2008 HV leasing99 AG Vorstandsrede
Transcription
2008 HV leasing99 AG Vorstandsrede
Vorstandsrede Hauptversammlung 27. August 2008 1 Sehr geehrte Aktionärinnen, sehr geehrte Aktionäre, auch ich darf Sie zu unserer 4. ordentlichen Jahreshauptversammlung recht herzlich willkommen heißen. Das Geschäftjahr 2007 der leasing.99 AG war ein erfolgreiches Jahr. Wir konnten Umsatz und EBITDA erneut substanziell steigern. Die Details zum Geschäftsverlauf können Sie unserem Geschäftsbericht entnehmen und sich in der anschließenden Generaldebatte gerne erläutern lassen. DIE WICHTIGSTEN ZAHLEN: Umsatz und sonstige betriebliche Erträge 8.502.417,44 € (+ 48 %) Operatives Ergebnis (EBITDA) 4.171.200,96 € (+ 25 %) Jahresüberschuss……………………………………… 193.199,49 € (- 78 %) Durch Aktienrückkäufe verringerte sich die Anzahl ausstehender Aktien per 31. 12. 2007 auf nur noch 670.209 Stück (Vorjahr 855.492 Stück). Bezogen auf die noch ausstehenden Aktien legte der Umsatz um + 89,0 % und das EBITDA um + 59,5 % zu. Der Nettogewinn pro Aktie sank um – 72,1 %. Viel mehr als die Zahlen wird Sie die schlechte Performance unserer Aktie interessieren. Zum diesem Thema habe ich in meiner Rede einiges, vermutlich für Sie sehr Überraschendes, zu sagen. Die heutige Hauptversammlung ist zudem etwas Besonderes, und zwar deshalb, weil ich Ihnen einen Kurswechsel in der Geschäftspolitik verkünden werde. Bei einem Kurswechsel ist es wichtig, noch einmal Revue passieren zu lassen, woher man kommt, es ist wichtig zu erläutern, warum Änderungen beim Geschäftsmodell Sinn machen, und dann ist es natürlich wichtig zu erläutern, wohin die Reise geht. Ich werde also in meiner Rede zunächst einiges zu der unerfreulichen Kursentwicklung unserer Aktien sagen, werde dann unsere historische Entwicklung beleuchten und schließlich erläutern, welchen Weg wir in Zukunft einschlagen werden. DIE AKTIE Unsere Aktie notierte auf Xetra zuletzt bei 5.69 € woraus sich ein aktueller Börsenwert von ca. 3,81 Mio. € errechnet. Macht diese Bewertung in irgendeiner Weise Sinn? Wohl kaum, wenn unser Unternehmen ein EBITDA von + 4,17 Mio. € generiert und sich per 31. 12. 2007 ein Substanzwert von 20,44 Mio. € errechnet. Einem Substanzwert/Aktie von 30,5 € steht demnach ein Aktienkurs von 5.69 € gegenüber, d.h. der Substanzwert/Aktie ist 5,4 mal höher als der Börsenkurs. Normalerweise 2 ist es gerade umgekehrt; der Börsenkurs ist im Durchschnitt 2,3 mal höher als der Substanzwert. Wie kann das sein? Haben wir etwas falsch gemacht? Hätten wir diese untypische Situation verhindern können? Nach allem, was ich heute weiß, kann ich sagen, dass wir uns nichts vorzuwerfen haben. Wir haben, genau wie die anderen Unternehmen auch, sehr viel getan und noch mehr versucht, aber es ist extrem schwierig, sich gegen einen vorherrschenden Trend zu stemmen. Derzeit ist es so, dass sich Aktionäre wegen der Finanzmarktkrise vom Aktienmarkt abgewandt und risikoloseren Investments zugewandt haben. Leider ist es auch so, dass der Markt für Nebenwerte, den sog. Small Caps, besonders unter der Zurückhaltung der Investoren gelitten hat. Es ist übrigens ein Irrglaube, man könne mit guten News und beeindruckenden Zahlen etwas an einem vorherrschenden Trend ändern. Privatanleger orientieren sich in erster Linie an der Kursentwicklung. Gehen die Kurse nach oben, dann ist alles gut und Investoren sind gerne bereit mit ihren Käufen die Kurse weiter nach oben zu treiben. Nichts macht Privatanleger kaufwütiger als steigende Kurse. In 2005 war diese Kaufwut auch bei unserer Aktie zu beobachten, als es vom Emissionskurs bei 21.50 € bis auf 84 € voranging. Gehen anderseits die Kurse runter, dann geraten viele Privatanleger in Panik. Ein fallender Aktienkurs ist für die meisten Anleger ein Signal dafür, dass etwas nicht stimmen kann. Mit guten Meldungen sind Anleger in einer solchen Phase nicht zu überzeugen, denn: Der Kurs geht runter, also muss ja etwas faul sein. Ich könnte ihnen leicht 200 Namen von Nebenwerten nennen, bei denen die Kursentwicklung fast identisch ist. Darunter sind Dutzende namhafte Gesellschaften, bei denen es fundamental auch sehr gut aussieht. MARKTMANIPULATEURE Die übertrieben negative Kursentwicklung in unserem Fall hat, wie wir inzwischen wissen, nicht allein mit dem Marktumfeld und noch weniger mit unserer fundamentalen Entwicklung zu tun. Vielmehr ist die Kursentwicklung unserer Aktie das Ergebnis einer mafiös organisierten Bande von Marktmanipulateuren, die durch Leerverkäufe und intensive „Medienarbeit“ Nutzen aus Kursrückgängen ziehen. In meiner HV Rede vom August 2005 hatte ich erstmals darauf hingewiesen, dass wir „von einer Gruppe organisiert operierender, krimineller Daytrader und Händler mit einer Short-Attacke angegriffen“ wurden. Damals wurde mir von einigen Autoren, die vermutlich selbst Teil des kriminellen Netzwerks von Redakteuren und Aktienhändlern sind, vorgeworfen, ich leide unter Verfolgungswahn. Durch unsere eigenen Recherchen und insbesondere durch den Fall „Wirecard“ wissen wir inzwischen, wie diese mafiös strukturierten Netzwerke funktionieren und kennen die Namen vieler dieser Leute. Wir beließen es damals dabei, die Staatsanwaltschaft, die BaFin und die Handelsüberwachung der Frankfurter Börse zu informieren. 3 Ferner konnten wir Abmahnerfolge gegen 2 Redakteure vor Gericht erzielen. Was nutzt das letztlich, wenn die Mühlen des Gesetzes langsam mahlen und mutmaßlich kriminelle Autoren systematisch und über Jahre hinweg alles tun, um den Ruf unseres Unternehmens nach allen Regeln der Kunst zu zerstören. Wir fanden damals heraus, dass offensichtlich ein ganzes Netzwerk an Marktmanipulateuren organisiert Leerverkäufe tätigte, um anschließend „medial“ aus allen Rohren zu feuern und unsere Aktie niederzuschreiben. Aufgrund der uns zugetragenen Informationen war uns zum damaligen Zeitpunkt sonnenklar, welches mieses Spiel hier gespielt wurde. Welchen Sinn sollte es z.B. machen, dass drei untereinander bekannte Personen alljährlich mit jeweils 1 Aktie unsere HV besuchten, um den Aktionärsvertreter zu beeinflussen und unter den Gästen Stimmung gegen uns zu verbreiten. Welchen Sinn sollte es machen, wenn die gleichen 3 Personen in einem bekannten Börsenforum insgesamt 2.000 Postings mit unterirdischen Inhalten einstellen, um unsere Aktie und unser Unternehmen negativ darzustellen. Beim Einstellen der Postings wird einem ahnungslosen Leser ein Gespräch unter „gut informierten Börsianern“ suggeriert. In Wirklichkeit ist das Ganze durchdacht „inszeniert“, um die Meinung der Leser gezielt zu manipulieren. Welchen Sinn sollte es haben, wenn ein Online-Redakteur eines bekannten öffentlich-rechtlichen Mediums binnen kürzester Zeit mit 5 Artikeln unsere Aktie niederschreibt, obwohl es sicher viel wichtigere Themen zu besprechen gäbe. Sie denken richtig, es kann nur um handfeste finanzielle Interessen gehen, denn das Ganze ist mit sehr, sehr viel Arbeit verbunden. Nun hatten wir zwar Erkenntnisse gewonnen, aber was tun, wenn sie nicht knallhart beweisen und belegen können, welche Gelder im Rahmen dieser Praktiken geflossen sind oder welche Profite bei den Börsentransaktionen erzielt wurden. Bei den Behörden können wir mit unseren Anschuldigungen nicht durchdringen, denn ein öffentlich-rechtliches Medium und eine „Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger“ werden doch a priori als die „Guten“ angesehen. Geholfen hat uns jetzt der Fall SdK/Wirecard. Dem Münchner Zahlungsverkehrsabwickler Wirecard wurde auf ähnlich üble Weise mitgespielt wie uns. Erfreulicherweise haben sich die Münchner mit rustikaleren Methoden unter Zuhilfenahme einiger „Aufklärer“ aus dem Hamburger Boxermilieu gewehrt. Wie auch immer man sich die Informationen beschafft hat, die Wirecard-Leute konnten belegen, dass SdK-Bosse die Aktienkurse gezielt manipuliert haben, um selbst Kasse zu machen. Wie ist das abgelaufen? Erst mal wird eine Aktie leerverkauft, danach wird medial kräftig nachgeholfen, damit das erwünschte Ergebnis, nämlich ein Absturz der Aktie, auch eintritt. Allein durch die ShortSpekulationen mit der Wirecardcard-Aktie hat der SdK-Vize Markus Straub knapp 1 Mio. € verdient. Sein Geschäftspartner, der 4 ehemalige SdK-Sprecher Tobias Bosler machte 2,8 Mio. € Gewinn. Staatsanwaltschaft und BaFin sind involviert und es wurde bereits aufgedeckt, wie sich die SdK-Leute auch im Fall Nascacell die Taschen gefüllt haben. In diesem Fall waren dann offensichtlich fast alle dabei, neben Straub auch SdK-Sprecher Christoph Öfele und der ehemalige SdK-Sprecher Weilermann. Wir haben uns inzwischen in den Fall eingeklinkt und werden unseren Beitrag abliefern, damit dieser Sumpf ausgetrocknet wird. Wir gehen davon aus, dass sich die gleichen Manipulationen mit unserer Aktie nachweisen lassen, und hoffen, dass die Manipulateure für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden. Rückblick Bevor ich über unsere zukünftigen Pläne berichte, halte ich eine Retrospektive für dringend erforderlich. Manches wird für Sie, liebe Aktionäre, erst dann verständlicher. Die leasing.99- Aktie wurde im Juni 2004 im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierböse gelistet. Zu dieser Zeit hatte das Unternehmen keinen laufenden Geschäftbetrieb. Im Emissionsprospekt wurde darauf hingewiesen, dass sich das Unternehmen erst Mittel über die Börse beschaffe, um dann den Aufbau des Leasinggeschäfts zu beginnen. Tatsächlich gelang es uns, binnen 12 Monaten das Eigenkapital von ursprünglich 750.000 € auf rd. 15,5 Mio. € zu erhöhen. Dies schafften wir weitgehend provisionsfrei und in Eigenregie. Von vielen Profis erhielten wir neidlose Anerkennung, zumal wir unser Vorhaben zu einem Zeitpunkt in die Tat umsetzten, als der IPO-Markt faktisch tot war. Gleichzeitig war die Idee, sich zunächst Wagniskapital an der Börse zu beschaffen, um erst danach mit dem Geschäftsaufbau zu beginnen, ein gefundenes Fressen für ein Netzwerk von Marktmanipulateuren à la SDK, die durch Shortverkäufe und nachfolgender, mutmaßlich abgestimmter und organisierter Medienkampagnen, ihren finanziellen Vorteil suchten. Mit den mutmaßlich abgestimmten Lügenkampagnen und dem durchorganisierten Rufmord ist es diesen Leuten letztlich gelungen, unseren Aktienkurs unter Druck zu bringen, die Aktionäre zu schädigen und den Aufbau unseres Geschäfts zu behindern. Wie im Emissionsprospekt beschrieben, haben wir trotzdem unser Vorhaben in die Tat umgesetzt. Wir haben die Strukturen geschaffen, Mitarbeiter eingestellt und ausgebildet, unser Geschäft auf Wachstumskurs gebracht und mit unserem Geschäftsmodell das Vertrauen der Banken gewonnen. Jeder Mittelständler kann ein Lied davon singen, wie schwierig es, insbesondere für ein junges Unternehmen ist, Kredite bei Banken zu organisieren. Uns ist es gelungen binnen kurzer Zeit Kreditlinien über rd. 30 Mio. € zu bekommen, und das bei einem erstklassigen Rating. Die Entscheidung dieser Banken erfolgte nach intensiver Prüfung, was klar beweist, dass das Bild, das einige 5 Marktmanipulateure von uns zeichnen wollten, mit der Realität nichts zu tun hatte. Dass wir mit unserem unkonventionellen Approach, erst Geld aquirieren, dann das Geschäft aufbauen, Trendsetter waren, konnten wir damals nicht wissen. Tatsächlich waren wir mit unserem, aus der Logik heraus geborenen Ansatz, unserer Zeit weit voraus. Die einzigen IPO´s, die in den letzten 3 Jahren in den USA gut liefen, waren die sog. SPACS (Special Purpose Aquisition Companies). SPACS sind nichts anderes als Unternehmenshüllen, in die zunächst Geld gepumpt wird, um danach in die Geschäfte einzusteigen. In 2007 haben Amerikaner rd. 12 Mrd. $ in diese Unternehmenshüllen oder Blankoscheckunternehmen investiert. Inzwischen entfällt ein Viertel aller IPO´s in den USA auf die Unternehmenshüllen. Diese Welle hat jetzt auch Deutschland erreicht. Ich zitiere aus dem Wertpapier vom 24. 7. 2008, Seite 26, Überschrift Katze im Sack: „Normalerweise legen sich Anleger Aktien von Konzernen ins Depot, die sie kennen und von deren Geschäftskonzept sie überzeugt sind. Kaum jemand käme auf die Idee, blind Papiere von Unternehmen zu kaufen, von denen er noch nicht einmal den Namen weiß. Drei prominente Herren sehen das anders: Roland Berger, Gründer der gleichnamigen Unternehmensberatung, Arcandor-Chef Thomas Middelhoff und der ehemalige UBS-Investmentbanker Florian Lahnstein wollen mit dem Projekt „Germany 1“ einen Trend aus den USA in Deutschland etablieren: Erst die Aktie, dann das Unternehmen. Sogenannte spezial Purpose Aquisition Companies, kurz SPACS, haben lediglich eine Vision, keinen Geschäftsplan und null Cashflow. Nur eine Börsennotiz ist bereits vorhanden. Gut vernetzte Manager bürgen dafür, den leeren Börsenmantel möglichst schnell mit Leben zu füllen. „ Und weiter: „Hauptgrund für den Aufschwung von Spacs ist das derzeit maue Börsenumfeld. In der anhaltenden IPO-Flaute, die auch den deutschen Markt erfasst hat, drehen findige Finanzjongleure die übliche Reihenfolge des Börsengangs einfach um. Auf diese Weise erhalten Sie sich und den emittierenden Banken ein Millionengeschäft.“ Fällt Ihnen etwas auf? Unsere damalige Vorgehensweise entpuppt sich heute als richtungsweisend; allerdings gibt es gravierende Unterschiede: 1. Wir haben im Emissions-Prospekt noch angekündigt, was wir vorhaben. Unsere Aktienzeichner haben keine Wundertüte gekauft. 2. Banken und andere haben bei der Emission nicht kräftig abkassiert. 6 3. Wir sind keine Finanzjongleure, sondern Leute, die in harter Arbeit und mit viel Herzblut ein Geschäft aufgebaut haben. War unser damaliger Ansatz, erst Geld über die Börse zu aquirieren und danach das Geschäft aufbauen, etwa anrüchig? Mitnichten, wir waren unserer Zeit um 4 Jahre voraus. Im Nachhinein hat sich auch gezeigt, dass sich die von uns vertretene These, dass es wichtig sei, eine hohe Eigenkapitaldecke zu haben, exakt richtig war. Inzwischen hat sich der Trend zu einer hohen Eigenkapitaldecke extrem verstärkt. Hintergrund ist die geringe Bereitschaft der Banken zur Kreditvergabe. Auch diese These wurde (u.a. vom Aktionärsvertreter) stets heftig kritisiert, mit dem Argument, dass es einzig und allein auf eine hohe Eigenkapitalrendite ankäme. Ich erklärte damals, dass eine hohe Eigenkapitalrendite meist das Ergebnis einer hohen Verschuldung ist, und dass ein durch Kredite stark gehebeltes Unternehmen schon bei den kleinsten wirtschaftlichen Turbulenzen existenzgefährdet sei. Vorausschauend war auch unsere Entscheidung, lediglich Restwertverträge mit Andienungsrecht und keine Kilometerverträge anzubieten. Heute ist bekannt, dass fast alle Leasingfinanzierer mit Kilometerverträgen reichlich Geld versenkt haben, weil sich Gebrauchtwagenpreise zurückentwickelt haben. Im Ergebnis hat das dazu geführt, dass viele refinanzierende Banken keine Kilometerverträge mehr refinanzieren. In der Retrospektive kann ich sagen, dass wir als absoluter Newcomer sehr viel richtig gemacht haben. Andererseits wurden auch Fehler gemacht. Mein Hauptfehler war, dass ich die Marktmacht und Hartnäckigkeit der Kursmanipulateure unterschätzt habe. Dies hat dazu geführt, dass wir unsere Aktienrückkäufe zu früh begonnen haben. Mit dem Wissen von heute, hätte man mit Rückkäufen frühestens im Kursbereich von 10 – 15 € starten sollen. Wir hätten auf diesem Kursniveau locker den kompletten Free Float aufnehmen können, ohne uns auch nur im Geringsten zu verheben. Auch bei der Kundenauswahl lief nicht alles glücklich. Wir gingen dem einen oder anderen Betrüger auf den Leim und mussten erfahren, dass der Automarkt einem Haifischbecken gleicht. AUSBLICK IN DIE ZUKUNFT Was haben wir in den letzten Jahren dazugelernt? Wir haben gelernt, dass das Geschäftsmodell Leasing an der Börse keine Begeisterungsstürme auslöst. Zum einen ist das systembedingt, zum anderen gilt Leasing nicht als „sexy“, sondern wird eher als langweiliges Geschäft gesehen. Zudem sind die Bilanzen von Leasingunternehmen nicht leicht zu verstehen. Die Leasing-Refinanzierer kennen die Problematik und orientieren sich in 7 erster Linie am „Substanzwert“. Dieser wird nach einem vom BDL entwickelten Schema errechnet und dient als Grundlage bei Kreditentscheidungen. Bei der leasing.99 AG liegt dieser Substanzwert übrigens bei 20,44 Mio. € (30,50 € / Aktie). Ein starkes Neugeschäft kann in einer HGB-Bilanz schnell zu großen Verlusten und zu einem negativen Eigenkapital führen, während in einer IFRS-Bilanz der Rückgang des Eigenkapitals durch den Zuwachs an Substanz ausgeglichen wird. Dies führt zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen auch bei den KreditAnalysten. Noch schwieriger ist es, unseren Aktionären diese Zusammenhänge nahezubringen. Ich halte es deshalb für richtig, unsere Geschäftsstrategie den Wünschen und Erfordernissen des Kapitalmarkts anzupassen und habe deshalb folgenden Kurswechsel in der Geschäftspolitik initiiert. 1. Statt Leasingverträge zu aquirieren und selbst zu verwalten, werden wir in Zukunft verstärkt Leasingverträge an andere Leasingunternehmen gegen Provision vermitteln. Mit jeder Provisionseinnahme wird unmittelbar ein positiver Deckungsbeitrag generiert, während sich bei eigener Abwicklung eines neuen Leasingvertrags bilanziell zunächst ein negatives Ergebnis einstellt. Ferner ergeben sich Kostenersparnisse bei der Vertragsverwaltung. Für unsere Kunden ergeben sich ebenfalls Vorteile, da wir aus der Vielzahl der Anbieter jeweils den Günstigsten auswählen können. 2. Vermittlung einer Bankfinanzierung: Da wir selbst keine Bank sind, haben wir in der Vergangenheit versucht, unsere Kunden vom Leasing zu überzeugen, auch wenn ihm eine normale Bankfinanzierung lieber war. In Zukunft werden wir beides anbieten. Die Provisionen, die jeweils zu verdienen sind, sind gleichwertig. 3. Autohandel: Wir haben inzwischen unser Handelsgeschäft erfolgreich etabliert und werden dieses in Zukunft kräftig ausbauen. Jedes Geschäft bringt sofort einen positiven Deckungsbeitrag. Zwischen An- und Verkauf liegen in der Regel nur wenige Tage, der Bedarf an liquiden Mitteln bleibt gering. 4. Leasinggeschäft: Nach wie vor verfügen wir über sehr große Kreditlinien bei refinanzierenden Banken und möchten diese gerne gewinnbringend einsetzen. Ziel wird es sein, nur noch die „Perlen“ selbst abzuwickeln (Erstklassige Kunden, keine Restwertrisiken, hohe Profitabilität). Derartige Geschäfte sind möglicherweise in Nischenmärkten zu finden, die nichts mit Autos zu tun haben. Insgesamt schlagen wir mit dem Strategiewechsel mehrere Fliegen mit einer Klappe. Wir sparen Kosten, wir sorgen für eine verständliche Bilanz, alle Abschlüsse führen bilanziell sofort zu einem positiven Deckungsbeitrag, unserer Angebot lockt mehr Kunden an, der Erfolg am Markt ist leichter skalierbar, da die Anforderungen an Eigen- und Fremdfinanzierung vernachlässigbar sind und wir 8 vermeiden Risiken. Mit dem neuen Konzept werden auch unsere Stärken optimal eingesetzt. Unsere größten Stärken sind die Beschaffung von Fahrzeugen zu günstigen Konditionen, technisches Know-how bzgl. des Betriebs einer Internet-Plattform und das Leasing-Wissen unserer geschulten Mitarbeiter. Mit der Umsetzung dieser Strategie werden wir unser Unternehmen wahrnehmbar auf Erfolgskurs bringen, was man letztlich auch an der Börse honorieren wird. Erwarten Sie von mir hier und heute keine detaillierten Prognosen wie viele Fahrzeuge wir in diesem, im nächsten und im übernächsten Jahr durchhandeln werden. Ebensowenig werde ich hier und heute eine Prognose darüber abgeben, wie viele Leasing- und Finanzierungsverträge wir abzuschließen gedenken und wie viele Verträge wir selbst verwalten werden. Es wäre einfach unredlich, schon heute mit Zahlen herumzuhantieren, die man gar nicht wissen kann. Eines kann ich aber heute schon sagen: Wir liegen mit unserer neuen Strategie, Vermittlung statt Eigenverwaltung, voll im Trend. Beim Geschäft mit Hypothekendarlehen hat sich dieser extrem verstärkt. In Deutschland werden bereits 28 % der Baufinanzierungen, nicht von der kreditgebenden Bank selbst verkauft. 25 bekannte Institute verkaufen Immobilienkredite der Konkurrenz und wickeln zum Teil selbst gar nichts mehr ab. Wir gehen davon aus, dass sich ähnliches im Leasingmarkt entwickelt und wir von diesem Trend mit einer leistungsfähigen Plattform profitieren werden. Mit unserer Plattform werden wir in der Lage sein, das günstigste Auto zu liefern und dazu die günstigste Finanzierung zu vermitteln. Zum Schluss meiner Rede möchte ich mich vor allem bei unseren motivierten Mitarbeitern bedanken, die schon in der Vergangenheit viel geleistet haben und in unserer neuen Zukunft erneut gefordert werden. Besonders bedanken muss ich mich heute bei unseren treuen Aktionären, die zuletzt stark gebeutelt wurden. Ich kann nur noch einmal betonen, dass der aktuelle Kurs mit der Realität überhaupt nichts mehr zu tun hat. Kurs- und Renditeversprechungen kann und werde ich heute natürlich nicht abgeben. Versprechen kann ich aber, dass ich meine volle Kraft einsetzen werde, dass wir unsere Ziele erreichen werden. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Norbert Bozon