Der Europäische Oxenweg damals und heute
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Der Europäische Oxenweg damals und heute
– Der Europäische Oxenweg damals und heute in historischer E Reiseführer Der Europäische Oxenweg damals und heute Ein historischer Reiseführer 1 Inhaltsverzeichnis Vorwort Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern 4 6 Anfänge und Ursachen Der internationale Ochsenhandel 14 Wichtige Schauplätze 20 Finanzierung, Organisation und Logistik 26 Akteure des lukrativen Geschäfts 28 Kosten und wie man sie zu umgehen versuchte 32 Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen 8 36 Abstammung der Rasse – Legenden und Fakten 38 Ein imposantes Tier mit exzellentem Fleisch 40 Geschlachtet und komplett „ausgeschlachtet“ 44 Das Schicksal der Rasse nach dem 2. Weltkrieg 46 Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas Hirten, Viehhändler und Hajduken 48 Die Bedeutung der Rinderzucht und des Ochsenhandels in Ungarn Die Hajduken und ihre Bedeutung in der ungarischen Geschichte 54 Die berühmte Puszta und ihre Hirten 56 Reisetipps und Sehenswürdigkeiten rund um Hortobágy 60 2 50 Transitland Österreich Vom Wiener Ochsengries bis nach Schärding 66 Österreichs Rolle im transkontinentalen Ochsenhandel 68 Wien – der zentrale Umschlagplatz des Ochsenhandels 70 Weitere Handelszentren 72 Triebwege und „Ochsenstraßen“ in Österreich 74 Mautstellen in Österreich 76 Ausflugstipps rund um den Oxenweg 78 Das Mühlviertler Kernland 78 Hausruck Nord 84 Sauwald 89 Linz-Land 95 Endstation Süddeutschland Die fleischhungrigen Städte 102 Die süddeutschen Städte als Verbraucherzentren und Auftraggeber104 Routen, Mautstellen und Märkte 108 Ausflugsziele am Altbaierischen Oxenweg 112 Das Wittelsbacher Land 113 Dachauer Land 121 Altbayerisches Donaumoos 128 Markt Rohr/ Bachl 134 Die wichtigsten Endstationen des Oxenwegs: Nürnberg und Augsburg Das transnationale Projekt Europäischer Oxenweg 136 140 Danksagung 144 Ortsregister 146 Literaturverzeichnis 148 Bildnachweis 150 Impressum 150 3 Vorwort Stellen Sie sich vor, Sie müssten 100 bis 200 Och- Städten wie Augsburg, Nürnberg, Ulm oder sen von der ungarischen Puszta nach Augsburg München so perfekt organisiert und beinahe oder Nürnberg transportieren. Im 21. Jahrhundert reibungslos funktionierte. Jährlich bis zu 200.000 doch kein unlösbares Problem: Es gibt Züge und Grauochsen wurden in den Westen getrieben, um LKWs, Schienen und gut ausgebaute Straßen, Na- dort den Fleischhunger der aufstrebenden Bürger vigationssysteme, eine relativ gut funktionierende zu befriedigen. Wettervorhersage, Telefone, Handys, Internet und vieles mehr. Während der Jakobsweg, Handelsstraßen wie die Bernstein- oder die Seidenstraße und auch die Doch vor 500 Jahren standen den Menschen all römischen Heeresstraßen allgemein bekannt sind, diese Errungenschaften noch nicht zur Verfügung. ist der „Europäische Oxenweg“ für viele Menschen Die Ochsenherden mussten damals von ortskundi- noch ein unbeschriebenes Blatt, obwohl der Och- gen und kampferprobten Männern über verschie- senhandel in Europa lange Zeit einen bedeuten- dene Wege und Pfade quer durch Europa geführt den Wirtschaftsfaktor darstellte. Der Augsburger werden: bei Regen und Sonne, bei vielen unvorher- Altstraßenforscher Dr. Hermann Volkmann liefer- sehbaren Ereignissen, in Friedens- wie in Kriegs- te die ersten Impulse, um diesen alten Handelsweg zeiten, mehrere Wochen lang. Diese „Cowboys“ wieder näher zu erkunden. Mit den Projekten des des Mittelalters und der Frühen Neuzeit hatten Wittelsbacher Land e. V. unter der Leitung von die Aufgabe, Mast- und Ruheplätze, Futter und Peter Däubler begann im Jahre 2004 die Wieder- Tränke für die Tiere zu organisieren, die Herde belebung des historischen Oxenwegs. Immer mehr vor Räubern und wilden Tieren – wenn nötig, mit Regionen schlossen sich seitdem dieser Initiative Waffengewalt – zu verteidigen und verschiedene an, sodass aus dem „Altbaierischen Oxenweg“ Viehmärkte zu vorgegebenen Zeiten zu erreichen. mit Beteiligung von weiteren LEADER-Gruppen Und dabei sollten möglichst keine Tiere unter- aus Deutschland, Österreich und Ungarn der wegs verlorengehen, krank werden oder gar von „Europäische Oxenweg“ entstanden ist. den Strapazen dahingerafft werden. Keine leichte Aufgabe, näher betrachtet sogar eine logistische Die vorliegende Publikation lädt zu einer Zeitrei- Glanzleistung! se ins Spätmittelalter und in die Frühe Neuzeit ein. Sie möchte dem Leser die Geschichte des Umso erstaunlicher ist es, dass der europäische europäischen Ochsenhandels näherbringen, die Ochsenhandel mehrere hundert Jahre lang (von verschiedenen Wege und Stationen beschreiben, ca. 1350 bis 1750) zwischen den ungarischen die zahlreichen Akteure dieses außergewöhnli- Zuchtgebieten und zahlreichen süddeutschen chen Geschäfts vorstellen sowie Lust machen, 4 Landschaften, Orte, Wege und Events rund um ungarischen Ochsen und den Viehtrieb zwischen den heutigen Oxenweg zu besuchen. Angefangen der ungarischen Puszta und den süddeutschen vom Nationalpark Hortobágy, wo die ungarischen Städten beschränken. Graurinder auch heute noch zahlreich zu sehen Die einzelnen Kapitel mit den Überschriften sind, über das schmucke österreichische Städt- „Ungarn“, „Österreich“ und „Deutschland“ be- chen Schärding bis zur berühmten Stadtmetzg ziehen sich auf die heutigen Länder mit ihren in Augsburg gibt es noch jede Menge Sehens jetzigen Grenzen. Unsere „Zeitreise“ umfasst würdigkeiten und interessante „Zeugen“, die mehrere Jahrhunderte (14.–18./19. Jh.). In diesem vom damaligen Ochsentrieb erzählen. Zeitraum wurden Grenzen neu gezogen und Gebiete erobert, Kriege fanden statt, manche Orte Die bisherige Forschung stützt sich in erster Linie gehörten mal zu Österreich, mal zu Bayern, und auf schriftliche Quellen wie Zollregister, Maut- Ungarn stand zeitweise unter der Herrschaft der rechnungen, Metzgerakten, Abrechnungen der Osmanen und der Habsburger. Diese historischen Fürsten, Geschäftsbücher der Kaufleute oder Veränderungen werden erwähnt, doch für unse- Prozessakten. Flur- und Ortsnamen, Familien- re Betrachtungen haben wir die drei Länder in namen sowie wenige archäologische Funde wie ihrer heutigen Form als strukturierendes Element Knochen, Hörner, Geräte, Hufen, Votivfiguren gewählt. u. Ä. liefern weitere Anhaltspunkte für die Wissenschaftler. Die Geschichte des Ochsenhandels kann man aufgrund der vorhandenen Daten und Fakten teilweise rekonstruieren, wenn auch viele oxen fleisch Einzelheiten noch nicht erforscht sind oder auch mangels historischen Materials vielleicht für im- Die Schreibweise mit „x“ für den Oxenweg mer im Dunkeln bleiben werden. verweist einerseits auf alte historische Quellen, andererseits wurde diese Schreibweise bewusst Ochsenhandel gab es in mehreren Gebieten zur Abgrenzung zum „Ochsenweg“ in Schles- Europas: Die norddeutschen Städte importierten wig-Holstein und als markenbildende Maßnahme Ochsen aus Dänemark und Friesland, die mit- für die LEADER-Projekte in Ungarn, Österreich tel- und ostdeutschen Städte wurden meist mit und Deutschland gewählt. polnischen Rindern versorgt, während Venedig und andere Städte Süditaliens das Fleisch aus Folgen Sie nun dem spannenden Oxenweg von Kroatien und Ungarn einführten. In dieser Pub- der ungarischen Tiefebene über österreichische likation werden wir uns nur auf den Handel mit Landschaften bis nach Süddeutschland! 5 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern 6 01– ie historischen D Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern 7 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Anfänge und Ursachen Wie ist der Ochsenhandel zwischen Ungarn und Bayern im 14. Jahrhundert entstanden? Die Ursachen und begünstigende Faktoren, die zum massiven transkonti nentalen Fleischexport von Ost nach West führten, waren sehr vielfältig. Wachstum der Städte und den. Acker für Futtermittel und Weideland für die der Bevölkerung Rinderzucht fehlten daher und Rindfleisch wurde Im 14. Jahrhundert grassierten große Pestepi- in diesen Gebieten zunehmend zur Mangelware. demien in Europa, „der schwarze Tod“, der ein Mit der Zeit entstand eine Art Arbeitsteilung Drittel der Bevölkerung erbarmungslos mitriss. zwischen den Regionen: Textil- und andere Indus- Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wuchsen die triereviere waren einerseits auf den Fernabsatz Bevölkerungszahlen in Westeuropa rasch wieder ihrer Produkte angewiesen, andererseits auf die an. Dieses Wachstum hielt bis Anfang des 17. Jahr- Belieferung mit Nahrungsmitteln wie Fleisch aus hunderts an. Es entstanden immer größere Bal- anderen Ländern Europas. Dies führte zu regen lungszentren, Städte mit wachsender wirtschaft- Tauschgeschäften zwischen Ost und West. licher Bedeutung wie Augsburg oder Nürnberg. Diese konnten den erhöhten Lebensmittelbedarf Klimaveränderungen der Stadtbevölkerung aus der eigenen Region Hinzu kamen drastische Klimaveränderungen in nicht mehr vollständig gewährleisten. Der Textil- der Frühen Neuzeit, die den ganzjährigen Weide- stadt Augsburg mit Baumwoll- und Leinenindus- gang für das Vieh, wie das im Spätmittelalter noch trie fehlten die umliegenden Weideflächen für die praktiziert wurde, nicht mehr erlaubten. Der Win- Viehzucht, da die Ackerflächen vorwiegend mit ter wurde zu hart, vor allem die höher liegenden den benötigten Industriepflanzen – wie Flachs Weideflächen konnten nicht mehr genutzt werden, und Hanf für die Tuchherstellung oder Waid und das Vieh musste in der kalten Jahreszeit im Stall Krapp zum Färben der Stoffe – belegt wurden. gehalten und gefüttert werden. Diese Kälteperio- Das verbleibende Weideland wurde teilweise de, die sogenannte Kleine Eiszeit, beeinflusste das für die Schafzucht verwendet, um den ebenfalls Klima von Süddeutschland erheblich und brachte steigenden Bedarf an Wolle für die Textilindustrie besonders kalte Temperaturen zwischen 1570 und decken zu können. Außerdem mussten Hauptnah- 1630 sowie zwischen 1675 bis 1715 mit sich. rungsmittel wie Getreide sowie leicht verderbliche Die ungarische Tiefebene und andere, noch ent- Lebensmittel wie Obst und Gemüse ebenfalls in fernter liegende Regionen Osteuropas (Rumänien, der unmittelbaren Nähe der Städte angebaut wer- Podolien, Ukraine) hatten dagegen klare Vorteile 8 Lucas Schnitzer/Paulus Fürst: „Prospect des Hern Marcks und der Fleisch Brücken in Nürnberg“, Radierung, 1670 9 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern für die Viehzucht: Erstens standen in diesen eher Veränderte Essgewohnheiten dünn besiedelten Regionen riesige Weideflächen Auch die Ernährungsgewohnheiten der Stadtbe- zur Verfügung, zweitens war die dort gezüchtete völkerung änderten sich in der Frühen Neuzeit Rinderrasse den wechselnden Temperaturen ganz rapide, vor allem bei der aufstrebenden oder dem kalten Winter gegenüber resistenter Bürgerschicht, die sich viel Luxus – wie zum als andere Rassen. Das ungarische Graurind Beispiel – ungarisches Rindfleisch oder teure konnte ganzjährig ohne Stallung draußen gehal- Gewürze leisten konnte. In der differenzierten ten werden. Stadtgesellschaft, in der unterschiedliche soziale Gruppen zusammenlebten, wurde das Bedürfnis Bessere Fleischqualität nach Abgrenzung und Statuspräsentation immer Ungarisches Ochsenfleisch muss zu diesen größer. Das üppige Essen, opulente Festmahle und Zeiten das Nonplusultra auf dem europäischen bürgerliche Hochzeiten mit einem reichhaltigen Fleischmarkt gewesen sein. Heimische Ochsen Fleischangebot wurden zum Statussymbol. Der unterlagen im Vergleich ihrer ungarischen Kon- zunehmende Wohlstand der bürgerlichen Schicht kurrenz in vielerlei Hinsicht, weshalb sich das führte zu einem vermehrten Fleischkonsum. Graurind aus Ungarn als begehrte Importware Das bezeugen auch Vergleiche von historischen und Fleischlieferant bestens durchsetzen konn- Kochbüchern ganz anschaulich. Während das te. Die heimischen Rinder wurden vorwiegend älteste erhaltene deutsche Kochbuch „das buoch als Zugtiere in der Landwirtschaft gehalten. Sie von guoter spîse“ (um 1350 Würzburg) nur einige wiesen mehr Muskelanteile und weniger Fett auf. wenige Rezepte mit Rindfleisch enthält, bietet das Ihr Gewicht betrug nur etwa 200 kg, während das „Ein new Kochbuch“ von Marx Rumpolt aus dem ungarische Steppenrind mühelos das zwei- bis Jahre 1581 (Frankfurt am Main) eine wahre Fülle zweieinhalbfache (ca. 350–500 kg Lebendgewicht) und Variationsbreite von 83 Rindfleischgerichten. davon erreichen konnte. Das Schlachtgewicht der Importtiere, also das reine Fleisch nach der Schlachtung, lag bei ca. 200–280 kg. Geschmack und Qualität des Steppenrindes schnitten ebenfalls besser ab als beim heimischen Schlachtvieh, sodass die „Ungarochsen“ lange Zeit als Lieferanten des besten und teuersten Fleisches angesehen wurden. Aber auch im Vergleich zu anderen Importrindern hatte das ungarische Vieh gute Chancen auf dem Markt, es war günstiger zu bekommen als die polnische oder dänische Konkurrenz und bot dazu auch noch eine bessere Qualität. 1 Fleischhaus zu Nürnberg: „Ungarn giebt uns wilde Stier desen sich die Metzger freuen ...“ Radierung um 1700 1 Kiss, Die Bedeutung der ungarischen Viehzucht, 10 Seite 107 Vom Ochsenfuß zum Biberschwanz Historische Kochbücher „Einen ganzen Ochsenkopf zu kochen“ – Rezept aus dem Kochbuch von Max Rumpolt 1581 (14.–16. Jahrhundert) Was waren die Leibspeisen unserer Vorfahren? Was wurde im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit gekocht? Darüber geben u. a. die historischen Kochbücher Auskunft. Das älteste erhaltene deutsche Kochbuch, auch das Würzburger Kochbuch genannt, stammt aus dem Jahre 1350: „das buoch von guoter spîse“. Es ist eine handschriftliche Rezeptsammlung in Rezept, für die bessere Lesbarkeit in die heutige Mittelhochdeutsch mit 101 Rezepten. Ochsen- Sprache übertragen: fleisch kommt hier noch kaum vor. Das erste gedruckte deutsche Kochbuch ist 1485 Abendessen aus Ochsenfüßen in Nürnberg erschienen, mit dem Titel „Nürnber Koche die Ochsenfüße in Wasser, lasse sie ausküh- ger Küchenmaistrey“ mit Rezepten für die feine, len, säubere sie und entbeine sie, dann lege sie in gehobene Küche. Auch in diesem Kochbuch spielt Essig, dem du ein wenig Salz beigegeben hast. Rindfleisch noch keine wichtige Rolle. Darinnen lasse sie eine Stunde liegen, dann nimm Besonders beliebt war auch der Renaissance- sie heraus und schneide sie klein, dass es dünn Bestseller aus Venedig, eine Übersetzung aus dem ist. Vor dem Anrichten lege sie in eine Schüssel Italienischen, mit dem Titel „Von der anständigen und gieße frischen Essig darüber, streue Ingwer Wollüstigkeit“ (De Honesta Voluptate), in deut- und gesäuberte, kleingezupfte grüne Petersilie scher Sprache und in Druck erschienen 1542. darüber. Also pflegt man gemeiniglich zu Nacht zu Mit der Ausbildung des Bürgertums begann auch einem Salat zu geben, sonderlich im Sommer.2 die Tradition, Rezepte aufzuschreiben und für die Familie festzuhalten. Typische Gerichte einer Der Biber als Fisch? Augsburger Patrizierfamilie enthält das Koch- Die Fastenzeit war ein wichtiges Thema und viele buch der Philippine Welser aus dem Jahre 1545. Kochbücher enthielten einen extra Rezeptteil Ein Meilenstein der Kochbuchliteratur war das für die fleischlosen Tage. Auffallend oft enthalten New Kochbuch von 1581 (Frankfurt am Main) diese Sammlungen Gerichte aus Biberfleisch. Ob von Marx Rumpolt. Rumpolt, der ungarischer aus Unwissenheit oder als kleines Hintertürchen, Abstammung war, arbeitete als Mundkoch des um auf Fleisch nicht ganz verzichten zu müssen, Mainzer Kurfürsten Daniel Brendel von Hom- wurde der Biber als Wassertier zu den Fischen burg. Der professionelle Koch verfasste das erste gezählt und durfte damit auch in der Fastenzeit Lehrbuch für Köche. Somit war er in Deutschland zubereitet werden. Als besondere Delikatesse galt einer der ersten namentlich bekannten Meister, der Biberschwanz, gedämpft oder als Pastete. der das Wissen seiner Zunft allgemein zugänglich Biberschwanz-Rezepte finden sich in zahlreichen machte. In seinem Werk finden sich zahlreiche historischen Kochbüchern vom 14. bis ins 19. Jahr- Ochsenfleischgerichte, wie zum Beispiel folgendes hundert. 2 http://www.koch-welten.de/Rezeptemarxrumpolt.htm 11 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Den Pro-Kopf-Fleischverbrauch in den süddeut- Zum Vergleich: Heutzutage verzehrt jeder Deut- schen Städten um 1600 berechnen verschiedene sche im Jahr ca. 88 kg Fleisch, davon knapp 13 kg Autoren sehr unterschiedlich, meistens liegen ihre Rindfleisch. Am meisten wird Schweinefleisch Ergebnisse zwischen 42–50 kg pro Person und gegessen, über 50 kg pro Kopf und Jahr.4 Jahr, manche setzen die Zahl sogar noch höher, bei ca. 100 kg an.3 Da man jedoch annehmen muss, Der übermäßige Fleischkonsum, oft in Kombinati- dass nicht alle Schichten regelmäßig Fleisch on mit viel Alkohol führte bei zahlreichen Wohlha- konsumierten und je nach Religionszugehörigkeit benden zu einer typischen Krankheit der Zeit, zur auch ein Teil der Bevölkerung an den Fastentagen Gicht. Berühmte Gichtkranke waren zum Beispiel kein Fleisch zu sich nahm, bleibt die Berechnung Kaiser Karl V., Heinrich VIII., Johannes Calvin oder des Pro-Kopf-Fleischkonsums für eine bestimmte Michelangelo. Stadt und eine bestimmte Zeit immer eine Re- Die unteren Bevölkerungsschichten ernährten chenoperation mit vielen Unbekannten und kann sich dagegen eher fleischarm: Getreide, Kraut und nur annähernd geschätzt werden. Zweifelsohne Milch waren ihre Hauptnahrungsmittel. Fleisch stand jedoch beim Fleischverbrauch um 1600 das kam bei den Ärmeren höchstens an besonderen Rindfleisch an erster Stelle vor Schweine-, Schaf- Festtagen auf den Tisch. und Hühnerfleisch. Fleisch bis zum Abwinken Die Landshuter Fürstenhochzeit 1475 und andere üppige Feste Im Jahre 1475 fand die berühmte Landshuter Hennen, Enten und anderes Geflügel) aufgetischt, Hochzeit des bayerischen Herzogs Georg des dazu 300 Karpfen, Hechte und 140 kleinere Fi- Reichen mit Hedwig Jagiellonica, der Tochter des sche, von Brot, Reis, Kuchen, Nüssen und Süßspei- polnischen Königs Kasimir IV. Jagiello, statt. Was sen ganz zu schweigen. Zum Trinken gab es nicht bei diesem Fest auf den Tisch kam, wissen wir aus weniger als 537 Liter Wein. Sicher ist hier einiges historischen Quellen: 323 Ochsen, 285 Schweine, übriggeblieben, denn auch damals konnte keiner 1.133 Schafe, 1.537 Lämmer, 490 Kälber, 11.500 der Gäste 2 Kilo Fleisch, dazu 3–4 Fische und Gänse und 40.000 Hühner machten das reichhal- noch weitere Nahrung verzehren und dazu noch tige Fleischangebot aus, das neben vielen anderen 5 Liter Wein herunterspülen. Doch die große Fülle Speisen und Köstlichkeiten von den Hochzeitsgäs- des Angebots und das Übermaß an Fleisch sind ten verspeist wurde. An dem Festmahl nahmen bezeichnend für die Festivitäten der damaligen mehrere Tausend Leute teil. Zeit.5 Bei einem anderen Festessen 1452 in Konstanz zu Ehren des Bürgermeisters waren 100 „Mannen“ eingeladen. Laut Rechnungen der Stadt wurden hier fast 200 kg Fleisch (Rind, Schwein, Wurst, 3 Angaben von Dirlmeier, Dalhede und Abel, in: Grillmaier, S. 8 4Quelle: www.statista.com (Angaben aus dem Jahr 2013) 12 5 Hirschfelder, S. 14 Ochsen vor dem Augsburger Heilig-Geist-Spital, Kupferstich von Simon Grimm 1677 Politische und gesellschaftliche Ereignisse Auch größere Hochzeiten und andere gesell- Wichtige politische und gesellschaftliche Ereig- schaftlich relevante Ereignisse mit Menschenan- nisse, wie zum Beispiel die im 16. Jahrhundert in sammlungen verursachten immer wieder einen der Stadt Augsburg abgehaltenen Reichstage, zu Fleischmehrbedarf und veranlassten die Metzger, denen jeweils 10–15.000 Gäste angereist waren, noch mehr Ochsen und anderes Vieh aus Ungarn erforderten von der Stadt, die Fleisch- und über- einzuführen. haupt die Nahrungsmittelversorgung für diese „Events“ zu organisieren und zu gewährleisten. Ein äußerst lukratives Geschäft Die historisch bedeutendsten Reichstage fanden Das Preisgefälle zwischen den Zuchtgebieten im in den Jahren 1530 (Verkündung der Confessio Osten und den Verbrauchermärkten im Westen Augustana) und 1555 (das Jahr des Augsburger ermöglichte es den Händlern, den Vieheinkauf Religionsfriedens) statt. Die Reichsstadt Augs- und den gesamten Trieb mitsamt Personal zu burg löste diese Versorgungsaufgabe offensicht- finanzieren und dennoch nach dem Verkauf einen lich immer wieder vorbildlich und zur Zufrieden- beträchtlichen Gewinn zu erzielen. Einen beson- heit aller Teilnehmer. Diese politischen Ereignisse deren Anreiz bot dabei die sogenante „Preis-Revo- verursachten zwar nur einen zeitlich begrenzten lution“, die Tatsache, dass die Schlachtviehpreise Mehrbedarf an Fleisch, dennoch beeinflussten sie in den süddeutschen Städten und in Westeuropa die Entwicklung des Ochsenhandels erheblich. im 16. Jahrhundert wesentlich schneller stiegen In Augsburg zum Beispiel wurden die Fleisch- als in Ungarn. preise bereits im Vorfeld der Reichstage höher Die Ochsenzucht und der Ochsenhandel wurden gesetzt. Viele Ausnahmeregelungen wurden für somit für viele Beteiligte ein lohnendes Geschäft, diese Zeit erlassen, um bessere Einkaufsbedin- das gerade deswegen mehrere Jahrhunderte auf- gungen für die Metzger zu schaffen. rechterhalten und ausgebaut wurde und bestens Für das Reichstagsjahr 1530 wurden 6.774 Och- funktionierte. sen geschlachtet, 834 mehr als ein Jahr zuvor. Durch die Gäste erhöhte sich die Einwohnerzahl der Stadt um ca. ein Drittel und so musste auch wesentlich mehr Fleisch zur Verfügung gestellt werden.6 6 Grillmaier, S. 88 13 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Der internationale Ochsenhandel Anfänge, Blütezeit und Ende des Handels deutsche Viehhändler oder Metzger. Zu Beginn Die vorhandenen historischen Quellen (Handels- des 16. Jahrhunderts waren die „Ungarochsen“ und Zollbücher, Mautrechnungen, Metzgerakten so dominant auf dem Markt, dass aus Nürnberg u. a.) bezeugen den fast ununterbrochenen der Satz überliefert ist, wonach „von Ungarn ganz Ochsenhandel in Europa zwischen dem 14. und Deutschland mit Fleisch gespeist wird“.8 18. Jahrhundert. In der Blütezeit des Ochsenhandels tauschten Schon zu Anfang des 13. Jahrhunderts gibt es ver- jährlich 100.000 bis 200.000 ungarische Tiere einzelte Belege, die die Ausfuhr von ungarischen ihre Eigentümer auf den europäischen Märkten. Ochsen dokumentieren. Ein weiterer Beleg für Selbst die Türkenkriege konnten den Handel nicht den Ochsenhandel im deutschsprachigen Raum stoppen: Zwar gab es zeitweise Engpässe bei der stammt aus dem Jahre 1305. Das Handlungs- Versorgung, oder aber die Handelsrouten muss- buch des Nürnberger Fernhändlers Holzschu- ten von Zeit zu Zeit verlegt werden, um den krie- her enthält einen Eintrag über den Handel mit gerischen Handlungen und Gefahren aus dem Weg ungarischen Ochsenhäuten. Gute 50 Jahre später, zu gehen. Aber der Handel lief weiter. 1526 bei der im Jahre 1358, hatte ein Nürnberger Patrizier na- Schlacht von Mohács wurde ein großer Teil Un- mens Bertold Holzschuher (vielleicht der Sohn?) garns von den Türken unter Sultan Süleyman dem drei Ochsenhändlern 800 Gulden geliehen. Diese Prächtigen erobert. Ab diesem Zeitpunkt war das stellten als Sicherheit in Ungarn gekaufte Ochsen, Land 150 Jahre lang dreigeteilt: in das Habsburgi- die für die Stadt Mainz bestimmt waren. sche Königreich, eine Provinz Ungarn des Osmani- 7 schen Reiches und das Fürstentum Siebenbürgen Zunächst diente der Ochseneinfuhr sicher nur als Vasallenstaat der Osmanen. zur Ergänzung des regionalen Angebots. Doch Während des Krieges zwischen den Habsbur- gegen Ende des 15. Jahrhunderts stieg der gern und dem Osmanischen Reich von 1593–1606 Fleischbedarf der süddeutschen Städte so rasant erhöhte Kaiser Rudolf II. die Zollsätze, was zum an, dass die regionale Versorgung der Bevölke- rapiden Rückgang der Ochsentriebe führte. Wann rung mit Nahrungsmitteln, vor allem mit Fleisch, immer die Einfuhr der ungarischen Ochsen aus nicht mehr ausreichte. Das brachte den transkon- politischen oder anderen Gründen ins Stocken tinentalen Ochsenhandel erst richtig ins Rollen. geriet, griffen die Metzger vermehrt auf polnische Im 16. Jahrhundert florierte das Geschäft und oder dänische Ochsen aus dem Norden oder auf erreichte seinen Höhepunkt, indem der Fleisch- Waldochsen aus dem Bayerischen Wald zurück. bedarf der süddeutschen Städte größtenteils von ungarischen Ochsen gedeckt wurde. Allein auf Engpässe gab es auch durch die italienische dem Wiener Ochsengries wurden zwischen 1548 Konkurrenz, wie zum Beispiel Ende des 16. Jahr- und 1558 mehr als eine halbe Million (550.000) hunderts, als venezianische Viehhändler einen Ochsen verkauft, die meisten vermutlich an süd- Großteil der Ochsen bereits an der ungarischen 14 8 zitiert nach Pickl, S. 156 7 Vangerow: Die ungarischen Ochsenherden …, S. 94 Ochsenherde auf der Puszta als Postkartenmotiv 15 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Grenze aufgekauft hatten, so dass nur eine Herbst: Die Saison für den Ochsentrieb begann geringe Anzahl von Graurindern auf dem Wie- im Mai und dauerte in der Regel bis Oktober. ner Ochsengries angeboten werden konnte. Die Spitzenmonat war laut verschiedener Mautrech- finanzkräftigen Venezianer schnappten so einige nungen der Monat Juli. Die meisten Ochsen er- Male den süddeutschen Händlern die gute Ware reichten die süddeutschen Städte in den Monaten vor der Nase weg. Kaiser Rudolf II. verbot dar- September und Oktober. aufhin im Jahre 1597 den Händlern aus Venedig, direkt in Ungarn einzukaufen und hoffte, dass der Etappen Viehhandel damit wieder vermehrt auf dem Wie- Der Weg vom Aufzuchtgebiet bis zum Bestim- ner Ochsengries abgewickelt werden würde. Doch mungsort war sehr lang und betrug meistens das störte die Venezianer herzlich wenig, um die 1.000 Kilometer, in manchen Fällen sogar sie verlegten ihre Handelswege kurzerhand in mehr. Damit die Rinder unterwegs nicht zu viel an Richtung Kroatien und umgingen damit einfach Gewicht verloren, wurden auch Weideflächen als die Bestimmungen und Zölle der Habsburger. Rast- und Mastplätze eingeplant, meistens in der Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) bewirkte Nähe der Fleischmärkte. Die tägliche Marschroute zwar einen drastischen Rückgang des Handels, lag bei 20–30 km pro Tag. Eine stolze Leistung! bedeutete jedoch noch nicht das Ende der Ochsen Somit waren die meisten Herden mindestens 4–6 exporte. Eine einschneidende Zäsur brachten die Wochen, manchmal sogar einige Monate unter- Jahre von 1670 bis 1720. Die kriegerischen Aus- wegs zu den Verbrauchern. 9 einandersetzungen zwischen den Habsburgern und dem Osmanischen Reich zerstörten nach und Herdengrößen nach die gesamte Infrastruktur, die dem Handel Über die Größe der Herden gibt es sehr unter- zugrunde lag. Ungarische Ausfuhrzölle machten schiedliche Angaben, meistens in den Mautrech- außerdem im 18. Jahrhundert den Ochsentrieb nungen und Zollbüchern. Mal waren es nur 30 bis unrentabel. Zwar gab es noch Ochsentransporte 50, mal aber auch riesige Herden mit bis zu 1.000 und -handel bis ins 19. Jahrhundert, doch die Men- Ochsen. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Och- gen und die Bedeutung, die das Ochsengeschäft sentreiber in den meisten Fällen mit durchschnitt- im 16. Jahrhundert besaß, wurden nie wieder lich 100 bis 200 Tieren den langen Weg antraten. erreicht. An manchen Engstellen, wie bei Stadttoren, Brü- 10 cken, Furten oder eng bebauten Feldern kamen sie Der transkontinentale Ochsenhandel bescherte nur mit kleineren Herden durch. Jede Herde wurde 3–400 Jahre lang verschiedenen Bevölkerungs- von einem „Ochsenkapitän“ und weiteren Ochsen- gruppen ein gutes Einkommen, trug in zahlrei- treibern begleitet. Die Treiber wurden teilweise un- chen europäischen Städten zur Lebensmittelver- terwegs gewechselt, oft übernahmen einheimische, sorgung der Menschen bei und hinterließ seine ortskundige die Führung für bestimmte Strecken. Spuren in vielen anderen Bereichen wie in der Manchmal, wenn auch nur selten, mussten Tie- Sprache und der Kultur. re unterwegs wegen Schwäche oder Krankheit verkauft oder notgeschlachtet werden, die meis- Triebzeiten ten Rinder erreichten trotz des strapaziösen und Die Triebzeiten konzentrierten sich auf die wär- langen Wegs ihren Bestimmungsort ohne größere meren Monate im späten Frühjahr, Sommer und Schäden. 9 nach Pickl, S. 152–153 16 10Schiffkorn, Die Ochsenstraße, S. 17 Herde unterwegs 17 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Preise seits mit dem Anstieg der Triebkosten wie Löhne, Die Ochsenpreise variierten stark, sowohl im Futterpreise oder auch Mautgebühren zu tun, zeitlichen Verlauf als auch geografisch gesehen. andererseits spielten Angebot und Nachfrage auf So stieg der Wert der importierten Tiere zum den Märkten immer eine entscheidende Rolle. Beispiel von Ost nach West deutlich an. In Wien Somit waren die Preise stets größeren Schwan- betrug der Marktpreis für ein Paar Ochsen leicht kungen ausgesetzt. das 2–2,3fache vom ursprünglichen Preis der Züchter in Ostungarn. In Augsburg konnte der Im Laufe der Zeit entwickelte sich überdies ein Ochsenhändler den Preis jedoch noch weiter differenziertes Angebot: Es gab verschiedene steigern, da er die Transportkosten (Futter, Löhne Qualitätsstufen auf dem Markt, die demnach auch für Treiber usw.) und seinen eigenen Gewinn noch sehr unterschiedliche Preise bei den Metzgern mit dazu rechnen musste. Konkrete Beispiele bzw. den Verbrauchern erzielen konnten. liegen u. a. aus dem Jahre 1580/90 vor: Erstpreise in Ungarn lagen in dieser Zeit bei 10 Gulden, beim Bei den Großhändlern gab es natürlich auch Wiener Importtor betrug der Preis in der gleichen Rabatte, diese „Ermäßigungen“ von 3–4 % beim Zeit ca. 12–17 Gulden, in Nürnberg stieg er sogar Einkauf von größeren Herden wurden meistens auf bis zu 18–22 Gulden. in Form von Dreingaben gegeben, d. h. der Käufer Auch im Laufe der Zeit stiegen die Preise der erhielt noch einige Tiere gratis dazu. Im östlichen „Ungarochsen“ stetig nach oben: Ein Vergleich Teil Ungarns gaben die Viehhändler den Einkäu- zwischen den Jahren 1529 und 1560 zeigt eine fern von Exportochsen auch einige Jungochsen Steigerung der Preise von ca. 50–60 Prozent.12 als Geschenk dazu.13 11 Die Verteuerung des Ochsenfleisches hat einer- Was war ein ungarischer Ochse wert? Im Jahr 1560 zahlte man für ein Paar Ochsen Haus in Nürnberg für 553 Gulden.15 durchschnittlich 25 Gulden in den süddeutschen Ca. 30–35 Gulden betrug das Jahreseinkommen Städten. Aber was bedeutete das für die da- eines Bauhandwerkers, der also etwa 8–10 Monate malige Zeit? Welcher Kaufkraft entsprach diese für ein Paar Ochsen hätte schuften müssen. Summe in etwa? Alles in allem kann man behaupten, dass das Ca. 30 Gulden brauchte man damals als Lebens- Schlachtvieh aus Ungarn recht viel Wert besaß. haltungskosten für eine Person für ein ganzes Heutzutage kostet ein ungarischer Ochse auf dem Jahr in einer sog. „auskömmlichen“, also weder Viehmarkt von Hortobágy ca. 500.000 Ft, also ca. reichen noch besonders armen Familie, davon 1.700 Euro.16 14 waren über 20 Gulden alleine für Lebensmittel notwendig. Lebensmittel machten damals 70–80 %, also den Löwenanteil der Lebenshaltungskosten aus. 11 Daten nach Vangerow: Die ungarischen Ochsenherden, S. 90 Ein bürgerliches Haus im 16. Jahrhundert kostete 12Grillmaier, S. 47–48 ca. 500 Gulden, entsprach also dem Preis von 20 13Kiss, S. 101 Paar Ochsen. Dürer kaufte zum Beispiel 1509 sein 14nach Dalhede, S. 74 15 Preis- und Lebenshaltungsangaben nach verschiedenen Tabellen von Dirlmeier. Hier handelt es sich nicht um wissenschaftlich gesicherte Zahlen, sondern nur um grob geschätzte Vergleiche. 18 16Angabe aus 2010, www.dehir.hu Exportartikel auf vier Beinen 19 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Wichtige Schauplätze Aufzuchtgebiete Die wichtigsten Aufzuchtgebiete des ungarischen Viehmärkte Steppenrindes waren die ungarische Tiefebene, Neben dem Wiener Ochsengries, dem Hauptum- die Täler der Flüsse Kőrös und Maros, Sieben schlagplatz der ungarischen Graurinder, gab es bürgen sowie Gebiete weiter östlich von Ungarn verschiedene andere Märkte in Österreich, jeweils wie Podolien, die Moldau, die Walachei und die zu festen Terminen zwischen Mai und September. Ukraine. Diese weniger dicht besiedelten Land- So hätte der Kalender des Ochsenhändlers im schaften boten dem Vieh riesige Weideflächen, 16. Jahrhundert aussehen können: wo es nach Herzenslust frei grasen konnte. Die Graurinder wuchsen in größeren Herden auf und 25. Mai (St. Urban) – Bruck an der Leitha wurden im Alter von 3 bis 5 Jahren für den Export 15. Juni (St. Vitus) – Götzendorf ausgewählt. Das Gewichtsminimum für einen 04. Juli (St. Ulrich) – Ebenfurth ungarischen Exportochsen lag bei 4,5 Doppel 10. August (St. Laurentius oder St. Lorenz) – zentnern, also bei 450 kg, darunter bestand ein Himberg Ausfuhrverbot. 14. September (Hl. Kreuz) – Laxenburg 25. November (Kathreinmarkt) – In der ungarischen Tiefebene und in Siebenbür- Wiener Ochsengries gen wurden im 16. Jahrhundert jährlich um die 3 Millionen Rinder gehalten. Das bedeutete einen An dieser Auflistung sieht man, dass in den wär- Viehbestand von 2.000 Rindern pro 1.000 Einwoh- meren Monaten ziemlich regelmäßig, einmal im ner, im 17. Jahrhundert stieg die Zahl sogar auf Monat, Märkte abgehalten wurden. In Wien dage- 3.200 Rinder pro 1.000 Einwohner. Diese Mengen gen konnte man jeden Freitag und fast ganzjährig reichten sowohl für den Export als auch für die ungarische Ochsen ersteigern. Manche Händler Versorgung der eigenen Bevölkerung. konnten so auch zwei Marktbesuche, einen in Viel Brachland, ein gutes Klima, ein für die Bauern Wien und einen in Niederösterreich, miteinander günstiges Pachtsystem und die Befreiung der Rin- verbinden. derhaltung von staatlichen oder grundherrlichen Abgaben führten in der ungarischen Tiefebene zu einem Aufschwung der Rinderzucht und damit zum Aufblühen und Wachstum der ungarischen Marktflecken. Zwischen dem 15.–17. Jahrhundert wurde 50–60 % des ungarischen Nationaleinkommens allein durch die Rinderzucht und die Ochsenexporte erwirtschaftet. Weitere wichtige Exportgüter waren Kupfer, rassige Pferde und ungarischer Wein. Die ungarische Puszta mit Ziehbrunnen 20 Die Stadt Wien besaß das so genannte Stapel- Die Triebrouten mussten im Vorfeld mit den je- recht, damit waren Käufer wie Verkäufer ge- weiligen Territorialherren abgesprochen werden, zwungen, ihre Viehkäufe in Wien bzw. in Auspitz Wasser und Futter für die Tiere waren in regel- abzuwickeln. Der Wiener Ochsengries befand sich mäßigen Abständen erforderlich und außerdem östlich der Innenstadt, im III. Stadtbezirk, auf dem sollte gewährleistet werden, dass die Ochsen die Gebiet des heutigen Stadtbahngeländes. Auch in anliegenden landwirtschaftlichen Flächen nicht Westungarn fanden regelmäßig Viehmärkte statt: zertrampeln, kahl fressen oder verunreinigen. in Raab/Győr, in Altenburg/Magyaróvár sowie in Um Flurschäden zu verhindern, wurde der Weg in Sommerein/Hegyeshalom. manchen Gebieten, wie zum Beispiel auf der Strecke von Raab/Győr bis Wien, durch in gleichen Triebwege/Triften Abständen aufgestellte Stangen ausgewiesen und Im Laufe der Zeit entstand ein ganzes Netz von markiert. Die Breite des Triebweges betrug hier zahlreichen einzelnen Ochsenwegen, die teils stolze 140 Meter.17 parallel zu den vorhandenen Straßen, teils diese Manche Wege durften infolge der Dreifelderwirt- kreuzend, quer durch Europa führten und je nach schaft nur jedes dritte Jahr benutzt werden, wenn Zustand, Witterung und Jahreszeit unterschied- die Felder gerade brach lagen, wie in Altomünster, lich häufig genutzt wurden. Manche Wissenschaft- Zeitlbach und Friedberg. Es gab auch Verbote, wie ler gehen davon aus, dass die Ochsentreiber nicht im Falle des Klosters Scheyern. Hier durften die die allgemeinen Verkehrswege und Landstraßen Herden die Wege gar nicht passieren. benutzten, die von Kutschen, Planwägen, Händ- Und auch wenn es mal Streitigkeiten mit Terri- lern, Pilgern und anderen Reisenden frequentiert torialherren oder Anrainern wegen Flurbeschä- wurden. Sie vermuten, dass die Ochsenherden digungen gab, verlief der Trieb in den meisten diese Wege einerseits komplett verstopft hätten, Fällen doch relativ reibungslos. andererseits wären diese schnell von Kot und Harn verunreinigt und nicht mehr passierbar Viele Flurnamen wie Ochsenstraße, Ochsen- gewesen. In Süd- und Mitteldeutschland wurde weg, Ochsengasse, Ochsenrie usw. entstanden das Vieh erwiesenermaßen auch auf den norma- sicherlich im Zusammenhang mit dem transkon- len Landstraßen bzw. auf alten Handelsstraßen tinentalen Ochsentrieb und zeugen heute noch getrieben. Vermutlich führten die Ochsenwege davon, dass dort große Viehherden aus Ungarn meist entlang der Flussniederungen und in der und Osteuropa vorbeizogen. Einige Ortsbezeich- Nähe von Gewässern, denn so standen Tränke wie nungen beziehen sich auf die Unterbringung und Futter für die Tiere praktisch zur Verfügung. An Versorgung der Tiere wie Ochsenbrunn, Ochsen- manchen Stellen waren riskante Flussüberque- weid u. Ä. Die zahlreichen Flurnamen und andere rungen notwendig, so zum Beispiel bei der Furt sprachliche Relikte (Familien- und Ortsnamen) durch den Inn bei Schärding. müssen jedoch nicht zwangsweise etwas mit den Je ortskundiger die Ochsenbegleiter waren, ungarischen Ochsen und dem Viehhandel zu tun desto besser konnten sie auf die örtlichen Ge- haben, es können in vielen Fällen auch Hinwei- gebenheiten oder wetterbedingte Hindernisse se auf die heimische Ochsenhaltung sein. Einen reagieren. Der Ochsentrieb erforderte demnach eindeutigen Bezug zum Ochsentrieb mit ungari- umfangreiche Vorbereitungen und ortskundige, schen Ochsen hat zum Beispiel „der Ungarsteig“ kampferprobte, belastbare Männer für die Tour. in Breitenberg. 17Tobler, S. 305 21 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Triebrouten Von Wien aus nördlich der Donau führte eine Die Triebrouten sind aufgrund der bisherigen Strecke entlang über Pregarten, Klafferwald und Forschung teilweise bekannt und belegbar, das das Tal des Schwarzen Regen über Viechtach, gesamte Netz der Wege ist jedoch nicht lückenlos Cham, Schwandorf nach Nürnberg. und vollständig festzulegen. Der Verlauf der Triebwege von der heutigen Mehrere Routen führten nach Augsburg: österreichisch-ungarischen Grenze lässt sich 1.Schärding – Straubing – Langquaid – Neustadt ziemlich genau anhand der vorhandenen Dokumente nachverfolgen : Von Raab/Győr führte 18 der Weg über Ungarisch Altenburg/Magyaróvár, Straßsommerein, Nickelsdorf (heutige Grenzstation) bis nach Zurndorf. Von hier aus gabelte sich der Weg in zwei Richtungen, der eine führte von Parndorf nach Bruck an der Leitha, der andere – Geisenfeld – Schrobenhausen – Kühbach – Aichach – Dasing – Friedberg – Augsburg 2.Schärding – Landshut – Moosburg – Pfaffenhofen oder 3.Freising – Allershausen – Petershausen – Altomünster oder 4.Zeitlbach – Friedberg – Augsburg20 über Prellenkirchen, Schönabrunn, Petronell nach Fischamend und dann entlang der Donau bis nach Mautstellen Wien. In Bruck an der Leitha teilte sich der Weg Überall dort, wo die Ochsenherden Grenzen, wieder in zwei Stränge, der eine führte von Bruck Brücken, Furten, Gebirgspässe oder Stadttore über Stixneusiedl, Trautmannsdorf, Gallbrunn, passieren mussten, wurden Zölle oder Mautge- Margarethen am Moos und Schwadorf nach bühren kassiert und in vielen Fällen auch schrift- Fischamend und weiter über Schwechat, Manns- lich festgehalten. Diese Register und Aufzeichnun- wörth, Ebersdorf und Simmering nach Wien. Der gen geben über den Umfang und die Dauer des andere Strang ging von Bruck über Trautmanns- Ochsenhandels ziemlich gut Auskunft und dienen dorf, Götzendorf, Ebergassing, Himberg und den Forschern heute als wichtige Quellen für die Achau nach Laxenburg. historische Arbeit. Bekannte Mautstellen waren zum Beispiel in Ös- Die Strecke zwischen Wien und Enns sowie terreich die welserische Viehmaut von Ebelsberg Ebelsberg bei Linz ist nicht hinreichend erforscht. (heute ein Stadtteil von Linz), Pregarten oder Als mögliche Etappenorte sind die Ortschaften Linz; auf deutschem Boden Niederpöring, Schro- Wieselburg, St. Pölten, Amstetten und Enns aus benhausen, Aichach, Friedberg und Riedenburg einer Quelle (1422) bekannt. Dafür ist die Strecke im oberpfälzischen Altmühltal. Ebelsberg – Schärding und von dort weiter nach Augsburg belegt.19 Mastzonen Für die Aufmästung der Tiere vor dem Verkauf Von Ebelsberg führte der Weg über Kleinmünchen oder vor der Schlachtung standen spezielle Mast- – Hart – Jetzing – Hitzing – Straßham bis nach gebiete, kleinere Weideflächen in der Nähe der Schärding, die Strecke heißt zwischen Schönering Verbrauchszentren, zur Verfügung. Hier sollten und Alkoven „Ochsenstraße“. Eine weitere alte die Ochsen auf ihr endgültiges Schlachtgewicht „Ochsenstraße“ in Österreich führt von Hitzing gebracht werden und einen höheren Fleischanteil nach Leonding und Linz bzw. nach Pasching und bekommen. Außerdem wurden die Tiere hier als Traun. Schlachtviehreserven für die Städte gehalten, um 18Tobler, S. 305 19 Vangerow, Die Fleischversorgung Süddeutschlands, S. 76 22 20nach Dalhede, S. 17 Ulm Augsburg Niederpöring Regensburg München Schrobenhausen Aichach Friedberg Altomünster Riedenburg Nürnberg Deutschland 23 Enns Pregarten Freistadt Österreich Ebelsberg Linz Schärding Wien Györ Budapest Esztergom Ungarn Vác Die wichtigsten Stationen des Ochsentriebs von Ungarn nach Süddeutschland Debrecen Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern auch für die Wintermonate vorzusorgen. Da diese jedoch nach einiger Zeit mit dem Fell Mastzonen gab es bereits im ungarisch-österrei- des Tieres verwachsen waren, gab es trotz der chischen Grenzgebiet, im Seewinkel am Neusied- Markierungen leidige Diskussionen, wem das eine ler See. Diese Weideflächen lagen quasi auf dem oder andere Vieh gehörte.21 Weg, wenn man das Vieh von Raab/Győr oder von Altenburg/Magyaróvár kommend Richtung Bruck Auch die Stadt Nürnberg kümmerte sich im an der Leitha treiben wollte. Hier konnte das Vieh 16. Jahrhundert um Weideflächen für die Import noch einmal vor dem Markttermin auf ein besse- ochsen in der Nähe der Stadt und zahlte die Pacht res Schlachtgewicht gebracht werden. Eine kleine- für die Weidennutzung. Nicht verkauftes Vieh re Mastzone befand sich in der Nähe von Him- durften die Ochsenhändler kurzfristig im Reichs- berg, das ebenfalls als Jahrmarktort bekannt war. wald weiden lassen. Damit wollte der Stadtrat ver- Diese Mastzonen im Umkreis der österreichischen hindern, dass das Vieh in andere Städte getrieben Ochsenmärkte dienten auch als „Zwischenlager“ wurde. für die Tiere, die auf dem Markt nicht verkauft Weitere Weidemöglichkeiten fanden die süddeut- werden konnten und bis zum nächstmöglichen schen Metzger in der Pfalz, im Nördlinger Ries bei Verkaufstermin untergebracht werden mussten. Wemding, in Weißenburg oder in Scherneck. Direkt an die Viehmärkte angrenzend gab es ebenfalls „Parkplätze“ für die noch zu verkaufen- Abnehmerstädte den Ochsen. Die ersten historischen Quellen belegen den Handel mit ungarischen Ochsen in Ulm und Nürnberg. Am bekanntesten von diesen Mastzonen ist die Weitere Städte wie Augsburg, München, Regens- Meringer Au, die sich damals im Besitz der baye- burg, die Residenzstadt Neuburg an der Donau rischen Herzöge befand. Im Jahre 1526 wurde ein und andere folgten. Viele Tiere kamen aber noch Abkommen zwischen Herzog Wilhelm von Bayern weiter Richtung Westen, nach Frankfurt, Straß- und der Augsburger Metzgerzunft geschlossen, burg oder sogar bis nach Köln. wonach die Augsburger Metzger das günstig gelegene und relativ große Weideland gegen Augsburg war im 16. Jahrhundert mit ca. 25.000 Bezahlung nutzen durften. In diesem Schreiben Einwohnern die viertgrößte Stadt Deutschlands wurde auch die Anzahl der Weideochsen auf und mit den Fuggern und Welsern eine der bedeu- der Meringer Au bei maximal 500 festgeschrie- tendsten Handelsstätten Europas. Die Augsbur- ben. Fläche wie Aufnahmekapazität wurden im ger lagen in den 70er-Jahren des 16. Jahrhunderts 17. Jahrhundert auf 700 Ochsen ausgeweitet. Von an erster Stelle, was die Anzahl der importierten den Metzgern selbst wurde festgelegt, wie viele Ochsen anbelangt. Ochsen jeder einzelne hier weiden lassen durfte. 1539 waren es 20 Tiere pro Metzger. Die Verwal- Eine herausragende Rolle im Ochsenhandel spielte tung der Ochsen auf der Meringer Au oblag dem neben Augsburg auch Nürnberg, die drittgrößte so genannten Aumeister, der auch die Zugehörig- deutsche Stadt im 16. Jahrhundert. Die wohlha- keit der einzelnen Tiere zu überwachen versuchte. benden Kaufleute und Handelsgesellschaften in Während die Ochsen in Ungarn zur Unterschei- beiden Reichstädten machten mit ihrem Kapital dung mit Brandzeichen markiert wurden, ver- die Finanzierung der mehrmonatigen Geschäfte wendete man in der Meringer Au Schnittzeichen. in solchem Ausmaß erst möglich. In Nürnberg 24 21nach Grillmaier, S. 69–72 Die Stadtmetzg in Augsburg – Kupferstich von Karl Remshard um 1720 erinnert uns die lebensgroße Ochsenstatue, das markt, an die Zeiten des großen Viehhandels mit Ochsenportal über der Fleischbrücke am Haupt- Ungarn (siehe Seite 136). Der Vater von Albrecht Dürer – ein Einwanderer aus Ungarn Die Vorfahren Albrecht Dürers waren wohlha- 17 Jahren, in Nürnberg. Hier dürfte er auch den bende Viehzüchter und Viehhändler in Süd Namen „Dürer“ angenommen haben, der sich von ostungarn. Der Vater des Malers, Albrecht Dürer seinem ungarischen Geburtsort ableitet (ajtó = der Ältere (Ajtósi Dürer Albrecht) kam in Ajtós, Tür). Die Tür findet sich deshalb auch im Wappen in der Nähe der Stadt Gyula zur Welt. Nach einer seines Sohnes wieder. Der Nachfahre ungarischer Lehre als Goldschmied begab er sich auf Wan- Viehhändler wurde in Deutschland ein berühmter derschaft durch Europa und landete 1444, mit Künstler. 25 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Finanzierung, Organisation und Logistik Der europäische Ochsenhandel war ein bestens organisiertes Geschäft, mit einem – wie wir heute sagen würden – internationalen Netzwerk. Wie das Beispiel von Augsburg zeigt, wurden die Kreditgeber von Einkaufsgesellschaften auf. Das Metzger selbst aktiv und beteiligten sich rege an war bei größeren Transaktionen auch zwingend diesen Handelsbeziehungen. Für die Beschaffung notwendig, da die Metzgergesellschaften den Kauf von Ochsenfleisch wurde viel Kapital benötigt, von mehreren Tausend Ochsen trotz Zusammen- deshalb vereinigten sich die Metzger oft und schluss nicht aus eigenen Mitteln finanzieren gründeten eigene Gesellschaften, um den Einkauf konnten. Die Metzger oder Händler, die Kredite auf dem Wiener Fleischmarkt oder anderen west zu tilgen hatten, konnten in bestimmten Fällen ungarischen oder österreichischen Viehmärkten ihre Schuld auch in Form von Naturalien, mit vorfinanzieren zu können. Das bewirkte natürlich Fellen und Häuten begleichen. Falls Kredite und eine Chancenungleichheit, da weniger kapital- Bares nicht ausreichten, wurden Wechsel oder kräftige Metzger oder kleinere Gesellschaften Schuldbriefe mit verschiedenen Zahlungszielen beim Geschäft mit den ungarischen Viehzüchtern ausgestellt.22 Städtische Kredite für Metzger gab schlechtere Karten hatten. Die Gesellschafter es auch in der Stadt Nürnberg, wo ein eigens für beteiligten sich am Geschäft mit bestimmten diesen Zweck ins Leben gerufene Ochsenamt die Anteilen, dadurch wurde auch das Risiko redu- Gelder für die Fleischbeschaffung bewilligte und ziert und unter mehreren Teilnehmern verteilt. vergab. Ein oder zwei Metzger machten sich dann auf den Weg nach Wien oder nach Ofen/Pest, um dort im Tauschgeschäfte zwischen Ost und West waren Auftrag der Metzgervereinigung das Vieh einzu- auch sehr üblich: Während die Ungarn ihre Tiere kaufen. Die Reisezeit für die beauftragten „Ein- verkauften, brachten sie von westlichen Händlern käufer“, die meistens auf dem Pferd unterwegs gefärbte Tücher, Textilien, Metallwaren, Werk- waren, betrug oft mehrere Wochen oder Monate. zeug, Waffen oder Gewürze mit nach Hause. Ein Händler aus Köln lieferte zum Beispiel im Jahre Die Bezahlung erfolgte dann teilweise bar, teil- 1407 Kanonen gegen Ochsenfleisch an die ungari- weise in Wechseln. Später beteiligten sich auch sche Stadt Ödenburg (Sopron). kapitalkräftige Augsburger Kaufleute an der Finanzierung größerer Geschäfte und unterstütz- Eine interessante Episode ist in diesem Zusam- ten die Metzgerleute als Kreditgeber. Die Fugger menhang, dass es damals auch Geldtransporte tauchen in diesem Zusammenhang ebenfalls als gab. Ein gewisser Mathias Stainher verschickte 22nach Grillmaier, S. 39–44 26 23Dalhede, S. 90–92 Historisches Zunftzeichen der Metzger Geld in nummerierten „Stockveßlen“ per Schiff Auch der Ochsentrieb musste genauestens or- von Regensburg nach Wien. Das Geld diente als ganisiert und vorbereitet werden. Die Einkäufer Vorschuss für die Viehkäufer. Wer bar auf dem sorgten für die Wegvorbereitung, warben Ochsen- Ochsengries zahlen konnte, war der Konkurrenz treiber an, bestellten Rastplätze und Futter für gegenüber eindeutig im Vorteil und konnte sogar die Tiere und Quartiere für das Begleitpersonal. die Preise etwas drücken. Für die Vorauszahlun- Außerdem kümmerten sie sich um Zollfreibrie- gen wurden oft Schuldbriefe ausgestellt. Häuser fe oder Mautbestimmungen oder um eventuelle und sonstige Güter der Metzger und Großvieh- Schadensregulierung. Eine logistische Herausfor- händler dienten hier als Sicherheiten und konnten derung, die damals ohne die schnellen Kommunika- bei Zahlungsversäumnissen gepfändet werden. tionswege, die wir heute kennen, zu bewältigen war. 23 27 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Akteure des lukrativen Geschäfts Viehzüchter und Hirten Viele der Augsburger Metzgerfamilien sind Die ungarischen Viehzüchter waren zum Teil durch die Augsburger Metzgerakten und diverse selbst auch Viehhändler und trieben die Tiere zu Mautrechnungen auch namentlich bekannt, so den großen Märkten nach Westungarn oder nach z. B. Burckhard, Hefele, Koch, Kaufinger, Lutz, Österreich. In einer Liste von Viehverkäufern, die Lehndorfer, Reischle, Thenn oder Wagner. Die Fa- auf dem Wiener Ochsengries in den Jahren 1560 milie Burckhart aus Augsburg gehörte zu den flei- und 1578 Graurinder verkauften, ist ein Großteil ßigsten Ochsenkäufern auf dem Wiener Ochsen- ungarischer Herkunft und kam aus Altenburg gries, ihr Name taucht auch in Mautrechnungen (Magyaróvár), Pressburg (Pozsony), Raab (Győr) von Pregarten, Ebelsberg und Niederpöring auf. oder sogar aus Debrecen. Die meisten von ihnen Der protestantische Metzger Martin Burckhart25 waren Bauern oder Kleinadlige. Der Viehhandel in der Ältere war übrigens 1583 und 1584 Bürger- Westungarn, Österreich und Mähren war größ- meister von Augsburg. 24 tenteils in ungarischer Hand. Auch einige ungarische Großgrundbesitzer wie Viehhändler, Fernhändler und die Familie Batthyány nutzten die Vorteile des Handelsgesellschaften Rinderhandels. Herrscher wie der Palatin Tamás Neben den einzelnen Viehhändlern und Metzger Nádasdy vermehrten mit Ankauf, Mästung und vereinigungen existierten auch Handelsgesell- Verkauf ihr Vermögen. Der Fürst Gábor Bethlen schaften, größere Firmen, die sich rege am Och- galt in Siebenbürgen als der erste Rinderhändler senhandel beteiligten. Die großen Handelshäuser im großen Stil. Der Dichter und Feldherr Miklós wie die Haller aus Nürnberg und andere hatten Zrínyi finanzierte mit den Einnahmen aus dem ihre Agenten und Händler in der Nähe der Zucht- Ochsenhandel seine Privatarmee und den Kampf gebiete, in Ofen-Pest postiert, um die Geschäfte gegen die Osmanen. noch direkter, schneller und gewinnbringender zu Die Hüter der Tiere, die Hirten auf der Puszta gestalten. mit ihrer typischen Kleidung, ihren Traditionen und ihrem Handwerk werden im 3. Kapitel näher Bekannt war auch die Handelsfirma Hans Öster- vorgestellt (siehe Seite 58). reichers selige Erben aus Augsburg, die einerseits im Handel selbst eine Rolle spielte, andererseits Metzger aber auch als Kreditgeber der Metzger vorkam. Wie bereits erwähnt, engagierten sich die Metzger Allein an den Augsburger Ochsenkäufen im 16. aus den Großstädten besonders im Ochsenhandel, Jahrhundert waren 20 Handelsfirmen beteiligt: einige machten sich selbst auf den Weg zu den Österreicher, Zobel, Craffter, Hertzl u. a. Diese Viehmärkten. Es war jedoch auch ein riskantes handelten meist auch mit feiner Ware wie Seide, Geschäft, wobei man auch pleitegehen konnte. Samt, Wolle, anderen Textilien sowie Gewürzen. 24Liste von Dalhede, S. 40 25 Schreibweise in den verschiedenen Quellen unterschiedlich: Purckhart, Burckhart, Burckhard usw. 28 26Stromer, S. 43 Ungarischer Ochsentreiber (hajdú) – Darstellung aus dem 17. Jh. Der gefürchtete Niklas Ochsenfuß Unter den Akteuren des Ochsenhandels gab es Hinrichtung von Ochsenfuß, der 1468 schließlich auch mal gefährliche und kriminelle Gestalten, wie als Raubmörder verurteilt und gevierteilt wurde: der berühmt-berüchtigte Niklas Ochsenfuß, der „er hatte vil wandels mit burgern, kaufleuten und zwar als Metzger und Kaufmann nicht schlecht metzgern, mit ochsen von Ungern, küen und säwen verdiente, jedoch seine Einkünfte öfters mit (Säuen)“, heißt es in der Chronik.26 Straßenraub aufzubessern versuchte. Der Augsburger Chronist Burkhart Zink berichtet über die 29 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ochsenkapitäne und Ochsentreiber Empfänger von Zoll- und (Hajduken) Mautgebühren, Pachteinnahmen Die Herden wurden meistens von einem Och- Profiteure des Ochsenhandels waren auch die senkapitän, dem Chef der Truppe, und weiteren Grundherren, die für die Nutzung ihrer Wege fünf bis sechs Ochsentreibern, den so genannten oder Weiden Gelder einkassieren und dadurch Hajduken, geführt. Die Ochsenkapitäne wa- beträchtliche Nebeneinkünfte erzielen konnten. ren in der Regel Kleinadelige, die sich sonst als Die bayerischen Herzöge hatten eine profitable Söldnerführer verdingten und dadurch genug Einnahmequelle durch die Zollgebühren, doch das Welt- und Kampferfahrung für dieses oft harte Herzogtum Bayern spielte auch bei der Verpach- und raue Geschäft mitbrachten. Die berittenen tung der Meringer Au eine große Rolle. 27 und bewaffneten Treiber kamen zum Teil aus den Zuchtgebieten, aber manchmal auch aus den Die Grundbesitzer von Ungarisch Altenburg (Ma- Verbraucherzentren wie z. B. aus Augsburg. Diese gyaróvár) hatten beträchtliche Einnahmen, indem abenteuerlustigen, mutigen und raubeinigen Män- sie die Weideflächen im Seewinkel an Ochsen- ner, die „Cowboys“ der damaligen Zeit, waren im händler und Metzger verpachteten. In der zweiten Kampf gegen die Osmanen erprobt und tausch- Hälfte des 16. Jahrhunderts lag das Weidegeld bei ten ihre Söldnertätigkeit gerne gegen Dienste als jährlich 400–500 Gulden. Rindertreiber ein. Die Nutznießer der Mautgebühren waren mal die Wie viele Begleiter, Treiber und Knechte einge- jeweiligen Landesherren, mal lag die Erhebung stellt werden mussten, hing von der Herdengröße, der Maut in städtischer Hand, wie z. B. die Welse- der Wegbeschaffenheit, aber auf manchen Stre- rische Maut von Ebelsberg bei der Stadt Wels. cken auch von der Breite der Wege ab. An besonders engen Stellen brauchte man zusätzliche Anrainer Treiber, um die Tiere auf dem vorgegebenen Weg Wer in der Nähe der Ochsenwege wohnte, konnte zu halten. So wurden saisonal und regional immer mit etwas Planung und Weitsicht leicht bei diesem wieder zusätzliche Leute entlang der Triebwege profitablen Geschäft mitverdienen und zu einem für den Ochsentrieb eingestellt. Eine Art „Zeitar- gewissen Wohlstand kommen. Die anliegenden beit“ in der damaligen Zeit. Bauern konnten auf vielerlei Weise etwas dazu verdienen: Sie verkauften Futter für das Vieh, Man geht davon aus, dass eine Herde von 200 Tie- stellten ihre Weiden als Rastplatz für die Herden ren von einem Ochsenkapitän und 3 bis 4 Knech- zur Verfügung, versorgten die Ochsentreiber mit ten begleitet wurden. Neben den Ochsentreibern Quartier und Essen oder aber verdingten sich als engagierte man zu manchen Trieben auch einen Viehtreiber für bestimmte Strecken. Viele von Koch mit Küchenwagen, doch es ist anzunehmen, ihnen witterten rasch die guten Verdienstmöglich- dass mit der Zeit die zahlreichen Gastwirte am keiten, kauften Heu und Futter in großen Mengen Ochsenweg die Bewirtung der hungrigen Ochsen- aus den umliegenden Dörfern auf, um es dann an begleiter übernahmen. die vorbeiziehenden Herden mit Gewinn weiterzuverkaufen. Wirte in Gasthöfen boten Weideplätze und auch Stallungen für die Tiere und Unter27 Es existieren verschiedene Schreibweisen wie Haiducken, Heiducken, Hajduken, Haiduken: Wir haben uns für die Schreibweise, die dem unga- 30 rischen Original am nächsten steht, entschieden. künfte für die erschöpften Treiber. Rund um den Ochsenweg entstand durch die Anrainer nach und nach eine Art Infrastruktur, die die Versorgungder Herden bestens gewährleisten konnte. Manchmal hatte die Aufnahme der fremden Ochsentreiber aber auch negative Folgen für die Gastwirte, wie in dem Fall Kapplerbräu in Altomünster um 1650. Wie der Klosterchronist Frater Ludwig Rieger berichtet, schleppte der Viehtreiber in den Gasthof die Pest ein, woran ein Großteil der Wirtsfamilie verstarb.28 Das Wirtshaus Kapplerbräu in Altomünster Der clevere Konrad von Weinsberg und sein Ochsengeschäft von 1422 Auch Personen höheren Standes beteiligten sich schuss für die Wegzehrung. Nach drei Monaten gerne am lukrativen Geschäft des Ochsenhandels, erreichten 239 Ochsen ihre Zielorte in Mainz und wie z. B. Konrad von Weinsberg. Er besaß nur ein Bingen. Doch was ist mit den restlichen 45 Ochsen winziges Fürstentum in Mittelfranken und nicht passiert? 25 wurden für Weinsberg selbst „abge- viel Geld, diente aber vor allem zwischen 1410 und zweigt“ und auf seine Rechnung in Nürnberg ver- 1445 drei deutschen Kaisern als Reichskämmerer. kauft. 17 Tiere mussten unterwegs verbilligt ver- Seine Ochsenhandelsrechnung ist ein Unikum kauft und zwei Ochsen infolge der oft gefährlichen in der Geschichte des Ochsenhandels, weil sie Inndurchquerung bei Schärding notgeschlachtet über die verschiedenen Kosten, Ausgaben und werden. Ein Ochse ist spurlos verschwunden. Einnahmen recht detailliert Auskunft gibt. Der Durch die Verkäufe unterwegs wurde ein Teil des clevere Mann führte Geschäfte als Gesandter des Weges auch bestens dokumentiert: Gran (Eszter- Kaisers durch, verband die offiziellen Reisen oft gom), Wieselburg, Wien, St. Pölten, Enns, Schär- und gerne mit eigenen Geschäften und verdiente ding, Straubing, Regensburg, Nürnberg, Fürth, nicht schlecht dabei. 1422 bekam er die Aufgabe, Aschaffenburg und Bingen. ungarische Ochsen „in diplomatischer Mission“ Laut Berechnungen29 lag Weinbergs Reingewinn einzukaufen. Das notwendige Kapital besorgte er mit 25 verkauften Ochsen bei ca. 88 Gulden, das bei seinem Schwager Georg von Hohenlohe sowie gesamte Geschäft brachte insgesamt 536 2/3 Gul- bei Nürnberger Tuchhändlern. Als Gesandter des den ein. Ein ansehnlicher Betrag für die damalige Kaisers hatte er die Möglichkeit, 1.000 Grauoch- Zeit! sen komplett zollfrei aus Ungarn auszuführen und Über die ausgezeichnete Organisation des Triebes durch Österreich, Bayern und Franken bis zum zeugt außerdem die Tatsache, dass nur ca. 1 % der Rhein-Main-Mosel-Dreieck treiben zu lassen. gesamten Herde (1 verschwundener Ochse plus Weinsberg kaufte für 1.900 Gulden 284 ungari- zwei Notschlachtungen, 3 von 284) während des sche Ochsen, engagierte dazu drei Ochsenkapitä- Transports verlorengingen. Unter den damaligen ne mit Knechten und gab ihnen 20 Gulden Vor- Bedingungen eine hervorragende Leistung.30 28nach Podewils, S. 11 29Lerner, S. 99 30Stromer, S. 43 31 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Kosten und wie man sie zu umgehen versuchte Transitabgaben aus dem Jahre 1627 Auskunft. Hier musste man Auf dem Weg von Ost nach West waren die 9 Pfennig „Geleitgeld“ pro Ochse entrichten, ab Ochsenhändler oder Einkäufer verpflichtet, ver- 100 Tieren gab es jedoch Nachlässe. Zuzüglich schiedene Transitabgaben zu entrichten. Diese verlangte man ein Zettelgeld, abhängig von der zusätzlichen Kosten führten auch zu höheren Herdenstärke. Diese Zettel, die die Anzahl der Ochsenpreisen bei den Endverbrauchern. Die Tiere und die Namen ihrer Besitzer dokumentier- Herden mussten in der Regel bei den Zoll- und ten, dienten auch als Quittung oder Mautbeleg.31 Mautstellen angemeldet und Zollbriefe sollten Laut Schätzungen konnten die Zoll- und Maut vorgelegt werden. abgaben im 16. Jahrhundert bis zu 4 Gulden pro Zollerhöhungen wurden meist nur dann ohne Ochse ausmachen.32 Zögern akzeptiert, wenn diese zur Sicherstellung von passierbaren Wegen dienten. Die vor- Weitere Abgaben handenen Zollbücher bezeugen jedoch, dass Auf dem Wiener Ochsengries, aber auch auf ande- das ordnungsgemäß verzollte Vieh die Regel ren Märkten wurden den Verkäufern noch weitere war, Schmuggel und Ähnliches dagegen eher die Abgaben abverlangt wie Stand- und Schreibgeld Ausnahme. Wenn jemand mit nicht verzollten sowie Pflasterzoll. Die Standgebühren vermehrten Tieren erwischt wurde, drohte ihm nämlich eine zum Beispiel aufgrund eines alten Privilegs die Pfändung der gesamten Herde, was viele Händler, Einnahmen der Herrschaft Scharfeneck. Auch das Metzger und Einkaufsbeauftragte nicht gerne Hansgrafenamt in Wien forderte Gebühren von riskieren wollten. den Händlern ein. Eine schwere Belastung war die Entrichtung des Weidegeld sog. Dreißigstzolls. Der Dreißigstzoll war ein von Weidegeld zahlten die Ochsenhändler und Metz- den ungarischen Königen bereits im 14. Jahrhun- ger für die Benutzung von Weideflächen, die in dert eingeführter Ausfuhrzoll, der sich im We- der Nähe der Viehmärkte oder der Endstationen sentlichen nach dem Wert der ausgeführten Ware lagen, wie die Mastzonen im Seewinkel oder die richtete. Die Zolltaxe betrug im Allgemeinen nicht Meringer Au. Nutznießer waren hier die bayeri- ein Dreißigstel sondern ein Zwanzigstel der Ware. schen Herzöge, weltliche oder kirchliche Herr- Hinzu kamen die Mautgebühren auf dem Weg, schaften, denen die Nutzflächen gehörten. einschlägige Mautstellen waren: Enns, Ebelsberg, Pregarten, Linz, Klafferwald und Mautstellen in Triebgeld Bayern. Mautsätze sind zum Beispiel aus Pregar- Unter dem Begriff Triebgeld werden die Haupt- ten bekannt, hier zahlte man 1592 einen Pfennig kosten des Triebes gerechnet, vor allem die pro Ochsen, 1628 dann einen Kreutzer (zu 4 Pfen- Arbeitslöhne für die Ochsentreiber, Wegzehrung nig). Bei der Linzer Mautstelle geben uns Zahlen 31 Vangerow: Die Fleischversorgung Süddeutschlands, S. 84 32 Vangerow: Die Fleischversorgung Süddeutschlands, 32 S. 77 Graurinder auf der Weide 33 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern eventuell auch die Fütterungskosten. Die Treiber aber auch von Kroaten ist hier die Rede, die sich erhielten oft Salz für die Rinder, Nahrung und intensiv am Ochsenschmuggel beteiligten. Einige auch Kleidung für den Trieb. von diesen Kleinadligen wohnten in Ober-, Mittel- Das Triebgeld – sofern diese Kosten überhaupt und Unterpullendorf und wurden deshalb als „die erfasst und festgehalten worden sind – war Pullendorfer“ genannt. Manche Händler hatten ebenfalls größeren Schwankungen ausgesetzt die jeweiligen Zollbeamten bestochen und betrie- und machte mal 5–8 %, mal sogar fast 15 % des ben so unbehelligt einen regelmäßigen Schmuggel Einkaufspreises aus. Es enthielt die Arbeitslöhne im Grenzgebiet zwischen Ungarn und Österreich. und oft auch die „Tischzehrung“ für die Ochsen- Andere wiederum handelten im Auftrag von Bru- begleiter. Die Historikerin Christina Dalhede rech- cker Fleischhauern. Laut Aufzeichnungen hatte net hier mit 0,5–1 Gulden (1560) bzw. mit 2 Gulden das Dreißigstzollamt allein durch den illegalen (1578) Triebgeld pro Ochse. Das war also eine Art Viehtrieb einen Einnahmeausfall von über 20.000 „Triebgeldpauschale“. Je größer die Herde, desto Gulden in ca. 27 Jahren. In den 1570er Jahren ge- mehr musste natürlich auch für die Begleiter langen über 6.000 unverzollte Ochsen von Ungarn bezahlt werden. nach Niederösterreich. Das geschmuggelte Vieh 33 war selbstverständlich günstiger zu haben als Pfändungen oder legal eingeführte Tiere auf dem Wiener Ochsen- Schadenersatzzahlungen gries. So entstand eine Art Schwarzmarkt, den die Falls das getriebene Vieh auf die Ackerflächen Metzger auch von Zeit zu Zeit gerne in Anspruch auswich, die Ernte zertrampelte oder größe- nahmen. re Flurschäden verursachte, kam es auch zu Pfändungen oder Schadenersatzforderungen. Die Schmugglergruppen wie die „Pullendorfer“ In Schwechat wurden 1563 zwei Ochsenhändler waren in der Regel bewaffnete, harte Burschen, angehalten, denen der wutentbrannte Grundbe- so dass die Dreißigstbeamten gegen sie keine sitzer wegen Flurbeschädigung gleich 16 Ochsen Chancen hatten. Sie vermieden daher lieber die und etliche Schafe abnahm. Da die Einigung nicht offene Konfrontation und ließen die Schmuggler schnell genug erzielt werden konnte, verpassten vorbeiziehen. Als dann Ende des 16. Jahrhunderts die Viehhändler den Termin beim Wiener Och- die Aktivitäten der „Pullendorfer“ immer weiter sengries, so dass ihnen dadurch noch höhere stiegen und teilweise über 300 Ochsen pro Woche Schäden entstanden.34 Auch daran sieht man, das unverzollt nach Österreich wanderten, ergriff Geschäft war nicht immer nur lukrativ, sondern in die Niederösterreichische Kammer Gegenmaß- vielen Fällen auch mit Risiken behaftet. nahmen. Eine berittene Mannschaft, eine eigene „Guardia“ mit einem Leutnant und acht weiteren Viehschmuggel Männern wurde gegründet, eine „Spezialeinheit“ Da die Zölle, Mautgebühren und andere Abgaben zur Bekämpfung und Zerschlagung der Schmugg- eine hohe finanzielle Hürde darstellten, gab es lerbanden. „Das Sonderkommando“ hatte an- natürlich auch „schwarze Schafe“, die versuchten, fangs einige Erfolge und konnte zwei seit langem diese Hürden zu umgehen und „unnötige“ Ausga- gesuchte Pullendorfer auf frischer Tat ertappen ben einzusparen. Einige Fälle aus dem 16. Jahr- und festnehmen. Insgesamt war die Aktion jedoch hundert sind durch Aufzeichnungen bekannt: nicht so erfolgreich wie erwartet.35 Von ungarischen Viehhändlern und Magnaten, 33Angaben nach Dalhede, S. 80 34Tobler, S. 307 34 35nach Tobler, S. 307–312 Ochsentrieb heute in Tiszaug 35 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern 36 02– Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen 37 Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen Abstammung der Rasse – Legenden und Fakten Das berühmte „Feszty-Panorama“ (auf Unga- auf der Flucht waren, behauptete die eine These. risch: Feszty-körkép) ist ein etwa 1.800 m² großes Andere meinten, die Graurinder wurden von den Rundgemälde, benannt nach dem ungarischen Ungarn bei ihren Beutezügen aus südlichen Län- Maler Árpád Feszty. Er stellt mit diesem Werk den dern mitgebracht. Wieder andere vertraten die Einzug der Magyaren ins Karpatenbecken, die so Meinung, sie seien erst während der türkischen genannte ungarische Landnahme von 896 dar. Das Herrschaft von Völkern aus dem Balkan mitge- Monumentalbild, entstanden zum 1.000-jährigen schleppt worden. Eine neuere Theorie geht eher Jubiläum dieses historischen Ereignisses, wurde davon aus, dass die Rasse aus der Kreuzung von 1896 auf der Budapester Millenniumsausstellung kleineren, rothaarigen Rindern mit dem deut- gezeigt. Heute ist es im Nationalen Historischen lich größeren Auerochsen entstanden ist. Diese Gedenkpark in Ópusztaszer zu sehen. Auf diesem These von László Matolcsi, die eine Kreuzung von Gemälde, unweit von Fürst Árpád, sieht der Be- aus Podolien mitgebrachten Rindern mit den im trachter mehrere ungarische Grauochsen, einen Karpatenbecken heimischen Tieren und eine be- großen Wagen ziehend. Unverwechselbar die aus- wusste Züchtung annimmt, scheint aufgrund der ladenden, geschwungenen Hörner der Tiere sowie bisherigen Forschung am wahrscheinlichsten. ihr kräftiger Körperbau. Der Auerochse (Bos primigenius) lebte sehr wahr- Doch gab es diese Tiere wirklich bereits im scheinlich schon zu Árpáds Zeiten im Karpatenbe- 9. Jahrhundert auf diesem Gebiet? Die Funde der cken. Er gilt erwiesenermaßen als Vorfahre aller Archäozoologen aus dieser Zeit können das nicht Hausrinderrassen. bestätigen. Im Gegenteil: Die Knochen, die bei den Viele Legenden ranken um den bereits ausgestor- Ausgrabungen ans Tageslicht befördert wurden, benen Auerochsen. Aufgrund der Beschreibungen weisen eher auf Tiere mit einer Widerristhöhe müssen es imposante und respekteinflößende von nur 105–110 cm (beim Graurind zwischen Tiere gewesen sein. Abu Hamid al-Gharnati, ein 135–155 cm) und viel kleinere Hörner hin. Größe- arabischer Reisender aus dem 12. Jahrhundert, re Exemplare gab es laut Forschung erst ab dem berichtet folgendermaßen: „In Basgird (Karpaten- späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit.2 becken) lebt ein großes Wildtier. Das Tier ist so Fesztys Darstellung ist also höchstwahrschein- groß wie ein Elefant. Nur das Fell wiegt so viel wie lich ein Anachronismus, sie zeigt jedoch, dass der das Gewicht von zwei starken Rindern. Der Kopf ungarische Grauochse schon damals etwas Sym- ist so groß wie der von einem Ochsen. Es wird ge- bolträchtiges für die ungarische Nation darstellte. jagt. Sein Name ist attaya. Ein wunderbares Tier. 1 Sein Fleisch ist ausgezeichnet und fettreich, seine Über den Ursprung dieser besonderen Rinderras- Hörner sind so groß und so lang wie der Rüssel se stellten Forscher und Wissenschaftler seit dem eines Elefanten.“3 19. Jahrhundert immer wieder neue Theorien auf: Die Tiere seien mit den Kumanen und anderen Völkern ins Land gekommen, die vor den Tataren 1 Der Widerrist ist der erhöhte Übergang vom Hals zum Rücken bei Vierbeinern. 2 Tugya, In: Oxenweg Konferencia Csorvás, Csorvás 2009, S. 37–47 3 nach Gencsi, S. 7 4 Münstersagen. Légendes de la cathédrale de Stras- 38 bourg (www.crdp-strasbourg.fr) Szene aus dem berühmten Bild von Árpád Feszty (Feszty-Panorama) Ein echtes „Arbeitstier“ in Straßburg Laut einer Sage wirkte auch beim Bau des Straß- der ungarische Büffel eine viel schwerere Last burger Münsters im 11. Jahrhundert ein solch und Ladung als ein Gespann Pferde oder Ochsen. gewaltiges Tier mit: „Da kam ein Fuhrmann aus Mit bewundernswerter Leichtigkeit schleppte er Ungarn nach Straßburg, mit einem riesigen Büffel die schwersten Steinquader. […] Jedermann in oder Auerochsen. Solch einen großen Auerochsen Straßburg kannte den gewaltigen ungarischen hatte man in den Ländern am Rhein noch nie ge- Ochsen und rühmte die Muskelkraft des Riesen- sehen. Was aber alle noch mehr in Erstaunen ver- tieres. Nach vielen Jahren schwerer Arbeit starb setzte, war nicht nur die kolossale Gestalt des Au- der Büffel. Zur Bewunderung und zum Andenken erochsen, sondern auch seine gewaltigen Hörner. hing man eines der gigantischen Hörner an einer Beide waren gekrümmt und am Ende spitz. Jedes Kette im Münster auf.“4 Das etwa zwei Meter lange Horn hatte beinahe sieben Schuh. Das Tier hatte Horn war dort bis zum Ende des 17. Jahrhunderts einen riesigen Körper und Riesenkraft. Allein zog zu sehen. 39 Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen Ein imposantes Tier mit exzellentem Fleisch „Wer kein ungrischer Ochs ist, komm mir nicht und die Gewichtsverluste aufholen konnten. Somit zu nah!“, ruft Götz von Berlichingen im gleich- standen sie nach einer kurzen Mastphase rasch namigen Drama von Goethe, als er gefangen wieder als Ware mit einem stattlichen Schlachtge- genommen werden soll. Nur wer die Kraft eines wicht zur Verfügung. Wenn man das alles bedenkt, ungarischen Ochsen hat, hat gegen ihn im Kampf war das Graurind der optimale Exportartikel: ei- überhaupt eine Chance. In der deutschen Litera- ner, der sich selbst transportiert, also auf den ei- tur wurde das mächtige Tier zur Metapher. genen vier Beinen vom Züchter zum Fleischmarkt läuft, wetterfest und transportsicher „verpackt“ „Wie ist das ungarische Graurind? Es ist zäh wie ist und unterwegs nur relativ wenig Kosten verur- der Steppenwolf, anspruchslos wie Gras auf salzi- sacht. gem Boden und du kannst es noch so viel mästen, Im Frühjahr und im Sommer wurden ca. 10–15 % das Fleisch bleibt so mager und muskulös wie des Ochsenbestandes für den Export ausgewählt. beim Wildhasen“, fasst der Rinderhirte János Kiss Ein Beispiel aus dem Jahr 1700 zeigt die Zusam- vom Hortobágy die Vorteile der Rasse zusam- mensetzung der Herde: 25 % Jungochsen, 44 % men.5 Standardochsen mit einem Gewicht von 450–480 kg und 31 Prozent fette Ochsen, die 500 bis 650 kg Viele Eigenschaften waren geradezu optimal für wogen. Es gab aber auch Herden, die ausschließ- den langen Transportweg quer durch Europa: Das lich aus fetten Ochsen bestanden, diese waren auf ungarische Graurind ist anspruchslos, braucht den westlichen Märkten nämlich sehr begehrt.6 keine Stallung, nur Weidegras oder gemähtes Heu. Das Schlachtgewicht der „Ungarochsen“ erreich- Es kann sowohl im Winter als auch im Sommer te oft das 2–2,5fache der heimischen Tiere. Aber draußen gehalten werden. Das typisch graue Fell nicht nur die gelieferte Fleischmenge, auch die wird im Herbst und Winter dicker. Mit Hilfe von Fleischqualität war ausschlaggebend für den Muskelbündelchen wird Luft unter den Haaren Export. Auf den Märkten von Augsburg oder eingeschlossen, um das Tier vor der Kälte zu Nürnberg in der Frühen Neuzeit war das Fleisch schützen. Aber auch die Sommerhitze vertra- der ungarischen Grauochsen am hochwertigs- gen die Graurinder problemlos: Im Sommer wird ten und damit auch am teuersten. In Metzger-, ihr Fell wieder dünner und die hellgraue Farbe Handwerks- und Schlachthausordnungen wird schützt sie vor den Sonnenstrahlen. das ungarische Ochsenfleisch ganz oben mit dem Die außerordentlich starken Beine und die ausge- höchsten Preis gelistet: Ein kulinarischer Lecker- prägte Muskulatur machten es möglich, dass die bissen der damaligen Zeit. Tiere die langen Marschrouten von manchmal bis zu 1.500 Kilometern ohne Erschöpfungserschei- Das Fleisch der ungarischen Graurinder ist dun- nungen überstanden. Ein anderer wichtiger Vor- kelrot und besitzt eine besonders feine Maserung. teil war, dass die Herden nach den strapaziösen Diese dunkle Farbe entsteht durch den hohen „Ochsentouren“ relativ schnell wieder zunehmen Muskelpigmentgehalt. Es enthält viel Eiweiß und 5 nach Gencsi, S. 3 40 6 Kiss, S. 95 Ungarisches Graurind mit den typischen Hörnern 41 Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen ist reich an ungesättigten Fettsäuren, an Vitamin B und E sowie an Mineralstoffen wie Eisen oder Zink. Beim Braten fällt das Fleisch weniger zusammen, da es nur sehr wenig Wasser enthält. Der Geschmack ist einzigartig und erinnert an den Geschmack von Wild. Die Grauochsen waren auch als Zugtiere sehr beliebt, da sie Stärke und Ausdauer vereinten. In vielen Darstellungen sind sie vor Kutschen oder landwirtschaftlichen Geräten eingespannt zu sehen. Nachdem sie aber als gewinnträchtige Exportware für die westeuropäischen Fleischmärkte entdeckt wurden, erfolgte die So vielfältig sind die Hörner der Grauochsen Züchtung vorzugsweise für diesen Zweck. Das besondere Merkmal der Rasse sind die Breze, Tulpe, Laute, gabelförmig, gedreht oder geschwungenen, furchteinflößenden Hörner. Die auch eine etwas asymmetrisch geratene Form, die Hörner des Stiers sind kürzer, aber wesentlich man liebevoll „von Jesus berührt“ nannte.7 dicker als die der Kuh. Diese sind länger und dün- Die Augen sind mandelförmig, dunkel und glän- ner. Die längsten und größten Hörner besitzen zend. Das Fell ist hell- bis dunkelgrau, nur die jedoch die Ochsen. Die meisten Hörner sind an Kälber kommen mit einem rötlich-rehbraunen Fell der Spitze schwarz, an der Hornwurzel schmut- auf die Welt, das ungefähr nach einem halben Jahr zigweiß und in der Mitte weiß. die graue Farbe annimmt. Die schwarze Schwanz- Wenn auch diese Kopfverzierungen auf den ersten quaste galt jahrhundertelang als Siegel, das die Blick ziemlich ähnlich aussehen, bei genauerem Originalität der Ware bezeugte und durfte des- Betrachten kann man eine große Vielfalt erken- halb nicht vom Schlachtkörper getrennt werden.8 nen. Der Ethnologe Károly N. Bartha hat 25 ver- Das ungarische Steppenrind gilt neben anderen schiedene Bezeichnungen für die verschiedenen einheimischen Tierrassen wie dem Mangali- Hörnerformen in der ungarischen Sprache der ca-Schwein (Wollschwein) oder dem Zackelschaf Hirten aufgezeichnet. So gibt es z. B. Schnurrbart, als „Hungaricum“ und steht unter Artenschutz. Ochse, Stier, Bulle, Kuh Was ist der Unterschied zwischen einem bis sie ein passendes Schlachtgewicht erreichen. Ochsen und einem Stier? Das Fleisch eines Ochsen ist deswegen wesentlich Ein Ochse ist ein kastriertes männliches Rind. feinfaseriger und schmeckt durch den veränder- Das geschlechtsreife, nicht kastrierte männliche ten Hormonhaushalt besser. Tier heißt dagegen Stier oder Bulle. Durch die Das weibliche Tier heißt Färse oder Kalbin bis Kastration konnten die Tiere besser für die Arbeit zum ersten Kalben, erst danach wird es als Kuh als Zugtiere abgerichtet werden, aber auch das bezeichnet. In alten historischen Aufzeichnungen Wachstum wird so verlangsamt und die Ochsen werden diese Begriffe noch nicht eindeutig ver- brauchen im Vergleich zu Bullen die doppelte Zeit, wendet und oft miteinander vermischt. 7 nach Gencsi, S. 9 42 8 nach Gencsi, S. 9–13 Ein besonderes Exemplar: die Hörner des Ochsen namens „Csapos“ in der Tscharda von Hortobágy (208 cm) 43 Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen Geschlachtet und komplett „ausgeschlachtet“ Die ungarischen Ochsen waren nicht nur als nützliche Gegenstände wie Pfeifen, Tiegel, Dös Fleischlieferanten wichtig, so gut wie das ganze chen, Flöten oder Messer herstellen. Knochen und Tier konnte verwertet werden. Knorpel dienten außerdem zur Herstellung von Aus dem Talg (Unschlitt) der geschlachteten Tiere Leim, den Tischler, Buchbinder oder Hutmacher wurden weiße Seifen und Wagenschmiere her- gerne für ihr Handwerk verwendeten. Die langen gestellt oder Kerzen geformt. Magen und Darm Hörner der Tiere waren äußerst begehrt, daraus konnten als Wursthäute verwendet werden. Der konnten handwerklich begabte Meister die unter- gereinigte Darm wurde geräuchert, getrocknet schiedlichsten Gegenstände wie Knöpfe, Kämme, und mit Öl behandelt, daraus konnten Saiten für Löffel, Trink- oder Gewürzbehälter, Laternen- Musikinstrumente oder Armbrustsehnen gemacht scheiben und Blashörner anfertigen. Viele dieser werden. Aus der äußeren Haut des Mastdarmes Gegenstände wurden auch mit eingeritzten wun- fertigten die Goldschmiede Werkzeug und Formen derschönen Motiven geschmückt. Aus der rohen für die Blattgoldherstellung. Aus den Rinder- Haut bereiteten die Gerber große Lederstücke, knochen konnten die Zeitgenossen verschiedene die von Schuhmachern, Sattel- und Rotgerber – historische Darstellung 44 Gebrauchsgegenstände aus Horn Kutschenmachern, aber auch von Buchbindern alles, was nützlich war, verarbeitet und nichts gerne genommen wurden. Das Ochsenblut diente weggeschmissen wurde. als Rohstoff für eine besondere Farbe, die als „Berliner Blau“ bekannt wurde. Diese Farbe ver- Zahlreiche Berufe hingen mit der Verwertung wendete man beim Färben von Holz, Tuch oder der Schlachttiere zusammen: Fleischer, Gerber, Garn. Der sogenannte Ochsenziemer oder Och- Kamm- und Knopfmacher, Seifenkocher, Kerzen- senfiesel, eine Art Peitsche, wurde aus getrockne- gießer, Lederer, Sattler, Leinenmacher, Bogner, tem Bullenpenis hergestellt. Sogar der Mist aus Schuh- und Stiefelmacher, Instrumentenhersteller dem Stall fand Verwendung, als Dünger für die usw. Somit wurden auch diese Berufsgruppen Felder oder getrocknet als Heizstoff. am europäischen Ochsenhandel beteiligt und Diese außerordentliche Vielfalt an Verwendungs- regelmäßig mit neuen „Rohstoffen“ aus Ungarn möglichkeiten verweist auf eine Zeit, als noch versorgt. 45 Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen Das Schicksal der Rasse nach dem 2. Weltkrieg Nach dem 2. Weltkrieg und der Verstaatlichung Nach der Wende, 1991 wurde die Vereinigung der der landwirtschaftlichen Betriebe in Ungarn war Züchter des Ungarischen Steppenrinds (Magyar das ehemals so gewinnbringende Graurind plötz- Szürke Szarvasmarhát Tenyésztők Egyesülete) lich nicht mehr wichtig. Man führte stattdessen gegründet, die bis heute die Züchtung koordi- Milchkühe aus der Sowjetunion ein, um diese mit niert. Die Produkte aus ungarischem Graurind den ungarischen Rindern zu kreuzen und bessere sind als markengeschütztes Bio-Fleisch bzw. als Milcherträge zu erzielen. Bio-Fleischprodukte erhältlich. Mitte der 60er-Jahre wurden nur noch 180 Kühe und sechs Bullen in den ungarischen Staatsbetrieben gezählt. Imre Bodó und einigen anderen Tierzüchtern ist es zu verdanken, dass die Rasse damals nicht ausgestorben ist. Im Hortobágyer Staatsbetrieb konnten sie einige Tiere verstecken. Ohne diese beherzte Aktion gäbe es womöglich nur noch einige wenige Exemplare in Ungarn, die man vielleicht noch im Zoo bestaunen könnte. Diese Initiative machte es möglich, die Graurinder zu erhalten und den Bestand später wieder zu steigern. Heute leben 20.000 Graurinder in Ungarn, vor allem auf dem Gebiet des Nationalparks Hortobágy sowie im Nationalpark Kiskunság. Eine neuere Verbreitung verdankt die Rasse auch der Gründung der länderübergreifenden Kulturlandschaft Fertő-Neusiedler See. So weidet heute das Graurind auch wieder – wie damals – im Seewinkel an der ungarisch-österreichischen Grenze. Hortobágy bietet auch Bio-Fleisch 46 Muttertier mit Kalb 47 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern 48 03– Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas Hirten, Viehhändler und Hajduken 49 Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas Die Bedeutung der Rinderzucht und des Ochsenhandels in Ungarn Das 15. Jahrhundert stellte in der ungarischen Geschichte eine Blütezeit dar: Sigismund von Luxemburg (1368–1437), der erfolgreiche Heerführer und Staatsmann János Hunyadi und später sein Sohn König Matthias Corvinus (1458–1490) machten das Land mit diplomatischem Geschick und militärischen Erfolgen zu einem wichtigen und florierenden Staat in Mitteleuropa. Der in der Bevölkerung äußerst populäre und als heute noch als ein Synonym für eine große nati- „der Gerechte“ bezeichnete König Matthias, um onale Katastrophe. Ab diesem Zeitpunkt begann dessen Person sich zahlreiche Sagen und Ge- die 150-jährige türkische Herrschaft und Ungarn schichten ranken, brachte die Kultur der Renais- zerfiel in drei Teile: Zentralungarn wurde als Pro- sance und des Humanismus nach Ungarn. Das vinz direkt ins Osmanische Reich eingegliedert. Land wurde im 15. Jahrhundert auch ein geistiges Das damalige Fürstentum Siebenbürgen im Osten Zentrum in Europa und verfügte beispielsweise wurde ein osmanischer Vasallenstaat, wenn auch über die zweitgrößte Bibliothek nach dem Vati- mit einer gewissen Autonomie. Der Rest des Kö- kan. Unter Matthias‘ Herrschaft erreichte Ungarn nigreichs Ungarn, bestehend aus dem Burgenland, seine größte Ausdehnung und umfasste kurzzeitig einem schmalen Streifen im Westen Ungarns, dem auch Ostösterreich, Mähren und Schlesien. Doch Westen Kroatiens, der Slowakei und Nordungarn nach dem Tod des Königs (1490) verfiel das Land fielen als Erbe an die Habsburger. dem Chaos, die Machtkämpfe um die Thronfol- 1683 besiegte die Heilige Liga (eine Allianz aus ge brachten Unruhe und Unzufriedenheit. Der Polen, Habsburgern, Venedig und Bayern) die Bauernaufstand gegen die Großgrundbesitzer Türken bei Wien und bereitete damit der langjäh- unter der Führung von György Dózsa (1514) wurde rigen Türkenherrschaft in Ungarn ein Ende. Doch blutig niedergeschlagen. Die größte Niederlage frei wurde Ungarn dadurch noch lange nicht. Das folgte aber erst 1526. Bei Mohács unterlagen die Land und seine Bewohner kämpften fortan gegen Soldaten des ungarischen Königs Ludwig II. den die absolutistische Herrschaft der Habsburger Truppen des türkischen Sultans Suleiman I. Das und für die Unabhängigkeit. In diesen – meist Wort Mohács gilt in der ungarischen Sprache recht turbulenten – Zeiten spielte sich der trans- 50 Die Schlacht von Mohács – Bild von Mór Than kontinentale Ochsentrieb ab, der dem von Kriegen derhaltung boten. Ein günstiges Pachtsystem und inneren Unruhen stark gebeutelten Land ermöglichte den Großbauern der umliegenden einen wirtschaftlichen Antrieb gab und bestimmte Marktflecken, die Flächen rentabel für die Rin- Regionen trotz der äußeren Umstände zum öko- derzucht zu nutzen. Diese Marktflecken mit nomischen Aufschwung verhalf. ausgedehnten Weideflächen spezialisierten sich zunehmend auf die Viehzucht im großen Stil. Die Im 14. und 15. Jahrhundert kam es vielerorts zu führende Schicht, die sich als Abgrenzung von den einer Entvölkerung der Dörfer in Ost- und Mittel- einfachen Bauern „Bürger“ (cívis) nannte, bestand europa. Auch in Ungarn führten wirtschaftliche in erster Linie aus reichen Viehzüchtern.1 Diese und gesellschaftliche Faktoren, Hungersnöte, nahmen oft selbst Handelsbeziehungen mit dem Epidemien und Kriege zum Aussterben von Sied- Westen auf. lungen. Diese Entwicklung begann bereits unter dem Sturm der Tataren und setzte sich unter der Die wirtschaftlichen Erfolge der Rinderzucht und türkischen Herrschaft weiter fort. Die Bewohner des florierenden Viehhandels wirkten sich äu- kleinerer Dörfer zogen in größere Siedlungen um, ßerst positiv auf die Entwicklung der größeren wo sie besseren Schutz fanden. Viele Felder lagen Siedlungen aus. Der erwirtschaftete Überschuss längere Zeit brach, so dass sich die natürliche ermöglichte einigen Marktflecken und Städten die Vegetation wieder ausbreiten konnte. Auf diese Unabhängigkeit, die Selbstverwaltung und ebnete Weise bildeten sich große, unbewohnte Flächen, somit den Weg zum wirtschaftlichen Aufstieg. Die die insbesondere in der Weite der ungarischen größten Zentren der Viehzucht wurden Debrecen Tiefebene beste Voraussetzungen für die Rin- und Kecskemét. Weitere Zentren waren Nagy- 1 Makkai, S. 489 51 51 Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas kőrös und Cegléd. Um 1550 besaß ein einziger Bürger von Debrecen, ein Mann namens Gáspár Bíró allein 10.000 Stück Vieh2 – das bedeutete damals Reichtum. Die Einkünfte bereicherten jedoch nicht nur die Zuchtgebiete und ihre Umgebung. Auch die entlang der Handelsrouten liegenden Siedlungen profitierten stark vom transkontinentalen Handel. Die riesigen Herden brauchten unterwegs Wasser und Weideflächen, die ihnen gegen eine sogenannte „Grasmiete“ (fűbér) zur Verfügung gestellt wurden. Die Ochsentreiber wurden in Tschardas und anderen Gasthäusern mit Speisen Das dreigeteilte Land während der türkischen Herrschaft und Getränken versorgt. Bei der Überquerung Rolle, da so die Versorgung der Soldaten sicher- von Flüssen mussten Gebühren entrichtet wer- gestellt werden konnte. Beispielhaft waren die den. Insgesamt handelte es sich um beachtliche Bestrebungen der Familie Zrínyi, die zwar durch Einnahmequellen. Allein zwischen dem 22. Juli ihre Güter und Handelstätigkeit große Beträge 1563 und dem 9. März 1564 wurden 30.428 Rinder erwirtschaftete, diese Einnahmen jedoch größten- durch den Hafen von Vác (Waitzen) getrieben, teils für militärische Ausgaben verwendete, um das an der Hauptverkehrslinie nach Wien und Kroatien-Slavonien und Ungarn gegen die türki- Deutschland lag. Einem Bericht des Hafenbuchs schen Truppen zu verteidigen.4 zufolge stammten alle Tiere aus der ungarischen Tiefebene. Von den Steuern und Zollgebühren Zwischen 1541 und 1552 fiel die gesamte ungari- profitierte aber auch die königliche Schatzkam- sche Tiefebene in die Hände der Türken. Die os- mer. Die Dreißigstzolleinnahmen wurden schon manische Herrschaft verursachte zunächst einmal während der Regierungszeit von König Matthias keine wirtschaftliche Verschlechterung, da der (1458–1490) auf 50.000 Gulden geschätzt. Und türkische Fiskus auch Abgaben forderte und allzu die wahre Blütezeit des Handels kam erst später, gern vom wirtschaftlichen Aufschwung und von im 16. Jahrhundert. den Zolleinnahmen profitierte. Die Stadt Debrecen 3 zum Beispiel erkaufte ihre Unabhängigkeit durch Die Siedlungen, an denen Rindermärkte abgehal- Tributzahlungen. Deshalb ließen die türkischen ten wurden, erlebten ebenfalls einen wirtschaftli- Besetzer die Herden zum Königreich Ungarn und chen Boom. Bedeutende ungarische Städte waren weiter in den Westen ziehen und behinderten die Győr (Raab) und Sopron (Ödenburg), die direkt an Ausfuhr in der Regel nicht. Die Ochsen wurden der Handelsroute nach Deutschland lagen. durch die türkischen und ungarischen Zollstätten auf die großen Viehmärkte des Königreichs ge- Aber nicht nur wirtschaftlich, sondern auch poli- bracht, dort von professionellen Ochsenhändlern tisch brachte der Ochsenhandel Vorteile mit sich. aufgekauft, um dann weiter Richtung Deutschland Die Einnahmen aus dem Viehexport spielten auch oder Venedig getrieben zu werden. beim Kampf gegen die Türken eine bedeutende 2 nach Makkai, S. 492 3 nach Fügedi, S. 59 52 4 nach Kiss: Die Rolle der Magnaten …, S. 462 Von den ungarischen Zollpapieren ist leider nur hundert schätzen Forscher die Zahlen auf etwa wenig erhalten geblieben, so zum Beispiel eini- 150.000 Rinder pro Jahr.7 Der Löwenanteil des ge Verzeichnisse der türkischen Zollstätte bei Exports, 82 % des gesamten Außenhandels, rich- Vác (Waitzen) zwischen 1560 und 1562, die über tete sich im 16. Jahrhundert nach Westen, nur ein Mengen von 140.823 und 30.070 durchgetriebe- geringer Anteil der Exportgüter verließ das Land nen Ochsen Auskunft geben. Außerdem sind in andere Himmelsrichtungen.8 Rechnungsbücher von 19 Dreißigstämtern an der Zwischen 1500–1700 machte die Rinderzucht in Westgrenze des Königreichs aus dem Jahre 1542 Ungarn 50–60 % des Nationaleinkommens aus9, bekannt: In dieser Zeit wurden 27.539 Ochsen d. h. sie war lange Zeit die wichtigste Einnahme- aus Ungarn ausgeführt. Das machte damals 85 % quelle für verschiedene Bevölkerungsschichten des Exportgesamtwertes aus.6 Für das 16. Jahr- und damit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 5 Ochsentreiber als Postboten Die Metzgerpost von Debrecen nossen, da sie die Post unentgeltlich beförderten. Die ungarischen Metzger und Viehhändler, die oft Bevor sie sich auf den Weg machten, übernahmen selbst hunderttausende Graurinder in Richtung sie die Briefe vom Stadtrichter und den Bürgern Westen trieben, kannten die Wege, Wiesen, Furten der Stadt und beförderten diese meist mittels rei- wie ihre Westentasche und waren regelmäßig zwi- tender Boten. In jeder anderen Stadt machten die schen Ost und West unterwegs. Daher lag es auf Metzgerboten mit dem Horn auf sich aufmerksam, der Hand, dass sie ab dem 15. Jahrhundert auch übergaben die Post und nahmen weitere Sendun- Nachrichten und Briefe mitbeförderten. So ent- gen entgegen. Während der türkischen Herrschaft stand die sogenannte „Metzgerpost“. 1478 erhiel- gab es zwar Versuche, eine richtige Post zu etab- ten die Metzger von Debrecen eine Zunftordnung, lieren, doch eine offizielle Stadtpost von Debrecen laut der sie Maut- und Steuerermäßigungen ge- gab es erst ab 1720.10 5 nach Makkai, S. 496 6 nach Ember, S. 101 7 nach Makkai, S. 497 8 nach Ember, S. 8 9 Kiss: Die Bedeutung der ungarischen Viehzucht, S. 86 10nach Gencsi, S. 45–49 53 Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas Die Hajduken und ihre Bedeutung in der ungarischen Geschichte Die Etymologie des Wortes „hajdú“ ist nicht geklärt. Es könnte von dem ungarischen Wort „hajtó“, d. h. Treiber, stammen, was auf die Funktion der Hajduken als Ochsentreiber hinweist. Aber auch im Türkischen und in vielen südslawischen Sprachen gibt es ähnliche Wörter. Die Türken nannten die ungarischen Infanteristen so, in vielen anderen slawischen Sprachen bezeichnet das Wort Räuber und andere zwielichtige Personen. Die Herausbildung der Schicht der Hajduken hatte zwei grundlegende Ursachen: einerseits die Anarchie des Feudalismus, der nach dem Tod von König Matthias entstanden war, andererseits die türkische Eroberung. Während der türkischen Besatzung gab es viele Vertriebene: Bauern ohne Hab und Gut. Die Jüngeren und Kräftigeren unter ihnen haben sich als Ochsentreiber und/oder als Söldner verdingt. Mehrere Adlige und Großgrundbesitzer rekrutierten im 16. Jahrhundert Söldnertruppen, vor allem gegen die Türken, aber auch für den Kampf gegen Zeitgenössische Darstellungen der Hajduken die Habsburger. Leider kam es auch öfters vor, dass die Kleinadligen ihre Hajduken nicht bezahlen konnten, so starteten diese Raub- und Beutezüge auf Kosten der ärmeren Bevölkerung.11 Die Hajduken spielten bereits im Bauernkrieg von 1514 eine große Rolle und erwarben sich einen historischen Ruf in den Freiheitskämpfen von István Bocskai gegen die Habsburger. Sie hatten den Löwenanteil an seinem militärischen Sieg. Die Armee von Bocskai bestand im Jahr 1605 bereits aus 60.000 Soldaten, von denen ungefähr die Hälf- 11Dankó, in: Módy, S. 3–5 12Nagy, László in: Módy, S. 16 13Zitiert nach Nagy, László in: Módy, S. 17 14 Hajdúböszörmény gehörte anfangs noch nicht zu 54 den Hajdukensiedlungen, kam erst 1609 hinzu. te Hajduken waren. Sie bildeten den kampferprobten und bestens ausgebildeten Kern der Truppen. Ihre Kampferfahrung sammelten die meisten noch im Fünfzehnjährigen Krieg gegen das Osmanische Reich und waren dadurch sowohl mit den Kampftechniken der Türken als auch mit denen der Habsburger vertraut.12 Die Hajduken von Bocskai waren anfangs noch Infanteristen, später wurden sie zunehmend mit Pferden und leichten Waffen ausgestattet. „Das ist eine abgehärtete Sorte von Mensch, sie rauben und stehlen, und da sie gewohnt sind, selbst im Schnee und im Regen stets unter freiem Himmel die Herden zu begleiten, werden sie zu den besten Soldaten gezählt“, schreibt ein zeitgenössischer Chronist. Ein anderer beschreibt diesen Menschenschlag so: „Die Hajduken sind tollkühn, haben einen starken Körperbau, fürchten sich vor keinerlei Sachen und Gefahren, kämpfen mit Pfeilen und Speer und mit der Steinschleuder können sie Steine verschießen.“13 Auf den meisten zeitgenössischen Darstellungen sieht man kräftige Männer mit mächtigen Schnurrbärten und furchteinflößendem Gesichtsausdruck, in den typischen „bocskor“, den einfachen Bundschuhen der damaligen Zeit und bewaffnet mit kurzen Pistolen, krummen Säbeln oder spitzen Spießen. Als Belohnung für den erfolgreichen Kampf gegen die Habsburger wurden im Jahr 1605 knapp 10.000 Hajduken von Bocskai in den Adelsstand erhoben und im Gebiet östlich der Theiß angesiedelt. Es entstanden die sogenannten Hajdukensiedlungen (auch heute noch in den Ortsnamen auffindbar wie: Hajdúnánás, Hajdúböszörmény14, Hajdúszoboszló usw.), die besondere Rechte und Privilegien genossen. 55 Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas Die berühmte Puszta und ihre Hirten Die Puszta ruft bei vielen wildromantische Vor- Ziehbrunnen (gémes kút), die für die Wasserver- stellungen mit endlosen Steppen, geschickten Rei- sorgung der Herden unentbehrlich waren. Ein tern, rassigen Pferden und urigen Tschardas mit Graurind allein braucht am Tag ca. 30–60 Liter Zigeunermusik hervor. Auch in der ungarischen Wasser, es ist kaum vorstellbar, wie viele Male Dichtung und in der Volksmusik spielen die Puszta die Hirten beim Tränken der Herde den Eimer und ihre Bewohner eine wichtige Rolle. Der unga- hochziehen mussten. Die Brunnen dienten aber rische Nationaldichter Sándor Petőfi besang die auch zur Orientierung auf der recht monotonen Schönheit der Landschaft in zahlreichen Gedich- Tiefebene und sogar zur Kommunikation. ten. Die berühmten Zeilen „Weit, wo der Himmel die Erde berührt“ stammen aus seinem Gedicht In der Sommerhitze kann man mit etwas Glück auf „Alföld“, einer Liebeserklärung an die ungarische der Puszta auch eine Art Fata Morgana (délibáb) Tiefebene. Die Gegend vermittelt tatsächlich ein erleben: Die Luft scheint zu flimmern und die Häu- Gefühl der endlosen Weite und Freiheit. ser und die Tiere am Horizont stehen plötzlich auf Bezeichnend für die Landschaft sind die dem Kopf! Ziehbrunnen mit Störchen 56 Geheime Botschaften Ziehbrunnen als Kommunikationsmittel der Hirten Was bei den Indianern die Rauchzeichen waren, waren für die ungarischen Hirten die Ziehbrunnen der Puszta. Bei klarem Wetter konnte man auf dem flachen Land ziemlich weit sehen und so konnten die Ziehbrunnen mit ihren verschiedenen Stellungen Nachrichten in die Ferne transportieren. Andere Hirten sollten mit vereinbarten Zeichen gewarnt werden, wenn zum Beispiel Gendarmen oder andere Amtspersonen sich näherten, das Wasser des Brunnens vergiftet war oder aber Tiere, die offiziell nicht zur Herde gehörten, schnell beiseite geschafft werden sollten. Aber auch freudige Nachrichten konnten übermittelt werden, dass etwa das Mittagessen fertig sei oder Die Geheimsprache der Ziehbrunnen dass Frauen zu Besuch bei den Hirten waren. Das Leibgericht der Rinderhirten Die Ursprünge des Gulaschs reichen bis ins Mittelalter zurück, es wurde von den ungarischen Hirten am offenen Feuer in einem Kessel zubereitet. Anfangs war es eine recht einfache Suppe aus geröstetem Fleisch und Zwiebeln. Kartoffeln und Paprika kamen später als wichtige Bestandteile dazu, da diese Lebensmittel erst nach der Entdeckung Amerikas allmählich Einzug in die europäische Küche hielten. Die für die ungarische Küche heute so unerlässliche und meist scharfe Paprika als Gewürz verbreitete sich im Land erst ab dem 18. Jahrhundert, zunächst unter dem Namen „türGulasch, das Leibgericht der Pusztahirten kischer Pfeffer“. Das Gericht, das man in Deutschland als Gulasch bezeichnet, nennen die Ungarn Gulasch – das ungarische Nationalgericht eigentlich „pörkölt“ oder „paprikás“. Gulasch bzw. Mit dem Wort „gulyás“ bezeichnet man im Ungari- „gulyás“ ist in Ungarn eine Suppe mit Zwiebeln, schen einen Rinderhirten, aber auch das beliebte viel Paprika, Fleisch und Kartoffeln. ungarische Fleischgericht wird so genannt. 57 Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas Eine herausragende Rolle bei der Rinderzucht Reiherfeder wurden angesteckt. Die Hüte aus spielten die Hirten. Auch heute werden noch Schafwolle dienten auch als Regen- oder Sonnen- zahlreiche von ihnen auf dem Gebiet des Natio- schirm. Der dichte, mit Fett behandelte Filz war nalparks beschäftigt. Viele stammen aus Familien, wasserdicht und ließ das Regenwasser am herun- die seit Generationen mit diesem Beruf verbunden tergekrempelten Hut ablaufen. Im Winter wurde sind. Das Wissen um die Tiere und die Natur, die die Garderobe des Hirten mit einem – oft reichlich vielseitigen Erfahrungen wurden von den Vätern verzierten oder bestickten – Hirtenmantel (szűr, an die Söhne weitergegeben. cifra szűr) ergänzt. Dieser wurde aus Schafwolle Neben der vielerorts bekannten Hierarchie der hergestellt und schützte den Hirten gegen Wind Hirten je nach Wert und Prestige der behüte- und Kälte. Bei Regen und im Winter trugen die ten Tiere (Pferdehirte, Rinderhirte, Schafhirte, Hirten auch einen Umhang aus Schafleder oder Schweinehirte und Gänsehirte) gab es auch den Schafspelz (suba). Anfangs besaßen die Hirten oft sogenannten „számadó“, der die Verantwortung nur einfache Bundschuhe, diese wurden später für die Herde innehatte und Rechenschaft über von den widerstandsfähigeren Stiefeln, die auch Anzahl und Verbleib der Tiere abgeben musste beim Reiten unerlässlich waren, abgelöst. und den „bojtár“, der unmittelbar mit dem Hüten Wichtige Begleiter der Tierhüter waren die der Tiere beschäftigt war. Hirtenhunde, die den Menschen beim Treiben Die Kleidung der Hirten bestand aus einem blauen der Herde, aber auch beim Beschützen des Viehs Hemd (früher war der Stoff mit Asche gefärbt wertvolle Hilfe leisteten. und eher schwarz) und einer blauen, sehr weiten Die Fähigkeiten im Kunsthandwerk wurden eben- Hose, hinzu kamen eine schwarze Weste und der falls von Generation zu Generation weitergegeben obligatorische Hirtenhut, geschmückt mit einer und perfektioniert. Die Hirten konnten aus Leder Vogelfeder. Die Feder gab oft Auskunft über die Taschen, Gürtel und Messeretuis anfertigen. Die Hierarchie der Hirten: Kranich-, Trappen- oder geflochtene Ringelpeitsche (karikás ostor) war ein wichtiges „Werkzeug“ beim Trieb der Herden. Aber auch im Schnitzen hatten die Pusztahirten viel Erfahrung. Neben Holzschnitzereien (Flöten, Pfeifen, Stöcke) sind auch die in Horngegenstände geritzten Motive bekannt: wunderschön geschmückte Trink- und Blashörner, Gefäße für Gewürze u. a. Und nicht zuletzt galten sie als „Archivare“ der Volksliteratur und der Volksmusik, sie konnten und können heute noch allerlei Märchen und Geschichten über die Puszta und ihre Bewohner erzählen und zahlreiche Volkslieder singen. Die Institution der „Ewigen Hirten“ wurde 2007 gegründet. In diesen erlesenen Kreis werden diejenigen gewählt, die besondere Dienste in diesem Beruf geleistet haben. Der Kreis besteht aus zwölf Schnitzereien an einer Ringelpeitsche; Altes Kunsthandwerk: Lederstickerei 58 Personen. Stirbt eines der Mitglieder, so wird ein neuer Hirte in die Runde gewählt. Reich verzierter Hirtenmantel (cifra szűr) 59 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Reisetipps und Sehenswürdigkeiten rund um Hortobágy Die ehemaligen Zuchtgebiete der Graurinder, allen voran die berühmte Puszta von Hortobágy, laden heute mit vielfältigen Naturschönheiten, Sehenswürdigkeiten und touristischen Highlights dazu ein, diese Gegend näher zu erkunden. Hortobágy 52.000 Hektar gegründet und hügel gebaut wurden, also von ist seitdem kontinuierlich auf Menschenhand geformt sind. 82.000 Hektar erweitert worden. Das ist fast so groß wie In der Nähe der Gewässer kom- die Gesamtfläche von Berlin. men 90 Prozent der einheimi- Seit 1999 gehört das Gebiet schen Vogelarten vor. Es sind zum UNESCO-Welterbe. hier einige seltene und mittler- Die Puszta erleben: Der Fluss Theiß und seine Ne- weile streng geschützte Tier- Nationalpark Hortobágy benflüsse formten die Oberflä- arten zu finden, wie Trappen, che des Hortobágy zu einer fast Rotfußfalken, Moorenten, ver- Der Nationalpark Hortobágy gleichmäßig flachen Tiefebene. schiedene Reiherarten, Kormo- (Hortobágyi Nemzeti Park) Von oben betrachtet sieht die rane, Brachschwalben, Seeadler ist nicht nur das größte, Landschaft wie ein riesiger und Kraniche. Insgesamt wurden sondern auch das bekannteste Teppich aus, nur der Fluss über 340 verschiedene Vogel- Naturschutzgebiet Ungarns. Hortobágy teilt die Ebene wie arten gezählt. Ein wahres Para- Das Wort Hortobágy bezeich- ein silbernes Band. An manchen dies für Vogelbeobachter! net eine landschaftliche Ein- Stellen gibt es kleinere Erhebun- heit, einen Fluss und seit 1966 gen, die sogenannten Kumanen- Eine weitere Sehenswürdigkeit auch eine Ortschaft auf der hügel (kunhalom), auch Kurgan ist die berühmte Neunbögi- ungarischen Tiefebene. Der genannt, die von den aus dem ge Brücke von Hortobágy Nationalpark wurde am 1. Ja- Osten eingewanderten Kumanen (Hortobágyi Kilenclyukú Híd), nuar 1973 auf einem Gebiet von als Wachposten oder als Grab- die zwischen 1827–1833 nach 60 den Plänen von Ferenc Povolni Gänse gezüchtet, um diese spe- gebaut wurde. Davor stand hier ziellen Rassen und ihre Gene zu bereits eine Holzbrücke, die oft erhalten. Im Streichelzoo dürfen von den Viehtreibern benutzt die Kinder kleine Schafe, Geiß- wurde. Nachdem die ständige lein, Esel und andere Tierkinder Reparatur der Holzbrücke im- streicheln und füttern. Regel- mer mehr Geld verschlang, be- mäßige Veranstaltungen laden schloss die Stadt Debrecen, eine Groß und Klein in den Pusz- Werkstätten wird das Handwerk stabilere Steinbrücke errichten ta-Zoo ein: So gibt es Märchen- von elf verschiedenen Berufen zu lassen. abende oder den Abenteuertag der Region vorgestellt. Gürtel- In der berühmten Großen für die ganze Familie. Im März macher, Trachtennäherinnen, Tscharda (Nagycsárda) von werden die zurückkehrenden Käsemacher, Filzer, Weber, Sei- Hortobágy, die 1699 als Zoll- Störche mit einem Fest begrüßt, fenmacher, Töpfer, Holzschnit- und Raststätte an der Kreuzung im September die Schwalben zer und andere führen hier den von wichtigen Handelswegen mit einer Veranstaltung verab- Besuchern ihr altes Kunsthand- entstand, serviert man heute schiedet. werk vor. landestypische Gerichte aus Ein spannendes Naturschauspiel Biofleisch. Im Hirtenmuseum ist zweifellos der Herbstzug Zu den regelmäßigen Events wird das Leben der Hirten in der Kraniche. Beim Sonnen- des Nationalparks gehören u. a. Bildern und Filmen, aber auch untergang im Oktober können das alljährliche Hirtentreffen durch die typischen Gegenstän- mehrere zehntausend Vögel be- mit Gulaschkochwettbewerb de des Berufs vorgestellt. obachtet werden, wenn sie über zu Pfingsten, der Hortobágyer Der Puszta-Zoo (Pusztai Ál die Puszta zu ihren Übernach- Brückenmarkt im August und latpark) präsentiert die alten tungsplätzen ziehen. In dieser das Kranichfest im Oktober. ungarischen Haustiere sowie die Zeit werden auch geführte Kra- ehemaligen typischen Tierras- nich-Wanderungen angeboten. sen der ungarischen Tiefebene. Hier und auf dem Gebiet des Na- Berühmt ist auch das Gestüt tionalparks werden die als Hun- von Máta mit 280 Pferden. Dank garicum bezeichneten Tierarten seiner traditionsreichen und wie das ungarische Graurind, einzigartigen Zuchtgeschichte das Zackelschaf, das Manga- nimmt es unter den europäi- licaschwein (Wollschwein), schen Gestüten eine Sonder- bestimmte Pferderassen und stellung ein. Seine Bekanntheit Besucherzentrum verdankt es den Reitkünsten der Hortobágy Hortobágyer Pferdehirten und Petőfi tér 9 der Zucht der Noniusrasse. H-4071 Hortobágy In Hortobágy befindet sich auch +36 (0)52 589-000 der größte aktive Handwer- [email protected] kerhof Ungarns: In zahlreichen www.hnp.hu 61 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn Bayern Reisetipps und Sehenswürdigkeiten rund umnach Hortobágy Hajdúböszörmény sieren die sieben Hajdukenstäd- mal eingeweiht, die Statue te und ihre Verbundenheit. Ein eines Grauochsen, eine Arbeit moderner Springbrunnen und des Bildhauers Lajos Bíró. Die eine Plastik, die die Struktur lebensgroße Tierfigur steht auf und die Entwicklung der Stadt dem ehemaligen Marktplatz von nachzeichnet, vervollständigen Hajdúböszörmény und erinnert Die Stadt nordwestlich von die harmonische Einheit des neu an die Zeiten des regen Vieh- Debrecen war einst die „Haupt- gestalteten Platzes. handels. stadt“ der Hajduken, heute hat Das Hajdukenmuseum (Haj Das Gedenkhaus von sie 32.000 Einwohner. dúsági Múzeum) in Hajdú Miklós Kárpát ist ein traditi- Der Bocskai Platz (Bocskai tér), böszörmény zeigt die Geschich- onelles Bauernhaus mit drei der zentrale Platz der Stadt, te der Region „Hajdúság“ von Räumen. Hier lebte der Ma- wurde 2013–14 komplett re- den archäologischen Funden aus ler der Puszta, Miklós Kárpát noviert und neu gestaltet. Das dem 10. Jahrhundert bis heute. (1886–1935), der selbst viele Rathaus und das ehemalige Ver- Eine besondere Stellung nimmt Jahre als Hirte arbeitete und waltungsgebäude, das heute das die Geschichte der Hajduken das Leben der Tierhüter sowie Hajdukenmuseum beherbergt, ein: Die typischen Waffen und die Landschaft von Hortobágy wurden ebenfalls aufwendig Kleidungsstücke, aber auch in zahlreichen Bildern auf die saniert. Im imposanten Innenhof viele Dokumente und Bilder zum Leinwand brachte. des Museums finden im Sommer Aufstieg der Hajduken und ihrer kulturelle Veranstaltungen statt. Siedlungen sind hier ausgestellt. Zwei Statuen schmücken den 2014 wurde ein neues Denk- Hajdúsági Múzeum Platz, die Statue des Fürsten Kossuth Lajos utca 1 István Bocskai, der die Hajduken H-4220 Hajdúböszörmény mitsamt Privilegien angesiedelt hatte, und eine Skulptur mit den +36 (0)52 229 038 „Tanzenden Hajduken“. Die sie- [email protected] ben tanzenden Figuren symboli- www.hajdusagimuzeum.hu Balmazújváros Die Stadt mit ca. 18.000 Ein- zer-Familie Semsey, wurde im Das Rathaus, das 1909–1911 wohnern ist ein Verwaltungs- 19. Jahrhundert in klassizisti- erbaut wurde, ist eines der zentrum direkt in der Nähe schem Stil erbaut. Nach einer schönsten Gebäude der Stadt. von Hortobágy und bietet umfangreichen Restaurierung An der Fassade sieht man das einige Sehenswürdigkeiten. Das wurde das prächtige Gebäude Stadtwappen mit einem typi- Schloss Semsey, das ehemalige 2013 als Museum und Veranstal- schen Vogel der Puszta, der Landhaus der Großgrundbesit- tungsort wieder eröffnet. Trappe mit drei Ähren: Das Bild 62 symbolisiert einerseits die Frei- Hutmachers hautnah erleben. zeigen die in der Region bekann- heit, andererseits die wichtigste Die Familie Mihalkó blickt auf te Hierarchie der Hirten: An Einnahmequelle der Stadt, die eine lange Tradition bis zum erster Stelle – wie man erzählt, Landwirtschaft. Jahr 1800 zurück. Wie seine knapp hinter dem lieben Gott – Vorfahren stellt Gyula Mihalkó steht der Pferdehirte (csikós), aus Schafwolle Hirtenhüte, aber dann folgt der Rinderhirte auch andere Kopfbedeckun- (gulyás), der Schafhirte (juhász), gen nach alter Tradition und in der Schweinehirte (kondás) und Handarbeit her. Bei ihm kann die arme Gänseliesl schließt die man die Kunst des Hutmachens Reihe (libapásztor lány). selbst ausprobieren und erlernen. Das Haus bietet auch zwei Zimmer zum Übernachten an. Das ebenfalls neu eröffnete Heil-, Thermal- und Strandbad Kamilla erwartet die Badegäste mit mehreren Becken, Whirlpool, Sauna, Dampfbad, Salzgrotte und mit Massage- Hutmacherwerkstatt und Wellnessangeboten. Über- Mihalkó nachten kann man im Thermal Szegfű sor 1/A Hotel Balmaz (4-Sterne-Hotel H-4060 Balmazújváros mit Thermalbecken und Sauna) In der Hutmacherwerkstatt direkt nebenan. +36 (0)30 528-8015 von Gyula Mihalkó kann man Die aus Holz geschnitzten Hir- [email protected] das traditionelle Handwerk des tenskulpturen von Béla Mónus www.mihalkogyula.hu Die Stadt unweit von Debrecen auf einem Areal von 30 Hektar. über 1.000 Metern etwas ande- ist vor allem für ihren riesigen Die Sensation des Freibades ist res nach oben, nämlich das 73 Bäderkomplex Hungarospa be- „die mediterrane Küste“ mit Grad warme, bräunliche Ther- kannt, den größten in ganz Un- einer Wasserfläche von 6.200 malwasser, das auch heute noch garn. Hier finden die Badegäste Quadratmetern, umgeben von die Bäder speist. Das Wasser alles, was das Herz begehrt: Sandstrand und Palmen. Die enthält Jod, Brom und Koch- Erlebnisbäder, Aquapark mit Entdeckung der Heilquellen salz und wird in erster Linie für Abenteuerrutschen, Thermalbe- verdankt die Stadt einem Zufall. Rheumatiker empfohlen. cken, Heilbäder, Schwimmhalle, Bei Bohrungen nach Erdgas im Weitere Infos: Sauna, Wellness und Sportplätze Jahr 1925 kam aus der Tiefe von www.hungarospa.hu Hajdúszoboszló 63 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn den Oxenweg Bayern Reisetipps und Sehenswürdigkeiten rund umnach Hortobágy Hajdúnánás Strohflechten hat in Hajdú nachtungsmöglichkeiten an. tue (Ochse mit Hund) des Bild- nánás eine lange Tradition. In Im Bauernhof „Kendereskert“ hauers Lajos Bíró aufgestellt. der Werkstatt Aranyszalma wurde auch eine Grauochsensta- Alkotóház kann man das alte Tourinform Hajdúnánás Handwerk bewundern und er- Köztársaság tér 6 lernen. Die ständige Ausstellung H-4080 Hajdúnánás zeigt allerlei Gegenstände aus Stroh wie Körbe, Hüte, Ernte- + 36 (0)52 382-076 kränze und Taschen. Das alte [email protected] Bauernhaus bietet auch Über- www.hajdunanas.hu Nádudvar Der Ort ist für seine Schwarz- der Endphase der Ofen abge- keramik bekannt, die hier dichtet wird und dadurch bereits seit dem 16. Jahrhundert rußhaltiger Rauch entsteht. hergestellt wird. Die schwarze Farbe erhalten die Tongefäße dadurch, dass beim Brennen in Tiszafüred und der Theiß-See zum Plattensee entwickelt und Fahrradfahrern zur Verfügung. zieht nicht nur Badegäste und Hier entlang verläuft auch der Wassersportler, sondern auch internationale Radweg EURO- Angler an. Der Ort Tiszafüred Velo 11. am See ist ein beliebter Urlaubsort. Das Vogelreservat am Theiß-See ist streng geschützt, Der Theiß-See (Tisza-tó) ist ein hier lassen sich bei geführten Tourinform Tiszafüred künstlich errichteter Stausee Bootstouren seltene Vogelarten Fürdő u. 21 und enstand 1973 im Zuge der beobachten. H-5350 Tiszafüred Theiß-Regulierung. Mittlerwei- Ungarns zweitgrößten See le hat sich der See zu einem kann man auch mit dem Rad +36 (0)59 511-123 beliebten Naherholungsgebiet umrunden, ein 120 km langer [email protected] und einer echten Alternative asphaltierter Radweg steht den www.tiszafured.hu 64 Debrecen Zum Schluss soll das eigentli- und 35.000 Handschriften. che Zentrum des Ochsenhan- Debrecens größte Parkanlage dels und -triebes in Ungarn, ist der sogenannte Großwald die Stadt Debrecen erwähnt (Nagyerdő). Der Badekomplex werden. Debrecen ist heute die Aquaticum, bestehend aus zweitgrößte Stadt Ungarns und Thermalbad, mediterranem als Zentrum der Reformation Erlebnisbad und einem großen wird sie auch als „das Rom der Freibad, lädt Jung und Alt zum Calvinisten“ bezeichnet. Im Plantschen ein. Für Familien- 16. Jahrhundert konvertierte ausflüge geeignet sind der Zoo ein Großteil der Bevölkerung von Debrecen und der Vergnü- zum calvinistischen Glauben. gungspark mit Fahrgeschäften. Wahrzeichen der Stadt ist die Jedes Jahr im August findet in Große Reformierte Kirche Debrecen der berühmte Blu- (Nagytemplom), die auch in menkarneval statt. Der Umzug der ungarischen Geschichte der mit über 3 Millionen Blu- eine wichtige Rolle spielte. Hier men geschmückten Wagen wird verkündete 1849 Lajos Kossuth von Kapellen, Tanzgruppen, die Entthronung der Habsbur- Spielmannszügen und anderen ger und die Unabhängigkeit bunten Gruppen begleitet. Ungarns. Die im klassizistischen Ein ganz besonderes Erlebnis Tourinform Debrecen Stil erbaute Kirche ist in der Tat bietet die nostalgische Fahrt Piac utca 20 sehr groß, die Länge des Haupt- mit der Zsuzsi Schmalspur- H-4024 Debrecen schiffes beträgt 55 Meter und bahn (Zsuzsi Erdei Vasút) das Gotteshaus bietet den Be- durch Wald und Puszta. Auf +36 (0)52 412-250 suchern etwa 3.000 Sitzplätze. einer Strecke von 16 Kilometern [email protected] Der westliche Turm kann auch fährt die älteste noch funkti- www.debrecen.hu bestiegen werden (213 Trep- onierende Schmalspurbahn pen!). Von hier aus bietet sich Ungarns die Gäste durch die eine großartige Aussicht auf Umgebung der Stadt. das Stadtzentrum. Das 1538 gegründete Reformierte Kollegium von Debrecen brachte unzählige berühmte Schriftsteller, Dichter und Denker Ungarns hervor. Die Bibliothek der Schule beherbergt über 600.000 Bücher 65 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern 66 04– ransitland T Österreich Vom Wiener Ochsengries bis nach Schärding 67 Transitland Österreich Österreichs Rolle im transkontinentalen Ochsenhandel Zwischen den osteuropäischen Aufzuchtgebieten und den süddeutschen Verbraucherregionen lag das Transitland Österreich, das mit seinen zahlreichen Viehmärkten, Wegen, Straßen, Furten und Mautstellen mehrere hundert Jahre lang am transkontinentalen Ochsentrieb beteiligt war. Einige Städte, vor allem Wien, waren auch als Teilung des Hauses Habsburg in eine spanische Fleischabnehmer in diese Routen integriert, die und in eine österreichische Linie. Die österreichi- vorhandenen Quellen weisen jedoch darauf hin, sche Dynastie erhielt 1526 durch einen Erbvertrag dass die Mehrzahl der Ochsen in die süddeut- Böhmen und Ungarn und legte damit den Grund- schen Städte oder nach Venedig weitergetrieben stein für den späteren Vielvölkerstaat. Die große wurde. Viehmärkte, Mauten und andere Tran- Herausforderung des 16. Jahrhunderts waren sitabgaben sicherten den Regionen am Oxenweg die aus dem Osten vordringenden Türken. 1529 dennoch gute Einnahmen. belagerten die osmanischen Truppen erfolglos Wie sah die politische Situation dieser Region im Wien. Die Eindringlinge wurden zwar zurückge- Mittelalter und in der Frühen Neuzeit aus? Nach drängt, doch in den nächsten 150 Jahren blieb die dem Aussterben der Babenberger kam das Her- Bedrohung weiter akut. 1683 standen die Türken zogtum Österreich 1282 an die Habsburger. Diese erneut vor den Toren Wiens. Diesmal konnten sie bauten durch eine geschickte Heirats- und Bünd- nicht nur abgewehrt, sondern bis hinter Belgrad nispolitik eine europäische Großmacht auf. Ab zurückgedrängt werden. Im 18. Jahrhundert schu- 1452 trugen die Habsburger die Kaiserkrone des fen die Herrscherin Maria Theresia und ihr Sohn „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ Joseph II. mit ihren Reformen die Grundlagen für in fast ununterbrochener Folge. 1522 erfolgte die einen modernen Staat. 68 Viehmarkt in Rohrbach 69 Transitland Österreich Wien – der zentrale Umschlagplatz des Ochsenhandels Das erste wichtige Ziel auf dem Weg der Ochsenhändler war der Handels- und Verkehrsknotenpunkt Wien. Der Hauptumschlagplatz der ungarischen Graurinder war für lange Zeit der Wiener Ochsengries. Wiener Zentralviehmarkt Portal 70 Zentrum des Ochsenhandels Vom Wiener Ochsengries zum Central-Viehmarkt Bereits 1503 wurde der Ochsengries vor dem Stubentor urkundlich erwähnt. Der bekannteste und älteste Lebendviehmarkt von Wien lag anfangs am südwestlichen Stadtrand, im Bereich des heutigen Beethovenplatzes. Jeden Freitag konnten hier Viehzüchter, Händler und Metzger ungarische Ochsen an- und verkaufen. Später, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, wurde dieser Handelsplatz auf das Gebiet des heutigen Bahnhofs Wien-Mitte verlegt. Der Viehhandel erfolgte auf dem freien Feld. Erst 1760 erhielt der Platz eine hölzerne Umzäunung, den sogenannten Ochsenzwinger. 1797 wechselte der Markt erneut den Standort, diesmal nach Sankt Marx. Eine Überdachung des Marktplatzes gab es damals noch nicht. So muss- markt für die Stadt Wien und ihre Umgebung. Die ten Züchter und Händler bei schlechtem Wetter Toranlage mit den beiden gigantischen Stiergrup- oft knietief in Kot und Schlamm waten oder waren pen, die ohne Zweifel ungarische Grauochsen im Sommer der direkten Hitze ausgesetzt. 1846 darstellen, stammt von dem Bildhauer Anton wurde in Sankt Marx mit dem Bau eines Schlacht- Schmidgruber. Wien war bis ins 19. Jahrhundert hofes begonnen. der Hauptumschlagplatz der ungarischen Ochsen. Zwischen 1880 und 1883 errichtete die Baufir- Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen die Tiere ma Rudolf Frey unter Mitarbeit des Architekten nicht mehr auf eigenen Beinen aus Ungarn, son- Adalbert Constantin Swoboda einen Central-Vieh- dern wurden mit der Eisenbahn transportiert. Wo sich die Ochsen „stapelten“ Was war das so genannte Stapelrecht? Das Stapelrecht (lat. Ius emporii, eigentlich So ein Stapelrecht besaß auch Wien bereits ab „Marktrecht“ im Sinne von „Verkaufsrecht“) war 1221. Die Ochsenhändler waren damit gezwungen, im Mittelalter das Recht einer Stadt, das durch- die Tiere auf dem Wiener Ochsengries feilzubie- ziehende Kaufleute dazu zwang, ihre Waren in der ten. Am Anfang des 16. Jahrhunderts wurden Teile Stadt für einen bestimmten Zeitraum abzuladen, des Wiener Stapelrechts aufgehoben. also zu „stapeln“ und dort anzubieten. Teilweise konnten sich Händler durch Zahlung eines Stapelgeldes von dieser Pflicht befreien. 71 Transitland Österreich Weitere Handelszentren Weitere wichtige Handelsplätze für die „Ungarochsen“ waren die Märkte im Umkreis von Wien: Bruck an der Leitha, Götzendorf, Ebenfurth, Himberg und Laxenburg, die bereits im ersten Kapitel erwähnt wurden (siehe Seite 20). Auf dem Gebiet des heutigen Oberösterreich wurden Viehmärkte in Ebelsberg, Pregarten, Klaffer, Hitzing, Schärding, Braunau, Ried und Freistadt abgehalten. Ein regionales Zentrum des Ochsenhandels war die Gemeinde Rohrbach im Oberen Mühlviertel. Der Ort erhielt bereits im Mittelalter Marktprivilegien, die nach den Hussitenkriegen 1459 von Landesfürst Albrecht VI. erneuert wurden. Der Rohrbacher Wochenmarkt entwickelte sich im Laufe der Zeit zum wichtigsten Viehmarkt des Mühlviertels. In der Blütezeit (15.–16. Jh.) wurden hier jeden Montag rund 1.300 Stück Vieh zum Kauf angeboten. Der Ochsenhandel aus Ungarn nach Bayern stellte für die Bevölkerung für längere Zeit eine wichtige Einnahmequelle dar. Die montäglichen Ochsenmärkte in Rohrbach fanden noch bis zum Zweiten Weltkrieg statt.1 Auch in Freistadt fanden Viehmärkte statt 1 nach Klepp, S. 13–19 72 2 nach Klepp, S. 13–19 Viehmarkt in Rohrbach (Zeichnung aus dem 19. Jh.) Feilschen um das Hornvieh Ein Markttag in Rohrbach Jeden Montag fand auf dem Marktplatz von Rohr- ausschließlich männliche Kundschaft – Landwirte, bach ein reges Treiben statt. Metzger und Händler – verglich lange und aus- Das Vieh wurde durch die Berggasse zum Markt- giebig die Ware, prüfte Gebisse und Hörner, maß platz getrieben. Am Platzeingang überprüften ein die Widerristhöhe nach, fragte nach dem Gewicht. Tierarzt und je ein Vertreter der Gemeinde und Das Geschäft wurde per Handschlag getätigt. An der Gendarmerie den Gesundheitszustand der den Zahltischen aus Granit, von denen drei noch Ochsen und die Viehpässe – eine Qualitätssiche- heute auf dem Rohrbacher Marktplatz stehen, rungsmaßnahme sozusagen. Auf beiden Seiten wurden die Zahlungsmittel geprüft, denn am des Marktes wurden dann die Tiere an ein Ge- Klang von Silber auf Granit erkannten die Händler länder angebunden und standen so zum Begut- die Echtheit der Münzen. 2 achten, Vergleichen und Verkaufen bereit. Die 73 Transitland Österreich Triebwege und „Ochsenstraßen“ in Österreich Die Routen des Europäischen Oxenweges in Österreich sind nur teilweise erforscht und belegt. Durch schriftliche Dokumente und Flurnamen lassen sich bestimmte Strecken rekonstruieren, doch es klaffen noch größere Lücken im Wegenetz, bei denen man nur vermuten kann, wo die Herden entlanggetrieben wurden. Südlich der Donau führte eine Ochsenstraße von schon in der keltischen Zeit benutzte alte Heeres- Wien über Amstetten, die Ebelsberger Maut, und Handelswege:4 Eferding, Peuerbach und Raab nach Schärding • die Ochsenstraße bei Altheim, Flußübergang und Passau. Von dieser Route gab es eine Abzwei- der Ache mit dem Flurnamen Hörfurt gung über Neufelden nach Rohrbach. Aber auch • die Ochsen- oder Hörstraße bei Eferding von Pregarten aus konnte man über Linz zwischen • die Römerstraße Eferding bis Passau Alkoven und Schönering den Anschluss an die • die Ochsenstraße von Hartkirchen südlich der Donau verlaufende Triebroute finden. Rohrbach stellte als Kreuzungspunkt der Triebwege von Leonfelden und Neufelden sowie als nach Schlögen • die vorrömische Ochsenstraße in Leonding (heute Limesstraße) Rast- und Handelsplatz vor dem Übergang nach Bayern über die Klafferstraße ein regionales Zentrum dar. Durch das Mühlviertel führte eine Straße • die Ochsenstraße zwischen Passau und Straubing • Ebelsberg – Kleinmünchen – Hart – Jetzing – vom Waldviertel kommend über Königswiesen Hitzing – Straßham Richtung Schärding nach Pregarten und weiter über Schenkenfelden, (zwischen Schönering und Alkoven ebenfalls Leonfelden, Haslach, Rohrbach und Aigen bis als „Ochsenstraße“ bezeichnet)5 Nürnberg. Um die kaiserliche Mautstelle in Linz und die risikoreiche Innüberquerung bei der Furt • und eine alte Ochsenstraße führt auch von Hitzing über Leonding nach Linz. von Schärding zu umgehen, wählten bayerische Händler des Öfteren den Weg durchs Mühlviertel Ein Ochsenhorn im Wappen der Gemeinde Pa- und dann weiter nach Passau und Regensburg. sching, unweit von Linz, erinnert ebenfalls an die Einige Strecken des ehemaligen Ochsenweges Zeiten des Ochsenhandels. Es verweist vermutlich werden bis zum heutigen Tage als „Ochsenstraße“ auf die bereits in vorrömischer Zeit benutzte Han- bezeichnet. Viele dieser Routen waren in Öster- delsstraße, die später Teil des Donaulimes war. 3 reich bereits zu Zeiten der Römer oder teilweise 3 nach Klepp, S. 13–19 4 nach Jandaurek 74 5 Trathnigg, S. 316 Braunau 75 Altheim Ried Raab Leonding Peuerbach Eferding Straßham Pasching Schärding Pfarrkirchen Rohrbach Pregarten Freistadt Amstetten Ebelsberg Traun Enns Linz Klaffer am Hochficht St. Pölten Wieselburg au D on Nickelsdorf Schönaubrunn Fischamend Petronell Himberg Prellenkirchen Laxenburg Trautmannsdorf Bruck Götzendorf Parndorf Zurndorf Schwechat Wien Transitland Österreich Mautstellen in Österreich Bekannt ist die Welserische Viehmaut von Ebels- Die Mautstelle Pregarten ist ebenfalls durch berg . Kaiser Friedrich III. gestattete den Bürgern Mautrechnungen bekannt (1570–1667).7 Die An- von Wels, das Stadttor beim Pfarrhaus zu öffnen zahl der vermauteten Ochsen ist im Vergleich zu und dort Maut zu erheben. Seit 1452 war das Ebelsberg wesentlich geringer, was auch daran Mautrecht an die Stadt verpachtet. Diese Maut lag, dass es sich hier um eine nördliche Neben- wird in den schriftlichen Quellen als „Welser Vieh- route der Ochsentriebe handelte, die nur von oder Ochsenmaut“ bezeichnet. Die Mautrechnun- bestimmten Händlern frequentiert wurde: zum gen aus dem 16. und 17. Jahrhundert (1535–1671) Beispiel von Händlern aus Nürnberg oder Re- geben detailliert Auskunft über die Höhe der gensburg. Die Anzahl der Nürnberger Händler Mauteinnahmen, die Menge der durchgetriebenen ist hier auffallend größer als in Ebelsberg, wo Tiere und die Herkunft der Händler. Im 16. Jahr- die Augsburger eine dominante Rolle spielten. hundert stiegen die Einnahmen kontinuierlich. Die Erst im 17. Jahrhundert tauchen die Augsburger größten Mauteinnahmen erhielt die Stadt Wels stärker in den Pregartener Mautrechnungen auf. im Jahre 1567 mit 104 Gulden. In diesen ertragrei- Der Mautsatz pro Ochsen betrug bis 1592 einen chen Jahren wurden jährlich bis zu 14.000 Ochsen Pfennig, ab 1628 einen Kreuzer (zu 4 Pfennig). vermautet. Die Listen belegen außerdem, dass ein Die größte Herde passierte diese Mautstelle am Großteil der Händler (29 Personen) aus Augsburg 17. August 1570: Ein Vilshofener Bürger trieb eine stammte, die anderen Gebührenzahler kamen u. a. Herde mit 400 Ochsen durch. 6 aus Ulm, München, Straubing und Passau. Um 1600 gab es interne Probleme mit dem Mautner, so dass kurzfristig die Maut gesperrt wurde, 1610 dagegen plünderte das Passauer Kriegsvolk die Mautkasse. Nach diesen Turbulenzen flossen bis 1650 wieder regelmäßig Mauteinnahmen für die Stadt Wels. Anschließend reduzierten sich die Mauteinkünfte ganz plötzlich, so dass diese kaum noch die Unkosten für die Verwaltung deckten. Die Stadt versuchte, die nicht mehr so attraktive Maut weiter zu verpachten, doch das Interesse an dem „toten Geschäft“ blieb verständlicherweise gering. Einerseits fällt diese Zeit mit dem allgemeinen Rückgang der Ochsentriebe zwischen 1670–1720 zusammen, andererseits vermutet man, dass die Route über Ebelsberg ab Mitte des 17. Jahrhunderts kaum noch benutzt wurde. Enns, die älteste Stadt Österreichs hatte auch Mautrecht 6 Trathnigg, S. 311–320 7 Vangerow: Die Fleischversorgung Deutschlands, 76 S. 71–112 Niclas Guelher für Herzog Albrecht III. am 30. November 1386 anfertigte, ist eines der frühesten Verzeichnisse dieser Art in Österreich. Die breite Palette von Gütern, die auf Donau und Enns sowie auf den Straßen die Stadt passierten oder hier angeboten wurden, ist erstaunlich. Wie hoch die tatsächlichen Einnahmen aus der Maut für den Landesherrn waren, ist jedoch nicht überliefert. Die Herrschaft Falkenstein besaß eine zentrale Mautstelle in Wildenranna sowie eine weitere Mautstelle in Niederranna. Doch zahlreiche süddeutsche Viehhändler versuchten diese Herrschaftsmaut zu umgehen und wählten lieber den Weg durch den Klafferwald. Das gefiel der HerrFreistadt mit mittelalterlicher Stadtbefestigung schaft Falkenstein nun gar nicht und so errichtete Die Hauptmautstelle war in der Stadt Linz. Die Mautstelle. „Von jedem Hungerischen Oxen ist Linzer Mautrechnung von 1627 bestätigt den man der Herrschaft Falckhenstain vier Pfening zu Durchtrieb von 14.374 Ochsen, die aller Wahr- Mauth zu raichen schuldig“, lautete die Anweisung scheinlichkeit nach aus Ungarn stammten. Auch aus dem Jahre 1607. diese im 16. Jahrhundert auch in Klaffer eine hier dominierten die Augsburger und Nürnberger Ochsenkäufer. Der Mautsatz lag bei 9 Pfennig Bekannt sind auch die Aufzeichnungen des Maut- Geleitgeld, ab 100 Stück Vieh räumte man jedoch ners Jakob Böck von Ulrichsberg aus dem Jahre gewisse Nachlässe ein. An dieser Mautstelle wur- 1588. Für insgesamt 5.158 Tiere hatte er in diesem de über den eigentlichen Mautsatz und Zettelgeld Jahr Maut kassiert, die meisten Händler kamen hinaus noch eine gesonderte Abgabe von einem aus Straubing. Diese Mautstelle gehörte dem Pfennig pro Tier erhoben. Stift Schlägl. Der Mautner von Ulrichsberg wurde außerdem verpflichtet, die in Linz ausgestellten Mautrecht besaß auch die älteste Stadt Öster- Geleitzettel zu überprüfen. Falls der Händler reichs, Enns, wo neben der Stadtmaut auch Ge- keinerlei Bestätigung über geleistete Mautzahlun- bühren für die Überquerung der Donau erhoben gen vorweisen konnte, musste er wieder nach Linz wurden. Die Aufstellung der Maut zu Enns, die zurück.8 Ein Vergleich der verschiedenen Mautstellen in den Jahren 1627/28: Zahl der vermauteten Ochsen:9 Ebelsberg (1627) Klafferwald (1627) 10.927 1.967 Linz (1627) 1.480 Pregarten (1628) 2.761 8 nach Klepp, S. 13–19 9 Zahlen nach Vangerow: Die Fleischversorgung Süddeutschlands, S. 102–103 77 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg Ausflugstipps rund um den Oxenweg Rund um den Oxenweg gibt es auch in Oberösterreich viel zu entdecken, egal ob man auf Schusters Rappen, auf dem Fahrrad oder bequem mit dem Auto die Gegend erkunden möchte. Auf den folgenden Seiten werden vier österreichische LEADERRegionen entlang des Oxenwegs mit ihren touristischen Highlights vorgestellt. Das Mühlviertler Kernland Band Europas hin, früher Teil Epochen von der Gotik bis ins des Eisernen Vorhanges, heute Barock versetzen die Besucher spannende, beinahe unberührte in vergangene Zeiten. Als tradi- Naturlandschaft. Die Hügelket- tionelles Handwerk des Mühl- ten und Berge, Reste eines alten viertels gilt der Blaudruck mit Gebirges, bestehen aus hartem seinen klassischen Stoffmustern, Granit. Dieses Urgestein prägt der eng mit der ebenfalls für die die faszinierende Landschaft. Region typischen Leinenweberei Das Mühlviertler Kernland Rauh wirkt das Land jedoch nur zusammenhängt. Kulinarisch nördlich der Landeshauptstadt auf den ersten Blick, die Hügel hat das Mühlviertel auch einiges Linz ist heute eine beliebte und Wälder laden zum Wandern, zu bieten: Der Hopfenanbau hat Urlaubsregion. Das Mühlviertel Radfahren oder Reiten ein. Im hier schon lange Tradition und erhielt seinen Namen von den Winter bieten Langlaufloipen die Mühlviertler Bierspezialitä- Flüssen Große Mühl, Kleine und Skipisten Möglichkeiten ten sind nicht nur in Österreich Mühl und Steinerne Mühl. für den Wintersport. Pracht- bekannt. Im Norden an der Grenze zu volle Kirchen, alte Burgen und Tschechien zieht sich das Grüne Schlösser aus verschiedenen 78 Pregarten Die Stadt Pregarten war, wie die Jahr 1230 bis hin zum Weber- Mautrechungen belegen, eine markt und zur Stadterhebung in der Stationen auf dem Europä- jüngster Zeit. ischen Oxenweg. Sie lag auf der Seit 2013 sind hier auch die Route nördlich der Donau. spektakulären Funde der „Bach- Pregarten verfügte bereits steiner Tannen“ aus Unterwei- im 13. Jahrhundert über das tersdorf zu sehen. Hier wurden Marktrecht und war am Han- Stadtgeschichte und Spekta- Hügelgräber mit Grabbeigaben del des Mittelalters und der kuläres aus der Bronzezeit: aus der späten Bronzezeit (etwa Frühen Neuzeit rege beteiligt. Heimatmuseum Pregarten 1300 – 1100 v. Chr.) freigelegt. Die Leinenweberei war für die Das 2010 völlig neu gestaltete Stadt seit dem 16. Jahrhundert Heimatmuseum der Stadt Pre- lange Zeit der bedeutendste garten präsentiert die wirt- Wirtschaftszweig, bis noch in schaftlichen Schwerpunkte des die 1860er Jahre wurden im Ort Ortes: Keramik und Weberei. Im Textilprodukte gewoben. Zu Mittelpunkt stehen die Ge- Beginn des 20. Jahrhunderts schichte und die Produkte der siedelte sich mit der Oberös- „Ersten Oberösterreichischen terreichischen Steingutfab- Steingutfabrik Prägarten“. Heimatmuseum Pregarten rik im Gebäude der heutigen Darüber hinaus informiert das Stadtplatz 13 Bruckmühle der erste größere Museum über die Geschichte A-4230 Pregarten Industriebetrieb in Pregarten Pregartens von den jungstein- an. Heute ist Pregarten eines zeitlichen Anfängen über die +43 (0)7236 2255 der bedeutendsten Kulturzent- zahlreichen Münzfunde und die [email protected] ren des Mühlviertels. erste urkundliche Erwähnung im www.heimatmuseumpregarten.at Freistadt aus der Vogel Befestigungsanlagen fast perspektive: Der Höhenflug vollständig erhalten sind. Die Freistadt war zwischen dem gotische Altstadt mit der mit- 14. und 16. Jahrhundert eine telalterlichen Stadtbefestigung, wichtige Handelsstadt zwischen den Wehrtürmen, den barocken dem Donauraum und Böhmen. Fassaden und bezaubernden Auch Ochsenmärkte fanden hier Arkadengängen ihrer Bürger- regelmäßig statt. häuser ist einen Besuch wert. Freistadt ist eine der wenigen Eine Stadtbesichtigung der Städte in Österreich, deren besonderen Art bietet das Freistadt 79 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg Kletterprojekt „derHoehenflug“ derHoehenflug ltd & Co KG men. Auf dem Weg wurde unser in Freistadt. Mit Hoch- und GF Dipl.-Päd. Planetensystem maßstabsgetreu Niedrigseilelementen, Flying Fox Klaus Affenzeller nachgebaut. Ein Meter Weg entspricht somit 369 Millionen und Slackline können Mutige die Altstadt mit ihren verschiede- Edlau 3/1 Metern im All. Die Sonne befin- nen Sehenswürdigkeiten aus völ- A-4291 Lasberg det sich in Freistadt und wurde lig ungewöhnlichen Perspektiven +43 (0)676 930 74 26 als eine 1 Meter große Granit- erleben. Sightseeing wird mit [email protected] kugel dargestellt. Die anderen körperlichen Aktivitäten kom- www.derhoehenflug.at Planeten stehen symbolisch als biniert und die Stadt aus einer kleinere Granitkugeln auf Stei- neu gewonnenen Perspektive nen. Die tatsächliche Größe der erfahren: Denn 30 Meter über einzelnen Planeten im Vergleich dem Boden sieht Freistadt nicht zur Sonne wird seitlich an den nur anders aus, es riecht und Stationen demonstriert. Der klingt auch anders. Die Kletterer Weg bietet neben Wissenswer- erhalten von oben nicht nur Ein- tem auch wunderschöne Aus- blicke in die Altstadt-Architek- Von der Sonne bis zum Pluto: sichten in die Hügellandschaft tur und deren mittelalterlichen Planetenwanderweg des Mühlviertels. Befestigungsring, sondern auch Freistadt – Grünbach – Sandl schönste Ausblicke. Neben dem Von der Sonne bis zum Pluto ist kulturellen Aspekt bietet „der- das Licht ca. 5 Stunden unter- Hoehenflug“ auch Workshops wegs. Ungefähr so lange braucht zur Teambildung an. man auch, um von Freistadt entlang des 16 km langen Wan- Weitere Infos: derweges nach Sandl zu kom- www.freistadt.at/planetenweg lungsstätte Lasbergs zu neuem kern, vom „Gasthaus Sepp’n- Leben erweckt. Das attraktive Wirt“ in Elz, vom Wandergasthof Ausflugsziel belohnt Wande- „Zur Haltestelle“ in Siegelsdorf rer mit einer einmaligen Aus- oder von der Schlossbrauerei sicht ins Mühlviertel. Der Blick Weinberg in Kefermarkt. Als schweift vom Böhmerwald bis touristische Attraktion wird in zur entfernt sichtbaren Alpen- Lasberg auch das „Bouldern“ Mühlviertler Panoramablick: kette. Ein Infoterminal erzählt am Buchberg, am Sattlerberg das Hoh-Haus Buchberg die Geschichte der Region. Der und am Schoberstein ange- Mit der Aussichtsplattform Buchberg kann von verschiede- boten. Hier kann man ohne „Hoh-Haus“ am Buchberg nen Ausgangspunkten bestiegen Kletterseil und Klettergurt an (813 m) wurde die älteste Sied- werden: vom Lasberger Orts- Felsblöcken oder Felswänden Lasberg 80 in Absprunghöhe klettern. Tourismuskern Lasberg +43 (0)7947 7255-13 Das Pechöl, das in Lasberg als Obmann Josef Wittinghofer [email protected] Wund- und Heilsalbe für Tiere www.buchberg-hoh-haus.at gebrannt wird, wurde zum im- Markt 7 materiellen Kulturerbe ernannt. A-4291 Lasberg Gutau und Hörrohr auch zahlreiche Färben mit Indigo, wurde früher Spielstationen zum Klettern, viel Geheimnisvolles zugedacht, Rutschen und Hüpfen für Kinder von den Blaufärbern behaupte- bereithält. te man, sie könnten hexen und zaubern. In Gutau findet jährlich Ausflugstipp für Familien: Führungen gibt es von März am ersten Sonntag im Mai ein bis November nach telefoni- internationaler Färbermarkt scher Voranmeldung. statt. Der Vogelkundeweg in Gutau Die Gemeinde Sandl ist seit War es die Lerche oder die dem 19. Jahrhundert für ihre Nachtigall? Die heimische Vogel- Hinterglasmalerei, eine beson- welt kennenlernen und dabei so dere Technik der Glasmalerei, richtig Spaß haben – das bietet bekannt. Das „Sandlbild“ bedeu- der Vogelkundeweg in Gutau. tet für viele das Hinterglasbild Begleitet vom Eisvogel und schlechthin. Bevorzugte Motive seiner kleinen Freundin „Meisi“ waren Heiligendarstellungen erleben Familien und andere und Wallfahrtsgnadenbilder. Besucher einen abwechslungs- Im Hinterglasmuseum Sandl reichen, rund 1,5 Stunden langen werden die Entwicklung und Ge- Spaziergang durch die Natur. Das „Blaue Wunder“ und schichte dieses Kunsthandwerks Der Ausgangspunkt des Vogel- das „Sandlbild“: sowie Sammlerstücke gezeigt. kundeweges liegt beim Schau- Blaudruck in Gutau und raum gegenüber dem Gutauer Hinterglasmalerei in Sandl Färbermuseum. Hier können Das Färberhandwerk ist im heimische Vögel in ihrer natur- Mühlviertel seit dem 17. Jahr- Marktgemeinde Gutau getreu nachgebauten Umgebung hundert angesiedelt. Im alten Kefermarkterstraße 4 betrachtet werden. Der Film „Färberhaus“ in Gutau wurde A-4293 Gutau „Sehnsucht des Fliegens“ berei- Jahrhunderte lang gedruckt tet die Besucher auf die Wande- und gefärbt, seit 1982 ist es +43 (0)7946 6255 rung vor, die neben Stationen als Museum zu besichtigen. [email protected] mit Vogelstimmen, Nistkästen Dem Blaudruckverfahren, dem www.gutau.at 81 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg Sandl und große Besucher spannende Gemeindeamt Sandl Informationen über das Feuer- Melanie Hirnschrodt wehrwesen und werden zum ak- Sandl 24 tiven Mitmachen eingeladen. Der A-4251 Sandl Weg beginnt am Ortsanfang von Sandl, führt über den Tafelberg +43 (0)7944 8255-0 zum Ursprung der Maltsch und [email protected] Wissensdurst löschen: vorbei an der Sternwarte wieder www.sandl.at Der Feuerwehr-Erlebnisweg zurück ins Ortszentrum. Wis- www.feuerwehrerlebnis- in Sandl sensvermittlung mit Spaß und weg-sandl.at Der erste Feuerwehr-Erleb- Aussichtspunkte mit Blick auf nisweg Österreichs in der die Landschaft rund um Sandl Gemeinde Sandl ist ein familien- machen den Feuerwehr-Erleb- freundlicher Rundweg mit einer nisweg zu einem unvergessli- Länge von vier Kilometern. An chen Abenteuer. sechs Stationen erhalten kleine Windhaag Besucher grenzüberschreitend Mit dem Bike nach Südböhmen auch bei individuellen „Nature radeln, vorbei an verlassenen Trails“ durch die Naturland- Dörfern, auf ehemaligen Panzer- schaft, erlebnisorientierten straßen, heute gut markierten Camps sowie geführten Wan- Radwegen, ist ein besonderes dertouren wie Schmuggler-Tour Erlebnis für den an sanftem Das Tor zum Grünen und Flussläufe-Tour an der Tourismus interessierten Gast. Band Europas: Maltsch entdecken. GREEN BELT CENTER Das GREEN BELT CENTER hat am 3. Mai 2015 seine Pforten Green Belt Center geöffnet. Das Grüne Band Eu- Markt 11 ropa präsentiert sich in einem A-4263 Windhaag bei spannenden, neu errichteten, Freistadt sechzehn Meter hohen Holzbau. Natur, Geschichte und Zukunft +43 (0)7943 6111 des Grenzraumes am ehemali- [email protected] gen Eisernen Vorhang kann der www.green-belt-center.eu 82 Leopoldschlag Zur Förderung und Entwick- halten sich viele Insekten und lung dieser Flächen werden im Käfer auf. Diese sind wiede- Europaschutzgebiet Maltsch rum Nahrungsgrundlage für europäische Wasserbüffel ein- verschiedene Wiesenvögel und gesetzt. Bei einer 3-stündigen Fledermausarten. Exkursion erfahren die Teilnehmer Wissenswertes über die Die Büffel sind los! Schutzgüter im Europaschutz- Landschaftspflege im gebiet Maltsch und erleben die NATURA 2000 Grünes Band Europaschutzgebiet Maltsch prächtigen Wasserbüffel vor Ort Europa Infozentrum des am Grünen Band Europas bei der Arbeit auf den Feucht- Naturschutzbund OÖ Feuchtwiesen sind seit Jahrhun- wiesen. Diese interessante Leitung: derten ein Teil des mitteleuro- Nutztierart wird zunehmend für Wolfgang Sollberger päischen Landschaftsbildes. die Landschaftspflege entdeckt. Sie sind nur schwer zu bewirt- Die Suhlen und Wasserlöcher, Marktpatz 2 schaften, weisen jedoch einen die durch die sich wälzenden A-4262 Leopoldschlag großen Reichtum an außerge- Wasserbüffel entstehen, bieten wöhnlichen und seltenen Tier- einzigartige Lebensräume für +43 (0)664 5143548 und Pflanzenarten auf und sind viele Amphibien und Reptili- [email protected] daher besonders schützenswert. en. Im Dung der Wasserbüffel www.naturschutzbund-ooe.at stellung besucht, begibt sich auf das Verständnis für die wis- eine Zeitreise mit drei Etappen senschaftlichen Exponate, die vom Hochmittelalter bis in die hauptsächlich aus der Samm- frühe Neuzeit, gewinnt dabei lung des Reichensteiner Profes- Einblicke in die Themen „Burg sors Alfred Höllhuber stammen, und Herrschaft“, die Architektur der größten privaten Mittelal- von Burgen und erfährt Interes- ter-Sammlung Österreichs. Abenteuer Burg: santes über die Menschen und Das ebenfalls im Neubau un- Oberösterreichisches Burgen- ihre Lebenswelten innerhalb tergebrachte Informationszen- museum Reichenstein der Burg. Dazu gehört auch trum zum Europaschutzgebiet Kultur und Natur unter einem ein einzigartiges Original: die Waldaist-Naarn vermittelt einen Dach präsentiert die mittelal- teilrekonstruierte Badegrotte Einblick in die Zusammenhänge terliche Burg Reichenstein in aus der frühbarocken Blütezeit der heimischen Fauna und Flora. der Gemeinde Tragwein. Wer die der Burg Reichenstein. Groß- modern gestaltete Daueraus- zügige Schaubilder erleichtern Tragwein 83 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg OÖ Burgenmuseum wachsen natürlich auf. Reichenstein Über das Jahr verbringt die Reichenstein 1 Herde die meiste Zeit auf den A-4284 Tragwein Weiden, aber auch das Futter im Laufstall stammt ausschließlich +43 (0)72 36 314 00-0 von Wiesen und Feldern des [email protected] Biohofes. www.burg-reichenstein.at Spitzenqualität einen Namen gemacht, hauptsächlich mit der Pankrazhofer Der kulinarische Tipp: Produktion von vielfach ausge- Eva und Norbert Eder der Pankrazhofer zeichneten Mosten sowie Säften, Lugendorf 7 Den Pankrazhofer gibt es seit Schaumweinen, Edelbränden A-4284 Tragwein Jahrhunderten. Die heutige und Likören. Eine Spezialität Generation hat sich in den des Hofes ist das Pankrazhofer +43 (0)7263 88295 letzten Jahren mit traditionel- Bio-Rindfleisch. Die Tiere wer- [email protected] len Getränken in biologischer den im Pankrazhof geboren und www.pankrazhofer.at Die Region Hausruck Nord ist che Höhenrücken, Flüsse und lauber und Familien. Gasthäuser südlich der Schlögener Schlin- Bäche. Die reizvolle, waldreiche und Jausenstationen laden zum ge gelegen und bildet – optisch Landschaft bietet viele schöne Rasten und Verweilen ein und gesehen – einen Kessel. Das Aussichtsplätze und Sehens- versprühen den Charme von Landschaftsbild ist geprägt würdigkeiten. Die Region gilt Bodenständigkeit in dieser noch vom Ausläufer der Böhmischen als Geheimtipp für sportliche, naturbelassenen Region. Granitmasse durch zahlrei- naturverbundene Individualur- Hausruck Nord Natternbach 84 Abenteuerparadies für Kinderherzen höher schlagen. Familien: „IKUNA - Entlang des Indianerschleich IndianerKUlturNAtternbach“ pfades warten zahlreiche „IKUNA – folge deinem Pfad“ Stationen, die mittels Klettern heißt das Projekt, das am alten und Balancieren erreicht wer- Indianerspielgelände in Nat- den wollen. Ein neu errichtetes ternbach entstanden ist. Das Tipidorf bietet hochwertige attraktive Spielgelände mit Übernachtungsmöglichkei- Wasserspielen, verschiedensten ten für 44 Personen und zwei Rutschen und Schaukeln lässt Gruppenzelte für jeweils bis zu 14 Personen. Jedes dieser Tipis nachempfunden wurde. IKUNA IKUNA Indianerwelt ist einem indianischen Thema lädt sowohl zum kurzweiligen Indianerpfad 1 gewidmet. Ergänzt wird das Spielaufenthalt, als auch zum A-4723 Natternbach indianische Dorf noch durch ein längeren Verweilen (mit Über- Saunazelt samt Ruheraum. Im nachtung) im Indianerdorf ein, +43 (0)664 9209 844 Eingangsbereich steht das so bietet aber auch verschiedene [email protected] genannte Longhouse, das in der Feste und Veranstaltungen an. www.ikuna.at Der „Dom im Landl“: Die Pfarrkirche ist der Mutter- Pfarrkirche Kallham gottes geweiht. Das Hochaltar- Die Pfarrkirche Maria Himmel- bild zeigt Mariä Himmelfahrt, fahrt, die durch ihren impo- die am 15. August gefeiert wird. santen Zwiebelturm und ihre An diesem Tag wird – bereits prächtige Außengestaltung auch seit über 500 Jahren – der als „der Dom im Landl“ bezeich- bekannte Kallhamer Kirtag mit net wird, wurde 1713 bis 1718 großem Markt, mit Gewerbe- von Jakob Pawanger erbaut und schau, Vergnügungspark und zählt zu den schönsten Gottes- Festzelten abgehalten. Architektur zwei Indianerzelten Kallham häusern Österreichs. Peuerbach Peuerbach ist eine der ältesten Stadt war der Astronom, Ma- Siedlungen Oberösterreichs. thematiker und Humanist Georg Mit ihrem gotischen Stadtkern von Peuerbach. Die Rathausuhr rund um den Kirchenplatz, der ist eine vergrößerte Nach- Hauptstraße und der reizenden bildung des 1457 von Georg Fleischergasse lädt sie zu Spa- von Peuerbach vollendeten ziergängen ein. Besonders die Original-Astrolabiums, das im derdaten. Georg von Peuerbach enge Fleischergasse mit ihren Germanischen Nationalmuse- (1423–1461), ein Wegbereiter Schwibbögen verführt zu einer um Nürnberg aufbewahrt wird. des kopernikanischen Weltbilds, Zeitreise. Das Astrolabium war über viele erfand nicht nur die erste zu- Jahrhunderte ein universelles verlässige Taschenuhr, sondern Astronom und Humanist: Instrument für Astronomen, auch die Sinus-Cosinus-Rech- Georg von Peuerbach und Landvermesser und Astrologen. nung, die heute zum unverzicht- die Astrolabium-Uhr Es diente zudem als Zeitmesser baren Rüstzeug eines jeden Der berühmteste Sohn der und zur Ermittlung von Kalen- Mathematikers zählt. 85 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg des Spätmittelalters, Georg von lern: 1626 fand hier die Schlacht Peuerbach. Ein Überblick über auf der Ledererwiese statt, die die Geschichte und Entwicklung den ersten Sieg für die aufstän- der Astronomie und deren enge dischen Bauern brachte. Verflechtung mit Astrologie und Alchemie sind Thema dieser Präsentation. Von Astronomie bis Bauern krieg: Das Schlossmuseum Schlossmuseum Peuerbach Peuerbach Rathausplatz 2 Die Stadt Peuerbach und ihr A-4722 Peuerbach Flora und Fauna entdecken: Schloss spielten in der Geschichte der oberösterrei- +43 (0)7276 2255-22 Naturschutzgebiet Koaserin chischen Bauernunruhen des schlossmuseum@peuerbach. Das ca. 30 Hektar große 16. und 17. Jahrhunderts eine ooe.gv.at Sumpf- und Feuchtwiesengebiet bedeutende Rolle. Um 1370 von www.peuerbach.at liegt zwischen den Gemeinden Peuerbach, Heiligenberg und den Grafen von Schaunberg erbaut, brannte das Schloss mit Ein Spaziergang durch das Neukirchen am Walde. Aufgrund seiner berühmten Bibliothek Universum: Astro- und seiner einzigartigen Tier- und und der Rüstkammer 1571 ab Naturwanderweg Pflanzenwelt wurde es 2005 und wurde von Gundaker von Der Astro- und Naturwander- zum Naturschutzgebiet erklärt. Starhemberg in nur drei Jahren weg wurde gemeinsam von den 265 Farn- und Blütenpflanzen zu einem stattlichen Renaissan- Gemeinden Bruck-Waasen und wurden hier gezählt, über 90 ceschloss wieder aufgebaut. Peuerbach entlang des Lederer- Vogelarten, darunter so seltene Das Schlossmuseum Peuerbach baches errichtet. Der leichte wie Bekassine, Braunkehlchen, beherbergt drei Dauerausstel- Wanderweg ist 1,1 km lang, Neuntöter oder Wachtelkönige, lungen: Das Bauernkriegsmuse- asphaltiert, eben und somit das leben hier oder benutzen das um thematisiert anhand von ganze Jahr über begehbar. Ent- Areal als Rastplatz auf ihrem Dioramen, Grafiken, Waffen und lang des Weges bieten 29 Infota- Zug. Auch Biber und Fischot- Kriegsgeräten die politischen, feln Wissenswertes zum Thema ter sind in den Gewässern der konfessionellen, wirtschaftli- Astronomie und zum Leben und Koaserin heimisch. Ein Spazier- chen und sozialen Ursachen der Wirken des Naturwissenschaft- gang mit interessanten Schau- Bauernaufstände. Die OÖ. Lan- lers Georg von Peuerbach. Ein tafeln erklärt die seltenen und deskrippe zeigt mit über 200 Planetarium zum Selbstkurbeln geschützten Tier- und Pflanzen- Figuren typische Hofformen, demonstriert die Geschwindig- arten, die im Naturjuwel Koa- Trachten und Bräuche Oberös- keiten der Planeten. Auf einer serin zu entdecken sind. Auch terreichs. Die Ausstellung mit beleuchteten Sternenscheibe Exkursionen mit fachkundiger dem Titel „Höhepunkte mittel- kann man die Sternbilder des Führung werden angeboten. alterlicher Astronomie“ widmet Nachthimmels erforschen. Ein sich dem wohl bedeutendsten kleiner Abstecher führt zu den Weitere Infos: Astronomen und Mathematiker beiden Bauernkriegsdenkmä- www.naturschutzbund-ooe.at 86 St. Agatha Ein Bauernkriegsdenkmal: Ein Ort der Erholung: am Etzinger Hügel wurde eine Stefan Fadinger Museum Freizeitanlage Steinhügel Meditationspyramide errichtet, 1626 erhoben sich die oberös- Wo einst in St. Agatha ein welche durch einen Serpenti- terreichischen Bauern gegen Steinbruch lag, steht heute eine nenweg zu erreichen ist. Auf den verhassten bayerischen idyllische Freizeitanlage mit diesem Weg können verschie- Statthalter Graf Herberstorff. Steinhügelhaus, Steinturm und denen Mineralien, Kristalle und Anführer war Stefan Fadinger, einem Teich. Im Sommer werden Steine bewundert, gefühlt und dem hier, in seiner Heimatge- Veranstaltungen angeboten, ertastet werden. Die begehbare meinde, ein Denkmal gesetzt im Winter wird der Teich zum Pyramide bietet nicht nur einen wurde. Morgensterne und Eisstockschießen und Eislaufen herrlichen Ausblick auf die andere, meist selbst gemachte genutzt. weite Landschaft, sondern lädt Waffen der Bauern, sowie Über- mit einer wunderbaren stim- blicke über einzelne Schlach- Meditativer Wanderweg in mungsvollen Klangatmosphäre ten zeugen von einem blutigen St. Agatha: Mein Weg zum Ich den Besucher zum Meditieren, Kapitel oberösterreichischer Eine Antwort auf den schnell- Verweilen und Innehalten ein. Geschichte. Das Museum lebigen, stressgeplagten Alltag beleuchtet das Leben Stefan bietet der Themenweg „Weg Fadingers und das Leben im zum Ich“ in St. Agatha mit 17. Jahrhundert um die Zeit des insgesamt 8 Stationen. Der Tourismusverband St. Agatha Bauernkrieges. Hörstationen Start beginnt beim Revita Hotel Kirchenplatz 1 und moderne Museumstechnik Kocher auf der Flachdachter- A-4084 St. Agatha bieten den Besuchern ein zeitge- rasse mit dem Dodekaeder und mäßes Museumserlebnis. der Betrachtung der Gebirgs- +43 (0)7277 82 55-20 silhouette, welche mit seinen www.st-agatha.at Höhen und Tiefen dem Auf und Stefan Fadinger Museum Ab des persönlichen Lebens „Naturwunder“: Kirchenplatz 1 gleicht. Über einen Steingarten Schlögener Schlinge und der A-4084 St. Agatha führt der Weg vorbei an sinnstif- Schlögener Blick tenden Sprüchen hin zu Ruhe- Die Schlögener Schlinge, eine +43 (0)7277 82 55-0 plätzen, die zum Innehalten oder Flussschlinge der Donau in [email protected] zum Spüren der Energie einla- Oberösterreich, etwa auf www.fadingermuseum.at den. Auf dem Wasserspeicher halbem Weg zwischen Passau 87 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg und Linz, wurde 2008 von der von der „Linetshuber Aussicht“ Bevölkerung zum „Naturwun- sowie vom „Schlögener Blick“ der Oberösterreichs“ ernannt. bei St. Agatha. Die Schlögener Herrliche Ausblicke auf diese Schlinge gilt auch als Höhepunkt landschaftlich interessante des beliebten Donausteig-Wan- Richtungsänderung des Flusses derwegs. gibt es von der Burgruine Hai- Weitere Infos: chenbach, vom „Steiner Felsen“, www.donausteig.com Waizenkirchen mit einem Wassergraben um- Losenstein wurde das Dorf Wai- gebene Wasserschloss wurde zenkirchen zum Markt erhoben. im 13. Jahrhundert erbaut. Später war das Schloss Weiden- Neben den Starhembergern, holz im Besitz von Hans Ludwig Schaunbergern und Herzog Grafen von Kuefstein, der 1631 Albrecht III. von Österreich gab zum Landeshauptmann von es zahlreiche Eigentümer, die Oberösterreich und kurz darauf Ein idyllisches Wasserschloss: für unterschiedlich lange Zeit zum Reichsgrafen ernannt wur- Schloss Weidenholz dieses Wasserschloss besaßen. de. Die Besichtigung der Anlage Das hübsche, von allen Seiten Unter dem Besitzer Achaz von ist nur von außen möglich. Sternenland Mountainbiking: Mountainbike-Strecken in der Region Mountainbike-Fans kommen in Region Hausruck Nord. der Region Hausruck Nord voll Die Streckenführung ist an auf ihre Kosten. Die Mountainbi- unterschiedliche Schwierigkeits- kerouten (5 Strecken mit einer grade angepasst, damit finden Gesamtlänge von 155 Kilometern sowohl anspruchsvolle Sportler und 3.945 Höhenmetern) führen als auch Hobbybiker die passen- durch die nördlichen fünf Ge- de Route. meinden Natternbach, Neukirchen, Eschenau, St. Agatha und Peuerbach. Die Strecken verlaufen größtenteils abseits 88 der Straßen, abwechselnd berg- Genaue Streckenbeschrei- auf und bergab, durch die Täler bungen und weitere Infos und über die Höhenrücken der unter: www.sternenland.at Sauwald Dort, wo Inn, Donau und Ilz zum tel – eine der schönsten Ecken Atemberaubende Fernsichten Donaustrom zusammenfließen, von Oberösterreich. in Richtung Alpen, Alpenvor- liegt die malerische Bischofs- land, Innviertel, Niederbayern, und Universitätsstadt Passau. Bayerischer Wald und Böhmer- Direkt hinter der Stadt befindet wald sind von der Sauwald- sich bereits auf österreichi- Panoramastraße oder einem schem Boden die Region Sau- der südlichen Aussichtspunkte wald: ein mächtiger Granithügel, zu betrachten. Die traditionel- dessen Name sich vom „Passau- le, aber qualitativ hochwertige er Wald“ ableiten lässt. Zwölf Eine gigantische Vielfalt an Gastronomie mit den bekannten Gemeinden mit knapp über Natur- und Kulturjuwelen berei- Sauwald-Erdäpfeln lädt zu einer 20.000 Einwohnern teilen sich chern die Region mit altehrwür- kulinarischen Entdeckungsreise die wunderschöne Kleinregion digen, aber nicht minder moder- ein. mit dem höchsten (Haugstein) nen Traditionen in Brauchtum und tiefsten (Donau bei Schlö- und Handwerk. Nach wie vor Weitere Informationen: gen) Punkt im gesamten Innvier- gilt die Region als Geheimtipp. www.sauwald.at Wander- und Radwege im Sauwald Ausblicken vor. Aus dieser Idee de Perspektiven aus der Region ist später die Sauwald-Panora- Sauwald auf die gegenüberlie- mastraße entstanden. genden reizvollen Landschaf- Der 25 Kilometer lange Weg ten. Unterwegs laden mehrere führt von Wesenufer bis nach Gastronomiebetriebe zu Rast Pyrawang und kann als Wan- und Einkehr ein. derung oder auch als Radtour Ein Weg mit atemberaubender zurückgelegt werden. Die Fernsicht: deutlichen Höhenunterschiede Sauwald-Panoramastraße sind vor allem für Radler eine Im Jahr 2005 musste ein Pas- sportliche Herausforderung. An sauer Ehepaar wegen Holz- insgesamt 9 Orten wurden unter schlagarbeiten einen Umweg der künstlerischen Leitung von über Esternberg, Vichtenstein Michael Lauss Plätze erschlos- Ein beliebter Wanderweg: nach St. Aegidi machen, um sen und mit besonderen, in die der Donausteig Kartoffeln einkaufen zu können. Landschaft integrierten Skulp- Ein Teil des Donausteigs führt Bei ihrer Ankunft schwärmten turen bereichert. Diese beson- durch die Region Sauwald. Der sie dem Landwirt von einer „Pa- deren Aussichtpunkte bieten 450 Kilometer lange Wanderweg noramastraße“ und herrlichen dem Betrachter atemberauben- verbindet die Städte Passau und 89 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg Grein und bietet den Wande- Radeln am Fluss entlang: Ladestationen), beste Verkehrs rern außergewöhnliche Ein- und Der Donauradweg anbindungen an Züge und Ausblicke in die Landschaften Entlang des großen Stromes Schiffe sowie eine große Anzahl entlang der Donau. Der Donau- führt der berühmte und gut von Übernachtungsmöglichkei- steig ist so aufgebaut, dass er frequentierte Donauradweg ten und Gastronomiebetrieben für jeden das passende Angebot (2.850 km) von Deutschland erwarten die Radtouristen. auf Lager hat: Weitwanderer über Österreich bis nach können den gesamten Donau- Ungarn und weiter bis zum Weitere Infos: steig in mehreren Tagesetappen Schwarzen Meer. Ein ruhig-ro- www.donauradweg.at schaffen. Speziell für Ausflugs- mantischer und doch abwechs- wanderer wurden 41 kürzere lungsreicher Abschnitt von Pas- Donausteigrunden konzipiert. sau Richtung Linz führt durch die Sauwald-Region. Perfekte In- Weitere Informationen: frastruktur für Radler, Radver- www.donausteig.com leihstationen (auch E-Bikes mit Kopfing durch einen atemberaubenden aus der Region. Übernachten Ausblick belohnt. Ein 5.000 m² kann man in den komfortablen großer Spielplatz mit Riesenrut- Baumhotels, mitten im Wald in sche, Trampolin, Riesenschau- luftigen 10 Metern Höhe. Bei keln, Hängematten und anderen verschiedenen Veranstaltungen Spielgeräten lässt Kinderherzen wie der Waldweihnacht oder höher schlagen. den Open-Air-Konzerten auf der Der insgesamt 2 km lange Rund- Waldbühne im Sommer können weg bringt Erholung für Natur- die Besucher kulturelle Events Ein Spaziergang durch die liebhaber und bietet Kindern mitten in der Natur erleben. Baumwipfel: mehrere Stunden spielerische Baumkronenweg Kopfing Beschäftigung. Neben dem Verein Baumkronenweg Der Baumkronenweg in Kop- Wandern in den Wipfeln gibt es Knechtelsdorf 1 fing ist einzigartig in Europa. zahlreiche Erlebnisstationen, A-4794 Kopfing Über eine Länge von mehr als die auf spielerische Weise für 1.000 Meter schwingt sich eine Wissenszuwachs, Bewegung +43 (0)7763 2289-0 Konstruktion gänzlich aus Holz und eine gehörige Portion Spaß [email protected] zwischen den Baumkronen sorgen! www.baumkronenweg.at hindurch und gibt Einblick in die Flora und Fauna des Waldes. Der Waldgasthof Oachkatzl Highlight ist der 40 m hohe mit Biergarten erwartet die Erlebnisturm, der den Aufstieg Besucher mit Schmankerln 90 Engelhartszell Trappistenkloster: Fließendes Erlebnis: Engelhartszeller Donau-Welt Stift Engelszell Donau-Welt mit Großaquarium A-4090 Engelhartszell Stift Engelszell, das einzige und Mini-Donau Trappistenkloster Österreichs, Die Donau-Welt in Engelharts- +43 (0)7717 8055-16 wurde 1293 gegründet und blickt zell macht die Donau, den tourismus@engelhartszell. auf eine ereignisreiche Ge- größten Fluss Mitteleuropas, ooe.gv.at schichte zurück. Die Stiftskirche auf innovative und einzigartige www.donau-welt.at mit ihrem 76 m hohen Turm ist Weise erlebbar. Die Donaunixe eine der stilistisch reinsten Ro- Isa führt die Besucher durch koko-Kirchen in Österreich. Sie folgende Stationen: Sinnesgar- wurde 1754 bis 1764 erbaut und ten Mini-Donau, Großaquarium, ist mit wertvollen Kunstwerken Donau-Ateliers, Donau-Platz, von Johann Georg Üblher, Jo- Donau-Schiff, Donau-Spiel, Do- seph Deutschmann und Barto- nau-Geschichten, Donau-Kraft- lomeo Altomonte ausgestattet. werk Jochenstein, Haus am Fischakrobatik an der Mühle: Nach einer Beschädigung wurde Strom. Im Großaquarium Forellenzirkus mit Sägewerk die Langhausdecke 1957 mit werden heimische Störarten und und Mühlenmuseum einem Gemälde von Prof. Fritz andere Donaufische in einem Etwa 5 km oberhalb von Engel- Fröhlich in eindrucksvoller Wei- großen Schaubecken gezeigt. hartszell liegt der wahrschein- se neu gestaltet. Das „Wassererlebnis Mini-Do- lich weltweit einmalige Forellen- Die Produkte aus der hauseige- nau“ wurde nach den Kriterien zirkus. Zahme Forellen zeigen nen Brauerei und Likörfabrik, der nachhaltigen Umweltbil- unter Anleitung ihres „Domp- das Trappisten-Bier und die dung angelegt. Das Erleben teurs“ allerlei Kunststücke. Sie Engelszeller Spirituosen, sind in des Elementes Wasser und das spielen Fußball, springen durch ganz Österreich bekannt. selbstständige Gestalten der Reifen und machen viel Erstaun- Flusslandschaft sind Leitmotive liches. Aber auch ein „Venezia- Stift Engelszell des Umweltparks. Die Kinder ner“ Sägegatter aus dem Jahr Stiftstraße 6 erhalten durch das Wasserer- 1820 können die Besucher in A-4090 Engelhartszell lebnis Mini-Donau interaktive Betrieb sehen und beobachten, +43 (0)7717 8010 Einblicke in die Flussdynamik, wie vor fast 200 Jahren Holz www.stift-engelszell.at in die Landschaft sowie in das gesägt wurde. Leben am Wasser. Die weiteren Stationen bieten spielerische, Familie Luger-Sageder künstlerische und andere An- Mühlbach 3 näherungsmöglichkeiten an das A-4090 Engelhartszell Thema Donau. +43 (0)7717 7552 91 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg Freinberg Welt mit direktem Blick auf den gleichzeitig eines der letzten Passauer Dom. Ein vollkommen original erhaltenen Exemplare neues Spielgefühl, selbst für in diesem geografischen Raum. erfahrene Golfer. Vierseithof ist die Bezeichnung für eine Hofform, bei der der Erlebnisturm Freinberg landwirtschaftliche Wirtschafts- Freinberg 74 hof von allen vier Seiten von A-4785 Freinberg Gebäuden umschlossen ist, in der Regel vom Wohnhaus, der Über die Dächern von Passau: +43 (0)7713 8494 Scheune, Getreidespeicher und Erlebnisturm Freinberg [email protected] dem Stall. Der alte Hof ist als Ein alter landwirtschaftlicher www.topfit-freizeitpark.com „Altes Forsthaus“ bekannt , weil Betonsilo wurde am Gelände des in diesem Anwesen fast 100 Jah- Golfplatzes Freinberg zu einem re der Förster der „Gräflichen Schmuckstück umgewandelt. Forstverwaltung Faber-Castell“ Der Erlebnisturm mit seiner ku- mit seiner Familie wohnte. gelförmigen Haube, die an einen übergroßen Golfball erinnert, Kulturkreis Freinberg ist mittlerweile ein Wahrzeichen Elisabeth Scharnböck der Region Sauwald. Gleichzei- Ein typischer Vierseithof: Freinberg 101 tig ist der Turm aber auch eine Altes Forsthaus Freinberg A-4785 Freinberg Rarität des Golfsports: Er ist Die Hofanlage in Freinberg ist der höchste in einen Golfplatz ein typischer Vertreter des [email protected] integrierte Abschlagplatz der „Innviertler Vierseithofs“ und www.freinberg.at/forsthaus mussten die Ochsenherden die Durch die günstige Lage am Furt am Inn überqueren, was Inn entwickelte sich Schärding je nach Wetter und Wasserpe- bereits im Mittelalter zu einem gel immer mit einem gewissen blühenden Handelszentrum für Risiko verbunden war. Wer die Salz, Holz, Erz, Wein, Getreide, Gefahr meiden und die Tiere Textilien und Vieh. Ende des nicht über den Inn führen wollte, 13. Jahrhunderts wurde dem Ort Das schmucke Barockstädt- wählte die andere Route durch das Marktrecht verliehen. Als chen Schärding am Inn, südlich das Mühlviertel zum „Ungar- Grenzstadt zwischen Österreich von Passau, war eine wichtige steig“ bei Breitenberg und dann und Bayern war Schärding oft Station des Ochsentriebes. Hier weiter Richtung Regensburg. Zankapfel zwischen Herrschern Schärding 92 und Ländern, ca. 500 Jahre lang vielen „Silberlingen“ in ihren gen von Schärding mit einigen gehörte es zu Bayern. Taschen hin, die einst diese Stadttoren sind weitgehend er- Die malerische Stadt mit ihren Häuser bewohnten. Die bunten halten geblieben. Das Wassertor barocken, stuckreichen Fas- Fassaden mit pastellfarbenen (das ehemalige Zolltor) mit dem saden lädt zum Flanieren ein. Farbtönen gehen auf die mittel- alten Pranger, das Passauer und Wahrzeichen des Ortes ist die alterlichen Zunftfarben zurück, das Linzer Tor und die Kapuzi- sogenannte „Silberzeile“, die die einzelnen Zünften zugeord- nerschanze können auch heute Nord-Ost-Seite des Oberen net waren (z. B. Bäcker blau, noch besichtigt werden. Stadtplatzes. Der Name weist Metzger rot, Gastwirte gelb und Weitere Infos: auf die reichen Kaufleute mit grün). Auch die Stadtbefestigun- www.schaerding.at Pfarrkirche Schardenberg der schönen Aussicht bereits im Schardenberg 7 Jahre 1886 einen 30 Meter ho- A-4784 Schardenberg hen, hölzernen Aussichtsturm, Schardenberg der 1931 durch einen steinernen Neubau ersetzt wurde. Der Innviertler Dom: Pfarrkirche Schardenberg Zwischen 980 und 1000 wurde die erste Kirche von einem der drei Söhne des Grafen Thimo Beliebter von Vornbach errichtet. Der alte Marienwallfahrtsort: Kirchturm wurde 1741 wegen Fatimakapelle im Fronwald Baufälligkeit in reinem Barock- Tausende Wallfahrer besuchen stil neu gebaut. Die heutige jährlich die 1948 errichtete Kirche, die auch als „Innviertler Fatimakapelle im Fronwald. In Dom“ bezeichnet wird, wurde den Monaten Mai bis Oktober Unberührt und wildroman- 1908 bis 1910 mit Ausnahme werden jeden 13. des Monats tisch: Kösslbachtal und Ro- des Turms völlig neu errichtet, Wallfahrtstage abgehalten. mantikdorf Kneiding nachdem man die alte Kirche Die Marienstatue stammt von Das Romantikdorf Kneiding bei abgerissen hatte. Das Gottes- demselben Künstler wie das Ori- Schardenberg liegt idyllisch in haus im neubarocken Stil mit ginal in Fatima, in Portugal. Die einem vom Großen Kösslbach 600 Sitzplätzen wurde 1910 ein- Kapelle ist eine Station auf dem in die Landschaft geschnitte- geweiht. Der Grundstein stammt europäischen Pilgerweg VIA nen Granittal. Der wilde Bach vom Ölberg in Jerusalem. NOVA. Nahe der Kapelle, auf schlängelt sich hier durch eine dem Fronberg, baute man wegen urtümliche Landschaft. 93 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg Zwischen Straße und Bach drän- für seine alte Kegelbahn, die schießen. Die Umgebung kann gen sich die Häuser, die sehens- quer über den Kösslbach führt. man auf dem Biber-Wanderweg werte Kneidinger Dorfkirche Der Stausee des Kösslbachs ist und anderen Spazierwegen und im Anschluss der Felsenkel- ein unberührtes Naturparadies erkunden. ler des Gasthauses „Wirt z‘ Knei- zum Erholen, Wandern, Fischen Weitere Infos: ding“. Das Wirtshaus ist bekannt und im Winter zum Eisstock- www.schardenberg.at reichischen Donauraum anzu- Schlinge“, zahlreiche Schlösser, treffen sind. Für eine gemütliche pittoreske Ruinen, wunderschö- Zillenfahrt auf der Donau kann ne Schotterstrände und schmu- man beim Bootsbauer Anton cke Ortschaften. Freizell Witti von Mai bis September Zillen mit oder ohne Motor ausleihen und einen der schönsten Zillenverleih Anton Witti Das Donautal vom Wasser aus Abschnitte des Donautals näher Freizell 4 erleben: Zillenfahren auf der kennenlernen. Zwischen dem A-4085 Wesenufer Donau Kraftwerk Jochenstein und dem Zillen sind einfach gebaute Kraftwerk Aschach auf einer +43 (0)7285 6390 Boote mit flachem Boden, die bis Flusslänge von ca. 35 km findet [email protected] heute im deutschen und öster- man die berühmte „Schlögener www.zillen.at Verbindung zwischen lich in die Tallandschaft ein. zwei Ländern: Mariensteg Auch in den Nachtstunden setzt Die einzigartige und asymmetri- der Mariensteg Akzente. Die sche Hängebrücke für Fußgän- Lichtinstallation der Künstle- ger und Radfahrer über den Inn rin Waltraut Cooper lässt den verbindet Wernstein mit seiner nächtlichen Steg in den Farben deutschen Nachbargemeinde des Regenbogens – als Symbol Neuburg am Inn. Die moderne des Friedens und des vereinten und federleicht wirkende Brücke Europas – erstrahlen. Wernstein fügt sich leicht und unaufdring- 94 Die tolle Knolle: Genuss-Region Sauwald-Erdäpfel Winter von Schädlingen und Die Moosweibchen im Sauwald Krankheitserregern weitgehend Der mystische Sauwald birgt befreit und durch milde Sommer auch zauberhafte Wesen wie die begünstigt, geben der Knolle Moosweibchen, so erzählt es ihre maximale Reife und ihren zumindest eine alte Sage. Diese vollendeten Geschmack. Quali- Kreaturen sind kaum größer als Beliebt bei Konsumenten im tät vor Quantität ist das Motto ein dreijähriges Kind und doch Lebensmittelhandel, vor allem der Sauwald-Landwirte. Dazu zehnmal älter als die mächtigs- aber in Restaurants, ist der gibt es den Sauwald-Wodka, ein ten Baumriesen im Wald. Ihr Sauwald-Erdapfel, ein Mar- Premium-Destillat aus feinsten Gewand ist aus grünem Moos. kenzeichen der Region. Die Sauwald-Erdäpfeln, abgefüllt in Dazu tragen sie Schürzen aus Urgesteinsverwitterungsböden schrägen Flaschen, die Hanglage Tannenreisig. Das Leben des des Sauwaldes bieten optima- im Sauwald symbolisierend. Moosweibchens ist mit dem le Grundlagen für den Anbau Baum verknüpft, der ihm Schutz höchst geschmackvoller Erdäp- bietet. Wird der Baum gefällt, so fel auf etwa 600 m Seehöhe. Luf- Weitere Infos: muss das Moosweiberl, das in tige, karge Böden, durch raue www.sauwalderdaepfel.at ihm wohnt, sterben.10 Stadt-Land-Fluss – in Anlehnung reizende Wanderwege und schö- höfe, eine typische Hofform der an das bekannte Spiel könnte ne Vierkanthöfe zum Verweilen Region, die einzigartige Traum- diese Region mit diesen drei in der Natur. gärten beherbergen. Linz-Land Die Hofgärtnerinnen und Hof- Worten am besten beschrieben werden. Es gibt wohl kaum eine Eine interaktive Regions- gärtner verbinden Tradition mit Gegend, die so vielfältig ist und karte mit Wanderwegen und Offenheit für Neues. Das Projekt dabei viele Gegensätze in sich Sehenswürdigkeiten bietet bereichert die Region mit einer vereint. Die Gemeinden von den Besuchern viele Tipps: bunten Vielfalt von Gartenträu- Linz-Land befinden sich allesamt vwww.linzlandkarte.at men: „Blühende Gärten“, „Event & Garten“, „Genussgärten“, südlich der Donau und sind dem Traunviertel zuzuordnen. Alte Blütenpracht nach Themen: Römersiedlungen, mittelalter- Hofgärten Linz-Land liche Städte, Prachtbauten des Eingebettet in die hügelige Barock oder die Musik Anton Kulturlandschaft laden zwölf Bruckners – die Region atmet Themengärten im Bezirk Geschichte und Kultur. Die Linz-Land zum Verweilen ein. Es sanfte Hügellandschaft bietet handelt sich hier um Vierkant- 1 nach Helmut Wittmann, www.sagen.at „Heilgärten“ und „Erholungsgär- 95 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg ten“. Die Besucher genießen die Führungen durch die Höfe run- Rohr im Kremstal, Nieder- Vielfalt der Blütenpracht, den den das Erlebnis ab. Die Gärten neukirchen, Linz-Ebelsberg. Duft und die Produkte der Gär- befinden sich in den Gemeinden ten. Obst- und Gemüseraritäten, Wilhering, Ansfelden, Allhaming, Weitere Infos unter: Kräutervielfalt und fachkundige Kematen, Piberbach, St. Marien, www.hofgaerten.at Enns Enns an der Mündung des Mit dem Rad durch die Römer- gleichnamigen Flusses in die zeit: Römerradweg Donau war schon zur Zeit der Der 242 km lange, familien- alten Römer ein wichtiger Ver- freundliche Römerradweg führt kehrsknotenpunkt. Noch ältere von Passau über Vöcklabruck Funde deuten darauf hin, dass und Wels nach Enns. Es ist kein hier bereits in der Steinzeit eine Museum Lauriacum historischer Weg, verbindet je- Siedlung lag. Enns gilt als die Das Museum Lauriacum in Enns doch wichtige Stätten und Fund- älteste Stadt Österreichs, die ist eine der wichtigsten archäo- orte der römischen Geschichte. das Stadtrecht seit 1212 besitzt. logischen Schausammlungen in Neben der regulären Radweg- Wichtige Handelswege führten ganz Österreich. Die Ausstellung beschilderung ist der Weg auch durch die Stadt mit Mautrecht, präsentiert die Vielfalt römi- mit Römerhelmen markiert. An unter anderen auch der Europä- scher Kultur im wichtigsten mili- wichtigen Stellen geben Infor- ische Oxenweg. tärischen Stützpunkt am Donau- mationstafeln über das Leben in Die Häuser der Altstadt mit limes in der Provinz Noricum: der Römerzeit Auskunft. In Enns beeindruckenden Fassaden und Die monumentale Bauinschrift schließt der Römerradweg an idyllischen Innenhöfen stammen des Legionslagers Lauriacum, den Donauradweg an. größtenteils aus dem 15. und 16. militärische Ausrüstungsgegen- Jahrhundert. Enns vereint viele stände, Grabdenkmäler, zahl- Weitere Infos: vergangene Stilepochen, so sind reiche Zeugnisse des römischen www.roemerradweg.info gotische Tür- und Fensterge- Alltagslebens, ein einzigartiges wände, Renaissanceornamente, Deckenfresko und ein spätan- prunkvoller Barockstuck und tikes Stofffragment sind unter Friese aus der Gründerzeit zu den zahlreichen Exponaten entdecken. Sehenswert sind besonders hervorzuheben. außerdem das Schloss Ennsegg und der alles überragende, 60 m Museum Lauriacum hohe, freistehende Stadtturm Hauptplatz 19 aus dem 16. Jahrhundert – das A-4470 Enns Wahrzeichen der Stadt. Von sei- +43 (0)7223 85362 ner Galerie aus kann man eine [email protected] perfekte Aussicht genießen. www.museum-lauriacum.at 96 Leonding vor 26 Millionen Jahren zurück- ältesten und spektakulärsten reichen, sowie durch Audio- und Grabfunden Oberösterreichs. Video-Installationen präsentiert. Bei der Ausgrabung wurden Eine Besonderheit des Museums wertvolle und zum Teil einma- ist die Darstellung der Maximi- lige Grabbeigaben wie Kera- lianischen Befestigungsanlage mik, Schmuck und Steingeräte Regionalgeschichte im mit ursprünglich 32 Türmen um gefunden. Wehrturm: Turm 9 – Linz aus den Jahren 1831–32. Ein Stadtmuseum Leonding weiteres Highlight der Ausstel- Das Stadtmuseum Leonding ist lung ist „Leondine“, das Mäd- Turm 9 – im Turm 9 der Maximilianischen chen aus der Steinzeit, das vor Stadtmuseum Leonding Befestigungsanlage unter- ungefähr sechseinhalbtausend Daffingerstraße 55 gebracht, einem imposanten Jahren beerdigt und im Jahr A-4060 Leonding Gebäude der Festungsbaukunst 1994 bei einer archäologischen aus der Biedermeierzeit. Auf Grabung an der Paschinger +43 (0)732 674746 einer Fläche von 800 m wird Straße entdeckt wurde. Das [email protected] die Geschichte der Region an- Grab der „Leondine“ aus der www.leonding.at/de/frei- hand von historisch wertvollen neolithischen Siedlung (ca. zeit/kultur/turm-9-stadtmu- Exponaten, die bis in die Zeit 4500–4300 v. Chr.) zählt zu den seum-leonding Linzer Baumeister Johann Has- ler des Barock und des Rokoko linger wieder errichtet wurde. erreichen wollten: Eine Kirche Im Rokoko, so sagt man, wurden sollte ihren Vorstellungen nach die allerletzten Möglichkeiten voller Glanz und Prunk sein und des Barock verwirklicht und dadurch eine himmlische Vision ausgeschöpft. Die prachtvoll ge- entstehen lassen. 2 Wilhering schmückte Kirche ist einer der Rokokojuwel Österreichs: bedeutendsten Bauten des Ro- Zisterzienserstift Die Stiftskirche im Zisterzi- koko im deutschen Sprachraum. Wilhering enserstift Wilhering Die Ausstattung des Innenraums Linzer Straße 4 Das Stift wurde 1146 durch die erfolgte nach einem Gesamtplan A-4073 Wilhering Herren von Wilhering gegrün- von Martino Altomonte, von dem det. Besonders sehenswert ist auch der Hochaltar stammt. +43 (0)7226 2311-12 die Stiftskirche, die nach einem Der Innenraum demonstriert [email protected] großen Brand von 1733 vom nachdrücklich, was die Künst- www.stiftwilhering.at 97 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg Querfeldein zu den Bauern: Wilheringer Födroas Die sanften Hügel zwischen Katzing, Edramsberg, Dörnbach und Appersberg laden zum Wandern und auch zum Innehalten ein, an jeder Ecke kann genießen. Die Themen-Aktivwe- mittel sie produzieren sowie ge „Wilheringer Födroas“ laden auch darüber, welche Pflanzen die Besucher ein, den Alltag und und Tiere in der Region hei- die Arbeit von Bauernfamilien misch sind. An 20 Stationen in der Region bei einem ange- können die Wanderer aktiv nehmen Spaziergang kennen- werden: Es gibt viel Informatives zulernen. Die beiden Rundwege sowie auch lustige Aufgaben in den Ortschaften Dörnbach zu Themen wie Kräuter, Brot und Katzing sind jeweils etwa und Korn, Jagd, Insektenhotel, 3,5 km lang. Die Infotafeln geben Baumhoroskop oder Ener- Auskunft darüber, welche Arbeit gie-Obstgarten zu lösen. die Bauernfamilien in ihren Betrieben verrichten, welche Feldfrüchte sie anbauen, welche Weitere Infos: Tiere sie halten, welche Lebens- www.foedroas.at Der „Musikant Gottes“: Räumen Leben und Werk des St. Florian, zwei Orte, die den Anton Bruckner Musikers gezeigt. Hier ist auch berühmten Komponisten Anton Die Gemeinde Ansfelden direkt der original barocke Spieltisch Bruckner deutlich geprägt ha- bei Linz ist als Geburtsort des der Orgel von St. Florian, ein mit ben. Jeder Sinfonie des Meis- Komponisten Anton Bruckner dem Werk Bruckners besonders ters ist unterwegs eine Station (1824–1896) bekannt. Der be- verbundenes Instrument, zu se- gewidmet. Beim Ausgangspunkt rühmte österreichische Kompo- hen. Hörbeispiele aus Bruckners des Wanderweges (Anton nist der Romantik, Organist und musikalischen Werken ergänzen Bruckner Centrum oder An- Musikpädagoge schuf zahlreiche die Werkschau. ton-Bruckner-Museum) können man interessante Ausblicke Ansfelden Sinfonien, bereicherte die Kir- MP3-Player mit Auszügen aus chenmusik mit drei Messen und Bruckners zehn Sinfonien ent- anderen Werken und wurde als liehen werden. Ein Besuch in der Organist für sein Improvisati- Stiftsbasilika in St. Florian lohnt onstalent bewundert. sich. Hier war Bruckner schon als Kind Sängerknabe und hier Das Anton-Bruckner-Museum in liegt er auch unter der nach ihm Ansfelden macht die Besucher benannten Orgel begraben. Ein mit dem musikalischen Wer- Wandern nach Tönen: besonderes Hörerlebnis bieten degang des Meisters bekannt. Der Anton Bruckner die Konzerte mit der Bruckner Neben der Wohnstube, dem Sinfoniewanderweg orgel, die mit 4 Manualen, 103 Geburtsraum und einem Klas- Der 9,2 km lange Sinfoniewan- Registern und 7.389 Orgelpfeifen senzimmer wird in weiteren derweg verbindet Ansfelden und ausgestattet ist. 98 St. Florian Der Ort St. Florian bietet viele berühmten Brucknerorgel, die von Schriftstellern sind hier auf Sehenswürdigkeiten aus ver- Bibliothek mit über 150.000 Tontafeln zu lesen und geben schiedenen Epochen, außerdem Bänden und Handschriften, den dem Besucher vielfältige Denk- führen zahlreiche touristische prächtigen Marmorsaal, die 14 anstöße. Routen durch diese Gemeinde Kaiserzimmer, die extra für den wie die Barockstraße, die Ös- kaiserlichen Besuch eingerichtet terreichische Romantikstraße wurden, eine Bildergalerie mit sowie verschiedene Wander- den bedeutendsten Werken von und Radwege. Albrecht Altdorfer sowie die Gedächtnisräume des „Musikanten Gottes“, Anton Bruckner. Löschen und retten früher und Augustiner Chorherrenstift heute: Oberösterreichisches St. Florian Feuerwehrmuseum St. Florian Stiftstraße 1 Das Feuerwehrmuseum befindet A-4490 St. Florian sich im ehemaligen Meierhof des Ein Prachtstück des Barocks: Augustiner Chorherrenstiftes Augustiner Chorherrenstift +43 (0)7224 8902-0 St. Florian. Es ist das größte Das Augustiner Chorherrenstift [email protected] Feuerwehrmuseum Österreichs ist einer der bedeutendsten www.stift-st-florian.at und eines der größten seiner Barockbauten in Österreich. Art weltweit. Auf einer Aus- Das ursprüngliche Kloster ist stellungsfläche von etwa 3.000 um 800 n. Chr. am Grabe des Quadratmetern werden rund Märtyrers St. Florian entstan- 15.000 Exponate präsentiert. Die den, der wegen seines Glau- Ausstellung spannt den Bogen bens mit einem Mühlstein um von den historischen Feuer- den Hals in der Enns ertränkt wehrgeräten wie handbedienten wurde. Spaziergang für die Sinne: Spritzen, pferdebespannten Der barocke Neubau entstand der Literaturgarten Fahrzeugen und motorisierten im 17. und 18. Jahrhundert unter Nach dem Besuch der Stiftskir- Oldtimern aus den 1920er-Jah- der Mitwirkung berühmter che lädt ein prächtiger Garten ren bis zur modernen Technik Baumeister wie Carlo Antonio zum Verweilen ein. Im ehema- heute. Feuerwehruniformen und Carlone und Jakob Prandtauer. ligen Küchengarten des klös- Ausrüstungsgegenstände aus Bei einer Führung kann das Stift terlichen Meierhofes vom Stift verschiedenen Epochen ergän- mit allen seinen Sehenswür- St. Florian wurde eine blühende zen die Schau. digkeiten besichtigt werden. Parkanlage geschaffen, die seit Der Rundgang führt durch die 2004 als „Literaturgarten“ prächtige Stiftskirche mit der bekannt ist. Feinsinnige Zitate 99 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg OÖ Feuerwehrmuseum einem Mühlstein um den Hals Einblick in die bürgerlichen St. Florian in der Enns zu Tode gekommen Wohnverhältnisse der wohlha- Stiftstraße 2 war, bei einem Felsen an Land benden Bauern des Florianer A-4490 St. Florian gespült worden. Ein Adler be- Landls Ende des 19. Jahrhun- schützte den Leichnam, bis eine derts. In Europa einzigartig ist +43 (0)7224 4219 fromme Frau mit einem Ochsen- die Sammlung oberösterreichi- [email protected] gespann kam, den Toten auf den scher Bauernmöbel. www.feuerwehrmuseum- Wagen lud und aufbrach, um stflorian.at eine geeignete Grabstätte für Freilichtmuseum den heiligen Mann zu finden. Als Sumerauerhof Eine alte Pilgerstätte: die müden Zugtiere nicht mehr Samesleiten 15 Die Florianquelle weiterkonnten, bat die Frau Gott A-4490 Sankt Florian Die Florianquelle auf dem um Hilfe. Da ließ Gott an dem Marktplatz von St. Florian er- Platz eine Quelle sprudeln, die +43 (0)7224 8031 hielt ihren Namen vom gleich- Ochsen labten sich daran und [email protected] namigen Heiligen und wurde brachten den heiligen Florian zu www.sumerauerhof.at im Mittelalter als Heilquelle seinem Begräbnisort. verehrt. Zahlreiche Pilger kamen und stärkten sich an dieser Quelle. Auch heute noch kommen die Gläubigen und holen das Quellwasser für die Taufe, besonders dann, wenn auf den Namen Florian getauft wird. Vierkanthof par excellence: Seltene Waffen und Jagd Freilichtmuseum hunde: Schloss Hohenbrunn Sumerauerhof mit Jagdmuseum Das Freilichtmuseum in dem ein- Westlich vom Stift St. Florian drucksvollen Vierkanthof prä- liegt das Schloss Hohenbrunn, sentiert den Arbeitsalltag und der einzige urkundlich nach- die Tätigkeiten auf einem ober- gewiesene Schlossbau des österreichischen Bauernhof: die berühmten Barockbaumeisters hauseigene „Fleischbank“, den Jakob Prandtauer. Das ehema- großen Backofen, die Erzeugung lige Jagdschloss der geistlichen des Mosts, die Göpelhütte mit Herren des Stiftes verfiel nach Der heilige Florian: den zum Dreschen benötigten Kriegsende immer mehr. Dem Legende um die Maschinen oder den Pferdestall. 1963 gegründeteten Verein zur St.-Florian-Quelle Außerdem bietet der Hof mit Rettung und Erhaltung des Die Legende berichtet, der seiner holzgetäfelten Stube Schlosses Hohenbrunn gelang heilige Florian sei, nachdem er und mit den teilweise original es, das Gebäude renovieren zu im römischen Lauriacum mit erhaltenen Wohnräumen einen lassen und der Öffentlichkeit 100 wieder zugänglich zu machen. sammlung sind Jagdporzellan, ten Lied „Die Forelle“ inspiriert Das Barockgebäude beherbergt seltene Waffen und die außerge- worden sein. heute ein Jagdmuseum. Die wöhnliche Sammlung des Frei- OÖ. Jagdmuseum Sammlung enthält historische herrn von Bistram, die Hunde- Hohenbrunn 1 und kunsthistorische Objekte halsbänder in vielen Variationen A-4490 Sankt Florian wie Waffen, deren Zubehör und aus der Zeit von 1580 bis 1804 Bilder aus vier Jahrhunder- zeigt. An dem Bächlein hinter +43 (0)7224 20083 ten zum Thema Jagd. Weitere dem Schloss soll übrigens Franz [email protected] Schwerpunkte der Museums- Schubert zu seinem berühm- www.ooeljv.at Wo Anton Bruckner Organist Organist in Kronstorf und fühlte war: Kirche und Wohnhaus sich, wie er schrieb, „wie im des Komponisten Himmel“. Sein Wohnhaus ist Kronstorfs gotische Kirche heute Museum. Kronstorf geht auf das 13. Jahrhundert zurück. 1999 erhielt sie durch Museum „Kronstorfer die Künstlerin Inge Dick neue, Brucknerzimmer“ blau leuchtende Kirchenfenster. Brucknerplatz 4 Der Komponist Anton Bruckner A-4484 Kronstorf lebte in der Zeit von 1843–1845 als junger Schulgehilfe und www.kronstorf.at Ein gotisches Kleinod: Ecken und trägt ein Zeltdach. Wallfahrtskirche St. Leonhard Durch das Südportal betritt Die schmucke gotische Kirche man den Innenraum. Hier befin- wurde zu Beginn des 15. Jahr- det sich eine Statue des Heiligen hunderts errichtet. Im nördlich Leonhard aus dem Jahre 1490. angebauten Seitenschiff sind die Sie ist Teil des ehemaligen, lei- gotischen Fenster noch erhal- der verschollenen Flügelaltars. Pucking ten. Der wuchtige Westturm mit gotischem Portal hat vom zwei- Weitere Infos: ten Geschoss an abgeschrägte www.pucking.at 101 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern 102 05– Endstation Süddeutschland Die fleischhungrigen Städte 103 Endstation Süddeutschland Die süddeutschen Städte als Verbraucherzentren und Auftraggeber Endstation der Lieferungen waren die süddeutschen Städte, allen voran Augsburg und Nürnberg, aber auch München, Ulm, Regensburg, Neuburg an der Donau, Straubing und einige andere Orte werden in schriftlichen Dokumenten erwähnt. Manche Ochsentriebe führten sogar bis nach Frankfurt, Straßburg oder Köln. Die Städte machten in der Frühen Neuzeit eine Der berühmte Jakob Fugger der Reiche (1459– enorme Entwicklung durch. Sie erhielten im- 1525) war der größte Kaufherr, Bankier und Mon- mer mehr Rechte zur Selbstverwaltung und mit tanunternehmer seiner Zeit. Seine Handelsbezie- wachsendem Gewerbe und Handel kamen sie zu hungen reichten bis nach Indien und Südamerika. Reichtum und Macht. Eine finanzstarke Schicht Auch wenn der Ochsenhandel in den zahlreichen bildete sich heraus, reiche Bürger, Kaufleute und Geschäftsbeziehungen der Fugger und Welser Fernhändler, die ihr Geld investierten oder gegen wahrscheinlich eine eher untergeordnete Rolle Zinsen verliehen. Sie konnten sich auch Luxusgü- spielte, tauchen dennoch auch ihre Namen als ter wie teures Fleisch, exotische Gewürze, kostba- Kreditgeber von Ochsenimporten auf. re Textilien und anderes mehr leisten, im Gegensatz zu anderen, ärmeren Bevölkerungsschichten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gehörten Augsburg und Nürnberg mit ca. 25.000 bzw. 36.000 Einwohnern zu den größten und bedeutendsten deutschen Städten. Augsburg wurde außerdem durch die Fugger und Welser zu einem wichtigen internationalen Handels- und Finanzzentrum. 104 105 Ungarische Ochsen in der Jakobervorstadt – Kupferstich von Martin Engelbrecht, 17. Jh. Endstation Süddeutschland Einige Städte, allen voran die Stadt Augsburg, die Augsburger Metzger ab Mitte des 16. Jahr- nahmen auch direkt als Importeure, als Auftrag- hunderts an erster Stelle unter den süddeutschen und Geldgeber am Ochsenhandel teil. Der Rat Städten.3 der Stadt war daran interessiert, die Versorgung der Stadtbewohner mit Lebensmitteln zu In Nürnberg wurde im 16. Jahrhundert sogar ein sichern und legte zum Beispiel Getreidevorräte Ochsenamt ins Leben gerufen, das zur Finan- an. Fleisch war aber nur begrenzt haltbar, so war zierung der Ochsenkäufe Kredite bewilligte und es im Falle der Fleischversorgung etwas schwie- vergab. Im Jahre 1574 beantragte ein Konsortium, riger, praktikable Regelungen zu finden. Um die bestehend aus 18 Nürnberger Metzgern, ein Dar- Konkurrenz zwischen den Metzgern gering zu lehen von 10.000 Gulden, um 600 Ochsen einzu- halten, führte die Obrigkeit in der Stadt Augsburg kaufen. 4.000 Gulden wurden schließlich bewilligt, eine feste Schlachtquote ein. Auch die maximalen davon konnten die Metzger in Wien 226 ungari- Fleischpreise wurden vom Rat festgesetzt, um sche Ochsen und 800 Schafe erwerben.4 Die Höhe die Konsumenten zu schützen, das waren die so der Nürnberger Vorschüsse erreichte jedoch nie genannten Fleischtaxen. Da die Schwankungen die Summen, die Augsburg oder Venedig ihren auf dem Viehmarkt jedoch ziemlich groß waren, Vieheinkäufern gewährten.5 mussten immer wieder Korrekturen durchgeführt Anlässlich des Reichstages 1358 in Nürnberg werden, die dem Markt dann doch nicht immer kümmerte sich Kaiser Karl IV. persönlich um die gerecht wurden. Entweder waren die Metzger Versorgung der Reichstagsteilnehmer und order- unzufrieden, dass die festgelegten Höchstpreise te neben Brot, Bier und anderen Nahrungsmitteln zu niedrig waren, oder die Konsumenten be- auch Schlachtochsen aus Ungarn. schwerten sich, da sie ohne die Preisregulierung Im Jahr 1542 stand der Nürnberger Jobst Furtner das Fleisch vielleicht günstiger bekommen hätten. mit vier ganzen Herden in den ungarischen Zoll- Die städtische Obrigkeit kümmerte sich also aktiv unterlagen an erster Stelle als Ochsenexporteur um die Fleischbeschaffung, gab Kaufanweisungen und musste dabei insgesamt 28.420 Forint Zoll an die Metzgergesellschaften und unterstützte entrichten.6 die Fleischversorgung mit Krediten oder Subventionen.1 Anlässlich der Hungersnot in den Jahren Auch der Münchner Hof, vertreten durch den 1570 und 1571 handelte die Reichsstadt Augsburg Hofmetzger, trat öfters als direkter Käufer in besonnen und gewährte hohe Vorschüsse für den Erscheinung. Der Hofmetzger besuchte auf Ochsenkauf. Im Jahre 1578 erhielten die Augs- Anweisung seit 1574 jährlich den Laurenzimarkt burger Metzger sogar ein noch großzügigeres in Himberg, um dort jeweils ca. 100 ungarische Darlehen aus der Stadtkasse in Höhe von 109.000 Ochsen, aber auch Hammel einzukaufen. Als Kre- Gulden. In manchen Jahren der Fleischknappheit ditgeber fungierte das Craffter’sche Handelshaus (1530 und 1534) trat der Augsburger Rat als Och- in Augsburg. So ein Beauftragter des Herzogs sen-Importeur auf und veranlasste den nötigen genoss natürlich vielerlei Privilegien beim Einkau- Einkauf selbst. In den 1590er-Jahren importierten fen, kaiserliche Freibriefe für die Zollbefreiung die Augsburger etwa 8.000 ungarische Ochsen und Vorkaufsrechte bei den Bauern, die sonst als pro Jahr. Hinsichtlich der Stückzahlen rangierten Fürkauf streng verpönt waren. 2 1 Nach Grillmaier, S. 77–78 2 Dalhede, S. 60 3 Dalhede; S. 120 4 Schöller, S. 254 5 Dalhede, S. 128 106 6 Gecsényi, S. 8–9 Jakob Fugger der Reiche – Porträt von Albrecht Dürer DIE „GEIZIGEN“ FUGGER: Die Etymologie des ungarischen Wortes „fukar“ Die Fugger waren in ganz Europa bekannt, auch in prägung besaß, sagte man, die Fugger hätten das Ungarn. Das ungarische Wort „fukar“, das so viel ganze Land in der Tasche. In der Bevölkerung bedeutet wie geizig, knauserig, knickerig, ist auf hatten sie den zweifelhaften Ruf der Wucherer. den Familiennamen der Fugger zurückzuführen. Zuerst wurden Geldverleiher und Zolleintreiber Da auch die ungarischen Könige wie viele andere als „fukar“ bezeichnet, später (ab dem 19. Jahr- Herrscher damals ihre Darlehen von den Fuggern hundert) hatte das Wort seine heutige Bedeutung erhielten und die Augsburger Handelsfamilie „geizig“ erhalten. Monopole an Bergwerken, Zöllen und der Münz- 107 Endstation Süddeutschland Routen, Mautstellen und Märkte Da die Zielorte der Händler unterschiedlich Für die Herden, die Nürnberg als Endziel an- waren, gab es auch verschiedene Routen in und steuerten, führte der Weg über Klafferwald durch durch Bayern. Belegt sind die zwei Hauptrouten das Tal des Schwarzen Regen weiter Richtung nach Augsburg: Der eine Weg verlief von Schär- Viechtach, Cham, Schwandorf, Amberg, Sulzbach, ding über Straubing, Langquaid, Neustadt an der Altensittenbach, Lauf bis Nürnberg oder an der Donau, Geisenfeld, Schrobenhausen, Kühbach, Donau entlang bis Passau und von dort weiter Aichach, Dasing, Friedberg nach Augsburg (die so über Straubing, Regensburg, Kelheim und Rieden- genannte „Paar-Route“), der andere führte über burg.8 Landshut, Freising, Allershausen, Petershausen, Altomünster oder über Zeitlbach und Friedberg in Bekannte Weideplätze für die Ochsenherden gab die Reichsstadt Augsburg. Dokumentiert ist auch es auch in Bayern vielerorts: am bekanntesten die Tatsache, dass die Route von Altomünster ist die Meringer Au bei Augsburg , weitere Plätze über Zeitlbach nach Friedberg wegen der Drei- gab es in Scherneck, Wemding oder im Ries (siehe felderwirtschaft nur jedes 3. Jahr benutzt werden auch im Kapitel 1, Seite 24), bei Olching an der durfte, nämlich, wenn die Felder gerade brach Amper zwischen Dachau und Fürstenfeldbruck im lagen.7 sogenannten „Grasslfinger Moos“9, im Reichswald in der Nähe von Nürnberg oder auch bei Haunwöhr bei Ingolstadt. Nürnberg Regensburg Neuburg Neustadt Straubing Rain Pöttmes Aichach Schrobenhausen Allershausen Augsburg Friedberg Vilshofen Geisenfeld Altomünster Passau Dingolfing Landshut Schärding Freising München Ochsenhandelswege durch Altbayern 7 Schöller, S. 256 8 Schöller, S. 257 9 Liebhart, S. 15 10http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/ 108 histkarten/suche?kartenid=303 Die Ochsenschlacht bei Haunwöhr auf der Karte von Weinerus „Ochsenschlacht“ in Haunwöhr bei Ingolstadt Ein Stier auf der historischen Karte Eine interessante Abbildung findet man sowohl genannte „Ochsenschlacht“ von Haunwöhr, ein auf einer der „Bayerischen Landtafeln“ (Tafel 9) historisch verbürgter Ort, an dem von Ungarn von Philipp Apian (1531-1589) als auch auf der kommende Rinder zwischengelagert und auch historischen Karte von Peter Weinerus um 1579, geschlachtet wurden.10 die als Hauptwerke der bayerischen Kartogra- Haunwöhr war eine Zwischenstation und Weide- phie gelten. Bei Ingolstadt sieht man landesge- platz des Oxenwegs, die Zollbücher von Ingolstadt schichtlich relevante Abbildungen des Heerlagers belegen für das Jahr 1555 ca. 8.000 Tiere. Ge- Kaiser Karls V. im Schmalkaldischen Krieg 1546 schlachtet wurde hier jedoch nur ein kleiner Teil und daneben einen Stier im Gatter. Das ist die so davon. 109 Endstation Süddeutschland Niederpöring an der Isar (heute ein Ortsteil der Gemeinde Oberpöring im niederbayerischen Riedenburg im Altmühltal hatte ebenfalls eine Landkreis Deggendorf) hatte eine Brückenfunkti- Mautstelle, an die das Fürstentum Pfalz-Neuburg on, hier konnten die Herden die Isar überqueren. und das bischöfliche Eichstätter Gebiet grenzten. Die Niederpöringer Brücke und die dortige Maut 16 Mautrechnungen aus der Zeit zwischen 1579– wurden bereits im 14. Jahrhundert schriftlich 1620 sind erhalten geblieben und geben Auskunft erwähnt. Die Mautrechnungen aus dem Jahre über 28 Ochsenherden mit insgesamt 1.954 Tie- 1588 belegen, dass hier 15.744 ungarische Och- ren. Diese Route war vorwiegend von Nürnberger sen vermautet wurden, die von 44 Metzgern bzw. Händlern frequentiert, die hier mit unterschied- Händlern eingeführt wurden. Für die Ochsen lich großen Herden vorbeizogen.12 gab es feste Mautbeträge je nach Herdengrößen mit 50, 100, 150 oder 200 Tieren. Das machte Schrobenhausen gehörte in der Zeit der Ochsen- die Arbeit des Mautners jedoch nicht einfacher. triebe zum Herzogtum Bayern, Neuburg dagegen Laut Aufzeichnungen gab es bei den nicht runden war eine Residenzstadt des eigenständigen Her- Herdengrößen oft Unstimmigkeiten oder auch zogtums Pfalz-Neuburg. An der Grenze mussten Rechenfehler. Der durchschnittliche Mautsatz ebenfalls Zölle entrichtet werden. Ein Schro- lag bei 1,48 Pfennig pro Tier. Was die Herkunft benhausener Ratsprotokoll aus dem Jahre 1747 der Händler betrifft, so rangierten die Augsbur- beweist, dass auch noch Mitte des 18. Jahrhun- ger auch hier an erster Stelle, gefolgt von Ulmer, derts ungarische Ochsen durch Schrobenhausen Straubinger und Münchner Viehhändlern. In getrieben wurden: Niederpöring fanden auch regelmäßig Viehmärkte statt, bei denen hauptsächlich ungarische Ochsen feilgeboten wurden.11 Angst vor Viehseuchen Ungarische Ochsen übernachten auf dem Kellerberg Ungarische Ochsen waren „gestern in der früh beschließt der Rat: Man solle die Äcker, auf denen um 2 Uhr“ durch den Schrobenhausener Burg- die Ochsen gestanden, umackern und das „hiesi- fried getrieben worden. Sie haben auf dem Keller- ge“ Vieh einige Zeit nicht mehr dorthin treiben. berger Feld „die Weide“ genossen und sind einige Wenn aber wieder „derlei Ochsen“ ankommen Stunden liegen geblieben. Damit nicht wieder würden, müssten die auf der Straße verbleiben, ein Schaden wie 1745 geschehe (es ist von einer wenn solche aber über Nacht bleiben wollten, Viehseuche die Rede, von der man glaubte, die müsste das an einem „abseitigen Ort“ geschehen.13 ungarischen Ochsen hätten sie eingeschleppt), Ochsenmärkte fanden in Deutschland in vielen berg, Regen, Deggendorf, Dornach, Landshut, Städten entlang des Oxenweges statt: in Passau, Petershausen, Regensburg, Bamberg, Augsburg, Niederpöring, Straubing, Grafenau, Hauzen- Friedberg und Nürnberg. 11 Vangerow: Die ungarischen Ochsenherden …, S. 108 12Liebhart, S. 15 13 Quelle: Stadtarchiv Schrobenhausen, 110 Ratsprotokoll 1747 Schrobenhausen – Stich von Michael Wening 1701 111 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg Ausflugsziele am Altbaierischen Oxenweg Der Altbaierische Oxenweg Der vom Wittelsbacher Land gegründeten Initi- Oxenweg des Wittelsbacher Landes. Die eine ative schlossen sich das Dachauer Land und das Etappe durch das Wittelsbacher Land ist 25 km Schrobenhausener Land an. Der ausgeschilderte lang und führt von Tödtenried über Heretshau- Altbaierische Oxenweg führt somit durch drei sen, Adelzhausen, Malzhausen, Harthausen, Paar, Landkreise und umfasst eine Länge von etwa 112 Heimatshausen, Friedberg nach Augsburg. Die Kilometern. zweite Strecke verbindet Hörzhausen und Hart- Die 42 km lange Strecke durch das Dachauer hausen (27 km). Land beginnt in Hohenkammer und verläuft Im Schrobenhausener Land wurde eine 18 km über Petershausen, Weichs, Markt Indersdorf, lange Wegstrecke von Hohenwart über Wangen, Wagenried, Unterzeitlbach, Oberzeitlbach und Waidhofen, Schrobenhausen bis Hörzhausen aus- Altomünster bis Tödtenried und mündet in den geschildert. Hohenwart Altbaierische Oxenwege im Wittelsbacher Land: 52 km Altbaierischer Oxenweg im Hörzhausen Schrobenhausen Schrobenhausener Land: 18 km Altbaierischer Oxenweg im Schrobenhausen – Aichach (21 km): Dachauer Land: 42 km ausgeschildert auch als Paartal-Wanderweg Deutschherren-Radweg: 11 km Aichach – Harthausen (14 km) ausgeschildert auch als Paartal-Radweg Bahnhof der Paartalbahn Aichach – Tödtenried (Alternative) (11 km): Augsburg-Ingolstadt S-Bahn-Verbindung nach Aichach ausgeschildert als Deutschherren-Radweg München Hohenkammer Sielenbach Petershausen Altomünster Friedberg Augsburg Harthausen Tödtenried Adelzhausen 112 Markt Indersdorf Das Wittelsbacher Land Der Landkreis Aichach-Fried Bayern im 18. Jahrhundert Paläste, Kirchen und Klöster der berg, nordöstlich von der – schafften es sogar bis zum Region erinnern an die beweg- Stadt Augsburg, wird seit den Kaiserthron und wurden zum te Geschichte und das Wirken 1990er-Jahren als „Wittelsba- Kaiser des Heiligen Römischen der Wittelsbacher. Die sanfte, cher Land“ bezeichnet. Diese Reiches Deutscher Nation abwechslungsreiche Hügelland- Region war nämlich „die Wiege“ gekrönt. Die fast 750 Jahre schaft lädt zum Wandern und der Wittelsbacher, eines Adels- andauernde, ununterbrochene Radfahren ein. Urige Wirtschaf- geschlechts, das Bayern 738 Herrschaft der Wittelsbacher ten und gemütliche Biergärten Jahre lang regierte. Die Stamm- ist einmalig in der Geschichte bieten sich dabei als Rastplätze burg der Wittelsbacher stand der europäischen Dynastien. an. Verschiedene Wanderwege in Oberwittelsbach, heute ein Die altbayerischen Städte Fried durch das Wittelsbacher Land Stadtteil von Aichach. Zwei Mit- berg und Aichach mit ihren finden Sie im Internet unter: glieder der Dynastie – Ludwig malerischen Altstädten sind die der Bayer im 14. Jahrhundert wichtigsten Zentren des Wittels- www.wittelsbacherland.de/ und Kurfürst Albrecht von bacher Landes. Schlösser und id-19-wanderrouten.html kam erst nach dem Dreißig- Weitere Infos: jährigen Krieg wieder zu einer www.friedberg.de, neuen Blütezeit und wurde zur www. friedberger-zeit.de 14 Friedberg europaweit bekannten Uhrmacherstadt. Beim alle drei Jahre stattfindenden historischen Altstadtfest „Friedberger Zeit“ Die altbaierische Herzogstadt, wird der Besucher in die Epo- die 2014 ihr 750-jähriges Beste- che zwischen 1680 und 1790 hen feierte, wurde 1264 von Her- versetzt. Alte Handwerkstra- zog Ludwig II. und von seinem ditionen oder der Brauch der Neffen Konradin zum Schutz Bäckertaufe werden zu neuem Wo die Friedberger Uhren der herzoglichen Grenz- und Leben erweckt, Gaukler und ticken: Wittelsbacher Schloss Zollstelle gegründet. Wichtige Musiker unterhalten die Gäste, Das Wittelsbacher Schloss mit Handelswege führten bereits Schützen, Wachen und fahren- Bergfried, ein Wahrzeichen der im Mittelalter durch Friedberg, des Volk mischen sich unter die Stadt Friedberg, steht nördlich wie die Salzstraße und auch der Leute. Das Fest zieht Besucher der Altstadt, auf einem kleinen Europäische Oxenweg. Die im aus der ganzen Region an. Hügel, von einem Burggraben 16. und 17. Jahrhundert von Pest umgeben. Der Wittelsbacher und Kämpfen gebeutelte Stadt Herzog Ludwig II. ließ die 14Hilpert/Schürholz, S. 15–16 113 Die historischen Ausflugsziele am Ochsentriebe Altbaierischen von Oxenweg Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg Burganlage im 13. Jahrhundert bezeichnet. Laut einer Legende Eine Perle des bayerischen auf einer Anhöhe errichten, gab es abenteuerlustige Schatz- Rokoko: Wallfahrtskirche die zunächst als Grenzschutz sucher, die aus dem Schlosskel- Herrgottsruh diente. In der Zeit der Renais- ler nie wieder herausgekommen Der Überlieferung zufolge ent- sance (1550–60) wurde die Burg sind und auf den Stufen ihr Le- stand die Kirche auf Initiative zu einem Schloss umgebaut. In ben lassen mussten. Eine andere eines Friedberger Bürgers, der dem von Arkaden gesäumten „Spukgeschichte“ erzählt von ei- bei einer Pilgerreise in Gefan- Innenhof finden Konzerte und nem Mönch, der einen Alchemis- genschaft geriet und gelobte, Feste statt. Beeindruckend ist ten betrügen wollte. Er bot ihm eine Kapelle zu bauen, wenn er auch der Rittersaal mit seinem eine geweihte Hostie, da er sich unversehrt wieder nach Hause Gewölbe. im Tausch dafür Gold erhoffte, gelangen würde. 1496 wurde das doch letztendlich erhielt er eine Versprechen eingelöst und die schreckliche Strafe und wurde Kapelle errichtet. Der heutige im Schloss eingemauert. Kirchenbau mit drei Schiffen, 15 Turm und Chorrotunde ent- Das städtische Museum im Museum im stand erst im 18. Jahrhundert. Wittelsbacher Schloss Die prachtvolle Wallfahrtskirche Schlossstr. 21 „Zu unseres Herrn Ruhe“, kurz D-86316 Friedberg nur „Herrgottsruh“ genannt, ist ein Juwel des bayerischen Schloss zeigt neben Stadtgeschichtlichem auch eine ein- +49 (0)821 60021 48 Rokoko. Bei der Ausstattung des zigartige Uhren- und Fayence- [email protected] Innenraumes mit Fresken und sammlung. Während des 17. und www.museum-friedberg.de Stuck waren namhafte Künstler 18. Jahrhunderts war die Stadt (Das Museum ist wegen am Werk wie Cosmas Damian ein Zentrum des Uhrmacher- Umbauarbeiten bis 2018 Asam, Matthäus Günther und handwerks. Die „kurfürstlich geschlossen.) die Gebrüder Feichtmayr. Der privilegierte Porzellanmanu- Altbaierische Oxenweg führt faktur“ im Schloss produzierte direkt an der Kirche vorbei. von 1754 bis 1768 reich verzier- Auf den zahlreichen Votivta- tes Fayence-Geschirr. feln im Kircheninneren sind häufig Rinder zu sehen. Ver- Der „Keller ohne Wiederkehr“ mutlich sind auch Gaben von und ein eingemauerter Mönch Ochsenhändlern dabei, die ihre Spukgeschichten im Dankbarkeit für den gelunge- Wittelsbacher Schloss nen Trieb und die Gesundheit Im Wittelsbacher Schloss spukt der Tiere damit zum Ausdruck es gewaltig, jedenfalls wenn brachten. man den alten Sagen Glauben schenken darf. Das Kellergewölbe des Schlosses wird auch als der „Keller ohne Wiederkehr“ 15http://www.augsburger-allgemeine.de/friedberg/ Es-spukt-im-Wit114 telsbacher-Schloss-id8271646.html Figur des knienden oder beten- brannt, weil sie nicht bereit war, den Stifters sowie der Hinweis dem christlichen Glauben ab- „ex voto“ mit Jahreszahl. Die zuschwören und den römischen Worte „ex voto“ bedeuten, dass Göttern zu opfern. Die Wallfahrt die Spende aufgrund eines zur Heiligen Afra findet jährlich religiösen Versprechens (lat. am 7. August statt. votum) erfolgte. Eine erste Kirche wurde hier bereits im 12. Jahrhundert errich- Kirchenführungen über: tet, im 15. Jahrhundert wurde Touristinformation sie dann im spätgotischen Stil Friedberg erneuert. Während des Drei- Marienplatz 5 ßigjährigen Krieges erlitt das D-86316 Friedberg Gebäude schwere Schäden. Die heutige Barockkirche entstand Bilder als Danksagung: zu Beginn des 18. Jahrhun- Votivbilder in Kirchen + 49 (0)821 6002-612 derts, wurde aber lange Zeit als Seit dem Zeitalter des Barocks [email protected] Munitionslager genutzt. Erst bis heute sind Votivbilder oder www.friedberg.de 1878 konnte das Gebäude wieder Votivtafeln in der katholischen renoviert und als Wallfahrtskir- Kirche als Ausdruck der Volks- che seinem eigentlichen Zweck frömmigkeit sehr verbreitet. zurückgeführt werden. Das Anbringen der Tafel bedeutet eine öffentliche Danksagung St. Afra im Felde für die Hilfe Gottes, Marias oder Afrastraße 142 eines Heiligen, die jemanden aus D-86316 Friedberg einer kritischen Lebenssituation rettete. Die Darstellungen zei- +49 (0)821 588680 gen häufig kranke oder verletzte [email protected] Menschen und Tiere, bei der www.sankt-afra-friedberg.de Arbeit verunglückte Menschen, Soldaten und Kriegsszenen, Einer Märtyrerin gewidmet: Naturkatastrophen, wild gewor- Die Wallfahrtskirche St. Afra dene Tiere u. a. Das Aufstellen im Felde oder Anbringen eines Votivbil- Die Kirche St. Afra im Felde süd- des steht in enger Verbindung westlich von Friedberg wurde mit der Wallfahrt. Die auf Holz, der Überlieferung nach in der Leinwand, Blech, Karton oder Nähe von der Stelle gebaut, wo hinter Glas gemalten Votivbil- die Heilige Afra starb. St. Afra der folgen oft einem bestimm- ist die Patronin des Bistums ten Schema: In den Wolken die Augsburg. Sie wurde 304 als himmlische Person, darunter die christliche Märtyrerin ver- 115 Die historischen Ausflugsziele am Ochsentriebe Altbaierischen von Oxenweg Ungarn nach Bayern Ausflugstipps rund um den Oxenweg Ottmaring Der als Paar-Route bezeichnete Teil des Oxenwegs führt entlang des Flusses Paar. Wo damals die ungarischen Graurinder vorbeitrabten, kann man heute im malerischen Flusstal, am Wasser entlang schöne Wanderungen und Radtouren machen. Steinochse in Harthausen Der Paardurchbruch bei Ott- Lechleite durchschnitten und maring/Rederzhausen ist eine so fanden untere und obere geologische Besonderheit: Der Paar zueinander. Das Gebiet um Fluss mündet nicht in den Lech, den Paardurchbruch ist Land- sondern verlässt bei Fried- schaftsschutzgebiet. Natur- berg-Ottmaring das Lechtal mit freunde finden hier noch eine Unverbrauchte Landschaft : einer Biegung nach Nordosten. ursprüngliche Flusslandschaft Paartalwanderweg und Paar- Durch die Erosionstätigkeit mit Silberweidenurwald sowie durchbruch der unteren Paar wurde die seltene Tier- und Pflanzenarten. Kissing / Gut Mergenthau Bande überfiel er Amtsstuben Originalstücken werden die und andere öffentliche Einrich- Lebensstationen Klostermayrs tungen. Das so erbeutete Geld in Dioramen und Schaubildern verteilte er des Öfteren unter nacherzählt. der armen Bevölkerung, er wurde deshalb als Volksheld ver- Historischer Förderverein ehrt. 1771 wurde er in Dillingen „Bayerischer Hiasl“ Der bayerische Robin Hood: öffentlich und äußerst grausam Kissing e.V. Erlebniswelt hingerichtet. Der Hiasl soll „Bayerischer Hiasl“ Schiller als Vorlage für seine Fi- Südlich vom Altbaierischen gur Karl Moor im Theaterstück Oxenweg liegt die Stadt Kis- „Die Räuber“ gedient haben. www.kissing.de sing. Hier wurde 1736 der 2006 wurde auf Gut Mergenthau www.hiasl.augsburg- berühmt-berüchtigte Wilderer bei Kissing die „Hiasl-Erlebnis- tourismus.de und Räuberhauptmann Matthä- welt“ eröffnet, die das span- (Nur von Mai bis Oktober, us Klostermayr, der „Bayerische nende Leben des „bayerischen an Wochenenden bzw. Hiasl“ geboren. Mit seiner aus Robin Hood“ thematisiert. nach Vereinbarung zu bis zu 30 Personen bestehenden Neben einigen ausgestellten besichtigen.) 116 +49 (0)8233 64 75 Dasing mer locken jedes Jahr Tausen- größte bäuerliche Direktver- de von Besuchern an. Auf der marktungsprojekt in Bayern. 70 Meter breiten Naturbühne Neben erntefrischem Obst und kann man die Geschichten um Gemüse, Fleisch, Milchproduk- Winnetou und Old Shatterhand ten, Backwaren und Getränken live erleben. erhalten die Kunden auch von den Bäuerinnen der Region Der Familientipp: Western-City Fred Rai Western-City selbst gemachte Produkte wie und Karl-May-Festspiele Neulwirth 3 Marmelade, Liköre u. Ä. Das Kaum verlässt man die Auto- D-86453 Dasing Selbstbedienungsrestaurant und der Biergarten im Sommer bahn München-Stuttgart bei Dasing, schon befindet man sich +49 (0)8205-225 bieten bayerisch-schwäbische im Wilden Westen. Cowboys und [email protected] Schmankerl. Indianer bevölkern die bunte www.western-city.de Westernstadt. Kleine und große Besucher können in die Atmo- Nachhaltig einkaufen: sphäre der Westernfilme eintau- Bauernmarkt Dasing Bauernmarkt Dasing chen, echte Pferde reiten, Pfeile Täglich frische Lebensmittel An der Brandleiten 6 verschießen, Lassos schwingen, und andere Naturprodukte D-86453 Dasing Hufeisen werfen, aufregende direkt aus der Region bietet der Reit- und Stuntshows erleben. Bauernmarkt Dasing an 364 +49 (0)8205 95991-0 Die Karl-May-Festspiele mit Tagen im Jahr. Die Markthalle [email protected] Freilichtaufführungen im Som- direkt an der Autobahn ist das www.bauernmarkt-dasing.de Ein Rosenkranz für die Seelen durch Malzhausen getrieben wurde für die verlorenen Seelen der Viehtreiber: wurden, hörten die Anwohner zur Allerseelenzeit täglich der Die Legende von Malzhausen besonders in der Zeit um Aller- Rosenkranz gebetet – und es In der kleinen Ortschaft Malz- seelen nachts die Viehtreiber wurde still. Die Hofbewohner hausen ist folgende Geschichte fluchen und schreien. Die Malz- sollen diesen Brauch bis Anfang überliefert: „Als schon längst hausener glaubten, deren Seelen des vorigen Jahrhunderts auf- keine Ochsen mehr aus Ungarn fänden keine Ruhe. Deshalb rechterhalten haben.“16 Malzhausen 16Hilpert/Schürholz, S. 31 117 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugsziele Ausflugstipps rund am Altbaierischen um den Oxenweg Oxenweg Sielenbach baum, ein außergewöhnliches hohlen Birnbaum. Daraufhin Schmuckstück der Barockkunst. ereigneten sich Wunderhei- Sie wurde 1661–1668 als erste lungen und immer mehr Pilger Kuppelkirche nördlich der Alpen kamen zu diesem Ort. Ein Teil errichtet. Die silbern schim- des Birnbaumstammes mit dem mernden Kuppeln erinnern an Gnadenbild befindet sich heute byzantinische Bauten, doch auch im Hochaltar der Kirche. italienische Einflüsse spielten beim Bau des Gotteshauses eine Wallfahrtskirche Maria Barock mit byzantinischer große Rolle. Die Wallfahrt ent- Birnbaum Note: Die Wallfahrtskirche stand, als schwedische Soldaten Maria-Birnbaum-Straße 51-53 Maria Birnbaum ein Marienbild verstümmelten Am Fluss Ecknach, südlich von und in den Teich warfen. Ein D-86577 Sielenbach Sielenbach, steht die imposante Sielenbacher Dorfhirte rettete +49 (0)8258 9985-0 Wallfahrtskirche Maria Birn- das Bild und stellte es in einen www.maria-birnbaum.de die spätgotische Stadtpfarr- erhalten geblieben. Im Unteren kirche „Mariä Himmelfahrt“ Stadtturm wurde im Juli 1989 oder die hübsch restaurierten das Wittelsbacher Museum als Wehrtürme. Zweigstelle der Archäologischen Aichach Staatssammlung München eröffnet. Die Ausgrabungen auf der Die altbayerische Herzogstadt Burg Oberwittelsbach bilden an der Paar war eine wichtige den Schwerpunkt der Ausstel- Station auf dem Oxenweg von lung. Vom Turm aus hat man Schrobenhausen nach Augs- einen schönen Ausblick auf die burg. Kaiser Ludwig der Bayer Stadt. verlieh der Siedlung 1347 das Stadtrecht. Die Geschichte der Wittelsbacher Museum Stadt Aichach ist eng mit der Zweigmuseum der Geschichte der Wittelsbacher Archäologische Funde im Archäologischen verknüpft. Der mittelalterliche Stadttor: Wittelsbacher Staatssammlung München Stadtkern, eingerahmt von den Museum Unteres Stadttor zwei historischen Stadttoren, Von der mittelalterlichen 86551 Aichach bietet einige Sehenswürdigkei- Stadtbefestigung sind die zwei +49 (0)8251 827471 ten wie das barocke Rathaus, Stadttore und einige Türme www.aichach.de 118 Auf mehr als 1.000 Quadratme- aus seinem Privatvermögen, tern werden Exponate zur Lan- um eine Plünderung der Stadt des- und Stadtgeschichte, zur abzuwenden und quartierte viele bäuerlichen und bürgerlichen Franzosen unentgeltlich ein. Die Kultur, zu Handel und Hand- eigenartige Zettelsammlung werk, Trachten und Volkskunst fertigte er wahrscheinlich in der präsentiert. Eine Kuriosität des Hoffnung an, nach dem Krieg Stadtgeschichte und ein legen- Museums ist die Sammlung von eine finanzielle Entschädigung därer Bürgermeister: Einquartierungszetteln aus der zu bekommen. Stadtmuseum Aichach Zeit der napoleonischen Kriege, Das 2008 eröffnete Stadtmuse- die der damalige Bürgermeister Stadtmuseum Aichach um Aichach zeigt einen ab- Lorenz Gerhauser ab dem Jahr Schulstraße 2 wechslungsreichen Querschnitt 1803 zu einer 15 Meter langen D-86551 Aichach durch die Kunst- und Kulturge- Papierbahn zusammengefügt schichte der alten Herzogstadt hat. Er zahlte einem französi- +49 (0)8251 827472 Aichach und ihrer Umgebung. schen General 3.000 Gulden www.stadtmuseum-aichach.de Aichach / Unterwittelsbach Filmen mit Romy Schneider so- ebenfalls restaurieren ließ: Hier wie aus Musical und Literatur. verschmilzt der neugotische Sisis Vater, Herzog Max in Stil mit maurisch-orientalischen Bayern, erwarb 1838 das Was- Elementen. serschloss in Unterwittelsbach Das Sisi-Schloss ist von Novem- als Sommerresidenz, ließ es ber bis Mitte Mai geschlossen, rundum erneuern und neu von innen kann es während der Wo die kleine Sisi spielte: möblieren. Eine Lithografie jährlichen Sisi-Ausstellungen Das Sisi-Schloss Unterwittels- aus dem Jahre 1844 zeigt die besichtigt werden. Unterwit- bach ganze Familie: Herzog Max im telsbach ist auch eine Station Im Aichacher Stadtteil Unter- Kahn und seine Frau Ludovika auf der „Sisi-Straße“, die von wittelsbach steht das hübsche mit einem kleinen Mädchen im Augsburg bis ins ungarische Wasserschloss, in dem die Türrahmen des Schlosses, das Gödöllő oder bis nach Triest in berühmte Sisi vermutlich einen die vierjährige Sisi darstellen Italien führt. Teil ihrer Kindheit verbrachte. soll. Die kleine Elisabeth soll Die legendäre Sisi – Elisabeth, hier viele vergnügte und unbe- Kaiserin von Österreich, Königin schwerte Sommertage als Kind Sisi-Schloss von Ungarn, die schönste Frau verbracht haben. Architekto- Klausenweg 1 ihrer Zeit – ist bekannt aus der nisch einzigartig ist auch die D-86551 Aichach Geschichte, aus den berühmten Schlosskapelle, die Herzog Max +49 (0)8251 891869 119 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugsziele Ausflugstipps rund am Altbaierischen um den Oxenweg Oxenweg Kühbach rinnen. 1831 kam das Gebäude de im Privatbesitz der Familie in den Besitz von Herzog Max in Beck-Peccoz und kann von innen Bayern, dem Vater der legendä nicht besichtigt werden. Die ren Sisi. Nach einem verheeren- bronzenen Steinböcke vor dem den Brand im Jahre 1860 wurde Haus stellen die Wappentiere das Schloss im klassizistischen der Familie Beck-Peccoz dar. Stil als Dreiflügelanlage neu Direkt neben dem Schloss befin- Wo Sisis Vater rauschende aufgebaut. Der Herzog nutzte det sich die Kühbacher Brauerei Feste feierte: das Schloss gerne für ausgie- und ein großzügig angelegter Schloss Kühbach bige Feste und ließ den Park Biergarten im Schlosspark. Se- Das heutige Schloss entstand und den prächtigen Schlosssaal henswert ist auch die ehemalige aus einem im Jahre 1011 gegrün- nach seinen Vorstellungen neu Klosterkirche St. Magnus. deten Kloster der Benediktine- gestalten. Heute ist das Gebäu- Inchenhofen tela. Noch heute führt aus jeder res ist der älteste altbaierische Himmelsrichtung eine Straße Leonhardiritt Anfang November, auf die Wallfahrtskirche zu, die ein farbenprächtiges Ereignis 1450–57 im spätgotischen Stil mit vielen Besuchern. Auf dem errichtet wurde. Nach einem meditativen Wanderweg rund Brand erhielt das Gotteshaus um Inchenhofen (7, 2 km) erfährt eine Neugestaltung im Stil des man Wissenswertes über die Ge- Rokoko. Das Hauptfresko vom schichte der Wallfahrt. bischöflichen Hofmaler Ignaz Pilger und Leonhardiritt: Baldauf stellt das Leben und Wallfahrtskirche St. Leonhard Wirken des Heiligen Leonhard Jahrhundertelang war der dar. Er war der Schutzpatron Pfarrkiche St. Leonhard kleine bayerische Ort Inchen- der unschuldig Gefangenen, Zisterzienserplatz 1 hofen eines der wichtigsten der Geisteskranken, der Ge- D-86570 Inchenhofen Wallfahrtsziele in Europa, nur bärenden und später auch der noch übertroffen von Jerusalem, Beschützer des Hausviehs. +49 (0)8257 1220 Rom und Santiago de Compos- Höhepunkt des Wallfahrtjah- www.pfarrei-inchenhofen.de 120 Spezialitätenwirte im Wittelsbacher Land Region bieten Ochsengerichte in heimisches Futter, Weidehaltung höchster Qualität an. Das „Oxen- und Freilauf. Nach dem Verzehr fleisch“, das im Mittelalter und eines zarten „Oxenbratens“ in der Frühen Neuzeit als kann man bei den Spezialitä- kulinarische Köstlichkeit und als tenwirten einen eigens gebrann- bestes Rindfleisch schlechthin ten „Oxler-Schnaps“ probieren. galt, ist besonders feinfaserig, Wer das Wittelsbacher Land zart und weist eine feine Mar- Die Liste der Oxenwirte besucht, sollte sich auch das morierung auf. Von der Auf- mit Adressen finden Sie im Original Wittelsbacher „Oxen- zucht bis zur Schlachtung der Internet unter: fleisch“ nicht entgehen lassen. Tiere wird auf vieles geachtet, www.spezialitaeten-wirte. Zehn Spezialitätenwirte aus der wie z. B. auf ausschließlich de/die-spezialitatenwirte/ terebene mit ihren Moosen. er Musiksommer, Volks- und Naturnahe Flüsse wie die Amper Brauchtumsfeste ziehen jedes und die Glonn durchfließen die Jahr zahlreiche Besucher an. Landschaft, die landschaftlich Für eine Abkühlung in den hei- reizvollen Amperauen laden ßen Sommermonaten sorgen die zum Wandern ein. Badeseen, die über den ganzen Der Landkreis bietet zahl- Landkreis verteilt sind (Natur- reiche Sehenswürdigkeiten, bad Vierkirchen, Karlsfelder Das Dachauer Land ist land- Kultur- und Naturschätze sowie See u. a.). Kulinarisches gibt es schaftlich vielfältig und facetten- verschiedene Wander- und sowohl in den ländlichen Gast- reich. Zum einen findet man hier Fahrradrouten, nicht nur für häusern und Biergärten als auch das tertiäre Hügelland mit sei- Tagestouristen. Kulturelle Ver- in „fürstlicher“ Atmosphäre wie nen schweren Lehmböden, zum anstaltungen wie die Dachauer zum Beispiel direkt im Schloss anderen die Münchner Schot- Schlosskonzerte, der Dachau- Dachau. Nordwestlich von München, zurückreicht. Die erste urkund- aus der Zeit Karls des Großen. an der Amper, liegt die Große liche Erwähnung von Dachau Bereits ab dem 12. Jahrhundert Kreisstadt Dachau, deren Ge- stammt aus einer Schenkungs- diente Dachau als Sommersitz schichte bis ins frühe Mittelalter urkunde aus dem Jahre 805, für zahlreiche bayerische Fürs- Dachauer Land Dachau 121 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugsziele Ausflugstipps rund am Altbaierischen um den Oxenweg Oxenweg ten. Die Wittelsbacher ließen volle Renaissance-Holzdecke zeitsfestes wurden nicht weni- hier im 16. Jahrhundert ein im Festsaal, die als eine der ger als 521 ungarische Ochsen Renaissanceschloss errichten. bedeutendsten in Süddeutsch- verspeist“, hielt der Chronist Im 19. Jahrhundert entdeckten land gilt. Das Schloss diente den fest. Das umfangreiche Festpro- die Maler Dachau und die Stadt Wittelsbachern als Sommerre- gramm enthielt neben den üppi- wurde als Künstlerkolonie be- sidenz. Heute ist nur noch ein gen Mahlzeiten auch Schauspiel, kannt. Viele berühmte Künstler Teil der Originalanlage erhalten, Ballett, Maskenball, Schlitten- waren hier tätig wie Carl Spitz- da König Max Joseph I. drei der fahrten und vieles mehr.17 weg, Max Liebermann oder Lovis vier Flügel abreißen ließ, die Corinth. Mit der Errichtung des durch die Einquartierung napo- Konzentrationslagers 1933 wur- leonischer Truppen schweren de die angesehene Künstlerstadt Schaden genommen hatten. Der zum Inbegriff des menschenver- Trakt mit dem barocken Fest- achtenden NS-Terrors. Heute saal blieb jedoch erhalten, hier ist Dachau eine lebendige Stadt, finden heute Konzerte statt. Die die mit einer schönen Altstadt, reizvolle Lage des Hofgartens Touristeninfo kompakt: attraktiven Sehenswürdigkeiten auf dem Schlossberg bietet Altes Zollhäusl und kulturellen Veranstaltungen einen grandiosen Panoramablick Etwa ab Mitte des 16. Jahrhun- zum Besuch einlädt. bis hin zu den Alpen. derts wurde für die Benutzung der innerörtlichen Straßen ein Schloss Dachau Pflasterzoll erhoben. Um 1820 Kurfürst-Max-Emanuel-Platz wurde das Zollhaus in Dachau D-85221 Dachau zu diesem Zweck gebaut. Das +49 (0)8131 87923 schnuckelige Häuschen in Gelb- [email protected] Blau am Karlsberg mit gerade www.schloesser.bayern.de mal 18 Quadratmetern dient Die Sommerresidenz der heute als Tourismusinforma- Wittelsbacher: Fürstenhochzeit in Dachau tionsstelle für den Landkreis Schloss Dachau mit Hofgarten und München Dachau. Das Schloss Dachau geht auf „Nicht weniger als 521 ungari- eine frühmittelalterliche Burg sche Ochsen verspeist“ Informationsbüro der Grafen von Dachau zurück. Im Jahre 1568 fand die prunkvol- im Alten Zollhäusl Von 1546 bis 1577 wurde es le und äußerst luxuriöse Hoch- Karlsberg 1a unter den Herzögen Wilhelm IV. zeit des bayerischen Erbfolgers D-85221 Dachau und seinem Sohn Albrecht V. Wilhelm V. mit Renata von +49 (0)8131 272 8605 durch die Münchner Hofbau- Lothringen in München statt. meister Heinrich Schöttl und Die Feierlichkeiten begannen im info@tourismus-dachau- Wilhelm Egkl zu einer mächtigen Dachauer Schloss und wurden in er-land.de Vierflügelanlage im Renaissan- der Frauenkirche und auf dem www.tourismus-dachau- cestil ausgebaut. Aus dieser Marienplatz fortgesetzt. „Wäh- er-land.de Zeit stammt auch die prunk- rend der Dauer dieses Hoch- 122 17Boser, S. 79–80 Führungen für Gruppen über: Zeit, sondern auch Monat und Tourist-Information Dachau Sternzeichen abzulesen sind. +49 (0)8131 75287 Dachau und die Kirche St. Jakob [email protected] liegen übrigens am berühmten www.kz-gedenkstaette- Jakobsweg. dachau.de Ein Ort des Erinnerns: KZ-Gedenkstätte Dachau Am 20. März 1933 gab der Reichsführer-SS und kommissarische Polizeipräsident von München, Heinrich Himmler, die Errichtung des ersten Konzent- Das Museum der rationslagers in Bayern bekannt. Künstlerkolonie: Das Lager entstand in der Dachauer Gemäldegalerie ehemaligen „Königlichen Pulver- Im 19. Jahrhundert entstand in und Munitionsfabrik Dachau“, Klare Renaissancearchitektur: Dachau eine der kunsthistorisch die im Ersten Weltkrieg erbaut Pfarrkirche St. Jakob wichtigsten Künstlerkolonien worden war. Das KZ Dachau galt Die Pfarrkirche St. Jakob ist Deutschlands, die die Entwick- in der SS als „Musterlager“ und schon von weitem sichtbar und lung der modernen Kunst des wurde zum Modell für alle ande- überragt mit ihrem 44 Meter 20. Jahrhunderts maßgeblich ren Konzentrationslager. hohen achteckigen Turm die beeinflusste. Die ständige Aus- An die Opfer des Konzentra- Dachauer Altstadt. Sie steht stellung der Gemäldegalerie tionslagers erinnert heute die inmitten von malerischen Bür- zeigt rund 200 Bilder und einige KZ-Gedenkstätte Dachau mit gerhäusern direkt im Stadtzen- ausgewählte Skulpturen, die die Museum, Archiv und Bibliothek, trum. In den Jahren 1624–25 Entstehung und Entwicklung der die am 9. Mai 1965 – zum zwan- entstand der heutige Bau im Landschaftsmalerei in Dachau zigsten Jahrestag der Befreiung Stil der Spätrenaissance. An von ihren Anfängen bis weit ins des Lagers durch amerikanische dieser Stelle befand sich zuvor 20. Jahrhundert hinein doku- Soldaten am 29. April 1945 – eine kleine spätgotische Kirche, mentieren. Bekannte Maler, wie eröffnet wurde. aus der die Sakristei und das Christian Morgenstern, Carl „Der Weg des Erinnerns“ mar- quadratische Untergeschoss Spitzweg, Eduard Schleich der kiert mit zwölf Infotafeln die noch erhalten sind. Unter der Ältere oder Adolf Hölzel, Ludwig etwa 3 km lange Strecke vom Leitung des Münchner Hof- Dill und Arthur Langhammer Bahnhof zur KZ-Gedenkstätte, baumeisters Friedrich Sustris verewigten das Dachauer Moos die die Häftlinge damals zurück- erfolgte der Chorbau, das Lang- in ihren Bildern. legen mussten. haus wurde nach dem Entwurf von Hans Krumpper erbaut. Dachauer Gemäldegalerie KZ-Gedenkstätte Dachau Eine stattliche Sonnenuhr aus Konrad-Adenauer-Str. 3 Alte Römerstraße 75 dem 18. Jahrhundert ziert die D-85221 Dachau D-85221 Dachau Südseite, an der nicht nur die +49 (0)8131 5675 0 123 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugsziele Ausflugstipps rund am Altbaierischen um den Oxenweg Oxenweg info@dachauer-galerien-mu- in privaten Malschulen in der den Dachauer „Malweibern“ gab seen.de Nähe der Künstlerkolonien und es zahlreiche begabte Künstle- www.dachauer-galerien-muse- wurden von vielen abfällig als rinnen wie Paula Wimmer, Maria en.de „Malweiber“ bezeichnet. Die Langer-Schöller, Emmi Walther, zeitgenössische Meinung zu Ida Kerkovius u. a. Führungen zu Frauen mit Pinsel und Staffelei: kunstschaffenden Frauen gibt diesem Thema bietet die Gäste- Die Dachauer „Malweiber“ Bruno Pauls „Simplicissimus“ führerin Nina Schiffner. Um 1900 gab es auch zahlreiche von 1901 passend wieder. „Sehen Frauen, die sich für die Malerei Sie Fräulein, es gibt zwei Arten interessierten, jedoch keine von Malerinnen: Die einen möch- Weitere Infos: Zulassung zum Kunststudium ten heiraten und die anderen www.mein-letztes-wort.de/ bekamen. Sie lernten deshalb haben auch kein Talent.“ Unter 3-MW-Programm.html unbekannten Quelle trank. Bald viele spektakuläre Heilungen. darauf war er von seinem Leiden In den damaligen Gästebüchern befreit, das ihn zuvor jahrelang sind Adelige und andere wohl- plagte. In großer Dankbarkeit habende Leute aus ganz Europa brachte er bei der Quelle ein verzeichnet, darunter die öster- Marienbild an. Diese wundersa- reichische Kaiserin Elisabeth, me Heilung sprach sich bald in bekannt als Sisi. der ganzen Gegend herum und Ein schöner Radweg führt heute so kamen viele Leidende zur von Dachau nach Mariabrunn, Quelle, um durch das wundersa- im Sommer kann man im lau- me Wasser gesund zu werden. schigen Waldbiergarten eine Heilquelle und Biergarten: Kurfürst Ferdinand Maria ließ Pause einlegen. Kur- und Wallfahrtsort daraufhin die Quelle einfassen Mariabrunn und eine Kapelle sowie ein Bade- Nur 8 km von Dachau entfernt, haus errichten. Seine Blütezeit von Wäldern umgeben, befindet erlebte Mariabrunn ab 1863, Wallfahrtsort Mariabrunn sich der beliebte Ausflugsort als es von der „Doktorbäuerin“ D-85244 Mariabrunn Mariabrunn. Die Geschichte der Amalie Hohenester gekauft und Wallfahrt begann im Jahre 1662, betrieben wurde. Mit verschie- +49 (0)8139 8661 als ein Holzfäller im Wald arbei- denen Teesorten, Kräutern, www.schlosswirtschaft- tete und aus einer kleinen, noch Bädern und Diäten erzielte sie mariabrunn.de Röhrmoos 124 Bergkirchen Mit dem Fluss Leben: Thema Wasser als Lebensraum zu Baumarten und Biberbauten, Lebensader Maisach und Ressource. In 11 Erlebnissta- zum Dachauer Moos und zur Der 2,5 km lange flussbegleiten- tionen entlang der Maisach wird Energie aus Wasserkraft sowie de Freizeiterlebnispfad zwischen die Bedeutung von Wasser unter auch Bewegungs- und For- Bergkirchen und Günding bietet verschiedenen Gesichtspunkten schungsstationen. interessante Informationen zum dargestellt. So gibt es Stationen Markt Indersdorf war, dass er König Heinrich V. Feichtmayr führten einerseits 1111 bei der Gefangennahme dazu, dass hier eine besonders von Papst Paschalis II. in Rom prächtig ausgestattete Kirche unterstützte. Zur Buße machte geschaffen wurde, andererseits ihm der nächste Papst die Grün- trieben die hohen Kosten das dung eines Stifts zur Auflage. Kloster finanziell in den Ruin. Nach dem großen Brand von Das Kloster Indersdorf ist eine 1264 wurde das Kloster erneut der Stationen auf dem 7-Klös- aufgebaut und die Klosterkirche ter-Weg, einem Radweg von als dreischiffige Basilika neu ca. 100 km Länge. Die sieben errichtet. Um 1432 wurde sie Klöster sind: Schönbrunn bei Rokokopracht auf dem 7-Klös- im gotischen Stil umgestaltet. Röhrmoos, Weichs, Indersdorf, ter-Weg: Augustiner-Chorher- Damals entstanden die Rosen- Petersberg, Altomünster, Maria renstift mit Klosterkirche kranzkapelle und der Südturm. Birnbaum und Taxa. Das ehemalige Kloster der Au- Die heutige Rokokoausstattung gustiner-Chorherren im Markt stammt aus dem 18. Jahrhun- Indersdorf blickt auf eine lange dert. Die Umbaumaßnahmen Kloster Indersdorf und bewegte Geschichte zurück. und die Innenraumgestaltung Marienplatz 4 Pfalzgraf Otto V. von Wittels- durch berühmte Freskenma- D-85229 Markt Indersdorf bach gründete im Jahre 1120 ler wie Matthäus Günther und das Chorherrenstift, um seine Georg Dieffenbrunner sowie +49 (0)8136 80928-0 Schuld zu sühnen. Seine Sünde den Stuckateur Franz Xaver www.markt-indersdorf.de 125 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugsziele Ausflugstipps rund am Altbaierischen um den Oxenweg Oxenweg Petershausen Ein bayerisches Naturdenkmal: fang von über 10 Metern, sein Die hohle Linde in Alter wird auf 300 bis 400 Jahre Obermarbach geschätzt. Auf einer Seite ist In Obermarbach, einem Ortsteil ein dicker Ast ausgebrochen, so von Petershausen steht die alte entstand die große Höhlung, die „Hohle Linde“, ein eingetrage- der Linde ihren Namen gab. Da nes Naturdenkmal. Schief, von eine Route des Oxenwegs auch vielen Unwettern gebeutelt und durch Petershausen führte, etwas skurril anmutend, steht kann man davon ausgehen, dass die urige Linde direkt an einer hier damals auch ungarische Straße. Der Baum hat einen Um- Ochsenherden vorbeizogen. dem Nonnenorden der Heiligen dahinter liegen der Nonnenchor, Birgitta von Schweden. Heute der Altarraum und dann der leben nur noch einige wenige Mönchschor. In der Kirche unter Schwestern des Ordens hier. dem Seitenaltar entspringt die Ein Besuch in Altomünster lohnt Alto-Quelle, die den Marktbrun- sich, denn hier befindet sich nen speist. Altomünster eine der prächtigsten Rokoko„Der schönste Turm im König- kirchen Bayerns. König Ludwig I. Pfarramt Altomünster reich“: Klosterkirche St. Alto bezeichnete den schlanken St.-Birgittenhof 9 und St. Birgitta und hübsch gegliederten Turm D-85250 Altomünster Auch der Markt Altomünster der Klosterkirche als „den war eine wichtige Etappe auf schönsten Turm in meinem dem Oxenweg zwischen Frei- Königreich“. Bereits in spätro- sing und Augsburg. Auf einer manischer Zeit stand an dieser alten Karte von Altomünster Stelle eine Basilika. Die heutige findet sich noch die Bezeichnung Klosterkirche St. Alto und St. „Ochsengasse“. Den Namen Birgitta wurde 1763 von dem erhielt Altomünster von dem berühmten Baumeister Johann Wandermönch Alto, der um 750 Michael Fischer errichtet. Eine hier ein Kloster gründete. Um Besonderheit des Gotteshauses 970 errichteten die Welfen ein sind die hintereinander gela- InSichGehen: Benediktinerkloster, das ab 1056 gerten Innenräume: Der acht- Meditativer Wanderweg von Nonnen bewohnt wurde. eckige Hauptraum beherbergt Loslassen und Energie tanken Seit 1497 gehört das Kloster die eigentliche Pfarrkirche, in der Natur: Im Sommer 2012 126 +49 (0)8254 8235 wurde ein meditativer Wander- Weitere Infos: liebhaber können sich in die weg zwischen dem ehemaligen www.altomuenster.de Welt des Bierbrauens von anno Klosterstandort Petersberg www.erdweg.de dazumal entführen lassen. Die und dem Kloster Altomünster Gastwirtschaft Kapplerbräu ver- angelegt. Der spirituelle Spa- Die Welt des Gerstensafts: bindet eine traurige Geschichte ziergang führt 9 km lang durch Brauereimuseum im mit den Ochsentrieben (siehe das Dachauer Land. Vierzehn Kapplerbräu Seite 31). Stationen mit Kunstwerken, Das Brauereimuseum in Alto- Hörstationen und Sinnsprüchen münster wurde im September Brauereimuseum Altomünster regen zur inneren Einkehr, zum 1985 von Hans Wiedemann sen. Nerbstraße 8 Nachdenken und zum In-Sich- errichtet. Hier wird demonst- D-85250 Altomünster Gehen bzw. Ins-Ich-Gehen an. riert, wie in früheren Zeiten das Bier in der Region hergestellt +49 (0)8254 777 wurde. Bierkenner und Bier- www.kapplerbraeu.de Die Votivfiguren von Pasen- für das Vieh. Die Votivfiguren bach: Gaben ungarischer der Kirche mit den markanten Ochsentreiber in der Hörnern stammen aus dem St.-Leonhard-Kirche 18. Jahrhundert und könnten Im Ortsteil der Gemeinde Vier- Gaben der ungarischen Och- kirchen, in Pasenbach steht die sentreiber sein. In Pasenbach St.-Leonhard-Kirche. Der heilige entsteht ein Schaudepot für die Leonhard war der Schutzpatron Motivwagen des Leonhardiritts. Klar und symmetrisch: die sich 1042 hier niederließen. Schloss Hohenkammer Das Schlossgebäude wurde erst Bei Schloss Hohenkammer en- im 15. Jahrhundert errichtet. det der Dachauer Oxenweg. Das Im Dreißigjährigen Krieg wurde Schlossgebäude ist seit 2003 im es bis auf die Mauern nieder- Besitz der Münchener Rückver- gebrannt, beim Wiederaufbau sicherungs-Gesellschaft, die hier erhielt das Schloss seine jetzige ein Hotel mit Gastronomie und Form im bayerischen Renaissan- ein Schulungszentrum betreibt. cestil. Im von Arkaden gesäum- Begründer des Schlosses Ho- ten Renaissance-Hof finden henkammer waren im 11. Jahr- regelmäßig Konzerte statt. Pasenbach Hohenkammer hundert die Herren von Camer, 127 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugsziele Ausflugstipps rund am Altbaierischen um den Oxenweg Oxenweg Schloss Hohenkammer Von Tödtenried bis Schloss Schlossstraße 20 Hohenkammer kann man etwa D-85411 Hohenkammer 42 km lang nahezu steigungsfrei +49 (0)8137 93 40 und immer gut beschildert den www.schlosshohenkammer.de Spuren der ungarischen Graurinder folgen, ob zu Fuß oder auf Durch das Dachauer Land: dem Fahrrad. Bei Pipinsried zeigt Der Oxenweg als Rad- oder ein großer Metallochse den Rad- Wanderweg lern und Wanderern den Weg. Altbayerisches Donaumoos Die LEADER-Region „Altbayeri- Der Weg führt durch das Tal der aus Ungarn. Das Donaumoos, sches Donaumoos“ umfasst das Paar, eine der letzten naturnahen das der LEADER-Region ihren Gebiet des Landkreises Neu- Flusslandschaften Bayerns mit Namen gab, war ein unzugängli- burg-Schrobenhausen und den vielen seltenen Pflanzen- und cher Sumpf und wurde erst seit Markt Hohenwart. Der Altbaie- Tierarten. Die sanfte Hügel dem Ende des 18. Jahrhunderts rische Oxenweg nach Augsburg landschaft lädt zu interessanten trockengelegt und besiedelt. Zur verläuft durch den Süden des Wander- und Radtouren ein. Unterscheidung zum „schwäbi- Landkreises, durch das Schro- Neuburg an der Donau war in der schen“ Donaumoos zwischen Ulm benhausener Land: von Hohen Frühen Neuzeit als Residenzstadt und Gundelfingen wird es auch wart über Schrobenhausen des Fürstentums Pfalz-Neuburg als „altbayerisches“ Donaumoos weiter ins Wittelsbacher Land. auch Ziel der Ochsentriebe bezeichnet. Neuburg an der Donau Als eine der ältesten Städte sancemenschen: weltoffen und Bayerns kann Neuburg auf eine humanistisch geprägt. Zahlrei- lange und bewegte Geschichte che wunderbare Bauten, wie das zurückblicken. Zur Römerzeit Residenzschloss, die Schloss- hieß die Siedlung Venaxamo- kapelle und das Jagdschloss durum. Im Mittelalter war Grünau, sind in dieser Zeit Neuburg kurz Bischofssitz, entstanden. Durch Schaffung Neuburg, die Renaissancestadt später Hauptort einer Pfalzgraf- des neuen Fürstentums wuchs an der Donau, liegt landschaft- schaft. Seine Blütezeit erlebte die Bedeutung der Stadt Neu- lich reizvoll im Donautal an der es jedoch als Hauptstadt des burg und sie wurde Mittelpunkt Grenze zwischen Fränkischer Fürstentums Pfalz-Neuburg zu für Hof, Hofstaat und Adlige mit Alb im Norden sowie Donau- Zeiten des berühmten Pfalz- entsprechenden Auswirkungen moos und tertiärem Hügelland grafen Ottheinrich. Er war ein auf die Lebensmittelversorgung. im Süden. typischer Vertreter des Renais- Neuburg war in dieser Zeit 128 auch ein wichtiges Endziel der tischen Kirchenbau Bayerns, Ochsentriebe. In verschiedenen sind Fresken von Hans Bocks- Metzger- und Schlachthaus- berger zu sehen. Im Ostflügel ordnungen wird das ungarische erzählt die Ausstellung „Das Ochsenfleich stets an erster Fürstentum Pfalz-Neuburg“ mit Stelle mit dem höchsten Preis 500 Exponaten – Porträts und gelistet. Bildteppiche, Waffen, Möbel und Das Wahrzeichen der Stadt: kostbares Kunsthandwerk – von Neuburger Bäcker-, Metzger-, Residenzschloss mit der Geschichte und dem Leben Weinwirte- und Bierbrauer- Bildergalerie der hiesigen Fürsten. Ordnung des Pfalzgrafen Das Schloss ist auch das Wahr- Seit 2005 beherbergt das Ottheinrich vom 20. Septem- zeichen von Neuburg. Pfalzgraf Schloss auch die Staatsgalerie ber 1554 Ottheinrich (1502–1559) ließ es Flämische Barockmalerei mit als Residenz des 1505 aus den 150 Werken der bedeutendsten Metzkher Erbstreitigkeiten zwischen den flämischen Meister wie Peter Alles Flaisch sollen sy nach dem bayerischen Wittelsbachern Paul Rubens, van Dyck, Teniers, Gewicht verkhauffen unnd dieser hervorgegangenen Fürstentums Brueghel und vielen anderen. Zeitt bis auff verrer Ordnung in Pfalz-Neuburg errichten. Im volgendem Werd hingeben: 17. Jahrhundert erhielt das Ge- • Nemlich das gut Hungarisch bäude seinen barocken Ostflügel Schloss Neuburg an der Flaisch umb sibendhalben mit den markanten Rundtür- Donau Pfenning, men. Im Schlosshof zeigt die Residenzstraße 2 • das inlendisch Ochsenflaisch Hoffassade in Sgraffitotechnik D-86633 Neuburg umb sechs oder sechsthalben d, erstellte Szenen aus dem Alten an der Donau • item das gut Rindflaisch umb Testament. In der Schlosska- +49 (0)8431 6443-0 sechsthalben oder fünff d pelle, im ältesten protestan- www.schloesser.bayern.de rerseits als Stadt des Spargels. benen Stadtmauer aus dem Schrobenhausen blickt auf eine 15. Jahrhundert, mit 13 Türmen 1200-jährige Geschichte zurück. und dem Stadtwall lädt zum 1310 erhielt die Ortschaft das Spazieren und Entdecken ein. 18 Schrobenhausen Marktrecht, 1447 wurde sie zum ersten Mal als Stadt erwähnt. Ochsen in die Paar werfen? Schrobenhausen war eine Fleischmangel in Schrobenhau- Die Stadt Schrobenhausen ist wichtige Mautstation auf dem sen im 17. Jahrhundert einerseits als Geburtsort des Oxenweg. Ein interessanter Fund aus dem berühmten Porträtmalers Franz Eine schöne Altstadt mit einer Stadtarchiv von Schrobenhau- von Lenbach bekannt, ande- weitgehend erhalten geblie- sen: Der Schrobenhausener 18Stadtarchiv Neuburg 129 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugsziele Ausflugstipps rund am Altbaierischen um den Oxenweg Oxenweg Wo der Spargel wächst: Stadtrat legte die Lebensmittelpreise fest, darunter auch die Preise für Fleisch, den sog. „Fleischsatz“. Jeder Metzger hatte sich daran zu halten. Die Preise waren natürlich nicht willkürlich, sondern mussten so kalkuliert werden, dass die Der berühmte Sohn Schroben- Europäisches Spargelmuseum Metzger zu diesem Preis auch hausens: Franz von Lenbach Im Amtsturm, wo vom 15. bis liefern konnten. Gerade in der und das Lenbachmuseum zum 18. Jahrhundert Verurteilte ersten Hälfte des 17. Jahr- Direkt an der Stadtmauer steht ihr karges Dasein im Gefängnis hunderts ermahnte der Rat das Geburtshaus des Künstlers fristeten, ist heute ein europa- der Stadt die Metzger immer Franz von Lenbach (1836–1904), weit einzigartiges Museum zu wieder, „gutes Rindfleisch“ zu der als der bedeutendste Port- sehen: das Europäische Spar- liefern, was offensichtlich nicht rätmaler des 19. Jahrhunderts gelmuseum. Es wurde 1985 als so einfach war. Am 5. Juli 1624 gilt. Lenbach porträtierte in Deutsches Spargelmuseum begehrten die Metzger einen seiner langjährigen Karriere eröffnet und 1991 zum Europä- höheren „Fleischsatz“, wie er in mehrere Kaiser, einen Papst, ischen Spargelmuseum erwei- anderen Städten wie Aichach, zahlreiche andere wichtige tert. Die mehrfach ausgezeich- München und Ingolstadt üblich Persönlichkeiten des öffentli- nete Sammlung zeigt Exponate war. Der Rat der Stadt reagierte chen Lebens sowie weibliche aus verschiedenen europäischen auf diese Forderung so: „Darauf Schönheiten seiner Zeit. Unter Ländern zur Geschichte und denselben zur Antwort geben, den Dargestellten sind zum Bei- Kultur des Spargelanbaus: dass sie [die Metzger] so magere spiel Otto von Bismarck, Papst Arbeitsgeräte und Werkzeuge, Küehe [damals wurden auch Leo XIII., Franz Joseph I. oder alte Koch- und Kräuterbücher, Ochsen darunter gezählt] allher Wilhelm Busch. Im Jahr 1936 Speiseutensilien, aber auch bringen, dass man sie eher in die erwarb die Witwe Lenbachs das Originalbilder und Reproduk- Paar werfen sollte.“ Offensicht- Gebäude zurück und richtete es tionen berühmter Spargeldar- lich waren die Ratsherren mit als Museum ein. Das Lenbach- stellungen der Kunstgeschichte. der Qualität des Fleisches nicht museum zeigt frühe Arbeiten, Zu bewundern sind auch ganz zufrieden. Schriftlich belegt ist zahlreiche Studien, Skizzenbü- seltene und kostbare Ausstel- der Fall, dass der Schrobenhau- cher, Entwürfe und Bildnisse des lungsstücke wie eine wertvolle sener Metzger Hanns Pröckhel Künstlers, aber auch Erinne- Spargeldeckeldose aus Meißen 1625 ungarische Ochsen aufge- rungsstücke und Mobiliar. aus dem Jahr 1780, von der es trieben und dafür vom Rat einen weltweit nur noch zwei Exempla- höheren Fleischsatz beantragt Lenbachmuseum re gibt, einen Teller mit Spargel- hatte. Ulrich-Peißer-Gasse 1 motiven des bekannten Jugend- D-86529 Schrobenhausen stilkünstlers Emile Gallé oder 19 die wunderschöne Spargelzange +49 (0)8252 90213 des russischen Hofjuweliers Carl www.schrobenhausen.de Peter Fabergé von 1890. 19Stadtarchiv Schrobenhausen, 130 Ratsprotokoll 1624 erst in der zweiten Hälfte des das Schrobenhausener Land 19. Jahrhunderts. Im Schroben- das größte zusammenhängende hausener Land fing alles damit Anbaugebiet Bayerns. Der hiesi- an, dass ein Hesse namens ge Spargel ist mit dem EU-Sie- Christian Schadt im Jahr 1912 gel „geschützte geografische den Oberhaidhof aufkaufte und Herkunft“ versehen und damit mit der Züchtung des beson- eine EU-geschützte bayerische Genusstipp: deren Gemüses begann. In den Spezialität. Spargel aus Schrobenhausen 20er- und 30er-Jahren schlos- Spargel galt lange als „königli- sen sich immer mehr Betriebe Europäisches Spargelmuseum ches Gemüse“, das sich nur die in der Region seiner Idee an. Am Hofgraben 1 Wohlhabenden leisten konnten. Bald wurde der Schrobenhau- D-86529 Schrobenhausen Der Spargelanbau in größerem sener Spargel ein bayernweit Stil begann in Deutschland gefragtes Produkt. Heute ist +49 (0)8252 90213 Sandizell später mit einem Torturm ergänzt. Es war der Stammsitz des alten bayerischen Adelsgeschlechts von Sandizell. Heute ist das Gebäude im Privatbesitz, kann aber nach Voranmeldung mit Gruppen besichtigt werIdyllische Anlage: den. Der jährlich stattfindende Naturdenkmal bei Golling- Schloss Sandizell Herbstmarkt „Mediterrano“ mit kreut: Die tausendjährige Das idyllische Wasserschloss venezianischem Flair bietet süd- Eiche Sandizell bei Schrobenhausen ländische Produkte und vielfälti- Südlich von Sandizell, am ist eines der schönsten Land- ge Erlebnisse von Gondelfahren Ortseingang von Gollingkreut, schlösser in Oberbayern. Es bis Commedia dell‘ Arte für begrüßt „die tausendjährige wurde um 1580 als Dreiflügelan- die ganze Familie. Im Sommer Eiche“ die Besucher. Mit einem lage im Renaissancestil errich- versetzt ein mehrtägiges Mittel- Stammumfang von über 9 Me- tet. Im Dreißigjährigen Krieg alterspektakel die Besucher in tern ist die Gollingkreuter Eiche brannte die Anlage bis auf den vergangene Zeiten zurück. die viertgrößte Eiche Bayerns. noch heute erhaltenen Ostflügel Ihr tatsächliches Alter wird auf nieder. Von 1749 bis 1755 wurde Schloss Sandizell etwa 400 bis 500 Jahre ge- Schloss Sandizell nach Plänen Schloßstraße 4 schätzt. des Neuburger Baumeisters D-86529 Schrobenhausen Johann Puechtler neu erbaut, +49 (0)8252 1624 mit einer Schlosskapelle und www.schloss-sandizell.de 131 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugsziele Ausflugstipps rund am Altbaierischen um den Oxenweg Oxenweg Kleinhohenried weitläufigen Freilichtmuseum. schichte der Region eintauchen. Gleichzeitig beherbergt das Hier weidet übrigens auch die Haus auch ein Tagungszentrum größte Wisentherde Bayerns. mit Übernachtungsmöglichkei- Beim alljährlichen Museumsfest ten in Mehrbettzimmern, insbe- im Sommer werden den Besu- sondere für Schulklassen. Eine chern historische Arbeiten wie Ausstellung dokumentiert die Heu-Machen, Dreschen, Kartof- Umweltbildungsstätte und Trockenlegung, Besiedlung und felernte oder „Gsott20-Schnei- Freilichtmuseum: Kultivierung dieses einzigartigen den“ gezeigt. HAUS im MOOS Naturraumes; das Freilichtmu- Das HAUS im MOOS befindet seum präsentiert landschafts HAUS im MOOS sich in Kleinhohenried-Karls- typische Mooshäuser. Auf Kleinhohenried 108 huld, mitten im Donaumoos. Die verschiedenen Erlebnispfaden D-86668 Karlshuld Einrichtung ist eine Umweltbil- kann man Flora und Fauna des +49 (0)8454 95-205 dungsstätte mit Ausstellungen, Donaumooses entdecken oder [email protected] großem Freigelände und einem auf einem Zeitpfad in die Ge- www.haus-im-moos.de Graf Ortolf und seine Schwester damals weitgehend chancenlos Wiltrudis gegründet. Seit 1878 waren. Auch heute noch wird ist das Gebäude im Besitz der das Klosterareal für die Sonder- Regens-Wagner-Stiftung Dil- pädagogischen Fördereinrich- lingen. Der Dillinger Professor tungen der Stiftung genutzt. Johann Evangelist Wagner grün- Auf dem Klosterberg steht Heute ein Zentrum für dete in Hohenwart zusammen die Pfarrkirche St. Georg, die behinderte Menschen: mit Theresia Haselmayr und auf der Stelle der ehemaligen Kloster Hohenwart anderen Franziskanerschwes- Klosterkirche Ende des 19. Jahr- Auf dem Klosterberg und schon tern die „Taubstummenanstalt“ hunderts errichtet wurde. Der von weitem zu sehen ist das und weitere Einrichtungen für heilige Georg gilt als Schutzpat Kloster Hohenwart, ein ehema- Menschen mit Behinderung. ron des Markts Hohenwart und liges Kloster der Benediktine- Das war im 19. Jahrhundert eine ist auch in seinem Wappen zu rinnen. Es wurde 1074 durch revolutionäre Tat, da Behinderte finden. Hohenwart 20 klein geschnittenes, gehäcksel132 tes Futter aus Heu und Stroh Waidhofen heute noch an diese Zeiten. Der Grabmal der Mordopfer von Ort ist auch als die Wiege des Hinterkaifeck. Spargelanbaus bekannt. Im Jahr 1912 kaufte Christian Schadt Der Stoff für einen den Oberhaidhof, der heute zur spannenden Krimi: Gemeinde Waidhofen gehört Der Fall Hinterkaifeck und begründete damit den Spar- Etwa 2 km von Waidhofen ent- gelanbau im Schrobenhausener fernt erinnert ein Gedenkstein Land. daran, dass hier im Jahre 1922 auf dem Einödhof Hinterkaifeck Ein Ort mit Geschichte: Mit gotischem Turm: in einer geheimnisumwitter- Poststation und Wiege des Pfarrkirche Mariä Reinigung ten Nacht eine ganze Familie Spargelanbaus Die Pfarrkirche Mariä Reinigung grausam ermordet wurde. Trotz Waidhofen liegt idyllisch inmit- und St. Wendelin, ursprünglich intensiver Ermittlungen konnte ten von fruchtbaren Spargel aus dem 13. Jahrhundert, wurde der Fall bis heute nicht aufge- äckern, Hopfengärten und 1718 unter Beibehaltung des klärt werden. Die Mordopfer grünen Wiesen im reizenden gotischen Turms neu erbaut. sind auf dem Friedhof in Waid- Paartal. Die Gemeinde war Die Deckengemälde mit hofen begraben. Der geheimnis- lange Zeit (von ca. 1530 bis leuchtender Farbgebung stam- volle Fall beschäftigt die Presse 1802) die wichtigste und einzi- men von Melchior Steidl. Im und andere Medien, Filmema- ge Poststation der Thurn- und Kircheninneren sind kostbare cher, Regisseure und Autoren Taxis’schen Post im Raum Barockaltäre und einige spät- bis heute. Die Mordnacht von Schrobenhausen, die auf dieser gotische Bildnisse zu sehen, Hinterkaifeck diente der Schrift- Strecke die Reichsstädte Augs- darunter die Figur des „wun- stellerin Andrea Maria Schenkel burg und Regensburg verband. derbarlichen Viehpatrons und als Vorlage für ihren Roman Das goldene Posthorn im Nothelfers“ St. Wendelin. Auf „Tannöd“, der zum Bestseller Wappen der Gemeinde erinnert dem Friedhof befindet sich das avancierte. Eine bekannte Pilgerstätte: Frau. Einer alten Legende nach Wallfahrtskirche Maria soll der Berg früher Steinberg Beinberg geheißen haben. Nach einer Auf dem bewaldeten 501 Me- Schlacht seien auf dem Berg nur ter hohen Beinberg steht eine noch Gebeine zu finden gewe- der schönsten Kirchen des sen, daher der Name „Beinberg“. Schrobenhausener Landes, die Die Kirche wurde Ende des Wallfahrtskirche Unsere Liebe 15. Jahrhunderts errichtet und Gachenbach 133 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugsziele Ausflugstipps rund am Altbaierischen um den Oxenweg Oxenweg weist noch spätgotische Elemen- und Wandgemälde sind Arbeiten te der Pfalzgraf Ottheinrich, te auf. Der Barockaltar eines des berühmten bischöflichen Herzog von Pfalz-Neuburg. Die unbekannten Meisters stammt Hofmalers Ignaz Baldauf. Eine zahlreichen Votivtafeln erzählen aus der Zeit um 1660. Der Innen- Marienwallfahrt entwickelte von den Sorgen und Nöten der raum der Kirche wurde 1767 im sich bereits um 1520. Zu den Wallfahrer. Rokokostil gestaltet. Die Decken prominentesten Pilgern gehör- Wander- und Radwege im Schrobenhausener Land Radtouren und Wanderungen Land“ ausführlich beschrieben rund um den Oxenweg im Schro- und auch im Internet zu finden benhausener Land sind in der unter: Publikation „Wandern und Rad- www.schrobenhausen.de/ fahren im Schrobenhausener wandern-radfahren Markt Rohr / Bachl Bachl in Niederbayern liegt auf Reisende und Handeltreibende. Zum Autobahnbau im Dritten den bekannten Oxenwegstre- An der langen Stange vor dem Reich wurden viele Arbeiter cken zwischen Straubing und Gebäude konnten Pferde und gebraucht. An der Trasse Neustadt. Seit Menschengeden- anderes Vieh während der Ein- vom Holledauer Dreieck nach ken heißt die Straße, die von kehr angebunden werden. Regensburg, westlich vom Dorf Abensberg über Bachl nach wurde damals ein Lager errich- Langquaid und Schierling führt, tet, in dem die Arbeiter aus den „die Ochsenstraße“. Auf der verschiedensten Regionen des historischen Karte (Bayernatlas) Reiches untergebracht werden ist der Begriff „Ochsenstraße“ konnten. Nach dem Beginn des direkt neben dem Ort Bachl Zweiten Weltkriegs wurden vermerkt. Kriegsgefangene aus verschie- Das Gasthaus zu Bachl lag Bewegende Zeitgeschichte: denen Ländern in die Baracken direkt an der Kreuzung zweier Das Lager Bachl des Lagers gebracht, um dort wichtiger Handelsstraßen, der Das Lager Bachl, dessen Ge- Zwangsarbeit zu verrichten. Ochsenstraße und der „Chaus- schichte in den 30er-Jahren Das Lager war vermutlich eine see“ von Landshut über Kelheim des 20. Jahrhunderts beginnt, Außenstelle des Stammlagers nach Nürnberg, und war damit spielte in der Geschichte des Moosburg und des Stammlagers eine wichtige Raststätte für Ortes eine wichtige Rolle. Nürnberg. Noch vor Ende des 134 Krieges fing man ab dem Herbst habgierigen Bäuerin, der Hop- 1944 an, Flüchtlinge aus Batsch- fenbach-Lena. Obwohl sie die ka und Südungarn im Lager un- besten und fruchtbarsten Felder terzubringen. Hinzu kamen 1945 in der ganzen Gegend hatte, und 1946 die Heimatvertriebe- stahl sie nachts den Nachbarn nen. Das Lager war hoffnungslos die Ährenbüschel vom Feld. überbelegt und die hygienischen Einmal zog gegen Abend ein Zustände katastrophal. Doch Ortes zum internationalen fürchterliches Gewitter auf. Blit- einige engagierte Leute vor Ort Ochsenhandel thematisiert, ze zuckten durch die Dunkelheit schafften es mit der Unterstüt- andererseits die Zeitgeschichte und es donnerte schrecklich. zung des Landkreises Kelheim, des Lagers Bachl während des Niemand traute sich bei diesem die Lebensverhältnisse der NS-Regimes. Das neue Oxen- Unwetter hinaus. Die Lena aber Lagerbewohner in relativ kurzer haus am Kapellenweg soll auch ging wieder auf die Nachbarsfel- Zeit zu verbessern. Sogar eine als Treffpunkt und Veranstal- der, um Ähren zu stehlen. Kaum Lagerschule konnte für die Kin- tungsort das Leben der Dorfge- hatte sie aber das Haus verlas- der eröffnet werden. Auch wenn meinschaft bereichern. sen, fuhr ein gewaltiger Blitz hernieder und ein Donnerschlag viele Familien dann in andere Regionen weiterzogen oder nach Es spukt im Wald bei Bachl: krachte. Das ganze Anwesen Amerika auswanderten, blieb Die Sage von der Hopfen- samt der Besitzerin und ihren das Lager Bachl etwa 20 Jahre bach-Lena Töchtern war vom Erdboden lang eine Übergangsstation für Der Hopfenbacheinfall ist eine verschwunden. Dort wo einst zahlreiche Heimatvertriebene. geologische Besonderheit. Der der mächtige Hof stand, blie- kleine Flusslauf, der erst ober- ben nur noch Erdlöcher zurück, irdisch verläuft, fällt plötzlich und in ihnen verschwindet der in tiefere Gesteinsschichten ab geheimnisvolle Hopfenbach. und bahnt sich den weiteren Seit dieser Zeit, so erzählt man, Weg unterirdisch. Um dieses spukt die Hopfenbach-Lena Phänomen zu „erklären“, wird in den Wäldern als Geist her- in der Region folgende Sage um. Wer ihr begegnet, soll das Oxenhaus Bachl bei Kelheim erzählt: Im Gebiet des Hopfen- Kreuzzeichen machen. Die Lena In Bachl steht ein Oxenhaus, ein bacheinfalls stand in früheren schlägt die Leute in ihren Bann geschichtsträchtiger dörflicher Zeiten ein großer Bauernhof, und nimmt sie mit in den Wald. Treffpunkt am Europäischen der Gruberhof. Das Anwesen Die Entführten müssen dann Oxenweg. Im Begegnungshaus gehörte einst einer stolzen, selbst wieder aus dem Dickicht wird einerseits der Bezug des aber furchtbar geizigen und herausfinden.21 21 Nach Böck, Emmi: Sagen aus Niederbayern, Regensburg 1983, S. 111 135 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugsziele Ausflugstipps rund am Altbaierischen um den Oxenweg Oxenweg Die wichtigsten Endstationen des Oxenwegs: Nürnberg und Augsburg Die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Großstädte Nürnberg und Augsburg können im Rahmen dieses Projekts nicht vorgestellt werden. Einige Baudenkmäler und Orte, die in direktem Zusammenhang mit dem Ochsenhandel stehen, werden hier dennoch kurz aufgeführt. Nürnberg Deutschland. Es standen jedoch Hörnern ist folgende lateinische schon früher verschiedene Inschrift zu lesen: Holzbrücken und später eine weniger stabile Steinbrücke an OMNIA HABENT ORTVS dieser Stelle. Die erste urkundli- SVAQVE IN che Erwähnung der Fleischbrü- CREMENTA SED ECCE cke stammt aus dem Jahre 1335. QVEM CERNIS NVNQVAM Feuer und Hochwasser machten BOS FVIT Endstation der Ochsen in die früheren Baukonstrukti- HIC VITVLVS Nürnberg: Die Fleischbrücke onen immer wieder zunichte und das Ochsenportal und so wurde ab 1596–98 eine Sicher liefen Jahrhunderte lang neue Brücke ohne Mittelpfeiler unzählige ungarische Ochsen gebaut. Das im Stil der Vene- über diese Brücke, um nach dem diger Rialto-Brücke errichtete langen Marsch quer durch Euro- Bauwerk wird als die „bedeu- pa hier geschlachtet zu werden. tendste Steinbogenbrücke der Die Fleischbrücke in Nürn- Spätrenaissance in Deutsch- berg, eine steinerne Brücke, land“ bezeichnet. Ein Jahr spä- überspannt den Fluss Pegnitz. ter wurde das Ochsenportal als Das Bauwerk stammt aus dem Eingangstor von der Fleischbrü- 16. Jahrhundert und zählt zu cke zum steinernen Fleischhaus den bedeutendsten Brückenbau- errichtet. Unter dem liegenden werken der Spätrenaissance in Ochsen mit den ausladenden 136 Das heißt: Alles hat seinen Fleischbrücke auch geben kön- Ursprung und Anfang, doch nen.“ Damit will jemand seine siehe, der Ochse, den du hier Meinung über eine sinnlose, erblickst, ist nie ein Kalb unbefriedigende oder bereits gewesen. Das Ochsenportal bekannte Antwort kundtun. wurde im Zweiten Weltkrieg Falls man dem steinernen Och- stark beschädigt, die Statue des sen, der über dem Portal liegt, liegenden Ochsen 1950 durch Fragen stellen würde, so erführe Tierquälerei im Nürnberger eine Nachbildung ersetzt. Das man auch nichts Neues von ihm. Fechthaus: liegende Tier hatte übrigens Ochsen- und Bärenhatz eine Weile zu kurze Hörner. Das Fechthaus in Nürnberg, Annamária Buda, Chefin der 1628 gebaut, war eine Art Diakonie in Ungarn, die bei Vergnügungsstätte mit 3.000 einem Nürnbergbesuch auf Zuschauerplätzen. Fechtwett- diesen „Mangel“ aufmerksam bewerbe, Akrobatik, Reitvorfüh- wurde, spendete der Stadt echte rungen und Ähnliches fanden in ungarische Steppenrindshörner dieser „Arena“ statt. Eine unge- von der Puszta. Diese „Origi- Wo das Fleisch verkauft wurde: wöhnliche und ziemlich grausige nal-Ersatzteile“ zieren seit 2012 Das Fleischhaus an der Nutzung erlebte das Fechthaus den Nürnberger Ochsen. Fleischbrücke durch die Metzger. Bis zum Jahr Das Fleischhaus an der Fleisch- 1759 veranstaltete die Fleischer- brücke wurde 1570–71 errichtet. zunft hier Tierhatzen. Dabei Davor standen hier bereits 73 wurden angebundene Ochsen Fleischbänke als Teil des Haupt- oder Bären auf grausame Weise marktes. Fleisch wurde damals von Hunden zu Tode gehetzt. Da auf so genannten Fleischbänken sich bei diesen Veranstaltungen verkauft. Jedes Jahr, in der die Emotionen hochschaukelten Mitte der Fastenzeit fand eine und die Zuschauer oft randalier- Tierisch gute Redewendungen: Verlosung statt, bei der die ten, verbot der städtische Rat Der Ochsenspruch in einzelnen Fleischbänke unter das barbarische Treiben. 22 Nürnberg den Metzgern aufgeteilt wur- Eine Redewendung der Nürn- den. Von hier aus kam dann das Weitere Infos: berger steht mit der Ochsen- Ochsenfleisch in die Küchen der www.nuernberg.de/internet/ figur auf der Fleischbrücke in wohlhabenden Bürgerfamilien. stadtportal/tourismus.html Verbindung: Die Stadtbewohner benutzen den Ausspruch: „Na, des hätt mer der Ochs aff der Fleischbrüggn aaa g‘sacht.“ Ins Hochdeutsche übertragen heißt es so viel wie: „Diese Antwort hätte mir der Ochse auf der 22http://www.nuernberginfos.de/ bauwerke-nuernberg/fechthaus-tagkomoedienhaus.html 137 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Ausflugsziele Ausflugstipps rund am Altbaierischen um den Oxenweg Oxenweg Augsburg gleichzeitig gelöst. Die beiden Augsburgs neues Museum mit Portale zieren Ochsenschädel innovativer Museumstechnik: mit den typischen Hörnern. Das Fugger und Welser Im 18. Jahrhundert wurde das Erlebnismuseum Gebäude zur Reichsstädtischen Das 2014 neu eröffnete Fugger Kunstakademie umfunktioniert, und Welser Erlebnismuseum im heute wird es vom Sozialamt der Wieselhaus erzählt die Ge- Stadt genutzt. schichte der beiden berühmten Kaufmannsfamilien im 15. und 16. Jahrhundert. Der Wirkungskreis der Fugger und Welser reichte von Indien bis Südamerika, ihre Macht und ihr Vermögen waren nicht nur für die damalige Zeit Endstation Oxenweg: unvorstellbar. Die Stadtmetzg Im Erdgeschoss werden die Das alte Schlachthaus von Handelsbeziehungen der Fugger Augsburg (ab 1335) befand sich und Welser in der ganzen Welt beim Kloster Maria Stern. Die thematisiert. Der Gewölbekeller Metzgerzunft Augsburgs ließ ist dem Thema Bergbau und Anfang des 17. Jahrhunderts ein Montanwirtschaft gewidmet, da neues Gebäude, die Stadtmetzg ein Teil des riesigen Vermögens errichten. Nach Plänen des der Kaufleute aus dem Abbau berühmten Stadtbaumeisters verschiedener Edelmetalle von Elias Holl wurde das Zunft- und Silber bis Kupfer und aus dem Verkaufshaus der Metzger Handel damit entstand. zwischen 1606 und 1609 gebaut. Der Standort war klug gewählt und bestens geplant: Das Haus steht über dem Lechkanal, der in Verbindung mit den beiden Portalen für Lüftung sorgte, außerdem konnten die Fleischabfälle in den Fluss geworfen Im Obergeschoss trifft man werden, der diese aus der Stadt Jakob Fugger und Bartholomä- spülte. So wurden zwei Proble- us Welser bei einem Disput me, die Kühlung der Ware und „höchstpersönlich“. Die Figuren, die Entsorgung der Abfälle, von Schauspielern gespielt, 138 werden durch Hologramm-Pro- deckt werden, dazu bekommt jektion und Ton zum Leben jeder Besucher am Eingang ein erweckt. Im obersten Stockwerk Pfeffersäckchen. In ihm befindet können die Besucher einen sich ein elektronischer Chip, mit Augsburger Geschlechtertanz dem sich die einzelnen Statio- erleben und Augsburger Patri- steuern lassen. zier belauschen, die sich über Wirtschaft, Religion und Politik Fugger und Welser austauschen. Auch hier haben Erlebnismuseum sich die Museumsplaner etwas Äußeres Pfaffengässchen 23 Originelles einfallen lassen: Die 86152 Augsburg Personen in Renaissancegewändern sehen auf den ersten Blick +49 (0)821 50207-0 wie alte Gemälde in Bilderrah- info@fugger-und-welser- men aus, doch die Bilder können museum.de sich auf einmal bewegen und www.fugger-und-welser- führen Gespräche, wie in den museum.de Harry-Potter-Filmen. Viele interaktive Stationen Weitere Infos: können im Wieselhaus ent- www.augsburg-tourismus.de 139 Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern Das transnationale Projekt Europäischer Oxenweg Der Europäische Oxenweg ist ein LEADER-Projekt. LEADER (frz. Liaison entre actions de développe- chen Raum zu fördern. Lokale Aktionsgruppen ment de l‘économie rurale, dt. Verbindung zwi- (LAGs) erarbeiten vor Ort Entwicklungskonzepte. schen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Ziel des Programms ist es, die ländlichen Regio- Wirtschaft) ist ein Förderprogramm der Europä- nen Europas auf dem Weg zu einer eigenständigen ischen Union, um innovative Aktionen im ländli- Entwicklung zu unterstützen. Folgende Lokale Aktionsgruppen (LAGs) sind am Projekt Europäischer Oxenweg beteiligt: Deutschland Österreich Ungarn LAG Wittelsbacher Land LAG Sauwald Hortobágyi LEADER Közhasznú LAG Dachau AGIL LAG Hausruck Nord Egyesület LAG Altbayerisches Donaumoos LAG Linz Land Die ungarische Bezeichnung des Markt Rohr (Landkreis Kelheim) LAG Mühlviertler Kernland Oxenwegs lautet „Magyar szürkék útja“. 140 Stationen des Projekts 2004 2005 2006 Projektstart im Erste Ergebnisse: Der Altbaierische Oxenweg Wittelsbacher Land: Studierende der Fachhochschu- im Wittelsbacher Land: Das erste Oxenfest in le Augsburg entwerfen das Logo Die touristische Route Laimering (19.06.2004) zieht für den Oxenweg und ein Signet „Altbaierischer Oxenweg im viele Besucher an. für die Spezialitäten. (Siegerent- Wittelsbacher Land“ wird wurf: Veronika Günther) beschildert und mit Infotafeln Ein Projektseminar an der Studierende der Universität entlang des Weges versehen. Universität Augsburg zur entwickeln Ideen für „Oxen- Die Radroute wird am „Touristischen Inwertsetzung produkte“. Die Vermarktung 15.08.2006 in Friedberg eröffnet. des Oxenwegs“ entwickelt beginnt. erste Strategien. Das erste LEADER-Projekt Das Maskottchen „Oxi“ wird bewilligt. wird von Eva Mannweiler kreiert und von den Ulrichswerkstätten produziert. Oxenfest in Laimering Maskottchen „Oxi“ Infotafel 141 Stationen des Projekts 2007 2008 2009 Weitere Schritte: Abschluss der 1. Phase: Internationale Ein weiteres Projektseminar Die Landkreise Dachau und Zusammenarbeit: findet an der Universität Neuburg-Schrobenhausen Treffen der Projektpartner Augsburg zu „Themendörfern“ schließen sich an das Projekt aus Bayern, Österreich und entlang des Oxenwegs statt. an. Weitere Kooperationen mit Ungarn in St. Agatha (Oberös- Ungarn und Österreich sind terreich). Unterzeichnung der Meilensteine an der historischen geplant. Kooperationsvereinbarungen Route werden entworfen und Internationales Oxenweg-Sym- und Planung konkreter Maß aufgestellt. Augsburg sichert posium in Friedberg mit dem nahmen. Internationales Treffen die Markierung bis zur Stadt- ersten Treffen der deutschen, in Csorvás, Ungarn. Vorstellung metzg zu. österreichischen und ungari- des Projekts beim LEADER schen LAGs. Die internationale Subcommittee in Brüssel. Kooperation wird geplant und Auszeichnung als beschlossen. „Best Practice Project“ Treffen der Partner in Ungarn und Unterzeichnung der Kooperation. Meilenstein 142 Friedberg 2008 St. Agatha 2009 2010–2015 2008-2014 Weiterentwicklung des Internationale Treffen fördern touristischen Weges: Entwick- Projekt: Fünf größere Tref- lung und Ausschilderung des fen mit ungarischen Partnern Dachauer Oxenwegs sowie des haben uns völlig neue Einblicke Schrobenhausener Oxenwegs: in die ungarische Geschichte Damit entsteht eine über 112 km und Kultur gegeben. Es wurden lange Strecke des Altbaierischen zahlreiche Ideen entwickelt, die Oxenwegs durch drei Landkreise. das dann von deutschen und -Altbaierischer Oxenweg im österreichischen LEADER-Grup- Wittelsbacher Land: 52 km pen verwirklichte Projekt zum -Altbaierischer Oxenweg im „Europäischen Oxenweg“ erst Schrobenhausener Land/ möglich gemacht haben. Donaumoos: 18 km -Altbaierischer Oxenweg im Dachauer Land: 42 km Folgende Treffen haben stattgefunden: 2008 Hortobágy Weitere Partner schließen sich 2009 Csorvás dem Projekt an: Markt Rohr 2010 Gheorgheni (Rumänien) (LAG Kelheim) plant „Oxenhaus“ 2013 Hajdúböszörmény an der historischen Route. 2014 Balmazújváros Hajdúböszörmény 2013 Balmazújváros 2014 143 Danksagung Redakteurin und Team möchten sich bei folgenden Personen und Institutionen für die Unterstützung des Projekts, für zahlreiche Informationen und Bilder ganz herzlich bedanken: Max Direktor Zoltán Gencsi Matthias Huber Elisabeth Schiffkorn László Lantos József Pozsonyi Gyula Szekeres Informationsbüro Altomünster Kunstsammlungen und Museen Augsburg Museen der Stadt Nürnberg Regio Augsburg Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Stadt Aichach Stadt Dachau Stadt Friedberg Stadt Rohrbach (Oberösterreich) Stadt Schrobenhausen 144 145 Ortsregister A Abensberg134 Achau22 Adelzhausen112 Aichach 22, 108, 113, 118, 119 Aigen74 Alkoven 22, 74 Allershausen 22, 108 Altenburg/Magyaróvár 21, 22, 24, 28, 30 Altensittenbach108 Altheim74 Altomünster 21, 22, 31, 108, 112, 126, 127 Amberg108 Amstetten 22, 74 Ansfelden 98 Aschaffenburg31 Augsburg 4, 8, 13, 22, 24, 25, 26, 28, 30, 40, 76, 77, 104, 105, 106, 107, 108, 110, 112, 136, 138, 139, 141, 142 B Bachl 134, 135 Balmazújváros 62, 63, 143 Bamberg110 Bergkirchen 124 Bingen31 Braunau72 Breitenberg21 Bruck an der Leitha 20, 22, 24, 72 C Cegléd52 Cham 22, 108 Csorvás143 Dachau108, 121, 122, 123, 124, 141, 142 Dasing 22, 108, 117 Debrecen 28, 51, 52, 53, 65 Deggendorf110 Dornach110 E Ebelsberg 22, 28, 30, 32, 72, 74, 76, 77 Ebenfurth 20, 72 Ebergassing22 Ebersdorf22 Eferding74 Engelhartszell 91 Enns 22, 31, 32, 41, 76, 77, 96, 100 F Fischamend22 Frankfurt am Main 10, 24, 104 Freinberg 92 Freising 22, 108 Freistadt 72, 77, 79 Freizell 94 Friedberg 21, 22, 108, 110, 112, 113, 114, 115, 141 Fürstenfeldbruck108 Fürth31 146 G Gachenbach 133 Gallbrunn22 Geisenfeld 22, 108 Götzendorf 20, 22, 72 Grafenau110 Gran/Esztergom31 Gutau 81 H Hajdúböszörmény55, 62, 143 Hajdúnánás55, 64 Hajdúszoboszló55, 63 Hart 22, 74 Harthausen 112, 116 Hartkirchen74 Haslach74 Haunwöhr 108, 109 Hauzenberg 110 Heimatshausen112 Heretshausen112 Himberg 20, 22, 24, 72 Hitzing 22, 72, 74 Hohenkammer112, 127 Hohenwart 112, 128, 132 Hortobágy 5, 18, 40, 46, 60, 61, 142 Hörzhausen112 I J K Inchenhofen Ingolstadt Jetzing 120 108, 109 22, 74 Kallham 85 Karlshuld 132 Kecskemét51 Kelheim108, 134, 135, 143 Kissing 116 Klaffer(wald) 22, 32, 72, 77, 108 Kleinhohenried 132 Kleinmünchen 22, 74 Köln 24, 26, 104 Königswiesen74 Konstanz12 Kopfing 90 Kronstorf 101 Kühbach 22, 108, 120 L Laimering141 Landshut 12, 22, 108, 110, 134 Langquaid 22, 108, 134 Lasberg 79, 80 Lauf108 Laxenburg 20, 22, 72 Leonding 22, 74, 97 Leonfelden74 Leopoldschlag 83 Linz 22, 32, 74, 77, 88, 95, 98, 142 M Mainz 14, 31 Malzhausen112, 117 Mannswörth22 Margarethen am Moos Mariabrunn Markt Indersdorf Markt Rohr Mering Mohács Moosburg München N 22 124 112, 125 134, 135, 142, 143 24, 30, 32, 108 14, 50, 51 22, 108 4, 24, 76, 104, 106, 121, 122 Nádudvar 64 Nagykőrös51 Natternbach 84, 85 Neuburg an der Donau 24, 104, 128, 129, 142 Neufelden74 Neustadt 22, 108, 134 Nickelsdorf22 Niederpöring 22, 28, 110 Niederranna77 Nürnberg 4, 8, 9, 10, 11, 14, 18, 22, 24, 25, 26, 28, 31, 40, 74, 76, 77, 104, 106, 108, 110, 134, 136, 137 O Ödenburg/Sopron 26, 52 Ofen-Pest 26, 28 Olching108 Ópusztaszer38 Ottmaring 116 P Paar112 Pasching 22, 74 Pasenbach 127 Passau 74, 76, 88, 108, 110 Parndorf22 Petershausen 22, 108, 110, 112, 126 Petronell22 Peuerbach74, 85, 86 Pfaffenhofen 22, 108 Prellenkirchen22 Pregarten 22, 26, 28, 30, 32, 70, 72, 74, 76, 77, 79 Pressburg/Pozsony26 Pucking 101 Pullendorf32 R Raab/Győr 19, 20, 21, 22, 26, 52 Regen110 Regensburg 22, 25, 29, 72, 74, 102, 106, 110 Ried70 Riedenburg 22, 108, 110 Rohrbach69, 72, 73, 74 Röhrmoos 124 S Sandizell 131 Sandl 81, 82 Schardenberg 93, 94 Schärding 5, 21, 22, 31, 72, 74, 92, 93, 108 Schenkenfelden74 Scherneck 24, 108 Schierling134 Schlögen74, 88 Schönabrunn22 Schönering 22, 74 Schrobenhausen 22, 108, 110, 111, 112, 128, 129, 130, 131, 142 Schwandorf 22, 108 Schwechat 22, 34 Sielenbach 118 Simmering22 Sommerein/Hegyeshalom 21, 22 Sulzbach108 St. Agatha 87, 142 St. Florian 98, 99, 100, 101 Stixneusiedl22 St. Pölten 22, 31 Straßburg 24, 39, 104 Straßham 22, 74 Straubing 22, 31, 74, 76, 104, 108, 110, 134 T Tiszafüred 64 Tödtenried112 Tragwein 83 Traun22 Trautmannsdorf22 U V Ulm Ulrichsberg 4, 24, 76, 104 77 Venedig 5, 11, 50, 52, 68, 136 Viechtach 22, 108, Vilshofen76 W Wagenried112 Waidhofen112, 133 Waitzen/Vác 52, 53 Waizenkirchen 88 Wangen112 Weichs112 Weißenburg24 Wels 30, 76 Wemding 24, 108 Wernstein 94 Wien 14, 16, 18, 20, 21, 26, 31, 32, 34, 50, 68, 70, 71, 74 Wieselburg 22, 31 Wildenranna77 Wilhering 97 Windhaag 82 Würzburg10 Z Zeitlbach 21, 22, 108, 112 Zurndorf22 147 Literaturverzeichnis Bellon, Tibor/Kútvölgyi, Ferber, Magnus Ulrich: Kiss, István 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In: Burgenländische Forschungen, Sonderband 6 (Festschrift für Karl Semmelweiss), Eisenstadt 1981, S. 298–312. 149 Bildnachweis / Impressum Archiv der Stadt Rohrbach: 69, 73 Rumpolt, Max: Ein new Kochbuch 1581, Nachdruck Olms Bayerisch-Schwaben: 139 (rechts unten) Presse Hildesheim New York, 1976: 11 Borza, János: 58 (oben) Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: 25, 105 Concret Werbeagentur 121 (oben) Stadtarchiv Schrobenhausen: 5, 44, 109, 111 Direktor, Max: 19, 33, 41, 42, 43, 46, 47, 57 (unten), Stadt Dachau: 122 (links), 123 58 (unten), 60, 61 (links und rechts unten), 62, 64 Stadt Friedberg: 113, 114 (oben und Mitte), 65, 120 (oben), 128 (unten), 129, 130, Stadt Schrobenhausen: 131 (oben links) 131 (2 x unten), 134 (oben), 138 (links und Mitte), 141 Stramm, Richard: 72, 77 (rechts), 142, 143, 151 Tourinform Tiszafüred: 64 (unten) Eilmannsberger, Anton: 86 (links) TSE GmbH: 76, 96 Foto Mayr: 86 (rechts) Weiß, Holger: 118 (unten, Mitte), 119 Hajdúsági Múzeum, Hajdúböszörmény: 29, 45, 54, 55 Wikimedia Commons: 51, 70, 71, 136 (links) Hammer, Hans: 132 (unten) Wittelsbacher Land e. V.: 114 (Mitte), 115 (Mitte), Handwerkskammer Schwaben: 27 116 (2 x oben), 118 (unten links), 122 (unten rechts), 141 Haßfurter, Rainer: 133 (unten) HAUS im MOOS: 132 (oben) Kartenmaterial Historische Postkarten: 15, 20 Gesamtkarte (Beilage), Karten auf Seite 23 und 75: Huber, Matthias: 92 (unten), 93 Thomas Müller und maks Marketing und keptar.oszk.hu: 52 Kommunikations GmbH, Freistadt Kosina, Mária: 59 (nach Christina Dalhede und anderen Informationen) Kovács, Gábor: 56 Kuhnt, Thomas: 128 (oben) Karte auf Seite 108: Kunstsammlungen und Museen Augsburg: 13 Max Direktor und Wolfgang Classen LAG Dachauer Land: 121 (Mitte), 124, 125, 126 (oben links und unten rechts), 127 Herausgeber LAG Hausruck Nord: 84, 85, 87, 88 Wittelsbacher Land e. V. LAG Linz-Land: 95 (unten), 96, 97, 98, Münchener Straße 9 D-86551 Aichach 99 (links und Mitte), 100 (links und Mitte), 101 LAG Mühlviertler Kernland: 78, 79, 80, 81, 82, Texte und Redaktion Ágnes Silló-Menzel 83, 84 (oben) LAG Sauwald: 89, 90, 91, 92 (2 x oben), 94, 95 (oben) Lektorat und Beratung Landwirtschaftsmuseum Budapest: 57 (oben) Max Direktor Lantos, László: Umschlag, 35 Bildredaktion Lechner, Josef: 133 (oben) Ágnes Silló-Menzel Lisztes, László: 63 (Hüte) Koordination Bucherstellung und -produktion Markt Rohr: 134 (unten), 135 Österreich Menzel, Michael: 115 (links), 118 (oben), 122 (rechts), Regionalverband Sauwald Hofmark 4 136 (rechts), 137 und 139 (links und Mitte) Müller, Thomas: 145 A-4771 Sigharting Museen der Stadt Nürnberg: 9, 10 Layout, Gestaltung OÖ Feuerwehrmuseum St. Florian: 99 (rechts) maks Marketing und OÖ Landesjagdverband: 100 (rechts) Kommunikations GmbH, Freistadt Patterson, James: 31, 126 (unten links) Pozsonyi, József: 61 (rechts oben), 63 (rechts) Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium Radisics, Milán: 17, 39 für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Regio Augsburg: 107, 116 (unten), 117, 120 (unten), den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER). 138 (rechts) MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LAND UND EUROPÄISCHER UNION 150 151 Literaturnachweis 152 MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LAND UND EUROPÄISCHER UNION