Verbesserung der EMV einer Platine am Beispiel eines Batterie
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Verbesserung der EMV einer Platine am Beispiel eines Batterie
Hochschule Bochum Bochum University of Applied Sciences Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau Verbesserung der EMV einer Platine am Beispiel eines Batterie Monitoring Systems Bachelorarbeit 1. Prüfer: Prof. Dr. rer. nat. Jan Albers 2. Prüfer: Prof. Dr. Siegfried Heckmann Bearbeiter: Sebastian Gajda Ich, Sebastian Gajda, versichere, dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen angefertigt habe und dass die Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegen hat und von dieser als Teil einer Prüfungsleistung angenommen wurde. Alle Ausführungen, die wörtlich oder sinngemäß übernommen wurden, sind als solche gekennzeichnet. Bochum, 24.11.2010 .............................................. Vorname, Name Inhaltsverzeichnis Verbesserung der EMV einer Platine am Beispiel eines Batterie Monitoring Systems Inhaltsverzeichnis Erklärung Inhaltsverzeichnis Formelzeichen und Abkürzungen Abbildungsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ......................................................................................................... 3 Formelzeichen und Abkürzungen ................................................................................ 6 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................. 7 1. Aufgabenstellung und Einleitung ............................................................................ 9 1.1 Aufgabenstellung.................................................................................................. 9 1.2 Was ist EMV? ..................................................................................................... 10 1.3 Zu welchen Problemen kann es kommen?......................................................... 10 2. Elektromobilität an der Hochschule Bochum ...................................................... 13 2.1 Was ist das Solarcarteam?................................................................................. 13 2.2 Das SIMcar Projekt ............................................................................................ 15 2.3 Das BOmobil ...................................................................................................... 15 3. Die Testplatine (BMS).............................................................................................. 16 3.1 Was ist ein BMS? ............................................................................................... 16 3.2 Wo werden sie verbaut? ..................................................................................... 17 3.3 BMS im BOcruiser / SolarWorld No. 1 ................................................................ 20 4 Theoretische Grundlagen EMV ............................................................................... 22 4.1 Betrachtung der einzelnen Komponenten .......................................................... 24 4.1.1 Die Störquelle ........................................................................................... 25 4.1.2 Kopplungsmechanismen .......................................................................... 25 4.1.3 Störsenke: Objekt, auf das die Störung einwirkt. ...................................... 30 4.1.4 Störgrößen lassen sich nach folgenden Punkten aufteilen: ...................... 30 4.2 Grundregeln des EMV gerechten Designs ......................................................... 32 3 Inhaltsverzeichnis 4.3. Richtlinien und Normen ..................................................................................... 36 5. Rechnergestützte Entwicklung mit dem Eagle Layout Editor ............................. 38 5.1 Eagle Layout Editor ............................................................................................ 38 5.2 Der Schaltplan-Editor ......................................................................................... 39 5.3 Der Layout Editor ............................................................................................... 40 5.4 Der Autorouter .................................................................................................... 41 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien ..................................................... 42 6.1 Erste Überlegungen ........................................................................................... 42 6.2 Messungen im EMV Raum ................................................................................. 44 6.3 Messaufbau und Messverfahren ........................................................................ 46 6.3.1 Leitungsgeführte Messungen ................................................................... 47 6.3.2 Gestrahlte Messung mit der bikonischen Antenne.................................... 48 6.3.3 Gestrahlte Messung mit der LogPer Antenne ........................................... 49 6.3.4 Messung der Störfestigkeit ....................................................................... 51 6.4 Erste Messungen des BMS ................................................................................ 52 6.5 Analyse der BMS Platine .................................................................................... 54 7. Planung und Herstellung eines neuen BMS ......................................................... 57 7.1 Designen von Leiterplatinen ............................................................................... 57 7.1.1 Fertiges Design des Original-BMS............................................................ 57 7.2 Herstellung der Platinen ..................................................................................... 58 7.2.2 Belichten ................................................................................................... 59 7.2.3 Entwickeln und Ätzen ............................................................................... 60 7.2.4 Bohrungen und Durchkontaktierung ......................................................... 61 7.2.5 Bestückung der Platine ............................................................................. 62 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor ........................................................... 63 8.1 Verschieden Versionen des BMS in der Übersicht ............................................. 63 8.2 Messergebnisse ................................................................................................. 69 8.2.1 Erste Messung: Leitungsgebunde Störaussendung von 150 KHz bis 20 MHz .......................................................................................................... 69 Abb. 8-0-9: Ergebnisse der Störaussendungsmessung von 150 KHz bis 20 MHz .......................................................................................................... 69 8.2.2 Zweite Messung: Leitungsgebunde Störaussendung von 20 MHZ bis 108 MHz ................................................................................................... 73 4 8.2.3 Dritte Messung: Gestrahlte Störaussendung von 20 MHz bis 200 MHz ... 74 8.2.4 Vierte Messung: Gestrahlte Störaussendung von 200 MHz bis 1GHz...... 76 8.5 Zusammenfassung und Interpretation der Messergebnisse ............................... 77 9. Zusammenfassung und Ausblick .......................................................................... 79 Literaturverzeichnis .................................................................................................... 80 Anhang ......................................................................................................................... 81 5 Formelzeichen und Abkürzungen Formelzeichen und Abkürzungen AC - Alternating Current (deutsch: Wechselstrom) ASC - American Solar Challenge ASCII - American Standard Code for Information Interchange BMS - Battery Monitoring System BPS - Battery Protection System C - Kapazität dB - dekadischer Logarithmus EMV - Elektromagnetische Verträglichkeit IC - integrated circuit (deutsch: integrierte Schaltung/ Microchip) L - Induktivität Li-Ion - Lithium-Ionen NASC - North American Solar Challenge R - Widerstand SMD - Surface-Mounted Device (deutsch: oberflächenmontierbares Bauelement) VIA - Vertical Interconnect Access (vertikale Durchkontaktierung) µC - Mikrocontroller 6 Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abb. 1-1: Braunsche Röhre [PM10] .......................................................................................... 11 Abb. 2-1: Solarfahrzeuge der Hochschule Bochum ................................................................... 14 Abb. 2-2: SIM Car ..................................................................................................................... 15 Abb. 2-3: BOmobil..................................................................................................................... 15 Abb. 3-1: Beispiele für den Einsatz von BMS ............................................................................ 19 Abb. 3-2: BMS07 von oben ....................................................................................................... 20 Abb. 3-3: BMS07 von unten ...................................................................................................... 21 Abb. 3-4: Geöffnete Batteriebox mit den einzelnen Batterienpacks ........................................... 21 Abb. 4-1 Feldlinien [FL10] ......................................................................................................... 22 Abb. 4-2: Komponenten der Störbeeinflussung ......................................................................... 24 Abb. 4-3: Kapazitive Kopplung [KG05] ...................................................................................... 26 Abb. 4-4: Induktive Kopplung [DEMVT] ..................................................................................... 28 Abb. 4-5: Galvanische Kopplung [KG05] ................................................................................... 29 Abb. 4-6: Elektromagnetische Kopplung [KG09] ....................................................................... 29 Abb. 4-7: Gleich und Gegentaktsignale [WIGE] ........................................................................ 31 Abb. 4-8: Breitbandig [JF08] ..................................................................................................... 31 Abb. 4-9: Schmalbandig [JF08] ................................................................................................. 31 Abb. 4-10: Interner Aufbau eines Gerätes [KG05] ..................................................................... 32 Abb. 4-11: Spannungsversorgung der Logikbausteine .............................................................. 33 Abb. 4-12: Große Schleife......................................................................................................... 33 Abb. 4-13: Kleine Schleife ......................................................................................................... 33 Abb. 4-14: Verlegung des Signalleiters bei Unterbrechung der Masseebene ............................ 34 Abb. 4-15: Anordnung von Leiterbahnen ................................................................................... 34 Abb. 4-16: Leiterbahnverbindungen .......................................................................................... 35 Abb. 4-17: Versorgung mehrerer Bausteine mit dem selben Taktsignal .................................... 36 Abb. 4-18: CE-Kennung ............................................................................................................ 37 Abb. 5-1: Schaltplan Editor in Eagle .......................................................................................... 39 Abb. 5-2: Layout Editor in Eagle................................................................................................ 40 Abb. 6-1: Ziele beim Bau eines Solarfahrzeugs ........................................................................ 42 Abb. 6-2: EMV-Pyramide [KG09] .............................................................................................. 43 Abb. 6-3: EMV Raum der Hochschule Bochum......................................................................... 44 Abb. 6-4: Messempfänger und Generator ................................................................................. 44 Abb. 6-5: Messequipment an der Hochschule Bochum ............................................................. 45 Abb. 6-6: Feldsonsde ................................................................................................................ 45 Abb. 6-7:Leitungsgeführte Messung [DIN55025] ....................................................................... 47 7 Abbildungsverzeichnis Abb. 6-8: Gestrahlte Messung mit der bikonischen Antenne [DIN55025] .................................. 48 Abb. 6-9: Gestrahlte Messung mit der LogPer Antenne [DIN55025] ......................................... 49 Abb. 6-10: Leer und Referenzmessung im Absorberraum......................................................... 50 Abb. 6-11: Messung der Störfestigkeit [DIN55025].................................................................... 51 Abb. 6-12: Erste Messung des Original-BMS im unteren Frequenzbereich ............................... 52 Abb. 6-13: Erste Messung des Original-BMS im oberen Frequenzbereich ............................... 53 Abb. 6-14: Negative und positive Punkte am Original-BMS....................................................... 54 Abb. 6-15: 8 MHz Sinusfrequenz vom Quarz ............................................................................ 55 Abb. 7-1: Layout des Original-BMS in Eagle ............................................................................. 57 Abb. 7-2: Gedruckte Layouts im Belichter ................................................................................. 59 Abb. 7-3: Sprühätzanlage der Hochschule Bochum .................................................................. 60 Abb. 7-4: Ätzergebnisse ............................................................................................................ 60 Abb. 7-5: Arbeitsschritte bei der Herstellung einer Platine......................................................... 61 Abb. 7-6: Reflow-Lötstation ....................................................................................................... 62 Abb. 8-1: Layout von BMS 3 in Eagle........................................................................................ 64 Abb. 8-2: BMS 3 von beiden Seiten .......................................................................................... 65 Abb. 8-3: Layout von BMS 4 in Eagle........................................................................................ 66 Abb. 8-4: BMS 4 von beiden Seiten .......................................................................................... 67 Abb. 8-5: Schirmung mit Metallgehäuse und Ferritkern ............................................................. 67 Abb. 8-8: Ausschnitt aus der Schirmfläche [RW09] ................................................................... 68 Abb. 8-6: Ferritring .................................................................................................................... 68 Abb. 8-7: USB Kabel mit ........................................................................................................... 68 Abb. 8-9: Ergebnisse der Störaussendungsmessung von 150 KHz bis 20 MHz ........................ 69 Abb. 8-10: Messungen mit dem Oszilloskop ............................................................................. 70 Abb. 8-11: Oszilloskopbild -Takt des DC/DC Wandlers ............................................................. 70 Abb. 8-12: Drossel am DC/DC Wandler .................................................................................... 70 Abb. 8-13: 500 KHz – 1 MHz .................................................................................................... 71 Abb. 8-14: 7,5 bis 8,5 MHz........................................................................................................ 72 Abb. 8-15: Ergebnisse der leitungsgebunden Störaussendungsmessung von 20 MHZ bis 108 MHz ..................................................................................................................... 73 Abb. 8-16: Vergleich BMS 1 und BMS 5 ................................................................................... 73 Abb. 8-17: Ergebnisse der gestrahlten Störaussendungsmessung von 20 MHz bis 200 MHz 74 Abb. 8-18: BMS 3, 4 und 5 ........................................................................................................ 75 Abb. 8-19: BMS 5 besteht diese Prüfung .................................................................................. 75 Abb. 8-20: Ergebnisse der gestrahlten Störaussendungsmessung von 200 MHz bis 1 GHz ..... 76 Abb. 8-21: BMS 1, 3 und 5 im Vergleich ................................................................................... 77 8 1. Aufgabenstellung und Einleitung 1. Aufgabenstellung und Einleitung 1.1 Aufgabenstellung In Bereichen, in denen Bauelemente der Leistungselektronik und signalverarbeitende (digitale) Komponenten dicht beieinander verbaut werden, kommt es häufig zu elektromagnetischen Beeinflussungen und Problemen. Besondere Bedeutung gewinnt diese Problematik z.B. bei Hybird- und Elektrofahrzeugen. Viele große Autohersteller beschäftigen sich aktuell mit dem Thema „alternative Antriebe― und es ist zu erwarten, dass der Anteil der Elektrofahrzeuge auf dem Automobilmarkt in Zukunft weiter wachsen. Hier arbeiten unter anderem starke Elektromotoren und empfindliche Schaltungstechnik auf begrenztem Raum zusammen. Deshalb ist es wichtig, bereits bei der Planung die Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) zu berücksichtigen, da spätere Änderungen und Designänderungen immer mit hohen Kosten und hohem Zeitaufwand verbunden sind. Auch die Hochschule Bochum wird sich in naher Zukunft immer stärker mit dem Thema EMV beschäftigen. Mit dem Solarcarteam und dem neu gegründeten Institut für Elektromobilität1(e-Mobility) gibt es immer mehr Bestrebungen, ein alltagstaugliches und sogar straßentaugliches Elektrofahrzeug zu entwickeln. Die bis jetzt gebauten Solarfahrzeuge hielten sich nur an die Richtlinien und technischen Vorgaben der Rennorganisationen. Ein EMV-gerechtes Design wurde deshalb wenig bis gar nicht beachtet. Die zukünftig gebauten Fahrzeuge (z. B. das SIMcar oder der BOmobil) sollen eine Straßenzulassung bekommen. Dadurch wird die Frage nach der elektromagnetischen Verträglichkeit der Fahrzeuge und Bauteile immer wichtiger. Mit der Einrichtung eines EMV-Labors gibt es nun die Möglichkeit für entsprechende Tests direkt an der Hochschule. Während dieser Bachelorarbeit wird anhand einer BatteriemanagementsystemPlatine gezeigt, dass EMV-gerechtes Design elektromagnetische Störeinflüsse erheblich reduzieren kann. Außerdem sollen weitere Maßnahmen aufgezeigt werden, die in Zukunft für eine bessere elektromagnetische Verträglichkeit der in der Hochschule Bochum gebauten Fahrzeuge führen soll. Das Hauptaugenmerk liegt dabei allerdings im Design und dem Aufbau der Leiterplatinen. Es soll möglichst versucht werden auf aufwendige Schirmungen und Gehäuse zu verzichten. Diese würden ein höheres Gewicht der einzelnen Komponenten mit sich bringen. Gerade bei dem Bau eines Solarfahrzeuges ist Leichtbauweise ein sehr wichtiges Kriterium. 1 Institut für Elektomobilität: www.hochschule-bochum.de/fbe/e-mobility.html 9 1. Aufgabenstellung und Einleitung 1.2 Was ist EMV? “Unter elektromagnetischer Verträglichkeit (EMV, engl. EMC: electromagnetic compatibility) versteht man die Fähigkeit eines Apparates, einer Anlage oder eines Systems, in der elektromagnetischen Umwelt zufriedenstellend zu arbeiten, ohne dabei selbst elektromagnetische Störungen zu verursachen, die für alle in dieser Umwelt vorhandenen Apparate, Anlagen oder Systeme unannehmbar wären.” Zitat aus Richtlinie 2004/108/EG über die elektromagnetische Verträglichkeit Bereits seit dem 01.01.1996 müssen Hersteller elektronischer Schaltungen die elektromagnetische Verträglichkeit ihrer Geräte nachweisen. Hierbei müssen sowohl technische als auch rechtliche Fragen in Betracht gezogen werden. Zu allererst muss sichergestellt sein, dass sich elektrische Geräte gegenseitig nicht beeinflussen. Des Weiteren schreibt der Gesetzgeber Richtlinien mit Maximalwerten für alle elektrischen Geräte, die zertifiziert werden müssen, vor. Werden diese Grenzen nicht eingehalten, darf dieses Produkt nicht auf dem deutschen bzw. europäischen Markt angeboten werden. EMV in diesem Sinne umfasst keine Beeinflussung biologischer Systeme. 1.3 Zu welchen Problemen kann es kommen? Um die Problematik zu verdeutlichen, hier einige Beispiele, die durch schlechte EMV im Alltag entstehen: - Werden Lautsprecher zu nah an einem Röhrenfernseher aufgestellt, kommt es teilweise zu ungewollten Farbmustern auf dem Bild. Sind die Magnetspulen in einem Lautsprecher nicht ausreichend abgeschirmt, reicht das magnetische Feld bis zur der Röhre des TV-Gerätes. In der Röhre des TVs werden die Elektronen von zwei Spulen abgelenkt (Spannungen U1 und U2). Die Magnetfelder der Lautsprecher führen dazu, dass die Elektronen stärker in eine Richtung abgelenkt werden und somit ein verfälschtes Bild auf der Mattscheibe entsteht. 10 1. Aufgabenstellung und Einleitung Abb. 1-0-1: Braunsche Röhre [PM10] Zu Abb. 1-1: Uh - Heizspannung Ub - Beschleunigungsspannung U1 - Ablenkung in Y Richtung U2 - Ablenkung in Y- Richtung - Beispiel Mobiltelefon: Wird ein Mobiltelefon in die Nähe einer älteren Hi-Fi Anlage gehalten, hört man deutliche rhythmische Störgeräusche. Die Leitungen, die zum Lautsprecher führen, ebenso wie die Netz-Leitungen eines Radios oder dessen Antenne fangen Funkwellen jeder Art auf. Auch diese, die ein Handy ausstrahlt wenn es Daten sendet oder empfängt. Bestimmte Halbleiterbaiuelemente in den Eingangskreisen sind Hochfrequenz2-fähig und verstärken dann solche elektromagnetischen Einstrahlungen. Diese sind dann in den Lautsprechern deutlich hörbar. Da ein Handy auch mit den Funktürmen kommuniziert während man nicht telefoniert, hört man diese Störgeräusche auch wenn das Handy nicht benutzt wird. - Beispiel Hi-Fi Anlage: Manchmal hört man aus seiner Hi-Fi Anlage einen andauernden Brummton und evtl. „Knack-Geräusche― beim betätigen anderer elektrischer Geräte (z. B. Lichtschalter). Dies liegt wahrscheinlich an falsch verlegten Leitungen. Werden Signal- und Leistungsleitungen direkt nebeneinander verlegt, überträgt sich die 50 Hertz Wechselspannung auf die Signalleitung und macht sich dann als Brummen in den Lautsprechern bemerkbar. Spannungsspitzen, die beim Schalten von Geräten auftreten können, verursachen Knackgeräusche in den Lautsprechern. Abhilfe schafft hier die Verwendung von geschirmten Kabeln oder das getrennte Verlegen von Strom- und Signalkabeln. 2 Hochfrequent: Frequenzbereich von ca. 3 MHz bis ca. 300 GHz 11 - Beispiel KFZ: Vor einigen Jahren gab es Meldungen, dass Fahrzeuge, die z. B. unter Sendemasten oder ähnlichem standen, nicht ansprangen oder Fehler in der Elektrik hatten. Eine mögliche Ursache hierfür könnte sein, dass man bei der Implementierung neuer Technik mit Sensoren und IC’s die EMV Vernachlässigt hatte. Heutzutage sind solche Meldungen aufgrund intensiver AMV Forschungen seltener geworden. - Beispiel Solarcar: Bei der ASC2008 gab es wiederholt Ausfälle des CAN-BusSystems von Solar World No. 1 beim Beschleunigen. Bei späteren Untersuchungen zeigte sich, dass sich die Störungen des Motorcontrollermoduls auf ein in der Nähe verlegtes Kabel des CAN Bus Systems übertrugen und so zum Ausfall des selbigen führten. Eine Neuverlegung des gestörten Kabels schuf Abhilfe. Weitere Probleme durch schlechte EMV: - Sporadisch auftretende Fehlfunktionen - Störungen von Mess- und Kommunikationseinrichtungen - Unstetige Regelung - Ausfall oder Zerstörung von Geräten 12 2. Elektromobilität an der Hochschule Bochum 2. Elektromobilität an der Hochschule Bochum 2.1 Was ist das Solarcarteam? Das Solarcarteam ist ein Lehrforschungsprojekt („Problem Based Learning― ), in dem die Studenten der Hochschule Bochum Solarautos entwickeln und bauen. Angefangen hat diese Idee 1999, als einige Studenten der Hochschule Bochum im Solarcarteam der South Bank University of London den Mad Dog III bauten. Dieser nahm 2001 an der australischen Weltmeisterschaft für Solarfahrzeuge, der World Solar Challenge (WSC3) teil. Bei diesem Rennen geht es darum, die Strecke von Darwin nach Adelaide (3000 km) nur mit der Kraft der Sonne zurückzulegen. Danach folgte der erste Wagen, Hans GO!, der an der Hochschule Bochum in Zusammenarbeit mit Londoner Studenten gebaut wurde. Benannt wurde dieser nach dem Firmeneigentümer des Hauptsponsors, Hans Gochermann. Nach der Fertigstellung 2003 erreichte das Team den 5. und 2005 den 8. Platz in der WSC. Mit dem Nachfolger SolarWorld No. 1 belegte man in Australien den 4., bei der North American Solar Challenge4 sogar den dritten Platz und gewann zusätzlich noch den Design Award für das schönste Solarauto. Der Namensgeber war auch bei diesem Fahrzeug der Hauptsponsor, bei diesem Fahrzeug die Firma SolarWorld5. Der BOcrusier, gebaut von 2007 bis 2009, verfolgt mit seinen PKW typischen Abmaßen und vier Rädern eine etwas andere Philosophie. Anstatt eines Rennwagens wollte man diesmal ein eher alltagstaugliches Fahrzeug erschaffen. Dies ist dem Team aus Bochum offenbar auch gelungen. Dieses Fahrzeug sorgte für viel Aufmerksamkeit bei der WSC 2009 und gewann erneut den Award für ein besonders innovatives Design. 2010 belegte es bei der European Solar Car Challe6nge den ersten Platz. Auch 2010 nahm das Solarcarteam wieder mit SolarWorld No. 1 an der American Solarcar Challenge teil. In diesem Jahr wurde der 2. Platz bei dem Formula Sun Grand Prix' erreicht und bei dem direkt darauf folgenden Rennen von Tulsa nach Naperville (2.000 Kilometer) der 3. Platz. Außerdem ging der „Peoples Choice Award― an das Team aus Bochum. 3 4 5 6 World Solar Challenge: Weltmeisterschaft für Solarfahrzeuge, http://www.wsc.org North American Solar Challenge: http://americansolarchallenge.org SolarWorld: http://www.solarworld.de ESC: http://www.europeansolarchallenge.eu 13 2. Elektromobilität an der Hochschule Bochum Für die Zukunft wird auch wieder ein neues Solarfahrzeug geplant. Allerdings will man den eingeschlagenen Weg konsequent weiter gehen und Fahrzeuge entwickeln, die immer straßentauglicher werden. Die Vorgaben für das neue Solarfahrzeug: Mindestens zwei Sitzplätze, vier Räder und Türen, die einen „normalen― Einstieg ermöglichen. Die bisher von Studenten der Hochschule Bochum gebauten Fahrzeuge7: Mad Dog Hans Go1 SolarWorld No.1 BOcruiser Abb. 2-0-1: Solarfahrzeuge der Hochschule Bochum 7 Quelle & Weitere Informationen: http://www.hochschule-bochum.de/solarcar/solarrennwagen.html 14 2. Elektromobilität an der Hochschule Bochum 2.2 Das SIMcar Projekt Aus dem Solarcar Projekt entwickelte sich ein weiteres Lehrforschungsprojekt, das SIMcar. Diese Abkürzung steht für „Sustainable Individual Mobility Car" (übersetzt: "Fahrzeug für nachhaltigen Individualverkehr"). Unter diesem Namen wird in Bochum ein straßenzugelassenes Elektrofahrzeug entwickelt und in Zukunft auch gebaut. Es bietet Platz für 3 Personen und nutzt als Energiespeicher Lithium-Ionen-Zellen. Abb. 2-0-2: SIM Car 2.3 Das BOmobil Ein weiteres Projekt, das innerhalb der nächsten zwei Jahre entwickelt, konstruiert und gebaut wird, ist das BOmobil. Dieser „Kleintransporter― mit einer voraussichtlichen Tagesreichweite von 150 km ist es vor allem für Dienstleister und Unternehmen für regionalen Transport von Waren konzipiert. Dank der rekurpativen Bremse (auch als regenerative Bremse bezeichnet), die die kinetische Energie durch die Elektromotoren wieder zurück in elektrische Energie umwandeln, eignet sich dieses Konzept besonders für den Stadtverkehr. Abb. 2-0-3: BOmobil 15 3. Die Testplatine (BMS) 3. Die Testplatine (BMS) In diesem Kapitel wird die Platine, die für die nachfolgenden Versuchsreihen ausgewählt wurde vorgestellt und die Gründe für diese Wahl näher erläutert. 3.1 Was ist ein BMS? Jedes der bisher gebauten Solarfahrzeuge besitzt zumindest ein Batteriemonitoringsystem. Die Platine des Batteriemonitoringsystems ist ein wichtiger Bestandteil des Batteriemanagementsystems. Sie überwacht wichtige Parameter wie z. B. Spannung und Temperatur einer wiederaufladbaren Batterie. Dies ist nötig, um einen fehlerfreien Betrieb und eine lange Lebensdauer für Batterien und Akkus zu gewährleisten. Dazu werden konstant wichtige Daten aufgenommen und an andere Komponenten weitergesendet. Diese Daten können dann von anderen Modulen verarbeitet werden. So lässt sich z. B. der Ladezustand einer Batterie ermitteln und eine optimale Nutzung bestimmen. Des Weiteren verhindert es so einen vorzeitigen unvorhergesehenen Ausfall der Batterie durch häufiges Überladen oder Tiefentladen der Batteriezellen. Durch ein Batterieprotectionsystem lässt sich die Batterie im Falle einer Fehlfunktion schützen. Diese Fehlfunktionen können sein: Zu hoher Strom beim Laden oder Entladen der Batterie Kurzschluss Überspannung Tiefentladung Zu hohen Temperaturen Isolationsfehler Hierbei misst wieder das BMS Spannung und Temperatur, sendet diese Daten an andere Komponenten weiter, die geeignete Schutzmaßnahmen einleiten. Ein Beispiel hierfür ist z. B. ein Schütz oder Relais, welches bei zu hohem Strom oder zu hohen Temperaturen die Hauptstromversorgung unterbricht. 16 3. Die Testplatine (BMS) Ein wichtiger Punkt ist die Kommunikation mit anderen Komponenten des Systems, welche auf kritische Zustände hinweisen oder im Extremfall abschalten um so Batterien vor Zerstörung zu schützen. Dies geschieht heute oftmals über Bus-Systeme und Microcontroller, die die Daten per Software verarbeiten. Dieser Bus kann zum Beispiel ein Can Bus (Controller Area Network) sein - ein asynchrones, serielles Bussystem, welches oftmals zur Vernetzung von Steuergeräten in Automobilen verwendet wird. Diese einzelnen Komponenten fasst man unter dem Begriff Batteriemanagementsystem zusammen. 3.2 Wo werden sie verbaut? Ein geeignetes Batteriemanagementsystem ist immer auf die genutzte Batterie abgestimmt, d. h. es berücksichtigt die Eigenschaften des Batteriesystems und den jeweiligen Einsatzfall. Batteriemanagementsysteme werden heutzutage größtenteils für Lithium-Ionen oder Lithium-Polymer Batterien eingesetzt, da diese Zellen besonderen Schutz benötigen. Diese besonders empfindlichen Zellen bieten gegenüber herkömmlichen Bleibatterien den wesentlichen Vorteil einer höheren Energiedichte. Dies bedeutet, dass sie bei gleichem Gewicht eine um bis zu dreimal größere Energiemenge speichern können. Des Weiteren bieten sie weitere Vorteile gegenüber anderen Batteriesystemen: - längere Lebensdauer bei entsprechender Überwachung und Nutzung - kurze Ladezeiten - geringe Selbstentladung - keinen „Memoryeffekt― (Batterie kann in jedem Ladezustand aufgeladen werden) - Temperaturbereich der Li-Ionenbatterie von -20°C bis +70°C - umweltfreundlicher als Blei-Akkumulatoren Technologie Energiedichte Bemerkungen Anwendungsbereich in [Wh/kg] Bleiakkumulator 30-40 Hochstromfähig, schwer, Lebens- Starterbatterie, Glüh- dauer stark vom Ladezustand ab17 3. Die Testplatine (BMS) (Pb/Acid) hängig, giftig, sehr gutes Preis- kerzenbatterie in KFZ /Leistungsverhältnis, ausgereifte, robuste Technik, einfache Ladetechnik Nickel Cadmium 40–60 Zellen (NiCd) Nickel Metallhyd- 60–110 rid Zelle (NiMH) Hochstromfähig, enthält Schwer- Unterhaltungselektronik, metalle (giftig), Memory-Effekt, seit Messgeräte, Haushalts- 2008 EU-weit verboten geräte, Medizintechnik hohe Kapazität, nur begrenzt Hochstromfähig, umweltfreundlich, möglicher Memory-Effekt Lithium-Ionen 120–210 Zellen Spielzeuge, Fernsteuerungen, Elektrowerkzeuge, Audio-, Fotound Videogeräte, Elektrische Zahnbürsten und Rasierapparate, höchste Energiedichte, sehr leicht, Mobiltelefone, Digital- hohe Zellenspannung kameras, Camcorder, kein Memory-Effekt Notebooks , Elektromo- geringe Selbstentladung, erfordert bilität spezielle Ladegeräte und Pflege (explosionsgefahr), teuer Lithium-PolymerAkkumulator 140- 180 Weiterentwicklung des Lithium- Modellbau, Kleinelekt- Ionen-Akkus, hohe Energiedichte, ronik, Elektromobilität sehr leicht, in vielen Formen Herstellbar Quelle: http://de.wikipedia.org Allerdings ist der Einsatz eines BMS für fast alle aufladbaren Batteriesysteme denkbar. Dabei kann das BMS wie bei Laptops direkt im Akkupack oder außerhalb wie bei Elektrofahrzeugen verbaut sein. 18 3. Die Testplatine (BMS) Einige Beispiele8: Samsung Notebook Akku Tesla Roadster Mabistar Elektrostapler Handyakku Abb. 3-0-1: Beispiele für den Einsatz von BMS 8 http://www.samsung.de http://www.teslamotors.com (Quelle: Eigenes Bild Hannover Messe 2010) http://www.Mabistar.ch Handyakku: Eigenes Bild 19 3. Die Testplatine (BMS) 3.3 BMS im BOcruiser / SolarWorld No. 1 Bei dem hier untersuchten BMS handelt es sich um das von Studenten der Hochschule Bochum entwickelte BMS07. Diese Abkürzung steht für Battery-MonitoringSystem 2007 und ist Teil des Batteriemanagementsystems der Solarfahrzeuge SolarWorld No. 1 und des BOcruisers. Die Platine hat die Größe einer halben Europlatine (100 x 80 mm) und ist beidseitig bestückt. Auf der Oberseite kommen bedrahtete Bauteile zum Einsatz. Auf der Unterseite wurde die Platine, damit sie sich einfacher verbauen lässt, mit SMD-Bauteilen bestückt. Auf der Oberseite sieht man Anschlüsse für den CAN-Bus, der auch gleichzeitig die Spannungsversorgung der Platine darstellt. Ein 10-poliger Stecker stellt die Schnittstelle zum Programmieren des Atmel Microcontrollers dar. Außerdem sind acht Anschlüsse für Temperatursensoren und zwei für die Batteriespannung verbaut. Jedes dieser BMS-Module kann also zwei Spannungen und somit zwei Batteriepacks und bis zu acht Temperaturen überwachen. Die gemessenen Daten werden von dem Atmel9 Microcontroller (einem ATMEGA 8L8) verarbeitet und über den CAN-Bus weitergesendet. Somit stehen diese Daten anderen Steuergeräten im Fahrzeug jederzeit zur Verfügung. Über einen DIP-Schalter lässt die Adresse der CAN-Nachricht als Dualzahl einstellen. Abb. 3-0-2: BMS07 von oben 9 Atmel: http://www.atmel.com 20 3. Die Testplatine (BMS) Abb. 3-0-3: BMS07 von unten Da es bei den Batterien mehrere Batteriepacks gibt, werden dementsprechend viele BMS Platinen benötigt um die kompletten Batterieboxen zu überwachen. Abb. 3-0-4: Geöffnete Batteriebox mit den einzelnen Batterienpacks 21 4 Theoretische Grundlagen EMV 4 Theoretische Grundlagen EMV Nutz man elektrische Energie, ist dies immer mit der Entstehung von magnetischen und elektrischen Feldern verbunden. So führt z. B. Stromfluss in einem Leiter zu elektromagnetischen Feldern. Als Beispiel hierfür dient eine einfache elektrische Leitung aus zwei Kupferdrähten. Im der folgenden Abbildung 2-2 sind zwei parallel verlaufende Kupferleitungen mit den entsprechenden Feldlinien dargestellt. Abb. 4-1 Feldlinien [FL10] Wie anhand von Abbildung 4-1 zu sehen ist, bleiben die Felder nicht innerhalb der verursachenden Medien sondern breiten sich aus. Diese Felder können nun andere Medien und Geräte durchdringen und eine Wirkung auf sie ausüben. Dieser Effekt wird zum Beispiel bei der Funkübertragung bewusst eingesetzt. Hier werden diese Felder zur Datenübertragung genutzt. Sie werden von Leitern mit speziellen Eigenschaften (Antennen) ausgesandt und wieder empfangen. Für die EMV wird dieser Effekt allerdings versucht zu vermeiden oder einzudämmen. 22 4 Theoretische Grundlagen EMV Mathematisch lässt sich dieser Effekt mit folgenden Formeln darstellen: Die Spannung U wird definiert als Quotient der Arbeit (W) zur Verschiebung einer Ladung, und dieser Ladung (q) selbst: mit = V (Volt) Die Spannung ist also von der Ladung unabhängig. Im homogenen Feld E eines Plattenkondensators mit Plattenabstand d gilt: ] Dies zeigt, dass das elektrische Feld E nur von dem Plattenabstand abhängig ist. Die magnetische Feldstärke H eines linienförmigen Leiters, der von einem konstanten Strom I durchflossen wird ist gegeben durch: x ist hier der Abstand zu dem gesuchten Punkt. Betrachtet man nun diese Formeln, sieht man, dass die elektrische und magnetische Feldstärke bei gleichem Strom und gleicher Spannung im Wesentlichen von der Länge des Leiters und dem Abstand zu dem Messpunkt abhängt. Daraus ergibt sich bereits die erste Möglichkeit zur Reduzierung der elektromagnetischen Abstrahlung: Leitungen kurz halten und den Abstand zu leicht beeinflussbaren Geräten möglichst groß wählen! 23 4 Theoretische Grundlagen EMV 4.1 Betrachtung der einzelnen Komponenten Bei der Betrachtung eines EMV-Problems lassen sich die Störbeeinflussungen üblicherweise in drei Blöcke aufteilen. Störquelle Kopplung Störsenke Abb. 4-2: Komponenten der Störbeeinflussung „Grundsätzlich kann die EMV durch Maßnahmen an jedem der 3 Blöcke – der Störquelle, der Störsenke und dem Kopplungsmechanismus - verbessert werden.“ [JF08] Hierbei gilt es, die Störemission der Quelle zu minimieren, die Ausbreitung über den Kopplungsmechanismus so weit wie Möglich einzudämmen und die Störfestigkeit der Senke zu maximieren. Diese Darstellungen sind jedoch stark vereinfacht. In der Praxis gestalten sich diese Überlegungen als sehr schwierig, da die Kopplungsmechanismen oftmals sehr komplex sind und Störsenken auch gleichzeitig Störquellen sein können. Außerdem gibt es in den meisten Fällen mehr als eine Störquelle und eine Störsenke. Diese können zudem innerhalb des Gerätes liegen oder auch externe Beeinflussungen sein. Zudem überlagern sich verschiedene Störquellen und die Störungen werden auf verschiedenen Wegen übertragen. 24 4 Theoretische Grundlagen EMV 4.1.1 Die Störquelle Dieses Objekt verursacht die Störung. Störquellen können natürlichen oder künstlichen Ursprungs sein. Beispiele sind: - Blitzeinschläge - Elektrostatische Entladungen - Absichtlich erzeugte Felder. Zum Beispiel durch Sendeanlagen im Frequenzbereich KHz (Langwellen) bis größer 30 GHz (Mikrowellen) - Schaltvorgänge in Niederspannungsnetzen erzeugen energiereiche Stoßspannungen (engl. SURGE Impulse) - Beim Schalten von Leistungselektronik (Schaltnetzteile) entstehen hochfrequente, energiearme Impulspakete auf Kabeln und Leitungen aller Art (engl. BURST Impulse) - Ein Nuklearer Elektromagnetischer Puls (NEMP) durch eine Atomexplosion - Hochfrequente Signale, die bspw. bei Mikroprozessoren oder Frequenzumrichtern entstehen 4.1.2 Kopplungsmechanismen Sie beschreiben den Weg, auf dem sich die Störung ausbreitet und auf die Störsenke wirkt. Als unterschiedliche Kopplungsarten lassen sich die folgenden aufführen: - Die kapazitive Kopplung (elektrische Kopplung) Die elektrische Kopplung beschreibt die Übertragung von Energie von einem Schaltkreis zu einem anderen aufgrund der gegenseitigen elektrischen Kapazität beider. Tritt zwischen zwei Stromkreisen eine Potentialdifferenz auf, d. h. liegen sie auf unterschiedlichem Potential, so entsteht ein elektrisches Feld. Dieses Feld kann Verschiebungsströme verursachen, welche sich als Spannungsfälle in einer dem Nutzsignal überlagerten Störspannung äußern. Die Feldwirkung wird in Netzwerkmodellen als Kapazität dargestellt. Eine kapazitive Kopplung nimmt mit wachsender Frequenz des Störeinflusses zu. 25 4 Theoretische Grundlagen EMV Abb. 4-3: Kapazitive Kopplung [KG05] Der Abstand a zwischen Leiter 1 und Leiter 2 lässt sich nach Abb. 4-3 wie folgt berechnen: Analog dazu ergibt sich der Abstand a‘ von Leiter 1 und dem Spiegelleiter 2: Für die Kapazitäten (C10 und C20) erhält man dann: 26 4 Theoretische Grundlagen EMV vgl. [KG05] l beschreibt die Leiterlänge, ε als Materiealkonstante die sich aus ε0*εr zusammensetzt. ε0 ist hierbei die elektrische Feldkonstante des Vakuums 10 und εr die dielektrische Leitfähigkeit des Dielektrikums 11. - Die induktive Kopplung (magnetische Kopplung) Ursache für die induktive Kopplung ist ein magnetisches Wechselfeld. Um einen stromdurchflossenen Leiter bildet sich ein Magnetfeld aus, das auch benachbarte Leiter durchdringt. Eine Stromänderung bewirkt auch eine Änderung des Magnetfeldes, wodurch eine Spannung in den benachbarten Leiter induziert wird. Diese ist umso höher, je größer die Stromänderungsgeschwindigkeit di/dt und die Gegeninduktivität zwischen den beiden Leitern ist. Ust = Störspannung M12 = Gegeninduktivität di/dt = Stromänderungsgeschwindigkeit φ = Magnetischer Fluss 10 11 -12 Elektrische Feldkonstante des Vakuums ≈ 8,85 *10 dielektrische Leitfähigkeit des Dielektrikums: Durchlässigkeit eines Materials für elektrische Felder 27 Abb. 4-4: Induktive Kopplung [DEMVT] Diese Formel zeigt, dass der Strom I2 in einer Masseschleife gleich dem in der Nähe fließenden Betriebsstrom I1, multipliziert mit dem Verhältnis aus Gegen- (M12) zu Eigeninduktivität (L2). - Die galvanische Kopplung (Impedanzkopplung) Sind in einer elektrischen Schaltung mindestens zwei Stromkreise so angeordnet, dass ihre Ströme ganz oder teilweise durch gemeinsame Leitungen, den KoppelImpedanzen Zk fließen, kommt es zu einer galvanischen Kopplung. Diese gemeinsame Impedanz ist oft ein gemeinsamer Bezugsleiter, ein gemeinsamer Hinleiter oder auf Platinen die gemeinsam genutzte Masse verschiedener Stromkreise. Der Summenstrom setzt sich dann zusammen aus dem jeweils eigenen Stromkreis und einem überlagerten Teilstrom (Störstrom) des anderen Kreises. 28 Abb. 4-5: Galvanische Kopplung [KG05] Die Störspannung U2 im beeinflussten Kreis 2 lässt sich mit der Innenimpedanz Zi und der Lastimpedanz ZL wie folgt berechnen: Vgl. [KG05] - Die Elektromagnetische Kopplung (Strahlenkopplung) Bei der Strahlenkopplung wirken sowohl elektrische als auch magnetische Felder, die aneinander gekoppelt sind. Diese Felder werden durch Strukturen, die wie Antennen wirken über den nichtleitenden Raum ausgesandt und empfangen. Dies können z. B. Leiterbahnen oder verlegte Kabel sein. Sind hier die geometrischen Dimensionen größer als λ/10 der betrachteten Frequenz, so ist von einer antennenähnlichen Struktur auszugehen. Abb. 0-1: Elektromagnetische Kopplung [KG09] 29 4.1.3 Störsenke: Objekt, auf das die Störung einwirkt. Jede elektronische Schaltung, die auf elektromagnetische Wellen reagiert, wird als Senke bezeichnet. Als Beispiele kann man z. B. empfindliche Messeinrichtungen, Steuerungssysteme, EDV-Anlagen oder auch Teile in der KFZ–Elektronik nennen. 4.1.4 Störgrößen lassen sich nach folgenden Punkten aufteilen: - intern / extern: Die interne Beeinflussung besteht im Allgemeinen aus unerwünschter Kopplung von einzelnen Bauteilen oder einzelnen Systemkomponenten im Inneren des Gerätes. Die externe Beeinflussung beinhaltet Signale, die von Außerhalb eingebracht werden, wie zum Beispiel: · Leitungsgebundene Einwirkung und Aussendung (z. B. durch Spannungspulse bei Schaltvorgängen auf der Leitung) · Strahlungsgebundene Einwirkung und Aussendung (z. B. durch hochfrequente Störquellen) · Elektrostatische Entladung am Gerät (z. B. durch geladene Körper) - Gleich- / Gegentakt: Es gibt assymmetrische (Gegentakt-) und symmetrische (Gleichtakt-) Störgrößen, die sich auch überlagern können (Abb. 4-7). 30 Die Strompfeile kennzeichnen ein Gleichtaktsignal, das sich am Verbraucher Z über z. B. eine parisitäre Impedanz Ze schließt Die Strompfeile kennzeichnen ein Gegentaktsignal, dass in gleicher Größe auf hin und Rückleiter fließt Die Überlagerung von Gleichtakt und Gegentaktsignal ergibt die reale Stromverteilung auf der Leitung Abb. 0-2: Gleich und Gegentaktsignale [WIGE] - Breitbandig (Rauschstörer) / schmalbandig (transiente Störer) Rauschstörer geben kontinuierlich ein zufälliges Störsignal ab (stationärer Zustand). Hierbei lassen sich die Störungen nicht durch eine analytische Funktion beschreiben, sondern sind das Ergebnis vieler Einzelereignisse über einen längeren Zeitraum. Abb. 0-3: Breitbandig [JF08] Transiente Störgrößen treten hingegen impulsartig in einem sehr weiten Frequenzbereich auf. Abb. Abb. 2-10 0-4: Schmalbandig [JF08] 31 4.2 Grundregeln des EMV gerechten Designs Im folgenden Kapitel werde einige grundsätzliche EMV-Designregeln aufgeführt. vgl. [KG09] Regel 1: Funktionseinheiten sind räumlich konzentriert anzuordnen. Leistungs- und Signalelektronik immer so weit voneinander entfernt wie möglich. Abb. 0-5: : Interner Aufbau eines Gerätes [KG05] Regel 2: Spannungsversorgungsleitungen sollten direkt am Eingang (Stecker) einer Platine gefiltert werden. So verteilen sich die Störungen nicht über die Ganze Platine. Regel 3: Die verschiedenen Teilschaltkreise (analog, digital, Versorgung) sollten auch bezüglich ihrer Masse getrennt geführt werden. Bei Taktfrequenzen größer als 10 MHz wird bei Platinen in den meisten Fällen ein Multilayer-Aufbau mit einer oder mehreren Masseebenen nötig werden. Falls aus Kostengründen keine separaten Masseebenen gewählt werden, sollten Masseleiterbahnen links und rechts vom HFSignalleiter geführt werden. Regel 4: Für Spannungsversorgung der Logikbausteine möglichst kleine Schleifen verwenden. Je kleiner die Schleife, desto geringer ist die Abstrahlung und höher die Störfestigkeit. Abb. 4-11 zeigt ein Beispiel, wie mit einfachen Maßnahmen die Spannungsversorgung eines integrierten Schaltkreises (IC) durch eine kleinere Schleife optimiert werden kann. 32 Abb. 0-6: Spannungsversorgung der Logikbausteine a) große Schleife b) kleine Schleife Regel 5: Vermeidung von Stromschleifen; Eine große Stromschleife wirkt wie eine Antenne. Da Stromkreise jedoch immer einen Hin- und Rückleiter erfordern, sollten diese auch auf der Platine dicht beieinander geführt werden. Je größer die Schleifenfläche, desto höher die Abstrahlung. In den Abb. 2-13 und Abb. 2-14 sind zwei mögliche Signalführungen gezeichnet. Große Schleife Eine große Schleife erhöht die Abstrahlung, erzeugt hohe magnetische Felder im Nahbereich, die Einkopplung von Fremdsignalen wird erhöht, die Störfestigkeit ist gering und es erhöht die Impedanz für den Signalkreis. Abb. 2-13 Abb. 0-7: Große Schleife Kleine Schleife Die kleinere Schleife hat geringere Abstrahlungen, geringere induktive und kapazitive Kopplungen, eine erhöhte Störfestigkeit und eine definierte Impedanz für den Signalkreis Abb. 2-14 Abb. 0-8: Kleine Schleife 33 Regel 6: In der Nähe eines jeden Logikbausteines sollte ein Abblockkondensator (Keramik oder Folie, standartmäßig etwa 100 nF) platziert werden. Diese Glätten die vorhanden Spannung indem sie Störspannungen abblocken. Regel 7: Auf einer Platine mit Unterbrechung in der Masseebene ist auch die Versorgungsleiterbahn um die Unterbrechung herum zu legen. Durch diese Maßnahme bilden Hin- und Rückleitung (über die Massefläche) eine möglichst kleine Schleifenfläche. (Abb. 4-14) Abb. 0-9: Verlegung des Signalleiters bei Unterbrechung der Masseebene Regel 8: Benötigt man eine kapazitive Entkopplung zwischen zwei Leiterbahnen, ist eine weitere mit Masse verbundene Bahn zwischen diesen anzuordnen (Abb. 4-15). Sie wirkt für die Kopplung als Hindernis. Gleiches gilt auch für die Anordnung von Leitungen im Flachbandkabel etc. Abb. 0-10: Anordnung von Leiterbahnen Regel 9: Leitungen und Busse die (hochfrequente) Taktsignale führen sollten mit möglichst großem Abstand zu Ein- und Ausgabe (Input/Output, I/O) Leitungen platziert werden um eine gegenseitige Beeinflussung zu vermeiden. Regel 10: Taktleitungen sollten minimiert und so weit wie möglich rechtwinklig (nicht parallel) zu Signalleitungen geführt werden. Falls Taktsignale von der Platine weggeführt werden müssen, sollte der Taktgeber so nah wie möglich am Platinenanschluss 34 platziert werden. Taktgeneratoren für die betrachtete Platine sollten zentral angeordnet werden, um die Länge der Taktleitungen zu minimieren. Regel 11: Ausgangskreise sollten mit einem Widerstand, einer Induktivität oder einem Ferrit direkt am Treiberbaustein gedämpft werden. Regel 12: Bei der Auslegung von Platinen für HF-Anwendungen sind die Verbindungen zwischen den Bausteinen als Übertragungsleitungen mit definiertem angepassten Wellenwiderstand auszulegen. Stoß- und Reflexionsstellen, wie z. B. rechteckige Leiterbahnverbindungen (Abb. 4-16 a) sind so weit wie möglich zu vermeiden. Diese stellen eine Impedanzänderung dar, die zu Reflexionen der HF-Signale führen können, wobei die Intensität der Reflexion mit der Frequenz des Signals steigt. Runde Bögen (Abb. 4-16 b) als Verbindung sind in Fertigung und Design allerdings schwer zu realisieren. 45° Winkel (Abb. 4-16 c) bilden hier einen guten Kompromiss. Abb. 0-11: Leiterbahnverbindungen Regel 13: Nicht angepasste Leitungen länger als λ/10 (λ = Wellenlänge der Taktfrequenz) sind grundsätzlich zu vermeiden! Diese wirken wie Antennen. Regel 14: Die Anschlussdrähte der Bauteile sollten so kurz wie möglich sein, um die Serieninduktivität klein zu halten. Wesentlich besseres Verhalten zeigen Oberflächenbauelemente (SMD). Regel 15: Sind aus einem Logikausgang mehrere verschiedene Bausteine zu bedienen (z.B. bei Taktsignalen), so sollte die Aufteilung auf die einzelnen Bausteine erst kurz vor den Bausteinen erfolgen (Abb. 4-17). Als Zusatzmaßnahme kann die gemeinsame Leitung noch angepasst werden. 35 Abb. 0-12: Versorgung mehrerer Bausteine mit dem selben Taktsignal Regel 16: Eingangs- und Lastkapazitäten sollten so möglichst klein gewählt werden. Damit werden die Ladeströme beim Umschalten reduziert und folglich die Abstrahlung magnetischer Felder sowie auch Masserückleitströme verringert. 4.3. Richtlinien und Normen Normen und Richtlinien kommen immer dann zum Einsatz, wenn ähnliche oder gleiche Gegenstände oder Verfahren von vielen verschiedenen Personen an verschiedenen Orten genutzt werden. Um einheitliche Grundlagen für diese Gegenstände und Verfahren zu schaffen, stellt zum Beispiel das Deutsche Institut für Normung e. V. (kurz DIN), die bedeutendste nationale Normungsorganisation in der Bundesrepublik Deutschland gewisse Grundlagen und Regeln auf. Für den Bereich der EMV existieren viele Richtlinien und Normen, die beachtet werden müssen. So werden zum Beispiel seit dem 1. Januar 1992 alle Mitgliedsstaaten der EU verpflichtet, die EMV-Richtlinie 89/336/EWG umzusetzen. Diese Schutzverordnung bezieht sich auf Geräte, die elektromagnetische Störungen verursachen können oder deren Betrieb durch solche Störungen beeinträchtigt werden können und legt entsprechende EMV Schutzanforderungen fest. Nur wenn elektrische Geräte diese Richtlinien erfüllen, bekommen sie die CE Kennzeichnung (Abb. 4-18), die bestätigt, dass sämtliche Mindestanforderungen an diese Richtlinie erfüllt werden. Seit 1996 dürfen Geräte ohne CE Kennzeichnung nicht mehr auf dem deutschen Markt verkauft werden. 36 Abb. 0-13: CE-Kennung Auch für die Messung der EMV-Eigenschaften von Geräten gibt es in Deutschland diverse Normen: EN 55011:2009 Störaussendung: ISM-Geräte – Grenzwerte und Messverfahren EN 55015:2006 +A1:2007 +A1:2009 Störaussendung: elektrische Beleuchtungseinrichtungen EN 61000-4-2:1995 +A1:1998 +A2:2001 Störfestigkeit gegen die Entladung statischer Elektrizität EN 55022 : 1994 sowie A1:1995 / A2:1997 EN 50082-2 : 03.95 Grenzwerte und Messverfahren für Funkstörungen von Einrichtungen der Informationstechnik. DIN EN 50082-2 : 02.96 Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV); Fachgrundnorm Störfestigkeit Teil 2 : Industriebereich DIN EN 50082-2 : 02.96 [DIN] Dies sind nur einige Beispiele. Sämtliche aktuell gültige Normen lassen sich beim Deutschen Institut für Normung12 (kostenpflichtig) bestellen. Des Weiteren gibt es zahlreiche Normen als Buchform. Auf die bei diesen Messungen verwendete Norm DIN EN 55025, für Boote und Fahrzeuge, wird im späteren Verlauf (Kap. 6.3 Messungen und Messverfahren) genauer eingegangen. 12 Deutsches Institut für Normung e. V., http://www.din.de 37 5. Rechnergestützte Entwicklung mit dem Eagle Layout Editor 5. Rechnergestützte Entwicklung mit dem Eagle Layout Editor 5.1 Eagle Layout Editor Unter dem Begriff Rechnergestützte Entwicklung fasst man alle Computerunterstützungen bei technischen Prozessen zusammen. An der Hochschule Bochum wird vom Solarcarteam die Freeware Version des „Eagle Layout Editors― der Firma CadSoft13 benutzt, um Schaltpläne und Layouts zu erstellen. Der Name EAGLE ist ein Akronym und steht für: Einfach Anzuwendender Grafischer Layout Editor Die Freeware Version (EAGLE Light Edition) ist kostenlos und bietet einige Einschränkungen im Vergleich zur Vollversion. Für die hier aufgefürten Zwecke war diese Version jedoch ausreichend. Das Programm besteht aus drei Haupt-Modulen 13 - Schaltplan-Editor - Layout-Editor - Autorouter http://www.cadsoft.de 38 5. Rechnergestützte Entwicklung mit dem Eagle Layout Editor 5.2 Der Schaltplan-Editor Abb. 5-0-1: Schaltplan Editor in Eagle In diesem Modul ist es möglich Bauteile zu platzieren, deren Eigenschaften zu bestimmen, Namen zu vergeben und die Bauteile zu verbinden. Mit diesen Funktionen lassen sich so auf einfache Weise Elektro-Schaltpläne (Verdrahtungspläne, Klemmenpläne, Kontaktspiegel) zeichnen. Eagle besitzt hierfür bereits eine umfangreiche Bauteilbibliothek. Bauteile, die nicht in den Bibliotheken vorhanden sind, lassen sich mit dem Bauteileditor erstellen und hinzufügen. Des Weiteren gibt es den Electrical Rule Check (ERC), eine Prüfroutine die sämtliche Verbindungen und Bauteile auf logische Fehler hin überprüft und auflistet. Der Board-Befehl startet den Layout Editor und übernimmt diesen Schaltplan. 39 5. Rechnergestützte Entwicklung mit dem Eagle Layout Editor 5.3 Der Layout Editor Abb. 5-0-2: Layout Editor in Eagle Der Layout Editor wird zum erstellen und designen der Platine benutzt. Hier sieht man nun die Grundrisse der Platine und die Bauteile. Diese müssen sinnvoll auf der Platine verteilt werden. Die gelben Luftlinien stellen hierbei die Verbindungen zwischen den Pins der Bauteile dar. Danach müssen die Verbindungen in Form von Leiterbahnen erstellt werden (engl. routen). Neben dem Verlegen der Leitungen per Hand bietet Eagle auch einen Autorouter. 40 5.4 Der Autorouter Im Autorouter lassen sich einige grundsätzliche Designregeln und Randbedingungen festlegen oder auch einfach die voreingestellten benutzen. Das Entflechtungsprogramm (Autorouter) versucht nun mit Hilfe der Designregeln sämtliche Leiterbahnen auf der Platine zu erstellen. Doch gerade bei umfangreicheren Projekten stößt diese Methode schnell an ihre Grenzen. Hier muss oftmals von Hand korrigiert und vervollständigt werden. 41 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien In diesem Kapitel werden die einzelnen Schritte von den ersten Überlegungen, der Herstellung der neuen Platine bis hin zu den EMV Messungen der neuen Platinen beschrieben. 6.1 Erste Überlegungen Wie bereits zu Anfang geschildert wurde bei der Entwicklung der Solarfahrzeuge an der Hochschule Bochum dem Thema der EMV nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Fahrzeuge waren ausschließlich als Rennfahrzeuge konzipiert. Die Regularien der Rennen forderten auch keine Einhaltung von EMV Normen. Die Veränderung der Fahrzeugkonzepte erfordert alGeschwindigkeit lerdings eine stärkere Berücksichtigung von EMV Gesichtspunkten. Mit dem Ziel, alltagstauglichere und sogar straßentaugliche FahrDesign Zuverlässigkeit Leichtbau zeuge herzustellen muss das Thema elektromagnetische Verträglichkeit beim Bau der Fahrzeuge beachtet werden. Da bei den FahrStraßentauglichkeit zeugen jedoch nach wie vor die Leichtbauweise ein zentrales Thema ist, soll nach MöglichAbb. 6-0-1: Ziele beim Bau eines Solarfahrzeugs keit versucht werden auf aufwendige Abschirmungen und Gehäuse zu verzichten. Hierbei steht jedoch nicht nur die Einhaltung diverser Normen im Vordergrund, sondern vor allem die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge im Hinblick auf EMV. Das nachträgliche Ändern der EMV-Eigenschaften gestaltet sich oftmals sehr schwierig. Daher sollte bereits bei der Planung über ein geeignetes Konzept nachgedacht werden. Die nachfolgende Pyramide (Abb. 6-2) zeigt anhand der Breite einer Schicht die Wichtigkeit und auch den planerischen und gedanklichen Aufwand bei dem Entwurf einer Platine. 42 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien Filter Geräteschirmung EMV-Gerechte Verdrahtung EMV-Gerechter Platinenaufbau Auswahl Logikfamilien, Bausteine EMV-Gerechter elektrischer und mechanischer Aufbau, Festlegung des Massungskonzeptes Abb. 6-0-2: EMV-Pyramide [KG09] Als Testplatine wurde das oben beschrieben BMS07 gewählt. Diese weist aus EMV technischer Sicht, wie auch die anderen selbst hergestellten Platinen, einige Mängel auf. 43 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien 6.2 Messungen im EMV Raum Seit 2007 steht der Hochschule Bochum ein neues Labor in dem EMV-Messungen durchgeführt werden zur Verfügung. Das Prüflabor besteht aus einer Messkabine (auch Absorber-Raum genannt, da es elektromagnetische Strahlen absorbiert und nicht reflektiert) und einem Kontrollraum. Vom Kontrollraum aus können alle Messungen in der Messkabine gesteuert werden. Bei der Messkabine handelt es Abb. 6-0-3: EMV Raum der Hochschule Bochum sich um einen Fully-Absorberraum der Firma 14 H&H mit folgenden Abmessungen: Länge 6,7m, Breite 4,5m, Höhe 3,7m. Der Raum ist komplett mit Ferritkacheln und zusätzlich mit Pyramidenabsorbern (30cm) ausgekleidet. Eine ausführliche Beschreibung des normgerechten Aufbaus des sorberraums und der Messungen findet sich in der Bachelorarbeit von Herrn Patrick Braun [PB10]. Für die Versuchsreihen kommt ein Rohde & Schwarz 15 Messsystem zum Einsatz. Dieses besteht aus zwei sempfängern, mit denen ein Frequenzbereich von 9 kHz bis 1,3 GHz empfangen werden kann. Der ESH3 kann Frequenzen von 9 KHz bis 30 MHz empfangen und wird außerdem für die leitungsgebundene Störaussendung benutzt. Der ESVP ist für Frequenzen von 20 MHz bis 1,3 GHz geeignet und wird neben den leitungsgebundenen Messungen auch für die gestrahlte Störaussendungsmessung verwendet. Die Messempfänger (Abb. 6-4) können entweder manuell gesteuert werden, oder über einen PC mit der Software „ES-K1― der Firma Rhode & Schwarz. Neben einem Pulsbegrenzer, der die Empfänger vor Abb. 6-0-4: Messempfänger und Zerstörung durch Spannungsspitzen schützt und zwei Generator Netznachbildungen, die ein Versorgungsnetz nachbilden, gehören noch zwei Antennen zum Messaufbau. Für die gestrahlte Störaussendung kommt in einem Frequenzbereich von 20 MHz bis 200 MHz eine bikonische 14 15 H&H: http://www.hundh-highvoltage.de www.rohde-schwarz.de 44 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien Antenne zum Einsatz. Für höhere Frequenzen von 200 MHz bis 1 GHz wird eine logarithmisch-periodische Antenne (kurz: LogPer Antenne) benötigt (Abb. 6-5). Für Störaussendungsmessungen kommt ein Frequenzgenerator der Firma Rhode & Schwarz, ein Messverstärker und die LogPer Antenne zum Einsatz. Bikonische Antenne für Frequenzen von 20 MHz bis 200 MHz LogPer Antenne für Frequenzen von 200 MHz bis 1 GHz Netznachbildung (ohne Abdeckung) zur Unterdrückung evtl. vorhandener hochfrequenter Störungen vom speisenden Netz Abb. 6-0-5: Messequipment an der Hochschule Bochum Des Weiteren gehört eine Feldsonde oder auch Schnüffelsonde (Abb. 6-6) zur Laborausstattung. Diese wird zum Überwachen der Feldstärke bei Störfestigkeitsmessungen verwendet. Ein punktuelles Sondieren der Testplatine ist damit nicht möglich. Trotz eines konstanten Abstandes schwanken die Werte und es lässt sich somit keine Aussage über die Strahlung einzelner Bereiche treffen. Abb. 6-0-6: Feldsonsde 45 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien 6.3 Messaufbau und Messverfahren Den durchgeführten Messungen wurde die DIN EN 55025 zugrunde gelegt. Sie trägt den Titel: „Fahrzeuge, Boote und von Verbrennungsmotoren angetriebene Geräte - Funkstöreigenschaften - Grenzwerte und Messverfahren für den Schutz von an Bord befindlichen Empfängern“. Nach diesen Richtlinien werden alle Fahrzeuge geprüft, die für den Straßenverkehr in Deutschland zugelassen werden. Somit eignet sie sich auch für die Prüfung der Solarcarkomponenten. Einige Fahrzeughersteller haben basierend auf dieser Norm eigene, teilweise strengere Normen eingeführt. Die Maximalwerte für die einzelnen Messungen lassen sich in der Software ES-K1 eintragen und als Grenzwerte darstellen. Bei allen Messungen muss der Prüfling angeschlossen sein und unter möglichst ähnlichen Bedingungen arbeiten, wie dies auch im normalen Einsatz der Fall ist. Die nun folgenden Messungen werden in der Regel auch in der aufgeführten Reihenfolge durchgeführt. Die Maximalwerte der DIN EN 55025 werden in den Messergebnissen als rote Linie dargestellt. 46 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien 6.3.1 Leitungsgeführte Messungen Abb. 6-0-7:Leitungsgeführte Messung [DIN55025] Leitungsgebundene Störungen werden von der Störquelle direkt über Versorgungsoder Signalleitungen zur Störsenke übertragen. Um diese zu messen wird der Messempfänger an einer der beiden Netznachbildungen angeschlossen. Hierbei lassen sich die leitungsgebundenen Störungen an der Versorgungsleitung und an der Masseleitung messen. 47 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien 6.3.2 Gestrahlte Messung mit der bikonischen Antenne Abb. 6-0-8: Gestrahlte Messung mit der bikonischen Antenne [DIN55025] Bei der gestrahlten Messung im unteren Frequenzbereich wird die bikonische Antenne benutzt. Sie fängt feldgebundenen Störungen auf. Diese werden zum Beispiel als elektromagnetisches Feld abgestrahlt und von Leitern die wie Antennen wirken aufgefangen. 48 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien 6.3.3 Gestrahlte Messung mit der LogPer Antenne Abb. 6-0-9: Gestrahlte Messung mit der LogPer Antenne [DIN55025] Dieser Aufbau zeigt die Störfestigkeitsmessung in höheren Frequenzbereichen. Nach dem normgerechten Aufbau sind allerdings noch zwei Kontrollmessungen nötig, bevor man mit dem eigentlichen Prüfling beginnen kann. Mithilfe der Leer- und Referenzmessung lassen sich evtl. Ungenauigkeiten und Fehler der Messung dar49 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien stellen. Bei diesen Messungen wird der Prüfling nicht mit Spannung versorgt. Bei der Referenzmessung bleibt die Tür der Absorberkammer geöffnet. Bei der Leermessung hingegen muss die Tür vom Absorberraum geschlossen werden. Die Software ES-K1 stellt die Messergebnisse als Spektrum in µV/m über die Frequenz dar. Zur besseren Darstellung wurde der Pegel logarithmisch dargestellt (dBµV/m). Die Frequenz wird hier in Hertz [Hz] angegeben. Abb. 6-0-10: Leer und Referenzmessung im Absorberraum Der grüne Verlauf stellt die Ergebnisse der Leermessung dar. Da die Tür geschlossen ist und der Prüfling nicht arbeitet, zeigen diese Werte Störungen und Messungenauigkeiten auf, die durch die verwendete Ausrüstung verursacht werden. Bei der Referenzmessung mit geöffneter Tür (hier blau) erkennt man im Bereich von 80 MHz bis 110 MHz deutliche „Störungen―, die sogar die Grenzen der DIN EN 55025 überschreiten, welche hier als rote waagerechte Linien eingezeichnet sind. Diese Störungen sind Radio und TV Sender, die uns ständig umgeben. Des Weiteren können Strahlungen von Mobiltelefonen oder anderen elektrischen Geräten von außerhalb der Absorberkammer aufgenommen werden. Im Idealfall unterscheiden sich die beiden Messungen nur geringfügig. Diese Messungen lassen sich für alle Störaussendungsmessungen nach DIN EN 55025 durchführen. 50 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien 6.3.4 Messung der Störfestigkeit Abb. 6-0-11: Messung der Störfestigkeit [DIN55025] Bei der Messung der Störfestigkeit erzeugt der Generator ein Signal, welches von einem Verstärker auf eine Feldstärke von 20 V/m erhöht wird. Dieses Signal wird von der Antenne ausgesendet und trifft auf den Prüfling. Um sicherzustellen, dass auch die gewünschte Feldstärke an der zu messenden Komponente anliegt, kann man eine Feldsonde am Prüfling positionieren. Diese ist nun in der Lage über die Steuerungssoftware die Sollfeldstärke nachzuregeln. Während der Messung der Störfestigkeit ist der Zutritt zum Absorberraum verboten! 51 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien Diese Messungen wurden während der Versuchsreihen jedoch nicht durchgeführt, da zum damaligen Zeitpunkt ein geeignetes System zur Überprüfung des BMS nicht vorhanden war. Um die vom BMS ermittelten Werte auszulesen benötigt man bei EMV Messungen ein System, welches die CAN-Nachrichten über einen Lichtwellenleiter aus dem Absorberraum hinausführt. Normale CAN-Leitungen würden die Messung verfälschen. Jedoch ist davon auszugehen, dass ein optimiertes Leiterplatinendesign sich sowohl auf die Störaussendung als auch auf die Störfestigkeit auswirkt. Diese Messungen werden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Auf eine detaillierte Darstellung der oben aufgeführten Messungen und Versuchsaufbauten wurde hier bewusst verzichtet, da dies den Umfang dieser Arbeit überschreiten würde. Jedoch befindet sich im EMV-Labor eine ausführliche Anleitung, die im Rahmen der Diplomarbeit von Herrn Lukas Heeck erstellt wurde. 6.4 Erste Messungen des BMS Als erster Schritt wurde das BMS auf gestrahlte Störaussendung im unteren Frequenzbereich überprüft. Hierbei zeigt sich, dass das Modul vor allem im Frequenzbereich von ca. 120 MHz bis 200 MHz die Maximalwerte der DIN EN 55025 (rote Linie) überschreitet. Abb. 6-0-12: Erste Messung des Original-BMS im unteren Frequenzbereich 52 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien Auch bei höheren Frequenzen (200 MHz bis 1 GHz) lassen sich deutliche Störaussendungen feststellen. Abb. 6-0-13: Erste Messung des Original-BMS im oberen Frequenzbereich 53 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien 6.5 Analyse der BMS Platine Betrachtet man die Platine von beiden Seiten, fallen einem einige für die EMV negative, aber auch positive Dinge auf: Abb. 6-0-14: Negative und positive Punkte am Original-BMS Einige wichtige Punkte wurden farblich markiert. Negativ: 1. Der DC/DC W andler und der Quarz: EMV Störungen werden hauptsächlich durch Bauteile, die mit einer Frequenz arbeiten hervorgerufen. Ein DC/DC Wandler (oder auch Gleichspannungswandler) wandelt die Spannung durch kurze Schalttakte in eine andere Spannung. Der Verbaute DC/DC Wandler dient zur Stabilisierung der Spannung und wandelt die Eingangsspannung von ca. 5V auf 5V stabilisierte Ausgangsspannung durch schnelle Schaltvorgänge um. Diese Schaltvorgänge können Störungen verursachen. 54 6. Entwicklung eines BMS nach EMV-Richtlinien Der auf dem BMS verbaute Quarz gibt eine Frequenz von 8 MHz aus. Diese werden für den CAN Controller und den Atmel Microcontroller bereitgestellt. Der Atmel hat zwar einen einstellbaren internen Oszillator, der alternativ verwendet werden kann, jedoch typischerweise nicht über eine hinreichende Frequenzstabilität verfügt. Mit Hilfe einer externen Signalquelle lässt sich so die Taktgenauigkeit der gesamten Schaltung erhöhen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Quarz immer so nah wie möglich an den Bauteilen, für Abb. 6-0-15: 8 MHz Sinusfrequenz vom Quarz die er gebraucht wird, verbaut wird. Lange Leiterbahnen übertragen die Schwingungen des Quarzes auf das ganze System. Des Weiteren ist es sinnvoll einen Quarz mit besonderen Schirmungsmaßnahmen zu versehen. 2. Länge der Leiterbahnen: Leiterschleifen und unnötige Wege sollen nach Möglichkeit vermieden werden. Leitungen länger als λ / 10 (wobei λ = Wellenlänge) sollten ganz vermieden werden (siehe Kapitel 2.5). Bei einem vorgegebenen Takt von 8 MHz gilt für die Wellenlänge λ, der folgenden Zusammen zwischen der Frequenz f, und der Vakkuumlichtgeschwindigkeit c: Für die betrachtete Frequenz folgt somit Bei der (relativ niedrigen) Frequenz von 8 MHz ergibt sich eine maximal erlaubte Leiterbahnlänge von 3,75 m. Solche Maße sind auf einer Platine dieser Größe kaum zu erreichen. Dennoch gilt: je kürzer die Leiterbahnen, desto geringer die Störungen! 55 3. Führung der Leiterbahnen: Rechte Winkel und Knicke bilden Stoßstellen und können getaktete Signale regelrecht reflektieren. Besonders stark macht sich dieser Effekt bei hochfrequenten Schaltungen bemerkbar. Positives: Einige Grundregeln des EMV gerechten Designs fanden bei der betrachten Platine bereits Beachtung. Die Bauteile sind in Gruppen eingeteilt und entsprechend positioniert (Spannungsversorgung und Signalverarbeitung), Leiterbahnen für die Spannungsversorgung haben eine ausreichende Dicke und es wurden, wie in den Datenblättern der Bauteile empfohlen, Abblockkondensatoren (4 4.) verbaut. Digitale ICs ziehen impulsweise sehr hohe Ströme, was zu einem Einbruch der Versorgungsspannung führen kann. Dies kann sich störend auf andere Teile der Schaltung auswirken. Ein Kondensator kann Energie speichern und sie sehr schnell wieder abgeben, wenn plötzlich viel Strom benötigt wird. Dadurch wird die Spannung im Rest der Schaltung stabiler gehalten und EMV-Probleme werden minimiert. Diese sollten jedoch so nah wie Möglich an den Anschlusspins des entsprechenden Bauteils verbaut sein, da lange Leitungen hohe Induktivitäten besitzen und den Stromtransport behindern. Dieser Wandler ist neben der internen Filterung durch Kondensatoren zusätzlich mit einer Drossel versehen und befindet sich abseits der Signalelektronik. Somit ist die Positionierung als positiv zu bewerten. 56 7. Planung und Herstellung eines neuen BMS 7. Planung und Herstellung eines neuen BMS 7.1 Designen von Leiterplatinen Die vorangegange ausführliche Analyse der bestehenden Platine bildet die Grundlage für eine EMV gerechte Neuentwicklung. Hiebei sollen die gleichen Bauteile wie im Original-BMS verwendet werden. Neben den EMV spezifischen Designregeln müssen auch noch fertigungstechnische Regeln beachtet werden. So lassen sich in der Hochschule Bochum Leiterbahnen kleiner als 0,4 mm und Vias (Durchkontaktierungen, an denen die Leiterbahn vertikal den Layer wechselt) mit Bohrradius kleiner als 0,8 mm nicht herstellen. Der Abstand zwischen Bauteilen und Leiterbahnen (engl. Isolate / Clearance) sollte mindestens 0,6 mm betragen. 7.1.1 Fertiges Design des Original-BMS Abb. 7-0-1: Layout des Original-BMS in Eagle 57 7. Planung und Herstellung eines neuen BMS Die Abbildung zeigt die Darstellung des fertigen Designs in Eagle. Alle rot eingezeichneten Verbindungen befinden sich auf der Oberseite der Platine (engl. Top Layer), die blauen auf der Unterseite (engl. Bottom Layer). In grau werden die Bezeichnungen, Formen und Werte der Bauteile dargestellt. Die Software ermöglicht das Ausblenden von einzelnen Teilen oder Layern. 7.2 Herstellung der Platinen An der Hochschule Bochum wird zurzeit ein „Zentrales Elektronik Labor― (kurz: „ZEL―) eingerichtet. In diesem Labor sollen zukünftig Schulungen und Lehrgänge zum Thema Platinen und Elektronik abgehalten werden. Hier wird es die Möglichkeit geben, Platinen komplett selber zu fertigen. Ein Großteil der Grundausstattung ist bereits vorhanden (Stand Oktober 2010) und ermöglichte die Platinenherstellung im Rahmen dieser Arbeit. Im ersten Schritt werden die Layouts in das Gerberformat umgewandelt. Die Gerberdatei ist eine Standard-Dateistruktur im ASCII-Format16, die den Datenaustausch zwischen Entwicklungssoftware (CAE) und Produktion ermöglicht. Mit Hilfe der Gerberdaten wird das Layout gespiegelt auf eine Folie gedruckt. Das Spiegeln der Vorlage macht es möglich, dass die Maske möglichst dicht an die Fotoschicht herankommt, da beim gespiegelten Druck die bedruckte Seite direkt auf der Fotoschicht der Platine aufliegt. Dies vermindert später beim Belichten Fehler und sorgt für eine höhere Randschärfe. Die beste Qualität (hoher Kontrast) erreicht man mit einem professionellen Plotter. Im nächsten Schritt muss die Platine gewählt werden. Hier gibt es verschiedene nichtleitende Basismaterialien, auf die beidseitig eine dünne Kupferschicht aufgebracht ist. FR-1 Low-end Platinen werden aus mit Phenol-Formaldehyd-Kunstharz getränktem Papier hergestellt. Tg = 130°C FR-2 Low-end Platinen werden aus mit Phenol-Formaldehyd-Kunstharz getränktem Papier hergestellt. Tg = 105°C FR-3 Dieses Material besteht aus mit Epoxid-Kunstharz getränktem Papier. Tg = 105°C FR-4 Dieses Material besteht aus mit Epoxid-Kunstharz getränktem Glasfasergewebe. Tg = 105°C 16 ASCII - American Standard Code for Information Interchange 58 7. Planung und Herstellung eines neuen BMS FR-5 Dieses Material besteht aus mit Epoxid-Kunstharz getränktem Glasfasergewebe. Tg = 160°C HF Hier werden Materialien mit einer niedrigen Dielektrizitätskonstante eingesetzt. Z.B Teflon, Polimide oder Polystyrol. Hierbei bezeichnet TG die Glass Transition Temperature (Temperatur ab der das Material weich wird, die maximale Betriebstemperatur liegt tiefer). [WILP] Es gibt natürlich auch andere Basismaterialien für Spezialanwendungen. Die oben aufgeführten sind aber Standard und in den meisten Elektronikfachmärkten in verschiedenen Größen verfügbar. Die verbreiteteste ist FR-4, da diese das beste Preis/ Leistungs-Verhältnis bietet. Die Kupferbeschichtung ist üblicherweise 35μm dick, für hohe Ströme selten auch 70μm. Auch hier gibt es Sonderformen. Die Platinen lassen sich mithilfe von Hebelscheren, Stich- oder Kreissägen, elektrischen Fliesenschneidern oder auch einer Laubsäge auf die gewünschte Größe zuschneiden. 7.2.2 Belichten Die Kupferschicht der Platine ist mit einem Fotolack überzogen. Bei diesem Lack härten die belichteten Stellen der Platine beim Entwickeln nicht aus und können abgewaschen werden. Man klebt also nun seine Folie auf die Platine und belichtet diese mit UV Licht. Im ZEL gibt es einen speziellen Belichter für Platinen. Hier wird eine Folie über die Platine mit Layout gespannt und ein Vakuum erzeugt. Dies sorgt dafür, dass das Layout gleichmäßig auf der Platine aufliegt Abb. 7-0-2: Gedruckte Layouts und somit gleichmäßig belichtet wird. Die richtige Entwickim Belichter lungszeit richtet sich nach Typ und Hersteller der Platine und der Qualität des gedruckten Layouts. Hier ist Erfahrung von Vorteil. Neben diesem Fotopositiv Verfahren existiert noch ein nicht so verbreitetes Fotonegativverfahren! Beim Fotonegativ-Lack härten die belichteten Stellen der Platine beim Entwickeln aus. Die nicht belichteten Stellen können dann abgewaschen werden, daher muss das Layout als Negativ gedruckt werden. 59 7. Planung und Herstellung eines neuen BMS 7.2.3 Entwickeln und Ätzen Beim Entwickeln und Ätzen muss auf richtigen Umgang mit den potentiell chen Chemikalien geachtet werden. Schutzkleidung, sparsamer Umgang und richtige Entsorgung der Chemikalien sind Grundvoraussetzungen. Abb. 7-0-3: Sprühätzanlage der Hochschule Bochum Nachdem die belichtete Platine kurz in Entwickler (PositivEntwickler oder Ätznatron (Natriumhydroxid, NaOH)) getaucht oder geschwenkt und abgewaschen wurde, muss sie geätzt werden. Im ZEL gibt es dafür eine spezielle Sprühätzanlage bei der sich die Dauer und die Temperatur des Ätzprozesses einstellen lassen. Diese Werte richten sich nach den Herstellerangaben und Erfahrungswerten. Die durch das Entwickeln vom Fotolack befreiten Stellen werden nun durch die Säure entfernt und es bleiben nur die Leiterbahnen zurück. Als Ätzmittel wird häufig Salzsäure, Natriumpersulfat oder Eisenchlorid verwendet. Hier ist es wichtig, mit besonders großer Sorgfalt zu arbeiten und das Ergebnis genau zu kontrollieren. Fehler durch zu lange Belichtung, zu lange Entwicklung oder zu intensives Ätzen machen sich in angegriffenen oder überätzten Leiterbahnen bemerkbar. Werden Zeitangaben unterschritten bleiben Kupferrückstände auf der Platine zurück und machen sie somit unbrauchbar (Abb. 7-4). Platine mit Kupferrückständen Sauber geätzte Platine Abb. 7-0-4: Ätzergebnisse 60 7. Planung und Herstellung eines neuen BMS 7.2.4 Bohrungen und Durchkontaktierung Die geätzte und gereinigte Platine muss noch gebohrt und durchkontaktiert werden. Oft werden diese Arbeiten von Hand erledigt. In der Industrie werden die Löcher mit Hilfe von Portalfräsen oder CNC Bohrern gebohrt und die Durchkontaktierungen chemisch durch Galvanisierung der Lochwände (Metallisierung) hergestellt. Für das händische Bohren empfiehlt sich eine Ständerbohrmaschine mit feinfühliger Ständermechanik und hoher Drehzahl. Mit einer entsprechenden Bohrergröße (meist 0,8 mm) werden nun alle Löcher in die Platine gebohrt. Sämtliche Vias müssen nun durchkontaktiert werden. Dies kann mit kurzen Drahtstücken geschehen. Im ZEL gibt es hierfür spezielle Hohlnieten in verschiedenen Größen. Diese werden durch die Löcher geführt und von der anderen Seite mit einem Dorn festgepresst. Um guten Kontakt zu den Leiterbahnen herzustellen empfiehlt es sich auch Löcher für bedrahtete Bauteile mit Nieten in passender Größe zu versehen und alle Durchkontakrierungen beidseitig nachzulöten. Nieten können sich im Laufe der Zeit mechanisch verformen (z. B. durch Temperaturunterschiede) oder beim Einsetzen Leiterbahnen durchtrennen. Hierdurch entstehen Fehler, die im Nachhinein schwer zu finden und schwer zu beheben sind. Bohren der Löcher Nieten für Durchkontaktierungen Abb. 7-0-5: Arbeitsschritte bei der Herstellung einer Platine 61 7. Planung und Herstellung eines neuen BMS 7.2.5 Bestückung der Platine Für die Platine sollte im Vorfeld immer eine Bauteilliste angefertigt werden, um den Bauteilbedarf genau planen zu können. Die Bestückung der Platine erfolgt bei pinbasierten Bauteile mit einem regelbaren Lötkolben mit dünner Spitze. Für die SMD17 Bauteile bietet sich die Verwendung einer Reflow Lötstation an (Abb. 7-6). Bei dieser Lötstation wird die Leiterplatine von unten mit einem Gebläse auf eine voreingestellte Temperatur erhitzt. Auf die Lötstellen (Lötpads) wird das Weichlot in Form von Lötpaste vor der Bestückung auf die Platine aufgetragen. Dies geschieht entweder mit einer kleinen Spritze oder einer Schablone. Nun wird die Platine mit den SMD-Bauteilen bestückt. Mittels eines InfrarotlötkolAbb. 7-0-6: Reflow-Lötstation bens wird die Lötpaste aufgeschmolzen. Das Bauteil zentriert sich in der Regel selbst. Ist dies nicht der Fall (häufig bei bleifreier Lötpaste), empfiehlt sich die Reinigung der entsprechenden Stelle und erneutes Auftragen von Lötpaste. Nach dem Abkühlen sind alle Lötstellen zu kontrollieren. Neben der optischen Kontrolle empfiehlt sich eine Überprüfung der Lötstellen mit einem Multimeter im Durchgansprüfmodus. Befinden sich noch Flussmittelrückstände auf dem Lötpad entsteht kein elektrischer Kontakt obwohl die Lötstelle sauber aussieht. Wurden alle Bauteile verlötet folgt der Funktionstest. Arbeitet die Platine nicht wie erwartet, obwohl alle Lötstellen und Verbindungen optisch und elektrisch in Ordnung sind, muss eine aufwendigere Fehlersuche betrieben werden. Hierfür sind mindestens ein Multimeter und der Schaltplan erforderlich. Die systematische Überprüfung der folgenden Punkte hat sich dabei bewährt: - Liegt überall die richtige Spannung an (systematische Prüfung nach Sachaltplan) - Sind alle passiven Bauteile in Ordnung (Widerstände, Kapazitäten, Induktivitäten, Dioden und Sicherungen etc. lassen sich mit dem Multimeter prüfen). - Arbeiten alle aktiven Bauteile (Frequenzen von Ein- und Ausgangssignalen von ICs und Quarzen kontrollieren) 17 SMD: surface-mounted device (deutsch: oberflächenmontierbares Bauelement) 62 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor Insgesamt wurden fünf verschiede Versionen im EMV-Raum vermessen. Im nachfolgenden Abschnitt werden die einzelnen BMS-Versionen und ihre Unterschiede erläutert. Zur Vereinfachung werden sie im späteren Verlauf als „BMS X (X = fortlaufende Nummer 1-5)― bezeichnet. Je höher die Nummer, desto umfangreicher sind die Veränderungen. Es wird angenommen, dass sich die EMV Eigenschaften analog zu den Veränderungen mit aufsteigender Nummer verbessern. Um die Versionen besser unterscheiden zu können, werden sie im Fließtext farblich gekennzeichnet. Die selben Farben werden auch für die Kurven in den Diagrammen verwendet. So soll ein Bezug zwischen den Kurven und den BMS Versionen erleichtert werden. 8.1 Verschieden Versionen des BMS in der Übersicht BMS 1 Die erste Version ist im Prinzip das Original-BMS, bei dem die Abblockkondensatoren ausgelötet wurden. Die Abblockkondensatoren werden in den Datenblättern vieler Bauteile als wichtige Maßnahme zur besseren EMV und Funktionsweise angeraten und wurden bei dem Original-BMS umgesetzt. Es wird angenommen, dass durch das Entfernen der Abblockkondensatoren die Platine schlechtere EMVEigenschaften aufweist. BMS 2 Das BMS 2 ist das Original-BMS, welches in Kapitel 6.5 bereits mit seinen Vor- und Nachteilen beschrieben wurde. 63 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor BMS 3 Abb. 8-0-1: Layout von BMS 3 in Eagle Das BMS 3 hat ein komplett überarbeitetes Layout. Die Hauptunterschiede zu dem originaldesign bestehen in wesentlich kleineren Abständen zwischen Quarz – CanController und Atmel IC. Die Abblockkondensatoren wurden so nah wie möglich an die Pins gebracht. Unter dem Can-Controller und dem IC wurden nun Masseflächen verlegt. Somit gibt es weder strom- noch signalführende Leitungen unter diesen Bausteinen. Dadurch soll die Übertragung des Arbeitstaktes auf andere Leiterbahnen vermieden werden. Des Weiteren mussten sämtliche Leiterbahnen neu verlegt werden. Hier wurde auf möglichst kurze Verbindungen und möglichst kleine Leiterschleifen geachtet. 64 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor Abb. 8-0-2: BMS 3 von beiden Seiten 65 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor BMS 4 Abb. 8-0-3: Layout von BMS 4 in Eagle Beim BMS 4 wurden die Veränderungen noch durch eine Massefläche auf dem Top Layer der Platine ergänzt. Außerdem wurde der Quarz mit einer Massefläche auf der Unterseite und einer lokalen Masseinsel auf der Oberseite versehen (Guard Ring). Die Optokoppler wurden direkt, also ohne Sockel auf die Platine gelötet, um Abstände zu verkürzen und so elektromagnetische Abstrahlungen durch potenzielle Antennen zu verringern. Auch hier wurden die kompletten Leiterbahnen unter Beachtung von EMV-Designrichtlinien neu verlegt. 66 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor Abb. 8-0-4: BMS 4 von beiden Seiten BMS 5 Für das BMS 5 wurde das BMS 4 um Ferritkerne für die Versorgungsleitungen und die Temperatursensoren sowie einem Gehäuse aus Metall ergänzt. Das Gehäuse besteht hierbei aus einer Metallbox die in die Kabelanschlüsse eingebracht wurden. Werden bei elektronischen Geräten Nutzsignale über ein Kabel gesendet entstehen entstehen Magnetfelder um Abb. 8-0-5: Schirmung mit Metallgediese Kabel herum. Aber auch Störsignale erzeugen Felhäuse und Ferritkern der. Das Nutzsignal liegt als Gegentaktsignal an (z. B. Versorgung + und Masse -) und die Magnetfelder heben sich gegenseitig auf (galvanische kopplung). Die Störung wird jedoch als Gleichtaktstörung aus dem Gerät geführt. 67 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor Hier kommt ein Ferritkern (Abb. 8-6) zum Einsatz. Dieser besteht im einfachsten Fall nur aus einem durch einen Ring- oder Lochkern hindurchgeführten Draht oder einer elektrischen Leitung. Wie bei einer Spule erhöht er die Induktivität und führt das magnetische Feld. Für die Gleichtaktstörung wirkt diese Anordnung durch ihre Induktivität wie eine Drossel mit einer bzw. Abb. 8-0-6: Ferritring mehreren Windungen. Das Nutzsignal jedoch sieht keine Induktivität, da sich die Magnetfelder der auf verschiedenen Adern innerhalb des Kabels hin- und rückfließenAbb. 8-0-7: USB Kabel mit den Ströme kompensieren. Ferritring Metallisch leitende Gehäuse dienen vor allem der Abschirmung von elektrischen und elektromagnetischen Feldern. Diese Felder werden teilweise absorbiert und teilweise reflektiert. Das Gehäuse sollte elektrisch gut geerdet sein, damit die induzierten Störströme ungehindert über die Masse abfließen können. Öffnungen sollten möglichst klein und rund gehalten werden und Schlitze ganz vermieden (Abb 8-8). Pfeile stellen die Schirmströme dar Ein rechtwinkliger Schlitz behindert die Schirmströme. Der Schlitz wirkt wie eine Schlitzantenne Eine größere Anzahl kleiner Löcher behindert die Schimströme weniger -> bessere Schirmwirkung Abb. 8-0-8: Ausschnitt aus der Schirmfläche [RW09] Zur Abschirmung niederfrequenter oder konstanter Magnetfelder können weichmagnetische Werkstoffe, d. h. ferromagnetische Materialien hoher Permeabilität (magnetische Durchlässigkeit) und geringer Remanenz (zurückbleibender Magnetismus) verwendet werden. Bei guter elektrischer Leitfähigkeit wirkt die magnetische Abschirmung auch gleichzeitig elektrisch abschirmend. Ein besonders für diese Zwecke geeigneter Werkstoff ist das hochpermeable, sogenannte Mumetall (NickelEisen-Legierung). 68 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor Ein Gehäuse beseitigt jedoch nicht die elektromagnetischen Aussendungen einer Platine, da es nicht die Ursache behebt, sondern nur die Wirkung nach außen hin verringert. Interner Störungen auf der Platine selbst können weiterhin auftreten. Lediglich die Störfestigkeit gegenüber Strahlungen von außen wird verbesert. 8.2 Messergebnisse Im folgenden Kapitel werden die Messergbnisse dargestellt und analysiert. Es wird die in Kapitel 6.3.4 beschriebene Reihenfolge beibehalten. Die waagerechte rote Linie stellt bei allen Messungen wieder die Grenzwerte der DIN EN 55025 dar. 8.2.1 Erste Messung: Leitungsgebunde Störaussendung von 150 KHz bis 20 MHz Abb. 8-0-9: Ergebnisse der Störaussendungsmessung von 150 KHz bis 20 MHz —— BMS 1 ohne Abblockkondensatoren —— BMS 2 Original —— BMS 3 erster Neuentwurf —— BMS 4 zweiter Neuentwurf —— BMS 5 mit Gehäuse und Ferritringen —— Grenzwerte nach DIN EN 55025 69 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor Betrachtet man den Frequenzbereich von 100 KHz bis 1 MHz, fallen viele mäßige Peaks bei allen 5 Messungen auf. Doch woher kommen diese Werte? Der Quarz arbeitet bei 8 MHz und sollte bei allen Versionen eine feste Frequenz einhalten. Messungen mit dem Oszilloskop ergaben, dass diese Störungen trotz vieler Abblock- und Filtermaßnahmen vom DC/DC Wandler erzeugt werden. Dieser arbeitet laut Datenblatt (siehe Anhang C) mit einer Restwelligkeit von maximal 150 mV bei einer Frequenz von mindestens 80 MHz und streut diese in den Stromkreis mit ein. Abb. 8-0-10: Messungen mit dem Oszilloskop Bei diesem Screenshot des Oszilloskop-Bildes sieht man deutlich den unregelmäßigen Verlauf des DC/DC Wandler Ausganges. Wie bei allen Schaltnetzteilen oder Spannungswandlern steigen die Herstellungskosten je kleiner die Toleranzen werden. Die auf dem BMS verbauten DC/DC Wandler sind günstige Massenware mit einer Regelabweichung von ± 5% der Ausgangsspannung. Die lastabhängige Schwankungsfrequenz des Wandlers beträgt bei dem aktuellen DeAbb. 8-0-11: Oszilloskopbild -Takt des DC/DC Wandlers sign 102.6 KHz (Abb. 8-11). Diese Welligkeit verteilt sich über die Platine und wird teilweise überlagert und reflektiert. Dies erklärt die unregelmäßigen Störungen in diesem Frequenzbereich. Möchte man dieses Bauteil unbedingt beibehalten hilft hier nur die Konsequente Filterung oder Ableitung dieser Störungen. Direkt an dem Bauteil wurde wie vorher bereits angesprochen zusätzlich zu der Filterung durch den Hersteller, in Form von Kondensatoren, noch zusätzlich 2 Abblockkondensatoren und 2 Induktivitäten verbaut. Diese LC-Filter (Spule in Reihe und Kondensator gegen Masse) oder auch Tiefpassfilter lassen Frequenzen unterhalb der Grenzfrequenz fg passieren. Höhere Frequenzen werden gedämpft. Als guter Wert eignet sich 1/10 der Schaltfrequenz. Abb. 8-0-12: Drossel am DC/DC Wandler 70 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor Mit der Formel: nach [JF08] ergibt sich mit der Kapazität C und der Induktivität L der Bauelemente die Grenzfreqeunz fg zu: Da wie im Beispiel oben die Frequenz bei etwas über 100 KHz liegt ist dieser bereits optimal ausgelegt. Als weitere Maßnahmen bieten sich Ferritringe zur Abschirmung gegenüber dem Versorgungsnetz und Optimierung des Leiterbahndesigns an. Schaut man sich einen kleineren Bereich genauer an, erkennt man, dass BMS 1 und BMS 2 teilweise die Grenzwerte überschreiten. Das BMS 3 mit dem neuen Layout und das BMS 5 mit Ferritkern und Gehäuse zeigen hier wie angenommen deutlich bessere Werte. Lediglich BMS 4 mit beidseitiger Massefläche weist teilweise stärkere und vermehrte Peaks auf. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die Störungen auf den beidseitig angebrachten Masseflächen verteilen und somit eher induktiv auf andere Leiterbahnen diese Störungen übertragen. Jedoch besteht auch diese Version die Anforderungen der DIN EN 55025. Abb. 8-0-13: 500 KHz – 1 MHz 71 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor Auch bei Frequenzen um 8 MHz zeigen sich die oben beschriebenen Effekte recht deutlich. Abb. 8-0-14: 7,5 bis 8,5 MHz 72 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor 8.2.2 Zweite Messung: Leitungsgebunde Störaussendung von 20 MHZ bis 108 MHz Abb. 8-0-15: Ergebnisse der leitungsgebunden Störaussendungsmessung von 20 MHZ bis 108 MHz Auch hier erkennt man, dass sich die Werte der BMS im Verhältnis zu den EMVMaßnahmen verbessert haben. BMS 1 und BMS 2 fallen bei dieser Messung durch. Doch auch BMS 4 hält die Grenzwerte, wahrscheinlich aus den oben genannten Gründe, nicht ein. Einen besonders deutlicher Unterschied ist bei BMS 1 und BMS 5 ab ca. 60 MHz sichtbar. Während BMS 1 aufgrund der transienten Störungen die Norm nicht einhalten kann zeigen sich bei BMS 5 nur sehr geringe schmalbandige Störungen. Auch die breitbandigen Störungen sind geringer. Neben den designtechnischen Änderungen wirkt hier vor allem der Ferritring. Es handelt sich um das Modell 74270151 der Firma Würth18. Im Datenblatt (siehe Anhang) wird kein genauer Einsatzbereich konkretisiert. Auf diversen Internetseiten und Shops wird dieser Ferritring jedoch ders zur Dämpfung von Störungen um 100 MHz empfohlen. Abb. 8-0-16: Vergleich BMS 1 und BMS 5 18 http://www.wuerth.de 73 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor Zum Beispiel auf der Seite „Chipsinfo―19. Wie in der Messung zu sehen ist, zeigt er in diesem Bereich die beste Wirkung. 8.2.3 Dritte Messung: Gestrahlte Störaussendung von 20 MHz bis 200 MHz Abb. 8-0-17: Ergebnisse der gestrahlten Störaussendungsmessung von 20 MHz bis 200 MHz Hier sind die Ergebnisse der Messung der gestrahlten Störaussendung zu sehen. Wieder wird die Überschreitung der Grenzwerte durch die Modelle BMS 1 und BMS 2 deutlich. 19 http://www.chipsinfo.com/Wurth_Electronics_Inc/74270151.htm 74 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor Auch BMS 3 und BMS 4 halten nicht die Anforderung der Norm DIN EN 55025 ein. Lediglich BMS 5 mit Gehäuse besteht diese EMV-Messung. Tendenziell kann man auch hier wieder folgern, dass Designveränderungen eine bessere EMV mit sich bringen. Die Ergebnisse von BMS 4 mit 2 Masseflächen fallen auch bei der gestrahlten Messung schlechter aus als die von BMS 3 aus. Eine mögliche Erklärung ist, dass sich die auf den Masseflächen befindlichen Schwingungen im Gleichtakt befinden und sich durch konstruktive Interferenz verstärken. Abb. 8-0-18: BMS 3, 4 und 5 Abb. 8-0-19: BMS 5 besteht diese Prüfung 75 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor 8.2.4 Vierte Messung: Gestrahlte Störaussendung von 200 MHz bis 1GHz Abb. 8-0-20: Ergebnisse der gestrahlten Störaussendungsmessung von 200 MHz bis 1 GHz Bei der vierten Messung halten alle 4 BMS die Strahlungsgrenzen ein. Je höher die Frequenz, desto schlechter die Werte von BMS 4 mit zwei Masseflächen. Dies untermauert die Vermutung, dass es bei diesem Layout zu konstruktiver Interferenz kommt. Ab einer Frequenz von über 700 MHz strahlt das BMS insgesamt nur noch wenig ab, da die auf der Platine befindlichen Bauteile nicht im Hochfrequenz-Bereich arbeiten. Ändert man die Reihenfolge der Anzeige und nimmt BMS 2 und BMS 4 aus der Grafik heraus, erkennt man die Unterschiede noch deutlicher. 76 8. Verschiede BMS-Versionen im EMV-Labor Abb. 8-0-21: BMS 1, 3 und 5 im Vergleich 8.5 Zusammenfassung und Interpretation der Messergebnisse Die Messungen haben gezeigt, dass fehlende Abblockkondensatoren bei BMS 1 das Ergebnis verschlechtern. Die konsequente Einhaltung von Designregeln bei BMS 3 führt zu wesentlich besseren Werten als BMS 2. Zwar werden durch diese Maßnahmen noch nicht alle Grenzwerte eingehalten, aber es ist an vielen Stellen eine deutliche Verbesserung der EMV zu erkennen. Ausreichende Abhilfe schaffen bei diesem BMS nur Designänderungen und eine Abschirmung. Sinnvoll wäre es hier, diese genau auf ein designtechnisch optimiertes BMS anzupassen. Ferritringe gibt es in verschiedenen Größen und unterschiedlichen Filterwirkungnen. Es ist ratsam den Ferritring entsprechend der Störfrequenz, die gefiltert werden soll und der Kabeldicke, zu wählen. Verschiedene Hersteller bieten verschiedene Modelle an. Um Gewicht zu sparen, lässt sich evtl. ein Ferritring aus einem anderen Material oder in einer anderen Größe für den selben Einsatzzweck benutzen. Bei der Verwendung von Gehäusen, wie bei BMS 5, sollte man den Skin-Effekt berücksichtigen, der gerade bei hochfrequenten Wechselströmen auftritt. Dieser besagt, dass die Stromdichte im Inneren eines Leiters niedriger ist als an der Oberflä77 che. Dadurch begünstigt er die Schirmwirkung von Gehäusen, je höher die Frequenz ist. Dies bedeutet, dass gerade bei hohen Frequenzen (geräteseitig ab 1 MHz) Gehäuse sehr dünnwandig sein können. Oft reicht bereits eine geerdete Metallfolie um eine gute Schirmwirkung zu erreichen. Viele Elektrofachhändler und auf EMV spezialisierte Anbieter haben verschiedene Materialien zur Schirmung im Programm. Von beschichteten Schrumpfschläuchen bis zu EMV-Spray, welche feinste Metallpartikel enthält und somit hauchdünn auf z. B. Kunststoffgehäuse aufgetragen werden kann, reicht hier das Angebot. Es gilt, für den gewünschten Anwendungsbereich das geeignet Mittel zu finden. Für niedrigere Frequenzen eignen sich wie zuvor bereits erwähnt weichmagnetische Werkstoffe. BMS 4 liefert teilweise sehr schlechte Werte. Um dieses Problem zu vermeiden ist es sinnvoll einen Layer als Massefläche und den anderen als Versorgungslayer auszulegen. Durch diese Maßnahmen werden Signale im Gegentakt erzeugt und die so entstehenden Magnetfelder heben sich gegenseitig auf. 78 9. Zusammenfassung und Ausblick 9. Zusammenfassung und Ausblick Diese Bachelorarbeit stellt einige wichtige Grundlagen für das EMV-gerechte Designen von Leiterplatinen vor. Die Messergebnisse zeigen, dass die angewandten Maßnahmen Wirkung haben. Für die Zukunft ist geplant, neben dem Design bei neuen Platinen auch verstärkt SMD-Bauteile zu verwenden. Da diese keine Drahtanschlüsse haben, die wie Antennen wirken, sollte sich eine weitere Verbesserung der EMV-Eigenschaften ergeben. Ein neues BMS auf SMD-Basis ist bereits fertig geplant. Zusammenfassend ist zu sagen, dass ein EMV-gerechtes Platinendesign viele EMVProbleme vermeidet oder verringert. Beachtet man dieses bereits bei der Planung, können nachträgliche Abschirmungen ganz wegfallen oder erheblich geringer ausgelegt werden. Für die Elektromobilität bedeutet dies aufgrund der hohen Anzahl an elektronischen Bauteilen eine mögliche Gewichtseinsparung. Durch die verbesserten-EMV Eigentschaften wird sich außerdem eine höhere Zuverläsigkeit der Fahrzeuge ergeben. 79 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis [AS07] Adolf J. Schwab, Elektromagnetische Verträglichkeit 4. Auflage, Springer 2007 [JF08] Joachim Franz, EMV 3. Auflage, Vieweg+Teubner Verlag [KG05] K.H. Gonschorek, EMV für Geräteentwickler und Systemintegratoren, Springer Verlag 2005 [LM10] http://www.lothar-miller.de (Zugriff September 2010) [LH10] Diplomarbeit Lukas Heeck [NS09] Diplomarbeit Nils Stentenbach [PB10] Diplomarbeit Patrick Braun [PM10] Braunsche Röhre [www.physikmathe.de] (Zugriff September 2010) [WILP] Wikipedia Artikel Leiterplatinen [http://de.wikipedia.org/wiki/Leiterplatte] (Zugriff Oktober 2010) [RW09] Vorlesung EMV RWTH Aachen, Dr. Christian Bornkessel 2009 [IFE] Institut für Elektomobilität: www.hochschule-bochum.de/fbe/emobility.html (Zugriff September 2010) [FL10] http://www.fl-electronic.de/live_connection/kabelparameter.html (Zugriff Oktober 2010) [DEMVT] Deutsche Gesellschaft für EMV-Technologie: http://www.demvt.de (Zugriff Oktober 2010) [WIGE] http://de.wikipedia.org/wiki/Gegentaktsignal (Zugriff Oktober 2010) [DIN] Deutsches Institut für Normung e. V., http://www.din.de (Zugriff Oktober 2010) [WSC] World Solar Challenge: Weltmeisterschaft http://www.wsc.org (Zugriff Oktober 2010) [ASC] American Solar Challenge: http://americansolarchallenge.org Oktober 2010) [SW] SolarWorld: http://www.solarworld.de (Zugriff Oktober 2010) für Solarfahrzeuge, (Zugriff Richtlinie 2004/108/EG über die elektromagnetische Verträglichkeit [CI10] http://www.chipsinfo.com/Wurth_Electronics_Inc/74270151.htm (Zugriff Oktober 2010) 80 Anhang Anhang Anhang A: Datenblatt ATMEGA8 (Auszug – Pinbelegung) Anhang B: Datenblatt CAN Controller MCP 2515 (Auszug – Pinbelegung) Anhang C: Datenblatt DCDC Wandler SIM1 SIL4 Anhang D: Datenblatt Quarz HC49US 8 MHz Anhang E: Datenblatt Würth Ferrit 74270151 Anhang F: CD 81 Anhang Anhang A: 82 Anhang Anhang B: 83 Anhang Anhang C : 84 Anhang 85 Anhang Anhang D: 86 Anhang Anhang E: 87 Anhang 88 Anhang Anhang F: 89