Pfingsten - Maria Laach
Transcription
Pfingsten - Maria Laach
Nr. 3 22. Juni 2005 Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Brüder! or kurzem haben wir Pfingsten gefeiert, das Fest der Herabkunft des Heiligen Geistes. Die Kirche lebt aus der Kraft des Heiligen Geistes. Das dürfen wir nicht vergessen, wenn wir Pfingsten gefeiert haben und der Alltag wieder beginnt. Das ist der Grund, weshalb hier die Predigt abgedruckt ist, die ich im Pfingsthochamt gehalten habe. Ich grüße Sie mit Ihren Angehörigen und Freunden in Verbundenheit, V Ihr Abt Benedikt Pfingsten as bedeutet Pfingsten? Das Wort kommt von der griechischen Bezeichnung für die Zahl fünfzig. Pfingsten ist der 50. Tag von Ostern an gerechnet. Dieser W Tag markiert also gewissermaßen einen Abschluss. Jetzt findet Ostern seine Erfüllung. Denken wir an das Evangelium. Da tritt Jesus in die Mitte seiner ängstlichen Jünger und schenkt ihnen den Heiligen Geist. Ja, das Ziel von Ostern ist unsere Erfüllung mit dem Geist Gottes, unser aller Heiligung und unsere Gemeinschaft in Jesus Christus. Aber dann fängt mit Pfingsten auch alles erst richtig an. Die Kirche fängt an. Das ist die neue Gesellschaft der Menschen, die Gott selber durch den Heiligen Geist von den Herzen der Menschen her aufbauen will. Darum sagt der heilige Paulus, dass „die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5, 5). Ganz eindringlich, geradezu inspirativ, was bedeutet: Vom Wirken des Geistes her wird diese neue Gesellschaft in der Apostelgeschichte beschrieben: „Alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam“ (Apg 2, 44). Und weiter heißt es, dass sie miteinander teilten, was sie besaßen. So in etwa ist da ja auch heute und hier an diesem Ort. Da wissen wir uns in der Gemeinschaft aller Glaubenden. Und in der Kollekte „Renovabis“ bekunden wir unsere Bereitschaft, miteinander zu teilen auch in schwierigeren Zeiten. Wir sollten uns hüten, das abzutun als Illusion. Dann wären wir in verhängnisvoller Weise Realisten. Wie ist das mit dem Liebesgebot überhaupt? „Liebt einander“, sagt Jesus, „so wie ich euch geliebt habe“ (Joh 15, 12). Das ist doch ein ungeheurer Anspruch: wie Jesus. Auch das wird nie so sein können, dass wir sagen dürften: Jetzt haben wir es geschafft. Und doch ist uns eindeutig aufgetragen, in diese Richtung hin zu leben. Das ist schon das Neue und die Offenheit für das Wirken des Geistes, der Beginn der Verwandlung unserer Herzen. Jesus spricht einmal von der Sünde gegen den Heiligen Geist (vgl. Mt 12, 31 f.). Er sieht sie als so gravierend an, dass er sagt, sie würde nicht vergeben werden. Eine rätselhafte Stelle. Auf jeden Fall zeigt sie den ganzen Ernst unseres Glaubens. „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht“, bekennen wir im Credo. Die schwerste Sünde ist, daran nicht zu glauben, sich ihm zu verweigern, grundsätzlich und im alltäglichen Leben, bei den vielen Gelegenheiten, in denen er uns anregen will. Was passiert dann? Dann fließt das Leben nicht mehr. Es kommt zu einer schrecklichen Stagnation, zu einer Lähmung in allen Bereichen. Nichts geht dann mehr. Wir kennen das. Mich hat sehr nachdenklich gemacht, als kürzlich ein führender Politiker im Zusammenhang des dramatischen Geburtenrückgangs von einer „Absage an das Leben“ sprach. Dem Leben nicht mehr trauen, heißt: Gott nicht mehr trauen. Was ist das aber: Leben? Zum Menschen gehört, dass er ein sinnvolles Leben sucht. Aber diesen Sinn, der die Qualität unseres 2 Lebens letztlich ausmacht, können wir nicht selber herstellen. Die Auffassung, dass wir das könnten, ist weit verbreitet. Die derzeitige stark materialistische Ausprägung unserer Lebensführung zeigt das. Wir sagen ja etwa auch, dass dies und das „Sinn macht“. Aber der Sinn unseres Lebens wird nicht von uns produziert. Er ist unserem Leben von Gott eingestiftet. Wir haben den Auftrag, ihn zu finden. Aber als etwas, das da ist in unserem Leben, trägt er uns immer auch schon. Ich möchte noch einmal auf die Stelle im Römerbrief zurückkommen: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unseren Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ Genau das ist die Spur, den Sinn zu finden. Der Heilige Geist in uns erschließt uns den Lebenssinn. Wie sollen wir uns das vorstellen? Es gibt eine wunderbare Aussage des Märtyrerbischofs Ignatius von Antiochien: „In mir ist eine sprudelnde Quelle, die spricht: Auf zum Vater!“ Das ist so anschaulich, dass man es kaum erklären muss. In uns ist etwas, das lebhaft sprudelt und uns in Bewegung versetzt. Ich muss nur dem, was sich da in mir ständig regt, Raum geben. Es drängt mich dann in die richtige Richtung: „Auf zum Vater!“ Was heißt das? Beim Vater ist Liebe und Geborgenheit. Mit seiner Liebe, die er uns schenkt, macht er uns fähig zu lieben. Hier geht es um die letzte Freiheit in uns, die Freiheit der Kinder Gottes, in der wir die Kraft haben, wirklich selbstlos, d. h. ohne Angst um unser kleines Ich, Liebe zu schenken, indem wir nicht etwas, sondern uns selber geben. „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten“, d. h. der wird wirklich leben, sagt Jesus (Mk 8, 35). Wer den Mut hat, sich auf diese Gesetzmäßigkeit des neuen Lebens einzulassen, der wird erfahren, was der Geist, die lebendig sprudelnde Quelle in ihm vollbringt. Bleiben wir noch ein wenig beim Bild der Quelle des Heiligen Geistes in uns, der sprudelnden Quelle, der Springquelle. Der Geist drängt den, der sich ihm anvertraut, in eine ganz neue Sphäre, nämlich in die Sphäre Gottes. Auf unser Leben insgesamt bezogen heißt das, dass es zu Gott erhoben wird. Was meine ich damit? Nicht ein Abheben von dieser Welt, vom Alltag, sondern ein grundsätzliches Beheimatet-Sein in Gott, ein Von-Gott-her-Leben, was dann bedeutet, dass unser Leben sich wirklich auf einem höheren Niveau abspielt und dass wir über den Dingen stehen können. Das Problem ist doch, dass wir uns in den Dingen und den Situationen verlieren. Wir meinen, die Dinge gäben das Leben her. Aber das Leben ist doch viel mehr. Der Geist hilft uns, die Dinge zu relativieren und zum Wesentlichen vorzustoßen. Die Frage ist doch, wovon wir wirklich leben? Wir haben eben den Bericht aus der Apostelgeschichte gehört von den Feuerzungen. Wenig später kommt dann die allbekannte Beschreibung von Gemeinde: „Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele“ (Apg 4, 32). Ich halte das für eine inspirierende Aussage. Sie ist nicht utopisch oder naiv. Leben ist tatsächlich Beziehung, zu Gott und untereinander. Es ist eine Katastrophe, dass immer mehr auf Dauer angelegte Beziehungen zerbrechen und ihre Wunden hinterlassen, weil die Prämisse nicht stimmt, die Gottesbeziehung. Ist das nicht eine Herausforderung an uns Christen? Tragen wir nicht die Kraft in uns, die uns fähig macht, das Leben miteinander zu suchen und ständig neu zu wagen, durch alles Misslingen hindurch? Heute, am Pfingstfest, erinnern wir uns an den wunderbaren Anfang Gottes mit uns, an die Feuerzunge, die jedem und jeder Einzelnen von uns gegeben und anvertraut ist. Lassen wir sie ein in unser Herz, damit Gottes Geist uns da ganz und gar umwandelt und mit seiner Liebe prägt. Muttergottes mit Kind as Bild „Muttergottes mit Kind“ gehört zu den beliebtesten Marienbildern, denen wir immer wieder in der christlichen Kunst begegnen. Wenn auch im Laufe der Zeit unzählige Mariendarstellungen entstanden sind, so gibt es doch Versuche, sie in einzelne Gruppen einzuteilen und zu klassifizieren. Man nennt etwa die thronende oder die stehende Maria mit ihrem Kind. Unser Bild gehört zum so genannten Typus der „Hodegétria“. Das erste Marienbild, das zuerst so genannt wurde, ist eines der verehrtesten Bilder Konstantinopels gewesen. Der Name für das Bild, von dem sich die späteren Kopien dieses Marienbildes ableiten, erinnert an den Aufbewahrungsort dieser Ikone im Kloster der Hodegoi (Wegführer). Dieses Bild ist seit dem 6. Jahrhundert bezeugt, doch erst um 1200 versuchen Quellen Lukas als seinen Maler zu belegen. Bei diesem Typ des Marienbildes wird Maria als Halbfigur dargestellt, d. h. man sieht nur ihre obere Körperhälfte. Sie wendet sich oft ein wenig seitlich, und ihre rechte Hand weist als eine verehrende Geste auf das Jesuskind, oder sie stützt das Kind, das sie auf ihrem linken Arm trägt. Das Kind Jesus dagegen erscheint in voller Gestalt, segnet mit seiner rechten Hand und hält oft in der anderen Hand eine Schriftrolle. 1453 wird das Bild bei der osmanischen Eroberung Konstantinopels zerstört. Die ältesten Marienbilder in der christlichen Kunst zeigen Maria niemals als einzige Figur, sondern wie auf unserem Bild, mit dem Jesuskind. Nicht ihr alleine gilt das Interesse auf den Darstellungen, sondern sie wird zusammen mit anderen Personen in Szenen gemalt, die die Erlösung des Menschen durch Christus darstellen. So gibt es D 3 Marienbilder etwa bei der Anbetung der Weisen, bei der Weissagung des Bileam, die auf Christus hin gedeutet wird („Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel“ [Num 24, 17]) oder bei der Geburt Christi. Die entscheidende Wende für die bildliche Darstellung Mariens ergab sich durch das Konzil von Ephesus 431. Dies war das erste Konzil, das sich ausdrücklich über Maria äußerte und sie eigens „Gottesgebärerin“ nannte. Eine andere Partei auf dem Konzil bevorzugte die Bezeichnung „Christusgebärerin“. Doch es setzte sich der erste Titel durch, weil die Konzilsväter zur Überzeugung gelangten, mit ihm käme besser zum Ausdruck, dass Maria Christus als wahren Menschen geboren hat, der zugleich auch Gottes Sohn ist. Noch heute bekennen wir im Großen Glaubensbekenntnis (Gotteslob Nr. 356), dass zum ersten Mal auf dem Konzil von Chalkedon (451) bezeugt wird, Christus als „Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott“. Auch im Konzil von Ephesus geht es zuerst um Jesus Christus. Um den Glauben an ihn als wahren Menschen und als wahren Gott präziser zu formulieren, wendet man sich in dieser Versammlung Maria zu und einigt sich, sie mit dem Ehrentitel „Gottesgebärerin“ zu benennen. In späterer Zeit wird diese Bezeichnung meist durch den der „Gottesmutter“ ersetzt. Das Zweite Vatikanische Konzil greift diese Überlegungen aus dem 5. Jahrhundert wieder auf und will uns bewusst machen, dass sie uns noch heute etwas zu sagen haben, wenn es schreibt: „Die Jungfrau Maria, die auf die Botschaft des Engels Gottes Wort in ihrem Herzen und in ihrem Leib empfing und der Welt das Leben brachte, wird als wahre Mutter Gottes und des Erlösers anerkannt und geehrt.“ Die Gedanken des Konzils von Ephesus über Maria als Gottesgebärerin waren so weitreichend und bewegend, dass sie sich 4 auch in der Kunst niederschlugen. Nun erst wird Maria als Hauptperson in einem Mosaik oder in einer Ikone gezeigt und kann alleine auf einem Bild erscheinen. In den Apsismosaiken der frühkirchlichen Basiliken fand sich an ganz zentraler Stelle eine Christusdarstellung. An diese Tradition erinnert bei uns das große Apsismosaik in der Abteikirche. Es wurde 1905–1910 als Kopie des frühchristlichen Mosaiks aus der Abtei Monreale bei Palermo (13. Jh.) geschaffen wurde und zeigt Christus umgeben von den Tierkreiszeichen als Herrscher über die Welt (Pantokrator). In der römischen Basilika S. Maria Maggiore wurde jedoch kurze Zeit nach 431 zum ersten Mal in der christlichen Kunstgeschichte in der Apsis ein heute nicht mehr existierendes Bild von Maria geschaffen, das sie als thronende Muttergottes mit Christus auf ihrem Schoß zeigt. Seitdem nimmt Maria in der Kunst, in der Frömmigkeit und im theologischen Denken einen immer größeren Platz ein. 1931 führte Papst Pius XI. aus Anlass des 1500-jährigen Jubiläums des Konzils von Ephesus in der Kirche das Fest der „Mutterschaft Mariens“ ein. Es war der Tag, von dem man glaubte, dass an ihm das Konzil beendet wurde. Die Kalenderreform nach dem 2. Vatikanischen Konzils hob dieses Fest zugunsten des 1. Januar auf, dem Oktavtag von Weihnachten und dem Hochfest der Gottesmutter Maria. Das letzte Konzil betonte, dass die Kirche „mit besonderer Liebe Maria verehrt, die selige Gottesgebärerin, die durch ein unzerreißbares Band mit dem Heilswerk ihres Sohnes verbunden ist. In ihr bewundert und preist sie die erhabene Frucht der Erlösung. In ihr schaut sie wie in einem reinen Bilde mit Freuden an, was sie ganz zu sein wünscht und hofft.“ Das Bild der Muttergottes mit ihrem Kind lädt auch uns ein, im Glauben Maria als Muttergottes zu grüßen, sie zu verehren und zu lieben. Dabei be- schreibt das 2. Vatikanische Konzil Lebensvollzüge des Glaubens, die hauptsächlich das Gemüt des Menschen ansprechen. Die Freude am Leben, die Annahme des eigenen Lebens und die Achtung des anderen Menschen, dem wir begegnen, kann in der Verehrung Mariens wachsen, die Christus geboren hat, der als Gott und Mensch uns gleich und unser Erlöser geworden ist. P. Petrus 5 Der Orden des heiligen Benedikt ine kurze Vorbemerkung. Bis heute gibt es in der Ostkirche keine Orden, wie wir sie im Westen kennen. Man wird Mönch oder Nonne und lebt in einem der vielen Klöster nach den dort praktizierten und überlieferten Klosterregeln. Genauso war es auch in der Westkirche zur Zeit des heiligen Benedikt. 529 gründete er das Kloster Montecassino und schrieb für dieses Kloster seine Regel. Vielleicht dachte er dabei an einige Neugründungen in der näheren Umgebung, aber niemals an einen Orden. Wie wurde nun aus dem Kloster des heiligen Benedikt der Orden des heiligen Benedikt? Die Jahre in Montecassino waren harte Aufbauarbeit, wie uns Papst Gregor in den Dialogen berichtet. Das Land musste gerodet, die Ruinen des heidnischen Apollotempels abgetragen werden. Errichtet wurde das Kloster für die Mönche, zwei Kirchen, von denen die eine dem heiligen Johannes dem Täufer, die andere dem heiligen Mönchsbischof Martin geweiht war; und eigens erwähnt wird der Bau eines Turmes. Und da schildert uns nun Papst Gregor im 17. Kapitel der Dialoge folgendes Ereignis: „Eines Tages kam Theoprobus in die Zelle Benedikts und sah, wie dieser bitter weinte. Er wartete lange und merkte, dass die Tränen kein Ende nahmen. Der Mann Gottes weinte, nicht wie er es bisweilen beim Beten tat, sondern aus großem Kummer. Da fragte er ihn nach dem Grund seiner Trauer. Der Mann Gottes erwiderte: „Dieses ganze Kloster, das ich erbaut habe, und alles, was ich für die Brüder eingerichtet habe, ist nach dem Ratschluss des allmächtigen Gottes fremden Völkern preisgegeben. Nur mit Mühe habe ich erreichen E 6 können, dass mir das Leben der Brüder zugestanden wurde.“ Es dauerte keine 30 Jahre und dann wurde diese traurige Prophezeiung Wirklichkeit. Im Jahre 577 zerstörten die Langobarden Montecassino (883 durch die Sarazenen, 1349 durch ein Erdbeben, 1944 durch die Alliierten) und wie vorhergesagt, konnten sich die Mönche mit wenigen Habseligkeiten retten, darunter war auch die Handschrift der Benediktsregel. Sie flohen in das befestigte Rom, das die Langobarden nicht einnehmen konnten und umgangen hatten. Der Papst Pelagius nahm die Flüchtlinge in den Lateranpalast auf, und so kam die Regelhandschrift des heiligen Benedikt in die päpstliche Bibliothek. Im Jahr 653 brach dann der heilige Wilfried zu einer Wallfahrt aus seiner englischen Heimat nach Rom auf. Er wollte nicht nur die Gräber der Apostelfürsten und der Märtyrer besuchen, sondern auch die römische Liturgie, wie der Papst sie feiert, und das authentische kirchliche Ordensleben kennen lernen. Und dabei entdeckte er in der päpstlichen Bibliothek die Benediktsregel, die für ihn zur offiziellen römischen Klosterregel wurde und der heilige Benedikt zum vorbildlichen römischen Abt. Nach seiner Rückkehr nach England bemühte sich Wilfried als Abt des Klosters Ripon auch andere englische Abteien für die Benediktsregel zu gewinnen. So wurde aus dem Kloster des heiligen Benedikt im fernen England ein benediktinischer Klosterverband und die Zugehörigkeit kann man daran erkennen, dass diese Mönche von jetzt ab nicht mehr nur vom heiligen Benedikt sprechen, sondern ihn unseren heiligen Vater Benedikt nennen. Schüler Wilfrieds sind dann auch die ersten englischen Missionare in unserer Heimat. So ist der heilige Willibrord (658–739) einer dieser seiner Schüler, und selbstverständlich führte er auch in der von ihm gegründeten Abtei Echternach die Benedikts- regel ein. Das gleiche gilt für den heiligen Suitbert († 713) und sein Kloster in Kaiserswerth. Auch der heilige Bonifatius (672– 754) gehört zu diesen englischen Benediktinern. Er gründete die Klöster Fulda, Fritzlar und Ohrdruf und die Frauenklöster Tauberbischofsheim, Ochsenfurt und Kitzingen. 751 berichtete er dem Papst Zacharias nach Rom über die Abtei Fulda: „ Es ist ein Waldgebiet in einer ungeheueren Weltabgeschiedenheit; dort haben wir ein Kloster gebaut und Mönche angesiedelt, die nach der Regel unseres heiligen Vaters Benedikt leben.“ Auf dem Deutschen Konzil 742 bemühte sich der heilige Bonifatius vergebens, die Benediktsregel im ganzen Frankenreich einzuführen. Er gab aber nicht auf und versuchte immer wieder, Karl den Großen für seinen Plan zu gewinnen. Was damals aber noch nicht möglich war und am Widerstand der gallischen Klöster mit ihren langen Traditionen scheiterte, das setzte 816 Ludwig der Fromme zusammen mit dem Abt von Cornelimünster, Benedikt von Aniane, auf der Synode von Aachen durch. Damals wurde bestimmt, dass im ganzen Frankenreich fortan alle monastischen Klöster ausschließlich nach der Regel des heiligen Benedikt zu leben haben und alle Chorherren nach der Regel des heiligen Augustinus. Erst von da ab kann man von einem Orden des heiligen Benedikt sprechen. 1982 schuf der bekannte Kölner Glasmaler Prof. Georg Meistermann (1911– 1990) die neuen Glasfenster für die St. Johanneskapelle, darunter auch diese Darstellung des heiligen Benedikt. Er steht vor uns wie ein Pfeiler in unserer Kirche, der die ganze Last des schweren Gewölbes zu tragen hat. So ist Benedikt durch das Zeugnis seines vorbildlichen Lebens, durch die Weisheit seiner Regel und durch seine Fürsprache im Himmel der tragende Pfeiler seiner großen Gemeinschaft, des weltweiten Benediktinerordens. P. Basilius Von den Oblaten in Maria Laach er in Maria Laach arbeitet oder zu Gast weilt, stößt schon einmal auf den Begriff „Oblaten“; so etwa wenn diese sich zu einer gemeinsamen Zusammenkunft im Kloster versammeln. Was hat es mit ihnen auf sich? Solange Klöster bestehen, hat es Menschen mit einer Sehnsucht nach Teilnahme am Leben der Mönche und Nonnen gegeben, nach einer wenigstens geistigen Gemeinschaft mit ihnen, ohne allerdings selbst die Möglichkeit oder die Berufung zu haben, in ein Kloster einzutreten. Für diese Menschen besteht im Benediktinerorden die Möglichkeit, sich als Oblate an ein ganz bestimmtes Kloster zu binden, von dort spirituelle Weisung zu erhalten, um ein Leben in der Welt im Geist der Regel des hl. Benedikt zu führen. Das Wort Oblate stammt vom lateinischen „oblatus“, d. h. der Hingegebene: der Dargebrachte, der An-Gott-Verschenkte. Es bezeichnete ursprünglich Kinder, die von ihren Eltern Gott im Kloster dargebracht wurden, damit sie Mönche würden; die Benediktsregel (R B) nimmt auf diesen antiken Brauch im Kapitel 59 ausdrücklich Bezug. W 7 Heute bedeutet es, dass ein Christ sich entscheidet, ganz bewusst sein Tauf- und Firmversprechen in der Nachfolge Christi zu leben, und das im Geiste der Regel des hl. Benedikt, wo er Orientierung und Hilfe auf dem Weg zu Gott „unter der Führung des Evangeliums“ (R B Prol. 21) findet. Das Leben des Oblaten darf nicht als ein verkürztes Mönchsleben oder Mönchtum mit weniger Verpflichtungen verstanden werden. Es soll vielmehr ein bewusstes Zeugnis in der Welt sein, in Familie, Beruf und Pfarrgemeinde, je nach Stand, ob als Mann oder Frau, verheiratet oder ledig, als Priester, Diakon oder Laie. So setzen die Oblaten in ihrem jeweiligen Lebensbereich die Sendung des Klosters in die Welt hinein fort. Als Grundvoraussetzung wird vom Oblaten erwartet, dass er bereit ist, in allen Situationen „wahrhaft Gott zu suchen“ (R B 58, 7). Das verlangt, ein hörender Mensch zu werden, um in allen Geschehnissen des täglichen Lebens das einladende und einfordernde Wort Gottes zu vernehmen und sich im Gehorsam darauf einzulassen (oboedientia – Gehorchen). Sodann soll er „Christus gar nichts vorziehen“ (R B 72,11), d. h. eine innere Umkehr vollziehen, „sich dem Treiben der Welt fremd machen“ (R B 4, 20), Wege und Irrwege seines Lebens entdecken und bereit sein, Korrekturen vorzunehmen (conversatio morum – Bekehrung). Schließlich soll der Oblate seiner persönlichen Berufung folgen, den eigenen Lebensplan erkennen und ihm entsprechen, seine Standespflichten treu erfüllen und auch die Kontakte zu dem einmal gewählten Kloster suchen und vertiefen (stabilitas – Beständigkeit). Da die Oblaten in die Gebetsgemeinschaft des Klosters aufgenommen sind, sie also Anteil haben am Gebet der Mönche, so sollen auch sie dem Gebet und dem Gottesdienst den ersten Platz in ihrem Leben einräumen, gemäß der Weisung des hl. Benedikt: „Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen 8 werden“ (R B 43, 3). Dazu gehört auch, dass sie die Anliegen und vielfältigen Aufgaben des Klosters in ihrem Gebet mittragen. Im Geist versammeln sie sich mit den Mönchen zum Stundengebet der Kirche und beten wenigstens eine Hore des Tages mit, etwa die Laudes (Morgenlob) oder Vesper bzw. Komplet am Abend. Wer zum Oblaten berufen ist, nimmt zuerst Kontakt mit dem Oblatenrektor des Klosters auf, bestätigt dieser die Aufnahme, so beginnt er eine Probezeit, die etwa ein Jahr dauert. In dieser Zeit macht er sich mit der Benediktsregel und der benediktinischen Spiritualität vertraut. Nach Ablauf der Probezeit findet die Feier der Oblation statt, in der er verspricht, als Christ in der Welt „unter der Führung des Evangeliums“ und im Geiste der Benediktsregel zu leben. In Maria Laach treffen sich die Oblaten gewöhnlich zweimal jährlich zu Einkehr- oder Besinnungstagen, sind eingeladen zur Feier des Gottesdienstes und erhalten die Mitteilungen IN VI AM PACIS. Die Laacher Oblatengemeinschaft hat in der Vergangenheit aber auch Fahrten nach Rom und Subiaco, nach Burgund und zu den Klöstern Österreichs unternommen und plant jetzt eine Fahrt zu den Klöstern Schlesiens und der Lausitz. Pflegte früher jeder Oblate seine ganz persönliche Beziehung zum Kloster, so ist die Gemeinschaft aller Oblaten heute zu einem Gebets- und Freundeskreis geworden. Das Kloster Maria Laach hat bald nach seiner Wiedererrichtung durch Beuroner Mönche im Jahre 1892 Oblaten aufgenommen. Die erste Oblation fand schon im Juni 1893 statt (Frau Clara Loosen aus Köln). Oblatenrektor war damals P. Maurus Plattner (bis 1904), von Beuron her kommend. Seine Nachfolger waren P. Raphael Weppelmann (1904–1916); P. Rabanus Janson (1916–1932), P. Benedikt Philippe (1932– 1960), P. Ambrosius Dohmes (1960–1970), P. Rabanus Rickert (1970–1997), P. Franzis- kus Berzdorf (seit 1997), seit Mai 2003 unterstützt von P. Albert Sieger. Gerade in der Zeit nach der Wiedererrichtung, also Ende des 19. Jahrhunderts, sind große Wohltäter unter den Oblaten zu finden, denn das Kloster Maria Laach war bitter arm. Heute liegen die Nöte der Zeit anderswo, vor allem in der Dritten Welt. Ein Beispiel dafür, was das Wort Benedikts „Höre, mein Sohn“ (R B Prol. 1) für Oblaten in unserer Zeit bedeuten kann, ist die Lepra-Hilfe Karachi, von P. Rabanus Rickert im Jahre 1969 gegründet. Viele Oblaten engagieren sich inzwischen für dieses Projekt und lösen so ihr Oblationsversprechen ein. Sterne-Haus klassifiziert. Gäste können in 69 komfortabel eingerichteten Zimmern mit 106 Betten übernachten. Die Restaurants bieten nationale und internationale Küche, sowie regionale Spezialitäten. Ein Café mit hoteleigener Konditorei, eine Sommerterrasse, der in 2004 neu eröffnete Biergarten sowie eine Bier- und Weinstube runden das gastronomische Angebot ab. Alle diese Bereiche stehen selbstverständlich auch den Gästen aus der Region offen. Dr. Detlef Jankowski, Wülfrath; Oblate SEEHOTEL MARIA LAACH – Herberge der Gastfreundschaft – n diesem Jahr feiert das Seehotel sein 140-jähriges Bestehen. Der erste Bauabschnitt des Hotels wurde 1865 von den Jesuiten, die damals in Laach waren, als Gästehaus des Klosters errichtet. Nach umfassender Renovierung in den Jahren 1990–1995 wurde das Hotel 1998 als 4- I Für Firmenveranstaltungen, Tagungen und private Feste stehen 14 Räume für Veranstaltungen bis zu 250 Personen zur Verfügung. Gerade im Tagungs- und Veranstaltungsbereich hat das Hotel in den letzten Jahren seinen guten Ruf weiter ausbauen können, wie zahlreiche Auszeichnungen belegen. Erst Anfang Mai 2005 wurde das Seehotel von 4 000 stimmberechtigten Trainern und Veranstaltern auf Platz 11 (nach Platz 15 im Jahr 2004) von insgesamt 215 „Ausgewählten Tagungshotels zum Wohlfühlen“ – eine der wichtigsten Auszeichnungen der deutschen Tagungshotellerie – gewählt, worüber sich das SeehotelTeam um Direktor Stephan G. Issels riesig freute. Seit Sommer 2004 dient das Haus als Außenstelle des Standesamtes Niederzissen. Somit sind in Maria Laach neben den kirchlichen Trauungen in der Abteikirche nun auch standesamtliche Trauungen im 9 Hotel möglich. Die Veranstaltungsräume bieten für die anschließende Hochzeitsfeier den perfekten Rahmen. Allen Erholung suchenden Gästen empfiehlt sich ein Besuch der „Badestub“ mit Pool und Wintergarten, Massagebecken, Sauna, Dampfbad, Solarium und Liegewiese. Für ein Freizeitprogramm empfehlen sich der 2004 eröffnete NOR DIC WALKING Parcours Maria Laach, zwei Bouleplätze, unsere hoteleigenen Fahrräder, Ruder- oder Tretbootfahren auf dem Laacher See, Wanderungen in das Naturschutzgebiet, Besichtigung des Informationszentrums, der Klosteranlage und ihrer Betriebe, Teilnahme an den Gottesdiensten der Mönche, Naturkundemuseum, Vulkanpark mit InfoZentrum, Burg Olbrück, Nürburgring und vieles mehr. Auch als ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb hat das Seehotel Maria Laach einen erstklassigen Ruf. Zurzeit werden insgesamt 22 Auszubildende in den Berufen Hotelfachmann/frau, Restaurantfachmann/frau, Koch/Köchin und Konditor/in ausgebildet. Unter anderem erkochten sich drei Kochauszubildende letztes Jahr den 2., 3. und 4. Platz bei der rheinlandpfälzischen Landes- meisterschaft der gastgewerblichen Ausbildungsberufe. Im regionalen Wettbewerb des Kreises Ahrweiler konnte im Februar 2005 der 1. und 2. Platz bei den Köchen 10 und der 2. Platz bei den Hotelfachleuten belegt werden. Unser besonderes Anliegen ist es, für unsere Gäste Partner und kompetenter Ansprechpartner zu sein. Dank eines Teams, in dem alle Generationen und Altersklassen vertreten sind, wo Berufserfahrung und jugendlicher Elan zusammen kommen, haben wir gemeinsam eine hohe Akzeptanz bei unseren Gästen erreicht. Dies wollen wir auch in Zukunft sicherstellen. Seehotel Maria Laach Am Laacher See 56653 Maria Laach/Glees Tel.: (0 26 52) 584-0 Fax: (0 26 52) 584-522 [email protected] www.maria-laach.de/seehotel Stephan G. Issels Die Glockengießerei in Maria Laach ie Glockengießerei ist ein seltenes Handwerk geworden. Dass dieses Handwerk nun auch noch im Kloster betrieben wird, gibt ihm in den Augen vieler Menschen einen mystischen und exotischen Reiz. Dabei ist die Verbreitung der Glocke im christlichen Abendland gerade den Mönchen zu verdanken. Die iroschottischen Wandermönche brachten die Glocke aus ihrer Heimat, wohin sie den Sprung aus Asien geschafft hatte, im Zuge der Missionsreisen mit auf den Kontinent. Bedeutende uns heute bekannte Zentren der Glockengießerei wurden die Abteien Erfurt, Fulda, St. Gallen, Tegernsee und vor allem die Reichenau. Erst seit dem 13. Jahrhundert ging das Glockengießer-Handwerk zunehmend in weltliche Hände über. D Zu den Mönchen, die unser Kloster 1892 wiederbesiedelten, gehörte auch P. Johannes Blessing. Er besaß eine naturwissenschaftliche Ausbildung, die ihn befähigte, sich akademisch mit der Entstehung der Glockentöne zu befassen. Beständig auf der Suche nach den besten Glockenprofilen, entwickelte er für mehrere Gießereien verbesserte Glockenprofile. Vor allem kam das den Gießereien der Familie Causard in Colmar (Elsass) und Tellin (Belgien) zugute. Diese Gießereien fertigten auch unsere Glocken nach den Berechnungen von P. Johannes. In Fachkreisen gilt P. Johannes Blessing heute als einer der bedeutendenderen Forscher auf dem Gebiet der Campanologie. Durch die Sanierung unseres Abteigeläutes im Jahr 1991 kam Br. Michael in engeren Kontakt mit namhaften Fachleuten. Diese bildeten ihn zunächst zum Glockensachverständigen aus. Doch stand schon bald auch ein handwerkliches Interesse im Vordergrund. Die Freude am Experiment führte 1999 zum ersten Gußversuch hier in Maria Laach. Das wurde der Anfang der heutigen Glockengießerei. Die Gießerei hat sich ganz auf die Herstellung von Glocken spezialisiert. Dabei werden die Glocken hier in Maria Laach im traditionellen Lehmform-Verfahren herge- stellt. Die Arbeit in der Laacher Glockengießerei unterscheidet sich in nahezu nichts von den Herstellungsmethoden, die sich seit dem Mittelalter etabliert haben. Dadurch ist gewährleistet, dass die Glocken in Form und K l a n g kunsthandwerkliche Unikate sind. Seit dem ersten Glockenguß vor nunmehr sechs Jahren wurden hier bei uns über 400 Glocken gegossen. Davon wog die kleinste Glocke 4 kg, die größte 2000 kg. Die Kundschaft für die Glocken kommt aus aller Welt. Lieferschwerpunkte sind derzeit Süddeutschland sowie Frankreich. Die notwendigen Montageleistungen werden von speziellen Partnerunternehmen erbracht, die im Normalfall in der jeweiligen Lieferregion ansässig sind. In den letzten zwei Jahren wurden die Räumlichkeiten der Gießerei im ehemaligen Holzlager den wirtschaftlichen Erfordernissen angepasst. Die notwendigen Baumaßnahmen leistete Br. Michael mit seinem Mitarbeiter Herrn Sven Schneider im Wesentlichen in Eigenleistung. Wenn wir in Maria Laach Glocken gießen, ist das nichts Alltägliches. Doch stehen wir in einer altehrwürdigen, ursprünglich klösterlich geprägten Tradition. Durch P. Johannes Blessing wurde Maria Laach ein Begriff in der Glockenwelt. Sein Fachwissen ist mit zum Fundament unserer Gießerei geworden. Als zwar jüngster Zweig am Baum der Kunstwerkstätten verkörpert die Glockengießerei dennoch ein Stück wertvoller LaaBr. Michael cher Tradition. 11 Naturkundemuseum Maria Laach nde der Siebziger Jahre wurde das Jugendheim St. Winfried geschlossen, und das Gebäude wurde über vier Jahre lang nicht genutzt. 1984 pachteten Klaus und Annelie Ullenbruch dieses Haus, um hier nach zweijähriger Umbauphase im Mai 1986 das Naturkundemuseum Maria Laach zu eröffnen. Seit dieser Zeit wurde die Ausstellung ständig erweitert und umfasst mittlerweile über 1000 qm Ausstellungsfläche. Schwerpunkt des Museums, das ja inmitten des größten Naturschutzgebietes von Rheinland-Pfalz liegt, ist die Fauna der Heimat, aber auch aus der ganzen Welt. In der ersten Etage des Museums sieht der Besucher in dem ehemaligen Speisesaal nun eine Übersicht über die Vogelwelt. Zahlreiche naturgetreue Präparate stellen die diversen Vogelfamilien vor, wie z. B. Eulen, Krähen Fasane oder auch Spechte. Der frühere Arbeitssaal ist nun bestückt mit imposanten Ganzpräparaten. Unter anderem wird ein Eisbär, Pumas, Timberwölfe, ein Emu, ein afrikanischer Wasserbüffel, ein Löwe und auch ein Nilkrokodil ausgestellt. Weiterhin befindet sich im ersten Stock eine Abteilung über Wildtierbiologie, in der interessierte Besucher aber auch Jungjäger ihr Wissen über die Geweihentwicklung beim Hirsch, Gehörnentwicklung und Altersbestimmung beim Rehbock oder die Fährten der europäischen Wildtiere erweitern können. In der zweiten Etage, in der ehemals die Übernachtungszimmer waren, wird die heimische Tierwelt in Dioramen dargestellt, d. h. man kann die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum und in ihren natürlichen Lebensgemeinschaften betrachten. Die Schmetterlingssammlung zeigt neben den E 12 heimischen Tag- und Nachtfaltern auch wunderschöne, große und bunt gefärbte Schmetterlinge von allen Kontinenten. In unmittelbarer Nähe zum Laacher SeeVulkan, der mit seinem Ausbruch vor 13 000 Jahren die Gestalt der heutigen Landschaft geprägt hat, bieten wir natürlich auch eine umfangreiche Gesteins- und Mineraliensammlung mit Exponaten aus der Region. Weiterhin befindet sich in der geologischen Abteilung des Museums eine Foto-Systematik über die Mikromineralien des Laacher See-Vulkans. Wenige Millimeter große Minerale sind in vielfacher Vergrößerung von dem Belgier Eddy van der Meersche fotografiert worden und lassen den Besucher in die Welt der Mikrominerale eintauchen. Die neueste Abteilung des Museums befindet sich im Erdgeschoss. Nach einjähri- sen gibt es auch viele exotische Tiere wie z. B. südamerikanische Grüne Leguane, afrikanische Buschvipern oder australische Bartagamen zu sehen. In vorbestellten Führungen erfahren insbesondere Schüler und Schülerinnen viel Wissenswertes über die Biologie und das Verhalten von Reptilien und erhalten hier die seltene Gelegenheit, einmal eine Schlange oder Echse anzufassen. Mittlerweile dient diese Abteilung des Museums auch als Auffangstation für gestrandete Exoten, wie z. B. den vom Zoll beschlagnahmten Nilwaran, die entflohene Tigerpython aus Mayen oder den Leguan, der in Kürrenberg einfach in einer Mülltonne „entsorgt“ wurde. Ganz aktuell im Museum: – erwarten wir Nachwuchs von den Madagaskar-Boas, – zeigen wir dank Mithilfe von Bruder Werner ein lebendes Bienenvolk bei der Arbeit, – erhielten wir von der Firma Rathscheck aus Mayen Informationstafeln über die Entstehung, den Abbau und die Verarbeitung von Schiefer. Öffnungszeiten: tägl. 9.30–18.00 Uhr Eintritt: Erwachsene 3,50 EUR, Kinder 2,50 EUR, in der Familienkarte Kinder 1,50 EUR, Gruppenermäßigung auf Anfrage. ger Umbauphase wurde hier 1997 eine Abteilung mit 18 Großterrarien eröffnet, in denen lebende Schlangen und Echsen gezeigt werden. Neben europäischen Arten wie z. B. der Ringelnatter oder den Perleidech- Klaus Ullenbruch, jun. Frühjahr 2005 im Kölner Kellerladen eit über 30 Jahren besteht ein Freundeskreis von jungen Leuten in Köln-Bilderstöckchen. Früher waren sie an den Jugendclub „Lucky’s Haus“ gebunden, heute an den „Kellerladen“. Wenn früher Fremde zu uns kamen, waren sie von der heiteren Atmosphäre, die sie im Jugendclub oder im Waggon vorfanden, überrascht, obwohl jeder sehen konnte, dass die Leute hier nicht auf Rosen gebettet waren. Fast drei Jahrzehnte haben die jungen Leute sich immer wieder versammelt, haben ehrenamtlich mitgearbeitet, sind Hilfsgütertransporte nach Polen und in die Ukraine gefahren. Ich selber konnte mir nicht vorstellen, dass es hier einmal einen Generationswechsel gibt. Aber es gibt ihn. Nicht zu übersehen, stehen zahlreiche Jugendliche im Alter von 17–27 Jahren vor dem Waggon. Hier stehen sie nun, sind arbeitslos, haben Blödsinn im Kopf und warten eigentlich, dass man sich ihrer annimmt. Das gelingt heute, weil wir keinen Raum haben, nur bedingt. Wir nehmen sie auf Transporte mit und vermitteln Arbeit; aber es müsste mehr sein. In diese Zeit fallen die großen Kürzungen der Stadt. Uns selber wird es von Jahr zu Jahr bänger, ob das mit uns noch gut ausgehen wird. Und wir müssen uns viel einfallen lassen, damit wenigstens ein Teil der Gehälter der Mitarbeiter gesichert ist. Aber ich denke, Gott wird uns nicht verlassen, und so machen wir voll Vertrauen weiter. Ende Mai fand ein Hilfsgütertransport in die Ukraine und zu den Zigeunern in der Slowakei statt. Wir waren neun Personen. Auch Abt Benedikt hatte sich angeschlossen. Davon wird in der nächsten Nummer der KLOSTER Z EI TUNG berichtet. S Br. Lukas 13 Ein kleines Stück Paradies erienparadies, Schlemmerparadies, Steuerparadies ... Paradiese haben Konjunktur, was ihnen zu gönnen ist. Doch wenn der Lautsprecher im Kaufhaus schon das dritte Mal ertönt: „ Der kleine Patrick möchte doch nun endlich aus dem Kinderparadies abgeholt werden“, dann kommen einem gewisse Zweifel. Hier in Maria Laach gibt es auch ein Paradies, aber nicht weil der Name im Trend liegt. Es ist nicht ganz so alt wie die Klosterkirche, deren 850. Weihejubiläum kommendes Jahr gefeiert wird; doch in fünfzehn bis zwanzig Jahren kann die schöne kleine Vorhalle immerhin ihren 800. Geburtstag begehen. Stolz könnte sie sein auf die tausend Blicke, die ihr täglich zuteil werden, Blicke, die sich freuen am Schmuck ihrer Fassade, an den schönen Bögen, der Eleganz so vieler zierlicher Zwillingssäulen. Und das immer offene Portal, das so bemerkenswert einladend ist, dürfte sich ohne weiteres Fotomodell nennen. Man muss eigentlich staunen, dass unser Auge und unser Gehirn blitzschnell etwas als schön und wohltuend erfassen können. Nur ist die Wirkung nicht so groß, wenn schon die nächste Sekunde dem nächsten Reiz gewidmet wird. Das war um 1220 anders. Als das Paradies gebaut wurde, dabei oben an den Säulenkapitellen seine kostbaren Reliefbilder erhielt, gab es in der Alltagswelt der Menschen kaum ein einziges Bild. Für uns kaum vorstellbar, die wir nun minimal die Fingerspitze absenken, um per Knopfdruck eine ganze Bilderfolge in Szene zu setzen, schneller als einer seinen Namen schreiben kann. Natürlich fanden bildliche Darstellungen damals eine ganz andere Beachtung. Die Augen verweilten darauf, nicht das kleinste Detail ließen sie unbeachtet. Es war auch klar, dass das F 14 nächste Bild mit dem vorangehenden in einen sinnvollen Bezug stünde. Und gewiss hatten sie alle mit der Kirche, also dem Bund zwischen Gott und Menschen, zu tun. Vor einem Jahr bekam ich den Auftrag, zum Kirchjubiläum etwas über das Paradies zu schreiben. Ich gestehe, erst von da an habe ich angefangen, lange und genau hinzuschauen, am besten sollte ich sagen, „geduldig“ zu schauen. Irgendwann schien es mir, ich bekam die Augen einer lange vergangenen Zeit, und da fing ich an, die Geschichten der Bilder zu verstehen. Ein ganz kleines Beispiel: Jeder kennt das Teufelchen, außen links neben dem Portal und seinen Sündenzettel. Das sieht der rasche Blick. Das lange Hinsehen fördert mehr zu Tage. Der Teufel hat um sich eine kreisrunde Ranke. Wir kennen das von spielenden Kindern, sie malen um sich auf den Boden mit einem Stückchen Kreide einen Kreis und nennen das „ ihr Reich“. So sitzt hier der Teufel in dem seinen. Nur ist es immer schlecht, wenn an den Grenzen des Reiches der Feind steht. Hier steht es mindestens viermal. So oft nämlich sprießen aus dieser Ranke quicklebendig Blätter. Dreiteilig sind sie, und damit alte Symbole für Gott, den dreieinigen und lebendigen. Der Teufel hat nichts mehr zu lachen. Kein Wunder, das ihm die Haare zu Berge stehen. Sein Reich gleicht einem Gefängnis. Mindestens eben so übel geht es dem Untier rechts neben ihm. Stark und hässlich ist es, den unersättlichen Rachen hat es weit aufgesperrt, man sieht die gierigen Zähne. Es ist der Tod! Mit seiner Herrschaft steht es fast noch schlechter. Er hat es wohl noch gar nicht bemerkt und geifert noch. Eine große Bresche hat seine Mauer, und der Sieger ist schon ins Zentrum vorgedrungen: Über den Leib des wüsten Tieres hat sich ganz ruhig und hoheitsvoll ein Blatt gebreitet, ein vierteiliges. Vier ist die alte Symbolzahl für das Irdische (in seinen vier Himmelsrichtungen), für den Menschen. Ein Mensch ist als Sieger in das Reich des Todes vorgedrungen, nämlich Gott, der es auf sich nahm, Mensch zu sein, Jesus Christus. Wie und um welchen Preis, das zeigen die Bildwerke an der rechten Portalseite. Der Teufel gefangen, der Tod besiegt. Ein großer Trost in kleinen Bildern, Aber auch von weitem kann man die Botschaft erkennen, mit den Augen sehen und im Herzen davontragen: Das Paradies steht offen. Dörte Grüninger, Bonn Das Landesdenkmalamt in Mainz hat die baldige Renovierung des Paradieses dringend nahe gelegt, damit die Schäden nicht noch größer werden. Es gibt für dieses Projekt auch schon Spenden. Wir bemühen uns derzeit bei verschiedenen Stellen um Förderung. Damit für dieses Jahr zugesagte Gelder nicht verfallen, ist es notwendig, auch in diesem Jahr mit der Renovierung zu beginnen. Von Vorteil ist, dass dieses Projekt in Abschnitten angegangen werden kann, so wie eben finanzielle Mittel vorhanden sind. Wir können jeweils wieder pausieren und bei Erhalt neuer Mittel weitermachen. Besuch von Abt Benedikt und Br. Norbert in Rom om 25. bis 28. April begleitete ich Abt Benedikt auf einer Reise in die Ewige Stadt Rom. Den unmittelbaren Anlass dazu gab das öffentlich vor einer akademischen Prüfungskommission gehaltene Rigorosum, mit dem Br. Cyprian sich am Päpstlichen Athenäum St. Anselm am 26. April „summa cum laude“ das Doktorat in Theologie erwarb. Der Titel der von drei Professoren geprüften, approbierten und mit der höchsten Note bewerteten Doktorarbeit lautet: Heilsame Metamorphosen zwischen Mysterium und Metapher. Grenzgänge zwischen der Mysterientheologie Odo Casels und einer Theologie der Metapher nach Günter Bader. Die Dissertation verfolgt das ökumenische Anliegen, die bekannte Laacher Mysterientheologie mit dem auch sprachphilosophisch fruchtbaren Metapherndenken der Neuen Hermeneutik und evangelischen Worttheologie unserer Zeit zusammenzubringen. Schon am Abend unseres Anreisetages haben wir den neuen Papst Benedikt XVI. gesehen. Wir waren bei seinem Besuch am Apostelgrab in der Abtei St. Paul vor den Mauern dabei. Abt Benedikt saß mit anderen Äbten und mit den Mönchen von St. Paul in der Apsis der Basilika in der Nähe des Papstes. Dann haben wir auch den Petersdom und einige andere Kirchen in der Stadt besucht. Am letzten Abend unseres kurzen Aufenthaltes feierten wir zusammen mit P. Albert Schmidt von Beuron, dem Rektor der Hochschule von St. Anselm, P. Elmar Salmann von Gerleve, dem frisch promovierten Br. Cyprian sowie anderen Mitbrüdern den Erfolg bei einem italienischen AbendBr. Norbert essen. V 15 Kurznachrichten Priesterweihe und Primiz unseres P. Timo theus Probst Am 24. April wurde Br. Timotheus in unserer Kirche unter großer Anteilnahme auch von Gläubigen aus seiner Heimat zum Priester geweiht. Weihbischof Jörg Peters, der in Vertretung unseres Diözesanbischofs gekommen war, nahm die Weihehandlung vor. Es war seine erste Priesterweihe überhaupt, und er freute sich, dass sie in Laach stattfand. Am 1. Mai war dann die Heimatprimiz unseres Neupriesters. Sie wurde in St. Pius zu Bachem (Bad Neuenahr-Ahrweiler) gefeiert. Abt Benedikt, der die Primizpredigt hielt, Br. Norbert, Br. Meinrad und Br. Antonius nahmen teil. Es war eine schöne Feier, und die Anteilnahme der Pfarrei St. Pius zeigte die Verwurzelung von P. Timotheus in seiner Heimat an der Ahr. • Veränderung im Noviziat Unser Novize Br. Juan Diego hat uns wieder verlassen. Er ist zunächst in seine Heimat in Mexiko zurückgekehrt und will sich dort neu orientieren. Wir wünschen ihm Gottes Segen auf seinem weiteren Lebensweg. Zum Noviziat gehören jetzt Br. Cyprian als einfacher Professe und Br. Thomas als Novize. Im Sommer erwarten wir einen neuen Postulanten. ... was nach dem 1. März noch geschah Anfang März: Am Eingang zur Info-Halle installiert die Sparkasse Rhein-Ahr-Eifel / Ahrweiler einen Geldautomaten. Offen rund um die Uhr. Bei einem in Ahrweiler stattfindenden Wettbewerb erzielen Azubis und Azubinen aus dem Seehotel einen 1. und 2. Platz. Der Diözesan-Schützenverband Trier ist bei uns zu Gast. Abt Benedikt hält den Festgottesdienst. 8. März: Mister Gartside, ein junger Engländer, ist für etwa sechs Monate unser Gast. P. Athanasius wird an beiden Augen (grauer Star) operiert. 12. März: Abt Benedikt weiht in Barweiler, nahe der Hohen Acht, einen Feld-Kreuzweg ein. 14. März: Die MISER EOR-Kollekte erbrachte nur 1.915 EUR. Mit ein Grund: das eiskalte Wetter. 2. April: Papst Johannes Paul II. gestorben. 4. April: Beginn des Mauerbaus; diesmal nicht in Berlin, sondern im Ostgarten parallel zur L 113. Ebenso: Beginn der Arbeiten zur Erweiterung des Hofladens. 16 5. April: Gernot Mittler, Vorsitzender des Freundeskreises, feiert seinen 65. Geburtstag. Wenn jemand etwas schenken möchte, bittet er um eine Spende für den Freundeskreis. 6. April: Gedenkgottesdienst für den verstorbenen Papst Johannes Paul II. in Laach 16. April: Frau Hildegard Langenfeld holt ihre Feier zum 80. Geburtstag auf der Schirmau nach. 18. April: Der Freundeskreis sowie einige Herren vom Kuratorium tagen bei uns. 23. Mai: Die R ENOVABIS-Kollekte erbrachte 1 825 EUR. Die Mittel sind bestimmt für die Kirche in Osteuropa. Hilfstransporte gehen ab ins Zigeunerlager in der Ostslowakei sowie ins Behindertenheim in der Ukraine. Diesmal nehmen unsere Leute auch einen neu vergoldeten Kelch für den dortigen russisch-orthodoxen Geistlichen mit. 29. Mai: Die Sammelaktion anlässlich des Formel-IEuroparennens auf den Nürburgring zugunsten der Lepra-Hilfe Karachi erbrachte ca. 5 200 EUR. 19. April: Kardinal Ratzinger, ein Deutscher, wird zum Papst gewählt. Er nennt sich: Benedikt XVI. 24. April: Br. Timotheus wird von Weihbischof Peters zum Priester geweiht. 26. April: Br. Cyprian wird in Rom zum Dr. Theol. promoviert. 13. Mai: Br. Antonius absolviert einen Palliativ-Kurs (Schmerzlinderung) im Neuwieder St. Elisabeth-Krankenhaus. 21. Mai: In der Info-Halle 1. Mitgliederversammlung des Freundeskreises. Teilnahme an der Vesper. Abendimbiss im Refektorium und Kreuzgang. – Mitgliederzahl bis jetzt: 743. 22. Mai: Die Mainzer Hofsänger gastieren zum 2. Mal mit einem Benefizkonzert in unserem Münster. 17