forschungsschwerpunkt psychologische ästhetik

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forschungsschwerpunkt psychologische ästhetik
FORSCHUNGSSCHWERPUNKT
PSYCHOLOGISCHE ÄSTHETIK UND KOGNITIVE
ERGONOMIE
AN DER FAKULTÄT FÜR PSYCHOLOGIE
Stand Oktober 2008
1
FORSCHUNGSSCHWERPUNKT:
PSYCHOLOGISCHE ÄSTHETIK UND KOGNITIVE ERGONOMIE
INHALT
03
VORWORT
05
01. DER FORSCHUNGSSCHWERPUNKT PSYCHOLOGISCHE
ÄSTHETIK UND KOGNITIVE ERGONOMIE
08
02. METHODEN UND EXPERIMENTE
09
2.1 Theoretische Grundlagen
12
2.2 Praxis
15
03. PSYCHOLOGISCHES LABOR
18
04. MITGLIEDER DES FORSCHUNGSSCHWERPUNKTES (FSP)
19
4.1 Mitglieder des FSP
22
4.2 Organisationsstruktur der 4 FSP an der Fakultät für Psychologie
23
05. FORSCHUNGSKOOPERATIONEN NATIONAL UND
INTERNATIONAL
25
06. GESCHICHTE DER PSYCHOLOGISCHEN ÄSTHETIK
26
6.1 Zur Geschichte der psychologischen Ästhetik
43
6.2 Weiterführende Literatur
44
07. AKTIVITÄTEN
45
7.1 Forschungsprojekte
46
7.2 Ausgewählte Publikationen zum FSP
49
7.3 Gastvorträge
50
08. FORSCHUNGSSCHWERPUNKT UND LEHRE
54
09. GLOSSAR
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IMPRESSUM
2
VORWORT
GRÜNDUNG UND ENTWICKLUNG DES FORSCHUNGSSCHWERPUNKTES PSYCHOLOGISCHE ÄSTHETIK UND KOGNITIVE ERGONOMIE
Das Schöne ist mittlerweile fast allgegenwärtig. In Mode, Design, als Gegenstand von „Schönheits-“ Operationen und als Ästhetisches in der Kunst.
Die Rolle des Schönen ist zwar schon seit Gründung der akademischen Psychologie ein Thema, so richtig ins Zentrum des Interesses gerät es aber erst
jetzt wieder, da die Psychologie zu ahnen scheint, dass es die affektiven Bewertungen, die Emotionen sind, die wesentlich zum Verständnis menschlichen Erlebens beitragen. An der Fakultät für Psychologie wurde der Forschungsschwerpunkt psychologische Ästhetik und kognitive Ergonomie (des
Weiteren als FSP bezeichnet), neben drei anderen Forschungsschwerpunkten, im November 2004 im Rahmen des Entwicklungsplans der Universität
Wien begründet. Die Aufgabe des Forschungsschwerpunktes ist es, neue
Forschungsfelder zu öffnen, die Forschung zu stärken und die bestehenden
Fächer zu garantieren. Es sollen über ihn in einschlägigen Forschungsbereichen Trends in “Exzellenz“ gesetzt werden.
Psychologische Ästhetik und kognitive Ergonomie
Evolutions- und kulturpsychologische Theorien aus der sozialen Kognitionsforschung sowie ein Modell der ästhetischen Erfahrung bei der Kunstbetrachtung liefern den Rahmen für den Forschungsschwerpunkt. Anhand ästhetischer Verarbeitung liefert der Forschungsschwerpunkt Beiträge zum
Grundverständnis menschlichen Erlebens sowie deren Transfer in Anwendungsfelder. Untersucht werden Fragestellungen zu einfachen Präferenzen,
biologischen Grundlagen von Schönheit und Attraktivität, der Anmutung von
Kunst (Malerei, Musik, Architektur) und innovativem Design. Dabei bedienen
wir uns einer breiten Palette von Forschungsmethoden und Ansätzen, das
empirische Vorgehen bedient sich u. a. der Methoden der kognitiven Psychologie und der Neuropsychologie. Der Beitrag der kognitiven Ergonomie ist der
Transfer von psychologisch-ästhetischen Theorien auf die Designanmutung
und –evaluation, in denen es besonders relevant ist dynamische Adaptionen,
interindividuelle Unterschiede und ästhetisch motivierte Präferenzen zu verstehen. So erforschen wir, warum Innovationen gefallen und wie sich Präferenzen über die Zeit verändern.
Die vorliegende Broschüre informiert über den aktuellen Stand der Forschung und die bisherigen Leistungen des Forschungsschwerpunkts, es werden die einzelnen Mitglieder und Forschungskooperationen aufgezeigt. Wir
stellen in dieser Broschüre unsere Methoden und Labore und ausgewählte
Fragestellungen vor.
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Interessierten Studierenden soll durch diese Broschüre zudem die Möglichkeit gezeigt werden, die Themenstellungen und Forschungsergebnisse
des FSP für ihr Studium zu nutzen und daran zu partizipieren.
Ziel des Forschungsschwerpunktes ist es, die Vernetzung auf der Ebene
von Forschung und Lehre interdisziplinär als auch international weiter auszubauen und einen wichtigen Beitrag für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Wien zu leisten!
Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre dieser Broschüre viel Vergnügen
Univ.- Prof. Dr. Helmut Leder
Sprecher des Forschungsschwerpunktes
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1. DER FSP PSYCHOLOGISCHE ÄSTHETIK UND
KOGNITIVE ERGONOMIE
5
Mission Statement
Forschungsschwerpunkt "Psychologische Ästhetik und kognitive Ergonomie"
Warum bevorzugen Personen bestimmte Objekte? Welche Objekte sind
es, die als schön oder angenehm empfunden werden? Und was sind die sozialen und kulturellen Vorbedingungen ästhetischen Erlebens und Verhaltens? Diese Fragen bilden den Forschungsfokus im Forschungsschwerpunkt
Psychologische Ästhetik und Kognitive Ergonomie an der Fakultät für Psychologie der Universität Wien. Darin bündeln wir Forschung, die die Prozesse
untersucht, die an ästhetischen Erlebnissen mit bildender Kunst und anderen
visuellen Phänomenen, inklusive Design, Architektur und menschlichen Gesichtern, beteiligt sind.
Der Forschungsschwerpunkt (kurz „FSP“) fasst psychologische Ästhetik
bewusst relativ weit. So umfassen die wissenschaftlichen Fragestellungen
z. B. Untersuchungen zur sublimen Präferenz, dem ästhetischen Genuss bei
der Betrachtung von Kunstwerken und dem Verständnis und Wertschätzen
von innovativem Produktdesign. Die bisherige Forschung ist stark vom Arbeitsbereich Allgemeine Psychologie koordiniert, der durch die Neuberufung
von Helmut Leder erst seit Ende 2004 in seiner jetzigen Mitarbeiterstruktur
etabliert wurde. Auch eine enge sozialpsychologische und neuropsychologische Forschungsperspektive ist für das Forschungsprogramm angestrebt.
Die Basis der aktuellen kognitiv-psychologischen Forschung bildet ein Modell der ästhetischen Erfahrung, das von der Arbeitsgruppe entwickelt wurde
(siehe Kapitel 2.1 Theorie: Modell des ästhetischen Erlebens). So versucht
der FSP, sich der Faszination, die Kunst für viele Menschen bedeutet, von
experimentalpsychologischer Seite her anzunähern. Der FSP ist nicht nur
eingebunden in ein internationales Forschungsnetzwerk, sondern kooperiert
auch vor Ort mit Kunstakademien und Museen. Die aktuelle Grundlagenforschung zur psychologischen Ästhetik umfasst eine Vielzahl von Fragestellungen: Wir untersuchen Präferenzen („warum gefällt Ihnen das?“), die Verarbeitung von Stil und Eingängigkeit in der Kunst, den Zusammenhang von Informationen, die zu einem Kunstwerk gegeben werden und seinem Gefallen.
Wir erforschen emotionale Grundlagen ästhetischer Erfahrungen, die Verarbeitung von Gesichtsschönheit, und inwieweit Experten die Dinge anders beurteilen. Dabei suchen wir Austausch mit angrenzenden Fächern, wie der
Kulturpsychologie und den biologischen Wissenschaften.
Kognitive Ergonomie wiederum stellt ein angewandtes Feld der Ästhetik
dar. Sie beschäftigt sich mit dem Design und der Innovation von Konsumgütern, wie z. B. Autos oder Handys. Ausgangspunkt ist die Idee, dass die
Funktionalität von Objekten untrennbar mit emotionalen und sinnlichen As6
pekten verbunden ist. In unserem Forschungsschwerpunkt behandeln wir unter dem Thema im Wesentlichen Fragen der Designwahrnehmung und Wirkung. Hier untersuchen wir unter anderem Fragen nach der Wirkung von Innovation, wem sie warum gefällt und wie sich Produktanmutungen über die
Zeit verändern.
Auf beiden Gebieten, der Ästhetik und der kognitiven Ergonomie, umfasst
der FSP Methoden und Theorien aus dem Bereich der Kognitiven Psychologie und Neuro-Kognitionswissenschaft, sowie Forschungen mit quantitativen
Methoden. Im Sinne einer möglichst ergiebigen Forschung bestehen Kooperationen mit Experten aus anderen Gebieten, darunter Neurobiologie, Humanethologie, Design, Kunst- und Kulturwissenschaften und Philosophie.
Univ.- Prof. Dr. Helmut Leder und PD Dr. Claus-Christian Carbon
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2. METHODEN UND EXPERIMENTE
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2.1 Theoretische Grundlagen
Annahmen eines Modells der ästhetischen Erfahrung
aus kognitionspsychologischer Perspektive
Grundpfeiler einer erfolgreichen Wissenschaft sind die zugrundeliegenden
Theorien der Forscher. Welches Gebiet könnte geeigneter sein, um Ästhetik
zu erforschen, als die Kunst? Nie war Kunst allgegenwärtiger. Große Ausstellungen ziehen heute hunderttausende von Besuchern an und so wird der kulturelle Wert einer Stadt nicht unwesentlich durch die großen Kunstmuseen
mitbestimmt.
Was passiert, wenn wir Kunst betrachten? Einer der theoretischen Pfeiler
unsere Forschung zur Ästhetik ist ein Modell, mit dem wir beschreiben, welche psychologischen Prozesse ein Mensch durchläuft, wenn er an einem
Kunstwerk ästhetische Erfahrungen erlangt. Wie kann man sich so ein Modell
vorstellen?
Abb.: Modell der ästhetischen Erfahrung von Leder, H., Belke, B., Oeberst, A., & Augustin,
D. (2004).
Die theoretische Grundlage für den FSP bildet das Modell der ästhetischen Erfahrung von Leder, Belke, Oeberst und Augustin (2004)1. Es wurde
spezifisch für experimentelle Untersuchungen zur visuellen Wahrnehmung
von Kunstwerken entwickelt.
1
Leder, H., Belke, B., Oeberst, A., & Augustin, D. (2004). A model of aesthetic appreciation and aesthetic
judgements. British Journal of Psychology, 95, 489-508.
9
Es stellt fünf Stadien des Kunsterlebens vor, von denen jede sequentielle
Verarbeitungsstufe mit einem bestimmten Typus der kognitiven Analyse verbunden ist. Begleitend läuft ein in unterschiedlichem Maße bewusster oder
unbewusster affektiver Bewertungsprozess mit, der durch kulturell und lebensgeschichtlich erlernte Bewertungsmuster bedingt ist.
Bei den angeführten Stadien perzeptuelle Analyse, implizite Gedächtnisintegration, konkrete Klassifikation, kognitive Bewältigung und Evaluation handelt
es sich nicht um eine stringente und stufenweise fortschreitende Verarbeitung, sondern um einen Wahrnehmungsprozess der im Verlauf der Verarbeitung auch wieder auf frühere Phasen zurück fallen kann, wodurch Rückkoppelungseffekte möglich sind. Diese sind im Modell als Feedbackschleifen gekennzeichnet. Ferner ist der affektive Ausgangszustand in dem sich das Individuum zu Beginn des Wahrnehmungsvorgangs befindet von Bedeutung.
Als „Input“ wird ein Kunstwerk der modernen bildenden Kunst des 20. und
21. Jahrhunderts angenommen, das durch seinen kulturellen Kontext definiert
wird. Das heißt, Kunsterleben findet dann statt, wenn der Betrachter weiß,
dass es sich um ein Kunstwerk handelt. Das heißt, ein erster Schritt muss
das Kunstwerk erst einmal als solches identifizieren.
1. Die erste Verarbeitungsstufe der perzeptuellen Analyse (Perceptual Analysis) bildet die sinnliche Wahrnehmung. Hier geht es um das Erkennen
von Merkmalserfassung und Gestaltbildungsvorgängen auf denen die wesentlichen Variablen, wie Komplexität, Kontrast, Farbe, Symmetrie, Ordnungsfaktoren und Gruppierungseffekte wahrgenommen werden. Diese
Merkmale beeinflussen natürlich schon die ästhetische Reaktion, beispielsweise durch die Präferenzen für bestimmte Farben.
2. In der zweiten Verarbeitungsstufe, der impliziten Gedächtnisintegration
(Implicit Memory Integration) geht es um die Integration von unbewussten
Gedächtnisinhalten. Es kommt zu Aspekten der Vertrautheit oder Fremdheit, aber auch zur Wahrnehmung von Prototypikalität, d. h. dem Ausmaß,
in dem ein Wahrnehmungsgegenstand den Vorstellungen eines “Typus“
entspricht. Auf dieser Ebene wird deutlich, wie vorher erworbene Erfahrungen über das Gedächtnis auf neue Bewertungsvorgänge Einfluss nehmen und es zu Rückkoppelungseffekten innerhalb des Modells kommen
kann.
3. Auf der dritten Verarbeitungsstufe, der konkreten Klassifizierung (Explicit
Classification), geht es um das Erfassen inhaltlicher Bedeutungen und der
Zuordnung von Stilen. Über die jeweilig zur Verfügung stehenden Gedächtnisinhalte kommen Beurteilungskriterien ins Spiel. Diese Stufe ist
auch durch den Übergang von automatischer Perzeption zu bewusster
Verarbeitung gekennzeichnet. Kunstwerke können nämlich auf verschie10
dene Arten verarbeitet werden. Man kann sich bei einem Gemälde auf das
beziehen, was dargestellt wird, aber auch auf die Art, wie die Dinge dargestellt werden (“verfremdet, expressiv, abstrahiert“, den Stil).
4. In der vierten Verarbeitungsstufe, der kognitiven Bewältigung (Cognitive
Mastering) kommt es u. a. zu einer kunstspezifischen Interpretation. Hier
versucht der Betrachter zu verstehen, was ihm das Kunstwerk bedeuten
kann, was mögliche Interpretationen sind. Gerade im 20. Jahrhundert ist
das Wissen dann oft genauso wichtig, wie das sinnliche Wahrnehmen.
5. Der abschließende Prozess der Bewertung (Evaluation) umfasst nun die
Bewertung des Ganzen. Habe ich etwas verstanden, spricht es mich an?
Wichtig auf dieser Stufe ist auch der Umgang mit Ambiguität, d. h. der
Mehrdeutigkeit des Kunstobjektes. Der ganze Prozess wird von sich ständig steigernden emotionalen Zuständen begleitet, die ihrerseits bewertet
werden und zu einer ästhetischen Emotion führen. Die emotionale Reaktion kann im günstigsten Fall, durch gelungene Deutungen und Lösungen,
als Genuss empfunden werden. Sind die Stufen durchlaufen, entsteht neben einer ästhetischen Emotion (wohl einem guten Gefühl) auch ein ästhetisches Urteil, nun kann man sagen, ob einem das Kunstwerk gefällt.
Obwohl das Modell der ästhetischen Erfahrung hinsichtlich experimenteller
Untersuchungen zur visuellen Wahrnehmung entwickelt wurde, ist es auch
grundsätzlich auf alle anderen Formen der ästhetischen Wahrnehmung übertragbar.
Dieses Modell wurde auch von Allesch in seinem Buch Einführung in die psychologische Ästhetik2 als integrativer Ansatz beschrieben.
Download des deutschen Textes von
Belke, B & Leder, H. (2006). Annahmen eines Modells der ästhetischen
Erfahrung aus kognitionspsychologischer Perspektive, in: Sonderforschungsbereich 626 (Hrsg.): Ästhetische Erfahrung: Gegenstände, Konzepte, Geschichtlichkeit. Berlin.
unter den Onlineveröffentlichungen der Freien Universität Berlin:
www.sfb626.de/veroeffentlichungen/online/aesth_erfahrung/aufsaetze/belke_l
eder.pdf
2
Allesch, C. G. (2006). Einführung in die psychologische Ästhetik. Wien: WUV
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2.2 Praxis
Beispiele für Anwendungsfragestellungen
1. Betrachtung von Bildern: Wahrnehmung und Gefallen
In vielen Lebensbereichen werden Bilder eingesetzt, zur Werbung, in der
Kunst in Ausstellungen und Galerien. Auch Konsumgüter werden oft als Bilder präsentiert, und stehen somit auch für das Objekt. Wir haben in unseren
Labors die Möglichkeit, zu messen, wo ein Betrachter zuerst hinschaut, wie
lange bestimmte Merkmale betrachtet werden, und in welcher Reihenfolge
Dinge betrachtet werden. Dabei kann man auch messen, worin sich zwei
Produkte unterscheiden, und die Betrachtung welcher Merkmale dazu führt,
dass etwas besonders gut gefällt. Die Messung von Augenbewegungen kann
dabei Erkenntnisse liefern, die den Betrachtern gar nicht bewusst sind, da sie
selbst häufig nicht sagen können, wohin sie geschaut haben.
ƒ Wir können somit z.B. die Effizienz von Werbe- und Informationsbotschaften, aber auch die Wirkung eines Bildes oder eines Designentwurfes messen.
ƒ Mit Hilfe von Augenbewegungskameras können wir das genaue Blickverhalten („Eyetracking“) der Zielpersonen erfassen und anschaulich machen:
Æ Welche Bereiche fixieren Personen überhaupt? Welche Bereiche
„springen“ als erstes ins Auge? Wie häufig und wie lange werden bestimmte Bereiche fixiert?
ƒ Die Pupillengröße ist ein entscheidender Hinweis darauf, wie stark die
Aufmerksamkeit der Person auf ein bestimmtes Objekt ist. Da die Pupillengröße nicht willentlich beeinflusst werden kann, ist die Erfassung der
Pupillengröße („Pupillometrie“) eine essentielle Variable, da sie nicht von
sozialer Erwünschtheit oder anderen störenden Faktoren verzerrt wird.
Typische Fragestellungen, die durch diese Technik beantwortet werden
können:
Æ Welche Bereiche erregen am meisten Aufmerksamkeit? Was gefällt
dem Betrachter besonders gut?
2. Gefallen von innovativen Produktdesigns
Ein wesentliches Merkmal einer wettbewerbsstarken Ökonomie ist das
Vorhandensein von Innovationen. Gerade im Sektor Produktdesign ist die
Rolle technischer aber auch gestalterischer Designinnovationen nicht zu
überschätzen. In einigen Studien (Leder & Carbon, 2005) haben wir aber gefunden, dass spontane Beurteilungen innovative Produkte keineswegs bevorteilen: Unsere Betrachter bevorzugten eher klassische Designs. Erst nach
einer kurzen, aber intensiven Phase der Beschäftigung wurden die innovati12
ven Designs zunehmend bevorzugt, und sie wurden sogar weiterhin gleich
innovativ eingeschätzt (Carbon & Leder, 2005).
Welche Fragen interessieren uns in unserem Forschungsschwerpunkt?
ƒ Bevor Produkte die Marktreife erreichen, werden sie vielfältigen Tests und
Evaluationen ausgesetzt. Das Ziel ist, die Akzeptanz und die künftige
Marktpersistenz zu optimieren. Um ein möglichst aussagekräftiges Bewertungsportfolio zu erhalten, orientiert man sich üblicherweise an typischen
Konsumenten. Wie verändert sich das Gefallen über die Zeit?
ƒ Wir können das Gefallen von innovativen Produktdesigns messen und
Vorhersagen über die Akzeptanz von Designs in der Zukunft treffen.
ƒ Unsere Forschung im Bereich Designevaluation kann zeigen, dass typische Konsumenten gerade in Hinblick auf innovative und neuartige Designs überfordert sind; sie benötigen erst eine Phase des Verstehens von
und Beschäftigens mit neuen Produkten, ansonsten können sie nicht adäquat einschätzen. Im Alltag geschieht genau dies: Konsumenten beschäftigen sich intensiv mit Produkten und deren Wettbewerbern, sie tauschen
sich mit anderen Konsumenten aus und testen Produkte. Diese Phase
können wir mit der von uns entwickelnden repeated evaluation technique
(RET, Carbon & Leder, 2005) simulieren, um so aussagekräftigere Einschätzungen von Produkten zu erlangen. Es hilft, die Akzeptanz von Produkten besser vorherzusagen.
ƒ Was mögen Kunden wirklich? Welche Designs gefallen zwar auf den ersten Blick, überzeugen aber nicht auf Dauer? Wie hoch wird die Akzeptanz
von Produktdesigns in der Zukunft sein? Welche Produktdesigns werden
auch in Zukunft die Aufmerksamkeit erhalten? Welche Designs sind auch
morgen noch akzeptiert?
ƒ Der zusätzliche Einsatz von neurophysiologischen Testverfahren (EDA
und Messung von Augenbewegungen) hilft, auch unbewusste Bewertungsprozesse, die nicht von sozialen Prozessen überdeckt werden, sichtbar zu machen.
Muss man Kunst verstehen, um sie zu mögen?
Wir haben erforscht, dass es sehr schnell geht die Qualitäten von Kunstwerken zu erkennen. Schon nach einem Bruchteil einer Sekunde kann man
sagen, ob zwei Kunstwerke denselben Stil haben, noch schneller geht es jedoch den Inhalt grob zu erkennen (Augustin et al., 2008). Wir haben auch gezeigt, dass es eine Besonderheit der Kunst ist, dass man sie vielleicht nicht
vollständig verstehen muss: Auch ein gewisses Maß an Ambiguität lässt sich
durchaus gut an. Und wir haben genauer erforscht, welche zusätzlichen Informationen zu einem gesteigerten Kunsterleben führen. So werden abstrakte
Kunstwerke besser verstanden (und gefallen auch besser), wenn man zu13
sätzlich neue Informationen darüber erhält, wie die Kunstwerke gemalt wurden.
4.Haptische Qualitätseinschätzungen
In den letzten Jahren haben wir ein Labor zur Messung von haptischen Erfahrungen aufgebaut. Wir können erforschen, wie verschiedene Oberflächen
wahrgenommen werden und auch welche Oberflächen besonders attraktiv
sind.
ƒ In vielen Anwendungsfeldern ist die haptische Qualität von Produkten sehr
wichtig. Dies umfasst Sicherheitsaspekte (z. B. guter Grip bei sicherheitsrelevanten Bedienungssettings), Bedienaspekte (z. B. Schalterqualitäten)
und Wohlfühleffekte (z. B. Materialität von Sitzbezügen).
ƒ Wir können haptische Qualitätseinschätzungen messbar machen und so
wichtige Impulse für das Design von Produkten mit haptischen und taktilen
Qualitäten geben:
ƒ Unsere Forschung im Bereich Haptik kann zeigen, dass typische Konsumenten haptische Qualitäten kaum einschätzen können. Man kann diese
Einschätzungsqualität jedoch stark verbessern, indem man sowohl szenariobasierte Settings verwendet als auch die von uns entwickelte RET einsetzt. Dadurch erreicht man deutlich verbesserte Vorhersagequalitäten für
die Einschätzung von haptischen Qualitäten.
Æ Welche Materialität sollte eine Produktoberfläche aufweisen, damit der
Anwender diese als positiv erlebt? Welche Qualitäten sollten für spezifische Produkte innerhalb bestimmter Settings verwendet werden? Welches
Ansprechverhalten sollen die Schalter im Bedienpanel von MP3-Playern
der Zukunft besitzen?
Dies sind ein paar Beispiele für die Fragen, die wir mit unseren Methoden im
Forschungsschwerpunkt untersuchen.
PD Dr. Claus-Christian Carbon und Univ.- Prof. Dr. Helmut Leder
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3. PSYCHOLOGISCHES LABOR
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EXPERIMENTALAUSSTATTUNGEN
In unseren Labors sind wir auf die Untersuchungsmethoden der modernen
Kognitions- und Wahrnehmungspsychologie spezialisiert. Neben klassischen
Experimenten am Computer, mit Messungen der Reaktionszeit und Bewertung von dargebotenen Reizen, setzen wir auch verschiedene psychophysiologische Messungen ein.
1. HARDWARE-AUSSTATTUNG
1.1. EYETRACKING (Augenbewegungserfassung)
ƒ Ein stationärer Eyetracker: iView XTM High-Speed 1250 System (SMI,
http://www.smivision.com)
ƒ Ein mobiler Eyetracker: iView XTM HED (SMI, http://www.smivision.com)
ƒ Ein System zur Bewegungserfassung: Fasttrack® Motion Tracker (Polhemus, http://www.polhemus.com)
1.2. MESSUNG VON EEG (Elektroenzephalogramm),
EOG (Elektrookulogramm)
EDA (Elektrodermale Aktivität)
ƒ Ein stationärer Verstärker: Refa8 32 Channel Amplifier (TMSi,
http://www.tmsi.com)
ƒ 8 mobile Aufzeichnungsgeräte: Mobi8-BP 12 Channel Amplifier (TMSi,
http://www.tmsi.com)
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1.3. 3D-VERMESSUNG VON GESICHTERN
ƒ Eine Di3D 3D Face Camera FTP001 (Dimensional Imaging Ltd.,
http://www.di3d.com)
1.4. BEHAVIORALE MESSUNGEN
ƒ 3 PCs (potentiell 14 PCs)
ƒ 10 Macs
ƒ Button Boxes zur Erfassung von Reaktionszeiten im ms-Bereich
ƒ Ein VoiceKey (zur Erfassung von Reaktionszeiten über akustische Signale)
1.5. EINGABEEINHEITEN
ƒ 2 Grafiktabletts: Intuos3 A4 (Wacom, http://www.wacom.com)
1.6. PRÄSENTATIONSAPPARATUREN
ƒ hochauflösende Beamer
ƒ Fahrsimulation
1.7. HAPTIKLABOR
ƒ Sensotact-V2-Referenzsystem
ƒ Testungen in realem Fahrzeugsetting
ƒ BlindSight-TactileBox
1.8. FILESERVER
ƒ Ein Intel Core 2 Duo S775 E6400, 2GB, 1.4 TB, Linux
ƒ Ein Apple Power Mac G4, 320MB, 500GB, Mac OS X 10.3.9
2. EXPERIMENTELLE PROZEDUREN
RET (Repeated Evaluation Technique)
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4. MITGLIEDER DES FSP
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4.1 MITGLIEDER DES FSP
INSTITUT FÜR PSYCHOLOGISCHE GRUNDLAGENFORSCHUNG
ARBEITSBEREICH: ALLGEMEINE PSYCHOLOGIE
Univ.-Prof. Dipl.-Psych. Dr. Helmut Leder
Sprecher des FSP
http://psychologie.univie.ac.at/grundlagenforschung
Ästhetik - Design- Gesichtswahrnehmung - Kunst
PD Dr. Claus-Christian Carbon
http://www.experimental-psychology.de/
Empirische Ästhetik, Designanmutung, HCI, Ergonomie und
angewandte kognitive Forschung.
Ab 10.09.2008 karenziert.
Dr. Ulrich Ansorge
Unterschwellige Wahrnehmung, visuelle Aufmerksamkeit
Gastprofessor vom 1.10.2008 bis 31.7.2009
Dr. Matthew Arthur Paul
Entscheidungsbeeinflussung von Stimulusmaterial im
Zusammenhang mit Formgefallen
Mag. Martina Jakesch
Kunstwahrnehmung und Haptik
Pablo Tinio, MMA
Ästhetik, Präferenzen, komplexe Bildbearbeitung
Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Slunecko
Kulturpsychologie, Bildanalyse
Ao. Univ.-Prof. Dr. Rainer Maderthaner
Architekturwahrnehmung
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Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Andreas Hergovich
http://homepage.univie.ac.at/andreas.hergovich/php/
Anmutungsforschung - Gesichtsattraktivität
Dr. Dorothee Augustin
Kunstwahrnehmung, Ästhetik
Mitarbeit 2004-2007
Dr. Florian Hutzler
Wahrnehmung, Augenbewegungsmessung
Mitarbeit 2004-2007
Mag. Gernot Gerger
Dynamische Aspekte der ästhetischen Verarbeitung,
Physiologische Messungen
Projektmitarbeiter.
Mag. Stella Färber
Dynamische Aspekte der ästhetischen Verarbeitung,
Physiologische Messungen
Projektmitarbeiterin.
Dipl.-Ing. Andreas Gartus
Methode und EDV Support
Univ.-Ass. MMag. DDDr. Martin Voracek
Institut für Psychologische Grundlagenforschung,
Arbeitsbereich Methodenlehre
http://homepage.univie.ac.at/martin.voracek/
Evolutionspsychologische Aspekte und biologische Grundlagen
physischer Attraktivität und der Personenwahrnehmung; Methoden der Synthese und Integration empirischer Forschungsergebnisse (Meta-Analyse).
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Brigitte Flatschacher
Institutssekretariat
Mag. Bibiane Florianz
Dokumentationsassistentin
Projekte, Werkverträge
Mag. Sabine Koch
Dokumentationsassistentin
INSTITUT FÜR KLINISCHE, BIOLOGISCHE UND DIFFERENTIELLE
PSYCHOLOGIE
ARBEITSBEREICH: BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE
Univ.-Prof. Dr. Herbert Bauer
http://brl.psy.univie.ac.at/people/faculty/herbert-bauer/
Untersuchungen biopsychologischer Aspekte nicht bewusster
neurophysiologischer Gedächtnis- und Wahrnehmungsprozesse im
Zusammenhang mit der psychologischen Ästhetik und kognitiven
…………..Ergonomie.
Univ.-Doz. Mag.rer.nat. Dr. Peter Walla
www.neuroconsult.at
Mein Beitrag bezieht sich auf die biopsychologischen Aspekte
neurophysiologischer Prozesse im Zusammenhang mit der
psychologischen Ästhetik und kognitiver Ergonomie.
INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSPSYCHOLOGIE, BILDUNGSPSYCHOLOGIE UND EVALUATION
ARBEITSBEREICH: BILDUNGSPSYCHOLOGIE UND EVOLUTION
Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Alfred Schabmann
http://psychologie.univie.ac.at/bildungspsychologie/
mitarbeiterinnen/alfred-schabmann/
Spezialist für Modellierung komplexer Datenstrukturen, Evaluation
des ästhetischen Modells von Leder et al. 2004.
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4.2 ORGANISATIONSSTRUKTUR DER 4 FSP AN DER
FAKULTÄT FÜR PSYCHOLOGIE
Fakultät für Psychologie
Dekanat
EDV und Technik
Institut für Psychologische
Grundlagenforschung
Arbeitsbereiche:
Allgemeine Psychologie
Sozialpsychologie
Methodenlehre
Institut für Entwicklungspsychologie und Psychologische Diagnostik
Arbeitsbereiche:
Entwicklungspsychologie
Psychologische Diagnostik
Studienprogrammleitung
Institut für Wirtschaftspsychologie, Bildungspsychologie und
Evaluation
Arbeitsbereiche:
Wirtschaftspsychologie
Bildungspsychologie und Evaluation
Institut für Klinische, Biologische
und Differentielle Psychologie
Arbeitsbereiche:
Klinische Psychologie
Biologische Psychologie
Differentielle Psychologie
Die vier Forschungsschwerpunkte an der Fakultät für Psychologie
Die Themenfelder stammen aus dem international anerkannten Fächerkanon der wissenschaftlichen Psychologie:
Allgemeine und Experimentelle Psychologie, Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie, Bildungspsychologie, Biologische Psychologie, Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung, Entwicklungspsychologie,
Klinische und Gesundheitspsychologie, Methodenlehre und Evaluation, Psychologische Diagnostik, Sozialpsychologie.
An der Fakultät für Psychologie wird die Profilbildung in der Forschung als ein dynamischer Prozess verstanden.
Die Fakultät verfolgt in einem Entwicklungsprozess die angestrebte Schärfung des Forschungsprofils sowie ein
ausgewogenes Verhältnis von Anwendungs- und Grundlagenorientierung innerhalb der etablierten Forschungsschwerpunkte.
FSP
Psychologische
Ästhetik und
kognitive Ergonomie
FSP
Entscheidungen in
Arbeit, Organisation
und Wirtschaft
FSP
Life Long Learning:
Förderung von
Lebenslangem
Lernen in
Bildungsinstitutionen
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FSP
Funktionelle
Neuroanatomie der
Interaktion von
Emotion und
Kognition
5. FORSCHUNGSKOOPERATIONEN NATIONAL
UND INTERNATIONAL
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KOOPERATIONSPARTNER NATIONAL UND INTERNATIONAL
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Ford Forschungszentrum Aachen, DE.
LOE Language of Emotion Cluster, FU Berlin, DE.
Univ.- Prof. Dr. Arthur Jacobs, FU Berlin, DE.
PD Dr. Gyula Kovacs, Universität Regensburg, Deutschland und Budapest
University of Technology and Economics, HU.
Dr. Stephen Langton, University of Stirling, UK.
Prof. Dr. Jan Schoormanns, Delft University of Technology, NL.
Prof. Dr. Paul Hekkert, Delft University of Technology, NL.
Prof. Jeff Smith, University of Otago, NZ.
Prof. Lisa Smith, University of Otago, NZ.
Prof. Dr. Piotr Winkielman, UCSD San Diego, US.
Marc Wittmann PhD, UCSD San Diego, US.
Prof. Norbert Schwarz, University of Ann Arbor, US.
Prof. Irving Biederman Ph. D., University of Southern California USC,
Los Angeles, US.
Prof. Dr. Paul Locher, Montclair, State NJ, US.
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6. GESCHICHTE DER PSYCHOLOGISCHEN ÄSTHETIK
25
6.1 ZUR GESCHICHTE DER PSYCHOLOGISCHEN ÄSTHETIK
„Die Vertrautheit, mit der das Kunstwerk uns anrührt, ist
zugleich und auf rätselhafte Weise Erschütterung und Einsturz
des Gewohnten“
Hans-Georg Gadamer1
Die psychologische Ästhetik hat, wie die Psychologie selbst, ihre Wurzeln
in der Philosophie; der deutschsprachige Kulturraum des 18. und 19. Jahrhunderts kann als die Wiege der psychologischen Ästhetik bezeichnet werden. Im Folgenden wird die historische Entwicklung dieser Disziplin aufgezeigt, unter Berücksichtigung der geisteswissenschaftlichen Bereiche Philosophie, Musik- und Kunstwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung
der wissenschaftlichen Atmosphäre Wiens.
Alexander Gottlieb Baumgarten, der Ahnherr der psychologischen
Ästhetik
Die Einführung der Ästhetik als eigenständige philosophische Disziplin
geht auf den deutschen Philosophen Alexander Baumgarten (1714-1767) zurück. In seiner Tätigkeit als Professor an der Universität in Frankfurt a. d.
Oder erscheint 1750/58 die zweibändige Schrift Aesthetica2, die auch von
Immanuel Kant für seine Vorlesungen zur Ästhetik herangezogen wurde.
Baumgarten verstand diese Disziplin als eine Wissenschaft von der sinnlichen Erfahrung (scientia cognitionis sensitivae). Die Definition dieses Begriffes ist bei ihm nicht auf den engeren Bereich der künstlerischen Produkte
oder auf das „Schöne“ reduziert, und es geht auch nicht um eine „Wissenschaft vom Schönen und von den Künsten“3, wie sie einem spekulativen,
normativen Verständnis entspricht. Er bezieht sich mit seiner Benennung auf
die seit der griechischen Antike (Aristoteles) gängige Unterscheidung der Erfahrungsmöglichkeiten, die Unterscheidung zwischen aísthesis (sinnliche
Wahrnehmung, Erfahrung die durch die Sinne vermittelt wird) und nóesis
(geistige Erfahrung, jene Form die durch abstrakte Reflexion unabhängig von
den Sinnen erfahrbar wird). In dieser Zuordnung ist die Erkenntnis enthalten,
dass Wissen und Bewusstseinsinhalte sowohl durch den Gebrauch der Sinne, also Sehen, Hören, Tasten, Riechen und Schmecken, als auch durch den
Verstand erfahrbar sind. Eine logische Figur kann z.B. nicht mit den Sinnen
gesehen, gehört, ertastet, gerochen oder geschmeckt werden, sie kann nur
durch die geistige Einsicht (nóesis) erfasst werden. Die Ästhetik, die sich mit
Zitiert nach Allesch, C. (2006). Psychologische Ästhetik. Wien: WUV, 8.
Baumgarten, A. G. (1970). Aesthetica. Repr. D. Ausg. Frankfurt/Oder (1750/1758). Hildesheim: Olms.
3
so die Konzeption des bedeutenden spätidealistischen Philosophen – und Zeitgenossen Fechners – F. Th.
Vischer (1807-1887), in der Nachfolge Hegels und Platons.
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2
26
den Gesetzen und Bedingungen der sinnlichen Erfahrung beschäftigt, entwickelt sich somit als eine Paralleldisziplin zur Logik. Baumgarten hat mit dieser
Benennung der Ästhetik die bis heute gebräuchliche Definition dieser Disziplin festgelegt.
Immanuel Kant und die „kritische Wende“
Der subjektive Charakter des „ästhetischen Urteils“, in Baumgartens Systematik bereits angelegt, wird zentral in Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft4 (1790), der letzten seiner „drei Kritiken“, behandelt. Kant (1724-1804),
der zeitlebens als Professor in Königsberg wirkte, hat die Philosophie in seiner „kritischen Wende“ mit dem Einbezug des Subjektiven auf eine völlig
neue Basis gestellt. Das ästhetische oder Geschmacksurteil wird von Kant
ausschließlich im urteilenden Subjekt, nicht im beurteilten Objekt verankert;
es bleibt somit streng subjektiv, was auch zur Folge hat, dass daraus keine
allgemeine Regel (Norm) für die Beurteilung des Objekts gewonnen werden
kann.
Die Wende zur Empirie
Gustav Theodor Fechner (1801-1887), der Begründer der Psychophysik,
entwickelte 1860 die ersten psychologischen Experimente zur ästhetischen
Wahrnehmung. Sein erster Forschungsgegenstand war die ästhetische Wirkung von Proportionen des „goldenen Schnitts“. Die Ergebnisse seiner Experimente publizierte er in seiner 1871 erschienenen Schrift Zur experimentalen
Aesthetik5.
Der Dresdner Holbeinstreit als erstes Experiment
Ebenfalls im Jahr 1871 fand in Dresden, zusammen mit der großen Holbein Ausstellung, der kunstwissenschaftliche Holbein-Kongress statt. Fechner
entwickelte ein psychologisches Experiment für die Besucher, die die beiden
zugleich ausgestellten und Holbein zugeschriebenen Gemälde Madonna des
Bürgermeisters Meyer besichtigen wollten. Er erstellte einen Fragebogen zur
subjektiven Beurteilung der beiden Gemälde. Seine Ergebnisse wurden noch
im selben Jahr in der Schrift Über die Echtheitsfrage der Holbein’schen Madonna publiziert6. Wenn auch die Kunstforschung zu einem anderen Resultat
gelangte als er, so lag doch dem in Dresden abgehaltenen HolbeinKongress7 der gleiche Impuls zugrunde, nämlich die Ablehnung der spekulativen, normativen Ästhetik, die sich am „Schönen“ orientiert und daher dem
subjektiven Zugang Fechners verschlossen bleibt. Anhand dieses Streites
4
Kant, I. (2006). Kritik der Urteilskraft (1790). Nachdruck Hamburg: Meiner.
Fechner, G. Th. (1978).Zur experimentalen Aesthetik. Beigebunden zu G. Th. Fechner, Vorschule der Ästhetik (1871). Nachdruck Hildesheimer: Olms.
6
Fechner, G. Th. (1871). Über die Echtheitsfrage der Holbein’schen Madonna. Leipzig: Breitkopf & Härtel.
7
Kultermann, U. (1996). Geschichte der Kunstgeschichte. München: Prestel-Verlag.
5
27
werden die philosophisch entgegengesetzten Standpunkte, induktiv (a posteriori) versus deduktiv (a priori), exemplarisch ablesbar.
Die Gründungsschrift: Vorschule der Ästhetik
Im Jahr 1876 ließ Gustav Theodor Fechner seine „Gründungsschrift“ der
psychologischen Ästhetik mit dem Titel Vorschule der Aesthetik8 veröffentlichen. Die Schrift war eine Kampfansage, mit der Fechner den Verfechtern
der spekulativen Ästhetik, die zumeist noch in Deutschland vertreten wurde,
entgegentrat. Es ist ein Infragestellen der normativen Grundlagen des „Guten, Wahren und Schönen“, der deduktiven Ästhetik. Fechner forderte eine
induktive Ästhetik, eine Ästhetik „von unten“, die von den Einzelphänomenen
auf das Allgemeine abzielt, statt „von oben“, vom Allgemeinen auf das Besondere, wovon die deduktive Ästhetik ausgeht. Er begründete damit die experimentelle Ästhetik, die bis heute von seinem empirischen Ansatz geprägt
ist.
Wilhelm Wundt – die Etablierung des Experiments
1879 konnte in Deutschland durch den Physiologen Wilhelm Wundt (18321920) das erste Institut für Experimentelle Psychologie an der Universität
Leipzig, damals noch innerhalb der Philosophischen Fakultät, gegründet werden. Wundt gilt als Begründer der Psychologie als eigenständige Wissenschaft. Anerkannt blieb er in seiner Bedeutung durch die Einführung des Experiments, der Anwendung physiologischer und statistischer Methoden, die
Wundt u. a. während seiner Assistententätigkeit im physiologischen Labor
von Hermann von Helmholtz übernommen und weiterentwickelt hatte. In seiner Schrift Grundzüge der physiologischen Psychologie9 legte er seine Ansichten dar. Die Bewusstseinspsychologie Wundts geht primär von den elementaren Sinnesempfindungen aus; mit den Mitteln der Assoziation konstruiere das Bewusstsein die komplexen Wahrnehmungseindrücke. Der ästhetische Gegenstand wird als die Summe der Reizwirkungen der ihn aufbauenden Komponenten verstanden. Wundt führte in Leipzig Untersuchungen zur Wirkung der Farben auf das emotionale Erleben durch, die zu den
Pionierarbeiten der psychologischen Ästhetik zählen.
Die Rezeption von Fechner in Österreich
Eine entscheidende Weiterentwicklung der Ideen Fechners im Bereich der
Psychophysik lieferte der Physiker, Philosoph und Wissenschaftstheoretiker
Ernst Mach (1838-1916), der 1895 mit dem Programm der antimetaphysischen und auf Erfahrung gestützten Philosophie auf einen der damals drei
Lehrstühle der Philosophischen Fakultät berufen wurde.
8
9
Fechner, G. Th. (1978). Vorschule der Aesthetik (1876). Hildesheim: Olms.
Wundt, W. (1908). Grundzüge der physiologischen Psychologie (1873/1874). 3 Bände. Leipzig: Engelmann.
28
Mach bezieht sich in seiner Schrift Die Analyse der Empfindungen von
1886 auf den „Psychophysischen Parallelismus“ Fechners10, der besagt dass
das „Psychische“ und „Physische“ relationale Eigenschaften des Menschen
sind. Der Unterschied liegt in der Perspektive, die „Selbsterscheinung“ und
die „Fremderscheinung“ betreffend, also die Beziehung, die eine Erscheinung
zu demjenigen hat, dem sie gegeben ist.
In der Analyse der Empfindungen stellt Mach eine Interaktion zwischen Innenwelt (Welt 1) und Außenwelt (Welt 2) her, welche von einem realistischen
Weltbild, frei von jedem Idealismus, ausgeht und der Psychologie den Weg
als naturwissenschaftliche Disziplin öffnet:
„Mit einem Worte, zu allen psychisch beobachtbaren Einzelheiten von B
[irgend einer Empfindung] haben wir die zugeordneten physikalischen Einzelheiten von N [denselben Nervenprozeß)] aufzusuchen11“. Mach kommt in seinen Ausführungen der heutigen Ansicht sehr nahe, dass die kognitiven Fähigkeiten des Menschen ein Produkt der synergetischen Tätigkeit der neuronalen Netze des Gehirns und der Sinnesorgane sind12. Seine Arbeiten waren
wegweisend für die Gestalttheorie von Christian von Ehrenfels und die sich
entwickelnde Gestaltpsychologie. Auch Oswald Külpe (1862-1915), der Begründer der Würzburger Schule der Denkpsychologie, orientierte sich an
Mach mit der Definition der Psychologie in seiner Schrift von 1893 Grundriss
der Psychologie. Auf experimenteller Grundlage dargestellt. „Die Abhängigkeit der ‚Erlebnisse’ vom körperlichen Individuum zu untersuchen, bedeutet
nichts anderes, als zu allen psychologisch beobachtbaren Einzelheiten die
zugeordneten beobachtbaren physiologischen Einzelheiten aufzufinden“13.
Franz Brentano (1838 - 1917), deutscher Philosoph und Psychologe,
stammte aus einer der bedeutendsten deutschen katholischen Intellektuellenfamilien. Die Geschwister seines Vaters waren die Schriftsteller Clemens
Brentano und Bettina von Arnim. Brentano war von 1874 - 1880 Professor an
der Universität Wien und danach bis 1895 Privatdozent. Auch er setzte sich,
knapp zehn Jahre nach Erscheinen der Vorschule zur Ästhetik, im Rahmen
seiner Vorlesung an der Wiener Universität im Studienjahr 1885/86 eingehend mit der induktiven Ästhetik Fechners auseinander (veröffentlicht aus
dem Nachlass 1956)14. Vorangegangen war ein reger Briefwechsel mit Fechner, in dem Brentano besagte induktive Ästhetik einer sachlich-kritischen
Auseinandersetzung unterzog.
10
Heidelberger, M. (2000). Fechner und Mach zum Leib-Seele-Problem. In: Andreas Arndt & Walter Jaeschke: Philosophie und Wissenschaft nach 1848. Hamburg: Meiner, 53-67.
11
Mach, E. (1886). Beiträge zur Analyse der Empfindungen. Jena: G. Fischer. Sechste Auflage unter dem
Titel: Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Physischen zum Psychischen, 49.
12
Leinfellner, W. (1988). Physiologie und Psychologie – Ernst Machs "Analyse der Empfindungen". In: Rudolf Haller und Friedrich Stadler (Hrsg.). Ernst Mach – Werk und Wirkung. Wien: Hölder.
13
Benetka, G. (2002). Denkstile der Psychologie. Wien: WUV, 145.
14
Brentano, F.: Grundzüge der Ästhetik. Aus dem Nachlass herausgegeben von F.Mayer-Hillebrand (1959).
Bern: A. Franke.
29
Brentano führte den Begriff der „Intentionalität“ in seiner Arbeit Psychologie vom empirischen Standpunkte15 ein. Kerngedanke seiner „Aktpsychologie“ ist, dass jeder Wahrnehmungsakt und generell jedes Erleben „intentional“ in dem Sinne ist, dass sein Inhalt „auf etwas gerichtet“ ist, auf einen „Gegenstand“ Bezug nimmt. Sein Begriff ist in Abgrenzung zur induktiven Psychologie zu verstehen. Die „Aktpsychologie“ erwies sich als Weichenstellung
zur phänomenologischen Psychologie Edmund Husserls.
Die phänomenologische Ästhetik
Als Schüler Brentanos machte Edmund Husserl (1859-1938, Ordinariat in
Freiburg bis 1928) den Begriff der „Intentionalität“ zu einem zentralen Konzept der Phänomenologie – als neue philosophische Disziplin. Somit erweiterte er diesen Gedanken auf eine transzendentale Phänomenologie hin,
welche sich zur Aufgabe machte, die Möglichkeiten von Bewusstseinsakten
zu klären. Er modifizierte den Begriff der noesis – den Denkprozess – durch
eine neue Kategorie: das noema, bzw. Denkurteil. Diese Unterscheidung zwischen Denkakt und Inhalt wird in der Phänomenologie konstitutiv bleiben
(Heidegger, Sartre, Merleau-Ponty).
Der intentionalistische Ansatz ist auch durch die Brentanoschüler Carl
Stumpf (1848-1936) und Alexius Meinong (1853-1920) weiterentwickelt worden.
Carl Stumpf schrieb 1868 seine Dissertation an der Universität Göttingen
und habilitierte sich ebendort im Jahre 1870. Er unterrichtete in Göttingen,
wurde Professor in Würzburg und später in Prag, Halle, München und
schließlich in Berlin. Er entwickelte eine Tonpsychologie, die er in seinem
gleichnamigen Werk von 188316 darstellte. Stumpf legte den Grundstein der
Konsonanzforschung, indem er die musikalische Wahrnehmung nicht mehr in
Perzeption und Apperzeption unterteilte, sondern von einer Verschmelzung
der Tonwahrnehmung ausging.
Alexius Meinong (1853-1920) wurde nach kurzer Lehrtätigkeit an der Wiener Universität im Jahr 1882 an die Universität Graz berufen. Er konnte 1894
das erste österreichische experimentalpsychologische Laboratorium an der
Universität Graz einrichten und begründete die „Grazer Schule der Gegenstandstheorie“. Darin erweiterte Meinong den von seinem Lehrer Brentano
eingeführten Begriff der Intentionalität. Er kommt zu der Unterscheidung zwischen Akt – Vorstellen, Denken, Fühlen, Begehren –, Inhalt des Aktes – Objekte, Objektive, Dignitative und Desiderative –, und dem Gegenstand, bzw.
auf den Sachverhalt, auf den er gerichtet ist.
15
Brentano, F. (1955-68). Psychologie vom empirischen Standpunkt (1874), 3 Bde. Nachdruck Hamburg:
Meiner.
16
Stumpf, C. (1883). Tonpsychologie. Erster Band. Leipzig: Hirzel.
30
Sein Schüler, der österreichische Philosoph Christian von Ehrenfels (18591932) veröffentlichte 1890 seine Schrift Über Gestaltqualitäten17. Die auf Aristoteles zurückgehende postulierte Hauptthese besagt: „Das Ganze ist mehr
als die Summe seiner Teile“. Diese Schrift hatte großen Einfluss auf Philosophie und Psychologie und ist unter der Bezeichnung „Gestalttheorie“ in die
Wissenschaftsgeschichte eingegangen. Er prägte die Definition, nach der eine „Gestalt“ ein Ganzes sei, das über die Eigenschaften der „Übersummativität“ und der „Transponierbarkeit“ verfüge.
Das Demonstrationsbeispiel der Gestalttheorie ist die Melodie. Die Summe
der nacheinander wahrgenommenen Töne bildet einen „Vorstellungskomplex“, der zwar ohne die ihn bildenden Einzeltöne nicht bestehen kann, aber
eben mehr ist als die bloße Summe der Einzeltöne, da er als Melodie empfunden wird. In diesem Vorstellungskomplex wird eine Qualität sichtbar, die in
den Einzeltönen, die dem Komplex zugrunde liegen, nicht sichtbar wird. Diese Gestaltqualität bleibt auch dann erhalten, wenn die Melodie in eine andere
Tonart transponiert wird. In den an Ehrenfels anschließenden Forschungen
haben sich die zwei Gestaltmerkmale „Übersummativität“ und „Transponierbarkeit“ durchgesetzt und wesentlich zur Formulierung der späteren Gestaltgesetze beitragen.
Die Berliner Schule der Gestaltpsychologie
Die Begriffe der Übersummativität und Transponierbarkeit wurde von den
Berliner Schülern Carl Stumpfs und Begründern der Berliner Schule der Gestaltpsychologie, Max Wertheimer (1880-1943), Kurt Koffka (1886-1941), Wolfgang Köhler (1887-1967) und Kurt Lewin (1890-1947), aufgegriffen und weiterentwickelt. Die an der Phänomenologie orientierte Gestaltpsychologie
sieht, im Gegensatz zur Assoziationspsychologie Wundts, den im Bewusstsein vorhandenen komplexen Wahrnehmungseindruck als das Primäre.
Im Folgenden sind einige der wichtigsten Gestaltprinzipien aufgeführt:
Die Gestaltpsychologie versteht unter dem Begriff der Übersummativität,
dass das Dominierende in der Wahrnehmung ein ganzheitlicher, gesamthafter Eindruck sei, ein Ensemble. Die ästhetische Wirkung einer Landschaft
z.B. ist eine Ensemblewirkung und kann nicht einfach aus den sie charakterisierenden Eigenschaften summiert werden. Die Wahrnehmung wird daher im
Sinne von Ehrenfels als übersummativ gekennzeichnet.
Ein weiterer wichtiger theoretischer Begriff ist das Prägnanzprinzip oder
die Prägnanzregel. Eine „gute Gestalt“ die auf ein Idealbild der Wahrnehmung verweist, erzeugt den Eindruck der „Geschlossenheit“. Weniger gelungene Gestalten erzeugen eine Präferenzreaktion, d.h. sie werden in „gute
Gestalten“ umgedeutet. Die Elemente des Wahrnehmungsfeldes werden
17
von Ehrenfels, C. (1890). Über Gestaltqualitäten. Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, 14,
249-292.
31
nicht alle in der gleichen Ebene wahrgenommen, sondern einige Strukturen
werden hervorgehoben, andere treten zurück.
Bei dem Figur-Hintergrund-Verhältnis einer zweidimensionalen Abbildung
kann es, wenn dem Hintergrund ebenfalls eine figurative Bedeutung zugeschrieben werden kann, zu einem Auffassungswechsel, bzw. Gestaltwechsel
kommen. Das Figur-Hintergrund-Verhältnis „kippt“. Wohlbekannte Beispiele
multistabiler Wahrnehmungen stellen so genannte Vexierbilder dar, die dem
Betrachter zum Beispiel einerseits eine Vase, andererseits zwei Gesichter
präsentieren.
Das Prinzip Ordnung in der Kunstwissenschaft
Die im Wahrnehmungsfeld als ungeordnetes Material erscheinenden Elemente werden strukturiert, differenziert und gruppiert. Mit solchen Fragestellungen zum „Prinzip Ordnung“ hat sich auch Ernst Gombrich (1909-2001),
britischer Kunsthistoriker österreichischer Herkunft, beschäftigt und in seinen
Werken auf kunstwissenschaftliche Probleme angewendet. Sein einschlägiges Werk mit dem Titel Art and Illusion18 erschien 1960. Eine interdisziplinäre
Untersuchung des Themas Wahrnehmung auf den Gebieten Kunstgeschichte, Psychologie und Philosophie findet sich in Gombrichs Buch Kunst, Wahrnehmung und Wirklichkeit19.
Wesentliche Beiträge zu speziellen Fragen der Kunst aus der Sicht der
psychologischen Ästhetik haben weiters Kurt Koffka und Rudolf Arnheim geliefert.
Rudolf Arnheim (1904-2007) studierte an der Berliner Universität bei Wolfgang Köhler, damals Direktor des Psychologischen Instituts, sowie bei Max
Wertheimer, Kurt Koffka und Kurt Lewin. In seinem 1954 erschienenen
Hauptwerk Art and Visual Perception: A Psychology of the Creative Eye20
geht Arnheim auf die Phänomene der visuellen Wahrnehmung und der bildenden Kunst ein.
Der Einfluss der Denkpsychologie
Karl Bühler (1879-1963) war einer der ersten, Anfang des
20. Jahrhunderts, der sich auf die Forschung zur Gestalttheorie konzentrierte.
Bühler promovierte 1903 zum Dr. med. bei Johannes von Kries in Freiburg, und ein Jahr darauf in seinem Zweitstudium, der Psychologie, zum
Dr. phil. bei Clemens Bäumker an der Universität Straßburg. Anschließend
verbrachte er einen zweijährigen Studienaufenthalt bei Carl Stumpf in Berlin.
Ab 1906 war er als Assistent in Würzburg bei Oswald Külpe tätig, und 1907
habilitierte er sich dort mit der Schrift Tatsachen und Probleme zu einer Psy18
Gombrich, E. (1986). Kunst und Illusion. Zur Psychologie der bildlichen Darstellung (1960). Stuttgart: Belser.
19
Gombrich, E. H., Hochberg, J. & Black, M. (1977). Kunst, Wahrnehmung, Wirklichkeit. Frankfurt/Main:
Suhrkamp.
20
Arnheim, R. (2000). Kunst und Sehen. Eine Psychologie des schöpferischen Auges. Berlin: de Gruyter.
32
chologie der Denkvorgänge. Der Text gilt als grundlegend für die Würzburger
Schule und löste die heftige Bühler-Wundt-Kontroverse aus. 1909 habilitierte
er sich auch in Bonn, und wurde dort außerordentlicher Professor; während
dieser Zeit in Bonn forschte Bühler intensiv im Bereich der Gestaltpsychologie. Von 1912-1915 lehrt er dann an der Universität München, und leistete als
Arzt während des Ersten Weltkrieges Kriegsdienst. Nach 1918 war er zunächst ordentlicher Professor an der TH Dresden, und dann ab 1922 (bis
1938) ordentlicher Professor für Psychologie an der Philosophischen Fakultät
in Wien.
Die Ergebnisse seiner methodisch experimentellen Untersuchungen auf
der Basis der von Christian von Ehrenfels 1890 formulierten Gestaltqualitäten, veröffentlichte er 1913 in seiner Schrift Die Gestaltwahrnehmungen. Experimentelle Untersuchungen zur psychologischen und ästhetischen Analyse
der Raum- und Zeitanschauung21. Er formulierte damit als erster das Prinzip
des „Gestaltsehens“.
Aus den Stellungnahmen von Karl Bühler22 und Otto Selz23 in der Zeitschrift für Psychologie von 1926, die sich auf den Beitrag von Koffka „Psychologie“ im Lehrbuch der Philosophie von Max Dessoir24 beziehen, ist detailliert
erkennbar, wie eng die Arbeiten der beiden Wissenschaftler zur Wahrnehmungs- und Denkpsychologie mit den späteren Forschungen der Berliner
Schule zur Gestalttheorie zusammenhängen und ihnen nachhaltige Impulse
verliehen haben25. Karl Bühler nimmt 1927 im Vorwort seiner Schrift Die Krise
der Psychologie nochmals Bezug auf die Auseinandersetzung mit Koffka:
Nach meinen eigenen Arbeiten über Gestalten wäre es überflüssig zu
versichern, wie hoch ich die Bedeutung des Gestaltgedankens für die
Psychologie einschätze; meine Kritik richtet sich erstens gegen die
drohende Überdehnung des Begriffes im Rahmen der psychologischen Probleme selbst und zweitens gegen seine Übertragung auf
das Gebiet der Physik. […] und wogegen ich mich sachlich wendete,
war eine Nachlässigkeit im Zitieren und eine Verzeichnung des historischen Bildes vom Werdegang der neuesten Psychologie.26
21
Bühler, K. (1913). Die Gestaltwahrnehmungen. Experimentelle Untersuchungen zur psychologischen und
ästhetischen Analyse der Rum-und Zeitanschauung. Stuttgart: Verlag von W. Spemann.
22
Bühler, K. (1926). Die „Neue Psychologie“ Koffkas. Zeitschrift für Psychologie, 99, 145-159.
23
Selz, O. (1926). Zur Psychologie der Gegenwart. Eine Anmerkung zu Koffkas Darstellung. Zeitschrift für
Psychologie, 99, 160-198.
24
Koffka, K. (1925). Psychologie. In Max Dessoir (Hg.), Lehrbuch der Philosophie. Bd. 2: Die Philosophie in
ihren Einzelgebieten. Berlin: Ullstein.
25
1927 erschien Koffkas Antwort auf die Artikel von Bühler und Selz in der Zeitschrift Psychologische Forschung, 9, 163-183 mit dem Titel Bemerkungen zur Denkpsychologie.
26
Bühler, K. (1927). Die Krise der Psychologie. Jena: Fischer, VI.
33
Brunswik bezeichnet in seiner problemgeschichtlichen Arbeit über die
Prinzipienfragen der Gestalttheorie27 Bühler als deren eigentlichen Begründer, da er den („psychistischen“) Ansatz der „Grazer Schule“ mit der Psychophysik der Gestalten überwindet. Bühlers Buch von 1913 sei das „erste größere Werk auf dem Forschungsgebiete“ gewesen28.
Charlotte Bühler schrieb in ihrer postumen biographischen Skizze über Karl
Bühler:
1913, mehrere Jahre, bevor Köhler, Wertheimer und Koffka ihre Gestalttheorie entwickelten, führte Karl in experimentellen Untersuchungen den Nachweis, daß die Gestaltwahrnehmungen spezifischen Gesetzen folgen und nicht auf die Summe von Reaktionen auf singuläre
Sinnesreize reduziert werden dürfen. In diesem Zusammenhang entstand auch Karls Buch über „Wahrnehmung“, bei dem es sich um eine theoretische Studie voll von Forschungsideen handelt, die sein
Schüler Egon Brunswik zu einem späteren Zeitpunkt weitergeführt
hat.29
Und Adorno geht noch einen Schritt weiter, indem er nach Bühlers Tod an
Charlotte Bühler schrieb:
es fehle Karl Bühlers Leben „nicht an einem Hauch von Tragik: daß
einige ganz entscheidende Konzeptionen der modernen Psychologie,
die er mindestens gleichzeitig mit anderen hatte, nicht so an seinen
Namen gebunden sind, wie es sich geziemte“. Diese Bemerkung trifft
in besonderem Maße auf Bühlers Arbeiten zur Gestaltpsychologie zu,
die von der Forschung bis heute kaum zur Kenntnis genommen wurden, jedoch zu den wichtigsten Beiträgen aus der Frühzeit der Gestalttheorie gehören.30
Die Gründung des Psychologischen Instituts in Wien
1922 trat Karl Bühler das Ordinariat mit der Bezeichnung Philosophie mit
besonderer Berücksichtigung der experimentellen Psychologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien an. Bühler stellte als Bedingung für
seine Berufung die Errichtung eines psychologischen Instituts mit dazugehörigem Laboratorium. Seine Wünsche wurden erfüllt. Seiner Frau Charlotte
Brunswik, E. (1929). Prinzipienfragen der Gestalttheorie. In Egon Brunswik, Charlotte Bühler, Hildegard
Hetzer, Ludwig Kardos, Josef Krug & Alexander Willwoll, Beiträge zur Problemgeschichte der Psychologie.
Festschrift zu Karl Bühler’s 50. Geburtstag. Jena: G. Fischer.
28
Benetka, G. (1995). Psychologie in Wien. Wien: WUV, 92.
29
Bühler, C. (1984). Karl Bühler. Eine biographische Skizze. In: Achim Eschbach (Hrsg.). Bühler-Studien.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
30
So nachzulesen auf der Ankündigungsseite des Verlages Velbrück-Wissenschaft, Weilerswist, zur geplanten Veröffentlichungsreihe Bühler Werke Bd. 2 durch Achim Eschbach (Hrsg.).
27
34
Bühler wurde 1929 eine a. o. Professur verliehen. Sie prägte das Bild des Instituts auf dem neuen Forschungsgebiet der Kinder- und Jugendpsychologie.
1927 wurde Egon Brunswik (1903-1955) Assistent bei Karl Bühler. Brunswik
legte 1933 seine Dissertation bei Karl Bühler vor, sein Zweitbegutachter war
Moritz Schlick, der gleichzeitig mit Karl Bühler den Lehrstuhl für Naturphilosophie (Philosophie der induktiven Wissenschaften) an der Philosophischen
Fakultät erhalten hatte.
Moritz Schlick, der Begründer des Wiener Kreises und neben Rudolf Carnap u. a. einer der führenden Vertreter des Logischen Empirismus, lud auch
Karl und Charlotte Bühler als Vortragende in diesen Zirkel ein. 1927 fand ein
erstes Treffen zwischen Moritz Schlick und Ludwig Wittgenstein statt. Auf
Wittgensteins Wunsch wurde auch das Ehepaar Bühler eingeladen31. In dieser Begegnung nahm die „logische Analyse der Sprache“ weitere Gestalt an.
Unbestritten ist der Beitrag Bühlers zur Sprachtheorie, der ihn als einen
der bedeutendsten Sprachtheoretiker des 20. Jahrhunderts ausweist. Sein
Organon-Modell wurde von Roman Jakobson (1896-1982), einem der Hauptvertreter der strukturellen Linguistik, rezipiert und ausgebaut. Es gehört damit
zum Kanon der modernen Sprachwissenschaft.
Das Institut unter der Leitung des Ehepaares Bühler bestand sehr erfolgreich bis in das Jahr 1938. Durch den Einmarsch der Nationalsozialisten 1938
wurde dieser Forschungsinstitution ein jähes Ende bereitet. Charlotte Bühler
befand sich zum Zeitpunkt des Einmarsches auf einer Vortragsreise in Oslo.
Karl Bühler wurde von der Gestapo für kurze Zeit inhaftiert. Ihm gelingt durch
Intervention seiner Frau die Flucht nach Norwegen. 1940 emigrierte Karl Bühler in die USA. Seine Frau folgt ihm kurze Zeit später.
Karl Bühler fand mit Hilfe des „Committee für Displaced Foreign Psychologist“ der American Psychological Association (APA), dessen Mitglied auch
Max Wertheimer war, eine Stelle am St. Scholastica College in Duluth im
Nordosten des Bundesstaates Minnesota32.
Noch im selben Jahr wechselte Karl Bühler zum St. Thomas College in St.
Paul, Minnesota. Charlotte Bühler konnte in St. Paul an einem College für
Frauen unterrichten. 1945 wird Karl Bühler eine klinische Professur der Psychiatrie an der University of Southern California (Los Angeles) angeboten.
Charlotte Bühler wird eine Stelle als Chefpsychologin am Los Angeles County
Hospital angeboten. Die Bühlers übersiedeln daraufhin nach Los Angeles.
Charlotte Bühler lehrte ebenfalls von 1950 bis zu ihrer Emeritierung 1958 als
Professorin für Psychiatrie an der University of Southern California (Los An-
31
32
Stadler, F. (1997). Studien zum Wiener Kreis. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Mandler, J. M. & Mandler, G. (1969). The Diaspora of Experimental Psychology: The Gestaltists and others. In: D. Fleming und B. Bailyn (Ed.), The Intellectual Migration: Europe and America, 1930-1960. Cambridge, Mass: Harvard University Press, 371-419.
35
geles). Nach ihrer Emeritierung unterhielt Charlotte Bühler eine Privatpraxis
in Beverly Hills33.
Karl Bühler konnte sich aufgrund der damals vorherrschenden Richtung
des Behaviorismus nicht in adäquater Weise in der amerikanischen Forschung etablieren. Seine Schriften wurden erst wieder nach seinem Tod, unter dem Einfluss der kognitiven Wende, aktuell.
Politische Zäsur und die Umsetzung der Gestaltpsychologie in Amerika
Die politischen Verhältnisse in Deutschland ab 1933, in Österreich ab
1938 und der Zweite Weltkrieg bedeuten eine einschneidende Zäsur in der
Entwicklung der psychologischen Ästhetik.
In Deutschland wurden, neben vielen anderen bedeutenden Wissenschaftlern, die Vertreter der gestaltpsychologischen Schule schon früher zur Emigration gezwungen wie Max Wertheimer, Kurt Koffka, Wolfgang Köhler, Kurt
Lewin und Rudolf Arnheim, 1938 folgten Karl und Charlotte Bühler. Mit dem
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 erlischt das öffentliche Interesse an ästhetischen Fragen.
Aufgrund schon bestehender, sehr guter wissenschaftlicher Beziehungen
in Amerika, war es den Vertretern der Berliner Schule der Gestaltpsychologie
möglich, wissenschaftliche Positionen an amerikanischen Institutionen zu erhalten und ihre Arbeit dort fortzusetzen.
Max Wertheimer lehrte ab 1933 an der New School for Social Research (New
York). Kurt Koffka war ab 1935 am Smith College (Massachusetts) tätig und
Wolfgang Köhler trat 1935 eine Professur am Swarthmore College (Pennsylvania) an. Kurt Lewin war ab 1933 an verschiedenen Universitäten tätig wie
der Cornell University (Ithaka, New York); University of Iowa (Iowa); University of California (Berkeley); Massachusetts Institute of Technology, MIT (Boston, Massachusetts) und später an der Harvard University (Boston, Massachusetts). Nur Kurt Lewin gelang es sich in akademisch führenden Positionen
zu etablieren.
Obwohl die exilierten Vertreter der Berliner Schule der Gestaltpsychologie,
mit Ausnahme von Kurt Lewin, an keinen führenden akademischen Institutionen lehrten, haben sie durch ihre Schülergeneration in Amerika der im Entstehen begriffenen Kognitionsforschung zur Infragestellung der damals vorherrschenden Position des Behaviorismus verholfen.
Zu dieser Schülergeneration gehörte Rudolf Arnheim, der schon in Berlin
Assistent bei Max Wertheimer war. Arnheim hielt von 1942 - 1969 Vorlesungen an der New School for Social Research. 1968 wurde er Professor für
Kunstpsychologie am Carpenter Center for the Visual Arts der Harvard University. Von 1974 bis 1984 lehrte er als Dozent für Kunstpsychologie am
kunsthistorischen Institut der University of Michigan in Ann Arbor. Arnheim
33
Ash, M. G. (1988). Österreichische Psychologen in der Emigration. Fragestellungen im Überblick. In: F.
Stadler (Hrsg). Vertriebene Vernunft II. Wien: Jugend und Volk, 252-267.
36
übernimmt eine wichtige Brückenfunktion in der Vermittlung zwischen europäischer und amerikanischer Kultur. Sein Werk bildet eine Systematik der bildenden Künste auf Basis der Gestalttheorie.
Bei Kurt Koffka, der schon 1927 eine Gastprofessur am Smith College innehatte, studierte für kurze Zeit auch James J. Gibson (1904 - 1979). Gibson
lehrte von 1929 - 1949 am Smith College und von 1949 an bis zu seinem Tode an der Cornell University. Sein Werk The Perception of the Visual World 34
hatte großen Einfluss auf den Gebieten Design und Ergonomie.
Ulric Neisser (geb. 1928 in Kiel) kam mit seinen Eltern 1931 in die USA
und studierte später bei Wolfgang Köhler. Er promovierte 1956 an der Harvard University. In der Folge lehrte er an der Brandeis University, Emory University und der Cornell University. Sein Buch Kognitive Psychologie aus dem
Jahr 1967 war ein Schlüsselwerk der kognitiven Wende in der Psychologie
Gustav Bergmann (1906 -1987) studierte Mathematik und Philosophie an
der Universität Wien. Durch Besuche im Wiener Kreis kam er mit dem Logischen Empirismus in Verbindung. 1930 wurde er Assistent bei Albert Einstein
in Berlin und auf dessen Empfehlung 1939 Assistenzprofessor bei Kurt Lewin
an der University of Iowa. Bergmann gehörte in Wien zum engeren Zirkel des
Wiener Kreises. Mit Kurt Lewin arbeitete er an einer Untersuchung über die
mathematische Darstellung der Lewin’schen psychologischen Feldtheorie.
1940 wurde Bergmann Assistenz Professor, ab 1950 ordentlicher Professor
für Philosophie und Psychologie am Department of Philosophy der University
of Iowa. Bergmann übte erheblichen Einfluss auf die zeitgenössische Philosophie aus, speziell des linguistic turn35. Unter der Leitung von Kurt Lewin
und Gustav Bergmann wurde das Department of Philosophy der University of
Iowa zu einer der führenden Institutionen der USA.
Egon Brunswik erhielt 1936, während seiner Tätigkeit am Institut für Psychologie in Wien, den Ruf an die University of California (Berkeley), wo er bis
zu seinem frühzeitigen Tod im Jahr 1955 lehrte. Er gilt als Begründer des
ökologischen Ansatzes in der Psychologie (vergl. S. 42).
Entwicklung und Neuorientierung nach 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierte sich das Wissenschaftsfeld völlig
neu. Die Psychologie ordnete sich in ihrem Gegenstands- und Methodenverständnis zunehmend den Naturwissenschaften zu und grenzte sich damit von
der Philosophie und den übrigen Geisteswissenschaften ab. Sie folgte außerdem dem allgemeinen Trend zur Spezialisierung innerhalb der Psychologie, bzw. der Einzelwissenschaften generell36.
Gibson, J. J. (1950). The Perception of the Visual World. Boston: Houghton Mifflin.
Sandbothe, M. (2000). Die pragmatische Wende des linguistic turn. In: Mike Sandbothe (Hrsg.) Die Renaissance des Pragmatismus. Aktuelle Verflechtungen zwischen analytischer und kontinentaler Philosophie. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft.
36
vergl. Allesch, C. G. (2006). Einführung in die psychologische Ästhetik. Wien: WUV.
34
35
37
Situation in Deutschland nach 1945
Nachdem Max Wertheimer 1933 mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten in Deutschland in die U.S.A. emigriert war, wurde Wolfgang Metzger
(1899 - 1979) zum stellvertretenden Leiter des Frankfurter Instituts für Psychologie, dessen Leiter Wertheimer seit 1931 war, ernannt. Metzger hatte in
Berlin bei Max Wertheimer und bei Wolfgang Köhler studiert. 1931 folgte er
Wertheimer nach Frankfurt, wo er sich 1932 habilitierte. Wolfgang Metzger
versuchte die gestalttheoretische Tradition in Deutschland zu bewahren. Seine Hauptwerke, u. a. Gesetze des Sehens37, wurden in zahlreiche Sprachen
übersetzt. Er stand in Verbindung zu gestalttheoretisch orientierten Forschern
und Wissenschaftlern in Amerika, Japan und Italien.
Zur ersten Schülergeneration der Berliner Schule der Gestaltpsychologie
in Deutschland gehört auch Kurt Gottschaldt (1902 - 1991), der seine Dissertation bei Köhler und Koffka schrieb. 1947 erhielt er eine Professur an der
späteren Humboldt-Universität zu Berlin. Das fast völlig zerstörte Psychologische Institut baute er zu einem der seinerzeit größten und leistungsfähigsten
psychologischen Institute in Europa aus. Ab 1962 lehrte er an der Universität
Göttingen.
Situation im angloamerikanischen Raum nach 1945
In Amerika bildete sich erst in den späten Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts durch den anglokanadischen Psychologen Daniel E. Berlyne (1924 1977), Professor an der Universität von Toronto, ein weiterer wichtiger Ansatz
für die psychologische Ästhetik heraus: Die new experimental aesthetics.
Dieser Ansatz kann als neobehavioristisch charakterisiert werden, da die wesentlichen Arbeiten Berlynes aus einer Zeit stammen (1968 - 1974), als die
im angloamerikanischen Raum vorherrschende behavioristische Richtung in
der Psychologie bereits durch die „kognitive Wende“ abgelöst war. Sein wichtiges Werk dazu wurde 1960 mit dem Titel Conflict, Arousal and Curiosity38
veröffentlicht.
New experimental aesthetics
Der evolutionsbiologische Ansatz Daniel E. Berlynes definierte die empirische psychologische Ästhetik als eine Lehre von den lustbetonten Erlebnisreaktionen und deren spezifischen Auslösern, ein Spezialfall einer allgemeinen „Hedonik“.
Kollative Reizeigenschaften, wie Komplexität, Neuheit, Ambiguität, Unbekanntheit, Uneinheitlichkeit u. a. bilden zusammen mit dem Faktor Reizintensität und ökologischen Hinweisfunktionen das Aktivierungspotential (arousal
potential) eines ästhetischen Reizes. Dieser hervorgerufene Erregungszu37
38
Metzger, W. (1953). Gesetze des Sehens. 2. Aufl. Frankfurt/M.: Kramer.
Berlyne, D. E. (1974). Konflikt, Erregung, Neugier. Zur Psychologie der kognitiven Motivation. Stuttgart:
Klett-Cotta.
38
stand wird zunächst als lustvoll, als ansteigender hedonischer Wert beobachtet. Nach Überschreiten eines Maximums wird der Reiz jedoch als immer weniger positiv und schließlich negativ im Sinne von Unlust empfunden, der hedonische Wert sinkt ab. Diese Theorie beschreibt eine umgekehrt U-förmige
Abhängigkeitsbeziehung zwischen dem „hedonischen Wert“ eines Gegenstandes und dem Ausmaß des Aktivierungspotentials, das durch die ihm anhaftenden „kollativen“ Reizvariablen bewirkt wird. Bis heute bauen experimentelle Studien in der psychologischen Ästhetik in einem beachtlichen Ausmaß direkt oder indirekt auf dem Berlyne’schen Ansatz auf, obwohl Berlyne
die new experimental aesthetics als experimentellen Ansatz im Sinne des
Behaviorismus entwickelt hatte.
Kognitive Wende, Cognitive Science
Der Behaviorismus, der sich in seiner Ausrichtung streng gegen die psychologische Forschungsmethode der Introspektion richtete, wollte sich in seinen Methoden nur auf die Erforschung des Verhaltens beschränken. Als Metapher für kognitive Prozesse, nach John B. Watson (1878-1958, amerikanischer Psychologe, der die psychologische Schule des Behaviorismus begründete), steht die „Black Box“. Alle im Gehirn ablaufenden Prozesse, die
nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden direkt messbar, beschreibbar
und reproduzierbar sind und daher auch nicht objektivierbar, können somit
nicht Forschungsgegenstand sein.
Die „Wende“ setzte mit einem Symposium ein, das von der Special Interest Group in Information Theory am Massachusetts Institute of Technology
(MIT), im September 1956 organisiert wurde und die Konzeption für die spätere „Cognitive Science“ lieferte. 1978 initiierte die Sloane Foundation ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das den Titel „Cognitive Science“ trug.
Damit war der Name geprägt. Sechs Disziplinen waren beteiligt: Psychologie,
Linguistik, Neurowissenschaften, Computerwissenschaften, Anthropologie
und Philosophie. Dieses Projekt beeinflusste nachhaltig die interdisziplinäre
Forschung. Wissenschaftler wurden mit anderen Forschungsgebieten bekannt und lernten Erkenntnisse aus anderen Bereichen in ihre eigene Disziplin zu integrieren39.
Informationstheorie und Computerwissenschaft
Die Entwicklung des Informationsverarbeitungsansatzes in den Fünfziger
und Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. war mit wichtigen Fortschritten
in den Computerwissenschaften und auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz verbunden. Der informationstheoretische Ansatz sah das Gehirn als ein
informationsverarbeitendes System das prinzipiell wie ein Computer arbeite.
Es sollte daher eine abstrakte Beschreibung der geistigen Fähigkeiten mög39
Miller, A. G. (2003). The cognitive revolution: a historical perspective.Trends in Cognitive Sciences. 7, 141144.
39
lich sein, ohne direkt das Gehirn zu untersuchen. Die „Black-Box“ wurde einsehbar und durch das „Computermodell des Geistes“ abgelöst.
Zu den frühen Vertretern dieses Ansatzes gehört James J. Gibson (19041979). Er wurde durch seinen Lehrer Kurt Koffka mit den Fragen zur Gestaltpsychologie bekannt gemacht. Gibson zählt zu den Pionieren des kognitiven
Ansatzes, äußerte sich aber auch schon früh kritisch dazu. Er vertrat die
These, dass die Wahrnehmung nicht primär durch die Objekte der Wahrnehmung bestimmt werden, sondern auch durch die Wahrnehmungserwartungen
und -bereitschaften mit denen das Subjekt seiner Lebensumwelt gegenübertritt. Die Sinne des Menschen wären – Gibson zufolge – nicht nur Instrumente
einer passiven Reizverarbeitung, sondern aktive Systeme zur Suche nach
bedeutsamen und lebensdienlichen Wahrnehmungsinhalten. In den vom
Computer abgeleiteten hierarchisch-mechanischen Theorien der Informationsverarbeitung vermisste er auch deren ökologische Valenz, die Übertragbarkeit von Laborexperimenten auf alltägliche Lebenssituationen. Gibson
stand in engem Austausch u. a. mit Wolfgang Metzger und Ernst Gombrich.
Ulric Neisser nahm die Kritik Gibsons in seinem 1976 erschienenen Buch
Congnition and Reality40 auf. Er kritisierte die von der Informationstheorie
ausgelöste Begeisterung hinsichtlich der perfekten Modellierbarkeit kognitiver
Abläufe durch Computerprogramme und deren Festhalten am Konzept von
Informationsverarbeitung, das auf der modellhaften Übertragung von technisch-maschinell realisierten Informationsverarbeitungsvorgängen beruht.
Kritik erfolgte auch schon 1969 von Rudolf Arnheim in seiner Schrift Visual
Thinking41. Der Computer beginne „von unten“ (bottom up), von den einzelnen Elementen des Wahrnehmungsgegenstands ausgehend. Die Informationsverarbeitung des Menschen jedoch erfolge „von oben“ (top down) durch
das Erfassen eines Wahrnehmungsfeldes.
In seinem schon 1958 veröffentlichten Aufsatz Emotion and Feeling in
Psychology and Art42 äußert er sich kritisch zum traditionellen Emotionsbegriff in der Psychologie und versucht einen neuen theoretischen Ansatz der
ästhetischen Erfahrung unter Berücksichtigung von Emotionen und Gefühlen
zu entwickeln.
Kognitive Neurowissenschaft und Wahrnehmungspsychologie
In neuerer Zeit haben sich interdisziplinäre Forschungskooperationen zwischen der Neurowissenschaft – einem Wissenschaftsbereich, der den Aufbau
und die Funktionsweise von Nervensystemen untersucht – und der Kognitionswissenschaft, Psychologie und Philosophie gebildet.
40
Neisser, U. (1996). Kognition und Wirklichkeit. Stuttgart: Klett-Cotta.
Arnheim, R. (2001). Anschauliches Denken. Köln: DuMont. (Deutsche Übersetzung).
42
Arnheim, R. (1980). Emotion und Gefühl in der Psychologie der Kunst (1958). In R. Arnheim, Zur Psychologie der Kunst. Frankfurt/M.: Ullstein, 220-242
41
40
Spezielle Entwicklungen der Neurowissenschaft (Neuroscience) unter anderem auf dem Gebiet der sogenannten „Bildgebenden Verfahren“, helfen die
zugrunde liegenden komplexen Hirnfunktionen besser zu verstehen und geben Aufschluss über neuronale Verarbeitungen von Reizen im Gehirn.
Ein Beispiel ist die Methode der Elektroenzephalographie (EEG), die es
ermöglicht, das elektrische Feld, welches durch die Aktivität von Nervenzellen
erzeugt wird, zu messen. Mit Hilfe von Messungen der elektrodermalen Aktivität (EDA), um ein anderes Beispiel zu nennen, lässt sich der Hautleitwert im
Rahmen von psychophysiologischen Experimenten messen, um den – auf
einen bestimmten Reiz bezogenen – Erregungszustand festzustellen. Ein
„Fenster in das Gehirn“ ist die moderne Magnetresonanztomographie (MRT),
mit ihr kann ein Reiz im Gehirn genau verortet werden. Das Gehirn kann heute im lebendigen Zustand und in seiner Aktion studiert werden. Die Forschung ist nicht mehr auf Spekulationen angewiesen.
Die Neurowissenschaften liefern daher sowohl Anstöße für die wissenschaftliche Untersuchung von ästhetischen Fragen, als auch von Begriffen
wie Emotionen, Bewusstsein, und Gedächtnis. In diesem Zusammenhang
können Emotionen und Gefühle, als messbare Körperzustände, in die Forschung einbezogen werden. Sie ermöglichen den Einblick in einen komplexen geistigen Bewertungsprozess, mit darauf folgenden dispositionellen Reaktionen.
Eines der führenden Forschungszentren auf diesem Gebiet befindet sich
heute am Department of Psychology an der California University (San Diego,
UCSD), das 1965 von George Mandler (geb. 1924 in Wien) gegründet wurde
und mit dem der FSP in Verbindung steht. George Mandler spielte eine maßgebliche Rolle während der Kognitiven Wende43. Er lieferte einschlägige Beiträge zur Analyse der Sprache der Psychologie und deren Wissenschaftstheorie44 sowie zum Thema Kognition, Gedächtnis und Emotion.
Heute ist die psychologische Ästhetik, auch aus wirtschaftlicher Sicht interessant, z. B. in den Bereichen Design, Werbung und Kunst. Damit erhält
diese Disziplin völlig neue Richtungen: es sind nicht nur Wissenschaftsdisziplinen, wie etwa die Medizin, oder technische Wissenschaften, sondern auch
eine breite Palette der verschiedensten Wirtschaftsbranchen, wie beispielsweise die Design-, Elektronik- und Automobilindustrie, an Forschungsergebnissen zur psychologischen Ästhetik interessiert.
Ausblick
Der FSP ästhetische Psychologie und kognitive Ergonomie positioniert
sich innerhalb dieser weit gefächerten wissenschaftlichen Denk- und Forschungsrichtungen.
43
44
Mandler, G. (1984). Cognitive Psychology. An Essay in Cognitive Science. Hillsdale: Erlbaum.
Mandler, G., & Kessen, W. (1959). The Language of Psychology. New York: John Wiley & Sons, Inc. Reprinted in Science Editions.
41
Aufgrund der geschichtlichen Verbindung der Fakultät für Psychologie der
Universität Wien mit dem Psychologischen Institut vor 1938 stellt sich die
Frage nach inhaltlichen Forschungsbezügen zu den Arbeiten von Egon
Brunswik und Karl Bühler.
Karl Bühler entwickelte eine eigene Axiomatik in kritischer Auseinandersetzung zu den Arbeiten Wundts und legte in seinem Organon-Modell45 eine
der Grundlagen für eine moderne Sprach-, Zeichen-, und Kommunikationswissenschaft. Als Grundmodell der Kommunikation und Vorläufermodell zur
Informationstheorie hat es in wesentlicher Hinsicht bis heute seine Gültigkeit
behalten.
Egon Brunswik betonte die Bedeutung der Umwelt für das nach gültigen
Informationen suchende Subjekt und stand daher Laborversuchen kritisch
gegenüber. Auf ihn geht das probabilistische Modell der Brunswik’schen Linse46 zurück. Bildlich gesprochen geht vom Umweltobjekt ein Fächer von
mehrdeutigen Hinweisreizen aus, die vom Beobachter wieder mit einem bestimmten Grad an Wahrscheinlichkeit zu einem Urteil zusammengeführt werden. Er gilt als Begründer des ökologischen Ansatzes in der Psychologie47.
Das Modell der ästhetischen Erfahrung von Leder et al. (2004) kann unter
Bezugnahme auf das Bühler’sche Grundmodell, bzw. generell den Kontext
der Semiotik, sowie der Wechselwirkung zwischen den Menschen und der
von ihnen geschaffenen Symbolwelt untersucht werden, wobei auch die Frage nach der ökologischen Valenz und Urteilsfindung im kulturellen Umfeld
gestellt werden kann.
Der FSP lässt sich daher nicht nur im historischen Längsschnitt, sondern
auch im Querschnitt der aktuellen Disziplinen, wie Informationstheorie, Neurowissenschaften und Semiotik verankern und steht innerhalb dieses Gefüges in einem offenen multidisziplinären und vielseitig produktiven Forschungskontext.
Mag. Sabine Koch
45
Bühler, K. (1999). Sprachtheorie. Stuttgart: Lucius & Lucius.
Brunswik, E. (1952). The conceptual Framework of Psychology. (International Encyclopedia of Unified
Science, Volume 1, Number 10). Chicago: The University of Chicago Press.
47
Fischer, K. R. & Stadler, F. (1997). Wahrnehmung und Gegenstandswelt. Zum Lebenswerk von Egon
Brunswik (1903-1955), (Hrsg.) Band 4 der Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis. New York: Springer.
46
42
6.2 Weiterführende Literatur
Zum historischen und interdisziplinären Kontext der psychologischen
Ästhetik
Allesch, C. G. (1987). Geschichte der psychologischen Ästhetik. Göttingen:
Hogrefe.
Allesch, C. G. (2006). Einführung in die psychologische Ästhetik. Wien: WUV.
Ash, M. G. (1995). Gestalt Psychology in German culture, 1890-1967. Cambridge University Press: Cambridge, MA.
Benetka, G. (1995). Psychologie in Wien. Wien: WUV.
Benetka, G. (2002). Denkstile der Psychologie. Wien: WUV.
Berlyne, D. E. (1974). Konflikt, Erregung, Neugier. Zur Psychologie der kognitiven Motivation. Stuttgart: Klett-Cotta.
Brunswik, E. (1952). The conceptual Framework of Psychology. (International
Encyclopedia of Unified Science, Volume 1, Number 10). Chicago: The
University of Chicago Press.
Bühler, K. (1913). Die Gestaltwahrnehmungen. Stuttgart: Spemann.
Bühler, K. (1934). Sprachtheorie. Jena: Gustav Fischer.
Fischer, K. R. & Stadler, F. (1997). Wahrnehmung und Gegenstandswelt.
Zum Lebenswerk von Egon Brunswik (1903-1955), (Hrsg.) Band 4 der
Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis. New York: Springer.
Fleming, D. & Bailyn, B. (1969). The Intellectual Migration: Europe and America, 1930-1960. Cambridge/Mass: Harvard University Press.
Gombrich, E., Hochberg, J. & Black, M. (1977). Kunst, Wahrnehmung, Wirklichkeit. Frankfurt/ Main: Suhrkamp Verlag.
Gombrich, E. H. (1986). Kunst und Illusion. Zur Psychologie der bildlichen
Darstellung (1960). Stuttgart: Belser.
Leder, H. (2002). Explorationen in der Bildästhetik. Lengerich: Papst.
Leder, H. & Vitouch, O. (2006). Kunst- und Musikpsychologie. In: Kurt Pawlik
(Hrsg.) Handbuch der Psychologie. Heidelberg: Springer, 895-901.
Lück, H. E. & Miller, R. (2005). Illustrierte Geschichte der Psychologie (Hrsg.).
Weinheim und Basel: Beltz.
Mandler, G. (2007). A history of modern experimental psychology: From
Wundt and James to cognitive science. Cambridge, MA: MIT Press.
Metzger, W. (1953). Gesetze des Sehens. Frankfurt/Main: Kramer.
43
7. AKTIVITÄTEN
44
7.1 FORSCHUNGSPROJEKTE
ƒ „Psychologie der Ästhetik: Die Dynamik von Ästhetik und Gefallen“
(Leder&Carbon; FWF - Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, 2006-2009)
ƒ „Psychological evaluation of switches haptics in car interiors”
(Carbon&Leder; Henry Ford Stiftung, 2006-2009)
ƒ "Cognitive Maps of Europe"
Kognitive Karten Europas: zwischen historischen Ressentiments und zukünftigen Herausforderungen.
(PD Dr. Claus-Christian Carbon, Stadt Wien, MA7 Kultur und Wissenschaft, 2008)
45
7.2 AUSGEWÄHLTE PUBLIKATIONEN ZUM FSP
Grundlagen psychologischer Ästhetik
Leder, H. (2002). Explorationen in der Bildästhetik. Lengerich: Papst.
Leder, H. (2003). Familiarity versus fluency. Determinants of cognitive and
visual preference. Empirical Studies of the Arts, 21, 165-175.
Leder, H., Belke, B., Oeberst, A., & Augustin, D. (2004). A model of aesthetic
appreciation and aesthetic judgements. British Journal of Psychology, 95,
489-508.
Stich, C., Knäuper, B., Eisermann, J., & Leder, H. (2007). Aesthetic Properties of Everyday Objects. Perceptual and Motor Skills, 104, 1139-1168.
Voracek, M., Fisher, M. L., Rupp, B., Lucas, D., & Fessler, D. M. T. (2007).
Sex differences in relative foot length and perceived attractiveness of female feet: Relationships among anthropometry, physique, and preference
ratings. Perceptual and Motor Skills, 104, 1123-1138.
Fisher, M. L., & Voracek, M. (2006). The shape of beauty: Determinants of
female physical attractiveness. Journal of Cosmetic Dermatology, 5, 199204.
Swami, V., Arteche, A., Chamorro-Premuzic, T., Furnham, A., Stieger, S.,
Haubner, T., & Voracek, M. (2008). Looking good: Factors affecting the
likelihood of having cosmetic surgery. European Journal of Plastic Surgery, 30, 211-218.
Voracek, M., & Fisher, M. L. (2002). Shapely centrefolds? Temporal change
in body measures: Trend analysis. British Medical Journal, 325, 14471448.
Voracek, M., & Fisher, M. L. (2006). Success is all in the measures: Androgenousness, curvaceousness, and starring frequencies in adult media actresses. Archives of Sexual Behavior, 35, 297-304.
Grundlagen der Wahrnehmung und Kognition
Carbon, C. C. (2008). Famous faces as icons. The illusion of being an expert
in the recognition of famous faces. Perception, 37, 801-806.
Carbon, C. C., & Leder, H. (2005a). Face adaptation: Changing stable representations of familiar faces within minutes? Advances In Cognitive Psychology, 1, 1-7.
Carbon, C. C., & Leder, H. (2005b). When feature information comes first!
Early processing of inverted faces. Perception, 34, 1117-1134.
46
Carbon, C. C., & Leder, H. (2006a). The Mona Lisa effect: is 'our' Lisa fame or
fake? Perception, 35, 411-414.
Carbon, C. C., & Leder, H. (2006b). When faces are heads: View-dependent
recognition of faces altered relationally or componentially. Swiss Journal of
Psychology, 65, 245-252.
Carbon, C. C., Schweinberger, S. R., Kaufmann, J. M., & Leder, H. (2005).
The Thatcher illusion seen by the brain: An event-related brain potentials
study. Cognitive Brain Research, 24, 544-555.
Carbon, C. C., Strobach, T. Langton, S., Harsányi, G., Leder, H., & Kovacs,
G. (2007). Adaptation effects of highly familiar faces: immediate and long
lasting. Memory & Cognition, 35, 1966-1976.
Hutzler, F., Braun, M., Võ, M. L.-H., Engl, V., Hofmann, M., Dambacher, M.,
Leder, H., & Jacobs, A. M. (2007). Welcome to the real world: Validating
fixation-related brain potentials for ecologically valid settings. Brain Research, 1172, 123-129.
Leder, H. & Carbon, C. C. (2005). When context hinders! Context superiority
versus learn-test-compatibilities in face recognition. Quarterly Journal of
Experimental Psychology: Human Experimental Psychology, 58A, 235250.
Leder, H., & Carbon, C. C. (2006). Face-specific configural processing of relational information. British Journal of Psychology, 97, 19-29.
Ruck, N., & Slunecko, T. (in press). A portrait of a dialogical self. Picture theory and the dialogical self. The International Journal of Dialogical Science.
Volume 3.
Slunecko, T., & Hengl, S. (2007). Language, cognition, subjectivity – a dynamic constitution. In: J. Valsiner & A. Rosa (eds.) The Cambridge Handbook of Social-Cultural Psychology. Cambridge University Press, 40-61.
Psychologie und Kunst
Augustin, M. D., & Leder, H. (2006). Art expertise: A study of concepts and
conceptual spaces. Psychology Science, 48, 135-156.
Augustin, M. D., Leder, H., Hutzler, F., & Carbon, C. C. (2008). Style follows
content. On the microgenesis of art perception. Acta Psychologica, 128,
127-138.
Belke, B., Leder, H., & Augustin, M. D. (2006). Mastering style. Effects of explicit style-related information, art knowledge and affective state on appreciation of abstract paintings. Psychology Science, 48, 115-134.
47
Kuchinke, L., Trapp, S., Jacobs, A. M., & Leder, H. (in press). Pupillary responses in art appreciation: effects of aesthetic emotions. Psychology of
Aesthetics, Creativity and the Arts.
Leder, H. (2007). Kunst: Zufall als Methode? Eine psychologische Betrachtungsweise. In: A. Zeilinger et al. (Hrsg). Der Zufall als Notwendigkeit. Wiener Vorlesungen. Wien: Picus Verlag, 51-70.
Leder, H., & Belke, B. (2007). Art and Cognition. In C. Dorfman, P. Martindale, P. Locher & V. Petrov. (Eds.), Evolutionary and Neurocognitive Approaches to Aesthetics, Creativity and the Arts. Baywood Press, 149-163.
Leder, H., Carbon, C. C., & Ripsas, A.-L. (2006). Entitling Art: Influence of different types of title information on understanding and appreciation of paintings. Acta Psychologica, 121, 176-198.
Lengger, P. G., Fischmeister, F. P., Leder, H., & Bauer, H. (2007). Functional
Neuroanatomy of the Perception of Modern Art. A Dc-Eeg-Study on the Influence of Stylistic Information on Aesthetic Experience. Brain Research,
1158, 93-102.
Psychologie und Design
Carbon, C. C., & Leder, H. (2005c). Innovation in design and aesthetics: How
attributes of innovation influence attractiveness in the long run. Perception,
34, 8.
Carbon, C. C., & Leder, H. (2007). Design Evaluation: From typical problems
to state-of-the-art solutions. Thexis, 2007(2), 33-37.
Carbon, C. C., Hutzler, F., & Minge, M. (2006). Innovation in design investigated by eye movements and pupillometry. Psychology Science, 48, 173186.
Carbon, C. C., Michael, L., & Leder, H. (in press). Design evaluation by combination of repeated evaluation technique and measurement of electrodermal activity (EDA). Research in Engineering Design.
Hekkert, P., & Leder, H. (2007). Product Aesthetics. In R. Schifferstein & P.
Hekkert (Eds.). Product Experience. New York: Elsevier.
Leder, H., Carbon, C. C., & Kreuzbauer, R. (2007). Product-Design Perception and Brand Strength. Thexis, 2007(2), 4-7.
48
7.3 GASTVORTRÄGE 2005-2008
Prof. Dr. Christof Körner, Karl-Franzens-Universität Graz, AT
Blickbewegungsexperimente zum Gedächtnis bei der wiederholten visuellen
Suche.
Prof. Dr. Daphna Oyserman, University of Michigan, US
Culture as Situated Cognition.
Prof. Dr. Norbert Schwarz, University of Michigan, US
The feeling of thinking: Beauty, judgement, and choice.
Prof. Dr. Mike Burton, University of Glasgow, UK
Recognising real faces: What should be on your passport photo?
Prof. Dr. Piotr Winkielman, UCSD San Diego, US
Why Do We Like Things?
Prof. Dr. Paul Hekkert, Delft University of Technology, NL
Metaphors in design: Communication and appreciation.
Prof. Dr. Shigeru Akamatsu, Hosei University, Tokyo, JP
Impressions of 3D Faces.
OA Dr. Andreas Lüschow, Charité-Universitätsmedizin Berlin, DE
Frühe neurophysiologische Korrelate bei normaler Gesichtererkennung und
angeborener Gesichtsblindheit (Prosopagnosie).
Prof. Dr. G. Schwarzer, Justus-Liebig-Universität Gießen, DE
Bedeutung sozialer und visueller Informationen bei der Entwicklung der Gesichtserkennung.
Prof. Dr. G. Marty, University of the Balearic Islands, ES
Aesthetic judgement, familiarity and art education.
Prof. Dr. O. Huber, University of Fribourg, CH
Entscheiden unter Risiko - jenseits des Glückspiel-Paradigmas.
Prof. Dr. I. Biederman, University of Southern California, US
The neural basis of perceptual and cognitive pleasure.
49
8. FORSCHUNGSSCHWERPUNKT UND LEHRE
50
LEHRVERANSTALTUNGEN
Die Vorlesungen Allgemeine Psychologie I-IV werden zyklisch im Sommer- und Wintersemester abgehalten.
Die Vorlesungen I und III beinhalten die Grundlagen zur Allgemeinen
Psychologie, wie Wahrnehmung, Sprache, Gedächtnis, Motivation etc.
Die Vorlesungen II und IV beziehen sich direkt auf die Themen des FSP:
„Psychologische Ansätze der Ästhetik“, in „Anwendungsfeldern der kognitiven
Psychologie“, darunter auch Bezüge zum Design.
Die Proseminare legen Grundlagen. Sie sind standardisiert und vermitteln
Fertigkeiten wie Literatursuche und Einführungen zum wissenschaftlichen
Lesen und Schreiben. Am Beispiel englischer Fachartikel werden spezifische
Themen aufbereitet, in Kurzvorträgen präsentiert und inhaltlich diskutiert. Einige dieser Proseminare werden bereits vollständig in Englisch gehalten.
Darüber hinaus findet Lehre zum FSP im Fachliteraturseminar als Vorbereitung zur Diplomarbeitsphase und im Forschungsseminar als Begleitung
in der Diplomarbeitsphase statt.
In den Forschungspraktika, werden praktische Forschungsfertigkeiten,
spezifische Methoden und Inhalte vermittelt.
Die Veranstaltungen im Doktoratsstudium behandeln neben allgemeinen
methodischen Ansätzen auch ausgewählte aktuelle Themen der psychologischen Ästhetik und Designwahrnehmung die im Rahmen dieser Veranstaltung gelesen und kritisch diskutiert werden.
Aktuelle Details finden Sie unter dem Link:
http://online.univie.ac.at/vlvz?extended=Y
51
SOKRATES
Outgoing:
PD Dr. Claus Carbon: Universität Warschau, Humboldt-Universität zu Berlin
Incoming:
Dipl.- Psych. Grit Herzmann von der Humboldt-Universität zu Berlin
ERASMUS
Informationen:
Forschungsservice und Internationale Beziehungen
Informationen unter:
http://international.univie.ac.at/de/portal/mobilitaet/studierende/
OUTGOING:
Joint Study Programme der Universität Wien
Zielgruppe: Studierende der Universität Wien nach Absolvierung des ersten
Studienabschnittes (für Bakkalaureatsstudierende: mindestens 2 Semester).
Bei Studierenden des 1. Studienabschnitts wird es nach Abschluss des 2.
Semesters empfohlen.
Zielsetzung: Studieren an einer ausländischen Universität ohne Studiengebühren im Rahmen eines Austauschprogramms.
Höhe: Lebenshaltungskosten können teilweise durch Stipendien abgedeckt
werden.
Dauer: zwischen einem Semester und einem Studienjahr.
Einreichtermine: laufend abhängig vom Zielland.
Einreichstelle: DLE Forschungsservice und Internationale Beziehungen der
Universität Wien.
Alle Joint Study Abkommen d. h. alle Austauschabkommen inklusive des Bewerbungsformulares finden Sie unter:
http://international.univie.ac.at/de/portal/mobilitaet/studierende/jointstudy/ueb
erblick/
INCOMING
Zielgruppe:
Studierende, die einen Teil ihres Studiums an der Universität Wien absolvieren möchten und noch nie mit dem EU Programm LLP/ERASMUS im Ausland studiert haben.
Zielsetzung:
Vertiefung der akademischen Fachkenntnisse und Erweiterung um neue Ansätze; Erleben der Europäischen Dimension.
Voraussetzungen:
1. Studium an einer Universität im EU/EWR-Raum, bzw. der Schweiz oder
52
der Türkei;
2. Bilaterale LLP/ERASMUS Vereinbarung zwischen den Universitäten;
3. Offizielle Nominierung des/der Studierenden von der Heimatuniversität;
4. Anrechenbarkeit der Studienleistungen an der Heimatuniversität.
Dauer:
3 bis 12 Monate, abhängig von der bilateralen Vereinbarung zwischen den
Universitäten
Höhe des Stipendiums:
von Staat zu Staat unterschiedlich; Studiengebühren werden aufgrund der
bilateralen ERASMUS Vereinbarungen an der Gastuniversität erlassen.
Bewerbungsfristen:
1. Juli (für das folgende Wintersemester)
1. Jänner (für das folgende Sommersemester)
Akademischer Kalender:
Wintersemester: 1. Oktober bis 31. Jänner
Sommersemester: 1. März bis 30. Juni
Allgemeine Anfragen:
FORSCHUNGSSERVICE UND INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN
UNIVERSITÄT WIEN
Informationen unter:
http://international.univie.ac.at/de/portal/mobilitaet/studierende/
Ansprechperson am Institut für Psychologische Grundlagenforschung:
Fachliche Anfragen:
Univ.- Prof. Dr. Helmut Leder
Anschrift:
Fakultät für Psychologie
Institut für Psychologische Grundlagenforschung
Liebiggasse 5
A-1010 Wien
Email: [email protected]
Telefonnummer: +43 1 4277 47821
53
9. GLOSSAR
54
GLOSSAR
B: Begriffe; E: Experimente; I: Instrumente; M: Methode
B Ambiguität: Begriff der Semiotik: Ein Zeichen hat mehrere Bedeutungen, z. B. Kippbilder bzw. Vexierbilder
B Ästhetisches Urteil: Ursprünglich als ästhetische Kategorie von
Kant als Grundlage der subjektiven Ästhetik definiert
B Fluency Affect: Qualität bestimmter ästhetischer Phänomene, die
in der Wahrnehmung besonders eingängig sind
B Gesichtsstimuli: Reize in Form von Gesichtern, die während des
Experiments den Versuchspersonen vorgegeben werden
B Kognitive Ergonomie: Kognitive Ergonomie stellt ein angewandtes Feld der Ästhetik dar. Es beschäftigt sich mit dem Design und
der Innovation von Konsumgütern, wie z. B. Autos oder Handys.
Ausgangspunkt ist die Idee, dass die Funktionalität von Objekten
untrennbar mit emotionalen und sinnlichen Aspekten verbunden
ist.
B Neuronale Korrelate: Hirnphysiologische Aktivität, die durch bestimmte Reize ausgelöst wird und anhand unterschiedlicher
Messmethoden aufgezeichnet und analysiert werden kann (z. B.
EEG, MEG, fMRI, …)
B Priming: Erzeugung gerichteter Aufmerksamkeit
E Behaviorale Experimente: Experimente in denen Verhaltensdaten (z. B. Reaktionszeiten) erhoben werden
I 3D Stimuli: Dreidimensionale Stimuli
I CT: Computertomographie/Schnittbildgebendes Verfahren.
Die Computertomographie (v. griech. τομή "Schnitt" und γράφειν
"schreiben"), Abkürzung CT, ist die rechnerbasierte Auswertung
einer Vielzahl aus verschiedenen Richtungen aufgenommener
Röntgenaufnahmen eines Objektes, um ein dreidimensionales Bild
zu erzeugen (Voxeldaten). Es handelt sich dabei um ein schnittbildgebendes Verfahren.
I Eyetracking: Augenbewegungsmessungsinstrument
I Mobile EDAS: Mobiler Eyetracker, mit dem Blickverhalten in realen Situationen (z. B. beim Museumsbesuch) aufgezeichnet werden kann
I EEG: Elektroenzephalographie/ Biofeedback-Gerät/ Bildgebendes
Verfahren. Die Funktion des Gehirns basiert hauptsächlich auf der
Interaktion von stark vernetzten Neuronen über elektrische Impulse
(Neuronales Netz).
Die Elektroenzephalografie (EEG, von griechisch ἐγκέφαλον
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„Gehirn“, γράφειν „schreiben“) ist eine Methode der medizinischen
Diagnostik zur Messung der summierten elektrischen Aktivität des
Gehirns durch Aufzeichnung der Spannungsschwankungen an der
Kopfoberfläche. Das Elektroenzephalogramm (ebenfalls EEG abgekürzt) ist die graphische Darstellung dieser Schwankungen
I EDA: Elektrodermale Aktivität (Hautwiderstandsmessung) . Biofeedback-Gerät/ Bildgebendes Verfahren ist bedingt durch die typische Erhöhung des Sympathikotonus bei emotional-affektiven Reaktionen. Dabei kommt es zu einer erhöhten Schweißsekretion, die
ein kurzzeitiges Absinken des elektrischen Leitungswiderstandes
der Haut bewirkt. Dadurch kommt es zu einer Zunahme der Hautleitfähigkeit (Hautleitwert). Mit Hilfe von Messungen der elektrodermalen Aktivität lassen sich psychophysische Zusammenhänge
objektivieren
I Facial EMG: Elektromyographie/ Biofeedback-Gerät/ Bildgebendes Verfahren
EMG ist in der Humanmedizin eine elektrophysiologische Methode
der Diagnostik in der Neurologie, bei der die elektrische MuskelAktivität gemessen wird
I MRT: Eine Alternative zur CT stellt die Magnetresonanztomographie (MRT) dar, die auch als Kernspintomographie bezeichnet
wird. Die beiden Hauptvorteile dieses Verfahrens gegenüber der
CT sind, dass keine schädliche Röntgenstrahlung verwendet wird
und die Möglichkeit, Organe und Gewebe auch ohne Kontrastmittel
mit hohem Weichteilkontrast abzubilden. Nachteile sind unter anderem der höhere Anschaffungspreis der MRT-Geräte und längere
Untersuchungszeiten
M Feldforschung: Eine empirische Forschungsmethode zur Erhebung empirischer Daten mittels Beobachtung und Befragung in
alltäglichen Lebenssituationen
M RET: Repeated Evaluation Technique
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IMPRESSUM
Für den Inhalt verantwortlich und Copyright:
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Fakultät für Psychologie
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Liebiggasse 5
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Univ.-Prof. Dr. Helmut Leder & Mag. Sabine Koch
Bildernachweis:
Deckblatt: Universität Wien, Fakultät für Psychologie.
Seite: 5, 8, 15, 18, 50, 54: Universität Wien, Fakultät für Psychologie
Seite: 44: Carbon, C. C., Hutzler, F., & Minge, M. (2006). Innovation in design
investigated by eye movements and pupillometry. Psychology Science,
48, 173-186, S.182.
Seite: 9: Leder, H., Belke, B., Oeberst, A., & Augustin, D. (2004). A model of
aesthetic appreciation and aesthetic judgements. British Journal of Psychology, 95, 489-508.
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