Felix von Quistorp: Das fast perfekte Verbrechen?

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Felix von Quistorp: Das fast perfekte Verbrechen?
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Felix von Quistorp: Das fast perfekte Verbrechen?
Beigesteuert von
Friday, 25. January 2008
Eingang zum Brunnenkeller
Von Gerhard Wisnewski
Manche Dinge sollen ganz
schnell unter die Erde kommen. Fast noch schneller als den Toten wollen
Polizei und Medien zum Beipiel den Fall des unter mysteriösen Umständen
verstorbenen Felix von Quistorp beerdigen, zumindest aber unter den
Teppich kehren. Polizei und Presse übertrumpfen sich gegenseitig in
Abgeschlossenheitserklärungen. Die Frage ist nur: Warum die Eile? Ist
der Fall denn wirklich schon abgeschlossen? Oder steckt etwas ganz
anderes dahinter?
Das obere Ende des Brunnenschachtes
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Zur Erinnerung: am Abend des
28. Dezember 2006 wurde der 14jährige Oberschüler von seinem Großvater,
Erasmus von Fürstenberg, als vermißt gemeldet. Zusammen mit seiner
Mutter hatte Felix die Weihnachtsfeiertage im Schloß des Großvaters in
Hohenthann bei Landshut verbracht. Gegen 14.00 Uhr war er das letzte
Mal gesehen worden, etwa um 19.25 Uhr alarmierte von Fürstenberg die
Polizei. Eine tagelange Suchaktion blieb ohne Ergebnis, bis man die
Leiche des Jungen schließlich am 3. Januar um etwa 9.40 Uhr in einem
Schloßbrunnen fand.
Für die Öffentlichkeit sah es
zunächst wohl so aus, als sei der 14jährige aus Unachtsamkeit in die
Tiefe des Brunnens gestürzt. Doch wie die Bauweise des Schachtes und
die Obduktion ergaben, liegen die Dinge komplizierter: Die Öffnung des
Schachtes befindet sich in einem etwa zehn mal zehn Meter großen Raum,
der über einige Treppenstufen zu erreichen ist. Der runde Schacht mißt
etwa zwei Meter im Durchmesser und führt etwa 15 Meter in die Tiefe,
also etwa fünf Stockwerke. In die Schachtwand sind Metallsprossen
eingelassen. Im letzten Drittel befindet sich eine hölzerne Plattform
mit einem nur schmalen Durchlaß. Unterhalb der Plattform geht es nur
noch geringfügig in die Tiefe. Erst dann stößt man auf eine etwa 1,50
Meter tiefe Pfütze aus Schlamm, Unrat und Wasser. Darin soll Felix
gelegen haben.
Die Unfalltheorie mußte durch das Ergebnis der Obduktion doch erheblich abgewandelt werden, denn der Tote hatte nur
zwei Sorten von Verletzungen:
So
stellt sich die Bild-Zeitung Felix' Absturz vor. Der Junge klettert an
den Metallsprossen (rechts) bis zu einer Zwischenplattform aus Holz in
die Tiefe. Dort zwängt er sich durch eine schmale Öffnung (die sich
wohl eher bei den Metallsprossen befand) und stürzt in das Wasser am
Brunnenboden.
1. Mehrere oberflächliche Schürfwunden.
2. Eine Platzwunde am Hinterkopf.
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Zu wenig für einen tiefen
Sturz in den mit Metallsprossen versehenen Brunnen mit anschließendem
Aufprall auf die in der Tiefe eingezogene Holzplattform: „Wenn er von
ganz oben gefallen wäre, hätte er Brüche am ganzen Körper gehabt", so
ein Polizeisprecher laut Bild-Zeitung. Leuchtet ein. Außerdem hätte
sich Felix nach diesem Aufprall wohl kaum noch durch die schmale
Öffnung in der Holzplattform gezwängt, um anschließend weitere zwei
Meter zu fallen und sich mit seiner Körpergröße von einem Meter achtzig
im nur einen Meter fünfzig tiefen Schlamm des Brunnens regelrecht zu
verbuddeln. Und zwar so sorgfältig, daß ihn erst ein Taucher finden
konnte.
Mit dem Obduktionsergebnis
bekam die Geschichte eine entscheidende Wendung. Die einfachste Version
- Felix streunt in dem Brunnenkeller herum und stürzt aus Unachtsamkeit
in den Schacht - war damit vom Tisch. Auch Selbstmord war damit
weitgehend ausgeschlossen. Denn dann hätte sich der Junge wohl gleich
von ganz oben in den Brunnen gestürzt. Übrig blieb als einzig möglicher
Schluß: Felix mußte selbst in den Brunnen geklettert sein. Damit wurde
der Fall richtig schwierig. Denn ein Motiv für dieses Verhalten war
weit und breit nicht in Sicht.
Dazu muß man sich einen
solchen Abstieg einmal vorstellen. Die Kletterpartie gleicht dem
Versuch, eine fünf Stockwerke hohe Hauswand an Metallsprossen
herunterzuklettern, und zwar ohne den bei Feuerleitern üblichen
Absturzschutz. Gegen das, was Felix angeblich aus freien Stücken
unternommen hat, wäre jedoch auch dies der reinste Spaziergang gewesen.
Dazu kamen im Fall des Brunnens nämlich Kälte, Feuchtigkeit, absolute
Dunkelheit, Klaustrophobie und - sollte die offizielle Version stimmen
- völlige Einsamkeit. Sollte irgendetwas schiefgehen, wäre demnach also
auch keine Hilfe in Sicht gewesen. Und schließlich wäre da ja auch noch
das grundsätzliche Problem für ein 14jähriges Kind, mutterseelenallein
in einen solchen angsteinflößenden, dunklen Schacht hinabzusteigen.
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Die waghalsige Kletterpartie
paßt also weder zu einem Kind im allgemeinen noch zu Felix im
besonderen: "Der Junge gilt als besonnen", meldete die Berliner BZ.
"Der vermisste Felix ist Polizeiangaben zufolge ruhig, introvertiert
und zurückhaltend", schrieb der Tagesspiegel.
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Damit gab es ein
grundsätzliches Erklärungsproblem. Keine noch so an den Haaren
herbeigezogene Spekulation war Presse und Polizei dumm genug, es vermeintlich - zu lösen und die schreienden Widersprüche dieser Version
zu kitten.. Gehen wir die angebotenen Motive einmal durch:
1. War es eine Mutprobe?
Die Abendzeitung sprach zuerst mit der Leiche: "Es war eine Mutprobe".
Die Münchner Abendzeitung
verkündete dies als feststehende Tatsache zwei Tage nach dem Auffinden
der Leiche auf Seite 1. Für einige Hunderttausend Passanten dürfte die
Sache damit geklärt gewesen sein. Ohne den Artikel zu lesen, konnten
sie davon ausgehen, daß es dafür irgendwelche substanziellen Hinweise
gibt. Im Artikel auf Seite 13 wird ein Polizeisprecher aber nur mit
den Worten zitiert: Es "kann" eine Mutprobe gewesen sein. Eine reine
Spekulation also. Das Problem ist nämlich: Mutproben finden kaum
jemals alleine statt. Vielmehr pflegen sich Kinder und Jugendliche
ihren Mut im Beisein anderer zu beweisen. Ersten, weil hier der nötige
Gruppendruck für waghalsige Unternehmungen entsteht, zweitens weil eine
Mutprobe ohne Publikum nichts wert ist.
2. Hatte Felix etwas in dem Brunnen verloren?
Das müßte wohl ein Gegenstand
gewesen sein, der den Einsatz des eigenen Lebens hätte wert sein
müssen. Wie, warum und bei welcher Gelegenheit hätte Felix ihn oben am
Brunnenschacht verlieren können? Selbst wenn etwas Derartiges
eingetreten wäre, hätte es wohl keinen Grund gegeben, das Unternehmen
alleine durchzuziehen und keine Hilfe zu holen, die die Kletterpartie
mit Lampen und Seilen hätte absichern können.
3. Wollte Felix heimlich eine Zigarette rauchen, wie laut Berliner Morgenpost spekuliert wurde?
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Warum hätte sich der Junge
wegen einer Zigarette wohl in Lebensgefahr begeben sollen? Gab es in
den großen Gebäuden und auf dem riesigen Schloßgelände etwa kein
unbeobachtetes Plätzchen, um ungestört eine Zigarette zu rauchen?
Schließlich ging es ja auch nicht nur um die Gefahr, sondern auch um
den enormen Aufwand eines solchen Abstiegs.
Warum der Gymnasiast also kurz
vor seiner geplanten und sogar ersehnten Abreise plötzlich von einer
unstillbaren Sehnsucht nach einer lebensgefährlichen Kletterpartie in
einem alten stillgelegten Brunnen befallen wurde, ist nach wie vor ein
Rätsel. Die ganze Situation vor seinem Verschwinden paßt - soweit
bekannt - nicht zu diesem Unternehmen: Felix hatte überhaupt keine
Lust, in dem Schloß zu bleiben, ihn zog es vielmehr wieder heim nach
Potsdam: "Laut 'Bild'-Zeitung drängte Felix seine Mutter vor der
Abreise nach Bayern, spätestens am vergangenen Freitag (also dem Tag
nach seinem Verschwinden) mit ihm nach Potsdam zurückzukehren. Dort
habe er mit einem Freund Geburtstag feiern wollen. 'Er freut sich seit
Monaten auf diese Party, und ich hab ihm versprochen, dass er
rechtzeitig dorthin kommt', sagte Felix' Mutter. Die Familie habe daher
bereits auf gepackten Koffern für die Rückreise gesessen, als sie das
Verschwinden des Jungen bemerkte", berichtete n-tv.
Fassen wir zusammen:
1. Eine solche ebenso
ungemütliche, lebensgefährliche wie angsteinflößende Kraxelei würde man
kurz vor der Abreise aus dem Urlaubsort wohl nur aus zwingenden Gründen
unternehmen.
2. Und wenn, dann auf keinen Fall alleine und ohne Absicherung.
3. Zumindest würde man Andere über diesen bizarren und abgelegenen Aufenthaltsort informieren.
4. Eine Platzwunde am
Hinterkopf kann man sich so und so zuziehen: Vielleicht bei einem
Sturz, vielleicht aber auch, in dem man eins übergezogen bekommt.
Es hilft nichts: Nach Lage der
Dinge sind alle diese Widersprüche nur durch die Anwesenheit mindestens
einer weiteren Person zu erklären:
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1. Sie lieferte das Motiv - entweder in Form irgendeines Vorwandes oder Hilfeersuchens oder einer vorgehaltenen Waffe.
2. Sie war es, die über den Verbleib des Jungen Bescheid wußte, aber sonst niemanden informierte.
3. Sie leistete dem Jungen beim Abstieg eine mehr oder weniger angenehme Gesellschaft.
4. Sie brachte dem Jungen die Platzwunde bei.
5. Sie sorgte so dafür, daß er bewußtlos ins Wasser stürzte und deshalb ertrank.
6. Vor allem aber: Sie leuchtete dem Jungen bei seinem lebensgefährlichen Abstieg.
Denn der Brunnen war ohne
Beleuchtung nicht zu begehen. Schon im Brunnenraum gibt es kein
elektrisches Licht, ist es also stockdunkel; erst recht in dem fünf
Stockwerke tiefen, engen Schacht. Zwar wurde dort Felix' Feuerzeug
gefunden. Da er beim Abstieg an den Metallsprossen aber ständig
umgreifen mußte, hätte er kein brennendes Feuerzeug in der Hand halten
können, ohne sich zu verbrennen. Daß Felix irgendwelche Brandwunden an
den Händen gehabt hätte, wurde aber nirgends berichtet.
7. Die zweite Person legte die Holzbohlen wieder über den Schacht.
Denn laut dem Landshuter
Polizeidirektor Peter Schnitte war der Brunnen, als die Polizei kam,
zugedeckt. Danach spielte sich die Untersuchung des Brunnens
folgendermaßen ab (zitiert nach Die Welt):
"Bei den Durchsuchungen am 28.
und 29. Dezember war, so Schnitte, auch der ebenerdige, etwa 10 mal 10
Meter große Keller etwa 30 Meter vom Wohngebäude entfernt, der über ein
paar abwärts führende Treppen zu erreichen ist, abgesucht worden – auch
mit Hunden.
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'Dabei ist der etwa 16 Meter
tiefe Brunnen mit einem Durchmesser von rund zwei Metern, in dem das
Wasser derzeit rund sechs Meter hoch steht, untersucht worden. Er war
mit Holzbohlen abgedeckt, nichts deutete darauf hin, dass er abgedeckt
worden oder gar jemand eingebrochen war', sagte der Polizeidirektor der
'Passauer Neuen Presse'.
(...) Nach seinen Worten, die
für einige Spekulationen sorgten, sei der Brunnen gestern dann
teilweise abgedeckt, die Bohlen verschoben gewesen."
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"Spekulationen" ist gut. Denn
dieses Zitat des Polizeidirektors bedeutete das Ende der Unfallversion.
Oder sollte Felix nach dem tragischen Todessturz oben die Bohlen wieder
an Ort und Stelle geschoben haben? Interpretiert man den letzten Satz
richtig, dann wurde nach des Polizeidirektors "Worten, die für einige
Spekulationen sorgten" die Version geändert. Nach dieser neuen Version
von "gestern" sei der Brunnen "dann teilweise abgedeckt, die Bohlen
verschoben gewesen."
In Wirklichkeit, so die neue
Version, sei es so gewesen, daß ein Polizeibeamter im Rahmen der ersten
Untersuchungen des Brunnenkellers den Schacht halb aufgedeckt
vorgefunden und den Schloßherrn und Großvater von Felix darauf hin
angewiesen habe, das gefährliche Loch zuzudecken. Erst dann hätten
andere Beamte den Brunnen zugedeckt vorgefunden. Sehr schön. Nur warum
sollte ein Polizeibeamter, der ein verschwundenes Kind sucht, einen
klaffenden Brunnenschacht einfach zudecken, anstatt genau da nach dem
Kind zu suchen? Vermutlich gibt es genau deshalb noch eine weitere
Version. Danach hätten die Beamten den Brunnen nicht nur halb
aufgedeckt vorgefunden, sondern hätten sich auch in den Schacht
abgeseilt. Gefunden haben sie das Kind bei der angeblichen Aktion
allerdings nicht. Erst danach hätten sie den Großvater angewiesen, den
Brunnen zuzudecken.
Die Frage ist nur: Warum hat
dann Polizeidirektor Schnitte in seiner recht ausführlichen
Schilderung der Untersuchungen des Brunnens diesen Vorgang glatt
vergessen?
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Fakt ist, daß ein Teil der Polizei
1. Fremdverschulden unbedingt ausschließen wollte, und zwar zu einem Zeitpunkt, als das noch gar nicht möglich war.
2. den Fall Felix nur allzu schnell beerdigen wollte - mit tätiger Hilfe der Presse.
Wie schnell, das zeigt
folgende Rechnung: "Offenbar ein tragischer Unfall", befand die
Münchner Abendzeitung schon am Tag nach Felix' Auffinden, dem 4.
Januar, unter Berufung auf Landshuts Polizeisprecher Leonhard Mayer:
"Ein Fremdverschulden ist auszuschließen." Damit das am 4. Januar in
der Zeitung stehen konnte, mußte es den Journalisten spätestens am
Nachmittag des 3. Januar in den Block diktiert worden sein, also
rechtzeitig vor dem Redaktionsschluß der Tageszeitung.
Tatsächlich überschlugen sich schon kurz nach der Entdeckung des Toten
die Ereignisse: Der Leichnam wurde geborgen, obduziert, und die Polizei
verkündete das Ende der Ermittlungen.
Vor allem wollte sie
Fremdverschulden ausschließen: Fremdverschulden sei "auf jeden Fall"
nicht im Spiel, meldete auch die Münchner Boulevardzeitung tz am 4.
Januar. Warum die Eile? Genausowenig wie Selbstmord auszuschließen ist,
kann man nach dieser kurzen Zeit Fremdverschulden ausschließen. Das
kann in diesem Fall nur das Ergebnis langwieriger Ermittlungen sein.
Die Obduktion ist nur ein kleiner Teil dieser Ermittlungen. Die
Untersuchung des Leichenfundortes und anderer Spuren sowie die
Befragung von Zeugen dauern im Regelfall mehrere Wochen. Insgesamt
müßten der Auffindeort und seine Umgebung wie ein Tatort behandelt,
abgesperrt und sorgfältig untersucht werden. Warum also will die
Polizei Fremdverschulden so blitzartig vom Tisch haben? Und warum hat
sie bereits am nächsten Tag die Leiche zur Bestattung freigegeben?
Besonders wichtig war es den
Beamten, den Schloßherrn und Felix' Großvater aus der Schußlinie zu
holen: "Eine Mitschuld des Schlossbesitzers an dem Unfall sieht die
Polizei aber nicht, da der Junge selbst in den Brunnen geklettert ist."
Und dann, wortwörtlich: "Für die Polizei ist der Fall abgeschlossen." Eine
seltsame Logik: Ein Fremdverschulden des Schloßbesitzers scheidet
aufgrund einer bloßen Annahme aus, nämlich daß der Junge allein in den
Brunnen gestiegen sei. Oder anders gesagt: Das dies nur eine Annahme
ist, kann das Fremdverschulden eben nicht ausgeschlossen werden. Eine
Vermutung, die wohl lediglich darauf beruht, daß sich niemand als
Begleiter des Kindes zu erkennen gegeben hat. Dennoch wurde diese
Vermutung von Polizei und Presse mit dem Holzhammer festgeklopft. Der
Teenager, so die Botschaft, war an seinem Unglück selber schuld:. Ein
leichtsinniger Dummkopf eben, der sich bei einer bizarren Kletterpartie
in einem stillgelegten Brunnen den Hals gebrochen hat bzw. ertrunken
ist. "Der Tod des 14 Jahre alten Felix von Quistorp ist allem Anschein
nach selbst verschuldet und auf seinen Leichtsinn zurückzuführen",
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verpaßte t-online dem Verstorbenen einen posthumen Tritt. "Es war ein
stiller, ein einsamer Tod tief unten im Schlossbrunnen", hämmert uns
die Bild-Zeitung ein: "Niemand bemerkte etwas. Niemand war dabei, als
Felix (14) aufhörte zu atmen."
Ist ja gut, wir haben verstanden.
Mittlerweile wurde dieses
Spielchen selbst der Polizei zu bunt - zumindest solchen Beamten, die
ihr Handwerk nicht in einem Atemzug mit dem Fall Felix beerdigen
wollten: "Widersprüchliche Angaben der Polizei Landshut" hätten "für Irritation" gesorgt, berichteten am 5. Januar yahoonews: "Polizeisprecher Rupert Grasmüller widersprach am Donnerstag einem Kollegen, der
die Ermittlungen für abgeschlossen erklärt hatte. Grasmüller betonte,
die Sonderkommission befasse sich nach wie vor mit dem Fall. Die Arbeit
werde noch Wochen andauern. So werde demnächst der Schlamm am Grund des
Brunnens genau untersucht, in dem die Polizei bereits das Feuerzeug des
Jungen fand."
Gut gebrüllt. Überhaupt schien
der Mann den Braten allmählich zu riechen: „Er ist gegangen, ohne sich
abzumelden, und hat auch sein Handy dagelassen. Das ist absolut
untypisch für ihn”, sagte Grasmüller laut OVB online.
Fakt ist:
1. Es fehlt das zwingende
Motiv für den absolut lebensgefährlichen Abstieg in den kalten,
feuchten und unheimlichen Brunnen. Rauchen, Abenteuerlust und Mutprobe
scheiden aufgrund der Umstände aus.
2. Der Abstieg wäre ohne Absicherung durch andere nicht möglich gewesen.
3. Der Abstieg wäre ohne Beleuchtung nicht möglich gewesen.
Einstweilen bleibt einem deshalb nur, die Indizien auf eine andere Weise zu deuten:
Das zwingende Motiv für
den Abstieg in den Brunnen lag nicht bei Felix, sondern bei einer
anderen Person. Sie brachte den Jungen unter einem starken Vorwand oder
unter Zwang zum Abstieg in den Brunnen. Sie sorgte für die Absicherung
oder beleuchtete zumindest seinen Weg nach unten, damit er nicht
einfach auf die eingezogene Holzplattform stürzte, sondern dazu
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gebracht werden konnte, sich durch die enge Öffnung zu zwängen. Als er
dies weitgehend vollzogen hatte, schlug ihm die Person mit einem harten
Gegenstand auf den Hinterkopf. Darauf glitt Felix ganz durch die
Öffnung und versank im Brackwasser des Brunnens. Anschließend folgte
ihm die Person, um sicherzugehen, daß er untertauchte. Wahrscheinlich
drückte sie ihn zusätzlich unter Wasser, damit er nicht mehr auftauchen
würde. Anschließend stieg die Person wieder nach oben, verließ den
Schacht und deckte den Brunnen sorgfältig wieder ab. Der
Grund des längst stillgelegten Schloßbrunnens ist der abgelegenste und
verborgenste Ort, der sich denken läßt. Weder Spürhunde noch die
Hubschrauber mit Wärmebildkameras, die kurz nach dem Verschwinden das
Schloßgelände überflogen, hatten eine Chance, den Jungen zu orten. Laut
Stern war der Brunnen weder der örtlichen Feuerwehr, dem technischen
Hilfswerk noch der Gemeindeverwaltung bekannt. Der beste Ort also, um
einen Menschen auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen. Das fast
perfekte Verbrechen. Daß Felix schließlich doch gefunden wurde, war der
große, nicht vorhersehbare "Unfall" in dem Spiel. So rum wird ein Schuh draus. Und dieses Spiel muß solange weitergehen,
bis der oder die Täter gefunden sind.
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