antike Grundlagen deutscher Redewendungen - Robert

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antike Grundlagen deutscher Redewendungen - Robert
Aktuelle Begriffe, Redewendungen, Werbenamen auf der Grundlage antiker Mythen bzw. der griechisch­römischen Geschichte
Stichwort / Redewend­
ung
Achilles­
ferse/ ­sehne
antiker Hintergrund
heutige Bedeutung
Achilles war der Sohn des Griechen Peleus, des Königs der Stadt Phthia, und der Meeresgöttin Thetis. Seine Mutter wusste , dass Ihr Sohn von seinem Vater die Sterblichkeit geerbt hatte; um ihn unsterblich und unverletzlich zu machen, tauchte sie den Jungen gleich nach der Geburt kopfüber in den Unterweltfluss Styx. Dabei hielt sie ihn an den Füssen fest und genau an dieser Stelle, der „Achillessehne“ oder auch „­ferse“ wirkte das Zauberwasser nicht. Viele Jahre später kämpfte Achilles als großer Held im Trojanischen Krieg und dabei wurde ihm diese Schwachstelle zum Verhängnis. Nicht selten schmerzt diese Sehne, wenn sie z.B. beim Sport überlastet wird, ab und zu reißt sie sogar. Aber auch ganz andere Schwächen, die wir an uns selbst oder anderen feststellen, z.B. „das Kopfrechnen in der Schule“ oder „gewisse Kenntnisse am Computer“ usw., bezeichnet man hin und wieder mit diesem Begriff.
Adonis
Adonis war der Sohn des Kinyras, des Königs von Zypern, und seiner Tochter Myrrha, die bewusst und sehr gut getarnt ein Liebesabenteuer mit ihrem Vater gesucht hatte, ohne dass sie von diesem dabei erkannt wurde. Als Kinyras der Frevel jedoch wenig später klar wurde, floh Myrrha vor seinem Zorn nach Arabien und wurde dort auf ihr Flehen hin von den Göttern in einen Myrrhenbaum verwandelt. Erst nach ihrer Metamorphose (= Verwandlung) gebar sie ihren Sohn Adonis, der sofort durch seine außerordentliche Schönheit auffiel. Nymphen pflegten das Kind und besonders die Göttin Aphrodite sei von dem Jungen so angetan gewesen, dass sie ihn in einer Kiste verbarg und zu seiner Sicherheit der Persephone, der Göttin der Unterwelt, anvertraute. Als aber auch diese den Jungen so lieb gewonnen hatte, dass sie ihn nicht mehr herausgeben wollte, bat Aphrodite ihren göttlichen Vater Zeus um Hilfe. Dieser ordnete an, Adonis solle ein Drittel des Jahres bei Persephone verbringen, das zweite Drittel bei Aphrodite und den Rest des Jahres dort, wo er wolle. Adonis und Aphrodite wurden ein besonders glückliches Paar, so dass der junge Mann schließlich auch die ihm frei verfügbare Zeit gerne mit der Göttin verbrachte. Eines Tages wurde der schöne Jüngling jedoch auf der Jagd von einem Eber getötet wurde, wobei dieser „Unfall“ wohl auf die Eifersucht des Kriegsgottes Ares zurückzuführen war, der mit Aphrodite schon länger liiert war.
Die zutiefst erschütterte Liebesgöttin ließ daraufhin aus dem Blut des Verstorbenen eine Blume wachsen, das Windröschen bzw. die Anemone.
Ab und zu wird heute noch ein besonders attraktiv wirkender junger Mann mit dem sagenhaften Jüngling verglichen, wobei aber auch ein leicht ironischer Unterton nicht immer auszuschließen ist.
Amazo­
ne(n)
Die Amazonen waren ein sagenhaftes kriegerisches Frauenvolk des nordöstlichen Kleinasien (der heutigen Türkei); dort wurden die Mädchen äußerst konsequent und hart im Kriegshandwerk ausgebildet und angeblich entfernte man bei ihnen grundsätzlich die rechte Brust, um ihnen den Umgang mit Pfeil und Bogen zu erleichtern; „Amazones “ bedeutete angeblich „die Brustlosen“. Im Allgemeinen hatte der Begriff die Bedeutung "kriegerisches Weib", dann verstand man darunter aber auch "kühne Reiterinnen". Unter ihrer Königin Penthesilea sollen sie auch im Trojanischen Krieg auf Seiten der Trojaner mitgekämpft haben.
Heute verstehen wir unter Amazonen weibliche Teilnehmer im Jagd­ und Springreitsport.
Ariadne­
faden
Minos, der Sohn von Zeus und Europa (siehe dort), war Herrscher über die Insel Kreta. Er hatte den Minotaurus, ein grausames Mischwesen aus Mensch und Stier, in einem von Daidalos erbauten Labyrinth eingesperrt. Nach einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Athen, bei der die griechische Hauptstadt unterlegen war, forderte der kretische König als Kriegstribut alljährlich sieben athenische Jungen und eben so viele Mädchen, die er dem Ungeheuer zum Fraße vorwarf. Als dieses schreckliche Ritual bereits zum dritten Male vollzogen werden sollte, entschloss sich der athenische Held Theseus, als eines der vierzehn Opfer nach Kreta zu segeln, um dort nach Möglichkeit das Monster zu töten und die schlimme Buße endgültig zu beseitigen. schon bei der Ankunft der Gefangenen auf Kreta, verliebte sich Ariadne in den stattlichen jungen Helden aus Athen und nahm sich vor, ihm mit allen Mitteln zu einem glücklichen Ausgang seiner hoch gefährlichen Begegnung mit dem Minotaurus zu verhelfen:
Damit er ­ nach einem hoffentlich erfolg­
reichen Kampf ­ je wieder aus dem Laby­
rinth in die Freiheit zurückfinde, gab sie Theseus einen Fadenknäuel mit, das er vor dem Eingang an einem Baum festbinden und dann auf seinem Weg ins Innere des „Irrgartens“ abwickeln sollte. Und tatsäch­
lich: Es gelang dem mutigen Mann, das Monster zu erwürgen und dank der guten Idee Ariadnes gelangte mit all seinen Mit­
gefangenen wohlbehalten zum Ausgangs­
punkt. Überglücklich versprach er Ariadne als seine künftige Gattin mit nach Athen zu nehmen – ließ sie allerdings beim ersten Halt, auf der Insel Naxos, sitzen…
Im übertragenen Sinne bezeichnet der Begriff „Ariadnefaden“ in unserem Sprachgebrauch einen sehr wichtigen „Leitfaden“ bzw. eine entscheidende Orientierungshilfe
, die uns in einer fast ausweglos erscheinenden Situation zum Erreichen des ersehnten Ziels oder der Lösung verhilft.
Äskulap­
natter /­stab
Äskulap (griech. Asklepios) war der Sohn der Götter Apollo und Koronis. Doch ob­
wohl Koronis von Apollo schwanger war, verband sie sich mit ihrem sterblichen Liebhaber. Daraufhin ließ Apollo Koronis töten. Erst als deren Leib verbrannt wurde, empfand Apollo Reue und rettete das Kind aus Koronis´ Leib. Das Kind brachte er zu dem Kentauren Chiron, einem Mischwe­
sen aus Pferd und Mensch, der Äskulap aufzog und ihn die Heilkunst lehrte. Die­
ser brachte es auf diesem Gebiet zu einer solchen Meisterschaft, dass er mit Hilfe des Blutes der Gorgonen, geflügelter Fa­
belwesen mit Schlangenhaaren, Verstorbe­
ne wieder zum Leben erwecken konnte. Dies war Hades, dem Herrn über das Reich der Toten, ein Dorn im Auge und er beschwerte sich bei Zeus. Zeus tötete dar­
auf Äskulap mit einem Donnerkeil. Aus Rache tötete wiederum Apollo die Kyklo­
pen, die die Donnerkeile für Zeus herstell­
ten, und er wäre für diese Tat in die unter­
ste Unterwelt verbannt worden, wenn nicht seine Mutter für ihn um Verzeihung gebeten hätte. So wurde Apollo nach einem Jahr Strafarbeit begnadigt. Äskulap stieg in der Vorstellung der antiken Men­
schen allmählich zum Gott der Heilkunst auf und verdrängte Apollo aus dieser Do­
mäne. Sein bedeutendster Kultort war Epidauros auf der griechischen Halbinsel Peleponnes. Dort wird von wunderbaren Heilungen berichtet. Im Jahre 293 v. Chr. soll eine römische Delegation den Gott ab­
geholt haben, damit er Rom von einer schweren Seuche befreite. Äskulap soll in der Gestalt einer Schlange an Bord gegan­
gen sein und das Schiff verlassen haben, als die Tiberinsel in Sicht kam.
Dort wurde das erste Heiligtum für den Gott aus römischem Boden errichtet.
Heute ist der Äskulapstab, der mit einer Schlange, der Äskulapnatter, umwunden ist, als Zeichen des ärztlichen Standes u. a. an jeder Apotheke zu sehen. Atlantis / Atlantik
Es soll nach der Erzählung des griechischen Philosophen Platon im Atlantik eine sagenhafte Insel namens Atlantis gegeben haben. Diese sei von Poseidon und seiner Geliebten gegründet worden. Auf der Insel lebten angeblich sehr reiche und hoch entwickelte Menschen. Der erste König habe Atlas (vgl. dort!) geheißen. Doch die Bewohner der Insel seien zu hochmütig geworden, so dass die Insel nach dem Willen der Götter im Meer versunken sei.
Der Begriff „Atlantis“ bezeichnet heute noch wie in der Antike eine sagenhafte Insel im Weltmeer, wobei der Name sehr oft durch die Bezeichnung „Atlantik“ bzw. „atlantischer Ozean“ in Erinnerung gerufen wird. Man geht davon aus, dass eine solche Insel tatsächlich im Atlantik existiert haben könnte. Man weiß jedoch nicht warum sie möglicherweise untergegangen ist . Experten vermuten, dass ein gewaltiges Erdbeben die Ursache gewesen sein könnte.
Atlas (Pl.: Atlan­
ten)
Das griechische Wort „Atlas“ bedeutet „Träger“.
In der antiken Mythologie kannte man den Riesen Atlas, dessen Eltern der Titan Japetos und die Nymphe Klymene waren. Seine Brüder waren Prometheus, Menoitos und Epimetheus.
Seine Töchter seien die sieben Pleiaden /Antlantiden gewesen.
Atlas sei von Zeus dazu verdammt worden, den Himmel auf seinen Schultern zu tragen, weil dieser bei dem Kampf der Titanen gegen ihn (Zeus) teilgenommen habe oder sogar Anführer gewesen sein soll. Noch in der heutigen Zeit trägt ein gewal­
tiger Gebirgszug Marokkos den Na­
men Atlas; der den Himmel tragende Riese war im My­
thos gleichsam die Personifizierung dieses Gebirges.
Ebenso verstehen wir unter dem Be­griff „Atlas“ eine gebundene Samm­
lung von Landkarten der ganzen Welt. Dieser Begriff stammt von dem Kartographen G. In einer Überlieferung des griechischen Mercator, dessen 1. winkeltreues Karten­
Philosophen Plato heißt es, Atlas sei der Sohn des Meeresgottes Poseidon und der bild (1582 n. Chr.) als besonders wich­
Klito gewesen und habe als erster König tig für die Seefahrt, über die später im Meer versunkenen galt. Insel und Stadt Atlantis geherrscht.
Auch die Medizin Zusätzlich wird überliefert, Atlas sei kennt im Bereich der Anatomie den Be­
kundig in der Astronomie gewesen und griff „Atlas“; damit deswegen trage er das Himmelsgewölbe wird der oberste / mit den 12 Sternzeichen auf seinen erste Halswirbel im Schultern. menschlichen Skelett Andere erzählten, er habe die goldenen bezeichnet, der be­
Äpfel aus dem Garten der Hesperiden , der kanntlich, wie einst der Riese das Him­
Töchter seines Bruders, für Herakles (Herkules) geholt. Währenddessen habe er melsgewölbe, den Herkules den Himmel tragen müssen und Kopf des Menschen trägt.
Atlas habe sich daraufhin geweigert, die In der Astronomie ist Last wieder selbst zu übernehmen. Doch nach dem früher seine List, die Last auf Herkules´ Schul­
schon entdeckten „Pan“ 1980 anhand tern zu lassen, sei letztlich durch eine er­
von Voyager­Fotos neute List von Seiten des Herkules miss­
lungen, indem Herkules nur um eine kurze ein zweiter Saturn­
mond entdeckt wor­
Entlastung gebeten habe, da ihm die Lage den, der jetzt den der unbequem sei.
Namen „Atlas“ trägt.
bezirzen
Das deutsche Verbum „bezirzen“ leitet sich vom Namen der mächtigen Göttin und Zauberin „Kirke“ her, die auf der sagenhaften Mittelmeerinsel Aiaia gelebt haben und mit Vorliebe Menschen in Tiere verwandelt haben soll. Besonders bekannt sind die Abenteuer, die Odysseus und seine Weggefährten während ihres Aufenthalts auf der Insel hatten: Kirke machte die Gefährten des Odysseus zu Schweinen. Den Helden selbst schützte ein magisches Kraut, welches ihm Hermes gegeben hatte. Mit gezogenem Schwert bedrohte er Kirke und zwang sie, seine Freunde wieder in Menschen zu verwandeln. Doch auch er konnte ihr ­ im Hinblick auf ihre Verführungskünste ­ nicht widerstehen und so blieb er ein ganzes Jahr als ihr Geliebter bei Kirke. Nach der Erzählung des griechischen Schriftstellers Hesiod (5. Jhd. V. Chr.) hatte die Zauberin zusammen mit Odysseus drei Söhne, Agrios, Latinos und Telegonos.
„Bezirzen“ bedeutet im heutigen Sprachgebrauch jemanden „umgarnen“, „umschwärmen“, „bezaubern“, „verführen“.
Binsen­
weisheit
Midas, König von Prygien in Kleinasien, mischte sich in den musikalischen Wettbewerb zwischen Apollon, der Leier spielte und Pan, der auf der Flöte spielte.
Er kritisierte das Urteil des alten Berggottes Tmolos, der Apollo zum Sieger erklärte, und entschied sich für Pan.
Um sich dafür zu rächen, ließ Apollon dem Midas Eselsohren wachsen.
Da sich Midas wegen seines Aussehens schämte, versteckte er seine Eselsohren unter einem Turban. Nur sein Friseur wusste davon, durfte es aber keinem verraten. Obwohl dieser den Befehl des Königs sehr ernst nahm und es nicht wagte einem Menschen davon zu erzählen, hielt er es auf Dauer nicht aus, diese pikante Wahrheit für sich zu behalten. Deswegen grub er auf einer Wiese ein Loch, in welches er die Worte flüsterte: „Midas hat Eselsohren.“
Anschließend füllte er wieder Erde auf. Einige Zeit darauf wuchsen an eben dieser Stelle dichtes Schilf bzw. Binsen und immer, wenn die hohen grasähnlichen Blätter bzw. Halme vom Wind bewegt wurden, wisper­ten sie die Worte: „Midas hat Eselsohren.“
Daraus ist die „Binsenwahrheit“ entstanden.
Heute wird der Begriff „Binsen­
weisheit“ verwen­
det, um auszu­
drücken, dass es sich um eine all­
gemein bekannte Tatsache bzw. Wahrheit handelt.
Cerea­
lien
Ceres war für die Römer Göttin der Erde und der Feldfrüchte, insbesondere des Getreides.
In der Landwirt­
schaft bzw. im Lebensmittelhand
el versteht man unter Cerealien heute alle der menschlichen Ernährung dienenden Gewächse und deren Früchte, insbesondere Getreideprodukte.
Chaos
Der Begriff „Chaos“ entwickelte sich aus dem altgriechischen Verbum „cheinein (= „gähnen“) und beschrieb den Anfangszustand der Welt, in dem es eine „gähnende“ Leere gegeben haben soll; gemeint ist also die Zeit vor vor der Schöpfung, durch die später der „Kosmos“ (= die Ordnung) in die Welt gekommen sein soll.
Ovid, ein berühmter römischer Dichter, der rund um die Zeitenwende lebte, beschrieb in seinem Werk „Metamorphosen“, dass ein unbestimmter Gott für die Ordnung des Chaos gesorgt habe; daraus sei schließlich die Welt entstanden
Heute wird das Wort „Chaos“ fast für jeden Zustand gebraucht in dem Unordnung herrscht. Auch das Adjektiv „chaotisch“ und die Bezeichnung „Chaot“ ist daraus entstanden. Inzwischen hat sich in der Wissenschaft das Fachgebiet der „Chaosforschung“ etabliert, die den Versuch unternimmt, höchst komplizierte Vorgänge z. B. die Entwicklung von Wetter / Klima und anderen Phänomenen rechnerisch zu beschreiben.
Chimäre
Es handelt sich um ein Fabeltier der griechischen Sage, das den Kopf eines Löwen, den Rumpf einer Ziege und das Hinterteil einer Schlange bzw. eines Drachen besaß und aus dessen Rachen feuriger Atem entströmte. Dieses Untier habe, so wird erzählt, Lykien, ein Königreich in Kleinasien (im Süden der heutigen Türkeit), völlig zerstört, indem es die Gebäude mit seinem Gluthauch in Brand gesteckt habe. Es sei von Bellerophontes, dem Sohn des korinthischen Königs Glaukos, dem die Götter das geflügelte Ross Pegasus gegeben haben, in einem Luftkampf getötet worden. Im heutigen Sprachgebrauch wird „Chimäre“ bzw. auch „Schimäre“ als Synonym für ein „Hirngespinst“, „Phantasiegebilde
“ oder „Unding“ verwendet.
Dafür lege ich meine Hand ins Feuer (Scaevola Mucius)
Als der Etruskerkönig Porsenna Rom mit seinem Heer belagerte, schlich sich ein sehr mutiger Römer namens Mucius in dessen Lager, um den verhassten Feind zu ermorden. Es kam jedoch zu einer schlimmen Verwechslung: Er tötete nicht den König, sondern dessen Sekretär, da er diesen wegen seiner äußerst prunkvollen Kleidung für Porsenna gehalten hatte. Als er deswegen festgenommen und dem König vorgeführt worden war, bewies er, indem er seine rechte Hand im Feuer eines Altars verkohlen ließ, dem zutiefst beeindruckten Etruskerkönig, dass er durch keinerlei Strafandrohung zu erschüttern sei: Zudem, so drohte er dem König ganz offen, stünden noch mindestens 299 junge Helden bereit, die dasselbe wie er versuchen wollten. Daraufhin lenkte Porsenna ein: Er schenkte Mucius, der seither den Beinamen „Scaevola (= Linkshänder)“ trug, die Freiheit und zog mit seinem Heer ab.
Mit dem Ausspruch „Dafür lege ich meine Hand ins Feuer“, der auf die erzählte Geschichte aus der Antike anspielt, versuchen wir heute noch ab und zu absolute Zuverlässigkeit und Standfestigkeit, vielleicht auch die Unerschrocken­
heit eines Mucius Scaevola zu signalisieren. Damo­
kles­
schwert
Dionysius, einer der Gewaltherrscher über die sizilische Stadt Syrakus wurde angeblich von einem guten Bekannten namens Damokles um seine Macht, seinen Reichtum und Wohlstand beneidet. Deshalb wollte der Tyrann seinen Freund dieses angebliche Glück einmal selbst genießen lassen. Er lud ihn zu einem Gastmahl ein und ließ ihn mit den vorzüglichsten Speisen und Getränken bewirten. Mitten im größten Genuss fiel dem Damokles jedoch plötzlich auf, dass ein messerscharfes Schwert, nur an einem Pferdhaar befestigt, genau über seinem Kopf schwebte.
Da wollte er nur noch zurück in sein normales Leben; denn er hatte verstanden, was ihm Dionysios damit verdeutlichen wollte: Neben dem offensichtlichen Prunk gehören auch sehr große Risiken zum Leben eines Alleinherrschers.
Wir alle kennen das Gefühl, wenn uns eine ständig vorhandene Gefahr bedroht, die wir uns mal mehr mal weniger bewusst machen: ein Schüler, der nicht genügend gelernt hat, denkt vielleicht mit mulmigen Gefühlen an den nächsten Test, über einer Firma, die zu wenig absetzten kann, hängt das Damoklesschwert der Insolvenz…
Danaer­
geschenk
Die Danaer, d.h. die Griechen, hinterließen nach ihrer zehnjährigen erfolglosen Belagerung der Stadt Troja deren Bewohnern ein hölzernes Pferd, das sie auf Veranlassung des listenreichen Odysseus gebaut hatten. Nach den Worten der nur zum Schein abziehenden Griechen sollten es die Trojaner als Weihegeschenk für die Göttin Athene auf einem zentralen Platz in ihrer Heimatstadt aufstellen. In Wirklichkeit aber saß in diesem Pferd eine Gruppe tapferster griechischer Kämpfer. Nachdem die Trojaner trotz verschiedener Warnungen im eigenen Lager, z.B. durch den Priester Laokoon und die Seherin Kassandra; das angebliche Geschenk in ihre Stadt gebracht hatten und sorglos das vermutete Kriegsende feierten, verließen die so heimlich in die Stadt vorgedrungenen Soldaten nachts von allen unbemerkt das hölzerne Pferd, sie öffneten die Stadttore und ermöglichten auf diese Weise ihrem inzwischen wieder vor die Stadtmauer vorgerückten Heer eine problemlose Eroberung.
Im modernen Sprachgebrauch versteht man unter dem Begriff ein Geschenk, das mit großen Nachteilen bzw. Gefahren, eventuell sogar mit Hinterhältigkeiten des Schenkenden verbunden ist.
Danaiden
­arbeit / Danaiden
fass
Danaos war Zwillingsbruder des ägyptischen Königs Aigyptos, später herrschte er über die griechische Stadt Argos. Er hatte 50 (!) Töchter und musste diese gegen seinen Willen – sein Bruder zwang ihn dazu ­ mit den 50 (!) Söhnen des Aigyptos verheiraten. In seiner hilflosen Wut gab er jeder seiner Töchter einen Dolch mit in die Ehe und legte ihnen nahe damit in der Hochzeitsnacht ihre Männer zu ermorden. Alle handelten so, nur eine von ihnen entzog sich dieser Anweisung. Dafür wurde sie von ihrem Vater ins Gefängnis geworfen und dann unter einem Vorwand vor Gericht gestellt, wo sie jedoch freigesprochen wurde.
Die 49 Töchter, die die Anweisung des Danaos ohne Zögern durchgeführt hatten, hatten, da ihre Tat nicht verborgen blieb, zwar einige Probleme sich erneut zu verheiraten, sie lebten jedoch unbehelligt weiter. Die Strafe für das Verbrechen ereilte sie erst nach ihrem Tod, indem sie in der Unterwelt in alle Ewigkeit in ein völlig durchlöchertes Fass Wasser füllen mussten bzw. müssen...
Wenn in unserer Zeit jemand
eine völlig sinnlos erscheinende und frustrierende Tätigkeit zu erfüllen hat, bei der er nie zu einem befriedigenden Ergebnis kommen wird, liegt der vergleichende Begriff „Danaidenarbeit“ bzw. „Danaidenfass“ nahe. den gordi­
schen Knoten durch­
schlagen
Gordius war ein Bauer aus Phrygien, einer Landschaft im Bereich der heutigen Türkei. Eines Tages, als er gerade pflügte, setzte sich ein Adler auf die Deichsel seines Pfluges und blieb dort bis zum Abend sitzen. Dies Gordius fasste als göttliches Zeichen auf.
Die sprichwörtliche Formulierung „den Gordischen Knoten durchschlagen“ kommt in unserem Einige Jahre später konnten sich die Sprachgebrauch Phrygier nicht auf einen König einigen manchmal zur und befragten deshalb das Orakel. Dieses Anwendung, sagte, dass der zukünftige König mit wenn ein einem Wagen in die Stadt einfahren unlösbar würde. Zufällig kehrte Gordius genau zu erscheinendes diesem Zeitpunkt in seine Heimat zurück. Problem auf eine Als die Phrygier ihn auf seinem Wagen überraschend entdeckten, krönten sie ihn sofort zu ihrem einfache, wenn neuen König. Sein Wagen wurde Zeus auch vielleicht geweiht und diese Stadt, in der Gordius unkonventionelle lebte, Gordion genannt. Das Joch an Weise gelöst diesem Wagen war durch einen aus wird.
Kirschbaumrinde gefertigten Knoten so kunstvoll befestigt, dass man weder dessen Anfang, noch dessen Ende sehen konnte. Das Orakel sagte, wer den Knoten löse, würde die Herrschaft über Asien erhalten. Im Mai des Jahres 333 v. Chr. rückte Alexander der Große auf seinem Eroberungsfeldzug nach Gordion vor. Auch dieser berühmte Feldherr versuchte, wie viele andere vor ihm, jenen Knoten zu lösen. Da es ihm auch nicht gelang diesen zu entwirren, durchschnitt er den Knoten kurzerhand mit einem kräftigen Schwertschlag. Die Prophezeiung des Orakels erfüllte sich und Alexander sollte in den nächsten 10 Jahren nicht nur den größten Teil Kleinasiens, sondern auch Syrien, Palästina und Ägypten, ja den gesamten Orient bis hin zum Fluss Indus erobern. den Rubicon über­
schreiten
Der Rubicon ist ein ganz kleiner Fluss in Italien, eher ein Bach, der heute auf Italienische Rubicone heißt und in der Nähe von Rimini in die Adria mündet. In der Antike galt er als die Grenze zwischen dem Kernland des römischen Reiches, eben Italien, und der Provinz Gallia cisalpina (etwa heutige Poebene). Als Cäsar durch seine großen Erfolgen im Gallischen Krieg, mit denen er die Voraussetzungen geschafft hatte für die heute dort gesprochene französische Sprache, in Rom eine führende Stellung anstrebte, wurde er dort von seinen direkten Rivalen Pompejus von der Macht ausgegrenz; deshalb entschloss sich Cäsar, mit seinen in Gallein bewährten Truppen auf Rom vorzurücken und in einem Bürgerkrieg seine Ansprüche durchzusetzen; somit sah er sich veranlasst, gegen jedes Herkommen und Recht den Grenzfluss Rubikon mit seine Soldaten zu überschreiten und nach Süden vorzurücken; der entscheidende Kampf fand jedoch nicht in Italien sondern nach Pompejus Flucht, der sich ebenfalls ein Heer organisiert hatte, in Griechenland beim Ort Pharsalos stat; Cäsar siegte dort und errang damit seine Position als Diktator des römischen Reiches. Wer heute eine klar definierte Grenze überschreitet bzw. ein Tabu bricht, überschreitet im übertragenen Sinne den Rubicon.
Die Würfel sind gefallen. (Alea iacta est.)
Caesar (100 ­ 44 v.Chr.), der wohl berühmteste römische Staatsmann und Feldherr, begann auf Seiten der Popularen, einer sehr volksfreundlich eingestellten Partei, seine politische Laufbahn, jedoch erst nach dem Tod Sullas, der eine gegenteilige politische Richtung vertrat. 59 v.Chr., während des Triumvirats, das er zusammen mit Pompeius und Crassus bildete, wurde er Konsul. Im Anschluss an diese Amtszeit bekam er die Verwaltung folgender 3 Provinzen zugeteilt: Gallia Cisalpina (die heutige Poebene), Illyricum (den östlichen Küstenstreifen der Adria) und Gallia Narbonensis (das heutige Südfrankreich). 58­51 v. Chr. hat er von Gallia Narbonnenis aus nach und nach das bis dahin freie Gallien (das heutige West­, Mittel­, Nordfrankreich und Belgien) erobert. In dieser Zeit wagte er es mit seinen Truppen zweimal über den Rhein in germanisches Gebiet einzudringen; ebenso oft setzte er mit einer Flotte nach Britannien über. Währenddessen gab es in Rom zwischen Pompeius und Crassus Streit wegen der Erneuerung des Triumvirates. Nachdem aber Crassus bei einem Gefecht gegen die Parther (Perser) gefallen war, wollte Pompeius nun auch Caesar als direkten Rivalen beim Kampf um die Macht in Rom ausschalten. Als Cäsar erkannte, dass Pompeius und dessen Anhänger, während er selbst sich noch in Gallien aufhielt, konsequent darauf hinarbeiteten ihn für die Zukunft von der Macht in Rom auszugrenzen, überschritt er am 10.01.49 v. Chr. mit seinem treu ergebenen Heer den Rubikon, einen kleinen Fluss in der Nähe des heutigen Rimini, der damals die Grenze zwischen Italien und der Provinz Gallia Cisalpina bildete. Dies war ein grober Verstoß gegen die elementare Grundregel römischer Politik, dass Truppen nur zur Bekämpfung außenpolitischer Gegner dienen, auf keinen Fall aber zur Durchsetzung innenpolitischer Ziele von einer Provinz in das italische Mutterland gebracht werden durften. Diesen folgenschweren Entschluss, der zu einem äußerst blutigen Bürgerkrieg mit den hinter Pompeius stehenden Senatstruppen führte, soll Cäsar mit den Worten kommentiert haben: „Alea iacta est.“ Es gelang Cäsar Italien innerhalb von nur zwei Monaten gleichsam zu erobern. Nachdem Pompeius mit seinem Heer nach Griechenland ausgewichen war, kam es dort beim Ort Pharsalos zur Entscheidungschlacht, aus der Cäsar als Sieger hervorging. Als der flüchtige Pompeius wenig später in Ägypten ermordet worden war, stand Cäsar als alleiniger Machthaber fest. Von 49 bis zu seinem gewaltsamen Ende, das ihm seine innenpolitischen Gegner bereiteten, die seine Alleinherrschaft ablehnten und die alte Republik wieder herstellen wollten, galt er als Diktator.
Analog zu Cäsars angeblicher Äußerung kommt die Formulierung „Die Würfel sind gefallen.“ bzw. auch „Alea iacta est.“
auch heute immer wieder zur Anwendung; dies ist insbesondere dann der Fall, wenn jemand dabei ist eine wichtige Entscheidung zu treffen, die möglicherweise nicht mehr rückgängig gemacht werden kann und mit weitreichenden Folgen verbunden ist.
Drako­
nische Maß­
nahmen
Drakon, ein Mann aus dem Adel, war in der Zeit um 624 v. Chr. ein bedeutender athenischer Thesmothet (Gesetzgeber).
In der Kriminalgesetzgebung unterschied er klar zwischen Mord und Totschlag. Um das Privateigentum der herrschenden Aristokratenklasse besser zu schützen, ordnete er besonders schwere Strafen für Eigentumsvergehen an. So hatte beispielsweise der Diebstahl von Feldfrüchten die Todesstrafe zur Folge.
Zur Vermeidung von möglichen Unruhen wurden diese überhart erscheinenden Strafen später (594 v. Chr.) von dem athenischen Politiker Solon abgemildert.
Drakon`s Gesetze blieben allerdings wegen ihrer außerordentlichen Härte fortwährend in Erinnerung, wobei sich auch das bildhafte Zitat hielt, diese Gesetze seien „mit Blut geschrieben“.
Heute noch spricht man von „drakonischen Maßnahmen“ oder auch von „drakonischer Strenge“, um besonders harte Strafmaßnahmen bzw. gesetzliche Bestimmungen zu kennzeichnen.
Echo
Echo war eine Nymphe, also eine halbgöttliche junge Frau, die dem zu Seitensprüngen neigenden Göttervater Zeus (lat. Jupiter) bei seinen wiederholten Verstößen gegen die eheliche Treue Beihilfe leistete, indem sie dessen Gattin Hera (lat. Juno) in lange Gespräche verwickelte und sie so daran hinderte ihren, den Gatten in flagranti zu überraschen. Als die Göttin den Komplott zwischen Echo und ihrem unsoliden Gemahl durchschaut hatte, verwünschte sie diese: Echo verlor ihre
normale Sprechfähigkeit; sie konnte nur noch die letzten Worte / Silben vom dem wiederholen, was ein anderer gesagt hatte. Welch großer Nachteil damit verbunden war, merkte sie besonders, als sie sich in den wunder­schönen jungen Mann Narkissos verliebte und mit ihm Kontakt aufnehmen wollte. Da sie von dem etwas spröden Schönling eiskalt zurückgewiesen wurde, versank sie in tiefe Trauer und verzehrte sich darin, bis sie nur noch Gebein und Stimme war. Jeder von uns weiß, was ein Echo ist:
Z.B. vor einer Felswand im Gebirge verhält sich der Schall genau so, wie es das Schicksal der Nymphe wollte.
Der Duden drückt es folgendermaßen aus: „Echo ist eine Schallreflexion, an einem Hindernis, und zwar derart, dass bei der Schallquelle (z.B. dem Rufenden) ein Widerhall zu vernehmen ist.
einen Augias­
stall reinigen
Der Göttervater Zeus / Jupiter war seiner Gattin Hera / Juno keineswegs treu; So hatte er zusammen mit der Frau Alkmene den Sohn Herakles / Herkules. Hera / Juno konnte ihre Eifersucht nie unterdrücken und strafte den Nachfahren ihres Gatten auf schwerste Weise: U. a. ließe sie den erwachsenen Herakles / Herkules, der bereits eine Familie gegründet hatte, kurzfristig in Wahnsinn verfallen, so dass er seine drei Kinder ins Feuer warf und dadurch verlor. Als er daraufhin, wieder bei Sinnen, das delphische Orakel befragte, wie er die Tat sühnen könne, erhielt er den dringenden Rat, zwölf Jahre lang dem Eurystheus, dem König von Mykene, zu dienen; dieser trug ihm zwölf unlösbar erscheinende Aufgaben auf; die fünfte dieser Arbeiten war folgende: Er sollte den extrem verschmutzten Viehstall des Augias, der über die westgriechische Landschaft Elis herrschte, wo sich über viele Jahre hinweg große Mengen von Mist angesammelt hatten, an einem Tag einzigen reinigen. Als Herakles die zu dieser Arbeit antrat, vereinbarte er mit dem König, dass er als Lohn für die überaus schwere und wenig attraktive Aufgabe ein Zehntel der Rinderherden des Augias erhalten sollte. Herakles riss nun die den Viehhof umgebende Mauer auf zwei Seiten auf und leitete dann die nicht weit davon fließenden Ströme Alpheios und Peneios durch einen Kanal zum Stall; durch die gewaltigen Wassermassen wurde der Stall zur großen Überraschung des elischen Königs tatsächlich in wenigen Stunden völlig gesäubert wegspülen. Nachdem Augias jedoch erfahren hatte, dass Herakles damit einen Auftrag des Eurystheus erfüllt hatte, weigerte er sich, den Lohn zu bezahlen. Außerdem behauptete er, dass er von Herakles betrogen worden sei, denn die Flussgötter und nicht er hätten die Arbeit geleistet. Aus demselben Grund weigerte sich später auch Eurystheus, diese Arbeit anzuerkennen.
In der heutigen Zeit ist der Begriff „Augiasstall“ sprich­
wörtlich; er kommt zur Anwendung, wenn irgendwo chaotische und höchst ungeordnete Verhältnisse beste­
hen, die in der Regel durch lange Untätigkeit bzw. Vernachlässigung entstanden sind. Es gibt Menschen die nicht im Stande sind etwas wegzuwerfen und somit im Laufe der Zeit zu einem Augiasstall kommen. Ähnliches gibt es auch im übertrage­
nen Sinn, wenn z.B. eine Firma über Jah­
re eine schlampige Buchführung hat oder wenn die Finanzen eines Vereins nicht ordentlich verwaltet worden sind. Wer die Missstände dann beseitigen, d.h. den „Augiasstall reini­
gen“ will, steht vor einer kaum lösbar erscheinenden Auf­
gabe, bei der nur eine äußerst rigorose und unkonventi­onelle Vorgehen­sweise zu einem Erfolg führen kann, wie sie Herakles / Herkules durch die bewusst herbeige­führte Überschwem­mung zeigte.
Eros / Erotik
Eros war der Gott der Liebe und Sexualität. Er gilt in späterer, hellenistischer Zeit als Sohn des Kriegsgottes Ares und der Liebesgöttin Aphrodite/Venus. Geliebte des Eros ist die Psyche; sie ist die Personifikation eines altgriechischen Begriffes, derswas altgriechisch ist und „Seele“ bedeutet. Besonders bekannt ist Eros unter seinem römischen Namen Amor. Er war den Menschen von allen Göttern der Liebste, weil er es mit seinen Pfeilen schaffte, selbst das härteste Gemüt zu erweichen. Dargestellt wurde er oft als Knabe mit goldenem, lockigem Haar und engelsgleichen Flügeln. Mit seinen Pfeilen zielte er auf die Herzen von Göttern und Menschen und stürzte sie so, immer wieder aufs Neue, in Liebesaffären, deshalb wird er auch der „Menschen und Götter Besiegende“ genannt. Sein Name lebt heute noch in vielen Wörtern weiter. Während die romanischen Sprachen vom lateinischen Namen Amor ausgehen, verwenden die indoeuropäischen Sprachen die griechische Bezeichnung Eros als Grundlage. Beispiele sind im Spanischen, Französischen und Italienischen die Wörter Amor, Amour und Amore, im Englischen und Deutschen dagegen Erotic bzw. Erotik und die jeweils dazugehörenden Verben und Adjektive. Gemeint ist dabei jeweils eine raffinierte Freude an Sinnlichkeit bzw. Sexualität.
Eulen nach Athen tragen
In der Antike gab es offensichtlich in Athen eine ausgesprochen große Anzahl an Eulen in der Stadt, vielleicht so ähnlich wie heute Tauben in Venedig zu finden sind.
Wer etwas anstrebt , was ohnehin längst erreicht ist, „trägt Eulen nach Athen“.
Europa
Vor ungefähr 3000 Jahren soll die junge Frau Europa, die Tochter des phönizischen Königs Agenor zu den schönsten und liebenswürdigsten Frauen gezählt haben. So interessierte sich auch Zeus für sie. Als Europa eines Morgens mit einigen Freundinnen zum Spielen und auch Blumenpflücken am Meeresstrand war, verwandelte sich Zeus in den prächtigsten Stier, den die Welt je gesehen hatte. Die Mädchen waren sofort von dem außergewöhnlichen Tier angetan und als Europa es sogar wagte, auf seinem Rücken zu reiten, entführte sie Zeus, indem er mit ihr aufs Meer hinausschwamm, auf die Insel Kreta. Nachdem er Europa in dem für sie unbekannten Land abgesetzt hatte, verlor sie den Stier aus den Augen und Zeus trat ihr nun in Gestalt eines jungen Mannes entgegen. Auf ihre Frage, wie denn das Land heiße, antwortete er: "Dies ist die Insel Kreta, und der Kontinent, zu dem sie gehört, soll deinen Namen erhalten, 'Europa'." Europa wurde Königin von Kreta und hatte mit Zeus 3 Söhne, Minos, der später König von Kreta wurde und wegen seiner großen Gerechtigkeit nach seinem Tode zusammen mit seinem Bruder Rhadamanthys als Richter in der Unterwelt tätig sein durfte, und Sarpedon, der nach einem Streit mit Minos nach Lykien auswanderte und im Trojanischen Krieg auf Seiten der Troer kämpfend fiel.
In der Tat hat die phönizische Königstochter als Namensgeberin für unseren Erdteil, für die inzwischen erreichte politische Union und in Abänderung auch für die neue gemeinsame Währung dieses Staatenbundes, den Euro, eine unglaubliche Bekanntheit auf der ganzen Welt erlangt. famos / infam
Die Göttin Fama ist die Personifikation des Gerüchts, das sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitet. Am Anfang ist die Fama klein und schüchtern; sie wächst jedoch schnell und wird zu einem riesengroßen, gefiederten Wesen; zahllose Augen spähen unter ihrem Gefieder hervor und in ihren zahllosen Mündern regen sich zischelnde Zungen.
„Famos“ bedeutet heute „prächtig“, „großartig“.Es handelt sich um eine von den Studenten des 19. Jahrhunderts bevorzugtes Adjektiv. Es leitete sich von dem lateinischen Adjektiv „famosus“ her , das „viel besprochen (im guten und im schlechten Sinne“ bedeutet. Somit besteht auch eine Verwandtschaft zum lateinischen Substantiv „fama“ und zu dem Verbum Deponens „fari“ (= „sprechen“).
Das Adjektiv „infam“ entstand aus dem lateinischen „infamis,­e“ (= „berüchtigt“, „verrufen“), das in dieselbe Wortfamilie gehört, jedoch durch das verneinende Präfix „in­„ eine eindeutig negative Färbung erhalten hat.
Fortuna Analog zur griechischen „Tyche“ wurde bei den Römern „Fortuna“ als Schicksalsgottheit verehrt.
Zentren des Kults waren in Italien die Städte Praeneste und Rom. Die Göttin wurde unter verschiedenen Beinamen verehrt, so z.B. als Fortuna des römischen Volkes, als Fortuna der Männer bzw. der Frauen, als Fortuna der glücklichen Heimkehr u.s.w.. Obwohl man davon ausging, dass eine Verehrung Fortunas von dieser auch mit Glück belohnt wurde, galt sie doch oft im erweiterten Sinne als Herrin über den positiven, aber auch negativen Zufall, also über Glück und Pech. In ältester Zeit schrieb man ihr besonders großen Einfluss auf das Gedeihen der Feldfrüchte zu.
Immer wenn der Mensch sich in größerem Maße vom Glück oder Schicksal abhängig sieht, neigt er dazu „Fortuna“ quasi als Personifikation des Glücks im Munde zu führen. Gerne verwendet man den Begriff der antiken Göttin auch als schmückenden Beinamen von Vereinen oder ähnlichen Institutionen (z.B. Fortuna Köln / Fortuna Düsseldorf), gleichsam um den gewünschten (sportlichen) Erfolg schon in der Namensgebung anzubahnen.
Furie
Der römische Begriff leitet sich von dem lateinischen Verbum „furere“ (= rasen, toben) her. Bei den Furien handelt es sich um die Vorstellung von Unterweltsdämonen, die dem alten Volksglauben entsprang. Sehr früh schon wurden die Furien mit den griechischen Erinnyen gleich gesetzt. Mit ihren verzerrten Gesichtszügen, denn Schlangenhaaren und ihren drohend geschwungenen Fackeln galten sie als Inbegriff des Schrecklichen und Entsetzlichen. Als Diener des Unterweltgottes Hades und seiner Gattin Persephone verfolgten sie alle Menschen, die durch Mord, Meineid oder Verletzung der Gastfreund­schaft zu schweren Frevlern ge­worden waren; insbesondere Verwandtenmörder versuchten sie in den Wahnsinn oder Tod zu treiben. Ihr berühmtestes Opfer war Orest, der durch die Ermordung seiner Mutter Klytaimestra deren Mord an seinem Vater Agamemnon rächen wollte.
Wenn wir heutzutage von einer Furie reden, meinen wir in der Re­gel eine Frau, die durch besonders wütendes, tobendes, ja rasendes Verhalten auffällt.
Genie / genial Das Wort „genial bzw. Genie“ ist aus dem Begriff „Genius“ (von lat. gignere: zeugen, gründen) entstanden. Bei den Römern wurde mit „Genius“ der persönliche Schutzgeist eines Menschen bezeichnet, von dem er mit der Zeugung Besitz ergreift. „Genius“ = personifizierte Gottheit Geschworen wurde stets beim eigenen „Genius“. Seine häufigste Darstellung: geflügeltes Kind mit Füllhorn und Opferschale.
Später ,in der deutschen Literaturepoche „Sturm­und­
Drang“ (1767­1785, also die Zeit Lessings, Goethes, Klopstocks, Herders), ist das Wort „Genie“ aus „Genius“ entstanden. Mit „Genie“ bezeichnete bzw. bezeichnet man eine besonders talentierte Person (eigentlich eine Person, die von ihrem „genius“ besonders gefördert wurde / wird). „Genial“ ist das Adjektiv zu „Genie“ mit analoger Bedeutung.
Gigant / gigan­
tisch
Die Giganten, die menschenähnliche Kreaturen von unheimlicher Größe und Stärke waren, stammten von Gaia, der Erdgöttin, ab, die vom Blut des Uranos befruchtet worden war. Gaia hetzte die Giganten gegen die Götter auf, weil Zeus ihre früheren Kinder, die Titanen ­ nach verschiedenen Quellen gab es 12, in anderen wird von über 60 berichtet ­, in den Tartaros, d.h. in die Unterwelt, verbannt hatte. Durch ein Orakel erfuhren die Götter, dass sie die Giganten nur mit Hilfe eines Sterblichen besiegen könnten. Schließlich wurden sie auch von dem Halbgott Herakles in ihrem Kampf gegen die Giganten unterstützt. Es gab drei Angriffe der Giganten auf den Götter­
wohnsitz Olymp, wobei der erste davon die berühmte Gigantomachie war. Bei keinem ihrer Angriffe konnten die Giganten jedoch einen Sieg erlangen.
Heute verwenden wir das Wort Gigant häufig im Bereich der Tierwelt, wir sprechen z.B. von den Giganten der Ozeane (Wale) oder Giganten der Urzeit (Dinosaurier). Damit soll jeweils die unglaubliche Größe dieser Lebewesen verdeutlicht werden.
Das Adjektiv „gigantisch“ bedeutet demnach „sehr groß“, „riesig“, „überwältigend“.
Grazien / grazil
Wörtlich übersetzt bedeutet das lateinische Substantiv „gratiae“ „Anmut“, „Liebreiz“, „Frohsinn“,
das lateinische Adjektiv „gracilis“ „schlank“ .
Unter dem Namen „Gratiae“ (dt.: „Grazien“ / griech.: „Chariten“) verstand man in der Antike die Zeustöchter Aglaia („Glanz“), Euphrosyne („Frohsinn“) und Thalia („Blüte“), die durch ihre besondere Schönheit auffielen. Oft waren sie Begleiterinnen der Venus (gr.: “Aphrodite“). Man stellte sich vor, dass diese drei Göttinnen den Menschen gerne erfreuliche Gaben bringen, vor allem Schönheit und Freude bzw. Festlichkeit.
Das Adjektiv
„grazil“
bedeutet nach
wie vor
„schlank“, „zierlich“, „anmutig“.
In Anspielung auf den antiken Mythos ist das Wort „Grazien“ heute ein eher scherzhafter Ausdruck für anmutige junge Damen mit Charme (,deren Figur u. U. mit „grazil“ zu beschreiben ist). Herkules­
tat
Herkules, der Sohn des Zeus und der Alkmene, solle nach dem Willen seines göttlichen Vaters Herrscher über die griechische Stadt Mykene werden. Schon lange vor dessen Geburt hatte Zeus überall zuversichtlich verkündet, das nächstgeborene Kind in der Familie der Alkmene, eben sein Sohn Herkules, werde diese Aus­zeichnung bekommen. Doch durch den Einfluss der eifersüchtigen Frau des Zeus, der Hera, die der Ehebruch ihres Gatten zutiefst gekränkt hatte, kam Herkules etwas später zur Welt als sein möglicher Konkurrent Erystheus und verlor dadurch den Wettlauf um den Thron in Mykene ganz knapp. Als beide erwachsen waren, wurde Erystheus tatsächlich Herrscher von Mykene; da Herkules in einem von der immer noch verärgerten Hera verursach­ten Wahnsinnsanfall seine eigenen Kinder, die er inzwischen zusam­men mit Megara hatte, getötet hatte, ging er zum Delphischen Orakel, um sich über eine Sühnemöglichkeit für dieses Verbrechen zu erkunden. Die Antwort hieß: „“Diene 12 Jahre lang dem Eurysthes!“ Herkules meldete sich sogleich beim König Erystheus. Weil dieser immer noch einen gefährlichen Konkurrenten in Herkules sah, trug er ihm im Laufe der Jahre 12 stets unlösbar erscheinende Aufgaben auf. Doch der Halbgott Herkules löste sie allesamt mit Bravour. So kämpfte er z.B. erfolgreich gegen die Wasserschlange Hydra, reinigte die extrem verschmutzten Stärre des Augias durch eine intelligent hergestellte „Wasserspülung“, ja sogar den Höllenhund Kerberos schleppte er zu guter letzt in Eurystheus` Palast!
Wer eine besonders schwierige Aufgabe löst, kann auch heute noch mit Recht von sich behaupten, er habe eine wahre Herkulestat vollbracht.
Hydra
Eine neunköpfige Wasserschlange namens Hydra trieb lange ihr Unwesen in den Sümpfen der griechischen Stadt Lerna. Als Herkules kam , um sie zu töten, stellte er fest: Wenn es ihm gelang, einen ihrer Köpfe mit dem Schwert abzuschlagen, wuchsen dafür sofort zwei andere nach. Erst als Herkules` Freund und Helfer Iolaos die Wundern der abgeschlagenen Köpfe sofort mit einem brennenden Pfahl „bearbeitete“, wurde das Nachwachsen verhindert und die Hydra schließlich besiegt.
Manchmal erleben wir Situationen, in denen die Lösung eines vielleicht sogar recht schweren Problems gleich mehrere neue Schwierigkeiten zur Folge hat. Wir kämpfen in einem solchen Falle gleichsam gegen eine „Hydra“.
Hygiene
Hygieiea, die Tochter des Gottes der Heilkunst (Asklepios) war bei den alten Griechen die Göttin der Gesundheit.
Ein gesundheitsförder
ndes Verhalten bezeichnen wir heute als hygienisch bzw. als Hygiene.
Hypnose
Hypnos war für die alten Griechen der Gottes des Schlafes.
Hypnose ist eine schlafähnlicher zustand, in dem womöglich ein besserer Zugang zum Unterbewusstsein eines Menschen erreicht werden kann. in Mor­
pheus` Arme sinken
Morpheus, der Sohn des Hypnos (siehe dort!), erschien nach antiker Vorstellung den Schlafenden in vielerlei Gestalt; er war also der Gott der Träume.
Wenn wir „In Morpheus` Arme sinken“, schlafen wir schlicht und einfach ein und träumen hoffentlich etwas Schönes.
Kassan­
drarufe
Kassandra, die Tochter des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe wurde von Apollon, dem Gott der Weissagung und des Lichtes, umworben und mit der Sehergabe beschenkt; sie aber lehnte ihn ab und zog sich auf diese Weise den Zorn der Gottheit zu.; Apoll verwünschte sie nämlich mit der Folge, dass sie zwar weiterhin die Zukunft vorhersehen konnte, aber niemand ihren Prophezeiungen glaubte. so wurden auch ihre häufigen Warnungen vor der Gefahr des Trojanischen Pferdes nicht ernst genommen und sie konnte trotz ihres Wissens den Untergang der Stadt nicht verhindern.
Auch heute werden wahrscheinlich viele durchaus sehr ernst zu nehmende Warnungen und Mahnungen zu wenig beachtet, beispielsweise die Mahnungen der Klimaforscher im Hinblick auf eine vom Menschen verursachte Erderwärmung oder Ähnliches. Man kann sich vielleicht vorstellen, welch quälende Emotionen damit verbunden sein dürften, wen man die klare Erkenntnis von einer drohenden Gefahr hat, diese aber niemandem oder zu wenigen Menschen vermitteln kann.
lukullisch speisen
Der im 1. Jahrhundert von Chr. lebende römische Politiker und Feldherr Lukullus zeichnete sich durch eine eher ungewohnte Fairness gegenüber der sonst oft sehr gepeinigten Provinzialbevölkerung aus, indem er z.B. in Asien, die völlig überzogenen Zinssätze von 48% auf nur noch 12 % senkte; dadurch machte er sich aber bei den maßlos geldgierigen Finanzleuten in Rom viele Feinde. Er zog sich infolge dessen aus der Politik zurück, konnte aber als zweitreichster Mann Roms in einer wahren Prunkvilla auf dem Hügel „mons Pincius“ (heute: „Monte Pincio“) leben und dazu noch einen großartigen Park anlegen; Da er mit seinem gewaltigen Reichtum auch stets auf höchstem Niveau, d.h. „vom Feinsten“, speisen konnte, erklärt sich unsere heutige Redewendung “speisen wie Lukull“ oder „lukullisch speisen“ ganz von selbst.
Mara­
thonlauf
Als die Athener im Jahre 490 v. Chr. unter ihrem Feldherrn Miltiades das angreifende Perserheer ca. 42 km vor ihrer Heimatstadt beim kleinen Ort Marathon besiegt hatten, lief ein griechischer Soldat die gesamte Strecke im Dauerlauf bis in die Stadt hinein, um die hoch erfreuliche Kunde vom Sieg zu übermitteln; als ihm dies gelungen war, brach er vor Erschöpfung zusammen und starb.
Der so genannte Marathonlauf über eine Strecke von genau 42,195 km, ist in der modernen Leichtathletik eine fester Bestandteil, nicht zuletzt auch bei den olympischen Spielen.
mit Argus­
augen bewachen
Io war die Tochter des Königs von Argos, das in der griechischen Landschaft Argolis lag; Der Götterchef Zeus liebte sie, doch seine eifersüchtige Ehefrau hera verwandelte die junge Frau in eine Kuh und ließ diese von einem hundertäugigen Wächter namens Argos bewachen; Auf Befehl des Zeus wurde dieser Wächter aber vom Götterboten Hermes getötet; doch Hera ließ sich eine weitere List einfallen, um zumindest ´noch für eine gewisse Zeit ein Zusammentreffen der Io mit ihrem Mann zu verhindern… Wenn jemand mit Argusaugen z.B. über seinen Reichtum wacht, dürfte ihm keine Gefahr entgehen; er hat seine Augen gleichsam überall; vielleicht ist diese Eigenschaft auch den Schiedsrichtern der Fußball­WM zu wünschen.
Moneten
Einer der bedeutendsten Hügel der Stadt Rom war schon immer das Captitol(ium); auf seinen beiden Gipfeln befanden sich einerseits ein gemeinschaftlicher Tempel für Jupiter, Juno und Minerva, auf der anderen Seite gab es einen Tempel für die Juno Moneta (= die Mahnerin) und direkt neben diesem Tempel war die Münzprägestelle angesiedelt; offensichtlich haben die römischen Bankiers, wenn sie neues Geld dort aben abholen wollten sich immer ungenauer ausgedrückt, etwa so: „Ich muss mal raschhoch gehen zur Münsprgestelle neben dem Moneta­Tempel!“ , oder etwas verkürzt: „Ich brauche Geld, muss also mal hoch zum Monetatempel,!“ oder Ich muss mal hoch zum Moneta!“ Irgendwie auf diesem oder einem anderen Weg scheint der Begriff „Moneta“ (= Mahnerin) zum Inbegriff für Geld geworden zu sein:
Ob heute die Rede ist von „money“, la mone, „Moneta“, „Moneten“; die Herkunft dieser Wörter ist ebenso klar wie überraschend.
Denn auch recht komplizierte Zusammenhange finden manchmal ihren Niederschlag in Begriffen, deren Wortlaut dann massiv von eigentlich Gemeinten Inhalt abweicht.
Merkur
Der römische Merkur, der dem griechische Hermes gleichzusetzen ist, galt als Götterbote, der u.a. mit seinen geflügelten Schuhen wichtige Mitteilungen der olympischen Götter überbringen konnte.
Es liegt nahe, die Aufgabe einer Zeitung mit der Tätigkeit dieses Gottes in Verbindung zu bringen, sei es in München oder im Rheinland (>Rheinischer Merkur).
Narziss
(­mus)
Narkissos (griechische Version des Namens) oder auf Lateinisch Narcissus war ein besonders schöner junger Mann, der allerdings nicht von der Liebe wissen wollte und somit etliche Frauen enttäuschte und kränkte; ja sogar die Liebe der Nymphe Echo wies er zurück; doch er musste seine abweisende Art später sehr hart büßen und bereuen: Irgendeiner der verschmähten Liebhaber verwünschte ihn dazu, dass Narcissus sich beim Blick in eine Quelle in sein eignes Spiegelbild verliebte und letztlich starb, als er erkennen musste, dass er das „Objekt“ seiner Liebe niemals erreichen könne. Sein Leib wurde in eine Blume, die Narzisse, verwandelt.
Nicht nur der Psychiater Sigmund Freud sprach von der abnormen Haltung des „Narzissmus“, wenn ein Mensch zu sehr von „Eigenliebe“, ja fast schon Verliebtheit in sich selbst geprägt zu sein schien. Auch in unserer Alltagssprache fällt der Begriff hin und wieder, wenn ein Mensch in seinem Verhalten auch nur andeutungsweise diese Merkmale aufweist; er ist dann eben ein „Narziss“ oder sehr „narzistisch“. Nike (Sport­
artikel)
Nike war die griechische Göttin und damit Personifikation des Sieges. Sie wurde auf der Athener Akropolis in einem kleinen Tempel verehrt. Die Römer Nannten ihre Siegesgöttin „Victoria“.
Welcher Werbename könnte positiver klingen als „Nike“, zumal dann, wenn ihn ein Firma trägt, die sich auf die Ausrüstung von Sportlern spezialisiert hat.
Ödipus­
komplex /
ödipale Phase
Der Grieche Ödipus, der Sohn des thebanischen Königspaares Laios und Iokaste, bekommt im Laufe seines Lebens die Härte des Schicksals in besonderer Weise zu spüren: Sein Vater war vom Orakel in Delphi gewarnt worden eine Familie zu gründen, da ihn in diesem Falle sein eigener Sohn töten werde. Dennoch missachtete Laios diese Warnung und bekam mit seiner Frau einen Sohn. Dann jedoch über kam ihn die angst, die Weissagung des Orakels könnte eines Tages eintreten. Deshalb durchbohrte er die Fersen des Kindes und setzte es irgendwo im Gebirge aus, in der Hoffnung auf diese Weise das Kind aus seinem Leben geschafft zu haben.
Es wurde jedoch gefunden, zum König von Korinth gebracht, Ödipus, d.h. der „Schwellfuß“ genannt und dort groß gezogen. Als junger Mann holte Ödipus selbst, der sich über seine wahre herkunft im Unklaren war, den Rat des Orakels ein, erfuhr aber nur Folgendes: „Geh nicht nach Hause, sonst wirst du deinen Vater töten und deine Mutter heiraten!“
Völlig erschüttert über die Weissagung mied er nun Korinth, das er als sein Zuhause ansah und reiste in eine ganz andere Richtung, die ihn allerdings zu seiner eigentlichen Heimatstadt Theben führte, ohne dass er davon etwas ahnte. Unterwegs geriet er mit dem Lenker eines anderen Wagens in Streit, vielleicht über eine Vorfahrtsregel, wurde handgreiflich und erschlug den Mann im Zorn; es war sein Vater, was er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnte; dann gelangte er nach Theben, das zu dieser Zeit von dem Ungeheuer Sphinx terrorisiert wurde. Dieses weibliche Mischwesen aus Vogel, Löwe und Mensch stellte jedem Reisenden, der an die Stadtmauern der Stadt gelangte ein Rätsel und tötete alle, di es nicht lösten. Ödipus war der erste, der die richtige Antwort wusste, frustrierte dadurch die Sphinx so sehr, dass sie sich sogleich das Leben nahm; Theben war von diesem Unglück also befreit und Ödipus bekam zum Lohn für seine Leistung die Königin zur Frau; es war Iokaste, seine Mutter, was er ebenfalls erst siel zu spät erfuhr; aus diesen Untanten ergaben sich nun zahlreiche weitere sehr dramatische Entwicklungen…
Diese Ödipussage hat in der modernen Wissenschaft der Psychologie zur Prägung zweier bekannter Fachbegriffe beigetragen:
Die besondere Zuneigung, ja Liebe eines Kindes zum andersgeschlechtlich
en Elternteil, also des Sohnes zur Mutter oder der Tochter zum Vater, mag ­ so sehen es manche Psychologen – ein durchaus normales, aber vorübergehendes Entwicklungsstadiu
m darstellen; man spricht von der „ödipalen Phase“. Wenn sich diese Haltung aber verfestigt, vielleicht bis in Erwachsenenalter fortsetzt und den Aufbau einer Liebesbeziehung zum einem bis dahin fremden Menschen verhindert, handelt es sich wohl um eine eher ungünstige seelische Entwicklung, die als „Ödipuskomplex“ bekannt ist.
Odyssee
Der griechische Held Odysseus hatte – allerdings erst nach der einer zehnjährigen erfolglosen Belagerung der verfeindeten Stadt Troja – die zündende Idee gehabt, die hervorragend befestigte Stadt mithilfe einer List zu erobern; und durch das „hölzerne / Trojanische Pferd“ (vgl. dort) wurde auch der Sieg erreicht. Seine dadurch endlich möglich gewordene Rückreise zu seiner griechischen Heimatinsel Ithaka verlief nicht zuletzt durch den Einfluss mancher feindlicher Gottheiten sehr kompliziert und gefährlich: Er musste z.B. sich und seine Gefährten vor dem einäugigen Riesen Polyphem retten, ebenso vor den Menschen fressenden Laistrygonen, die Zaubermacht der hübschen Kirke besiegen, dem verführerischen, aber lebensgefährlichen Gesang der Sirenen widerstehen, an den Ungeheueren Skylla und Charybdis (siehe dort) vorbeisegeln, viele Stürme überstehen, bis er nach seinen weiten Irrfahrten erst ein weiteres Jahrzehnt später bei seiner immer noch geliebten Frau Penelope ankam.
Im Hinblick auf die Irrfahrten des Odysseus spricht man heute von einer Odyssee, wenn man in vergleichbarer Weise große Umwege auf sich nehmen muss und eine übermäßig lange Geduld braucht, um ein angestrebtes Ziel zu erreichen.
Olympi­
sche Spiele
Im antiken Griechenland wurden seit 776 v. Chr. im Ort Olympia alle 4 Jahre sportliche Spiele veranstaltet, die insbesondere kultische Zwecke, also die Götterverehrung, verfolgten. Erst 394 nach Christus wurde diese Art der Spiele vom christlichen römischen Kaiser, zu dessen Weltreich inzwischen längst auch Griechenland gehörte, abgeschafft.
Auf Anregung des französischen Barons Pierre de Coubertin ließ man im Jahre 1896 die Olympischen Spiele der Antike wieder aufleben, wobei der Austragungsort in diesem Jahre Athen war, und seither findet diese Veranstaltung wiederum alle 4 Jahre statt, allerdings nicht mehr vor einem religiösen Hintergrund, sondern vielmehr im Geiste von Fairness und Völkerverständig
ung.
Ozean (Okea­
nos)
Nach altgriechischer Vorstellung wurde die Erdscheibe von einem göttlichen Strom umflossen, dem Okeanos. ‚Er war, als Person gedacht, Sohn der Erdgöttin Gaia und des Himmelsgottes Uranos. Man stellte sich den okeanos als ehrwürdigen Greis dar, als den Vater aller Gewässer. Heute wissen wir es besser: Die Erde ist keine Scheibe, sondern eine Kugel. Unsere Weltmeere heißen aber immer noch „Ozeane“.
panischer Schre­
cken / panische Angst
Den alten Fruchtbarkeitsgott Pan, ein Sohn des Götterboten Hermes und einer Nymphe stellte man sich mit Bockshörnern und Bocks­beinen und Bart vor. Er war ständig hinter hübschen Jungen und Mädchen her und machte sich einen Spaß daraus, besonders in der Mittagshitze durch sein plötz­liches auftauchen Herden und Hirten zu erschrecken, eben in „panische“ Angst zu versetzen. Auch in der berühmten Schlacht von Marathon, in der die Griechen sich gegen die angreifenden Perser zur Wehr setzen mussten, soll er die Perser zutiefst in Schrecken versetzt und damit den griechischen Sieg eingeleitet haben.
Sehr große Angst nennen wir heute dementsprechend „Panik“.
Phaeton (VW)
Der Sonnengott Helios hatte seinem Sohn Phaeton die Erfüllung eines besonderen Wunsches versprochen. Daraufhin bat dieser seinen Vater, einmal den Sonnenwagen zu lenken, mit dem Helios täglich seiner Himmelsbahn unterwegs war. Umsonst waren die warnenden Worte des erfahrenen Gottes, der genau wusste, dass dieses unternehmen schief gehen würde. Phaeton ließ sich nicht mehr von dieser verlockenden Vorstellung abbringen, dass er wenigstens einmal die Zügel dieses Wagens in den Händen halten werde.
Als bei dieser Probefahrt die feurigen Rosse spürten, dass eine unerfahrene Hand die Zügel hielt, gerieten sie außer Kontrolle, verließen die richtige Bahn und kamen der Erde viel zu nahe, so dass durch die Sonnenhitze dort schlimmste Brände verursacht wurden und angeblich entstanden bei dieser Katastrophe die Wüsten auf unserem Planeten. Zeus musste schließlich Phaeton durch einen Blitz vom Wagen schleudern, um ein noch größeres Unheil zu verhindern, und dieser Stürzte am Rande der Welt in den Fluss Eridanus. Weshalb die Automobilfirma VW eines ihrer Modelle ausgerechnet nach diesem jungen Gott, der vor allem für seinen Leichtsinn und sein sträfliche Selbstüberschätzu
ng bekannt geworden ist, benannt hat, bleib sicherlich ein Werksgeheimnis, auf jeden Fall ist es einem Außenstehenden schwer verständlich. Und bei einem Blick auf die Absatzahlen gerade dieses Wagens muss man vermuten, dass in diesem Falle der Name in der Tat das böse Vorzeichen für einen jähen Absturz war.
Pyrrhus­
sieg
Pyrrhus (306 v. Chr. – 272 v. Chr.), der König der auf dem griechischen Festland gelegenen Landschaft Epirus, hatte den Ehrgeiz, ähnlich wie einst der Makedone Alexander der Große, sein Reich ständig zu vergrößern; allerdings sind seine Erfolge keineswegs mit denen seines weltberühmten Vorbildes zu vergleichen; als er in Süditalien kämpfte, errang er zwar bei Herakleia und Ausculum zwei Siege, musste danach aber in Anbetracht der großen Verluste, die sein Heer dabei erlitten hatte, feststellen: „Noch ein solcher Sieg, und ich bin verloren!“
Ein mit großen Nachteilen „erkaufter“ Erfolg wird heute gerne auch als Pyrrhussieg bezeichnet, z.B. wenn durchaus erfolgreiche staatliche Sparmaßnahmen zur Sanierung des Haushalts infolge einer geringern Investitionstätigke
it des Staates zu einer verstärkten Arbeitslosigkeit führen würde. seinen Obolus entrich­
ten
Als Obolus wurde die kleinste Münze der alten Griechen bezeichnet.
Die Sage berichtet, dass der Fährmann Charon nur jene Toten sicher über den Unterweltfluss Styx bzw. Acheron ins Reich der Verstorbenen brachte, denen man einen Obolus unter die Zunge gelegt hatte. Dieser Geldbetrag, den der Fährmann als Lohn nahm, war demnach eine Art Eintrittsgeld in den „Hades“(= die Unterwelt), wo die meisten der unsterblichen Seelen nach einem akzeptablen irdischen Lebenswandels ein empfindungsloses Schattendasein führen, etliche aber wegen ihres lasterhaften Lebens im „Tartarus“ unendliche Qualen erdulden, und nur sehr wenige herausragende Gestalten im „Elysium“ paradiesische Zustände und ewiges Glück genießen dürfen.
Wenn die Redensart heute verwendet wird, bedeutet sie, dass beispielsweise als Eintrittsgeld oder für irgendwelche Dienstleistungen ein (hoffentlich kleiner) Betrag zu zahlen ist. Sisyphus­
arbeit
Sisyphos, der Gründer und Herrscher der griechischen Stadt Korinth, soll es gewagt haben, den Todesgott, zu fesseln, so dass längere Zeit niemand mehr starb auf der Erde, ebenso sei er diesem nach dem eignen Tode durch einen üblen Trick aus der Unterwelt für eine gewisse Zeit entwischt. Auf alle Fälle muss(te) er nach seinem unwiderruflichen Abstieg in das Reich der Toten ewig büßen für seine dreisten Vergehen: Er hat die zwingende und niemals endende Aufgabe zu bewältigen, dass er einen schweren Fels auf einen Berg wälzt, von wo dieser jedes Mal wieder zu Tal rollt, um dann erneut hinaufgebracht zu werden. „Das war eine Sisyphusarbeit!“ , werden wir vielleicht verärgert sagen, wenn wir trotz großer Anstrengung keinen Erfolg verbuchen können.
Skylla und Charyb­
dis
Skylla war ein schlimmes Ungeheuer, das im Mittelmeer lebte und aus jedem an seiner Felsenhöhle vorbeifahrenden Schiff mit seinen sechs auf überlangen Hälsen sitzenden Raubtierschädeln sechs Seeleute holte und zermalmte; auch der berühmte Odysseus konnte nicht verhindern, dass es einigen seiner Gefährten so erging. Nicht weit von Skylla entfernt, direkt gegenüber ihrer Behausung gab es ein zweites Monster, das gewohnt war dreimal täglich die Fluten des Meeres einzusaugen, wobei dabei ganze Schiff mit verschlungen wurden, und dann wieder alles auszuspeien; auch ihr fielen zahlreiche Seefahrer zum Opfer. Schon in der Antike war es –
wie auch heutzutage – ein gängiges Sprichwort, wenn man in einer ausgesprochen schwierigen bzw. doppelt riskanten Lage feststellte, dass „der Weg zwischen Skylla und Charybdis hindurchführe“. Stoische Ruhe
Das alte Griechenland ist zu einem großen Teil die „Wiege“ unserer abendländischen Kultur. Ab dem 5. Jahrhundert v. Christus entwickelten sich dort u.a. auch mehrere philosophische Denkrichtungen bzw. Schulen. Zu diesen zählen die von Platon geprägte Akademie, der Peripathos des Aristoteles, die epikureische Schule namens Kepos und auch die Stoa. Die Stoiker stellten sich im Gegensatz zu der allgemeinen Volksreligion vor, dass die Welt von einer einzigen, nicht personalen göttlichen Vernunft regiert werde, die alles, auch die Details jedes menschlichen Lebens, optimal regle. Somit sei es lediglich die Aufgabe des Menschen, der nach Glück strebe, sich in den Willen der Gottheit zu fügen; denn selbst wenn Ereignisse wie Krankheit oder Tod einträten oder drohten, sei es sicherlich die bestmögliche Variante des Schicksals, obwohl es der von seinen Affekten bzw. Leidenschaften gesteuerte Mensch nicht immer gleich so sehe und akzeptiere. Der in der Lehre der Stoa Geschulte könne diese niederen, vernunftlosen Regungen seiner Seele aber beherrschen und damit durch die völlige Schicksalsergebenheit das höchste Glück erreichen. Mit dieser Haltung sahen sich die Stoiker gegen jegliche Schicksalsschalsschläge gewappnet; nichts brachte sie aufgrund ihres Urvertrauens auf eine perfekte göttliche Fügung aus der Fassung.
Beneidenswert sind Menschen, die die Kraft besitzen ihr Leben, vor allem eben besonders schwierige Situationen, mit der sprichwörtlichen „stoischen Ruhe“ bewältigen.
Tantalus­
qualen
Tantalos, der König der Landschaft Ly­
dien (in der heutigen Türkei gelegen), war eigentlich bei den Göttern besonders be­
liebt und geachtet, so dass er bisweilen von ihnen sogar in ihren Wohnsitz, auf den Gipfel des Olymp eingeladen und dort mit den Herrn der Welt speisen durfte. Doch Tantalos verspielte seinen guten Ruf sehr bald, indem er zunächst Teile der Götterspeisen Ambrosia und Nektar heim­
lich von dort entwendete und später durch ein ausgesprochen schreckliches Verbre­
chen überprüfen wollte, ob die Götter tat­
sächlich so klug seinen, wie sie von sich behaupteten: Er tötete nämlich seinen eigenen Sohn Pelops und setzte den Göt­
tern, als diese zum Gegenbesuch bei ihm vorbeischauten, das Fleisch des Jungen vor. Er wollte nur beweisen, dass auch die hohen Götter nichts von dem schlimmen Vergehen merken würden. Doch er hatte sich getäuscht: Keiner der Unsterblichen rührte auch nur ein Stück des Fleisches an, nur Demeter aß ein kleines Stück von des­
sen Schulter, da sie in tiefer Trauer über den Verlust ihrer Tochter unaufmerksam gewesen war. Pelops wurde von den Göt­
tern bald wieder ins Leben zurückgerufen und seine Schulter durch ein Stück Elfen­
bein ersetzt; sein Vater jedoch hat(te) als Strafe für diese Untat in der Unterwelt ewig zu büßen: Er muss dort bis zum Kinn im Wasser stehen, kann aber trotzdem seinen schrecklichen Durst nicht löschen; denn immer wenn er sich bückt, um zu trinken, weicht das Wasser zurück. Über seinem Kopf hängen wunderschöne Früch­
te, doch auch seinen quälenden Hunger kann er damit nicht stillen, da der Ast des betreffenden Baumes bei jedem Versuch des Tantalos, nach einer Frucht zu greifen, von einem Windstoß weg geweht wird.
Wahre Tantalosqualen leidet einer auch heute, wenn er etwas unbedingt haben möchte, wobei es ihm schon zum Greifen nahe erscheint, er es aber nicht bekommt.. Trojani­
sches Pferd
Die Griechen führten gegen die im Gebiet der heutigen Türkei gelegene Stadt Troja einen langen und erbitterten Krieg, da der Trojanische Königssohn Paris die schöne Helena, die Ehefrau des Fürsten der griechischen Stadt Mykene, entführt hatte. Doch auch nach einer zehnjährigen Belagerung war die Eroberung der bestens gesicherten Stadt noch nicht gelungen. Deshalb besann man sich auf eine List: Nach einer Idee des großen und sehr schlauen Helden Odysseus bauten die Griechen ein gewaltiges hölzernes Pferd. In seinem Inneren versteckten sie zahlreiche Soldaten, den Trojanern aber ließen sie mitteilen, sie seine entschlossen, den viel zu lange gewordenen Kampf aufzugeben und nach Hause zurückzukehren; das Pferd wollten sie ihnen schenken, sie sollten es zur Verehrung ihrer Götter in der Stadt aufstellen, es werde ihnen Glück bringen. Als die griechische Flotte zum Schein abgezogen war und sich hinter der nächst gelegenen Insel verbarg, zögerten die Trojaner zwar eine Zeit lang, den Rat zu befolgen, doch dann überwog die Zuversicht und sie zogen das Pferd vom Strand, wo es die Griechen hinterlassen hatten, in ihre Stadt und stellten es an einem zentralen Platz auf. Während sie dann den vermeintlichen Frieden feierten, stiegen in der Nacht die griechischen Soldaten aus dem Pferd, öffneten die Stadttore von innen und so könnte ihr inzwischen zurückgekehrtes Heer problemlos in die Stadt eindringen. Damit war der Untergang von Troja besiegelt.
In der modernen Computersprache bedeutet der Begriff „Trojanisches Pferd“ ein Programm, das sich gut getarnt Zugang zu Daten bzw. Datenträgern verschafft, um dort großen Schaden anzurichten. Xan­
thippe
Der berühmte griechische Philosoph Sokrates, der nach langen und intensiven Überlegungen zum Ergebnis kam „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, fand bei seiner Ehefrau Xanthippe wohl kaum Verständnis für sein elitäres Hobby, da es nur sehr wenig Engagement von seiner Seite für die Familie und Probleme des Haushalts zuließ. So lässt es sich vermutlich auch erklären, dass sie nicht selten sehr unzufrieden war mit dem Einsatz ihres Mannes in diesem Bereich und dies auch z.T. massiv durch eine recht zänkische und streitbare Art zum Ausdruck brachte. Ihre Schimpfkanonaden überstand Sokrates aber in aller Regel mit großer Gelassenheit, etwa nach dem Motto: Jedes Gewitter zieht einmal ab, man muss es nur erwarten können.
Es ist sicherlich sehr fraglich, ob das Beispiel des weltberühmten Sokrates heutzutage Männer trösten kann, die das Gefühl haben, mit einer „Xanthippe“ verheiratet zu sein.
Zank­
apfel
Bei der Hochzeit der Meeresgöttin Thetis und des griechischen Königs Peleus waren auch die Göttinnen und Götter vom Berg Olymp eingeladen, u.a. die Aphrodite/ Venus, die Göttin der Liebe, Hera / Juno, die Frau des Zeus / Jupiter, Athene / Minerva, die Göttin der Kunst bzw. Kriegskunst und auch Eris / Discordia, die Göttin des Streits. Letztere hatte es ihrem Wesen entsprechend von vornherein darauf abgesehen, einen Streit unter den Gästen auszulösen; dazu warf sie während des Festes einen goldenen Apfel unter die Leute, der die Aufschrift trug: Für die Schönste“. Im Nu war das Ziel erreicht: Insbesondere die oben genannten Göttinnen gerieten sofort in einen massiven Konkurrenzkampf und erst nach langen Diskussionen, die gefärbt waren von Missgunst und Egoismus, einigten sie sich darauf, das wohl ein Schiedsrichter die Streitfrage klären müsse. Paris, der Sohn des trojanischen Königs Priamos, wurde gebeten die Aufgabe zu übernehmen und, als er eingewilligt hatte, sah er sich von allen drei Parteien massiven Bestechungsversuchen ausgesetzt. Er wählte schließlich Aphrodite / Venus zur Schönheitskönigin, da diese ihm dafür die attraktivste Frau der Welt als Gattin versprochen hatte. Indem er die Helena wenig später einfach entführte, obwohl diese mit Menelaos, dem König von Sparta, verheiratet war, löste er den folgenreichen Trojanischen Krieg aus.
Oft streiten sich Menschen auch heute um mehr oder weniger wichtige Objekte, Rechte, Vorteile, die man gerne auch als Zankäpfel bezeichnet.