DER COLT NAVY 1851
Transcription
DER COLT NAVY 1851
DER COLT NAVY 1851 by Ike Godsey Was gibt es über eine Waffe zu sagen, die schon X-mal beschrieben wurde und Zig-mal in einschlägigen Waffenzeitschriften auftauchte? Nun, fangen wir damit an, dass der COLT M 1851 Navy, schon mal einen völlig falschen Namen trägt. Sam Colt selbst entwarf den Revolver bereits 1847 - dies belegen die Zeichnungen, welche im Colt Museum zu sehen sind. Sam Colt taufte die Waffe damals als “New Ranger Pistol” - dies wohl in Anlehnung an den No. 5 Paterson Revolver - oder “Texas Paterson” wie ihn die Sammler dann nannten den die Texas Rangers benutzten, denn der Navy hatte ebenso einen achtkantigen Lauf, und das Kaliber .36 (36/100 Zoll). Der Revolver selbst wurde bereits Anfang 1850(!) bei Colt produziert und verkauft. Ob die Bezeichnung “Navy” nun aufgrund der Seeschlacht Szene die in die Trommel graviert ist, oder aufgrund der Tatsache angenommen wurde, weil die US Navy diesen Revolver als erste bestellte, ist bis heute nicht ganz klar - es existieren 3 verschiedene Geschichten, wobei diejenige, dass die Trommelgravur eine Seeschlachtszene enthält, weil der erste Auftrag COLT Revolver (No. 5 Paterson Revolver) zu liefern von der Texas Navy stammte. Die Jahreszahl “1851” jedenfalls stammte von Sam Colt höchstpersönlich, da man sich damals (1850) dachte, es wäre von Vorteil eine Waffe anpreisen zu können, die bereits den Eindruck einer Waffe aus dem Folgejahr vermittelt - verkaufstechnisch versteht sich. Patentzeichnung der 3rd. Model Dragon – der Aufbau zum Navy ist identisch, nur die Abmessungen und das Kaliber (.44) sind beim Dragon deutlich größer. Colt selbst gelang mit dem 1851er die Konstruktion einer Waffe, die den Weg in fast jedes Haus, jeden Planwagen und jedes Holster der damaligen Zeit, bis zum Ende der Produktion im Jahre 1873 fand. Dies aufgrund der Tatsache, dass das Colt Patent vom US Patentamt bis 1857 verlängert wurde und Colt damit bis zu diesem Jahr der einzige Hersteller von Revolvern in Amerika war. Fakten des 1851er Navy Colts: Keiner von Colts Vorderlader Revolvern hatte so viele Untergruppen wie der 1851er. Bei einer Gesamtstückzahl der in den Vereinigten Staaten produzierten Waffen von 215.348 Stück, plus den 42.000 Stück die in Colts Londoner Fabrik hergestellt wurden, findet sich nichts, was es nicht gibt! Selbst heute - 160 Jahre nach dem Beginn der Produktion - finden Colt Sammler immer wieder neue Untergruppen des 1851er Navy’s. Heute teilt man den 1851er grob in vier Gruppen ein: 1. Modell (First Model): Eckiger Abzugsbügel (sog. “square back”), Keilhalteschraube unter dem Keil, da der Keil durch eine Nut in der oberen Hälfte der Trommelachse geführt wurde. Grober SNr. Bereich 1 - 1.250, (wobei aber auch Waffen - z.B. SNr. 848 - bereits in das 2. Modell fallen) Diese Ausführung wird auch als “1st Square Back Navy” bezeichnet. Herstellungszeitraum von Ende 1850, bis Anfang 1851. COLT 1851 Navy 1st Model, man beachte, die Keilschraube sitzt unter dem Keil! Detailbild – Die Keilschraube sitzt unter dem Keil. 2. Modell (Second Model): Eckiger Abzugsbügel (sog. “square back”), Keilhalteschraube über dem Keil, da der Keil jetzt durch die Mitte der Trommelachse geführt wurde. SNr. Bereich 1.250 - 4.200. Diese Ausführung wird auch als “2nd Square Back Navy” bezeichnet. Herstellungszeitraum von Ende 1851, bis Anfang 1852. COLT 1851 Navy – 2nd Model. Die Keilschraube jetzt über dem Keil 3. Modell (Third Model): Der Abzugsbügel ändert sich von “square back” auf rund, ist aber relativ klein. SNr. Bereich 4.200 - 85.000. Herstellungszeitraum von Ende 1852, bis Anfang 1854. COLT 1851 Navy Revolver – 3rd Model. Man beachte das Messingkorn. 4. Modell (Fourth Model): Der Abzugsbügel ändert sich nochmals, ist wie beim 3rd Model rund, jedoch etwas größer ausgebildet. SNr. Bereich 85.000 - 215.348. Herstellungszeitraum von Ende 1854, bis zum Ende der Produktion 1873. COLT 1851 Navy Revolver – 4th Model, mit großem Abzugsbügel. Die hier abgebildete Waffe wurde vom Texas Ranger John Coffee Hayes geführt. Neben diesen Ausführungen, gab es aber noch verschiedene Änderungen, die nicht sofort erkennbar sind. So wechselte z.B. die Laufadresse im Laufe der Produktion: - ADDRESS SAML COLT NEW-YORK CITY – SNr. Bereich 1 - 74.000 - ADDRESS SAML COLT HARTFORD CT – SNr. Bereich 74.000 -101.000 - ADDRESS COL. SAML COLT NEW-YORK U.S. AMERIKA – SNr. Bereich 101.000 - 215348. Waffen die in Colts Londoner Fabrik produziert wurden, erhielten folgenden Laufstempel: - COL. COLT LONDON – Es gab auch 1851er, die zwar die Londoner Adresse trugen, aber in den USA hergestellt wurden. Dies sind meist 4th Model Waffen, die von Colt nach dem Schließung der Londoner Fabrik in den USA produziert und ins Londoner Büro zum Verkauf geschickt wurden. Einige 1851er Navies sind von der Firma Colt nach dem Ende der Produktion (1873) hergestellt, bzw. aus noch vorhandenen Teilen zusammen gebaut und verkauft worden. Dies in den Jahren 1874 - 1880. Diese Waffen tragen alle Merkmale des 4th Model, und haben folgende Laufadresse: COLT’S PT. F.A. MFG. CO HARTFORT CT. U.S.A. SNr. Bereich ist nicht genau bekannt, ebenso ist leider nicht festgehalten worden, um welche Stückzahl an Waffen es sich hierbei handelte. Im Laufe der Produktion des 1851er Navy’s gab es vieles was erprobt wurde, so gibt es Waffen die zur Aufnahme eines Anschlagschafts eingerichtet sind. Dies wiederum auf drei völlig verschiedene Arten. 1. Ausführung: Zwei Einschnitte wurde in den Griffrücken eingearbeitet, in welchem sich das Gegenstück des Anschlagschafts einhängte. 2. Ausführung: Ein Einschnitt wurde in den Griffrücken gearbeitet in welchen sich das Gegenstück im Anschlagschaft einhängte. Der Schaft hatte eine Spannschraube, die sich in einer Nut im unteren Steg des Griffrückens einlegte. 3. Ausführung: Am Rückstoßschild des Rahmens wurden Ausfräsungen (wie beim 1860 Army) vorgenommen, der Rahmen erhielt beidseitig eine Schraube (sog. Vier-Schrauben-Rahmen), die als Gegenlager für den Anschlagschaft diente. Die Nut im unteren Steg des Griffrückens blieb auch hier. Waffen, welche zur Aufnahme eines Anschlagschafts eingerichtet waren, hatten meist, aber nicht immer, einen Riemenbügel am Griffrahmen des Abzugsbügels. Was die Läufe der 1851er Navies betraf, so gab es auch da unterschiede. Es sind bis jetzt Läufe bekannt, welche folgende Unterschiede aufweisen: 1. Rechtsdrall 2. Linksdrall 3. Rechtsdrall mit sich zur Mündung hin verjüngender Kernbohrung, damit das Zugprofil tiefer wird. 4. Linksdrall mit zur Mündung hin ansteigendem Drall. Mehr als 99% der Läufe des 1851er weißen eine Länge von 7,5 Zoll (Standardlänge) auf, es sind aber auch von Colt hergestellte, kürzere und längere Läufe bekannt. Unterschiede gab es auch bei der Ladepresse. Dort wo die Handhabe mit dem Ladepreßstössel verbunden ist, werden beide Teile mittels einer Schraube gehalten. Diese Schraube findet man von links, sowie von rechts eingeschraubt, dies durch alle vier Modelle. Der 1851er wies auch verschieden Arten der Auskehlung zum setzen der Bleikugel am Laufansatz auf. Die 1st und 2nd Models hatten relativ kleine Auskehlungen, die beim 3rd und 4th Model noch zwei mal vergrößert wurden. Die Griffstücke des 1851er Navy’s waren - soweit die Waffe in den USA hergestellt wurde aus Messing, für den zivilen Markt meist, aber nicht immer versilbert. Es gab aber auch Waffen mit Stahlgriffstücken, nach der Art des sog. “London Navy”. Colt war ständig bemüht seine Waffen zu verbessern, so wurden auch am 1851er Navy in der laufenden Produktion ständig Änderungen vorgenommen. Die auffälligste ist die Einführung einer Zündhütchensetzrille in die Mulde auf der rechten Seite des Rückstoßschildes. Da diese Rille auch beim 1860er Army, sowie beim 1861er Navy, 1862 Police und Pocket of Navy Caliber eingeführt wurde, lag es nahe dies auch beim 1851er Navy zu tun. Zeitlich fällt diese Änderung ins Jahr 1861, was für den Kenner von Colt-Waffen nur logisch erscheint, denn im selben Jahr brachte Colt den “New Model Navy of 1861” heraus. Da es sich vom Rahmen her im Prinzip um die selbe Waffe handelte, hatten beide Modelle diese Setzrille. Doch selbst die Verbesserungen zum “New Model Navy of 1861” welche sich in einem stomlinienförmigen Lauf (ähnlich wie der 1860er Army) sowie in einer sog. “kriechenden” Ladepresse widerspiegelten, machten den 1851er oder “Old Model Navy” wie er nun bezeichnet wurde, noch lange nicht zum “alten Eisen”. Die Herstellungszahlen beider Waffen - des 1851er und des 1861er vom Jahr 1861 bis zum Jahr 1873 gerechnet, zeigen für den 1861er 38.843 Stück, für den 1851er aber satte 117.348 Stück. COLT 1861 Navy Revolver. Wie beliebt der 1851er auch noch nach dem Erscheinen des 1861er Navy war beschreibt uns ein Bericht der Exportabteilung der Colt Fabrik. 1863 bestellte die Türkische Regierung einige Colt Navies. Colt lieferte bereits in den 1850er Jahren den 1851er in die Türkei. Nun, die Firma lieferte das neue Modell, den Navy 1861. Die Lieferung wurde prompt zurückgeschickt und die Türkische Regierung beschwerte sich lautstark und verlangte das Modell 1851 zu schicken und keinen “Ersatz”. Neben den Türken kauften den 1851er auch die Österreicher (1851er mit “KM” Stempel sind heute sehr gesuchte Sammlerstücke), die britische Krone kaufte Waffen für die reguläre Armee und für Kanada. Auch die russische Regierung kaufte den 1851er. Einige Jahre später (ca. Ende der 1850er Jahre) bauten die Russen ihren eigenen 1851er Navy - eine exakte Kopie des Colt Navy, jedoch wurden alle Schrauben von rechts anstatt von links eingedreht. Auch ist die Trommelgravur (die nicht auf allen Navies russischer Produktion vorhanden ist!) nicht mit der des Colt Navy identisch. Finish: Das Finish der Waffen fiel - je nach Geldbeutel und Geschmack des Käufers - unterschiedlich aus. Nichts was dem Käufer lieb und vor allem teuer war wurde verschmäht. Zu Sam Colts Verkaufspolitik gehörte es alles zu liefern, was der Kunde haben wollte - für den entsprechenden Aufpreis versteht sich. Jedoch das übliche Finish der Waffen war eine Hochglanzbrünierung auf Lauf, Keil, Trommel und den Schrauben (falls Stahlgriffstücke verwendet wurden, dann auch auf diesen), sowie eine Bunthärtung auf dem Rahmen, der Ladepresse und dem Hahn. Die einteiligen Griffschalen bestanden im Normalfall aus lackiertem Nußbaumholz. Armeewaffen: Bei Armeewaffen verzichtete Colt auf das polieren der Teile und brünierte diese einfach, was zu einer matten Brünierung führte. Auch waren die Griffe der Waffen einfach nur ölgeschliffen, aber nicht lackiert. Die Army und die Navy Lieferungen des 1851er Navy Colts sind bei diesen Lieferungen unterschiedlich gewesen. Die Army erhielt 1851er Navies mit Messinggriffstücken, welche nicht plattiert waren. Die Navy erhielt Navies mit Stahlgriffstücken (ähnlich dem der "Lodnon-Navy" Modellen). somit unterscheidet der Sammler heute zwischen Navy-Navy-Colt und Army-Navy-Colt. um das ganze noch zu erschweren, trifft diese Einteilung, sowie die Lieferungen an die US Regierung während und nach dem US Bürgerkrieg auf beide Navy Revolver - also auf die des Typs 1851 und auf die des Typs 1861 - zu. Somit ergeben sich folgende Bezeichnungen: 1851-Navy-Navy 1851-Army-Navy 1861-Navy-Navy 1861-Army-Navy Um dem noch eines drauf zu setzen wurden im Zeitalter der Conversions, als die Revolver von COLT in Conversions umgebaut wurden sowohl Randfeuer (RF) als auch Zentralfeuer (CF) Varianten beider Modelle (1851 & 1861 Navy) hergestellt und, falls es nötig war, einem Revolver einen neuen Lauf zu verpassen wurden Läufe genommen die gerade "on hand" waren. Es kann also gut sein, dass ein 1851er Navy Colt sein Leben als 1851-Navy-Navy startete, aber als 1851-1861-barreled-Navy-Navy-.38RF endete oder so: 1861-1851barreled-Navy-Navy-.38CF, oder.... Um die Beliebtheit des COLT Navy 1851 zu verdeutlichen, resp. um klar zu machen, wie sehr dieser Revolver geschätzt und gebraucht wurde, hier einige geschichtliche Fakten, sowie Augenzeugen Berichte: Um 1850, zogen auch Planwagentrecks durch den Westen, um neue Gebiete zu erschließen, Wüsten urbar zumachen und Wälder zu roden. Die ersten kleineren Viehtriebe durchkreuzten das Land, um die Menschen den nördlichen Gebieten Amerikas mit Fleisch in zu versorgen. Postkutschenlinien wurden eingerichtet um die Menschen auf ihren Reisen zu transportieren. Der "SAN FRANCISCO CHRONICLE" vom 18.07.1859 beschrieb die Ausrüstung, die jedem Passagier, der eine längere Reise unternehmen wollte, dringend empfohlen wurde: "Eine Sharps Rifle mit 100 Papierpatronen - ein Colt Navy Revolver mit zwei Pfund Bleikugeln, ein Pfund Schwarzpulver, 200 Zündhütchen und 200 Filzpfropfen - ein Messer mit Scheide - ein Paar hochschäftige Stiefel mit Wollsocken - 6 Paar dicke wollene Socken - 6 Unterhemden - 3 Oberhemden - 6 Unterhosen - 1 breitrandiger Hut - 1 Sackmantel - 1 schwerer Übermantel - 1 Paar Decken im Sommer, 2 Paar im Winter - 1 Stück India Gummituch - 1 Paar Bettlacken - 1 Beutel Nähzeug - 2 Paar dicke Handschuhe - 2 Handtücher - Schwamm, Kamm, Haarbürste, Seife etc. in einem wasserdichten Ölzeugbeutel." Ein Ingenieur, der am 11. März 1859 von St. Louis nach Sacramento reiste, um dort einen Tunnel zu bauen, beschrieb seine 28tägige Fahrt: "Als ich das schwere Gewehr und den Revolver und den Haufen Pulver und Munition kaufte, war mir überhaupt nicht klar, was ich, derartig bis an die Zähne bewaffnet, mit diesem Plunder überhaupt anfangen sollte. Aber schon am dritten Tag wurde ich eines Besseren belehrt. Eine Büffelherde versperrte uns den Weg. Es waren Büffel, soweit man überhaupt blicken konnte, und sie bewegten sich sehr träge von Süden nach Norden, ungeheure Tiere, durch deren Herde wir uns sage und schreibe acht Stunden lang den Weg frei schießen mußten. Ich habe mir ununterbrochen an der Sharps und dem Colt die Finger verbrannt, so heiß wurden die Läufe vom Schießen. Sechs Tage später wurden wir von einem Rudel Indianern angegriffen, die den Wagen mit Pfeilen spickten. Ich hatte, bevor ich die Reise antrat, nie vorher geschossen. Aber als Mrs. Daugerthy da saß und mit ihren Händen den Pfeilschaft festhielt, der ihren Hals durchbohrt hatte, da habe ich geschossen wie auf einem Schießstand. Der Angriff dauerte 30 Minuten. Und während dieser Zeit mußten wir die Indianer mit unseren Waffen so weit fern halten, daß ihre Pfeile nicht die Pferde treffen konnten. Am 11. Tag gerieten wir in einen Sandsturm, der zwei Tage dauerte. Als es ruhig wurde, mußten wir uns förmlich ausgraben, ehe wir die Sonne wieder sahen. Dann überfielen uns mitten in der Wüste mexikanische Banditen, denen wir die Pferde unterm Sattel weg schossen. Der Kutscher sagte, daß die Burschen jetzt verdursten würden. Weiße Banditen lauerten uns hinter Yuma auf , als wir den ColoradoRiver durchquert hatten. Ich habe einen in die Brust getroffen und Reverend McQuire hat einen mit seinem Messingkreuz erschlagen, als er den Kopf zum Fenster rein streckte . In den Bergen lag Schnee und zwei Tage und Nächte verfolgten uns Wölfe, die immer wieder versuchten über die Pferde herzufallen. Wir schossen sie meist im Sprung ab. DiggerIndianer versuchten uns nachts zu überfallen, als wir eine gebrochene Radnabe reparierten. Unsere Colts haben ihnen den Spaß gründlich verleidet. Als ich endlich in San Francisco ankam, fand dort gerade ein Schießwettbewerb statt. Ich beteiligte mich, noch ehe ich den Staub aus meinen Kleidern geschüttelt hatte und gewann auf Anhieb ein Schwein von 3 Zentnern. Vor der Reise hätte ich nicht einmal zu sagen gewußt, wo bei einem Colt hinten und vorne ist. Jetzt verstand ich damit umzugehen wie ein Meisterschütze. Ohne diesen Revolver wäre ich nie nach Kalifornien gekommen." PAUL S. LEJEUNE, Sacramento am 14. April 1859 Auch Postdienste und Frachtlinien wurden eingerichtet, die bekanntesten sind die "Wells Fargo Express Co." und die "Overland Stage Company", welche Post, Güter und Menschen transportierten. Die transkontinentale Eisenbahn wurde gebaut und der Telegraph begann langsam den "Pony Express" in der Schnelligkeit der Übermittlung von Nachrichten zu überholen. Über den Bau der Telegraphenlinien schrieb P. T. Sulivan-Haycox in seinem 1860 erschienenen Werk "The Singing-Wire": "Telegraphendraht legen, das mag manchen für eine Kleinigkeit vorkommen. Ist es auch, wenn man nicht Tausende von Meilen in einer baum- und wasserlosen Steppe zentnerschwere Drahtrollen und Holzmasten schleppen, wenn man nicht meilenbreite Flüsse, himmelhohe Berge und abgrundtiefe Schluchten überwinden muß. Wenn man nicht ununterbrochen von Rothäuten angegriffen wird, die einem den Gefährten förmlich von der Seite wegstehlen und 20 Yards weiter ein Feuer auf seinem nackten Bauch anzünden. Sandstürme, Wolkenbrüche, elektrische Gewitter , Zyklone, Tornados, Kakteenfelder, Dornbüsche, Klapperschlangen, Pumas, Stinktiere, Wölfe, Büffel, Taranteln und Skorpione, Durst und Hunger und Strapazen, die eigentlich ein Zyklop nicht ertragen kann, das alles gehört beim Telegraphendraht legen im Westen zur Alltäglichkeit. Dafür 24 $ Gehalt im Monat und kostenlos einen Navy-Colt mit 100 Pfund Stangenblei und ein Fässchen Schwarzpulver. Ohne Colt gäbe es keinen Telegraphenmast jenseits des Roten Flusses. Und wenn ich die Wahl zwischen einem geladenen Navy-Colt und einer splitternackten orientalischen Prinzessin gehabt hätte, so wäre mir die Wahl keine Sekunde schwergefallen: Der Colt ! " P. T. SULIVAN-HAYCOX in "The Singing Wire", 1860 Nachbauten des Navy Colts: Der 1851er Navy - wie auch alle anderen Colt Modelle - war so beliebt, dass viele Firmen nicht einfach auf den Fall des Colt Patentschutzes im Jahre 1857 warteten, sondern einfach die coltschen Erzeugnisse mehr oder weniger detailgetreu kopierten. Sam Colt selbst nahm bereits Ende 1850 den Kampf gegen diese “Counterfeits” wie er sie bezeichnete auf. Auf einem Plakat ließ Colt die Trommelgravuren der Dragoon, Pocket und Navy Modelle abdrucken, um so dem Kunden zu zeigen worauf er achten mußte, um sicher zu sein, dass er einen echten Colt und keine Kopie bekommt. Colt beschrieb auch das Herstellungsverfahren dieser Trommelgravuren wie folgt: “...zunächst wird das Motiv auf eine Platte aus weichem Eisen eingraviert. Diese Platte wird dann entsprechend gehärtet. Danach wird eine speziell gefertigte Eisenrolle aus ebenfalls sehr weichem Material mit großer Sorgfalt und unter großem Druck über die gehärtete Platte gerollt. Der so entstandene Walzstempel wird nun wiederum gehärtet. Nun werden die Trommeln mit entsprechendem Druck gegen den Walzstempel gedrückt und gedreht, wodurch sich die Gravur in die Trommel drückt. ...” Dieses Verfahren war für die meisten der Kleinbetriebe zu aufwendig um es zu kopieren, deshalb wurden die meisten der “Fakes” auch ohne die Trommelgravur hergestellt. Und es gibt noch eine Besonderheit. Die meisten der Colt Nachbauten hatten meist nur 5schuß Trommeln! Neben diesen “Fakes” gab es aber auch solche Nachbauten, die mit Genehmigung des Colonels gebaut wurden. Sam Colt reiste nach Europa, um dort einigen Waffenfabriken eine Lizenz zur Herstellung von Colt Waffen zu erteilen. Allerdings war dies mit einigen Auflagen verbunden: 1. Die Waffen durften keine Trommelgravur aufweisen. 2. Alle Waffen mußten mit “COLT BREVETE” gekennzeichnet sein, und 3. keine der Firmen durften Waffen nach USA oder England liefern. Colt wollte damit sicherstellen, dass seine Lizenznehmer ihm nicht im eigenen Lande bzw. in dem Land in welchem Colt seit 1853 eine eigene Fertigung aufgebaut hatte - England Konkurrenz machten. Die Lizenznehmer saßen in Holland, Liege (Belgien) und in Österreich. Hier war ein Büchsenmacher Namens Joseph Ganahl aus Innsbruck lizensiert den Colt Dragoon Revolver zu bauen. In Belgien traf Sam Colt eine Büchsenmacherfamilie, die er Ende 1860 - als Sam Colt seinen neuen Army Revolver in England und dem europäischen Festland patentieren ließ - dazu ermächtigte den neuen Colt Revolver im Kal. .44 in Lizenz zu bauen. Tatsächlich suchte Colt Lizenznehmer für den europäischen Markt, denn ihm war sehr wohl bewußt, dass Amerika sich am Vorabend eines gewaltigen Krieges befand. Dies hieß für ihn zwar gute Absatzmöglichkeiten für seine Waffen, es hieß aber auch, dass nicht sicher war, wie er den europäischen Markt beliefern sollte. Heutige Nachbauten: Von all den oben beschriebenen Colt Waffen gibt es (oder gab es) Nachbauten, die heute neu oder gebraucht - letzteres meist relativ günstig - zu haben sind. Zwei Dinge solltet ihr aber auf jeden Fall beachten: 1. Es gab keinen COLT Vorderladerrevolver mit Messingrahmen! 2. Es gab keinen COLT Navy im Kal. .44! Was heute auf dem Markt angeboten wird sind meist Replikate - mehr oder leider meist weniger detaillierte Nachbauten - von den Waffen mit Messingrahmen, die im US Bürgerkrieg in den Südstaaten gebaut wurden. Als in den 1960er Jahren das Schwarzpulverschießen auch bei uns neu entdeckt wurde, kamen die ersten Replikas auf den Markt. Unzählige kleine und Kleinstbetriebe in Italien, Spanien und Belgien fertigten mehr oder weniger detailgetreue Nachbauten der Waffen der amerikanischen Pionierzeit, darunter auch den 1851er Navy. Viele dieser Betriebe gingen sehr bald wieder ein, oder wurden von größeren verdrängt oder geschluckt. Heute bauen Firmen wie Armi San Marco, Pietta und Uberti in Italien, sowie Armi San Paolo in Spanien den 1851er immer noch nach. Hiervon hält die italienische Firma Uberti (welche zur Beretta Firmengruppe gehört) den Spitzenplatz der Replika Hersteller, was Detailtreue, Verarbeitung und Materialqualität angeht. Allerdings gibt es auch Nachbauten aus dem Hause COLT selbst. Die Firma hat 1971 die erste Serie ihrer Vorderladerwaffen wieder aufgelegt. Allerdings nicht so wie man es sich vorstellt: Der Colt-Boss schickt einen Lehrjungen ins Lager und weist ihn an die alten Formen für den Navy-Colt auszugraben. So war es (leider) nicht. Die Firma COLT baute Rahmen und Trommelachse selbst und kaufte die restlichen Rohteile in Italien ein - wie gesagt ROHTEILE - und übernahm das Lauf bohren, ziehen, Gewindeschneiden, Stempeln, Härten, Brünieren und Endbearbeiten selbst. Was heraus kam waren Waffen von höchster Qualität. COLT 1851 Navy – der 2. Generation – rechte Seite. (Sammlung Ike Godsey) COLT 1851 Navy – der 2. Generation – linke Seite (Sammlung Ike Godsey) Colt stellte die Modelle 1860 Army, 1861 Navy, 1862 Police, 1862 Pocket of Navy Caliber, 1st, 2nd, 3rd Model Dragoon, einige Walker, die 1849er Pocket Revolver und natürlich den 1851er Navy her. Colt tat mit diesem Modell aber noch mehr. Die Firma baute nicht irgendeinen Navy nach, sondern einen Klassiker, das 2nd Model Square Back. Der SNr. Bereich der 2. Generation des Square Back Navy setzte da ein, wo die Produktion vor fast 150 Jahren aufhörte, bei SNr. 4.201 - dies natürlich um Fälschungen zu vermeiden. Der “Navy II” wie man ihn unter Sammlern heute nennt, ist wie das Original - der “Navy I” eine Waffe von höchster Verarbeitungsqualität. Die Brünierung, die echte (nicht einfach aufgeflammte) Bunthärtung, das Timing, der Schloßgang, die versilberten Griffstücke, die Stempel etc. alles von höchster Qualität - eben genau das, was man von einem echten Colt erwartet. Happy Trails, Ike