Kansas City 2012 - Medizinische Universität Graz

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Kansas City 2012 - Medizinische Universität Graz
Pediatric Emergency Room
Children’s Mercy Hospital
UMKC, University of Missouri – Kansas City
Georg Richtig
Medizinische Universität Graz
[email protected]
Organisation:
Organisiert wurde alles über das Büro für internationale Beziehungen. Unser
Hauptansprechperson war Frau Mag. Schönbacher, die uns mit Rat und Tat zur
Seite stand. Nachdem ich meine Wünsche abgegeben hatte, hieß es warten. Als
erstes musste man von der Universität akzeptiert werden, was bei mir ca. 3 Monate
dauerte, nachdem ich alle notwendigen Unterlagen eingereicht hatte. Danach musste
nur noch die Klinik die Abteilung bestätigen an der man famulieren wollte. Bei mir war
das leider nicht ganz so einfach, da das Pädiatrische Emergency Department
eigentlich keine Famulanten mehr nahm. So wurde ich also zu einem telefonischen
Interview gebeten, das sich dank der Zeitverschiebung und der schlechten
Telefonleitung als nicht ganz einfach erwies. Letztendlich bekam ich dann aber doch
eine Zusage der Klinik und durfte am Children‘s Mercy Hospital im Emergency
Department famulieren.
Flug:
Der Flug kostete mich ca. 700 Euro und ich flog über Berlin nach Amsterdam von
dort nach Minneapolis und dann nach Kansas City. Alles in allem dauerte diese
Reise ca. 24 Stunden.
Vom Flughafen in die Stadt fährt das „Super Shuttle“. Eine Art Sammeltaxi, das Leute
am Flughafen aufsammelt und sie dann direkt zu ihrem Bestimmungsort bringt. Je
nachdem wieviele Personen mitfahren und wo sie hinwollen, dauert es länger oder
kürzer bis man dort ist, wo man hin möchte. Mit 20 Dollar pro Fahrt ist man aber
definitiv auf der günstigeren Seite, denn Taxis in Kansas City sind nicht gerade billig.
Das Appartement, das ich am Volker Campus der UMKC bewohnte, war eine kleine
Zwei-Zimmer-Wohnung, wo jeder Student sein eigenes Bad und sein eigenes
Schlafzimmer hatte. Nur die Küche und das Sofa mit einem kleinen sperrlichen
Fernseher musste man sich teilen.
Vom UMKC Campus fährt an den Arbeitstagen auch ein Shuttlebus, der ca. alle 20
Minuten Richtung Hospital Hill fährt, was recht angenehm ist, weil man vor dem
Appartement einsteigt und direkt bei der School of Medicine am Hospital Hill
aussteigt. Da ich allerdings auch am Wochenende arbeiten musste, musste ich
teilweise auf den öffentlichen Verkehr zurückgreifen. Für eine 2 Millionen Stadt hat
Kansas City gemessen an europäischen Vergleichsstädten ein ziemlich schlechtes
öffentliches Verkehrssystem. Insgesamt gibt es ein paar Buslinien, wobei allerdings
die meisten nicht regelmäßig fahren bzw. an Wochenenden oder Feiertagen gar
nicht. Einzige Ausnahme ist das Max-Bussystem. Das bietet neben klimatisierten
Bussen auch noch einen guten Taktfahrplan (auch an Wochenenden). Die
Orangeline fährt direkt vom Appartement zum Crown Center, von wo ich immer dann
zu Fuß gegangen bin.
Das Krankenhaus:
Das Children‘s Mercy Hospital (CMH) ist eigentlich ein ganzer Verbund an Häusern.
Das Haupthaus steht am Hospitalhill neben dem Truman Medical Center. Daneben
gibt es noch ein Children‘s Mercy North und ein Children‘s Mercy on Broadway. So
ist gewährleistet, dass der Großraum Kansas City gut mit Emergency Rooms für
Kinder versorgt ist und dass nicht alles im CMH behandelt werden muss.
Das Emergency Department des CMH ist grundsätzlich in 3 Bereiche aufgeteilt: Die
Green Zone, die Yellow Zone und die Red Zone.
In der Green Zone gibt es grundsätzlich keine Ärzte. Dort werden die Fälle von Nurse
Practionern (NP) behandelt, die ohne apparative Diagnostik (Röntgen, CT usw.)
auskommen müssen. Sind sich die NPs unklar oder bedarf es einer weiteren
apparativen Diagnostik, werden diese Patienten in die Yellow oder Red Zone
überwiesen. In einigen Fällen wollen die NPs auch nur einen ärztlichen Rat, dann
kommt ein Arzt in die Green Zone und gibt seine Meinung ab.
In der Yellow Zone werden eher unkomplizierte Sachen versorgt, die aber trotzdem
eines Arztes bedürfen.
In der Red Zone werden akute Sachen versorgt. So werden hier offene Brüche,
Status asthmaticus, Fieber mit Bewusstseinstrübung oder andere vergleichbare
Krankheitsbilder versorgt. Dazu ist jeder Raum gleich eingerichtet. Um die Wege zur
Diagnostik kurz zu halten verfügt die Red Zone auch einen eigenen CT-Scanner, ein
stationäres, wie mobiles Röntgen und auch ein mobiles Ultraschallgerät ist
vorhanden.
Die Famulatur:
Man bekommt gleich am ersten Tag einen eigenen Computerzugang und auch einen
Zugang zum Verwaltungsprogramm der Klinik. Nach einer Einschulung auf das
Programm geht es auch gleich weiter zum ersten Patienten.
In der Red Zone, wo die Attendings sitzen, werden von den Schwestern die
Clipboards gebracht mit den aktuellen Patienten. Man schnappt sich also ein
Clipboard, ordnet im Verwaltungsprogramm sich dem Patienten zu und dann kann es
auch schon ab zum Patienten geben. Nachdem man die Anamnese und die klinische
Untersuchung erledigt hat, geht man zu einem Attending für ein kurzes Check-out.
Dabei erzählt man ihm alles was man in Erfahrung gebracht hat und was man unter
Umständen an apparativer Diagnostik bzw. Therapie haben möchte. Der Attending
geht dann meistens noch kurz selber zum Patienten und bestätigt, das was man tun
möchte oder verändert es. Grundsätzlich machen Sachen wie Blutabnehmen,
Leitung legen und die meisten anderen praktischen Tätigkeit die Krankenschwestern,
was zwangsläufig bedeutet, dass man als Arzt viel mehr Zeit hinter dem Computer
verbringt. Sei es weil man alles dokumentiert oder etliche Telefonate mit anderen
Fachabteilungen führen muss.
Kleidung:
Grundsätzlich sind Jeans und gewöhnliche Straßenbekleidung verboten. Eine
schöne Hose und ein Oberteil, das keine allzugroßen offensichtlichen Logos draufhat
sind in Ordnung. Nach einer Woche bin ich allerdings auf Scrubs umgestiegen, da
die einfach bequemer sind beim Arbeiten. Zu Kaufen gibt es Scrubs im UMKC
Bookstore, der sich gleich gegenüber der Medical School befindet (Kostenpunkt ca.
60 Dollar). Die Schwestern haben auch teils sehr liebevoll gestaltete Scrubs.
Das Einheitsblau oder Einheitsgrün, das ich von diversen Famulaturen kenne, gibt es
dort nicht. Es gibt Halloween-Scrubs, Spongebob-Scrubs oder sonstige Motive aus
irgendwelchen Kindersendungen. Die Kinder sind meistens sichtlich begeistert von
dieser Art von Scrubs.
Freizeit:
Trotz der Einwohnerzahl von Kansas City gibt es gemessen an Graz vergleichsweise
wenig „Fortgehlokale“ oder Einkaufsmöglichkeiten in KC Downtown. Da hier jeder ein
Auto hat, ist es leider nicht unüblich, dass viele der Attraktionen eher außerhalb der
Stadt liegen und de facto mit dem öffentlichen Verkehr nicht erreichbar sind.
Ein Baseballspiel ist sicher lustig zu sehen, allerdings liegt das Stadium soweit
außerhalb, das man es nur mit dem Auto erreichen kann, denn wenn das
Baseballspiel aus ist, fährt leider kein Bus mehr…
Ein Highlight das mit dem Bus gut erreichbar ist, ist der Plaza (Orangeline, Plaza).
Dort findet man neben Shopping (Tiffany, H&M, Forever 21 usw) auch ein riesiges
Angebot an Gastronomie wie zum Beispiel Jack Stack BBQ, das angeblich eines der
besten BBQ in Kansas City ist.
Fazit:
Eine wahnsinnig interessante Famulatur, wo ich viel gelernt habe und wahrscheinlich
noch mehr gesehen habe. Es war toll in ein Team integriert zu sein und selbstständig
zu arbeiten, wobei die Arbeit, die man leistet auch geschätzt wird. Letztendlich kann
man auch an seinen Englischkenntnissen arbeiten und auch Therapieansätze
kennenlernen, die es bei uns in dieser Form eigentlich nicht gibt. Vieles ist von SOPs
geprägt und Interdisziplinarität spielt gerade in einem ER eine sehr große Rolle.