Brautvaterrede
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Brautvaterrede
Brautvaterrede Liebes Brautpaar, liebe Freunde und Verwandte, liebe Gäste, soweit noch nicht getan, möchte ich Sie alle herzlich begrüßen und freue mich, dass Sie der Einladung der Brautleute gefolgt sind. So wurde ich gebeten, die sogenannte Brautvaterrede zu halten. Und wie schon Heinz Erhard bei seiner Brautvaterrede sagte, ist es einfacher seinen Mund zu halten, wie eine Rede und trotzdem wage auch ich es. Zunächst möchte ich Sie aber bitten kurz einen Moment an die zu denken, die diesem besonderen Tag von Fee und Benni nicht mehr beiwohnen können. Vor allem möchte ich an Bennis Oma sowie an Fees Oma erinnern, die beide von diesem besonderen Tag vor Ihrem Heimgang wussten und ihn gerne begleitet hätten. Es ist für mich schwierig, heute die Balance zwischen Tradition und Moderne zu finden. Ausdrücklich wurde vom Brautpaar von einigen vielleicht erwarteten Traditionen Abstand genommen. So gibt es zum Beispiel keine Hochzeitszeitung und auch keinen Holzschuhtanz der älteren Brautschwester. Weiteres, liebe Gäste, erlebt selbst in den nächsten Stunden. Erwartet von den Brautleuten heute nicht zu viel und lasst Euch auf eine schöne Feier ein. Vor circa einem Jahr zu einem gemeinsamen Essen nahm Benni unerklärlicherweise eine große Sporttasche mit. Nach dem Hauptgang wurde ich von Herrn Benjamin Hausmann um die Hand meiner Tochter Fee gebeten; daher die offizielle Ansprache Benjamin Hausmann. Ohne zu zögern oder zu überlegen gab ich mein Einverständnis. Auch meine Frau Cornelia stimmte sofort zu. Nun lüftete sich das Geheimnis der großen Sporttasche. Hierin befand sich für Cornelia ein schöner Blumenstrauß und für mich eine Flasche Whisky. Benni, du hast dir wohl den besten Zeitpunkt für deine Frage gewählt. Denn hätte Fee schon ihre Masterprüfung wie kurz danach geschehen mit besonderer Auszeichnung bestanden, wärst du wohl mit einer Flasche Whisky nicht weggekommen. Als Brautvater wird einem dann aber klar, dass die geliebte Tochter nun den Schutzbereich des Vaters verlässt und sich unter den Schutz eines anderen Mannes stellt. In der langen Zeit, die Ihr schon zusammen seid, zeigt Ihr uns aber, dass Ihr gemeinsam allen Schwierigkeiten des Lebens und einer Ehe gewachsen seid. Dieses zeigen uns allen heute Eure strahlenden Augen. Aber strahlen sie nur deshalb? Da wir immer fest an Eure Zusage geglaubt haben, wie hier auch alle wissen, und dies immer wieder offiziell betont wurde, habt Ihr bis heute zölibatär miteinander gelebt. Dieses endet nun heute Nacht. Wenn sich daraus oder aus diesem Probleme noch Fragen ergeben, habt Ihr Euch genug erfahrene Gäste eingeladen, die Euch sicher gerne Rede und Antwort stehen. Stellt uns und Euren Gästen rückhaltlos Eure offenen Fragen. So! Das hier ist ein Originalstrampler von Dir, Fee. Und mit Gottes Segen unter den Ihr heute Eure Ehe gestellt habt, hoffen wir, dass dieser nicht lange leer bleibt. Zum Abschluss noch drei ehenotwendige Ratschläge: 1. Liebe Fee, verbiete deinem Ehemann Benni nie, ab und an mit seinen Freunden ein Bier außer Haus zu trinken. Besonders dann, wenn man auf einen Sieg von FC Bayern München oder vom TBV Lemgo anstoßen kann. 2. Lieber Benni, verzeih Du es Fee, dass sie auch Schuhe und Handtaschen liebt. Das ist bei Frauen einfach genetisch. 3. Bedenkt der Tradition bzw. einer Zeit in der noch repariert wurde - auch im Zwischenmenschlichen - und haltet Eure Beziehung von der Moderne der Wegwerfgesellschaft fern. Und mit Heinz Erhard begonnen und ende ich mit Claudia Cardinale, die zur Ehe sagt: Eine Ehe funktioniert hervorragend, wenn man ein kleines bisschen unverheiratet bleibt. Ich bitte alle Gäste, das Glas zu erheben, um auf das Brautpaar anzustoßen… Das Brautpaar lebe hoch!