Im Angriffsmodus

Transcription

Im Angriffsmodus
POLARIS
Im Angriffsmodus
Selten wirkte ein Exterieur so provozierend dominant wie der
jüngste 48-Meter-Bau aus den Rossinavi-Hallen. Designer Enrico
Gobbi sorgte für das Styling der 24 Knoten schnellen „Polaris“.
Text Martin Hager
Fotos Alberto Cocchi
„Polaris“ macht Druck:
Zwei starke MTU-Aggregate
der 4000-Serie mit je
2580 Kilowatt Leistung
beschleunigen den
schlanken Halbgleiter auf
maximal 24 Knoten.
52 boote EXCLUSIV 6/14
boote EXCLUSIV 6/14
53
POLARIS
Wasserspiele: Der Eigner legte großen Wert auf einen Pool im
XL-Format. Durch die Lage auf der Flybridge wurde die Größe des
Beckens aus Stabilitätsgründen begrenzt. Als Blickfang fungiert
eine Glaswand mit integriertem Wasserfall-System.
POLARIS
2
3
4
Feine Mischung: Der Salon auf dem Hauptdeck (1, 2) wirkt modern und
1
E
in simpler Design-Kniff, und aus
einer dynamisch-agilen Sport­
yacht wird ein martialisch anmutender
Wildfang mit markant-aggressiven Linien.
„Den militärisch-strengen Look machen
hauptsächlich die im 45-Grad-Winkel
negativ geneigte Scheibenfront des Brückendecks und eine Vielzahl an kantigen
Mit „Polaris“ realisierte sich der Eigner seine
ersteYacht, seine Frau wählte die Soundanlage
56 Aufbau-Details aus“, erklärt Designer
Enrico Gobbi, der mit seinem venezianischen Büro Team for Design für das
gesamte Exterieur- und Interieur-Styling
von „Polaris“ verantwortlich ist. Die
Optimierung der Linien vergab die Werft
Rossinavi an Arrabito Naval Architects,
die den 48,29 Meter langen Alu-Halb-
boote EXCLUSIV 6/14
gleiter für eine Maximalgeschwindigkeit
von 24 Knoten und eine Reichweite von
3800 Seemeilen bei zehn Knoten auslegten. „Der Eigner liebt hohe Geschwindigkeiten und bestand daher auf der
Installation der großen MTU-Aggregate
aus der 4000-Serie, die je 2580 Kilowatt
Leistung auf die Wellen bringen“, sagt
boote EXCLUSIV 6/14
klassisch zugleich. Der Salon darüber (3) dient als Kino, Karaoke-Bar und
Club. Den Treppenaufgang (4) ziert ein 7,50 m hoher Swarovski-Lüster.
Eignervertreter Miha Lovec, der zusammen mit seinem Bruder ein Yachtmanage­
mentbüro in Slowenien leitet und schon
mehrfach mit Rossinavi zusammen­
gearbeitet hatte. Eine weitere Herzens­
angelegenheit des Eigners offenbart sich
sofort beim Betreten des Sundecks.
Ein riesiger Pool mit Wasserfall-System
dominiert den Open-Air-Bereich und
zieht die Blicke auf sich. „Der Eigner
wollte ursprünglich einen noch größeren
XL-Pool“, erklärt Lovec. „Das war jedoch
aufgrund der Platzierung auf dem Sundeck aus Stabilitätsgründen nicht zu
realisieren.“ „Polaris“ wird hauptsächlich
im Mittelmeer kreuzen, daher spielte die
57
POLARIS
Eignersuite: Designer Enrico Gobbi richtete die Kabine vorn auf dem Hauptdeck ein, steuerbords steht eine Profi-Massage-Liege bereit.
optimale Gestaltung des Fly-Decks eine
deutlich übergeordnete Rolle beim Entwurfsprozess. Vor dem Pool befindet
sich, beschattet durch ein elektrisch und
synchron gesteuertes Lamellendach,
eine Sitzecke mit zwei Speisetischen und
eine beachtliche Bar, deren Hocker in
Fahrtrichtung zeigen.
Für Rossinavi ist „Polaris“ nach „Param Jamuna IV“ die zweite Yacht auf
Basis des „Prince Shark“ getauften Konzepts von Enrico Gobbi. „Das Interieur
und Layout der beiden Formate könnte
allerdings kaum unterschiedlicher sein“,
so der Designer. „Polaris“ ist trotz RINAund MCA-Klasse eine rein privat genutzte
Yacht, die mit vier Gästesuiten auf dem
Unterdeck und dem Eignerreich auf dem
vorderen Hauptdeck zwar konventionell
aufgeteilt ist, deren Interieur sich dank
der gestalterisch sehr involvierten Eignergattin jedoch deutlich von der Masse
abhebt. „Die Frau hat Geschmack und
liebt Kunst“, schwärmt Enrico Gobbi, der
zusammen mit ihr die vielseitige Mate-
58 rialauswahl des gesamten Interieurs
zusammenstellte. Den Stil beschreibt
Gobbi als modern mit klassischen Einflüssen und Art-déco-Elementen. Heller
Ahorn, klar lackiertes Ebenholz, Marmor
und helle Stoffe dominieren die Einrichtung, allgegenwärtige Edelstahl-Details
schaffen einen gelungenen Kontrast. Alle
Lampen an Bord lieferte Porta Romana,
bei den Stoffen setzte die Eignerfrau auf
Armani Casa für das Interieur und Ralph
Lauren für das Exterieur. Hintergrundbeleuchtete und sanft durchschimmern­
de Marmorpaneele zieren – dem gegenwärtigen Trend entsprechend – den
Hauptsalon und das Eignerbad. Etwas
rdam
f der METS in Amste
Besuchen Sie uns au 2014, Stand 09.710
r
18. – 20. Novembe
Leuchtender Stein: Illuminierte Onyx-Fronten in Bädern setzen sich zunehmend
auf Großformaten durch, so auch im geräumigen Eignerbereich von „Polaris“.
boote EXCLUSIV 6/14
POLARIS
bonusmaterial
finden Sie in unserer
BOOTE EXCLUSIV APP
Technische Daten
Länge über alles:
48,29 m
Tender:
Breite:
8,80 m
Toys: Tiefgang:
1,85 m
Castoldi Jet 21
2 x Jetski
Stoffe Interieur: Armani Casa
Material:Alu
Stoffe Outdoor:
Ralph Lauren
Motor:
MTU 12V4000
Gäste:
2 x 2580 kW
Crew:
Motorleistung:
Geschwindigkeit (max.):
24 kn
Konstruktion:
10 + 2
8+1
Arrabito Naval
50 000 l
Architects
3800 nm @ 10 kn
Exterieur-Styling: Team for Design
Generator: 3 x Caterpillar
Interieur-Design: Team for Design
Stabilisatoren: CMC Marine
Klasse:
RINA, MCA-LY2
Werft:
Rossinavi, 2014
Kraftstoff: Reichweite: Wasser: 5600 l
C
M
Y
CM
MY
CY
CMY
K
Auf Kurs: „Polaris“ verfügt über drei Decks,
eine große Fly und Badeplattform. Komfor­
table Kapitänsstühle erlauben lange Wachen.
ganz Besonderes ließ sich Enrico Gobbi
für das Foyer einfallen: Eine in Kooperation mit den Ingenieuren von Swarovski
entwickelte 7,50 Meter hohe Kristall­
säule schmückt das Foyer und zieht sich
im Treppenaufgang eindrucksvoll über
drei Decks. „Die auf Kristallobjekte spezialisierten Techniker mussten den deko­
rativen Lüster aufwendig lagern, um ihn
gegen Vibrationen zu schützen“, erzählt
der Designer. Schwingungen werden auf
„Polaris“ wohlgemerkt nicht nur im
Motorenraum erzeugt, sondern auch im
Salon auf dem Oberdeck. Hier ließ sich
60 Bewährte Aufteilung: Crew und Gäste wohnen auf dem Unterdeck, der Eigner
bezieht seine Suite auf dem Hauptdeck. Das Sundeck bietet Platz und einen Pool.
die junge Eignerfrau ihr Party-Reich einrichten, das sowohl als Karaoke-Bar, Club
oder Kino genutzt wird und über eine
aufwendige und opulent dimensionierte
Soundanlage verfügt. „In den Wänden
verstecken sich zahlreiche Boxen und
leistungsstarke Subwoofer, die jeden
noch so müden Gast aus dem Sessel
reißen“, freut sich Enrico Gobbi, der
auch den Design-Auftrag für den dritten
„Prince Shark“-Neubau von Rossinavi
bekam. Dieses Mal allerdings eine etwas
breitere Verdränger-Variante aus Stahl
und Alu mit ganz ähnlichem Styling und
doch ganz neuen Detaillösungen. Die
Ablieferung ist für 2015 geplant.
boote EXCLUSIV 6/14