Typische Schadensbilder bei Schwimmbädern – Ursachen und

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Typische Schadensbilder bei Schwimmbädern – Ursachen und
Typische Schadensbilder bei Schwimmbädern – Ursachen und
Lösungsansätze
Dr.-Ing. Lars Wolff
Ingenieurbüro Raupach Bruns Wolff, Aachen, Deutschland
Prof. Dr.-Ing. M. Raupach
Institut für Bauforschung der RWTH Aachen, ibac, Deutschland
Zusammenfassung
Schwimmbäder stellen im allgemeinen Hochbau stets Sonderkonstruktionen dar. Sowohl Stahl- als auch Spannbetonkonstruktionen finden in der Ausführung der Becken Anwendung. Eine gesonderte Betrachtung der dauerhaften Sicherstellung der Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit solcher Konstruktionen, beispielsweise der DIN 1045,
Teil 1 erfolgt jedoch nicht. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass je nach Art der Konstruktion der Becken und der Art
der Desinfektion mitunter auch bei Schwimmbädern gravierende Schäden infolge einer chloridinduzierten Korrosion
auftreten können.
Im folgenden Beitrag werden zunächst aus Sicht der Dauerhaftigkeit die Anforderungen an die Konstruktion von
Schwimmbädern beschrieben. Zudem werden typische Verfahren zur Desinfektion von Badwasser erläutert und die
sich daraus ergebenden möglichen Chloridkonzentrationen im Badwasser abgeleietet. Anschließend erfolgt anhand
eigener Projekte eine Beschreibung typischer Schadensfälle bei Schwimmbädern infolge einer chloridinduzierten Korrosion sowie grundsätzlich mögliche Varianten einer Instandsetzung der Beckenkonstruktionen.
Summary
Swimming bathes are special constructions in the area of building constructions. Both reinforced as well as prestressed
concrete structures are common for the design of the basins. A separate consideration of the durability of stability and
serviceability of such constructions is nevertheless not considered in the German standard DIN 1045, part 1. The experience instead shows that depending on the type of design of the basing and the technique of disinfection also swimming bathes may show severe damage caused by chloride induced corrosion of the reinforcement.
In the introduction of this paper firstly the different demands of German standards and guidelines on the durability of
the construction of swimming bathes are compared. Furthermore typical techniques for the disinfection of the water are
described as well as resulting chloride concentrations in the swimming water. Afterwards examples of typical damages
of swimming bathes caused by chloride induced corrosion of the reinforcement are given. Finally methods for the repair of swimming bathes are described generally.
1. Einleitung
Schwimmbäder, d.h. vor allem Hallen- aber auch Freibäder, zählen üblicherweise zu Bauwerken des Hochbaus und werden in den maßgebenden Regelwerken
für die Bemessung und Konstruktion, z.B. der
DIN 1045, Teil 1, hinsichtlich der Anforderungen zur
Sicherstellung der Dauerhaftigkeit der Konstruktion
(dauerhafte Sicherstellung der Standsicherheit und
Gebrauchstauglichkeit) nicht gesondert betrachtet. Die
Erfahrung zeigt jedoch, dass auch im Fall des „normalen“ Badwassers, d.h. keine Solewässer, je nach Art
der Desinfektion des Badwassers sowie der Details der
Konstruktion ein nennenswertes Risiko für eine chloridinduzierte Korrosion der Bewehrung bestehen kann.
Auch Reinigungsmittel stellen in Schwimmbädern eine
nicht zu vernachlässigende Beanspruchung dar, die
sowohl zu einer Schädigung des Betons als auch der
Bewehrung beitragen kann. Nicht zuletzt haben die
klimatischen Beanspruchungen in Schwimmbädern
einen nennenswerten Einfluss auf die Dauerhaftigkeit
der Konstruktion und die Geschwindigkeit ablaufender
Schädigungsmechanismen.
2. Regelwerke
Schwimmbäder bzw. deren Beckenkonstruktionen
werden in den einschlägigen Normen zur Konstruktion
und Bemessung von Stahl- bzw. Spannbetonbauteilen
(z.B.
der
aktuellen
Ausgabe
der
DIN 1045-1:2008-08 [1]), im Gegensatz beispielsweise
zu direkt befahrenen Parkdecks nicht gesondert betrachtet. So werden für Schwimmbäder ohne Solebetrieb keine besonderen Anforderungen an die Betondeckung oder Betonzusammensetzung gestellt. Auch der
Bauteilkatalog der Betonmarketing Deutschland [2]
führt Schwimmbäder explizit nicht auf.
Betrachtet man allerdings einige weniger bekannte
Regelwerke für die Planung, Konstruktion und Abdichtung von Schwimmbädern, so tauchen hier durchaus deutlich über die DIN 1045-1:2008-08 [1] hinausgehende Forderungen hinsichtlich der Sicherstellung
der Dauerhaftigkeit der Konstruktion der Stahl- oder
Spannbetonbecken auf:
So nennt die KOK-Richtlinie [3] eine Mindestbetondeckung von 50 mm. Hierbei wird jedoch nicht zwischen
cmin und nom c unterschieden. Ob dieser Wert von
50 mm somit bereits das Vorhaltemaß Δc enthält, ist
nicht direkt ersichtlich. Das ZDB-Merkblatt „Abdichtung in Verbund mit Fliesen und Platten“ [4] nennt
50 mm sowie bei den Expositionsklassen XS2, XD2
sowie XA2 55 mm, jeweils inklusive des Vorhaltemaßes, welches jedoch nicht weiter spezifiziert wird. Das
ZDB-Merkblatt verweist zudem auf die in den KOKRichtlinien genannte Betondeckung von 50 mm und
klassifiziert diesen Wert der KOK-Richtlinien als cnom,
also inklusive Vorhaltemaß.
Die DIN 1045-1 hingegen fordert aufgrund der Einordnung in die Expositionsklasse XC4 lediglich eine
Betondeckung von cmin = 25 mm (bei Stabdurchmessern bis 25 mm) bzw. von 30 mm (bei Stabdurchmessern von 28 mm). Das Vorhaltemaß beträgt i.d.R.
15 mm, ggf. ist eine Reduktion auf 10 mm möglich.
Dies bedeutet, dass hinsichtlich der Einstufung der
Betondeckung ein Unterschied zwischen der
DIN 1045-1:2008-08 und weiteren einschlägigen Regelwerken von ca. 10 bis 15 mm besteht (je nach angesetztem Vorhaltemaß und Stabdurchmesser)
Aufkonzentrationen an kritischen Punkten erforderlich
ist.
Zu gebräuchlichen Verfahren der Desinfektion zählen
beispielsweise (siehe z.B. auch [5]):
•
•
•
•
•
Chlorgasverfahren
Natriumhypochloritverfahren
Calciumhypochloritverfahren
Wasseraufbereitung mit Ozon
Ultrafiltration
Als Beispiele seien hier die Lösung von Chlorgas in
Wasser (Gleichung 1) oder die Chlorung mit dem Natriumhypochloritverfahren (Gleichung 2) aufgeführt:
Lösung von Chlorgas in Wasser:
Cl2 + H2O → HCl + HClO
Gleichung 1
Chlorung mittels Natriumhypochloritverfahren
NaClO + H2O → NaOH + HClO
Gleichung 2
In beiden Fällen bildet sich eine hypochlorige Säure.
Diese reagiert im Schwimmbadwasser mit allen oxidierbaren organischen Substanzen und Verbindungen,
wird also verbraucht.
Die im Schwimmbadwasser vorhandene Chloridkonzentration hängt neben dem aus der Desinfektion resultierenden Chlorid auch von weiteren Faktoren wie z.B.
dem Ausgangschloridgehalt des Badwassers, den Anreicherungen durch Verdunstung aber auch Chloriden
aus dem Schweiß der Besucher ab.
Typische Chloridgehalte im Badwasser von Schwimmbädern (ohne Solebäder oder Meerwasserschwimmbäder) liegen erfahrungsgemäß in der Größenordnung
von 200 bis 400 mg/l, siehe z.B. [5] oder [6]. Ohne
Aufkonzentrationen an kritischen Punkten stellt diese
Chloridkonzentration i.d.R. keine Gefahr einer chloridinduzierten Korrosion der Bewehrung dar.
Anders sieht dies jedoch an lokalen Detailpunkten aus,
an denen mit der Zeit Aufkonzentrationen auftreten
können oder an denen aus anderen Quellen, z.B. Putzmitteln, zusätzliche Chloride zugeführt werden. Diese
Punkte werden im Folgenden weiter behandelt.
3. Chloridbelastung aus dem Badwasser
Die Schwimmbadtechnik hat sich hinsichtlich der Desinfektion des Badwassers in den letzten Jahrzehnten
deutlich weiter entwickelt. Dennoch verfügen viele
Schwimmbäder noch über vergleichsweise alte Anlagen zur Desinfektion, so dass hier stets eine Einzelfallbetrachtung hinsichtlich der tatsächlich vorhandenen
Chloridkonzentrationen im Badwasser bzw. möglicher
4. Chloridbelastung aus Putzmitteln
Auch aus Reinigungsmitteln kann eine Chloridbelastung resultieren. Vor allem für die Entfernung von
Kalkablagerungen oder die Reinigung der Fugen der
Fliesenbeläge werden von vielen Schwimmbadbetreibern gerne hochkonzentrierte Säuren eingesetzt.
Zum einen kann durch diese Säuren der mineralische
Baustoff angegriffen werden, was beispielsweise bei
mineralischen Fugen bereits nach wenigen Jahren zu
einem nennenswerten Instandsetzungsbedarf (Neuverfugung der Fliesenbereiche) führen kann.
oder Spannbetonbauteile, z.B. Dachbinder, i.d.R. eine
vernachlässigbare Gefahr einer chloridinduzierten
Korrosion auf, siehe auch Bild 2. So wurde bei in diesem Bereich untersuchten Spannbetonbindern lediglich
an der Betonoberfläche eine marginal erhöhte Chloridkonzentration festgestellt.
Zum anderen kann durch den regelmäßigen Einsatz
z.B. salzsäurehaltiger Reinigungsmittel auch mittelfristig eine chloridinduzierte Korrosion begünstigt werden.
Vor allem bei Stützenfüßen kann, bei entsprechend
geringer Betondeckung, hierdurch auch weit entfernt
vom Schwimmbecken eine chloridinduzierte Korrosion
auftreten.
5. Schadensbilder bei Schwimmbecken aus Stahl- und
Spannbeton
Wie bereits ausgeführt ist mit einer chloridinduzierten
Korrosion der Bewehrung weniger an direkt mit Badwasser beaufschlagten Bauteilen sondern vor allem an
lokalen Detailpunkten, an denen Aufkonzentrationen
möglich sind, zu rechnen. Zu solchen kritischen Detailpunkten zählen beispielsweise Stützenfüße nahe des
Schwimmbeckens, Außenseiten der Schwimmbadumfänge im Bereich von (undichten) Durchdringungen,
Rissen sowie Bauteilfugen.
Im folgenden Bild ist die freigelegte Bewehrung einer
Stütze mit z.T. signifikanten Querschnittsverlusten
infolge einer chloridinduzierten Korrosion der Bewehrung dargestellt. Die Chloridbelastung ist mit großer
Wahrscheinlichkeit auf eine Kombination sowohl aus
dem Badwasser als auch auf die Verwendung salzsäurehaltiger Reinigungsmittel zurückzuführen. Der Chloridgehalt betrug nach einer Standzeit von ca. 40 Jahren
etwa 0,6 M.-%/Zement in einer Tiefe von 30 mm.
Bild 1: Chloridinduzierte Korrosion der Bewehrung
einer Stahlbetonstütze (Entfernung zum Beckenrand etwa 1 m)
Im Gegensatz zu Stahlteilen weisen Stahlbetonbauteile
außerhalb einer direkten Beaufschlagung mit Badwasser oder Putzmitteln nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit einer chloridinduzierten Korrosion auf. Während auch im Bereich abgehängter Decken Stahlbauteile erhebliche Korrosionsschäden aufweisen können
(siehe z.B. [5]), weisen vergleichbar belastete Stahl-
Bild 2: Abgehängte Decke in einer Schwimmhalle mit
darüber liegenden Stahlbetonbindern, hier
liegt i.d.R. keine nennenswerte Gefahr einer
chloridinduzierten Korrosion vor
Besonders kritisch hingegen sind Bauteilfugen oder
Durchdringungen. So läuft in beiden Fällen stetig Wasser über die an Bauteilfugen oder Durchdringungen
angrenzenden Bauteiloberflächen, verdunstet und hinterlässt Chloridablagerungen. Konzentrieren sich diese
mit der Zeit auf, sind hier hohe Chloridkonzentrationen
und damit eine chloridinduzierte Korrosion der Bewehrung möglich. Aufgrund der i.d.R. höheren Temperaturen in Schwimmbädern sind die dabei auftretenden
Korrosionsraten häufig höher verglichen z.B. mit Parkbauten. Ebenso ist tendenziell bereits bei geringeren
Chloridgehalten mit einer Imitierung einer chloridinduzierten Korrosion zu rechnen.
In den folgenden beiden Bildern sind Aufnahmen der
Außenseite der Beckenwände zweier Schwimmbäder
unterhalb der Bauteilfugen dargestellt. In beiden Fällen
ist über viele Jahre Wasser aus dem Schwimmbecken
über die undichte Bauteilfuge ausgetreten und direkt
über die dargestellten Wandflächen gelaufen. Die maximal ermittelten Chloridkonzentrationen betrugen im
linken Bild etwa 0,6 M.-%/Zement und im rechten Bild
mehr als 3 M.-%/Zement. Die Korrosion ist in beiden
Fällen allerdings auf eine Kombination aus chloridinduzierter und karbonatisierungsinduzierter Korrosion
zurückzuführen.
Bild 3: Außenseiten der Beckenwände zweier
Schwimmbecken jeweils unterhalb einer Bauteilfuge
Dieses Problem tritt vor allem dann auf, wenn die
Decke des Beckenumgangs direkt auf die Beckenwände aufgelagert wird. Diese Variante ist bei früheren
Konstruktionen recht häufig ausgeführt worden, birgt
aber das Risiko, dass bei Undichtigkeiten der Fuge
Wasser direkt in den Beckenumgang eindringen kann.
Im ZDB-Merkblatt „Abdichtung in Verbund mit Fliesen und Platten“ [4] werden solche Varianten nicht
mehr empfohlen. Hier werden ausschließlich Varianten
aufgeführt, bei denen die Fuge zwischen Beckenkonstruktion und dem übrigen Bauwerk zurückversetzt ist,
siehe auch Bild 4.
Bild 4: Statische Systeme und Anordnung der Bewegungsfuge zwischen Beckenkonstruktion und
übrigem Bauwerk nach [4]
Aus anderer Sicht kritisch sind im vorgezeigten Bild
jedoch die Fälle a) und c). So ist in beiden Fällen eine
dehnfähige Abdichtung der Fuge zwischen den beiden
Bauteilen erforderlich. Diese Dehnungsfuge stellt jedoch i.d.R. ein Wartungsdetail dar, ggf. auftretende
Schäden müssen zeitnah behoben werden, um Undichtigkeiten und im Weiteren Korrosionsschäden an den
Stahlbetonbauteilen und den Installationen im Beckenumgang zu vermeiden. Im folgenden Bild ist eine derartige Bewegungsfuge dargestellt.
Aufgrund von Bewegungen und Versprödung des
Fugendichtstoffes kam es zu Flankenablösungen, so
dass jahrelang aus dem Schwimmbecken hochspritzendes und auf den Fliesen aufstehendes Wasser durch die
Fuge laufen konnte. An den Stahlbetonbauteilen unterhalb dieser Fuge wurden in einer Tiefe von 0 bis
15 mm Chloridkonzentrationen von mehr als
1 M.-%/Zement ermittelt.
Auch im Bereich von Durchdringungen sind ähnliche
Chloridkonzentrationen und Schadensbilder wie bei
den in Bild 3 gezeigten Fällen möglich. Im folgenden
Bild ist die Rückseite eines Unterwasserscheinwerfers
im Beckenumgang eines Schwimmbeckens gezeigt.
Hier trat über viele Jahre hinweg stets Wasser aus dem
Becken aus, so dass auch hier signifikant erhöhte Chloridkonzentrationen im Bereich der Ablaufspuren auftraten.
Bild 6: Rückansicht eines Unterwasserscheinwerfers
mit lokalen Undichtigkeiten
6. Schadensbilder bei Beckeninnenabdichtungen
Gemäß der KOK-Richtlinien für den Bäderbau [3]
können Schwimmbecken sowohl als Weiße Wanne
oder mit innenliegender Abdichtung ausgeführt werden. Beide Bauweisen haben ihre Vor- und Nachteile.
Während bei WU-Konstruktionen vor allem Trennrisse
zu Problemen führen können, sind die möglichen Probleme bei Verbundabdichtungen weitaus schwieriger.
Dazu zählen beispielsweise:
•
•
•
•
Bild 5: Flankenablösungen des Dichtstoffs in einer
Bewegungsfuge
Flüssigkeitsgefüllte Blasen bei polymeren
Abdichtungen mit Flüssigkunststoff
Ablösungen und Hinterläufigkeiten der Abdichtung
Perforationen der Abdichtung z.B. durch mechanische Beanspruchung während der Bauphase oder fehlerhafte Absandung mit Quarzsand
Risse durch Überschreiten der maximalen
Rissüberbrückungsfähigkeit
In den folgenden Bildern sind beispielhaft eine flüssigkeitsgefüllte Blase in einer Abdichtung aus PURFlüssigkunststoff (links) oder Ablösungen einer Poly-
mer-Zementschlämme infolge des fehlerhaften Einbaus
eines Dichtbandes (rechts) dargestellt.
Bild 7: Schäden bei Verbundabdichtungen von
Schwimmbecken: Flüssigkeitsgefüllte Blase
(links) sowie Ablösung des fehlerhaft eingebauten Dichtbandes (rechts)
Aus diesem Grund ist bei Applikation der Abdichtung
in allen Phasen, d.h. bei Vorarbeiten im Bereich von
Durchdringungen, bei der Untergrundvorbereitung, Bei
Aufbringen der Abdichtung und beim Schutz derselben
während des Aufbringens des Fliesenbelages eine hohe
Sorgfalt erforderlich.
In den folgenden beiden Bildern ist eine luftgefüllte
Blase in einer Abdichtung auf Basis einer PolymerZementschlämme im Bereich des Beckenbodens dargestellt. Die Ursache dieser Blase waren Rückstände von
Hautschutzcremes auf dem Untergrund. So befand sich
in diesem Bereich während der Applikation der Abdichtung der Mischplatz.
Bild 9: Erneuerung der Abdichtung in einem bestehenden Schwimmbad
7. Instandsetzung von Schwimmbädern
Sind Schäden an Schwimmbädern infolge einer chloridinduzierten Korrosion wie z.B. in Bild 10 gezeigt,
vorhanden, ist stets zunächst eine umfassende Untersuchung des Ist-Zustandes erforderlich.
Bild 10: Beckenwand Innen unterhalb eines ehemals
vorhandenen Fliesenbelages, Querschnittsverluste der Bewehrung infolge einer chloridinduzierten Korrosion
Bild 8: Blase in einer Abdichtung auf Basis einer
Polymer-Zementschlämme aufgrund von Verunreinigungen des Untergrundes durch Hautschutzcremes vor dem Öffnen (oben) und
nach dem Öffnen (unten)
Vor allem die Abdichtung bestehender Schwimmbecken stellt alle Beteiligten vor eine hohe Herausforderung. So sind häufig nicht bekannte und nicht direkt
erkennbare Öffnungen im Becken vorhanden oder die
Konstruktion von ggf. vorhandenen Dehnungsfugen ist
unbekannt.
Eine Potentialfeldmessung zur Feststellung der Korrosionswahrscheinlichkeit ist auf der Außenseite i.d.R.
leicht anwendbar, da die Beckenumgänge abgesehen
von lokal vorhandener Schwimmbadtechnik üblicherweise leicht zugänglich sind. Anders sieht es hingegen
auf den Innenseiten aus. Hier verhindern Fliesenbelag
sowie ggf. eine vorhandene Abdichtung eine umfangreiche Erfassung des Ist-Zustandes im Vorfeld der
Baumaßnahme, siehe auch Bild 11.
Bild 11: Betondeckungsmessungen auf der Beckeninnenseite eines Schwimmbeckens
Bild 12: Reprofilierung eines runden Schwimmbeckens
mit Spritzbeton
Bei Schäden infolge einer chloridinduzierten Korrosion der Bewehrung bieten sich bei Schwimmbädern
aufgrund der besonderen Gegebenheiten i.d.R. nicht
alle Instandsetzungsprinzipien der RL SIB [7] an.
8 Zusammenfassung und Ausblick
So ist das Prinzip W-Cl („Trockenlegung“) aufgrund
des einseitig anstehenden Badwassers bei den Beckenwänden problematisch.
Auch in anderen nicht direkt wasserberührten Bereichen ist dieses Verfahren aufgrund der i.d.R. dauerhaft
hohen Luftfeuchte unter Umständen nicht zielführend,
da aufgrund des geringen Partialdruckgefälles nicht
von einer nennenswerten Austrocknung des zu schützenden Bauteils auszugehen ist. Sollte dieses Verfahren tatsächlich in Einzelfällen angewendet werden, ist
hier die Installation geeigneter Sensoren zur Überprüfung der Austrocknung des Betons und damit des Erfolges der Instandsetzung zu empfehlen.
Die Anwendung des Kathodischen Korrosionsschutzes
ist grundsätzlich denkbar. Je nach Lage der zu schützenden Bauteile sind jedoch die Anforderungen an die
Isolation der Elektroinstallationen zu beachten.
Das Verfahren der Wahl ist häufig das Prinzip R-Cl,
d.h. der gesamte nennenswert chloridbelastete Beton
wird entfernt und das Bauteil anschließend reprofiliert.
Bei komplizierten Beckengeometrien bietet sich hier
vor allem die Reprofilierung mit Spritzbeton an, siehe
auch Bild 12.
Im vorliegenden Beitrag wurden die Anforderungen
verschiedener Regelwerke an die Konstruktion von
Schwimmbädern, besonders der Schwimmbecken
beschrieben. Hier zeigt sich ein gewisser Widerspruch
hinsichtlich der Betondeckung zwischen der
DIN 1045, Teil 1 sowie einschlägigen Regelwerken,
z.B. der KOK-Richtlinien. Dies sollte bei der Planung
von Schwimmbädern entsprechend berücksichtigt oder
kommentiert werden.
Auf die außerordentlich schwierige Problematik bei
Sole- und Thermalbädern wurde in diesem Beitrag
nicht eingegangen, hierzu siehe beispielsweise [8].
Auch wenn die Chloridgehalte im Badwasser i.d.R. in
einem für eine chloridinduzierte Korrosion der Bewehrung unkritischen Bereich liegen, so zeigt doch die
Erfahrung, dass an lokalen Detailpunkten kritische
Aufkonzentrationen und damit eine chloridinduzierte
Korrosion der Bewehrung möglich sind.
Die Abdichtung und Instandsetzung von Schwimmbädern erfordert eine hohe Sorgfalt
9 Literaturverzeichnis
[1]
[2]
DIN 1045-1: Deutsche Norm, Tragwerke aus
Beton, Stahlbeton und Spannbeton, Teil 1:
Bemessung und Konstruktion, August 2008
Kampen, R. , Peck, M. , Pickhardt, R., Richter, T.: Bauteilkatalog - Planungshilfe für dauerhafte Betonbauteile. 6. überarbeitete Auflage 2009. Herausgeber: BetonMarketing
Deutschland
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
KOK-Richtlinien für den Bäderbau. Ausgabe
2002. Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für
das Badewesen e. V.
Zentralverband des Deutschen Baugewerbes
e.V.: Merkblatt „Abdichtung in Verbund mit
Fliesen und Platten“ Ausgabe Juli 2008
Stichl, W. : Korrosion und Korrosionsschutz
von Metallen in Schwimmhallen. In: Forschungsbericht 126 der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung BAM, Berlin.
1986
Gehlen, C. , Hilbig, H. : Dauerhaftigkeit von
Stahlbeton- und Spannbetonbauteilen in
Schwimmbädern. In: Vortrag im Rahmen der
14. Sitzung des Arbeitskreises "Korrosion im
Bauwesen" am 15.06.2010 in Helgoland
Deutscher Ausschuss für Stahlbeton ; DAfStb;
DAfStb-Instandsetzungs-Richtlinie:
Schutz
und Instandsetzung von Betonbauteilen.
Teil 1: Allgemeine Regelungen und Planungsgrundsätze. Teil 2: Bauprodukte und
Anwendung. Teil 3: Anforderungen an die
Betriebe und Überwachung der Ausführung.
Teil 4: Prüfverfahren. Ausgabe Oktober 2001.
Berlin: Deutscher Ausschuss für Stahlbeton,
2001; einschließlich Berichtigungsblättern
Raupach, M. : Korrosionsprobleme und
Schutzmöglichkeiten bei Solebädern - Grundlagen und Praxisbeispiele In: Vortrag im Rahmen der 14. Sitzung des Arbeitskreises "Korrosion im Bauwesen" am 15.06.2010 in Helgoland