VATER GESUCHT Lustspiel in drei Akten von HANS LELLIS © EVA

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VATER GESUCHT Lustspiel in drei Akten von HANS LELLIS © EVA
VATER GESUCHT
Lustspiel in drei Akten
von
HANS LELLIS
© EVA BIELER VERLAG WIEN
VATER GESUCHT
Lustspiel in drei Akten
von
HANS LELLIS
Regie- und Soufflierbuch
EVA BIELER VERLAG
Klederinger Str. 62/17
1100 Wien
Österreich
Telefon +43/1/258 99 55
Fax +43/1/258 99 55
Mobil +43/699 19 24 91 47
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Inhaltsangabe
Der Altbauer Thomas führt für seinen weltenbummelnden Neffen Hans den Sternerhof, den ihm der
Alte nun endlich übergeben will. Doch Hans schaut sich bereits nach dem nächsten
Auslandaufenthalt um, noch dazu, wo ihm sein Onkel das Heiraten nahe legt. Eines Tages
kommt die junge und hübsche Inge auf den Hof, um ihren bis dato unbekannten Vater zu
finden. Anfangs scheint es, als wäre es Thomas, was dieser aber seinen Dienstleuten
gegenüber geheim halten will. Nach einer Weile hält er aber Hans für den leiblichen Vater,
der sich mittlerweile allerdings in Inge verliebt hat. Zum Glück stellt sich diese Vermutung
als falsch heraus und einer Hochzeit der beiden Jungen steht nun nichts mehr im Wege.
Personen 3D/3H
Thomas Sterner, Bauer am Sternhof, Fünfziger, weiß, was er will, mit viel Humor und Herz, in
Arbeitskleidung, Stiefel, Hose, Weste, weißes Hemd
Hans Sterner, sein Neffe, ca. 35jähriger fescher Mann, in sportlicher Kleidung
Mali, Haushälterin, Wirtschafterin, Typ der älteren Jungfer, in entsprechender Kleidung, mit der
Hoffnung im Herzen, einmal Bäuerin zu werden, doch der Bauer hört in dieser Richtung
schwer
Wastl, junger Knecht, langsam in seiner Art, wirkt sehr komisch, hat es aber faustdick hinter den
Ohren
Afra, junge Magd mit komischer Zopffrisur, in Arbeitskleidung, hat ein richtiges Göscherl, resolut in
komischer Art
Inge Schützenhofer, junges hübsches Mädchen, modern gekleidet - flott und unbeschwert, sehr lieb
in ihrer Art - heiter und sonnig
Bühnenbild 1 außen
Ort der Handlung: Gebirgsdorf
Zeit: Gegenwart
Dekoration:
Freie Gegend. Links ein freundliches einstöckiges Bauernhaus mit Blumen an den Fenstern, zur
Eingangstür führen einige Stufen empor. Neben dem Eingang eine Hausbank. Die rechte
Seite nehmen diverse Wirtschaftsgebäude ein. Den Hintergrund bildet ein
Gebirgsdorfprospekt. Rechts vorne ein Tisch mit Stühlen. Weitere Ausgestaltung je nach
Regie.
Der erste Akt spielt an einem sonnigen Sommervormittag, der zweite am nächsten Morgen.
Rechts und links vom Zuschauer aus zu verstehen.
1. Akt
1. Szene
Mali:
(beim Aufziehen des Vorhanges hört man vorerst nur ihre Stimme, die gar nicht fröhlich
klingt) Entweder du nimmst mir fürs Haus eine Magd auf oder ich gehe auf der Stelle! Mir
reicht es jetzt, ich bin doch kein chinesischer Kuli, der sich von früh morgens bis spät in
die Nacht abrackert! (ist mit diesem Satz vom Haus aufgetreten und schimpft weiter gegen
das Haus zurück, hat Kartoffelschüssel in der Hand) Du Geizkragen - du - du
Sklavenhalter…
Afra:
(ist inzwischen hinter dem Haus aufgetreten, hört Mali schimpfen) Oh wusch! Da kriegt es
wer! He - he! Mali! Mit wem flüsterst du denn da? So still und leise?
Mali:
Ich? Mit wem? Blöde Frage, mit dem Bauern, mit wem denn sonst?
Afra:
(erstaunt) Du traust dich aber was!
Mali:
Weil es wahr ist! Einmal muss man es eben dem Quadratschädel sagen. Seit Jahr und
Tag rede ich, dass wir mehr Dienstleute brauchen. Jedes Mal muss ich mit dem Simon,
unserem Oberknecht, einen Kampf führen, dass er mir dich da am Hof für die Hausarbeit
lässt. (setzt sich mit der Kartoffelschüssel, mit der sie aufgetreten ist, zum Tisch und schält
Kartoffeln)
Afra:
(näherkommend) Nun - und was hat er gesagt, unser Bauer, der... Stierschädel?
Mali:
Nichts!
1
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
2. Szene
2
Nichts? Wieso - ist er krank?
Nein, aber der konnte ja gar nichts sagen.
Wieso, hat er sich nicht traut, der Brüllaffe?
Oh, der hätt sich schon getraut, wenn er da gewesen wär.
(erstaunt, setzt sich zu Mali an den Tisch) Ja, wie denn, hast du nachher zu seinem Geist
geschimpft?
Genau! Das war nur eine Generalprobe, wie ich es ihm einmal wirklich sagen werde - aber
dann - - (trocken) Dann erfahrt er es nie!
(abwinkend) Ach geh! Der Besitz wird immer größer, da ein Feld, dort eine Alm,
vergangenes Jahr hat er ein Sägewerk baut, heuer kommen die Sommerhäuseln für die
Fremden dazu. Ja, ja, nur so weiter, immer mehr Arbeit, nur die Dienstboten bleiben die
gleichen!
Ja, in der Beziehung muss er einen Tick haben. Möcht nur wissen, für wen er gar so
ruachelt, gehört eh schon fast die halbe Gegend ihm, und noch gibt er keine Ruh, der
Teufel!
Und dabei stellt er keine Leut ein - nur für Maschinen, da hat er ein Herz! Ich glaub, der
Thomas – ah - will sagen der Bauer, sitzert am liebsten in seiner Stuben vor einem
Schaltbrett, wo er nur auf die verschiedenen Knöpf drucken muss und die Arbeit macht
sich automatisch.
So kommt’s noch, wenn er so weitermacht, tät mich gar nicht wundern, wenn er uns
demnächst eine Drehvorrichtung an den Bettstadeln anbringen lasst, die uns Dienstleut
automatisch um fünf Uhr in der Früh aus dem Bett schmeißt, damit wir ja rechtzeitig bei
der Arbeit sind.
(lachend) Nun, bei so manchem wäre das gar keine so schlechte Idee. Bei deinem Wastl
zum Beispiel wäre es schon eine rechte Hilfe, wenn ich mir den Kübel kaltes Wasser jeden
Tag ersparen könnt. Sag, hast du den Hans schon auf gesehen oder schlaft der am End
noch?
Der wird sicher noch an der Matratzen horchen. Der hat ein Leben - geht und kommt,
wann es ihm passt - und der liebe Onkel Thomas tut den ganzen lieben Tag roboten,
damit sein lieber Neffe mit seiner Autokraxen besser in der Welt herumkutschieren kann.
Da hast recht. Ich glaub, der Hans lacht sich eh den Buckel voll, weil der Alte so blöd ist,
für ihn den Hof zu führen. Der Thomas - ah, ah will sagen, der Bauer, der opfert sich viel
zu viel auf, wenn er auch immer wieder sagt, der Hans muss endlich daheim bleiben und
den Hof übernehmen. Hätte es doch gar nicht notwendig, der alte Hagestolz, hat genug
eigenes Geld liegen - in Taxenbach drüben einen Mordshof, wo er einen Pächter drauf
sitzen hat. Könnte ruhig privatisieren und es sich gut gehen lassen, besonders wenn er
sich ein nettes Weiberl dazu nehmert!
Dich
(in Gedanken) Jaa! Ah - ich meine irgendeine halt. Natürlich am besten fahrert er mit
einer, die alle seine Launen und Wehwehchen schon kennt - die ihm den Rest des Lebens
versüßen tät.
Ja, ja - ich hör dich schon gehen. Aber unser Bauer ist ja kein Archäologe, der für das
Altertum schwärmt.
Na sei so gut! Wo doch erst mein vierzigster Geburtstag vor der Tür steht.
Ich weiß, der steht schon jahrelang vor der Tür, nur lasst du ihn nie herein.
Jetzt bist aber gleich still, ich zähle…
Da musst du dich aber tummeln mit dem Zählen, ich muss mit dem Essen aufs Feld, wenn
ich dich auszählen lass, kriegen die Dienstleut statt der Zehnerjausen das Nachtmahl.
Wastl:
Mali:
Wastl:
Mali:
Afra:
Wastl:
Mali:
Wastl:
Mali:
Afra:
Wastl:
Mali:
Wastl:
Mali:
Afra:
Mali:
Wastl:
Mali:
Wastl:
Afra:
Wastl:
Mali:
Wastl:
Afra:
Wastl:
Afra:
Wastl:
Afra:
Wastl:
Mali:
Wastl:
Afra:
Wastl:
(kommt in derangierter Arbeitskleidung, über der Stirn einen Notverband, etwas hinkend
und wehklagend, schon hinter der Bühne beginnend, von rechts hinten auf) Ohh wehh! Ohh wehh - ohh wehh! - - Ja, was ist denn mit dir los?
(jammernd) Oh je - mein Fuß - mein Kopf - (fasst dabei verkehrt an die bezeichneten
Körperteile, hinkt zur Hausbank, lässt sich stöhnend nieder) Ohh wehh - ohh wehh - - (erschrocken aufspringend) Ja, um Gotteswillen, was ist denn geschehen?
Was wird schon geschehen sein, g’rauft wird er wieder einmal haben, der Tolm. Zahlt eh
immer drauf, aber nein - ohne Watschen ist er nicht glücklich!
(abwinkend) Transch! (jammernd) Oh weh - ich bin erledigt - - (betrachtet Wastl) Du schaust ja aus, als hätt dich jemand durch die Wurstmaschin dreht.
Noch nicht - aber bald werde ich eine saftige Dürre sein, wenn der Bauer das Unglück
erfahren wird. (klagend) Nein - ich bin erledigt!
(besorgt) Ja wieso denn, so red schon!
Hörst eh, erledigt ist er, als ob das eine Neuigkeit wär. Und so ein trauriges Gestell will
einmal mein Mann werden.
Waas? Ich dein Mann? Nein - dazu bin ich noch zu wenig auf den Kopf gefallen. Oh weh!
Im Kopf kann es ihm also nicht fehlen, sonst könnt er nicht so vernünftig reden. Also,
Wastl, rede, was ist passiert? Hast gerauft, und mit wem?
(mit Betonung) Mit dem Tod!
(erschrocken aufschreiend) Haa - mit dem Tod?
(trocken) Da hast es ja, anstatt zu arbeiten, rauft er mit dem Tod!
(zu Afra) Sei doch einmal still! (zu Wastl) Also, Wastl, geh mach keine Spompernadeln red - ist was geschehen?
Und ob was geschehen ist. Der neue Traktor ist futsch, futscher, am futschesten. Der liegt
im See drinnen.
Was - im See?
Ja, ich habe ihn versenkt!
(erstaunt) Versenkt? Ja, bist denn du ein Unterseeboot?
Nein - aber ich wollt, ich wär eines, dann könnte ich jetzt untertauchen.
(ungeduldig) Also wenn du jetzt nicht endlich sagst, was passiert ist, dann - Nur keine Gewalt - das wird schon der Bauer besorgen, wenn er erfahrt, dass ich beim
Ackern auf der Seewiesen zu weit an den Rand rauskommen bin - und mitsamt dem
Traktor über den Steilhang abgestürzt bin.
Na, Mahlzeit, da wird sich der Bauer aber freuen!
Ich konnte noch rechtzeitig abspringen, aber es hat mich ganz ordentlich hing’haut. Zum
Glück ist der Tierarzt vorbeikommen, der hat mich gleich ein wenig verarztet.
Soo, der Tierarzt, dann warst du eh an der richtigen Adresse! Dabei ist das eh noch ein
Glück, dass nur der Traktor in den See gefallen ist - und nicht der Wastl, sonst wären die
Fisch auch noch hin!
Habe ich dir heute schon was Liebes gesagt?
Nein!
Dann steig mir am Buckel!
Ja, Wastl - was glaubst, was der Bauer aus dir macht, wenn er erfahrt, dass der neue
Traktor, den er erst auf der Herbstmesse kauft hat, im See liegt?
Fleischlaberln!
(auf Wastl zeigend) … aus diesem Material völlig ungenießbar!
Blöde Gans! (jammernd) Was soll ich denn jetzt tun?
3
Mali:
Wastl:
Ja, da hilft alles nichts, du musst es eben dem Bauern sagen.
Dann lasse ich mich zuerst in eine Lebensversicherung einschreiben. Geh, Afra, sag’ du
es dem Bauern!
Afra:
Ich? Ich bin ja nicht lebensmüde!
Wastl:
Dann du, Mali! Auf dich hört der Bauer.
Mali:
(erschrocken) Waas - ich? Oh du großer Gott! Ebenso gut könnt ich da in einem
Löwenkäfig als Dompteuse auftreten.
Wastl:
(resigniert) Gut - gut - dann sage ich es ihm halt selber.
Afra:
Friede deiner Asche!
(man hört den Bauern hinter der Szene nach Mali rufen)
Mali:
(erschrocken) Oh je! Da ist er schon, der Löwe - ah - der Bauer! (nimmt die Schüssel vom
Tisch) Ich muss eh noch in den Garten um Petersilie! (rasch links hinter dem Haus ab)
Afra:
(hastig) Ja und ich muss schauen, dass ich den Leuten das Essen bringe! (eilig links vor
dem Haus ab)
Wastl:
Wie die alle sausen, als wie wenn sie was Unrechtes gegessen hätten!
3. Szene
Bauer:
(einige Geschäftsbücher unter dem Arm, vom Haus auf, rufend) Mali! Mali! Weiß der
Kuckuck, wo dieses Weibsbild wieder steckt! Wenn man sie nicht braucht, ist sie einem
ständig im Weg - aber wenn - (erblickt Wastl) Ja, Wastl, was machst denn du da? Bist du
denn net bei deiner Arbeit? Und wie schaust denn aus? Gibt’s was?
Wastl:
Jaa - es - gibt was!
Bauer:
(betrachtet ihn nun näher) Aha - kann mir es schon denken, g’rauft? Wegen irgend so
einem Weiberkittel! Solche Spaßetteln hebst dir für den Sonntag auf, heute ist ein
Arbeitstag. Bist du mit der Seewiesen fertig?
Wastl:
Nein - nein - noch nicht ganz.
Bauer:
Wie lange willst du dich noch mit dem Fleckerl herum spielen? Bei diesem Traktor kannst
doch gleich mit einem Gang auf die richtige Tiefe gehen.
Wastl:
Ja - in die Tiefe bin ich eh gangen - das heißt, schon mehr geflogen. Der Traktor ist
nämlich - der ist nämlich Bauer
(der inzwischen die Bücher auf dem Tisch abgelegt hat) Was denn, was denn - was
kaputt? Das muss die Lieferfirma in Ordnung bringen, da ist noch Garantie drauf. (setzt
sich an den Tisch)
Wastl:
Ja, aber in dem Fall glaube ich nicht - weil – weil Bauer:
(aufhorchend) Was ist denn los mit dir? Haben sie dich so droschen, dass du sogar
stotterst?
Wastl:
Nein - aber der, der - Traktor liegt im See drinnen!
Bauer:
(glaubt nicht richtig gehört zu haben) Was? Wo? Ich höre immer See?
Wastl:
Ja, hast eh gute Ohrwascheln! Es stimmt schon, der Traktor liegt im See. (zieht sich einen
Stuhl heran, nimmt Stellung dahinter - für sich) Jetzt wird er gleich steigen wie eine
Rakete!
Bauer:
(aufspringend) Pass auf - sage mir das noch einmal - langsam und ruhig - ganz ruhig (schreit) Wo liegt der Traktor?
Wastl:
Im See! Weil du mir auftragen hast, ja alles Feld auszunutzen, bin ich beim Wenden zu
nahe an den Abgrund rangefahren - und habe mitsamt dem Traktor einen Köpfler
gemacht. Ich habe noch abspringen können, nur der Traktor liegt im See!
Bauer:
(eisig ruhig) Soo - du hast noch abspringen können! Nur der Traktor liegt im See!
Wastl:
(glaubt, dass das Ärgste vorbei ist, stellt den Stuhl zurück) Ja - ja!
Bauer:
(losbrechend) Ja, du Rindviech, du zweihaxertes - ja ist denn das die Möglichkeit?
Himmelherrgottsapperment, wirft dieser Kloifl so mir nix, dir nix, den Traktor in den See
4
Wastl:
Bauer:
Wastl:
Bauer:
Wastl:
Bauer:
Wastl:
Bauer:
Wastl:
Bauer:
Wastl:
Bauer:
hinein. Ja, wo hast du denn deine Augen g’habt, ha? (drohend auf Wastl zugehend, der
sich rasch wieder den Stuhl heranholt) Du - du - du Ober-Rhinozeros, weißt du denn
überhaupt, was dieser Traktor gekostet hat? Deine Kindeskinder werden da noch daran zu
zahlen haben! (geht erregt auf und ab)
Wieso Kindeskinder? Ich habe ja noch nicht einmal einfache Kinder.
(wütend) Das ist auch besser so, sonst rennen in ein paar Jahren die nämlichen
Affenschädeln herum, wie du schon selber einen aufhast. Hast du schon was in der Sache
unternommen?
Nein - ich kann ja nicht schwimmen - und tauchen schon gar nicht!
Macht nichts, dafür werd ich dir das Fliegen beibringen, du - du Hornochs. Mach deine 14
Tage und dann will ich dich nicht mehr sehen! Ich bin bekannt dafür, dass ich ein Gesicht,
das ich einmal gesehen habe, nie mehr vergesse, aber bei dir will ich eine Ausnahme
machen.
Vielen Dank dafür!
Soo - und jetzt saust du aufs Angerfeld raus, dort arbeitet der Simon mit den Leuten, sagst
ihm, er soll alles liegen und stehen lassen - und sofort mit allem, was Hände und Füße hat
- mit Stahlseilen und Zugmaschine zum See - und schauen, dass er den Traktor wieder
rausbringt, bevor er noch tiefer absackt. Verstanden?
Ja, freilich, ich bin ja nicht blöd!
Soo - na ja - dann ist es ja recht, wenn du dich. dabei nur nicht täuschst! Also los! Und
wenn nicht, dann kann unser Feuerwehr auch mithelfen, damit ich in der Spendenliste
nicht ganz umsonst an erster Stelle stehe. Hoffentlich gelingt’s der Feuerwehr.
Bestimmt - da gibts keine Zweifel, bin ja ich dabei!
Eben deswegen! Und jetzt will ich nur mehr deine Fersen sehen! Verschwind!
Nur langsam, ich bin Invalide - mir fehlts im Kopf - und das ist eine ernste Sache - wenn
sich das verschlimmert, reißen die mir am Ende den Plutzer - und du musst dich dann
vielleicht mit meinem werten Hinterteil unterhalten, wenn du mir was zu sagen hast! (hinkt
grinsend rechts hinten ab)
Gehst jetzt! (allein) So ein Viech mit Haxen! Ich sage es ja, nichts wie Ärger mit den
Leuten von früh bis spät. Dabei hat der Kerl noch mehr Glück als Verstand gehabt, wenn
der nicht rechtzeitig abspringt - na ja - hätt ein rechtes Unglück geben können. Ja, ja, es
heißt nicht umsonst, der Dumme hat’s Glück! (hat sich dabei wieder an den Tisch gesetzt,
beginnt in seinen Büchern zu rechnen)
4. Szene
Mali:
(kommt mit Schüssel, obenauf liegt Grünzeug, vorsichtig von links hinter dem Haus auf,
räuspert sich, um sich bemerkbar zu machen) Kmm - kmm - - Bauer:
Ja - was ist los?
Mali:
Weißt du es schon, Bauer?
Bauer:
Ja!
Mali:
Und was sagst - so ein Unglück! Es ist gerade so als ob unser Herrgott es nicht zulassen
wollte - dass der Mensch eingreift.
Bauers
(unterbrechend) Möchtest du mir einen Gefallen tun?
Mali:
(schmelzend) Einen? - Tausend - sag’s nur, Bauer, er ist schon erfüllt!
Bauer:
Dann verschwind!
Mali:
(enttäuscht) Geh - so grob! Nein, ich will nur sagen, ob das mit dem Traktor nicht ein
Zeichen von oben war - dass der Mensch eben nicht zu viel nach Besitz greifen sollte.
Bauer:
Du flitze in deine Küche - und ergreife deinen Kochlöffel, alles andere lass meine Sorge
sein. Ist der Hans schon auf?
5
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Nein, der schläft noch. Er war ja gestern drüben in Grünberg am Kirtag mit seinem
Autovehikel. Habe ihn nach Haus kommen gehört. (wichtig) Stell dir vor, eins hat es genau
geschlagen.
Nun was willst, weniger kann es eh nicht schlagen!
Nun ja - ich weiß schon, dass du ihn jedes Mal in Schutz nimmst. Aber dass der Hansl
deine Gutheit ausnützt, das merkst du nicht.
Na ja - weil ich für solche Sachen Verständnis habe. War selber nicht anders in meiner
Jugend!
Ja, ja, ich weiß, man hat so manches über dich gehört - sollst es ja recht getrieben haben
mit den Weibern! Wundert mich nur, dass dich dabei keine eingefangen hat!
Man muss doch nicht, wenn man hie und da ein Glaserl Milch trinken will, sich gleich eine
ganze Kuh kaufen.
(entrüstet) Pfui! Also ich muss schon sagen, das sind ja schöne Vergleiche. Bei diesen
Ansichten ist es ja kein Wunder, wenn der Herr Neffe zu den gleichen Allüren neigt.
Nein, nein - da kann ich dich schon beruhigen, zumindest was den Hans anbelangt. Der
Bursche wird ab jetzt schön daheim bleiben.
Geh hör auf, das sagst du jedes Mal, wenn der Hans gerade da ist. Und immer wieder
fährt er fort - und lasst dich da am Hof allein werken.
Ja, das stimmt schon, aber alles hat bekanntlich einmal ein Ende, bis auf die Wurst, die
hat zwei. Und was die Arbeit anbelangt, so macht sie mir Freude - letzten Endes gehört
man ja noch lange nicht zum alten Eisen - oder?
(bewundernd) Aber schon gar nicht. Bist immer noch ein sehr rüstiger Mann. Deswegen
meine ich ja, wenn du mehr an dich selber denken würdest. Kehr den Spieß um, lass den
Hans arbeiten und genieß du die Welt. Musst sie ja nicht allein genießen, es gibt ja so
viele Frauen, die in dein Leben noch genügend Sonnenschein bringen könnten. (geziert)
Ich wissert dir sogar schon eine - brauchst nur - - (windet sich verschämt) na ja - brauchst
nur Halt! Halt! Nur keine Indiskretionen. Wenn ich einmal solche hirnrissige Anwandlungen
haben sollte, frage ich dann schon um die Adresse. Und jetzt lass mich arbeiten.
Jessas ja - mein Gott, wie leicht man sich vertratschen kann - und dabei ist das gar nicht
meine Gewohnheit. Du, Bauer, sag, möchtest du, dass ich etwas Besonders koche - weißt
schon, irgend ein Schmankerl?
Nein - aber für dich könntest du eine Portion Fliegenpilz kochen.
(erstaunt) Fliegenpilz? Geh, die sind doch giftig!
Eben!
(gekränkt) Sehr witzig! Hast du mir denn gar nichts zu sagen?
Oh ja, eine ganze Menge, aber ich halt mich mit aller Gewalt zurück.
Siehst du - und gerade das brauchst du nicht bei mir. (wendet sich zur Haustür) Geh, sei
doch einmal nett zu mir und sage mir was Schönes!
(schon in seine Arbeit vertieft, trocken) Fahr ab!
(beleidigt, für sich im Abgehen) Dieser ungehobelte Bauernlackel wird nie ein gentleman!
(spricht das Wort wie geschrieben)
(lachend) Diese Weiber! Ja also, wo bin ich denn stehen geblieben - ah ja. - Soo, da ist
der Jahresabschluss vom vergangenen Jahr - da die Aufstellung über den Erlös vom
Viehverkauf - da der Gewinnauszug von der - - -
5. Szene
Hans:
(kommt, sich dehnend und streckend, vom Haus auf) Aahh! Guten Morgen!
Bauer:
Einen ebensolchen guten Mittag, mein lieber Neffe!
6
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans-.
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Waas? So spät schon? Ja, habe ich denn solang geschlafen? Das muss an der guten
Bergluft liegen.
Eventuell auch an der guten Kirtagsnachtluft! Hast du jetzt endlich einmal Zeit für mich?
Kommt darauf an für was?
(betont) Zur endgültigen Endabrechnung! Weil ich meine Ehrenstelle unwiderruflich in
deine Hände zurücklegen werde.
(abwinkend) Ich bitte dich, Onkel, hör doch mit diesem Unsinn auf. Du verleidest mir noch
meinen ohnehin kurzen Urlaub hier. So etwas kommt doch gar nicht in Frage. Ich bin sehr
zufrieden mit dir also was soll’s?
(aufstehend) Deine Zufriedenheit ehrt mich besonders, aber trotzdem ist es jetzt höchste
Zeit, dass du den Sternhof übernimmst.
(sich abwendend) Ach geh!
Wem gehört der Hof?
Na ja - mir!
Na also - dann kümmere dich auch gefälligst darum. Seit Jahr und Tag spiele ich nun
schon deinen Stellvertreter - und du rührst kein Ohrwaschel, endlich einmal deinen Besitz
zu übernehmen.
Weil ich eben noch keine Lust dazu verspüre. Ich fühle mich noch zu jung, um mein Leben
hier, in dieser abgeschiedenen Bergwelt, zu versauern.
Soo - zu jung, mit deinem Alter - wo andere schon längst verheiratet sind, Familie und ein
halbes Dutzend Kinder haben - die im Begriff sind - - (will sich drücken, unterbricht) Aber Onkel, ich bin ja jetzt noch gar nicht in der Lage,
deinen sicherlich interessanten Ausführungen zu folgen. Ich habe noch nichts im Magen.
Also Ende der Sitzung - ich gehe frühstücken! (wendet sich dem Haus zu)
(energisch) He, dableibst! Du sollst mir jetzt zuhören. Ich habe bis jetzt immer Verständnis
gehabt für deine moderne Lebensart, aber jetzt ist Schluss. Damals, als deine Eltern kurz
hintereinander gestorben sind und du noch in der Stadt in deinen Schulen und
Lehrgängen warst, habe ich keinen Augenblick gezögert, deinem Wunsch.
nachzukommen, dich hier einstweilen zu vertreten.
Na also!
Schon - aber ich bin jetzt nicht mehr der Jüngste und bei aller Nachsicht, einmal muss die
Übergabe stattfinden - und das ist heute!
Ach, Onkel - das ist doch das alte Lied. Haben wir noch bei jedem Besuch von mir gehabt.
Ich bin wirklich auf so eine wichtige Sache nicht vorbereitet verschieben wir sie also bis zu
meinem nächsten Besuch im Herbst!
(zäh) Nein - kommt gar nicht in Frage. Der Besitz wird immer größer - und mir wird die
Verantwortung mit der Zeit zu groß. Bis jetzt warst du nur immer Nutznießer - es wird Zeit,
dass auch du für deinen Teil Last und Verantwortung tragen lernst.
Bitte - also was soll ich tun? (setzt sich auf die Hausbank)
Deine Reisepläne an den Nagel hängen - dableiben - arbeiten - den Hof führen - und vor
allem einmal heiraten - und dazuschauen, damit der Sternhof zu seinem Erben kommt!
Waas - heiraten - ich - wen?
Mich nicht - ein Weib natürlich. Ein fesches, sauberes Weiberl, die zu wirtschaften
versteht. Ich kann dir sagen, es sind da genug davon in der Gegend - die dir außerdem
noch einen Sack voll Geld in die Ehe mitbringen.
Ach, die Art, die mit dem Geldsack, die kenne ich - nichts für mich - danke. Da ist mir
meine ungebundene Freiheit lieber.
Du kennst sie eben nicht. Wenn ich diese Maiden so am Sonntag nach dem Kirchgang
sehe, wie sie beinand stehen, lachend und sauber - Kreuzteufel - die leibhaftige
Versuchung!
7
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
(scherzend mit dem Finger drohend) Du, du - Onkel!
Da musst du keine Sorge haben. Ich bin auf Versuchungen jeglicher Art geeicht. (hat
dabei einen Blick zum Haus geworfen) Natürlich sind die Mädeln da bei uns nicht so
mariniert, lackiert und pomadisiert, wie die in der Stadt. Brauchts auch nicht - dafür haben
sie sich ihre gesunde Natürlichkeit bewahrt - und, was das Wichtigste ist, sie haben zwei
Hände - goldene Hände, die zuzugreifen verstehen - die etwas schaffen - und nicht nur
verbrauchen.
(sich lachend erhebend) Da wundert mich nur, wie du, mein lieber Onkel, so lange ohne
diese berühmten goldenen Hände ausgekommen bist.
(für sich) Oh je - setzt hat er mich. (laut) Eben – deswegen - weiß ich, von was ich rede.
Nein - ehrlich, es sitzen da genug reiche Witwen in der Gegend auf sehr schönen
Besitzungen - alles da - nur zugreifen müsste man. Unser Viehhändler, der Kupplinger, will
mir eh dauernd so ein Exemplar ins Ohr flüstern.
Na also - dann greif doch zu und faß das Glück!
Brauchst nicht zu spaßen, mir ist da nicht zu trauen. Wenn du mich weiter so ärgerst, hast
du auf ja und nein eine Tante. Und die nötigen Cousins dazu - und wegen einer Erbschaft
kannst du dann durch die Finger schauen.
Nur zu. Du weißt, Geld habe ich selbst genug. Aber es könnte auch sein, dass du dich
damit mehr bestrafen könntest als mich. So was kann leicht ins Auge gehen. Habe selber
während meiner Militärzeit bei meinem besten Kameraden so eine Liebesromanze mit
schlechtem Ausgang erlebt, seit der Zeit bin ich allergisch gegen solche Sachen!
Ach was! Weil ein Apfel einmal wurmstichig war, deswegen kein Obst mehr essen, das ist
doch blöd. Aber lass es gut sein - kommt Zeit, kommt Rat - auch für dich!
Optimist! Also Onkel, lieber Onkel, da haben wir nun, wie schon so oft, alles wieder durch
besprochen - wie gehabt! Unterbrechen wir die Unterredung mit dem gemeinsamen
Schlusskommunique: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Und jetzt gehen wir in die
Küche zur Mali - zu deinem Apfel!
(versteht nicht) Zu wem? (nimmt seine Bücher vom Tisch an sich)
Nun, zu meiner „Tante in spe“. Wie wäre es da mit einem Biss ins Obst?
(lachend) Nein, nein - der Apfel wäre mir zu sauer. Der Biss könnte mich leicht meinen
letzten Freiheitszahn kosten. (beide lachend ab ins Haus)
6. Szene
Wastl:
(kommt mit kleinerem Handgepäck, gefolgt von Inge, rechts hinten auf) Soo - mein liebes
Fräulein, da sind sie also am Sternhof, wo sie hin haben wollen. (stellt das Gepäck ab)
Inge:
Danke ihnen schön! War ein glücklicher Zufall, dass ich gerade sie auf dem Weg da
getroffen habe.
Wastl:
(grinsend) Gegen solche Zufälle habe ich nichts einzuwenden - so ein Zufall wie sie, kann
mich jederzeit treffen.
Inge:
(lachend) Nun, das wird ja jetzt wohl öfter passieren.
Wastl:
(interessiert) Ja - stehe zur Verfügung. Tag- und Nachtdienst!
Inge:
(wie oben) Der Tagdienst wird genügen! (mit Blick aufs Haus) Ob der Herr des Hauses
daheim ist?
Wastl:
Ich hoffe, mein gewesener Herr - dieser wilde Krampus - ist nicht zu Hause. Meine
Sehnsucht nach ihm ist Null, Komma Null!
Inge:
Gewesener Herr? Ach ja - sie erzählten mir schon, dass sie gekündigt wurden, wie ich sie
wegen ihrer Verwundung gefragt habe. Nun, da ist bestimmt noch nicht das letzte Wort
gesprochen. Ich werde mich für sie einsetzen.
Wastl:
Sie - bei unserem Bauern? - Da werden sie wenig Glück haben, der hat die Weiber dick.
Inge:
Ach nein! Schau, schau - also ledig?
8
Wastl:
Inge:
Wastl:
Inge:
Wastl:
Inge:
Wastl:
Inge:
Wastl:
Inge:
Wastl:
Inge:
Wastl:
Inge:
Wastl:
Nur ledig! Besonders ledig, grantig und gereizt wie ein Aff’, dem die Banane aus dem
Käfig gefallen ist. Sagen s’, sind sie eine Sommerfrischlerin?
Ich hab den festen Vorsatz, jetzt eine zu werden. Habt ihr denn Fremdenzimmer?
Ja freilich! Rückwärts im Zuhaus sind etliche - und jetzt bauen wir am See so moderne
Bummerangs!
(lachend) Bungalows! Mit fließendem Wasser?
Ja freilich, fließt ja gleich dahinter der Bach in den See!
(lachend) Aber! Und wie ist es sonst hier? Wird es in den Bergen hier im Sommer richtig
warm?
Ooh, sehr warm - richtig heiß - da legen sogar die Hendeln schon gekochte Eier.
(wie oben) Schwindler! Und wie ist es im Winter? Kann man Skifahren - ist viel Schnee?
Oh ja - im Winter da haben wir viel Schnee - nur im Sommer, da haben wir keinen!
(heiter) Ihr geschätztes Bauernlatein, das sie mir da auftischen, finde ich sehr lustig.
Mache ihnen einen Vorschlag: Nachdem, wie sie sagen, der Herr Sterner noch nicht zu
sprechen ist, führen sie mich ein bisschen am Hof herum und zeigen mir alles, was dazu
gehört.
Gut ist es - das machen wir. Da können sie gleich einen Blick runter ins Dorf machen - da
bauen wir jetzt ein ganz ein nigel-nagel-neues Spritzenhaus.
Interessant!
Jawohl - wir haben auch eine ganz prima Feuerwehr - ich bin auch dabei!
Prima!
Schon mehr Primsen! Denn bis jetzt sind wir noch zu keinem Brand zurechtgekommen.
Das letzte Mal, als wir an die Brandstelle kamen, waren die Maurer schon dort und haben
wieder aufgebaut! (beide lachend hinter dem Haus ab)
7. Szene
Afra:
(von rechts hinten, mit leerem Henkelkorb, erblickt Inge und Wastl, eifersüchtig) Jaa - was
ist denn das? Der Wastl mit einer Stadtischen! (blickt den beiden nach) Von wo hat er
denn nur wieder dieses Fluggerl her? Und wie ihm das Maulwerk geht - bei mir bringt er
seine Pappen nicht auf, dieser Casanowak - der antepschte! (geht nach vor, erblickt das
Gepäck auf der Hausbank) Ja -was ist denn das - Gepäck? Ja, glaubt denn der Surm, er
kann sich da bei uns seine Mentscher einquartieren? (geht zur Haustür, ruft) Mali! Mali!
Mali:
(von innen rufend) Jaa - was ist denn?
Afra:
Komm heraus, aber geschwind!
Mali:
(vom Haus auf, trocknet sich die Hände an der Schürze) Was schreist denn so?
Afra:
Da schau! (zeigt Mali das Gepäck, zieht sie dann nach hinten) Und jetzt schau dorthin.
Siehst du, wer dort hatscht?
Mali:
Dein Wastl mit einem Fräulein.
Afra:
Mein Wastl gewesen - und Fräulein - hat sich was. Da schau dir den Wastl an, diesen
staubigen Bruder, wie er um sie herum steigt, wie ein gichthaxerter Gockel. Bei mir hat er
immer tan, als wußert er nicht, dass es zweierlei Menschen auf der Welt gibt. Wo er sich
dieses Mentscherl nur aufgegabelt hat?
Mali:
Vielleicht ist das eine Sommerfrischlerin - jetzt kommt ja die Zeit, wo die Fremden wieder
angeruckt kommen.
Afra:
Dann soll sie sich an dem Sommer erfrischen - aber nicht an meinem Wastl!
Mali:
(wieder vor kommend) Und das ist ihr Gepäck - nun ja - das lasst darauf schließen, dass
sie bei uns Quartier sucht.
Afra:
(protestierend) Ja, das gangert uns grad noch ab. Bei uns sind alte ausgediente Ehepaare
willkommen - aber keine jungen, alleinstehenden Damen. Wir sagen ganz einfach, wir sind
ausverkauft!
9
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Mali:
Afra:
Geh, du Tschapp - was tät denn da unser Bauer sagen! Nein, nein, jetzt warten wir einmal
ab, die Sache wird sich schon aufklären.
(spottend) Die Sache wird sich schon aufklären! Dann ist es vielleicht schon zu spät.
Weißt du denn, wo die zwei miteinander hingehen? Der Wastl ist einer solchen frontalen
Versuchung nicht gewachsen. Der ist doch mein Schüler - dem ich in dem Liebesteich erst
langsam das Schwimmen beibringen wollte - Tempo für Tempo! Aber die bei ihrem
Aussehen, die haut ihn ja mit einem Ruck ins Wasser.
Das könnte sein – ja!
Na also! Darum ist es höchste Zeit, wie ich schon immer sage, dass wir Landjungfrauen
uns zu einem Verein zusammenschließen, mit eisernen Statuten, gegen die Gefahr, die
uns von den städtischen Sommerfrischlerinnen droht.
Na ja, da hast du gar nicht so unrecht. Es ist oft eine Schande, in welcher sündhaften
Aufmachung so manche Sommerfrischlerin da bei uns herumlauft - kein Wunder, wann da
die Mannsbilder narrisch werden.
Das sage ich ja! - Das ist ja die reine Schmutzkonkurrenz. Deswegen muss ein
Schutzverein her, und wenn ich ihn selber gründen muss.
Geh hör auf, spinnerte Gretl!
Nein, nein - das ist mein heiliger Ernst! Gleich am Sonntag nach der Kirchen fordere ich
die ledigen Madeln alle auf, sich bei mir einschreiben zu lassen -und im Nu ist der Verein
gegründet. Eisern und fest wird er dastehen, wie die Wacht am Rhein! Was ist, schließt du
dich an?
(lachend) Geh, ich bitt dich, lass mich aus mit dem Blödsinn! Aber du kannst dich jetzt bei
mir in der Kuchl bei der Arbeit anschließen. Komm, geh weiter! (ab ins Haus)
(räsonierend) Ja, ja - ich komme schon! Aber so ist es einmal in der Welt. Die schönsten
Ideen scheitern an der Unzulänglichkeit der Menschen. Aber ich werde die Landmädchen
schon schützen vor diesen städtischen Vamps. Ich werde die Mahnerin in der Wüste sein mein Warnungsruf wird über das Land brausen: „Ländliche Jungfrauen - und alle, die es
noch werden wollen - vereinigt euch!“ (rasch ab ins Haus)
8. Szene
Bauer:
(vom Haus auf, im Gespräch mit dem ihm folgenden Hans) Ja, ja - ist schon gut - schon
gut, ich bin einverstanden. Schieben wir halt die Übernahme noch einmal auf bis zum
Herbst. Aber dann unwiderruflich.
Hans(lachend) Ja, ja - Onkel Thomas!
Bauer:
Und dann heiratest ein tüchtiges Weibsbild Hans:
Ja, ja - Onkel Thomas.
Bauer:
Und sorgst für mindestens ein Dutzend Kinder Hans:
Ja, ja - Onkel Thomas.
Bauer:
Hör auf mit diesem blöden - ja, ja, Onkel Thomas.
Hans:
Also gut, dann - nein, nein - Onkel Thomas.
Bauer:
(forschend) Ich habe das leise Gefühl, du schaukelst mich.
Hans:
Jetzt? Aber nein - erst wenn ich dich hier am Hof ablösen werde, wenn du im
Schaukelstuhl deine so heiß ersehnte Ruhe genießen wirst.
Bauer:
Im Schaukelstuhl? Na ja - würde mir ja auch dienstgradmäßig zustehen. - Ein Leben in
Ruhe und Frieden und ohne Sorgen, aber ob ich es ohne Arbeit aushalten werde, ist eine
andere Frage.
Hans:
Ja, dem ist leicht abgeholfen. Da meldest du dich wieder bei mir zum Dienstantritt - und
ich gehe wieder auf Reisen!
Bauer:
Soo - und dein Weib und deine 12 Kinder, was ist mit denen?
10
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
Hans:
Bauer:
9. Szene
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali-
Die lasse ich dir da - du wirst schon aufpassen auf sie!
(wütend) Weißt du, was du mich kannst?
(lachend) Gernhaben - ich weiß - und das tu ich auch, mein lieber guter Onkel Thomas,
auch ohne Aufforderung. Soo - und jetzt entschuldige mich, ich muss noch meinen Wagen
für die Abreise in Ordnung bringen.
Nun und wo geht denn diesmal die Reise hin, wenn man fragen darf?
Eine Studienfahrt, von der Landwirtschaftskammer aus organisiert, die uns bis nach den
Kanarischen Inseln führen wird.
Fein! Dann spitz nur dort ordentlich deine Ohrwascheln, damit du, wenn du wieder
heimkommst, schön singen kannst.
(lachend) Werde mich bemühen! Vielleicht bringe ich dir so einen Vogel mit.
Nein, danke. Nicht notwendig, habe schon einen. Das heißt, ich muss sogar einen haben,
denn sonst könnte ich dich doch nicht wieder weglassen.
Oh je! Da muss ich rasch verschwinden, sonst machst du am Ende dein Versprechen
wieder rückgängig! Tschau! (winkend rechts hinten ab)
(Hans nachsehend) Ja, ja - so jung müsste man halt noch sein! War genau so wie er - die
Welt kennen lernen, es gibt ja so viel zu sehen - ein ganzes Leben reicht da nicht aus, um
alles Schöne dieser buckligen Welt sich einzuverleiben! Ach ja! (wendet sich wieder dem
Haus zu, bemerkt das Gepäck) Ja, was ist denn das für ein Zeug? (geht zur Haustür, ruft)
Afra! Afra! (spricht) Das schaut ja ganz nach Einquartierung aus!
(vom Haus auf) Was ist los?
Sag, heißt du Afra?
Nein, Mali, wenn du es vergessen haben solltest!
Und wo ist die Afra?
In der Kuchel. Sie hat dich schreien gehört, aber sie hat zu mir gesagt, geh, schau raus,
was der alte Zwidrian wieder will!
So - hat s’ gesagt!
Ja, weil sie selber keine Zeit hat - sie muss sich ihre Vereinsstatuten zurechtrichten - für
die sonntägige Vereinsgründung!
Verein - was für ein Verein?
Ein Verein gegen die Herabsetzung unserer weiblichen Wettbewerbsbedingungen durch
die Schmutzkonkurrenz amouröser Sommerfrischlerinnen!
Und sonst ist sie g’sund, der Transch! Hat die keine anderen Sorgen oder zu wenig Arbeit,
dass sie auf solche Blödheiten kommt.
Na ja, so ganz unrecht hat sie ja nicht damit!
Soo - sind wir froh, dass es sie gibt, die Sommerfrischler, die bringen Geld ins Land!
Ja - aber auch sonst noch allerhand - an Unsitten und Unmoral. Diese Weibsbilder stellen
eine Gefahr für die männlichen Dorfbewohner dar!
(lacht) Was du nicht sagst - eppa für mich auch? Da habe ich noch nichts bemerkt!
Was nicht ist, kann noch werden! Umsonst sitzt du nicht jeden Samstag, wenn der
Heimatabend für die Fremden beim Ochsenwirt stattfindet, mitten unter diesen Leuten.
Aber in lustiger Damengesellschaft, da schmeckt dir das Bier wohl besser?
Akkurat so ist es! Wenn ich die ganze Woche dein Gesicht sehen muss - und den Ärger
mit den Leuten dazu - dann wird mir wohl gestattet sein, einmal in der Woche auf ein Glas
Bier zu gehen.
So, so! - Die Zellnerin, die ihren Mann aus Sicherheitsgründen immer begleitet, weiß da
ganz schöne Sachen zu berichten, was sich da so manchiges Mal abspielt!
11
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Mali:
Bauer:
Die Zellnerin, diese Bezirkstratschen, wird da euch Weiberleuten ganz schöne Märchen
auftischen!
Ja, ja - Märchen! Das sind reale Tatsachen- und du kommst da bei ihren Berichten gar
nicht gut weg!
(erstarrt) Waas!! Ja, wie haben wir es denn? Stehe ich unter Kuratel? Ich bin ein freier
Mensch, der tun und lassen darf, was ihm beliebt! Ein Mann in meinem Alter hat solche
Dummheiten schon längst hinter sich!
Wer’s glaubt, wird selig! Ein Mann kann gar nicht alt genug werden, um gegen weitere
Dummheiten gefeit zu sein. Besonders, wenn die Versuchung augenfällig an ihn herantritt.
Möchte nur wissen, wo du diese Erfahrung gesammelt hast? Und warum du gerade um
mein Seelenheil so besorgt bist? - Doch dass wir von etwas anderem reden, wegen was
ich dich gerufen habe. Wem gehört denn das Gepäck da?
Das da - einer solchen, von denen wir gerade gesprochen haben. Die möchte sicher bei
uns Quartier nehmen, hat es aber scheinbar so eilig gehabt auf Männerfang zu gehen,
dass sie nicht einmal Zeit gefunden hat, sich erst einmal richtig einzuquartieren!
(nervös) Ich bitte dich, hör endlich auf mit diesem Gequatsch.
Nein, im Ernst! Frag nur die Afra, die kann es bestätigen. Dieses saubere Wuzzerl ist
kaum da - schon steigt sie mit dem Wastl in der Gegend umanand. Ich glaube, so etwas
können wir unter unserem Dach nicht dulden!
(abweisend) Das lass meine Sorge sein! Und jetzt schau wieder in deine Kuchel, damit dir
nichts anbrennt!
Mein Gott, da siehst wieder einmal, wie leicht man sich vertratscht. Zum Glück ist ja eh die
Afra drin.
Dann gib acht, dass ihr nicht die Statuten ins Pfandl rutschen, sonst haben wir heute
Mittag bachene Vereinsstatuten.
Was dir gar nicht schaden würde, wenn du sie dir einverleiben tätest - du alter Sünder!
(eilig ab ins Haus)
Man möchte nicht glauben, was in einem von der Natur aus sowieso dezimierten
Weiberhirn alles vorgeht! (betrachtet das Gepäck) Man sieht, dass die Reisesaison wieder
beginnt - die ersten Schwalben ziehen schon ins Land. Also auf dieses bunte Vogerl bin
ich besonders gespannt! (will links hinter dem Haus ab)
10. Szene
Inge:
(etwas eilig von links hinten auf, stößt mit dem Bauern zusammen)
Bauer:
Hoppla - hoppla! (umarmt sie schützend) Nur immer langsam mit den geschwinden
Pferderln!
Inge:
Oh -Pardon! (löst sich) Meine Schuld, war zu schnell - Grüß Gott! Danke für’s Auffangen!
Bauer:
Bitte, bitte! (für sich) Ah, das ist das Wuzzerl! (laut) Grüß Gott auch! Suchen sie wen?
Oder wollen sie da wohnen?
Inge:
(nach vorne gehend) Beides! Ja - und was das Wohnen anbelangt, so möchte ich sehr,
sehr lange da wohnen!
Bauer:
Ja, es ist eine schöne Gegend da - und recht nette Zimmer haben wir, mit Balkon und
Aussicht auf die Berge! (kommt auch nach vorne)
Inge:
(lachend) Ja, was sie da alles für schöne Sachen haben, das hat mir der Wastl schon
gezeigt - aber vorerst möchte ich doch den Herrn des Hauses sprechen!
Bauer:
Der steht vor ihnen - hat sie leicht wer an mich empfohlen?
Inge:
Und ob - meine Mutter!
Bauer:
Da schau her, die Frau Mutter! Ja, kenne ich sie denn überhaupt, ihre liebe Frau Mutter!
Inge:
Glaube schon - sogar ganz gut - wenn es auch schon so an die 18 Jahre zurückliegt.
12
Bauer:
Inge:
Bauer:
Inge:
Bauer:
Inge:
Bauer:
Inge:
Bauer:
Inge:
Bauer:
Inge:
Bauer:
IngeBauer:
Inge:
Bauer:
Inge:
Bauer:
Inge:
Bauer:
Inge:
Bauer:
Inge:
Bauer:
Inge:
Schau, schau - so lange schon! Muss ein nettes Frauerl sein, wenn sie so eine saubere
Tochter hat.
Danke für das Kompliment. Sicher habe ich aber auch etwas von meinem Vater
mitbekommen.
Muss nicht sein - oft kann der Vater auch ein ganz grauslicher Rawuzzel sein!
(lachend) Nein, in meinem Fall bestimmt nicht, wenn ich ihn auch erst vor ganz kurzer Zeit
kennengelernt habe, weil er sich bis dato nicht um mich gekümmert hat - so muss ich doch
sagen, dass er ein richtig lieber älterer Herr ist.
Oh, das täuscht oft! Denn in ihrem Fall muss der liebe Vater ein richtiger Rabenvater
gewesen sein, wenn er sich um so ein liebes Madel wie sie nicht gekümmert hat. So ein
Haderlump?
Ach nein - mein Vater wird schon einen Grund gehabt haben für sein Verhalten. Und wenn
er jetzt lieb und nett zu mir ist - und mich aufnimmt bei sich, dann verzeihe ich ihm alles!
(geht auf den Bauern zu, betont) Papsch - ich bin deine Tochter!
(wie vom Blitz getroffen) Waas? Wer???
Deine Tochter Inge!
(vernichtet) Meine - Tochter?
(lachend) Ja, ja - du darfst es mir schon glauben deine Tochter!
(sich stöhnend an den Kopf greifend) Nein - nein - das ist ja - das ist ja unmöglich - da
irren sie sich - ich meine, ich kann - ich werde doch nicht - da müssert ich ja - oh Gott!
Ausgeschlossen!
Aber, Papsch - jetzt, wo ich groß bin, brauchst du mich doch nicht mehr zu verleugnen!
Ist eigentlich wahr. Aber wie denn dann - ich meine - wie komme ich denn zu so einer
späten Ehre - wie ist denn der Name der ehrenwerten Frau Mama?
Schützenhofer - Rosa Schützenhofer. Geboren und wohnhaft in Linz. Meine Mutter ist
leider kurz nach meiner Geburt gestorben.
Mein Beileid! Aber trotzdem - (nachdenklich) Schützenhofer - Rosa Ja - ich bin ein lediges Kind - doch meine Mamsch muss dich sehr gern gehabt haben - sie
hat nämlich nicht offiziell deinen Namen als Kindesvater angegeben - sicher, um dir
Unannehmlichkeiten zu ersparen. Aber insgeheim warst du doch bekannt. Jetzt bin ich
aus dem Internat entlassen worden - und bin direkt von dort zu dir gefahren, um dich
aufzusuchen!
(sehr verlegen, weiß nicht, was er sagen soll) Ja, ja - das ist sehr schön, dass du mich
heimgesucht - ah - aufgesucht hast, aber - - - nun ja, in Linz war ich öfter - aber so was - Du musst doch schon längst den Brief vom Internat erhalten haben, in dem man dir meine
Ankunft signalisiert hat.
Einen Brief? Nein - nix - deswegen meine ich ja - ob - - Glaubst du mir vielleicht nicht?
Doch - doch - ich bin nur etwas verwirrt - nun ja - die Freude! Ich meine, wenn man so
plötzlich Vater wird - Oh Gott!
Ach, Papschi! Komm, nimm mich doch endlich in deine Arme! Lange genug habe ich auf
diesen glücklichen Augenblick warten müssen!
Ja - ja - schon - nur –
(betrachtet ihn prüfend) Du, Papsch - ich weiß nicht recht - aber ich habe das Gefühl, du
freust dich nicht richtig, dass ich dich gefunden habe?
Doch, doch - die Freude ist nur ein bisserl gach über mich hereingebrochen! (trocknet sich
mit einem Taschentuch die Stirn) Diese große Freude hat mir sogar richtig eingeheizt?
Nein, so eine Überraschung!
Wirklich, Papsch? Bist du glücklich?
13
Bauer:
Inge:
(zweideutig, betont) Und wie - du hast mir gerade noch gefehlt!
Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich jetzt bin - du mein lieber guter Vater!
(umarmt und küsst ihn stürmisch auf beide Wangen)
11. Szene
Mali:
(a tempo aus dem Haus, erblickt erstaunt die beiden schreit auf) Haa! Ja - ja – so was Pfui Teufel! (eilt mit rascher Kehrtwendung wieder ins Haus ab)
Inge:
(sich vom Bauern lösend, sehr erstaunt) Du, Papsch - wer war denn das?
Bauer:
(breit und betont) Das Hofgespenst!!!
Vorhang
14