Neue Westfälische NW Reise 04.07.2009

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Samstag/Sonntag, 4./5. Juli 2009
27. Woche Nr. 152
Nashville klingt
Die Country-Hauptstadt im Süden der USA ist ein Paradies für Musikfans
VON THOMAS KLINGEBIEL
A
nfangs hält man es für
Zufall. Stephanie,
Kartenabreißerin in
der „Country Music
Hall of Fame“, erzählt beim
Smalltalk, dass sie Songs
schreibe und selbst singe. Sie
hoffe, bei einem ihrer Auftritte in den zahllosen Musikclubs von Nashville entdeckt
zu werden. Eine Stunde später, beim Eistee im Museumscafé, berichtet Stephanies Kollege hinter dem Tresen von seinem Hauptjob als Studiogitarrist und zeigt stolz seine erste
eigene CD. Den bärtigen
Tischler, der gerade im Foyer
das Parkett ausbessert, fragt
man schon gar nicht mehr. Sicherlich spielt er Fiddle in einer Bluegrassband und ist gerade als Komponist des „Song
of the Year“ ausgezeichnet
worden. Es würde jedenfalls
nicht verwundern.
Klischees entpuppen sich
manchmal als wahr. Nashville
im Bundesstaat Tennessee ist
tatsächlich „Music City USA“,
neben New York Hauptstadt
der populären Musik. Die
Oberschicht der 590.000-Einwohner-Stadt am Cumberland
River tut sich bis heute schwer
mit diesem Ruf. Sie bevorzugt
„Athen des Südens“ – wegen
der vielen Universitäten und
der Parthenon-Kopie in Originalgröße, wegen des städtischen Symphonieorchesters
und des 2006 fertiggestellten
neoklassizistischen Schermerhorn-Konzertbaus.
Doch wenn man Nashville
überall auf der Welt kennt,
dann nicht wegen seiner hochkulturellen Anstrengungen.
Pilgerstätte: Das Grab
von Johnny Cash.
Diese Stadt atmet die Musik
der kleinen Leute. Sie dringt
von früh bis spät aus den geöffneten Türen von „Tootsies Orchid Lounge“ und den vielen
anderen sogenannten Honkytonks am Broadway und der
2nd Avenue. Man trifft auch
dort auf sie, wo man es gar
nicht erwartet, zum Beispiel in
der Ladenzeile eines Vorstadt-Einkaufszentrums an
der Hillsboro Road. Dort befindet sich seit 25 Jahren das
„Bluebird Cafe“, auf dessen
Bühne sich hoffnungsvolle
junge Talente wie Stephanie
vorstellen und etablierte
Songwriter-Größen wie Victoria Shaw oder Gary Burr ihre
alten und vielleicht künftigen
Country-Hits spielen.
Wer Nashville erobern und
seine legendären Musikstät-
Täglich Live-Musik von früh bis spät: „Layla’s Bluegrass
Inn“ ist einer der zahllosen Honkytonks in Nashville.
TIPPS
Flüge: United Airlines ab
Frankfurt oder München
über Washington oder Chicago,
www.unitedairlines.de.
Hotel: z. B. Gaylord Opryland Hotel, 220 Dollar pro
Zimmer (inkl. Steuern) für
bis zu vier Personen, www.
gaylordhotels.com.
Kostenlose Broschüren,
Straßenkarten und Reiseberatung: Tennessee Tourism, Tel. (05 21) 9 86 04 15,
www.tennessee.de; Verkehrsbüro Nashville und
Terminkalender: www.visitmusiccity.com.
Musikreisen nach Nash-
ville: AAR-Reisen, Westerkappeln bei Osnabrück,
Tel. (0 54 04) 9 60 80, www.
aartravel.de.
Im alten Stil: Jim Sherraden von „Hatch Show Print“ versorgt die Stars mit außergewöhnlichen Konzertplakaten.
ten gebührend würdigen
möchte, beginnt mit der
„Country Music Hall of
Fame“. Alan (66) ist einer von
30 ehrenamtlichen Museumsführern, die die ausgestellten
Bühnenkostüme, Instrumente, Fotos und Erinnerungsstücke zum Sprechen bringen. Regelmäßig führt er Schulklassen durch den 2001 eröffneten
Neubau. Für die Kinder, die
ihm artig lauschen, sind Hank
Williams und Elvis Presley
Ortsgeschichte. Alan unterscheidet nicht zwischen Country und Rock ’n’ Roll. Er
spricht von „people’s music“ –
Volksmusik.
Das Mekka dieser Musik ist
das Ryman Auditorium. Stolz
überragt der geschichtsträchtige rote Backsteinbau, 1892
als Kirche errichtet, die Lichtreklamen der Honkytonks.
Von 1943 bis 1972 wurde von
hier aus die berühmte „Grand
Ole Opry“-Radioshow übertragen. Danach zog die Sendung in einen schmucklosen
4.500-Plätze-Betonbau in das
Opryland-Viertel am Stadtrand. Die perfekt inszenierten
Country-Shows locken jährlich Millionen Besucher an.
Gelegentlich ist die Opry auch
noch im aufwendig renovierten Ryman mit seinen Kirchenbänken und seiner phantastischen Akustik zu erleben.
Nashville hat sich gemacht. „Kaum zu glauben,
wie heruntergekommen es
hier noch vor 10, 15 Jahren
aussah“, sagt David Bolli,
ein Radiojournalist, der
in Zürich den Sender
„Country Radio Switzerland“ (www.CountryRadio.ch) betreibt. Die
Stadt mit der imposanten
Wolkenkratzer-Skyline
hat vom Wirtschaftsboom
der letzten Jahre profitiert
und auch sein in den 80er
Jahren verödetes historisches Musikviertel aufpoliert. Seitdem kommen die
Musiktouristen wieder.
Memphis und New Orleans
sind Südstaaten-Musikstädte
von vergleichbarer historischer Bedeutung. Doch nur in
Nashville ist das Musikbusiness noch wirklich lebendig.
Verlage, Künstleragenturen
und alle großen Plattenfirmen
längst nicht nur der CountryBranche sind hier ansässig. Es
gibt unzählige Aufnahmestudios. Hierhin zieht es Musiker
und Songwriter. Jack White,
Begründer der Rockband
„White Stripes“, lebt seit Jahren in Nashville und hat kürzlich einen Plattenladen an der
7th Avenue South eröffnet.
Johnny Cash wohnte über 35
Jahre in Hendersonville nordöstlich von Nashville. Sein
Grab und das seiner Frau June
Carter auf dem Friedhof „Hendersonville Memory Gardens“
sind eine Pilgerstätte. Cashs
Wohnhaus, drei Kilometer entfernt am Caudill Drive am
Ufer des Old Hickory Lake,
war ebenfalls eine. Vor zwei
Jahren brannte es bis auf die
Grundmauern nieder.
Mit Gibson hat auch ein traditionsreicher E-GitarrenHersteller in Nashville seinen
Hauptsitz. Das „Gaylord
Opry Hotel“, ein mit centerparkähnlichen Themengärten
ausgestatteter 2.700-Zimmer-Komplex im Opryland-Quartier vor den
Toren der Stadt, bietet
seinen Gästen den
Service „Check
in, rock out“.
Für 50 Dollar darf
man sich ein Gibson-Modell
aussuchen und im Hotelzimmer über digitales VerstärkerSet und Kopfhörer abrocken.
An „Gruhn Guitars“ führt für
Gitarristen ebenfalls kein
Weg vorbei. George Gruhn ist
der Mann, dem Musikstars wie
Neil Young vertrauen, wenn
sie ein wertvolles altes Instrument erstehen möchten.
Wem zwischendurch der
Sinn nach anderem als Musik
steht, dem sei Nashvilles Vorort Franklin ans Herz gelegt.
In dem teuren, doch keineswegs übertrieben nobel wirkenden Städtchen ist viel gut
erhaltene Südstaatenarchitektur zu bewundern. Außerdem
lohnt sich der Besuch von Bürgerkriegsschauplätzen wie der
Carnton Plantation, deren
Haupthaus im „Battle of
Franklin“ als Hospital diente.
Lynchburg, weiter südlich,
hat zwei Attraktionen: „Miss
Mary Bobo’s Restaurant“
mit typischer Südstaatenküche in
historischer häuslicher
Atmosphäre und die
„Jack Daniel Distillery“. Bei der kostenlosen Führung durch
die Brennerei stellt
man erstaunt fest,
dass es hier genauso ländlichentspannt zugeht, wie es die
Fernsehwerbung behauptet. Noch ein
Klischee, das
sich als wahr
erweist.
Elvis war hier: Diese Gitarrenstatue begrüßt die
Besucher des historischen
„Studio B“ in Nashvilles
„Music Row“-Viertel, wo
Elvis Presley, Roy Orbison und Dolly Parton
viele ihrer Hits aufnahmen. Fotos: Tennesee Tourism