2008 HV leasing99 AG Vorstandsrede

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2008 HV leasing99 AG Vorstandsrede
Vorstandsrede
Hauptversammlung 27. August 2008
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Sehr geehrte Aktionärinnen, sehr geehrte Aktionäre,
auch ich darf Sie zu unserer 4. ordentlichen Jahreshauptversammlung
recht herzlich willkommen heißen. Das Geschäftjahr 2007 der leasing.99
AG war ein erfolgreiches Jahr. Wir konnten Umsatz und EBITDA erneut
substanziell steigern. Die Details zum Geschäftsverlauf können Sie
unserem Geschäftsbericht entnehmen und sich in der anschließenden
Generaldebatte gerne erläutern lassen.
DIE WICHTIGSTEN ZAHLEN:
Umsatz und sonstige betriebliche Erträge
8.502.417,44 € (+ 48 %)
Operatives Ergebnis (EBITDA)
4.171.200,96 € (+ 25 %)
Jahresüberschuss………………………………………
193.199,49 € (- 78 %)
Durch Aktienrückkäufe verringerte sich die Anzahl ausstehender Aktien
per 31. 12. 2007 auf nur noch 670.209 Stück (Vorjahr 855.492 Stück).
Bezogen auf die noch ausstehenden Aktien legte der Umsatz um + 89,0
% und das EBITDA um + 59,5 % zu. Der Nettogewinn pro Aktie sank
um – 72,1 %.
Viel mehr als die Zahlen wird Sie die schlechte Performance unserer Aktie
interessieren. Zum diesem Thema habe ich in meiner Rede einiges,
vermutlich für Sie sehr Überraschendes, zu sagen. Die heutige
Hauptversammlung ist zudem etwas Besonderes, und zwar deshalb, weil
ich Ihnen einen Kurswechsel in der Geschäftspolitik verkünden werde. Bei
einem Kurswechsel ist es wichtig, noch einmal Revue passieren zu lassen,
woher man kommt, es ist wichtig zu erläutern, warum Änderungen beim
Geschäftsmodell Sinn machen, und dann ist es natürlich wichtig zu
erläutern, wohin die Reise geht.
Ich werde also in meiner Rede zunächst einiges zu der unerfreulichen
Kursentwicklung unserer Aktien sagen, werde dann unsere historische
Entwicklung beleuchten und schließlich erläutern, welchen Weg wir in
Zukunft einschlagen werden.
DIE AKTIE
Unsere Aktie notierte auf Xetra zuletzt bei 5.69 € woraus sich ein aktueller
Börsenwert von ca. 3,81 Mio. € errechnet. Macht diese Bewertung in
irgendeiner Weise Sinn? Wohl kaum, wenn unser Unternehmen ein
EBITDA von + 4,17 Mio. € generiert und sich per 31. 12. 2007 ein
Substanzwert von 20,44 Mio. € errechnet. Einem Substanzwert/Aktie von
30,5 € steht demnach ein Aktienkurs von 5.69 € gegenüber, d.h. der
Substanzwert/Aktie ist 5,4 mal höher als der Börsenkurs. Normalerweise
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ist es gerade umgekehrt; der Börsenkurs ist im Durchschnitt 2,3 mal
höher als der Substanzwert.
Wie kann das sein? Haben wir etwas falsch gemacht? Hätten wir diese
untypische Situation verhindern können? Nach allem, was ich heute weiß,
kann ich sagen, dass wir uns nichts vorzuwerfen haben. Wir haben, genau
wie die anderen Unternehmen auch, sehr viel getan und noch mehr
versucht, aber es ist extrem schwierig, sich gegen einen vorherrschenden
Trend zu stemmen.
Derzeit ist es so, dass sich Aktionäre wegen der Finanzmarktkrise vom
Aktienmarkt abgewandt und risikoloseren Investments zugewandt haben.
Leider ist es auch so, dass der Markt für Nebenwerte, den sog. Small
Caps, besonders unter der Zurückhaltung der Investoren gelitten hat. Es
ist übrigens ein Irrglaube, man könne mit guten News und
beeindruckenden Zahlen etwas an einem vorherrschenden Trend ändern.
Privatanleger orientieren sich in erster Linie an der Kursentwicklung.
Gehen die Kurse nach oben, dann ist alles gut und Investoren sind gerne
bereit mit ihren Käufen die Kurse weiter nach oben zu treiben. Nichts
macht Privatanleger kaufwütiger als steigende Kurse. In 2005 war diese
Kaufwut auch bei unserer Aktie zu beobachten, als es vom Emissionskurs
bei 21.50 € bis auf 84 € voranging. Gehen anderseits die Kurse runter,
dann geraten viele Privatanleger in Panik. Ein fallender Aktienkurs ist für
die meisten Anleger ein Signal dafür, dass etwas nicht stimmen kann. Mit
guten Meldungen sind Anleger in einer solchen Phase nicht zu überzeugen,
denn: Der Kurs geht runter, also muss ja etwas faul sein. Ich könnte
ihnen leicht 200 Namen von Nebenwerten nennen, bei denen die
Kursentwicklung fast identisch ist. Darunter sind Dutzende namhafte
Gesellschaften, bei denen es fundamental auch sehr gut aussieht.
MARKTMANIPULATEURE
Die übertrieben negative Kursentwicklung in unserem Fall hat, wie wir
inzwischen wissen, nicht allein mit dem Marktumfeld und noch weniger
mit unserer fundamentalen Entwicklung zu tun. Vielmehr ist die
Kursentwicklung unserer Aktie das Ergebnis einer mafiös organisierten
Bande von Marktmanipulateuren, die durch Leerverkäufe und intensive
„Medienarbeit“ Nutzen aus Kursrückgängen ziehen. In meiner HV Rede
vom August 2005 hatte ich erstmals darauf hingewiesen, dass wir „von
einer Gruppe organisiert operierender, krimineller Daytrader und Händler
mit einer Short-Attacke angegriffen“ wurden. Damals wurde mir von
einigen Autoren, die vermutlich selbst Teil des kriminellen Netzwerks von
Redakteuren und Aktienhändlern sind, vorgeworfen, ich leide unter
Verfolgungswahn. Durch unsere eigenen Recherchen und insbesondere
durch den Fall „Wirecard“ wissen wir inzwischen, wie diese mafiös
strukturierten Netzwerke funktionieren und kennen die Namen vieler
dieser Leute. Wir beließen es damals dabei, die Staatsanwaltschaft, die
BaFin und die Handelsüberwachung der Frankfurter Börse zu informieren.
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Ferner konnten wir Abmahnerfolge gegen 2 Redakteure vor Gericht
erzielen. Was nutzt das letztlich, wenn die Mühlen des Gesetzes langsam
mahlen und mutmaßlich kriminelle Autoren systematisch und über Jahre
hinweg alles tun, um den Ruf unseres Unternehmens nach allen Regeln
der Kunst zu zerstören.
Wir fanden damals heraus, dass offensichtlich ein ganzes Netzwerk an
Marktmanipulateuren organisiert Leerverkäufe tätigte, um anschließend
„medial“ aus allen Rohren zu feuern und unsere Aktie niederzuschreiben.
Aufgrund der uns zugetragenen Informationen war uns zum damaligen
Zeitpunkt sonnenklar, welches mieses Spiel hier gespielt wurde. Welchen
Sinn sollte es z.B. machen, dass drei untereinander bekannte Personen
alljährlich mit jeweils 1 Aktie unsere HV besuchten, um den
Aktionärsvertreter zu beeinflussen und unter den Gästen Stimmung gegen
uns zu verbreiten. Welchen Sinn sollte es machen, wenn die gleichen 3
Personen in einem bekannten Börsenforum insgesamt 2.000 Postings
mit unterirdischen Inhalten einstellen, um unsere Aktie und unser
Unternehmen negativ darzustellen. Beim Einstellen der Postings wird
einem ahnungslosen Leser ein Gespräch unter „gut informierten
Börsianern“ suggeriert. In Wirklichkeit ist das Ganze durchdacht
„inszeniert“, um die Meinung der Leser gezielt zu manipulieren. Welchen
Sinn sollte es haben, wenn ein Online-Redakteur eines bekannten
öffentlich-rechtlichen Mediums binnen kürzester Zeit mit 5 Artikeln unsere
Aktie niederschreibt, obwohl es sicher viel wichtigere Themen zu
besprechen gäbe. Sie denken richtig, es kann nur um handfeste finanzielle
Interessen gehen, denn das Ganze ist mit sehr, sehr viel Arbeit
verbunden.
Nun hatten wir zwar Erkenntnisse gewonnen, aber was tun, wenn sie nicht
knallhart beweisen und belegen können, welche Gelder im Rahmen dieser
Praktiken geflossen sind oder welche Profite bei den Börsentransaktionen
erzielt wurden. Bei den Behörden können wir mit unseren
Anschuldigungen nicht durchdringen, denn ein öffentlich-rechtliches
Medium und eine „Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger“ werden doch a
priori als die „Guten“ angesehen. Geholfen hat uns jetzt der Fall
SdK/Wirecard.
Dem Münchner Zahlungsverkehrsabwickler Wirecard wurde auf ähnlich
üble Weise mitgespielt wie uns. Erfreulicherweise haben sich die Münchner
mit rustikaleren Methoden unter Zuhilfenahme einiger „Aufklärer“ aus dem
Hamburger Boxermilieu gewehrt. Wie auch immer man sich die
Informationen beschafft hat, die Wirecard-Leute konnten belegen, dass
SdK-Bosse die Aktienkurse gezielt manipuliert haben, um selbst Kasse zu
machen. Wie ist das abgelaufen? Erst mal wird eine Aktie leerverkauft,
danach wird medial kräftig nachgeholfen, damit das erwünschte Ergebnis,
nämlich ein Absturz der Aktie, auch eintritt. Allein durch die ShortSpekulationen mit der Wirecardcard-Aktie hat der SdK-Vize
Markus Straub knapp 1 Mio. € verdient. Sein Geschäftspartner, der
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ehemalige SdK-Sprecher Tobias Bosler machte 2,8 Mio. € Gewinn.
Staatsanwaltschaft und BaFin sind involviert und es wurde bereits
aufgedeckt, wie sich die SdK-Leute auch im Fall Nascacell die
Taschen gefüllt haben. In diesem Fall waren dann offensichtlich fast alle
dabei, neben Straub auch SdK-Sprecher Christoph Öfele und der
ehemalige SdK-Sprecher Weilermann. Wir haben uns inzwischen in den
Fall eingeklinkt und werden unseren Beitrag abliefern, damit dieser Sumpf
ausgetrocknet wird. Wir gehen davon aus, dass sich die gleichen
Manipulationen mit unserer Aktie nachweisen lassen, und hoffen, dass die
Manipulateure für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden.
Rückblick
Bevor ich über unsere zukünftigen Pläne berichte, halte ich eine
Retrospektive für dringend erforderlich. Manches wird für Sie, liebe
Aktionäre, erst dann verständlicher.
Die leasing.99- Aktie wurde im Juni 2004 im Freiverkehr der Frankfurter
Wertpapierböse gelistet. Zu dieser Zeit hatte das Unternehmen keinen
laufenden Geschäftbetrieb. Im Emissionsprospekt wurde darauf
hingewiesen, dass sich das Unternehmen erst Mittel über die Börse
beschaffe, um dann den Aufbau des Leasinggeschäfts zu beginnen.
Tatsächlich gelang es uns, binnen 12 Monaten das Eigenkapital von
ursprünglich 750.000 € auf rd. 15,5 Mio. € zu erhöhen. Dies schafften wir
weitgehend provisionsfrei und in Eigenregie. Von vielen Profis erhielten wir
neidlose Anerkennung, zumal wir unser Vorhaben zu einem Zeitpunkt in
die Tat umsetzten, als der IPO-Markt faktisch tot war. Gleichzeitig war die
Idee, sich zunächst Wagniskapital an der Börse zu beschaffen, um erst
danach mit dem Geschäftsaufbau zu beginnen, ein gefundenes Fressen für
ein Netzwerk von Marktmanipulateuren à la SDK, die durch Shortverkäufe
und nachfolgender, mutmaßlich abgestimmter und organisierter
Medienkampagnen, ihren finanziellen Vorteil suchten. Mit den mutmaßlich
abgestimmten Lügenkampagnen und dem durchorganisierten Rufmord ist
es diesen Leuten letztlich gelungen, unseren Aktienkurs unter Druck zu
bringen, die Aktionäre zu schädigen und den Aufbau unseres Geschäfts zu
behindern.
Wie im Emissionsprospekt beschrieben, haben wir trotzdem unser
Vorhaben in die Tat umgesetzt. Wir haben die Strukturen geschaffen,
Mitarbeiter eingestellt und ausgebildet, unser Geschäft auf
Wachstumskurs gebracht und mit unserem Geschäftsmodell das
Vertrauen der Banken gewonnen. Jeder Mittelständler kann ein Lied davon
singen, wie schwierig es, insbesondere für ein junges Unternehmen ist,
Kredite bei Banken zu organisieren. Uns ist es gelungen binnen kurzer Zeit
Kreditlinien über rd. 30 Mio. € zu bekommen, und das bei einem
erstklassigen Rating. Die Entscheidung dieser Banken erfolgte nach
intensiver Prüfung, was klar beweist, dass das Bild, das einige
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Marktmanipulateure von uns zeichnen wollten, mit der Realität nichts zu
tun hatte.
Dass wir mit unserem unkonventionellen Approach, erst Geld aquirieren,
dann das Geschäft aufbauen, Trendsetter waren, konnten wir damals nicht
wissen. Tatsächlich waren wir mit unserem, aus der Logik heraus
geborenen Ansatz, unserer Zeit weit voraus. Die einzigen IPO´s, die in
den letzten 3 Jahren in den USA gut liefen, waren die sog. SPACS (Special
Purpose Aquisition Companies). SPACS sind nichts anderes als
Unternehmenshüllen, in die zunächst Geld gepumpt wird, um danach in
die Geschäfte einzusteigen. In 2007 haben Amerikaner rd. 12 Mrd. $ in
diese Unternehmenshüllen oder Blankoscheckunternehmen investiert.
Inzwischen entfällt ein Viertel aller IPO´s in den USA auf die
Unternehmenshüllen. Diese Welle hat jetzt auch Deutschland erreicht.
Ich zitiere aus dem Wertpapier vom 24. 7. 2008, Seite 26, Überschrift
Katze im Sack:
„Normalerweise legen sich Anleger Aktien von Konzernen ins Depot, die
sie kennen und von deren Geschäftskonzept sie überzeugt sind. Kaum
jemand käme auf die Idee, blind Papiere von Unternehmen zu kaufen, von
denen er noch nicht einmal den Namen weiß. Drei prominente Herren
sehen das anders: Roland Berger, Gründer der gleichnamigen
Unternehmensberatung, Arcandor-Chef Thomas Middelhoff und der
ehemalige UBS-Investmentbanker Florian Lahnstein wollen mit dem
Projekt „Germany 1“ einen Trend aus den USA in Deutschland etablieren:
Erst die Aktie, dann das Unternehmen. Sogenannte spezial Purpose
Aquisition Companies, kurz SPACS, haben lediglich eine Vision, keinen
Geschäftsplan und null Cashflow. Nur eine Börsennotiz ist bereits
vorhanden. Gut vernetzte Manager bürgen dafür, den leeren
Börsenmantel möglichst schnell mit Leben zu füllen. „
Und weiter:
„Hauptgrund für den Aufschwung von Spacs ist das derzeit maue
Börsenumfeld. In der anhaltenden IPO-Flaute, die auch den deutschen
Markt erfasst hat, drehen findige Finanzjongleure die übliche Reihenfolge
des Börsengangs einfach um. Auf diese Weise erhalten Sie sich und den
emittierenden Banken ein Millionengeschäft.“
Fällt Ihnen etwas auf? Unsere damalige Vorgehensweise entpuppt sich
heute als richtungsweisend; allerdings gibt es gravierende Unterschiede:
1.
Wir haben im Emissions-Prospekt noch angekündigt, was wir
vorhaben. Unsere Aktienzeichner haben keine Wundertüte
gekauft.
2.
Banken und andere haben bei der Emission nicht kräftig
abkassiert.
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3.
Wir sind keine Finanzjongleure, sondern Leute, die in harter Arbeit
und mit viel Herzblut ein Geschäft aufgebaut haben.
War unser damaliger Ansatz, erst Geld über die Börse zu aquirieren und
danach das Geschäft aufbauen, etwa anrüchig? Mitnichten, wir waren
unserer Zeit um 4 Jahre voraus.
Im Nachhinein hat sich auch gezeigt, dass sich die von uns vertretene
These, dass es wichtig sei, eine hohe Eigenkapitaldecke zu haben, exakt
richtig war. Inzwischen hat sich der Trend zu einer hohen
Eigenkapitaldecke extrem verstärkt. Hintergrund ist die geringe
Bereitschaft der Banken zur Kreditvergabe. Auch diese These wurde (u.a.
vom Aktionärsvertreter) stets heftig kritisiert, mit dem Argument, dass es
einzig und allein auf eine hohe Eigenkapitalrendite ankäme. Ich erklärte
damals, dass eine hohe Eigenkapitalrendite meist das Ergebnis einer
hohen Verschuldung ist, und dass ein durch Kredite stark gehebeltes
Unternehmen schon bei den kleinsten wirtschaftlichen Turbulenzen
existenzgefährdet sei.
Vorausschauend war auch unsere Entscheidung, lediglich
Restwertverträge mit Andienungsrecht und keine Kilometerverträge
anzubieten. Heute ist bekannt, dass fast alle Leasingfinanzierer mit
Kilometerverträgen reichlich Geld versenkt haben, weil sich
Gebrauchtwagenpreise zurückentwickelt haben. Im Ergebnis hat das dazu
geführt, dass viele refinanzierende Banken keine Kilometerverträge mehr
refinanzieren.
In der Retrospektive kann ich sagen, dass wir als absoluter Newcomer
sehr viel richtig gemacht haben. Andererseits wurden auch Fehler
gemacht. Mein Hauptfehler war, dass ich die Marktmacht und
Hartnäckigkeit der Kursmanipulateure unterschätzt habe. Dies hat dazu
geführt, dass wir unsere Aktienrückkäufe zu früh begonnen haben. Mit
dem Wissen von heute, hätte man mit Rückkäufen frühestens im
Kursbereich von 10 – 15 € starten sollen. Wir hätten auf diesem
Kursniveau locker den kompletten Free Float aufnehmen können, ohne
uns auch nur im Geringsten zu verheben. Auch bei der Kundenauswahl lief
nicht alles glücklich. Wir gingen dem einen oder anderen Betrüger auf den
Leim und mussten erfahren, dass der Automarkt einem Haifischbecken
gleicht.
AUSBLICK IN DIE ZUKUNFT
Was haben wir in den letzten Jahren dazugelernt? Wir haben gelernt, dass
das Geschäftsmodell Leasing an der Börse keine Begeisterungsstürme
auslöst. Zum einen ist das systembedingt, zum anderen gilt Leasing nicht
als „sexy“, sondern wird eher als langweiliges Geschäft gesehen. Zudem
sind die Bilanzen von Leasingunternehmen nicht leicht zu verstehen. Die
Leasing-Refinanzierer kennen die Problematik und orientieren sich in
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erster Linie am „Substanzwert“. Dieser wird nach einem vom BDL
entwickelten Schema errechnet und dient als Grundlage bei
Kreditentscheidungen. Bei der leasing.99 AG liegt dieser Substanzwert
übrigens bei 20,44 Mio. € (30,50 € / Aktie). Ein starkes Neugeschäft
kann in einer HGB-Bilanz schnell zu großen Verlusten und zu einem
negativen Eigenkapital führen, während in einer IFRS-Bilanz der Rückgang
des Eigenkapitals durch den Zuwachs an Substanz ausgeglichen wird. Dies
führt zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen auch bei den KreditAnalysten. Noch schwieriger ist es, unseren Aktionären diese
Zusammenhänge nahezubringen. Ich halte es deshalb für richtig, unsere
Geschäftsstrategie den Wünschen und Erfordernissen des Kapitalmarkts
anzupassen und habe deshalb folgenden Kurswechsel in der
Geschäftspolitik initiiert.
1.
Statt Leasingverträge zu aquirieren und selbst zu verwalten,
werden wir in Zukunft verstärkt Leasingverträge an andere
Leasingunternehmen gegen Provision vermitteln. Mit jeder
Provisionseinnahme wird unmittelbar ein positiver
Deckungsbeitrag generiert, während sich bei eigener Abwicklung
eines neuen Leasingvertrags bilanziell zunächst ein negatives
Ergebnis einstellt. Ferner ergeben sich Kostenersparnisse bei der
Vertragsverwaltung. Für unsere Kunden ergeben sich ebenfalls
Vorteile, da wir aus der Vielzahl der Anbieter jeweils den
Günstigsten auswählen können.
2.
Vermittlung einer Bankfinanzierung: Da wir selbst keine Bank sind,
haben wir in der Vergangenheit versucht, unsere Kunden vom
Leasing zu überzeugen, auch wenn ihm eine normale
Bankfinanzierung lieber war. In Zukunft werden wir beides
anbieten. Die Provisionen, die jeweils zu verdienen sind, sind
gleichwertig.
3.
Autohandel: Wir haben inzwischen unser Handelsgeschäft
erfolgreich etabliert und werden dieses in Zukunft kräftig
ausbauen. Jedes Geschäft bringt sofort einen positiven
Deckungsbeitrag. Zwischen An- und Verkauf liegen in der Regel
nur wenige Tage, der Bedarf an liquiden Mitteln bleibt gering.
4.
Leasinggeschäft: Nach wie vor verfügen wir über sehr große
Kreditlinien bei refinanzierenden Banken und möchten diese gerne
gewinnbringend einsetzen. Ziel wird es sein, nur noch die „Perlen“
selbst abzuwickeln (Erstklassige Kunden, keine Restwertrisiken,
hohe Profitabilität). Derartige Geschäfte sind möglicherweise in
Nischenmärkten zu finden, die nichts mit Autos zu tun haben.
Insgesamt schlagen wir mit dem Strategiewechsel mehrere Fliegen mit
einer Klappe. Wir sparen Kosten, wir sorgen für eine verständliche
Bilanz, alle Abschlüsse führen bilanziell sofort zu einem positiven
Deckungsbeitrag, unserer Angebot lockt mehr Kunden an, der
Erfolg am Markt ist leichter skalierbar, da die Anforderungen an
Eigen- und Fremdfinanzierung vernachlässigbar sind und wir
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vermeiden Risiken. Mit dem neuen Konzept werden auch unsere
Stärken optimal eingesetzt. Unsere größten Stärken sind die Beschaffung
von Fahrzeugen zu günstigen Konditionen, technisches Know-how bzgl.
des Betriebs einer Internet-Plattform und das Leasing-Wissen unserer
geschulten Mitarbeiter.
Mit der Umsetzung dieser Strategie werden wir unser Unternehmen
wahrnehmbar auf Erfolgskurs bringen, was man letztlich auch an der
Börse honorieren wird.
Erwarten Sie von mir hier und heute keine detaillierten Prognosen wie
viele Fahrzeuge wir in diesem, im nächsten und im übernächsten Jahr
durchhandeln werden. Ebensowenig werde ich hier und heute eine
Prognose darüber abgeben, wie viele Leasing- und Finanzierungsverträge
wir abzuschließen gedenken und wie viele Verträge wir selbst verwalten
werden. Es wäre einfach unredlich, schon heute mit Zahlen
herumzuhantieren, die man gar nicht wissen kann. Eines kann ich aber
heute schon sagen: Wir liegen mit unserer neuen Strategie, Vermittlung
statt Eigenverwaltung, voll im Trend. Beim Geschäft mit
Hypothekendarlehen hat sich dieser extrem verstärkt. In Deutschland
werden bereits 28 % der Baufinanzierungen, nicht von der kreditgebenden
Bank selbst verkauft. 25 bekannte Institute verkaufen Immobilienkredite
der Konkurrenz und wickeln zum Teil selbst gar nichts mehr ab. Wir gehen
davon aus, dass sich ähnliches im Leasingmarkt entwickelt und wir von
diesem Trend mit einer leistungsfähigen Plattform profitieren werden.
Mit unserer Plattform werden wir in der Lage sein, das günstigste Auto zu
liefern und dazu die günstigste Finanzierung zu vermitteln.
Zum Schluss meiner Rede möchte ich mich vor allem bei unseren
motivierten Mitarbeitern bedanken, die schon in der Vergangenheit viel
geleistet haben und in unserer neuen Zukunft erneut gefordert werden.
Besonders bedanken muss ich mich heute bei unseren treuen Aktionären,
die zuletzt stark gebeutelt wurden. Ich kann nur noch einmal betonen,
dass der aktuelle Kurs mit der Realität überhaupt nichts mehr zu tun hat.
Kurs- und Renditeversprechungen kann und werde ich heute natürlich
nicht abgeben. Versprechen kann ich aber, dass ich meine volle Kraft
einsetzen werde, dass wir unsere Ziele erreichen werden.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Norbert Bozon