Praktikum bei der Toronto Dominion Bank bei Toronto, Kanada im
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Praktikum bei der Toronto Dominion Bank bei Toronto, Kanada im
Praktikum bei der Toronto Dominion Bank bei Toronto, Kanada im August / September 2000 Gliederung I. Einleitung II. Die TD Bank Financial Group III. Ablauf des Praktikums 1. Abteilungen 2. Schulungen 3. Telefonkonferenz 4. Software / Hardware 5. CSI und SRT 6. Toronto IV. Schlusswort I. Einleitung Im Rahmen meiner Ausbildung an der Berufsakademie Villingen-Schwenningen habe ich ein zweimonatiges Auslandspraktikum vom 5. August bis 1. Oktober 2000. absolviert. Die Berufsakademie Villingen-Schwenningen trägt damit der immer weiter voranschreitenden Internationalisierung und Globalisierung Rechnung und bietet ihren Studenten dadurch die Möglichkeit, durch ein Auslandspraktikum sowohl die sprachlichen Kenntnisse als auch Erfahrungen in einem ausländischen Betrieb zu sammeln und somit die eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Neben dem Auslandsprogramm mit dem Georgian College in Kanada bietet die Berufsakademie weitere Auslandsprogramme mit Partnerinstitutionen in USA, Frankreich und Spanien an. Das Praktikum im Ausland findet gewöhnlich im 4. / 5. Praxissemester statt und dauert bis zu drei Monaten. Nachdem ich mich für eine Stelle in Kanada beworben hatte und auch rasch eine Zusage sowohl von der kanadischen Bank als auch von der Volksbank Hochrhein bekommen hatte, flog ich am 5. August auf die andere Seite des Ozeans, um am 8. August die Stelle in der TD Bank in Kanada anzutreten. II. Die TD Bank Financial Group Die TD Bank Financial Group (Toronto Dominion Bank) spiegelt das typische Bild einer kanadischen Universalbank wider. Fünf Tochterunternehmen ermöglichen es der TD Bank, ihren landesweit 13 Millionen Kunden eine breite Palette von Finanzprodukten und Dienstleistungen anzubieten. TD Canada Trust ist das Mutterunternehmen, das den Retail-Sektor bedient und den Kunden ein dichtes Filialnetz an Bankdienstleistungen präsentiert. TD Waterhouse ist mit 3,6 Mio. Kunden der zweitgrößte Discountbroker weltweit und beschäftigt sich mit dem Wertpapiergeschäft. Durch eine aggressive Strategie versucht die an der Börse notierte Tochter der TD Bank, in andere Länder vorzudringen. In den USA ist man bereits vertreten und eine Expansion nach Europa ist in Planung. Die erste Station in Europa soll Großbritannien werden. Besonderheit im kanadischen Bankensystem ist, dass man für das Aktiengeschäft eine spezielle Lizenz benötigt. Das Abwickeln von Wertpapiergeschäften erfolgt entweder per Telefon oder online im Internet. TD Securities betreibt mit großem Erfolg Corporate und Investment Banking. TD Asset Management verwaltet Kundengelder in Höhe von 74 Mio. CAN$ sowohl in aktiver Vermögensberatung als auch in Investmentfonds. TD Evergreen ist die Fondsgesellschaft der TD Bank mit einer Fondspalette von etwa 50 Fonds. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass jeder Mitarbeiter der TD Bank (sogar der Vorstand) jährlich eine Prüfung ablegen muss, um sich für die Beratung von Investmentfonds zu qualifizieren. Diese Prüfung ist allerdings nur intern, ist also kein Standard in Kanada. TD Commercial Business betreut vorwiegend Geschäftskunden. Die Gesellschaft verfügt über eine große Produkt- und Servicepalette, um den Kunden optimal und individuell zu bedienen. Im August diesen Jahres wurde eine Business E-CommercePlattform in Zusammenarbeit mit Commerce One unter dem Namen TD Market Site eingerichtet, die enormes Potential verspricht. Die Fusion der TD Bank mit Canada Trust zu TD Canada Trust, die offiziell im Februar diesen Jahres bekannt gegeben wurde, katapultierte die TD Bank zur zweitgrößten Bank Kanadas. Die Größenordnung betrug in etwa 8 Milliarden CAN$. Die Integration beider Banken ist in vollem Gange und soll bis August nächsten Jahres abgeschlossen werden. Von der Fusion versprechen sich beide in ähnlichen Geschäftsfeldern tätigen Banken die Ausnutzung von Synergieeffekten und die Eroberung des Spitzenplatzes in der kanadischen Bankenlandschaft. Die Bilanzsumme der TD Bank betrug im April dieses Jahres 260 Milliarden CAN$. Gemessen an der Marktkapitalisierung nahm die TD Bank die Spitzenposition ein.. TD Canada Trust möchte durch die gebündelten Kräfte zu einem Global Player werden. Nach der erfolgreich durchgeführten Fusion wird TD Canada Trust über 44.000 Mitarbeiter und mehr als 5.000 Zweigstellen verfügen. Vom Georgian College vermittelt, bekam ich eine Praktikumstelle bei der TD Bank in Alliston. Alliston ist eine Kleinstadt mit cirka 10.000 Einwohnern und ist durch ein Honda-Fertigungswerk mit 3.000 Beschäftigten, einer großen Zuliefererindustrie und durch die zentrale Lage (ca. 1 Autostunde von Toronto; ca. 30 min. nach Barrie) von regionaler Bedeutung. Neben der Industrie gibt es in Alliston sowie in allen anderen Teilen Kanadas eine Vielzahl von landwirtschaftlichen Betrieben. Um den speziellen Bedürfnissen dieses Sektors gerecht zu werden, hat die TD Bank speziell ausgebildete und erfahrene Berater zur Verfügung (agriculural service). In der Zweigstelle in Alliston hatten zwei dieser Berater ihren Sitz. Die Zweigstelle in Alliston beschäftigt 20 Mitarbeiter (11 Ganztags- und 9 Halbtagskräfte). Das Geschäftsvolumen von 230 Mio. CAN$ bezeichnet der 34jährige Leiter der Filiale Steve Aelick als „Mid-size-branch“. III. Praktikumverlauf 1. Abteilungen Zur selben Zeit absolvierte ein anderer Student, Mathias Metzger, von der BA Karlsruhe sein Praktikum in der Zweigstelle in Alliston. In einem rotierenden System lernten wir während der zwei Monate alle Abteilungen ausführlich kennen. Zu Beginn wurden wir am Schalter eingesetzt, um uns mit der Bank und vor allem mit der Sprache vertraut zu machen. Neben einem Empfangsschalter gab es mehrere Schalter, an denen die Kunden bedient wurden. Gepanzertes Glas gab es überhaupt nicht, jeder Schalterangestellte hat Geld ausbezahlt. Im Schalterbereich findet keine Beratung statt, er ist somit mit dem Schalterbereich der Volksbank zu vergleichen. Überweisung findet man kaum, da dies in Kanada ein sehr teures Instrument ist. Schecks sind das weitverbreitetste Mittel, um Rechnungen zu begleichen. Alle Arten von Transaktionen können an einem Automaten getätigt werden (mit Ausnahme von fremden Währungen). Die darauffolgende Woche verbrachte ich an der Seite eines Personal Bankers (PB), der am ehesten mit einem Kundenberater der Volksbank Hochrhein zu vergleichen ist. Obwohl die Abwicklung von Finanzierungen und Geldanlagen bis zu einer Größenordnung von 500.000 CAN$ von Personal Bankern durchgeführt wird, verfügt der PB über keine Entscheidungskompetenz. Sogar ein Überziehungsrahmen von 500 CAN$ muss von der zuständigen Kreditabteilung genehmigt werden. Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich mit einem Financial Advisor (FA). Diese Berater sind mit einem Individualkundenbetreuer vergleichbar. Der Financial Advisor betreut Kunden, die über ein überdurchschnittliches Einkommen oder Vermögen verfügen. Der Kundenstamm ist auf etwa 200 bis 300 Kunden begrenzt. Der Financial Advisor versucht in den Bereichen Kredit, Investment und auch Firmenkundenbetreuung den hohen Ansprüchen der Kunden durch exklusive Betreuung gerecht zu werden. Durch eine ausgefeilte Technik ist ersichtlich, wann ein Kunde zum letzten Mal kontaktiert wurde, worüber gesprochen wurde und welche Entscheidungen in der Zukunft zu treffen sind. Die Arbeitszeiten eines Financial Advisors sind sehr flexibel, da die Möglichkeit besteht, von zu Hause aus auf das Computersystem der Bank zuzugreifen und viele Kunden vor Ort besucht und beraten werden. In der darauffolgenden Woche konnte ich Eindrücke im Bereich der Firmenkundenbetreuung sammeln. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten war die Zweigstelle in Alliston auf kleine und mittlere Betriebe spezialisiert. Die Kunden erfahren eine ganzheitliche, individuelle und umfassende Betreuung. Besonders beeindruckend waren die Anstrengungen bei der Akquisition von neuen Kunden. Offensiv wurden potentielle Kunden und Kunden, die ihre Geschäfte mit anderen Banken abwickeln, angesprochen und Angebote abgegeben. Stolz war ich, als ich zusammen mit dem Leiter des Firmenkundengeschäfts einen Kunden einer anderen Bank erfolgreich abgeworben habe. Die letzte Zeit meines Praktikums verschaffte mir Einblicke bei der Finanzierung und Betreuung von landwirtschaftlichen Betrieben. Dieser Bereich ist völlig verschieden im Vergleich zu Betrieben in unserer Region. Die Größe der Felder und die Zahl der Nutztiere übersteigt die Vorstellung in den gewohnten Dimensionen bei uns. Ein Tierbestand von 1.000 Stück sind dort keine Seltenheit. Manche landwirtschaftlichen Betriebe sind eher vergleichbar mit einem Industriebetrieb. Die Landwirte produzieren die Produkte, verpacken und vermarkten sie selbst. Die Geschäfte werden in den allermeisten Fällen vor Ort abgewickelt. Höhepunkt in dieser Abteilung war der Besuch einer Messe für landwirtschaftlichen Bedarf dar. Mehrere hundert Aussteller warben um das Interesse und die Aufmerksamkeit. Eine Gruppe von Spezialisten von der TD Bank war auch mit einem Messestand vertreten. 2. Schulungen Corporate Identity, die Identifikation mit dem Unternehmen wurde bei der TD Bank ganz groß geschrieben. Allmorgendlich trafen sich alle Angestellten und der Zweigstellenleiter berichtete über Neuigkeiten, Veränderungen, Ziele sowie über Absatz- und Analysezahlen. Es ist erwünscht, dass jeder einen Beitrag dazu leistet, der Zweigstellenleiter übernimmt dabei die Rolle des Moderators. Etwa alle zwei Monate werden Motivationsabende für die gesamte Zweigstelle veranstaltet. Speziell ausgebildete Trainer veranstalten diese Abende. Eine weitere Besonderheit stellt das individuelle Coaching vor Ort dar. Je nach Wunsch und Bedürfnis des Beraters kann ein Trainer für ein entsprechendes Fachgebiet angefordert werden, der einen Tag mit dem Berater verbringt. Besprochen werden unter anderem die Optimierung von Arbeitsabläufen, Verbesserungsvorschläge, neue Kundenstrategien sowie Hilfestellungen bei schwierigen Kunden. 3. Konferenzschaltungen Eine völlig neue Erfahrung stellten für mich die in 14tägigen Abständen stattfindenden Telefonkonferenzen dar. Da die TD Bank seit kurzer Zeit nicht nur ihre eigenen Fonds anbietet, sondern mit Fidelity Investments zusammenarbeitet, um ein noch größeres Angebot offerieren zu können, berichtete der für die Zweigstelle in Alliston zuständige Mitarbeiter von Fidelity über die neuesten Marktentwicklungen, Markteinschätzungen und Informationen rund um die Finanzmärkte. Natürlich durften auch Fragen gestellt werden, aber Geheimtipps konnten nicht entlockt werden. Eine Telefonkonferenz ist eine gute Alternative zu Informationsquellen wie Internet oder Printmedien. 4. Software / Hardware Alle Genehmigungsprozesse erfolgen mit Hilfe des Computers, um so die Kreditanfragen schneller bearbeiten zu können. Innerhalb von wenigen Stunden wird die Kreditanfrage beantwortet und die Verträge sind unterschriftsreif. So wird wertvolle Zeit eingespart und die Abläufe erfolgen reibungsloser. Das Herzstück was die Software anbelangt bildet das Intranet der TD Bank. Sämtliche Produktinformationen, Arbeitsanweisungen und Neuigkeiten werden per Intranet publiziert. Besonders beeindruckend ist die Kreditvoranfrage. Möchte ein Kunde beispielsweise einen Kredit beantragen, so kann er sich nach Eingabe aller relevanten Daten für eine bestimmte Kreditsumme qualifizieren. Er bekommt eine Art Zertifikat, das von der Zweigstelle unterschrieben wird, und kann damit zu jeder anderen Zweigstelle der TD Bank gehen und dort den Kredit ohne Anfrage beantragen. Die Startseite des Intranets (Netscape Communicator) kann von jedem Mitarbeiter auf seine speziellen Bedürfnisse und Interessen zugeschnitten werden. So hat beispielsweise ein Mitarbeiter, der im landwirtschaftlichen Bereich tätig ist, die neuesten Wetterinfos sowie die aktuellen Getreidepreise auf dem Schirm. Beim Vertrieb von Investmentfonds erstellt eine computergestützte Bedarfsanalyse unter Einbeziehung der Einschätzung des Kundenberaters und der Wünsche des Kunden je nach Risikoprofil die in Frage kommenden Anlagealternativen . 5. CSI und SRT Der Customer Satisfaction Index (CSI) spiegelt die Zufriedenheit der Kunden wider. In festgelegten Intervallen finden Kundenbefragungen statt. Nachdem ein Kunde seine Geschäfte in der betreffenden Zweigstelle abgewickelt hat, wird er noch am selben Tag kontaktiert und hinsichtlich seiner Zufriedenheit befragt. Die Kunden werden aus den Aufzeichnungen des Tages per Zufall ausgewählt. Es gibt verschiedene Kriterien wie beispielsweise Blickkontakt, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, das Tragen des Namensschildes oder das Ansprechen des Kunden mit dem Namen. Das Ergebnis aller Befragungen wird in einer Prozentzahl zusammengefasst und bildet den Customer Satisfaction Index, den es kontinuierlich zu verbessern gilt. Ein weiteres Kontrollinstrument stellt das Sales Revenue Tracking (SRT) dar. Über das SRT werden individuelle Absatzziele für jeden Berater festgelegt. Wer am Ende des Geschäftsjahres sein Ziel um mehr als 120 Prozent erreicht hat, kann sich über eine Bonuszahlung freuen. Hat er sein vorgegebenes Ziel mit nur 80 Prozent erfüllt, muss er eine gute Erklärung parat haben. SRT wird aber nicht nur durch den einzelnen Geschäftsabschluss beeinflusst. Zusätzlich fließt noch der Umsatz und die Geschäftsentwicklung der Zweigstelle sowie die Kundenzufriedenheit (CSI) ein. Das Sales Revenue Tracking ist sehr offen, in einer Zweigstelle kann jeder den Zielerreichungsgrad des anderen sehen, ein ständiger Kampf um den Spitzenplatz ist die Folge. 6. Toronto Höhepunkt des Praktikums war die Besichtigung der Hauptstelle der TD Bank. Zwei schwarze Hochhäuser ragen inmitten des Bankenviertels aus dem Boden. Die Schalterhalle der Hauptstelle war unvorstellbar groß, man hätte sich glatt verlaufen können. In der 13ten Etage wurden uns die Türen des sonst für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Trading Floors geöffnet. Hunderte von Bildschirmen mit den neuesten Wirtschaftsnachrichten. Auf diesem Trading Floor der TD Bank wurden Währungen und Bonds gehandelt. Die Atmosphäre war wirklich beeindruckend und die Summen, die gehandelt wurden, noch mehr. Den nächsten Halt machten wir bei der Börse in Toronto (TSE). Als wir ankamen, war die Enttäuschung riesengroß. Es gab kein Parkett mehr, alles wird an der TSE nur noch elektronisch abgewickelt. Stattdessen hatte man die Möglichkeit, im Besucherzentrum alle möglichen Informationen zu erhalten und man konnte sich mit pensionierten Aktienhändlern unterhalten. Anschließend besichtigten wir in einem anderen Büroturm die Räumlichkeiten von Fidelity Investments. Der Leiter zeigte uns die ganzen Computersysteme und das Call Center. Nach dem kurzen Abstecher bei Fidelity fuhren wir außerhalb von Toronto zum Hauptsitz des Discount Brokers TD Waterhouse. Das Call Center hatte mehr als 100 Arbeitsplätze. Das verblüffendste war, dass sich ein Stockwerk tiefer noch einmal die gleichen Arbeitsplätze befanden, diese allerdings nicht besetzt waren. Sie sind auf Abruf einsetzbar und unabhängig von der oberen Etage, falls die Arbeitsplätze dort ausfallen. Faszinierend fand ich auch die noble Ausstattung der Aufenthaltsräume mit Billardtischen, Ledersofas und Fernseher / Internet. Auch die Farbe der Wände und die Beleuchtung wurden speziell entwickelt. Hintergrund ist, dass das Call Center 24 Stunden täglich und 365 Tage im Jahr geöffnet hat. V. Schlusswort Auch wenn ein Praktikum im Ausland ein organisatorischer und auch finanzieller Aufwand ist, sollte man die Chance annehmen und das Praktikum als Herausforderung betrachten. Man lernt neue Menschen kennen, hat Einblick in eine neue (Arbeits-) Kultur und kann seine Sprachkenntnisse verbessern. Abschließend möchte ich dem Vorstand und der Personalabteilung recht herzlich danken, dass Sie mir dieses Auslandspraktikum ermöglicht haben. Ich konnte viele nützliche Erfahrungen sammeln, von denen ich noch lange profitieren werde und die ich nicht missen möchte. Herzlichen Dank!