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>magazin<
Amerikanisch inspiriert: The Zutons aus Liverpool
Den Hintern voller
wilder Hummeln
The Zutons Das erste Album bringt
den Hype, das zweite die Realität. Ist
ein beliebter Spruch, wenn eine
Newcomerband aus dem Nichts auftaucht und als neue Rocksensation
gefeiert wird. Ist den Zutons vor zwei
Jahren auch passiert, als sie sich mit
dem fulminanten Debüt „Who Killed
The Zutons?“ anschickten, die Rockwelt aus den Angeln zu heben. Sänger David McCabe wurde gar als
Messias gefeiert. Völliger Quatsch
natürlich, hat sich den Mann mal jemand angesehen? Als ob dieses
Bürschchen, dünn und mit schmalen Schultern, die Welt des Rock’n’Roll retten könnte. Spuren haben die
Liverpooler dennoch hinterlassen, ihr
Ruf eilte sogar bis nach Amerika. Das
ist auf dem neuen Album „Tired Of
Hanging Around“ nicht zu überhören: als Basis funktioniert immer
noch ihr moderner, perfektionierter
Merseybeat, doch zwischendrin hört
man schnittigen Blues, countryeske
Steel-Gitarren und Soul so schwarz
wie aus dem Delta. Titel wie „How
Does It Feel“ oder die erste Single
„Why Won’t You Give Me Your Love“,
das auch den Blues Brothers gut zu
Gesicht gestanden hätte, sind perfekte Beispiele für den Monstersound der Zutons. Und beim fröhlichen „Oh Stacey (Look What You’ve
Done)“ löst man endgültig die Fahrkarte zum Glück. Auch wenn der
Song einen traurigen Hintergrund
hat. „Es geht um ein Mädchen, das
vom verstorbenen Vater viel Geld geerbt hat und nun jeden Abend ausgeht, um sich zu betrinken“, sagt
McCabe. Ein typisch britisches Trinklied also? „Nein, das Mädchen gibt’s
wirklich, die habe ich in Amerika
kennen gelernt.“ Überhaupt Amerika
– das Land übt zugleich eine abstoßende und anziehende Faszina-
tion auf die Band aus, die aber enorm
inspirierend wirkte. „In diesem Land
bist du einfach kein mündiger Bürger, alles ist reglementiert“, sagt McCabe. „Auf dem Land sind die Leute
erzkonservativ, in den Großstädten
wirst du aggressiv. Leben möchte ich
da nicht.“ Auf die nächste Tour freut
sich der Zutons-Kopf schon wieder
wie ein kleines Kind. „Der Titel des
Albums kommt ja nicht von ungefähr. Das ewige Herumsitzen ist
nichts für mich. Ich brauche die
Bewegung, den Mief im Bus, den
Soundcheck, die tägliche Routine.
Die kreischenden Mädchen. Ich will
wieder auf die Bühne.“ >Stéfan P. Dressel
CD: The Zutons „Tired Of Hanging
Around“ Bravour, Rock, Soul und Spaß
Blinde BUTexte bitte ergänzen und so
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MAGAZIN 04/06
Live Schon die alten Griechen wussten um die
Inspiration der weiblichen Gestalt. Und so waren
gleich neun Musen geboren. Da große Kunst wie
wahre Liebe ist, verzehrend und unausweichlich,
wundert es nicht, dass Künstler schon immer
nach dem Kuss der Muse gesucht haben. Ed
Kowalczyk, Sänger der US-Collegerocker Live hat
ihn auf „Songs From Black Mountain“ gefunden:
„Auf diesem Album habe ich die Muse zum ersten
Mal personifiziert. Es hat mich inspiriert diese
Beziehung zu konzeptionalisieren, den kreativen
Prozess, den ich seit Jahren so liebe. Das hat die
Texte fokussiert und ihnen eine wundervolle Erotik
verliehen.“ So kann man Songs wie „The River“ als
Liebeslieder verstehen, in ihnen aber auch die
Beschäftigung mit der Muse erkennen. Live haben
sich dabei auf ihre Ursprünge konzentriert und
nach den Experimenten von „V“ mit „Birds Of
Pray“ eine Rückbesinnung eingeleitet, die sie auf
„Songs ...“ konsequent zu Ende führen. „Die
Musik ist organischer. Es gibt weniger heftige
Gitarren, dafür mehr akustische Sachen. Das
Album ist spiritueller, es schwebt geradezu. Wir
verwenden keine Gitarrenwände mehr. Es klingt
eher nach unserem Debüt“, beschreibt Ed die
Wandlung. Live besinnen sich der einfachen
Strukturen, erkennen die Schönheit im Leben und
in ihrer Musik. Sie haben die Muse gefunden, sie
geküsst, in sich aufgenommen und nicht mehr gehen lassen. >Lars Schmeink
CD: Live „Songs From Black Mountain“ Organische
Rockplatte mit erwachsener Erkenntnis über das Leben
FOTOS: RED INK, SONYBMG
Der Kuss der Muse
Die Top-10 des Monats
Schauspieler – ganz
dick im Geschäft
FOTOS: VIRGIN, ACTIONPRESS, V2
Immerhin Platz 3: Jared Leto (li.) musste
für seine neue Rolle etwas zulegen (re.)
01) Vincent D’Onofrio => 35 kg
Sein Debüt als Private Paula in „Full
Metal Jacket“ war eine Pfundsrolle!
02) Robert DeNiro => 30 kg
Als Boxer Jake La Motta stieg er 1980
„Wie ein wilder Stier“ in den Ring.
03) Jared Leto => 27 kg
In „Chapter 27“ als Lennon-Attentäter
gewichtsmäßig dicht am Original.
04) Val Kilmer => 26 kg
Für Oliver Stones spielte er Philipp
von Mazedonien in „Alexander“.
05) Alfred Molina => 25 kg
Ganz dick mit Salma Hayek: als Ehemann der Malerin „Frieda“ Kahlo.
06) Billy Bob Thornton => 23 kg
Für Sean Penn ein Alptraum: Billy als
durchgeknallter Tankwart in „U-Turn“.
07) Sylvester Stallone => 20 kg
In seiner ersten ernsthaften Rolle gab
sich Sly übergewichtig in „Copland“.
08) Benicio Del Toro => 19 kg
Mächtig, als Hunter S. Tompsons Anwalt in „Fear & Lothing In Las Vegas“.
09) Toni Collette => 18 kg
Für die Komödie „Muriel’s Wedding“ als
einzige Frau noch fett in der Top-10.
10) George Cloony => 17 kg
Das hat sich gelohnt: Oscar für die
Rolle des CIA-Agenten in „Syriana“.
Vorstellungsgespräch
beim deutschen Publikum
Hundred Reasons An seiner schmalsten Stelle ist
der Ärmelkanal nur 34 km breit und doch kann diese
läppische Distanz einen großen Unterschied ausmachen. Dem typischen Inseleuropäer jedenfalls dürfte
die Band Hundred Reasons ein Begriff sein. Im Jahre
2000 wurden sie vom Kerrang!-Magazin zur besten
Newcomer-Band gekührt, hatten sechs Chartsingles
und gewannen 2001 gleich noch den Preis für das
beste Album. Begibt man sich jedoch auf das Festland, dann stellt man fest, dass die ersten beiden Alben von Hundred Reasons kaum erhältlich sind und
auch sonst niemand von dieser Band gehört hat. Das
alles soll sich mit dem dritten Werk „Kill Your Own“
ändern. „Mit dieser Platte möchten wir uns endlich
beim deutschen Publikum vorstellen. Wir sind eine
hart arbeitende britische Rockband und auf Tour
werden wir das beweisen. Man sollte uns live sehen,
dann wird man besser verstehen, was wir machen.
Unsere Musik funktioniert live am besten“, erklärt
Gitarrist Larry Hibbitt. Das haben Hundred Reasons
auf diversen britischen Festivals wie Reading oder
Leeds auch schon bewiesen. Hierzulande werden die
fünf Londoner ihren Rocksound erstmal aus dem
Netz der Bezeichnungen befreien müssen, die man
ihnen verpasst hat. Von Emo bis Core, von Alternative
bis Metal. Emotional ist ihre Musik, hart ist sie auch,
doch die Emo-Rock-Schublade will einfach nicht zu
gehen. „Emotionalität bestimmt doch jede Form von
Musik. Diese Bezeichnung kann ich nicht leiden. Wir
sind eine Rockband, nichts weiter“, sagt Larry und
erklärt dann: „Emo ist doch ein blödes Wort. Das wird
heute auf alles angewandt, was vage an melodisch,
punkigen Metal-Rock erinnert.“ Ihre Musik dagegen
sei „gemein, mit einem verdrehten Ansatz und einer
fiesen Schärfe“, aber das Album hätte auch seine
„zuckersüßen Momente“, wie Larry es bildhaft beschreibt. Es ist nun einmal so, Hundred Reasons sind
eine Rockband. Sich der Schubladen erwehrend
werden sie das auch bleiben. Eine andere Wahl haben sie nicht, denn Musiker zu sein, dass ist laut
Larry „die schlimmste Sucht, die du haben kannst.
Du kannst dir das nicht aussuchen. Egal wie schlecht
es auch läuft, du machst immer weiter, weil du nicht
anders kannst.“ Wie gut, dass sie jetzt ihre Sucht
auch 34 km weiter in Richtung Festland befriedigen
können. >Lars Schmeink
CD: Hundred Reasons „Kill Your Own“ Emotional und persönlich, mal Hardcore, mal Mainstream. Rock.
Fieser Stinkefinger für alle, die ihre Musik als Emocore bezeichnen: Hundred Reasons machen Rock.