Ein Schritt zurück? - Pfotenhieb-Blog

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Ein Schritt zurück? - Pfotenhieb-Blog
PF cTENHIEB
06/09
PF cTENHIEB
Das unabhängige Katzen-Magazin
Ein Schritt zurück?
Katzenernährung
Katzenernährung im
im Wandel
Wandel der
der Zeit
Zeit
Spiel und Spaß für
Wohnungskatzen
Basteltipp:
Ein Garten für die Katze
Foto: C. Trewer, www.lichterpunkt.de
Sind Rassekatzen
ihr Geld wert?
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www.pfotenhieb.de
editorial
Inhalt
Lena Hüsemann
editorial
Kontakt:
[email protected]
2
gesundheit
Unbeschwertes Leben trotz
Katzendiabetes
Farblicht für Katzen
4
10
ernährung
Katzenernährung
im Wandel der Zeit
13
Katzengras
16
katzenleben
lang ist es her… Nach einem halben Jahr
„Pause“ melden wir uns nun mit einem
neuen Pfotenhieb-Heft zurück.
In den Druck hat es Pfotenhieb leider nicht
geschafft – die Wirtschaftskrise, sinkende
Werbebudgets bei potentiellen Anzeigenpartnern und ein schmalerer Geldbeutel
bei den Lesern machten auch vor uns nicht
halt. Doch davon möchten wir uns nicht
entmutigen lassen. Neben einer neuen
Homepage mit aktuellem Inhalt direkt auf
der Website erscheint Pfotenhieb darum
nun als kostenpflichtiges und werbefreies
PDF-Magazin. Ob sich das Modell durchsetzen wird, werden wir sehen – bleibt zu
hoffen, dass Pfotenhieb trotz Zwangspause immer noch genügend engagierte und
interessierte Leser wie Sie hat, denen das
Wohl ihrer Katze am Herz liegt und die
gerne etwas mehr wissen wollen! Darum
eine kleine Bitte: Sämtliche Einnahmen
durch den Verkauf dienen zur Finanzierung
des Projektes, Redaktion, Autoren und
Grafiker arbeiten bei Pfotenhieb weiterhin
unentgeltlich. Schicken Sie das vorliegende
Pfotenhieb-Magazin darum nach dem Kauf
nicht einfach an Freunde und Bekannte
weiter – denn fehlende Verkaufszahlen
Doch auch in der Redaktion hat es Veränderungen gegeben. Raphaela Frese, die
seit 2007 für das Layout zuständig war,
musste uns leider aus Zeitgründen verlassen. Ihre Arbeit wird nun von Matthia
Hammer weitergeführt, die ab sofort für
das äußerliche Erscheinungsbild von Pfotenhieb zuständig sein wird. An unseren
Grundsätzen hat sich aber dennoch nichts
verändert: Wir möchten Ihnen weiterhin
aktuelle und unabhängige Informationen
aus der Katzenwelt bieten, Denkansätze
kritisch betrachten und dennoch keine
Meinung vorgeben oder Dogmen verbreiten, sondern informieren und zum Nachdenken anregen. Dabei haben wir nicht
den Anspruch, eine allgemeingültige Wahrheit zu verkünden, denn diese gibt es
nicht. Lesen Sie Pfotenhieb entsprechend,
hinterfragen Sie alle Informationen zum
Wohl Ihrer Katze – und teilen Sie uns weiterhin Ihre Meinung an [email protected]
mit!
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen
des neuen Pfotenhieb-Magazins!
Lena Hüsemann
mit Sakura und Fleckli
Foto: N. Müller
www.catpassion.ch
Liebe Pfotenhieb-Leser,
würden es uns schwer machen, das Heft
weiterhin herauszubringen und langfristig
zu einer Einstellung führen.
Wohnungskatzen beschäftigen
19
Katzenzucht: „Was... so teuer?”
23
buntes
Zu Haus’ bei Katzen
26
Wildkatzen
28
Katzenkrimi
32
Basteltipp: Katzengarten
für den Balkon
34
Shortnews und Links
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Wissenswertes
38
Impressum
39
Vorschau auf das nächste Heft
39
gesundheit
Ein unbeschwertes Leben
trotz Katzendiabetes
Teil 2
Die Diagnose Katzendiabetes ist zunächst
ein Schock für Katzenhalter. Zuckerkranke
Katzen können aber mit
der richtigen Behandlung durchaus ein ebenso erfülltes und langes
Leben führen wie
gesunde Katzen. Die
Haltung und Versorgung einer zuckerkranFoto: Nicole Kanning
ken Katze erfordert
allerdings auch viel Engagement, Geduld, Wissen und Konsequenz vom Katzenhalter. Er
muss Einschränkungen in Kauf nehmen, feste Zeiten einhalten und seinen Alltag auf den
Gesundheitszustand bzw. die Krankheit seiner Katze planen und einstellen. Er kann nicht
mehr einfach nur das Futter hinstellen und danach das Haus verlassen oder der Katze
unkontrolliert zwischendurch Leckerlis geben. Stattdessen muss er seiner Katze jeden Tag
Medikamente geben, für geeignetes Futter sorgen und sie gewissenhaft beobachten.
Zudem ist es erforderlich, mehr als bisher auf die Bedürfnisse und das Verhalten der Katze
zu achten und Vorkehrungen zu treffen, dass sich eine vertraute Person um die Katze kümmert, wenn er für längere Zeit außer Haus ist oder in den Urlaub fährt. Lesen Sie hier in
unserem zweiten Teil über Katzendiabetes, wie die Krankheit behandelt wird und was Sie
beachten müssen, damit Ihre Katze trotz der Krankheit ein relativ unbeschwertes Leben
führen kann.
von Nicole Kanning
Feliner Diabetes mellitus (umgangssprachlich als Katzendiabetes bezeichnet) ist eine
sehr ernst zu nehmende Krankheit, die
unbedingt behandelt werden muss, da sie
sonst langsam zum Tod der Katze führen
kann. Wie bereits in der letzten Pfotenhieb-Ausgabe beschrieben, ist der Körper
einer an Katzendiabetes erkrankten Katze
aufgrund eines Mangels des Hormons
Insulin nicht mehr in der Lage, Blutzucker
zur Energiegewinnung einzusetzen und so
seinen Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.
Der Körper kann den mit der Nahrung aufgenommenen Zucker nicht mehr verwerten, die Glukose verbleibt im Blut und
gelangt nicht mehr in die Körperzellen.
Das Ziel der Behandlung einer zuckerkranken Katze ist, die ständig erhöhten Blut-
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zuckerwerte so in den Griff zu bekommen,
dass sie sich wieder innerhalb oder nahe
dem Normbereich bewegen, die bei funktionsfähiger Bauchspeicheldrüse vorliegen
würden. Wenn die Blutzuckerwerte noch
nicht allzu hoch sind, kann man versuchen
durch eine Nahrungsumstellung auf spezielles Diätfutter eine Besserung zu erreichen. Sinken die Blutzuckerwerte aber
trotz Futterumstellung nicht, ist in der
Regel eine Behandlung mit Insulin notwendig, damit der Blutzuckerspiegel wieder
sinkt. Manche Katzen haben auch einen
vorübergehenden Diabetes. Bei der Verabreichung eines geeigneten Futters und bei
konsequenter richtiger Ernährung sowie
der Beseitigung der Ursache erholt sich
dann die Bauchspeicheldrüse wieder, die
Insulinausschüttung normalisiert sich und
die Blutzuckerwerte sinken auf normale
Werte. Es kann zwar Wochen und Monate, auch Jahre dauern – aber dann können
sie für lange Zeit ohne Insulin auskommen.
Nur sollte man immer daran denken, dass
der Diabetes nicht geheilt, sondern lebenslang latent vorhanden ist und deswegen
eine regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte vornehmen. Unerlässlich ist es, vor
der Behandlung nach der Ursache des Diabetes zu forschen. Dieses sollte möglichst
sofort nach der Diagnose und vor allem
korrekt vom Tierarzt betrieben werden. Es
ist sehr wichtig, dass Sie einen kompetenten Tierarzt haben, der sich gut mit Diabetes bei Katzen auskennt und Erfahrungen
damit hat, denn Katzendiabetes ist eine
gesundheit
komplexe Krankheit, die eine enge Zusammenarbeit des Katzenhalters und Tierarztes erfordert. Sie sollten Vertrauen zu
Ihrem Tierarzt haben, müssen bei der
Behandlung Vieles beachten, werden viele
Fragen haben und sind auf Ratschläge
Ihres Tierarztes angewiesen. Wenn Ihr Tierarzt etwas nicht weiß oder nicht sicher ist,
wie er Ihre Katze behandeln muss, sollte er
den Rat einen Spezialisten hinzuziehen
oder Sie direkt an einen verweisen. Leider
gibt es jedoch noch viele Tierärzte, die sich
mit der Behandlung zuckerkranker Katzen
nicht so gut auskennen und Katzenhaltern
raten, die Katze von ihrem Leiden zu erlösen. So kommt es, dass immer noch viele
zuckerkranke Katzen viel zu oft völlig
unnötig eingeschläfert werden. Zudem
wird viel zu selten von Tierärzten eine
gezielte Ursachenforschung betrieben.
Meistens wird lediglich aufgrund des
hohen Fructosaminwertes die Diagnose
gestellt und Insulin, Spritzen sowie Spezialfutter ausgehändigt. In den meisten Fällen
wird das korrekte Spritzen geübt und eine
Dosierung des Insulins genannt, in regelmäßigen Abständen die zuckerkranke
Katze untersucht, der Blutzucker- und
Fructosaminwert gemessen und daraufhin
die Insolindosis erhöht oder gesenkt. Das
war es dann mit der Behandlung, aber
nach Ursachen wird aufgrund zu geringer
Erfahrungen mit Katzendiabetes nicht
gesucht. Jedoch ist das nicht ausreichend
und richtig, denn wenn es gelingt, die
Ursache zu beheben, kann sich der Diabetes auch wieder ganz zurückziehen.
Sobald Diabetes diagnostiziert wird, sollte
auf jeden Fall vom Tierarzt ein Ultraschall
der Organe gemacht werden, um andere
Erkrankungen auszuschließen. Zudem sollte ausgeschlossen werden, dass die Katze
keine Harnwegsentzündung hat. Ist das
der Fall, muss diese behandelt werden,
denn sonst spritzt man mit Insulin gegen
die dauerhafte Entzündung an. Übergewicht und falsche Ernährung können Auslöser von Katzendiabetes sein. Dann sollten Sie mit einer Futterumstellung versuchen, das Gewicht Ihrer Katze zu
reduzieren. Ursache kann aber ebenso
eine Schilddrüsenüberfunktion sein und
deswegen muss nach einer Diabetes-Diagnose der Schilddrüsenwert kontrolliert
werden. Ist dieser nicht in Ordnung, muss
die Katze erst einmal auf Schilddrüsenprobleme hin untersucht werden und eine
Schilddrüsenüberfunktion ausgeschlossen
werden, bevor Sie mit einer Insulinbehandlung beginnen. Manche Katzen bekommen Diabetes auch durch eine akute oder
chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, die recht schwer zu diagnostizieren
und zu behandeln ist, aber Auslöser des
Diabetes sein kann. Es gibt auch einen vorübergehenden Diabetes, der durch Cortison ausgelöst wird. Tierärzte verwenden
oft Medikamente mit Cortison wegen
chronischen Zahnfleischentzündungen,
Foto: Nicole Kanning
Bei einer akuten Unterzuckerung muss die Katze sofort zum Nottierarzt.
Haut- oder Verdauungsproblemen oder
Asthma. Diese Medikamente können
jedoch bei manchen Katzen zum Entstehen von Diabetes führen. Ist dies der Fall,
sollte der Tierarzt diese Medikamente
absetzen oder eine Reduzierung der Dosierung vornehmen. Genauso können kranke
Zähne oder immer wiederkehrende Zahnfleischentzündungen Auslöser eines Diabetes sein. Deswegen ist es wichtig, nach der
Diagnose die Zähne und das Zahnfleisch
der zuckerkranken Katze genau zu untersuchen, denn kranke Zähne werden nicht
durch Insulin geheilt, sie müssen behandelt
oder sogar gezogen werden. Gegen entzündetes Zahnfleisch hilft oft ein Antibiotikum. Tierärzte empfehlen in solchen Fällen
häufig erst einmal den Diabetes mit Insulin
einzustellen und dann die Zähne zu
behandeln. Aber das ist umstritten, weil so
gegen eine Entzündung anspritzt wird. Ein
Diabetes, der durch Cortison ausgelöst
wurde ist in den meisten Fällen reversibel,
wie auch Diabetes bei an FORL erkrankten
Katzen (FORL=Feline odontoklastische
resorptive Läsionen, Entkalkung der Zahnsubstanz vor allem im Bereich der Zahnhalses durch körpereigene Zellen). Es gibt
viele Katzen, wo sich nach einer gründlichen Zahnsanierung nach Wochen oder
Monaten der Diabetes zurückgezogen hat.
Wird also vor der Behandlung nicht abgeklärt, ob es sich zum Beispiel um einen
vorübergehenden Diabetes handelt,
bekommt die zuckerkranke Katze eventuell viel zu viel Insulin und wird dadurch erst
richtig in den Diabetes hineingespritzt.
Bevor Sie mit einer Insulinbehandlung
beginnen, sollten Sie demzufolge unbedingt klären, welche Form des Diabetes bei
Ihrer Katze vorliegt. Es ist möglich hohe
Zuckerwerte vorübergehend mit viel Insulin zu senken, aber das ist keine richtige
Einstellung des Diabetes und man heilt so
nicht die Ursache für hohe Zuckerwerte.
Das wird erst erreicht, wenn nach allen
möglichen Ursachen gesucht wurde und
daraufhin eine Behandlung erfolgt. Wenn
es dem Tierarzt gelingt, die Ursache zu finden und zu beheben, dann ist der Diabetes oftmals reversibel und die Chancen
sind durchaus gut, dass man bei ganz
sorgfältiger Insulingabe eine Remission
erreicht, die andauernd oder auch nur
kurzzeitig auftreten kann. Die Katze bleibt
zwar latent Diabetiker, muss weiter beobachtet und die Blutzuckerwerte regelmäßig
kontrolliert werden, aber das Insulinspritzen entfällt, oft sogar über einen langen
Zeitraum.
Wenn eine an Katzendiabetes erkrankte
Katze gut eingestellt ist, das heißt wenn
sie die richtige Insulinmenge bekommt, die
sie benötigt und damit ihre Blutzuckerwerte in einem angemessenem Rahmen
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richtig eingestellt werden. Am Anfang ist
die Behandlung also sehr aufwändig, da
die richtige Dosis Insulin erst einmal gefunden werden muss und der Bedarf an Insulin gerade anfangs noch schwanken kann.
Man muss Geduld haben, denn das geht
nicht von heute auf morgen. Eine Einstellung dauert Wochen, wenn nicht sogar
Monate.
Zwei mal täglich wird Insulin gespritzt.
gehalten werden, hat sie eine gute
Lebensqualität und normale Lebenserwartung.
Da die Bauchspeicheldrüse bei einer zukkerkranken Katze das Insulin ungenügend
oder nicht mehr produziert, muss der Katzenhalter seiner Katze zweimal täglich
(morgens und abends) zu bestimmten Zeiten im Abstand von 12 Stunden flüssiges
Insulin unter die Haut spritzen. Das Insulin
sorgt dafür, dass der im Blut gelöste Zukker in die Zellen transportiert wird und
bewirkt ein Sinken des Blutzuckerspiegels.
Das Spritzen des Insulins wird in der Regel
vom Tierarzt gezeigt und einige Male
unter Kontrolle geübt. Am Anfang ist es
zwar schwierig und es kostet Überwindung seiner eigenen Katze eine Spritze zu
setzen, nach einigen Tagen gewöhnt man
sich daran. Das Insulin sollte leicht gekühlt
sein und vor dem Aufziehen gut durchgemischt werden. Dazu rollt man das Insulinfläschchen zwischen den Handflächen, es
darf nicht kräftig geschüttelt werden, da
es sonst seine Wirksamkeit verlieren kann.
Auch beim Aufziehen der Spritzen gibt es
einiges zu beachten, was hier an dieser
Stelle aber nicht weiter ausgeführt wird.
Das Insulin wird subkutan – also unter die
Haut – in das Unterhautfettgewebe der
Katze gespritzt. Man nimmt eine Hautfalte
(zum Beispiel im Flankenbereich), hebt
diese mit zwei Fingern leicht zu einem kleinen „Zelt” an, setzt die Spritze durch die
Haut der leicht angehobenen Falte und
injiziert langsam. Das dauert nur Sekunden. Es empfiehlt sich dieselben Insulinspritzen, die auch menschliche Diabetiker
benutzen, zu verwenden. Mit diesen kurzen feinen Nadeln braucht man keine
Angst zu haben, zu tief zu stechen und
eventuell den Muskel zu verletzen. Wenn
die Spritze richtig gesetzt wird, merkt die
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Foto: Nicole Kanning
Katze kaum etwas davon und es wird
schnell zur täglichen Routine.
Katzendiabetes ist eine Erkrankung, bei
der die Behandlung sehr individuell erfolgen muss. Dafür ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Katzenhalter und Tierarzt
notwendig, damit die Wahl des richtigen
Insulins, der korrekten Dosierung und das
Spritzen durch den Katzenhalter gut funktionieren. Eine genaue Einstellung des
Blutzuckers ist von großer Bedeutung, da
ständig zu hohe Zuckerwerte in einer diabetischen Ketoazidose enden und zu tiefe
Zuckerwerte eine gefährliche Unterzuckerung verursachen können. Zu Beginn der
Behandlung wird der Tierarzt die Anfangsdosis des Insulins berechnen, die der zukkerkranken Katze gespritzt werden muss
und sich auf das Körpergewicht der Katze
sowie auf ihre gemessenen Blutzuckerwerte bezieht. In der Regel wird dann in den
ersten Tagen nach Beginn der Insulinbehandlung ein Blutzuckertagesprofil erstellt.
Dafür wird der Katze in kurzen Abständen
mehrmals täglich Blut entnommen und
jeweils der Blutzuckerwert, der täglich
oder sogar stündlich sinkt oder steigt,
ermittelt. Aus diesen Werten ergibt sich
eine Tageskurve des Zuckergehalts im Blut,
woran der Tierarzt die Wirksamkeit des
Insulins, den Zeitpunkt des niedrigsten
Zuckerwertes sowie die Dauer der Insulinwirkung erkennen und anhand der Werte
den Blutzuckerspiegel der Katze individuell
einstellen kann. Die benötigte Menge des
Insulins ist bei jeder Katze unterschiedlich.
Die Blutzuckerwerte müssen vom Tierarzt
sorgfältig kontrolliert werden, damit er die
richtige individuelle Dosis an Insulin
bestimmen kann. Diese regelmäßigen Blutuntersuchungen müssen gerade zu Beginn
häufig durchgeführt werden, denn nur
dadurch kann eine zuckerkranke Katze
Die häufigen Tierarztbesuche und Blutentnahmen erzeugen bei vielen Katzen zumindest am Anfang der Behandlung Stress
und dadurch können vorübergehend
erhöhte Blutzuckerwerte ausgelöst werden. Sie sollten deswegen versuchen, in
Absprache mit Ihrem Tierarzt, die Blutzukkermessungen Zuhause selbst durchzuführen, das sogenannte Hometesting bzw.
Homemonitoring. Anfangs benötigen Sie
dafür die Unterstützung Ihres Tierarztes,
denn er wird Ihnen bei der Interpretation
der Ergebnisse helfen. Das Hometesting ist
mit einem in der Apotheke erhältlichen
Blutzuckermessgerät (Glukometer, der
auch in der Human-Medizin angewendet
wird und nur ganz wenig Blut ansaugt)
möglich. Dafür wird nur ein einziger Tropfen Blut benötigt, den Sie durch einen
Stich mit einer Lanzette mit Hilfe einer
Stechhilfe in die kleine Ader am Ohrrand
oder am Pfotenballen einer der Hinterpfoten Ihrer Katze erhalten können. So haben
Sie die Möglichkeit einen winzigen Tropfen
Blut abzunehmen und mit Hilfe des Blutzuckermessgeräts den aktuellen Blutzukkerwert selbst zu messen sowie dementsprechend auch die richtige Dosis an Insulin zu verabreichen. Dieses sollten Sie
mindestens zweimal täglich (vor der Fütterung und Insulingabe) durchführen und
Datum, Uhrzeit, Blutzuckerwert sowie
Insulindosis in eine Tabelle eintragen. Noch
besser ist es, dieses zusätzlich auch etwa
vier bis fünf Stunden nach der Insulingabe
zu machen, um den niedrigsten Blutzukkerwert des Tages zu kontrollieren. Das ist
der wichtigste Tageswert, denn es ist der
Zeitpunkt, an dem das Insulin am meisten
wirkt. Nur an diesem Wert erkennen Sie,
ob Ihre Katze die richtige Menge Insulin
bekommt. Das Hometesting hilft zum
einen bei der guten Einstellung Ihrer Katze
auf das Insulin und vermeidet die häufigen
Tierarztbesuche, auch ein Ansteigen der
Werte durch Stress ist so weitgehend auszuschließen. Zum anderen vermeidet das
Hometesting riskante Komplikationen wie
zum Beispiel eine Unterzuckerung, wozu
es unter Umständen bei einer zu hohen
Insulingabe kommen kann. Wenn Ihre
Katze einen vorübergehenden Diabetes
hatte, ist das Hometesting auch eine sehr
empfehlenswerte Form der regelmäßigen
Kontrolle der Blutzuckerwerte.
Genau wie bei uns Menschen muss das
Blutzuckermessen unbedingt vor jeder
Insulingabe erfolgen, denn die Dosis des
gesundheit
Foto: 䉷 Tom Stewart, fotolia
Insulins muss an den jeweiligen NüchternBlutzuckerwert (vor der Fütterung) angepasst werden, um eine gefährliche Unterzuckerung zu vermeiden. Da die Blutzukkerwerte stark von der Futteraufnahme,
einer eventuell vorhandenen Entzündung
oder von der Aktivität Ihrer Katze abhängig sind, ist es wichtig zu wissen, ob die
Werte niedriger als gewöhnlich sind. Wenn
Sie die Blutzuckermessung vor der Insulingabe nicht durchführen, ist es möglich,
dass Ihre Katze mehr Insulin bekommt als
sie benötigt. Es hört sich alles recht kompliziert und aufwendig an, aber das ist es
wirklich nur in den ersten Wochen, bis sich
alles eingespielt hat. Das Hometesting tut
Ihrer Katze nicht weh, erleichtert sehr die
Einstellung und macht sie vor allem sicherer. Anfangs müssen Sie Geduld haben
und Ihre Katze langsam daran gewöhnen,
aber auch das wird schnell zur täglichen
Gewohnheit.
Sowohl die Insulingabe als auch die Fütterung müssen möglichst immer zum gleichen Zeitpunkt erfolgen. Es ist sehr wichtig, die Zeiten genau einzuhalten, da sonst
entweder zu wenig oder zu viel Insulin im
Utensilien für die Diabetes-Katze.
Körper ist und es zu Komplikationen kommen kann. Zu wenig Insulin ist kurzfristig
nicht so tragisch, nur sollte dies nicht zum
dauerhaften Zustand werden, da sonst
wieder der unkontrollierte Diabetes mit
allen Symptomen der Krankheit eintritt.
Bei zu wenig Insulin im Körper greift der
Organismus auf seine Fettreserven zurück
und beginnt, sie massiv abzubauen, um
den Energiehaushalt aufrechtzuerhalten.
Dabei entstehen Ketone (Fettsäuren) als
Abfallprodukt – die Katze trocknet aus,
erbricht häufig, frisst nicht mehr, ist teilnahmslos und kann letztlich sogar ins
Koma fallen. Das Blut übersäuert und es
kann zu einer schweren Stoffwechselentgleisung, der diabetischen Ketoazidose,
kommen. Eine Ketoazidose ist lebensgefährlich und bedarf unbedingt einer intensiven tierärztlichen Behandlung mit Infusionen und meistens einem stationären
Tierklinikaufenthalt, da sie sonst tödlich
ausgeht. Ratsam ist es deshalb vorbeugend zusätzlich zum Hometesting, regelmäßig den Urin einer zuckerkranken Katze
Zuhause selbst zu untersuchen. Dazu eignen sich Ketostix, Teststreifen aus der Apotheke, die einige Sekunden lang in den
Urin gehalten werden müssen und dann
dementsprechend ihre Farbe verändern.
Die Teststreifen messen das Vorhandensein
von Ketonen im Urin. Fällt der Test positiv
aus, sollten Sie unbedingt Handeln und
Ihren Tierarzt um Rat fragen, damit sich
die Ketone nicht weiter vermehren. Meistens hilft es, die Insulindosis etwas zu
erhöhen, der Katze ein bisschen mehr Futter zu geben und wenn sie viel trinkt.
Besonders gefährlich ist es jedoch, wenn
zu viel Insulin im Körper ist, da es unter
Umständen hierbei zu einer Unterzuckerung kommen kann. Auch wenn Insulin
ein körpereigener Stoff ist, zu viel davon
kann für Katzen gefährlich oder sogar töd-
Foto: Nicole Kanning
lich sein. Eine Überdosierung mit Insulin
kann eine Unterzuckerung (Hypoglykämie)
bewirken, das heißt die Blutzuckerwerte
sinken bedenklich tief. Dann taumelt die
Katze, weil ihr schwindelig ist. Häufig
dreht sie sich im Kreis, weil sie versucht
das Schwindelgefühl auszugleichen. Sie ist
in der vertrauten Umgebung orientierungslos und versucht sich an ungewöhnlichen Stellen zu verstecken. Eventuell gibt
die Katze bei der orientierungslosen Suche
miauende Töne von sich. Sie erbricht, ist
nicht ansprechbar, bekommt einen glasigen Blick, kann ins Koma fallen und, wenn
die Unterzuckerung nicht rechtzeitig
erkannt wird, kann sie durch die Unterzukkerung schwere neurologische Schäden
erleiden oder sogar daran sterben. Schäden können geplatzte Äderchen in den
Augen sein und dabei kann vorübergehend eine Blindheit eintreten. Die Katze
wirkt dann aufgeregt, die Pupillen sind
ganz aufgerissen und reagieren nicht mehr
auf Licht. Sie versucht mit Hilfe ihres
Geruchsinns die Umgebung zu erschnuppern, dabei bewegt sie ihren Kopf ständig
hin und her und riecht sowie atmet ganz
laut. So war es auch bei unserem Kater. Er
hat orientierungslos uriniert, ganz kläglich
miaut, ist durch die Wohnung getorkelt
und konnte sich dabei kaum auf den Pfoten halten. Er hat alles laut abgeschnuppert und hatte glasige Augen. Er versuchte
sich an seltsamen Stellen zu verstecken,
wollte mit dem Kopf unter den Schlafzimmerschrank und in irgendeine dunkle
Ecke. Letztlich hat er sich dann auf den
Fußboden gelegt und sehr stark gehechelt,
mit Zunge heraus wie ein Hund. Wenn so
etwas auftritt, ist die Unterzuckerung
schon weit fortgeschritten und es sollte
unbedingt schnell gehandelt werden. In
solchen Fällen müssen Sie Ihrer Katze
sofort etwas zu Fressen geben. Wenn sie
aber kein Futter mehr zu sich nehmen
kann, müssen Sie ihr Traubenzuckerlösung
(zur Not auch Honig) auf und unter die
Zunge sowie in die Backentaschen schmieren, um einen kurzzeitigen Anstieg des
Blutzuckerwertes zu erreichen, und sie
dann sofort zum (Not-) Tierarzt bringen.
Dieser Zustand ist akut lebensbedrohlich,
und je schneller Sie etwas unternehmen,
desto besser sind die Chancen für Ihre
Katze. Der Tierarzt hat unserem Kater
sofort eine Glukoseinfusion gegeben und
nach etwa sechs Stunden verbesserte sich
dann endlich die Situation. Er orientierte
sich wieder mit den Augen, hörte auf zu
hecheln und sein Kreislauf stabilisierte sich
allmählich. Zu solch einer gefährlichen
Unterzuckerung kann es jedoch nicht nur
kommen, wenn Sie zu viel Insulin gespritzt
haben, sondern auch, wenn die normale
Menge Insulin gegeben wurde, aber Ihre
Katze nicht soviel Futter aufgenommen
hat wie sie eigentlich sollte. Oder aber
auch, wenn sich Ihre Katze erbricht oder
sich sehr anstrengt hat bzw. ungewöhnlich
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7
gesundheit
aktiv war. Die körperliche Betätigung einer
zuckerkranken Katze sollte deswegen nach
der Insulin-Einstellung möglichst täglich im
gleichen Rahmen ablaufen. Denn wenn
die Katze sich plötzlich mehr und intensiver bewegt oder sie durch etwas aufgeregt
wird, verbraucht sie mehr Zucker und das
kann einen niedrigeren Blutzuckerwert zur
Folge haben. Bei Katzendiabetes ist ein zu
niedriger Blutzuckerwert (damit auch die
Gefahr einer Unterzuckerung) die häufigste Komplikation und aus diesem Grund
sollten Sie immer für den Notfall Traubenzucker Zuhause haben.
eine zuckerkranke Katze Nahrung zu sich
nehmen muss, damit eine Unterzuckerung
vermieden wird. Es ist dann empfehlenswert, dass Sie sich die Zutatenlisten der
einzelnen Futtersorten genau anschauen
und solche ohne Zuckerzusatz verwenden.
Ist Ihre Katze Freigänger, sollten Sie daran
denken, die Nachbarn darauf hinzuweisen,
sie nicht zu füttern oder ihr Leckerlis zu
geben. Bei Katzen mit Freigang ist auch
das Hometesting sehr hilfreich, weil sie
eventuell Mäuse verzehrt haben könnten
und es dadurch zu Schwankungen der
Blutzuckerwerte kommen kann.
Ernährung
Die Kosten
Neben der Insulinbehandlung muss bei
einer zuckerkranken Katze streng auf die
Ernährung geachtet werden, das Futter ist
wesentlicher Teil einer Diabetesbehandlung. Grundsätzlich sollten übergewichtige
Katzen abnehmen. Wichtig ist in jedem
Fall, dass der Energiegehalt der täglichen
Mahlzeiten immer etwa gleich ist, denn
die Insulindosis ist darauf abgestimmt. Ein
geregelter Tagesablauf mit festen Fütterungszeiten ist unerlässlich, um gefährliche
Schwankungen des Blutzuckers in Grenzen
zu halten. Deshalb sollte die Fütterung
unbedingt immer zur gleichen Zeit mit der
gleichen Menge und dem gleichen Futter
erfolgen. Auch wenn Sie es gewohnt sind,
sollten Sie auf die unkontrollierte Gabe
von Leckerlis zwischendurch verzichten.
Bezüglich des geeigneten Futters für eine
zuckerkranke Katze scheiden sich die Geister. Beim Tierarzt und im Fachhandel sind
Futtersorten für zuckerkranke Katzen
erhältlich, doch nicht jede Katze mag
diese. Spezialnahrung ist zwar sinnvoll,
sensible Katzen sind jedoch meist nur
schwer an ein anderes Futter zu gewöhnen. In solchen Fällen ist es besser, der
Katze ihr gewohntes Futter zu geben, da
Nun fragen Sie sich sicherlich, ob es teuer
ist eine an Katzendiabetes erkrankte Katze
zu halten. Grundsätzlich ist der finanzielle
Aufwand höher als bei der Haltung einer
gesunden Katze, er hält sich aber in Grenzen. Am meisten Kosten fallen für die Tierarztbesuche an, anfangs für die Ursachenforschung und -beseitigung, die Blutuntersuchungen und das Einstellen der
Insulindosis, später zweimal im Jahr für die
Nachuntersuchungen und Erstellung von
großen Blutbildern, um unter anderem die
Leber- und Nierenwerte sowie den Fructosaminwert zu überwachen. In den ersten
Wochen und Monaten, wenn Ihre Katze
eingestellt wird, können die Ausgaben
hoch bleiben. Bei einigen Katzen gelingt
es, den Diabetes schnell unter Kontrolle zu
bringen und bei anderen Katzen sind häufigere Tierarztbesuche notwendig. Wenn
es, wie bei unserem Kater, zu Komplikationen wie zu einer diabetischen Ketoazidose
oder zu einer gefährlichen Unterzuckerung
kommt und Ihre Katze einige Tage in der
Tierklinik verbringen muss, kommen
zusätzliche Tierarztkosten auf Sie zu.
Die Kosten für ein Glasfläschchen Insulin,
welches beim Tierarzt erhältlich ist und
etwa vier bis sechs Wochen benutzt werden kann (nach dieser Zeit kann sich seine
Wirkung abschwächen), sind je nach Art
und Menge des Insulins unterschiedlich
(zum Beispiel betragen sie bei einem 10 ml
Fläschchen etwa 12 bis 15 Euro). Die Insulinspritzen kosten, je nachdem welche
Sorte verwendet wird und wo man sie
kauft, 20 bis 30 Euro pro 100 Stück. Ich
bestelle diese als 100er Packung bei einer
Internet-Apotheke, wo sie weitaus günstiger sind als beim Tierarzt oder in der Apotheke vor Ort. Die Kosten für ein spezielles
Diabetesfutter betragen, je nachdem was
gefüttert wird, geringfügig mehr als normales Katzenfutter. Um den Urin regelmäßig auf Ketone untersuchen zu können,
benötigen Sie Ketosticks. Diese erhalten
Sie beim Tierarzt, in der Apotheke oder
können sie bei Internet-Apotheken bestellen. Sie kosten etwa 6 bis 10 Euro pro 50
Stück. Durch das Hometesting reduzieren
sich zwar die Tierarztrechnungen, weil Sie
nicht so oft zum Tierarzt müssen, aber es
Mehr Infos...
Ausführliche Informationen über Diabetes
bei Katzen, ein Forum zum Erfahrungsaustausch und Hilfestellungen für das Hometesting finden Sie unter www.katzendiabetes.de. Dort gibt es Katzenhalter zuckerkranker Katzen, die eine Initiative „Wir
helfen“ gegründet haben. Vielleicht finden
Sie in der nach Postleitzahlen sortierten
Liste einen Ansprechpartner ganz in Ihrer
Nähe, der bereit ist, Ihnen vor Ort beim
Hometesting und anderen Problemen
bezüglich der Krankheit zu helfen.
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fallen trotzdem laufende Kosten an. Die
Anschaffungskosten eines guten Blutmessgeräts inklusive einer Stechhilfe sind relativ
gering (etwa 10 bis 20 Euro), je nachdem
wo und welches sie kaufen. Sie sollten
darauf achten, dass es leicht hantierbar ist
und mit möglichst wenig Blut auskommt.
Die Lanzetten für die Stechhilfe kosten
etwa 15 bis 20 Euro pro 200 Stück. Sie
müssen nicht jeden Tag gewechselt werden und somit hält eine Packung sehr
lange. Am teuersten sind die laufenden
Kosten für die Teststreifen für die Messung
des Blutzuckers. Diese hängen von der
Verwendung der Art des Glukometers und
von der Häufigkeit der Messungen ab. Sie
können nur einmal verwendet werden und
kosten pro 50 Stück etwa 25 bis 35 Euro.
Auch hier lohnt es sich, Preise bei InternetApotheken zu vergleichen und diese dort
zu bestellen anstatt sie vor Ort in der Apotheke zu kaufen.
Auch bei einem gut eingestellten Katzendiabetes kann es immer wieder zu Begleiterkrankungen und Komplikationen kommen. Sie sollten Ihre zuckerkranke Katze
daher vorbeugend mindestens zweimal im
Jahr gründlich von einem Tierarzt untersuchen und zur Kontrolle den Fructosaminwert testen lassen. Zuckerkranke Katzen
sind zwar wegen ihres Diabetes anfälliger
für Komplikationen, aber gerade weil man
sie sorgfältig beobachtet und das Hometesting macht, erkennt man wahrscheinlich
erste Anzeichen einer Erkrankung eher als
bei gesunden Katzen. Unser Kater ist mittlerweile – nach über zwei Jahren Katzendiabetes – ein bisschen schwach in den
Hinterbeinen, schafft nicht mehr so lange
Strecken zu gehen ohne Pause zu machen
und setzt sich dann zum Ausruhen zwischendurch hin. Auch die ganz hohen
Sprünge sind für ihn schwierig geworden.
Alles in allem geht es ihm recht gut und
ich möchte betonen, dass die Krankheit
Katzendiabetes nicht so schlimm ist, wie
es vielleicht zunächst scheint. Man muss
einfach nur lernen mit der Krankheit richtig umzugehen, bereit sein sich das Wissen
anzueignen, feste Zeiten einhalten und
sein Leben sowie den Alltag darauf einstellen. Auch die Kosten halten sich in Grenzen. Ich kann nur jedem raten, das Hometesting zu versuchen, denn die tägliche
Kontrolle gibt einem ein beruhigendes
Gefühl und man kann im Notfall schnell
reagieren. Grundsätzlich erfordert die
Behandlung des Katzendiabetes viel Engagement, Konsequenz, Geduld und Wissen.
Aber machen Sie sich keine Sorgen oder
schrecken Sie vor der Haltung einer zukkerkranken Katze zurück, man gewöhnt
sich daran, auch wenn es anfangs belastend ist – aber nach einer gewissen Zeit
ist es alles selbstverständliche Routine und
Ihre zuckerkranke Katze wird ihr Leben
genießen. ■
Buchempfehlung...
Denise Elliot (Herausgeber)l
Enzyklopädie der klinischen
Diätetik der Katze
Gebundene Ausgabe, 516 Seiten,
149 Fotos, 158 Abbildungen
Verlag: Royal Canin im Vertrieb Schluetersche
Erscheinungsdatum: 30. April 2009
ISBN: 978-3899930566
Preis: 149,00 EUR
Auf dem deutschsprachigen Markt fehlt
nach wie vor ein Standardwerk zur Diätetik der Katze, zu ernährungsbedingten
Erkrankungen und deren Therapie. Diese
Lücke soll nun das Werk „Enzyklopädie der
klinischen Diätetik der Katze“, zusammengestellt von 22 Fachleuten der Tiermedizin,
schließen.
Auf den ersten Blick ist die Enzyklopädie
der klinischen Diätetik der Katze ein
umfangreiches Werk zum aktuellen Stand
der Diätetik für die wichtigsten Erkrankungen der Katze. Für Fachleute und interessierte Laien erklären die Autoren in 14
Kapiteln anschaulich die wissenschaftlichen Grundlagen und Therapiemöglichkeiten der verschiedenen Erkrankungen von
Übergewicht über Dermatosen, Diabetes
mellitus bis zu Erkrankungen der Mundhöhle sowie Krebs. Besonders anschaulich
dabei sind die zahlreichen Abbildungen
und konkrete Benennung der Quellen und
Studien, die jede Aussage belegen. Jedes
Kapitel ist übersichtlich aufgebaut: Einer
allgemeinen Beschreibung der Krankheit
samt klinischer Untersuchung folgen verschiedene Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten, eine kurze Schlussfolgerung, die kurze Beantwortung häufig
gestellter Fragen zur Materie und Literaturangaben.
Allerdings fällt dem kritischen Katzenhalter
auch eins auf: Anstelle des Verlagslogos
ziert das Logo von Futterhersteller Royal
Canin die Titelseite des Buches. Unter den
dreiundzwanzig Autoren sind sieben Mitarbeiter von Royal Canin. So gut begründet sämtliche Aussagen der Enzyklopädie
auch sein mögen und so umfassend die
Quellenangaben auch sind, bleibt so doch
der Zweifel, ob wirklich alle Aussagen dieses Buches der Wahrheit entsprechen.
Dennoch: Obwohl dieses Buch vom Trokkenfutterhersteller gesponsert wurde, wird
zur Therapie von Erkrankungen der ableitenden Harnwege eine erhöhte Wasseraufnahme zum Beispiel durch die Fütterung
von Nassfutter empfohlen. Andere Aussagen verwirren den kritischen Katzenhalter
wiederum. Haben Feuchtfuttermittel wirklich einen fördernden Einfluss auf die Entstehung von Plaque und Zahnstein? Führen die regelmäßige Gabe von Kauriegeln
und eine Fütterung mit speziellen Trockenfutterprodukten wirklich zur Reduzierung
von Zahnstein? Die Autoren belegen ihre
Aussagen zwar mit zahlreichen Studien –
doch das große Royal-Canin-Logo auf der
Titelseite lässt den Leser zweifeln, wie
unabhängig diese Aussagen sind. Dazu
kommt, dass der Großteil der benannten
Quellen englisch- oder französischsprachig
und für Laien nicht einsehbar ist.
E
Trotz allem ist die „Enzyklopädie der klinischen Diätetik der Katze“ ein umfangreiches Werk zu ernährungsbedingten
Erkrankungen der Katze. Obwohl in erster
Linie für Studierende der Tiermedizin und
praktische Tierärzte gedacht, ist dieses
Werk dennoch für interessierte Laien leicht
verständlich. So erfährt der Katzenfreund
nicht nur, dass Perserkatzen ihre Trockenfutterbröckchen vorwiegend mit der Zungenunterseite aufnehmen, Maine Coon
mit der Zungenoberseite und orientalische
Rassen mit den Schneidezähnen, sondern
auch, welche Auswirkungen ein Taurinmangel der Nahrung hat und welche Ursachen ein gestörtes Trink- und Fressverhalten der Katze haben kann und wie man
die Trinkwasseraufnahme fördert.
Fazit: Katzenhaltern, die sich eine unabhängige Beurteilung der Inhalte zutrauen
und auch die ein oder andere Überprüfung ausländischer Quellen nicht scheuen,
dürfte dieses Buch ein wertvolles Nachschlagewerk sein.
von Lena Hüsemann
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PFOTENHIEB 06/09
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gesundheit
Farblicht für Katzen
Foto: Nadine Müller
www.catpassion.ch
Ohne Licht gäbe es kein Leben auf dieser Erde. Doch wie sieht es mit Farblicht aus? Benötigen Katzen dies oder noch vielmehr, können Katzen und andere Haustiere Farblicht überhaupt sehen? Diese Frage stellen sich viele Samtpfotenbesitzer, wenn es um das Thema
Farblicht geht. Viele sind sich unsicher, denn es heißt immer wieder, dass Tiere keine oder
nur eingeschränkt Farben erkennen können.
von Sonja Tschöpe
Was ist eigentlich Farblicht und warum
wirkt es?
Farblicht ist nichts anderes als eine Energieform. Hinter jeder Farbe steckt eine
eigene Wellenlänge und eine eigene Frequenz. Die Spektralfarben Violett, Blau,
Grün, Gelb, Orange und Rot liegen in
einem Wellenlängenbereich von 380
Nanometer bis 750 Nanometer. Diese
„Wellen“ lösen bei Mensch und Tier eine
bestimmte Wirkung aus. So kann die eine
Farbe eher kühl wirken, eine andere erhitzend oder beruhigend und so weiter.
Wie wirken Farben und Farblicht?
Aufgenommen wird Farblicht über die
Augen, doch nicht nur darüber: Ungefähr
80 Prozent der Farblichtbestrahlung
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PFOTENHIEB 06/09
gelangt über die Haut, dem größten Sinnesorgan in den Körper. Katzen sind zur
Gänze behaart – die feinen Härchen dienen aber als Reizleiter für die Farbinformation, so dass die Bestrahlung auch ohne
Sichtkontakt am gewünschten Ort wirkt.
Aufgrund der verschiedenen Wellenlängen
dringen die Farbinformationen unterschiedlich tief in die Haut ein. Sie werden
sodann in elektromagnetische und elektrochemische Energie umgewandelt, die
sowohl Stoffwechsel als auch Hormonhaushalt benötigen. Über das Zwischenhirn beeinflussen die Farbinformationen
das vegetative Nervensystem.
Ob Katzen eine Farbe in genau dem gleichen Farbton erkennen, wie wir Menschen
sie mit dem Auge sehen, spielt somit keine
Rolle. Fakt ist, dass bei allen Lebewesen
die Farbinformation ankommt.
Farblicht und Tiere
Durch die eingangs erwähnte Skepsis über
das Sehen von Farben beim Haustier, gibt
es in der heutigen Zeit noch relativ wenige
Tierhalter, die diese Therapieform ganz
bewusst ausprobiert haben. Dabei ist sie
sehr leicht anzuwenden und bietet sich
wunderbar als Begleitung bei Erkrankungen oder psychischen Auffälligkeiten an.
Einen Tierarzt ersetzt sie gänzlich jedoch
keinesfalls! Auch dürfen keine Wunder
erwartet werden, da es eher eine Stimulation zum Wohlbefinden der Katze und
somit eine Unterstützung der Genesung
darstellt.
Farblicht kann auf einzelne Körperstellen
der Katze ausgerichtet werden, zum Beispiel auf den Bereich, in dem sich die
Erkrankung/Blockade befindet (Farblichtpunktur). Wesentlich angenehmer ist es
für das Tier jedoch, wenn es sich selbst in
Position unter oder neben die Farblichtlampe legen kann. Hierbei sollte dem Stubentiger immer die Möglichkeit gegeben
sein, den Lichtstrahl verlassen zu können.
Die Dauer der Bestrahlung bestimmt die
Katze. Wird sie unruhig, ist es Zeit die
Behandlung zu beenden. Ansonsten gilt
als maximaler Bestrahlungszeitraum 10-15
Minuten und zwar maximal zweimal täglich.
Wichtig ist auch, sich stets darüber im Klaren zu sein, dass die Katze den Zeitpunkt
für die Bestrahlung vorgibt. Nicht jede
Samtpfote mag eine Bestrahlung oder
empfindet die durch ihren Besitzer ausgewählte Farbe als angenehm. Bei der Farblichtbestrahlung sollte dem Tier immer die
Möglichkeit gegeben sein, sich aus der
Lichtquelle zu entfernen. Gefällt der Katze
die gewählte Farbe oder die Bestrahlung
nicht, wird sie dies deutlich und unmissverständlich zeigen. Gefällt ihr die Behandlung, zeigt sie dies durch Schnurren oder
völlige Entspannung.
Geräte zur Anwendung
Es gibt sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten Farblicht anzuwenden. Die einfachste ist sicherlich die Bestrahlung mittels
farbiger Glühlampen oder LED-Lampen,
die sich im Fachgeschäft kaufen lassen.
Wer eine Farbfolie an einer Lampe befestigen möchte, sollte bedenken, dass zu
dicke Folien das Licht einer normalen
Glühbirne teils nur spärlich durchlassen.
Bitte auch beachten, dass die Folie nie zu
heiß wird (Brandgefahr).
Gelbes Licht ...
Die Farbwirkung
c
Violett
(Mischung aus Rot und Blau)
…hilft bei Verzweiflung, Ausweglosigkeit und Spannungszuständen. Es wirkt
stark entspannend, stärkt die Hirntätigkeit und wirkt Stress entgegen. Es reinigt und entschlackt und fördert die
Regeneration.
cc
Blau
…ist beruhigend, entspannend und
wirkt stark kühlend. Es wirkt Blutdrucksenkend und ist entzündungshemmend
sowie fieberdämpfend. Dadurch wirkt
es schmerzlindernd.
Grün
c
…wirkt ausgleichend, entspannend,
beruhigend und bringt seelische Ausgewogenheit. Grün erinnert an die Mutter
Natur und schenkt Ruhe. Sie wirkt stärkend auf die Atmungsorgane und harmonisiert Organe, Drüsen und Psyche.
Grün fördert weiterhin die Entgiftung
und Entsäuerung des Körpers.
c
Gelb
c
…erinnert an das Sonnenlicht und ist
daher sehr erheiternd, belebend, vertreibt Trübsinn und Melancholie. Es hat
eine gute Wirkung auf den MagenDarmtrakt und kann den Appetit anregen. Es regt die Knochenbildung an
und hat eine sehr gute Wirkung auf
den Stoffwechsel.
Orange
…wirkt gegen Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Überempfindlichkeit.
Orange verleiht Lebensenergie, wirkt
anregend und erheiternd. Es ist eine
gute Farbe, um tief sitzende Schockzustände zu behandeln. Sie wirkt gut bei
Harnwegserkrankungen und unterstützt
sanft bei Verdauungsbeschwerden des
unteren Bauches.
Rot
…ist anregend, erwärmend, gibt Kraft
und Stärke und wirkt aktivierend gegen
Trägheit und Energielosigkeit. Es ist die
Farbe des Blutes, regt Herz und Kreislauf an und kann bei Untertemperatur
sanft Energie zuführen. Keinesfalls sollte Rot jedoch bei Fieber oder Entzündungen angeboten werden!
Rosa
...ist eine sanfte Farbe, die für Liebe,
Fürsorge und Harmonie steht. Es bietet
sich bei der Behandlung da an, wo Katzen genau diese Herzenswärme fehlt,
zum Beispiel bei sehr ängstlichen Katzen aus dem Tierheim oder aus schlechter Haltung, ebenso bei traumatischen
Erlebnissen.
Die Autorin Sonja Tschöpe ist
Tiertherapeutin für verschiedene
alternative Therapieformen.
Mehr Informationen zu ihrer Arbeit
finden Sie unter www.animal-visite.de.
Foto: Nadine Müller
PFOTENHIEB 06/09
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gesundheit
Farbwahl durch die Katze
Farbige Accessoires (Kissen, Decken, Teppiche) runden eine Farblichtbestrahlung ab
und sind zudem eine gute Möglichkeit zu
testen, auf welche Farbe bettet sich die
Katze am liebsten. Möglicherweise tut ihr
genau diese Farbe gut und sollte als Bestrahlung ausprobiert werden. Katzen zeigen sehr schnell und klar, ob Ihnen die
Behandlung gefällt oder nicht – mögen sie
die Art der Bestrahlung nicht, fahren sie
auch schon einmal die Krallen aus oder
gehen einfach. ■
... oder ein Typ für Grün?
Foto: Nadine Müller
Buchempfehlung...
Sabine Schroll
Verhaltensmedizin bei der Katze:
Leitsymptome, Diagnostik,
Therapie und Prävention
Broschiert, 214 Seiten
Enke-Verlag; 2. aktualisierte
Auflage (14. Januar 2009)
ISBN: 978-3830410812
Verhaltensproblematik – Wie vorgehen?
Tiere können nicht nur physisch erkranken,
beim Zusammenleben mit dem Menschen
zeigen sich bei den geliebten Verbeinern
immer mehr psychische Auffälligkeiten.
Dabei besteht ein untrennbarer Zusammenhang zwischen körperlicher und physischer Gesundheit, so dass die verhaltensmedizinische Betreuung in tierärztliche
Hand gehört und mit der medizinischen
Behandlung einhergeht.
Sabine Schroll und Joel Dehasse haben mit
diesem Buch ein Standardwerk für Tierärzte geschaffen, um Verhaltensprobleme bei
der Katze erkennen und effektiv behandeln zu können. Dabei ist das Buch nicht
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PFOTENHIEB 06/09
nur für Mediziner interessant – auch Katzenhalter mit verhaltensauffälligen Katzen
finden hier Rat. Allerdings ist das vorliegende Buch immer noch für den Tierarzt
geschrieben – interessierte Laien ohne
medizinische Ausbildung sollten im Zweifelsfall ein medizinisches Wörterbuch
bereithalten…
Klar aufgeteilt und bis auf einige Fachbegriffe verständlich ist das Buch dennoch.
So bieten die Autoren nicht nur Ratschläge
zur allgemeinen verhaltenstherapeutischen
Therapie, sondern gehen auch auf Körperund Lautsprache der Katzen und spezielle
Verhaltensweisen ein. Hierbei bieten sie
nicht nur Therapieansätze, sondern bieten
auch Möglichkeiten zur Prävention von
Verhaltensstörungen. Was muss ich bei der
Auswahl meiner Zweitkatze beachten, wie
halte ich Wohnungskatzen artgerecht?
Kurz und knapp wird hier auf Haltungsfehler eingegangen, die psychische Störungen hervorrufen können.
Wer weiter ins Thema einsteigen und Verhaltensprobleme genau verstehen will, wird
sich über die klare Darstellung des verhaltensmedizinischen Untersuchungsganges
samt Protokollblatt und die genauen Leitsymptom- und Therapiebeschreibungen
freuen. In der vorliegenden Neuauflage
wurde der Therapieteil noch einmal ergänzt
– interessierte Katzenhalter finden hier
Interessantes zum Thema Clickertraining
und zur artgerechten Katzenhaltung in der
Wohnung. Alles in allem ein umfangreiches
Buch rund um die Katzenpsyche!
Fazit: Verhaltensprobleme aus medizinischer Sicht: Ein Buch nicht nur für Tierärzte!
ernährung
Von der Milchsemmel zum Festtags-Ragout –
Katzenernährung im Wandel der Zeit
Anna ist verzweifelt.
Sie steht in einem großen
Geschäft für Tierbedarf, ihr Einkaufswagen ist leer, die Regale
dafür umso voller. Wie viele
andere Katzenhalter will auch
sie nur das Beste für ihre vierbeinigen Hausgenossen. Kein
Wunder also, dass der Markt
von Dosen, Schälchen und Beutelchen verschiedenen Katzenfertigfutters überschwemmt ist.
von Jessica Rohrbach
Foto: Gomez Ringe
Was soll in den Napf?
Vom Discounter- über Premium-, High-Premium- und Ultra-Premium-Futter in verschiedensten Geschmacksrichtungen mit
Gelee, Soße oder als Paté, „dampfgegart“
für die besonders anspruchsvolle Mietz
oder passend zu verschiedenen Anlässen
als „Festtags-Ragout“ – kein kulinarischer
Wunsch bleibt der Katze unerfüllt. Selbst
Functional-Food gibt es schon auf dem
Tierfuttermarkt: Trockenfutter und Leckerchen gegen den – teilwiese vom restlichen
Futter herrührenden – Zahnstein, extra auf
die Bedürfnisse bestimmter Rassen abgestimmte Pellets, Futter für schöneres Fell,
strahlende Augen, für aktive Freigänger
und träge Wohnungskatzen. Der vollständige Überblick über die verschiedenen
Marken und Sorten dürfte keinem Tierhalter mehr gelingen. Auch Anna nicht. Sie
studiert die Etiketten einiger neu auf den
Markt gekommener Dosenfutter, packt
eine Dose zur Probe ein und kauft ansonsten dasselbe Futter wie immer. „Früher
hat man nicht so viel Aufhebens um Katzenfutter gemacht“, erinnert sich die 78Jährige. „Die Katzen bei meinen Eltern auf
dem Hof haben überhaupt kein Futter
bekommen, sondern sich ausschließlich
von selbst gefangenen Mäusen ernährt.
Nur ab und an hat man ihnen ein paar
Essensreste oder Milch hingestellt, das war
aber eher die Ausnahme.“
Selbstversorgung adé
Was Anna da schildert war noch vor etwa
50 Jahren kein Einzelfall, sondern alltäglich. Die Katze hatte als draußen lebende
und sich selbst versorgende Mäusefängerin keinen hohen Stellenwert, weshalb sich
auch niemand Gedanken um ihre artgerechte Ernährung machte. Erst im Laufe
des 20. Jahrhunderts veränderte sich ihre
Funktion und damit die Aufmerksamkeit,
die man ihr und ihrer Ernährung schenkte.
Langsam aber stetig zogen die Leisetreter
gerade in Städten in die Wohnungen ein
und schnurrten sich in die Herzen ihrer
Bewohner. Auch als Versuchstier wurde die
Katze immer beliebter und somit übernahm immer mehr der Mensch die Nahrungsbeschaffung für die Samtpfoten.
Gefüttert wurden Essensreste, Milch, Brot
und Fleisch. Im Buch des Ersten Deutschen
Angorakatzen Schutz- und Zuchtvereins
von 1927 steht dazu, dass die Nahrung
der Tiere im Allgemeinen aus in Milch eingeweichten Semmeln, Haferflocken, Gries,
Reis und billigem Fleisch bestehe, das roh
oder gekocht verabreicht werden könne.
Vor allem während der Tragzeit solle die
Katze viel rohes Fleisch fressen. Die gelegentliche Fütterung von Gemüse, wie Spinat, Bohnen und gelben Rüben trage sehr
zum Aufbau des Körpers der Angorakatze
bei und auch rohes Ochsenrückenmark
diene der Vorbeugung von Krankheiten.
Bei der Fütterung von Laborkatzen kam es
darauf an, dass die Tiere möglichst günstig
und gut ernährt werden konnten, um aussagekräftige Versuchsergebnisse zu
bekommen. Dazu griff man unter anderem
zu billigem Dosenlachs, Pferde- und Geflügelfleisch, Schlachtabfällen und Hundetrockenfutter. Generell wurde die Katze
lange Zeit wie ein kleiner Hund behandelt,
was sich erst nach dem zweiten Weltkrieg
langsam ändern sollte.
Einzug des Fertigfutters
Mit der steigenden Zahl der ausschließlich
in der Wohnung gehaltenen Stubentiger
und denen in den Versuchslaboren stieg
das Interesse an einem Fertigfutter, mit
dem Katzen einfach und vollständig
ernährt werden können. Nachdem schon
der englische Chemiker James Spratt Mitte
des 19. Jahrhunderts Hunde- und auch
Katzenfutter produzierte, brachte die
Firma Mars 1958 das erste Dosenfutter für
Katzen unter dem Namen Whiskas heraus
und etwa zwanzig Jahre später auch Trokkenfutter. In den 70ern folgte das Dosenfutter „Prescription Diet Feline“ von Hills,
1981 Trockenfutter von Iams und 1990
schließlich das erste Diätfuttermittel zur
Bekämpfung ernährungsbedingter Krankheiten – die teilweise sogar durch Fertigfutter selbst ausgelöst wurden.
PFOTENHIEB 06/09
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ernährung
Hans-Ulrich Grimm
Buchempfehlung...
Katzen würden Mäuse kaufen:
Schwarzbuch Tierfutter
Broschiert, 253 Seiten
Heyne-Verlag (2. März 2009)
ISBN: 978-3453600973
Preis: 7,95 EUR
Neues Cover, gleicher Inhalt: Mit dem
schwarz-roten Titelblatt kommt „Katzen
würden Mäuse kaufen“ nun noch kämpferischer daher. Dennoch: Nur das Äußere
hat sich verändert, nicht der Inhalt. Das ist
absolut nicht negativ zu bewerten, denn
Hans-Ulrich Grimm, bekannt für seine
ernährungskritischen Enthüllungsberichte,
rüttelte Tausende von Tierfreunden mit seinem Buch auf.
Kapitel um Kapitel räumt Grimm mit dem
Saubermann-Image der Tierfutterindustrie
auf und lehrt Frauchen und Herrchen das
Fürchten. Abfälle im Tierfutter? Gammelfleisch an Schimmelpilz in leckerer ErdgasSauce mit Bakterien verfeinert statt Huhn
in Aspik mit Petersilie und Käsesauce?
Ernährungsbedingte Krankheiten
Während Harnsteine bei Katzen im 19.
Jahrhundert eher selten beobachtet werden konnten, nahm deren Häufigkeit nach
Einführung der ersten Trockenfutter deutlich zu. Auch eine von Annas Katzen litt
bereits an Harnsteinen, erinnert sie sich:
„Damals habe ich auch fast ausschließlich
Trockenfutter gefüttert. Es war praktisch
und viel günstiger als Nassfutter und man
sagte immer, beim Dosenfutter würde
man ja nur für Wasser bezahlen. Heute
füttere ich abwechslungsreicher, aber nicht
weil ich Trockenfutter für schlecht halte.
Wer weiß, ob es wirklich Schuld an der
Erkrankung war, auch wenn meine Enkelin
das gerne behauptet. Trotzdem gehe ich
lieber auf Nummer sicher und den Katzen
schmeckt es. Das ist ja schließlich die
Hauptsache.“
Durch falsche Fütterung ausgelöste Krankheiten gab es aber nicht erst seit Erfindung der Fertigfutter. Schon zu Zeiten als
Katzen sich noch selbst versorgten, spielten solche Krankheiten eine Rolle, wurden
allerdings durch fehlende tierärztliche Versorgung oft nicht erkannt, geschweige
denn behandelt. Allein die Beutetiere der
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PFOTENHIEB 06/09
M
Kein Wunder, das auch Haustiere mittlerweile an den typischen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Fettsucht leiden.
Zwar wirkt Grimms Schreibstil manchmal
etwas reißerisch und stellenweise übertrieben, öffnet Tierfreunden aber die Augen
und lädt zum Hinschauen und Nachrecherchieren ein. So berichtet der Journalist
über Skandale der Tierfutterindustrie, Hormonkeulen, die auch den Menschen treffen und das große Geschäft mit dem
Abfall. Wer das bisher noch nicht geglaubt
hat, wird nach der Lektüre von Grimms
Buch die Futtermitteletiketten mit anderen
Augen sehen!
Dennoch ist Hopfen und Malz noch nicht
verloren: Wer nicht gleich Frischfleisch und
Katze können Krankheiten übertragen, vor
allem aber Parasiten.
Ernsthaftere Probleme tauchten erst auf,
als die Fütterung durch den Menschen
Selbstgekochtes füttern will, hat auch mit
Fertigfutter eine Chance, seinen vierbeinigen Gefährten gesund zu ernähren. Oft
reicht ein Blick auf das Futtermitteletikett,
um Abfall von vollwertiger Nahrung zu
unterscheiden. Wer wissen will, was die
schönen Begriffe auf der Futterdose wirklich bedeuten, kommt um Grimms Buch
nicht herum. Aber Vorsicht: Ekelfaktor
garantiert!
Übrigens: Auf dem Rückcover finden Aufmerksame ein Zitat aus dem PfotenhiebAugust-Heft 2007…
übernommen wurde. Die speziellen Anforderungen an die Nahrung der Katze waren
noch nicht bekannt, weshalb es oft zu
gefährlichen Über- und Unterversorgungen
mit bestimmten Vitaminen und Mineralien
kam. Oft wurde zu viel Leber gegeben,
was zu einer Überversorgung mit Vitamin
A und damit zu Knochendeformationen
führte. Durch einseitige Fleischfütterung
entstanden oft Jod- und Kalziummangel
und damit verbundene Krankheiten wie
zum Beispiel Knochenweiche. Das ausschließliche Füttern von gekochtem Fleisch
verursachte Störungen bei der Entwicklung
von Skelett, Zähnen und Geschlechtsorganen. Einige Katzen erlitten Sehstörungen
oder erblindeten sogar durch einen Mangel an Taurin. Auch verschiedene Hauterkrankungen und Allergien durch einseitige
und falsche Fütterung waren (und sind leider auch heute noch) keine Seltenheit.
Katzenfütterung heute
Foto: 䉷 Stephen Hendricks, fotolia
Obwohl die heutzutage auftretenden
ernährungsbedingten Krankheiten deutlich
harmloser sind als die oben beschriebenen, gehen immer mehr Menschen dazu
über, Katzennahrung wieder selbst zuzubereiten. Ob roh oder gekocht, hier ist
ernährung
einiges an Wissen nötig, damit es nicht zu
Nährstoffmangeln oder -überversorgungen
kommt. Der deutlich überwiegende Teil
der Katzenhalter greift aber weiterhin auf
das praktische Fertigfutter zurück, was
auch in den meisten Ratgebern zu dem
Thema seit einiger Zeit – lediglich ergänzt
durch Frischfutter – empfohlen wird. Es
gibt allerdings auch schon Bücher, die ausschließlich die ausgewogene Rohfütterung,
auch B.A.R.F. genannt, erklären. Von
B.A.R.F. hat Anna noch nie etwas gehört,
rohes Fleisch gibt es für ihre Mietzen allerdings schon: „Rohes, aber auch gekochtes
Fleisch mögen meine Katzen ganz besonders. Darum bekommen sie auch immer
etwas ab, wenn ich vom Metzger komme
oder wenn etwas vom Essen übrig bleibt.
Ausschließlich würde ich das allerdings
nicht füttern, da hätte ich viel zu viel
Angst etwas falsch zu machen. Die
Mischung macht’s!“ So wie Anna denken
viele und bieten weder ausschließlich das
eine noch das andere an. Eine gute Entscheidung, wenn man bedenkt wie schnell
einseitige Ernährung zu Erkrankungen
führt und sich das Wissen zum Thema
Katzenernährung ändern kann. ■
Falsches Futter kann krank machen.
Foto: N. Frank, pixelio.de
Buchempfehlung...
Christine Hauschild
Stille Örtchen für Stubentiger:
Unsauberkeit bei Katzen
verstehen und Lösungen finden
Broschiert, 112 Seiten
Books on Demand; Auflage: 2 (16. März 2009)
ISBN: 978-3837022254
Ist die Katze unsauber, ist guter Rat oft
teuer. Katzenhalter, die dieses Problem
lösen wollen, müssen zuerst lernen, ihre
Katze und deren Bedürfnisse zu verstehen.
Christine Hauschild ist Katzenpsychologin
und betreibt die mobile Katzenschule
„Happy Miez“ in Hamburg. In ihrer Berufspraxis trifft sie regelmäßig unsaubere Katzen und ihre Besitzer und weiß, dass es oft
am Unverständnis zwischen Katze und
Halter liegt, wenn die Miez das Klo nicht
mehr benutzt. Mit „Stille Örtchen für Stubentiger“ hat sie darum nun das erste
deutschsprachige Werk zur Unsauberkeit
bei Katzen geschaffen. Dabei erfährt der
Katzenfreund nicht nur, wieso es „Protest-
pinkeln“ eigentlich nicht gibt, sondern
lernt nebenbei noch, wie seine Katze wirklich tickt. Welches Katzenklo ist für eine
Katze perfekt, welches „stille Örtchen“
wird sie erst gar nicht aufsuchen? Wie vermeidet man Unsauberkeit von Anfang an,
welche physischen und psychischen Ursachen gibt es?
„Stille Örtchen für Stubentiger“ eignet sich
aber nicht nur für Besitzer unsauberer Katzen. Ein witziger Schreibstil, lustige Illustrationen und sehr viel Verständnis für die
Katzenpsyche machen dieses Buch auch
für andere Katzenfreunde interessant und
sorgen für etliche Aha-Erlebnisse!
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ernährung
Katzengras –
gesundes Grün als Schnupper-,
Spiel- und Knabber-Spaß
Viele Katzen genießen
es an Grashalmen zu riechen,
daran zu kauen und das frische
Grün zu fressen. Katzen mit
Freilauf können sich jederzeit
das frische Gras selbst auszusuchen – die eine mag es lieber
kurz und frisch gemäht, die
andere bevorzugt das hohe
Gras auf der Wiese oder lange
Grashalme im eigenen Garten.
Aber auch Wohnungskatzen
sollten die Möglichkeit haben,
jederzeit an dem gesunden
Grün zu knabbern.
Foto: 䉷 Galyna Andrushko, fotolia
von Nicole Kanning
Der Frühling kehrt zurück. Die Bäume und
Sträucher zeigen ihre ersten grünen Blätter
und die Blumen in den Gärten und auf
den Wiesen fangen an zu blühen. Blauer
Himmel, Sonnenstrahlen und milde Temperaturen wecken bei unseren Katzen die
Lust etwas zu unternehmen und laden zu
Ausflügen und Abenteuern in der Natur
ein. Vieles lockt sie nach den kalten winterlichen Tagen wieder nach draußen: die
frische Luft in ihren Näschen zu spüren,
die unterschiedlichen Düfte der Blumen
und Sträucher aufzunehmen oder einfach
ausgedehnte Streifzüge durch das Revier
zu unternehmen – für Katzen, die Freilauf
haben, einfach schön. Auf weichem frischem Gras im Garten zu liegen und sich
darin zu wälzen ist für Katzen in der warmen Jahreszeit ein Vergnügen. Viele genießen es auf Wiesen und in heimischen Gärten im Gras zu tigern. Sie schnuppern an
den langen Grashalmen, knabbern daran
herum und fressen das frische Grün.
Auch Wohnungskatzen spüren, dass sich
jahreszeitlich etwas verändert. Sie sind viel
aktiver, schlafen nicht mehr so viel, sitzen
wieder stundenlang am Fenster und beobachten die Vögel und Schmetterlinge im
Garten, schauen Spaziergängern und vorbeifahrenden Fahrradfahrern hinterher,
genießen nach dem düsteren, kalten Win-
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PFOTENHIEB 06/09
ter die Sonnenstrahlen und lassen sich auf
der Fensterbank von ihnen wärmen. Dabei
beobachtet man so manche Katze, wie sie
genussvoll an den Grünpflanzen auf der
Fensterbank oder an frischen Kräutern in
der Küche kaut und mit deren Blättern
oder Blüten spielt. Aber genau da lauern
Gefahren. Viele Zimmerpflanzen sind für
Katzen giftig und an scharfkantigen Stengeln können sie sich beim Herunterschlukken schlimme Verletzungen zuziehen.
Beim Knabbern an den Blättern, können
giftige Sekrete Erbrechen, Durchfall und
Hautreizungen auslösen oder sogar zu Vergiftungen führen. Ebenso Schnittlauch auf
der Küchen-Fensterbank ist sehr verlokkend für Katzen. Auch wenn Schnittlauch
irgendwie grasähnlich aussieht und von
manchen Katzen sogar gerne und ohne
negative Folgen geknabbert wird, ist es
aber ein zwiebelartiges Gewächs und für
den empfindlichen Magen der Katze nicht
geeignet. Schnittlauch ist zwar nicht giftig,
sein scharfer Pflanzensaft kann jedoch die
Magen- und Darmschleimhäute so reizen,
dass Katzen daraufhin unter Durchfall oder
ernsthaftem Erbrechen leiden, oder sogar
langfristige Verdauungsprobleme bekommen. Deswegen sollten Sie bei der Haltung von Wohnungskatzen darauf achten,
dass sie immer frisches Gras bzw. Katzengras zum Knabbern zur Verfügung haben,
das je nach Katze unterschiedlich gerne
angenommen wird.
Kaufen Sie daher für Ihren Stubentiger im
Zoofachhandel, in Gärtnereien oder Gartencentern speziell als Katzengras deklarierte Pflanzen. Das sind verschiedene
grasähnliche Pflanzen, die in Blumentöpfen oder Schalen gewachsen und erhältlich
sind. Zudem werden im Zoofachhandel
fertige Katzengras-Schnellkeimer- und
Samenmischungen zum Selbstanbau in
Plastik-Schalen oder Beuteln angeboten, in
denen das Gras nach Zugabe von Wasser
erst wachsen muss. Genauso sind auch
Katzengrassamenmischungen in Tütchen
oder Beuteln erhältlich, die Sie in eigenen
Schalen oder Blumentöpfen mit Erde selbst
ansäen können.
Sie müssen nicht unbedingt spezielles Katzengras kaufen, sondern können auch
eine Getreidesaat verwenden und diese in
üblicher Blumenerde in Schalen oder Blumentöpfen aufziehen. Allerdings sollten
Sie dann darauf achten, dass Sie keine
Getreidesorte mit scharfkantigen Halmen
verwenden, da diese zu Verletzungen bei
Ihrer Katze führen kann. Diese eigene Herstellung durch Aussaat von Getreidekörnern, wie zum Beispiel Weizen und Hafer,
oder auch Grassamen ist eine kostengünstige Alternative zum Katzengras.
Manche Katzen bevorzugen jedoch eher
Zyperngras (Cyperus alternifolius), Seychellengras (Pogonatherum paniceum, oft als
Zwergbambus bezeichnet) und Grünlilien
(Chlorophytum). Das knackigere Zyperngras wird meist unter der Bezeichnung
“Katzengras” in Gartencentern oder Gärtnereien angeboten, jedoch ist dieses kein
Katzengras und kann unter Umständen
auch sehr gefährlich für Katzen sein. Es
zeichnet sich durch viele lange, buschig
gewachsene, scharfe und sehr harte
Halme aus. Es können dadurch sowohl in
der Speiseröhre als auch im Magen Ihrer
Katze Verletzungen entstehen, auch kann
sich ein Grashalm in den Rachen- oder
Nasenraum schieben, der sich dann festsetzt und in Einzelfällen sogar operativ
entfernt werden muss. Deswegen sollten
Sie lieber darauf verzichten, Ihrer Katze
Zyperngras anzubieten und bei der Auswahl eines Grases stets beachten, dass die
Blätter nicht zu hart und scharfkantig sind,
auch Tierärzte raten oft von der Verwendung von Zyperngras ab. Manche Katzen
fressen es zwar mit Begeisterung, erbrechen dann aber blutigen Schaum. Es gibt
auch viele Katzen, die so unempfindlich
sind, dass sie Zyperngras vertragen, aber
die Mehrzahl tut das eben nicht. Es ist
deshalb nicht richtig, dass diese Pflanze
immer wieder als Katzengras angeboten
wird. Wenn Sie sehen, dass Zyperngras als
Katzengras verkauft wird, weisen Sie
unbedingt daraufhin, dass diese Pflanze
für Katzen nicht geeignet ist. Viele Verkäufer sind dankbar für derartige Hinweise.
Auch bei der Grünlilie, die eigentlich recht
gut geeignet ist, gibt es Einschränkungen,
da diese Pflanze Schadstoffe ansammelt.
Sie ist ein Luftreiniger und nimmt unter
anderem Formaldehyd und Nikotin auf. In
einem Zimmer, in dem stark geraucht
wird, kann sie demnach mit der Zeit giftig
werden. Sicher schadet es nicht, wenn Ihre
Katze beim Spielen daran kurz knabbert,
aber es ist besser, wenn Sie die Grünlilie
nur als dekorative Zimmerpflanze aufstellen oder hochhängen,
sodass Ihre
Foto: 䉷 new tone, fotolia
Katze nicht daran kommt. Ebenso sollten
Sie gekauftes Katzengras und Pflanzen
nicht düngen, da manche Sorten ein Übermaß an Nährstoffen speichern. Genauso
weiß man nicht, ob eine Pflanze, auch
wenn sie speziell zum Verzehr durch die
Katze angeboten wird, nicht doch mit
Pflanzenschutzmitteln behandelt wurde
und deswegen sollten Sie die Pflanze
sofort nach dem Kauf gründlich mit Wasser abduschen. Der einfachste Test, um
festzustellen, ob Katzengras wirklich für
Ihre Katze geeignet ist, ist der, das Gras
anzufassen und zu fühlen ob das Gras
scharfkantig ist. Sollte das der Fall sein,
kaufen Sie es nicht für Ihre Katze. Am
besten und auch sichersten ist es, das Katzengras oder Weizen bzw. Hafer selbst
anzusäen.
Die verschiedenen Grassorten werden von
Katzen unterschiedlich angenommen. Die
eine Katze bevorzugt das selbst eingesäte
Gras, die andere mag lieber das in einem
Topf gekaufte. Manche Sorten werden
auch ganz verschmäht und nicht angerührt. Es gibt Stubentiger, die sofort begeistert von jeder Sorte sind und gar nicht
mehr aufhören, an dem Gras zu knabbern. Oft kommt es vor, dass sie
erst eine Weile ihre
Köpfchen daran reiben, als ob sie
mit den weichen Grashal-
Foto:
䉷 Aleksey
Kostin, fotolia
men schmusen wollen und schnurren vor
sich hin. Viele Katzen knabbern sehr gern
und auch sehr ausgiebig an den Grashalmen herum, wirklich viel fressen sie aber
nicht davon. Es gibt auch Katzen, die den
Topf oder die Schale nach spätestens
einem Tag als Liegeplatz nutzen, so dass
alle Grashalme ganz plattgelegen sind und
schnell vertrocknen. Andere räumen mit
ihren Pfoten immer wieder gerne das Granulat aus dem Gefäß oder reißen die einzelnen Halme heraus und spielen damit in
der Wohnung herum anstatt es zu fressen.
Es kann auch vorkommen, dass Katzen
sich durch das Gras nicht von den anderen
Zimmerpflanzen fernhalten, sich gar nicht
für das Katzengras interessieren und nur
kurz daran schnuppern. Oft passiert es,
dass Katzen kurz nach dem Verzehr von
Gras erbrechen. Flüssigkeit mit Pflanzenteilen oder sogar Haarballen, die sich im
Magen angesammelt haben, kommen
dann zum Vorschein.
Es ist unbekannt, warum Katzen Gras zu
sich nehmen. Als Erklärung, warum sie
überhaupt Gras fressen, existieren folgende Annahmen: Es wird davon ausgegangen, dass Katzen durch die Aufnahme von
Gras ihre Nahrung ergänzen. Hierbei soll
es sich vor allem um das in Gräsern enthaltene wasserlösliche Vitamin Folsäure
handeln, welches sich nicht in Katzennahrung findet und für die Blutbildung notwendig ist. Dafür spricht, dass Katzen die
Grashalme oft nicht ganz schlucken, sondern einfach nur auf ihnen herum kauen.
Folsäure ist hauptsächlich in pflanzlicher
Nahrung oder in Vitaminzusätzen enthalten.
Weiterhin soll das Fressen von Gras das
Herauswürgen von unverdaulichen Haarbällen erleichtern, die durch die Fellreinigung oder das Fressen von Beutetieren,
wie zum Beispiel Mäusen, in den Verdauungstrakt der Katzen gelangen. Das Fressen von Gras unterstützt die Bindung der
Haare und den Würgvorgang und somit
das Entledigen dieser Haare. Bei den täglichen ausgiebigen Putzstunden, wo Katzen
ihr Fell pflegen und reinigen, bleiben an
der rauen Zunge immer wieder zwangsweise Haare hängen, die heruntergeschluckt werden. Im Magen verklumpen
die Haare mit dem Nahrungsbrei und es
entstehen Haarballen, die im Magen nicht
verdaut werden, sondern auf andere
Weise ausgeschieden werden müssen. Bei
zu vielen Haaren entstehen sehr große
Haarballen, die eine Belastung für Katzen
sein können. Es kann unter Umständen
sogar vorkommen, dass der Magenausgang oder Darm durch einen Haarballen
so verstopft wird, dass ein chirurgischer
Eingriff notwendig ist. Mit dem Fressen
der Grashalme bringen Katzen instinktiv
ihren Körper dazu, sich selbst zu reinigen.
Die Gräser reizen nach der Aufnahme die
Magenschleimhaut, umwickeln die geschluckten Haare und lösen somit ErbrePFOTENHIEB 06/09
17
ernährung
chen aus. Oft erbrechen Katzen die Haare
mit weißlichem Schleim und einigen Grasstückchen oder Haarballen. Auch Haarballen, die sich bereits weiter im Verdauungssystem befinden und nicht mehr erbrochen werden können, hilft das gefressene
Gras. Es dient dann als Ballaststoff und
fördert die Darmbewegung und somit die
Verdauung. Das Erbrechen eines Haarballens ist vollkommen normal und somit
auch kein Grund zur Sorge. Gewöhnlich
ist es jedoch nicht, wenn eine Katze ständig würgt oder sich erbricht. Das hat in
der Regel nichts mit einem Haarballen-Problem zu tun und sollte schnellstmöglich
von einem Tierarzt abgeklärt werden.
Ob Katzen Gras unbedingt als Ergänzung
zur Nahrung brauchen, ist nicht erwiesen.
Aber so manche Katze mag es gerne fressen oder darauf herum zu kauen und
zudem ist das frische Grün auch gesund.
Es ist reich an Feuchtigkeit, enthält Vitamine und Spurenelemente und ist eine Verdauungshilfe. Grundsätzlich sollten Sie bei
Ihrer Katze auf eine ausgewogene Ernährung achten oder unter Umständen ein
Futter geben, das die verschluckten Haare
mit durch den Darm transportiert. Mit diesem Futter bilden sich in der Regel erst gar
keine Haarballen und Ihre Katze braucht
auch kein Katzengras. Außerdem ist es
hilfreich Katzen, insbesondere Langhaarkatzen, in der Übergangszeit vom Herbst
in den Winter und vom Winter ins Frühjahr regelmäßig zu kämmen. Eine Alternative zu frischem Katzengras ist die Gabe
von Katzenmalzpaste bzw. Katzenmaltpaste aus der Tube, die den natürlichen
Abgang verschluckter Haare fördert. Durch
einen hohen Ballaststoffanteil und die Bildung eines Art Gleitfilms im Verdauungstrakt werden einzelne Haare und kleinere
Haarballen auf natürlichem Weg über den
Darm ausgeschieden. Außerdem eignet
sich die Paste auch zur Vorsorge, damit
erst gar keine Haarballen entstehen. Malzpaste besteht hauptsächlich aus Malzextrakt, diversen Ölen und Fetten. Es können
unter den pflanzlichen Nebenerzeugnissen
sowohl wertvolle als auch schwer verdauliche oder sogar allergieauslösende Stoffe
sein. Außerdem ist zu beachten, dass solche Pasten sehr kalorienhaltig sind und
manche Katzen einen etwas weicheren
Kot bekommen. Auch Durchfall kann auftreten, besonders wenn Milchzucker in der
Paste enthalten ist. Um Ihrer Katze zu helfen die geschluckten Haare besser zu verdauen, können Sie auch ab und zu einen
Teelöffel Öl oder Butter über das Futter
geben oder unter das Futter mischen. Das
führt zwar nicht zum Erbrechen der Haarballen, aber erleichtert den Durchgang der
Haare. ■
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PFOTENHIEB 06/09
Tipps ...
• Wenn Sie Katzengras selbst in Schalen
aus Grassamen ziehen wollen, sollten
Sie dafür keine Blumenerde verwenden,
sondern Aufzuchterde, die in Gartencentern erhältlich ist. Befüllen Sie eine
flache Schale mit der Erde, gießen Sie
die Erde und säen Sie die Samen locker
darauf aus. Stellen Sie die Schale an
einen hellen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung. Nach wenigen Tagen fangen die Samen an zu keimen und es
beginnen ganz weiche Grashalme zu
wachsen. Wenn sie etwa 5 cm hoch
sind, sind sie sehr saftig und Sie können sie Ihrer Katze bereits anbieten.
• Sie können auch einen Beutel Haferkörner oder Weizengrassamen aus dem
Reformhaus oder Bioladen kaufen, in
einen Blumentopf oder in eine flache
Schale Erde füllen und eine Handvoll
Körner darauf streuen. Achten Sie darauf, dass Sie ein Gefäß mit einem Loch
im Boden verwenden, damit sich das
Wasser nicht staut. Nach etwa sieben
Tagen kommt der Hafer bzw. Weizen
hervor und ist viel weicher als Katzengras.
• Wenn Sie einen eigenen Garten haben,
können Sie Ihrer Katze regelmäßig ein
Büschel frische lange Grashalme pflükken und diese in Wasser stellen. Eine
andere Alternative ist, dass man einen
etwas größeren Blumentopf nimmt und
im eigenen Garten ein Stück Gras
absticht, was man dann in den Topf
setzt. Das Gras ist meistens sehr widerstandsfähig und bei guter Pflege hält es
einige Monate.
• Wenn Sie Ihrem Stubentiger eine große
Freude machen möchten und genügend Platz in der Wohnung haben,
Fotos: Nicole Kanning
nehmen Sie eine große leere Katzenklo-Unterschale. Befüllen Sie diese mit
Aufzuchterde und kaufen Sie Rollrasen.
Diesen schneiden Sie dann in mehrere
etwa 20 x 20 cm große Stücke, die Sie
eng aneinander geordnet direkt auf die
Aufzuchterde legen. Gießen Sie die
neue kleine Wiese regelmäßig und so
hat auch Ihre Wohnungskatze in ihren
eigenen vier Wänden eine kleine Grasfläche. Sie wird bestimmt gemütlich
darin liegen und an dem frischen Gras
knabbern, wenn ihr danach ist. Sie
können Ihrer Katze auch mit Katzengras ein richtiges Beet anlegen. Kaufen
Sie dafür sechs bis zehn Stück und
pflanzen Sie diese in eine große vierekkige Kiste oder in eine leere KatzenkloUnterschale.
katzenleben
Wohnungskatzen
beschäftigen
Katzen brauchen neben Futter und
Schlaf zum Leben auch Bewegung und
Beschäftigung für ihr schlaues Köpfchen. Gerade unsere Mitbewohner mit
Ausgehverbot sollten genügend Möglichkeiten haben, sich die Langeweile zu
vertreiben, Neues zu lernen und Fit zu
bleiben. Das geht mit Herr- oder Frauchens Hilfe auf vielerlei Arten. Über das
Thema „Wie beschäftige ich meine
Katze?“ gibt es mehrere gute und
umfangreiche Bücher. Wir wollen hier
einen Überblick zum Thema geben und
zum kreativen Denken anregen.
Frische Luft tut gut.
von Susann Burghardt
Grundsätzlich ist es für reine Wohnungskatzen in Gesellschaft immer leichter. Zwei
Katzen machen nicht viel mehr Arbeit als
eine und können auch länger einmal
alleingelassen werden. Sie verstehen sich
in Umgang, Verständigung und Spiel
anders, als der Mensch und die Katze.
Doch auch wenn sich mehrere Katzen miteinander beschäftigen können, reicht das
nicht allein aus. Wichtig ist das Spiel mit
dem Menschen – und dabei Abwechslung
und Kreativität. Mit fünf Minuten Spielmaus hinlegen ist das nicht getan.
Die katzengerechte Umgebung
Zieht eine Katze ein, kommt sie nicht
allein. Mit ihr kommen Kratzbaum, Katzentoilette, Näpfe und Schlafkörbchen ins
Haus. Diese Habseligkeiten kann man aber
noch etwas aufstocken. Katzen kratzen oft
und gern, das ist ein natürlicher Drang
und dient dazu, die Krallen in Form zu halten und das Revier zu markieren. Stellen
Sie also ruhig an mehreren Stellen in der
Wohnung Kratzmöglichkeiten auf, ob es
Kratzbäume in den unterschiedlichsten
Foto: Gomez Ringe
Größen sind, Kratzbretter, -tonnen und
Sisalspielzeug oder naturbelassenes Holz.
Katzen lieben hohe Aussichtsplätze, um
alles im Blick zu haben. Das kann einerseits der Kratzbaum sein, andererseits werden auch Schränke oder Regalbretter gerne
angenommen Manche Katzenbesitzer
erschaffen einen regelrechten LaufbretterWohnungs-Rundgang für ihre Katzen an
der Wand, z.B. auf www.catshouse.com zu
sehen. Eine Katzenleiter oder ein dekorativer Sisalteppich an der Wand daneben helfen beim Aufstieg und lenken die Aufmerksamkeit von Möbeln, die lieber nicht
bestiegen werden sollen.
Sind die Krallen geschärft und die Umgebung genügend überblickt, zieht sich der
kleine Tiger auch gerne mal zurück. In das
Körbchen, auf ein Kissen, das Sofa, Bett
oder an Orte, die niemand so schnell herausfinden kann. Katzen lieben es, wenn
sie verschiedene Versteck- und Ruheplätze
haben – das kann ein kleines Tierzelt sein,
ein Schränkchen mit Zutrittsgenehmigung,
Tunnel, Tonnen und vor allem Kartons!
Einfache Pappkisten können für Ihre Katze
das Paradies bedeuten und sind für Sie
einfach zu be- und entsorgen. Beim nächsten Gang in den Supermarkt einfach mal
einen Karton mitnehmen, einige Löcher
und Eingänge hinein schneiden oder ihn
mit Knüllpapier füllen. Ihre Katzen werden
Foto: 䉷 Raphael Goetter, fotolia
PFOTENHIEB 06/09
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katzenleben
es Ihnen danken und sich ausgiebig mit
dem Mitbringsel beschäftigen. Für eine
Weile zumindest. Dann fliegt der Karton
eben wieder weg bis einem ein neuer in
die Hände fällt. Kartons kann man natürlich auch verschönern, indem man sie bunt
bemalt oder beklebt.
Abgesehen davon ist es nicht nötig, ständig alles zur Verfügung zu stellen. Katzen
suchen sich phasenweise ihre Lieblingsmöbel aus – dann kann anderes erst einmal
weggeräumt werden und sorgt dafür später wieder für neue Eroberungsfeldzüge
und Freude.
Besonders schön und auch wichtig für
Katzen ist ab und an etwas Frischluft. Das
kann schon ein Fenster mit Netz und am
besten mit einem Fensterbrett bedeuten,
noch besser natürlich ein Balkon oder eine
Terrasse. Sicherheit geht hier natürlich vor:
Mit Gittern oder speziellen Netzen verhindert man gefährliches Fallen. Auf Terrassen
und Balkonen lassen sich auch wunderbar
Katzenträume integrieren, vielleicht sogar
eine selbstgebaute Aussichtsplattform aus
echten Holzstämmen zum Vögel beobachten, eine Höhle/Hütte, die vor dem ungemütlichen Wetter schützt oder ein Fleckchen Gras zum knabbern und hineinlegen.
Optimal ist ein gesicherter Garten, hier
dürfte es dem Katzenherz an nichts fehlen.
Spiele mit dem Menschen
All diese Dinge müssen eine Wohnung/ein
Haus nicht weniger aufgeräumt oder
gemütlich erscheinen lassen, denn inzwischen gibt es so schöne, moderne oder
unauffällige Modelle aller Art in allen Farben und Formen, dass das Katzenequipment eher eine Verschönerung ist. Manche
Möbel sind sogar als normal „Menschenmöbelstücke“ getarnt oder dienen auch
anderen Zwecken, z.B. als Hocker, Ablage
oder Blumenkübel (Katzentoiletten:
www.petsbestproducts.com/catshome.htm)
Die liebsten Spiele sind der Katze die mit
ihrem Menschen. So wird die Bindung
gefestigt und man erfährt so einiges über
einander. Setzen Sie sich einfach mal eine
zeitlang zu Ihrer Katze auf den Teppich
und beobachten sie, probieren das ein
oder andere Spielzeug aus und sehen,
worauf sie reagiert und was ihr Spaß
macht. Oft zeigt Ihnen die Katze dann
auch von ganz allein, worauf sie Lust hat.
Möchte sie nur gekrault werden oder
stubst sie Sie zum Spielen an, bringt sie
sogar ein Spielzeug oder fischt nach der
Kordel Ihres Pullovers? Beschäftigen Sie
sich am besten zwei- bis dreimal am Tag
mit Ihrem Tiger für einige Minuten, achten
dabei aber darauf, Ihre Hände nicht als
Spielzeug einzusetzen und auf Kondition
und Lust Ihres Spielpartners. Und lassen
Sie die Katze am Ende immer gewinnen…
Sehr gut kommen meistens Federwedel
oder Spielangeln an. Die Federn, Bällchen
oder Bänder, die daran angebracht sind,
simulieren durch die Bewegungen und
Geräusche ein Beutetier. Auch hier zeigt
die Reaktion des Jägers, ob er das schnelle
Spiel bevorzugt oder sich lieber langsam
anschleicht. Lässt man einen Wedel unter
Wohnungskatzen kann es leicht langweilig werden.
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PFOTENHIEB 06/09
einer dünnen Decke oder unter einer Zeitung hin- und her wandern, ist eigentlich
jede Katze begeistert. Das funktioniert
auch prima mit einer Spielmaus am Faden.
In Handel gibt es natürlich diverse Spielzeuge für Katzen. Hier heißt es ausprobieren oder sich gleich daran machen, selbst
etwas zu basteln. Das schont den Geldbeutel und gefällt der Miez genauso gut.
Aus Stoff lassen sich einfach Bälle, Kissen
oder Mäuse nähen, die mit ein bisschen
Katzenminze oder Baldrian noch interessanter wirken. Geknülltes Papier oder Alufolie kann genauso das neue Lieblingsspielzeug werden wie ein Stück Paketband
oder ein Weinkorken.
Viele Katzen mögen auch Versteck- und
Fangspiele. Das Herrchen versteckt sich
und lockt die Katze. Wenn sie kommt,
wird sie mit Worten oder Leckerli belohnt.
Dann kann man sie ein bisschen scheuchen und so tun, als ob man sie sucht und
schließlich findet. Nun geht es von vorn
los. Viele Katzen begreifen schnell, worum
es geht und haben großen Spaß dabei.
Auch ein Katzenlicht (Vorsicht im Umgang
mit Lasern, der Strahl darf nicht auf die
Augen treffen) kann Freude machen,
kaum eine Katze kann dem kleinen roten
Punkt widerstehen, wenn er herum flitzt.
Am Ende des Spiels aber unbedingt darauf
achten, dass die Katze auch tatsächlich
etwas fängt und nicht enttäuscht wird.
Man kann den Strahl dann auf ein Spielzeug oder Leckerchen richten. Noch eine
Möglichkeit wäre, der Katze leichte Bällchen zuzuwerfen, nach denen sie springt
und sie fängt oder die sie nur zurück-
Foto: Nadine Müller, www.catpassion.ch
katzenleben
Für das Futter arbeiten
Schnell und günstig selbst gebastelt.
schlägt. Viele Katzen apportieren sogar
kleine Gegenstände.
Clever und Fit durch den Alltag
Für Zwischendurch und damit die Katze
überhaupt beschäftigt ist und fit bleibt,
gibt es noch einige Kniffe. Hängen Sie
eine Art Mobile aus Spielzeug auf oder
verstecken Sie kleine interessante Gegenstände in Kisten nach denen gepfotelt
werden kann, stellen Sie flache Behälter
mit Wasser oder direkt Katzenbrunnen
auf, in denen auch einmal etwas
schwimmt. Bauen Sie Kartons oder Kissenburgen im Raum oder im Türrahmen auf,
über die die Katze springen muss bzw.
durch die sie sich erst hindurcharbeiten
muss, bevor sie an ihr Ziel kommt (soweit
Ihre eigene Geduld das zulässt). Ein Parcours aus Brettern, Leitern, Seilen, Röhren,
Stühlen und ähnlichem regt zum Klettern
an, besonders wenn die Katze mit einer
Belohnung gelockt wird. Wenn regelmäßig
die gleichen Übungen wiederholt werden,
prägt sich die Katze das ein und es können richtige „Kunststückchen“ eingeübt
werden. Ähnliches funktioniert auch mit
dem Clicker. Das Prinzip, das vor allem von
vielen Hundebesitzern schon angewandt
wird, ist recht einfach: Zuerst wird die
Katze konditioniert, das heißt sie muss das
Klick-Geräusch mit einer Belohnung verbinden (z.B. Leckerli). Hat sie begriffen,
dass Klick = Belohnung bedeutet, geht
man einen Schritt weiter und belohnt
gewünschtes Verhalten wie Hinsetzen oder
auf den Stuhl springen genau in dem
Moment mit einem Clickern und dem Lekkerli. So verbindet sie ihre Tat mit der
Belohnung und weiß, wann sie etwas richtig macht. Mit der Zeit kann man so
Übungen einstudieren und die Katze sinnvoll beschäftigen, denn meist macht Katzen das Clickern großen Spaß und kann
helfen, überschüssige Energien und Langeweile durch Konzentration abzubauen. Für
solche Lernspiele muss man die Katzen
meist separieren.
Selbst die faulste
Katze kann man
meist mit einer
leckeren Belohnung aus der
Reserve locken.
Da gibt es ganz
verschiedene
Möglichkeiten.
Zum einen im
Bezug auf die
Belohnung: hier
kann einfach Trockenfutter verwendet werden, (möglichst zucker- und
getreidearme) handelsübliche
Leckerlis oder Selbstgemachtes wie
getrocknetes Fleisch. Zum anderen gibt es
verschiedene Methoden. Die einfachste ist
sicher, sich ein paar Bröckchen zu nehmen
und diese im Beisein der Katze quer durch
die Wohnung zu werfen. In die Ecken, auf
den Kratzbaum, unter das Sofa – Ihre
Katze wird begeistert hinterher stürmen
und sich ihre „Beute“ fangen. So bewegt
sie sich und wird dafür belohnt. Man kann
die Belohnung auch in einer Kiste mit
geknülltem Zeitungspapier oder an verschiedenen und mit der Zeit schwieriger
werdenden Orten verstecken und die
Katze dann in Ruhe suchen lassen, das
schult Geruchs-, Orientierungs- und Tastsinn und lässt die Katze die vertraute
Umgebung mit anderen Augen sehen.
Wem das auch zu einfach wird, der kann
auf Fummelbretter (www.katzenfummelbrett.ch), Futterufos (www.teichmann-katzenpsychologie.de/view_therapiespiel-
zeug.htm) und andere Spielzeuge wie den
Snackball zurückgreifen, bei denen die
Katze ihr Köpfchen anstrengen und ein
bisschen herumtüfteln muss, bis sie an ihre
Beute kommt. In der Natur legt sich die
Maus ja auch nicht direkt vor die Füße der
Miez und sagt: „Friss mich.“ Besorgen Sie
sich doch zum Beispiel eine Plastikflasche,
füllen einige Bröckchen hinein und hängen
sie mit Gummis an den Kratzbaum, sodass
sich die Flasche beim Anstupsen mit der
Pfote dreht und die Stückchen heraus- und
den Kratzbaum herunter fallen.
Katze allein zu Haus
Leider, aber unvermeidlich kommt es vor,
dass die Katze allein zu Hause bleibt. Eine
zeitlang wird sie ihren gewohnten Wegen
nachgehen, aber irgendwann wird es auch
ihr langweilig werden. Bereitgelegtes Spielzeug ist da natürlich schön, besonders
wenn es eine Weile nicht zur Verfügung
stand, aber auch nicht ewig interessant. Es
ist also wichtig, sich zusätzlich etwas auszudenken, damit die Miez Beschäftigung
hat. Eine Möglichkeit wäre, Leckerlis oder
Trockenfutterbröckchen zu verstecken, wie
schon vorher erwähnt. Dann kann die
Katze während Ihrer Abwesenheit auf
Schatzsuche gehen. Spielzeug oder Kratzbaum mit Catnip oder Baldrian zu präparieren, kommt meist auch gut an. Überraschend wären für die Katze speziell bereitgestellte Dinge, die sich auch plötzlich
einmal bewegen können. Ein Tischtennisball oder Flummi in einer flachen Wasserschale, der Badewanne oder auf dem Türrahmen – die Katze läuft durch die Tür,
der Ball fällt herunter und hopst umher. Es
gibt auch aufziehbare oder gar elektronische Spielzeuge, bei denen sich eine
„Beute“ auf Knopfdruck bewegt, diese
kann man oft mit einem Timer einstellen.
Es kommt auch gut an, kleine Veränderungen zu schaffen, bevor man geht. Vielleicht eine Papiertüte (ohne Henkel!) oder
ein paar Spielzeuge an ungewöhnliche
Orte legen, mal eine Schranktüre offen lassen, einen Karton mit raschelndem Papier
bereitstellen oder mit einem Stuhl und
einer Decke eine Höhle bauen. Dabei aber
immer an die Sicherheit der Katzen denken!
Wenn Sie dann zurück nach Hause kommen, ist die Freude groß, besonders wenn
hin und wieder ein kleines Geschenk aus
der Natur für die Katze mitgebracht wird:
ein bisschen Herbstlaub, ein Stein, eine
Blume, ein kleiner Ast… ■
Foto: Nadine Müller
PFOTENHIEB 06/09
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katzenleben
Buchtipps ...
• Götz, Eva-Maria:
Wohnen mit Katze.
Geschmackvoll. Kuschelig. Praktisch.
• Schroll, Sabine:
Miez, Miez, na komm! Artgerechte
Katzenhaltung in der Wohnung
• Jackie Strachan: 50 Spiele
für aufgeweckte Katzen
• Gabriele Linke-Grün: Katzen-Spiele
pfiffig, spaßig, spannend
• Martina Braun:
Clickertraining für Katzen
Nicht vergessen, die Henkel zu entfernen!
Gerhild Tieger
Sind Katzen eifersüchtig?
Buchempfehlung...
Hardcover
160 Seiten
Edition Tieger im Autorenhaus Verlag
ISBN: 978-3866710498
Preis: 12,80 EUR
Sind Katzen eifersüchtig? Können sie Szenen machen? „Sind Katzen eifersüchtig“
von Gerhild Tieger stellt unkonventionelle
Fragen rund um die Katze. Teil humorvolle
und originelle, teils ernsthafte Antworten
geben Informationen über Gesundheit,
Ernährung, Liebe und Beziehung – dabei
geht Frau Tieger auch auf ernsthafte Themen wie „Müssen Katzen töten?“ oder
„Was, wenn meine Nachbarn keine Katzen
mögen?“ ein. Den Anspruch, ein vollständiger Ratgeber rund um die Katze zu sein,
hegt „Sind Katzen eifersüchtig“ aber nicht
– darum stehen Fragen wie „Sind Katzen
treu?“ und „Lieben Katzen Frauen mehr?“
im Zentrum des Buches.
22
PFOTENHIEB 06/09
Foto: Gomez Ringe
Durch das Coverbild einer hellen Katze
mit rotem Schuh auf fliederfarbenem Hintergrund scheint sich das Buch vorwiegend
an Frauen zwischen 20 und 40 zu richten.
Die meisten Männer würden das Werk
wohl im Bücherregal stehen lassen – schade, denn die kurzen humorvollen Texte
werden auch dem nicht-weiblichen Katzenfreund ein Lächeln auf das Gesicht
zaubern und ihm helfen, seinen Sofatiger
ein Stück besser zu verstehen.
„Sind Katzen eifersüchtig“ ist so zwar kein
Grundlagenbuch für angehende Katzenbesitzer, dafür aber eine unterhaltsame Lektüre für alle Katzenfreunde! Auf Seite 100
im Kapitel „Welche Tierfreunde haben Katzen“ findet sich sogar ein Verweis auf
einen Eintrag im Pfotenhieb-Blog über
Haflinger Sveni und seine „kätzischen“
Freunde…
E
katzenleben
Katzenzucht
„Was…
so teuer?“
Wenn man als Katzenliebhaber mit
dem Gedanken spielt, einem Stubentiger ein Zuhause zu geben,
stellt sich anfangs stets die Frage:
Was möchte ich, eine normale
Hauskatze oder eine Rassekatze?
Beides, Hauskatzen als auch Rassekatzen haben ihren Reiz. Entscheidet man sich aber zum Kauf einer
Rassekatze bekommt man durch
Inserate in Fachzeitschriften und
Besuchen auf Katzenaustellungen
in Kontakt mit Züchtern verschiedener Katzenrassen – und oft steht
am Ende eines Verkaufsgesprächs
die Frage: “Warum sind Rassekatzen so teuer?“
von Barbara Müller
Foto: Nadine Müller
www.catpassion.ch
Seltene Rassen wie die
Savannah sind besonders
kostspielig.
PFOTENHIEB 06/09
23
katzenleben
Ich persönlich habe meine ehemaligen
Hauskatzen geschenkt bekommen, sie
waren weitestgehend gesund, zwar nicht
geimpft und entwurmt, aber das konnte
ich ja selber erledigen. Die Katzen hatten
keinen Stammbaum – aber was sollte ich
auch damit, ich wollte ja nicht züchten! So
waren zumindest meine ersten Gedanken.
Doch nicht immer läuft es so reibungslos
ab. Ich hatte wirklich großes Glück mit
meinen normalen Stubentigern, denn man
kann auch ganz schön auf die Nase fallen!
Nun, da ich selber über fünf Jahre Zuchterfahrung habe, möchte ich etwas mit den
Vorurteilen gegenüber den Züchtern aufräumen und den Preis einer Rassekatze
erklären. Zu allererst will ich das Wichtigste klarstellen, „Nein, ein seriöser Züchter
verdient sich keine goldene Nase!“
Wenn man sich mit dem Gedanken
beschäftigt zu züchten, gibt es sehr viel zu
beachten. Der Anfang wird mit dem Kauf
eines Zuchttieres – mit Stammbaum – bei
einem seriösen Züchter gemacht. Ein
Zuchttier ist in der Regel teurer als ein
Liebhabertier. Das kommt daher, dass
Zuchttiere dem Rassestandard sehr nahe
kommen sollen, also für die jeweilige
Rasse sehr typvoll sind und möglichst
wenige Fehler haben dürfen. Also sind es
in der Regel nur die besten Tiere, die in die
Zucht gehen.
Desweiteren „kauft“ man mit einem
Zuchttier auch die Hilfe und das Wissen
des Züchters mit ein. Ein guter Züchter
unterstützt einen Käufer bei seinen Fragen
und Problemen. Das hat seinen Preis: Ein
Zuchttier kostet im Durchschnitt etwa 700
bis 800 Euro. Bei manchen Rassen sind
noch einige Hundert Euro mehr zu bezahlen, gegebenenfalls gehen die Preise sogar
bis zur Höhe einiger Tausend Euro.
keine Möglichkeit einen eigenen Kater zu
halten, lässt man seine Katze „fremddecken“, das heißt man nutzt den Kater eines
anderen Züchters, wenn dieser Fremddekkungen anbietet. So eine Fremddeckung
kostet etwa genauso viel, wie Sie als Katzenliebhaber für ein Kitten ausgeben.
Meist wohnt der Züchter, der die Fremddeckung anbietet, nicht gleich „ums Eck“
und man muss gegebenenfalls eine Anreise von ein paar Stunden in Kauf nehmen,
manchmal sogar bis ins Ausland. Um eine
Fremddeckung in Anspruch nehmen zu
können, sind zudem einige Gesundheitstests für Katze und Kater erforderlich,
damit die Übertragung von etwaigen
Krankheiten weitgehend ausgeschlossen
werden kann. Auch die eigene Katze sollte, wenn möglich, auf genetische Defekte
getestet werden. Wichtig sind Tests für
Herz, Nieren, Skelettprobleme und verschiedene ansteckende Krankheiten, wie
zum Beispiel: HCM. PKD, HD-Röntgenuntersuchung, FeLV und einige andere.
Geht alles glatt und die Katze hat erfolgreich die Hochzeit mit dem Kater gefeiert,
steht nach etwa 63 Tagen der Geburtstermin an. Da die Mutterkatze sehr instinktsicher ist, ist nur in wenigen Fällen mit
Geburtskomplikationen zu rechnen. Aber
es ist nicht auszuschließen. So kann es vorkommen, dass ein Kitten falsch liegt und
den Geburtskanal versperrt, die Mutterkatze zu wenig oder keine Wehen hat, ein
Kitten nach der Geburt nicht kräftig genug
ist, um selbstständig zu atmen oder zu
trinken, oder in irgendeiner anderen Form
behindert sein kann…
Das alles sind Probleme bei denen der
Weg zum Tierarzt unvermeidbar ist. Natürlich findet solch eine komplizierte Geburt
mitten in der Nacht und dazu noch am
Wochenende statt…
Aber meistens geht ja alles gut und man
freut sich mit der Katzenmama zusammen
über die Geburt der kleinen Fellnasen, die
zufrieden an der Milchbar nuckeln.
Eine Vorstellung beim Tierarzt in den
ersten Lebenstagen ist sinnvoll, um einfach
sicher zu gehen, dass mit den Kleinen alles
in Ordnung ist. Damit die Mutterkatze
genügend Milch produzieren kann, ist
zudem eine besonders hochwertige Ernährung von Nöten. Sie bekommt mehr Futter
als sonst, weil sie ja ebenfalls hungrige
Mäuler zu stopfen hat.
Die ersten drei Wochen verlaufen noch
sehr ruhig, die Mama liegt mit den Kindern in der Wurfkiste und betreut sie rund
um die Uhr. Glauben Sie aber nicht, dass
Mama ALLES alleine macht. Man muss
auch die Babies betreuen, sie täglich wiegen, Nabel kontrollieren, Augen kontrollieren und sicher gehen, dass die Mutterkatze auch alle gut versorgt. Eine mehrfache,
tägliche Betreuung während der kompletten Aufzuchtzeit mit Spiel- und Schmusestunden mit den kleinen Rackern ist sehr
wichtig, da sie bestens sozialisiert werden
müssen.
Nach und nach fangen die ersten Ausflüge
der Kleinen in die nähere Umgebung an.
Man muss für die erste Zeit einen Kittenlaufstall aufstellen, damit die Kleinen in
der großen, weiten Welt des Zimmers
nicht verloren gehen und immer wieder
zurück zur Mama finden. Das Interesse an
Spielzeug wird geweckt und es wird nach
Bällchen, Federwedeln und verschiedensten Spielsachen gejagt und auch „erlegt“,
sprich das Spielzeug geht auch sehr oft
kaputt.
Mit etwa fünf Wochen fangen die Minis
langsam an, feste Nahrung zu fressen.
Hat man nun ein Zuchttier erworben,
muss man einem Katzenverein beitreten,
damit man für seinen späteren Nachwuchs
Stammbäume beantragen kann. Nur ein
Stammbaum garantiert dem späteren Kittenkäufer die Rassereinheit. Genauso sinnvoll ist es, mit seinem Kätzchen die eine
oder andere Katzenausstellung zu besuchen und seine Katze von verschiedenen
Richtern bewerten zu lassen, ob dieses Tier
auch dem internationalen Rassestandard
entspricht. Jetzt hat der Züchter ja nicht
nur eine Katze... Also sind wenigstens die
Ausgaben für zwei oder mehr Katzen
und/oder Katzen und Kater einzukalkulieren.
Es gibt Züchter, die keine Möglichkeit
haben einen eigenen, potenten Kater zu
halten. Potente Kater markieren wenn sie
die Geschlechtsreife erreichen ihr „Revier“,
sprich die Wohnung oder das eventuell
vorhandene separate Zimmer. Hat man
24
PFOTENHIEB 06/09
Foto: D. Schnarwiler
www.haustierfotografie.ch
katzenleben
gelaufen, man hatte keinen Kaiserschnitt,
man hat keine neue Zuchtkatze gekauft,
was hier und da unabdingbar ist, weil
auch mal frisches Blut in die Zucht kommen muss, hat man sicherlich auch mal
ein paar Euro Plus gemacht. Allerdings stehen dann wieder ein neuer Kratzbaum an
oder sonstige Neuanschaffungen für die
Katzen, die den „Verdienst“ wieder verschlingen. Am Ende des Jahres ist man mit
viel Glück bei “plus minus Null“.
Foto: Nadine Müller
Viel Liebe, Mühe und Geld sind nötig, bis aus ihnen große und starke Katzen
werden.
Auch hier muss auf eine ausgewogene
und hochwertige Ernährung geachtet werden, da das Wachstum viel Energie fordert. Mit der Umstellung auf festes Futter
wird auch die Katzentoilette für die Kleinen wichtig. Sie lernen von der Mutter die
richtige und regelmäßige Benutzung.
Anfangs ist nur hier und da ein Urinpfützchen und Kothäufchen in der Toilette, aber
es steigert sich, da Mama die Kleinen nicht
mehr säubert. Jeden Tag fressen die Kleinen mehr Futter, was hinten wieder raus
kommt. Mit der achten Woche stehen die
ersten Impfungen an und jedes Kitten
muss geimpft und zwischendurch auch
immer wieder entwurmt werden. Nach
weiteren vier Wochen ist die Nachimpfung
erforderlich.
Mit acht bis zehn Wochen fangen die Kleinen also an, den Züchter wirklich richtig
Geld zu kosten. Durch die Impfungen,
nochmalige Tierarztvorstellung, Gesundheitsvorsorge, Microchip und Unmengen
von Futter und Streu. Ab der zwölften bis
dreizehnten Woche macht man sich bereit
an den Abschied der kleinen Schätzchen
zu denken… Manche Züchter lassen ihre
Kitten zuvor zusätzlich frühkastrieren. Ein
abschließenden Check beim Tierarzt und
ein Gesundheitszeugnis für jedes Kitten
sind obligatorisch, damit die zukünftigen
Besitzer sicher gehen können, dass ein
gesundes Katzenkind bei ihnen einzieht.
Die letzten dreieinhalb Monate lässt man
noch einmal Revue passieren. Was ist alles
geschehen und wie viel Freude hat die
Aufzucht gemacht, aber auch wie viel Zeit,
Geld und eventuell schlaflose Nächte hat
man verbracht. Man hat gebangt, dass
alles gut verläuft, hat leider auch hier und
da schmerzliche Verluste erlitten, da nicht
immer Gesundheit und Freude garantiert
sind. Man kann als Züchter leider auch viel
Leid erleben, sei es durch das Sterben
eines Kittens oder gar der Mama bei der
Geburt und man muss die Winzlinge selber per Hand aufziehen. Kitten können
krank werden und man ist täglich beim
Tierarzt, damit sie überleben. Die Betreuung der Katzen und des Nachwuchses
kostet einen so auch sehr viel Zeit. Wenn
man berufstätig ist, muss man sich Urlaub
nehmen, um alles am Anfang überwachen
zu können. Sollten sich zwischendurch
Probleme einstellen, muss man sogar
unbezahlten Urlaub einplanen. Man muss
Kilos von Futter und Katzenstreu be- und
entsorgen. Man muss Inserate schalten
und Zeit aufbringen, damit die Kitteninteressenten zu Besuch kommen können, oft
auch mehrmals und meist am Wochenende. Man hat als Züchter öfter zu renovieren, da man den Kitten erst beibringen
muss, dass sie nicht an Tapete und Mobiliar kratzen dürfen, und das „Geschäfte“
bitte in der Toilette erledigt werden und
nicht genau daneben.
All diese Sachen sollte man als Kitteninteressent bei den Überlegungen zum Kauf
eines Rassekätzchens mit einbeziehen. Als
Liebhaber sieht man beim Züchter nur die
kleinen, unheimlich süßen Fellknäul herum
flitzen und ist verzaubert. Wie viel Geld,
Zeit, Mühe, Geduld und Schlafentzug ein
Züchter in seine Zucht investiert, sehen Sie
nicht und er wird Ihnen das auch nicht
vorrechnen wollen, da er, wie ein Künstler
seine Zucht um der Zucht willen betreibt.
Des Künstlers Erfolg ist der Applaus; des
Züchters Erfolg sind die glänzenden Augen
der Kitteninteressenten.
Es ist die Bestätigung, dass doch viele
Leute die Mühen honorieren und sich
nicht wundern: „Was... so teuer??? ■
Alles zusammen gerechnet „lohnt“ sich
die Katzenzucht also nicht... Zumindest
nicht finanziell. Man bekommt durch den
Verkauf der Kitten nur einen Teil der
Kosten zurück, die man im Laufe der Zeit
in die Zucht investiert hat. Aber mit Sicherheit kann ich sagen, es ist eins der schönsten Hobbys, die man betreiben kann.
Sieht man die kleinen Racker heranwachsen, braucht man keinen Fernseher, denn
kein Krimi ist so spannend, keine Komödie
so lustig und keine Dokumentation so
interessant wie die Entwicklung der kleinen Samtpfoten.
Sollte man in einem Jahr mehrere Würfe
mit verschiedenen Kätzinnen haben, die
viele, gesunde Kitten werfen, alles ist glatt
Foto: Nadine Müller
www.catpassion.ch
PFOTENHIEB 06/09
25
buntes
Zu Haus’ bei Katzen
Wer ein Tier in sein Heim aufnimmt, muss sich auf Veränderungen ein- und umstellen. Eine Katzen-Mensch-Lebensgemeinschaft
wird nie langweilig und sorgt täglich für neue Überraschungen.
Annette Behr, Berlin
Foto: T. M. Müller, pixelio.de
„In jedem Anfang wohnt ein Zauber
inne“, schrieb Hermann Hesse poetisch.
Alle Freunde und Bekannte prophezeiten
mir ganz pragmatisch, dass unser Katzenzuwachs die Herrschaft über mein Heim
übernehmen wird. Nach anfänglichem vorsichtigen Beschnuppern von Mensch und
Katze begann das aktive sich angleichen.
Die beiden Katzenschwestern Paula & Lilly
verloren schnell ihre Scheu, fanden sofort
das Fressen, Katzenklo und den schönsten
Platz des Refugiums: Mein Bett. Dort
thronten sie fortan auf ihrem weichen Katzenkissen.
Wir hatten für alles primär lebensnotwendige gesorgt. Damit sie sich nicht langweilten und sich so richtig wohlfühlen, kauften wir den Samtpfoten noch einen schikken und komfortablen Kratzbaum. Schon
während des Zusammenbauens nahmen
die beiden Katzendamen auf den Kuschelteilen Platz oder wälzten sich auf Tüten
und Papier herum. Dankbar über den fertigen tollen Baum, wetzen sie ihre Krallen,
toben von Ebene zu Ebene, um sich dann
irgendwann majestätisch dekorativ auf der
Kuschelplattform niederzulassen.
Anfänglich war ich noch sehr konsequent
in der Umsetzung meiner pädagogischen
Leitlinie: „Die Katzen dürfen nicht auf den
Tisch und keinesfalls auf die Küchenarbeitsplatte“, gab ich Anweisung. Eigentlich halten sich die Katzen meistens daran,
obwohl sie mir sehr gerne beim Kochen in
die Töpfe schauen.
26
06/09
PFOTENHIEB 05/09
Wenn ich allerdings am Küchentisch
Schreibarbeiten verrichte, kommt Katze
Lilly und wirft sich inbrünstig mitten auf
die Papiere. Egal, ob Steuer- oder Rechnungsbescheid, sie gurrt und kuschelt sich
so lange an die Papiere, bis sie meine vollständige Aufmerksamkeit erregt. „Das ist
doch ein Tisch“, sage ich dann wohlwollend erziehend zu ihr. Darüber freut sich
die Katze so sehr, dass sie sich noch länger
streckt und mir ihr Köpfchen zum Schmusen reicht. „Ach ja“, seufze ich dann und
nehme das schmusige Tier in die Arme.
Dann kuscheln wir ausgiebig, bevor ich
den Steuerberater anrufe.
Sie ist schon eine merkwürdige Angelegenheit, die Kommunikation mit Katzen.
Besonders für Außenstehende. Früher fand
auch ich es befremdlich, wie meine Freundin mit ihren Katzen spricht:
„Ja, wo ist denn mein Bobbelino, haben
wir denn schon Fresschen gehabt?“
Meine Tochter und ich haben eine eigene
Sprachform, das „Katzenbabykinderkaudawelsch“, entwickelt.
Ich erinnere mich, dass ich früher meine
kleine Tochter mit verschiedensten Beinamen betitelte. Auch die Katzen haben
Kosenamen. Die äußerst verschmuste Lilly
wird von mir mit zahlreichen Wortschöpfungen wie: „Lillerchen, Schnuddelchen,
Reh- oder und Haselein“ umgarnt. Haselein erklärt sich aus Lillys Angewohnheit
sich langgestreckt in meinen Armen dem
Kraulen hinzugeben. Wie ein Hase eben,
weich und puschelig.
Sie streckt dann alle Viere von sich, blinzelt
verführerisch mit den Augen und schnurrt
mir laut ins Ohr. Manchmal spricht sie
dann sogar mit mir. Ein kurzes liebevolles
Maunzen oder ein leises wohliges Gurren
zeigt Lillys Wohlwollen über die sanfte
Ansprache. Paula hingegen ist besonders
„anfällig“ für die präziseren Ansagen.
„Paula fressen“ oder „komm Paulachen“
reichen ihr vollkommen. Die etwas „sachlichere“ Paula hat sich meine pubertierende
Tochter als „ihren Menschen“ erwählt. Die
beiden haben durchaus ähnliche Charaktereigenschaften. Beide fressen/essen
unheimlich gern und wollen meistens in
Ruhe gelassen werden.
Ich habe Ruhephasen nur, wenn die Katzen sich auch dazu entschließen. Für Lilly
ist die Nachtruhe gegen vier Uhr morgens
beendet. Umtriebig springt sie dann aufs
Regal oder jagt ihre Schwester vom Kissen
durch die Wohnung, über Tische und
Stühle. Dabei rennen die beiden gerne
über meinen italienischen Couchüberwurf.
Zuerst habe ich noch versucht die kleinen
Löcher und Dreiangel, die die scharfen
Krallen in das kostbare Material gerissen
hatten, zu nähen. Dann wurden es zu
viele. Ich kaufte kleine goldene Sternchen
zum Aufbügeln. In den leicht glitzernden
Gestirnen sahen die beiden Rennkatzen
eine neue Herausforderung. Bis auf einen,
haben sie alle Sterne wieder „abgesammelt“. Die Restaurierung der Decke habe
ich vorerst aufgegeben.
buntes
Claire und Christian Gaudin
Buchempfehlung...
Schöner Schnurren –
Survivaltricks von Katzen
für Herrchen und Frauchen
Reichel Verlag, Oktober 2008
46 Seiten, gebunden
12,95 EUR
ISBN 978-3926388940
Wohlfühlen und Entspannen – wer besitzt
wohl mehr Übung in diesen Disziplinen als
die Katze? Haben die Samtpfoten ihre
Herrchen und Frauchen schon im vorhergehenden Band die Kunst der absoluten
Erholung durch Massage gelehrt, so setzen
sie nun noch eins drauf: In „Schöner
Schnurren“ geben sie ihren gestressten
Dosenöffnern Tipps, wie sie sich auch im
Alltag immer frisch und ausgeruht fühlen.
Vom ersten Tatzenrecken am Morgen bis
zum letzten Schnurren am Abend – Katzen wissen einfach wie sie es sich am
besten gut gehen lassen. Die witzig verpackten und gleichzeitig hilfreichen Wohlfühltipps reichen vom energetischen
Power-Frühstück über die 3-Minuten-Siesta
bis hin zum Zehentanz. Neben den kurzen
Übungen, die sich leicht in den hektischen
Dosenöffneralltag einbauen lassen, lassen
auch kluge Katzenweisheiten und Sprichwörter nicht auf sich warten: „Alle Menschen besitzen eine Uhr, nur Zeit haben sie
keine.“ Zahlreichen Illustrationen laden
zum Schmunzeln ein.
Dieses vergnügliche Buch eignet sich
besonders gut für den gestressten Dosenöffner, aber auch alle Nichtkatzenhalter
werden ihre Freude daran haben. Einer
kleiner Tipp noch am Rande: Auch in der
Liebeskunst sind die Katzen uns weit voraus. Glauben Sie nicht? Na dann lesen Sie
doch mal das „Kleine Katzen Kamasutra“!
Ich muss den Rest meines Hausrats
sichern. Denn seit einiger Zeit kann Lilly
die Schranktür öffnen. Immer öfter höre
ich ihr geräuschvolles Türeklappern.
Manchmal sperrt sie auch von drinnen
ihrer Schwester auf. Paula lässt öffnen.
Fast unnötig zu berichten, dass die Katzen
im Schrank ihr Unwesen treiben und sorgsam gefaltete Wäschestapel einfach
umwerfen. Seit Neuestem bekommt Lilly
jetzt auch die Zimmertüren auf. Mit großem Ehrgeiz und Elan springt sie auf jede
Türklinke. Da sie aber sehr Leichtgewichtig
ist, schafft sie es nicht ohne weiteres, die
Tür zu öffnen. Also liegt sie mit den Vorderpfoten auf der Klinke, umschlingt diese
und drückt sie dann einfach herunter. Toll,
das muss sie sich von uns abgekuckt
haben!
Inzwischen schafft sie selbst die schwergängige Wohnungseingangstür. Nachts
schließe ich die Tür nun immer ab. Dabei
passe ich auf, dass Lilly mich nicht dabei
beobachtet... ■
Nichts bereichert mehr als das Leben mit Katzen.
Foto: D. Schnarwiler, www.haustierfotografie.ch
PFOTENHIEB 06/09
27
buntes
Tiger vor unserer Haustür:
die Europäische Wildkatze
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris),
auch Waldkatze genannt, ist etwas größer als unsere
Couchpumas und hat als auffälligstes Merkmal einen
dicken buschigen Schwanz, der in einem stumpfen Ende
mit drei Ringeln mündet. Die Streifen auf dem Körper
wirken leicht verwaschen. Je älter die Tiere sind, desto
undeutlicher können die Querstreifen werden. Die
Gesichtszeichnung, die vier Längsstreifen im Nacken, die
Ringe um Unterschenkel und Schwanz und dessen
schwarzes Ende, so wie der feine Aalstrich auf dem Rükken bleiben immer deutlich erkennbar. Im Sommer ist
das Fell eher gelblichgrau, während es im Winter silbrig
erscheint und wesentlich dichter ist.
Europäische Wildkatze
Bilder und Text von Christine Schmiech
Sie lebt in Europa, auf den Mittelmeerinseln und in Teilen Südwest-Asiens, so wie
auf den Britischen Inseln. Mit ihrem dichtem Fell und kürzeren Gliedmaßen hat sie
sich dem Waldleben der kühleren Regionen angepasst.
Zunehmender Lebensraumverlust zwingt
den Minitiger vom bevorzugten Mischwald
in Nadelwälder, ins Moor und felsiges
Hochland auszuweichen.
Die Waldkatze jagt überwiegend nachts
und ist extrem scheu. Sie ist als echte
Katze ein Einzelgänger und Ortstreu. Nur
wenn es zur Paarungszeit keinen geeigneten Partner in der Nähe gibt, werden bisweilen kilometerweite Wanderungen
unternommen.
Die Jagdreviere können von zwei bis neun
oder mehr Quadratkilometern reichen. Die
Größe richtet sich nach dem Nahrungsangebot. Je weniger Nahrung vorhanden ist,
desto größer fällt das Revier aus. Bevorzugte Beutetiere sind Kleinsäuger wie beispielsweise Wühlmäuse. Vögel, Eidechsen,
Insekten, Frösche und Kaninchen erweitern den Speiseplan. In Notzeiten werden
auch Pflanzen und Aas gefressen. Obwohl
die Waldkatze ein sehr guter Kletterer ist,
lauert sie ihrer Beute vorzugsweise auf
dem Erdboden auf.
28
PFOTENHIEB 06/09
Eine Schneedecke ab zwanzig Zentimetern
macht dem Minitiger bereits zu schaffen.
Er ist schwer, hat kurze Beine mit einer
Bodenfreiheit von weniger als fünfundzwanzig Zentimetern und verhältnismäßig
kleine Pfoten mit denen er schnell im
Schnee versinkt. Die dicke Schneedecke
bietet den Wühlmäusen zusätzlichen
Schutz vor dem Raubtier und erschwert
die Jagd. In schneereichen Wintern findet
man oft verhungerte Waldkatzen.
Damit die Nachbarschaft weiß, wer hier
wohnt, setzen die Tiere Duftmarken. Sie
besitzen an der Schwanzoberseite und am
After einige Duftdrüsen, die an Bäumen
und Sträuchern gerieben werden. Auch
gekratzte Stellen in Baumrinde, zusätzlich
durch gut entwickelte Schweißdrüsen an
den Sohlen „parfümiert“, sind für Waldkatzen ein deutliches Zeichen der Reviermarkierung und auch der Partnerzusammenführung.
Die lautstarke Paarungszeit reicht von
Januar bis März. Nach ca. neun Wochen
Tragzeit kommen zwei bis vier Jungtiere,
selten sogar acht, in einem sicheren Versteck zur Welt. Die Jungtiere haben einen
spitz zulaufenden Schwanz, ein kürzeres
Fell und sind kaum von kleinen Hauskatzen zu unterscheiden. Nach fünf Monaten
sind sie selbstständig und suchen sich
auch ihr eigenes Jagdrevier. Die Lebenserwartung in freier Wildbahn liegt bei ungefähr zehn Jahren, in Gefangenschaft sogar
bei bis zu fünfzehn.
Die Wildkatzen wurden lange Zeit als
Schädling gejagt, obwohl sie nützlich sind
und Schädlinge wie Mäuse in Schach halten. Man sagte ihnen nach, sie würden
Hirschkälber reißen und sogar Menschen
anfallen. Genauso wurden sie oft mit verwilderten Hauskatzen verwechselt und
getötet. Es ist nur der versteckten Lebensweise zu verdanken, dass sich in Deutschland vereinzelte Bestände im Harz, der
Eifel und im Hunsrück erhalten haben. Die
Wildkatze ist durch die starke Dezimierung
nicht mehr ganz so reinblütig, wie sie ein-
Pfotenabdrücke:
a: Hauskatze
b: Wildkatze
buntes
www.cs-illustration.de
mal war. Oft haben sich Wildkatzen mit verwilderten Hauskatzen –
und auch umgekehrt – verpaart,
weil kein anderer Partner in der
Nähe war. Die Nachkommen sind
voll fortpflanzungsfähig!
Seit 1934 steht die Europäische
Wildkatze unter Schutz – gerade
noch rechtzeitig. Heute geht man
von 3000 bis 5000 Tieren im Pfälzer Wald, im Harz, im Nationalpark Hainich und im Spessart aus.
Hier gilt die Wildkatze als eine der
seltensten einheimischen Säugetiere. Weitere Vorkommen gibt es
auf der iberischen Halbinsel, auf
dem Balkan, in Italien, Schottland
und in Ostfrankreich bis Belgien.
Verbreitungsgebiet der Wildkatze
innerhalb Deutschlands
Vergleich Hauskatze und Wildkatze
PFOTENHIEB 06/09
29
buntes
Falbkatze
Der Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) möchte ein „Wanderwegenetz“ von rund zwanzigtausend Kilometern anlegen, um die Bestände weiter
aufzubauen. Diese Wanderwege sollen mit
Büschen und Bäumen versehen werden
und Wildtieren ausreichend Schutz auf
den Wanderungen bieten. Derzeit sind die
Populationen isoliert und verstreut, nur
wenige Tiere unternehmen eine weite
Wanderung durch deckungslose Gebiete.
Innenseite der Schenkel ist rötlich und die
Streifen setzen sich nicht so deutlich ab.
Die Wildkatze hat zusätzlich kleine weiße
Haarpartien am Hals und auf dem Brustund Bauchbereich. Der Kopf ist insgesamt
wuchtiger und die Nase fleischfarben.
Unter www.bund.net gibt es umfangreiche Informationen zu dem Minitiger und
dem Schutzprogramm.
Die Afrikanische Wildkatze oder Falbkatze
(Felis silvestris lybica) gilt als der unmittelbare Vorfahre unserer Stubentiger, wenn
auch noch einige andere Unterarten beteiligt gewesen sein sollen. Sie lebt in Afrika,
auf der Arabischen Halbinsel, den angrenzenden Teilen Südwest-Asiens und einigen
Mittelmeerinseln. Die Falbkatze hat einen
spitz zulaufenden Schwanz, ein sehr blasses Streifenmuster ohne Aalstrich und eine
rötliche Ohr-Hinterseite. Sie ist schlank mit
einem schmalen Kopf und hat große
Ohren. Die Grundfarbe variiert von gelblichbraun bis rötlichbraun.
Wie unterscheidet man eine Hauskatze
von einer Europäischen Wildkatze?
Steppenkatze
Die Wildkatze ist viel massiger und größer
als der zahme Sofatiger. Eine ausgewachsene Wildkatze wiegt bis zu 8 kg (ohne
dabei als „gut im Futter“ zu gelten...) und
misst bis zu 110 cm vom Kopf bis zum
Schwanzende. Sie ist somit auch der größte Vertreter der drei Unterarten. Der
Schwanz ist kürzer und wesentlich dicker,
er hat oftmals drei Ringel und endet
schwarz und abgerundet. Die Augen liegen weiter auseinander, das Fell an der
Buchempfehlung...
Erin Hunter
Warrior Cats: In die Wildnis
Gebundene Ausgabe
304 Seiten
Beltz-Verlag
Deutsche Erstausgabe (8. Dezember 2008)
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Preis: 14,90 EUR
Als Hauskater Sammy seinen kuscheligen
Schlafplatz und den immer gefüllten Futternapf verlässt, um sich einer Gruppe
wildlebender Katzen anzuschließen verändert sich sein Leben total. Als „Feuerpfote“
soll Sammy nun zum Krieger ausgebildet
werden, um das Revier des „DonnerClans“
vor den benachbarten drei Katzenclans zu
schützen.
Hinter der Autorin Erin Hunter verbergen
sich gleich drei Katzenfreundinnen, die mit
„Warrior Cats“ einen Liebesbeweis der
eigenen Art erschaffen haben. Das ist
ihnen gelungen: „Warrior Cats – In die
30
PFOTENHIEB 06/09
Neben der Europäischen Wildkatze
gibt es noch zwei weitere Unterarten,
die sich im großen Verbreitungsgebiet
unterschiedlich entwickelt haben:
Wildnis“ stand wochenlang an der Spitze
der Bestsellerliste der New York Times, in
den USA wurden ganze vier Millionen
Exemplare verkauft. Im Stile von Richard
Adams „Unten am Fluss“ durchlebt der
Leser Sammys Abenteuer im Wald, fiebert
mit und begleitet ihn beim Entdecken seiner Instinkte, beim Jagen und Kämpfen.
Der erste Teil der insgesamt sechsbändigen
Reihe eignet sich nicht nur für Kinder ab
zwölf Jahren, auch erwachsene Katzenfreunde werden ihre Freude an dem Buch
haben.
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Edition Reuss
Cats to love
Bildband – Hardcover
256 Seiten
Edition Reuss
ISBN: 978-3934020702
Preis: 39,90 EUR
Katzen sind zauberhafte Wesen – wer sie
liebt, liebt sie. Darum will der Bildband
„Cats to love“ aus der Edition Reuss eine
Hommage an die Katze schaffen: Nach
einem poetischen Vorwort über die
Geschichte der Katze und kurzen Infotexten über die verschiedenen Katzenrassen
bieten hochwertige Fotos einen Überblick
über die Katzen der Welt. Dabei scheint
sich „Cats to love“ auch an Katzenfreunde
aus aller Welt zu richten: Die Infotexte sind
zweisprachig auf Englisch und Deutsch
gehalten.
Das einzige, was fehlt, sind Fotos normaler
Hauskatzen. Gerade nach dem wunderschönen Vorwort über die gemeinsame
Geschichte von Katze und Mensch hätte
man hier einige Fotos von Katzen, die keiner speziellen Rasse angehören, erwartet.
Dennoch: Das ausdrucksstarke Bildmaterial
verzaubert jeden Katzenfreund, ob Rassekatzen-Liebhaber oder nicht. Durch den
hochwertigen mattierten Einband ist „Cats
to love“ das ideale Geschenk für Katzenliebhaber. Bis Weihnachten dauert es zwar
noch etwas – dennoch wird der Bildband
dann bestimmt auf der Wunschliste vieler
Katzenfreunde stehen!
E
Die Asiatische Wildkatze oder Steppenkatze (Felis silvetris ornata) ist im Nahen
Osten, westlichen Indien und Zentralasien
verbreitet. Ihr Fell ist sandfarben bis gelblichbraun, am Rücken dunkler als am
Bauch und sie ist gefleckt. Sie zeichnet
ebenfalls ein spitz zulaufender Schwanz
aus. Die Steppenkatze hat keinen Aalstrich
auf dem Rücken und ist zierlich. Sie gilt als
die ursprünglichste Wildkatze. ■
Quellen
• „Faszination Tierwelt“,
Neuer Honas Verlag, 2000
• „2000 Tiere – Das große illustrierte
Tierlexikon“, RM Buch und Medien
Vertrieb GmbH, 1999
• „Tiere – Die große Bild-Enzyklopädie
mit über 2000 Arten!, Dorling und Kindersley GmbH, 2001
• „Grzimeks Tierleben – Säugetiere 3“,
Kindler Verlag AG, 1972
www.bund.net
www.nabu.de
www.wikipedia.de
Verbreitungsgebiete
• Rot: Felis silvestris lybica (Falbkatze)
• Gelb: Felis silvestris ornata (Steppenkatze)
• Braun: Felis silvestris silvestris (Europäische Wildkatze)
PFOTENHIEB 06/09
31
buntes
Katzenkrimi
Chestnut im Kloster
Illustration:
Christine Schmiech
www.cs-illustration.de
Im letzten, eher privaten, dennoch nicht einfachen Fall von Chestnut, kam es bei der
Lösung des Rätsels allein auf die Farben und deren Mischungen an. Laut dem frechen
Papageien musste man Tante Milly (Gelb) und Filbert (Blau) mischen – ergibt nach der
Farblehre von Itten Grün. Dazu noch Rot von Cousine Lina (die ja ihr T-Shirt mit ihrer
Schwester tauschte) und der Täter war klar: Großonkel Morrie in Braun!
von Susann Burghardt
Nach dem aufregenden Familienfest war
Detektiv Chestnut am Montagnachmittag
nun wieder zuhause angekommen. Sein
Frauchen hatte ihn etwas säuerlich
begrüßt und mit ernstem Blick in sein
Körbchen gesetzt. Das sollte wohl heißen:
„Bleib jetzt gefälligst mal eine Weile hier,
Mister!“. Wenn es nach ihm ginge – kein
Problem. Etwas Ruhe, Streicheleinheiten,
Lieblingsfutter… Er lehnte sich also in seinem Körbchen zurück und sah zufrieden
32
PFOTENHIEB 06/09
aus dem Fenster – und sah einen Brief an
der Tür zu seinem Gartenbüro lehnen. Mit
einem innerlichen Stöhnen schlich sich
Chestnut nach draußen und machte den
schweren Brief auf, der ein rotes Wachssiegel hatte und nach Lavendel roch. Eine
Nonne schrieb ihm, dass sich jemand in
das Kloster Lavendelwald eingeschlichen
hätte und nach und nach wertvolle Reliquien stehlen würde. Na das war ja mal
interessant! Mit einem letzten, seinem
Abendessen nachtrauerndem Blick machte
sich der Katzendetektiv auf zu dem etwas
außerhalb des Ortes liegenden Kloster. Es
lag idyllisch in einem kleinen Wald, war
aus Holz erbaut und sah schon ziemlich alt
aus. Aus dem Hauptgebäude drang leises
Gemurmel, die Klosterbewohner waren
wohl gerade bei der Vesper. Eine gute
Gelegenheit, sich auf dem Gelände näher
umzusehen. Leise und unauffällig (eine
Eigenschaft, die bei Detektiven unabding-
buntes
lich ist) ging Chestnut als erstes um das
Gebäude herum. Kleine, hohe Fenster,
Risse im Gebäude, ein hübscher, bepflanzter Garten mit einem kleinen Schuppen.
Bei genauerem Hinsehen fiel auf, dass einige der Salatköpfe plattgetreten worden
waren. Chestnut folgte der Spur zerstörter
Köpfe zu einem Schuppen am Rand des
Gartens. Er war fast vollständig von Efeu
überwuchert und … stand offen. Kaum
sichtbar, war die Tür aus den Angeln
gehoben und ein Stück zur Seite geschoben worden. Innen stapelten sich in geordneten Bahnen Stoffe, Nähzeug und
geschnürte Säcke. In einer Kommode
lagen Klostertrachten. Diesmal weniger
geordnet, sondern durcheinander. Sicher
fehlte hier genau das Gewand, das die
Diebin jetzt im Kloster trug.
durch, bei dem viele Nonnen von Kloster
zu Kloster reisen, um einander kennenzulernen. Wir haben also im Moment öfter
neue Schwestern da und ich vermute, eine
davon ist nicht, was sie vorgibt zu sein!“
Man merkte Schwester Victorina ihre
Empörung deutlich an. Chestnut dachte
nach.
„Mmh, wenn das so ist, ist es natürlich ein
leichtes, sich als Nonne auszugeben. Würden Sie mir einmal den Tagesablauf im
Kloster schildern?“
„Guten Abend, Schwester. Bitte berichten
Sie mir doch, was hier im Kloster Ungutes
vor sich geht.“
„Gerne, aber lassen sie uns ins Refektorium gehen, dort sind wir ungestört. In den
letzten Tagen muss man vorsichtig sein,
was man im Kloster sagt.“
„Natürlich. Eigentlich ist er immer der gleiche. Morgens, mittags und abends treffen
wir uns immer zur gleichen Uhrzeit zum
Gebet und danach zum Essen. Dazwischen
wird gearbeitet – jede nach ihren Fähigkeiten. Nach dem Abendessen hat jede ein
bisschen private Zeit und kann sich auch in
der Nacht aussuchen, wann sie noch einmal allein betet. Dieser Ablauf ist nur
dienstags verändert, denn dann helfen die
Schwestern tagsüber den Armen und
Kranken und am Sonntag beginnt alles
zwei Stunden später und nachmittags werden Spiele veranstaltet.“
„Klingt zeitaufwendig, anstrengend und
kompliziert…“ murmelte Chestnut, leider
nicht leise genug. Die Nonne sagte streng:
„Jede Schwester kennt das wöchentliche
Prozedere und lebt freiwillig damit im Einklang!“
Dort angekommen gab Schwester Victorina ihrem Gast ein Glas Wasser und
begann sogleich zu erzählen.
„Seit ein paar Tagen verschwinden aus
den Reliquienräumen wertvolle Gegenstände. Bisher war es nie nötig, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, denn die
Schwestern haben ja unter anderem die
Armut in ihrem Leben angenommen und
wissen, wie heilig und wichtig diese
Gegenstände für das Kloster sind.“
„Aber warum denken Sie, dass sich
jemand eingeschlichen hat? Könnte es
nicht sein, dass einfach ein Dieb hereingekommen ist? Und müssten Sie nicht merken, wenn plötzlich eine neue, unbekannte Schwester da wäre?“ fragte Chestnut.
„Hier kommt niemand weltliches ungesehen rein, selbst nachts sind immer einige
Schwestern auf den Beinen. Zudem führen
wir gerade ein Freunde-Programm unter
den verschiedenen Klöstern des Landes
Nach diesem Gespräch sah sich Chestnut
im Haus um, er wollte mit verschiedenen
Schwestern sprechen und sie beobachten.
Als erstes besah er sich den Reliquienraum, er hatte erfahren, welche Stücke
fehlen und suchte nun Spuren. Es war
alles recht verstaubt, hier und da erkannte
man, wo Nonnengewänder den Staub aufgewirbelt hatten. In einer Ecke hockte eine
Nonne still vor einer Steinstatue.
„Hallo Schwester. Darf ich fragen, warum
Sie hier verweilen?“ Erschrocken sah diese
auf: „Ich bete zum heiligen Cattus.“
„Natürlich“, meinte der Detektiv und ging
leise wieder hinaus. Dann ging er in den
Gemeinschaftsraum und fragte einige
Schwestern, ob ihnen in den letzten Tagen
etwas Komisches aufgefallen sei.
Zwei Nonnen standen auf und gingen flüsternd aus dem Raum. Chestnut sah ihnen
stirnrunzelnd nach. Da flüsterte eine der
Anwesenden: „Schwester Nina verlässt
Chestnut ging nun in das Gebäude hinein,
die Schwestern hatten wohl ihr Gebet
beendet und verließen den Hauptraum.
Nach kurzem Fragen fand der Detektiv
Schwester Victorina, welche ihm den Brief
geschrieben hatte.
ihren Raum höchst selten.“
Eine andere sagte: „Schwester Carolyn
sagt nie ein Wort!“ worauf wieder eine
andere sich ihr zuwandte und zischte:
„Weil sie ein Schweigegelübte abgelegt
hat!“ Großes Kichern. Chestnut verdrehte
die Augen.
Man sollte doch denken, Nonnen wären
weniger albern. Nun ja, er würde wohl die
Nacht hier verbringen müssen und einfach
beobachten. Ihm wurde später ein kleiner
Raum gezeigt, in dem er schlafen konnte.
Ein Bett mit dünner Auflage, ein Stuhl, ein
Tischchen und ein Waschbecken. Wie
erwartet konnte der Detektiv auf seiner
harten Unterlage nicht einschlafen und
wälzte sich die halbe Nacht hin und her,
zumal das Kloster unheimliche Geräusche
von sich gab. Erst in den frühen Morgenstunden schlief er ein und erwachte so
auch ziemlich spät. Als er aus dem Zimmer
trat, bemerkte er, dass das Kloster wie ausgestorben war, dabei müsste fast Mittagszeit sein. Ah, da lief noch eine Nonne.
„Entschuldigung, wo kann ich mich hier
frischmachen?“
„Ich weiß nicht, ich muss auch weiter,
sonst komme ich zu spät zum Mittagsgebet.“
Meine Güte, waren die hier launisch,
dachte Chestnut. Er ging in den Garten
und suchte nach einem Teich und ein paar
Mäusen. Als er da so im Gras saß und
nachdachte, fiel ihm plötzlich ein, wer hier
nur der blinde Passagier sein konnte…
Ihnen auch? ■
Gewinnspiel
Können Sie auch schlau kombinieren und
wissen, was im Köpfchen von unserem Meisterdetektiv Chestnut vor sich geht? Dann
schicken Sie schnell eine E-Mail mit der
Lösung und Ihrer vollständigen Adresse an
[email protected]!
Unter allen Einsendungen der richtigen
Lösung verlosen wir fünf Pfotenhieb-Katzenminze-Baldrian-Kissen.
Einsendeschluss ist der 15. Juli 2009.
Mitarbeiter von Pfotenhieb sowie deren Angehörige dürfen nicht
teilnehmen. Gewinnbenachrichtigung erfolgt per E-Mail, die
Zusendung der Gewinne per Post. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Übermittelte Adressdaten werden ausschließlich für die
Gewinnbenachrichtigung verwendet und danach aus unserem
System entfernt. Die Gewinnernamen werden im nächsten Pfotenhieb-Heft bekannt gegeben.
PFOTENHIEB 06/09
33
buntes
Basteltipp – Katzengarten für den Balkon
An lauen Frühlingstagen packt einen
manchmal der Tatendrang und man möchte spontan etwas mit
seinen Händen
erschaffen – vielleicht
weil die Katze gerade
auf dem Fensterbrett
ihr Köpfchen in den
Katzengras-Topf legt
und verträumt nach
draußen schaut.
Fotos und Text
von Susann Burghardt
So war es jedenfalls im letzten Frühling bei
mir. Ich wollte meinen Katzen etwas Gutes
tun und habe nach einem Blick auf die
Holzreste im Keller und einem Ausflug in
den Baumarkt einen „Katzengarten“ für
den Balkon gebaut. Da dieser auch in diesem Jahr wieder begeistert angenommen
wurde, wäre er vielleicht auch etwas für
Sie und Ihre Katze. Bei diesem Basteltipp
ist die Vorbereitung das Aufwendigere,
wenn erst einmal alle Teile beisammen
sind, geht es ganz schnell (das Gras
braucht natürlich ein Weilchen zum wachsen).
Material und benötigte Geräte:
• diamantförmiges Holzbrett für den
Boden: z.B. Leimholz oder OSB 60 x 60
cm, davon wird eine Ecke abgesägt,
quasi ein gleichschenkliges (30 cm)
Dreieck
• 5 Terrassendielen-Stücke für die Umrandung (1 x 63 cm, 1 x 60 cm, 2 x 33 cm,
1 x 42,5 cm)
• 2 x 2 Terrassendielen-Stücke für die
Sitzflächen, je 18 cm
• 2 Zaunpfähle (40 und 70 cm hoch,
8 cm dick)
• 2 kurze Zaunlatten-Stücke zur Stabilität,
je 8 cm; Holz möglichst im Baumarkt
zuschneiden lassen!
• Erde, Grassamen, eventuell
Blumen/Kräuter (z.B. Katzenminze,
Thymian…)
• Edelstahlschrauben 45 mm,
6 Edelstahlwinkel
• Akkuschrauber, evtl. Stichsäge
1. Zuerst wird der Kasten zusammengesetzt. Dafür die Terrassendielen-Teile
passend (siehe Abbildung!) außen an
das Bodenbrett schrauben. Die Zaunlattenstücke mit der Rundung in die
stumpfen Ecken legen und verschrauben. Das sorgt für die nötige Stabilität.
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2. Nun müssen die Pfähle angebracht werden. Dazu mit je 3 Winkeln am Bodenbrett festschrauben. Obenauf werden
wieder Terrassendielen-Stücke angebracht, je zwei dienen dabei als Sitzfläche.
3. Mit normaler Blumenerde gefüllt und
das Gras nach Anleitung ausgesät –
schon nimmt das ganze Formen an.
Wer mag, setzt auch einen Kräutertopf
mit ein oder pflanzt Katzenminze, um
die Freude der Miezen noch zu erhöhen. Schon nach wenigen Tagen sprie-
ßen die ersten Halme, die sich bald zu
einer saftigen Grasdecke verdichten und
die Katze zum hineinlegen verführen
werden.
Wie so oft merkt man nach vollbrachter
Arbeit, was man noch hätte anders
machen können. Einen optisch besseren
Eindruck macht der „Katzengarten“, wenn
die Terrassendielen vorne noch auf Gehrung gesägt werden (45°). Länger haltbar
wird die Bodenplatte, wenn man dafür
auch Terrassendielen verwendet. ■
Fertig ist der Katzengarten.
Buchempfehlung...
✐
E
Anja Dahl
Workshop
Zeichnen
Katzen!
Englisch Verlag, Wiesbaden
2008
978-3-8241-1404-7
63 Seiten, 15,80 Euro
Die freischaffende Künstlerin Anja Dahl
beschreibt in „Workshop Zeichnen Katzen!“ nicht einfach langweilig in Stichpunkten, wie man eine Katze malt, es
geht ihr viel mehr darum, dem Leser
anschaulich zu vermitteln, was alles zum
Thema gehört. So finden sich nach einer
Einführung zum Thema „Die Katze in der
Kunst“, einzelne Lektionen mit umfangreichen Informationen zur Anatomie der
Katze (Wie stellt man die Augen, Ohren,
Pfoten usw. am besten dar? Worauf muss
geachtet werden?), zu Bewegungsstudien,
zu Zeichentechnik, Bildaufteilung und zur
Darstellung verschiedener Rassen. Die
Schrittfolgen zum Erstellen schöner Katzenzeichnungen sind leicht verständlich
und regen zum Mitmachen an. Wunderschöne Bilder, zahlreiche Zitate und Sprichwörter lockern den „Lehrgang“ auf und
machen das Buch auch zu einem tollen
Geschenk für Katzen- und Kunstfreunde.
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Shortnews und Links
c
Vorsicht bei Internet-Suchdiensten
Wenn die Katze verschwunden ist, möchte
man alles tun, um sie wieder zu finden.
Das Internet bietet da tolle Möglichkeiten:
Mithilfe verschiedener Suchdienste kann
man seinen Fall schildern und erreicht ein
großes Publikum. Doch Vorsicht: Skrupellose Betrüger denken sich immer neue
Methoden aus, arme Haustierbesitzer auszunehmen. Vor kurzer Zeit erst meldete
sich ein angeblicher Mitarbeiter vom Tierschutzverein bei einer Tierbesitzerin, die
ihre Katze vermisste und ihre Handynummer zur besseren Erreichbarkeit im Internet
veröffentlicht hatte. Er gab an, die Katze
gefunden zu haben. Die junge Frau war
natürlich überglücklich und gab dem
Mann die Zahl durch, die sie per SMS von
ihm erhalten hatte. Sie wäre nötig, um
den Fall weiter zu bearbeiten. Später kam
heraus, dass die Zahl ein Freischaltcode für
ein Konto bei dem Internet-Zahlungsdienstleister “Click&Buy“ war, welches
Betrüger meist für Glücksspiele im Internet
nutzen. Deswegen: Auch aus Tierliebe nie
leichtsinnig werden und genau prüfen, mit
wem Sie es zu tun haben!
Foto: C. Trewer, lichterpunkt.de
c
Kater Felix hat sechs seiner sieben Leben aufgebraucht
Nach fast fünf Wochen nach dem Einsturz
wurde aus den Trümmern des Kölner
Stadtarchivs eine Katze geborgen –
lebend. Kater Felix war lediglich abgemagert, dehydriert und hatte leichte Verletzungen. Er war auf der Seite liegend zwischen Steinplatten eingekeilt und konnte
sich so 35 Tage lang kaum bewegen. Tierärzte vermuten, dass er einige Tropfen
Regen- oder Kondenswasser zur Verfügung hatte.
c
Der zwölf Jahre alte Kater wohnte in
einem der Häuser, die beim Einsturz des
Stadtarchivs mitgerissen wurden und
wurde nach dem Unglück von seinem
Frauchen als vermisst gemeldet. Die Freude war natürlich riesig, als Familie Schroeder ihren Kater wieder in die Arme schließen konnte. Leider fehlt von Felix‘ Schwester Cleo noch immer jede Spur.
Hoffentlich hat sie den gleichen Überlebenswillen und mindestens genauso viel
Glück wie ihr Bruder.
Foto: Fränz Fröhlich,
www.schroerellies.de
Studie über Nervenregeneration bei Katzen
Neurologen der University of WisconsinMadison haben in einer Studie mithilfe
spezieller Ernährung herausgefunden, dass
sich die Myelinschicht (Ummantelung der
Nervenzellen aus Fett und Eiweiß) bei Katzen offenbar selbst wieder regenerieren
kann. Diese Schicht hilft entscheidend,
Nervenimpulse an das Gehirn weiter zu
leiten. Ist sie defekt, kann die Katze an
Ataxie/Kleinhirnhypoplasie leiden, betroffene Tiere werden oft als „Wackel-Katzen“
bezeichnet und scheinen ihre Bewegungen
schlecht kontrollieren zu können. Sie lau-
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fen, als wären sie betrunken, haben aber
keine Schmerzen und kommen im Laufe
der Zeit mit der Krankheit besser zurecht,
was laut der Studie nicht mehr der
Gewöhnung zugeschrieben werden kann.
Bei Menschen zeigt sich die Beschädigung
der Myelinschicht oft in Form von Multipler Sklerose. Wissenschaftler sehen in der
Studie nun einen Hoffnungsschimmer für
Erkrankte.
Foto: D. Schnarwiler
www.haustierfotografie.ch
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c
Darf man vorstellen: Maru ist die nächste Kultkatze
Die gemütliche Scottish Fold hat sogar das
Zeug dazu, Comic-Katze Simon‘s Cat von
den oberen Youtube-Plätzen zu verdrängen. Watch out:
www.youtube.com/watch?v=z_AbfPXTKm
s&NR=1 und
www.youtube.com/watch?v=ofrSio_jZO0
c
Die Kanten in Ihrer Wohnung leiden auch unter
den Krallen Ihres hartnäkkigen Fellträgers?
Auf www.btscreative.de finden Sie den
„dekorativen Eckkantenschutz“, der einfach an die betroffene Kante geschoben
wird und so weitere Schäden verhindert
und dabei noch super aussieht.
c
Sie fühlen sich gelangweilt und allein gelassen im Büro?
Basteln Sie sich doch ein paar hübsche
Freunde! Einfach paperboxworld.googlepages.com eintippen, Tier oder Fahrzeug
aussuchen, ausdrucken, ausschneiden,
zusammenkleben – fertig! Ihre Kollegen
werden Sie beneiden!
Fotos: N. Müller
www.catpassion.ch
Buchempfehlung...
Hans-Joachim Selbitz,
Manfred Moos (Hrsg.)
Tierärztliche Impfpraxis
Broschiert, 152 Seiten
Enke-Verlag; 3., neu bearb. Auflage (12. Juli 2006)
ISBN: 978-3830410560
Wohl kaum ein medizinisches Thema wird
unter Katzenhaltern so scharf diskutiert
wie die Notwendigkeit regelmäßiger
Schutzimpfungen. Der Sinn der Impfung
an sich wird hier nur selten in Frage
gestellt – schließlich gelten bestimmte Tierseuchen nicht ohne Grund als ausgerottet.
Doch wie oft sollte geimpft werden? Will
mein Tierarzt mit der jährlichen Wiederholungsimpfung nur Geld an mir verdienen?
Wie wirkt eine Impfung überhaupt? Oft
fehlt es dem durchschnittlichen Katzenfreund an Fachwissen, um ein derart komplexes Thema fachgerecht diskutieren zu
können. Dennoch ist nichts gefährlicher als
Halbwissen. Allen Katzenfreunden, die sich
umfassend über das Thema „Impfung“
informieren wollen, sei darum die „Tierärztliche Impfpraxis“ ans Herz gelegt. Hier
geht es nicht nur um die Beschreibung
verschiedener Schutzimpfungen und deren
Wirkstoffe bei Katze, Hund, Geflügel,
Pferd, Rind, Schwein, Schaf und Ziege,
sondern auch um Grundlagenwissen: Wie
wirkt eine Impfung überhaupt, was ist
eine passive, was eine aktive Immunisierung? Welche Nebenwirkungen kann es
geben, wie wird eine Impfung richtig verabreicht?
Doch Vorsicht: Die „Tierärztliche Impfpraxis“ wurde als Fachbuch für Tierärzte und
Studenten der Veterinärmedizin geschrieben und nicht als Nachschlagewerk für
Interessierte. Leser sollten darum eine
naturwissenschaftliche oder medizinische
Vorbildung genossen haben oder zumindest keine Scheu vor Fachwörterbüchern
und einer ausführlichen Stichwortsuche
über Google haben! Für all die, die tierärztliche Termini nicht abschrecken, ist dieses Buch en wertvolles Nachschlage- und
Lehrwerk.
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buntes
Wissenswertes
Gibt es eine Pille für die Katze?
Foto: Nadine Müller
Wofür sind die Schnurrhaare?
Ja, gibt es. Nach Rücksprache mit dem
Tierarzt und Klärung der eventuell auftretenden Nebenwirkungen kann man mit
der Katze einer Hormontherapie zur Vermeidung unerwünschter Trächtigkeiten
machen. In Züchterkreisen wird diese
Methode teilweise angewendet, wenn
keine Möglichkeit besteht, die Zuchtpaare
für die Zeit zu trennen, in der es gerade
keinen Nachwuchs geben soll. Allerdings
besteht bei der Gabe der Anti-Baby-Pille
natürlich immer die Gefahr, dass die Katze
sie nicht verträgt, ausspuckt oder wieder
erbricht. Zudem kann es doch zur Qual
werden, die Pille regelmäßig meist einmal
die Woche und gegen den Willen der
Katze zu verabreichen, abgesehen von den
Nebenwirkungen wie Gebärmutterentzündung oder Tumoren. Die beste und problemloseste dauerhafte Verhütungsmethode ist und bleibt die Kastration.
Die Schnurr- oder Tasthaare einer Katze
sind nicht nur zur Zierde da. Sie sind Stimmungsbarometer und vor allem eines der
wichtigsten Sinnesorgane der Katze, mit
deren Hilfe sie Berührungsreize wahrnimmt und sich so räumlich orientiert. Die
Schnurrhaare sind in einer Haarwurzel eingebettet, bei der zwischen ihren zwei
Schichten eine Blutkapsel liegt, in deren
Wand viele Nervenenden liegen.
Stößt ein Schnurrhaar nun irgendwo an
oder wird durch Wind bewegt, bewegt
das Haar die Blutkapsel und die Nervenenden schicken ein Signal an das Hirn. So
helfen die Haare dabei, sich bei Tag und
Nacht zurechtzufinden (z.B. Steht da
etwas im Weg?), Gefahren zu erkennen
und sogar bei der Nahrungssuche.
An der Stellung der Schnurrhaare erkennt
man die Stimmung der Katze: Gefächert
und nach vorn gerichtet zeigt Aufmerksamkeit und Bereitschaft an, seitwärtsgerichtet zeigt Ruhe oder Gleichgültigkeit an
und schmal zurückgelegt bedeutet meist
Scheu.
Übrigens sitzen die hochempfindlichen
Tasthaare nicht nur am Bart, sondern auch
über den Augen und an den Rückseiten
der Vorderbeine. Sie können ausfallen,
wachsen aber wieder nach. Abschneiden
darf man sie aber auf keinen Fall!
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Foto: Nadine Müller
Ist Milch nun gut oder ungesund für die Katze?
Katzen brauchen Flüssigkeit. Am Tag sollten das rund 50 ml pro kg Körpergewicht
sein. Milch ist da jedoch nicht das Richtige, obwohl sich das Gerücht, die Katze
brauche Milch, genau so hartnäckig hält
wie die Vorstellung der Katze als Einzelgänger.
Foto: D. Schnarwiler
Katzen (wie Hunden) fehlt das Verdauungsenzym Lactase, welches den Milchzucker (Lactose) zerlegt und somit
bekömmlich macht. Wird trotzdem Milch
gefüttert, gelangt der Zucker unverdaut in
den Darm und die Katze bekommt meist
starken Durchfall. Kleinere Mengen sind
oft nicht so schlimm, der Milchgenuss in
Mengen kann aber zu einer Darmerkrankung führen. Alternativen wären lactosefreie Milch, oder milchsauere Produkte, bei
denen die Milchsäurebakterien die Lactose
schon gut abgebaut haben, z.B. Joghurt,
Quark und Buttermilch.
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Neues Redaktionsmitglied:
Matthia Hammer
Matthia Hammer ist neu im PfotenhiebTeam und ab sofort für das äußere Erscheinungsbild des Pfotenhieb-PDF-Magazins
zuständig. Hier stellt sie sich Ihnen vor!
„Eine typische Katzennärrin bin ich nicht,
sonst hätte ja ich schon längst eine (oder
zwei)… Aber was nicht ist, kann bald werden! Meine frühesten Erinnerungen an
Katzen bringen mich immer noch zum
Lächeln: als Kind konnte ich während
unseres Urlaubs auf dem Bauernhof einfach nie genug bekommen von den Katzenkindern. Meine Schwester und ich
gaben ihnen Namen, beobachteten sie
stundenlang, spielten mit ihnen, und
waren unendlich traurig, wenn wir am
Ende der Ferien keine mitnehmen konnten.
Impressum
Pfotenhieb – das unabhängige
Katzenmagazin
Herausgeberin und verantwortliche Chefredakteurin:
Lena Hüsemann
Radeberger Weg 6
85748 Garching b. München
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Redaktion:
Susann Burghardt, Lisa Gomez
Ringe, Matthia Hammer, Lena
Hüsemann, Nicole Kanning, Jessica
Rohrbach
Layout:
Matthia Hammer
Bildredaktion:
Lisa Gomez Ringe
Leserservice:
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die jeweiligen Nutzer. Bei autorisierter Nutzung ist eine Angabe der
Quellen an branchenüblicher Stelle
vorzunehmen.
Ich bin selbständige Grafikerin, 38 Jahre
alt und komme aus Karlsruhe. Mein Studium (Werbewirtschaft, Hochschule der
Medien) führte mich nach Stuttgart, und
dort bin ich „hängen geblieben“. Seit Mai
bin ich – mit großer Freude – bei Pfotenhieb, weil ich dem besonderen Magazin
gerne eine schöne Form geben möchte
und ganz nebenbei mit noch schöneren
Katzenaufnahmen arbeiten und mich ein
bisschen katzenkundiger machen kann.
Dann klappt es auch sicher bald mit der
eigenen schnurrenden Gefährtin!“
Foto: M. Hammer
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Bilder liegen beim jeweiligen Fotografen. Auch hier ist jegliche Nutzung
ohne vorherige schriftliche Einwilligung
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rechtlich verfolgt.
Alle Inhalte des vorliegenden Werkes
wurden nach bestem Wissen zusammengestellt. Pfotenhieb gibt dennoch
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Vorschau
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Heft
Neues auf dem Futtermarkt: Welche
neuen Futtersorten gibt es, wo haben die
Hersteller die Zusammensetzung geändert? Wir bringen Sie auf den aktuellen
Stand!
Abfall in der Dose?: Tierische Nebenprodukte finden sich in fast jedem Katzenfutter. Doch was unterscheidet die Nebenprodukte vom „richtigen“ Fleisch?
Erste Hilfe für die Katze: Einmal zu spät
gebremst, einmal den Hund nicht an die
Leine genommen: Was tun im Notfall?
Dieses und viel mehr lesen Sie in der
neuen Ausgabe von „Pfotenhieb“.
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