John Archibald Wheeler - GEO600

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John Archibald Wheeler - GEO600
John Archibald Wheeler
1911 – 2008
Peter Aufmuth
Albert-Einstein-Institut
Institut für Gravitationsphysik
Leibniz Universität Hannover
9. Juli 2008
Kollegen über Wheeler
Die Geschichte
wird JAW als einen
der überragenden
Geister des 20.
Jahrhunderts
beurteilen.
Max Tegmark
Einige seiner Konzepte
sind so radikal, daß man
ihnen nicht gerecht wird,
wenn man sie
„revolutionär“ nennt.
Für mich war er der
letzte Titan, der
einzige noch
lebende Superheld
der Physik.
Paul C.W. Davies
Anton Zeilinger
Leben
& Werk
Jugend & Studium
Geb. am 9. Juli 1911 in Jackson, FL
als erstes von vier Kindern.
Eltern: Joseph & Mabel Wheeler
(Bibliothekar & Hausfrau).
Häufige Umzüge: Florida, Kalifornien,
Ohio, Washington, D.C., Maryland
und Vermont.
JAW beginnt das Studium an der Johns
Hopkins University mit 16 und promoviert
mit 21 Jahren bei Karl Ferdinand Herzfeld.
„Dispersion and Absorption of He“
Dissertation 1932; Phys. Rev. (Jan. 1933)
Mit 27 Jahren wird er als Professor nach
Princeton berufen.
Leben
& Werk
Akademische Karriere
1938 – 76
Prof. of Physics, Princeton University
1976 – 86
Center for Theoretical Physics
University of Texas, Austin
seit 1986
Joseph Henry Prof. of Physics Emeritus
Princeton University
Princeton
Austin
Leben
& Werk
Wissenschaftliche Karriere
1933 – 34
1934 – 35
1935 – 38
1937 – 38
1938 – 39
1945
1952 – 55
Arbeit mit Gegory Breit, NYU
Arbeit mit Bohr, Kopenhagen
Assistent Prof., UNC
Arbeit mit Edward Teller
Arbeit mit Willis Lamb
Gründer & Direktor des
Cosmic Ray Lab, Princeton
Diskussionen mit Einstein
Mitgliedschaften:
American Physical Society (Präsident)
American Philosophical Society
Royal Academy
Accademia Nazionale dei Lincei
Royal Academy of Sciences
Leben
& Werk
Auszeichnungen
Enrico Fermi Award 1968
Franklin Medal 1969
National Medal of Science 1970
Niels Bohr Int. Gold Medal 1982
Oersted Medal 1983
Albert Einstein Medal 1988
Mateucci Medal 1993
Wolf Prize 1997
1991
John Archibald Wheeler/Batelle Professorship
in Physics (Princeton University 2001)
Leben
& Werk
Wheelers Familie
JAW heiratete 1935 Janette Hegner.
Sie starb im Oktober 2007 mit 99 Jahren.
Sie haben drei Kinder, 8 Enkel und 16 Urenkel.
John &
Janette 1985
Janette 1936
Familie Wheeler 1985
Leben
& Werk
Letzte Meldungen
D.E. Holz & JAW
Retro-MACHOs: pi in the sky ?
Astrophysical Journal 578 (2002) 330 – 334
M.A. Cirone, K. Rzazewski, W.P. Schleich, F. Straub & JAW
Quantum anticentrifugal force
Physical Review A 65 (2002) # 022101
Princeton Physics News, Winter 2006: JAW besucht immer noch
zweimal die Woche sein Büro in Princeton (Jadwin Hall)
JAW
† 13. April 2008
Hightstown, N.J.
2006
Benson, Vt.
Leben
& Werk
Wheeler als Lehrer
Warum hat eine
Universität Studenten ?
Damit die Professoren
etwas lernen !
Aber um von den
Studenten zu lernen,
muß man ihnen
gute Fragen stellen.
Leben
& Werk
Wheelers Schüler
Richard P. Feynman
Kip S. Thorne
Charles W. Misner
Hugh Everett III
James B. Hartle
Robert H. Dicke
Jacob Bekenstein
Robert M. Wald
Ignazio Ciufolini
Clifford M. Will
Kent Harrison
Kenneth Ford
Dieter Brill
John Klauder
u.v.a.
Masamit Wakano
Joseph Weber
Leben
& Werk
Einfluß auf die Physik
ix
r
t
a
M
S-
Stellarator
Schwarzes
Loch
Leben
& Werk
Wheelers Sprüche
Wheelers 1. moralisches Prinzip:
Führe nie eine Berechnung durch,
bevor Du nicht die Antwort weißt.
Ein Tag ohne neue
Erkenntnis ist ein
verlorener Tag.
Wenn man etwas
Neues macht, ist man
notwendigerweise
ein Amateur.
Wheelers Ratschlag für Autoren:
Vereinfache! Vereinfache!
Vereinfache!
Wahrheit ist erst dann Wahrheit,
wenn sie bekannt wird.
Wir werden erst
dann verstehen,
wie einfach das
Universum ist,
wenn wir
erkennen, wie
seltsam es ist.
Leben
& Werk
Wheelers Poesie
Law without law
Mass without mass
Charge without charge
Order from disorder
Oh Gravitationswelle,
Kein Suchender hat Dich je erblickt,
Goldenes Vlies unserer Tage.
Wagemutige Abenteurer suchen Dich
Mit all dem Scharfsinn eines Jason,
Mit der Hexenkraft von Lasern und Elektronik.
Leben
& Werk
Wheeler als Autor
Dez. 1963:
Dallas International Symposium on
Gravitational Collapse and Relativistic Astrophysics.
JAWs Report erscheint nicht in den „Proceedings“,
sondern als eigenes Buch:
Gravitation Theory and Gravitational Collapse
by B.K. Harrison, K.S. Thorne, M. Wakano, JAW
177 S. Großformat und Kleindruck
Das Schreiben langer
Artikel wurde zum
Dauerleiden und brachte
mir manchen Ärger mit
Herausgebern ein.
Charles W. Misner,
Kip S. Thorne, JAW
Gravitation (1973)
1279 S.
(Zettels Traum der Physik)
Leben
& Werk
1962
1964
1966
1966
1973
1974
1990
1994
1995
1998
2000
Wheelers Bücher
Geometrodynamics (Aufsätze)
Gravitation Theory and Gravitational Collapse
Spacetime Physics
Einstein’s Vision (dt. Einsteins Vision)
Gravitation
Black Holes, Gravitational Waves and Cosmology
A Journey into Gravity and Spacetime
(dt. Gravitation und Raumzeit)
At Home in the Universe (Aufsätze)
Gravitation and Inertia
Geons, Black Holes and Quantum Foam (Autobiographie)
Exploring Black Holes
DAS ZIEL:
Alle Macht dem Leser !
Edwin F. Taylor
J.A.W.
Leben
& Werk
Wheeler als Forscher
Grundfrage:
Was ist der fundamentale
Baustoff des Universums ?
Wheelers Prinzipien:
1934 – 1954:
Elementarteilchen
(Elektron, Photon)
1954 – 1974:
Felder – Geometrie
(Raumzeit)
Seit 1974:
Information
(Quantenphänomene)
Alles bis zur letzten Konsequenz durchdenken.
Einfachheit als Kriterium der Wahrheit.
Teilchenphysik
Bohr & Wheeler
JAW 1934 an Bord eines
Dampfers nach Kopenhagen
Edward Teller, Gregory Breit,
Fritz Kalckar, JAW, George Gamow,
Hans Bethe, I.I. Rabi, Niels Bohr
1934 – 36: Tröpfchenmodell des Atomkerns (w/ Bohr)
1936 – 37: Streumatrix für Kernprozesse
1937: Rotationsniveaus (w/ Teller)
1940: Spin-Bahn-Kopplung (w/ Barschall)
Teilchenphysik
Polyelektronen
Positronium und
Myonen-Atom
JAWs Notizbuch 1935
Eine Welt nur aus
Elektronen =
Elektron/PositronPaare
1946
Teilchenphysik
Wheeler & Feynman
Doktorand 1939 – 1942
Richard P. Feynman
(1918 – 1988)
Alle Elektronen und alle
Positronen habe die gleiche
Ladung und die gleiche Masse,
weil es sich um das gleiche
Teilchen handelt !
(Nächtlicher
Anruf von
JAW)
Ein Positron ist ein Elektron,
das in der Zeit rückwärts läuft.
→ Feynman-Diagramme
Teilchenphysik
Strahlungsdämpfung
Problem: Feldstärke unendlich
in der Nähe einer Punktladung
Läßt sich die
elektromagnetische
Wechselwirkung
als Fernwirkung
darstellen ?
Man muß sowohl die
retardierten als auch die
avancierten Lösungen der
Maxwell-Gleichungen
berücksichtigen !
Feynman & Wheeler
1945, 1949
Elektrodynamik
ohne Felder ?
Zukunft
↓
•
↑
Vergangenheit
Teilchenphysik
WW Absorber – Emitter
Mathematisch konsistente
komplementäre Darstellung !
S
→
←
•
•
- Kein elektromagnetisches Feld
- Keine Selbst-WW der Ladung
- Symmetrie zwischen
Vergangenheit und Zukunft
A
Ohne Absorber kein Strahler
Gäbe es nur ganz wenig
Materie im Universum,
würde die Zukunft die
Vergangenheit beeinflussen.
Viele Teilchen (~ 1078):
Die Einbahnstraße der Zeit
ist ein statistischer Effekt
Teilchenphysik
Kommentar
Einige Leute glauben,
Wheeler sei im
späteren Leben
übergeschnappt –
aber das war er schon
immer.
Typisch für Wheelers Denken:
Fernwirkungstheorie
Aufgabe der Kausalität
Zukunft → Vergangenheit
Feynman
Teilchenphysik
Kernspaltung
Dezember 1938:
Otto Hahn & Fritz Strassmann beschießen Uran mit Neutronen
n → 92U → 56Ba + 36Kr
Otto Frisch & Lise Meitner: Kernspaltung !
Theorie von Bohr & Wheeler im Frühjahr 1939
großes
Z²/A
p gerade
n ungerade
SEPTEMBER 1, 1939
Beginn
WW II
PHYSICAL REVIEW
VOLUME 56
The Mechanism of Nuclear Fission
NIELS BOHR AND JOHN ARCHIBALD WHEELER
235U
238U
239Pu
Teilchenphysik
Kettenreaktion
Einsicht: Kettenreaktion möglich (Zeldovich 1939)
→ Reaktor oder Bombe
Brennstoff: 235U oder 239 Pu
235U
Brief an
Roosevelt
2. 8. 1939
– muß von 238U getrennt werden (Zentrifuge)
239Pu
– muß in einem Reaktor hergestellt werden
Nach Pearl Harbour (Dez. 1941):
Beschluß zum Bau einer Atombombe
J. Robert Oppenheimer, Gregory Breit, Hans Bethe,
John Van Vleck, Edward Teller, Felix Bloch, JAW, ...
Teilchenphysik
Das „Manhattan“-Projekt
Wheelers Aufgabe:
Entwurf eines Reaktors zur Herstellung von Plutonium
Ab Jan. 1942 in Chicago, ab Sept. 1944 in Hanford
„Vergiftung“ des Reaktors
durch 135Xe(T½ 9,2 h)
(großer Wirkungsquerschnitt
für Neutroneneinfang)
Lösung: gesteuertes Brennen
Hanford 1945
Juli 1945: Test der Pu-Bombe
August 1945: Abwurf einer Pu-Bombe
(„Fat Man“) auf Nagasaki
Teilchenphysik
Wheelers Motiv
Hätten wir die Bombe ein
Jahr eher gehabt, so
hätten wir 15 Millionen
Menschen retten können,
darunter meinen Bruder
Joe.
Den Krieg beenden, um Soldaten
und Zivilisten zu retten.
Wheelers erstes Buch
„Geometrodynamics“
trägt die Widmung:
To the memory of my brother
JOSEPH TOWNE WHEELER
Born Glendale, California, 10 August 1914
Killed in action between Florence and Bologna
25 October 1944
Der Tod seines Bruders Joe hat
JAW Zeit seines Lebens belastet.
Teilchenphysik
Quantenelektrodynamik
Shelter Island Conference 1947
= Geburtsstunde der QED
Willis Lamb, JAW, Abraham Pais,
Richard Feynman, Hermann Feshbach, Julian Schwinger
Teilchenphysik
„Matterhorn B“
Seit 1949 Entwicklung der H-Bombe in der UdSSR
JAW und Ed. Teller beteiligen sich an der Entwicklung
einer amerikanischen Bombe („Mike“)
Test: 1. Nov. 1952 in Eniwetok
Erhaltung des
strategischen
Gleichgewichts
Loyalität zum
Staat – nationale
Aufgabe
Enrico Fermi Award 1968
JAW mit Vater, Präsident, Sohn & Enkel
Geometrodynamik
Nach der Bombe
John A. Wheeler 1998 in
seiner Autobiographie:
Am 6. Mai 1952 nahm ich ein
neues gebundenes Notizbuch aus
dem Regal, gab ihm den Namen
“Relativity I” und schrieb auf
Seite 1: “1755. Erhielt vor einer
½ Stunde von Shenstone die gute
Nachricht, daß ich nächstes Jahr
Relativität lesen darf […].”
Ich wollte Relativität ganz einfach
deswegen unterrichten, um
das Gebiet zu lernen. In diesem
Herbst schrieben sich fünfzehn
Studenten in meinem Kurs ein
[…].
Geometrodynamik
Einstein & Wheeler
„Der Raum sagt der Materie, wie sie sich bewegen soll, und
die Materie sagt dem Raum, wie er sich krümmen muß.“
„Die Trägheit hier wird durch die fernen Massen dort bestimmt.“
Einstein, Yukawa & Wheeler, Princeton 1954
Geometrodynamik
Das Schicksal der Sterne
Was ist der Endzustand
eines Systems von A Baryonen,
wenn A sehr groß ist ?
z.B. A ~ 1058
~ 15 M~
r = 107 km
r = 10 km
Kompressbilität
log p
Strahlungsdruck
Entartungsdruck
Dichte
Harrison-Wheeler-Gleichung
Geometrodynamik
Schwarze Löcher
Nach dem Ende der Fusionsprozesse: 56Fe-Kern.
Gravitativer Zusammensturz bis auf einen Punkt:
„Schwarzes Loch“ (JAW 1967)
„Schwarze Löcher haben keine Haare.“
(No-Hair-Theorem)
Geometrodynamik
Gravitationswellen
Von Januar bis September 1956 hält JAW
Vorlesungen über Quantengeometrodynamik
an der Universität Leiden.
Unter seinen Zuhörern: Joe Weber.
Zusammen mit Ch. Misner und P. Putnam
diskutieren sie über
Gravitationswellen.
Joseph Weber
(1919 – 2000)
Geometrodynamik
Weber & Wheeler
Er warf sich mit religiöser Inbrunst
auf die Gravitationswellen und
verfolgte sie für den Rest seiner
Laufbahn. Manchmal frage ich
mich, ob ich ihn nicht mit zuviel
Enthusiasmus für diese
monumentale Aufgabe erfüllt habe.
John A. Wheeler 1998 in
seiner Autobiographie
Geometrodynamik
Die Seinsfrage
Princeton 1971:
„Magic without Magic“
Warum existiert
überhaupt Etwas und
nicht vielmehr Nichts
?
G. W. Leibniz
(1646 – 1716)
Geometrodynamik
Das Cartansche Prinzip
Um Alles aus Nichts
abzuleiten, genügt ein
einziges Prinzip.
Der Rand eines Randes
verschwindet:
∂∂ = 0
Élie Cartan ∂(n-dim. orientierte differen(1869 – 1951) zierbare Mannigfaltigkeit M)
= Summe Σ ihrer Hyperflächen.
∂(Σ) = Summe der Kanten = 0
Geometrodynamik
Geometrisierung !
Dieses rein geometrische Prinzip
bestimmt (zusammen mit dem
Stokesschen Satz) Form und
Erhaltungssätze aller Feldtheorien:
Elektrodynamik
Geometrodynamik
Chromodynamik.
∫ ddθ = ∫ dθ = ∫θ
M
∂M
∂∂ M = 0
=0
d * J = 0 d *G = 0 d *T = 0
Programm: Geometrisierung der Physik !
Geometrodynamik
Raum und Materie
Die Unterscheidung zwischen
dem Raum und anderen
dreidimensionalen Größen ist
nur durch Erfahrung möglich.
Die Änderung in der
Krümmung des Raums
ist das, was wir die
Bewegung der Materie
nennen.
1854
1870
Bernard Riemann
(1826 – 1866)
William Clifford
(1845 – 1879)
Geometrodynamik
Alles ist Nichts
Können wir den
Materiebegriff nicht einfach
fallenlassen und eine reine
Feldphysik entwickeln ?
E = mc
2
Der Raum ist das Feld.
Albert Einstein
(1879 – 1955)
Die Materie ist nur eine
Anregung des leeren
gekrümmten Raumes.
Geometrodynamik
Leerer gekrümmter Raum
Geometrisches Modell
der Masse: „Geon“
Geometrisches Modell
der Ladung:
El.-magn. Wellen und GW,
die durch die eigene
Gravitation zusammenhalten
Feldlinien, die in einem
Wurmloch gefangen sind
Masse ohne Masse
Ladung ohne Ladung
Geometrodynamik
Einheitliche Feldtheorie
Das EM-Feld enthält Energie u. muß daher im Energie-Impuls-Tensor
berücksichtigt werden. So prägt es der Geometrie seine Spur auf
(Rainich 1925, Misner 1957) :
EM-Feld
Fik
→ Tik
f ik =
G
Fik
2
c
→ Geometrie
Tik ⊕ f ik
Geometrodynamik
Quantenschaum
Auf dem Niveau der
Planck-Länge LP = 10–35 m
kommt es zu
Quantenfluktuationen
der Geometrie.
Raum und Zeit lösen sich auf
→ Keine Kausalität !
→ Keine Raumzeit-Punkte !
→ Keine Geometrie !
Geometrodynamik
Machsches Prinzip
Die fernen Massen beeinflussen
die Trägheit im Sonnensystem.
Die Masse dort
bestimmt
die Trägheit hier.
Mach
Das Machsche Prinzip liefert die
Randbedingungen für die Lösung
der Einstein-Gleichung (→ räumlich
geschlossenes Universum)
Geometrodynamik
Singularitäten
Schwarze Löcher und der Big Bang
sind unvermeidliche Lösungen der
Feldgleichungen und stehen
damit für den Zusammenbruch der
Geometrodynamik.
Sie sind Paradigmata für das
Ende der klassischen Physik.
Beyond the End
of Time (1971)
Die größte Krise in der
Geschichte der Physik !
Geometrodynamik
Superraum
→ Quantengeometrodynamik !
Das dynamische Objekt der
Geometrodynamik ist nicht die
Raumzeit, sondern der Raum.
Der Wirkungsbereich der
Quantengeometrodynamik
ist der Superraum
= eine Mannigfaltigkeit, deren
Elemente jeweils eine ganze
3-Geometrie (3)G repräsentieren.
„Die Zeit ist keine ursprüngliche Größe.“ (Wheeler 1979)
Geometrodynamik
Wheeler-DeWitt-Gleichung
⎡
⎢−
⎢⎣
∇2
(δ G )
(3)
2
+
(3)
⎤
R ⎥ Ψ ( (3)G ) = 0
⎥⎦
„Einstein-Schrödinger-Gleichung“
Hˆ | Ψuniv 〉 = 0
Wellenfunktion des Universums
Der Übergang zwischen den 3-Geometrien
definiert eine Funktion t(x,y,z) = Zeit
( 3)
G → (3)G + δ (3)G
t ( x, y, z ) → t ( x, y, z ) + δt ( x, y, z )
Geometrodynamik
1970
Probleme der QGMD






Kein Platz für Spin ½-Teilchen
Kein Platz für Neutrinos
Diskontinuierliche Topologie
Unvermeidliche Singularitäten
Zahl der Freiheitsgrade: ∞
Problem der Zeit
Ich löse lieber
erstmal die
Probleme der
Quantentheorie !
Quantenphänomene
Die Pfad-Integral-Methode
Doktorand von JAW 1941
A Principle of Least Action in Quantum Mechanics
Ph.D. thesis 1942
REVIEWS OF MODERN PHYSICS VOL. 20 APRIL, 1948
Space-Time Approach to Non-Relativistic
Quantum Mechanics
R.P. FEYNMAN
R.P. Feynman
(1918 – 1988)
Glauben Sie nicht,
daß man diese
Theorie akzeptieren
kann ?
JAW
JAW: „sum over histories“
Ich kann immer noch nicht
glauben, daß der liebe Gott
würfelt. Aber ich habe das
Recht erworben, meine
eigenen Fehler zu machen.
Quantenphänomene
„Viele Welten“-Deutung
Doktorand von JAW 1957
On the Foundations of Quantum Mechanics
Ph.D. thesis 1957
REVIEWS OF MODERN PHYSICS VOL. 29 JULY, 1957
“Relative State” Formulation of Quantum Mechanics
HUGH EVERETT, III
Hugh Everett III
(1930 – 1982)
Problem der QM: Kollaps der Wellenfunktion
Lösung: Alle Möglichkeiten werden verwirklicht !
Aber: Jede in ihrem eigenen Universum.
Everetts Deutung vermeidet den Gegensatz „Quantenwelt“ – „klassische Welt“.
Es gibt nur Quantensysteme, und der
Beobachter ist ein Teil davon.
Quantenphänomene
Kern der
Bohr-EinsteinDebatte
Es muß eine den
Erscheinungen
zugrunde liegende
reale Welt geben.
Einstein
und Bohr
Realität ?!
Was ist Realität ?
Welche Rolle spielt
der Beobachter ?
Es gibt keine
tiefere Realität !
Ist der Mond da,
wenn keiner
hinguckt ?
Realität wird erst
durch Beobachtung
erschaffen.
JAW
Quantenphänomene
Teilnehmer-Universum
Ein elementares Phänomen
ist erst dann ein Phänomen,
wenn es registriert ist.
Registrierung = Beobachtung
hergestellt durch einen
irreversiblen Akt der Verstärkung
und sprachlich mitteilbar (Bohr)
Vom Beobachter zum Teilnehmer
Der Baustoff des Universums: das elementare Quantenphänomen ?
Quantenphänomene
„Delayed choice“
Änderung der Versuchsanordnung kurz vor Vollendung der Messung
(Gedankenexperiment, JAW 1978)
Einsatz des 2. Strahlteilers
→ Interferenzmuster
(Beide Wege: Licht als Welle)
Fehlen des 2. Strahlteilers
→ Intensitätsmaximum je Weg
(Ein Weg: Licht als Photon)
Die Anordnung entscheidet über den Verlauf des Experiments
Experiment mit
nachträglicher Wahl
Quantenphänomene
Änderung der Versuchsanordnung kurz vor Vollendung der Messung
(Experiment, A. Aspect 2006 )
5 ns
∆t = 40 ns
48 m
Das Verhalten des Photons
im Interferometer hängt von
der Wahl der Observablen
ab, selbst wenn der Eintritt
des Photons raumartig zu
dieser Wahl erfolgt.
Die Wahl erfolgt durch einen
Zufallszahlengenerator.
Quantenphänomene
Wahl der Vergangenheit
Einstein-Kreuz
Interferenz verschiedener
Bilder des Quasars.
Durch die Anordnung
(Strahlteiler oder nicht)
wird heute entschieden,
was das Photon vor fünf
Milliarden Jahren gemacht
hat (ein Weg oder beide).
Die Vergangenheit existiert erst durch eine gegenwärtige Messung
Quantenphänomene
Selbstschöpfung des
Universums ?
Ein elementarer Quantenprozeß
erschafft die Vergangenheit
Schöpfung durch
Beobachtung
Das Universum –
ein Schwingkreis
mit Selbsterregung ?
Quantenphänomene
„It from bit“
Keine Frage ? Keine Antwort !
S=
1 kB
A
4 hG
J.D. Bekenstein (1972):
Die Fläche des Horizonts eines
Schwarzen Lochs ist ein Maß
für dessen Entropie
= der im Schwarzen Loch enthaltenen Information.
Die Welt ist aufgebaut aus
Ja/Nein-Entscheidungen
und ihrer Registrierung.
Der Ursprung von Allem
liegt in der Information.
X → Photon → Detektor
→ Zähler → „Klick“ = 1 Bit
Besteht die Welt aus Information ?
Quantenphänomene
Ewige Gesetze ?
Alle physikalischen Gesetze
erfordern „Raum“ und „Zeit“
Hatte Gott eine Wahl
bei der Erschaffung
des Universums ?
Wenn Raum und Zeit im Big
Bang entstanden sind und in
der Singularität eines
Schwarzen Lochs wieder
verschwinden, dann kann es
keine ewigen Gesetze geben.
Es gibt nur ein
Gesetz: daß es
kein Gesetz
gibt.
Gesetz ohne Gesetz
Quantenphänomene
Wandelbarkeit der Physik ?
Gibt es Evolution nur in der
Biologie ? Oder
entwickeln sich auch die
physikalischen Gesetze und
Konstanten durch einen Prozeß
der natürlichen Auslese ?
Wandelbarkeit
Warum 3 + 1
Dimensionen ?
Warum nicht mehr ?
Quantenphänomene
Letzte Fragen
How come
the quantum ?
How come
existence ?
Quantenphänomene
Journal, 29. Januar 2002:
Letzte Frage
Am 9. Januar 2001 hatte ich einen
Herzanfall. Das ist ein Zeichen: Ich
habe nur begrenzte Zeit. So werde ich
mich auf eine Frage konzentrieren:
Warum existiert Etwas ?
Kein Raum, keine Zeit, keine Gravitation, kein Elektromagnetismus,
keine Teilchen. Nichts. Wir sind
wieder da angekommen, wo Plato,
Aristoteles und Parmenides mit den
großen Fragen gerungen haben:
Warum gibt es das Universum,
Warum gibt es uns, Warum gibt es
überhaupt Etwas ?
Quantenphänomene
Einfachheit
Ich bin sicher: Eines Tages werden
wir die zentrale Idee von all dem
erfassen, und sie wird so einfach, so
schön und so offensichtlich sein, daß
wir einander fragen:
„Wie konnte es anders sein?“
dF = 0
d*J = 0
d*G = 0
d*T = 0
∂∂ = 0
John Archibald Wheeler
1911 – 2008