Rundbrief 47

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Rundbrief 47
Hilfe
für Strassenkinder
14. Jahr
2. Semester 2014
Nr. 47
Orientierung der Freunde der Societas Sancti Joseph
und Gönner der Projekte in Brasilien
Liebe Gönnerfreunde der Favelas-Kinder und -Familien in São Paulo!
Lesen Sie bitte zuerst das Editorial im gelben Kasten rechts.
Ein Jahr danach
A
m 8. November, dem Todestag
meiner Gattin Silvia, wurde
dieser Grabstein mit dem Mosaik der
hl. Familie von Kanonikus M. Bürgi
im Beisein von Verwandten und
Freunden eingesegnet. Diese Erwähnung verdient an den Anfang gestellt;
denn ohne die Gebete Silvias wäre
der Schreiber 1987 nicht zum Glauben gekommen und in die röm.-kath.
Kirche aufgenommen worden. Dieses
Mosaik schwebt dem Schreiber als
Altarbild der Kirche zur Hl. Familie
auf BETANIA vor, meiner hoffentlich
letzten Tat in Brasilien. Die Künstlerin Monika Leithner hat meine Bitte
nicht abgeschlagen, ca. 2017/18 für
diese Arbeit nach S. Paulo zu fliegen.
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migos SSJ
Editorial und Inhalt Nr.47
Alle erwarten wie der Schreiber, ob
der Baustop aufgehoben sei. Beim
Verfassen der ersten Seiten steht die
Ampel auf ORANGE. Ob sie vor dem
Druck vor Weihnachten auf GRÜN gewechselt hat, hoffe ich auf S. 4 zu
vermelden. Die 36. Reise brachte
beim Baudepartement die Zusage,
dass sich Chefin Gabriela persönlich
des Falles annehme ☛ S.1, dass die
finanziellen Sorgen im Waisenheim
Durchhaltewillen erfordern ☛ S.2,
dass auf BETANIA knifflige Situationen
bewältigt wurden ☛ S.2 und dass
Sorgen auch andernorts zum Kreuztragen einladen ☛ S.3/4.
Inhalt
S. 1 Ein Jahr danach - Treten an Ort
S. 2 Im Waisenheim wird trainiert
S. 2 Auch auf BETANIA wurde trainiert
S. 3 BETANIA im Oktober
S. 4 Was heisst Ich glaube an GOTT
S. 4 Geduld - ein seltenes Gut
S. 4 Sehnsucht nach Leben und Licht
Treten an Ort
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ch hoffte im September mit dem
Ausbau der Häuser beginnen zu
können, was für August versprochen
war. Doch nichts davon! Am 25. September erhielt ich einen Termin mit
Selma I. bei der Chefin Gabriela ➊.
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Da sie mein Projekt nicht kannte,
zückte ich den Rundbrief Nr.46 und sie las einige Worte in Deutsch, denn
ihre Kinder studieren in Deutschland. Nun war das Eis gebrochen und sie
versprach, den Fall BETANIA persönlich zu begleiten. Im Grossraumbüro rief
sie ihre Sachbearbeiterin Selma II.
und erteilte ihr Aufträge ➌.
ereits für den 2. Oktober erhielt
ich von Selma II. die Einladung,
mit meiner Architektin Ankje vorzusprechen. Ankje notierte die verlangten Änderungen ➋. Ich drängte zur
Eile und erhielt die 3 Grosspläne am
10. Oktober per email. Zum xten Mal
schnurstracks zur Spezialfirma, Druk- ➋
ken von 3x3 Exemplaren, alle unterschreiben und Ankje zur Unterschrift überbringen. Seit Mitte Oktober schlummern sie in der Schublade von Selma II., denn Wahlen, Kursbesuche, Krankheit oder Ferien waren Ausreden, die Selma I. bei telefonischen Anfragen zu
hören bekam.
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Holzschädlinge haben einige Säulen
am Haus Nr. 13 auf BETANIA arg zugesetzt ➍. DER WURM IST DRIN ist ein Gedanke, der unser Projekt als Motto zu
begleiten scheint.
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Für Spenden aus der Schweiz: PC- 60-719871-8
Societas Sancti Joseph ◆ CH-6044 Udligenswil ◆ Kennwort: Strassenkinder Brasilien
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Im Waisenheim wird trainiert
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er Sport dominiert den Alltag im Waisenheim, vor allem der
Radsport. Schon die Jüngsten versuchen den Älteren nachzueifern. Vorbilder haben sie genügend: Vater Rico war mehrfacher Strassenmeister in den 80er Jahren. Sein Sohn Luis Henrique (Jg.1993) zählt
zu den grössten Talenten Brasiliens. In der Weltrangliste U23 belegt
er den 12. Platz. Soeben zurück von Rennen aus Europa umarmt er
seine stolze Mutter Selma ➊. Links steht Edinilson, der soeben vom
Training zurückgekehrt ist und brasilianischer Meister der U16 war.
➊
Auf dem Vorplatz trainiert der 7jährige Claudio unermüdlich den
Sprung über ein Hindernis ➋. Dazu hat er die mutige Maria engagiert, die sich hinter die selbstgebaute Rampe zu legen hat.
ie Küchenequipe sorgt für eine gesunde Verpflegung der Sportler ➌. Täglich sind über 30 Münder zu stopfen. Die Auslagen
sind beträchtlich und oft kann die Köchin, eine Schwester Selmas,
nicht entlöhnt werden. Ein Gönner hat eine Spende mit Vermerk
Selma/Rico getätigt. Ich werde den Zustupf im Januar überbringen.
ie und da versuche ich auf den Sport-Gedanken von Paulus hinzuweisen, dass viele auf der Rennbahn laufen, aber nur einer den
➋
Siegespreis empfängt... dass das Ziel nicht ein vergänglicher Kranz, sondern ein unvergänglicher sei (1 Kor 9,24f). Um sachte vorzugehen habe
ich schon über 50 DVD mit religiösem Inhalt gebracht. In der Freizeit
führt Selma sie vor. Es gibt Titel, die immer wieder gewünscht werden:
Marcelino - Brot und Wein, die 3 Kinder von Fatima, Franz v. Assisi usw.
ch stellte diese Erfahrung Kardinal Erzbischof Dom Odilo unter
dem Motto vor: „Laien als Missionare!“ Der Gründer S. Paulos, der
sel. Anchieta, sei als Laie gekommen und habe die Indios missioniert.
Wenn jede Pfarrei ein DVD-Team gründe und pro Monat eine Vorführung organisiere, könnten Kinder und Erwachsene für die Nachfolge
➌
Christi begeistert werden. Er nahm die drei Seiten mit Organigramm
und Organisationsabläufen dankend entgegen. Eine Woche später ernannte er einen Weihbischof mit Spezialaufgaben
in Universitäten und Schulen. Vielleicht hat er ihm auch das DVD-Projekt übertragen?
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Auch auf BETANIA wurde „trainiert“
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aumen drehen und Nichtstun fällt mir schwer. Bei meiner
Suche nach Balken aus dem steinharten Perobaholz stiess ich
in einem Abbruchdepot auf zwei Exemplare zu 10m, welche Edson zum Depot auf BETANIA schichtet ➍. Für das Dachgebälk der
künftigen Kirche Hl. Familie fehlt jetzt nichts mehr.
ie Baubewilligung war versprochen. Also „trainierten“ wir
Ghilu (im roten Hemd) in der Verputztechnik ➎. Seinen bisherigen Job als Pflastermischer wird künftig Edsons (im weissen
Hemd) Sohn Jean (am Fenster) übernehmen.
ervosität überkam uns, als am Sonntag darauf die Polizei einen
Augenschein vornehmen wollte. Edson hielt das Portal verschlossen und verlangte ihre Telefon-Nr. Der Besitzer sei auf Reisen
und werde sich melden, wenn er zurück sei... Im nächsten Monat
erschienen die Polizisten erneut. Rico wurde als „Begleiter“ gerufen,
so dass die Beamten ihre Fotos
knipsen konnten... die Wände
waren inzwischen trocken!
ein 16jähriger VW warnte
mit Bremsgeräuschen. Mechaniker Tutta ersetzte kostengünstig und professionell Bremsscheiben und - beläge in seiner
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kleinen Bude ➏.
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Für Spenden aus Deutschland: Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim BLZ 73150000 KtoNr.5496542
Societas Sancti Joseph ◆ CH-6044 Udligenswil ◆ Kennwort: Strassenkinder Brasilien
BETANIA im Oktober
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er Oktober entspricht dem März bei uns. Vom Nieselregen bis zur Hitze von 39 Grad wechselten die Tage.
Gesprächsthema Nr.1 war/ist der Wassermangel im Grossraum von S. Paulo, bedingt durch fehlende Niederschläge.
Die Reservoirs sind auf Rekord-Tiefständen und Wasser wird
vielenorts rationiert. BETANIA kennt dieses Problem nicht.
Wir haben drei gefasste Quellen des weissen Goldes.
afür plagt ein anderes Problem mein Arbeitsteam: Sie
sind arbeitslos und warten auf die Aufhebung des Baustops. Es bleiben nur einige Unterhaltsarbeiten.
einem Verwalter Edson geht die Arbeit nicht aus. Die
gezüchteten Tiere halten ihn und Sohn Jean auf Trab.
Das Freilaufschwein unterhält sich mit den Ziegen ➊. Danach nimmt es ein Vollbad im selbstgebauten Teich ➋. Nebst
Gans und Ente brüten mehrere Hühner oder behüten ihre
Küken ➌.
in farbenprächtiger, ganz seltener Vogel gehört als freier
Mitarbeiter zu den Bewohnern BETANIAS ➍. Von ihm
geht keine Gefahr aus, wohl aber von den beiden tags eingesperrten deutschen Schäfern, die ihre Welpen behüten ➎.
Nachts sind sie als Wachhunde freigelassen. Sie zirkulieren
frei und patroullieren den Zäunen und Mauern entlang.
ir sind für diesen irdischen Schutz am unruhigen Südrand von S. Paulo dankbar. Die überirdische Hilfe erbeten wir von unserem BETANIA-SANTO als Fürsprecher, dem
am 6. April seliggesprochenen José Anchieta. Wie in Nr. 46
geschildert, eilte der Stadtgründer im 16. Jh. zwischen dem
Zentrum S. Paulos und der Küste im Süden auf Indio-Pfaden
durch die dichten Wälder. Der Pfad führte an unserer Quellfassung wo Edson steht vorbei und ist heute noch sichtbar ➏.
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Sorgen auch andernorts
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ine andere Sorge bedrückt viele Einheimische. Bekanntlich musste „mein“ Bischof Dom Fernando sein Rücktrittsgesuch nach Rom einreichen, weil am 1. Dezember die
Alterslimite von 75 eintrat. Er bildet mit Pater Marcelo Rossi
das Team, das jedes Wochenende Zehntausende Gläubige in
die grösste Kirche Lateinamerikas zur hl. Messe ruft. Das Foto
zeigt ihn in dieser Kirche Theotokos (Gottesgebärerin), wo er
nach der hl. Messe mit der Monstranz segnend zwischen den
Gläubigen schreitet ➐. Nun hat der Bischof von Rom in seltener Eile ihm einen Weihbischof zur Seite gestellt. Die Zeitungen vermeldeten Giuseppe Negri als progressiven Nachfolger von Dom Fernando. Als solcher kann er die segensreiche Tätigkeit
des Duos Dom
Fernando - Pater Marcelo beenden. Beten
wir, dass die
sich häufenden
fragwürdigen
Signale aus
dem Vatikan
nicht zuneh➐ men.
Für Spenden aus Österreich: Raiffeisenkasse Dornbirn BLZ 37420 KtoNr.4.151.627
Societas Sancti Joseph ◆ CH-6044 Udligenswil ◆ Kennwort: Strassenkinder Brasilien
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Was heisst ‘Ich glaube an Gott’?
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rei Wochen vor dem Rückflug hatte ich in S. Paulo die Pläne abgeliefert und meine Hausaufgaben erfüllt. Eine unübliche Hitze mit viel
Smog machte auch mir zu schaffen. Meine Gratismeilen für Inlandflüge
drohten zu verfallen. Also buchte ich eine Woche Fortaleza. Dort verband
ich Nützliches mit Angenehmem: Zuerst brachte ich meinem Freund Pater
Wagner wieder einen Stapel DVD für seine Katechetinnen. Dann liess ich
am Strand die Sonne mein Provitamin D zu Vitamin D umwandeln. Dank
dieser Methode überstehe ich die Schweizer Winter ohne Erkältungen!
m Strand ergeben sich viele Begegnungen, z. B. jene mit der bettelnden Jacqueline, die ich vor Jahren mit einer Spende und dem Bild des Links: Jacqueline mit ihren drei Kindern und
Barmherzigen Jesus trösten konnte. Diesmal kam sie mit 5 Kindern, das jüng- rechts ihren zwei Geschwistern, der bildhübste an ihrer Brust. Sie erinnerte sich an meine Hilfe. Nachmittags um Drei schen Maria der Gnaden und Manuel.
hatten sie ihren Hunger mit einigen Bisquits gestillt... und die spärlichen
Touristen noch nichts gespendet. Ich bestellte einen Krug Orangensaft und steckte Jacqueline Geld für den Kauf von Reis und Bohnen zu. Dann stellte ich Fragen: 1. Wen
wählst Du am Sonntag, Dilma oder Aecio? 2. Erhältst Du Bolsa familia? Können Maria
das Graças (11 J.) und Manuel (8 J.) lesen? Dreimal dieselbe Antwort: Sie dürfe nicht
wählen, sie erhalte keinen Familienzuschuss und ihre Geschwister dürften nicht zur
Schule, weil sie als Obdachlose keine feste Adresse besitze...
ine halbe Stunde später kroch jener beinlose Vater vorbei, den ich in Nr. 37 beschrieben habe. Voller Stolz erklärte er mir, dass er mit seinem Ersparten seiner ältesten Tochter den Besuch einer
privaten Schule bezahlen könne.
ei den Diskussionen mit den Strandverkäufern, von denen mich einige seit Jahren kennen, lenke ich die Gespräche nach Fussball und Tagesproblemen auf religiöse Themen. Immer häufiger hört man auch hier die Ausflucht:
Ich gehe nicht zur Kirche, aber ich glaube an einen Gott... Wie kann man den Menschen das Bild des DREIFALTIGEN
GOTT nahebringen? Das Foto mit den ‘Dreiern’ könnte die Beziehung Vater - Sohn - Hl. Geist illustrieren...
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Geduld - ein seltenes Gut
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iele Touristen flanieren durch die Av. Paulista, dem teuersten Pflaster Südamerikas,
nahe bei meinem Kleinbüro. Und viele knipsen beim Museum MASP ein Foto von
diesem Kunstwerk aus Zigarettenstummeln. Ein Umweltfreak sitzt hier seit Monaten
und klebt Stummel um Stummel, die Betrachter zum
IMPRESSUM
Nachdenken auffordernd. Es sollen bei Regen täglich
erscheint 1-2x jährlich
mehrere Tonnen davon in die Schächte gespült werden
© SSJ-CH
und grosse Probleme im Abwassersystem verursachen... Postfach CH-6044 Udligenswil
Jahresabonnement: Fr. 5.ie Leser interessiert der Baustop. Telefon Selma I.
Druck Schmid-Fehr AG
bei Redaktionsschluss: Chefin Gabriela sei soeben
CH-9403 Goldach
aus Ferien zurück. Selma II. verlange noch 3 NachbesWünschen Sie den Rundbrief
serungen. Vor Weihnachten komme das Okay...
nicht mehr ? Bitte Nr.47 frankiert
Himmelnochmal! Ich bräuchte die Geduld des Zigarettenkünstlers...
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rücksenden.
Sehnsucht nach Leben und Licht
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en quälen an dunklen Tagen nicht Fragen in Kopf und Herz? Wer sehnt sich
nicht nach einem erfüllten Leben? Geruhsame Tage von Weihnachten bis
Epiphanie fordern zum Nachdenken auf. Vor 2000 Jahren verneigten sich Mächtige
dieser Welt vor der Krippe eines Kindes. Seither wanderten viele Seelen über die Erde
wie die Weisen aus dem Morgenland. Ein spanischer Zisterzienser hat es trefflich formuliert (hl.Rafael A. Baron,1911-1938): „Es ist ebenfalls ein lichtvoller Stern, der -unsern
Weg beleuchtend- uns zur Armut einer Krippe führt (Lk16,27). Er zeigt uns einen GOTT,
dem alles fehlt, obwohl ER allmächtig ist. Der Schöpfer des Sonnenlichts und der wärme friert; derjenige, der aus Liebe zu den Menschen in die Welt kommt, wird von
Menschen vergessen. Sowohl heute wie damals gibt es Menschen, die GOTT suchen...
Leider schaffen es nicht alle, IHN zu finden, da sie nicht auf den Stern blicken, welcher
Glaube heisst. Sie meiden auch jene Wege, die zu IHM führen: Demut, Verzicht, Hingabe und fast immer das Kreuz....“
öge der Herr, der Leben und Licht ist, jeden Tag in Ihrem Herzen und Denken
geboren werden. Dies wünscht sich
Ihr Aldo-Giovanni Secchi
M
Wir danken...
● ... mit unserem Rundbrief für
Ihre Spenden und orientieren
über den Einsatz der Gelder.
Ihre missionarische Mithilfe äussert sich durch...
➊ ... Werbung im Freundeskreis
➥ Info-Material anfordern oder auf
Rundbriefe im Internet ➥ www.
assisi.ch hinweisen (unter VARIA).
➋ ... Messstipendien: Ihre Messintentionen wenden wir unsern
Priestern in Brasilien zu (Fr.15.-/
E 12.- Wie vorgehen?
➠ Ihre Adresse + Messintention.
P.S. Gregorianische Messe: SFr. 340.➌ ... Gebet, Opfer, Sühne.
P.S. Monatlich wird eine hl. Messe
in den Anliegen der Empfänger des
Rundbriefes gelesen.