahreskosten sind gegeben durch die Summe Investitions - und Verlustkosten. Bei der Verlustkostenrechnung sollte der auf ein Jahr bezogene quadratische Strommittelwert eingesetzt werden. Aus Redundanzgründen sowie allfälliger Spitzenlasten wer- 18 Claude Biolley Charles Wyler den Kabel im Normalbetrieb meistens nur mit 20 - 50 % ihrer thermischen Kapazität belastet. Hochlastphasen im Falle von speziellen Netzschaltungen sind meist nur von kurzer Dauer und sollen für die Wirtschaftlichkeitsberechnung nicht in Betracht gezogen werden. Berechnung der Schirmspannung R Beispiel : T S 20kV–Kabel , 3 x 1 x 240 mm2 Kabeldurchmesser Metallschirmdurchmesser Uebertragbare Leistung 5MVA Länge der Leitung 32,5 D d I l = 38,8 mm 38,8 = 32,5 mm = 145 A = 1000 m UiR = UiT = 4 • π • 50 • 145 • ln – 1 • ln 38,8 2 2 32,5 + 3 2 • UiS = 4 • π • 50 • 145 • ln 2 38,8 32,5 • • • ln 4 38,8 32,5 = 12,3V 10 -4 = 7,92 V 32,5 38,8 Für l = 1000m UiRST = 4 • π • 50 • 145 • ln 2 • 38,8 32,5 • 10 -4 = 7,92 V Metallschirme von Mittelspannungskabel 19 Claude Biolley Charles Wyler T R 2 S 32,5 38,8 Rohr Ui Dreieckanordnung < Uieff < Ui flache Anordnung 7,9 < Uieff < 12,3 für die Berechnung kann den geometrischen Mittlewert eingesetzt werden : 3 Uieff = 7 • 9 • 12,3 2 = 10,6V Berechnung der Schirmströme Beispiel : 20kV Dreileiterkabel, 3 x 1 x 240 mm2 belastet mit 5 MVA Schirmwiderstand bei Betreibstemperatur T ≈ 30°C Kabeltyp XKT oder XKT-YT 32,5 38,8 Induzierte Spannung : Ui = 7,9 V Rs30° = 0,537 Ω IS = Ui RS = 7,9 = 14,7 A 0,537 120/132 Metallschirme von Mittelspannungskabel 2 Claude Biolley Charles Wyler Kabel mit redurziertem Schirmquerschnitt ~32,5 Induzierte Spannung : Ui = 7,9 V ~38,8 Rs30° = 1,46 Ω Is = Ui RS = 7,9 = 7,9 A 1,46 Berechnung der Schirmverluste Kabel 20kV, 1 x 240 mm2, belastet mit 5 MVA P = 3 • I 2 • Rs Kabeltyp XKT oder XKT-YT 32,5 38,8 P = 3 • 14,72 • 0,537 = 350 W Kabel mit redurziertem Schirmquerschnitt ~32,5 ~38,8 P = 3 • 5,42 • 1,47 = 130 W 20 Metallschirme von Mittelspannungskabel 21 Claude Biolley Charles Wyler Berechnung der Verluste Totalkabelverluste (nach CEI 287) 2 Bei beidseitiger Mantelerdung Verlegeart Dreieck Flach Dreileiter Dreileiter Schirmquerschnitt 35 mm2/Cu 5,34 kW 35 mm2/Cu 5,58 kW 35 mm2/Cu 5,37 kW 27 mm2/Al 5,13 kW Verluste bei einseitiger Mantelerdung Verlegeart Dreieck Flach Dreileiter Dreileiter Schirmquerschnitt 35 mm2/Cu 5,34 kW – 0,35 = 4,99 kW 35 mm2/Cu 5,58 kW – 0,63 = 4,95 kW 35 mm2/Cu 5,37 kW – 0,35 = 5,02 kW 27 mm2/Al 5,13 kW – 0,13 = 5,00 kW Einfluss auf die Jahreskosten: Die Jahreskosten ergeben sich durch die Investitionskosten und die Verlustkosten. Bei Einsehen heutige gültige für Baufinanziell- und Energiekosten gibt eine Rechnung folgene Resultate. Jahreskosten Var. Kabeltyp 1. 2. 3. mit Überspannungsableiter mit Widerstand A 1 x 240/35 Cu gebündelt % 100 98,97 99,03 B 1 x 240/35 Cu flach % 100,82 98,88 98,89 C 3 x 1 x 240/35 Cu % 101,48 100,45 100,51 D 3 x 1 x 240 / 27Al % 100,66 100,38 100,44 L = 1000 m, Kabel 20 kV, 3 x 1 x 240 mm2, Belastung : 145 A (5 MVA) Metallschirme von Mittelspannungskabel SCHLUSSFOLGERUNGEN 2 1. Eine einseitige Mantelerdung oder ein reduzierter Mantelquerschnitt kann nicht beliebig eingesetzt werden. 2. Bei einer Netzkonfiguration, die solche Anordnungen erlauben, ist der wirtschaftliche Gewinn sehr gering. Claude Biolley Charles Wyler 22 3 Diagnose, Monitoring und Lebensdauer Dr. Francis Krähenbühl Diagnose, Monitoring und Lebensdauer Die Stromübertragungs- und -verteilungsnetze stellen für die Elektrizitätsversorgungsunternehmen eine bedeutende Investition dar. Zudem müssen diese Netze möglichst zuverlässig sein, um Betriebsverluste infolge von Systemausfällen zu vermeiden. Zahlreiche Verbindungen sind seit 30 Jahren oder mehr in Betrieb, wobei die Verantwortlichen manchmal mit der Frage von Instandhaltung, Reparatur oder Ersatz bestimmter kritischer Verbindungen konfrontiert werden. Deshalb ist es wichtig, den Zustand der betreffenden Verbindungen, ihre Betriebsbedingungen und die Alterungsmechanismen in dieser oder jener Umgebung zu kennen. Heute gibt es zahlreiche Verfahren, mit denen der Alterungsgrad (und damit die Zuverlässigkeit) bestehender Systeme diagnostiziert werden kann. Dieser Artikel zeigt den Stand der Kenntnisse in Bezug auf Alterung und Diagnose auf dem Gebiet der Papier- und Kunststoffkabel auf. Schliesslich haben wir auf der Grundlage der in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen ein einfaches Modell entwickelt, das die erwartete Lebensdauer der Kunststoffkabel in Funktion der Produktionsjahre zwischen 1970 und 2000 beschreibt. KABEL MIT IMPRÄGNIERTER PAPIERISOLATION Warum von Kabeln mit imprägnierter Papierisolation sprechen, da doch diese unabhängig davon, ob es sich um Öl- oder Massekabel handelt, nur noch einen kleinen Anteil an den heute verlegten Kabeln haben ? Es sind diese Kabel, die gegenwärtig am längsten in Betrieb sind und für die sich in erster Linie die Frage nach Ersatz stellt. Soll man sie vorbeugend ersetzen oder warten, bis sie durchschlagen ? Welches sind die vorherrschenden Gründe für einen Ersatz ? Betrachten wir jedoch zuerst die häufigsten Alterungsmechanismen. Alterungsmechanismen Die häufigsten Ursachen für die Alterung der Kabel findet man im Papier selbst. Sie sind vor allem mit der Reduktion des Polymerisationsgrades des Papiers verbunden. Dieses Phänomen wird stark von der Temperatur beeinflusst und kann zwischen den einzelnen Stellen des Kabels stark variieren (zum Beispiel beim Entstehen überhitzter Stellen). Diese Beschädigung hat eine Herabsetzung der Durchschlagsfestigkeit des Papiers und dann des Kabels sowie eine Erhöhung der dielektrischen Verluste zur Folge. Manchmal bewirkt sie Teilentladungen mit der Entwicklung von Gasen ( CO, CO2, H2, CH4, C2H6, C2H4 ), die sich in der Imprägnierflüssigkeit auflösen. Abbildung 1 zeigt zwei Beispiele von durch solche irreversible Schäden angebrannten Papieren. Dr. Francis Krähenbühl 3 3 Diagnose, Monitoring und Lebensdauer Abbildung 1. 3 Beispiele für Schäden an Isolierpapieren, die zu einem Durchschlag des Kabels führen können. Oft waren die Papierkabel mit einem Bleimantel versehen, um einerseits ihre Dichtheit zu gewährleisten und andererseits ihr Austrocknen zu verhindern. Nun bestanden diese Mäntel bis gegen 1960 aus reinem Blei, das die Eigenschaft hat, mit der Zeit und infolge von Bewegungen des Kabels (zum Beispiel wegen Schwingungen oder Lastschwankungen) zu kristallisieren. Diese Kristalle können grösser werden als die Dicke des Mantels. In diesem Fall treten sehr schnell Risse auf, wodurch die Dichtheit verloren geht, Feuchtigkeit eindringen und/oder Imprägnierflüssigkeit austreten kann. Diese Phänomene werden in der nachstehenden Abbildung 2 gezeigt. Dieses Phänomen ist heute dank der Verwendung von mikrolegiertem Blei, das nicht mehr kristallisiert, vollständig unter Kontrolle. Abbildung 2. Phänomen der Bleimantelkri stallisation Oben links : Normaler Mantel. Oben rechts : Kristallisierter Mantel (gleiche Vergrösserung). Links : Rissbildung als Folge der Kristallisation des Bleis. Dr. Francis Krähenbühl 4 Diagnose, Monitoring und Lebensdauer 5 Dr. Francis Krähenbühl Diagnosemethoden für Kabel mit Papierisolation Die Zeitschrift Electra (eine Publikation der CIGRE) hat in ihrer Ausgabe vom Februar 1996 die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe zum Thema der Diagnosemethoden für HS-Papierkabel- und -Zubehör veröffentlicht [1]. Die dort gemachten Empfehlungen können wie folgt zusammengefasst werden : ● Kontrolle des Öldruckes ● Elektrische Prüfung am thermoplastischen Aussenmantel • 5 kV DC zwischen dem Metallmantel und der Erde • 1 Minute • 1mal im Jahr Analyse der Kristallstruktur des Bleimantels • Anwendung einer geeigneten chemischen Lösung (auf der Basis von Essigsäure) • Beobachtung der Grösse der auf diese Weise festgestellten Kristalle ● Analyse einer Probe der Imprägnierflüssigkeit • Tangens δ (weist auf das Vorhandensein von Wasser oder anderen polaren Verunreinigungen hin) • Spezifischer Gleichstromwiderstand (proportional zum Oxidierungsgrad) • Dielektrisches Verhalten unter Wechselspannung (gestattet das Feststellen von leitenden Partikeln) 1 Working Group 21.05, "Diagnostic methods for HV paper cables and accessories", Electra 176, (1996). Es gibt wenige andere Verfahren, die relevante Informationen über den Zustand einer Kabelverbindung geben können. In einem Netz mit 11 kV- und 6 kV-Massekabeln wurde eine Tangens δ Messkampagne durchgeführt. Insgesamt 128 Verbindungen wurden gemessen. Der tg δ und seine Änderung in Funktion der Spannung liefert zwei Informationen : bei 1 kV 1. Ein Basiswert (bei genügend niedriger Spannung) weist auf den aktuellen Zustand der Isolation hin. Ein hoher Wert bedeutet eine relativ fortgeschrittene Verschlechterung. tg δ [10-3] Beurteilung ≤5 in Ordnung 5 bis 7 zu diskutieren >7 auszuwechseln zwischen 4 und 7 kV 2. Eine Erhöhung des Wertes mit der Spannung ist gleichbedeutend mit Entladungen in der Isolation. Eine starke Erhöhung dürfte einer laufenden Verschlechterung entsprechen, die kurz- oder mittelfristig zu einem Schaden führt. Δtgδ/ΔU [10-3/kV] Beurteilung ≤3 in Ordnung 3 bis 4.5 zu diskutieren > 4.5 auszuwechseln • Feuchtigkeitsgehalt • Gesamtazidität (Vorhandensein von sauren Schmutzstoffen und Zersetzungsprodukten) ∆t gδ ∆U tg δ ● Wie festzustellen ist, können die meisten dieser Analysen nur im Labor nach der Entnahme einer Probe durchgeführt werden. Dadurch werden sie genauer, jedoch sehr viel schwieriger durchzuführen, und ihre Interpretation wird wegen der Heterogenität des Milieus unsicherer. Je nach der Stelle der Probeentnahme können sich wesentliche Unterschiede ergeben. • Partikelgehalt (Zählung in Funktion der Grösse) • Analyse der gelösten Gase (Feststellung von im Entstehen begriffenen Fehlern und/oder Teilentladungen). 0 1 4 7 U [kV] 3 Diagnose, Monitoring und Lebensdauer Dr. Francis Krähenbühl KABEL MIT KUNSTSTOFFISOLATION 3 Die in den 60er Jahren erschienenen ersten Generationen von Kabeln mit Kunststoffisolation waren mit nicht vernetztem Polyethylen isoliert und als äusserer Halbleiter mit einer Graphitschicht umgeben oder mit Bändern umwickelt. Diese Kabel erwiesen sich ziemlich schnell wegen zahlreicher Durchschläge als weniger zuverlässig. In den darauffolgenden Jahren wurden praktisch überall auf der Welt sowohl bei den Rohstofflieferanten als auch bei den Kabelherstellern oder in privaten Labors Forschungsarbeiten unternommen, um die Ursachen für diese vorzeitigen Verschlechterungen zu ermitteln. Alterung der Kabel mit Kunststoffisolation Die Kabel sind diversen Beanspruchungen unterworfen, die thermischen, elektrischen oder mechanischen Ursprungs sind oder mit ihrer unmittelbaren Umgebung in Zusammenhang stehen. Die Tabelle 1 fasst Faktoren Thermische diese verschiedenen Faktoren, ihre Auswirkungen und die sich daraus ergebenden Folgen zusammen. Auswirkungen Tabelle 1. Die diversen Beanspruchungen, ihre Auswirkungen und die sich daraus mehr oder weniger langfristig für die Verbindung ergebenden Folgen Folgen Hohe Temperatur • Chemische Reaktion • Erweichung oder Verhärtung Temperaturzyklen • Unverträglichkeiten unter • Erhöhung des tg δ Werkstoffen • Wärmeausdehnung • Diffusion • Schmelzen/Fliessen der Isolation • Schrumpfung, Verlust der Haftung, Schichtspaltung • Entgasung • Verformung des Kabels • Wandern von Bestandteilen Niedrige Temperatur • Spannungsrissbildung • Auftreten von Rissen • Thermische Kontraktion • Schrumpfung, Schichtspaltung • Bewegungen an den Verbindungsstellen und Endverschlüssen Elektrische Wechselspannung, • Teilentladungen • Erosion der Isolation →-Teilentladungskanäle Gleichspannung, • Teilentladungskanäle und • Erhöhung der dielektrischen Verluste Spannungsstösse Strom Mechanische Water Treeing • Durchschlag • Überhitzung • Thermische Alterung Dehnung, Biegung, • Materialermüdung • Mechanischer Bruch Verdrehung, • Spannungsrissbildung • Schrumpfung, Verlust der Zusammendrückung, Haftung, Schichtspaltung Schwingungen Umgebung • Beschleunigte Alterung • Innerer Durchschlag • Eindringen von Verunreinigungen Wasser, Feuchtigkeit, • Dielektrische Verluste gaz, contaminants • Water Treeing • Beschleunigte Alterung • Erhöhung der Verluste • Korrosion • Auftreten von Teilentladungskanälen 6 Diagnose, Monitoring und Lebensdauer Die Auswirkungen der verschiedenen Beanspruchungen sind verschieden und vielfältig, und ihre Folgen gehen immer in Richtung einer Verschlechterung der Eigenschaften, wenn nicht zum Durchschlag des Dr. Francis Krähenbühl Kabels. Es ist jedoch interessant festzustellen, dass es trotz der Vielfalt von Auswirkungen nur zwei Arten von Mechanismen gibt, die zum Durchschlag führen : die Teilentladungen und das Water Treeing. Teilentladungen Dieses Phänomen tritt in der Regel ziemlich schnell auf. Wenn in der Isolation Teilentladungen vorhanden sind, führen sie normalerweise nach weniger als 5 Jahren zu einem Durchschlag des Kabels. Sie treten dort auf, wo in der Isolation Blasen vorhanden sind oder wo sich der Halbleiter abgelöst hat usw. Von dem Moment an, wo dieses Phänomen nachgewiesen wurde, sind Massnahmen zur frühzeitigen Erkennung dieser Fehler ergriffen worden : ● Entwicklung von geeigneten Werkstoffen, die untereinander verträglich sind (Isolierstoffe und Halbleiter) ● Verbesserung der Kabelherstellungsmethoden (gleichzeitiges Extrudieren von drei Schichten) ● Verstärkte Kontrollen im Werk und nach der Verlegung. Auf diesem Gebiet sind mit der Entwicklung von abgeschirmten Räumen (Faraday-Raüme), in denen die kleinsten Fehler (in der Grössenordnung eines pC, das sind 10–12 Coulomb auf sehr hohen Spannungen) festgestellt werden können, zweifellos die grössten Fortschritte erzielt worden. Alle diese Massnahmen verhindern die Inbetriebnahme von defekten Produkten und damit ihren vorzeitigen Ersatz bereits nach wenigen Betriebsjahren. Water Treeing Der zweite für die Kabel besonders schwerwiegende Fehler ist das sog. Water Treeing. Dabei handelt sich um eine oxidative Schädigung des Isoliermaterials unter der kombinierten Einwirkung von Wasser, Verunreinigungen und eines elektrischen Feldes. Die Abbildung 3 zeigt ein solches Phänomen, das sich in einigen Jahren (typisch 10 bis 20 Jahren) bis zum Durchschlag des Kabels entwickeln kann. ● Diese Schädigung konnte mit den folgenden Massnahmen praktisch unter Kontrolle gebracht werden : • Drastische Beschränkung der Anzahl Verunreinigungen • Auf der Grundlage von reinstem Gasruss und Graphit erzeugte Halbleiter, welche die Diffusion von geladenen Partikeln in die Isolation verhindern. Abbildung 3. Water Treeing in der Isolation eines alten 10 kV-Kabels aus nicht vernetztem PE, das von Graphit als äusserer Halbleiter umgeben ist. 7 3 Diagnose, Monitoring und Lebensdauer ● Verbesserung der Herstellungsverfahren, um jegliche Verschmutzung mit Fremdkörpern zu verhindern • Lagerung der Granulate in Räumen mit leichtem Überdruck von gefilterter Luft 3 • pneumatischer Transport bis zum Extruder ohne Berührung der Umgebungsluft • gleichzeitiges Extrudieren von 3 Schichten. ● Strenge Typprüfungen zum Qualifizieren der verschiedenen Bauarten von zum Teil sehr langer Dauer in feuchter Umgebung mit Temperaturzyklen. ● Wesentlich strengere Routineprüfungen. Alle in der Tabelle 1 dargestellten Alterungsfaktoren und ihre Folgen bewirken somit entweder Teilentladungen oder ein Water Treeing. Bis heute ist kein anderer Schädigungsmodus für Kunststoffisolationen bekannt. Diagnosemethoden für Kabel mit Kunststoffisolation Zum Diagnostizieren des Zustandes eines inerten Isoliermaterials sind verschiedene Verfahren ausgedacht worden, die in der Tabelle 2 auf der folgenden Seite zusammengefasst sind und nachstehend beschrieben werden. Restdurchschlagsfestigkeit Dieses einfache Verfahren, bei dem man die Restdurchschlagspannung einer bestimmten Anzahl von Proben misst, vermittelt einen ausgezeichneten Hinweis auf den allgemeinen Zustand einer Kabelleitung. Leider braucht man dafür zahlreiche Proben, die im Labor geprüft werden müssen, was zum Beispiel nur nach dem Auswechseln eines Kabelabschnitts möglich ist. Daraus kann auch auf den Zustand von Leitungen derselben Generation geschlossen werden. AC/DC-Spannungsprüfung Hier geht es darum, die Verbindung einer Spannung auszusetzen, die der 1.5- bis 3fachen Betriebsspannung entspricht. Wird diese Spannung während 15 Minuten gehalten ist anzunehmen, dass sich die Kabelleitung noch in einem verhältnismässig guten Zustand befindet. Andernfalls erfolgt ein Durchschlag, sodass entweder eine Reparatur oder ein sofortiges Auswechseln des Kabelabschnitts erforderlich ist. Depolarisationsströme Es handelt sich um eine interessante Messung, bei der man den Depolarisationsstrom in Funktion der Zeit und des Ladestromes misst. Ist die Abhängigkeit von der Spannung linear, kann daraus geschlossen werden, dass sich die Isolation in gutem Zustand befindet. Ist dies nicht der Fall, ist die Isolation teilweise angegriffen. Es muss darauf hingewiesen werden, dass man mit dieser Methode noch zu wenig Erfahrung hat und dass es viele Messungen braucht, um daraus brauchbare Schlüsse ziehen zu können. Teilentladungen Dies ist ohne Zweifel das Verfahren, das die besten Auskünfte liefert, da direkt die Folgen der Alterung gemessen werden. Es muss darauf hingewiesen werden, dass dieses Dr. Francis Krähenbühl 8 Diagnose, Monitoring und Lebensdauer Verfahren nur möglich ist, wenn bereits beim Bau der Leitung Messungen durchgeführt wurden. Zudem ist es äusserst empfindlich gegen zahlreiche äussere Störungen. In mehreren Labors laufende Entwicklungen lassen hoffen, dass es bald möglich sein wird, dieses Verfahren auf verhältnismässig zuverlässige Weise im Feld anzuwenden. Die Arbeiten zielen im Wesentlichen darauf ab eine Technik zu entwickeln, um Dr. Francis Krähenbühl die Störungen herauszufiltern, damit nur noch das wirklich vom Kabel oder Zubehör stammende Signal zurückbleibt. Von allen diesen Verfahren ist keines in der Lage, allein der Zustand einer Isolation zu bestimmen. Durch deren Kombination erhält man die zuverlässigsten und sachdienlichsten Informationen. 3 Tabelle 2. Diagnosetechnik für Kunststoff-kabel Zerstörende elektrische Prüfungen Prüfung Kommentar AC-Durchschlagsfestigkeit WeibullStatistik Stossspannung Vor Ort Werte Vorteile Einschränkungen ≥ 10 kV/mm Einfache Prüfung Zahlreiche Proben Einfache Prüfung Zahlreiche Proben Werte Vorteile Einschränkungen Ja 1.5 – 3 U0, 15 min. Einfache Prüfung Gefahr der Zerstörung des Kabels und von Schäden Ja Zu bestimmen Ja Zu bestimmen U < UBetrieb Speisung 50 Hz oder 0.1 Hz Ja Zu bestimmen U < UBetrieb Mangelnde Erfahrung Ja Zu bestimmen Direkte Verbindung zum Durchschlagsmechanismus Quelle ohne Teilentladungen Das Bild verfälschende äussere Störungen Nein Nein Zerstörungsfreie elektrische Prüfungen Prüfung Kommentar AC/DC-Verhalten 50 Hz-oder 0.1Hz Oszillierende Welle Kapazität, tg δ 50 Hz-oder 0.1Hz Depolarisationsströme Teilentladungen 9 50 Hz-oder 0.1Hz Vor Ort Entsprechende Ausrüstung erforderlich, Schäden möglich Nichtelektrische Prüfungen an Materialproben Prüfung Kommentar Vorteile Einschränkungen Morphologie Thermoanalyse (DSC), SAXS usw. Thermische Vergangenheit der Probe Beziehung zur Alterung wenig klar Optische Mikroskopie Länge und Typ der Baumstrukturen Wichtige Information Langwierige Messungen Chemische Analyse Infrarot, UV usw. Sehr empfindlich gegen kleine Änderungen Kostspielige Ausrüstung, schwierige Interpretation Visuelle Kontrolle Eintauchen einer Kabelprobe in Silikonöl auf 120°C Beobachtung des Zustandes des inneren Halbleiters Benötigt eine grosse Probe (ca. 1 m), z.B. nach einem Durchschlag Diagnose, Monitoring und Lebensdauer MONITORING 3 Es wäre interessant, die Entwicklung des Zustandes einer Verbindung laufend verfolgen und dadurch den besten Moment für den Ersatz oder eine Reparatur an der richtigen Stelle mehr oder weniger genau planen zu können. Dazu müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein : 1. Wie bei der Diagnose, die man in einem bestimmten Moment durchführt, muss eine elektrische, physikalische oder chemische Eigenschaft gefunden werden, die sich mit dem Zustand der Verbindung ändert. 2. Dieser Parameter muss einen sicheren Hinweis auf den Zustand des Systems liefern. 3. Der Schwellenwert muss bekannt sein, ab welchem diese Eigenschaft eine wesentliche Verschlechterung des Systems oder eine Gefahr für dieses anzeigt. 4. Diese Eigenschaft muss kontinuierlich messbar sein, und wenn möglich ohne dass diese Messung das System beeinflusst. Für Ölkabel ist es möglich, periodisch eine Probe der Imprägnierflüssigkeit zu entnehmen und die im oberen Abschnitt genannten Eigenschaften zu messen. Daraus erhält man eine Information von einem gewissen Wert, die jedoch nur für den Ort der Entnahme gilt. Für Kunststoffkabel ist das Problem komplexer. Zahlreiche Versuche wurden durchgeführt, insbesondere durch die Messung der Temperatur mithilfe einer Glasfaser. Diese kann in den Kabelaufbau integriert (z.B. in die Abschirmung, in den Leiter, zwischen den Phasen eines dreipoligen Kabels), parallel zum Kabel (z.B. im Moment der Verlegung mit Klebeband an den Aussenmantel geklebt) oder einfach neben dem Kabel verlegt werden. Hierauf kann man die Temperatur über die gesamte Kabellänge kontinuierlich messen. Zieht man die Möglichkeit in Betracht, in Funktion des Ortes, wo sich die Glasfaser befindet, rechnerisch auf die Temperatur des Leiters zu schliessen, ist es noch nicht möglich, irgendeine Information über den Zustand der Isolation zu erhalten. Auf diese Weise erhält man zwar Angaben über die Dimensionierung der Leitung und kann sogar allfällige überhitzte Stellen feststellen, aber die Beziehung zwischen der Temperatur und der Alterung bleibt eine Unbekannte. In relativ naher Zukunft wird es wahrscheinlich möglich sein, die Technik der Messung der Teilentladungen einzusetzen, um die Entwicklung des Zustands einer Kabelverbindung laufend zu verfolgen. Dies ist bereits heute mit Hilfe einer ziemlich einfachen Anpassung des Konzepts der Verbindungsstellen und der Messung der lokalen Teilentladungen an einer bestimmten Stelle möglich. Gewisse Elektrizitätsversorgungsunternehmen verlangen übrigens eine solche Konstruktion, die ihnen die Durchführung von periodischen Messungen gestattet. Was eine kontinuierliche Messung grosser Längen mit der Ortung von eventuellen Fehlern betrifft, haben die laufenden Entwicklungen bereits die Machbarkeit eines solchen Systems gezeigt. Hinsichtlich der anderen in der Tabelle 2 aufgeführten Parameter ist zu sagen, dass sie entweder nicht genügend aussagekräftig sind (tg d, Widerstand, Kapazität), oder dass sie einfach vor Ort nicht messbar sind (Teilentladungskanäle und Water Treeing). Man muss noch einige Jahre zuwarten, bevor ein System bestimmen kann, in welchem Moment ein Kabel und/oder seine Zubehöre ersetzt werden müssen. Dr. Francis Krähenbühl 10 Diagnose, Monitoring und Lebensdauer 11 Dr. Francis Krähenbühl LEBENSDAUER DER KABEL MIT KUNSTSTOFFISOLATION Die Frage, die jeder Netzbetreiber beantworten können möchte, lautet: „Wie gross ist die Restlebensdauer dieses oder jenes Kabels ?“ Alle Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Diagnose oder des Monitoring gehen in dieser Richtung. Es muss jedoch gesagt werden, dass es heute – genau wie für den Menschen – weder ein Instrument noch eine Technik gibt, um diese Frage zu beantworten. Deshalb müssen wir uns mit Approximationen begnügen, was wir in diesem Abschnitt anhand eines vereinfachten Modells versuchen werden, welches das Durchschlagsrisiko in Funktion der Zeit für zwischen 1970 und 2000 hergestellte Kunststoffkabel beschreibt. 3 Annahmen 1. Die erste Annahme ist, dass die Lebensdauerkurve der Kabel derselben Generation eine Gausssche ist. Da unser Ziel darin besteht, ein eher globales Bild der Entwicklung der Dur chschlagswahrscheinlichkeit in Funktion der Zeit zu vermitteln, genügt diese Annäherung. homogener das Material ist. Wenn hingegen das Material sehr heterogen ist, findet eine starke zeitliche Streuung der Durchschläge statt, wobei einzelne Durchschläge bald und andere erst nach vielen Betriebsjahren auftreten. Diese beiden Faktoren sind in der nachstehenden Abbildung 4 dargestellt. 2. Die mit der Umgebung der Kabelverbindung verbundenen Beanspruchungen werden in diesem Modell nicht berücksichtigt, was natürlich nicht richtig ist, jedoch die allgemeinen Schlussfolgerungen nicht verfälscht. Einfluss der Eigenschaften und der Homogenität der Isolation auf die Durchschlagswahrscheinlichkeit derselben Generation in Funktion der Zeit Durchschlagswahrscheinlichtkeit 3. Die Lebensdauer der Kabel derselben Generation ist im Wesentlichen das Resultat von zwei Parametern : den Eigenschaften des Isoliermaterials und seine Homogenität. Jeder dieser beiden Faktoren hat einen anderen Einfluss auf die Lebensdauer des Kabels. Einerseits ist die mittlere Lebensdauer umso höher, je besser die Eigenschaften der Isolation sind, und umgekehrt. Andererseits altern die Kabel auf ähnliche Weise, wodurch der Durchschlag innerhalb eines engeren Zeitraumes eintritt, je Abbildung 4. % 2000 12 10 8 1970 6 1980 4 2 0 0 10 20 30 Zeit [Jahre] 40 50 60 Diagnose, Monitoring und Lebensdauer 1980 wurden merkliche Fortschritte erzielt, was die mittlere Lebensdauer wesentlich erhöht hat. Demgegen- über wurde das Material aufgrund von Lieferungen und/oder Lieferanten von variabler Qualität relativ heterogen mit dem Resultat einer grösseren Streuung der Durchschlagskurve. Gewisse Produkte konnten ausgezeichnet sein, andere sehr schlecht. Schliesslich haben heute die Forschungs- und Entwicklungsbemühungen zu Produkten mit ausgezeichneten Eigenschaften und gleichbleibender Herstellungsqualität geführt. Dadurch erhöhte sich die Lebensdauer auf 50 oder mehr Jahre. Da die Materialien sehr homogen geworden sind, dürfte die Alterung für alle Kabel ziemlich gleich verlaufen, wodurch das Ende der Lebensdauer innerhalb eines relativ engen Zeitraumes eintritt. Lebensdauer der Kabel seit 1970 10 9 8 7 6 5 4 3 2 15 20 25 30 35 Betriebsdauer [Jahre] 40 200 199 0 199 5 198 0 198 5 0 197 5 197 0 hr 10 45 sja 5 50 ng 1 0 55 llu Änderung der Durchschlagswahrscheinlichkeit in Funktion des Herstellungsjahres der Kabel und der Betriebsdauer gemäss dem oberen beschriebenen Modell. 11 te Abbildung 5. % 12 60 He rs Diese Annahmen ermöglichen uns das Erstellen des in Abbildung 5 dargestellten Diagramms der Änderung der Durchschlagswahrscheinlichkeit in Funktion der Zeit und des Herstellungsjahres. Durchschlagswahrscheinlichkeit 3 Man stellt fest, dass bei den 1970 hergestellten Kabeln die mittlere Lebensdauer verhältnismässig kurz war, da die Eigenschaften der verwendeten Materialien ziemlich gering waren. Man befand sich noch in den Anfängen der Kunststoffisolation mit Halbleitern auf der Basis von Graphit oder Umbändelungen. Der Mittelwert der Gaussschen Kurve befindet sich im Bereich von 15 Jahren. Die Streuung (die Standardabweichung) ist sehr klein, da das gesamte Material dieselben Schwächen aufwies. Es war in dieser Beziehung somit relativ homogen, oder sozusagen „überall gleich schlecht". 12 Dr. Francis Krähenbühl Diagnose, Monitoring und Lebensdauer Gewiss kann man einwenden, dieses Modell sei zu stark vereinfacht. Es hat jedoch vor allem den Zweck zu zeigen, wie aufgrund der nach 30 Jahren der Herstellung und Anwendung von Kunststoffkabeln erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen die Lebensdauer dieser Kabel zusammengefasst wie folgt variieren konnte : ● 70er Jahre : verhältnismässig kurze Lebensdauer ● 80er Jahre : Dieser Ansatz und die Verbesserungen, die er noch erfahren wird, dürfte es den Elektrizitätsversorgungsunternehmen ermöglichen, in Funktion des Beschaffungsjahres der Kabelverbindungen den Zeitraum zu ermitteln, in dem ihr vorbeugender Ersatz in Betracht gezogen werden sollte, oder zumindest den Zeitraum, in dem das Ausfallrisiko am höchsten ist. Es liegt an den Betreibern zu entscheiden, ob dieses Risiko tragbar ist oder nicht. grosse Streuung der Lebensdauer ● 90er Jahre : wesentliche Verlängerung der Lebensdauer ; homogene Qualität. SCHLUSSWORT Die Mechanismen, die hinter der Alterung und Verschlechterung der Kabelisolationen stehen, sind heute ziemlich gut bekannt, und ebenso die Techniken, um ihre Auswirkungen und Folgen zu reduzieren. Leider gibt es jedoch noch keine Methode, mit welcher der Zustand eines in Betrieb stehenden Kabels mit genügender Genauigkeit bestimmt werden kann, ausser man entnimmt Proben und analysiert sie auf verschiedene Weise. Überdies gibt es kein zuverlässiges Mittel, um die zeitliche Entwicklung einer Kabelverbindung zu verfolgen. Das Temperatur-Monitoring ist äusserst schwierig zu interpretieren und stösst sehr schnell an seine Grenzen. Die mehr versprechende Messung der Teilentladungen über die gesamte Länge einer Kabelverbindung befindet sich noch in den Anfängen. Es müssen noch Fortschritte gemacht werden, bevor sie allgemein eingeführt werden kann. Schliesslich kann man anhand eines relativ einfachen mathematischen Modells zeigen, wie die bei den Isolierstoffen und ihrer Verarbeitung gemachten Fortschritte zu einer wesentlichen Verlängerung der Lebensdauer der Kabel mit Kunststoffisolation beigetragen haben. Dr. Francis Krähenbühl 13 3 Garniturentechnik 4 Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Garniturentechnik 3 Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser EINLEITUNG In den Netzen der Energieversorgungsunternehmen spielen Kabelanlagen eine wichtige technische und wirtschaftliche Rolle bei der Verteilung elektrischer Energie. Zu einer Kabelanlage gehören die Kabel selbst, die Erd-, Oberflächenund Montagearbeiten sowie die Garnituren für den Anschluss- und die Verbindung der Kabel. Für einen langjährigen, zuverläs- sigen Betrieb müssen alle Teile einer Kabelanlage auf einem vergleichbaren hohen Qualitätsniveau liegen. Aus diesem Grunde werden an die Garnituren hinsichtlich Betriebssicherheit und Lebensdauer die gleichen Anforderungen gestellt wie an die Kabel. 4 LEITERVERBINDUNGEN Die Leiterverbindungen dienen dem Verbinden von Kabeladern, dem Herstellen von Aderabzweigungen sowie dem Anschluss der Kabeladern mit weiteren vor- oder nachgeschalte-ten Apparaten und Bauteilen. Zusätzlich zum Nennstrom müssen alle Leiterverbindungen dem vorgegebenen Kurzschlussstrom standhalten. Die Bemessung der Verbindung richtet sich also nach den thermischen und mechanischen Belastungen an der Kontaktstelle unter Berücksichtigung des Nennund Kurzschlussstromes. Als allgemeine Forderungen an eine Leiterverbindung sind zu nennen : ● geringer und konstanter ohmscher Widerstand, um Spannungsabfall sowie Erwärmung so klein als möglich zu halten ● ausreichende mechanische Festigkeit in Erwartung der auftretenden Kurzschlusskräfte ● falls erforderlich, gute Korrosionsbeständigkeit ● gute Alterungsbeständigkeit auch nach Überlastungen und KurzschIüssen ● einfache und sichere Montage ● Wartungsfreiheit. Grundsätzlich ist zwischen zwei Verbindungstechniken zu unterscheiden : lösbare und nicht lösbare Verbindungen. Leiterverbindungen Nicht Lösbar Lösbar Schraubhülsen Schraubklemmen Kompaktklemmen Steckkontakte Thermische Verbindungsverfahren Löten Schweissen TIG / MIG Alutherm–Verfahren Mechanische Verbindungsverfahren Pressen Bild 1. Verschiedene zur Verfügung stehende Verbindungsverfahren Garniturentechnik Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Lösbare Verbindungen ● Kontaktwiderstand ● Umlenkwiderstand (Stromflussverteilung an der Verbindungsstelle) ● Eigenwiderstand (spez. Widerstand des Materials). Je grösser die Kontaktkraft ist, umso kleiner wird der Kontaktwiderstand und damit die Verbindung qualitativ besser. Bild 2. Spannungsabfall in Abhängigkeit von der Kontaktkraft F Spannungsabfall ∆U 4 Als Iösbare Verbindungen werden im allgemeinen Schraubklemmen im weitesten Sinne verwendet. Die Verbindungsqualität wird durch den elektrischen Widerstand bestimmt, der sich wie folgt zusammensetzt : Schlechte Klemmverbindung Gute Klemmverbindung Kontaktkraft F Die technische Entwicklung im Nieder- und Mittelspannungszubehör hat als Neuheit die Steckverbindung gebracht. Es handelt sich um eine mit Präzision zu bearbeitende Verbindung mit Kontaktstift und Aussenhülse, in welche eine oder mehrere Aussparungen für Kontakt- Nicht lösbare Verbindungen Bei nicht Iösbaren Verbindungen wie Kabelschuhen, KabelhüIsen usw., werden zwei grundsätzliche Verbindungsverfahren unterschieden : ● thermische Verfahren (Löten, HartIöten, Schweissen) ● mechanische Verfahren (Pressen, Nutpressen, usw.) lamellen aus Speziallegierungen eingearbeitet sind. Um ungewolltes Oeffnen zu vermeiden, ist eine äussere oder innere Verriegelung unerlässlich. Diese ist normalerweise mit einer Spannungskontrollmöglichkeit verbunden. 4 Garniturentechnik Löten und schweissen mit Zinnlot Sehr wenig verbreitet ist das Hartlöten der Kabelverbindungen aus Gründen der erhöhten Verarbeitungstemperatur. Das Weichlöten wird hingegen mit Löthülsen vielfach auf Kupferleitern angewendet. Der Verfestigungspunkt bei ca. 180 °C erlaubt Kurzschlusstemperaturen bis 160 °C. Sind mechanische Beanspruchungen zu erwarten, ist von einer Weichlötverbindung abzusehen. Es ist zu beachten, dass bei thermischen Verbindungen, Verarbeitungsund Qualitätsprobleme wie : ● Korrosionsmöglichkeit an der Verbindungsstelle ● zu hohe Wärmezufuhr mit Beschädigung der Leiterisolation sowie AusgIühen des Kupferleiters (Einsatz grosser Hilfsmittel) ● kein universeller Einsatz ● die Sicherheit der Verbindung hängt von der Geschicklichkeit des Monteurs ab ● Kontrolle durch Röntgenprüfungen. dazu führen, dass sich Press- und Nutpressverfahren immer mehr gegenüber dem Schweissen und Löten durchsetzen. Die Presstechnik Die Presstechnik kennt verschiedene Arten der Pressung. Die am weitesten verbereitete ist sicher die Sechskantpressung. Dieses Verfahren ist sowohl bei Aluminium- und Kupferleitern, sowie für Rund-, Sektor-, massive und verseilte Leiter anwendbar. Für Leiterquerschnitte bis 185 mm2 kann mit der Handpresse gearbeitet werden, für grössere Querschnitte ist eine hydraulische Presse erforderlich. Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Die Sechskantpressung gewährleistet eine symmetrische Uebertragung der Presskräfte auf den gesamten Leiter und damit eine vorzügliche Stromübertragung. 5 Bild 3. Anwendung der verschiedenen Verformungsmöglichkeiten bei Pressverbindungen Sechskantpressung zum Verpressen von Cu-Rohrkabelschuhen und Verbindern "Normalausführung", Rohrkabelschuhen für Schaltgeräteanschlüsse, Presskabelschuhen und Verbindern DIN 46235 / DIN 46267, Al-Presskabelschuhen und Verbindern. Anwendungsbereich : 6 - 1000 mm2 Dornpressung zum Verpressen von Cu-Rohrkabelschuhen und Verbindern "Normalausführung", Rohrkabelschuhen für Schaltgeräteanschlüsse, Quetschkabelschuhen DIN 46234 und Stiftkabel- schuhen DIN 46230, isolierten Quetschkabelschuhen, Rohrkabeischuhen für feindrähtige Leiter, Nickel-Rohrkabelschuhen und Verbindern. Anwendungsbereich : 0,75 - 400 mm2 Ovalpressung zum Verpressen von Doppelpresskabelschuhen, C-Klemmen, isolierten Rohrkabelschuhen und Verbindern, isolierten Stiftkabelschuhen, Pressverbindern DIN 48217, Preßendbunden, isolierten Kabelverbindungen. Anwendungsbereich : 0,1 - 185 mm2 Kerbung zum Kerben von Cu-Rohrkabelschuhen und Verbindern "Normalausführung", Rohrkabelschuhen für Schaltgeräteanschlüsse, Rohrkabelschuhen für feindrähtige Leiter. Anwendungsbereich : 6 - 400 mm2 Dornpressung zum Verpressen von Cu-Rohrkabelschuhen und Verbindern "Normalausführung", Rohrkabelschuhen für Schaltgeräteanschlüsse, Nickel-Rohrkabelschuhen und Verbindern. Anwendungsbereich: 4 - 95 mm2 Trapezpressung zum Verpressen von Aderendhülsen und Zwillingsaderendhülsen. Anwendungsbereich : 0, 14-185 mm2 Dornpressung zum Verpressen von Aderendhülsen und Zwillingsaderendhülsen. Anwendungsbereich : 0,5 - 35 mm2 Vierkantpressung zum Verpressen von Aderendhülsen und Zwillingsaderendhülsen. Anwendungsbereich : 0,14 - 10 mm2 Rollpressung (Crimpung) zum Verpressen (Crimpen) von nicht isolierten Flachsteckverbindungen und Aderendhülsen DIN 46228, Teil 2. Anwendungsbereich : 0,1 - 6 mm2 Rundpressung von Sektorleitern 90' und 120'. Anwendungsbereich : 10 sm - 300 sm, 35 se - 300 se Vierdornpressung zum Verpressen von Cu-Rohrkabelschuhen und Verbindern "Normalausführung", Rohrkabelschuhen für Schaltgeräteanschlüsse, Presskabelschuhen und Verbindern DIN 46235 / DIN 46267, Rohrkabelschuhen für feindrähtige Leiter, Al-Presskabelschuhen und Verbindern, Quetschkabelschuhen DIN 46234 und Stiftkabelschuhen. Anwendungsbereich : 10 - 300 mm2 Vierpunktpressung zum Verpressen von gedrehten Rundsteckern und Steckbuchsen. Anwendungsbereich : 0,1 - 4 mm2 4 Garniturentechnik jedes Presssystem ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Leiterdurchmesser und lnnen- sowie Aussendurchmesser der Presshülse vor und nach der Pressung. Die heutigen Presswerkzeuge sind so konstruiert und ausgelegt, dass der Verpressungsgrad automatisch begrenzt ist und vom Montagepersonal nicht mehr beeinflusst werden kann. Eine gute und regelmässige Qualität der Pressverbindung ist somit garantiert. Übergangswiderstand Rü Mechanische Haltekraft 4 Wie bei der Schraubverbindung ist der Kontaktwiderstand das entscheidende Gütemerkmal einer Pressverbindung. Das folgende Bild zeigt den Gesamtwiderstand (Klemmenwider-stand, in der Literatur auch Uebergangswiderstand genannt), sowie die mechanische Haltekraft in Abhängigkeit der Presstiefe. Für eine gegebene Presslänge existiert ein optimales Feld für die Presstiefe, bei dem ein hinreichend kleiner Uebergangswiderstand bei unverminderter mechanischer Haltekraft gewährleistet ist. So existiert für Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Bild 4. Uebergangswiderstand und mechanische Haltekraft einer Sechskantverbindung in Abhängigkeit der Presstiefe Mechanische Haltekraft günstiger Pressbereich Rü Kontaktkraft F Das Schweissverfahren Das aluminothermische Schweissverfahren (auch Thermitschweissen genannt) wird wie das TIG- und MIG-Schweissen für Spezialfälle in der Hochspannungstechnik angewendet. Durch qualifiziertes und gutausgebildetes Personal sowie dem Kabel angepassten Kühlsystemen, wird die Leiterisolation vor Überhitzung und Alterung geschützt. Als grosser Vorteil ist die equidiametrale Leiterverbindung hervorzuheben, welche die Feldführung bei Muffen zwischen kunststoffisolier- ten Kabeln wesentlich erleichtert. In Anbetracht des Aufwandes ist diese Montageart sehr beschränkt. NEXANS SCHWEIZ hält für ihre Kunden diverse Anschluss- und Verbindungselemente wie folgt bereit : ● Schraub- und Presskabelschuhe ● Schraub- und Pressanschluss ● Einfach- und Kompaktschraubklemmen mit Isolation ● Steckverbinder. 6 Garniturentechnik 7 Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser POTENTIALVERHÄLTNISSE UND FELDSTEUERUNGSPRINZIPIEN Die Führung des elektrischen Feldes im Kabelzubehör hängt von der Feldführungsart im zugehörigen Kabel ab. Alle Niederspannungskabel haben ein offenes elektrisches Feld, weIches die Leiterisolation durchdringt. Daher sind für das Niederspannungszubehör keine speziellen Massnahmen zu treffen. Die Gürtelkabel mit Papierisolation bis 10 kV haben ein gemeinsames elektrisches Feld über alle drei Phasen mit einem gemeinsamen Bleimantel. Die höhere Spannung erfordert beim Kabelanschluss grössere Abstände zwischen den Pha- sen und gegen Erde. Das Feld ist nur indirekt geführt. Alle weiteren Kabel für Mittelund Hochspannung (ab 3 kV für kunststoffisolierte Kabel), sind mit einem Höchstädterschutz versehen. Das elektrische Feld ist hier durch zwei konzentrische Zylinder aus Halbleitermaterial innerhalb und ausserhalb der Leiterisolation gleichmässig geführt. 4 Der Übergang auf ein offenes Feld (Freileitung, offene Sammelschiene), oder auf eine andersartige Feldform, erfordert dann eine korrekte Feldführung beim Übergang. Keine elektrische Feldsteuerung In der Leiterisolation eines Kabels mit Höchstädterschutz sind die Equipotentiallinien sehr regelmässig verteilt. Am Ende des äusseren Erdschirmes ergibt sich zwangsweise eine erhöhte Konzentration der Feldstärke, welche ohne Gegenmassnahmen zu Teilentladungen führt. Als Folge wird über kurz oder lang ein Durchschlag erfolgen. 70% 60% 50% Luft εr ~1 40% 30% 80% 20% 90% 10% äussere Leitschicht geerdet Isolation εr ~2,3 Leiterglättschicht Leiter Um diese Teilentladungen und damit einen Ueber- oder Durchschlag zu vermeiden, ist eine der folgenden Massnahmen zu ergreifen : ● Geometrische Feldsteuerung ● Ohmsche (resistive) oder refraktive Feldsteuerung ● Feldsteuerung mit zinkoxidbelag. Bild 5. Feldlinien am Ende der äusseren Leitschicht ohne Feldsteuerung Garniturentechnik 8 Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Geometrisch/kapazitive Feldsteuerung 4 Der äussere Erdschirm wird in hyperbolischer Form mit progressiver Oeffnung verlängert. Dieser Feldsteuertrichter muss der Kabelisolation angepasst sein und metallisch oder halbleitend sein. Als selbstverständlich wird jedoch angenommen, dass im Inneren des Feldsteuertrichters eine Vergussmasse oder ein Material mit ähnlicher Dielektrizitätskonstante wie die der Leiterisolation verwendet wird. Dies verhindert eine Brechung der Equipotentiallinien beim Übergang zwischen benachbarten Materialien. 50% 40% Feldlinien am Ende der äusseren Leitschicht bei geometrischkapazitiver Feldsteuerung 30% 60% Luft εr ~1 20% 70% EPDM-Keule εr ~2,6 Bild 6. 10% Feldsteuerungstrichter 80% 90% äussere Leitschicht geerdet Isolation εr ~2,3 Leiterglättschicht Leiter Ohmsche (resistive) oder refraktive Feldsteuerung Diese Art der Feldsteuerung wird in der Mittelspannung für das Schrumpfzubehör angewendet. ger als üblich, wobei die Feldlinien beim MateriaIübergang sehr stark gebrochen werden. Der äussere Erdschirm wird durch ein hochohmiges (ohmsche Feldverteilung) oder refrakti-ves (kapazitive Feldverteilung) Material verlängert. Das elektrische Feld wird aus Gründen der hohen Dielektrizitätskonstante des gewählten Materials (Faktor 10 gegenüber der Leiterisolation) in die Leiterisolation zurückgedrängt. Die Endverschlüsse werden dadurch län- Wegen der höheren Wärmeverluste (hohe Dielektrizitätskonstante) ist diese Feldsteuerungsart auf die Mittelspannung beschränkt. Isolation εr ~2,3 Innen Leitschicht 60% 40% Feldlinien am Ende der äusseren Leitschicht bei ohmscher (resistiver) oder refraktiver Feldsteuerung 30% Luft εr ~1 20% 10% Kreichstromfester Schlauch εr ~2,5 50% Bild 7. 70% 80% 90% Äussere Leitschicht Geerdet Leiter Garniturentechnik Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser 9 Zinkoxidbelag Die Zinkoxidfeldsteuerung ermöglicht die kontinuierliche Fertigung der Produkte. Im unterschield zur refraktiven Feldsteuerung wird der Steuerbelag auf der gesamten Produktlänge aufgebracht was bei der Herstellung vorteile bringen kann. 4 AUSFÜHRUNGSFORMEN VON MITTEL- UND NIEDERSPANNUNGS-KABELGARNITUREN Montagetechniken Eine vergleichende Übersicht sowie Vor- und Nachteile von verschiedenen Montagetechniken zeigt die nachfolgende Tabelle. Technik Vorteil Nachteil Aufschiebtechnik fabrikfertige und geprüfte Garnitur, Ähnliche sofort einschaltbereit, kurze Montagezeit, Querschnittsbereiche wie geringes Montagerisiko, z.T. auch Warmschrumpftechnik universell anwendbar (Feldsteuerkörper) Warmschrumpftechnik universell anwendbar, sofort Flamme erforderlich einschaltbereit, kurze Montagezeit, (Warmschrumpftechnik), geringes Montagerisiko, gleiches Güte der fertigen Garnitur Bauteil für mehrere Querschnitte stärker montageabhängig verwendbar als bei Aufschiebetechnik (Warmschrumpfprozess) Kaltschrumpftechnik universell anwendbar, sofort einschalt- Sortiment noch im Aufbau bereit, kurze Montagezeit, geringes (grosse Querschnitte) Montagerisiko, gleiches Bauteil für viele Querschnitte verwendbar Wickeltechnik universell anwendbar, sofort geschultes Personal, einschaltbereit, folgt Wärmedehung relativ lange Montagezeit, grosse Sorgfalt erforderlich Garniturentechnik Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Stand der Technik von Mittelspannungs-Garnituren Endverschlüsse 4 Aufbau und Konstruktion der Endverschlüsse sind abhängig von der Spannung und der Art der abzuschliessenden Kabel sowie vom Einsatzort der Endverschlüsse. Nach dem Einsatzort unterscheidet man zwischen Freiluft- und Innenraumendverschlüssen. Aufgabe eines Endverschlusses ist der feuchtigkeitsdichte Abschluss eines Kabels und dessen elektrisch sicherer Anschluss an ein Betriebsmittel. gerechten ein- und dreiadrigen Polymer Kabeln für Innenraumund Freiluftbetrieb möglich. Die Steuerung der elektrischen Felder erfolgt mittels integriertem Deflektor aus leitendem Silikonkautschuk. Die Feldsteuerung erfolgt hier nach dem geometrisch-kapazitiven Prinzip. An Freiluft-Endverschlüsse werden besondere Anforderungen hinsichtlich der Witterungs- und Umwelteinflüsse gestellt. ● Aufschiebeendverschlüsse Mit Aufschiebeendverschlüssen liegen schon seit Anfang der siebziger Jahre gute Erfahrungen in grossem Umfang vor. Die Montage dieser fabrikgefertigten Garnituren aus Silikonkautschuk ist denkbar einfach. Aufgrund der hohen Elastizität ist der Einsatz auf allen norm- ● Dank neuen Silikonmischungen mit grösserer Dehnbarkeit können heute Aufschiebe-Endverschlüsse angeboten werden, bei welchen ein Bauteil einen breiten Querschnittsbereich abdeckt. Warmschrumpfendverschlüss Neben der weit verbreiteten Aufschiebtechnik behaupten sich seit vielen Jahren auch die Warmschrumpfendverschlüsse, bei deren Montage aufgeweitete Formteile mit einer offenen Flamme erwärmt und auf das Kabel aufgeschrumpft werden. Durch eine Beschichtung der Innenseiten der Formteile mit heissschmelzendem Kleber wird die Grenzschicht zwischen Kabel und Schrumpfteil abgedichtet und somit das Eindringen von Feuchtigkeit und Fremdstoffen verhindert. Bild 9. Warmschrumpf-EV für Innen- und Aussenmontage Bild 8. Aufschiebe-EV Typen AIN und AFN für Innen- und Aussenmontage 10 Garniturentechnik ● 11 Kaltschrumpfendverschlüss Kaltschrumpfendverschlüsse sind in entsprechender Bauform für kunststoffisolierte Ein- und Dreileiterkabel unter Innenraumund Freiluftbedingungen geeignet. Die Feldsteuerung wird so gewählt, dass sie im Durchmesser wenig aufträgt. Statt der kapazitiven Methode – Abbau des elektrischen Feldsteuertrichters – werden hier Materialien mit speziellen elektrischen Eigenschaften eingesetzt. Für die refraktive bzw. resistive Methode kommen Elastomere mit sehr hoher Dielektrizitätskonstante bzw. mit nichtlinearen Widerstandsketten zum Einsatz. Bei der Montage wird der Endverschluss über das vorbereite Kabelende geschoben positioniert und die Stützrohre herausgezogen. Beim Schrumpfvorgang wird das vorgedehnte Material entspannt und schrumpft mit bleibendem radialem Anpressdruck auf das Kabel auf. Steckanschlüsse ● Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Einleitung Kabelsteckteile, auch als Steckendverschlüsse, Kabelstecker oder früher als Anschlussstecker bezeichnet, stellen eine Sonderform des Endverschlusses in Aufschieboder Schrumpftechnik, kombiniert mit einer Steckverbindung für den Anschluss eines Kabels an eine Anlage oder ein Gerät, dar. Aufgrund der starken Zunahme der Bedeutung dieser unter Innenraum- und Freiluftbedingungen einsetzbaren Kabelsteckteile werden sie hier gesondert behandelt. Bei Steckanschlüssen wird das auf das Kabelende montierte Kabelsteckteil mit dem Gegenstück, dem Geräteanschlussteil, verbunden, wobei man je nach Herstellung der Verbindung von steck- oder schraubbaren Anschlüssen spricht. Das Steckteil darf nicht als Schaltelement betrachtet werden, d.h. Herstellen und Lösen der Verbindung sind nur im strom- und spannungslosen Zustand zulässig. Unabhängig von den vielfältigen und weiter unten näher erläuterten konstruktiven Ausführungen wurden – je nach Lage des konusförmigen Isolierkörpers im Geräteanschlussteil – grundsätzlich zwei unterschiedliche Bauformen in der Norm festgeschrieben. Bild 10. Kaltschrumpf-EV Typen ITK und FTK für Innen- und Aussenmontage 4 Garniturentechnik ● 12 Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Aussen- und Innenkonussystem Geräteanschlussteil Steckendverschluss Bild 11. Schematische Darstellung von Aussen- und Innenkonussystem 4 AussenKonusSystem (DIN 47 636) InnenKonusSystem (DIN 47 637) ● Einsatz der Steckertechnik in gekapselten Schaltanlagen und bei Trafoanschlüssen Seit Beginn der achtziger Jahre werden in zunehmendem Mass metallgekapselte Schaltanlagen eingesetzt. Speziell das Isoliergas SF6 ermöglichte den Bau sehr kompakter Anlagen, was sich auch auf die Anschlusstechnik auswirkte und eine rasche Weiterentwicklung der Kabelsteckteile auslöste, da der Einsatz herkömmlicher Endverschlüsse ohne zusätzliche Kapselung mit offenem Spannungspotential an den Kabelschuhen aufgrund der geringen Polmittenabstände zu Problemen führte. Zudem liessen sich so die Vorteile der gekapselten Anlagentechnik wie Berührungssicherheit, Umweltunabhängigkeit und War- tungsfreiheit nicht ausschöpfen. Daher wuchs die Bedeutung der Kabelsteckteile von der ursprünglichen Anwendung des berührungssichern Anschlusses von Transformatoren schnell auf den heute weit verbreiteten Einsatz in gekapselten Schaltanlagen an. Bild 12. Anschluss von Mittelspannungskabel an eine Schaltanlage mittels Kabelsteckern Garniturentechnik ● 13 Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Bauformen von Steckendverschlüssen Die Norm sieht folgende Nennstromklassen und Kontaktsysteme für das weitverbreitete Aussenkonussystem vor : Bezeichnung Nennstrom Nennspannung Kontaktsystem Interface A 250 A 12 – 24 kV Steckkontakt Interface B 400 A 12 – 36 kV Steckkontakt Interface C 630 A* 12 – 36 kV Schraubkontakt Interface D 800 A 12 – 24 kV Schraubkontakt Interface E 1250 A 12 – 36 kV Schraubkontakt * Z.T. sind heute Produckte für Neuenstationen bis 1250 A erhältlich Ein typischer Steckendverschluss besteht aus folgenden Komponenten : ● einteiliger Elastomer-Isolierkörper mit integrierten Steuerelektroden und dickwandiger, leitfähiger Aussenhaut als Berührungsschutz ● Kabeladapter ● Pressanschlussbolzen ● Schraub- oder Steckkontakt ● Erdungs- und Abdichtmaterial Die Montage erfolgt ähnlich wie bei einem normalen vorfabrizierten Aufschiebeendverschluss und ist einfach und rasch zu bewerkstelligen. Die von NEXANS Schweiz angeboten, berührungsicheren Steckendverschlüsse ohne metallische Umhüllung, sowie deren Einsatzmölichkeiten und Zubehöre sind aus den nachfolgenden Tabellen ersichtlich : Bild 13. Typischer berührungsicherer Steckendverschluss mit dickwandiger leitfähiger Aussenhaut als Berührungschutz 4 Garniturentechnik Verbindungsmöglichkeiten Interface A 4 250 A Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser 14 Garniturentechnik Verbindungsmöglichkeiten Interface B Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser 15 400 A 4 Garniturentechnik Verbindungsmöglichkeiten Interface C 4 630 A Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser 16 Garniturentechnik Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser 17 Für besondere Anwendungen können Steckendverschlüsse mit Metallgehäuse zur Anwendung kommen. Bild 17. 4 Steckendverschlüsse mit Metallgehäuse Bauformen, Nennströme, Kontaktsysteme sowie verfügbares Zubehör wie bei den Steckendverschlüssen ohne Metallgehäuse. ● Ueberspannungsableiter Wo Anlagen mittels Überspannungsableitern geschützt werden sollen, sind Metall-OxidAbleiter in Steckerform wie unten abgebildet erhältlich. Bild 18. Überspannugsableiter in Steckerform mit dickwandiger, leitfähiger Aussenhaut Muffen Aufbau und Konstruktion der Muffen sind abhängig von der Spannung, der Art der zu verbindenden Kabel und der zu erwartenden Kurzschlusskräfte. Sie haben die Aufgabe, die Kabel elektrisch sicher miteinander zu verbinden, mechanischen Schutz zu gewähren und die Innenbauteile gegen Feuchtigkeits- zutritt und Korrosion zu schützen. Die Innenbauteile dienen der Leiterverbindung und der Wiederherstellung der ursprünglichen Kabelisolierung. Bei fabrikmässig vorgefertigten Ausführungen sind Isolierung, Feldsteuerung und Schutzhüllen oft zu Funktionseinheiten zusammengefasst. Garniturentechnik ● Aufschiebemuffen Wie bei den Aufschiebe-EV liegen seit den Siebzigerjahren mit vorgefertigten Aufschiebemuffen gute Erfahrungen vor, allerdings wird diese Technik heute zusehends durch die montagefreudlicheren kalt Schrumpfprodukte konkurrenziert. Eine spezielle Anwendung bietet die aufschiebbare Abzweigmuffe z.B. anstelle einer Lasttrennschaltanlage. 4 Die aus einem elastischen Silikonkörper mit fest eingegossenen kapazitiven Feldsteuerelementen bestehende Abzweigmuffe wird in den Ausführungen für 10- und 20-kV-Kabel angebo- Eine Interssante Alternative zur Aufschiebe-Abzweigmuffe bietet das modular aufgebaute Steckendverschluss-Sortiment. Durch Kombination verschiedener Steckendveeschlüssen und entsprechendem Zubehör lassen sich Abzweigmuffen bauen die gegenüber einer konventionellen Abzweigmuffe wesentliche Vorteile aufweisen. ● Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Einbau direkt im Erdreich, in einem Muffenschacht oder in einer Kabine ten. Die Leiterverbindung ist in Stecktechnik (unlösbarer Lamellenkontakt) ausgeführt. Nach dem Aufpressen der Hülsen auf die vorbereiteten Kabelenden werden diese in die Steckeraufnahme eingeführt. Über dem Muffenkörper werden die Schirmdrähte mit einem CuGeflechtschlauch verbunden, und der Korrosionsschutz wird mit einem Schrumpfschlauch und einer Abzweigklammer hergestellt. Die Muffe benötigt keine Parkposition; eine 3 m lange Muffengrube ist ausreichend; die drei Leiter können an einer Stelle abgezweigt werden. Bild 19. AufschiebeAbzweigmuffe Typ ASAM 18 Garniturentechnik ● Beherschen von Leiterquerschnitten bis 630 mm2, Nennspannungen bis 36 kV und Nennströmen bis 1250 A ● Bei einbau in einer Kabine oder einem begehbaren Schacht sind einzelne Kabel sehr einfach vom intakten Netz zu trennen. Abzweigmuffe mit Steck-EV in Niederspannungskabine eingebaut Warmschrumpfmuffen Wie bei den Endverschlüssen wird die Warmschrumpftechnik auch bei den Muffen mehr und mehr von der montagefreudlicheren Kaltschrumpftechnik konkurenziert. Noch gibt es aber Anwendungsbereiche bei welchen die Warmschrumpftechnik nach wie vor ausgezeichnete Lösungen bietet (grosse Querschnitte). 19 4 Bild 20. Bild 21. ● Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Bild 22. Warmschrumpfmuffe Garniturentechnik ● 4 Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Kaltschrumpfmuffen Die Montage der Kaltschrumpfmuffen, bei denen Isolierkörper mit integrierter refraktiver Feldsteuerung, Glättungselektrode und äussere Abschirmung inkl. Kupferstrumpf und Aussenmantel eine Einheit bilden, erfolgt durch Herausziehende Stützrohre, wobei sich das vorgedehnte Material entspannt und mit einem bleibenden radialen Anpressdruck auf das Kabel aufschrumpft. Bild 23. KaltschrumpfVerbindungs- und Übertragungsmuffen Kaltschrumpfmuffen werden für die Verbindung kunststoffisolierter Kabel eingesetz, und auch als Übergangsmuffen für den Übergang papierisolierter Kabel auf Kunststoffkabel. Stand der Technik von Niederspannungs-Garnituren Endverschlüsse Für Kunstoffkabel ist in Innenräumen nicht zwingend ein Endverschluss erforderlich. Papierisolierte Kabel verlangen stets Endverschlüsse, die druckfest sein müssen, um die ölimprägnierte Papierisolierung gegen Feuchtigkeit zu schützen und bei Erwärmung des Kabels einen Masseaustritt zu verhindern. Heute sind Innenraumendverschlüsse im Niederspannungsbereich von untergeordneter Bedeutung, da praktisch nur noch Kunststoffkabel verwendet werden. Bei Freiluftbetrieb sind Endverschlüsse grundsätzlich erforderlich, um das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern. Bei Niederspannungsendverschlüssen steht die Schrumpftechnik heute im Vordergrund. Bild 24. NiederspannungsSchrumpfendverschluss 20 Garniturentechnik Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser 21 Muffen Im Bereich der Niederspannung werden heute sehr oft Schrumpfmuffen aber auch Giessharzmuffen mit Kunstoff- oder Gussgehäuse eingesetzt. 4 Bild 25. NiederspannungsSchrumpfmuffe Bild 26. NiederspannungsAbzweigmuffe mit Gussgehäuse HOCHSPANNUNGS-GARNITUREN Die umfassende Behandlung des Gebietes der HochspannungsGarnituren würde den Rahmen des vorliegenden Aufsatzes sprengen. NEXANS Schweiz fertigt Hochspannungs-Garnituren für Polymer – sowie für Oeldruck-Kabel bis 500 kV. ● Cross-bonding Muffen ● Uebergangsmuffen. Einen umfassenderen Ueberblick über die Hochspannungs-Garnituren vermittelt die Broschüre "Garnituren für HochspannungsKunststoffkabel". Das Sortiment umfasst u.a. folgende Garnituren : ● Freiluft-Endverschlüsse ● Innenraum-Endverschlüsse ● Transformator-Endverschlüsse ● GIS-Endverschlüsse ● Verbindungsmuffen ● Verbindungsmuffen mit Erdung Bild 27. Aussenendverschluss für 400 kV mit Kunststoffisolator Garniturentechnik 22 Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser DIVERSE GARNITUREN UND DIENSTLEISTUNGEN Befestigungsmaterial 4 Kabelganituren sind immer zug- und druckentlastet zu montieren. Es wird daher empfohlen, 50 – 80 cm von der Garnitur entfernt in jedem Falle eine Befestigungsbride anzubringen. Es stehen für die verschiedenen Anwendungsfälle Elastomerbriden und Metallbriden aus Aluminium mit oder ohne Gummieinlagen zur Verfügung. Für YT-Kabel wurden spezielle Brideneinlagen entwickelt. Bild 28. Befestigunsbride aus Elastomer Typ BCT Bild 29. Befestigungsbride aus Kunststoll Typ KOZ Bild 30. Brideneinlage Typ BE für 3-Einleiterkabel Auf in Rohrblöcken verlegte Kabel übt der Strassenverkehr oft Vibrationen aus, welche zum Kriechen der Kabel führen, was durch lastabhängige Kabeldehnungen noch verstärkt werden kann. Bei derartigen Fällen, wird der Einsatz von breiteren Befestigungsbriden oder kurzen Verankerungsbriden mit oder ohne Gummieinlage empfohlen . Bild 31. Verankerungsbride Typ BAF Garniturentechnik 23 Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser Bei grösserem Gefälle sind Verankerungsbriden unerlässlich. Die Haltekraft beträgt 80 – 100 kg pro 100 mm Bridenlänge. 4 Bild 32. Verankerungsbride Typ BA Spezielle Befestigungsprobleme lösen NEXANS-Spezialisten gerne in Zusammenarbeit mit den Kunden. Das Lieferprogramm von NEXANS Kabel Schweiz unfasst ferner sämtliches Erdungsmaterial, sowie Überspannungsableiter für den Betrieb von Kabeln mit isolierten Mantelenden. Werkzeuge Eine zuverlässige, rationelle Garniturenmontage beginnt mit der Wahl des richtiges Werkzeuges. Alcatel Kabel Schweiz bietet seinen Kunden ein europaweit bewährtes Werkezugsortiment an, welches von Kabelspezialisten entwickelt und über Jahre im praktischen Einsatz zur Reife gebracht wurde. Es deckt die gesamte Palette der Energie-, Telecom- und Glasfasertechnik ab. Als Grundsatz gilt das Arbeiten ohne Messer. Eine multifunktionale Abmantelzange erlaubt die Ausführung des : ● Längsschnittes ● Rundschnittes ● Mantelabziehens. Dies gilt für alle Kabel- und Schichtdicken jeweils mit durchmesserangepassten Zangen. Für Mittelspannungskabel werden kombinierte Werkzeugkoffer mit Abmantelzange, Halbleiterschälgerät, Abisoliergerät und Konusschneider angeboten. Bild 33. Alroc – werkzeug Garniturentechnik Dienstleistungen Im Zusammenhang mit der Lieferung von Kabelgarnituren bietet NEXANS Schweiz folgende Dienstleistung an : 4 ● Beratung des Kunden bei der Wahl von Kabelgarnituren ● Technische Schulung des Kundenpersonals anlässlich von Betriebsleiterkursen, Monteurkursen etc… ● Kundenschulung vor Ort ● Montage von Kabelgarnituren durch Spezialisten von NEXANS Schweiz ● Fehlerlokalisation und Fehlerbehebung im Störungsfall ● Pikettdienst hotline 24h/24h Tel. 032/727.50.20 Peter Bracher Werner Jenni Jean-Paul Ryser 24 Montageabteilung 5 Anton Marro Hanspeter Bosshard Montageabteilung Anton Marro Hanspeter Bosshard 3 DIENSTLEISTUNGEN Für unsere Kunden sowie unsere internen Stellen sind wir Ansprechpartner für die praktische Ausführung der Montagearbeiten. Unsere Dienstleistung für Kunden ● Technische Auskünfte über Verlegung und Montage ● Koordination von Montagepersonal, Maschinen, Kabel auf Baustelle ● Organisation und Überwachung von Baustellen ● Unterbreiten von Lösungsvorschlägen bei schwierigen Kabel-verlege Projekten ● Abrechnungswesen ● Einsatz bei Störfällen ● Ausbildung und Schulung in unseren Mittelspannungskursen. Unsere Dienstleistung für interne Stellen ● Das erstellen von Offerten, für Kabelverlegung und Montagen ● Die technische Unterstützung für Ausführungen ● Die Koordination von pünktlichen Auslieferungen der Kabel und Zubehören ● Die Organisation von notwendigen Geräten, Maschinen und Werkzeugen für Montagepersonal auf den Baustellen ● Die Einteilung von Montagepersonal auf Baustellen. Montagepersonal Wir betreuen mit unserem Montagepersonal pro Jahr etwa 300 Baustellen. Durch die heute kurzfristig terminierten Aufträge und deren Vielfalt an zu verarbeitenden Zubehören, sowie dem Trend, zu immer weniger Personal, sind unsre Monteure Bivalent ausgebildet. Unser Montagepersonal verlegt jeden Kabeltyp ● Vom Lichtwellenleiter – bis hin zum 420 kV Hochspannungskabel im Unterland sowie Hochgebirge oder See ● In Auto- und Bahntunnel sowie in Kabel- Wasserstollen. 5 Montageabteilung Anton Marro Hanspeter Bosshard Unser Montagepersonal montiert ● Muffen- und Endverschlusszubehöre in der Niederspannungsbis zur 420 kV Hochspannungsebene. Unser Montagepersonal repariert und saniert 5 ● Oel-, Gas-, Masse-, Kunstoffkabel- Anlagen und deren Zubehöre. TRANSPORT Die Kabel und Zubehöre werden auf dem Land-, Wasser- oder Luftweg Auf die Baustellen transportiert. Mit Zug Mit Lastwagen Mit Schiff Mit Helikopter 4 Montageabteilung Anton Marro Hanspeter Bosshard 5 MONTAGEN Anspruchsvolle Montagen benötigen gutes Equipment. Kabelwagen mit einem Fassungsvermögen der Kabeltrommeln bis zu 3.8 m Durchmesser 5 Kabelwagen : Typ Rochat, Fassungsvermögen Kabeltrommel max. 3.8 m Durchmesser Kabelwagen : Typ Isar, Fassungsvermögen Kabeltrommel max. 3.4 m Durchmesseer Verlegebock : Fassungsvermögen von 3 Kabeltrommeln max. 3.0 m Durchmesser Montageabteilung Zugmaschinen mit bis zu einer Zugkraft von 2t - 6 t Winde 5t : Zugseillänge individuell einsetzbar durch wechseln der Seiltrommeln. 5 Winde 4t : Zugseillänge beschränkt, Seiltrommel nicht auswechselbar. KABELVERLEGUNG Die meist verlegten Kabeltypen XKDT XDALUT Anton Marro Hanspeter Bosshard 6 Montageabteilung 7 Anton Marro Hanspeter Bosshard XKDT – Y XKDT – YT 5 XKDT – FT BERECHNUNG DER AUFTRETENDEN ZUGKRÄFTE F = G•L•μ Wobei-: F : Endzug [ daN ] G : Kabelgewicht [ kg/m ] L : Trasselänge [m] μ : Reibungskoeffizient Reibungskoeffizient Einzug µ auf Verlegerollen 0,15 – 0,30 in Zementrohr 0,25 – 0,40 in Kunststoffrohr – mit Spezialfett 0,15 – 0,25 – mit Wasser 0,15 – 0,30 – mit Wasser und Spezialfett 0,10 – 0,20 Montageabteilung 8 Anton Marro Hanspeter Bosshard ZULÄSSIGE ZUGKRAFT AM LEITER Wobei-: 5 Fadm : zulässige Zugkraft [ daN ] A: totaler Querschnitt der Leiter [ mm2 ] ∂adm : zulässige Zugbeanspruchung [ daN / mm2 ] Fadm = A • ∂adm Zulässige Zugbeanspruchung ∂adm Kabel Kupferkabel Einleiter 6 kg/mm2 Kupferkabel Dreileiter 4 kg/mm2 ZULÄSSIGE ZUGKRAFT AUF EINER ARMIERUNG Zugschlaufe fest verpresst mit der Kabelzugarmierung. Fadm = X • D wobei : Fadm : zulässige Zugkraft [ daN ] D: X: Durchmesser über der Armierung [ mm ] Faktor für Armierung Faktor X für Armierung Armierung Durchmesser X einfache < 35 mm 20 einfache > 35 mm 30 doppelte FF oder RR 40 Montageabteilung 9 Anton Marro Hanspeter Bosshard MINIMALE KRÜMMUNGSRADIEN VON KABELN Die in nachstehender Tabelle angegebenen Koeffizienten sind mit dem äusseren Kabeldurchmesser zu multiplizieren. Kabeltyp Bei Verlegung Bei Montage 5 Schwachstrom armiert unarmiert armiert unarmiert Paierisolation 15 10 12 7.5 Kunstoffisolation 12 8 10 7.5 Erd + Luftkabel 20 20 15 15 Freileitungs – Erdseil 25 25 20 20 Lichtwellenleiter Kabeltyp Bei Verlegung Bei Montage Niederspannung Einleiter Mehrleiter Einleiter Mehrleiter Papierisolation 15 12 10 7.5 Kunstoffisolation TT, X 12 10 10 7.5 EPR 10 8 10 7.5 Papierisolation 20 15 12.5 10 Oel,- Gaskabel 20 20 12.5 10 U < 30 kV 15 12 12.5 10 U > 30 kV 20 20 15 10 U < 30 kV 10 10 10 7.5 U > 30 kV 20 20 15 10 Hochspannung XLPE EPR Äusserer Kabeldurchmesser x Koeffizient = Min. Krümmungsradius Montageabteilung 10 Anton Marro Hanspeter Bosshard ÜBERTRAGUNG DER LEITERZUGKRÄFTE AUF DEN MANTEL Die Zugbeanspruchung auf den Leiter ist gegeben durch die Summe der Reibungskräfte der Kabelelemente gegen das Schutzrohr. 5 Bei einem grossquerschnittigen Kabel, z. B. 1 x 400 mm2, 20 kV, Typ XKDT, mit einem Gewicht von ca. 5 kg pro Laufmeter, wiegt das Phasenbündel 15 kg/m. Während des Einzuges sind zwei Phasen mit dem Rohr in Kontakt. Die Erfahrung zeigt, dass der Reibungskoeffizient µ unter oder gleich 0,15 liegt. Die Reibungsbeanspruchungen erreichen somit pro Meter und Kabel : ΔF = P•μ (kg/m-1) P = Kabelgewicht pro Längeneinheit μ = Reibungskoeffizient = 0,15 Δ F = 15- • µ = 2,25 daN/m L F1 Kabelaussenseite F F1 = F2 + F Leiter PE – Rohr 120 Kabel Beispiel- 3P = P1 2 cos α Kabel 1 x 400 mm2 XKDT P = 5,0 kg/m P1 O / = ~40 mm ~ P1 = 2 3•5 = 9,74 kg cos 40° • Δ F = 9,74 • ~ 1,5 daN/m µ = α ~= 40° α Montageabteilung Anton Marro Hanspeter Bosshard 11 Bei gebündelten Kabeln in Typ XKT/GKT-Y oder -YT kann auf kurzen Strecken nur eine Phase in Kontakt mit dem Schutzrohr sein, d. h. dass in diesem Falle die Reibungskraft einen höheren Wert erreichen kann. In beiden Fällen liegen diese Kräfte weit unter denen einer manuellen Verlegung. P 5 ANPRESSKRÄFTE Die Anpresskraft bei einem geradlinigen Einzug ist natürlich vernachlässigbar, weil sie sich nur auf das Kabelgewicht selbst beschränkt. Diese Kräfte werden gegeben durch die Formel : Bei Kurven unter starkem Zug können diese Kräfte ansteigen, ohne jedoch gefährliche Werte zu erreichen, insofern die Verlegevorschriften eingehalten werden. Bei Verlegung von Einleiterkabeln teilt sich die Anpresskraft auf zwei Phasen auf. Z0 = F • Sin-β r•π• β 360 Z0 : Andruckkraft (daN/m) Z : Andruckkraft (daN/m) F : Zugkraft (daN) r : Biegeradius (m) β : Kurvenwinkel (°) Beispiel 20kV 3 x (1 x 240 mm2) : XKDT Max. zulässige Zugkraft : 3 x 240 x 6 = 4320 daN Kurvenwinkel : 90° Radius : 4 m 4320 • 1 Z0 = = 1375 daN/m 4 π • 0,25 Z = 1375 ~ 890 daN/m = cos α • 2 Z Z0 Z0 2 α Z Montageabteilung Bei Verlegung von verdrillten Kabeln wird teilweise nur eine Phase in Kontakt mit dem Rohr sein. 12 Anton Marro Hanspeter Bosshard Beispiel20kV 3 x (1 x 240 mm2) : XKDT-Y ou YT Max. zulässige Zugkraft : 2 x 240 x 6 = 2880 daN Kurvenwinkel : 90° Radius : 4 m 5 Dieser Wert scheint hoch zu sein, muss aber relativiert werden: er entspricht in etwa der Beanspruchung, wenn eine Person auf ein Kabel tritt, was natürlich nicht gefährlich ist. Z = Z0 = 2880 = 920 daN/m 4 π • 0,25 Alle möglicherweise vorkommenden Beanspruchungen wurden im Labor reproduziert, aber mindestens mit dem Faktor 2 multipliziert. Langzeitversuche unter Spannung zeigen klar und deutlich, dass derartige Beanspruchungen keinerlei Einfluss auf die Kabellebenserwartung haben. VERLEGUNG MIT HÖHENUNTERSCHIED Verlegung immer von oben nach unten. Z0 = Z Montageabteilung 13 Anton Marro Hanspeter Bosshard VERLEGUNG MIT HINDERNISSEN Hindernisse am Anfang des Kabelzuges. 5 UMLENK- UND SCHLAUFSCHÄCHTE R min. R min. R min. 2 x R min. 4 x R min. 3 x R min. R min. R min. 2 x R min. R min. R min. R min. R min. R min. Montageabteilung 14 Anton Marro Hanspeter Bosshard MAXIMUM VERLEGELÄNGE AUF GRUND DER ZUGBELASTUNG Maximum Verlegelänge für Einleiterkabel 5 Zulässige Längen [ mm2 ] [ mm2 ] [ mm2 ] [ mm2 ] 95 150 240 300 Gerade Trassen oder mit Kurven r > 15 m ~ 1600 1900 2100 2250 m Trassen mit 1-–-2 90°-Kurven r-=-4-m ~ 1300 1500 1700 1850 m Trassen mit 3 - 4 90° Kurven r=4m ~ 800 900 950 1100 m [ mm2 ] [ mm2 ] [ mm2 ] 95 150 240 Gerade Trassen oder mit Kurven r > 15 m 1000 1150 1250 Trassen mit 1– 2 90° Kurven r=4m 750 900 1000 Trassen mit 3 - 4 90° Kurven r=4m 500 570 650 Maximum Verlegelänge für verseilte Kabel Zulässige Längen Montageabteilung 15 Anton Marro Hanspeter Bosshard ROHRANLAGEN Die kleine Bibel der Rohrführung Folgende Punkte können die Kabelverlegung vereinfachen-: ● Für Lange und komplizierte Rohrtrasse, Schlauf- oder Kontrollschächte vorsehen ● Flexrohre nur in kurzen und einfachen Rohrtrasse einsetzen, wo keine grossen Zugkräfte zu erwarten sind ● Wenn immer möglich Richtungsänderungen mit Rohr vorsehen ● Vorfabrizierte Bogen mit minimal Radien von 2 m einsetzen und diese Einbetonieren ● Keine Absatzkanten vom Übergang auf kleinere Rohrdimensionen im Innenlicht ● Beim platzieren von Zug-, Schlauf- oder Muffenschächten, Zugänglichkeit von Maschinen und Material berücksichtigen. Die Lichte Weite des Rohres wird vom Kabel bestimmt; sie soll etwa 1,5 bis 2 mal so gross wie der Kabeldurchmesser sein. Falsch ist es zu glauben, dass ein überdimensionierter Rohrdurchmesser vorteilhafter ist. Dies liegt zum einen darin begründet, dass die mechanische Widerstandsfähigkeit mit wachsendem Durchmesser schnell abnimmt und zum anderen, dass Kabel in Kurven in einem Rohr mit kabelnahem Durchmesser besser gestützt werden. 5 Rohrdurchmesser Bei Verlegung von Einleitern oder von Einleiter gebündelten Kabeln in einem Rohr werden normalerweise die Kabel am Ende des Rohrs angebridet. Durch die in Betrieb Temperaturänderungen hervorgerufenen Verluste, werden sich die Kabel verlängern. Das heisst, dass sich die Kabel von einer geradlinigen Verlegung im kalten Zustand zu einer wellenförmigen Anordnung im warmen Zustand umwandeln werden. Die dadurch erreichte Kabelzusatzlänge muss der Verlängerung der Kabel entsprechen. Die Wellenform ist abhängig von der Kabelsteiffigkeit, d. h. Von der Kabelkonstruktion. Die Zusatzlänge hängt selbstverständlich vom Rohrdurchmesser ab. Mehrere Versuche mit verschiedenen Rohrdurchmessern und Kabeltypen wurden in unserem Werk durchgeführt. kalter Zustand warmer Zustand max. Ausdehnung Montageabteilung 16 Anton Marro Hanspeter Bosshard Ergebnisse Erreichter Temperaturanstieg, um die max. Ausdehnung zu erreichen, bezogen auf Kabel mit 95 mm2 Querschnitt. Rohrdurchmesser [ mm ] * 5 XKDT-T XKDT XKDT-YT 3 x 1 x 95 3 x ( 1 x 95 ) 3 x 1 x 95 100 123 150 60°C 70°C 80°C 105°C 125°C — 85°C 105°C 125°C * = Innenmass Die max. zulässige Leitertemperatur wird mit 90 °C eingesetzt, die entsprechende Temperaturerhöhung erreicht damit ca. 80 °C. Die Versuche wurden mit anderen Querschnitten ergänzt. Die Resultate ergeben folgenden minimalen Rohrdurchmesser-: Querschnitte [ mm2 ] Kabeltyp Selbstverständlich können kleinere Rohre verwendet werden, wenn die Ausdehnungsmöglichkeit ausserhalb des Rohres gewährleistet ist. 95 150 240 XKDT-T 150 mm 150 mm 200 mm XKDT 100 mm 100 mm 120 mm XKDT-YT 100 mm 120 mm 150 mm Montageabteilung Anton Marro Hanspeter Bosshard 17 AUSFÜHRUNGEN BKW FMB Energie AG Spiez Seeverbindung Beatenbucht Leissingen, im Jahre 2000 ausgeführt. Kabeltyp 3 x 150 mm2 XCLALALUWT-FFJ 20 kV Übertragene Leistung 10 MVA Kabellänge 4860 m Kabeldurchmesser 91,5 mm Kabelgewicht 14,1 kg / m Abmessungen der Bobine- Ø 3800 mm x 4642 mm Gewicht Kabel + Bobine 73130 kg 5 Montageabteilung Kabelaufbau ● 3 Phasen, XLPE-isoliert, mit CLal Abschirmung versehen, verseilt ● Nahtlos extrudierter Aluminiummantel ● PE-Zwischenmantel ● Doppel-Armierung aus verzinkten Flachstahldrähten. 5 Warum NEXANS ● Fabrikation des Kabels in einer Länge ● Nahtlos extrudierter Aluminiummantel, Druckbeständig ● Zahlreiche Referenzen in der Transport ● Auf der Strasse bis nach Thun mit begleitetem Sondertransport ● In Thun wurde das Kabel auf den Seetransport umgespult. Verlegung ● Das See-Transportmittel bestand aus zwei gekoppelten Sandbarken, mittels zwei Motorbooten gestossen ● Führung auf dem Trassee mittels GPS ● An jedem Ufer ist das Kabels auf 150 m mit einem PERohr geschützt, liegt aber sonst direkt auf dem Seeboden. Realisierung von Seeverbindungen. Anton Marro Hanspeter Bosshard 18 Montageabteilung 19 Anton Marro Hanspeter Bosshard UW Leissigen 1.1 2.1 1.1 TS Beatenbucht 1.3 1.1 1.3 1.3 2.1 FF - Armierung für das ingetauchte Kabel 0.1 1.2 1.2 5 0.3 Thuner See Cu-Schirm mit Al-Mantel und FF-Armierung verbunden und geerdet Cu-Schirm mit Al-Mantel und FF-Armierung verbunden und geerdet 0.2 Leissigen 100 1000 1 Verankerungsbride 4500 Muffe Leissigen 2 Verankerungsbride 100 1000 1 Verankerungsbride Muffe 4500 Plan 2 Verankerungsbride A A Plan Schnitt A – A A HPE 150 Longueur totale = 150 m 500 Ausgrabung bis zu 5m Tiefe 1000 Bis 15m Tiefe zement Säcke bis zu 10m Tiefe HPE 150 Longueur totale = 150 m Bis 15m Tiefe zement Säcke bis zu 10m Tiefe Ausgrabung bis zu 5m Tiefe Schnitt A – A 1000 1000 500 1000 A Montageabteilung 20 Anton Marro Hanspeter Bosshard Die Services Industriels de Genève Installation von 132-kVUnterwasserkabeln Situation 5 Die 130-kV-Leitung Foretaille–Chêne der Services Industriels de Genève, Abteilung Elektrizitätsversorgung, ist Bestandteil einer HochspannungsVersorgungsrings rund um Genf. Diese Verbindung mit einer Gesamtlänge von rund 9,5 km besteht über die gesamte Strecke aus Gasinnendruckkabeln und umfasst einen etwa 3,2 km langen Abschnitt quer durch den Genfersee zwischen dem Hafen von La Belotte und dem Strand von Le Vengeron. Auf beiden Seiten vom See befinden sich Muffenschächte unterhalb des Wasserspiegels, in der die Verbindungen zwischen den im Boden verlegten Kabeln und den Unterwasserkabeln hergestellt werden. 3150 m maximaler Seehöhe ~40 m Le Vengeron La Belotte Alte Anlage Der Unterwasserabschnitt wurde 1971 mit 132-kV-Gaskabeln mit Kupferleitern von 300 mm2, Isolation aus vorimprägniertem Papier und Stickstoff unter einem Druck von mindestens 10 bar, Bleimantel, Druckschutzbandage aus Bronzebändern, Polyethylen-Schutzhülle und Bewehrung aus Aluman-Flachdrähten erstellt (dieser Aufbau erwies sich innerhalb des bei den Kabelwerken erhältlichen HS-Kabelsortimentes im damaligen Produktionsstadium für diese Spannung als für diese Anlage am geeignetsten). Kabeltyp 1 x 300 mm2 Curm PIGPBT-FF 132 kV Aussendurchmesser 65 mm Gewicht 11,2 kg / m Die Verlegung erfolgte durch Abrollen der Kabel von einer schwimmenden Plattform aus direkt auf den Seegrund. Vier Kabel wurden installiert (drei Phasen und ein Reservekabel), jedes an einem Stück 3180 m lang. Montageabteilung 21 Anton Marro Hanspeter Bosshard Infolge einer mechanischen Beschädigung im November 1999 trat an einer der Phasen des Unterwasserabschnitts ein grosser Gasverlust auf. Da eine Unterwasser-Reparatur nicht möglich war und das Reservekabel auch beschädigt worden war, musste eine Erneuerung dieses Abschnitts projektiert werden. 5 Neue Anlage Nach einem Vergleich der verschiedenen in Betracht kommenden Lösungen (Ersatz der drei Phasen oder eines einzigen Kabels, eventuelle Reserve usw.) fiel die Wahl auf drei neue Unterwasserkabel mit Kunststoffisolation, die mit Hilfe von speziell für diese Anlage herzustellenden Übergangsmuffen [Kunststoffkabel → Gasdruckkabel] mit den bestehenden (und dort bleibenden) Kabeln der Untergrundstrecken verbunden wurden. Diese Verbindungen wurden am gleichen Ort wie die alten Verbindungen in den bestehenden Muffenschächten hergestellt. Das Verlegen der Kabel erfolgte durch Einziehen in einen vorher auf den Seegrund abgesenkten Unterwasser-Rohrleitungsstrang (Rohre aus HDPE). Das Trassee der neuen Kabel entsprach praktisch demjenigen der alten Kabel, jedoch mit einem wesentlich kleineren seitlichen Abstand, da die Verlegung in Rohren eine bedeutende Reduktion des Achsabstandes der Kabel gestattet (27 cm anstelle der durch die Verlegung der früheren Kabel direkt auf dem Seegrund geforderten 12 bis 15 m). Insgesamt fünf Rohre vom Ø 140 mm wurden dem 3200 m langen Unterwasser-Trassee entlang installiert, wovon drei für die neuen 132-kV-Kabel (ein Kabel pro Rohr), ein Rohr zum Einziehen von drei einpoligen 20-kV-Kabeln und einem Rohr zum späteren Einziehen von Lichtleiterkabeln. F.O. 1, 2, 3 132 kV R 27cm S 27cm 18 kV T 27cm RST 27cm Die neuen 132-kV-Kabel weisen eine Isolation aus vernetztem Polyethylen und einen glatten extrudierten Aluminiummantel auf und sind mit einer Längsabdichtung gegen die Wasserausbreitung (Leiter und Abschirmung) und einem Polyethylen-Aussenmantel versehen. Die Kupferleiter haben einen Querschnitt von 300 mm2. Kabeltyp 1 x 300 mm2 Curm XDAluT 132 kV Aussendurchmesser 74 mm Gewicht 7,3 kg / m Montageabteilung 22 Anton Marro Hanspeter Bosshard Kabeltyp : XDAluT 1 x 300 mm 2 1 5 Dicke [ mm ] Durchmesser [ mm ] 1 Leiter 0.0 20.90 2 Innerer Halbleiter 1.20 23.30 3 Isolation 15.10 54.20 4 Äusserer Halbleiter 1.00 56.20 5 Quellband 1.40 59.00 6 Glatter Aluminiummantel 3.20 65.40 7 Korrosionsschutz 0.10 65.60 8 Aussenmantel 4.00 73.60 Gewicht : ~12.33 kg/m Arbeiten Die fünf Rohre wurden zu einer horizontalen Lage zusammengesetzt und stumpfgeschweisst, und alle 6 m wurde ein Ballast aus Stahlguss (Gewicht je 70 kg) mit Briden aus nichtrostendem Stahl befestigt. Dann wurden die Rohre mit Wasser gefüllt und auf den Seegrund versenkt. Zwischenbauplatz: Aus Termin- und Platzgründen wurden die Schweissarbeiten an den (in Längen von 25 m gelieferten) Rohren sowie die Befestigung des Ballasts in der Gegend von Le Bouveret ausgeführt, einem Ort, der relativ weit vom Verlegungsort entfernt ist. Man brauchte einen Platz auf festem Grund, wo die Rohre zu grossen Längen zusammengesetzt und dann auf dem Wasser schwimmend gelagert werden konnten. Der Rohrleitungsstrang mit einer Länge von 3200 m wurde so in 8 Teilstücken von je 400 m vormontiert. Anschliessend wurden die 8 Teilstücke zusammen als 400 m langes und 12 m breites "Floss" (Gesamtgewicht etwa 95 t) mit Kähnen von Le Bouveret nach Genf geschleppt und am Ufer entlang dem Quai von Cologny zwischengelagert. Dort begannen dann die Arbeiten für die Verlegung der Rohre an ihrem definitiven Standort. Die 8 Teilstücke von 400 m wurden einzeln über den See in Richtung Le Vengeron gezogen und miteinander verbunden, mit Wasser gefüllt (Flanschverbindunge) auf den Seegrund versenkt, um schliesslich die Verbindungskammern an beiden Ufern an einem Stück miteinander zu verbinden. In der Zwischenzeit erfolgte im Werk die Herstellung der drei Längen von je 3200 m des 132-kVKabels, sowie die Vorbereitung der 2 3 4 5 6 7 8 Montageabteilung Teile für die 6 Spezialverbindungen. Das Einziehen der Kabel in die Rohre erfolgte problemlos mit einer maximalen Zugkraft von 1800 daN. Hierauf konnten die Montagearbeiten für die sechs Übergangsmuffen beginnen, die genau wie die vorhergehenden Arbeiten innert kürzester Zeit durchgeführt werden mussten, wobei nur noch drei Wochen bis zum verlangten Endtermin für die Anton Marro Hanspeter Bosshard Wiederinbetriebnahme der gesamten Verbindung zur Verfügung standen. Drei Mittelspannungskabel von ähnlicher Bauart (Typ XDAluT, 1 x 150-mm2, 20 kV) wurden auf dem gleichen Trassee durch gleichzeitiges Einziehen der drei Kabel in das vierte Rohr installiert. 5 Zeitlicher Ablauf Da es sich um eine für die Stadt Genf lebenswichtige Verbindung handelte, musste sie in kürzester Frist wiederhergestellt werden. Den Auftrag für die vollständige Unterwasserkabelanlage (Rohre und Kabel) erhielt unser Unternehmen im März 2000. Der unbedingt einzuhaltende Termin für die Inbetriebnahme der Leitung war der 9. Juni 2000, (dieses Datum entsprach der durch den Bau der Halle 6 der Palexpo erforderlichen vorübergehenden Abschaltung einer 220-kV-Freileitung der EOS). 23 Wichtigste Etappen 27. März bis 20. April 2000 3. Mai Zusammensetzung von 5 Rohren zu einer horizontale Lage mit einer Länge von 400 m, Verschweissung, Montage und Befestigung des Ballastes (Bauplatz Le Bouveret) Transport der Rohre von Le Bouveret nach Genf, schwimmend auf dem See (Dauer etwa 11 h) Fabrikation der drei Längen von 3200 m des 132-kV-Kabels 2. und 3. Mai Werksprüfungen Vorbereitung der sechs Übergangsmuffen 9. bis 12. Mai Verlegung der Rohre im See (mit einer Unterbrechung von zwei Tagen wegen schlechten Wetters) 18. bis 23. Mai Transport der Kabel zum Verlegungsort (Trommel - Ø 4.2 m, Trommelgewicht 27 t) 18. bis 23. Mai Einziehen der Kabel in die Rohre 22. Mai bis 9. Juni 9. Juni 2000! (um 16.14 Uhr) Montage der Verbindungsmuffen Unterspannungsetzung der Leitung Montageabteilung SCHLUSSWORT Der Schlüssel zur Erfolgreichen Verlegung, selbst bei schwierigen Verhältnisssen, ist eine optimale Vorbereitung. 5 Das Ziel besteht darin, dass das Kabel mit der kleinstmöglichen Zugkraft eingezogen wird. Anton Marro Hanspeter Bosshard 24