Kopf in den Wolken

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Kopf in den Wolken
Kopf in den Wolken
Wenn seine Gedanken wandern, ist Emilio wieder der Leiter einer Bankfiliale, in Wirklichkeit aber verbringt der stille Pensionär seine Tage in
einem Altersheim. Die Ausflüge in seine Vergangenheit sind Symptome
der Alzheimerkrankheit, die Emilio vor den Ärzten und Pflegern so gut
es geht zu verstecken versucht. Auf die Patienten, die sich nicht mehr
selbst versorgen können, wartet nämlich die geschlossene Abteilung für
demente Fälle – die letzte Station.
Gemeinsam mit anderen Patienten – dem eigensinnigen Miguel, der
mit kleinkrimineller Energie dem Heimalltag trotzt, Doña Rosario, die
glaubt, im Orientexpress gen Istanbul zu reisen, und dem Ehepaar Dolores und Modesto, denen Alzheimer nur noch eine gemeinsame Erinnerung gelassen hat – nimmt Emilio den Kampf gegen das Vergessen
auf.
Mit feiner Beobachtungsgabe, leisem Humor und viel Empathie blickt
Paco Roca auf Menschen, die zumeist ein Leben abseits der allgemeinen Wahrnehmung fristen.
„Kopf in den Wolken“ ist einer der erfolgreichsten spanischen Comics
der letzten Jahre und wurde u.a. mit dem „Premio Nacional del Cómic
2008“ ausgezeichnet. 2011 wurde das Buch als abendfüllender Animationsfilm adaptiert, der wiederum international große Erfolge feierte.
Der Trickfilm, für den Paco Roca das Drehbuch beisteuerte, schaffte es
auf die Longlist für den Animations-Oscar und wurde in den Kategorien „Bestes adaptiertes Drehbuch“ und „Bester Animationsfilm“ mit dem
Goya geehrt. Für 2014 ist eine englischsprachige Version für den USMarkt (mit der Stimme von Martin Sheen als Emilio) und eine japanische Version, die vom traditionsreichen Studio Ghibli vertrieben wird,
geplant. In Deutschland wurde der Film auf dem Trickfilmfestival Stuttgart 2013 gezeigt, wo er den „AniMovie“-Preis gewann.
Kopf in den Wolken
von Paco Roca
ISBN 978-3-943143-71-3
104 Seiten, farbig, Softcover
EUR 18
Paco Roca
Der Zeichner und Erzähler Paco Roca wurde 1969 in Valencia geboren, unter dem Namen Francisco José Martínez Roca. Er studierte Kunst und begann seine Karriere
als Werbegrafiker, bevor er zusammen mit Zeichnerkollegen Mitte der 1990er erste Comicgeschichten für spanische Anthologien „Kiss Comix“ und „El Víbora“ schrieb
und zeichnete. Mit seiner ersten längeren Arbeit, „Con El
Juego Lúgubre“, wurde der Zeichner für den französischen
Markt entdeckt und veröffentlichte dort in Folge mehrere
Graphic Novels, die auch international große Beachtung
fanden. Seinen Durchbruch hatte der Zeichner mit 2007
mit „Rides“ bzw. „Arrugas“ (Französisch und Spanisch für
„Falten“), das jetzt bei Reprodukt als „Kopf in den Wolken“ auf Deutsch erscheint. Es folgte die autobiografische
Comic-Sammlung „Emotional World Tour“ zusammen mit
Zeichnerkollegen Miguel Gallardo und „Memorias de un
Hombre de Pyjama“, eine Strip-Reihe über seinen Alltag
als Zeichner, die er für die spanische Tageszeitung Las Provincias zeichnete. Seine letzte Publikation war zugleich die
erste deutsche Übersetzung: „Der Winter des Zeichners“
erschien 2012 bei Reprodukt.
Außerdem von Paco Roca erhältlich:
„Der Winter des Zeichners“
Barcelona im Frühjahr 1957. Seit beinahe zwanzig Jahren steht Spanien unter der Diktatur Francisco Francos. Die Zeiten der massiven Unterdrückung unmittelbar nach dem Spanischen Bürgerkrieg scheinen
überstanden, und das Regime hält das Land in einer Art Lethargiestarre. Dank der militärischen Allianz mit den USA tritt Spanien Mitte der
1950er Jahre aus der politischen Isolation, und die Wirtschaft ensteht
neu aus den Ruinen des Bürgerkrieges.
Der Verlag Bruguera ist eine Art Symbol für dieses Wiedererwachen:
Das kleine Familienunternehmen wächst zu einem der wichtigsten Comicverlage des Landes heran. Wer für Bruguera zeichnet, hat die Garantie auf geregelte Arbeit und eine bescheidene, aber sichere Bezahlung, verzichtet aber gleichzeitig auf Autorenrechte und nimmt in Kauf,
Geschichten nach vorgegebenen Mustern am Fließband zu produzieren.
Im Frühjahr 1957 wagen sich fünf der talentiertesten Bruguera-Zeichner
an die Verwirklichung ihres Traums: Angetrieben durch ein tiefes Freiheitsbedürfnis verlassen sie den Verlag und gründen ihr eigenes Magazin. Doch ihr Schritt verheißt nicht nur Unabhängigkeit…
Vor dem Hintergrund der erschreckend aktuell wirkenden Wirtschaftskrise im Spanien der Fünfzigerjahre erzählt Paco Roca die wahre Geschichte der spanischen Vorkämpfer für die Anerkennung des Comics
und die künstlerische Selbstentfaltung.
Der WinteR des Zeichners
von Paco Roca
ISBN 978-3-943143-38-6
128 Seiten, farbig, Softcover
EUR 20
„Das Thema ist Einsamkeit”
Der spanische Zeichner und Autor Paco Roca im Interview über
seinen Bestseller „Kopf in den Wolken“
Sie beschreiben sehr eindrücklich, wie unterschiedliche Personen mit geistiger Irritation im Alter umgehen. Haben Sie einen persönlichen Bezug zum
Thema Demenz? Warum haben Sie sich für dieses
Thema entschieden?
An erster Stelle wollte ich übers Alter allgemein und
insbesondere das meiner Eltern sprechen. Ich wollte
wissen, wie sie sich in diesem Lebensabschnitt fühlen
– mit ihren körperlichen Problemen, der Einsamkeit, in
der die meisten älteren Menschen leben, und in einer
Gesellschaft, die ältere Menschen ausgrenzt. Bei der
Behandlung des Alters konnte ich eine Krankheit wie
Alzheimer nicht unberücksichtigt lassen. Der Vater eines guten Freundes litt daran. Ich konnte aus nächster
Nähe erleben, wie die Alzheimer-Erkrankung ihn und
die familiären Beziehungen beeinträchtigte.
Neben Emilio und seinem Zimmernachbarn Miguel
ist „Kopf in den Wolken“ ein Mikrokosmos unvergesslicher und liebevoll ausgearbeiteter Nebenfiguren wie dem Ehepaar Modesto und Dolores. Was
war Ihnen bei der Charakterisierung der Heimbewohner wichtig?
Fast alle Figuren in „Kopf in den Wolken“ basieren
auf echten Menschen, die ich bei meinen vielen Besuchen in Altenheimen kennenlernte, mit denen ich mich
für den Comic dokumentierte.
Daher sind alle alle Figuren liebe- und respektvolle
Portraits. Ich finde, dass sie alle auf die eine oder andere Weise Einsamkeit repräsentieren. Sie ist das eigentliche Thema von „Kopf in den Wolken“.
Nein, Doña Rosario.
Wir steigen hier aus.
Häufig geht es in „Kopf in den Wolken“ um die Unterscheidung von Einbildung und Realität. Ist das
Medium Comic besonders dafür geeignet, sich dem
Thema Vergessen oder Erinnern anzunähern?
Der Comic ist ein sehr didaktisches Medium, das
sich perfekt eignet, um bestimmte Themen zu behandeln und Empfindungen und Konzepte anhand der
Zeichnungen zu übermitteln. Im Fall von „Kopf in den
Wolken“ wird Emilio dank der Zeichnung, also einiger Striche, zu unserem Vater, Großvater oder zum
Sinnbild des Alters. Die Zeichnung ahmt Konzepte
nach, ein wirklichkeitsgetreues Bild dagegen spiegelt
konkrete Fälle. Der Comic besitzt zudem einen poetischen Charakter, der es erlaubt, völlig natürlich von
der Realität zum Traum oder zur Fiktion zu wechseln.
„Kopf in den Wolken“ verlangt vom Leser, die Geschichte aus der Sicht der Senioren zu erlben, und
ihre Fantasiewelten sind ein wesentlicher Bestandteil
dieser Sichtweise.
Gab es Comics, Bücher oder Filme, die Ihnen bei
der Auseinandersetzung mit dem Thema geholfen
haben?
Wenn man ein Abenteuer, eine Schauergeschichte
oder einen Thriller erzählt, gibt es unzählige Bücher oder Comics mit bereits vorhandenen Erzähltechniken, auf die man zurückgreifen kann. Für eine
Geschichte wie „Kopf in den Wolken“, in der es um
Alter, Einsamkeit, Isolierung, Monotonie und Langeweile geht, gibt es allerdings wenige Werke, die
als Vorbild dienen könnten. Ich fand Inspiration bei
Mangas und Animes, wo man eher daran gewöhnt
Doña Rosario
schaut den ganzen
Tag aus dem
Fenster.
Señora
Rosario, ich bin
Sie denkt, sie
reist im Orientexpress
nach Istanbul.
Komm, ich zeige dir
die Bibliothek.
dass sie eine gewisse Debatte darüber ausgelöst hat,
welchen Lebensabend wir für unsere Senioren wünschen. Denn damit legen wir auch denn Grundstein
für unseren eigenen Lebensabend.
Im Herbst 2013 wird in Spanien Ihr neues Buch
erscheinen und wieder spielen Erinnerungen eine
große Rolle. Es geht um eine spanische Kompanie
im 2. Weltkrieg. Können Sie uns etwas zu diesem
Projekt erzählen?
Der Ausgangspunkt ist das Exil von einer halben
Million Spanier, die das Land am Ende des Spanischen Bürgerkriegs verlassen mussten. Auf ihrem
Weg trafen sie auf andere antifaschistische Exilanten
– Franzosen, Italiener und Deutsche –, die ebenfalls
aus ihren Ländern flohen. Sie alle legten einen waghalsigen, beschwerlichen Weg zurück. Sie verlegten
in Sklavenarbeit Schienen in der Sahara, kämpften
in Tunesien gegen die Achsentruppen und – im Falle
der Spanier – befreiten Paris.
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ist, einen langsamen Rhythmus zu verwenden und den
Alltag in Zeichnungen zu fassen. Autoren wie Miyazaki, Takahata und Taniguchi haben mir sehr geholfen,
den richtigen Ton für „Kopf in den Wolken“ zu finden.
Es waren Menschen, die ihr Leben dem Kampf gegen
den Faschismus opferten. Sie waren die Sieger des
Kriegs und konnten alle nach dem Krieg in ein freies
Land zurückkehren. Alle außer den Spaniern, deren
Heimat noch bis zum Tod des Diktators 1975 in der
Hand der Faschisten blieb.
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s momentos en que la trama se
sido conducido al piso de los asistidos (89-90). A dicha escena hacen eco dos viñetas finales
de otra página posterior, en las que Antonia come sola. El lector comprueba enseguida
LESEPROBE
Guten
Morgen.
Guten
Morgen.
Wie
geht‘s?
Ich heisse
Emilio.
Wie
geht‘s?
Ich heisse
Emilio.
Klasse, Papa. Du hast
ja schon Anschluss
gefunden.
12
Du wirst hier viel
Spass mit den anderen
Opas haben.
LESEPROBE
Wir kommen dich
oft besuchen. Also,
pass auf dich auf.
Wir müssen jetzt
gehen, Papa, und du willst
sicher mit deinen neuen
Freunden plaudern.
Armleuchter!
Ist schon
erniedrigend,
wie ein Kind
behandelt zu
werden, was?
Ich bin
Miguel.
Du bist mein neuer
Zimmergenosse.
Das ist Juan, er war mal
Radiosprecher. Anscheinend hat er durch
das viele Reden seinen Wortschatz
aufgebraucht.
Er wiederholt nur
noch, was
er hört.
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Armleuchter!
Armleuchter!
Armleuchter!
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D-13357 Berlin
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